Drehort Berlin (Leseprobe)

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Markus M端nch

Drehort Berlin Wo ber端hmte Filme entstanden

berlin edition


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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CDROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen. © berlin edition in der be.bra verlag GmbH Berlin-Brandenburg, 2007 KulturBrauerei Haus S Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin post@bebraverlag.de Lektorat: Ingrid Kirschey-Feix, Berlin Umschlag: Hauke Sturm, Berlin Gestaltung und Satz: Ulrike Künnecke, Berlin Schrift: Stempel Garamond 9/11,8 Druck und Bindung: Bosch Druck GmbH, Landshut ISBN 978-3-8148-0154-4

www.bebraverlag.de


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Inhalt Vorwort

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Dampfender menschlicher Ameisenhaufen Drehort 1: Der Alexanderplatz in »Berlin – Alexanderplatz«.

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Drei Filme, drei Drehorte, drei Epochen Drehort 2: Das »Café Josty« (Trautenaustraße und Potsdamer Platz) in »Emil und die Detektive«

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Aufruhr im roten Kiez Drehort 3: Der Beusselkiez (Original und Nachbau) in »Hitlerjunge Quex«

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Schöner Wohnen unterm Hakenkreuz Drehort 4: Die »Wohnstadt Carl Legien« (Prenzlauer Berg) in »Der Gasmann«

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Doppelte Vergangenheitsbewältigung Drehort 5: Stettiner Bahnhof und Bernauer Straße in »Die Mörder sind unter uns«

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Zentrum der Insel Drehort 6: Der Bahnhof »Zoo« in »Berliner Ballade«

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Schießerei im Reichstag Drehort 7: Das Reichstagsgebäude in »Die Spur führt nach Berlin«

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Halbstarker Osten Drehort 8: Der U-Bahnhof »Eberswalder Straße« in »Berlin – Ecke Schönhauser«

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Mauerbau statt Dreharbeiten Drehort 9: Das Brandenburger Tor in »Eins, Zwei, Drei«

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Geträumte Wasserstadt Drehort 10: Die Rummelsburger Bucht in »Die Legende von Paul und Paula«

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Klein Böhmen in Berlin als Danzig Drehort 11: Das Böhmische Dorf (Neukölln) in »Die Blechtrommel«

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Stadt der Hinterhöfe Drehort 12: Die Kopenhagener Straße in »Solo Sunny«

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Mit dem »MI 6« über den Todesstreifen Drehort 13: Der Checkpoint Charlie in »James Bond 007 – Octopussy«

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Wohnsitz der Engel Drehort 14: Die Staatsbibliothek (Potsdamer Straße) in »Der Himmel über Berlin«

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Deutschland im Jahre Neunzig Drehort 15: Ostberlin nach der Wende in »Ostkreuz«

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Hauptstadt der Tiere Drehort 16: Der Zoo Berlin in »Jenseits der Stille«

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Der unmögliche Lauf Drehort 17: Die Oberbaumbrücke in »Lola rennt«.

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Sonnenstübchen ohne Aussicht Drehort 18: Die Sonnenallee (Original und Nachbau) in »Sonnenallee«

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Unser Fernsehturm ist groß und schlank Drehort 19: Der Berliner Fernsehturm in »Der Zimmerspringbrunnen«

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Small, small world Kreuzberg Drehort 20: Kreuzberg in »Herr Lehmann«

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Die schöpferische Kraft der Werktätigen Drehort 21: Karl-Marx-Alle und Berolinastraße in »Good Bye, Lenin!«

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Zivilcourage und Historikerstreit Drehort 22: Die Rosenstraße (Original und Nachbau) in »Rosenstraße«

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Die »Alte Welt« sieht überall gleich aus Drehort 23: Der Gendarmenmarkt in »In 80 Tagen um die Welt«

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Berlin + Schnee = Moskau Drehort 24: Der Petriplatz in »Die Bourne-Verschwörung«

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Tief im Westen Drehort 25: Berliner Villen (Grunewald und Dahlem) in »Die fetten Jahre sind vorbei«

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Ewiger Spiegel der Geschichte Drehort 26: Der Jüdischer Friedhof Weißensee in »Alles auf Zucker!«

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Verwunschenes Berlin Drehort 27: Der Tiergarten in »Gespenster«

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Die Stadt der traurigen Leidenschaftlichkeit Drehort 28: Die City West (Pariser- und Mommsenstraße) in »Flightplan«

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Schluss mit lustiger DDR Drehort 29: Das Stasimuseum (Normannenstraße) in »Das Leben der Anderen«

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Nationalsozialismus als Komödie Drehort 30: Altes Museum und Lustgarten in »Mein Führer«

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Anhang Karte, Anmerkungen, Filmografie, Danksagung, Quellen, Personenregister, Der Autor

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Vorwort Ein junger Mann im Anzug spaziert auf einem Flachdach herum und hebt grüßend seinen Hut. »Emil Skladanowsky auf dem Atelierdach« heißt diese kurze Filmaufnahme, die – trotz ihrer mäßig interessanten Handlung – Filmgeschichte schrieb. Gemeinsam mit seinem Bruder Max hat Emil Skladanowsky das moderne Kino begründet. Im Berliner Varieté »Wintergarten« zeigten die gelernten Fotografen ab November 1895 in der ersten öffentlichen Kinovorführung Europas acht Kurzfilme. Die Technik dafür hatten sie selbst entwickelt: das »Bioscop«, ein handbetriebener Filmprojektor. Zu sehen waren Zirkusartisten, ein boxendes Känguru und die Erfinder selbst. »Max und Emil Skladanowsky verbeugen sich« [1] lautete der letzte Programmpunkt der Vorführung. Diese Geburt des Kinos war für Berlin ein entscheidendes Ereignis. Mit ihr begann der Aufstieg der ganzen Hauptstadtregion zu einem Mekka des Films. Klassiker wie »Metropolis« (Fritz Lang, D 1927), »Nosferatu, eine Symphonie des Grauens« (Friedrich Wilhelm Murnau, D 1922) und »M – Eine Stadt sucht einen Mörder« (Fritz Lang, D 1931) entstanden hier und ließen die Filmstadt Babelsberg zu einer Legende werden. Anfangs ähnelten alle Spielfilme Theateraufführungen, da sie in Ateliers (Studios) in Kulissen gedreht wurden. Die Aufnahmetechnik war noch zu schwerfällig für Expeditionen. Erst Ende der 1920er Jahre wurden die Filmkameras mobil und fortschrittlich genug, um mit ihnen an Originalschauplätzen zu drehen. Ihre Motive fanden viele Regisseure direkt vor der Haustür – der Drehort Berlin war damit geboren. Die Stadt hat seitdem ihre Spuren auf etlichen Filmstreifen hinterlassen. In manchen blieb sie anonym (»Die Blechtrommel«), in anderen wurden ihre Orte als Vorlage benutzt, dann aber doch wieder im Studio nachgebaut (»Sonnenallee«), oder lieferten nur ihren Symbolgehalt (»Ostkreuz«). Insgesamt ließe sich aus den Millionen von Filmbildern, die einen Teil Berlins zeigen, sicher ein perfektes Abbild der Stadt erstellen. So ein Projekt würde allerdings jeden Rahmen sprengen, der Drehort Berlin ist zu gewaltig. Um die wesentlichen Züge der Stadt und ihres Auftritts im Film nachzuzeichnen, beschränkt sich dieses Buch auf 30 Filmbilder aus deutschen und internationalen Spielfilmen. Berlin zeigt sich darauf im Wandel der Zeit: Am Ende der Weimarer Republik (»Berlin – Alexanderplatz«), im »Dritten Reich« 9


