Hamburgs Schwellen - Gliederung des urbanen Raumes

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HAMBURGS SCHWELLEN GLIEDERUNG DES URBANEN RAUMES


herausgeberin berner Fachhochschule architektur, holz und bau bachelor architektur Pestalozzistrasse 20 Postfach 1058 3401 burgdorf redaktion tim kammasch // bettina steuri // gionatan Vignola Layout bettina steuri // gionatan Vignola titeLbiLd george grosz, Metropolis, 1917 ausgabe hamburg // burgdorf, Mai-september 2015


HAMBURGS SCHWELLEN GLIEDERUNG DES URBANEN RAUMES

Summer School 17. August bis 04. September 2015 Berner Fachhochschule // AHB



INHALTE 6

SUMMER SCHOOL

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EINFÜHRUNG

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MITWIRKENDE

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# 1 // EINLESEN

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LITERATURLISTE

23 # 2 // SCHWELLENANALYSE 43 #3 // ANALYSE & INTERVENTIONEN 91 FAZIT & REFLEXION 92 DANKSAGUNG


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EINFÜH


HRUNG

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SUMMER SCHOOL 6

SUMMER SCHOOLS AN DER BERNER FACHHOCHSCHULE // ABTEILUNG ARCHITEKTUR: Seit vielen Jahren gehören die dreiwöchigen Summer Schools zum festen Bestandteil des Architekturstudiums an der Berner Fachhochschule. Die Summer Schools befassen sich mit aktuellen Themen des Zeitgeschehens und bieten den Studierenden die Möglichkeit, sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen aus anderen Studien- und Jahrgängen auszutauschen. Es werden sowohl Kurse in der Schweiz als auch im Ausland angeboten.


EINFÜHRUNG Die Schwelle ist nach Walter Benjamin keine strikte Grenze, sondern »Zone des Übergangs« – der urbane Raum ist auf vielfältige Weisen durch Schwellen gegliedert und konstituiert: Schwellen vermitteln Innen- und Aussenraum, privat und öffentliche, sakrale und profane, schnelle und langsame Verkehrsbereiche, überwachte und nicht-überwachte Räume, verschieden genutzte Abschnitte. Schwellenzonen können aber auch in der architektonischen Formensprache etwa neue und alte Gebäude(teile) formal vermitteln. In einer multikulturellen Stadt wie Hamburg gehen an vielen Schwellen soziale, kulturelle, nationale und ethnische Gegensätze ineinander über. In manchen Schwellensituationen werden solche Gegensätze gar als verlebendigende Begegnungszonen kultiviert. In unserer Summer School haben wir die Schwelle als Fügung des Gegenstrebigen gelesen. Im Unterschied zur Grenze trennt die Schwelle nicht nur, sie verbindet zugleich und wird dadurch zu einer ambi- oder gar multivalenten Zone. Aufgrund ihrer Funktion des Zueinander- und Auseinanderhaltens von Verschiedenem erwies sich die Schwelle auf allen Maßstabsebenen (von der Eingangszone, über Passagen bis zur Stadtteilgrenze) für unsere Lektüren als architektonische Grundrelation der Urbanität. Sie ist die neuralgische Zone, an der sich die Qualität des Zusammenspiels von Lebensund Bauformen der architektonischen Infrastruktur geradezu abgreifen lässt. Als normatives Ideal von Urbanität orientierten wir uns an der Deinition von Richard Sennett, demzufolge Urbanität als die Fähigkeit von Menschen gelten kann, miteinander kooperieren zu können, ohne einander den Zwang aufzuerlegen, dieselbe Iden-tität zu teilen. Inwiefern die Möglichkeit besteht, Schwellen als »counterform« (Aldo van Eyck) einer in diesem Sinne verstandenen Urbanität zu gestalten, und wie die Gestaltung von Schwellenzonen

als architektonischer Beitrag für eine »unvollständige Integration« (Hans Paul Bahrdt) dienen kann, galt es in den Analysen zu prüfen. In ihren Stadtlektüren untersuchten die Studierenden verschiedene über die Stadt verteilte Perimeter (Plätze, Straßenzüge, Quartiere etc.) und dokumen-tierten in Texten und Skizzen, wie sich der urbane Raum durch »Schwellen« gliedert und wie die Dramaturgie bzw. die regulative Performanz der im Alltag meist kaum bewusst wahrgenommenen Schwellenarten funktioniert. Die von den Studierenden in Teams gefertigten Texte und Skizzen versuchen davon Zeugnis zu geben, wie sich der urbane Raum aus einer Vielfalt von durch Schwellen geleisteten Fügungen des Gegenstrebigen aufbaut und was geschieht, wenn diese Fügungen fehlen. Für solche Problemzonen galt es Lösungskonzepte zu entwerfen. Unterstützt wurden die Teams durch einführende Referate in Theorie und Performanz der Schwelle sowie unterschiedliche Tour d`Horizons, welche Aufschluss über die Geschichte der städtischen Entwicklung Hamburgs und über seine aktuellen urbanen Problemlagen und stadtplanerische Projekte gaben. Die Summer School wurde während zweier Wochen in Hamburg durchgeführt. Eine dritte Woche, in Bern/ Burgdorf, diente der redaktionellen Bearbeitung dieser Dokumentation. Tim Kammasch, Bettina Steuri & Gionatan Vignola

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MITWIRKENDE 8

KONZEPTION & ORGANISATION VIGNOLA GIONATAN M. Sc. REAP (Kandidat 2015) // Assistent: Fachbereich Architektur // AHB-BFH, Burgdorf www.bfh.ch // www.beng-ar.ch STEURI BETTINA M. Sc. REAP (Kandidatin 2015) // Assistentin: Fachbereich Architektur // AHB-BFH, Burgdorf www.bfh.ch // www.beng-ar.ch KAMMASCH TIM Dr. phil. // Prof. für Architekturtheorie: Joint Master of Architecture // AHB-BFH, Burgdorf www.jointmaster.ch // www.bfh.ch

TOURS D`HORIZON: SCHUBERT DIRK Prof. Dr. // Fachbereich: Wohnen- und Stadtteilentwicklung // HafenCity Universität, Hamburg www.hcu-hamburg.de ::: Tour d‘Horizon: „Hamburgs Stadtgeschichte“ HARALD Stadtführer und Verkäufer bei Hinz & Kunzt // Hamburger Strassenmagazin www.hinzundkunzt.de ::: Tour d‘Horizon: „Hamburgs Nebenschauplätze“ DIETRICH KAI M. Sc. Urban Design // Projektmanager // IBA Hamburg GmbH, Hamburg www.iba-hamburg.de // www.urban-operators.org ::: Tour d‘Horizon: „Rundgang zu den IBA-Projekten“

BÜHRIG SEBASTIAN M. Sc. Urban Design // wissenschaftlicher Mitarbeiter: Urban Design // HafenCity Universität, Hamburg www.hcu-hamburg.de // www.buehrig.info ::: Tours d‘Horizon: „Experimentelle Feldforschungsmethoden 1-4“

TEILNEHMER*INNEN ZÜRCHER SASCHA MICHAEL, Student WIELAND SARAH, Studentin VON BÜREN URS, Student TOURNEUR NATHAN ANDRé, Student STGIER GIULIANO, Student SpRECHER ANIAN, Student SCHLÜCHTER THOMAS, Student päRN LIINA, Studentin NENNINGER LARA, Studentin NAVA LyDIA SERApHINA, Studentin LEIBUNDGUT JONAS FABIAN, Student LEHMANN SIMON, Student KOLp JAN SIMON, Student KOFMEL NICOLAS, Student KANDASAMy REMy STEpHAN, Student JENNI FLORIN, Student HOSTETTLER NICOLA MARC, Student HIRT FABIAN, Student GOSTELI JOEL, Student GAUDy NOëMI URSINA, Studentin FANKHAUSER SIMON, Student ENG MATTHIAS FABIAN, Student CHRISTEN BARBARA, Studentin BURGUNDER LUCAS, Student BAGHERI MAHDI, Student AyILMAZTEpE yONCA, Studentin


#1

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# 1 // EINLESEN Für die Vorbereitung der Summer School haben alle Teilnehmer*innen klassische Texte zur Schwellenthematik gelesen – unter anderem von Walter Benjamin, Georg Simmel und Arnold van Gennep. Anschliessend haben die einzelnen Gruppen vertiefende Texte zu folgenden Schwerpunkten gelesen: • • • • • • •

1 // öffentlicher Raum 2 // Dichte

3 // Bürgersteig, Grünlächen und Nachbarschaften

4 // Stadtpsychologie 5 // Stadt lesen 1 6 // Stadt lesen 2 7 // Schwellenanalyse

Auf den folgenden Seiten inden sich von den Studierenden extrapolierte Kernaussagen der gruppenspeziischen Texte sowie ebenfalls von den Studierenden formulierte Versuche, diese Kernaussagen zu den „Klassikern“ der Schwellenthematik in Beziehung zu setzen.

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SCHLÜSSELTExTE KLASSIKER van Gennep, Arnold: „Räumliche Übergänge“, in: Übergangsriten“, 25-33, Paris (1981) Simmel, Georg: „Brücke und Tür“, in: Der Tag. Moderne illustrierte Zeitung, 683, Berlin (1909) Benjamin, Walter: „Die Wiederkehr des Flaneurs“, in: Gesammelte Schriften III - Kritiken und Rezensionen 1912 - 1931, 253-260, Berlin (1991) F. Pröfener, »Urbanität“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 11, 351-354, Basel (2001) HAMBURG Düwel, Jörn & Gutschow, Niels: »Ein seltsam glücklicher Augenblick. Zerstörung und Städtebau in Hamburg 1842 und 1943 «, Berlin (2013) Koch, Michael: „Prolog: Kosmopolis. Chancen durch Vielfalt“, in: Metropole. Stadt neu bauen, IBA Hamburg, Schriftenreihe Metropole Band 7, 102-115, Berlin (2013) Läpple, Dieter: »Prolog: Metrozonen. Die Entdeckung eines Bausteins der Neuen Stadt?«, in: Metropole. Stadt neu bauen, IBA Hamburg, Schriftenreihe Metropole Band 7, 102-115, Berlin (2013) ARCH+ Stalder, Laurent: „Prä_liminarien“, in: Schwellenatlas, ARCH+, 191/192, 24-25, Aachen (2009) diverse Schwellentypologien, in: ARCH+, 191/192, Aachen (2009)

