Auf dem Rad durch Brandenburg (Leseprobe)

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THERESE SCHNEIDER

Auf dem Rad durch BRANDENBURG Besondere Touren durch die Mark

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Stand der Informationen: Januar 2016 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

© edition q im be.bra verlag GmbH Berlin-Brandenburg, 2016 KulturBrauerei Haus 2 Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin post@bebraverlag.de Lektorat: Marike Topp, Berlin Umschlag: hawemannundmosch, Berlin (Fotos: Frank Liebke, www.liebke-foto.de, Therese Schneider) Innengestaltung und Satz: Therese Schneider, Berlin Bildbearbeitung: Leopold Hoepner, Berlin Schrift: Proforma 9,6/12,5 pt ˇ Druck und Bindung: Finidr, Ceský Tešín ˇ ISBN 978-3-86124-697-8 www.bebraverlag.de

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Inhalt Vorweg 1 Von Jägern und Herrschern

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Von Groß Schönebeck nach Chorin

2 Trümmer, die kaum Trümmer sind

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Von Chorin nach Angermünde

3 Im Land der Ukrani

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Von Seehausen nach Seehausen

4 Englische Gartenkunst, märkisch

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Von Briesen nach Frankfurt

5 Wiege des Rundfunks Von Königs Wusterhausen nach Brand

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6 Wo Preußen sächsisch ist

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Von Doberlug-Kirchhain nach Herzberg

7 Pulverdampf und Turboroggen

90

Von Jüterbog nach Baruth

8 Architekturavantgarde

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Von Beelitz nach Jüterbog

9 Nachrichtensystem und Polopferde

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Von Brandenburg nach Brandenburg

10 Gartenstadt

132

Von Kirchmöser nach Rathenow

11 Stadt der Nähmaschienen

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Von Mödlich nach Mödlich

12 Mehr Eigentümlichkeit als Schönheit

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Von Fürstenberg nach Gransee

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13 Preußischer Caglistro

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Von Oranienburg nach Gransee

Übersichtskarte

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Abbildungsnachweis

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Über die Autorin

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Auf dem Berlin-Usedom-Radweg bei Steinhöfel

Vorweg Eine Radtour am Wochenende oder in den Ferien bietet Möglichkeiten, sich vom Alltagsstress der Großstadt zu erholen. Brandenburg verfügt über ein umfangreiches, gut ausgeschildertes Radwegenetz, das ständig erweitert wird. Die Start- und Zielpunkte sind mit der Bahn zu erreichen, und der Transport von Fahrrädern ist problemlos möglich. Auf Wegen durch ursprüngliche Natur, vorbei an kleinen Dörfern und Feldsteinkirchen, durch historische Städte, entlang an Flüssen und Kanälen lassen sich die Natur Brandenburgs, seine Bewohner, seine abwechslungsreiche Geschichte und Kultur erkunden. Dabei eröffnen sich vielfältige Landschaftsformen mit seltener Flora und Fauna. An einem der etwa dreitausend Seen kann man unterwegs ein Bad nehmen. Man trifft auf Restaurants, auf Cafés. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in fahrradfreundlichen Hotels. Die Touren Die Auswahl an Wegen und das Angebot von Begleitliteratur sind groß. Dieses Buch enthält dreizehn Vorschläge für Touren in verschiedenen märkischen Landkreisen, einige lassen sich zu mehrtägigen Ausflügen kombinieren. Es werden Entdeckungen geschildert, Geschichte und Kulturgeschichte erzählt und Gelegenheiten zur Einkehr empfohlen. Alle Touren wurden von

