A JOURNEY TO CIRCULAR ECONOMY
Auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft.
Vom linearen Denken zum zirkulären Wirtschaften: Österreichische und internationale Aktivitäten zur Förderung einer Circular Economy.
Auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft.
Vom linearen Denken zum zirkulären Wirtschaften: Österreichische und internationale Aktivitäten zur Förderung einer Circular Economy.
2 Editorial – Karin Huber-Heim
3 Vorwort – Bundesministerin Leonore Gewessler
4 Vorwort – Bundesminister Martin Kocher
5 Vorwort – Bundesministerin Karoline Edtstadler
6 Wir drehen uns im Kreis
8 Das sagen CEOs
12 WIRtschaft – vorgelebt
14 Kreislauffähige Produkte entwickeln ist Teamwork
17 Wie kreislauffähig ist Ihre aktuelle Unternehmenskultur?
18 Herausforderungen der Transformation
19 Circular Design
20 Kreislaufwirtschaft entlang der Wertschöpfungskette
22 Produkte als Service
23 Die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft aktiv gestalten
24 Fibre to fibre – Kreislaufwirtschaft als Zukunftsfokus
26 Die Flügel des Schmetterlings
28 Sekundärrohstoffe für den Wirtschaftsstandort
der Zukunft
52 Eine Kreislaufwirtschaftsstrategie für Österreich
54 Stadt und Land im Fluss
55 Europäische Union & Kreislaufwirtschaft
56 Wertschöpfung durch Kreislaufwirtschaft
58 Die EU-Taxonomie: Booster für einen Übergang zur Kreislaufwirtschaft?
60 Innovative Fasern für die kreislauforientierte Bioökonomie
61 Reparatur als Königsdisziplin der Kreislaufwirtschaft
62 Circularity in der Bestandsentwicklung
63 Chancen von Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft werden von KMU noch nicht genutzt
64 Der FTI-Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft
65 Kreislaufwirtschaft – Fokusthema der neuen aws Initiative zu „Sustainable Food System“
68 5 Gründe, warum die Zeit reif ist für Circular Diplomacy
70 Der Circularity Accelerator in der Circular Building Coalition
71 Schritt für Schritt Richtung Kreislaufwirtschaft in der EU
72 Ökosysteme für Kreislaufwirtschaft
73 Mit weniger mehr erreichen – und Erfolg haben
74 Circular Economy und die Start-up-Nation Israel
76 Twin Transition: Der digitale Weg zur Nachhaltigkeit
78 Deep Demonstration Slovenia
80 Die 3 wichtigsten US Trends in der Kreislaufwirtschaft 2022
82 Kreislaufwirtschaft in ASEAN
83 Zukunftsreisen in die Circular Economy Hotspots
84 Information, Wissen und Zusammenarbeit
85 Circular Design – Strategy Cards
• Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Circular Economy Forum Austria, Palais Eschenbach, 1010 Wien, Eschenbachgasse 11
CIRCULAR INSIDER AUSTRIA Nr. 2 | 2023
• Unternehmensgegenstand: Gemeinnütziger Verein zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, ZVRnr.1702109789
• Für den Inhalt verantwortlich: Karin Huber-Heim, Marlene Johler, Valerie-Sophie Schönberg
• Design und Layout: gugler* MarkenSinn, 3390 Melk
• Copyrights: Circular Change, www.circularchange.com
• Fotos: beigestellt, Unsplash.com, Freepik.com
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ Umweltzeichens. gugler*print,
• Herstellungsort: Auf der Schön 2, 3390 Melk, Österreich
• Druck: gugler* DruckSinn, 3390 Melk
• Satz- und Druckfehler vorbehalten
• Information gemäß § 24 Mediengesetz und §§ 3 Z 2 und 5 E-Commerce-Gesetz. Coverfoto: © Austin Neill, Unsplash.com
UW-Nr. 609
Liebe Leserinnen und Leser, sehr geehrte Freundinnen und Freunde der Kreislaufwirtschaft, liebe Circular Community, endlich ist sie da! … ja, auch über die zweite Ausgabe des Circular Insider Magazins freuen wir uns, und ich bedanke mich an dieser Stelle sogleich vor allem bei Marlene Johler und Valerie-Sophie Schönberg, sowie den vielen Advisors für die tolle redaktionelle Unterstützung, und auch bei Ernst Gugler und dem Agenturteam von gugler* MarkenSinn, ohne deren fabelhafter Kooperation das Heft nicht das geworden wäre das Sie soeben in Händen halten. Unsere gemeinsame „Journey to a Circular Economy“ hat vielversprechend begonnen!
Grund zur Freude bietet aber vor allem die Tatsache, dass Österreich seit 7. Dezember 2022 eine nationale Kreislaufstrategie hat, die auch internationale Beachtung findet.
Denn die „KLWSAT“ setzt als erst drittes Land Europas nach den Niederlanden und Finnland konkrete quantitative Ziele zur Transformation. Österreich schließt damit an wettbewerbsstarke europäische Staaten wie die skandinavischen Länder, Frankreich, Italien oder auch die Schweiz und Deutschland an, deren Strategien darauf abzielen, den ökologischen Fußabdruck des Landes zu verringern, die Abhängigkeit von begrenzten Ressourcen zu reduzieren und die Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Schocks wie Preis- und Versorgungsschwankungen von Rohstoffen zu erhöhen. Zusätzlich fördert eine nationale Kreis-
laufwirtschaftsstrategie innovative Geschäftsmodelle und Technologien, um neue Geschäftsmöglichkeiten und Arbeitsplätze schaffen zu können.
Um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen, brauchen Entscheidungsträger:innen über strategisches und operationales Wissen und Know-How hinaus, auch Überblick, Vernetzung und Austausch. Dem widmet sich die stetig wachsende Gruppe von Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich im Circular Economy Forum Austria für nachhaltige und kreislauforientierte Geschäftspraktiken engagieren.
Indem wir die Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen zwischen Stakeholdern fördern, den Zugang zu Expertise und Ressourcen erleichtern und uns für politische Veränderungen einsetzen, sowie auch durch die Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern und Regierungsbehörden, um kreislauforientierte Politiken auf nationaler und europäischer Ebene einzusetzen.
Wir setzen uns auch stark für den Aufbau internationaler Beziehungen für „Circularity“ ein, bauen unsere Netzwerkbeziehungen stetig aus und positionieren durch „Circular Diplomacy“ Österreich und seine
Unternehmen als relevante und interessante Partner auf der „Transformationsreise“.
Seit März 2023 geschieht all dies innerhalb eines eigenen Rechtskörpers: was als Initiative gestartet ist, wird aufgrund des starken Wachstums ab 2023 als gemeinnütziger Verein weitergeführt. Auch die Vereinsadresse hat sich geändert: wir residieren nun in den Räumen unseres neu hinzugekommenen Kooperationspartners Österreichischer Gewerbeverein ÖGV, welcher seinerseits wiederum sein Netzwerk aus Industrie, Gewerbe, Handel einbringt. Wir freuen uns über diese zukunftsorientierte Verbindung, und darauf, Sie demnächst im Palais Eschenbach, 1010 Wien, begrüßen zu dürfen.
Niemand kann Kreislaufwirtschaft allein! Zur Errichtung eines KreislaufInnovationssystems braucht es die Summe aller Teile – Sie, Dich, Euch alle –gemeinsam können wir 2023 zum Jahr der Kreislaufwirtschaft machen.
Ich wünsche eine interessante ebenso wie inspirierende Lektüre und viel Freude beim Lesen des zweiten Circular Insider Austria – a Journey to Circular Economy
Wir sehen uns hoffentlich bald im Forum, Ihre, Deine
Karin Huber-Heim Executive Director Circular Economy Forum AustriaSehr geehrte Leserinnen und Leser, die Ressourcen unseres Planeten sind endlich. Unser Wirtschaftssystem ist derzeit aber auf Verschwendung programmiert – wir benutzen wertvolle Rohstoffe, stellen daraus Produkte her und entsorgen diese oft nach kurzer Zeit. Das geht auf Kosten unserer Umwelt und unserer Natur. Wir brauchen eine Transformation unseres Wirtschaftssystems hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Denn sie verbindet Umwelt- und Klimaschutz mit wirtschaftlichem Erfolg.
Die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie „Österreich auf dem Weg zu einer nachhaltigen und zirkulären Gesellschaft“ definiert die Grundsätze einer Kreislaufwirtschaft, ihre
strategischen und langfristigen Ziele sowie die operationalen mittelfristigen Ziele. Dazu gehören die signifikante Reduktion unseres Ressourcenverbrauchs, die Steigerung der Energie und Ressourceneffizienz unserer Volkswirtschaft, die Erhöhung der Kreislaufführung von Rohstoffen und die Senkung der Abfallmengen. Die nationale Strategie baut auf den Europäischen Green Deal und dem EU-Aktionsplan Kreislaufwirtschaft auf und steht im Ein-
klang mit deren Vorgaben. Sie wurde unter breiter Einbindung zahlreicher Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung sowie Zivilgesellschaft erarbeitet und dient seit ihrem Beschluss im Dezember 2022 als Basis unseres Handelns.
Die Kreislaufwirtschaft spielt eine Schlüsselrolle in der Transformation hin zu einer fossilfreien, umweltund ressourcenschonenden Gesellschaft und Wirtschaft. Gemeinsam kann diese Transformation gelingen. Ich lade alle herzlich ein, daran mitzuarbeiten.
Leonore GewesslerBundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Sehr geehrte Leserinnen und Leser der Zeitschrift Circular Insider Austria!
Die österreichischen Betriebe bekennen sich zur Kreislaufwirtschaft als einem der wesentlichen Bausteine zur Erreichung der Klimaneutralität. Mittels der Implementierung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft können Ressourcen geschont, Emissionen und Immissionen reduziert und somit die Umwelt geschützt werden. Kreislaufwirtschaft wird einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten und auch der Ressourcenverschwendung gegensteuern.
Einige österreichischen Betriebe stehen mit ihren Prozessen im Kern der Kreislaufwirtschaft und betreiben diese bereits seit Jahrzehnten erfolgreich. Umsetzungsbeispiele gibt es bereits in unterschiedlichen Branchen von Textilien und Kunststoffen über Maschinenbau bis zu Bauwirtschaft.
Auch die Bedeutung von Sekundärrohstoffen wird in Zeiten der Festlegung von Ressourcenknappheit und fragilen Lieferketten immer wichtiger. Allerdings sind Unternehmen, die diese Sekundärrohstoffe produzieren oder einsetzen, auch mit großen Herausforderungen konfrontiert.
Dafür und für viele andere Herausforderungen der Zukunft bietet das Circular Economy Forum Austria Unternehmen eine breite Palette an Unterstützungsmöglichkeiten an. Als Lern-, Entwicklungs- und DialogPlattform für österreichische Unternehmen treibt es die Schaffung eines Kreislauf-Innovations-Ökosystems
voran. Das Circular Economy Forum Austria hat sich zum Ziel gesetzt, die internationale Zusammenarbeit für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu verstärken, den Wissensaustausch sowie Forschung und Entwicklung in ausgewählten Bereichen der Kreislaufwirtschaft zu fördern.
In diesem Sinne wünsche ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Initiatorinnen und Initiatoren des Circular Economy Forum Austria viel Erfolg bei ihren Aktivitäten. Ich werde mich persönlich für optimale Rahmenbedingungen für kreislauforientierte Branchen und Unternehmen einsetzen, damit die österreichischen Unternehmen mit ihren vielfältigen nachhaltigen Innovationen sowohl im Inland als auch auf globalen Märkten weiterhin so erfolgreich sein können!
Martin Kocher Bundesminister für Arbeit und WirtschaftSehr geehrte Leserinnen und Leser,
wir stehen vor vielen globalen Herausforderungen. Ob es eine neue internationale Weltordnung oder der Klimawandel ist, es gilt nun auf allen Ebenen zu handeln. Als globaler Kompass dienen uns dabei die Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) der Vereinten Nationen.
Eine nachhaltige globale Zukunft braucht neue Ansätze, wie etwa die Kreislaufwirtschaft und globale Partnerschaften, um den Austausch von Best Practice Lösungen zu ermöglichen. Österreich hat das Ziel „Nachhaltige Entwicklung“ schon 2013 in seiner Verfassung verankert und hält global den 5. Platz für die Umsetzung der SDGs. Neben dem jährlichen SDG-Dialogforum, das von Verwaltung und Zivilgesellschaft gemeinsam organisiert wird, liegt unser Fokus auf der Sensibilisierung
der Gesellschaft. Als wichtigen Schritt legen wir daher als Bundesregierung dem Parlament nach dem 1. Freiwilligen Nationalen Umsetzungsbericht (FNU) 2020 nun 2023 den 1. Fortschrittsbericht zur Umsetzung der SDGs (2020 – 2022) mit Best Practice Beispielen vor.
Wir wollen auch weiterhin unser internationales Engagement hochhalten. So werde ich als Bundesministerin zuständig für die EU und zugleich für die Koordinierung der Umsetzung der SDGs, das Thema im Rat der Allgemeinen Angelegenheiten der Europäischen Union positionieren. Darüber hinaus freue ich
mich, als eines von zehn auserwählten Mitgliedern im Leadership Panel des Internet Governance Forums der Vereinten Nationen an der nachhaltigen globalen Gestaltung des Internets mitarbeiten zu dürfen.
Mit unserem 2. FNU, den wir derzeit erarbeiten und 2024 vor den Vereinten Nationen in New York präsentieren werden, wollen wir global mit unseren Best Practice Beispielen weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie sind aufgerufen, Ihre Projekte über das Webformular auf www.sdg.gv.at ab Sommer einzumelden.
Lassen Sie uns gemeinsam eine nachhaltige Zukunft im Sinne der SDGs gestalten!
Herzlichst, Karoline Edtstadler
Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt
Klimakatastrophe, Artensterben, Umweltzerstörung. Die Wissenschaft zeigt klar, dass uns die Dynamik, mit der sich die ökologischen Krisen verschärfen, gerade entgleitet. Wenn wir die Treibhausgas-Emissionen in den nächsten Jahren nicht massiv senken, wird die Überschreitung von Kipppunkten im Klimasystem sehr wahrscheinlich. Eine unumkehrbare, sich selbst verstärkende Erderhit-
zung wäre die Folge, die die Welt ins Chaos stürzen würde. Change by disaster, not by design. Wenn wir es also ernst meinen mit der Bewahrung unserer Lebensgrundlagen, müssen wir unseren Anspruch auf wirtschaftliche Transformation an der physikalischen Realität ausrichten, nicht an den Profitinteressen jener, die einen radikale Wende blockieren.
Nächstes Ziel Systemwandel?
Schon lange ist es Usus, langfristige Ziele zur Eindämmung der Klimakrise auszurufen. Und geflissentlich werden diese Ziele verfehlt. Langfristige Ziele führen uns nirgends hin, wenn sie nicht unmittelbar Wirkung entfalten. So hat sich Österreich der Klimaneutralität 2040 verschrieben, gleichzeitig wird aber das Klimaschutzgesetz, das den dafür er-
Auswahl möglicher THGReduktionspfade für Österreich unter Einhaltung der Temperaturgrenzwerte von +1,5°C mit 66 % Wahrscheinlichkeit
➝ verbleibendes Budget von 280 MtCO2eq
Um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf +1,5° C mit einer 66 % Eintrittswahrscheinlichkeit zu begrenzen, verbleibt Österreich nach dem „pro-Kopf“-Ansatz ein Treibhausgasbudget von 280 Mio. Tonnen. Im Diagramm sind drei beispielhafte Reduktionspfade eingezeichnet, die alle dieses Budget einhalten. Es ist eine politische Entscheidung, welcher Pfad gewählt wird:
Bleiben die Emissionen in den nächsten Jahren gleich wie im Jahr 2021, so ist das für Österreich zustehende Treibhausgasbudget in 3 Jahren mit Mitte 2025 aufgebraucht. Bei einer jährlichen Abnahme der Emissionen von 10 Mio. Tonnen Treibhausgasen, reicht das Treibhausgasbudget bis 2028. Soll das Budget bis 2040 gestreckt werden, so müssen die Emissionen jährlich um 22 % gegenüber dem Vorjahr abnehmen, was allerdings auch bedeuten würde, dass die Emissionen bereits im Jahr 2024 nur noch die Hälfte der 2021er-Emissionen betragen dürften.
forderlichen Emissions-ReduktionsPfad verankern soll, seit Jahren verschleppt. Auch die Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft wird fehlschlagen, wenn es uns nicht gelingt, das Gemeinwohl über Partikularinteressen zu stellen.
Change by design, not by disaster Wenn unsere Generation und die heute schon am stärksten von Umweltzerstörung betroffenen Menschen eine Zukunft haben sollen, brauchen
wir ein neues Paradigma, das unser rein auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftssystem und seine Machtstrukturen hinterfragt. Die Kreislaufwirtschaft kann dieses Paradigma sein. Sie visioniert eine Zukunft, in der wir Stoffkreisläufe schließen und wirtschaftliche Aktivitäten nach den Bedürfnissen aller Menschen ausrichten. Kreislaufwirtschaft heißt, Güter zu teilen und auf Haltbarkeit zu designen, heißt Reparieren statt wegwerfen und Reparierbarkeit ge-
Klimadashboard.at – Erneuerbare Ziele
setzlich festzulegen. Aber dieses neue Paradigma wird ihren transformativen Auftrag verfehlen, wenn sie verstanden wird, als eine Steigerung von Recyclingquoten und nicht von Beginn an den Zweck von wirtschaftlichen Aktivitäten und den einhergehenden Stoffströmen hinterfragt. Es ist unser gemeinsamer Auftrag, dem zuvorzukommen und dies ist unsere Einladung, das gemeinsam zu tun.
Mehr auf www.klimadashboard.at
Die nationalen Ziele sind mit den aktuellen Zielen der Bundesländer nicht erreichbar
2021 hat die Bundesregierung mit dem Parlament im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz beschlossen, dass 2030 der Strom aus 100 % erneuerbaren Quellen kommen muss. Österreich hat hohe Potentiale, um erneuerbare Energien auszubauen. Aber weil zu wenige Flächen gewidmet sind, Fachkräfte fehlen, oder die Ziele der Bundesländer unzureichend sind, geht der Ausbau nur schleppend voran.
Die aktuellen Ausbauziele aller Bundesländer bis 2030 zusammen reichen noch nicht aus, um die nationalen Vorgaben im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz zu erfüllen. Aufgrund ihrer Lage (Gebirge, Gewässer,...) haben die Bundesländer unterschiedliche Möglichkeiten, erneuerbare Energien auszubauen.
Berthold Kren
CEO Lafarge Österreich
„Wir haben im Zeitraum 2020 bis 2022 50 Millionen in das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft investiert und das erweist sich als vollkommen richtig. Ich bin auch als Industrie davon überzeugt, dass wir den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen können.“
Simon Meinschad
Geschäftsführer von hollu Systemhygiene GmbH und respACT-Vorstandsmitglied
„Wir versuchen bestmöglich, im Sinne der Kreislaufwirtschaft, den Restmüll zu verringern und die Stoffe vermehrt wieder in den Kreislauf einzubringen. Die Lösung startet beim Produktdesign in der Forschung und Entwicklung und verändert weiters unmittelbar unser Angebot am Markt.“
Harald Hauke
ARA Vorstandssprecher
„Kreislaufwirtschaft ist im derzeitigen ökonomischen Umfeld von Inflation, Rezession, Klima- und Rohstoffkrise ein starkes Gegenmittel. Wenn wir die Kreislaufwirtschaft weiter ausbauen, überwinden wir Engpässe und erzeugen Sekundärrohstoffe aus wertvollen Ressourcen – damit halten wir unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig.“
Kilian Kaminski
CEO refurbed
„Wir als Gesellschaft realisieren langsam, dass unsere Ressourcen endlich sind. Da stellt sich folglich die Frage, wie wir dafür sorgen, endliche Ressourcen möglichst lange zu nutzen“.
Harald MezlerAndelberg
Geschäftsführer Lindner GmbH
„Fragen Sie Ihren Lieferanten, ob er sein Produkt am Ende ihres Bedarfs wieder zurücknehmen würde. Je günstiger dabei die Konditionen für Sie sind, umso mehr sind die Kriterien der Kreislaufwirtschaft erfüllt.“
Thomas Arnoldner CEO A1 Telekom Austria Group„Als führender Telekommunikationsanbieter in Zentral und Osteuropa sind wir von der Wichtigkeit der Kreislaufwirtschaft überzeugt. Indem wir Abfallreduzierung, Ressourcenwiederverwendung und Recycling unterstützen, fördern wir Nachhaltigkeit, Innovation und Kosteneffizienz. Unser Engagement für die Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil unserer langfristigen Strategie und kommt unseren Kund:innen, Mitarbeiter:innen und dem Planeten zugute.“
Sabine Herlitschka
CEO Infineon Technologies Austria und stellvertretende Vorsitzende des Rats für Technologie, Forschung und Entwicklung
„Im letzten Jahr haben wir im Rat das Thema Industriepolitik eingehend analysiert und dabei die Kreislaufwirtschaft als einen wesentlichen Teil einer zukunftsorientierten, neuen Industriepolitik identifiziert. Wir verstehen die zirkuläre Wirtschaft ganz bewusst als Denk und Handlungsprinzip, das horizontal durch alle Bereiche wirkt beziehungsweise wirken muss.“
Philipp Lehner
CEO ALPLA Group
„Der Schlüssel liegt in der Kreislaufwirtschaft.“
Heimo Scheuch
CEO Wienerberger
„Wienerberger hat sich hier ehrgeizige kurzfristige Ziele gesetzt. Alle unternehmerischen Aktivitäten unterliegen klar definierten und ambitionierten ESGKriterien, um etwa bis Ende 2023 die CO2Emissionen um 15 % im Vergleich zu 2020 zu reduzieren und unsere neue Produkte vollständig recycel oder wiederverwendbar zu produzieren. Die Schlüssel dazu sind nachhaltiges Energiemanagement und der Einsatz erneuerbarer Energien, um so einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.“
Peter Giffinger
CEO Austria Saint Gobain & respACT-Präsident
„Das Konzept und die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ist alternativlos, damit wir innerhalb der Belastungsgrenzen des Planeten bleiben.“
Josef Scheidl
Geschäftsführer der Brantner Environment Group GmbH
„Für uns ist Kreislaufwirtschaft keine Phrase, sondern Programm.“
Robert
ZadrazilVorstandsvorsitzender UniCredit Bank Austria
„Der Finanzwirtschaft kommt bei der grünen Wende die zentrale Funktion zu, die Geldströme in zukunftsträchtige, klimaschonende Industrien und Aktivitäten zu lenken, dabei spielt auch die Kreislaufwirtschaft eine entscheidende Rolle. Unsere Bank stellt zum Beispiel dem gemeinnützigen ITUnternehmen AfB ihre „ausgemusterten“ ITGeräte zur Verfügung:
Im Jahr 2021 waren das mehr als 5.200 IT und Mobilgeräte mit einem Gesamtgewicht von fast 30 Tonnen. Mehr als vier Fünftel dieser Geräte hat AfB wieder vermarktet und so erhebliche Emissionsreduktionen und RessourcenEinsparungen realisiert. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass für uns „Reduce, Reuse, Recycle” mehr ist als nur ein Slogan – wir tun all das seit vielen Jahren.“
Viele Unternehmen beschäftigen sich bereits mit den Chancen und Herausforderungen einer Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft, einige davon schon sehr lange, andere erst seit Kurzem. Wo sie stehen, welche Erfahrungen sie machen und was es zu beachten gibt auf dieser „Transformationsreise“, finden Sie auf den kommenden Seiten.
Kreislaufwirtschaft bedeutet das Ende des Einzelkämpfertums.
„Alles
sagt Ernst Gugler, Gründer Gugler GmbH, „dieses Verständnis schlägt sich in der Cradle to Cradle-Produktion genauso nieder, wie in der Gebäudeplanung, der Ökosysteminteraktion und der Firmenkultur.“
Von Julia WeinzettlDie Änderung vom linearen Modell zur Kreislaufwirtschaft ist ein Paradigmenwechsel. Wie war Eure Entwicklung?
