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Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum
Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, Leibniz- Forschungsmuseum für Georessourcen, wurde am 01. April 1930 gegründet. Aus den überschaubaren Anfängen eines „Geschichtlichen Museums des Bergbaus“ ist im Verlauf von inzwischen über 90 Jahren das weltweit größte Bergbaumuseum entstanden. Dabei geht es nicht nur um Kohle, sondern auch um Salz, Gold, Silber, Kupfer und schließlich um seltenere Rohstoffe wie Lithium und Molybdän.
Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte der Bergbau zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen Deutschlands. Bereits 1868 gründete in Bochum die Westfälische Berggewerkschaftskasse (WBK), ein Gemeinschaftsunternehmen des Ruhrbergbaus, eine Lehr- und Schausammlung „Bergbaulicher Utensilien“. Jungen Bergleuten, nicht der breiten Öffentlichkeit, sollte hier die Technik des Bergbaus und die Natur des Steinkohlengebirges vermittelt werden. Pläne für ein öffentlich zugängliches Bergbau-Museum in Bochum wurden zwar diskutiert, jedoch wegen der schlechten Wirtschaftslage bis 1927 nicht umgesetzt. Dann ergriffen die Stadt Bochum und die WBK die Initiative, und Heinrich Winkelmann, Bergingenieur und später erster Museumsdirektor, konzipierte die Umgestaltung des ehemaligen Schlachthofes in ein Museum. Es entstand also keineswegs aus den Anlagen einer ehemaligen Zeche, wie es heute noch viele Besucherinnen und Besucher annehmen. Der Startschuss war die Gründung am 01. April 1930 durch die Stadt Bochum und die Westfälische Berggewerkschaftskasse. Das in der ehemaligen Bochumer Großviehschlachthalle entstandene Museum wurde zunächst durch einen Direktor, einen Modellmeister und einen Modellwärter betrieben und wuchs schrittweise.
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Nach Ende des Zweiten Weltkriegs standen zunächst Aufräum- und Restaurierungsarbeiten an, bevor 1946 eine erste Ausstellung eröffnet wurde. Ab 1948 war auch das Anschauungsbergwerk wieder zugänglich. Bereits 1947 gründete sich die „Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V.“. Der Förderverein des Museums ist auch heute äußerst engagiert und fördert tatkräftig zahlreiche Aktivitäten rund um den Bergbau.
Unter dem Museumsdirektor Hans Günter Conrad, der 1966 seinen Dienst antrat, wurde das historisch ausgerichtete Museum erweitert. Es wurde zu einem „Forschungsmuseum“ umgestaltet, das heißt, zu einem von Bund und Ländern mitfinanzierten außeruniversitären Forschungsinstitut. 1969 wurde das BergbauArchiv Bochum gegründet. Seine Aufgabe ist, Schriften, Akten und Fotos – also Zeugnisse aller Art aus dem gesamten deutschen Bergbau – zu sammeln, zu sichern und zu erschließen.
1973 erhielt das Bergbau-Museum sein Wahrzeichen. Das ehemalige Doppelbock-Fördergerüst der stillgelegten Schachtanlage „Germania“ mit seinen 71,4 m Höhe und 650 t Gewicht geht wie das Museumsgebäude auf Entwürfe des Industriearchitekten Fritz Schupp zurück. Ein Fahrstuhl wurde eingebaut, der Anschauungsbergwerk, Aussichtsplattform und Museum miteinander verbindet. Mit der Bewahrung des Gerüstes setzte das BergbauMuseum die Diskussion über die Erhaltung von technischen Industrieanlagen als bewahrenswerte Denkmäler in Gang. Die Pflege technischer Denkmäler gehört seitdem zu den Forschungsaktivitäten des Museums. In der Bewertung seiner Bedeutung als Fach- und Spezialmuseum in der Museumslandschaft in Deutschland und im internationalen Rahmen wurde das Bergbau-Museum am 01. März 1976 in Deutsches Bergbau-Museum Bochum umbenannt.
1977 wurde das Deutsche Bergbau-Museum Bochum von der Bund-Länder-Kommission (BLK) als Forschungsmuseum anerkannt und in die gemeinsame Forschungsförderung durch Bund und Länder aufgenommen. Es gehört seither zu den Instituten der „Blauen Liste“, heute Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V. oder kurz Leibniz-Gemeinschaft. 1979 wurde das Deutsche Bergbau-Museum Bochum in die Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen.