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der Autorin selbst befahren. Hotels, Restaurants und Sehenswürdigkeiten wurden recherchiert und getestet. Die Strecken sind jeweils auf beigefügten Karten eingezeichnet. Angaben zur Länge des Weges wurden mittels Tachometer ermittelt. Die Mark Brandenburg ist überwiegend flach. In einigen Regionen wie der Uckermark oder dem Fläming finden sich kleine Hügelketten. Die Steigungen sind so moderat, dass die Kondition nicht allzu stark gefordert ist und Kinder in der Regel gut mithalten können. Die Qualität der Wege ist überwiegend gut bis sehr gut. Meist geht es über asphaltierte autofreie Routen und ruhige Nebenstraßen. Kurze Abschnitte können gar nicht oder mit Kopfsteinpflaster befestigt sein. Verkehrsreiche Straßen sind selten. Die Strecken sind gut ausgeschildert. Detailliertere Hinweise finden sich in den jeweiligen Kapiteln. Empfohlen wird ein Touren- oder Treckingrad. Die Gangschaltung sollte sieben Gänge haben, der technische Zustand einwandfrei und die Bereifung robust sein, am besten unplattbar. E-Bikes erfreuen sich wachsender Beliebtheit; an zahlreichen Stationen etwa in Berlin, im Dahme-Seenland, im Spreewald und in Cottbus können im Frühjahr und Sommer Elektrofahrräder ausgeliehen werden. Die durchschnittliche Reichweite der Akkus beträgt sechzig bis achtzig Kilometer. Im Umkreis gibt es genügend Akku-Tauschstationen. E-Bikes sind in der Anschaffung teuer, man kann sie aber auch mieten, etwa unter www.b2b.movelo.com. Die Ausrüstung Stets sollten ein Ersatzschlauch, Flickzeug, drei Reifenheber, ein kleines Multitool-Werkzeug mit Inbus-Schlüsseln und Mini-Kettennieter mitgeführt werden, dazu eine Luftpumpe, entweder eine Handpumpe oder eine CO2-Pumpe mit Kartuschen. Das Handy, um notfalls Hilfe herbeizurufen, sollte man nicht vergessen, so wenig wie Trinkflasche und Proviant, dazu ein kleines Erste-Hilfe-Set und Sonnenschutzmittel. Für den Transport empfehlen sich wasserdichte, gut verschließbare Radtaschen, Kleinigkeiten passen in eine Lenkertasche. Radtaschen setzen voraus, dass das Fahrrad einen belastbaren Gepäckträger hat. Von Rucksäcken wird abgeraten. Da die Zahl der Fahrraddiebstähle in der letzten Zeit merklich angestiegen ist, sollte unbedingt ein brauchbares Fahrradschloss mitgeführt werden. Grundsätzlich gilt das »Zwiebelprinzip«, also Bekleidung in Schichten. Geeignet ist leichte atmungsaktive, wind- und wasserdichte Garderobe. Druckstellen im Gesäßbereich oder an Nieten oder Nähten sind zu vermeiden. Bei längeren Touren empfiehlt sich eine Radhose mit Polstereinsatz, dazu Regenbekleidung, inklusive Überziehern für Schuhe (Radeln mit nassen Füßen ist

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Im Nuthe-Urstromtal zwischen Berkenbrück und Gottsdorf

sehr unangenehm.) Im Interesse der eigenen Sicherheit sollte ein Fahrradhelm getragen werden. Bei Dämmerung wird zu reflektierenden Kleidungsstücken geraten. Eine Radbrille, erhältlich mit Klarglas oder Sonnengläsern, schützt gegen Fahrtwind, Insekten und Sand. Anreise Die Start- und Zielorte der Touren sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Man erkundige sich vor Fahrtbeginn nach Preisen und Bedingungen zum Fahrradtransport. Während der Ferienzeit ist das Aufkommen von Radfahrern in Regionalzügen beträchtlich, was bei der Planung der Tour zu beachten ist. In manchen Regionen wird ein Fahrradshuttle mit Bussen angeboten. Günstig ist das Brandenburg-Ticket, das sich bei vielen Strecken schon ab zwei Personen rentiert; unkompliziertes Einsteigen an jeder Station innerhalb eines Tages ist dabei möglich. Für das Fahrrad muss stets ein separates Ticket gelöst werden. Sind mehrere Touren geplant, lohnt ein VBB-Monatsticket für das Fahrrad. Das Ticket sollte vor Fahrtantritt gekauft werden, Nachlösen im Zug ist nur noch mit Aufpreis möglich. Einige Regionen bieten Fahrradtransport im öffentlichen Busverkehr an per Heckgepäckträger, etwa im Barnim und auf den Strecken Fürstenwalde–Beeskow, Templin–Joachimsthal, Neustadt (Dosse)–Rathenow, Werneuchen–Wriezen, Rheinsberg–Neuruppin, Meyenburg–Plau am See, Pritz-

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Bei Althüttendorf

walk–Putlitz, Brandenburg–Belzig. Vor Abfahrt sollte man sich jedoch genau informieren. Übernachtungen Brandenburg verfügt über ein reiches Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geschmack und Geldbeutel. An verlängerten Wochenenden und zur Ferienzeit empfiehlt sich eine Reservierung. Die übrige Zeit ist es kein Problem, geeignete Zimmer zu finden. Kartenmaterial und Navigationsgeräte Neben »Auf dem Rad durch Brandenburg« empfiehlt es sich, auch eine Regionalkarte mitzuführen. Übersichtliche und ausführliche Radkarten vertreibt der Pietruska Verlag, erhältlich entweder dort oder beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Auch der ADFC hält gute Regionalkarten bereit. Außerdem erteilt er nützliche Auskünfte und Tipps und bietet kostenlose Fahrradchecks an. Der Gebrauch von Navigationsgeräten hat sich auch unter Radlern durchgesetzt. Hier bestimmt der Preis den Komfort und die Tauglichkeit. Man erspart sich die Mitnahme verschiedener Karten und erhält zusätzlich diverse Informationen. Die Geräte sind relativ teuer, da das Kartenmaterial zusätzlich erworben werden muss.