Ernst Gugler: Das Wichtigste war zu erkennen, dass nichts aus sich selbst heraus entstehen kann. Ich begann als Umweltaktivist beim WWF und
habe mich durch viele auch spirituelle Impulse weiterentwickelt. Als Unternehmer bin ich durch den ganzheitlichen Ansatz beim Cradle to Cradle®-Designkonzept gelandet. Damit haben wir einen Standard gefunden, der für uns derzeit die Benchmark ist, wenn er auch noch nicht perfekt ist.
Wie vollzieht man den Schwenk in die Kreislaufwirtschaft?
Ernst Gugler: Viele schrecken vor dieser Transformation zurück, weil sie Veränderung und Unsicherheit bedeutet oder auch riskant erscheint. Daher ist der wichtigste und erste Schritt, sich damit zu befassen, was
ist miteinander verwoben“,
einem persönlich wichtig ist. Für sich selbst ein Werte-Set zu entwerfen, das abbildet, wie man handeln und behandelt werden will, wie man am liebsten arbeitet und wie die Welt aussehen soll, in der man leben will. Wenn man die eigenen Werte kennt, ergibt sich daraus die Handlung. Die Kreislaufwirtschaft bietet sich als System an, um ein verbundenes, sinnvolles Leben zu leben.
Die eigenen Werte zu finden, ist aber manchmal gar nicht so leicht.
Ernst Gugler: Ja, man muss in der Hektik des Alltags innehalten und nachdenken. Diesen Prozess wollen wir unterstützen, indem wir den LeserInnen einen Wertequiz anbieten, das in diesem im Heft auf Seite 17 zu finden ist und sie auf ein Gedankenexperiment einladet. Damit Kreislaufwirtschaft gelingt, braucht es unserer Meinung nach viele der folgenden Werte: Ehrlichkeit, Fairness, Transparenz, Kreativität, Vertrauen, Kooperation, Partnerschaft, persönliche Erfüllung der MitarbeiterInnen und Mut.
Welcher Wert sticht in der Zusammenarbeit heraus?
Ernst Gugler: Vertrauen ist eine wichtige Basis. Wir brauchen Vertrauen, wenn wir beispielsweise eine Papierfabrik oder einen Farbhersteller bitten, für die Zertifizierung seine Rezepte offenzulegen, um sie nach human- und ökotoxikologischen Kriterien untersuchen und optimieren zu lassen. Natürlich unterzeichnen wir eine Verschwiegenheitsvereinbarung. Es ist dennoch für Unternehmer herausfordernd, ein Firmengeheimnis aus der Hand zu geben. Und man muss mit den Verantwortlichen in Beziehung gehen, Vertrauen aufbauen und Überzeugungsarbeit für die Sinnhaftigkeit des Prozesses leisten. Einmal ist bei einer Untersuchung herausgekommen, die Inhaltsstoffe würden die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden. Es war ein besonderer Moment, als der Mensch und nicht die Geschäftsperson innehielt und offen für eine Rezeptänderung war.
Welche weiteren Entwicklungen braucht es?
Ernst Gugler: Wir brauchen individuelles und kollektives Umdenken. Ich muss als Konsument verstehen, dass ich mit dem Kauf eines Produkts mehr bezahle als nur das Produkt.
Selbstverständlich ist es teurer, wenn es nachhaltig produziert wird und eine geringere oder klimapositive CO₂Belastung hinterlässt oder regional produziert wird. Das, was ich kaufe, ist eine Stimmabgabe für die Welt, in der ich leben möchte. Das bedeutet aber auch, dass Unternehmen, die maßgebliche Beiträge zum Wohl der Gesellschaft und der Umwelt leisten, von unseren politischen Systemen unterstützt werden
müssen. Wenn jemand einen hohen Beitrag zum Gemeinwohl leistet, dann sollte er z. B. geringere Steuern zahlen oder anderwärtig anerkannt und unterstützt werden.
Ein Gedanke für die Zukunft?
Ernst Gugler: Eine gute Zukunft liegt nicht in der Entwicklung neuer Technologien, sondern ist eine Frage des Bewusstseins. Wie schnell gelingt es uns Liebe, Mitgefühl für uns selbst und andere und Weisheit zu kultivieren? Das ist der springende Punkt. Wenn sich ein integrales Bewusstsein entwickelt hat, dann wird sich alles andere automatisch auch in den Handlungen und Beziehungen zu anderen Menschen, Wesen und Ressourcen zeigen.
Eine gute Zukunft liegt nicht in der Entwicklung neuer Technologien, sondern ist eine Frage des Bewusstseins – Cradle to CradleDruckpionier Ernst Gugler im Gespräch.
Das Kommunikationshaus gugler* gilt als Pionier der Kreislaufwirtschaft. Stets im Fokus ist der Purpose: Unternehmen bei der Entwicklung der eigenen Kreislauffähigkeit zu unterstützen.
Sitz des Kommunikationshaus gugler* ist Melk an der Donau. Seit 34 Jahren hat der Gründer und Geschäftsführer Ernst Gugler einen konsequenten Weg verfolgt: Nützling zu sein für diese Welt.
Heute gilt das gugler*-Team als Pionier-Team für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften: durch die einzigartige Ökodruckerei gugler* DruckSinn, die Agentur für Marken von morgen gugler* MarkenSinn, sowie der nachhaltigen Unternehmensberatung gugler* SinnBildung. Die ExpertInnen
von gugler* drucken gesunde und rückstandsfreie Bücher und Magazine, programmieren Websites, die wenig Energie verbrauchen und sozial inklusiv sind und begleiten Unter nehmen beim Wandel der Unternehmenskultur in die eigene Kreislauffähigkeit.
Der Weg dahin, all dies anbieten zu können, war immer wieder auch holprig. Es gilt wie so oft: Dranbleiben ist das Erfolgsrezept. Die Wege in die Kreislaufwirtschaft sind komplex. Vor allem produzierende Unternehmen können diese nicht allein gehen, da sie von vor- und nachgelagerten Lieferketten abhängig sind. Der Erfolg hängt von einem Paradigmenwechsel ab: vom ICH zum WIR, zur echten Kooperation. Und zu einem neuen Preisverständnis: Ein fairer Preis ist jener, bei dem keine negativen Kosten nach außen verlagert werden und alle PartnerInnen in der Lieferkette zu fairen Preisen produzieren können.
Gesunde Bücher von gugler* DruckSinn
Wichtige Kunden der Druckerei sind Kinderbuch-Verlage, Verlage aus der Nachhaltigkeitsbranche und Verlage, die einen hohen Anspruch an das Handwerk des Büchermachens und an einen hohen Ökostandard vereinen, allen voran Verlage, die Kunstbücher herausgeben. Viele Unternehmen lassen bei gugler* ihre Kundenmagazine, Warenkataloge, Werbegeschenke oder Nachhaltigkeitsberichte drucken – ganz nach dem Motto „walk the talk“.
Gesund und rückstandsfrei
Bei gugler* wird ausschließlich mit gesunden Inhaltsstoffen gedruckt. Alle Substanzen in Farben, Papieren,
Lacken und Leimen werden bis zum letzten Sublieferanten geprüft. Nur was für Mensch, Tier und Umwelt gesund ist, darf verwendet werden. Dafür müssen die Lieferanten ihre chemischen Rezepte – unter Geheimhaltungsvereinbarung – offenlegen. Diese werden von einem unabhängigen Institut ökotoxikologisch geprüft und von den Lieferanten optimiert. „Damit wissen wir zu 100 %, was in unseren Produkten enthalten ist, und dank unserer Cradle to Cradle Certified® GoldZertifizierung auch, dass sie zu 100 % unschädlich sind“, erklärt Roswitha Sandwieser, Leiterin Cradle to Cradle-Produktentwicklung. Denn erst ab Stufe Silber sind garantiert keine krebserregende, fortpflanzungsgefährdende und umweltschädigende Stoffe mehr enthalten.
Königsdisziplin Cradle to Cradle Heute ist gugler* – mit seinen PartnerInnen – die einzige Druckerei mit Cradle to Cradle Certified® Goldstandard und kann das weltweit größte Spektrum an zertifizierten Druckkomponenten anbieten.
Wenn Abfall zur Nahrung wird Nachdem bei der Produktion nur geprüft „gesunde“ Inhaltsstoffe verwendet werden, sind Cradle to Cradle-
Gelebte Kreislaufwirtschaft: Druckprodukte im Cradle to Cradle-Goldstandard sind kreislauffähig, weil sie nur gesunde Inhaltsstoffe enthalten und damit rückstandsfrei recycelbar sind.
Produkte auch zu 100 % rückstandsfrei wiederverwertbar. Das Unternehmen hat damit in der umweltbelastenden Druckbranche eine zukunftsrelevante Öko-Benchmark gesetzt. Herkömmliches Altpapier kann nie vollständig recycelt werden, oftmals bleiben bedenkliche Reststoffe zurück, die als Sondermüll entsorgt werden müssen.
Beim Recycling von Cradle to CradleDruckprodukten entsteht biologischer Klärschlamm, der auf Wiesen ausgetragen werden könnte. Dafür bräuchte es noch eigene Cradle to Cradle-Abfalltonnen. Ein Ziel, das noch nicht erreicht ist und nur in Kooperation mit vielen PartnerInnen Realität werden kann.
Gewerkt wird bei gugler* in zwei Greenbuildings. Das erste Gebäude aus dem Jahr 2000 besteht aus Holz und Glas, die Wände aus gestampftem Lehm, die Dächer sind begrünt. 2017 wurde Österreichs erstes Cradle to Cradle-inspiriertes PlusenergieBetriebsgebäude fertiggestellt. Es besteht zu 95 Prozent aus recycelbaren Materialien, 43 Prozent davon hatten bereits ein Vorleben: So dienen bereits verwendete Druckplatten
Die Außenwände der Druckhalle sind mit ausgemusterten Aluminium-Druckplatten verschalt und mit Lärchenholz fixiert – ein AluminiumZwischenlager. Die Wände sind mit Cradle to Cradle-Papierabfällen gedämmt.
aus Aluminium als äußere Gebäudehülle und das Gebäude wird mit zu Dämmzellulose verarbeiteten Restpapieren gedämmt.
Nachhaltiges Webdesign von gugler* MarkenSinn
Ressourcenschonung spielt auch bei der Agentur gugler* MarkenSinn eine zentrale Rolle vor allem bei digitalen Dienstleistungen. Martin Weber, Leiter gugler* MarkenSinn: „Oft werden digitale Medienprodukte den physischen Druckprodukten vorgezogen, weil dafür keine Bäume verbraucht werden. Was bei dieser Rechnung jedoch vergessen wird, ist die Ressource Strom. Wäre das Internet ein Land, würde es auf der Weltrangliste Platz 6 in Sachen Stromverbrauch einnehmen!“
Die Antwort der Agentur darauf ist das greenweb*-Paket – eine digitale Innovation bestehend aus „Sustainable Webdesign“ und „greenweb*-Hosting“. Beim nachhaltigen
Webdesign geht es um eine geringe Dateigröße von Websites und damit ein schnelleres und energiesparendes Laden selbst bei instabiler Internetverbindung. Es geht auch um eine hohe Anwenderfreundlichkeit und um Barrierefreiheit (mehr Infos auf www.a11y.at). Bei grünem Hosting wird der Strom, den die Server verbrauchen, aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen.
Nachhaltigkeitsberichte und beratung
gugler* MarkenSinn gestaltet Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte und kann dabei auf langjährige Erfahrung zurückgreifen.
Die jüngste Unit im gugler-Universum ist die gugler* SinnBildung. Die Fach- und ProzessberaterInnen begleiten Unternehmen bei der Neuausrichtung in eine enkeltaugliche Zukunft – bei den Themen Circular Economy, Klimaschutz sowie Kulturund Wertearbeit (s. Seite 17).
Bereits das erste gugler*-Gebäude aus dem Jahr 2000 bestand aus Holz, Glas und gestampften Lehmwänden. Geheizt wird mit der Abwärme der Druckmaschinen, gekühlt mit Grundwasser.
gugler* DruckSinn
Druckerei für nachhaltig Schönes: druckt auf höchstem Ökostandard dank kreislauffähiger und gesunder Cradle to Cradle Certified® Gold-Zertifizierung.
gugler*
Agentur für Marken von morgen: programmiert nachhaltige Websites, hostet sie mit erneuerbaren Energien und gestaltet Nachhaltigkeitsberichte.
Zukunftswerkstatt für lebendige Unternehmen: berät und begleitet Unternehmen bei der Neuausrichtung in eine enkeltaugliche Zukunft.
Mehr auf www.gugler.at
Schritt 1: Nehmen Sie einen Leuchtstift zur Hand und markieren Sie – jeweils bis zur Hälfte des Kästchens – 10 Werte, die Ihrer Ansicht nach Ihre aktuelle Unternehmenskultur kennzeichnen.
Schritt 2: Markieren Sie in einer anderen Farbe und in der zweiten Hälfte des Kästchens jene Werte, die wichtig sind, um Kreislaufwirtschaft in Ihrem Unternehmen maximal umzusetzen.
Schritt 3: Sie würden gerne von der Ist-Beschreibung zur gewünschten Unternehmenskultur kommen?
Machen Sie ein Foto Ihrer Ergebnisse und schicken Sie es an werte@sinnbildung.at. Gerne begleiten wir Sie, um Ihre Unternehmenskultur in Richtung Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu entwickeln.
Achtsamkeit
Agilität
An zukünftige Generationen denken
Anpassungsfähigkeit
Arbeitsplatzsicherheit
Ästhetik/Schönheit
Ausdauer
Begeisterung
Berufliche Weiterentwicklung
Bescheidenheit
Creative-Commons-Lizenzen
Demut
Der/Die Beste sein
Dialog
Diversity
Effizienz
Ehrlichkeit
Einbeziehen
Einsatzbereitschaft/Engagement
Entschlussfreudigkeit
Ergebnisorientierung
Erfahrung
Ethisches Verhalten
Etwas bewirken wollen
Exzellenz
Fairness
Finanzielle Sicherheit
Fokus auf Sinn und Zweck
Fördern und entwickeln
Freiwillige Arbeit
Frustrationstoleranz
Führungsqualitäten
Fürsorge
Geduld
Gemeinsame Leitsätze
Gemeinsame Werte
Gemeinsame Visionen
Gemeinwohlorientierung
Gesellschaftliches Engagement
Gesundheit
Gewinn
Globales Denken
Humor/Spaß
Initiative
Innovation
Integrität
Informationen zurückhalten
Isolierung
Klarheit
Konfliktbewältigung
Kontinuierliches Lernen
Kooperation
Kreativität
Lebensqualität
Leistungsorientierung
Logistik
Macht
Mitgefühl
Mühelos mit Ungewissheit umgehen
Mut
gugler* SinnBildung, Auf der Schön 2, 3390 Melk/Donau, DI Andrea
Nachhaltigkeit
Neugier
Offene Kommunikation
Offenheit
Persönlichkeitsentwicklung
Professionalität
Positive Grundhaltung
Qualität
Respekt
Risikobereitschaft
Scheu vor Veränderung
Selbstständigkeit
Sicherheit
Silodenken
Stolz
Tadel
Teamarbeit
Transparenz
Umweltschutz & Klimaschutz
Umweltverantwortung
Unternehmergeist
Verantwortungsbewusstsein
Verbindlichkeit
Versöhnlichkeit
Vertrauen
Weisheit
Wettbewerbsorientierung
Wohlbefinden
Wohlstand
Work-Life-Balance
Im Jahr 2022 hat ein Forschungskonsortium aus EFS Consulting, Fraunhofer Austria und TU Wien eine Studie zur Identifikation der größten Herausforderungen bei der Transformation zur Kreislaufwirtschaft durchgeführt. Zielsetzung ist die Schaffung einer faktenbasierten Grundlage für die Entwicklung von Strategien und Lösungen.
Der Fokus der Studie liegt auf der österreichischen produzierenden Industrie. Durch zwei Drittel der 229 Teilnehmer auf Ebene Vorstand und Top Management erlangen die Ergebnisse richtungsweisende Relevanz.
Positiv ist die strategische Relevanz der Kreislaufwirtschaft. Für fast 90 % der Studienteilnehmer gehört sie zum langfristigen Unternehmens-
erfolg. Etwa die Hälfte dieser Firmen implementiert bereits zirkuläre Initiativen. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf die Verwendung nachhaltiger/recyclingfähiger Rohstoffe und Verpackung, sowie Effizienzsteigerung bei Energie- und Materialeinsatz.
Die größten Herausforderungen bei der Transformation ortet die Industrie im Bereich der Supply Chain, v. a. in der Rückführlogistik, durch unzureichende Infrastruktur, fehlende Daten zum Produkt nach dem Vertrieb sowie Kosten der Rückführung. Auf Rang zwei folgen Produktmaterial und -design. Barrieren sind u.a. das Ersetzen von Problemstoffen durch nachhaltige Materialien, modulares Produktdesign und demontierbare Konstruktion sowie abfallvermeidendes Design.
Die drittgrößte Herausforderung liegt im regulatorischen Umfeld. Hier wird der Ruf nach höherer Planbarkeit und stärkeren finanziellen Anreizen laut. In der Erarbeitung zirkulärer Strategien liegt der Fokus derzeit auf Effizienzsteigerung und Recycling.
Nachhaltige Wertschöpfung durch Kreislaufwirtschaft sollte das volle Potenzial an zirkulären Geschäftsmodellen ausschöpfen und gezielt „innere Loops“, wie Refurbish, Remanufacture, und Repurpose adressieren.
Diesen Weg, von Effizienz zu Effek tivität und zirkulärer Wertschöpfung, gilt es noch zu beschreiten.
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Im Gegensatz zum linearen Wirtschaftssystem, in dem “take-makewaste” betrieben wird, soll ein geschlossener Kreislauf kreiert werden, bei dem Produkte am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwendet, repariert oder recycelt werden, anstatt auf Mülldeponien, in der Atmosphäre oder im Meer zu landen.
Wie funktioniert das? Der Bedarf an Rohstoffen und Energie wird reduziert, was zur Verringerung von Abfall, Treibhausgasemissionen und Umweltverschmutzung beiträgt. Durch die Wiederverwendung von Produkten und Materialien lassen sich Kostenvorteile erwirtschaften. Produkte werden so designt, dass sie widerstandsfähiger gegen Verschleiß und Abnutzung sind und die Notwendigkeit für den Kauf neuer Produkte verringert wird. Circular Design fördert neue, kreative Geschäftsmodelle, Technologien und Design-
ansätze. Dadurch werden Arbeitsplätze geschaffen, lokale Betriebe gestärkt und neue Kooperationsmöglichkeiten offengelegt.
Die Anwendungsfelder sind vielfältig, hier nur ein paar Beispiele, wo es bereits gut funktioniert: In der Modeindustrie werden recycelte Materialien verwendet und Leih- und Tauschmodelle gefördert oder Upcycling betrieben. In der Architektur werden recycelte oder erneuerbare Baumaterialien bei modularen Gebäuden sowie bei der Renovierung von Altbestand eingesetzt. Auch wird versucht, Elektronikabfälle zu reduzieren, indem Geräte reparaturfähig designt werden, oder noch funktionstüchtige Geräte geupdatet und weiterverkauft werden. In der Verpackungsindustrie werden biologisch abbaubare Materialien sowie wiederverwendbare Verpackungen entwickelt. Auch in der Möbelindus-
Circular Design zielt darauf ab, Produkte und Dienstleistungen so zu gestalten, dass Umweltbelastungen minimiert und Ressourceneffizienz maximiert werden.
trie werden Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit und Modularität immer größer geschrieben.
Die erfolgreiche Umsetzung erfordert ein Umdenken, wie Produkte hergestellt, genutzt und entsorgt werden, sowie die Schaffung von Partnerschaften und Kooperationsmöglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass Produkte und Materialien innerhalb eines geschlossenen Kreislaufs zirkulieren.
Wie das in der Praxis von Innovationsprojekten aussehen kann, findet man im Blogartikel „3 Easy Ways to Apply Circular Design Methods in Innovation“ auf:
www.circular-cocreation.com
Sustainalytics, ein global führender Anbieter von ESGResearch, Ratings und Daten, hat kürzlich das ESGRisikoRating des Unternehmens von „gering“ auf „vernachlässigbar“ angehoben und INNIO erneut zur weltweiten Nummer 1 unter den Branchenunternehmen gekürt.
Best Practices bei INNIO.
Kreislaufwirtschaft ist in der Maschinenbauindustrie besonders wichtig, da diese großen Mengen an hochwertigen Metallen und Mineralien verarbeitet. Schon aus wirtschaftlichen Gründen konzentriert sie sich deshalb auf eine Maximierung der Wertschöpfung bei minimalem Materialeinsatz und ist damit in vielen Aspekten des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft führend.
Damit lebt die Maschinenbauindustrie auch anderen Industriezweigen vor, wie sich die Agenden von Kreislaufwirtschaft und CO2-Reduktion ergänzen und gegenseitig unterstützen.
Dieser Verantwortung ist sich auch INNIO, als weltweit erfolgreicher Anbieter von Energielösungen und Services, bewusst, der mit seinen grünen Energielösungen und Services die Energiewende vorantreibt.
Geringerer Materialverbrauch, längere Lebensdauer und reduzierte Emissionen
INNIO forciert nachhaltigere Praktiken über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, so z. B. durch die laufende Verbesserung von neuen und bestehenden Komponenten und die intensive Zusammenarbeit mit Lieferanten. Ergebnis dieser Bemü-
hungen ist eine Optimierung des Ressourcen- und Materialverbrauchs durch eine verlängerte Lebensdauer, die Rückgewinnung von Produkten bzw. Komponenten zur Wiederverwendung oder deren Recycling.
Um in allen wichtigen Unternehmensbereichen ein Rahmenwerk für diese Aktivitäten zu systematisieren, hat INNIO eine Circularity Taskforce eingerichtet. Ziel ist es, damit die Sichtbarkeit, Messbarkeit und Rechenschaftspflicht zu erhöhen und Kreislaufaktivitäten kontinuierlich zu steigern. Zur Strukturierung und zur Durchführung der Analyse entlang der Wertschöpfungskette wurde das 10R-Bewertungsmodell verwendet. Im Anschluss an die Bewertung wurden konkrete Aktionspläne entwickelt.
Weiters hat es sich INNIO zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 mehr als 90 % seiner neuen Produkte bzw. Komponenten aus Materialien hergestellt werden, die entweder wiederverwendbar, wiederherstellbar, aufgearbeitet oder recycelt sind. Dies erreicht das Beschaffungsteam durch eine umfassende Zusammenarbeit mit Lieferanten und einen hochwertigen Datenerfassungsprozess.
Zusätzlich entwirft INNIO seine Produkte so, dass sie wiederverwendbar sind und mehrere Lebenszyklen durchlaufen können.
So können gebrauchte Motoren und Teile mit den reUp-Programmen und einem auf Wiederaufbereitung spezialisierten Team in einen neuwertigen Zustand versetzt werden. Dies spart Ressourcen, reduziert die Umweltbelastung und steigert gleichzeitig sowohl Effizienz als auch Energieeinsparung. Mit diesem Ansatz werden allein in der Jenbacher Produktlinie von INNIO jährlich hun derte Produkte mit neuer „Intelli genz“ aufgerüstet oder durch das Auf bereitungsprogramm „reUp“ überholt, was zu einer Reduktion von mehr als 10.000 Tonnen CO2eq jährlich führen soll.
INNIO hat bereits viel erreicht und sich ambitionierte Ziele für seine reUp-Programme gesetzt. Um langfristig ökologisch und ökonomisch erfolgreich zu bleiben, treibt das Unternehmen mit Hauptsitz im Tiroler Jenbach die Kreislaufwirtschaft auch in Zukunft engagiert voran.