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(»Der Gasmann«), während der Teilung (»Solo Sunny«, »Der Himmel über Berlin«) und nach der Wende (»Lola rennt«). Und Berlin zeigt seine Sehenswürdigkeiten (»Eins, Zwei, Drei«) ebenso wie wenig bekannte oder spektakuläre Orte, die erst durch ihre Geschichte interessant werden (»Die Bourne-Verschwörung«). Ausgangspunkt sind immer der Film und die Dreharbeiten dazu. Die verliefen oft unter schwierigen Bedingungen und sind manchmal selbst einen Bericht wert (»Good Bye, Lenin!«). »Drehort Berlin« widmet sich mal dem einen, mal dem anderen Bereich etwas mehr. Neues zu entdecken gibt es an allen 30 Drehorten. Berlin, im Dezember 2006 Markus Münch

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Alexanderplatz

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»Berlin – Alexanderplatz« (D 1931) von Phil Jutzi

Alfred Döblin bringt es auf den Punkt: »Berlin – Alexanderplatz«, das ist mehr als einfach nur eine Ortsbezeichnung. Der Alex ist in den 1920ern Berlins ungewöhnlichster Stadtplatz und hat auch heute noch seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter. Der Alexanderplatz ist wahrscheinlich der einzige Ort in Berlin, der sich selbst per Inschrift auf einer 220 Meter breiten Fassade vorstellt: »Rechts und links sind Straßen. In den Straßen steht Haus bei Haus. Die sind vom Keller bis zum Boden mit Menschen voll. Unten sind die Läden. Destillen, Restaurationen, Obst- und Gemüsehandel, Kolonialwaren und Feinkost, Fuhrgeschäft, Dekorationsmalerei, Anfertigung von Damenkonfektion, Mehl und Mühlenfabrikate, Autogarage, Feuersozietät.« [1] So lautet ein Teil der Fassadeninschrift an der Alexanderstraße 3. Im Jahr 1928 beschreibt der Romanautor Alfred Döblin den »Alex« mit diesen Worten. Rund 80 Jahre später gelten sie mehr denn je. Der Platz erwacht aus seinem Nach-Wende-Dornröschenschlaf. Belebt war der Alex auch davor, dafür sorgten schon allein die mehr als hunderttausend U-, S-, Bus- und Straßenbahnfahrgäste, die an Berlins größtem Nahverkehrsknoten täglich umstiegen. Beliebt war der kahle, verkehrsreiche Platz aber nicht. Das sollen die sanierten und neuen Häuser nun ändern, vor allem das oben beschriebene Warensortiment dürfte es – der heutigen Zeit angepasst – wieder komplett geben. Ein Platz wie jeder andere war der Alex noch nie. Seit der Stadtgründung herrschte hier Trubel, denn alle wichtigen Straßen und Wege ins nordöstliche Umland liefen am Alex zusammen. Kein Wunder also, 11


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Filminhalt »Berlin – Alexanderplatz« Biberkopf (Heinrich George) ist schon zu Beginn des Films gezeichnet: Als Krimineller, der wegen Totschlags vier Jahre in der Haftanstalt Tegel zugebracht hat und nun am liebsten dort bleiben will, denn die Welt »draußen« macht ihm Angst. Zu recht. Biberkopfs Vorsatz, von nun an redlich zu sein, bleibt ein Vorsatz. Das Milieu, in das es ihn unwiderstehlich hineinzieht, lässt ihm kaum eine Chance. Er landet in einer zwielichtigen Kaschemme in der Prenzlauerstraße, im verrufenen Alexanderplatz-Viertel. Hier lernt er zwar seine Freundin Cilly (Maria Bard) kennen, doch er gerät auch an die Verbrecherclique um Reinhold (Bernhard Minetti). Es kommt, wie es in einem solchen Drama kommen muss: Reinhold zieht Biberkopf in einen Einbruch mit hinein. Als sich die Verbrecherbande dann von der Polizei verfolgt fühlt, stößt ihn Reinhold aus dem fahrenden Auto. Biberkopf wird überfahren und verliert einen Arm. Sein Aufenthalt im Krankenhaus lässt den gezeichneten Mann nur kurz durchatmen: Kaum hat er in Mieze (Margarete Schlegel) eine neue Freundin kennen gelernt, wird diese von Reinhold entführt, vergewaltigt und ermordet. Und Biberkopf ist der Hauptverdächtige. Doch im Prozess stellt sich seine Unschuld heraus und er kommt frei. Wieder steht er nach einem Gefängnisaufenthalt vor neuen Herausforderungen. Und wieder zieht es ihn auf den Alexanderplatz. Als fliegender Händler verkauft er Stehaufmännchen – so zumindest das verhalten optimistische Ende des Films. Die Romanvorlage macht deutlicher klar, dass Biberkopf nie die Chance auf ein ehrliches Leben haben wird.