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Fahrrad-Apps Das Smartphone und die Nutzung von dafür entwickelten Apps erweist sich im Alltag als nützlicher Helfer und so auch beim Radfahren. Sinnvolle Apps sind unter anderem Call a bike und Nextbike. Sie dienen dem Finden und Ausleihen von Fahrrädern. Die Apps sind kostenlos, es fallen Gebühren für das Ausleihen der Fahrräder an. Für eine zuverlässige Wettervorhersage eignen sich Wetter-Apps wie etwa wetter.com oder wetter.info. Beide sind kostenlos. Gibt es eine Reifenpanne und es ist doch kein Flickzeug im Gepäck, so hilft Schlauchautomaten-Locator oder Conti-Finder, beides kostenlose Apps von Reifenherstellern. Das Smartphone wird zum Radcomputer mit Hilfe der GPS-Funktion und der App Bike Brain. Man kann die gefahrene Strecke aufzeichnen, den aktuellen Standort anzeigen lassen, die Trittfrequenz messen und mit Zubehör auch die Herzfrequenz. Eine geeignete Halterung sollte das Smartphone gut am Lenker sichern. Auch Scout von Magic Maps zeichnet Touren auf, kann aber auch navigieren. Richtungswechsel werden angezeigt, die App warnt, wenn man sich vom Weg entfernt. Es können Höhenmeterprofile angezeigt werden, es gibt eine Trainingsoption, dafür ist Zubehör erhältlich. Diese App ist kostenpflichtig. Kostenlos ist dagegen BVA. Die ADFC-Regionalkarten im Maßstab 1:50.000 und 1 : 75.000 gibt es auch digital. Mit Hilfe der Positionsanzeige per GPS kann auf der vergrößerbaren Karte immer die Position bestimmt werden. Ist das Smartphone als Navigationsgerät in Funktion, wird es zum Stromfresser, denn das Display verbraucht bei der Anzeige viel Energie. Hier helfen ein Fahrrad-Dynamolader für Smartphones, Pufferakkus oder ein Ersatzakku des Smartphones.

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1 Vom Jagen und Herrschen Von Groß Schönebeck nach Chorin Im Jagdschloss Groß Schönebeck

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Wegverlauf der Tour

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TOUR KOMPAKT Anreise: RB 27 (Niederbarnimer Eisenbahn) alle zwei Stunden ab S-Bhf. Karow, Anfahrt zum S-Bhf. Karow mit S-Bahn-Linie S2 Start: Bahnhof Groß Schönebeck Ziel: Bahnhof Chorin Abreise: Regionalexpress RE 3 stündlich nach Berlin Streckenlänge: 51 km Wegqualität: fast vollständig asphaltiert, wenige Wegstücke unbefestigt Streckenprofil: leichte Steigungen und Gefälle Verlauf: Groß Schönebeck / Rosenbeck / Eichhorst / Hubertusstock / Joachimsthal / Grimnitz / Althüttendorf / Senftenhütte / Chorin

Besichtigung: Groß Schönebeck mit Jagdschloss und Museumsscheune, Askanierturm, Joachimsthal mit Altstadt, Schinkelkirche, BioramaAussichtsplattform, Kaiserbahnhof, Grimnitz mit Askanierburg, Grimnitzer Glashütte Einkehrmöglichkeiten: Hotel und Restaurant Gut Sarnow, Restaurant von Hövel (Hubertusstock), Zur Krim, Arttisch (Joachimsthal) Bademöglichkeiten: Werbellinsee, Grimnitzsee Beschilderung: Radwegbeschilderung (grün/weiß), zusätzlich Schorfheide-Tour, Berlin–Usedom bis Joachimsthal, dann zusätzlich Tour Brandenburg

Kartenempfehlung: Fahrradkarte Uckermarck vom Pietruska Verlag

A

n einem kühlen Sommertag fahren wir mit der S-Bahn nach Karow und steigen dort in die Regionalbahn nach Groß Schönebeck. Die Endhaltestelle empfängt mit bedecktem Himmel. Am Bahnhof informieren wir uns an einer Übersichtskarte über die Route, die bis Chorin führt. Zuvor wollen wir den Ort erkunden.

