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Situation: Verwaltung des Mangels oder Flucht nach vorn?
Mit den Ansprüchen an die IT wachsen auch die Ansprüche an die Mitarbeitenden. War bislang der Fokus auf wenigen, über die Zeit hin relativ stabilen Plattformen und auch Organisationsstrukturen, fächern sich die technologischen Lösungen heute auf, die Innovationsgeschwindigkeit nimmt zu und die gewohnten Zusammenarbeitsformen brechen auf. Hinzu kommt der allgemeine „Digitalisierungsdruck“, der selbst bei den eher konservativen oder technologieskeptischeren Unternehmen zu einem Nachfrageschub an technischer Expertise geführt hat, den der Markt aktuell nicht ausreichend abdecken kann. Das gilt für fast ausnahmslos alle (Industrie-)Unternehmen in Deutschland und darüber hinaus. Es ist ein Wettkampf um Fachkräfte entstanden: 83% der befragten Unternehmen geben an, dass ein Mangel an IT-Spezialistinnen und -Spezialisten besteht (Bitkom 2019), der mittlerweile die unternehmenseigenen Wachstums- und Veränderungsambitionen hemmt. Im Rahmen des Expertenworkshops wurde zudem die Erwartung geäußert, dass der Wettbewerb um Talente auch regional stark zunehmen wird.
Es besteht Einigkeit in der Energieversorgungsbranche über die Tatsache, dass die IT-Belegschaft an vorderster Front der fortschreitenden Veränderung steht und dass sich dieser Trend weiter beschleunigen wird. Das verlangt in erster Linie der IT-Organisation, aber auch allen anderen Geschäftsbereichen viel ab. Im Workshop herrschte Konsens darüber, dass eine moderne Architektur flexibler aussieht und dass neue Tools und Systeme zum altbekannten Software-Stack hinzukommen. Der Effekt dieser beiden Entwicklungen ist in erster Linie dieser: Andere Fähigkeiten sind zukünftig wichtig. Aus den unmittelbar verfügbaren Kapazitäten am Arbeitsmarkt werden sich diese Fähigkeiten nicht ausreichend decken lassen. Zumal durch die schnelle Weiterentwicklung der IT-Anforderungen die Herausforderung nicht allein ist, geeignete Bewerber zu finden, sondern auch die Fähigkeiten und das Wissen von Fachkräften ständig aktuell zu halten sowie Aufstiegschancen und Weiterbildung anzubieten. Das heißt, Talententwicklung und Personalaufbau ist auch eine Selbstverpflichtung der IT-Organisation bzw. des Unternehmens. Es ist die Vielfalt an unterschiedlichen Technologien und die Geschwindigkeit, mit der sich diese weiterentwickeln und mit der neue hinzukommen. Das überfordert die allermeisten Unternehmen und ihre Organisationen. Kontinuierlich den Markt im Blick zu behalten und diejenigen Technologien, die sich durchsetzen, in ausreichender Stärke im eigenen Unternehmen – im Sinne von Fähigkeiten – aufgebaut zu haben und weiterzuentwickeln ist eine echte Herkulesaufgabe. Andere Herangehensweisen sind also dringend nötig, insbesondere da deutlich über 80% der Führungsetagen in den Unternehmen die IT-Belegschaft (sofern im Fähigkeitsbereich auf der Höhe der Zeit) als klaren Wettbewerbsvorteil sehen (Bersohn et al. 2018).
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