GRUPPENTExTE 1 // öFFENTLICHER RAUM Schneider, Bernhard: „Die Stadt als System öffentlicher Räume“, in: Plätze, Parks & Co. 491-512, Lemgo (2010) Wentz, Martin: „Der öffentliche Raum als das Wesentliche der Stadt“, in: Plätze, Parks & Co. 452-470, Lemgo (2010) 2 // DICHTE Häussermann, Hartmut: „Phänomenologie und Struktur städtischer Dichte“, in: Städtische Dichte, 20-29, Zürich (2007) Lampugnani, Vittorio Magnago: „Die Architektur der städtischen Dichte“, in: Städtische Dichte, 12-18, Zürich (2007) // inkl. Vorwort 3 // BÜRGERSTEIG, GRÜNFLÄCHEN & NACHBARSCHAFTEN Jacobs, Jane: „Funktionen des Bürgersteigs: Förderung von Kontakten“, in: Tod und Leben grosser amerikanischer Städte, 46-57, Gütersloh & Berlin (1963) Jacobs, Jane: „Funktionen öffentlicher Grünlächen“, in: Tod und Leben grosser amerikanischer Städte, 6578, Gütersloh & Berlin (1963) Jacobs, Jane: „Funktionen von städtischen Nachbarschaften“, in: Tod und Leben grosser amerikanischer Städte, 78-90, Gütersloh & Berlin (1963) 4 // STADTPSyCHOLOGIE Flade, Antje: „Die Stadt aus psychologischer Perspektive“, in: Stadt und Gesellschaft im Fokus aktueller Stadtforschung, 211-250, Wiesbaden (2015)


LITERATURLISTE 5 // STADT LESEN 1 Beuter, Ulrike: „Bausteine der Stadt - Freiraum“, in: Städtebauliches Entwerfen, 92-99, Wiesbaden (2013) Reicher, Christa: „Bausteine der Stadt - öffentlicher Raum“, in: Städtebauliches Entwerfen, 100-109, Wiesbaden (2013) Reicher, Christa: „Das Lesen der Stadt“, in: Städtebauliches Entwerfen, 159-171, Wiesbaden (2013) 6 // STADT LESEN 2 Gehl, Jan: „Planungsvoraussetzungen - Prozesse und Projekte“, in: Leben zwischen Häusern, 53-62, Berlin (2012) Gehl, Jan: „Planungsvoraussetzungen - Sinne, Kommunikation und Dimensionen“, in: Leben zwischen Häusern, 63-72, Berlin (2012) Gehl, Jan & Svarre, Birgitte: „Who, What, Where?“, in: How to Study Public Life, 9-20, Washington DC (2013) 7 // SCHWELLENANALySE Boettger, Till: „Schwellenraum - Analysen“, in: Schwellenräume - Übergänge in der Architektur, 54-108, Basel (2014)

OPTIONAL Boettger, Till: „Schwellen- und Raumdeinitionen“, in: Schwellenräume - Übergänge in der Architektur, 1651, Basel (2014) Dell, Christopher: „Das Urbane - Wohnen. Leben. Produzieren.“, 7-15 & 210-277, Berlin (2014) Eckardt, Frank: „Zur Einführung - Die Stadtsoziologie auf Diskurssuche“, in: Soziologie der Stadt, 5-9 & 2748, Bielefeld (2004)

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1 // ÖFFENTLICHER RAUM KERNAUSSAGEN: Die Stadt ist eine Komposition von Leere und Völle. Der öffentliche Raum ist der Leerraum oder auch Zwischenraum, der durch Gebäudefassaden deiniert wird. Idealerweise ist in der Stadt eine Überlagerung von Nutzungen im öffentlichen und im privaten Raum vorhanden. Die Flexibilität des öffentlichen Raumes ist eine Qualität. Langlebig funktionierende und bereichernde öffentliche Räume müssen sorgfältig geplant und auch geplegt werden. Der öffentliche Raum gilt der Allgemeinheit – jeder hat ihm gegenüber Rechte und Plichten. Die Möblierung (Bänke, Parkplätze, Signaletik, Werbung etc.) des öffentlichen Raumes gilt es verhältnismässig einzusetzen. Die Leere soll in der Stadt geplant werden und durch punktuelle Massnahmen Spannungen erzeugen – die Erfahrbarkeit der Stadt nicht durch Übermöblierung beeinträchtigen. Die Überschaubarkeit im öffentlichen Raum hilft der Orientierung und kann unerwünschte Zonierungen durch zum Beispiel Obdachlose vermeiden. Der öffentliche Raum wird bestmöglich im Kontext der Umgebung geprüft. Die Begrünung wird sinnvoll und ökologisch eingesetzt. Die Erdgeschossnutzungen mit Vorzonen können die Qualität von Plätzen und Strassen mitbestimmen. Unvorhersehbare Entwicklungen sind nicht zwingend negativ. Sie können einen Raum bereichern. QUELLE: Wentz, Martin: „Der öffentliche Raum als das Wesentliche der Stadt“, in: Plätze, Parks & Co. 452-470, Lemgo (2010)

BEZUG SCHLÜSSELTEXT: „Dagegen wirken grosse Städte eher wie ‚Schmelztiegel‘ in

denen die aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Teilgruppen zusammentreffenden Menschen einer (neuen) Fülle an anderen Sozialisationen, Erfahrungen und Verhaltensmustern gegenüberstehen.“ Diesem vorangegangenen Zitat wurde das Dorf als eher „konforme Gesellschaft“ gegenübergestellt. Das Dorf wurde nämlich so errichtet, damit es sich einen gewissen Schutz vor aussen kommenden Turbulenzen geben kann. Diese Gesellschaftsform ermöglicht aber nur einen sehr begrenzten Entfaltungsspielraum und zeugt so von einem introvertierten Verhalten. Gegenüber diesen Merkmalen ist die Stadt geprägt von ihrer Offenheit für Fremdes und Fremde. Sie hat die Fähigkeit „Nichtansässige“ an sich zu ziehen. In dieser Offenheit liegt eine wesentliche Ursache für die Kreativität der Stadt. Der Fremde bringt nicht nur neue Ideen in die Stadt, sondern behält eine Distanz zu seiner gesellschaftlichen Umgebung, die eine wichtige Basis ist für die eigene Relexion und für ein innovatives Denken. QUELLEN: Wentz, Martin: „Der öffentliche Raum als das Wesentliche der Stadt“, in: Plätze, Parks & Co. 457, Lemgo (2010) IBA Hamburg: Metropole 7: Stadt neu Bauen, S. 246

VERFASSER*INNEN: Gaudy, Noëmi // Gosteli, Joel // Tourneur, Nathan // Wieland, Sarah /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////


2 // DICHTE KERNAUSSAGEN: Im Sammelband „Städtische Dichte“ sprechen sich mehrere Autoren für eine höhere städtische Dichte aus, wobei höhere Ausnutzungen und freiere Umnutzungen gefordert werden. Im Text „Die Architektur der städtischen Dichte“ wird das Leben in der Stadt mit dem in der Peripherie ausserhalb der Stadt verglichen, wobei letzteres viele wirtschaftliche Nachteile wie Zersiedelung, grosse Pendlerströme sowie weite Distanzen mit sich bringt. In den Städten wird vermehrt Heterogenität gewünscht, eine Durchmischung von Arbeit und Wohnen sowie vielen unterschiedlichen Nutzungen und Dienstleistungen in der unmittelbaren Umgebung. Aus diesem Grund erleben bestehende Altbaugebiete, welche eben jene Voraussetzungen erfüllen, ein Comeback. Im zweiten Text „Phämenologie und Struktur städtischer Dichte“ wird die Dichteentwicklung thematisiert. Es wird aufgezeigt, dass in der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts eine niedrige Dichte als vor dem Krieg herrschte. Dieser Zustand geht mit Zersiedelung, Landschaftsverbrauch und Verschwendung einher. Weiter werden Begriffsdeinitionen der Dichte vorgestellt. So muss man zwischen baulicher Dichte, Einwohner- und Nutzungsdichte oder Beschäftigtendichte unterscheiden. Die Voraussetzung für Urbanität wird als bauliche Dichte mit kultureller, sozialer und ökonomischer Heterogenität deiniert. QUELLEN: Häussermann, Hartmut: “Phämenologie und Struktur städtischer Dichte“, in: Städtische Dichte, 20-29, Zürich (2007) Lampugnani, Vittorio Magnago: „Die Architektur der städtischen Dichte“ in: Städtische Dichte, 12-18, Zürich (2007) // inkl. Vorwort

BEZUG SCHLÜSSELTEXT: In diesem Text wird die Architekturtätigkeit und deren Publikation zur Zeit des 2. Weltkrieges behandelt. Im Kapitel Grossstadtkritik, Luftschutz und Luftkrieg in Europa wird im dritten Absatz über die Zersiedelung und der geringen Dichte berichtet. (s.19) Zitat: „Die steinerne Stadt sollte umgewandelt werden in eine Stadt, die zugleich als Landschaft wahrnehmbar sein werde. Dazu musste vor allem die Besiedlungsdichte deutlich herabgesetzt, das heisst „aufgelockert“ werden.“ Dies steht in direktem Zusammenhang mit dem Gruppentext „Phämenologie und Struktur städtischer Dichte“, welcher aufzeigt, dass man um diese Zeit eher in die Peripherie zog und dort lebte und das Leben in der Innenstadt eher negativ aufgefasst wurde. QUELLE: Düwel, Jörn & Gutschow, Niels: „Ein seltsam glücklicher Augenblick. Zerstörung und Städtebau in Hamburg 1842 und 1943“, Berlin (2013)

VERFASSER*INNEN: Burgunder Lucas // Hostettler Nicola Marc // Nava Lydia Seraphina // Zürcher Sascha Michael /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

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3 // BÜRGERSTEIG, GRÜNFLÄCHEN UND NACHBARSCHAFTEN KERNAUSSAGEN: Funktionen des Bürgersteigs // Förderung von Kontakten: Durch das Leben auf dem Bürgersteig, das durch öffentliche Nutzungen stattindet, ergeben sich einzelne triviale Kontakte, die alle dazu beitragen ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Diese Gemeinschaft schafft öffentliches Vertrauen und Sicherheit. Trotzdem ist es möglich, dass unterschiedlichste Menschen am gleichen Ort wohnen können, ohne direkt eine private Beziehung eingehen zu müssen. Dies gewährleistet die eigene Privatsphäre. Jeder kann selbst entscheiden zu wem er welche Beziehung plegen will. In Wohnsiedlungen sind die öffentlichen Räume weniger bevölkert, da man sich zwischen vollkommener Isolation und privater Beziehung entscheiden muss. Funktion des Bürgersteigs // Kinder zu assimilieren: Für Kinder ist eine Spielstrasse ebenfalls eine angenehmere Lösung als isolierte Parks. Die soziale Sicherheit ist gewährleistet und die Spielstätte nahe ihres Zuhauses. Funktionen öffentlicher Grünlächen // Öffentliche Räume wie Parks und Plätze erhöhen die Lebensqualität nicht von sich aus und werden auch nicht einfach so belebt. Nur dort wo bereits Leben in den Strassen vorhanden ist, ist auch ein Park willkommen und wird belebt. An unbelebten Orten entsteht nur noch mehr Leerraum, der zusätzlich abstossend wirkt. Funktion von städtischen Nachbarschaften // Die städtische Nachbarschaft kann in drei Ebenen unterteilt werden: Die Stadt als Ganzes, der Bezirk und die Strasse. Funktionierende Nachbarschaften stehen nicht in Beziehung mit der gesellschaftlichen Schicht oder

der Qualität der Wohnungen, Strassen und Parks. Die Nachbarschaften müssen als Gemeinschaft funktionieren. Innerhalb jeder Ebene, als auch untereinander muss die Kommunikation und Zusammenarbeit funktionieren, um Bedürfnisse und Probleme zu lösen. QUELLE: Jacobs, Jane: Tod und Leben grosser amerikanischer Städte, Gütersloh & Berlin (1963)