GROSS SCHÖNEBECK, Ortsteil der Gemeinde Schorfheide, wurde im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert errichteten die Askanier hier eine Burg. Sie sollte den Übergang zur Uckermark sichern. Konrad von Schönebeck, Vasall des askanischen Grafen, war Burgherr und vermutlich Begründer der gleichnamigen Ortschaft. Der Name leitet sich ab von score (schön) und beke (Bach), bedeutet also »Siedlung am schönen Bach«.

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Jagdschloss Groß Schönebeck

Groß Schönebeck wurde Marktflecken an der uckermärkischen Heer- und Handelsstraße von Berlin nach Prenzlau. 1627 zerstörten dänische Truppen Dorf und Burg. Nur der mächtige Feldsteinturm der Kirche blieb erhalten. In der Folge kamen Siedler aus der Pfalz, aus Friesland und Holland. Die Trümmer der zerstörten Fortifikation dienten ihnen als Baumaterial. Von 1680 bis 1715 entstand an der Stelle der zerstörten Burg das heutige Jagdschloss im frühbarocken Stil. Die Schorfheide ist eine der ausgedehntesten Waldlandschaften Deutschlands. Über Jahrhunderte hinweg war sie Jagdgebiet, heute ist sie Teil des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin. Die Forstwirtschaft wurde zusammen mit Holzwirtschaft und Tourismus zum wichtigen Umsatzbringer der Region. Wir folgen den Hinweisschildern zum Jagdschloss, das wir nach wenigen Minuten erreichen. Geboten wird dort die Ausstellung »Jagd und Macht«. Die Räume in Schloss und Museumsscheune dokumentieren mit ihren Exponaten verschiedene, auch zeitliche Aspekte des Themas, beginnend mit dem 18. Jahrhundert, weiter über den Wilhelminismus, die Jahre der Weimarer Republik und die NS-Diktatur bis zur Zeit nach 1945. Präsentiert wird das multimedial. Skurrile Dinge sind zu sehen, so die 1990 aus dem Großdöllner See geborgenen Skulpturen des NS-Künstlers Arno Breker, entstanden für

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Wandteppich, Skulptur von Arno Breker, Ausstellungsraum in der Museumsscheune

Hermann Görings Protzanwesen Carinhall. Außerdem gibt es Jagd-Devotionalien aus DDR-Zeiten, darunter eine Schapka von Stasi-Chef Erich Mielke und einen bizarren Wandteppich aus dem Palast der Republik. Zusätzlich existiert eine Ausstellung über den Boxer Max Schmeling. Im Obergeschoss können sich, inmitten von unzähligen Geweihen, Paare trauen lassen. Überhaupt strotzt hier alles von Geweihen, Tierzähnen und -schädeln. Wir machen uns auf den Weg in die »Große Heide« und kommen am hiesigen Pfarrhaus vorbei. Ein Stein fällt uns auf. FUNDSTÜCK: Am 22. April 1945 wurde die Familie des Groß Schönebecker Pfarrers Theodor Wagner ermordet. Dies trug sich wie folgt zu: Rumänische SS-Einheiten, unter Befehl eines deutschen Oberleutnants, kamen von Carinhall. Göring selbst hatte sein Anwesen am 20. April 1945 aufgegeben und sprengen lassen. Die SS-Leute plünderten

die Weinbestände des Jagdschlosses Groß Schöneck, sie wollten sich vor ihrer Flucht vor den heranrückenden sowjetischen Truppen betrinken. Frauen und Mädchen des Ortes wurden aufgefordert, an dem Gelage teilzunehmen. Der Geistliche weigerte sich, seine Kirche und das Pfarrhaus zur befestigten Stellung zu machen. Daraufhin wurden er wie auch sei-

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Pfarrhaus in Groß Schönebeck

ne Frau mit einem Beil erschlagen. Dem anwesenden Sohn Wagners, Pfarrer in Zerpenschleuse, wurde, als er seinen Eltern zu Hilfe kommen wollte, zunächst die rechte Hand abgehackt, dann tötete ihn ein Schuss in den Rücken. Seine Frau und seine drei Kinder kamen durch Messerstiche um.