dass der Alexanderplatz schnell zum Schmelztiegel wurde, in dem sich eher die einfachen Bevölkerungsschichten mischten. Besonders deutlich wurde das Ende der 1920er Jahre, also in der Entstehungszeit von »Berlin – Alexanderplatz«. Für Döblin war der Platz daher auch nicht einfach nur irgendein Handlungsort, sondern stand für ein Milieu, das am Ende der Weimarer Republik von jenen dominiert wurde, die am Rande der Gesellschaft standen: Kleinkriminelle, Huren, Säufer, Hehler und Arbeitslose. Döblins Roman war damals Avantgarde und gilt auch heute noch als herausragender expressionistischer Großstadtroman. Die Verfilmung von 1931 hingegen blieb eher klassisch und beschränkte sich auf die Geschichte der Hauptfigur Franz Biberkopf. 12


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»Berlin – Alexanderplatz«: Heinrich George als Franz Biberkopf auf dem Alex

Filmisches Schreiben fürs Tonfilmbuch Döblins Roman in einen Spielfilm umzusetzen, war kein leichtes Unterfangen. Das fast 500 Seiten starke Buch beschreibt wortgewaltig und detailreich eine bizarre Welt, die für Außenstehende schwer vorstellbar ist. Alfred Döblin kannte sie nur zu gut: Er arbeitete seit 1911 als Kassenarzt für Nervenkranke, seine Praxis lag unweit des Alex in der Frankfurter Allee. In seiner Laufbahn dürfte er ähnliche Schicksale wie das des Franz Biberkopf kennen gelernt haben. Das Außergewöhnliche an Döblins Erzählung ist aber sein Stil. Über weite Strecke reiht er scheinbar zusammenhanglos Beschreibungen von Orten und Menschen aneinander. Mit seinen lautmalerischen Einwürfen und unvermittelten Bibelzitaten wirkt sein Werk fast schon dadaistisch. Gleichzeitig benutzt Döblin für seinen Roman eine filmische Bildsprache: Er »schneidet« Szenen und Bilder abrupt aneinander und schafft so eine einmalige Collage – die sich im Film allerdings nicht wiederfindet. Genau das wurde auch von der zeitgenössischen Kritik bemängelt: »Er ist, wenn man das Niveau der Tonfilmproduktion be13


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Studio-Dreharbeiten zu »Berlin – Alexanderplatz«

denkt, ein wertvoller Film. Er ist, wenn man die Möglichkeiten des Stoffes und des Themas betrachtet, bedenklich«, [2] schrieb etwa der renommierte Kritiker des »Berliner Börsen-Courier«, Herbert Ihering. Der Regisseur Phil Jutzi habe sich zu sehr auf die Geschichte Biberkopfs konzentriert – das Milieu bleibe weitgehend außen vor, urteilte einhellig die Fachpresse. Die Kritik wog umso schwerer, da Jutzi für seinen Film »Mutter Krausens Fahrt ins Glück« (D 1929) noch »Instinktsicherheit und Fingerspitzengefühl für Milieu-Stoffe« sowie »Flair für Berlinisches« [3] bescheinigt worden war. Gewagter Außendreh Gelobt wurde hingegen, was vom Alexanderplatz oder dessen Nachbau im Atelier zu sehen ist: »Was Brosody (der Ausstatter, Anm. d. Verf.) in Babelsberg für den Allianz-Film ›Alexanderplatz‹ an StraßenPartien, Fassaden, Hausflur-Nischen, dunklen Hof-Ecken gebaut hat, besitzt die Patina einer Realität, die verblüffen muss. Das ist wirklich Berlin. Das Berlin um die Weinmeister- und Grenadierstraße herum.« [4] Real ist im Film alles, was in Großaufnahmen vom Alex inklusive Verkehrsgetümmel und Baustellen zu sehen ist. Der Bauzaun, 14


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vor dem Franz Biberkopf als fliegender Händler steht, wurde sogar extra für die Dreharbeiten aufgestellt. Und zwar zweimal: Einmal am Alex (für die Großaufnahmen) und in Kopie in den Babelsberger Studios (für die Nahaufnahmen). Denn das Filmen der entsprechenden Szenen am Originalschauplatz erwies sich als äußerst schwierig. Zum einen musste die Crew ohnehin schon fünf Stunden lang auf strahlenden Sonnenschein warten, weil die empfindliche Kamera ansonsten zu wenig Licht bekommen hätte. Zum anderen war es für fast alle Beteiligten der erste Tonfilm, die Aufnahmen allein also schon Herausforderung genug. Da wollte man sich nicht auch noch mit dem enormen Verkehrslärm am Alex auseinandersetzen müssen und flüchtete lieber ins kontrollierbare Studio. Vom Ochsenmarkt zum Zarenplatz Die Geschichte des Alexanderplatzes beginnt beschaulich, als Vorstadtplatz bei der Gründung der Stadt Berlin. Sie ging aus den beiden Schwesterstädten Cölln (auf der Spreeinsel) und Berlin (am gegenüberliegenden Ostufer) hervor. Ungefähr an der Stelle, an der heute das Multiplexkino »Cubix« steht, befand sich im Mittelalter das Oderberger Tor, später Georgentor genannt. Davor lag das Berliner Umland, hier wurde Vieh gehalten und es wurden Äcker bestellt. Ab 1658 entstand rund um Berlin eine gewaltige Festungsanlage inklusive eines tiefen, bis zu 50 Meter breiten Wassergrabens. Die aufwendige Fortifikation wurde schon wenige Jahrzehnte später wieder abgerissen. Der Graben aber blieb und prägte fortan das Bild Berlins als eine Stadt voller kleiner und großer Wasserflächen mit schattigen Uferpromenaden, verträumten Inselchen und kunstvoll gestalteten Brücken. Anders als am westlichen und südlichen Rand der Stadt veränderte sich die Gegend vor dem Georgentor zunächst nur langsam. Hier war das Umland einfach zu hügelig und unregelmäßig für eine Stadterweiterung. Nach und nach entstand dennoch die Georgenvorstadt und es etablierte sich auf dem Platz vor dem Stadttor ein reger Handel – vor allem mit Vieh. »Ochsenmarkt« war lange sein Name, bevor 1805 der russische Zar Alexander I. zu Besuch kam und König Friedrich Wilhelm III. ihm zu Ehren die Umbenennung in »Alexanderplatz« veranlasste. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wuchs die Stadt in nördlicher und östlicher Richtung stark an – hier entstanden vor allem Arbeiterviertel mit hohen Mietshäusern und engen Hinterhöfen. 15