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Kreislauffähige Produkte zu entwickeln ist kein Problem, gibt es doch allgemein bekannte Design-Regeln: Gestalte das Produkt modular, gestalte das Produkt als Service, reduziere die Materialmenge und -vielfalt. Produktentwicklung ist aber nur ein Aspekt der Kreislaufwirtschaft. „Produkt als Service“ betrifft andere Ebenen der Entscheidungsfindung, denn hier geht es um das Geschäftsmodell als solches. Beides trägt zum Wertschöpfungsprozess in einer Organisation bei und im Zentrum steht immer das Wertversprechen, die „value proposition“. Rund um diese werden Produkt und Service gestaltet.
Die Idee ist, einen Gestaltungsprozess auf Geschäftsleitungsebene und auf Produktentwicklungsebene in Gang zu bringen, der Wettbewerbsvorteile durch weniger Ressourcenverbrauch generiert. Welche Partnerschaften braucht es dazu? Wie können die Beziehungen zu den Kund:innen gestaltet werden? Welches Geschäftsmodell wird gestaltet?
Abhängig vom Geschäftsmodell ergeben sich unterschiedliche Ansätze zur kreislauffähigen Gestaltung des Produktes. Wird eine Wiederverwendung angestrebt, spielt die modulare Gestaltung von Bauteilen eine wichtigere Rolle, um defekte Bauteile einfacher austauschen zu können.
Produkt als Dienstleistung ist machbar: Die Hardware wird gemeinsam mit entsprechender Software in einer Cloud zur Verfügung gestellt. Das Diktiergerät selbst bleibt im Eigen-
tum des Herstellers und ermöglicht nachfolgende Umsetzungen des kreislauffähigen Produkts.
Modularität ist machbar: Die Leiterplatte verursacht die größten Umweltbelastungen und wird in Module geteilt, die leicht entnehmbar sind und auch in neuen Produkten einfach wiederverwendet werden können.
Rückführung in die Produktion ist machbar: Umwelt- und kostenrelevante Bauteile der Leiterplatte werden abgelötet und der Produk-
tion neuer Geräte wieder zugeführt. Eine bewältigbare technologische Herausforderung.
Jedes Geschäftsmodell und jedes Produkt bietet die Chance, den Gedanken der Kreislaufwirtschaft auf hoher Wertschöpfungsebene umzusetzen. Circular Economy Tools wie https://tools.katche.eu/ können dabei unterstützen, für die eigene Situation die passende Kreislaufstrategie zu finden und umzusetzen.
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Regeneratives Projektmanagement stellt sicher, dass die Veränderungen Schritt für Schritt umgesetzt und gut ins Unternehmen integriert werden.
Von Andreas EllenbergerDer Weg zur Umstellung der Geschäftsmodelle, Prozesse und Organisation für die Ausrichtung auf Kreislaufwirtschaft ist für viele Unternehmen mit einem größeren Change verbunden.
Die derzeitigen Arbeitsweisen und Angebote sind oft noch auf die Optimierung des linearen Wirtschaftsmodells ausgerichtet. Während dies die Finanzierung des Unternehmens sichert, muss gleichzeitig die zukünftige Rolle innerhalb einer Kreislaufwirtschaft vorbereitet werden. Ob es um neue Angebote geht (z. B. Rücknahme und Wiederaufbereitung, neue digitale Lösungen oder die Bereitstellung von Produkten als Service), um Änderungen in den operativen Prozessen (z. B. Verwendung von recycelten oder regenerativen Materialien, Nutzung von Nebenprodukten, Reduktion von Abfällen) oder um neue Geschäftspartner – die Umsetzung erfolgt durch Projekte. Wertvoll ist eine klare Vision der eigenen Rolle in einer Kreislaufwirtschaft sowie ein gutes Verständnis des dazu erforderlichen Projektportfolios. Priorisierung und Koordination der einzelnen Projekte erleichtern die Kommunikation intern sowie mit Geschäftspartnern.
Was braucht es in den Umsetzungsprojekten?
Projekte für die Kreislaufwirtschaft haben einen Business Case, in dem
die wirtschaftliche Rechtfertigung für diese Investition dargelegt wird. Der entstehende Nutzen durch zusätzliche Absatzmärkte, Einsparungen, Reduktion von Emissionen oder der Attraktivität für nachhaltigkeitsbewusste Fachkräfte ist ein wesentlicher Treiber für die Umsetzung und gleichzeitig ein Motivationsfaktor für alle am Projekt Beteiligten.
Vorbereitet sein statt im Detail planen: Es geht nicht darum, möglichst schnell und kostengünstig etwas Neues zu implementieren. Zirkuläre Lösungen beinhalten viele Stakeholder und Prozesse. Agile Arbeitsweisen sind wichtig, um die Rück-
meldungen aus den Änderungen wahrzunehmen und die Lösungen auf dem Weg zum Projektziel aufgrund der Erkenntnisse zu justieren. Regeneratives Projektmanagement beinhaltet den Fokus darauf, die Projektergebnisse gut in das Tagesgeschäft zu integrieren und Zusammenarbeit mit allen am späteren Wertschöpfungsnetzwerk beteiligten Stakeholdern bereits im Projekt auf eine gute Basis zu stellen. Damit wird das Projektgeschäft auf den Nutzen ausgerichtet und reduziert Reibungsverluste bei der Übergabe in den Betrieb.
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Millionen Tonnen Textilabfall werden jährlich in Europa im Restmüll entsorgt. Dieser Verschwendung wirkt SALESIANER entgegen und investiert in nachhaltige Projekte und wissenschaftliche Arbeiten. Langfristig sollen dadurch wichtige Ressourcen geschont, aber auch ein mittel-bis langfristiges Umdenken innerhalb der Textilbranche etabliert werden.
Der österreichische Marktführer im Textilmanagement ist einer der Vorreiter, wenn es um Kreislaufwirtschaft und die nachhaltige Aufbereitung von Alttextilien geht. Das Unternehmen engagiert sich stark auch im Bereich Forschung & Entwicklung für Kreislaufwirtschaft und setzt dabei auf Kooperation.
Mit der New Design University St. Pölten wurde zuletzt ein Projekt umgesetzt, um aus gebrauchten Textilien neue Stoffe und letztlich Textilien zu produzieren. Wo dies nicht möglich ist, sollen ausrangierte Stoffe weiterverwendet und einem neuen Zweck zugefügt werden. In einem Projekt mit der New Design University St. Pölten
(NDU) erarbeiteten 13 Projektteams Konzepte zur Weiterverwendung unterschiedlicher Bekleidungsteile. Dabei wurden gebrauchte ReinraumOveralls und Stiefel, OP-Abdeckungen, OP-Mäntel und InkontinenzMatten von Salesianer zur Verfügung gestellt. Die angehenden Designer: innen setzten sich sehr kritisch mit der Nachhaltigkeits-Thematik aus-
einander, und bewiesen in ihren Arbeiten, dass getragene, gebrauchte oder bereits aussortierte Textilien nicht zwingend als Restmüll verbrannt werden müssen.
Die Wiederaufbereitung von Textilabfällen war auch Anstoß zu einem gemeinsamen Forschungsprojekt von elf Unternehmen, im Rahmen des ecoplus Kunststoff-Clusters. Das seit November 2017 unter dem Namen „TEX2MAT“ laufende Projekt wurde neben bisher zahlreichen anderen Auszeichnungen auch mit dem renommierten Staatspreis für Umweltund Energietechnologien in der Kategorie „Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz“ prämiert.
Enzyme ermöglichen
Wiederverwendung
Mit der Entwicklung eines KMUtauglichen Prozesses für qualitätsgesichertes Stoffrecycling von Mischtextilien konnte die bisherige Barriere – die saubere Trennung der Materialien – überwunden werden.
Basis für die Trennung von Mischgewebe ist ein von der Universität für Bodenkultur Wien und TU Wien entwickelter technologischer Ansatz.
Bei diesem Vorgang werden Baumwolle und Polyester enzymatisch getrennt, wobei Letztere durch das Wiederzusammensetzen von Polymerketten auf jenes Niveau erreichen, dass die entstandenen Kunststofffasern wieder versponnen werden können. Die neu entstandenen Materialien werden im Anschluss definierten Qualitätsklassen zugeordnet und entweder für Textilien oder Spritzgießteile verwendet. Der Kreislauf „fibre to fibre“ wird erstmalig vollständig geschlossen
„Millionen Tonnen Textilabfall werden jährlich in Europa im Restmüll entsorgt. Dieser Verschwendung möchten wir entgegenwirken und investieren in nachhaltige Projekte und wissenschaftliche Arbeiten. Langfristig sollen dadurch wichtige Ressourcen geschont, aber auch ein mittelbis langfristiges Umdenken innerhalb der Textilbranche etabliert werden“
„Nachhaltigkeit darf kein alleinstehendes Wort auf einem Zettel sein. Vielmehr sollte es als Ansporn und Antrieb für Ideen, Weiterentwicklung und Fortschritt verstanden werden.“
Victor Ioane, CEO SALESIANER Gruppeund Salesianer Wäsche aus Mischgewebe kann künftig aufbereitet und für neue Produkte wiederverwendet werden.
Das Projektkonsortium unter Führung von ecoplus in welchem sich Salesianer als aktiver Kooperationspartner einbrachte, umfasste zahlreiche unterschiedliche Akteure wie etwa die TU Wien, BOKU oder ANDRITZ Fabrics and Rolls. Das traditionelle österreichische Familienunternehmen Salesianer hat sich vorgenommen, mit Know-how und Engagement das Thema Kreislaufwirtschaft zu unterstützen und voranzutreiben, und seine Erfahrungen ebenso wie Herausforderungen in Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft auch künftig in Forschungsprojekte und weitere branchenübergreifende Initiativen einzubringen.
Die SALESIANER Gruppe ist das führende österreichische MiettextilUnternehmen mit insgesamt 30 Standorten in elf Ländern. Im Heimmarkt Österreich sichern 13 Standorte eine flächendeckende, regionale Versorgung. Weitere 17 Standorte
befinden sich in Deutschland und der Schweiz sowie den CEE/SEELändern Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Das zukunftsweisende kreislauffähige Geschäftsmodell hatte SALESIANER bereits in den 1970er- Jahren entwickelt und eine aus den USA stammende Idee aufgegriffen, um sie in Österreich einzuführen: die Vermietung von Wäsche und Bekleidung. Salesianer kann damit zurecht „Pionier“ genannt werden und verfügt über langjährigste Erfahrung mit einem „product-as-a-service“ Geschäftsmodell ebenso wie über die dazugehörige Erfolgsgeschichte.
Mehr auf www.salesianer.at
Warum Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft zusammengehören. Klimawandel, der Verlust von Biodiversität sowie die zunehmende Verknappung von Rohstoffen erfordern ein wesentliches Neudenken des bestehenden Wirtschaftssystems. Einer Transformation des Wirtschaftssystems muss es daher gelingen, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte umfassend in die Überlegungen zur Neugestaltung miteinzubeziehen.
Von Karin Huber-Heim & Raphaela Hellmayr
Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie sind vielversprechende Ansätze, die von internationalen wie nationalen Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen als systemische Veränderung für eine solche Transformation favorisiert werden. Der EU Green Deal sieht Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie als maßgebliche Instrumente, um die Klimaziele der EU bis 2050 erreichbar zu machen.
Die nationale Bioökonomiestrategie von 2019 baut auf dem europäischen Rahmen auf und wurde 2022 mit einem Bioökonomie Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen ergänzt. Seit 4. Dezember 2022 verfügt Österreich auch über eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie, welche aufgrund ihrer ambitionierten Ressourcenverbrauchsziele international viel Beachtung erfährt.
Österreich hat den fünftgrößten Materialfußabdruck in der EU und liegt mit ca. 19 Tonnen über dem EU Durchschnitt. Durch die Kreislaufwirtschaft wird der Bedarf an Primärrohstoffen stark verringert. Die verbleibende Nachfrage soll künftig in möglichst vielen Bereichen und Anwendungen durch nachhaltig bereitgestellte, erneuerbare Rohstoffe
gedeckt werden, wie das die österreichische Bioökonomiestrategie vorsieht.
Innovative Wertschöpfung
Eine regenerative Kreislaufwirtschaft orientiert sich dabei am Vorbild der natürlichen Systeme, und richtet sich danach aus, dass Produkte sowie die verwendeten Ressourcen so lange wie möglich im Produktions- bzw. Gebrauchskreislauf behalten werden und bereits in der Gestaltungsphase entsprechend erdacht und geschaffen werden.
In der Darstellung der Ellen Mac Arthur Foundation, dem „Butterfly Diagramm“ wird ersichtlich, dass biologische und technische Kreisläufe nicht voneinander getrennt betrachten werden können, wenn man über innovative Wertschöpfung nachdenken möchte.
Die auf der Erde verfügbaren Flächen begrenzen die Menge an Biomasse, die in weiterer Folge für Nahrungsmittel, Futtermittel, stoffliche oder
energetische Nutzung zur Verfügung stehen. Fossile, metallische und mineralische Materialien brauchen für die Entstehung Millionen von Jahre, was sie grundsätzlich von nachwachsenden Rohstoffen unterscheidet.
Nachhaltige Bioökonomie
Auch in dem utopischen Zustand einer perfekten Kreislaufwirtschaft, wird es in den Prozessen immer Verluste geben und es muss neues Material und neue Energie hinzugefügt werden. Biomasse wächst kontinuierlich nach und sollte daher priorisiert werden. Wichtig ist zu berücksichtigen, dass auch Biomasse nicht unendlich verfügbar ist. In Zukunft sollten Materialien so eingesetzt werden, dass die größte wirtschaftliche und ethische Wertschöpfung für die Gesellschaft entsteht. Alle Stakeholder, egal ob Politik, Unternehmen, Forschung oder Zivilgesellschaft sind aufgefordert ihren Beitrag zur nachhaltigen Bioökonomie zu leisten.
Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft sind die Grundlage für die nachhaltige Transformation des Wirt-
schaftssystems. Der Materialfußabdruck setzt sich derzeit aus fossilen und mineralischen Materialien, Metallen und Biomasse zusammen und muss drastisch gesenkt werden.
Hier kommt die nachhaltige Bioökonomie ins Spiel, deren Ziel es ist den Rohstoffbedarf in Zukunft zunehmend mit nachwachsenden Rohstoffen zu decken.
Die effiziente Gestaltung von Prozessen in einer regenerativen Kreislaufwirtschaft mit stark gesenktem
Rohstoffbedarf ist die Grundlage für eine nachhaltige Bioökonomie.
Die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie hebt Information, Wissen und Zusammenarbeit als unabdingliche Bestandteile der Transformation hervor und sieht Unternehmen dafür als wichtigste Zielgruppe, denn sie müssen ihre Strategien, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse und Praktiken, das Bewusstsein ihrer Mitarbeiter:innen und deren Qualifizierung an der Kreislaufwirtschaft neu ausrichten
Butterfly Diagramm mit biologischen Kreisläufen in grün und technischen Kreisläufen in blau
und für die notwendigen Innovationen sorgen. Dazu braucht es eine breite Offensive zum Kompetenzaufbau sowie Informationsbereitstellung, Wissensaufbau, Beratungsangebote und geeignete Formate für Austausch und Kooperation. Eine Aufgabe, der sich in Österreich die Multistakeholderplattformen Circular Economy Austria und Bioeconomy Austria verschrieben haben und dazu seit 2022 kooperieren.
Mehr auf circulareconomyforum.at bioeconomy-austria.at
Ob Pandemie, Lieferkettenengpässe, Energie- oder Rohstoffkrise –die letzten Jahre zeigen uns: Für eine resiliente österreichische Wirtschaft ist ein funktionierender Markt für hochwertige SekundärRohstoffe entscheidend, um die Importabhängigkeit zu senken.
Von Brigitte ReichDie heimische Wirtschaft ist von internationalen Rohstoff Flüssen abhängig: Allein im letzten Jahr lag der Import von Waren nach Österreich – darunter dringend benötigte Rohstoffe wie Eisen, Nickel und Stahl – auf einem Rekordhoch. Für eine stabile Versorgung ist die regionale Wertschöpfung von primären und insbesondere sekundären Rohstoffen wichtig, um die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu reduzieren.
Das Gebot der Stunde:
Rohstoffe im Kreislauf halten
Die Wiederverwertung von Produkten bietet ein enormes Potential für eine resiliente österreichische Wirtschaft – das aber bisher kaum genützt wird: Nur 12 % der eingesetzten Material-Ressourcen werden laut
Eurostat hierzulande aus dem Wiedereinsatz von Sekundär-Materialien gewonnen. Damit liegt Österreich unter dem EU-Durchschnitt (12,8 %). Ein wichtiger Hebel für das Erreichen der Klimaneutralität ist daher die Steigerung der Zirkularitätsrate, denn Primär-Rohstoffe allein können den erhöhten Bedarf an Wertstoffen nicht mehr decken. Indem Reststoffe in den Kreislauf zurückgeführt und stofflich höherverwertet oder thermisch genutzt werden, sichern sie als SekundärRohstoffe eine stabile Versorgung –regional, österreichweit und in Europa.
Für das Funktionieren der SekundärRohstoffmärkte spielen neben dem Preis, Verfügbarkeit und Qualität
der Materialien eine wichtige Rolle. Digitale Technologien sind dabei der Schlüssel zu einem nachhaltigen Rohstoffmanagement. Sie liefern inno vative Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Der österreichische Markt hält vielversprechende Geschäftsmodelle bereit, so auch den Online-Marktplatz SECONTRADE: Hier können hochwertige Sekundär-Rohstoffe in Österreich und Europa gehandelt und Bedarf und Nachfrage von Wertstoffen auf Knopfdruck zusammengebracht werden. Das stärkt eine effiziente Versorgung mit Ressourcen und zeigt: Es gibt in Österreich bereits erfolgreiche Lösungen für eine gelebte Kreislaufwirtschaft.
Mehr auf www.secontrade.com
Neue Akzente durch Wiederverwendung von Abbruchstücken.
Die ÖBBImmobilienmanagement GmbH sagt der Wegwerfwirtschaft weiter den Kampf an und hat mit den materialnomaden ein Pilotprojekt gestartet. Das Abbruchopfer ist das hauseigene Bahnhofsgebäude in Gedersdorf, dass Anfang Dezember 2022 abgerissen wurde. So wurden z. B. aus dem Holz eines alten Türrahmens oder Glastüren ein neues Regal. Damit setzen die ÖBB einen weiteren Schritt Richtung Kreislaufwirtschaft.
Altem neues Leben geben Was normalerweise zu Bauschutt und Abfall wird, wir hier mit anderen Augen gesehen und widerverwertet. „Gemeinsam haben wir das Gebäude vor Abbruch besichtigt und die Rosinen rausgepickt, denen in der Werkstatt der materialnomaden ein neues Leben gegeben wird,“ begeistert sich
Karl Fischer, Leiter Bahnhofs- und Liegenschaftsmanagement bei der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH. Materialien wie Ziegel oder der alte
Dachstuhl wurden weitervermittelt, kleinere Dinge mit kreativem Potenzial in der Werkstatt der materialnomaden aufgewertet. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Materialien verlängert. Der Clou: Ausgewählte Raritäten können im ÖBB Fanshop erworben werden. Dort findet man bereits viele nachhaltige Produkte, wie z. B. Planentaschen aus original Werbebannern.
Als eine der größten Bauherrinnen Österreichs – aktuell fließen pro Jahr im Schnitt mehr als drei Milliarden Euro in den Neu- und Ausbau der Infrastruktur – ist die ÖBB-Immobilienmanagement GmbH auch Vorreiter in Sachen Kreislaufwirtschaft und setzt neue Akzente durch das Pilotprojekt. Das Ziel: UpcyclingProzesse bei kleinen Abbruchprojekten ausprobieren, um diese auf größere Projekte anwenden zu können.
Das Konzept der Wiederverwertung verringert nicht nur das Abfallaufkommen auf der Baustelle, es werden auch Rohstoffe neu genutzt anstatt sie zu entsorgen. Es entsteht weniger Müll, weniger Entsorgungskosten und somit weniger CO2. Gleichzeitig können sich die neuen BesitzerInnen der Re-Use-Artikel über Einzelstücke freuen.
In der Vergangenheit wurden die Verflechtungen zwischen Circular Supply Chain und Lieferkettenmanagement nicht ausreichend berücksichtigt. Inzwischen gibt es Beispiele aus der Praxis, wie das Konzept der Circular Supply Chain erfolgreich umgesetzt werden kann.
Trotz der Endlichkeit von Rohstoffen steigt der weltweite Ressourcen- und Materialverbrauch stetig an. Abfälle belasten unsere Umwelt und führen zu einer Verringerung von Biodiversität. 90 % der Emissionen in kundenorientierten Sektoren, wie der Elektronik, dem Bauwesen, Food oder Fashion kommen aus der Supply Chain. Darunter fallen Emissionen aus der Beschaffung, dem Transport, der Verwendung der Produkte sowie aus deren Entsorgung. Um Produkte und Materialien so lange wie möglich im Kreislauf zu führen, müssen Lieferketten daher adaptiert werden.
Modelle für eine Circular Supply Chain
Product-as-a-Service ist ein Circular Supply Chain-Modell, bei dem Langlebigkeit im Vordergrund steht. Das Produkt bleibt im Eigentum des Unternehmens und kann am Ende der Lebensdauer der Wiederaufbereitung zugeführt werden. Anstatt hoher Akquisitionskosten bleiben Unternehmen neben den laufenden Einnahmen mit ihren Kund:innen im Austausch und können zusätzliche Leistungen anbieten. Das geschieht bereits in vielen Bereichen, wie etwa der Lichttechnik: Installation, War-
tung und Instandhaltung liegen beim Serviceprovider. Palettenpooling unterstützt die Zirkularität, wenn gemietet statt gekauft wird: Ankauf, Verwaltung, Wartung und Lagerung fallen weg, der Dienstleister ist für den Zustand und die zeitliche Verfügbarkeit verantwortlich, teure Leertransporte unterbleiben.
Kommende Entwicklungen Wiederaufbereitung braucht Logistiklösungen für die Zerlegung, Aufbereitung oder Reparatur. Ersatzteil-
märkte entstehen, regionale Transporte nehmen durch die Warenzirkulation zu und es braucht Lösungen, die die Transportkapazitäten optimal auslasten. Die Anforderungen an Verpackungssysteme ändern sich durch den Anspruch der Recyclingfähigkeit der Verpackung im Rahmen der regenerativen Ökonomie.
Aufgrund der vielen Schnittstellen entlang der Lieferkette kommt der digitalen Transformation ein hohes Maß an Bedeutung zu. Die Notwendigkeit einer Circular Supply Chain-Strategie ist vielen bewusst –was Unternehmen brauchen, ist Unterstützung in der Umsetzung der neuen Konzepte und entsprechend ausgebildete Arbeitskräfte.
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Erfolgsstory am Weg in die Kreislaufwirtschaft.
Warum hat sich Lafarge Österreich auf den Weg in die Kreislaufwirtschaft begeben? “Weil wir ohne Kreislaufwirtschaft nicht unsere Dekarbonisierungsziele erreichen werden.” sagt CEO Berthold Kren.
Als erster seiner Branche hat Holcim, zu dem Lafarge Österreich gehört, bereits 2017 Maßnahmen gesetzt und sich zu den Pariser Klimazielen und zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels bekannt. Die Zementindustrie im Allgemeinen und auch Lafarge Österreich im Besonderen sind im internationalen Vergleich gut aufgestellt: nirgendwo anders wird Zement mit einem geringeren CO2Fußabdruck produziert, nirgendwo anders werden so effektiv Abfall- und Ersatzbrennstoffe eingesetzt wie in Österreich.
Bis 2040 soll die Klimaneutralität in Österreich gesetzlich umgesetzt werden. Berthold Kren ist der festen Überzeugung, dass ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz nicht im Wider-
spruch zum unternehmerischen Erfolg steht. Den notwendigen Transformationsprozess kann und will Lafarge Österreich aktiv mitgestalten. Dies ist nur möglich, wenn der gesamte Produktzyklus betrachtet wird: Fokussiert wird bei Lafarge Österreich auf die Bereiche Kreislaufwirtschaft, Dekarbonisierung, nachhaltige Logistik, erneuerbare Energien, Biodiversität, CO2-Abscheidung und -nutzung.