BEZUG SCHLÜSSELTEXT: „Typisch für die moderne Stadt ist die spannungsvolle Gleichzeitigkeit von räumlicher Nähe und sozialer und kultureller Distanz, von Vertrautheit und Anonymität.“ „Urbanität lebt von Vielfalt, sei es in sozialer oder ethischer Hinsicht. In den städtischen Räumen verdichten sich Mannigfaltigkeit und Differenzen. Gleichzeitig bilden sich zum Schutz vor Überforderung und Anomie sozialräumliche Strukturen heraus,...“ Michael Koch und Jane Jacobs beschreiben das Zusammenleben der Menschen in einer Stadt. Die gleichzeitige Anonymität und Vertrautheit. Das Gemeinschaftsgefühl, welches Privatsphäre gewährleistet. QUELLE Koch, Michael: „Prolog: Kosmopolis. Chancen durch Vielfalt“, in: Metropole. Stadt neu bauen, IBA Hamburg, Schriftenreihe Metropole Band 7, 102-115, Berlin (2013)

VERFASSER*INNEN: Kolp, Jan // Leibundgut, Jonas // Schlüchter, Thomas // Stgier, Giuliano /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////


4 // STADTPSYCHOLOGIE KERNAUSSAGEN: Im Text „Die Stadt aus psychologischer Perspektive“ von Antje Flade geht es um die Psychologie im Kontext der Stadtforschung. Im Speziellen erforscht man die Einlüsse einer Stadt auf die Wahrnehmung der Menschen und deren Umfeld. Ziel der allgemeinen Stadtpsychologie ist es, zur Lösung aktueller Probleme der Stadt und zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner beizutragen. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Methoden vorgestellt, um Konzepte und Modelle zu entwickeln. Am häuigsten werden Interviews wie auch ein Methoden-Mix mit experimentellen Verfahren durchgeführt. Die Frage, ob die Stadt gut ist für den Menschen, ist eine Kernfrage, die man sich schon lange stellt, nicht erst seit es Megacities mit Millionen von Einwohnern gibt. Im weiteren Verlauf des Textes wird auf die aktuellen psychologischen Fragen zur Stadt eingegangen. Diese versucht man mit Hilfe der Ergebnisse der empirischen umweltpsychologischen Forschung zu beantworten. Fragt man Menschen, wie sie eine Stadt erleben, kann man aus den Antworten schliessen, dass sie die Stadt nicht nur visuell sondern auch akustisch und mit Gerüchen wahrnehmen. Ob man die bauliche Dichte als bedrängend empindet oder als Möglichkeit in der Masse unterzugehen, ist auf die eigene Wahrnehmung und das Wohlbeinden zurückzuführen. Derweil indet eine Mehrheit von Stadtbewohnern, dass in den Städten mehr Anonymität herrscht, da man nicht wie auf dem Lande jeden kennt. Die Antworten unterliegen der subjektiven Wahrnehmung der Umwelt auf die Menschen. Sie sind also gefühlsabhängig. Und mangels Vergleichsmöglichkeiten ist die psychologische Seite einer Stadt dann auch nicht abschließend zu klären.

QUELLE: Flade, Antje: „Die Stadt aus psychologischer Perspektive“, in: Stadt und Gesellschaft im Fokus aktueller Stadtforschung, 211-250, Wiesbaden (2015)

BEZUG SCHLÜSSELTEXT: „Nowhere is there such diversity, novelty, intensity, and choice as in cities“. (Bell, 1996) Im Text „Prolog: Kosmopolis“ von Michael Koch, geht es um Chancen durch Vielfalt. Typisch für die moderne Stadt ist die spannungsvolle Gleichzeitigkeit von räumlicher Nähe, sozialer und kultureller Distanz, von Vertrautheit und Anonymität. Eine offene Stadt. Die Stadt als der Ort eines zivilisierten Neben- und Miteinanders von unterschiedlichen sozialen Gruppen. So treffen unterschiedliche Ethnien in einer Stadt zusammen. Alle mit unterschiedlichen Vorstellungen, wie eine Stadt sein sollte. Dabei lebt die Urbanität gerade durch die Vielfalt. QUELLE: Koch, Michael: „Prolog: Kosmopolis. Chancen durch Vielfalt“, in: Metropole. Stadt neu bauen, IBA Hamburg, Schriftenreihe Metropole Band 7, 102-115, Berlin (2013)

VERFASSER*INNEN: Ayilmaztepe, yonca // Eng, Matthias Fabian // Kandasamy Remy Stephan // Nenniger, Lara /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

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5 // STADT LESEN 1 KERNAUSSAGEN: Der von uns gelesene Text ‚Stadt Lesen 1‘ diente uns vor allem als Toolbox für eigene Analysen und Interventionen. Unterteilt werden kann der Text in „Bausteine der Stadt“ und „Lesen der Stadt“. Im ersten Teil des Textes wurden der freie Raum, der öffentliche Raum und die Landschaft beschrieben und unterschieden. Eine wichtige Kernaussage dabei ist, dass die öffentlichen Räume den Stadtraum ablesbar machen sollten. Im zweiten Teil behandelte der Text die Arten und Möglichkeiten, wie man Städte sehen und wahrnehmen kann. Ein entscheidender Punkt dazu ist, dass Wahrnehmung nicht nur über die Augen, sondern über alle Sinnesorgane funktioniert. Ein letzter, wichtiger Teil des Textes behandelte die Analyse von Städten und deren öffentlichen Plätze. Eine solche Analyse kann morphologisch als auch subjektiv erfolgen. Dabei können verschiedene Methoden angewendet werden, wie beispielsweise Skizzen, Fotos, Texte. QUELLEN: Beuter, Ulrike: „Bausteine der Stadt - Freiraum“, in: Städtebauliches Entwerfen, 92-99, Wiesbaden (2013) Reicher, Christa: „Bausteine der Stadt - öffentlicher Raum“, in: Städtebauliches Entwerfen, 100-109, Wiesbaden (2013) Reicher, Christa:„Das Lesen der Stadt“, in: Städtebauliches Entwerfen, 159-171, Wiesbaden (2013)

BEZUG SCHLÜSSELTEXT: Die folgenden zwei Zitate empfanden wir als aussagekräftige und passende Beschreibungen zu den Schwellenbezügen. Das erste Zitat behandelt die

Thematik der Übergänge von privaten zu öffentlichen Räumen. Harmonische Übergänge von privaten zu öffentlichen Räumen sind für die gesamte Gesellschaft ein Gewinn. „Wünschenswert ist eine vermittelnde, gleichzeitig aber nutzbare und nicht dekorative Pufferzone zwischen öffentlichem Erschliessungsraum und dem privaten Hauseingang“ Das zweite Zitat beschreibt den richtigen Umgang mit der Landschaft, die bei der Planung von öffentlichen Räumen fast immer eine zentrale Rolle spielt. „Die Landschaft ist nicht auszugrenzen, sondern visuell mit einzubeziehen.“ QUELLEN: Reicher, Christa: „Bausteine der Stadt - öffentlicher Raum“, in: Städtebauliches Entwerfen, S.95, S. 98, Wiesbaden (2013)

VERFASSER: Fankhauser, Simon // Hirt, Fabian// Kofmel, Nicolas // Sprecher, Anian /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////


6 // STADT LESEN 2 KERNAUSSAGEN: Der Text behandelt fünf essenzielle Fragen, wie man den öffentlichen Raum deinieren kann und wieso sich Personen an genau diesen Plätzen aufhalten. Folgende Fragen stellen sich: Wieso gehen gewisse Leute dorthin? Wieso bleiben sie dort? Was ist speziell dort? Die Fragen befassen sich mit den Themen: Wie viele? Wer? Wo? Was? Wie lange? Mittels Analysen und Statistiken können Plätze deiniert werden. Nach Fertigstellung eines Projektes könnte man dieselben Analysen nochmals durchführen und mit den ersten Untersuchungen vergleichen. Dank dieser Evaluation ist es möglich, den Erfolg oder Misserfolg des Projekts zu erklären. Bei der Frage „ Wie viele?“ geht es um das Führen von Statistiken, bswp. über Autos, Personen und Tiere. Wer? behandelt das Verhalten der Menschen hauptsächlich wird dabei das Geschlecht unterschieden, da dies durch Beobachtung am Besten erkennbar ist. Es ist wichtig den Raum so zu analysieren, damit man weiss, wo sich die Leute an einem gewissen Platz aufhalten. Die Aufenthaltszeit von den Menschen wird beeinlusst von Qualität und Vergnügung eines Ortes. QUELLE: Gehl, Jan & Svarre, Birgitte: „Who, What, Where?“, in: How to Study Public Life, 9-20, Washington DC (2013)

BEZUG SCHLÜSSELTEXT: Urbanität ist ein Begriff der normalerweise die städtebauliche Erschliessung ländlicher Räume bezeichnet, aber es ist auch bezeichnend für eine besondere Ausstattung oder Atmosphäre eines Raumes. Je nach Epoche und Land wurde Urbanität anders

Deiniert, aber die Hauptaussage beleibt bei allen gleich. Weitere Punkte vom Begriff Urbanität sind die Menschen und die Humanität und das Soziale. Somit bezieht sich unser Gruppentext auf den Begriff Urbanität. Um die Urbanität der Räume deinieren zu können, sind die Fragestellungen von Gehl sehr hilfreich. Den erst wir Menschen machen den öffentlichen Raum zu dem was er ist oder sein soll. Bei der Planung eines öffentlichen Raumes, stellen sich immer die Fragen: Wie wird der Raum genutzt? Wie reagieren Leute auf die Veränderung? Erst wenn der Raum von den Personen so genutzt wird, wie man das geplant hat, kann man von einem Erfolgreichen Projekt sprechen. Urbanität und die Deinition vom öffentlichen Raum stehen in direkter Verbindung zueinander. QUELLE: F. Pröfener, »Urbanität“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 11, 351-354, Basel (2001)