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Am Alexanderplatz hielt der technische Fortschritt in Form der Dampflok Einzug und verwandelte den Platz grundlegend. Der Festungsgraben, die einzige noch freie Fläche im Stadtzentrum, wurde für den Bau der Stadtbahn zugeschüttet. Anstelle von ruhigen Wasserflächen entstanden nun Bahnhöfe, die ihre Nachbargebäude um einiges überragten. Doch das sollte nicht lange so bleiben. Besonders am Alexanderplatz wuchs ein riesiges Warenhaus nach dem anderen aus dem Boden. Legendär ist das Kaufhaus Tietz, das ungefähr auf der Höhe des heutigen Kaufhofs stand. Die Konkurrenz der späteren WertheimKette baute in der Königsstraße (heute: Rathausstraße), auf der anderen Seite der Stadtbahn (Standort des Cubix-Kinos). Damit wurde 1910 auch der letzte Rest klassizistischer Architektur vom Alex verdrängt: die Königskolonnaden. Die Säulengänge aus gelbem Sandstein bildeten seit 1780 in Verlängerung der Königsbrücke ein stilisiertes Stadttor, ähnlich dem Charlottenburger Tor. Sie wurden nach dem Abriss am Alex 1910 am östlichen Ende des Kleistparks in Schöneberg wieder aufgebaut. Milieu in Bewegung Der Alexanderplatz war schon zu Döblins Zeiten einer der verkehrsreichsten Orte der Stadt. An der Stelle, wo heute die Weltzeituhr steht, befand sich ein großer Kreisverkehr, darunter donnerte seit 1913 die U-Bahn durch den Untergrund. Ihr wurde bei der Bahnhofserweiterung sogar ein Wahrzeichen Berlins geopfert: die Berolina. Als 7,5 Meter hohe metallene Statue stand die matronenhafte Frauenfigur vor dem Portal des Kaufhauses Tietz, war aber mit ihren fünf Tonnen Gewicht zu schwer, um auf der Decke der U-Bahnhöfe stehen bleiben zu können. Neben U-Bahnbau und Kreisverkehr sollte auch die Hausbebauung am Alex grundlegend verändert werden. Hochhäuser im Stil von Berolina- und Alexanderhaus sollten dem Platz eine neue Struktur geben. Ende der zwanziger Jahre wurde mit der Umgestaltung begonnen, doch nach Errichtung der beiden heute noch stehenden Hochhäuser stoppten die wirtschaftlichen und politischen Veränderungen alle weiteren Baumaßnahmen. Das Leben rund um den Platz in jener Zeit hat wahrscheinlich niemand besser beschrieben als Alfred Döblin. Sein expressionistischer Sprachstil repräsentiert das bunte Treiben in 16


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Blick auf den Alexanderplatz mit Berolina um 1920

engen Gassen und dunklen Hinterhöfen; seine lebhaften Beschreibungen der Personen sind wie zeitgenössische Reportagen zu lesen. Natürlicher – und damit auch roher – als rund um den Alex ging es nirgendwo in Berlin zu. Hier mussten tausende von Kleinhändlern täglich in den riesigen Markthallen an der Stadtbahn für ihr Auskommen sorgen. Hier lagen Arbeitslose krank vor Hunger in ihren dunklen Hinterhofzimmern. Kein Wunder also, dass Unruhen am Alex auf besonders fruchtbaren Boden fielen. 1919 tobte vor allem rund um das Polizeipräsidium am Alex der »Spartacusaufstand«. 1923 kam es zu Massendemonstrationen anlässlich der Inflation und 1932 fand der Mieterstreik gegen unwürdige Lebensverhältnisse in den Mietskasernen rund um den Alex besonderen Zuspruch. Das »Dritte Reich« hatte auf den Alexanderplatz keine besonderen Auswirkungen – anders als auf die Beteiligten an Buch und Film. Der Romanautor Alfred Döblin emigrierte wegen seiner jüdischen Herkunft aus Hitlerdeutschland, seine Bücher wurden verboten. Regisseur Jutzi versuchte sich als Mitläufer des Regimes, wegen seiner linkspolitischen Vergangenheit wurde er jedoch geschnitten und blieb erfolglos. 17


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Der Darsteller des Biberkopf, Heinrich George, arrangierte sich mit den Nationalsozialisten: Schon zwei Jahre nach »Berlin – Alexanderplatz« stand er für den Propagandafilm »Hitlerjunge Quex« (siehe Drehort 3) wieder vor der Kamera.

Weitere Drehorte in und um Berlin: Gedächtniskirche, Grenadierstraße, »Kempinski Haus Vaterland« (ehem. am Potsdamer Platz), Kriminalgericht Moabit, Märchenbrunnen am Friedrichshain, Polizeipräsidium Diercksenstraße, Rotes Rathaus, Strafanstalt Tegel, Unter den Linden, Wannseebad, Weinmeisterstraße. Das Buch zum Film »Berlin Alexanderplatz, Drehbuch von Alfred Döblin und Hans Wilhelm zu Phil Jutzis Film von 1931« ist Bestandteil der Reihe »FILMtext edition text+kritik«, mit der die Stiftung Deutsche Kinemathek Archivmaterial der Öffentlichkeit zugänglich macht. Neben dem originalen Drehbuchtext sind vor allem die kontroversen zeitgenössischen Kritiken eine hervorragende Gelegenheit, in Döblins Zeit einzutauchen.

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Besucher-Info: Der Alex ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der BVG, hier verkehren etliche Tram- und Buslinien sowie Regionalbahnen, die S-Bahnlinien S 3, S 5, S 7, S 45, S 75, S 9 sowie die U-Bahnlinien U 2, U 5 und U 8. Neben dem Platz selbst sind die beliebtesten Sehenswürdigkeiten: der Berliner Fernsehturm (siehe auch Drehort 19), die Weltzeituhr, Berolina- und Alexanderhaus, das umgebaute Kaufhaus und der sanierte Bahnhof Alexanderplatz.