Die sowjetischen Verbände besetzten Groß Schönebeck am 29. April ohne jede Kampfhandlung. Bewohner des Ortes brachten die Leichen der Wagners in einem Panjewagen zum Ortsfriedhof, um sie dort zu bestatten. Seit 2013 erinnert an das blutige Geschehen der Gedenkstein vor dem Pfarrhaus.

Der Himmel reißt auf. Wir verlassen den Ort, überqueren Bahnschienen und fahren an Wiesen und Feldern vorbei in die Schorfheide. Ein großer Schwarm Kraniche steigt mit lautem Rufen auf. Der Weg führt über welligen Untergrund, durch Kiefern- und Mischwald. Es duftet nach Harz. Insekten summen. Wegweiser in Gestalt von Feldsteinen markieren den Weg. Wir erreichen Rosenbeck und überqueren an der Schleuse den Werbellinkanal. Der Rosenbecker Kräuterhof ist geschlossen, leider. Der Weg führt vorbei an ehemaligen DDR-Ferienunterkünften, verfallenen Häusern, die völlig überwuchert sind. Wir stoßen auf den Usedom-Radweg und fahren weiter bis Eichhorst. Dort überqueren wir eine Brücke. Eine stattliche Ei-

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Sechshundertjährige Eiche, Schulhaus, Wisentdenkmal in Eichhorst

che fällt uns auf, sechshundert Jahre alt, 1709 gepflanzt von Preußenkönig Friedrich I. anlässlich der Gründung der Werbelliner Kanalkolonie und der Holländischen Papiermühle. Die nahm 1711 ihren Betrieb auf, später wurde sie zur Mahl- und Schneidmühle. Seit 1878 trägt die Siedlung den Namen Eichhorst. Nahebei steht das ehemalige Schulhaus. Eine Gedenktafel erinnert an Erich Kloss, einen in Eichhorst gebürtigen Pädagogen und Jugendbuchautor. Kloss wurde bekannt durch seine Veröffentlichungen zu Naturthemen, etwa »Förster Horst« und »Försterhaus«. Meist schuf der Maler Moritz Pathé dazu die Illustrationen. Im Zentrum Eichhorsts steht ein seltsames Denkmal, das an einen Wisent erinnert. Gestaltet wurde es von dem Bildhauer Max Esser. Eingeweiht hat es im Oktober 1934 Hermann Göring. Anlass waren die Zuchterfolge bei Tieren, die in dem durch Göring 1934 angelegten Gehege lebten; ausgestorbene Wildtierarten, darunter der Wisent, sollten durch sogenannte Verdrängungszucht aus verwandten Rassen neu entstehen. Das Denkmal markierte den ursprünglichen Eingang des Geheges, überstand unbeschadet den Zweiten Weltkrieg und erregte 1957 Anstoß bei einem Besucher, der deswegen einen bösen Leserbrief an das SED-Zentralblatt »Neues Deutschland« schrieb. Das Denkmal sei ein Überbleibsel der Nazizeit. Daraufhin wurden zunächst Reichsadler und Inschrift entfernt, 1958

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Am Werbellinkanal, Askanierturm, Bootssteg am Werbellinsee

verschwand es gänzlich. 1990 wurde es wieder ausgegraben und restauriert. Seit 2001 steht es nunmehr im Ortskern. Wir radeln weiter, den Werbellinkanal entlang. Das Wasser schimmert türkisblau und ist glasklar. Durch die Bäume erkennbar wird der Askanierturm. Er steht auf dem Areal des Schlossberges, auf dem sich ab dem 13. Jahrhundert die Burganlage Werbellin erhob. Ein Brand zerstörte sie, vermutlich im 14. Jahrhundert. Der Heimatdichter Friedrich Brunold gewann Prinz Carl von Preußen für den Plan, den Askanierturm wieder zu errichten. Am 2. Oktober 1879 wurde er eingeweiht und 1991 rekonstruiert. Wir erreichen das Südufer des Werbellinsees. Boote schaukeln im Wasser. Leichter Wind weht. Der Werbellinsee entstand während der Weichsel-Eiszeit als sogenannter Rinnensee: Unter dem Eis floss Schmelzwasser ab, spülte den Untergrund aus und schuf so eine Hohlform. In sie wurde Toteis gepresst, das die steilen Flanken der Rinne konservierte und die Rinne selbst vor Verschüttung bewahrte. Das Eis schmolz und floss ab zum Eberswalder Urstromtal. Es entstand der 9,52 Kilometer lange und bis zu anderthalb Kilometer breite Werbellinsee, mit einer Fläche von 7,65 Quadratkilometern und mehr als 55 Metern Tiefe. Er hat schönes klares Wasser und ist reich an Fischen. Wie Ausgrabungen belegen, lockte dies schon früh Siedler an.