VERFASSER: Bagheri, Mahdi // Jenni, Florin /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

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7 // SCHWELLENANALYSE KERNAUSSAGEN: Till Boettger liefert mit seiner Lektüre „Schwellenanalyse“ ein Werkzeug zur Analyse von Schwellenräumen. Seine sechs Parameter baute er nach den Vorgaben von Egon Schirmbeck auf. Ein Schwellenraum wird durch seine BEGRENZUNG, SEQUENZ, GEOMETRIE, TOPOGRAPHIE, MATERIALITÄT und EINRICHTUNG deiniert. Um diese Begriffe zu verdeutlichen, stellt der Autor sechs öffentliche Bauten, meist Museumsbauten der Moderne, vor. Er analysiert die Schwellenräume genau nach den sechs Parameter. Das Carpenter Center of Visual Arts, Harvard Universität Cambridge von Le Corbusier, weist einen sehr markanten Schwellenraum auf. Die S-förmige Rampe lässt ein Flanieren zu, trotzdem leitet sie den Besucher. Die Betonaufbordung erzeugt zusätzlich einen Autobahncharakter auf der Rampe, die den Campus zerschneidet. „Für das Wegenetz des Campus schafft diese Passage eine diagonal verlaufende direkte Verbindung von der Prescott Street zur Quincy Street.“ Die Neue Nationalgalerie in Berlin von Ludwig Mies van der Rohe ist ein Musterbeispiel für Schwellenraumarchitektur. Das schwarze quadratische Dach bestimmt als starkes und schweres Element die äussere Erscheinung der Nationalgalerie. Acht aussenliegende Kreuzstützen halten das Dach. Die zurückgesetzte transparente Glasfassade ist die thermische Grenze zwischen innen und aussen. „Dieser Raumabschnitt suggeriert ein Eingetreten-Sein, da man die aussenliegende Stützen passiert hat und sich unter dem Dach beindet.“ QUELLE: Boettger, Till: „Schwellenraum - Analysen“, in: Schwellenräume - Übergänge in der Architektur, 54-108, Basel (2014)

BEZUG SCHLÜSSELTEXT: Georg Simmel setzt sich in philosophischer Weise mit dem Verbinden und Trennen zweier Gegenstände auseinander. Um etwas zu Verbinden muss man es gedanklich zuerst Trennen und umgekehrt. Die Brücke ist die natürliche Form der Verbindung zweier Ufer. „Zu einem ästhetischen Wert wird die Brücke nun, indem sie die Verbindung des Getrennten nicht nur in der Wirklichkeit und zur Erfüllung praktischer Zwecke zustande bringt, sondern sie unmittelbar anschaulich macht.“ Im Schwellenatlas ARCH+ wird zunächst der Begriff der Schwelle ausführlich thematisiert, in der Sprache verliert die Schwelle an Bedeutung. Nicht so in der Architektur: dort erfährt die Schwelle einen umfassenden Wandel mittels neuer Maschinen und Apparate bspw. Drehtür und Rolltreppe. Besonders die Moderne mit ihrer Transparenz und Offenheit, überführt die Grenze in eine Schwelle: „Durch die Staffelung der Raumbegrenzungen sind auch die Übergänge von einer klaren tektonischen Grenzlinie in Abfolge kontinuierlicher Schwellenräume übergeführt worden.“ QUELLEN: Simmel Georg: „Brücke und Tür“, in: Der Tag. Moderne illustrierte Zeitung, 683, Berlin (1909) Stalder, Laurent: „Prä_liminarien“, in: Schwellenatlas, arch+, 191/192, 24-25, Aachen (2009)

VERFASSER*INNEN: Christen, Barbara // Lehmann, Simon // Pärn, Liina // von Büren, Urs


#2

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# 2 // SCHWELLENANALYSE Während der zweiten Aufgabe erkundete jedes Team eine Schwellensituation und dokumentierte mittels Text- und Bildessays folgende Fragen: • • •

Welche Schwellensituationen liegen vor? Welche Gegensätze bzw. verschiedenen Verwendungsweisen sind von der Schwelle betroffen? Wie, mit welchen architektonischen Mitteln leistet die analysierte Schwelle die Vermittlung von Gegensätzen?

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01

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ÜBERSICHT DER SCHWELLEN 25

07

1 // SANKT ANNENPLATZ 2 // SPECKSTRASSE - BÄCKERBREITERGANG 3 // MICHAELISBRÜCKE 4 // ARNO-SCHMIDT-PLATZ 5 // ALSTERVORLAND - ALSTERPARK 6 // MARCO-POLO-TERRASSEN 7 // PAPENHUDERSTRASSE - HARTWICUSTRASSE 0

2 KM

QUELLE: MAP DA DATAA © OPENSTREETMAP CONTRIBUTORS & EIGENE GRAFIK


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Skizzierte Analyse

L채rmanalyse


SCHWELLE 1 27

Bedeutung der Schwelle

Deinition der Schwelle

Querschnitt

Längsschnitt

VERFASSER*INNEN: Gaudy, Noëmi // Gosteli, Joel // Tourneur, Nathan // Wieland, Sarah


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SCHWELLE 2 29

VERFASSER*INNEN: Burgunder Lucas // Hostettler Nicola Marc // Nava Lydia Seraphina // Z端rcher Sascha Michael


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SCHWELLE 3 31

VERFASSER: Kolp, Jan // Leibundgut, Jonas // Schl端chter, Thomas // Stgier, Giuliano


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SCHWELLE 4 33

VERFASSER*INNEN: Ayilmaztepe, yonca // Eng, Matthias Fabian // Kandasamy, Remy Stephan // Nenniger, Lara


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SCHWELLE 5 35

VERFASSER: Fankhauser, Simon // Hirt, Fabian// Kofmel, Nicolas // Sprecher, Anian


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SCHWELLE SCHWELLE61 37

VERFASSER: Bagheri, Mahdi // Jenni, Florin


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SCHWELLE 7 39

VERFASSER*INNEN: Christen, Barbara // Lehmann, Simon // P채rn, Liina // von B체ren, Urs


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#3

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#3 // ANALYSE & INTERVENTIONEN Mittels Text- und Bildessays dokumentierte jedes Team für eine neue Schwellensituation folgende Fragen: • • • • •

Räumliche Beschreibung der Problemzone Welche Gegensätze liegen vor und werden nicht durch architektonische Infrastruktur vermittelt? Wie gehen die Betroffenen mit der Situation um? (Beispiele) Bestehen die Gegensätze zu allen Zeiten des Tages (und auch während der Nacht)? Welche Schlüsse können aus der Analyse von unterschiedlichen Zeitfenstern (verschiedene Tageszeiten // Wochentage und Wochenende) gezogen werden?

Anschließend wurden auf der Grundlage der Beschreibung & Untersuchung Konzepte für Schwellen entwickelt, welche die beobachteten Gegensätze durch architektonische Infrastruktur zu regulieren und zu vermitteln helfen.

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ÜBERSICHT DER SCHWELLEN 03

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1 // MÜNZPLATZ 2 // UFER BEI NAGELSWEG - SONNINSTRASSE 3 // IMMENHOF - MUNDSBURGER DAMM 4 // NORDKANAL - AMSINCKSTRASSE 5 // ALSTERWIESE SCHWANENWIK 6 // STADTHAUSBRÜCKE 7 // HAMBURG - HAMMERBROOK 0

2 KM

QUELLE: MAP DA DATAA © OPENSTREETMAP CONTRIBUTORS & EIGENE GRAFIK


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QUELLE: MAP DATA © OPENSTREETMAP CONTRIBUTORS & EIGENE GRAFIK

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SCHWELLE 1 SITUATIONSBESCHREIBUNG:

Das Münzviertel beindet sich im Stadtteil Hammerbrook inmitten zweier Industriegebieten, nahe beim Hauptbahnhof. Bis im Jahr 1982 befand sich hier die Münzprägeanstalt. Sie ist für die Namensgebung des Quartiers verantwortlich. Die namensgebende und denkmalgeschützte Münzburg (östlich) ist bis heute das Wahrzeichen des Viertels und akzentuiert mit der angrenzenden Bahnbrücke im Norden, einem historischen Gebäude im Westen und das soziale Wohnen im Süden den Münzplatz. Er ist Knotenpunkt im Viertel. Ein südöstlicher Teil des Viertels, das durch Straßen vom Quartier abgekoppelt erscheint wird die Insel genannt. Im Erdgeschoss der Münzburg beindet sich das Münzburg-Bistro und eine renommierte Galerie. Im Viertel sind in den Erdgeschossen kleingewerbliche Nutzungen sowie Institutionen für Obdachlose zu inden. Im sozialen Wohnhaus wird ein ehemaliger Fahrradraum zu einem Kulturraum für die Anwohner genutzt. Vor der renommierten Galerie steht eine Skulptur vom Künstler HD Schrader. Die Skulptur erscheint wie ein Fremdkörper auf dem Platz und verhindert die Weitsicht. Jedoch ist sie so positioniert, dass sie von jeder Straßenachse bestens ersichtlich ist. Einige Blumentöpfe aus gerostetem Stahl verhindern das Parkieren der Autos auf dem Gehsteig und bilden mit Holzbänken eine angenehme Sitzgelegenheit vor dem Bistro.

PROBLEME & GEGENSÄTZE: Die angrenzende Bahn erzeugt Lärm und konfrontiert sich mit der Hauptnutzung Wohnen. Im Quartier treffen sowohl die Bewohner (Studenten, Bedürftige und Familien) des Viertels, wie auch Obdachlose und Heroinabhängige aufeinander. Als Pendant zur Galerie mit ihren wirtschaftsorientierten Kunstausstellungen, sind die kahlen Mauern mit Grafitis versehen.

LEITIDEE DER INTERVENTION: Der Münzplatz soll mit wenig Aufwand und den vor Ort schon vorhanden Elementen einen Mehrwert für den Aufenthalt der Bewohner und Passanten erhalten. Die Parkierungsregelung soll ohne Signaletik eindeutig lesbar sein. Der Platz soll als Einheit wahrgenommen werden.

VORGEHEN & METHODIK: Der Gehsteig wird deutlich verbreitert. Die Parkierung von Autos und Fahrräder wird bis vor den Platz möglich sein. Auf dem Platz kann - bis auf zwei Behindertenparkplätzen - nicht mehr parkiert werden. Die breiten Gehwege erlauben die Zonierung von „Inseln“ (Teile, bestehende Grünbereiche) mit Würfeln aus rostigem Stahl – einmal als Blumentopf offen auf hartem Bodenbelag und einmal als geschlossener Körper auf begrünter Fläche. Die Stahlwürfel verhindern zudem das befahren des Trottoirs. Die Zonierung der Inseln wird mit Plastersteinen begrenzt. Das Haus gegenüber der Münzburg bietet neu einen kleinen Einkaufsladen. Die Mauern der Bahnunterführung werden gezielt von den Anwohnern aufgewertet. Der Lärm von der Bahnbrücke wird durch Steinkörbe und geplanzten Wildreben minimiert.