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»Café Josty« (Trautenaustraße und Potsdamer Platz)

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Drei Filme, drei Drehorte, drei Epochen »Emil und die Detektive« (D 1931) von Gerhard Lamprecht

Ein untergegangener Drehort: Das Café Josty gibt es nicht mehr. Nur sein Name lebt am Potsdamer Platz weiter. Doch rund um Kästners Stammcafé in der heutigen Bundesallee 201 liegt der reizvolle alte »Neue Westen« Berlins. Ohne Herrn Nietenführ hätte es den Kinderroman »Emil und die Detektive« nicht gegeben. Das behauptet zumindest Erich Kästner höchstpersönlich. Erst jener Herr Nietenführ habe ihn davon abgebracht, einen Südseeroman zu schreiben und die Handlung des Kinderbuchs nach Berlin zu verlegen, so Kästner im Vorwort seines Erfolgsbuches. Ob es den Oberkellner Nietenführ je gab, ist indes stark zu bezweifeln. Allein der Name macht skeptisch – klingt er doch ähnlich ausgedacht wie die der »Emil«-Hauptfiguren »Tischbein«, »Grundeis« oder »Hütchen«. So ausgedacht Namen und Handlung aber auch sein mögen, eins ist – oder war zumindest – echt: der Schauplatz des Kinderabenteuers. Denn getreu dem Rat des fiktiven Oberkellners beschreibt Kästner seine unmittelbare Nachbarschaft in Berlin-Wilmersdorf. Das mag ihm auch deshalb besonders leicht gefallen sein, weil er sie bei der Arbeit an »Emil und die Detektive« direkt vor der Nase hatte: Kästners kommerziell erfolgreichstes Buch entstand auf der Terrasse seines Stammcafés, im Café Josty in der Kaiserallee 201 (heute: Bundesallee). Und ebenso wie das Buch ist dessen Verfilmung aus dem Jahr 1931 ein authentisches Porträt der Metropole Berlin am Ende der zwanziger Jahre.

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Filminhalt »Emil und die Detektive« Emil Tischbein (Rolf Wenkhaus) muss die Großstadt erst noch entdecken. Er lebt in einem kleinen Ort namens Neustadt. Dort heckt der Realschüler mit Freunden zusammen einen Streich aus: Er bemalt und verkleidet das Denkmal des Großherzogs und wähnt sich seitdem als polizeilich gesuchter Straftäter. Die ohnehin geplante Reise nach Berlin kommt ihm daher ganz gelegen: Mit 140 Mark für die Großmutter in der Tasche und Koffer und Blumenstrauß in der Hand steigt er in den Zug und trifft sein Schicksal: den »Herrn im steifen Hut« [1], der sich ihm als Grundeis (Fritz Rasp) vorstellt. Weil ihm der Reisegefährte mit seinen Gruselgeschichten aus der Großstadt suspekt ist, befestigt Emil während der Zugfahrt seine 140 Mark mit einer Sicherheitsnadel am Innenfutter seines Jacketts Emils Skepsis erweist sich als berechtigt, denn Grundeis betäubt den Jungen, klaut ihm sein Geld und verschwindet. Als Emil zu sich kommt und den Diebstahl bemerkt, nimmt er die Verfolgung auf. Mittlerweile in Berlin angekommen, steigt Grundeis in eine Straßenbahn, fährt nach Wilmersdorf und setzt sich dort auf die Terrasse eben jenes Cafés Josty, in dem Erich Kästner die ganze Geschichte erdacht hat. Kästner selbst war als Statist an den Dreharbeiten beteiligt, spielte einen der übrigen Gäste und schrieb später an seine Mutter: »Es war so langweilig, das Dabeistehen! Ehe allemal so eine Einstellung gedreht ist, kann man einschlafen.« [2] Emil beobachtet den Dieb von einem Zeitungskiosk aus und bekommt unerwartet Hilfe. »Gustav mit der Hupe« nennt sich ein Straßenjunge (Hans Joachim Schaufuß), der kurz darauf eine ganze Horde Kinder zur Jagd auf den Dieb mobilisiert. Von da an ist das Schicksal des Herrn Grundeis besiegelt: Die Detektive lassen ihn keine Minute mehr aus den Augen. Emil schleicht sich sogar nachts in sein Hotelzimmer, bleibt aber bei der Suche nach seinem Geld erfolglos. Also verfolgt die Kinderbande den Dieb am nächsten Tag und stellt ihn schließlich in der Schalterhalle einer Bank, in der er seine Beute in kleinere Scheine wechseln will. Anhand der Sicherheitsnadel-Löcher in den Scheinen kann Emil beweisen, dass es hier um sein Geld geht. Grundeis wird festgenommen, die Kinder jubeln. Doch das Happyend kommt noch dicker: Der vermeintliche Taschendieb stellt sich als gesuchter Bankräuber heraus – Emil und die Detektive werden als Helden gefeiert.

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»Emil und die Detektive«: Fritz Rasp als Grundeis wird verfolgt

Erfolg trotz Hindernissen Ähnlich begeistert wie die Statisten ihren Film-Helden Emil feierten, wurde auch der Film vom Publikum aufgenommen. »Solch Beifall hat man im U.T. (Ufa-Theater, Anm. d. Verf.) Kurfürstendamm wohl noch nie erlebt, aber Emil und die Detektive ist ja auch einer der reizendsten und lustigsten Filme der deutschen Produktion«[3], heißt es etwa in einer Filmkritik nach der Uraufführung am 2. Dezember 1931. Hatte sich das Buch schon als Bestseller herausgestellt, so stand die Verfilmung von Regisseur Gerhard Lamprecht dem Gedruckten in nichts nach. Noch Jahre später lief der Film mit Erfolg immer wieder in den Kinos, weltweit begeisterte er sowohl Kinder als auch Erwachsene und gilt selbst heute noch als die beste Verfilmung der Vorlage [4]. Doch bevor es zu diesem Erfolg kommen konnte, waren einige Schwierigkeiten zu überwinden. So gab es heftigen Streit um das Drehbuch. Zunächst hatte Kästner zusammen mit einem weiteren Autor eine Fassung geschrieben, die von Billie Wilder überarbeitet wurde. Der junge Österreicher, der später in den USA zum Erfolgsregisseur werden sollte (siehe Drehort 9), verstümmelte die Geschichte in Kästners Augen: »Das Manuskript ist ekelhaft« [5], urteilte der Romanautor. Kästner störte sich zum Beispiel daran, dass Emil eine Bahnfahr21


