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Der Reiat-Lieferservice brachte Kooperationen h ervor, die den Lockdown überstehen sollen

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Regionales via Webshop

Die Coronakrise hat die Schweizer Wirtschaft hart getroffen – aber längst nicht alle kleinen Unternehmer in die Knie gezwungen. Neue Geschäftsideen wurden umgesetzt. So florierte ein Lieferservice mit frischen Produkten direkt vom Hof.

TEXT UND BILDER MARK SCHIESSER

Es ist eines der innovativen Angebote, das ohne Corona nicht so schnell entstanden wäre, der Reiat-Lieferservice, der nicht nur regionale Produkte direkt vor die Haustür liefert und damit Produzenten und Bevölkerung zusammenbringt, sondern seit Kurzem auch einen attraktiven Laden im Dorfkern von Thayngen betreibt. Doch eins nach dem anderen.

Wenn die Not da ist – bringt diese gewissen Unternehmerinnen und Unternehmern oftmals auch einen wahren Kreativitätsschub. Wie bei Lisa Fuchs vom landwirtschaftlichen Betrieb Föhrenhof in Altdorf. Man könnte fast sagen, alles begann mit einem Ei. Vor zwei Jahren konnte ihre Familie ihr lang geplantes Projekt «Hühnerstall» wahr werden lassen. Seither werden unter dem Namen «Ei(d)er Fuchs» eigene Hofprodukte und solche anderer Direktvermarkter ausgeliefert. Mit dem Slogan «Allein ist man stark, gemeinsam unschlagbar» preist die Website Eier, Brot, Knöpfli, Likör und vieles mehr im Internet an. So wie die Familie Fuchs gehen immer mehr Bauernfamilien neue Wege, um ihre Produkte direkt zu vermarkten, auch, um die Wertschöpfung auf dem Hof zu erhöhen.

REGIONALE GAUMENGENÜSSE

Seit das Einkaufen im Laden wegen der Corona-Pandemie zur Gefahr für die Gesundheit erklärt wurde, hat das Geschäft mit der Hauslieferung stark zugenommen. «Die Krise ist auch eine Chance», sagt Lisa Fuchs, denn in kurzer Zeit hat sich die Zahl der Bestellungen auf der Homepage stark vermehrt, «und mit der Coronakrise ist das Bedürfnis nach regionaler Ernährung und Wertschöpfung enorm gestiegen», freut sich die Unternehmerin.

Lisa Fuchs hat die Chance erkannt und ihre Dienstleistung ausgebaut. Viel Arbeit gab der Aufbau des Online-Shops, über den die meisten Bestellungen

Markt auf moderner Basis: ReiatMarkt-Leiterin Jenni Schmid und Mitarbeiterin Monika Leu (r.)

laufen. «Eine grosse Herausforderung, die aber auch Spass macht», sagt sie im Nachhinein. Die neu gegründete Plattform Reiat-Lieferservice vermarktet die regionalen Gaumengenüsse zahlreicher Produzenten aus dem Reiat und darüber hinaus. «Alles für den täglichen Gebrauch und neu sogar auch Milchprodukte», wie sie mit Stolz betont. Ständig kommen neue Produzenten dazu. Statt selbst auf Tour zu gehen, kümmert sie sich nun um die Organisation, was ihre Rolle kurzum verändert hat. Helferinnen und Helfer mussten gesucht werden. Auch grössere Räumlichkeiten. Gut vernetzt wie sie ist, konnte sie anfangs auf die Mithilfe des Thaynger Werbeprofi und Fotografen Peter Schäublin zählen. Eine wertvolle Hilfe im Aufbau und in Sachen Social Media und vielem mehr war auch Versicherungsspezialist Bruno Bosshard aus Opfertshofen. Weil Hygiene schon bei der Produktion eine wichtige Rolle spielt, gehören Desinfektionsmittel und Handschuhe sowieso zur Grundausrüstung.

Um der stetig wachsenden Nachfrage möglichst schnell gerecht zu werden, konnte Lisa Fuchs auch auf die grosse Erfahrung und

die Infrastruktur von Thomas Meisters Firma Natürlich Meister Holzart GmbH zugreifen. Der kreative Zimmermann – er entwickelt seit über zehn Jahren mehrere Geschäftsideen – ist unter anderem auch der Schöpfer der «Reiat-Cherze», welche zu einem Gestell mit Fondue-Caquelon und vielfältigen anderen Verwendungsmöglichkeiten erweitert werden kann. Meister, bekannt auch als Buchenholzpionier, bezeichnet den Reiat-Lieferservice als Start-upUnternehmen.