Im Recyclingcenter Retznei (Stmk.) verarbeitet das Unternehmen Betonund Ziegelsplitt zu ressourcenschonenden Ersatzrohstoffen, die in der Zementproduktion eingesetzt werden. Am Standort Mannersdorf (NÖ) ist die Errichtung eines Recyclingcenters in Planung. Der strikte Kurs
in Richtung CO2-Reduktion bedeutet großen (finanziellen) Aufwand:
– Das Produktportfolio der ECOPlanet-Familie wurde 2021/2022 erfolgreich am österreichischen Markt lanciert.
– Ca. 50 Mio Euro flossen in jüngster Zeit in die Werke, in denen klimaschonendere Zemente hergestellt werden.
Weitere Aktivitäten, die Lafarge Österreich im Sinne der Circular Economy setzt:
– Recycling von Baurestmassen, damit Baustoffe wieder zu Baustoffen werden: 110 kt Verarbeitungsmenge jährlich allein im Werk Retznei
– Verwendung von 85 % erneuerbarer elektrischer Energie an allen Standorten, PV-Anlagen
– 3D-Beton-Druck: besser mit weniger bauen bei einem 70% geringeren Materialeinsatz als bei herkömmlicher Bauweise
Mehr auf www.lafarge.at
Von Julia Weinzettl
Jedes Produkt, das vom Ziegelhersteller Wienerberger erzeugt wird, soll zu 100 % entweder wiederverwendbar oder recycelbar sein.
„Das ist nicht nur unsere Vision, sondern eine klare Vorgabe“
Johann Marchner, Wienerberger Geschäftsführer
Damit wird schon in der Produktion angefangen. Ziel ist es, möglichst wenig, aber erstklassiges Rohmaterial zu verwenden und dieses mit minimaler Energie zu Ziegeln zu brennen. Neue BusinessModelle, wie WallasaService, die Digitalisierung und die enge Forschungszusammenarbeit mit Universitäten unterstützen die Entwicklung zu innovativen, nachhaltigen Produkten.
Viele kennen Wienerberger Ziegel als rote Backsteinziegel, zum Bauen werden allerdings Hintermauerziegel, teilweise mit Mineralwolldämmung, verwendet. Wie kann man den Materialmix recyceln?
Johann Marchner, GF: Der Ziegel ist vollständig recycelbar, allerdings sind wir noch nicht in der Lage, ihn in vollem Umfang wiederverwendbar zu gestalten. Daran arbeiten wir gerade. Durch die Integration von Mineralwolle als Dämmung haben wir ein weiteres Material, das wir in den Produktionsprozess zurückführen müssen. Dazu wird die Mineralwolle lediglich in den Ziegel gesteckt und nicht geklebt. So kann man die beiden Materialien am Ende des Gebäudelebens – auch aufgrund des Gewichtsunterschieds – leicht trennen. Der Mineralwolle-Verschnitt wird gesammelt und an den Hersteller zur Wiederverwendung über-
mittelt. Die Ziegelreste werden als Material für die Produktion von Dachgarten- und Gewässerschutzfiltern oder zur Verbesserung von Böden in der Landwirtschaft benutzt. Gemeinsam mit der BOKU, erforschen wir z. B. gerade, wie es möglich ist, mit der Verwendung von Klimaziegeln Böden zu verbessern.
Um die perfekte Balance zwischen Materialmenge und Funktionalität zu finden, vergrößern Sie die Hohlräume im Ziegel. Wie gehen Sie hier vor?
Vanessa Rausch, Leitung Business Development: Wir verwenden Virtual Labs, um die Geometrie und die Anzahl der Löcher in den Ziegeln zu verbessern. Dadurch wird weniger Material verbraucht, während die Leistungsfähigkeit gleich bleibt.
Jahr entwickelten wir erstmals eine dreidimensionale Abbildung der Mauerwerk-Statik. Mit den Erkenntnissen aus der digitalen Simulation können wir das Material an seine Grenzen bringen und Overengineering reduzieren.
Wie schlägt sich das Konzept der Kreislaufwirtschaft in ihren BusinessModellen nieder?
Johann Marchner, GF: Wir arbeiten daran, intelligente Ziegel mit innenliegender Wärmedämmung zu größeren Fertigteilen zu entwickeln. Im Geschäftsmodell „Wall-as-a-Service“ verkaufen wir nicht mehr den Ziegel, sondern die Wand als Ganzes. Für Einzelhändler wie Supermarktketten ist dieses Modell beispielsweise interessant, da die Wand bei einem Standortwechsel wiederverwendet werden
Die Digitalisierung hilft uns, die Verwendung von Material effizient zu gestalten.
Vanessa Rausch, Leitung Business Development
Die Geometrie der Löcher ist entscheidend für den Schallschutz und die Statik, die mittels Simulation optimiert werden. Wir reduzieren Material und können die Produktleistung noch weiter steigern. Letztes
kann. Damit das möglich ist, müssen die Wand und die Fassade trennbar sein. Eine vorgehängte Fassade wie z. B. eine Keramikfassade kann leichter entfernt und wiederverwendet werden als eine Fassade mit Wärmeschutz.
Optimal ist daher eine gemeinsame Planung im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Johann Marchner, GF: Ja, wir müssen alle Stakeholder einbeziehen, um über Gebäude- und Nutzungskonzepte nachzudenken und uns gemeinsam für ein übergeordnetes Ziel zu engagieren. Es ist nicht möglich, dies allein zu erreichen. Rohstoffe werden immer wertvoller. Wir müssen uns der Ressourcenschonung verschreiben und so ökologisch und effizient wie möglich bauen. Wir sind stolz darauf, als Ziegel- und keramischer Werkstoffhersteller ein lokaler Anbieter zu sein. Unsere Rohstoffe und Produktionsstätten sind vor Ort. Ein Beispiel für den Wert unserer Produkte ist das Ziegel-Museum in Wien, das alte Ziegel und Gebäude schätzt und bewahrt. Wir haben einen Werkstoff, der über Jahrhunderte wiederverwertbar ist und seinen Wert behält.
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Vorfertigung und Automatisierung in der Produktion tragen einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft bei.
Gemeinden spielen eine zentrale Rolle für die Entwicklung einer zirkulären Wirtschaft und Gesellschaf, aber die Idee einer effizienten Kreislaufwirtschaft fand in Gemeinden bislang wenig Beachtung. Der neue Ressourcen Check für Gemeinden möchte dies ändern!
Von Andreas Van-Hametner„Kreislaufwirtschaft ist ein Industriethema und hat wenig mit Gemeinden zu tun!“ So lautet ein verbreiteter Irrtum. Gemeinden und Regionen haben jedoch großes Potential, um zu einer zirkulären Zukunft beizutragen. Sie sind zentrale Knotenpunkte des Ressourcenverbrauchs, steuern mit ihren Infrastrukturen große Stoffkreisläufe, beeinflussen mit Ihrer Nachfrage regionale Angebote und wirken durch die geringe Distanz auf Bürger:innen und Unternehmen ein. Ohne Gemeinden als Partnerinnen sind viele ressourcenpolitische Maßnahmen nicht denkbar.
Wie fördern Pioniergemeinden Kreislaufwirtschaft?
Vorreitergemeinden vermitteln zwischen engagierten Bürger:innen, Betrieben und anderen Institutionen, um deren zirkuläre Aktivitäten zu bündeln. Denn auf Gemeindeebene werden die großen Fragen nicht nur diskutiert, sondern lebensnahe Lösungen für die Zukunft gefunden. Sie fördern durch das Hervorheben von lokalen Projekten das zirkuläre Bewusstsein und ihre Nachfrage nach kreislauffähigen Produkten und Dienstleistungen
unterstützt innovative Betriebe. Vor allem aber, können sie in ihrem eigenen Wirkungsbereich selbst aktiv werden und ein Vorbild für Bürger:innen und Betriebe sein.
Diese Pioniergemeinden verstehen zudem, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur hocheffizientes Recycling bedeutet. Neben der kommunalen Abfallwirtschaft setzen sie Maßnahmen auch in der Beschaffung, der Standortentwicklung, im Kommunalbau, der Abwasserwirtschaft, bei Festen oder auch in der Energie- und
Wärmeversorgung. In all diesen Bereichen können Maßnahmen die Kreislaufwirtschafts-Prinzipien intelligent nutzen, Lebensdauer verlängern und im Kreis führen verwirklichen.
Damit mehr Gemeinden Vorreiterinnen werden, entwickelte das Ressourcen Forum Austria in einem Projekt gefördert aus Mitteln des Klima- und Energiefonds den „Ressourcen Check für Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz in
der Gemeinde“. Dieser Online-Selbstanalyse-Check bietet Gemeinden einen niedrigschwelligen Einstieg in das Thema Kreislaufwirtschaft und eine Übersetzung in die Welt der Gemeindepolitik. Er unterstützt österreichische Gemeinden dabei besser zu verstehen, was Kreislaufwirtschaft für sie bedeutet und wel-
Kommunale Kreislaufwirtschaft bietet viele Möglichkeiten
che Maßnahmen sie dafür setzen können. Denn die zirkuläre Zukunft muss auch auf jener Ebene stattfinden, die den Menschen am nächsten ist: in Regionen und ihren Gemeinden!
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Oberösterreich will zu einer Circular Region, einer Modellregion für Kreislaufwirtschaft, werden. Dafür braucht es ein starkes Netzwerk von Unternehmen aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichen Kompetenzen. Business Upper Austria ist dabei federführend.
Von Christian Mayr & Ashna MudafferDie österreichische Bundesregierung will die Wirtschaft und Gesellschaft im Land bis 2050 in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft umgestalten. Steigende regulatorische Vorgaben, Ressourcenknappheit, schwankende Rohstoffpreise und letztendlich der Wunsch der Konsument:innen nach mehr Nachhaltigkeit zwingen Unternehmen, das Thema Kreislaufwirtschaft auf ihre Agenda zu setzen, Verbrauchsmodelle zu überdenken und neue Wege einzuschlagen. Oberösterreich hat 2020 mit dem Fördercall „Kreislaufwirtschaft“ einen solch neuen Weg eingeschlagen.
Sechs besonders innovative Projekte mit 14 beteiligten Unternehmen, neun außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie der Johannes Kepler Universität Linz leisten einen wichtigen Beitrag, um die Kreislaufwirtschaft in Oberösterreich voranzutreiben.
Kreislaufwirtschaft eröffnet Chancen
Das Etablieren einer Kreislaufwirtschaft fordert Unternehmen nicht nur.
„Kreislaufwirtschaft bietet auch Chancen, Geschäftsmodelle so zu adaptieren, dass wirtschaftlicher Profit und Dekarbonisierung Hand in Hand gehen können und auch Wettbewerbsvorteile entstehen“, betont Christian Mayr vom Circular Economy Team bei Business Upper Austria, das zahlreiche weitere Kreislaufwirtschaftsprojekte begleitet.
Beim Aufbau der Circular Region geht es vor allem um Bewusstseinsbildung, Kommunikation und das „Circular Mindset“, das im Rahmen von gemeinsamen Aktivitäten stark im Fokus stehen soll. „Bei regelmäßigen, branchenübergreifenden
Treffen bringen wir mit Inputs von Expert:innen und Praxisberichten die Kreislaufwirtschaft in die Unternehmen der Circular Region OÖ. In moderierten Workshops wollen wir außerdem gemeinsam Lösungen für aktuelle Herausforderungen in einer Circular Economy entwickeln“, erklärt Mayr.
Neben dem Aufbau der Circular Region arbeitet Business Upper Austria auch im Projekt „Circular Academy“ an der Transformation von Unternehmen in Richtung nachhaltiges, zirkuläres und profitables Wirtschaften. Die insgesamt vier Projektpartner entwickeln gemeinsam eine Online-Wissensplattform, die Informationen zur grünen Transformation bereitstellt, Lern- und Weiterbildungsprozesse anstößt sowie als Vernetzungs- und Austauschplattform fungiert.
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Lindner setzt im Ausbau auf geschlossene Materialkreisläufe und zirkuläre Geschäftsmodelle.
Die Lindner Group ist Planer, Hersteller und Bauausführer für Innenausbau, Gebäudehülle und Isoliertechnik und bietet hierzu ein umfassendes Produkt und Leistungsspektrum. Schon seit Jahrzehnten beschäftigt sich Lindner eingehend mit nachhaltigem Bauen und Green Building.
Aus Alt mach Besser
Ein Musterbeispiel für Kreislaufwirtschaft in der Praxis sind die aufbereiteten Doppelbodenplatten LOOP, LOOP aurum und LOOP prime aus faserverstärktem Calciumsulfat. „Alte“ Doppelbodenplatten aus Sanierungsprojekten werden, statt diese klassisch zu entsorgen, im Lindner Werk aufbereitet und einem neuen Lebenszyklus zugeführt: Die Vorteile dabei: gleiche Qualität hinsichtlich Bauphysik, Gebrauchseigenschaften, Gewährleistung und Flexibilität in der Anwendung, aber in Verbindung mit einer Rückgabevereinbarung über 70 % CO2-Einsparung sowie 98 % Gas-
und 93 % Wassereinsparung im Herstellungsprozess gegenüber einem Neuprodukt.
Zirkuläre Geschäftsmodelle Einen weiteren Schritt in Richtung geschlossene Material- und Produktkreisläufe geht Lindner mit der Entwicklung von zwei verschiedenen Konzepten, jeweils angepasst an den deutschen, österreichischen sowie Schweizer Markt mit unterschiedlichen (steuer-)rechtlichen Bedingungen.
1. Variante: Kauf von Systemprodukten mit Rückgabevereinbarung. Mehr.Wert für den Kunden:
– Kein Entsorgungsrisiko
– geschlossener Produktkreislauf
2. Variante: Innenausbau als Service – ein klassisches Mietmodell; Lindner bleibt der Eigentümer der Produkte und stellt dem Kunden, z. B. Gebäudeeigentümern bzw. Vermietern von Büroflächen, den Innenausbau zur Miete zur Verfügung.
Mehr.Wert für den Kunden:
– eine bessere CO2-Bilanz
– keine Vorfinanzierung
– flexible Mietmodelle und Mietdauer (5 – 10 Jahre)
– Lindner Komplettpakete inkl. Planung, Produkte, Montage, Wartung, Umbauten sowie Rückbau und/oder Entsorgung
– Für Gebäudebesitzer – ausgelagerte Abwicklung mit den Mietern bei Erstausstattung und Umbauten
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Vorarlbergs Unternehmen engagieren sich seit vielen Jahren stark im Bereich Nachhaltigkeit. Das „Circular Economy Vorarlberg“ Netzwerk leistet dabei einen wertvollen Beitrag.
Gerade für Vorarlberg als hochwertigen produktionsorientieren Standort haben die Bestrebungen nach einer nachhaltigen, klimaneutralen Zukunft besondere Bedeutung – dies wird auch in der 2022 publizierten WIFO-Studie „Vorarlbergs Wirtschaft im europäischen Konkurrenzumfeld“ hervorgehoben.
Nachhaltigkeit wird hier bereits seit vielen Jahren als fester Bestandteil gelebt: Beispiele sind das Klimaneutralitätsbündnis mit 170 beteiligten Betrieben und die ÖkoprofitZertifizierung mit 300 involvierten Betrieben.
Besonders deutlich wird dies durch die Vielfalt an innovativen Entwicklungen in Vorarlberger Unternehmen, sei es im Bereich neuer Recyclingtechnologien, ressourcenschonender Baumaterialien, energiesparender Leuchtsysteme oder vertikaler Begrünungskonzepte.
Neues Innovationsnetzwerk für gemeinsamen Schulterschluss
Unterstützung in allen Belangen der Circular bzw. Green Economy erhalten Vorarlberger Unternehmen durch das neue Innovationsnetzwerk „Circular Economy Vorarlberg“ (CEV). Das Innovationsnetzwerk zielt dar-
auf ab, einen wesentlichen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für eine nachhaltige und großteils zirkuläre Wirtschaft zu leisten.
Für eine große Reichweite und nachhaltige Wirkung wird das Circular Economy Vorarlberg Netzwerk in einem gemeinsamen Schulterschluss des Landes Vorarlberg, der Wirt-
schaftskammer Vorarlberg, der IV Vorarlberg, des Green Campus der AK Vorarlberg, der Plattform V und der V-Research GmbH unter der Koordination der WISTO aufgesetzt und die Aktivitäten unter einem gemeinsamen Dach gebündelt.
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„Die Entwicklung zur Kreislaufschließung hat extreme Geschwindigkeit aufgenommen“, sagt Manfred Hackl, CEO der EREMA Gruppe, Weltmarktführer bei Recyclingtechnologie und -Maschinen für Kunststoff.
„Kunststoff ist ein fantastisches Material mit einem schlechten Image“, sagt Manfred Hackl, „Papier und Glas sind in den Köpfen der Menschen besser wiederverwendbar“.
Doch Kunststoff ist z. B. das Verpackungsmaterial mit dem geringsten CO₂ Footprint, allerdings nur, wenn er in einem geschlossenen Kreislauf verwendet wird. Dieses Bewusstsein ist wichtig, so der CEO, damit die Konsumenten gebrauchten Kunststoff nicht als wertlos betrachten, sondern ihn in der gelben Tonne sammeln.
Kunststoff Kreislauf Wirklichkeit
„2030 ist die Circular Economy für Kunststoff Wirklichkeit. Das ist unser Ziel“, so Hackl. „Als wir unsere Vision 2017 definierten, dachten wir:
Diese Schuhe sind schon sehr groß“. Mittlerweile habe man viel bewegt und als österreichisches Unternehmen auch das Selbstbewusstsein, diese Vision voranzutreiben. Selbstbewusstsein, das nicht zuletzt durch die Nachfrage nach der rasanten Innovationskraft des Unternehmens bestärkt und durch mannigfaltige Preise anerkannt wurde.
Mit der Schmelze wieder in die Flasche
Den World Star Packaging Award erhielt EREMA z.B. für eine Technologie, mit der aus benutzten und dann geschredderten PET-Flaschen in nur einem Verfahrensschritt direkt neue lebensmitteltaugliche PET Preforms zur Flaschenproduktion erzeugt werden. Dieser direkte Produktionsprozess spart enorme Energie- und Logistikkosten.
Geruchsbelästigung bei Rezyklaten ist Geschichte
„Recycling Machinery Innovation of the Year“, heißt der Preis, der EREMA für das Recyclingsystem INTAREMA® TVEplus® RegrindPro® + ReFresher verliehen wurde. Rezyklate können so auch im Lebensmittelbereich ungebrauchte Kunststoffe ersetzen. „Ein wichtiger Meilenstein am Weg zur Circular Economy“, sagt der Erema Group CEO. Das System beinhaltet eine Recycling-Maschine mit nachgelagerter Anti-GeruchTechnologie. Es ebnet den Weg zur Erreichung der EU-Ziele für den recycelten Anteil von Kunststoffen mit Lebensmittelkontakt. Insgesamt produzieren EREMA Kunden bereits 450.000 Jahrestonnen hochwertigstes geruchsoptimiertes Regranulat.
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Für CEOs FOR FUTURE ist Kreislaufwirtschaft ein zentrales Instrument für eine nachhaltige Wirtschaft und zur Bekämpfung der Klimakrise.
Von Lukas Kienzl & Andrea GutschiKlimakrise, Biodiversitätsverlust und Rohstoffwende sind eng miteinander verflochten, wenn die notwendige Transformation zu einer fossilfreien, umwelt und ressourcenschonenden Wirtschaft und Gesellschaft gelingen soll.
Der Verein CEOs FOR FUTURE hat mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft zwei Plattformen ins Leben gerufen, die jeweils unter prominenter Schirmherrschaft stehen.
Die Wirtschaftsplattform mit Botschafter Wolfgang Anzengruber vereint CEOs, die für eine branchenübergreifende Zusammenarbeit entlang von Wertschöpfungsketten stehen. Bei gemeinsamen Veranstaltungen und Formaten werden zentrale Fra-
Ziel der Wirtschaftsplattform ist es, gemeinsam rascher ins Tun zu kommen.
gestellungen diskutiert, Wissen ausgetauscht und Positionspapiere erarbeitet. Ziel ist es, rascher ins Tun zu kommen und gemeinsam Rahmenbedingungen für eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen.
In der von Botschafterin Doris Schmidauer getragenen Generationenplattform stärkt der Verein den Dialog auf Augenhöhe zwischen CEOs und jungen Menschen innerhalb und außerhalb der Unternehmen, unter anderem in gemeinsamen Zukunftsdialogen, in denen Sichtweisen ausgetauscht und die jeweiligen Positionen auch kritisch hinterfragt werden können. Dadurch werden Vorurteile abgebaut und das Verständnis füreinander gestärkt.
Lehrlinge sind als Fachkräfte von morgen von hoher Bedeutung für die Transformation der Wirtschaft. 2022 fand daher zum ersten Mal der CEOs FOR FUTURE Lehrlingstag statt. Neun Mitgliedsunternehmen setzen mit ihren Lehrlingen, Ausbilder:innen, Führungskräften und Vorständ:innen ein starkes Zeichen der Wertschätzung für den Ausbildungsnachwuchs und deren Beitrag für eine nachhaltige Zukunft.
CEOs FOR FUTURE nimmt sich neben dem Klimaschutz auch den Themenfeldern Biodiversität und Kreislaufwirtschaft an. Gerade in der Industrie besteht hier enormes Potenzial, die Wertschöpfung in Kreisläufen umzusetzen.
Es ist von herausragender Wichtigkeit, die ideologisch aufgeladenen Debatten zu beenden und die Kultur der individualisierten Bequemlichkeit kritisch zu reflektieren. Es gilt Perspektiven aufzuzeigen, die ebenso verträglich wie umsetzbar sind. Nur so können Katastrophenszenarien mit konkreten Lösungsvorschlägen begegnet werden.
Um fachlich ein gutes Korrektiv zu haben, hat der Verein einen international besetzten Beirat eingerichtet, dessen Mitglieder an Veranstaltungen teilnehmen bzw. ihren fachlichen Input auch in die Positionspapiere von CEOs FOR FUTURE einfließen lassen.
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In Zukunftsdialogen mit CEOs auf Augenhöhe werden Sichtweisen ausgetauscht, Vorurteile abgebaut und das Verständnis füreinander gestärkt.
Im Dezember 2022 wurde die österreichische Kreislaufwirtschaft veröffentlicht. Jetzt geht es um die praktische Umsetzung in Handel und Industrie.
Von Reinhard BackhausenUm die Ressourcen und Rohstoffe zu erhalten, muss es zu einer Transformation von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft kommen. Abfälle sind Rohstoffe und Wertstoffe, die wieder verwertet werden müssen. Ende 2022 wurde die Kreislaufwirtschaftsstrategie vom Ministerrat abgesegnet. Dieses Strategiepapier ist jedoch nur die Basis und muss in die Wirtschaft eingebracht und praktisch umgesetzt werden. Das wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein.
Was ist Kreislaufwirtschaft?
Wir unterscheiden zwischen biologischen Kreisläufen und technischen Kreisläufen.Ziel ist es, dass bereits bei der Produktentwicklung
überlegt wird, was mit dem Produkt am Ende des Lebenszyklus passieren soll und wie man seine Bestandteile wieder in einen Kreislauf zurückführen kann. Wichtig dabei ist die Sortenreinheit – Mischungen, Verbundstoffe, etc. sind möglichst zu vermeiden, da sie nur sehr schwer oder mit großem Aufwand trennbar sind. Hier sprechen wir von chemischem oder mechanischem Recycling.
Zusammenarbeiten
für die Umsetzung
Entscheidend ist, dass Industrie und Handel zusammenarbeiten: Ohne den Handel wird es nicht funktionieren und umgekehrt. Zukünftig muss es auch eine Herstellerverantwortung geben, d. h. dass jeder Hersteller die Verpflichtung hat, sein Produkt am Ende wieder zurückzunehmen
und diese Materialien wieder für neue Produkte verwenden kann. Denkbar sind hier auch entsprechende Kundenbindungssysteme seitens des Handels, z. B. mit dem Versprechen, dass für retournierte, gebrauchte Produkte ein Rabatt für den Kauf eines neuen Produktes verbunden ist.