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karte klauen sollte. In der endgültigen Version trickst Emil den Schaffner einfach aus. Damit war dann auch Kästner zufrieden. »Emil und die Detektive« ist – neben zahlreichen ausländischen Remakes – allein in Deutschland noch zwei weitere Male verfilmt worden: 1954 und 2001. Beim Vergleich der Verfilmungen wird deutlich, dass die Originalgeschichte in einer untergegangenen Welt spielt. Regisseur Robert Stemmle macht das 1954 unmissverständlich klar: Die Detektivbande trifft sich in seinem Film in den Trümmern der Gedächtniskirche – 23 Jahre früher war der intakte Sakralbau noch ein imposantes Hintergrundbild für Emils Straßenbahnfahrt durch das unzerstörte Berlin. Der Film als Zeitdokument Mehr noch als die gekonnte Umsetzung des Stoffes in der ersten »Emil«-Verfilmung von 1931 fällt aus heutiger Sicht die Rolle des historischen Berlins ins Auge. Die Eindrücke der Großstadt faszinieren den Zuschauer ebenso wie Emil selbst: »Diese Autos! Sie drängten sich hastig an der Straßenbahn vorbei; hupten, quiekten, streckten rote Zeiger links und rechts heraus, bogen um die Ecke; andere Autos schoben sich nach. [...] Das war also Berlin!« [6] Kästner fing das Bild Berlins in einer ganz besonderen Zeit ein. 1929, im Jahr der Veröffentlichung von

Bundesallee, Ecke Trautenaustraße: Der alte Drehort ist verschwunden 22


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»Emil und die Detektive«, schwelgte die Berliner Bürgerschaft noch in den »Goldenen Zwanzigern«. Die Kulturszene der Hauptstadt hatte außergewöhnliche Jahre hinter sich, Berlin war geradezu ein Magnet für Künstler. Besonders der »Neue Westen«, die Gegend rund um den Kurfürstendamm war für Maler, Schriftsteller und Musiker ein Anziehungspunkt. Das nah gelegene Wilmersdorf mit seinen hochherrschaftlichen Mietshäusern war wiederum als Wohnsitz besonders anziehend. Ganz in der Nähe von Kästners »möbliertem Zimmer« bei der Witwe Ratkowski in der Prager Straße 17 (heute: Grainauer Straße 6) lebten seinerzeit der Journalist Egon Erwin Kisch (Güntzelstraße 3), Ernst Toller (Spichernstraße 8/9) und Kurt Tucholsky (Nachodstraße 12 und Kaiserallee 79). Doch gleichzeitig war Berlin eine Arbeiterstadt mit riesigen Armutsvierteln, in denen sich besonders mit der Weltwirtschaftskrise 1929 die Lage dramatisch verschlechterte. Kästner kannte diese Situation und setzte sich mit ihr in anderen Arbeiten auseinander. In »Emil und die Detektive« aber herrschte eine heile Welt. Künstler im Caféhaus Wer heute einen Streifzug durch den alten »Neuen Westen« macht, kann sich leicht in Kästners Zeit zurück versetzen. Zwar hatte der Krieg auch hier deutliche Spuren hinterlassen, aber rund um den Nikolsburger und den Prager Platz links und rechts der heutigen Bundesallee herrscht immer noch eine ähnliche Atmosphäre wie vor 80 Jahren. Und das heißt vor allem: Abgeschiedenheit vom hektischen Großstadttreiben auf dem Ku'damm und der Tauentzienstraße. In den Seitenstraßen zwischen gut erhaltenen Gründerzeit-Häusern herrscht kleinstädtische Ruhe, in den Cafés rund um den Prager Platz sommerliche Gemütlichkeit. Ganz anders an der Bundesallee selbst. Straßenbahn und Café sind hier längst verschwunden. Die Hauptverkehrsachse wird von wenig einladenden Zweckbauten gesäumt. Das Café Josty findet man an anderer Stelle wieder: Am Potsdamer Platz. Eben dort stand auch vor dem Zweiten Weltkrieg das Stammhaus der Konditorei Josty – mit legendärem Ruf. Genau wie Kästner in seiner Wilmersdorfer Filiale saßen auch hier Künstler und Literaten auf der Terrasse, diskutierten, arrangierten und dichteten. Das Gedicht »Auf der Terrasse des Café Josty« [7] (1912) vom expressionistischen Dichter Paul Boldt ist nur ein Beispiel dafür. Schon Theodor Fontane lässt eine seiner Ro23


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Café Josty

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manfiguren schwärmen: »... Josty mit dem Glasvorbau, wo sie schon von früh an sitzen und Zeitungen lesen, [...] ja, Kinder wenn ich das so vor mir habe, da wird mir wohl, da weiß ich, daß ich wieder unter Menschen bin, und darauf mag ich nicht gern verzichten.« [8] Doch nicht nur das Josty war Treffpunkt der Intellektuellen und Kreativen. Allen voran galt das »Romanische Café« vis-a-vis der Gedächtniskirche als Szenetreff. Bertolt Brecht, Carl Zuckmayer, George Grosz, Max Brod, Kurt Tucholsky, Asta Nielsen, Max Reinhardt und natürlich Kästner sind nur einige der berühmten Namen, die zur Geschichte des Hauses gehören. Während vom Romanischen Café heute jede Spur fehlt, ist das Josty wenigstens dem Namen nach wieder auferstanden. Unter der gigantischen Glaskuppel des Sony-Centers am Potsdamer Platz erstreckt es sich über zwei Etagen als nobles Touristencafé mit Bar- und Restaurantbereich. Auf den cognacfarbenen, lederbezogenen Stühlen und dem roten Travertin-Fußboden dürfte man allerdings kaum einen Künstler entdecken.

Weitere Drehorte in Berlin: Bahnhöfe »Friedrichstraße«, »Tiergarten« und »Zoologischer Garten«, Berliner Dom, Gedächtniskirche, Kurfürstendamm, Potsdamer Platz (Traumsequenz), Rotes Rathaus. Die DVD zum Film wird unter dem Label »MFA« angeboten: das Original von 1931 und die Farbfilm-Version von 1954. Besonders die Autofahrten durch Berlin (bzw. Westberlin) lassen einen konkreten Vergleich von Vor- und NachkriegsBerlin zu. Irritierend ist die stark variierte Geschichte der Verfilmung von 1954, obwohl als Drehbuch-Referenz ebenfalls Billie Wilder genannt wird.