KURZBESCHREIBUNG: Der Münzplatz wird geregelt und erhält eine neue Verkehrsordnung und eine verbesserte Aufenthaltsqualität. Die vorhandenen Materialien und Elemente werden aufgenommen und addieren sich zu einem einheitlichen Ganzen.

VERFASSER*INNEN: Gaudy, Noëmi // Gosteli, Joel // Tourneur, Nathan // Wieland, Sarah

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INTERVIEW: Durch diverse Gespräche mit den Anwohnern, konnten wir viele Informationen sammeln.

BEDÜRFN Durch un Bedürfnis erfüllen: S Ruhe.

KUNSTWERK: Um die Übersicht auf dem Platz nicht einzuschränken, wird das Werk von HD Schrader umplatziert.


STATISTIK: Anhand einer Strichliste konnten wir den Verkehr auf dem Platz analysieren.

KLINGEL: Wusstet Ihr, dass man in Hausklingeln mehr lesen kann als gedacht? Multikulti.

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NISSE: nsere Intervention versuchen wir die sse der Anwohner und Nutzer zu Sicherheit // Übersicht // Austausch & GEGENSÄTZE: Vor Ort sind einige erkennbar - bswp. Wohnen vs. Verkehr, Eigentum vs. Sozialwohnungen, ...

COLLAGE // ANALYSE


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KLEINE PARKS: Der bestehende und gesch채tze Vorgarten wird erweitert und auf der gegen체berliegenden Strassenseite erweitert.

COLLAGE INTERVENTION

EG AUFGEHELLT: Das Erdgeschoss wird in einer helleren, freundlicheren Farbe gestrichen. Dies soll Kunden zum neu geplanten Shop locken.

KLEINE INSELN: Gehsteigerweiterungen entschleunigen den Strassenverkehr und bieten mehr Platz f체r individuelle Nutzungen, bspw. Quartiersfeste.


SCHALLSCHUTZWAND AUS STEINKöRBEN: Die Steinkörbe werden auf der Eisenbahnbrücke platziert und mit wilder Rebe überwachsen, wessen Blätter sich im Herbst rot färben und den Ort während der grauen Jahreszeit freundlicher wirken lassen.

DER BAUM: Er verbessert die Aufenthaltsqualität, in dem er Witterungsschutz bietet und dient als optischen Abschluss des Platzes.

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KREATIVWAND: Den Anwohnern wird die Möglichkeit gegeben, sich kreativ an der Gestaltung des Münzplatzes zu beteiligen.

METALLWÜRFEL: Die vor Ort gefundenen Metallwürfel werden vervielfältigt und als Parkverbot, Sitzgelegenheit, Beleuchtungsträger und gestalterisches Element eingesetzt. GRUNDRISS SKIZZE


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200 M


SCHWELLE 2 SITUATIONSBESCHREIBUNG: Unser Perimeter ist südwestlich der S-Bahnstation von Hammerbrook am Mittelkanal gelegen. Dabei bilden die zwei Strassenbrücken eine bauliche Begrenzung unseres Bearbeitungsbereiches. Der Kanal ist auf der einen Seite von Bürogebäuden gesäumt, auf der gegenüberliegenden Seite indet das Hotel „Mercure“ Platz. Neben diesem Hotel wird gebaut; es entsteht eine neue Wohnsiedlung. Die Nordseite wird von Arbeitnehmenden vor allem über den Mittag genutzt. Weiter ist diese Seite sehr stark von Personen als Durchgangsweg frequentiert. Über Treppen und eine Rampe wird dieser Uferbereich erschlossen. Eine alte Anlegetreppe wird teilweise als Sitzgelegenheit genutzt. Hinter dem Durchgangsweg beindet sich eine Baumreihe, welche dahinter liegende Sitzbänke visuell vom Weg trennt. Die Baumreihe und der Weg beinden sich zudem auf der anderen Seite. Dort gibt es vor dem Hotel einen grossen Platz, welcher nicht bespielt ist. Im Kanal indet man unübersehbar die „loating experience“, ein Hausboot für festliche Anlässe.

PROBLEME & GEGENSÄTZE:

Die Beplanzung wuchert über die Wege, Sitzbänke und Bodenbeläge. Neben der alten Bootanlegestelle fehlt sonstiger Bezug zum Wasser komplett. Da der alte Nutzen mit dem neuen Wunsch nach einer Sitzgelegenheit gewechselt hat, ist die Treppe viel zu klein und hat die falschen Proportionen. Die vorhandenen Sitzbänke im hinteren Bereich werden ihren gestellten Anforderungen kaum gerecht. Fehlende Abstellmöglichkeiten und Unterhalt sorgen für einen unangenehmen Aufenthalt. Nahe Verplegungsmöglichkeiten für die Arbeitenden sucht man vergebens. Auf der anderen Seite sieht es ähnlich aus: ein leerer Platz vor dem Hotel verschenkt viel Potential und das Hausboot auf dem Wasser verunmöglichen einen Sichtbezug zum anderen Ufer.

LEITIDEE DER INTERVENTION: Unsere Leitidee ist die Verzahnung der beiden Ufer sowie eine Entschleunigung des Durchgangweges. Wichtig dabei ist die neue, zweiteilige Brücke, welche die Ufer neu verbinden soll. Das störende Hausboot hat in unserer Vision keinen Platz. Der bestehende Platz vor dem Hotel soll eine neue Nutzung erfahren.

VORGEHEN & METHODIK: Unseren Perimeter haben wir an einem Vormittag, einem Nachmittag und einmal in der Nacht besucht und analysiert. Beim ersten Mal liessen wir den Ort auf uns wirken. Dazu teilten wir uns auf und hielten unsere Eindrücke mit Skizzen und Fotos fest. Weiter konzentrierten wir uns bewusst auf die Probleme und erstellten Bewegungsstatistiken und skizzierten Schemen, welche wir danach auswerteten. Dadurch gelang es uns, eine neue Gestaltung für den Ort vorzuschlagen.

KURZBESCHREIBUNG: Die Ufer werden durch ins Wasser auslaufende Wildgraszonen und gegenüberliegenden Stegen konzeptuell verbunden. Die zweiteilige Brücke verbindet beide Seiten. Der ehemals stark frequentierte Weg wird durch angeordnete Grünbereiche entschleunigt und bietet Platz für Essnischen. Der Platz vor dem Hotel wird als Terrasse des Hotelrestaurants benutzt. Eine Pergola bietet Schatten und eine optische Trennung zu der angedachten Spielstrasse vor dem Wohnbereich.

VERFASSER*INNEN: Burgunder, Lucas // Hostettler, Nicola Marc // Nava, Lydia Seraphina // Zürcher, Sascha Michael

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SCHWELLE 3 SITUATIONSBESCHREIBUNG:

Unser Bearbeitungsperimeter beindet sich an dem stark befahrenen Mundsburger Damm, welcher die Verbindung zwischen dem Hamburger Zentrum und dem Stadtteil Mundsburg bildet. Am Mundsburger Damm beinden sich viele kleine Läden. In wenigen Gehminuten ist das Naherholungsgebiet „Alster“ erreichbar.

KURZBESCHREIBUNG:

Die laute Hauptstrasse trifft auf die ruhige Quartierstrasse. Die bestehende Verkehrsführung ist unübersichtlich, der stop & go Verkehr an der Ampel erhöht die Lärmemission. Die Innenhöfe sind sehr privat, ruhig und abgeschottet. Der Quartierstrasse fehlt es an Aufenthaltsmöglichkeiten. In der näheren Umgebung gibt es keine Sitz- oder Spielmöglichkeiten, durch die Hektik wird das „Flanieren“ zum Nachteil der Geschäfte nicht unterstützt. Die lieblosen und wild zugewachsenen Blumenkisten dienen nur als Parkierschutz, generieren aber keinen Mehrwert.

Bei der Umsetzung des Interventionsgedankens sehen wir eine Aufwertung der Fuss- und Fahrradpassage vor. Es entsteht eine Begegnungszone, welche längs durch die Hauptstrasse und zum Quartier hin, durch die Wohnblöcke und deren grünen Vorzonen deiniert wird. In der Begegnungszone gibt es fünf verschiedene Bereiche, die durch die Verkehrswege der Fussgänger und Fahrradfahrer entstehen. Jeder Bereich hat speziische Eigenschaften, welche aus der Analyse hergeleitet wurden. Der Bereich zur Hauptstrasse hin dient als Fahrradabstellplatz und verhindert das Befahren der Begegnungsschwelle. Der Wartebereich ist zentral und bietet Ausblicke in alle Richtungen. Die Bereiche zum Verweilen laden zum Sitzen und Durchatmen ein. Der Spielbereich eröffnet die Spielstrasse und ist umgeben von den Warte- und Verweilbereichen. Der Gartenbereich beindet sich im Osten, somit erhält dieser genügend Sonne und schafft einen Übergang zu den bestehenden Vorgärten.

LEITIDEE DER INTERVENTION:

VERFASSER:

Mit unserer Intervention soll für die Quartierbewohner und Flaneure ein Zentrum geschaffen werden, das als Begegnungszone dient und den sozialen Austausch fördert.

Kolp, Jan // Leibundgut, Jonas // Schlüchter, Thomas // Stgier, Giuliano

PROBLEME & GEGENSÄTZE:

VORGEHEN & METHODIK: Vor Ort haben wir die Makro- und Mikrolage analysiert, in dem wir verschiedene Mappings und Statistiken erstellt haben. Die gesammelten Bewegungsabläufe, Nutzungen, Frequentierungen bis hin zur Flora zeigten die Eigenschaften und Deizite des Standorts auf. Anhand der Analyse des Fuss- und Fahrradverkehrs haben wir Zonen deiniert, in welchen Interventionen stattinden können, um den Deiziten entgegenzuwirken.