Cradle2Cradle
Entscheidend sind aber Kooperationen in jeder Form, denn ohne ist die Kreislaufwirtschaft nicht realisierbar. Digitale Technologien werden dafür sorgen, dass die Kreislaufwirtschaft effizient funktionieren kann. Entsprechende, wissenschaftlich fundierte Zertifizierungen können Transparenz entlang der Wertschöpfungskette garantieren. Hier sollten höchste Standards angewendet werden, wie z. B. „cradle to cradle“.
Es gibt in Österreich bereits gute Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung von Kreislaufwirtschaft, wie etwa Brantner Environment Groupzirkuläre Abfallwirtschaft, LenzingFasern, Wolford-Wäsche, FroschReinigungsmittel, Bauwerk-Parkett oder GiroflexBürostühle. Die Einführung der Kreislaufwirtschaft bedarf eines kompletten Umdenkens entlang der gesamten Wertschöpfungskette und bei Konsument:innen. Es ist noch ein weiter Weg zur funktionierenden, globalen Kreislaufwirtschaft, aber es muss jetzt ein Anfang gemacht werden.
Die Zusammenarbeit von Handel und Industrie ist entscheidend für das Gelingen der praktischen Umsetzung.
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UniCredit Bank Austria CEO Robert Zadrazil über den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft, Beiträge zur Kreislaufwirtschaft und Banken als wichtige Multiplikatoren.
„Wir unterstützen Unternehmen und auch private Haushalte dabei, sich nachhaltig und klimaschonend aufzustellen. Zugleich bauen wir unser eigenes Kerngeschäft in Richtung Nachhaltigkeit um, mit einer ganze Reihe innovativer Produkt und Serviceangebote für unsere Kund:innen.“
Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank AustriaDer Finanzwirtschaft kommt bei der grünen Wende die zentrale Funktion zu, die Geldströme in zukunftsträchtige, klimaschonende Industrien und Aktivitäten zu lenken. Geschäftsbanken wie die UniCredit Bank Austria begleiten die Unternehmen bei der Transformation hin zum klimafreundlichen Wirtschaften.
als Vorreiter im Bankensektor
So finanziert die UniCredit Bank
Austria für jeden Euro auf den grünen Girokonten ihrer Privat- oder Geschäftskund:innen (GoGreen-Konten) nachhaltige Projekte, insbesondere energieeffiziente Gebäude, außerdem Wind-, Solar- und Wasserkraft
sowie Elektrofahrzeuge. Aktuell beträgt das Gesamtfinanzierungsvolumen aller GoGreen-Konten bereits rund 619 Millionen Euro (Feb. 2023).
Das Thema Nachhaltigkeit spielt nicht nur im eigentlichen Bankgeschäft eine zentrale Rolle, sondern auch beim eigenen Handeln als Unternehmen – Stichwort „ökologischer Fußabdruck“. Die UniCredit Bank Austria hat diesen in den letzten Jahren bereits enorm reduziert, wie Zadrazil erläutert: „Die Bandbreite reicht hier von Dienstreisen über Abfall, Papier, Wasser und Energieverbrauch bis hin zu den
CO2-Emissionen insgesamt: Zwischen 2008 und Ende 2022 haben wir so unsere CO2-Emissionen bereits um rund 85 Prozent verringert.“
Keine Nachhaltigkeit ohne Kreislaufwirtschaft
Als konkreten Beitrag zur Idee der Kreislaufwirtschaft kooperiert die UniCredit Bank Austria mit dem gemeinnützigen IT-Unternehmen AfB, dem sie ihre „ausgemusterten“ ITGeräte zur Verfügung stellt: Im Jahr 2021 waren das mehr als 5.200 ITund Mobilgeräte mit einem Gesamtgewicht von fast 30 Tonnen. Mehr als vier Fünftel dieser Geräte konnte AfB wiedervermarkten und so erhebliche Emissionsreduktionen und Ressourcen-Einsparungen realisieren.
UniCredit Bank Austria CEO Zadrazil bringt das vielfältige Engagement seines Unternehmens auf den Punkt: „‘Reduce, Reuse, Recycle‘ ist für uns mehr als nur ein Slogan – wir tun all das seit vielen Jahren.“
Mehr auf nachhaltigkeit.bankaustria.at
Unternehmen erwarten sich von der Politik Rechts und Planungssicherheit, damit sie den Innovationspfad in Richtung Kreislaufwirtschaft weiter vorantreiben.
Das lange geforderte Verlernen verschwenderischen Verhaltens und ein Umdenken hinsichtlich der Preisgestaltung hin zu Kostenwahrheit was Umwelt und Gesellschaft betrifft, wird nun nicht mehr nur von NGOs gefordert, sondern ist getrieben von gestörten Lieferketten, Ressourcenmangel oder hohen Rohstoff- und Energiepreisen. Als europäische Wachstums- und Innovations-Strategie, unterstützt durch Direktiven und „grüne“ Fördergelder in Milliardenhöhe, findet das Thema
auch langsam aber sicher Einzug in die Überlegungen der Chefetagen. Mit der EU-Taxonomie Verordnung hat Europa das Fundament für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft gelegt. „Die EU-Taxonomie ist ein Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Von der Taxonomie betroffen sind Finanzmarktteilnehmer und Unternehmen, für welche die Verpflichtung gilt, eine nichtfinanzielle Erklärung abzugeben“, erklärt Marina Luggauer, KPMG.
Miteinander für zukunftsfähigen
Wohlstand
„Zusammenarbeit und ein gesellschaftliches Miteinander“ lautet die Devise, denn „die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei,“ ist Karin HuberHeim vom Circular Economy Forum Austria überzeugt. Sie hat beim csrTAG 2022 den prominent besetzten Talk zur Finanzierung einer kreislauforientierten Wirtschaft geleitet. „Derzeit haben wir nirgendwo eine bessere Antwort auf die multiplen wirtschaftlichen und politischen
Herausforderungen, denen wir uns auch noch in den kommenden Jahrzehnten werden stellen müssen. Neue Geschäftsmodelle und kreislauffähige Wertschöpfungsketten stehen dabei im Fokus.“
Kreislaufwirtschaft ist eine tragende Säule des EU Green Deals und wird mit Fördergeldern in Millionenhöhe unterstützt.
Als Rückgrat für zukunftsfähigen Wohlstand betrachtet Christoph Thun-Hohenstein, eine „Umfassende Kreislaufwirtschaft und ganzheitliche Kreislaufkultur.“ Das Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und Kreislaufwirtschaft ist für den Sonderbeauftragten im BMEIA für Grundsätze der Zukunftsgestaltung der „Gamechanger für eine ressourcenleichte und emissionsarme Lebens- und Wirtschaftskultur.“
Am Beispiel des Projekts APPETITE des Fraunhofer Instituts Austria wird klar, wie mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Lebensmittel vor Verschwendung gerettet werden können. Dazu hat sich ein Forschungskonsortium mit Expertise in den Bereichen Supply Chain Management, Informations- und Kommunikationstechnik und Lebens-
mittelhandel zusammengetan, um einem Teil der Lebensmittelverschwendung bereits im Vorhinein zu begegnen. Durch den Eingriff in der Mitte der Lieferkette soll die Verschwendung der Lebensmittel um bis zu 10 Prozent reduziert werden.
Es gilt ein Umdenken bei Konsumenten und bei Herstellern zu etablieren, damit neue Konzepte im Sinne der Kreislaufwirtschaft entstehen können. Ein richtiges „EcoDesign“ bildet dabei den Anfang.
Innovation für nachhaltige Entwicklung
Im Arbeitskreis „Textilien“ beim csrTAG boten Christiane Luible-Baer von der Kunstuniversität Linz und Andreas Bartl, TU Wien Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte. Sonja Zak, Lenzing, Günter Grabher und Wolfgang Hermann von Erema gaben Einblicke in Innovationsprogramme in ihren Unternehmen und stellten sich unter der Leitung von Reinhard Backhausen den Fragen des interessierten Publikums.
Gesellschaftliche Problemlösung und Fortschritt sind ohne Innovation einfach nicht denkbar. Klar ist, dass bei der Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen eine rein technische Perspektive allein nicht
ausreicht. Auf dem Weg in eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft stellt sich für alle innovativen Vorhaben die Frage, welche Haltung, welches Umfeld und welche Rahmenbedingungen nötig sind, um positiv gesellschaftlich wirksam Innovation zu erzielen.
„Digitalization will be driving the transformation, but sustainability will be shaping it“, ist Peter Bakker, der Präsident des World Business Council for Sustainable Development überzeugt. Für respACT-Geschäftsführerin Daniela Knieling trifft dieses Zitat den Kern, worauf wir bei der Transformation der Wirtschaft achten müssen, damit sie alle einschließt und niemanden zurücklässt.
Die Digitalisierung wird die Transformation vorantreiben, aber die Nachhaltigkeit wird sie prägen.
XVII. österreichischer CSR Tag 2023
ENERGIE & MOBILITÄT
19. Oktober 2023
UniCredit-Center Kaiserwasser
Eiswerkstraße 20
1220 Wien
Mehr auf www.respact.at
Dass in Österreich die Wirtschaft bereits zirkuliert, hat der csrTAG am 13. 10. 2022 in Wien gezeigt.
Kate Raworth hat uns mit ihrem Bild eines Doughnuts gezeigt, worum es in Wirtschaft und Gesellschaft letztlich geht: die gleichzeitige Einhaltung der planetaren Grenzen und sozialer Mindestbedingungen für ein gutes Leben aller –jetzt und in Zukunft.
Innerhalb dieser Leitplanken sollten sich Wirtschaft und Gesellschaft frei entfalten können. Dass wirtschaftliches Wachstum im Sinne endlosen Vergrößerung des Bruttoinlandsprodukt (BIP, bzw. engl. Gross Domestic Product: GDP) damit vereinbar ist, wird immer öfter bezweifelt
und defakto ist zumindest in Österreich das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf preisbereinigt seit 2008 nicht mehr gewachsen. Weltweit gehen die Wachstumsraten langfristig zurück.
DoughnutEconomy
Amsterdam hat sich als erste Stadt der Welt einer Umsetzung dieser Gedanken verschrieben und sich zum Ziel gesetzt, zu 100 % zirkulär zu werden und auch in Wien gibt es jetzt eine lokale Doughnut-Initiative. Ich verstehe beide Initiativen, die hier nur beispielhaft genannt seien, als mögliche Orientierungsrahmen für die Entwicklung in eine positive Zukunft.
„Wellbeing“ ist der neue Leitbegriff von Ländern wie Neuseeland, Finnland, Schottland oder Wales.
Wenn Wachstum nicht mehr das primäre Ziel ist, weil immer deutlicher wird, dass die einzelnen von einem steigenden Bruttoinlandsprodukts schon lange nicht mehr profitieren, rücken Maßzahlen „beyond GDP“ in den Fokus. Treibhausgase, Ressourcenverbrauch, aber auch Kennzahlen der Verteilung und der Armut treten damit in den Vordergrund. „Universal Basic Services“ und eine deutlich progressive Besteuerung zugunsten einer allgemeinen „Grunddividende“, wie sie der Club of Rome in seinem neuen Bericht Earth4all fordert.
Weniger Ressourcenverbrauch, mehr Lebensqualität
Eine solche Transformation im Sinne eines „Giant Leap“, wie es der Club of Rome nennt, erfordert ein Monitoring, also eine Überprüfung, ob wir uns (noch) auf dem gewünschten Pfad befinden. Was mir bei all dem wichtig erscheint ist:
(1) Ziele, die sich eine Stadt, eine Region, ein Land oder auch ein Unternehmen gibt, müssen auf den Zielen der Menschen beruhen und
(2) ein Monitoring der Zielerreichung (z. B. Klimaneutralität bis 2040) muss von diesen Zielen abgeleitet werden.
Es braucht also einen partizipativen Prozess der Transformation zu einem guten Leben für alle, wie wir ihn im Austrian Chapter des Club of Rome seit zirka einem Jahr verfolgen.
Mehr auf www.clubofrome.at/ wellbeing/
Worum es im Leben und in der Wirtschaft letztlich geht, und wie wir merken, ob wir unseren Zielen näher kommen.
Angesichts einer Vielzahl aktueller Entwicklungen – dem Klimawandel, globaler Ereignisse, die Zuverlässigkeit von Lieferketten in Frage stellen lassen, politischer Grundsatzentscheidungen, wie dem European Green Deal oder dem US-amerikanischen Inflation Reduction Act – wird der Ruf nach einem alternativen Wirtschaftsmodell immer lauter.
Die Circular Economy scheint dabei diesen Platz eines zukunftsfähigen und auf ökologische, soziale und ökonomische Bedürfnisse eingehenden Systems darzustellen. Dementsprechend groß und wichtig ist das derzeitige Interesse an Innovation, z. B. im Bereich zirkulärer Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsprozessen.
Diese reine wirtschaftliche Sichtweise, ohne Berücksichtigung aller gesellschaftlicher Akteure wird jedoch nicht ausreichen. Für eine
erfolgreiche Transformation zu mehr Zirkularität müssen alle relevanten Systeme und ihre individuellen Ansätze, Bedürfnisse und Einstellungen analysiert werden:
Das unternehmerische System umfasst wirtschaftliche Organisationen mit ihren strategischen Managemententscheidungen, die nachhaltige und zirkuläre Aspekte beinhalten und zu Geschäftsmodellinnovationen in Unternehmen und Organisationen führen.
Das politische System mit seinen Institutionen und Entscheidungsträgern, welche den gesetzlichen Rahmen vorgeben
Das institutionelle System mit Institutionen wie Handelskammern, Bildungsinstitutionen und anderen Interessengruppen, die häufig Einfluss auf die Entscheidungsprozesse nehmen bzw. diesen mitgestalten.
– Die sozialen Systeme, einschließlich der Gesellschaft und insbesondere der Konsument:innen mit ihren prägenden Normen und Werten. Diese Normen und Werte existieren auf gesellschaftlicher Ebene, wirken sich aber auch auf das individuelle Verhalten aus und beinhalten die Einstellung zu einem nachhaltigen und zirkulären Verhalten.
Der Transformationsprozess hin zu einer Circular Society wird hauptsächlich von diesen Systemen und ihren individuellen Interessen an dieser Transformation geprägt und beeinflusst und muss in ihrem Zusammenspiel verstanden werden. Letzteres ist das Ziel eines aktuellen Forschungsprojekts an der Fachhochschule des BFI in Wien.
Mehr auf www.fh-vie.ac.at
Die gebaute Umwelt ist reich an wertvollen Ressourcen. Um den systematischen Veränderungsprozess hin zu einem kreislaufwirtschaftlich orientierten Bauwesen voranzutreiben, hat die Stadt Wien das Programm DoTank Circular City Wien 2020 – 2030 gestartet.
Von Bernadette Luger & Klaus KodydekZu den Aufgaben des Programms, das in der Stabsstelle für Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit im Bauwesen in der Stadtbaudirektion angesiedelt ist, zählen die Entwicklung, Koordination und Steuerung von Maßnahmen zur Reduktion des Ressourcen- und Emissionsverbrauchs im Bauwesen.
„Bereits in der Entwurfsphase wird über die künftigen Umweltauswirkungen eines Gebäudes entschieden“, erklärt Programmleiterin Bernadette Luger.
„Ein vorausschauendes Design, flexible Nutzungsoptionen, Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit, Reuse und Recycling – all das trägt dazu bei, dass Neubauten und Sanierungen kreislauffähiger werden.“ Um diese Aspekte über alle Phasen des Lebenszyklus für ein Gebäude bewertbar und überprüfbar zu machen, sind klare und treffsichere Definitionen nötig. Der DoTank begleitet aktuell die Entwicklung einer solchen praxisorientierten Bewertungsmethodik durch einen wissenschaftlichen Partner. Damit wird eine der Grundlagen für die Transformation zum systematischen zirkulären Bauen in Wien geschaffen.
Um eine ganze Stadt auf eine kreislauffähige Bauwirtschaft umzustellen, sind der kontinuierliche Aufbau von Know-how und der stete Aus-
Auftakt zum zirkulären Wien – Fachenquete 03. 06. 2022 im Wappensaal des Wiener Rathauses.
Vlnr.: Patrick Kammerzelt, Sonja Boutra, Dorina Jobstmann, Bernadette Luger, Stadtbaudirektor Bernhard Jarolim, Iris Wrana, Eva Pangerl, Klaus Kodydek und Stefanie Roithmayr
tausch mit nationalen und internationalen Partner*innen essentiell. Das EUfinanzierte Horizon 2020 Projekt „CityLoops“ bietet europäischen Par t nerstädten diese Möglichkeit.
Digitale Werkzeuge für den verwertungsorientierten Rückbau werden entwickelt und getestet mit dem Ziel, die in Bestandsgebäuden bereits eingesetzten Ressourcen wieder in die Stoffkreisläufe zurückzuführen. Für die Stadt Wien ist der DoTank im steten Austausch mit der norwegischen Partnerstadt Bodo, um von den laufenden digitalen Fortschritten zu lernen. Im heurigen Jahr wird
an ei nem Implementierungsplan für mögliche Test-Cases in Wien gearbeitet.
Parallel dazu ist der DoTank im Circularity Lab der Initiative Climate Lab aktiv. Nach dem Prinzip „Innovation durch Co-Creation“ entwickeln Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft Lösungen im Bereich Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft und läuten so den dringend nötigen Paradigmenwechsel mit ein.
Mehr auf www.wien.gv.at/ dotankcircularcity
Auf 3 Stockwerken im von Friedensreich Hundertwasser gestalteten Hochhaus am Donaukanal kann man nicht nur Wien überblicken, sondern auch einen Blick in eine mögliche, nachhaltige Zukunft erhaschen. Eine Zukunft, in der die Transformation hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft gelingt, Ressourcen größtenteils im Kreis geführt werden und Zusammenarbeit statt Konkurrenz uns näher an diese Ziele heranführt.
Hier, im Climate Lab, finden innovative Start-ups mit guten Ideen für die Kreislaufwirtschaft, Vereine und NGOs mit Leidenschaft für Klimaschutz und Unternehmen mit gewaltigen Herausforderungen eine Plattform und Community, um gemeinsam Lösungen bis zur Marktreife zu entwickeln.
Im Februar diesen Jahres wurde unter Beisein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler eine der Forderungen des Österreichischen
Klimarates umgesetzt und ein Kompetenzzentrum für Kreislaufwirtschaft im Climate Lab eingerichtet. Hier wird sektorübergreifend in verschiedenen Veranstaltungen und Innovationsprogrammen an der Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsstrategie gearbeitet. Schwerpunkte liegen dabei auf Textilkreisläufen, industriellen Sekundärrohstoffen und zirkulärem Bauen.
Der Austausch innerhalb der vielfältigen Climate Lab Community sowie
mit externen Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wird dabei wichtige Impulse bringen.
„Klimaneutralität und Energiewende sind unweigerlich mit der Etablierung einer zirkulären Wirtschaft und Gesellschaft verbunden, denn die Treibhausgasemissionen sind zu rund 50 % auf die Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen zurückzuführen,” erklärte Gebhard Ottacher, Geschäftsführer des Climate Lab.
Mit zahlreichen Partnern wie Klimaund Energiefonds, Wien Energie, Wiener Linien, der Wirtschaftsagentur Wien, Atos, Lafarge, Rhomberg, Voestalpine und Siemens Energy sowie wichtige Stimmen aus der Zivilgesellschaft, Forschung und Wissenschaft hat die Climate Lab Community die Kompetenzen und die Kraft, das zirkuläre Denken und Wirtschaften in Österreich voranzutreiben.
Gemeinsam, mit Mut und Optimismus, können die enormen Herausforderungen gelöst und die Vision einer nachhaltigen Zukunft verwirklicht werden.
Mehr auf www.climatelab.at
In der Wiener Spittelau, im Hundertwasserturm, hat im Herbst 2022 ein Ort seine Pforten geöffnet, an dem Innovation und Leidenschaft für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft ein Zuhause finden.
Die Gestaltung der rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen ist von zentraler Bedeutung für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft.
Dazu braucht es auch eine Anpassung von Normen und Standards, kluge Marktanreize sowie geeignete Finanzierung und Förderung.
Die Entwicklung des globalen Rohstoffverbrauchs zeigt auf, dass die Weiterführung des bisherigen Wachstums nicht aufrecht zu halten ist.
Von Andreas TschulikDie Kurve ist sehr ähnlich wie jene der globalen CO2 Emissionen, wir erleben exponentiell wachsenden Verbrauch. Den Ressourcenverbrauch zu senken ist daher zentrales Ziel der Kreislaufwirtschaft. Nicht zuletzt ist Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Teil der Gesamtstrategie zur Bekämpfung des Klimawandels. Die Klimaziele erreichen wir nur, wenn wir unseren Rohstoffverbrauch und die mit der Produktion von Gütern wie Stahl oder Zement verbunden Emissionen reduzieren.
Der Ressourcenverbrauch in Österreich hat sich in den Jahren 2010 bis 2018 zwar stabilisiert, blieb aber auf einem sehr hohen Niveau. Der inländische Materialverbrauch (DMC) lag 2018 bei etwa 19 Tonnen pro Kopf und Jahr und somit über dem europäischen Durchschnitt. Daher bilden vier konkrete strategische Ziele den Kern der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie:
Ziel 1: Reduzierung des Ressourcenverbrauchs durch Begrenzung des Material Footprint (MF) auf 7 Tonnen pro Kopf und Jahr bis 2050 und Begrenzung des inländischen Materialverbrauchs (DMC) auf 14 Tonnen pro Kopf und Jahr bis 2030.
Ziel 2: Steigerung der heimischen Ressourcenproduktivität um 50 % bis 2030
Ziel 3: Steigerung der Zirkularitätsrate auf 18 % bis 2030
Ziel 4: Reduzierung des Materialverbrauchs in privaten Haushalten um 10 % bis 2030
Mit dem Beschluss der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie hat die Bundesregierung im Dezember 2022 diese Ziele fix verankert und eine Reihe von Maßnahmen zur Umsetzung formuliert. Dabei wird insbesondere auf sieben Schwerpunktbereiche der Kreislaufwirtschaft eingegangen, nämlich Bauwirtschaft und Infrastruktur, Mobilität, Kunststoffe und Verpackungen, Textilwirtschaft, Elektro- und Elektronikgeräte, Biomasse sowie Abfälle und Sekundärressourcen.
Parallel zur Erstellung der Kreislaufwirtschaftsstrategie wurden vom BMK bereits die ersten Umsetzungsmaßnahmen gesetzt. Mit der FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft wurde 2021 begonnen, mit jährlichen Ausschreibungen Forschung und technologi-
sche Entwicklung in diesem Bereich zu forcieren. Mit der Initiative „Circularity im Climate Lab“ wurde in Wien eine zusätzliche Infrastruktur für die Bündelung der Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zur Kreislaufwirtschaft etabliert, die konkrete Projekte auf den Weg bringen soll.
Ein beim Umweltbundesamt angesiedelter Circular Economy Helpdesk wird ab Sommer 2023 den Unternehmen für Informationen zu Kreislaufwirtschaft und Chemikalienwesen zur Verfügung stehen und mit dem Masterlehrgang für Grüne Chemie wurde in Zusammenarbeit mit den Universitäten eine Ausbildungsinitiative gesetzt, deren Ziel es ist die Umwelt- und Gesundheitsbelastung von chemisch-synthetischen Prozessen zu reduzieren und somit weniger schädliche chemische Produkte herzustellen.
Nicht zuletzt wird die Kreislaufführung biogener Reststoffe durch das Maßnahmenpaket des Bioökonomie-Aktionsplans forciert.
Die umfassende Herausforderung, eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft zu realisieren, wird aber noch vieler weitere Maßnahmen bedürfen.
Mehr auf www.bmk.gv.at
Quelle: BMK basierend auf Potting et. al. (2017)
Von Ressourcenschluckern zu Ressourcendrehscheiben
Von Johannes Kisseralchemianova entwickelt transdisziplinäre „outofthebox“ Lösungen und begleitet Städte, Regionen und Firmen bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Als Cradle to Cradle® Partner seit zwei Jahrzehnten sind Kreislaufwirtschaft sowie naturbasierte Lösungen die Grundprinzipien.