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Besucher-Info: Kästners „Café Josty“ stand an der Stelle, wo sich heute die Bundesallee Nr. 201 befindet. Das neue Café Josty ist im Sony-Center am Potsdamer Platz zu finden und damit ganz in der Nähe einer wahren Schatzkiste für Film-Interessierte. Im Gebäudeflügel zur Potsdamer Straße hin residiert das »Filmmuseum Berlin« mit einer ständigen Ausstellung zur deutschen Kino- und Fernsehgeschichte. Über dem Museum lernt der Nachwuchs an der »Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin« (dffb), darunter bietet das Kino »Arsenal« ein filmwissenschaftlich und filmgeschichtlich orientiertes Off-Programm.


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Beusselkiez (Original und Nachbau)

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Aufruhr im roten Kiez »Hitlerjunge Quex« (D 1933) von Hans Steinhoff

Der Schatten, der 1933 endgültig auf Deutschland fiel, ergriff auch die Filmwirtschaft. Die Ufa-Filmproduktionsgesellschaft unterwarf sich mit einem Propaganda-Machwerk dem Nazi-Regime. »Alt-Moabit« heißt die Straße, die von Westen auf den neuen Berliner Hauptbahnhof zuführt, den »Bahnhof der Superlative«. Ein innovativer Verkehrspalast aus Glas, Stahl und Beton – repräsentativ für die Moderne der Hauptstadt im 21. Jahrhundert. Am anderen Ende der Straße »Alt Moabit« ist Berlin so gar nicht repräsentativ. Hier gelten Superlative ganz anderer Art. Eine der verkehrsreichsten Straßen Berlins liegt hier, die Beusselstraße. Ende der siebziger Jahre wurde sie sogar als die »schlimmste Straße Deutschlands« bezeichnet. Abgasgraue Fassaden von Häusern und einer Kirche stehen da als Mahnmal vernachlässigter Verkehrspolitik. Der Kiez westlich der Hauptstraße, der Beusselkiez, kann sich heute noch rühmen, einer der am dichtesten besiedelten in ganz Berlin zu sein. Immerhin wohnen in den schmucklosen Mietshäusern aber nicht mehr 200 Personen verteilt auf Vorderhaus, Quer- und Seitengebäude – so wie vor dem Zweiten Weltkrieg. Zur Arbeit hatten es die armen Bewohner dieser Mietskasernen nicht weit: Gleich um die Ecke produzierte (und produziert teilweise immer noch) die Schwerindustrie. Als denkmalgeschützter Bau und architektonischer Meilenstein schiebt sich die AEG-Turbinenhalle (1908/09, Architekt: Peter Behrens) wie ein Riegel zwischen die östlichen Wohnquartiere und die Industriefläche westlich der Berlichingenstraße. Sie ist jedoch nur eine der Sehenswürdigkeiten, die dieser Kiez trotz seiner Negativ-Rekorde zu bieten hat. 25


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Beusselkiez

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Filminhalt »Hitlerjunge Quex« Quex heißt eigentlich Heini Völker (»Hitlerjunge« Jürgen Ohlsen) und lebt das ganz normale Leben eines Arbeiterjungen im Berlin der zwanziger Jahre. Sein Vater (Heinrich George) findet nur selten Arbeit und bringt noch seltener Geld mit nach Hause. Die Mutter (Berta Drews) leidet unter den ärmlichen Verhältnissen, sie kann Heini kaum familiäre Wärme bieten. Der Junge geht indes mit Zweckoptimismus durch den Tag: Er hilft in einer Druckerei aus und steuert seinen Lohn der Haushaltskasse bei. In der Schule steht er anfangs zwischen den Fronten: Da ist auf der einen Seite die »Kommune«, die Genossen seines sozialistisch geprägten Vaters mit ihren Arbeiterkampfliedern und den rauen Sitten der Werktätigen. Und da sind auf der anderen Seite die geschniegelten Mitglieder der Hitlerjugend (HJ), unter ihnen auch Kinder aus wohlhabenderen Familien. Der NS-Propagandafilm suggeriert erwartungsgemäß, dass die Nazis die Guten sind. Heini wird das auf einem Landausflug mit der »Kommunistischen Jugend-Internationalen (KJI)« klar: Während die Kommunisten saufen, rauchen und Karten spielen, marschieren adrett gekleidete HJler fröhlich singend durch den Wald. Folglich begeistert sich Heini auch gegenüber seinen Eltern für die Nazi-Truppe und wird prompt vom Vater verprügelt. Die Mutter nimmt den Verrat des Sohnes so schwer, dass sie sich sogar umbringt. Nun will Heini erst recht zur Hitlerjugend gehören. Als Treuebeweis verrät er einen geplanten Überfall der Linken an die Polizei und befördert sich damit auf die schwarze Liste der Kommunisten. Als vollwertiges HJ-Mitglied fühlt er sich jedoch vor ihnen sicher. Er wagt es sogar, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Flugblätter im Beusselkiez zu verteilen. Doch die »Roten« entdecken ihn und machen mit dem Alarmruf »Heini Völker ist im Beusselkiez« Jagd auf ihn. Schließlich wird er niedergestochen und stirbt. Das traurige Schicksal des Jungen wird nach NS-Dramaturgie zum Märtyrertod verklärt: »Quex« liegt in den Armen seiner HJ-Kameraden und singt mit seinem letzten Atemzug deren Kampflied »Unsere Fahne flattert uns voraus«.