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MUNDSBURGER DAMM

Zentrum

Perimeter

Strasse B端rgersteig Gr端nraum SITUATIONANALYSE

ERDGESCHOSSNUTZUNGEN


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INNENHÖFE BLOCKRANDBEBAUUNG

Haus

Fahrradständer

Töpfe

Abfall

Töpfe Geländer

Ampeln

Pfosten

Baum

HINDERNISSE VOR ORT

MATERIALIEN, PFLANZEN UND HINWEISE


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LEGENDE: Flanieren Verweilen

HERLEITUNG INTERVENTION

EINBLICK IN DIE QUARTIERSTRASSE MIT BEGEGNUNGSZONE

SCHEMA ZONIERUNG INTERVENTION


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LEGENDE: Begegnen _ Flaneur _ gemeinsam Warten _ Sitzgelegenheit_ kurzweilig Verweilen _ Gem체tlichkeit _ beobachtend Fahrrad abstellen _ Fahrradst채nder _ stehend Spielen _ Unterhaltend _ dynamisch Garten _ Begr체nung _ erntend Fussg채nger Fahrradfahrer

MAPPING INTERVENTION


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SCHWELLE 4 SITUATIONSBESCHREIBUNG: Unser Standort liegt unterhalb dem Nordkanalbrücke an der Amsinckerstrasse. Hauptsächlich ist dieser Platz geprägt durch eine Hauptverkehrsachse, welche quer durch Hamburg führt. Auf der einen Seite ist der Anschluss an die A1, auf der Anderen die Anbindung an die A7. Dazu kommt die Überführung, welche die Anbindung des Amsinckerquartiers an die Hauptstrasse sichert. Der Teil, welcher westlich der Hauptstrasse liegt, weist zwar kleinere Probleme (Geschwindigkeitsüberschreitung, Parken an nicht markierten Plätzen etc.) auf, welche jedoch mit kleinen Interventionen (Fahrbahnschwellen, Pollern oder Wehrsteinen) zu bewältigen wären. Aus diesem Grunde entschieden wir uns, den Fokus auf den östlichen Teil dieser zwei Plätze zu richten. Dort erkannten wir verschiedene Deizite mit Potential zur Verbesserung. Im Norden ist der Platz durch einen privaten Parkplatz für Büroangestellte, im Osten durch den Brückenkopf, die Glas- und Kartonentsorgungsstelle und einer Baustelle abgegrenzt. Im Süden wird durch den Fahrradweg eine Schwelle zur Hauptstrasse geschaffen.

PROBLEME & GEGENSÄTZE: Unsere erste Problemzone ist beim Übergang zwischen dem Fussgängerstreifen und dem Radweg, welcher sich in der Nähe des ersten Brückenpfeilers beindet. Die Verkehrswege überschneiden sich an einer ungünstigen Stelle, an welcher Radfahrer die überquerenden Fussgänger erst in letzter Sekunde erblicken können. Die zweite Problemzone beindet sich am Rande unseres Perimeters. Der Radweg verläuft parallel zur Hauptstrasse. Dabei ist der Geschwindigkeitsunterschied zwischen den Fahrrädern und den Autos ausschlaggebend. Die meisten Radfahrer entscheiden sich dadurch gegen das Benützen des vorgesehenen

Weges und durchqueren den Platz nach eigenem Ermessen. Die dritte Problemzone beindet sich bei der Sammelstelle für Karton und Glas. Viele Passanten und Radfahrer nutzen den engen Raum zwischen den Container zum Passieren.

LEITIDEE DER INTERVENTION: Durch die Unattraktivität dieses Platzes wird dieser nicht zum Verweilen und Geniessen genutzt, sondern dient nur als Verkehrsläche. Mit unseren Interventionen (neue Verkehrsführung, Begrünung und Belichtung) sollen die Überschneidungen nicht entfernt, sondern übersichtlicher gestaltet werden.

VORGEHEN & METHODIK: Nach der Analyse beschäftigten wir uns intensiver mit den Wünschen der verschiedenen Nutzer ( Autofahrer, Radfahrer, Fussgänger, Besucher der Entsorgungsstelle und zwei Obdachlose). Daraus erstellten wir Mappings mit den verschiedenen Verkehrswegen und eruierten so die Probleme.

KURZBESCHREIBUNG: Das Lösen dieser Verkehrswege soll eine möglichst einwandfreie und problemlose Durchquerung dieses Platzes ermöglichen. Zudem sollen die beiden Obdachlosen, welche sich unter dem Brückenkopf eingerichtet haben, durch unsere Interventionen nicht von diesem Standort vertrieben werden, sondern ihr Refugium weiterhin beanspruchen können.

VERFASSER*INNEN: Ayilmaztepe, yonca // Eng, Matthias Fabian // Kandasamy, Remy Stephan // Nenniger, Lara

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SITUATION MIT DEN 2 PLÄTZEN

PROBLEMZONE 2// SCHNITT MIT EINFLÜSSEN

175 Fussgänger / h

118 Fussgänger / h

32 Radfahrer / h

41 Radfahrer / h

2866 Fahrzeuge / h

3254 Fahrzeuge / h

VERKEHRSZÄHLUNG Zählung um 14.00 Uhr Zählung um 22.00 Uhr

VERKEHRSZÄHLUNG AM PLATZ OST


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PROBLEMZONE 1 // WEGFÜHRUNG

LEGENDE: 1 _ Problemzone Wegführung 2 _ Problemzone freier Raum 3 _ Problemzone Entsorgungsstelle

PROBLEMZONE 3 // ENTSORGUNGSSTELLE & PLATZ MIT OBDACHLOSEN

SITUATION DER BEWEGUNGSABLÄUFE // INKL. PROBLEMZONEN


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LEGENDE: A _ Neuorganisation der Entsorgungsstelle B _ Umplatzierung der Wehrsteine C _ Neubau der Radwege D _ Belichtung der Brücke parallel zur Fahrbahn E _ Rückbau des alten Radweges, Begrünung mit Rasen INTERVENTIONEN AM PLATZ OST

INTERVENTION: Die Rad-Hauptverkehrsachse verläuft neu von Westen nach Osten über den Platz. Der Radweg von Süd-Osten spaltet sich und ermöglicht so eine problemlose Anbindung in beide Richtungen. Der alte Radweg (entlang der stark befahrenen Strasse) wird zurückgebaut und durch einen Rasenstreifen ersetzt. Dem Fussgänger wird kein genauer Weg vorgegeben, da dank der neuen Wegführung bei den gefährlichen Stellen das Passieren ohne Probleme möglich ist.

UMGANG MIT DEN OBDACHLOSEN: Die zwei Obdachlosen, welche sich den geschützten Freiraum unterhalb der Brücke angeeignet haben, wollen wir nicht von diesem Ort vertreiben. Hamburg als Stadt hat einige Obdachlose und verhält sich ihnen gegenüber vor allem im Stadtteil „Hamburg Mitte“ sehr sozial. Genau dieser Grundgedanke leitete uns zum Ziel, dass obschon wir einen Eingriff vornehmen, ihnen diesen Raum nicht wegnehmen, sondern weiterhin zur Verfügung stellen wollen.


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VISION // NEUE WEGFÜHRUNG IN ROT

VISION // NEUE WEGFÜHRUNG IN ROT


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SCHWELLE 5 SITUATIONSBESCHREIBUNG:

VORGEHEN & METHODIK:

Der analysierte Bereich liegt an der Aussenalster in Hamburg, gelegen zwischen der Innenstadt und dem Wohnviertel im Nordosten der Stadt. Er umfasst eine Parkanlage mit grosser Wiese, Seepromenade mit Wasseranschluss und einem Durchgangsweg für Velofahrer und Fussgänger. Die Qualitäten des Bereiches liegen in der schönen Aussicht auf das Wasser und die Stadt Hamburg, dem vielen Grün, dem Bezug zum Wasser und der Stadtnähe. Die wichtigste Qualität aber liegt in unseren Augen in der grosszügigen Fläche, welche eine vielseitige Nutzung zulässt. Diese Qualität zeigt sich in der genaueren Analyse, welche ergeben hat, dass die Parkanlage von einheimischen Hamburgern als Erhohlungs- und Freizeitraum genutzt wird und die Aktivitäten im Raum daher sehr vielseitig sind.

In der ersten Besichtigung haben wir den Standort gemeinsam analysiert und in einer Diskussion vor Ort unsere Eindrücke ausgetauscht. Zudem haben wir eine erste Zählung der Nutzer durchgeführt. In einem weiteren Schritt haben wir die Deizite des Ortes analysiert. Dabei haben wir die Deizite in drei Gruppen geteilt: 1. Architektonische Schwellen, 2. Soziale Schwellen und 3. Probleme Infrastruktur. Mit dieser Grundlage haben wir in einer Diskussion unsere Verbesserungsvorschläge ausgetauscht und daraus Interventionen erarbeitet. In einem letzten Schritt haben wir unsere Interventionen mit Plänen, Skizzen und Texten dargestellt.

PROBLEME & GEGENSÄTZE: Als wichtigsten Gegensatz für die Erarbeitung unserer Leitidee haben wir folgenden deiniert: Vorgegebene Nutzung vs. Freie Nutzung. Es geht dabei darum, dass sich der Stadtmensch im Park frei bewegen kann, ohne dass ihm gesagt wird, was er wo zu tun hat, wie das im Stadtraum der Fall ist. Ein anderer Gegensatz bezieht sich auf den hektischen Stadtbetrieb gegenüber der ruhigen Erholungswiese. Hier geht es darum, die Gegensatzpaare laut-leise und schnell-langsam mit geeigneten Schwellen nebeneinander bestehen lassen zu können.

LEITIDEE DER INTERVENTION: Aufgrund der Analyse haben wir einen Grundsatz aufgestellt, welcher bei den Interventionen stets einzuhalten und zu stärken ist: „Die Möglichkeit zur individuellen Nutzung ist die grösste Qualtität des Standortes.“

KURZBESCHREIBUNG: Die bestehende Parksituation kann die gestellten Anforderungen gut erfüllen. Einige festgestellte Schwellenbereiche können jedoch die aufeinandertreffenden Gegensätze nur ungenügend aufnehmen und erfordern eine Korrektur. Diese wollen wir in vier deinierten Bereichen angehen. • • • •

Bereich Ost (Zufahrt Ost, Schwelle Strasse-Wiese) Zufahrt Nord Land-Wasser Tag-Nacht

VERFASSER: Fankhauser, Simon // Hirt, Fabian // Kofmel, Nicolas // Sprecher, Anian

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QUALITÄT / FUNKTION: Der Park bietet mit seinen Qualitäten unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten an. Dies führt dazu, dass er von unterschiedlichen Menschen genutzt wird und deshalb diverse Funktionen nebeneinander bestehen können. FUNKTIONEN - Durchgang » Arbeitsweg Velo // Fussgänger » Joggingstrecke » Spazierweg - Aufenthalt // Freizeit - Erholung

Stadtteile Nordosten

QUALITÄTEN - schöne Aussicht/Weitsicht - grosszügige Fläche » Nutzungsfreiraum - Grünzone - Stadtnähe - Zugang zum Wasser

Hamburg Zentrum

PROBLEME / KONFLIKTE: Zum einen sind die Parkeingänge problematisch gestaltet und zum anderen entstehen durch die vielen Nutzungen Konlikte beim Betrieb dieses Parks. Folgende Beobachtungen haben wir gemacht: Fahrräder auf Wiese Müllberge

wenig Beleuchtung

problematische Einfahrt

schlechte Orientierung laute, hektische Strasse

wenig Schattenbäume

verschmutztes Wasser schlechter Zugang zum Wasser kein Zugang zum Wasser

Konflikte beim Zusammenleben keine Beleuchtung


FREQUENTIERUNG / NUTZUNGSSTUDIE:

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Um etwas über die Nutzung vor Ort zu erfahren führten wir Nutzungsstudien durch. Wir achteten dabei auf die Bewegungsströme durch den Park und die Aktivitäten im Park. FREQUENTIERUNG FREITAGS, 13.00UHR: Die erste Untersuchung fand an einem Freitagnachmittag statt. Auffällig dabei war die hohe Zahl an Durchgängern in Form von Joggern und Fahrradfahrern. Im Park fanden wir einzelne Personen vor, die entspannten und sich sonnten.