Vorhandenes nutzen
Abfallströme als Ressourcenquelle zu erkennen ist der Ausgangspunkt für die Transformation zu Wertschöpfungs-Kreisläufen. Vor allem Städte sind aktuell große Ressourcensenken mit großem Potenzial an Sekundärressourcen. Damit befassen sich das Projekt DIRECT HUBS (www.kreislaufwirtschaft.at) und weiter füh rende Projekte mit der
Stadt Wien und der Region Pongau, die unter anderem die Stadt- oder Regionalentwicklungspläne für die nächsten Jahre prägen werden:
Das EU-Projekt HYDROUSA demonstriert naturbasierte Lösungen für die Wasserknappheit in touristischen Hotspots im Mittelmeerraum. Kommunales Abwasser, Regenwasser, Grundwasser, Luftfeuchtigkeit und Meerwasser werden nach entsprechender Behandlung zu Wasserquellen für Landwirtschaft und Haushalte.
www.hydrousa.org
Kreislauffähiges Wohnen
Das EU-Projekt HOUSEFUL kombiniert technische Lösungen mit Dienstleistungen für kreislauffähige Gebäude. An vier Demonstrationsstandorten in Spanien und Österreich wurden in partizipativen Prozessen gemeinsam mit Stakeholder:innen Lösungen entwickelt, um Materialressourcen, Wasser, Abfall und Energie im Kreislauf zu führen.
www.houseful.eu
LooPi® das pflanzenbasierte
UnisexUrinal ist eine Kombination aus Abwassermanagement und grüner Infrastruktur: Abwasser wird über die integrierte grüne Wand gereinigt und zur Spülung wiederverwendet.
Das EU-Projekt BIOTRANSFORM entwickelt Methoden und Bewertungsinstrumente für die Etablierung von zukunftsfähigen kreislauforientierten regionalen Wirtschaftssystemen basierend auf nachwachsenden Rohstoffen. Die Methodologie wird auf sechs Regionen angewandt, darunter Nordburgenland in Österreich.
www.biotransform-project.eu
–eine Geschichte von ungenutzten Ressourcen und Regionen auf Transformationswegen zu Wertschöpfungsorten für Wirtschaft, Gesellschaft und Ökosystemen.© alchemia-nova
EU-Gesetzesinitiativen liefern die Grundlage zur Umsetzung einer ambitionierten Kreislaufwirtschaft. Ein Rückblick auf die letzten Entwicklungen.
Von Manfred MühlbergerIm Rahmen des Europäischen „Green Deal“ hat die EU Kommission 2022 eine Vielzahl wichtiger Initiativen für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft präsentiert. Aktuell diskutiert werden etwa eine umfassende Unternehmensverantwortung, das Lieferkettengesetz sowie der Vorschlag für eine „Corporate Sustainability Due Diligence“ (CSDD) Richtlinie.
Die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive) soll ab 2026 für große Unternehmen starten – die inhaltlichen Vorgaben für die Berichterstattung werden derzeit erarbeitet.
Nachhaltige Produkte zur Norm machen
Ein besonders ambitionierter Kommissionsvorschlag ist die Sustainable Products Initiative (SPI). Dieser
umfasst Mindestanforderungen für nachhaltiges Produktdesign.
Die Einführung des „digitalen Produktausweises“, soll Reparatur, Weiterverwendung und Recycling wesentlich verbessern und Maßnahmen gegen Greenwashing, geplante Obsoleszenz und ein Verbot, nichtverkaufte Produkte zu zerstören, enthalten.
Publiziert wurde 2022 auch die EU Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien, die hochwertige Produkte und Wiederverwendung, Reparatur und Recycling priorisiert und ökologisch abgestufte Gebühren für Hersteller von Abfallsammelund Recyclingsystemen (EPR) einführt. Solche finanziellen Anreize sind wichtig, da die Marktpreise derzeit immer noch lineare, nicht nach-
haltige Produkte stark bevorzugen. Dem soll künftig auch die Verpflichtung zur Ökologisierung der öffentlichen Beschaffung entgegenwirken.
Die Umsatzsteuerrichtline erlaubt nun national niedrigere Sätze für Solarmodule, Fahrräder und Abfallbehandlung.
Die Rolle von KMUs
Ecopreneur.eu als europäischer Dachverband der Grünen Wirtschaft mit Mitgliedern aus Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweden und Estland, ist es ein besonderes Anliegen, die Wichtigkeit von KMU bei der Transformation zur Kreislaufwirtschaft darzustellen und deren Bedürfnisse in den politischen Diskurs einzubringen.
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Bis 2050 soll Kreislaufwirtschaft in Europa das dominierende wirtschaftliche Modell werden. „Das geht aber nur, wenn Unternehmen in einem zirkulären Modell ihr Geld verdienen können“, sagt Günther Kolar, Partner bei EFS Consulting. Gemeinsam mit Constantin Magos, Senior Project Manager, begleitet er Unternehmen auf dem Weg zu zukunftsfähigen Lösungen in der Circular Economy.
Von Julia WeinzettlViele Unternehmen stolpern über die Taxonomie zum Mehrwert, was sind Eure Erfahrungen?
Günther Kolar: Oft startet der Weg mit „Circular Orientation“. Nämlich herauszufinden, was regulatorisch verlangt wird und wie man das entsprechende Reporting aufbaut. Nachdem diese Basis geschaffen wurde, ist der nächste Schritt die Wertschöpfung.
Nach der Pflicht die Kür?
Günther Kolar: Genau, da wird es dann spannend. Nachdem die Frage: „Was muss ich?“, gelöst ist, entsteht Raum für die Frage: „Was will ich?“
Die Antwort darauf hat Gestaltungsfreiraum und Fantasie. Ziel ist, das Potenzial der Kreislaufwirtschaft auch wirtschaftlich auszuschöpfen.
Constantin Magos: Die Phase „Cir-
cular Value Creation“ beginnt mit der Erkundung neuer Geschäftsmodelle und -zweige. Basierend auf dem strategischen Fundament erarbeiten wir mit unseren Kunden konkrete Lösungen. Diese können das Service- und Produktportfolio betreffen, modulare Produktplanung, die Supply Chain, etc. Uns ist dabei wichtig, tragfähige Ergebnisse auf die Straße zu bringen.
Welche neuen Geschäftsmodelle können hier interessant sein?
Constantin Magos: Ein Beispiel wäre das Modell Product-as-a-Service. Die Idee dazu kommt aus der Konsumentenpsychologie. Der Kunde braucht nicht unbedingt ein Produkt, sondern hat ein Bedürfnis, einen „job to be done“. Z. B.: „Ich will von A nach B kommen.“ Dieser „job to be
done“ ist oft produkt-, aber nicht unbedingt besitzverbunden. Die Bedürfniserfüllung kann durch temporäre Nutzung oder eine Dienstleistung erfolgen. Das öffnet die Möglichkeiten für zirkuläre Geschäftsmodelle.
Die Entwicklung zu Kreislaufwirtschaft hat Fahrt aufgenommen. Wie haltet ihr euch am Laufenden?
Günther Kolar: Absolut richtig, Kreislaufwirtschaft ist in aller Munde. Wir haben beide langjährige, internationale Erfahrung bei nachhaltigen Wirtschaftsprozessen. Darüber hinaus ist es für uns wichtig, am Ball zu bleiben und immer zwei Schritte vorauszudenken. Das wissenschaftliche Fundament unserer Arbeit legen wir daher durch Forschungsarbeiten und Kooperationen mit internationalen Universitäten.
Transformation bedeutet immer auch die Mitarbeiter:Innen ins Boot zu holen, wie geht das am Weg zur Kreislaufwirtschaft?
Constantin Magos: Die Widerstände sind geringer als mancherorts befürchtet. Man könnte fast sagen, Kreislaufwirtschaft nimmt im Vorbeigehen das fast schon totgeschlagene Wort „Purpose“ mit und ist der Star beim Employerbranding. Die Motivation ist absolut zu spüren, Berührungsängste bestehen teils eher in den höheren Etagen.
Günther Kolar: Die hohe Motivation spüren wir auch an uns selbst und in unseren Teams. Es macht einfach Spaß an Themen zu arbeiten, die Wert für Unternehmen schaffen und zeitgleich einen positiven Fußabdruck in der Welt hinterlassen. Es ist also nicht überraschend, wenn Mitarbeiter:innen aktiv dazu beitragen wollen, dass das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist und im Einklang mit der Umwelt steht.
Welche Tipps habt ihr zur Transformation in die Kreislaufwirtschaft?
Günther Kolar: Das Top-Management muss hinter der zirkulären Transformation stehen und mit leuchtendem Beispiel vorangehen.
Constantin Magos: Agiles Vorgehen. Kurze Zyklen mit umsetzbaren Schritten und regelmäßiger Evaluierung sind der Schlüssel zum Erfolg bei tiefgreifenden Transformationsprojekten.
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Es macht Mitarbeiter:innen Spaß an Themen zu arbeiten die einen positiven Fußabdruck in der Welt hinterlassen.
WIRTSCHAFT?
Was Sie über die Taxonomieverordnung wissen müssen.
Von Marlene Johler
Die Taxonomie Verordnung der EU ist ein Rahmenwerk zur Klassifizierung wirtschaftlich nachhaltiger Ak tivitäten. Sie soll dazu beitragen, dass klar definiert ist, was als nachhaltig gilt, Investitionen in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten lenken, Transparenz schaffen und Greenwashing vermeiden. Dies soll den Übergang zu einer grünen Wirtschaft ermöglichen.
Was die EU Taxonomie für Unternehmen bedeutet Mit der EU-Taxonomie gehen weitreichende Reportinganforderungen an Unternehmen einher. Bereits seit 1. 1. 2022 müssen Finanzinstitute und Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern ihren Umsatz, CAPEX und OPEX von nachhaltigen Geschäftsaktivitäten berichten.
Ab 1. 1. 2026 treffen diese Reportingpflichten auch große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, mehr als EUR 20 Mio. Bilanzsumme und/ oder EUR 40 Mio Umsatz. In weiterer Folge müssen auch kapitalmarktorientierte KMUs berichten.
Klar ist: eine große Anzahl an Unternehmen wird künftig die EU-Taxonomie umsetzen müssen. Dies ist aber oft noch nicht im Bewusstsein angekommen. Es ist wichtig, den Prozess zur Einführung der EU Taxonomie rechtzeitig zu beginnen, da die meisten Unternehmen aktuell nicht über die benötigte Datengrundlage verfügen – und diese zu schaffen braucht Zeit. Auch kleine Unternehmen sollten die EU-Taxonomie im Hinterkopf behalten, denn Banken und andere Geldgeber könnten Informationen über nachhaltige Tätigkeiten fordern.
Die EU-Taxonomie ist nur einer der Schritte auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Weitere Vorschriften sind aktuell in Diskussion.
Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist eines der sechs in der EU Taxonomie definierten Umweltziele und zielt darauf ab, Wirtschaftswachstum von Ressourcenkonsum zu entkoppeln. Dies ist deshalb so wichtig, da Ressourcen immer knapper werden – das spüren Unternehmen durch Lieferengpässe und steigende Material- und Energiepreise.
Bereits heute engagieren sich unterschiedlichste Unternehmen im Bereich Kreislaufwirtschaft. Doch um die Ziele der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie, wie z. B. die Reduktion des Ressourcenverbrauchs auf 14 Tonnen pro Kopf pro Jahr zu erreichen, müssen noch viel mehr und breiter angelegte Kreislaufinitiativen implementiert werden.
Dadurch, dass die Kreislaufwirtschaft als eines der Umweltziele in der EU Taxonomie verankert ist,
wird Aufmerksamkeit auf die Circular Economy gelenkt, Kreislaufwirtschaftspraktiken und -innovation forciert und ein Know-How Aufbau innerhalb von Unternehmen stattfinden müssen. Dies ist nicht nur für die Erreichung von Klimazielen wichtig, sondern auch um die europäische Wirtschaft langfristig resilient und kompetitiv zu gestalten.
Zusammenfassend ist die EU-Taxonomie eine wichtige Entwicklung in den Bemühungen der EU, den Übergang zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Wirtschaft zu forcieren.
Die Berichterstattungspflichten zur EU-Taxonomie sind sicherlich eine Herausforderung für Unternehmen, da die Anforderungen komplex sind. Gleichzeitig bietet die EU Taxonomie auch viele Chancen, wie etwa mehr Transparenz und Awareness für die Kreislaufwirtschaft zu schaffen und Unternehmen resilienter zu machen.
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Die Umweltauswirkungen der konventionellen
Fasergewinnung rücken neue, nachhaltige Rohstoffquellen in den Vordergrund. Wie die Kreislaufführung von Fasern die Ressourceneffizienz steigern kann, wird beforscht.
Fasern werden in den vielfältigsten Bereichen eingesetzt – von der Papier- und Textilindustrie über die Automobil- und Bauindustrie bis hin zu medizinischen Anwendungen. Derzeit werden 64 % der Fasern aus fossilen Rohstoffen erzeugt. Als biogene Faser Nummer 1 ist Baumwolle mit einem hohen Wasser- und Pestizideinsatz belegt. Aufgrund der enormen Umweltauswirkungen wird verstärkt an innovativen Faserquellen sowie ihrer Kreislaufführung geforscht.
Der Fokus bei neuen Faserquellen liegt dabei auf Sekundärmaterialien bzw. Abfallströmen wie z. B. Lebensmittelreststoffen oder auch Pilzen. Aus der Molke, einem Beiprodukt der Milcherzeugung, gewonnene Fasern könnten sich etwa für Kleidung,
künstliche Gewebe (z. B. in der Medizin), Kosmetik oder Membrantechnik eignen. Für (Kunst-)Leder, Papier und Textilien, aber auch für chirurgisches Nähmaterial und Verbandsmaterial eignen sich die Fasern des Schimmelpilzes Rhizopus delemar. Er wächst auf Lebensmittelabfällen und wandelt diese in Chitin und Chitosan um. Die zu Garnen versponnenen Fasern zeichnen sich besonders widerstandsfähig und reißfest.
Für Papier können auch Grasfasern oder Fasern der durchwachsenen Silphie (Silphium perfoliatum), einer in Nordamerika beheimatete Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler, verwendet werden. Derzeit werden beide Holzfasern zugesetzt, um ihren Anteil im Papier zu erhöhen, wird noch geforscht. Auch Brauereirückstände wie Hopfen und
Treber und landwirtschaftliche Nebenprodukte wie Maisstroh oder Kartoffelschalen könnten alternative Faserquellen darstellen.
Kreislaufführung von Fasern Neben der Erschließung neuer Rohstoffquellen, ist die Kreislaufführung von Fasern ein wichtiges Ziel.Auch wenn dies im Altpapierbereich bereits seit Jahren etabliert ist, besteht beim Kunststoff- und Alttextilienrecycling noch Luft nach oben. Hier will die Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie den Anteil an Mehrwegverpackungen steigern und nicht vermeidbare Verpackungen im Kreis führen. Bei Textilien soll nachhaltiger Konsum langlebiger Produkte an die Stelle von Fast Fashion und Überproduktion treten und Sortierung und Recycling verbessert werden.
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Der Trend in Richtung Wegwerfprodukt ist bei Elektrogeräten noch nicht gestoppt. Auf unterschiedlichen politischen Ebenen werden Maßnahmen beschlossen, um eine Umkehr zu erreichen. Das gibt Hoffnung – für die Umsetzung werden wir aber einen langen Atem brauchen.
Der Umbau von der Wegwerf
Reparatur als eine Priorität innerhalb der Kreislaufwirtschaft kann bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen wesentliche Beiträge leisten.
Dies betrifft einerseits den Klimaschutz. So zeigt eine Analyse des European Environmental Bureau, dass durch eine Verlängerung der Lebensdauer aller Waschmaschinen, Notebooks, Staubsauger und Smartphones in der EU um nur ein Jahr, jährlich rund 4 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart werden könnten (EEB 2019). Aber auch in Bereichen wie Ressourcenschonung, Abfallvermeidung, Erhalt von regionalen Arbeitsplätzen und Verringerung der Abhängigkeit von Rohstoffimporten ist Reparatur eine wirkungsvolle Strategie. Nicht zuletzt können sich Konsument*innen Geld sparen, wie europäische Studien zeigen (ADEME 2020; Rüdenauer, Prakash 2020).
Die Ursachen, warum in unserer Ökonomie wenig repariert wird, werden in vielen Studien diskutiert. Es zeigt sich ein komplexes Zusammenspiel aus vielen Faktoren. In der Studie „Maßnahmen pro Reparatur“ (Piringer 2022) wird dieses komplexe Zusammenspiel grafisch dargestellt. Wenn Langlebigkeit und Reparatur von Elektrogeräten von einem komplexen System von Faktoren beeinflusst werden, können Einzelmaßnahmen zur Förderung von Reparatur keine nachhaltige Wirkung entfalten. Es bedarf eines austarierten Systems von Maßnahmen, das ordnungspolitische, fiskalpolitische, bewusstseinsbildende und begleitende Elemente beinhaltet.
Die Wichtigkeit der Reparatur für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft wurde auf unterschiedlichen politischen Ebenen erkannt. Auf europäischer Ebene werden im Rahmen der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte Maßnahmen diskutiert und umgesetzt. Ein Beispiel, das grundsätzlich Hoffnung macht, ist die EU-Batterieverordnung, wonach alle neu auf den Markt ge-
brachten Produkte über austauschbare Batterien oder Akkus verfügen müssen – aber leider frühestens 2026 und mit Ausnahmen.
Auf nationaler Ebene wurde in Österreich im Dezember 2022 die Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen.
Hier finden sich an unterschiedlichen Stellen Maßnahmen, die in der Lage sind, Reparatur zu fördern, wenn sie intelligent und zügig umgesetzt werden. Und viele Länder in Europa schauen mit Interesse auf die Umsetzung des Reparaturbonus in Österreich. Man kann also schlussfolgern, dass die Richtung grundsätzlich stimmt. Was zu wünschen übrig lässt, ist Geschwindigkeit und Entschlossenheit in der Umsetzung. Ein wunder Punkt, der derzeit zu wenig Beachtung findet, ist die Stärkung der Marktaufsicht und des Verbraucher*innenschutzes. Wenn die notwendigen Kapazitäten zur Kontrolle nicht zur Verfügung stehen, bestehen wenig Anreize für Hersteller*innen, die Regeln einzuhalten.
Mehr auf www.umweltberatung.at/ studie-pro-reparatur
Mit der Entscheidung für den Bestand und gegen einen Neubau wird der erste wesentliche Schritt zur Kreislaufwirtschaft gesetzt. Die Qualität der dann folgenden Bestandsentwicklung bietet aber noch viele weitere Chancen und Herausforderungen.
Von Franziska TrebutWenn ein Bestandsgebäude nicht mehr für die Nutzenden passt, seine Raumstruktur, Gebäudehülle oder Haustechnik, dann kann dies am Gebäudealter ebenso liegen wie an geänderten Bedürfnissen der Nutzer:innen. Die Frage, was dies für die Immobilie bedeutet, wird leider aktuell nur selten ergebnisoffen und mit Blick auf Ressourcenschonung gestellt.
Eine umfassende Bestandanalyse und -dokumentation, inklusive Erfassung von Schadstoffen und Reuse-Potenzial, sollte die Basis für die Entwicklung alternativer Szenarien sein. Ist die Nutzung definiert, sollte mit Rücksicht auf ökonomische und ökologische Faktoren über den Lebenszyklus betrachtet entschieden werden, welche Gebäudeteile bleiben und welche ersetzt werden.
Dabei sind auch umliegende Gebäude einzubeziehen, etwa hinsichtlich gemeinsamer Energielösungen. Was nicht bleibt, sollte verwertungsorientiert rückgebaut, Stör-, Schadund Gefahrenstoffe gesichert werden.
Neues sollte auf der Ebene von Bauteilen, Bauteilverbindungen und Raumstrukturen mit Fokus auf Langlebigkeit und Nachrüstbarkeit flexibel und trennbar geplant und umgesetzt werden. Der Einsatz von BIM kann solche Arbeiten maßgeblich erleichtern.
Die beschriebenen Aspekte der Kreislaufwirtschaft werden noch selten gewählt, und wenn vielfach anstelle von Energieeffizienz und Erneuerbaren, um die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu verbessern. Gebäudebewertungssysteme bilden diese Qualitäten ab und könnten stärkere Anreize setzen.
klimaaktiv, das nationale Bewertungssystem des Klimaschutzministeriums (BMK), belohnt Kreislauffähigkeit und Rückbaukonzept, setzt aber aktuell keine Mindestanforderung. Mit dem Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit des BMK wurden aber zuletzt bewusst mehrere Bestandsentwicklungen ausgezeichnet, die Kreislaufwirtschaft als kreatives Gestaltungsprinzip zeigen.
In der 2022 vom BMK veröffentlichten österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie ist die Bauwirtschaft in einem von sieben Transformationsschwerpunkten explizit als wichtiger Ansatzpunkt mit Zielen und sehr konkreten Maßnahmen verankert.
Das Pilotprogramm des EU-Projekts Circular 4.0 zeigt:
Das dreijährige Interreg Alpine Space Projekt „CIRCULAR4.0“, liefert nach Abschluss im Herbst 2022 interessante Erkenntnisse. Mit dem Ziel KMU im Alpenraum mithilfe von Digitalisierung in zirkuläres Handeln und Denken einzuführen, stand das EU-Projekt ganz im Zeichen von Kreislaufwirtschaft.
Teil des Projekts war ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm für Startups und KMU, um mit digitalen Technologien die Einführung von Kreislaufwirtschaft in ihren Unternehmen voranzutreiben.
Onlineworkshops zu „Chancen der Kreislaufwirtschaft durch Digitalisierung“, „Finance and Investment“ und „Circular Design und Circular Business Strategies“ wurden angeboten, ebenso wie die Möglichkeit für 1:1 Beratung durch internationale ExpertInnen mit Check auf lineare Risiken und zirkuläre Chancen. Gesamt nahmen 300 Unternehmen teil, davon 33 aus Österreich.
Definitiv unterschätzt wurde der große Bedarf an Aufklärungsarbeit, die zum Thema Kreislaufwirtschaft geleistet werden muss. Sehr wenige teilnehmende KMU haben bereits zirkuläre Geschäftsmodelle und wenn, dann nur für einzelne Produkte und nicht als gesamtheitliches Unternehmenskonzept. Das Bewusstsein für hohe Kosten von Abfällen oder nicht weiter verwerteten Produkten ist nur eingeschränkt vorhanden. Auch herrscht bei KMU große Unsicherheit bezüglich Regulatorien und rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft ist oft kostenintensiv und erst nach einem gewissem Zeitraum finanziell profitabel. Nachhaltigkeit reicht für viele KMU als Grund nicht aus um ihre Prozesse umzustellen, wenn die Umstellung zuerst wirtschaftliche Nachteile bringt.
Basierend auf den Erkenntnissen des EU-Projekts wird empfohlen, Unternehmen im Umstellungsprozess finanziell zu unterstützen, eventuell über ein Förderprogramm. Außerdem gibt es Bedarf an Schulungen bezüglich Regulatorien und rechtlichen Rahmenbedingungen. Zusätzlich braucht es auch noch viele bewusstseinsfördernde Maßnahmen, um KMU auf die Chancen und das Wertschöpfungspotential einer verstärkten Nutzung von zirkulären Prozessen und Geschäftsmodellen aufmerksam zu machen.
Ein Übergang zu einem verstärkten kreislaufwirtschaftlichen Unternehmertum kann eine große wirtschaftliche Herausforderung sein, die nur dann funktioniert und Akzeptanz erfährt, wenn ökonomische, ökologische und soziale Aspekte im Einklang stehen.
Die aws war umsetzender Projektpartner für den Piloten in Österreich.
Mehr zu Circular 4.0 Tool-Kit und Self-Assessment auf www.circular40.eu
des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
Von Rene AlbertForschung, Technologieentwicklung und Innovation (FTI)
Die fundamentale Transformation des Wirtschaftssystems zur Kreislaufwirtschaft kann nur durch systemische und holistische Forschung und Entwicklung gelingen. Dazu ist es mitunter notwendig, radikal neue Lösungen zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu etablieren.