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»Hitlerjunge Quex«: Heini (Jürgen Ohlsen)

Geschichtlich betrachtet, steht der Beusselkiez ohnehin längst nicht so negativ da. Wohl kaum in einer anderen Nachbarschaft Berlins war 1933 der Widerstand gegen das Hitler-Regime so groß wie in diesem tiefroten Arbeiterbezirk. Ein gewaltsamer Arbeitskampf in der Rostocker Straße 1910 hatte den »Roten Beusselkiez« zur Legende werden lassen. Kein Wunder, dass das nationalsozialistische Filmteam um Hans Steinhoff genau hier die NS-Heldengeschichte um den Märtyrer »Hitlerjunge Quex« angesiedelt hatte. Es galt die Linke – zumindest filmisch – auf ihrem eigenen Terrain zu schlagen. 27


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Der willige Diener Ufa »Hitlerjunge Quex« war ein »künstlerisch besonders wertvoller Film« [1], befanden die NS-Filmjuroren. Wie sollte es auch anders sein, ist der Film doch nichts als offene Propaganda für die »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei« (NSDAP) und als solche im direkten Auftrag der Nazis entstanden. Die Vorlage lieferte Karl Aloys Schenzinger, der in seinem gleichnamigen Roman das Schicksal des 15jährigen Hitlerjungen Herbert Norkus schilderte. Norkus wurde tatsächlich im Beusselkiez ermordet. Reichsjugendführer Baldur von Schirach initiierte schon die Umsetzung dieses Einzelschicksals als Heldenroman, nun stellte er auch »seine« Hitlerjugend für die Dreharbeiten zur Verfügung. Und die Ufa nahm die billigen Komparsen gerne an. Der private Filmkonzern hatte sich bereits vor 1933 auf die neuen Herrn eingeschossen und zum Beispiel den »Deutschen Gruß« – also den Hitlergruß – in seine Betriebsordnung geschrieben. Nun war es an der Zeit, dem frisch inthronisierten NS-Regime eine Ergebenheitsbekundung zu liefern. »Viele Stoffe, die der Idee des heutigen Geschehens galten, waren der Ufa angeboten«, hieß es in einem Werbetext für den Film. Das Drehbuch zu »Hitlerjunge Quex« sollte schließlich umgesetzt werden, weil es – so weiter im Werbetext – die Frage behandele: »Wie wuchs die deutsche Jugend in diese Bewegung hinein?« [2] Die filmische Antwort unter Steinhoffs Regie war dabei allerdings nicht so plump wie die Botschaft. Ästhetisch knüpfte »Hitlerjunge Quex« an den proletarischen Arbeiterfilm an. »Mutter Krausens Fahrt ins Glück« (Phil Jutzi, D 1929) oder »Kuhle Wampe« (Slatan Dudow, D 1932) spielten im selben Milieu und beschrieben die tatsächlich vorherrschenden Missstände jener Jahre. Der NS-Propagandafilm kannte natürlich nur eine Lösung für die Probleme: Bruch mit der alten kommunistischen Tradition, hinein in die NS-Bewegung und zur Not auch sein Leben geben. »Vom Opfergeist der deutschen Jugend« hieß folgerichtig der Untertitel des Films. Nationalsozialistische Filmbegeisterung Besonders bemerkenswert an »Hitlerjunge Quex« ist, dass es der einzige kommerziell erfolgreiche Werbefilm für die NSDAP war. Und das nicht, weil die Personalkosten wegen der Gratis-Beteiligung der Hitlerjugend so niedrig waren. (Lediglich Hauptdarsteller Jürgen Ohlsen hat eine Gage von 2 500 Reichsmark bekommen.) Publikumsmag28


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neten waren sicherlich die damaligen Filmstars Heinrich George und Berta Drews – die Eltern des Schauspielers Götz George. Sie verhalfen »Quex« zu Erfolgen, die in späteren Jahren nur unterschwellige Propagandafilme feierten und in denen in der Regel weder Uniform noch Kampf eine Rolle spielten. Eine Spezialität der Filmindustrie unter dem NS-Regime waren aber seichte Unterhaltungsfilme, die Tugenden wie Familiensinn und Fleiß propagierten. Sie repräsentierten 90 Prozent der deutschen Filmproduktion im »Dritten Reich«. Hinter den Filmschaffenden stand NS-Propagandaminister Joseph Goebbels höchstpersönlich. Sein großes Interesse am Film dokumentieren neben unzähligen Tagebucheinträgen auch seine »Sieben Film-Thesen«. Hitlers rechte Hand wollte durch den Film den Geschmack des Publikums »erziehen« (II. These). [3] Manch offener Propagandafilm war ihm dabei ein Dorn im Auge. (Von »Hitlerjunge Quex« ist dazu nichts bekannt.) Kein NS-Filmteam im roten Kiez Von den Dreharbeiten zu »Hitlerjunge Quex« weiß man nur wenig. Neben den Innenaufnahmen sind vermutlich auch die meisten Außenaufnahmen im Atelier (Studio) gedreht worden. Eine kurze Meldung in der »Morgenpost« vom 11.9.1933 belegt zwar Außendrehs, allerdings nur in Wedding. Tatsächlich hätte es ein NS-Filmteam auch im

»Hitlerjunge Quex«: Heini (Jürgen Ohlsen, rechts) und seine Kameraden 29


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Sachliches Industriedesign im Beusselkiez: die Turbinenhalle von Peter Behrens

Jahr der »Machtergreifung« wohl schwer gehabt, im »Roten Beusselkiez« zu drehen. Hier waren selbst die ansonsten friedlichen Arbeiterfrauen dafür bekannt, dass sie im Gesinnungskampf harmlose Blumentöpfe zu tückischen Wurfgeschossen machten. Sicher keine Freude für denjenigen, der durch einen Wurf aus dem vierten Stock getroffen wurde. Nichtsdestotrotz ist der Beusselkiez im Film allgegenwärtig. Die Situation der Arbeiter und Kinder ist realistisch wiedergegeben, auch der Kampf der »Kommune« gegen die Nazis spielte sich (ohne die Gut- und Böse-Vorzeichen) so oder so ähnlich tatsächlich ab. Ebenso wie im Film waren Kneipen im Beusselkiez nicht einfach nur ein Bierausschank, sie standen für eine politische Richtung. In den winzigen Arbeiterwohnungen gab es kein Wohnzimmer wie man es heute kennt – da musste die Kneipe als zweites Zuhause dienen. Und der Feierabend wurde dementsprechend unter Genossen oder Volksgenossen verbracht. Schon beim Arbeiteraufstand in der Rostocker Straße 1910 war eine Kneipe Dreh- und Angelpunkt der Protestbewegung gewesen. Ihr Wirt wurde anschließend sogar wegen Aufwiegelung vor den Kadi gebracht, jedoch nur milde bestraft. Verblassende Spuren der Geschichte Wer heute den Beusselkiez besucht, findet immer noch einige Arbeiter. Allerdings sind viele von ihnen gut bezahlte Experten, die beim heute zu Siemens gehörenden Turbinenwerk beschäftigt sind und hier gar nicht mehr wohnen. Sie sind daher auch nicht abends in einer der klei30


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