Legende: unterschiedliche Aktivitäten (bspw.: Fussball, Grillieren, Lesen)

Durchgangsverkehr unterschiedliche Gruppengrössen

FREQUENTIERUNG SONNTAGS, 21.00UHR: Die zweite Untersuchung machten wir an einem Sonntagabend. Die noch höhere Zahl der Durchgängern überraschte uns, jedoch verwunderte uns noch mehr, dass sich so viele Leute im Park aufhielten. Vorallem jüngere Menschen in Gruppen nutzten die Grünläche nach ihren eigenen Vorstellungen.

GEGENSÄTZE: Während wir uns mit unserem öffentlichen Platz beschäftigten, konnten wir mehrere Gegensätze feststellen, die uns bei den späteren Interventionen als Planungsgrundlagen dienten. VORGEGEBENE NUTZUNG VS. FREIE NUTZUNG Es ist Sonntagabend, wir sitzen auf einer Bank zwischen Grünläche und Durchgangspassage. Auf der Wiese jongliert eine junge Frau, eine Gruppe Jugendlicher grilliert zusammen, sie hören Musik und einige von ihnen spielen sich den Ball zu. Gekommen sind wir durch die Stadt, die uns genau sagt, wie wir uns wo zu verhalten haben. Uns wird bewusst welch grosse Qualität diese freie Nutzung ist.

HEKTIK VS. GELASSENHEIT Mit dem Stadtrad fahren wir in Richtung Park, viele Autos durchqueren die Strassen, die Menschen passieren den Fussgängerstreifen in striktem Tempo. Motorengeräusche begleiten uns während der gesamten Fahrt. Im Park angekommen entschleunigt sich unser Umfeld, die Leute entspannen auf der Wiese, die laute, hektische Stadt lassen wir hinter uns.


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Verdichtung Baumbestand

Fahrradweg Plattenbelag Joggingweg Kies

Eingang Park Schwelle

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Verzahnung Wiese - Weg

verbesserte Übersicht und Ausweichstelle

Trennung mit Gebüsch

Mauer 40 cm Aufwölbung der Wiese

Eingangsplatz zum Orientieren Asphaltweg zur Alster

bestehende Promenade zur vielfältigen Nutzung

2

3

‚Fussbecken‘

1

Holzterrassen zum liegen // sitzen

Sitzbänke Höhe 40 cm

Liegeinseln Gras Nord

2

INTERVENTION SCHWELLENZONE OST:

INTERVENTION EINGANG NORD:

Der Übergang vom Stadtgebiet zur Liegewiese soll mit einer sich gegen die Wiese aulösende Schwellenzone geklärt werden. Dabei sollen die Gegensatzpaare laut-leise und schnell-langsam geklärt werden.

Mit einem Platz und einer klaren Materialwahl der Bodenbeläge soll der Parkeingang übersichtlicher gestaltet und die Fussgänger dadurch an die Alster geführt werden.


75 Liegeinseln Gras

‚Fussbecken‘

bestehende Promenade zur vielfältigen Nutzung

Aufwölbung der Wiese

Holzterrassen zum liegen // sitzen

indirekte Beleuchtung der Sitz- und Aufenthaltsflächen

Verdichtung Baumbestand

Mauer 40 cm

keine Beleuchtung der Wiese

3

gute Beleuchtung des Durchgangsweges

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INTERVENTION ÜBERGANG WASSER-LAND:

INTERVENTION TAG-NACHT:

Das Wasser soll für die Parkbesucher besser erlebbar werden. Deshalb wird die Wiese mit ‚Liegeinseln‘ Richtung Wasser optisch vergrössert und der Wasserzugang mit Holzterrassen verbessert werden.

Die Uferpromenade und die Holzterrassen sollen auch Nachts verwendet werden können und werden dafür mit indirekter Beleuchtung aufgehellt. Zudem wird der Fahrradweg mit mehr Kandelaber besser beleuchtet.


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SCHWELLE 6 SITUATIONSBESCHREIBUNG:

LEITIDEE DER INTERVENTION:

Der Standort setzt sich aus einer grossen Treppe sowie einem kleineren Vorplatz zusammen und liegt direkt an einem Kanal. Es hat zwei kleine Treppen, die direkt zum Wasser führen. So ist der Standort auch vom Wasser her zugänglich, was gelegentlich Kajakfahrer anlockt, welche dort Pause machen und etwas Kaltes trinken. Ausserdem kommt zu gewissen Zeiten ein Boot mit Touristen vorbei, welches Kanalfahrten anbietet. Die Schwelle wird zudem von Fischern besucht. Der Standort liegt genau an einer starkbefahrenen Brücke und wird auch von vielen Fussgängern und Velofahrern genutzt. Man hätte einen direkten Zugang unter die Brücke, aber der ist durch ein Gitter gesperrt. Dies dient hauptsächlich dazu, Obdachlose davon aufzuhalten, sich unter der Brücke einzunisten. Die Schwellensituation ist vorwiegend umgeben von Bürobauten, momentan ist auf der Ostseite der Brücke eine grosse Baustelle. Oberhalb der Brücke ist das Restaurant Schweinske, welches über eine grosse Terrasse mit direktem Blick auf den Standort verfügt. Das Restaurant bietet - wie der Name schon andeutet viele Spezialitäten mit Schweineleisch an. Es ist auffällig, dass nur eine Seite der Treppe genutzt wird. Denn diese ist besser zugänglich und durch die Steinmauer geschützt.

Den Ort so neu gestalten, dass dieser vermehrt genutzt und für die Leute attraktiver wird. Ausserdem sollte der Standort auch in der Nacht Leute anziehen. So können die Besucher auch in den ruhigeren Abendstunden an diesem eigentlich sehr schönen Platz verweilen.

PROBLEME & GEGENSÄTZE: Es gibt viele unterschiedliche Gegensätze und Probleme. Ein grosses Deizit ist der Lärm, welcher durch den Verkehr ausgelöst wird. Der Standort wäre viel attraktiver, wenn man während dem Tag besser von ihm geschützt wäre. Leider ist dies fast unmöglich umzusetzen. Auch wenn der Bezug zum Wasser die Qualität des Standortes ausmacht, ist er mangels Angebot und Lärm sehr wenig besucht.

VORGEHEN & METHODIK: Anhand von Personenzählungen und Analysen haben wir versucht herauszuinden, wie der Ort genutzt wird und was für eine Intervention an diesem Ort realisierbar wäre, damit sich dort bestimmte Nutzergruppen vermehrt aufhalten. Wir haben nicht nur Leute gezählt, sondern auch mit verschiedenen Personen das Gespräch gesucht, um möglichst viel über den Ort zu erfahren. Um den Ort besser analysieren zu können, haben wir zwei Diagramme erarbeitet: eines während dem Tag und eines in der Nacht. Dadurch konnten wir Unterschiede zwischen Tag und Nacht feststellen.

KURZBESCHREIBUNG: Unsere Intervention besteht darin, dass wir unter der Brücke eine Bar einrichten, welche Leute zu unserem Ort einlädt. Ausserdem werden auf der Treppe mit neuen Betonelementen Sitzgelegenheiten geschaffen. So wird das etwas Sitzen bequemer als auf der Treppe. Ausserdem sind die Betonelemente mit Lichtstreifen ausgestattet, was den Ort auch in der Nacht attraktiv macht. Die Bar ist durch die Brücke verdeckt und versprüht ein bisschen das Gefühl von einer Underground Bar.

VERFASSER: Bagheri, Mahdi // Jenni, Florin

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TREPPE

KANAL

TAG

NACHT

STÄRKE UND SCHWÄCHEN

RESTAURANT


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BEWEGUNGEN: Die Bewegungen der Personen und Autos sind mit Pfeilen signalisiert. Je dichter die Pfeile, desto st채rker ist die Bewegung. BEWEGUNG

AUFENTHALTSORTE: Rote Punkte zeigen die Punkte, wo sich die Leute hingesetzt haben. Blaue Punkte sind die Stehaufenthaltsorte.

SITZEN


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INTERVENTION: Die Bar soll mehr Leute an diesen Standort bringen. Die Sitzgelegenheiten sollen daf端r sorgen, dass sich die Leute l辰nger aufhalten und den Ort attraktiver wahrnehmen. GRUNDRISS

BELICHTUNG: Die Intervention sorgt daf端r, dass der Standort auch in der Nacht gen端gend beleuchtet ist, so dass man sich dort aufhalten kann.

BELICHTUNG


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ANSICHT

PERSPEKTIVE


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QUELLE: MAP DATA © OPENSTREETMAP CONTRIBUTORS & EIGENE GRAFIK

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SCHWELLE 7 SITUATIONSBESCHREIBUNG:

KURZBESCHREIBUNG:

Das Quartier Hammerbrook liegt ca. 1,5 km südöstlich vom Hauptbahnhof Hamburg. Es handelt sich um ein Büroquartier, nur wenige Leute wohnen dort. Unser Standort war die Bushaltestelle und der Ein-/Ausgang zur S-Bahn Hammerbrook Nord.

Szene 6 Stuhlreihe vorne von 07.55 bis 08.05 Uhr. Mehrere Passanten gehen hinter der Stuhlreihe durch Richtung S-Bahn Eingang. Ein älterer Mann geht nach vorne zu der Reihe und begutachtet sie. Junger Mann kommt aus dem S-Bahn Ausgang und geht direkt zur Betonstützmauer, lehnt sich dort an, raucht eine Zigarette. Ein Mann geht zum Busfahrplan, eine jüngere Frau setzt sich ohne zu zögern auf den Stuhl 4. Gekonnt schiesst sie ein Selie. Dicker Mann - wir haben ihn bereits am Dienstag gesehen - läuft zum Fahrplan, bemerkt die Klappstühle hinter sich, schaut sie innig an, entscheidet sich dann doch, sich an die Betonstütze zu lehnen. Eine weitere Frau stellt sich vor die hintere Stütze und raucht dort. Der erste Mann geht bis zum zweiten Bushalteschild und positioniert sich schliesslich in der Mitte. Ein weiterer Mann steht zuerst hinter den Stühlen und geht dann zum Fahrplan. Ein Paar geht zu den Stühlen, die Frau setzt sich auf den ersten Stuhl, der Mann stellt sich zwischen die Stühle und unterhält sich mit seiner sitzenden Frau. Eine weitere junge Frau stellt sich vor die Stuhlreihe und telefoniert. Dann kommt der Bus, alle steigen ein, er fährt ab.