Derartige Neuerungen sind jedoch kapital- und zeitintensiv und mit erheblichen unternehmerischen Risiken verbunden. Hier kann die staatliche FTI-Förderung eine entscheidende Rolle spielen, Impulse setzen und nachhaltige Möglichkeiten eröffnen, insbesondere, wenn noch kein Markt dafür etabliert ist.
Angewandte Forschung – FTISchwerpunkt Kreislaufwirtschaft
Die künftige zirkuläre Ressourcennutzung wird aus vernetzten Teilsystemen bestehen, was das Zusammenspiel einer Vielzahl von Technologien, Innovationen und Akteur:innen erfordert. Diesen Herausforderungen muss mit einer missionsorientierten Innovationspolitik begegnet werden. Daher wurde Kreislaufwirtschaft als FTI-Schwerpunkt im Klimaschutzministerium verankert.
Entlang der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft, geclustert in drei FTIZiele, werden verschiedene Maßnahmen in unterschiedlichen Themen umgesetzt, die in überwiegend natio-
nalen Förderinitiativen verankert sind und weitgehend über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelt werden. Konkret werden im FTI-Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft somit innovative Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unterstützt, die beitragen zur
– Optimierung des Ressourceneinsatzes (Refuse / Rethink / Reduce),
– Intensivierung der Produktnutzung (Reuse / Repair / Refurbish / Remanufacture / Repurpose) und
– Wiederverwertung von Materialien (Recycling / Recover)
Der Wertschöpfungskreislauf
Die zentrale Maßnahme des FTISchwerpunktes ist die FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft, deren dritte Ausschreibung mit einem indikativen Budget von 14,5 Mio. EUR von März bis Juni 2023 durchgeführt wird. Im Fokus steht dabei die Förderung anwendungsnaher und kooperativer Forschung entlang des gesamten Wertschöpfungskreislaufes und innerhalb des Rahmens der vorgegebenen Ziele.
Mehr auf www.ffg.at www.nachhaltigwirtschaften.at www.fti-kreislaufwirtschaft.at
Die Austria Wirtschaftsservice (aws) startet eine neue Initiative, um Nachhaltigkeitsinnovationen im Lebensmittelsystem gezielt zu mobilisieren.
Der Themenkomplex Kreislaufwirtschaft, die damit verbundenen Potenziale und deren Beitrag zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem stehen im Fokus der neuen Initiative.
Von Sabine Pümpel
Das Lebensmittelsystem zählt zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen und ist zugleich unverzichtbare Lebensgrundlage.
Ausgehend von der Agenda auf europäischer Ebene, Schwerpunktsetzungen in vielen innovationsführenden Ländern und basierend auf robusten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Notwendigkeit einer zukunftsorientierten Gestaltung des Lebensmittelsystems aufzeigen, zielt eine neue, sich gerade im Aufbau befindende aws Initiative darauf ab, Innovationspotenziale im Kontext des Lebensmittelsystems zu mobilisieren, zu begleiten und gezielt zu unterstützen.
Das Besondere an dieser neuen Initiative ist, dass sie den Themenkomplex „Lebensmittelsystem“ ins Zentrum rückt und damit in Verbindung stehende Zukunftsfelder und Innovationschancen durch Schwerpunkte gezielt adressiert.
Der Ansatz der Kreislaufwirtschaft nimmt hier eine besondere Bedeutung ein. Mit den damit einhergehenden Vorteilen und zugleich Chancen wie der Verringerung von Treibhausgasemissionen, der Erhaltung natürlicher Ressourcen, der Verbesserung der Bodengesundheit und der Unterstützung lokaler Lebensmittelsysteme sowie den damit verbundenen notwendigen Veränderungen in der Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren, leisten die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigeren – im Sinne von ökonomisch, ökologisch und sozial – und damit resilienteren Lebensmittelsystem, das sowohl den Menschen als auch der Umwelt zugute kommt.
Ergänzend zur Kreislaufwirtschaft werden in einem ersten Schritt insbesondere die Themenstellungen Lebensmittelabfälle und -verluste, Transparenz inkl. Digitalisierung, Verkürzung der Wertschöpfungsketten, Verpackung neu denken, Regio-
nalität und regionale Versorgungssysteme, direkte Produzent*innen/ Konsument*innen-Interaktion sowie neue Organisationsformen und Partizipationsmodelle im Rahmen der aws Sustainable Food System Initiative adressiert.
Die aws Aktivitäten umfassen Maßnahmen zu Bewusstseinsbildung, Vernetzung und KnowhowAustausch und gezielter monetärer Förderung für Innovationsvorhaben.
Sie sind Teil einer vom Fonds Zukunft Österreich finanzierten und gemeinsam mit dem Wissenschaftsfonds FWF umgesetzten Initiative zur Begünstigung disruptiver, radikaler Innovationen im Kontext des Lebensmittelsystems.
Interessierte an zukünftigen aws Angeboten im Rahmen der neuen Initiative können sich bereits jetzt registrieren:
www.aws.at/foodsystem
Ein Übergang vom linearen Wirtschaften zu einer regenerativen Kreislaufwirtschaft beschäftigt Unternehmen, Politik und Gesellschaft weltweit. Wir zeigen internationale Aktivitäten und Initiativen in aller Welt – denn niemand kann Kreislaufwirtschaft alleine.
Auf dem schnellsten Weg vom WARUM zum WIE.
Von Ladeja Godina Kosir
Im Rahmen der Europäischen StakeholderPlattform für Kreislaufwirtschaft, deren KoVorsitzende ich in Brüssel bin, haben wir uns in den letzten drei Jahren intensiv mit dem Wert von NetzwerkGovernance und der Rolle von KreislaufwirtschaftsHubs beschäftigt.
Dank des großen Engagements von Prof. Jacqueline Cramer, Professorin für nachhaltige Innovation an der Universität Utrecht und ehemalige niederländische Ministerin für Wohnungsbau, Raumordnung und Umwelt, ist es uns gelungen, die Rolle von „Circular Hubs“ im Zusammenhang mit dem Übergang von der linearen zur Kreislaufwirtschaft besser zu verstehen. Denn niemand kann diesen Systemwechsel allein bewirken.
Zwar besteht die Hauptaufgabe von Regierungen in der Entwicklung von Strategien und der Umsetzung von Regierungsinstrumenten, aber wir brauchen auch die Zusammenarbeit in Netzwerken, die von „Transformationsvermittlern“ – engl. Transition Brokers – orchestriert und moderiert werden. Die so genannte Netzwerksteuerung – „Network Governance“ – ist eine Ergänzung zur staatlichen Steuerung.
Die Lektionen, die ich über die Netzwerk-Governance gelernt habe, sowie meine persönlichen Erfahrungen mit verschiedenen Kreislaufwirtschaftszentren und -plattformen in Europa und darüber hinaus, die zumeist von enthusiastischen und zielstrebigen Einzelpersonen geleitet werden, trugen zur nächsten Forschungsphase bei: Wie kann man durch die Ausweitung der Kreislaufwirtschaft mittels der „Kreislaufwirtschafts-Diplomatie“ größere positive Auswirkungen erzielen?
Ganz bestimmt müssen wir die Hand ausstrecken und unsere hart erarbeiteten Lektionen mit anderen teilen, aber auch demütig von anderen lernen. Der globale Norden und der globale Süden haben eine Menge auszutauschen. Und hier kommt die Kreislaufwirtschafts-Diplomatie ins Spiel.
5 Gründe, warum es Circular Diplomacy braucht:
1. Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil zur Stärkung der Resilienz und der strategischen Autonomie bei gleichzeitiger Sicherung der Lebensqualität aller – die Koordinatoren der zirkulären Transformation –Transition Brokers – sind mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft vertraut, verstehen die Interessen der verschiedenen Interessengruppen und haben einen guten Überblick über die Potenziale der zirkulären Transformation auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene
2. In Zeiten, in denen Kooperation nicht nur der Schlüssel zum Erfolg, sondern oft auch zur bloßen Existenz ist, ist die Fähigkeit, die richtigen Partner in einem effektiven und effizienten Wertesystem zu vernetzen, von großem Wert für die Resilienz von Wirtschaft und Gesellschaft
3. Die Kompetenzen und Fähigkeiten von Transition Brokern, die sich in einer Vielzahl von Aktivitäten der Kreislaufwirtschaft engagieren, sind von entscheidender Bedeutung, wenn es um die Bewältigung globaler Herausforderungen geht, bei denen die Fähigkeit, komplexe Projekte und Partnerschaften zu leiten und zu managen, unerlässlich ist – verschiedene internationale Handelsmissionen und andere Formate des Austauschs von Wissen und Praktiken sind ein
äußerst fruchtbarer Boden für die Förderung der Kreislaufwirtschaft
4. Systemdenken, Kreativität, kritisches Denken und die Fähigkeit, die richtigen Punkte zu verbinden, um konkrete Maßnahmen vor Ort zu ergreifen, tragen zu einer wirkungsvollen Umsetzung nachhaltiger und kreislauforientierter Lösungen bei, mit dem Ziel, das Wohlergehen aller zu ermöglichen
5. Kommunikation ist der Schlüssel –Kreislaufdiplomatie stärkt neue Erzählungen auf der Grundlage gemeinsamer Werte und eines integrativen Dialogs mit verschiedenen Interessengruppen – von der lokalen bis zur globalen Ebene – und ermöglicht einen sicheren Raum, in dem Erfahrungen transparent ausgetauscht werden können und in dem verantwortungsvolle Entscheidungen für die Zukunft gefördert werden
Als Vorsitzende des internationalen Beirats des Circular Economy Forum Austria möchte ich Sie ermutigen, der Funke im Prozess des kreislauforientierten Wandels zu sein, indem Sie mit den Mitgliedern des Forums zusammenarbeiten, um eine Landkarte der Möglichkeiten zu entwickeln, die durch die Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsdiplomatie in reale Projekte umgewandelt werden können.
Ich freue mich darauf, einen Beitrag zu Österreichs aufregender Kreislaufreise zu leisten!
Mehr zu Circular Diplomacy auf der ECESP Konferenz 2023 zum Nachhören:
https://www.youtube.com/ watch?v=98XppcukcTY
Endlich stehen die Sektoren Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz nicht mehr in Konkurrenz zueinander. Vielmehr gestalten sie im Paarlauf unsere Zukunft. Dadurch rückt die gebaute Umwelt als große Materialverbraucherin aber gleichzeitig Kultur und Identitätsstifterin in den Fokus. Das ist die gute Nachricht.
Allerdings sind wir Architekturschaffenden manchmal selbst ratlos, wie der Paradigmenwechsel tatsächlich gelingen soll. Es braucht die Verknüpfung der regionalen Dimension mit der globalen. Erkennen, dass andere, von Weitem so souverän wirkende Akteure, ebenfalls innerhalb noch nicht passender Möglichkeitsräume agieren, hilft. Durch Bündelung der Kräfte und offenem Austausch über Misserfolge, Verschlimm-
besserungen oder Sackgassen, entsteht eine kraftvolle Bewegung.
2022 ging das Circular Economy
Forum Austria eine Allianz mit dem Austrian Sustainable Building Council ein.
Dieses repräsentiere ich im World Green Building Council unter anderem im Steering Board des Circularity Accelerator Program: ein globales Programm zur Beschleunigung von Zirkulariät in der Bauwirtschaft.
Bis 2030 wollen wir eine gebaute Umwelt gestalten, deren Ressourcenverbrauch über den gesamten Lebenszyklus gleich null ist. Bis 2050 wollen wir Netto-Null-Verbrauch erreichen und gleichzeitig die Wiederherstellung von natürlichen Systemen
vorantreiben. Wir streben Federführung bei der Verbreitung von technischem Wissen an, unterstützen die Entwicklung und Verwendung von Bewertungsinstrumenten und setzen uns für regulatorische Änderungen ein. Dafür arbeiten wir mit erfahrenen Partnern, wie Foster+Partner, Brightworks Sustainability, Kingspan und Vinzero.
Zusätzlich sind wir Teil der Europäischen Circular Buildings Coalition und arbeiten an Finanzierungsmechanismen, einem neuen Verständnis über Märkte und Lieferketten, sowie neuen Modellen der Eigentümerschaft. All diese Erkenntnisse münden in Policymaking auf unterschiedlichen Ebenen.
Mehr auf www.worldgbc.org/ circularity-accelerator
“Together we are leading the way to a circular built environment.”
Anna-Vera Deinhammer
Die EU-Kommission hat 2022 zwei Kreislaufwirtschaftspakete veröffentlicht. Nachhaltige Produkte sollen in der EU zur Norm werden, Kreislaufwirtschaftsmodelle gefördert und Verbraucher:innen für den ökologischen Wandel gestärkt werden. Weitere wichtige Akte sind für 2023 geplant.
Von Sophia KratzMit dem Ziel „Nachhaltige Produkte zur Norm machen“ setzte das erste Kreislaufwirtschaftspaket im Jahr 2022 einen starken Akzent auf kreislauforientiertes Produktdesign. Unter die fortan nicht mehr Ökodesign Richtlinie, sondern Verordnung fallen neben energieverbrauchsrelevanten Produkten alle physischen Produkte am EU-Markt.
Sie soll Produkte haltbarer, zuverlässiger, wiederverwendbarer, reparierbarer, leichter zu warten und zu recyceln sowie energie- und ressourceneffizienter machen. Dazu tragen unter anderem Informations und Leistungsanforderungen und der digitale Produktpass bei.
Das gleiche Paket präsentiert die EUTextilstrategie, welche bspw. Zielvorgaben für die Erhöhung von ReUse und mehr Verantwortung von Hersteller:innen vorsieht. Weiters wurde die Überarbeitung der Bauprodukteverordnung veröffentlicht, welche die Vermarktung von Bauprodukten EU-weit harmonisieren soll. Allerdings sieht der Vorschlag weder einen Zeitplan für die Festlegung von Mindestanforderungen vor, noch schreibt er eine verpflichtende Offenlegung der Anforderungen mittels eines digitalen Produktpasses vor.
Das zweite Paket im November inkludierte den Vorschlag zur Überarbeitung der Vorschriften über Verpackungen und Verpackungsabfälle sowie eine Mitteilung über einen politischen Rahmen für biobasierte, biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststoffe. Im Fokus stehen die Vermeidung von Verpack-
ungsabfällen, ihr Re-Use sowie eine uneingeschränkte Recyclebarkeit von Verpackungen bis 2030.
Auch wenn die Mitteilung rechtlich nicht bindend ist, so enthält sie doch Leitlinien zur Nutzung von Biokunststoffen und setzt ein Zeichen für die Einhaltung der Abfallhierarchie.
Für 2023 sind diverse Akte für die Kreislaufwirtschaft erwartet. Allen voran das Right to Repair sowie die Green Claims. Von ersterem wird gehofft, dass Konsument:innen künftig ihre Produkte leichter reparieren lassen können. Die Green Claims zielen auf klarere Regeln für Nachhaltigkeitsbehauptungen und -labels sowie die Verhinderung von Greenwashing ab und sollen Konsument:innen schützen.
Mehr auf www.circularfutures.at
Der Artikel basiert unter anderem auf dem von Maria Langsenlehner veröffentlichten Artikel im DNR-Newsletter und den Analysen des European Environmental Bureaus, die im Zuge der Veröffentlichung der Kreislaufwirtschaftspakete erschienen sind.
Die Niederlande sind als Vorreiter in der Umsetzung von Kreislaufwirtschaft bekannt. Wichtig dafür ist die Zusammenarbeit aller Akteure und Ebenen.
Was bisher freiwillig und unverbindlich war, ist im aktuellen holländischen Kreislaufwirtschaftsprogramm 2023 – 2030 klar mit konkreten und verbindlichen Maßnahmen vorgegeben, etwa zur Preisgestaltung, Standardsetzung und Stimulierung.
Nach der nationalen Zielsetzung lässt sich eine zweite Welle durch Gravitationszentren in Städten und Regionen beobachten, wie mit Circular Amsterdam, Circular Friesland und Circular Texel. Jede Kommune, die wirklich was auf sich hält, hat
jetzt einen Fahrplan für die Kreislaufwirtschaft.
Basierend auf der politischen Dynamik, braucht es Unternehmen, die die Transition beschleunigen.
Ein Beispiel dafür ist Philips, ein multinationales Unternehmen, das Zirkularität stark in seinen Geschäftsprozessen verankert hat. In einer Zeit, in der Ressourcenresilienz zu einem Vorstandsthema wird, versuchen sie, wertvolle Ressourcen unter ihrer Kontrolle zu halten – das ist Smart Business.
Die niederländische Kultur scheint eine gute Basis für die Transition zu einer Circular Economy zu sein:
Durch die jahrhundertealte Erfahrung, das Land vor dem Meer zu schützen, haben Niederländer:innen ein ausgeprägtes Wissen im Aufbau von Ökosystemen, sind innovativ und arbeiten intensiv zusammen. Das ist wichtig, denn nur 20 % der benötigten Lösungen für eine Kreislaufwirtschaft sind technischer Natur – die anderen 80 % kommen aus einem kulturellen Wandel.
Bei einer Circular Economy geht es weniger um „Copyright“, als um das „Right to Copy”, damit gute Lösungen rasch breitenwirksam eingesetzt werden. Dabei dreht sich alles um Partnerschaften und Zusammenarbeit.
Das gesamte Gespräch und weitere Intwerviews lassen sich nachlesen auf www.haraldfriedl.earth.
Wie die Niederlande Kreislaufwirtschaft auf regionaler und nationaler Ebene vorantreiben, welche Kultur es dafür braucht und was wir davon lernen können.Von Harald Friedl © Thomas Bormanns, Unsplash.com
Wie niederländische Unternehmen die Kreislaufwirtschaft beschleunigen und marktfähig machen.
Von
Christiaan Kraajenhagen & Sandra HorlingMit 24,5 % Kreislaufwirtschaft liegen die Niederlande vor vielen anderen Ländern. Doch wie machen Unternehmen und Führungskräfte das?
Wir haben im Herbst 2022 eine Reihe von intensiven Gesprächen mit Unternehmensexpert:innen auf der International Circular Week veranstaltet und waren positiv überrascht von den Erfahrungen, die führende Unter nehmen mit uns geteilt haben. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse erfolgreicher KreislaufwirtschaftsUnternehmen:
1. Durchbrechen der Silos
Die gemeinsame Erarbeitung von Lösungen mit Kolleg:innen aus unterschiedlichen Abteilungen schafft kompetente Multiplikatoren im Unternehmen.
2. Lösung an ungedecktem Bedarf ausrichten
Anstatt die Kreislauffähigkeit von Lösungen zu erklären, zeigen sie die Dringlichkeit der Lösung auf. Eine Erklärung, die kein tiefes Wissen voraussetzt, macht es leicht, sich damit zu identifizieren.
3. Zeit und Ressourcen für die Wirkungsmessung einplanen Investoren oder Partner wollen sehen, welche positive Wirkung im Laufe der Zeit durch ihre Lösung entsteht. Zahlen und Daten schaffen eine überzeugende Erfolgsgeschichte.
4. Nicht auf die 120 %Lösung warten
Das MVP mit einem Erstkunden zu testen, beschleunigt die Entwicklung einer kreislauffähigen Lösung. Das
Feedback wird dazu genutzt, Annahmen zu überprüfen und die Idee zu verbessern oder neu auszurichten, um zu skalieren.
5. Multifunktionale Partnerschaften für Skalierung
Erfolgreiche Unternehmen tun sich mit anderen Akteuren in ihrem Ökosystem zusammen. Sie suchen nach Partnern, die von ihren Lösungen profitieren, sie mit Wissen oder Marktzugang versorgen und Produkt oder Dienstleistung gemeinsam verbessern.
6. Nicht von fehlenden belastbaren Daten bremsen lassen
Bei Innovationen die zu systemischen Veränderungen führen, sind oftmals noch keine wissenschaftlichen Beweise da. Anstatt sich davon lähmen zu lassen, werden verschiedene Optionen erstellt und die beste davon durch Kundenvalidierung ermittelt.
Innoboost ist ein Innovationskollektiv mit Sitz in Utrecht, NL, das die Entwicklung und Markteinführung von Lösungen für die Kreislaufwirtschaft vorantreibt.
7. Konzentration auf Zielgruppen in Reichweite
Wo Gesetzgebung Lösungen für die Kreislaufwirtschaft blockiert, hilft es die Zielgruppen innerhalb des bestehenden Regulierungsbereichs zu finden. Ein klares Ziel und ein konkreter Plan machen Unternehmen trotz der Herausforderungen des systemischen Wandels schon jetzt erfolgreich.
8. Die Reise zur Kreislaufwirtschaft erzählen Durchhaltevermögen, Belastbarkeit, Offenheit für Feedback und die Fähigkeit anderen zuzuhören, sind für das Überleben eines Unternehmens unerlässlich. Nehmen Sie die Menschen mit auf Ihre Reise in die Kreislaufwirtschaft. Zeigen Sie, wie Sie mit Herausforderungen umgehen, und seien Sie offen für Ratschläge –gemeinsam ist man erfolgreicher.
Mehr auf www.innoboost.nl
Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ist in Israel bereits im Gange und wird vor allem durch einen BottomupAnsatz unter der Leitung der israelischen StakeholderPlattform für Kreislaufwirtschaft getrieben, die sich an den europäischen Initiativen orientiert.
Israelische Regierungen haben die Bedeutung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft bereits erkannt, jedoch stehen noch spezifische politische Maßnahmen oder ein nationaler Fahrplan an, um Kreislaufwirtschaft umzusetzen. Die israelische
Stakeholder-Plattform für Kreislaufwirtschaft fungiert als Wissensvermittler und verfolgt einen Network-Governance-Ansatz, um das Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft und die damit verbundenen Möglichkeiten sowohl für das israelische Ökosystem unterschiedlicher wirtschaftlicher, politischer und zivilgesellschaftlicher Akteure zu erhöhen. Israel hat dabei eine doppelte Motivation zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, um Nachhaltigkeit und Resilienz zu stärken.
Erhöhte Klimarisiken
Obwohl Israel ein relativ kleines Land mit entsprechend geringen
Umweltauswirkungen ist, ist es den Klimarisiken in hohem Maße ausgesetzt. Dies ist ein wesentlicher Anreiz für alle Länder des Nahen Ostens, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Denn Wärme und Trockenheit steigen ebenso wie der Meeresspiegel, während gleichzeitig extreme Wetterereignisse häufiger auftreten werden. Von 1950 bis 2017 ist die Durchschnittstemperatur in Israel bereits um etwa 4 °C gestiegen, und es wird erwartet, dass sie weiter steigt und Hitzewellen zunehmen.
Dies ist ein starker Anreiz für Israel, zusammen mit anderen Ländern des
Nahen Ostens zum internationalen Kampf gegen den Klimawandel beizutragen. Die Förderung der Kreislaufwirtschaft wird definitiv als relevante und dringende Maßnahme dazu gesehen, denn Klimawandel und Kreislaufwirtschaft sind eng miteinander verbunden. Nach Berechnungen der führenden niederländischen Organisation Circle Economy (erstellt den jährlichen Global Circularity Gap Report) werden 62 % der weltweiten Treibhausgasemissionen (exkl. Landnutzung und Forstwirtschaft) bei der Gewinnung, Verarbeitung und Herstellung von Gütern zur Deckung des Bedarfs der Gesellschaft freigesetzt.
Innovation als wertvollste Ressource
Es ist daher klar, dass zur Bekämpfung des Klimawandels eine vollständige Umgestaltung der wichtigsten Wirtschaftssysteme erforderlich ist, und die Umwandlung des derzeitigen linearen Wirtschaftens zur
Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Hebel ist, um Netto-Null zu erreichen.
Von der StartupNation zum KreislaufPartner
Um Konsum- und Produktionspraktiken umzugestalten, benötigen Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft und Lieferketten innovative Praktiken und neue Technologien. Diese globalen Herausforderungen bieten dem gut ausgebauten israelischen Innovations-Ökosystem große Chancen, sich zu entfalten.