Mit dem DBM+ konnte 2009 ein architektonisch moderner Anbau eröffnet werden, um Sonderausstellungen zeitgemäß zu präsentieren. Ab 2014 startete am Deutschen Bergbau-Museum Bochum ein umfassender Strukturierungsprozess unter der Bezeichnung „Masterplan DBM 2020“. Neben Restrukturierungen des Organisationsaufbaus gehörten dazu ein umfassender Umbauprozess sowie die Konzeption einer neuen Dauerausstellung. In diesem Zusammenhang wurde das Museum in einem logistischen Kraftakt mit seinen Musealen Sammlungen, Bibliothek | Fotothek und dem Bergbau-Archiv Bochum komplett beräumt und ausgelagert. Mitarbeitende und Objekte zogen zum Teil an Interimsstandorte. Zeitgleich wurde die neue Dauerausstellung konzipiert. Vier neue Rundgänge sollten zukünftig die Bandbreite des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen darstellen.
Die Konzeption der neuen Dauerausstellung wurde in einem ersten Teil zeitgleich mit dem Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus abgeschlossen: Am 28. November 2018 wurden die ersten beiden Rundgänge „Steinkohle“ und „Bergbau“ im Nordflügel eingeweiht. Sie vermitteln epochen- und spartenübergreifend die Geschichte der deutschen Steinkohle sowie die weltweiten Beziehungen zwischen Mensch und Bergbau. Im Sommer 2019 wurde die Eröffnung der neuen Dauerausstellung mit einem großen Museumsfest gefeiert. Seit Juli 2019 präsentiert sich damit das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, mit vier thematischen Rundgängen: Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst.
www.bergbaumuseum.de/geschichte
STEINKOHLE, BERGBAU, BODENSCHÄTZE UND KUNST
Vier Rundgänge führen unsere Besucherinnen und Besucher durch das Haus: Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst vermitteln damit die Bandbreite des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen. Über 3 000 Exponate – darunter Objekte aus dem Montanhistorischen Dokumentationszentrum des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Leihgaben und neue Exponate – werden für die vier Rundgänge auf gut 8 000 m² in neuem Licht präsentiert.
Mit der neuen Ausstellung stellen wir uns der Herausforderung, Inhalte und Ergebnisse aus der eigenen Forschung spannend, lehrreich und informativ zu präsentieren und die diversen Zielgruppen mit verschiedenen Vermittlungsangeboten anzusprechen. Ob als interaktives Spiel, multimediale Vermittlungsstation, Kinderspur oder Hands-on-Exponat – vielfältig werden die Inhalte der Dauerausstellung vermittelt.
www.bergbaumuseum.de/rundgaenge
Die Sanierung des Nordflügels und die Neugestaltung der Rundgänge Steinkohle und Bergbau wurden von der RAG-Stiftung im Rahmen des Projektes „Glückauf Zukunft!“ gefördert. Die Sanierung des Südflügels und die Neugestaltung der Rundgänge Bodenschätze und Kunst wurden im Rahmen der Bund-Länder-Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Beide Maßnahmen wurden zudem gefördert durch die Träger des Hauses: die Stadt Bochum und die DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH.
ANSCHAUUNGSBERGWERK
War das Deutsche Bergbau-Museum Bochum eigentlich einmal eine Zeche? Nein, war es nicht. Aber in 20 Metern Tiefe unterhalten wir ein Anschauungsbergwerk, das einem realen Bergwerk nachgebildet wurde.
Mit dem Anschauungsbergwerk und dem Seilfahrtsimulator werden die Einblicke in die vielfältigen Facetten des Bergbaus im Deutschen Bergbau-Museum Bochum auch unter Tage vermittelt. Auf dem gut 1,2 km langen untertägigen Streckennetz erhalten unsere Besucherinnen und Besucher Eindrücke vom Alltag unter Tage und von den technikhistorischen Entwicklungen im (Steinkohlen-)Bergbau.
www.bergbaumuseum.de/anschauungsbergwerk
Die Dauerausstellung wurde bereits mehrfach für ihr Design ausgezeichnet – u. a. mit dem Red Dot Award „Brands & Communication“ und der ADC Auszeichnung in Bronze. Wer sorgt eigentlich dafür, dass es unter Tage museumsreif bleibt? Im Deutschen Bergbau- Museum Bochum ist der Fachbereich Bergbautechnik | Logistik für die Instandhaltung des Anschauungsbergwerks zuständig. Die dort tätigen Kollegen waren mehrheitlich vorher im Steinkohlenbergbau aktiv und kennen die Arbeit unter Tage daher aus dem Effeff.