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Westufer des Werbellinsees

Am Ostufer, in Altenhof, entstand für die DDR-Kinderorganisation nach sowjetischem Vorbild die Pionierrepublik Wilhelm Pieck. Der Architekt Richard Paulick entwarf die Gebäude. Sie wurden 1952 eingeweiht und boten Platz für etwa tausend Mitglieder der DDR-Staatsjugend. Seit 1989 ist das Gelände privatisiert. Wir fahren das steile Westufer entlang. Es ist warm geworden. Das Wasser glitzert verlockend, also nehmen wir ein Bad im See. Ein Fahrgastschiff und Segelboote ziehen vorbei. Zurück auf dem Radweg unternehmen wir einen Abstecher nach Hubertusstock. Die Anlage enstand von 1847 bis 1849 im Auftrag von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. Das Gebäude im Schweizer Landhausstil war Jagdresidenz deutscher Staatsoberhäupter zu Zeiten des Kaiserreiches ebenso wie der Weimarer Republik, auch der DDR-Staatschef nutzte es. 1983 traf er sich hier mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Heute gehört die Anlage zum benachbarten Ringhotel Schorfheide und ist Tagungszentrum der Wirtschaft Berlins und Brandenburgs. Eine Schranke verwehrt den allgemeinen Zutritt. Wir kehren zurück zum Seeufer und fahren weiter. Links tauchen Sümpfe mit abgestorbenen Bäumen auf, rechts liegt der See. Das Ufer steigt steil an, immer wieder bieten sich schöne Aussichten auf den See. Der Weg biegt ab in Richtung Joachimsthal. Hinweisschilder machen aufmerksam auf den

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Verlandungszone am Werbellinsee, Biorama-Aussichtsplattform, Kaiserbahnhof in Joachimsthal

Kaiserbahnhof. Er wurde 1898 errichtet, als Station der Bahnstrecke Britz– Fürstenberg. Das fast original erhaltene Gebäudeensemble am Südrand von Joachimsthal ist eine von zwei Bahnstationen in der Stadt. Beide fährt die Regionalbahnlinie an. Der Kaiserbahnhof umfasst drei Gebäude: ein Hotel und Restaurant, den Kaiserpavillon und das kleine Empfangsgebäude. Alles entstand in Fachwerkbauweise, Vorbild war der nordische Landhausstil, Farben und Zierelemente erinnern an norwegische Stabkirchen, ganz entsprechend dem Skandinavienspleen von Kaiser Wilhelm II. Inzwischen wurde alles denkmalgerecht saniert. Seit 2006 finden hier Hörspielaufführungen statt. Es gibt eine Touristeninformation und ein Café. Wir fahren, vorbei am Biorama-Aussichtsturm, zurück in Richtung Stadtzentrum. JOACHIMSTHAL Die Gegend wurde frühzeitig besiedelt. Es existieren Hügelgräber und Gräberfelder. Im Mittelalter verlief hier die Grenze zwischen Pommern und Brandenburg, zu deren Schutz von den Askaniern 1247 die Burg Grimnitz errichtet wurde. Sie liegt am Ufer des gleichnamigen Sees. Ihre erste urkundlich belegte Erwähnung stammt von 1298. Um 1577 öffnete nahebei eine erste Glashütte. Eine neue Glashütte ließ 1601 Kurfürst Joachim Friedrich errichten. Glasmacher aus Böhmen zogen zu, daneben weitere Gewerke, etwa Tuchmacher.

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Schinkelkirche, Schule in Joachimsthal, Nornen in Althüttendorf

1604 erhielt Joachimsthal das Stadtrecht. Der Kurfürst ließ nach dem Vorbild sächsischer Fürstenschulen eine Eliteanstalt für begabte Knaben samt Kirche errichten. Die Fürstenschule, 1607 eröffnet als Joachimsthalsches Gymnasium, verfügte unter anderem über das kurfürstliche Jagdhaus, über Ländereien, Fischereirechte, über die Glashütte und über Mühlen, aus alledem bezog es seine Einkünfte. Der Dreißigjährige Krieg verwüstete 1636 Joachimsthal. Das Gymnasium zog um nach Berlin. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 erholte sich die Stadt nur langsam. Eine neue Glashütte entstand in Grimnitz. Am 20. April 1814 vernichtete ein Stadtbrand große Teile Joachimsthals, den Wiederaufbau betreute Karl Friedrich Schinkel, so auch den der Kirche, die er neugotisch überformen ließ. Ein neues Schulgebäude eröffnete. 1898 nahm die Eisenbahnstrecke von Eberswalde bis Joachimsthal ihren Betrieb auf. Zu Zeiten der DDR existierte nahebei ein großes Kinder-Ferienlager, das nach 1990 verfiel. Wir drehen ein paar Runden durch den Ort. Wir besichtigen die Kirche und die alten Fachwerkbauten. Hunger macht sich bemerkbar, wir kehren ein in der »Bewirtung 1880« an der Schulstraße. Unser nächstes Ziel ist die Burgruine Grimnitz. Deren Reste liegen auf einer kleinen Anhöhe, es bietet sich von dort ein schöner Blick auf den Grimnitzsee. Nahebei befindet sich das Gebäude der alten Glashütte, um dessen

