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Corona-Höchstleistungen auf dem Bau

CORONAHöchstleistungen auf dem Bau

Trotz Corona-Krise ist die Motivation auf Schweizer Baustellen hoch. Eine Umfrage unter Baukader-Mitgliedern zeigt, dass viele Bauleute froh sind, dass sie arbeiten dürfen. Der Mehraufwand für die Umsetzung der Corona-Regeln einzustehen, wird gerne in Kauf genommen, auch wenn der Termindruck hoch ist. Trotz Krise: Die Bauherrschaft hat kein Verständnis für Verzögerungen.

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Text: Anita Bucher und Ana Jurcevic Fotos: zvg

1900 Kontrollen hat die Suva vom 25. März bis Mitte April 2020 auf Schweizer Baustellen durchgeführt. Bei mehr als 97 Prozent der Kontrollen, welche das Bauhaupt- wie auch das Ausbaugewerbe betrafen, waren die Schutzmassnahmen gemäss Vorgaben des Bundes soweit umgesetzt, dass weitergearbeitet werden konnte. Nur vereinzelt mussten Anpassungen beim Baustellenbetrieb vorgenommen werden. Das zeigt ein B ericht der Schweizerischen Unfallversicherung Suva, welche für die Kontrollen zuständig ist. Hinzu kommt ein Vielfaches an Kontrollen durch kantonale Kontrolleure. Alleine die Zürcher Kantonspolizei hat auf dem Kantonsgebiet rund 1200 eigene Kontrollen durchgeführt, wobei sie in keinem einzigen Fall eine Betriebsschliessung anordnen musste. Zu verdanken ist das nicht zuletzt den Baukadern, welche auf dem Bau wieder einmal Höchstleistungen erbringen. Nebst Termindruck und Kostendruck leisten sie jetzt auch den Mehraufwand für die Corona-Massnahmen, die es umzusetzen gilt.

Trotz Corona-Mehraufwand ist die Motivation auf Schweizer Baustellen hoch.

Baubranche als Stütze der Wirtschaft

Die Baubranche ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor. Schweizweit trägt das Baugewerbe rund 10% zur Wirtschaftsleistung bei. In manchen Kantonen sind es sogar 15%. Viele der erweiterten Gesundheitsmassnahmen zum Schutz vor dem Corona-Virus bedeuten Mehrarbeit für die sonst schon stark belasteten Führungskräfte auf dem Bau. Poliere und Bauführer tragen die Verantwortung für die Umsetzung von AbstandsRegeln, das vermehrte Händereinigen und die Installation von zusätzlichen sanitären Anlagen und Desinfektionsstellen. Auch die regelmässige Information der Bauarbeiter, die Organsation im Zweischichtbetrieb wie auch von Gruppeneinteilungen für versetzten Arbeitsbeginn oder Znüni-Pausen generieren mehr Aufwand. Dazu kommen die Kontrollen der SUVA und ungeklärte Fragen wie: Wer kommt für all die Zusatzkosten auf und was, wenn die Baustelle doch geschlossen wird?

Sozialpartner in der Pflicht

Umfragen unter unseren Baukader Mitgliedern zeigen jedoch: Die Motivation auf Schweizer Baustellen ist hoch. In Krisenzeiten sind die meisten Bauarbeiter dankbar, dass sie arbeiten dürfen. Erst recht gilt es der Gesundheit der Bauleute grösste Aufmerksamkeit zu schenken. Gefordert sind die Unternehmer, die Arbeitnehmenden und die Sozialpartner. Baukader Schweiz und die anderen Sozialpartner stehen in regelmässigem Austausch und beobachten die Lage und Stimmung auf dem Bau. Für den Baukader Verband steht das Wohlergehen und die Gesundheit der Mitglieder, aber auch der anderen Bauarbeiter an erster Stelle.