INNERHALB VON ACHT WOCHEN

Von der Idee bis zum fertigen Angebot hat die Krise ungeahnte kreative Prozesse freigesetzt. Die ganze Aufbauarbeit, die unter normalen Bedingungen Monate an Vorbereitungszeit gebraucht hätte, gelang in kürzester Zeit. Innerhalb von acht Wochen ist alles passiert. «Wir haben das Ganze nicht neu erfun

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Der «Reiat-Lieferservice» und der «ReiatMarkt» sind eng verknüpft mit dem «Reiat-Genuss», der kürzlich unter der Federführung von Wein m acher Thomas Stamm ins Leben gerufen wurde. Deren Ziel ist es, Produzenten mit Gastronomen der Region – das Gebiet von Dörflingen, Thayngen, den unteren und oberen Reiat und das Durachtal – zusammenzubringen.

den, sondern neu kombiniert», ergänzt Meister. Agilität und somit offen sein für Veränderungen und proaktives Handeln sind in Zeiten der Unsicherheit von grosser Bedeutung. «Diese Kraft bricht alte Verhaltensweisen auf, die Suche nach alternativen Wegen durch Improvisation bringt Neues hervor.» Und das Neue wird bleiben. Hoffentlich. «Vorher, als die Wirtschaft auf Hochtouren lief, die Grenzen offen waren, war das beinahe unmöglich», bilanziert Meister. Dass die Rückbesinnung auf Regionales erst durch die Coronakrise ausgelöst werden musste, stimmt ihn nachdenklich. Es freut ihn aber auch, dass man jetzt mit der Region für die Region etwas tun könne.

Dafür stimmt die Kooperation zwischen den Beteiligten, die mit viel Freude, Schaffenskraft und vor allem gespannt auf die kommende Zeit nach Corona blicken. Als starker Dienstleister für alle und mit der Überzeugung, dass beide Seiten einen gewaltigen Nutzen haben werden. «Ohne grossartige Unterstützung all dieser Leute wäre das gar nicht realisierbar gewesen», betont Meister. Um die Wettbewerbsposition auch langfristig zu sichern, wird der Reiat-Lieferservice kontinuierlich ausgebaut. «Wir möchten allen regionalen Betrieben die Möglichkeit bieten, unsere Plattform zur Vermarktung zu nutzen», fügt er an. Seit Anfang Mai ist in den Räumlichkeiten mitten im Dorfzentrum von Thayngen, wo vorher der «Müller Beck» eingemietet war, ein Laden mit ländlichem Charme dazugekommen. Den Anstoss gaben Marion und Marcel Fringer, die Besitzer der Liegenschaft und letztgenannter Präsident des Schaffhauser Gewerbeverbandes. Sie taten dies aus Solidarität, aber auch als eine Aktion gegen das Lädelisterben, denn der Metzger und die Bäckerei sind ebenfalls in unmittelbarer Nähe. Wie auch genügend Parkplätze. Federführend beim Aufbau des «Reiat-Markt» war Jenni Schmid aus Hofen. Zweimal pro Woche, jeweils am Mittwoch- und Samstagmorgen, wird eine Auswahl an saisonalem Bio-Gemüse angeboten, dazu ein Angebot an regionalen und frischen Produkten.

ALLES FRISCH UND AUS DER REGION

Somit besteht also die Möglichkeit, alle Produkte aus dem Webshop auch vor Ort zu beziehen. Die Innenausstattung trägt auch hier die Handschrift von Thomas Meister. Als dreimonatiges Pop-upStore-Projekt angedacht, war der Kundenaufmarsch von Beginn an grösser als erwartet. «Hier weiss man, dass alles frisch ist und aus der Region stammt», meint ein zufriedener Kunde. Die Her

Lisa Fuchs hat für den ReiatLieferservice die Logistik ausgebaut.

Das ehemalige Markthüsli hat Thomas Meister inspiriert für weitere tolle Projekte.

kunft des Produktes zu ermitteln, würde sich hier erübrigen, zudem sei der Dorfladen ein Ort, wo man sich nun auch wieder treffen könne. «Ein Schwatz fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und belebt das Dorfleben.»

«Wir möchten, dass der Reiat-Lieferservice und der Reiat-Markt zu einer festen Grösse in der Region heranwachsen», erklärt Jenni Schmid, die in der Zwischenzeit durch weitere Teilzeit-Mitarbeiterinnen unterstützt wird. Auch um das Bewusstsein zu fördern, dass man fast alles mit regionalen Produkten abdecken kann. Wenn man dies auch will. Ideen für weitere Aktivitäten sind vorhanden und mit dem offiziellen Eintrag der neu gegründeten Gesellschaft im Handelsregister steht auch einer Weiterführung der Idee nichts im Weg.

Die Macher vom «Reiat-Lieferservice» und «Reiat-Markt» haben nicht nur Mut gezeigt, Herzblut und Leidenschaft mit eingebracht, sondern auch den Grundstein für eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit gesetzt. Grundsteine zukünftiger Wachstumsfelder. Mit Produkten, die bei einem Wirtschaftsaufschwung das Wachstum mittragen werden. Bekanntlich sind heute initiierte Innovationsaktivitäten die besten Voraussetzungen von morgen. Dann, wenn die Not nicht mehr da ist. 

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