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Weide hinter Senftenhütte

Zustand sich ein Förderverein kümmert. Seit 2008 veranstaltet man in jedem August Glastage, das Gebäude ist dann für Publikum geöffnet. Der Tag neigt sich dem Ende zu. Wir machen uns auf den Weg zum Bahnhof Chorin. Auf dem Weg am Ufer des Grimnitzsees gelangen wir nach Althüttendorf, die Siedlung entstand ebenfalls um eine Glashütte. Die mächtige Dorfkirche steht im Abendlicht. Nahebei gibt es eine Naturbeobachtungsstation und einen Rastplatz, große Findlinge dienen als Steinsitz. Auf dem Dorfplatz steht seit 2013 eine Skulpturengruppe des Metallbildhauers Eckhard Herrmann: drei Nornen, nordische Schicksalsgöttinnen. Über Senftenhütte, auch dies ein ehemaliger Glashüttenstandort, fahren wir nach Chorin. Es ist dunkel geworden. Regen setzt ein. Wir besteigen den Zug nach Berlin. ADRESSEN ZUR TOUR Jagdschloss und Museumsscheune Groß Schönebeck Schloßstraße 6 16244 Groß Schönebeck (Schorfheide) Infos unter 0333-93 6 52 72 jagdschloss@gemeinde-schorfheide.de Öffnungszeiten: Mai bis September:

täglich 10 bis 17 Uhr, Oktober bis April: täglich 10 bis 16 Uhr Preise: 6,50 Euro pro Person, Kinder bis 14 Jahre 1,50 Euro, Gruppen ab 20 Personen 5 Euro/Person

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Askanierturm Am Werbellinkanal 16244 Schorfheide Infos unter 0333- 93 6 57 77 touristinfo-gs@gemeinde-schorfheide.de Öffnungszeiten: Schlüssel ist in der Gaststätte »Zum Wisent« in Eichhorst erhältlich Schinkelkirche Ev. Kirchengemeinden Joachimsthal, Althüttendorf und Golzow Kirchstraße 1 16247 Joachimsthal Infos unter 0333-61 268 oder 0160-97728757 b.spreng@kirchengemeinde-joachimsthal.de Biorama Aussichtsplattform Am Wasserturm 1 16247 Joachimsthal Infos unter 0333-61 64931 info@biorama-projekt.org Öffnungszeiten: März bis Oktober: Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr Preise: Erwachsene 4 Euro, Kinder 1 Euro, Familienkarte 9 Euro Kaiserbahnhof Bahnhof Werbellinsee 2 16247 Joachimsthal Heimatverein Joachimsthal e.V. Infos unter 0333-615 83 oder 0174-834 43 66 glange61@gmx.de www.hoerspielbahnhof-joachimsthal.de Öffnungszeiten: saisonal unterschiedlich Buchung/Führung unter: 033361-633 80 oder br-joachimsthal@web.de

Grimnitzer Glashütte Förderverein »Grimnitzer GlashüttenKultur- und Kommunikationsforum« (KuKS) e.V. Grimnitzer Straße 11a 16247 Joachimsthal info@glashuettegrimnitz.de Hotel und Restaurant Gut Sarnow Eichhorster Chaussee 5 16244 Schorfheide Infos unter 0333-93 65 825 gut-sarnow@gmx.de Öffnungszeiten: März bis Dezember Mittwoch und Donnerstag ab 17 Uhr, Freitag bis Sonntag ab 12 Uhr Restaurant von Hövel Hubertusstock 2 16247 Joachimsthal Telefon: 033363-505 info@tagungs-zentrum.de www.restaurant-von-hoevel.de Gaststätte Zur Krim Markstraße 11 16247 Joachimsthal Infos unter 0333-61 460 Täglich geöffnet außer donnerstags von 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 22 Uhr Restaurant Arttisch Jägerbergweg 3 16247 Joachimsthal Infos unter 0333-61 72 92 20 oder 0177-492 67 48 essen@arttisch.com

