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V irtual Reality für jedermann
Schwerpunkt: DIGITALISIERUNG
Virtual Reality für jedermann
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In diesen Tagen bringt das Schweizer Start-Up HEGIAS eine CMS-Software auf den Markt mit der Virtual Reality in der Baubranche einen wesentlichen Schub erfahren soll. Die intuitive VR-Lösung Hegias 1.0 ermöglicht Planern und Bauherren noch nicht erbaute Bauobjekte zu besichtigen und einzurichten.
Text: Anita Bucher Fotos: HEGIAS
Was bislang nur mit teuren Software-Abgleichen möglich war, soll nun als browserbasierte Lösung mittels Datenspeicherung in einer Cloud für jedermann machbar sein. Auch dezentrale BIM-Kollaborationsmeetings auf der virtuellen Baustelle sind möglich, sogar dann, wenn man sich physisch nicht am selben Ort befindet.
Einfach eine 3D-Brille aufsetzen in eine neue Welt eintauchen. Gemeinsam mit anderen ein bisher nur in Plänen existierendes Bauwerk besichtigen. Durch FingerSchnippen den Innenausbau verändern, Farben und Materialien ersetzen, Möblierungen verändern, ein ganzes Bauobjekt von rundherum anschauen, jeden Winkel ergründen und sich Notizen machen, was in den Plänen noch vor dem Bau verändert werden kann. Mit HEGIAS 1.0 präsentieren die Schweizer Macher eine Software, die ortsunabhängig fast überall eingesetzt werden kann. Es braucht lediglich einen Internetbrowser. «Man kann die Software auf jedem herkömmlichen PC verwenden», betont HEGIAS CEO Patrik Marty. «Da es sich um eine Cloud- und Browser-basierte Lösung handelt, ist sie völlig ortunabhängig und auch ohne Brille anwendbar. Am meisten Spass macht es aber mit einem leistungsfähigen PC mit guter Grafikkarte und einer guten VR-Brille.» Dann nämlich wird die virtuelle Welt zu einer real erlebbaren Entdeckungstour, in welcher man sich sogar mittels Avatares begegnen und gemeinsam Anpassungen tätigen kann.
HEGIAS – Ein Schweizer Startup mit Erfolgsaussichten
2019 wurde das Schweizer Start-Up HEGIAS von «EU Start-ups» an erster Stelle d er 10 Schweizer Start-ups genannt, die
man künftig im Auge behalten sollte. Im Frühling 2020 steht HEGIAS 1.0 unmittelbar vor dem Markteintritt. Warum man sich jetzt doch so lange Zeit gelassen hat erklärt Marty so: «Wir wollten immer eine intuitive Lösung haben, mit der ein Kunde praktisch von Anfang an selbständig arbeiten kann. 2019 haben wir uns bewusst viel Zeit gelassen, um HEGIAS 1.0 im praktischen Einsatz zu testen.» Rund 15 eingeladene Partner sind bereits vor dem offiziellen Launch bei HEGIAS 1.0 registriert. Ab Anfang Mai 2020 wird die Software für eine breite Kundschaft zur Verfügung stehen. Das Interesse in der Branche ist gross. Führende Hersteller von Haushaltgeräten, Möbeln und Inneneinrichtungen aller Arten klopfen bei HEGIAS an, weil sie ihre Produkte in der Bibliothek zur Innen-Einrichtung platzieren möchten. «Das geht ganz einfach», betont Marty.
Schnittstellen werden laufend entwickelt
«Jeder, der ein Login besitzt, kann Produkte in die Bibliothek von HEGIAS 1.0 hochladen. Wer möchte kann sich eine eigene Bibliothek einrichten», erklärt er. Aber das ist noch nicht alles. «In Zukunft wird es m öglich sein, Produkte aus der geteilten Bibliothek dort auch direkt zu bestellen. Die benötigten ERP-Anbindungen an die beteiligten Unternehmen sind lösbar, auch wenn es hier eine länderspezifische Auswahl braucht »Irgendwann sind wir damit hoffentlich in der Lage unsere Software gratis zur Verfügung zu stellen. Das ist nämlich, was uns vorschwebt: Eine intuitive demokratisch weiter entwickelbare Software, die allen zur Verfügung steht.» Bis dahin liegt aber noch ein weiter Weg vor ihm.
Mit VR-Brille in noch nicht erbaute Wohnwelten eintauchen.
Digitalisierung auf dem Vormarsch
«Derzeit findet in der Baubranche Coronabedingt ein grosser Digitalisierungsschub statt», bemerkt Marty. Auch HEGIAS wird lang- oder mittelfristig davon profitieren. Da ist er sich sicher. Die grosse Nachfrage nach VR-Brillen bei den Online-Händlern ist selbstredend. Und dass man Corona-bedingt zurzeit nicht Reisen darf macht die virtuelle Welt umso interessanter. Marty und sein Team ordnet gerade in der Immobilien-Welt ein grosses Bedürfnis für seine Software: «Wer beispielsweise in der Corona-Krise eine Neubau-Wohnung kaufen möchte, könnte nun das Beratungsgespräch mit dem Verkäufer online abhalten und die Wohnung virtuell besichtigen.»
Vielversprechende Pilotprojekte
2019 haben Pilotprojekte mit der Implenia zu spannenden Resultaten geführt. So wurden in einem Gebäude der Lokstadt Winterthur die Wohnungen mittels VR-Besichtigungstouren in kürzester Zeit verkauft. «Nur mittels Vorstellungskraft zu suggerieren wie beispielsweise eine Raumhöhe wirkt, ist für viele Menschen schwierig», erklärt Marty. «Mit einer VR-Brille und unserer Software kann man das Raumgefühl selber erleben und gleichzeitig auch noch die Materialisierung im Raum ändern.» Auch im Kunstbereich ordert Marty grosses Potential: «Mit HEGIAS können Kuratoren ganze Ausstellungen planen und bereits vor der Umsetzung erleben.» So oder so: Der Markteintritt der Schweizer VR-Software wird spannend. Ob der Erfolg sich einstellt wird sich noch zeigen. Gönnen würde man es dem Zürcher Start-Up, das in Lugano ein eigenes Entwicklungsbüro hat und somit alles 100% Swiss Made entwickelt, ganz bestimmt schon heute.