Getragen von unternehmerischer Kultur, robuster technologischer Infrastruktur und hochqualifizierten Arbeitskräften, ist Innovation eine der wertvollsten natürlichen Ressourcen Israels. Daher ist Israel ein fruchtbarer Boden für die Entwicklung von Kreislauftechnologien. Die Förderung von Kreislaufinnovationen durch die internationale Zusammenführung mit neuartigen israelischen Kreislauftechnologien
kann den Übergang zur Kreislaufwirtschaft in Europa erheblich voranbringen.
Plattformen für die Kreislaufwirtschaft spielen eine wesentliche Rolle im Transformationsprozess, indem sie die Steuerung der Netzwerkaktivitäten erleichtern, relevante Interessengruppen verbinden, Kreislauflösungen initiieren und Überblick verschaffen.
Mehr auf www.circulareconomy.co.il
Forschung, Innovation und Realisierung auf dem RWTH Aachen Campus für industrielle Anwendungsfälle wie Future Logistics, Smart Services und Smart Maintenance, Smart Commercial Buildings und Smart Mobility.
Das FIR an der RWTH Aachen begleitet Unternehmen zielgerichtet bei ihrem Transformationsprozess zur digital vernetzten Organisation in einer wertsteigernden Kreislaufwirtschaft: durchgängig, nachhaltig, digital.
Von John von Stamm & Gerrit HoebornDigitalisierung und Klimaschutz –die TwinTransition für eine bessere Zukunft. Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit in Wertschöpfungsnetzwerken werden durch die Digitalisierung maßgeblich gesteigert. Die Verknüpfung von Klimaschutzmaßnahmen mit digitalen Lösungen ist ein zentraler Bestandteil jeder Nachhaltigkeitsstrategie, so auch die der Europäischen Kommission.
Forschung, Innovation, Realisierung – Das FIR an der RWTH Der FIR e.V. an der RWTH Aachen fördert als gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungs- und Ausbildungseinrichtung auf dem Gebiet der Betriebsorganisation und Informationslogistik aktiv die Twin Transition der Wirtschaft. Das Institut begleitet Unternehmen, forscht, qualifiziert und lehrt in den Bereichen Dienstleistungs-, Informations-, und Produktionsmanagement sowie Business Transformation und Smart Work. In Forschungs- und Industrieprojekten unterstützt das FIR Organisationen jeder Größe bei ihrer Transformation zum digitalen und nachhaltigen Unternehmen der Zukunft auf drei Ebenen: ökologische und effiziente Betriebsführung,
zirkuläre Wertschöpfung sowie Value Co-Creation und Kollaboration. Zentrale Themen umfassen u. a. die Ökosystementwicklung für die Kreislaufwirtschaft sowie die Entwicklung digitaler Lösungen für akteursübergreifende Informationswege.
Projektbeispiel: Kreislaufführung von Verpackungen
Im Projekt „COPPA“ wird eine offene skalierbare Circular-CollaborationPlattform (CCP) entwickelt, die eine lückenlose Rückverfolgung von Kunststoffen aus Lebensmittelverpackungen ermöglicht. In einem standardisierten Repository werden Stamm- und Bewegungsdaten des Verpackungs- und Produktkreislaufs zusammengeführt und in digitalen Dashboards visualisiert. Die Plattform offenbart für welche Verpackungen wieviel Kunststoff aus welchen Quellen und Rohstoffen eingesetzt wird, was darin verpackt wird und wo die Verpackungen im Rückführungsprozess zurückfließen.
Mit dieser Information ist es möglich, Rezyklatanteile und -qualitäten entscheidend zu erhöhen.
Branchenbeispiel: Mobilität und Automobilindustrie
Als Kompetenzzentrum des Projekts „TuWAs“ hilft das FIR die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Automobil-
zulieferer im Zeitalter nachhaltiger Elektromobilität zu sichern. Technologische und organisationale Transformationsbedarfe von Unternehmen werden analysiert und mit modularen Informations- und Weiterbildungsformaten adressiert.
Ziel ist die Erhöhung der Lebensdauer und Kosteneffizienz von Bauteilen, die Etablierung einer wertsteigernden Kreislaufwirtschaft und die Sicherung von Kompetenzen und Arbeitsplätzen.
Das FIR ist darüber hinaus leitendes Institut des Clusters Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus, ein einzigartiges Ökosystem mit umfassendem Expertennetzwerk aus der Wirtschaft und moderner Forschungsinfrastruktur. Als Clustermitglied entwickelt bspw. die e.Volution GmbH „Circular by Design“ Mobilitätslösungen und produziert anwendungsspezifische batterie und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge. Die Modelle SPACE und META zeichnen sich durch ihre Modularität und kreislauffähige Materialzusammensetzung aus und ebnen den Weg zur Nachhaltigkeit der Automobilindustrie.
Mehr auf www.fir.rwth-aachen.de
Slowenien wird gemeinsam mit anderen EU-Mitgliedstaaten seine Anstrengungen erheblich verstärken, um bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen. Dies wird entscheidende strukturelle und weitreichende Veränderungen erfordern, die sowohl schnell als auch an mehreren Fronten gleichzeitig erfolgen müssen.
Von Ladeja Godina Kosir & Barbara JarkiewiczDen meisten Mitgliedstaaten fehlt es an einer langfristigen Strategie, an Steuerungsstrukturen, Verhaltensweisen, Instrumenten und Investitionen, um die Maßnahmen zur Erreichung der Ziele umzusetzen. Die slowenische Regierung hat nun, in Zusammenarbeit mit maßgeblichen Akteuren der Kreislaufwirtschaft und mit Unterstützung von EIT Climate-KIC eine „Deep Demonstration of a Circular, Regenerative and LowCarbon Economy in Slovenia“ eingeleitet, um Wege für einen radikaleren Übergang zur Klimaneutralität durch eine zirkuläre, regenerative und kohlenstoffarme Wirtschaft zu entwickeln und dabei einen systemerneuernden Ansatz zu verfolgen. Die Entwicklung eines nationalen Circular Economy Centre for Smart and Circular Transition (SCSCT) steht dabei im Mittelpunkt.
Circular Change, die slowenische Kreislaufwirtschaftsplattform, bot dazu den Rahmen, in dem die Teilnehmer ihre Visionen und Ambitionen zur Mitgestaltung des SCSCT austauschen konnten – einer zukünftigen Drehscheibe, die verschiedene Interessengruppen im slowenischen Ökosystem der Kreislaufwirtschaft miteinander verbindet, mit dem fes-
ten Ziel, eine führende regionale Drehscheibe für die Nachbarländer in der CEE-Region, einschließlich des westlichen Balkans, zu werden.
Unter den internationalen Hubs, die als Benchmark vorgestellt wurden, war auch das Circular Economy Forum Austria.
Die slowenische Regierung und eine Reihe von Interessenvertretern haben gemeinsam damit begonnen, ihre Aktivitäten im Klimakontext abzubilden.
Dabei wird eine Reihe von Aktivitäten gefördert, wie z. B. Schulungen und Workshops zum Kapazitätsaufbau in der Kreislaufwirtschaft für politische Entscheidungsträger und Workshops zum Kapazitätsaufbau in den Bereichen Systeminnovation und Kreislaufwirtschaft. Die Träger der Herausforderung (Regierungen, lokale Behörden, Bürgermeister) hatten die Möglichkeit, durch Fallstudien aus anderen Ländern oder Organisationen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, die Perspektiven von Praktikern kennenzulernen, um sich inspirieren zu lassen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Die Teilnehmer identifizierten Lebensmittel, Forstwirtschaft, Mobilität, Bauwesen und Produktion als fünf wichtige Versorgungsketten, die gleichzeitig von drei übergreifenden Dimensionen aus verändert werden können: Unternehmertum, Politik und Bildung.
Da einzelne Innovationsprojekte und Unternehmenslösungen das zugrundeliegende System nicht grundlegend verändern und somit die Klimakrise nicht wirklich angehen können, müssen wir, um radikale, transformative Klimaziele zu erreichen, anders mit Innovation umgehen. Obwohl technologische Lösungen dazugehören, muss Innovation beispielsweise die Entwicklung von Fähigkeiten, die Erprobung neuer Geschäftsmodelle und den Aufbau neuer Märkte umfassen. Es braucht einen „Learning by doing“-Ansatz, der neue Märkte für Unternehmenslösungen eröffnet und durch Lernen untermauert wird, indem Innovationen genutzt werden, um den Wandel in großem Umfang und schnell voranzutreiben.
Mehr auf www.circularchange.com und www.climatehub.si
US-Investitionen und Akquisitionen in zweistelliger Millionenhöhe für Kreislauflösungen sorgten für Bewegung und lassen den Schluss zu: es war ein Jahr der Kreislaufwirtschaft!
Trend No1. Die Kreislaufwirtschaft wird in der Klimatechnikbranche immer beliebter
Während wir auf einen Tsunami der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, Solarmodulen, Windturbinen und –damit verbunden – kritischen Mineralien und Metallen blicken, beginnt sich eine kollektive Erkenntnis abzuzeichnen: Ohne Kreislaufwirtschaft können wir keine Netto-Nullbilanz erreichen.
Kritische Materialien müssen recycelt und wiederverwendet werden, um zerstörerische Bergbaupraktiken einzudämmen, die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu stärken, geopolitische Probleme zu vermeiden, Engpässe zu verhindern und eine ausreichende Materialversorgung zu gewährleisten – um nur einige Gründe zu nennen. Glücklicherweise hat dieses wichtige Thema im Jahr 2022 unsere kollektive Aufmerksamkeit erregt.
Am lautesten war das Gerede vielleicht, als es um das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien ging: Die Bundesregierung brachte Schwung in die Sache, als die Biden-Administration den Defense Production Act anrief, um die inländische Versorgung mit kritischen Materialien für Elektrofahrzeuge – zum Teil durch Recycling – zu steigern, und das Energieministerium kündigte
Pläne an, mehr als 3 Milliarden Dollar für die Unterstützung und den Ausbau der inländischen Batterieproduktion und des Recyclings bereitzustellen – einschließlich 60 Millionen Dollar für Forschung und Entwicklung für Second-Life-Quel-
len und 335 Millionen Dollar für wettbewerbsfähige Zuschüsse, die das Recycling ermöglichen.
Die Recyclingindustrie für LithiumIonen-Batterien soll bis zum Ende des Jahrzehnts ein Volumen von 18,7
Milliarden US-Dollar erreichen und bis 2025 eine Verzehnfachung der Kapazität erfahren. In Vorbereitung auf die Ausmusterung von PV-Modulen erkannten Branchenexperten die Notwendigkeit von Normen und einer erweiterten Politik an, während Start-ups wie Solarcycle Millionen aufbrachten und eigene Industriepartnerschaften ankündigten.
Und das Versprechen der Kreislaufwirtschaft wehte im Wind, als sich das weltweit erste recycelbare Windturbinenblatt vor der deutschen Küste zu drehen begann und das ZEBRAKonsortium (Zero wastE Blade ReseArch) einen vollständig recycelbaren Windturbinenprototyp produzierte.
Trend No2. Recyclingverpflichtungen und -systeme geraten auf den Prüfstand
Ein oft gepriesenes Zeichen des Erfolgs ist die Selbstverpflichtung, dass Verpackungen bis 2025 zu 100 Prozent wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein sollen – tatsächlich stammt ein Fünftel aller weltweit produzierten Kunststoffverpackungen von Unternehmen, die sich zu solchen Maßnahmen verpflichtet haben. Ein von der Ellen MacArthur Foundation (EMF) veröffentlichter Bericht prognostizierte jedoch, dass die meisten Unternehmen ihre Verpackungsziele für 2025 „mit ziemlicher Sicherheit verfehlen“ werden.
Die Verpflichtung der Alliance to End Plastic Waste, 9 Millionen Tonnen Plastik umzuleiten und zu recyceln, wurde Berichten zufolge drei Jahre nach Erreichen des Fünfjahresziels gerade einmal zu 0,04 Prozent erreicht. Und unsere nördlichen Nachbarn gerieten in die Kritik, als Kanadas ehrgeiziges Ziel, Plastikmüll bis 2030 zu vermeiden, um mehr als 2 Millionen Tonnen Abfall verfehlt wurde. In den Vereinigten Staaten fielen die Recyclingquoten weit unter die 30-Prozent-Schwelle, die nach den EMB-Standards erforderlich ist, um als „recycelbar“ zu gelten – und die landesweiten Kunststoffrecyclingquoten fielen unter 5 Prozent, ein starker Rückgang gegenüber dem immer noch mageren
Recycling-Höchststand von 9,5 Prozent im Jahr 2014.
Die vielleicht größte Kritik wurde an den Systemen für schwer zu recycelnde Kunststoffe geübt – einschließlich weicher und flexibler Verpackungen – als der Fonds für flexible Verpackungen keine einzige Zahlung leistete, die von Unilever geplante Anlage für das chemische Recycling von Kunststoffbeuteln geschlossen wurde und zwei Enthüllungsberichte weiche und schwer zu recycelnde Kunststoffe aufspürten, die in Recyclingtonnen landeten, nur um verbrannt, deponiert oder ins Ausland verschifft zu werden.
Bereich der Fast Fashion? In der Bekleidungsbranche gewannen Reparatur, Verleih und Wiederaufbereitung an Bedeutung: Pilotreparaturdienste erfreuten sich im Flagshipstore von Uniqlo einer überwältigenden Nachfrage; Timberland führte über Timberloop wiederaufbereitete Produkte ein; und das britische Kaufhaus Selfridges setzte nicht nur auf den Wiederverkauf, sondern auch auf Reparatur, Verleih und Wiederauffüllung – was zur Reparatur von mehr als 28.000 Artikeln in einem Jahr führte.
In der Welt der Elektronik änderte Big Tech allmählich seine Einstellung zur Reparierbarkeit, während sich Aufarbeitung und Vermietung als schmackhafter erwiesen als erwartet: Apple und Samsung starteten Selbstreparaturdienste, Microsoft und Vodofone verknüpften Emissionseinsparungen mit Reparaturangeboten, Walmart Restored begann, generalüberholte Elektronik für die breite Masse anzubieten, und das in Berlin ansässige Elektronikverleih-Startup Grover verzeichnete eine beeindruckende Investition von 330 Millionen Dollar.
Für diejenigen, die Verpflichtungen haben, häufen sich die unbequemen Wahrheiten. Die wichtigste, der wir uns stellen müssen, ist die, dass Recycling uns nicht aus der Abfallkrise herausführen kann – einige behaupten sogar, dass Recycling als Lösung ein Mythos ist.
Es ist kein Geheimnis, dass sich der Wiederverkauf als der Liebling der Kreislaufwirtschaft erwiesen hat. Doch all diese Aufmerksamkeit hat zu einer Reihe von Spekulationen geführt: Kann dieses neue Geschäftsmodell nachhaltige Vorteile bringen? Oder ermöglicht es lediglich einen übermäßigen Konsum und scheitert an der Umstellung von Geschäftsmodellen – insbesondere im
Und schließlich – aber sicher nicht zuletzt – ging der stetige Fortschritt bei den wiederverwendbaren Verpackungen unaufhaltsam weiter: Seattle hat unseren kollektiven Ehrgeiz geweckt, als es ein stadtweites Wiederverwendungssystem vorantrieb; der U.S. Plastics Pact startete ein Katalysatorprogramm, um die Wiederverwendung anzukurbeln; und Pilotprojekte wurden unter anderem von Starbucks und Walmart ins Leben gerufen – sogar Coca-Cola und PepsiCo sprangen mit ihren eigenen Verpflichtungen für Mehrwegverpackungen auf den Wiederverwendungszug auf.
Auch wenn diese Modelle noch im Schatten ihrer populäreren Verwandten stehen, habe ich die Hoffnung, dass sich die Gezeiten ändern. Vielleicht werden im Jahr 2023 alle Innovationspotentiale der Wirtschaft gehoben.
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eines ganzheitlichen Verständnisses der Kreislaufwirtschaft als strategischer Ansatz für eine widerstandsfähige und nachhaltige Entwicklung in Südostasien.
ASEAN ist eine internationale Organisation, die 10 Mitgliedsländer in Südostasien umfasst: Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.
Die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der ASEAN-Staaten wird zunehmend durch die Ausbeutung der Ressourcen, nicht nachhaltige Muster des Rohstoffverbrauchs, Unzulänglichkeiten in den Produktwertschöpfungsketten und den Klimawandel bedroht. Das derzeitige Wirtschaftsmodell des „Nehmens, Herstellens, Entsorgens“ begünstigt die Verschwendung von wertvollen Materialien und Ressourcen. ASEAN ist bestrebt, die Einführung eines neuen Wirtschaftsmodells zu fördern, das über das vorherrschende lineare Wachstumsmodell hinausgeht, um die Ressourceneffizienz zu verbessern und ein nachhaltiges Wachstum zu erreichen.
Der Übergang der ASEAN zu einer Kreislaufwirtschaft hängt von fünf strategischen Prioritäten ab:
– Harmonisierung von Normen und gegenseitige Anerkennung von Kreislaufprodukten und -dienstleistungen;
– Handelsoffenheit und Handelserleichterung bei Kreislaufprodukten und -dienstleistungen;
– Stärkere Rolle von Innovation, Digitalisierung und neuen/grünen Technologien;
– Wettbewerbsfähige nachhaltige Finanzen und innovative ESG-Investitionen; und
– Effiziente Nutzung von Energie und anderen Ressourcen.
Das Rahmenwerk für Kreislaufwirtschaft für die AEC legt die ehrgeizige langfristige Vision der Kreislaufwirtschaft fest, die auf den Stärken bestehender ASEAN-Initiativen aufbaut, und vorrangige Handlungsschwerpunkte sowie Förderer identifiziert, um die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft in ASEAN zu beschleunigen.
ACESP wurde im September 2022 als regionale Einrichtung mit dem übergreifenden Ziel gegründet, die ASEAN-Mitgliedstaaten bei der Verwirklichung eines nachhaltigen Verbrauchs und einer nachhaltigen Produktion zu unterstützen, indem
sie den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft als Teil der laufenden ASEAN-EU-Partnerschaft zur Kreislaufwirtschaft beschleunigen.
ACESP wird vom ASEAN Centre for Sustainable Development Studies and Dialogue (ACSDSD) an der MahidolUniversität in Thailand geführt und ist ein Wissens- und Informationsportal zum Austausch von bewährten Verfahren, Wissensressourcen, Veranstaltungen und anderen relevanten Informationen zur Kreislaufwirtschaft in ASEAN. Eine jährliche EU-ASEAN-Konferenz zur Kreislaufwirtschaft und gemeinsame Projekte mit strategischen Partnern werden initiiert. Das erste internationale Forum on Circular Economy toward Green Transition der asiatisch-pazifischen Region findet als grenzüberschreitende Zusammenarbeit am 8. Mai 2023 statt.
Die Plattform dient auch der Stärkung des Erfahrungsaustauschs zwischen ASEAN und der EU in Bezug auf Strategien, Politiken und Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft.
Der Weg zur Kreislaufwirtschaft der asiatischpazifischen Region wird in den kommenden Jahren spannend zu beobachten sein und eröffnet österreichischen Unternehmen zahlreiche Kooperations- und Geschäftschancen.
Mehr auf ce.acsdsd.org
2023 haben interessierte Unternehmensvertreter:innen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit internationalen Vorreitern der Circular Economy in Deutschland und Slowenien.
Von Karin Huber-HeimAuf den „Zukunftsreisen Kreislaufwirtschaft“ tauschen sich Führungskräfte und Innovationsverantwortliche mit führenden Unternehmensexpert:innen, Politik und Verwaltung, Universitäten, Think Tanks oder Forschungszentren aus. Österreichische Unternehmen können internationale BestPractice persönlich kennen lernen und Verbindungen schaffen.
Die Kleingruppen werden von Fachexpert:innen des Forums begleitet und erfahren vor Ort wie Kreislaufwirtschaft gestaltet wird und welche Schwerpunkte die jeweilige Zieldestination charakterisieren. Wissensund Netzwerkaufbau stehen dabei im Mittelpunkt.
Trends, Technologien und Geschäftsmodelle zum Angreifen Bisherige Reisen führten 2021 nach Belgien, mit Schwerpunkt auf kreislauffähigem Bauen, und 2022 in die
Lombardei, wo traditionelle Wirtschaftssektoren durch Kreislaufinnovationen Marktführerschaft erlangen, sowie in die Niederlande, die weltweit als Vorreiterland für innovative kreislauffähige Geschäftsmodelle gelten.
Circular Valley Wuppertal
Vom 14. bis 15. Juni 2023 findet die Zukunftsreise nach Wuppertal und das nahe gelegene Ruhrgebiet statt. Dort wird die Ansiedlung von StartUps und Forschern aus aller Welt gefördert, um die Kreislaufwirtschaft in der traditionellen Industrie voranzutreiben sowie Geschäftsideen und Technologien für die Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Interessierte aus den Bereichen Kunststoffe, Chemie oder Anlagen- und Maschinenbau sollten sich diese Reise nicht entgehen lassen.
Circular Triangle Slovenia
In unserem Nachbarland ist die Kreislaufwirtschaft eine der strategischen Prioritäten und steht in engem Zusammenhang mit den SDGs. Die Strategie vereint Kreislaufwirtschaft (Geschäftsmodelle), Kreislaufwandel (Regierungspolitik) und Kreislaufkultur (Bürger) als voneinander abhängige Elemente, die den Kern des systemischen Wandels bilden.
Hauptziel ist die Verbesserung der Lebensqualität für alle. Diese Reise im Herbst 2023 eignet sich besonders für KMU aller Branchen.
Lernen Sie die Zukunft Ihrer Branche kennen
Die Reise bietet Innovation, Expertise und Inspiration zum Zuhören, Fragen und Angreifen von Entwicklungen, die österreichische Unterneh men aller Branchen in den kommenden Jahren maßgebend beeinflussen werden. Sie werden von Circular Economy Forum Austria kuratiert und von den AussenwirtschaftsCentern der Wirtschaftskammer organisiert.
Anmeldungen auf
www.circulareconomyforum.at und www.wko.at
Economy braucht Wissens- und Kompetenzaufbau in vielen Bereichen. Dazu gibt es seit Jänner 2023 mit dem kompakten Executive Certificate Programme Circular Economy & Innovation an der FH des BFI ein einzigartiges Angebot.
Zu vielen für die Kreislaufwirtschaft relevanten Aspekten und Bereichen fehlt es in Unternehmen noch an Information und detailliertem Wissen, das für konkrete Umsetzungsschritte unerlässlich ist. Um die Potentiale der Kreislaufwirtschaft heben zu können und die dazu nötige Transformation zu bewältigen, müssen sie ihre Strategien, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse und Praktiken, das Bewusstsein der Mitarbeitenden und deren Qualifizierung an der Kreislaufwirtschaft neu ausrichten und für die notwendigen Innovationen sorgen.
Die Aufmerksamkeit dafür hat bei den Betrieben in letzter Zeit deutlich zugenommen und der erste Lehrgang Circular Economy & Innovation startete im Jänner 2023. Das Curriculum wurde von Expert:innen des Circular Economy Forum Austria entwickelt und unterrichtet, und in Kooperation mit dem Executive Center der FH des BFI angeboten. Er versammelt Verantwortliche aus führenden österreichischen Unternehmen, die im drei Monate dauernden Programm Wissen und Kompetenzen in einem interaktiven, ko-kreativen Lernprozess aufbauen und neue Fertigkeiten für die Umsetzung ihrer Projekte im Unternehmen entwickeln. Der Lehrgang
verbindet transdisziplinären Wissenserwerb mit hoher Praxisorientierung und bietet einen Überblick sowohl über aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft wie über aktuelle regulatorisch-gesetzliche Rahmenbedingungen. Seine Absolvent:innen verfügen über ein aktuelles und einzigartiges Knowhow im Bereich Kreislaufwirtschaft, das sich an Anforderungen aus der Wirtschaft orientiert. Begleitet werden die vier Module vom Onlinekurs Organizing for Sustainability, der von einer führenden Niederländischen Hochschule entwickelt wurde.
Mehr auf www.fh-vie.ac.at/de/ seite/executive-education