PROBLEME & GEGENSÄTZE: Für die meisten Menschen, die die S-Bahn benutzen, handelt es sich um eine Durchgangszone. Die Bushaltestelle hingegen dient als Wartezone. Durchgehen und stehenbleiben sind die zwei gegensätzlichen Aktivitäten, die am Standort stattinden. Es gibt genügend Platz zum Durchlaufen, zum Warten ist der Ort jedoch nicht angenehm. Es fehlen vor allem Sitzmöglichkeiten. Die Wartenden setzen sich auf die hintere Treppe oder auf die Stützmauer. Bei Regen aber, sind sie dort der Witterung ausgesetzt.

LEITIDEE DER INTERVENTION: Aus dem festgestellten Problem haben wir für uns folgende Thesen gestellt: Wie verhalten sich Personen mit einer Sitzgelegenheit? Werden diese überhaupt genutzt? Hat die Setzung einen Einluss? Fördert die Sitzgelegenheit die Kommunikation zwischen Passanten?

VORGEHEN & METHODIK: Um die Fragen zu beantworten haben wir vier Methoden angewandt: „schriftlicher Beschrieb des Geschehens“, „Zählung von Passanten“, „bildliche Festhaltung der Situation“ und „Bewegungsanalyse“. Das Zeitfenster der Analyse war immer die Zeit zwischen zwei Bussen (Intervall von 10-25 Minuten je nach Fahrplanzeiten).

Gemäss diesem Muster haben wir 22 Szenen festgehalten. Auf den folgenden Seiten, ist die Herleitung der Intervention sowie das Erlebte zu betrachten.

VERFASSER*INNEN: Christen, Barbara // Lehmann, Simon // Pärn, Liina // von Büren, Urs

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BEWEGUNGSANALYSE AM MORGEN

Passanten

Velo // Skateboard

BEWEGUNGSANALYSE AM ABEND

Passanten

Velo // Skateboard


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ZONENPLAN

Wartezone

Verkehrszone

Raucherzone

S-BAHNHOF HAMMERBROOK, QUELLE: URS VON BÜREN, 2015

ÜBERSICHT SETZUNGSVARIANTEN

Setzungsvarianten


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ANEKDOTE „ZUM MITNEHMEN?“ „Ein Mann fährt mit dem Motorrad hin. Er sieht die Stühle, nimmt einen Stuhl aus der Reihe, stellt ihn an die Sonne, nimmt ein Buch hervor und fängt an zu lesen. Nach einer Weile kommen zwei Männer vom Sicherheitspersonal der Deutschen Bahn. Sie fragen den Lesenden über die Stühle aus. Er antwortet: „Offensichtlich möchte jemand, dass man sich hinsetzt.“ Etwas nervös gingen wir zu der Gruppe hin und erklärten ihnen unser Experiment. Einer der Sicherheitsbeamten antwortete, dass er nur wissen wolle, ob die Stühle zum Verkauf stehen. Er würde gerne einen oder zwei bei sich im Garten haben.“

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ANEKDOTE „ERSTER VERSUCH“ „Ein junger Mann setzt sich auf den 4. Stuhl und animiert den etwas älteren, skeptischen Kollegen, ihm das Gleiche nach zu machen. Dieser überprüft den Stuhl zuerst von allen Seiten und entscheidet sich nach eine Weile, sich doch auch noch hinzusetzen.“

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Die angebotenen Sitzgelegenheiten wurden benutzt. Wir haben Stühle von einer Zigarettenmarke verwendet. Dies war einerseits ein Hinweise auf eine vermeintliche Werbeaktion, anderseits war es sicher auch eine Hemmschwelle für Passanten, da sie nichts mit dieser Zigarettenmarke zu tun haben wollten. Bei der Setzung haben wir festgestellt, dass die beliebteste Setzung direkt vorne bei der Haltestelle war. Seitlich oder unregelmässig hingestellte Stühle wurden wenig benutzt.Anders als wir erwartet haben, wurde die Kommunikation zwischen den sitzenden Menschen nicht gefördert. Wir sind der Meinung, dass man unsere Methodologie bei einer längeren Versuchsreihe deutlichere Resultat ergeben würde. Sicher wäre es zudem besser Stühle mit anderen Logo zu benutzen, z.B. der Stadt Hamburg oder der Deutsche Bahn.

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FAZIT & REFLEXION Wie in vielen europäischen Städten, inden in Hamburgs gebautem Stadtkörper ambitionierte Bautätigkeiten statt: bestehende Siedlungen und innerstädtische Flächen, welche bislang anderweitig genutzt wurden, werden derzeit für den Wohnungsbau aktiviert und maßvoll nachverdichtet. Dies bedeutet einerseits eine Bewahrung der Landschaftsräume in der Metropolregion, bringt aber die städtischen Freiräume in Bedrängnis. Der Nutzungsdruck auf den öffentlichen Raum wächst mit der Stadt und der Bevölkerungsdichte: immer mehr Beteiligte fordern Rechte auf die Nutzbarkeit ein, bestehen auf angemessenen sowie altersgerechten Angeboten und konkurrieren so um ein knappes städtisches Gut: den öffentlichen Raum. Diese Ausgangslage brachte uns auf die Idee, mit einer Summer School den öffentlichen Raum in Hamburg genauer zu untersuchen und den Studierenden aus dem Bachelor Architektur eine Möglichkeit zu offerieren, sich vertieft mit den städtischen Zwischen-, Frei- und Grünräumen auseinanderzusetzen. Am Beispiel der Schwelle, gemäss Walter Benjamin die „Zone des Übergangs“, erforschten die Studierenden den öffentlichen Raum, seine sozialen und architektonischen bzw. raumgestalterischen Qualitäten und Deizite. Die Strukturierung in der Summer School in drei Teile – Lektüre-Vorbereitung, Feldforschung und Nachbearbeitung – erwies sich als sinnvoll: die Studierenden verfügten bereits bei ihrer Ankunft in Hamburg über ein gutes theoretisches Grundverständnis der Thematik und konnten gleich zu Beginn des zweiwöchigen Aufenthaltes mit der Feldforschung beginnen und entwickelten Interventionen vor Ort. Die letzte Woche diente der redaktionellen Bearbeitung und der Zusammenstellung dieser Broschüre. So stehen die Ergebnisse unserer Summer School den Studierenden für das weitere Studium zur Verfügung. Zwischen den Studierenden und dem Coaching-Team bestand in Form von Vorlesungen, Tischgesprächen und gemeinsamen Ortsbegehungen ein reger Austausch.

Ergänzend dazu fanden mehrere Tour d`Horizons mit unterschiedlichen Schwerpunkten statt: Werkzeuge der experimentellen Feldforschung, eine Fahrradtour zu den Projekten der Internationalen Bauausstellung (IBA) und ein ganz besonderer Stadtrundgang mit Hinz & Kunzt (Strassenmagazin // Vertrieb durch obdach- und wohnungslose Menschen) zu Hamburgs Nebenschauplätzen. Die Teilnehmer*innen, welche sich während ihres Studiums vorwiegend mit der gebauten Umwelt beschäftigen, meisterten den Sprung in den urbanen Zwischenraum äußerst erfolgreich. Sie haben sich in die Rolle des Forschers versetzt und sich mit den teils sehr komplexen Schwellensituationen intensiv beschäftigt. Mit einer engagierten Arbeitsleistung haben sie sorgfältig beobachtet, eine Fülle von Skizzen angefertigt, Statistiken erstellt, Experimente durchgeführt und dadurch die Basis für ihre Interventionen erarbeitet. Damit die Ergebnisse dieser Summer School den Studierenden für das weitere Studium zur Verfügung stehen, wurde diese Broschüre zusammengestellt. Folgefragen, die sich aus dieser Summer School ergeben haben und in weiteren Projekten behandelt werden könnten, beziehen sich vor allem auf einen stärkeren Miteinbezug der Architektursoziologie: Welche Modelle und Analyseansätze gibt es hier, um die Interaktion zwischen gebauter, physischer Infrastruktur und sozialem Raum, zwischen Bau- und Lebensformen zu analysieren und zu beschreiben? Und wie lassen sie sich diese Ansätze für die Ortsanalyse von Architekten operationalisieren? Auch die für alle Beteiligten zwar nicht überraschende doch in ihrer Evidenz beeindruckend zu erfahrende Konvergenz von vertieften – (zeitintensiven) Lektüren des Ortes und kompositorischen Strategien des architektonischen Entwurfs würde eine weitere methodologischen Relexion im Rahmen einer Summer School verbunden mit geeigneten Versuchsanordnungen verdienen. Tim Kammasch, Bettina Steuri & Gionatan Vignola

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DANKSAGUNG Gerne möchten wir uns bei folgenden Personen für ihr Engagement bedanken: ::: Sebastian Bührig für die inspierenden Beiträge zu den experiementellen Feldforschungsmethoden und den wertvollen Ideenaustausch während den Vorbereitungen. ::: Dirk Schubert für die äusserst spannende Zeitreise durch Hamburgs Stadtgeschichte. ::: Harald von Hinz & Kunzt für den etwas anderen Stadtspaziergang zu Hamburgs Nebenschauplätzen und die Einblicke in das Leben von Obdach- und Wohnungslosen in Hamburg. ::: Kai Dietrich für die abenteuerliche Fahrradtour zu den Projekten der Internationalen Bauausstellung (IBA). Die letzte Station auf dem Klütjenfelder Hauptdeich - mit Blick auf die fast fertige Elbphilharmonie - war ein gelungener Abschluss. ::: peter Sitt für die Organisation des Arbeitsraumes an der HafenCity Universität - einen besseren Ausblick hätten wir uns nicht wünschen können. ::: Andrew Whiteside für das Vertrauen, die Unterstützung und den steten Gedankenaustausch. ::: Und natürlich bei allen Studierenden für die engagierte Teilnahme und gute Zusammenarbeit. Über die sorgfältigen Beobachtungen, die wunderbaren Skizzen und die tollen Gespräche haben wir uns sehr gefreut.

Hamburg // Burgdorf, 04. September 2015 Tim Kammasch, Bettina Steuri & Gionatan Vignola

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Summer School 17. August bis 04. September 2015 Berner Fachhochschule // AHB


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