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2 Tr端mmer, die kaum Tr端mmer sind Von Chorin nach Angerm端nde Kloster Chorin

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Wegverlauf der Tour

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TOUR KOMPAKT Anreise: Regionalexpress RE 3, stündlich ab Berlin-Hauptbahnhof Start: Bahnhof Chorin

Angermünde Innenstadt / Angermünde Hauptbahnhof

Kartenempfehlung: Fahrradkarte Uckermarck vom Pietruska Verlag

Besichtigung: Dorf Chorin, Kloster Chorin, Klosterfriedhof, SchauAbreise: Regionalexpress RE 3 molkerei Brodowin, Dorf Brozweimal stündlich ab Angermünde dowin, Kleiner Rummelsberg, nach Berlin-Gesundbrunnen und Klosterruine Mariensee, Dorfkern Hauptbahnhof Herzsprung, jüdischer Friedhof Streckenlänge: 40 km Angermünde Ziel: Bahnhof Angermünde

Wegqualität: überwiegend asphaltiert, einige Wegstücke zwischen Chorin und Teerofen und am Parsteiner See mit Kopfsteinpflaster oder unbefestigt Streckenprofil: über den gesamten Wegverlauf leichte Steigungen und Gefälle Verlauf: Historischer Bahnhof Chorin / Dorf Chorin / Kloster Chorin / Teerofen / Brodowin / Kleiner Rummelsberg / Zeltplatz Pehlitzwerder / Pehlitz / Parstein / Bölkendorf / Herzsprung / Augustenfeld /

Bademöglichkeiten: Amtssee, Brodowiner See, Parsteiner See Einkehrmöglichkeit: »Alte Klosterschenke Chorin«, Ziegenkäserei Pörschke in Brodowin, »Wallenstein« in Angermünde Beschilderung: Radwegbeschilderung (grün/weiß), zusätzlich Klostertour Chorin-Angermünde, Zisterziensertour, Chorintour

E

s ist ein Hochsommertag mit strahlend blauem Himmel, das Thermometer zeigt 38° C. In Berlin ist es drückend heiß, der Ausflug zu einem See verspricht Abkühlung. Wir packen Badezeug und einen reichlichen Vorrat an Getränken ein. Vom Bahnhof Gesundbrunnen fahren wir mit der Regionalbahn bis zur Station Chorin. Hier ist die Hitze etwas erträglicher. Die Mittagsstunde zeigt das Dorf menschenleer. Die heutige Gemeinde Chorin ist der Zusammenschluss von Golzow, Neuehütte, Sandkrug, Senftenhütte, Brodowin und Serwest. Sie liegt auf dem Hochplateau einer Endmoräne. Bekannt wurde sie wegen ihres Klosters, das wir auch besuchen wollen.

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Chorin Dorfkern, Weg von Westen nach Kloster Chorin, Dorfkirche

Vom Bahnhof radeln wir ins Dorf, vorbei an einer Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert. Auf der Turmspitze blinken in der Sonne die goldene Turmbekrönung und die Wetterfahne. Felssteinerne Wegweiser zeigen in Richtung Kloster. Die Strecke führt durch einen angenehm kühlen Wald, sie geht über Hügel, dann über eine Brücke, das Flüsschen darunter ist ausgetrocknet. Schließlich erblicken wir den Westgiebel der Klosterruine. KLOSTER CHORIN: Der Name Chorin ist vermutlich slawischen Ursprungs. Im Zusammenhang mit dem Choriner See (der heute Amtssee heißt) soll er so viel wie »fischarm« bedeuten. Um 1200 siedelten hier die Angehörigen des westslawischen Stammes der Ukrani, sie vermachten der nördlich angrenzende Uckermark ihren Namen. Im Hochmittelalter wanderten deutsche Siedler in die Gegend ein. Klöster wurden gegründet, so das im heutigen Oderberg, dann, 1258, begannen auf der Halbinsel Pehlitzwerder im Parsteiner See Mönche des Zisterzienserordens zu bauen. Zunächst erhielt die Einrichtung, Filiation des Klosters Lehnin, nach der Gottesmutter den Namen Mariensee. Stifter waren die gemeinsam regierenden Markgrafen Johann I. und Otto III. Die Insellage war eher untypisch. Die Zisterzienser betrieben vornehmlich Agrarwirtschaft. Noch vor der Fertigstellung der Anlage verlegten sie die

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