Stefan Dürig, Hindelbank

«Mit meinem Bluthochdruck bin ich Risikopatient. Ich arbeite als Polier auf einer kleineren Baustelle am Umbau eines Bauernhauses. Nach dem Lockdown war ich zuerst acht Tage daheim. Noch ist nicht geklärt, ob ich diese als Ferien beziehen muss. Normalerweise wären wir 3 bis 4 Personen auf der Baustelle. Jetzt sind wir noch zu zweit. Privat ist meine Frau im Gesundheitswesen tätig. Ich bin also in besten Händen. Angst habe ich nicht, jedoch Respekt, auch deswegen, weil ich nächstes Jahr 60 werde.»

Adrian Ryser, Emmental

«Die Schutzmassnahmen finde ich angemessen. Bau-Verzug haben wir keinen deswegen. Das Corona-Virus nervt mich mehr privat. Ich wohne neben einem Sportplatz und kriege ganz oft mit, dass man sich nicht an die Empfehlungen vom Bundesrat hält. Das regt mich dann auf. Mein jüngerer Sohn ist zudem gerade in der RS, den habe ich seit 5 Wochen nicht mehr gesehen.»

Pascal Schällebaum, Walzenhausen

«Zwei Wochen lang hatte ich einen Mann in Quarantäne. Dieser ist sehr froh, dass er jetzt wieder arbeiten darf. Beim täglichen Arbeiten haben wir wenig Einschränkungen. Die Schutzmassnahmen finde ich gut und angemessen. Das Mühsamste ist für mich der Kontakt zu anderen Unternehmern. Da ist nicht immer klar, dass sie sich an die Massnahmen halten. Ich schaue aber in erster Linie für meine

Leute. Persönlich hoffe ich, dass die Einschränkungen nicht zu lange andauern. Ich habe

Sommer Ferien gebucht auf Elba.»

Samuel Siegenthaler, Ufhusen

«Bei uns auf der Baustelle Allmend in Egolzwil werden die Regeln knallhart umgesetzt. In der Baracke dürfen sich maximal zwei Personen gleichzeitig befinden. Der Mensch ist aber ein Gewohnheitstier, weshalb es anfangs etwas schwierig war sich immer an die neuen Massnahmen zu halten. In der Firma haben wir intern eine Ansprechperson, die man bei Unklarheiten kontaktieren kann. Vor einer Ansteckung habe ich Respekt, aber keine Angst.»

Manfred Gerhard, Brittnau

«Auf der Baustelle Häslirain in Aesch BL gab es einen positiv getesteten Mitarbeiter und einen zweiten, der Symptome zeigte. Damit war die Baustelle vier Tage lang geschlossen. Das verursachte bei allen auf der Baustelle ein mulmiges Gefühl. Insgesamt sind wir 25 bis 30 Mann auf Platz. Eine Person davon ist sechs Stunden am Tag zuständig für die Hygienemassnahmen. Die Container werden zwei Mal täglich geputzt und waren noch nie sauberer und die WCs werden sogar dreimal täglich geputzt: Jetzt ist es hier sauberer als in einem Hotel. Das unsichere Gefühl ist verschwunden, der Respekt vor dem Virus bleibt.»

Moritz Häner, Breitenbach

«Ich glaube die Einschränkungen werden noch bis zum Sommer anhalten. Die Bauunternehmungen machen das meines Erachtens aber sehr gut! Alle Massnahmen werden eingehalten. Natürlich gibt es halt manchmal Situationen, in welchen man nicht zu 100% Abstand halten kann, aber im Grossen und Ganzen funktionieren die Gesundheitsmassnahmen gut.»

Peter Aerschmann, Schmitten

«Wir haben keine Angst! Auf unserer Baustelle in Schmitten FR herrscht gute Stimmung. Unsere Baustelle mit vier Personen blieb stets offen und die Hygienemassnahmen wurden korrekt eingehalten. Wir haben gut koordiniert, wer wo werkt und wo nötig die Gruppen verkleinert.»

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