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Gestern? Heute
Sensible Objekte der Ethnologischen Sammlung
Handle with care
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Mit der Ausstellung „Ausgepackt“ (2020/2021) hat das Museum Natur und Mensch bewiesen, wie man anspruchsvolle, kritische Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert. Mit „handle with care“ sucht es nun den Dialog über die Vergangenheit seiner Sammlungen und Ausstellungsobjekte, deren Aussagen und Herkunft.
Das ist kein einfaches Unterfangen aber notwendig und lohnend, wie Erfahrungen aus Karlsruhe zeigen. Dort wurden 2014 vom Badischen Landesmuseum zwei im Handel erworbene frühkykladische Objekte an das griechische Nationalmuseum Athen repatriiert. Daraus ergab sich eine fruchtbare Zusammenarbeit, die zu der großen, vom Griechischen Nationalmuseum konzipierten Karlsruher Ausstellung „Mykene“ führte. „Das Grab des Greifenkriegers“ - ein neuer Fund - wurde erstmals nicht in Athen, sondern in Karlsruhe im Rahmen dieser Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.
Vermutlich wird niemand die aus dem Vorderen Orient stammende Glasschale im Archäologischen Museum Colombischlössle repatriieren wollen, die in einem Hallstattgrab aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert bei Ihringen gefunden wurde. Hingegen wartet die Schatzkammer des Museums auf die Rückkehr der Schwertscheide aus Gutenstein aus dem 7. Jahrhundert. Sie galt lange als verschollen und befindet sich heute als ehemaliges Beutegut der Roten Armee in Russland.
Relief-Platte, Königreich Benin, Nigeria, 16.-17. Jahrhundert, Museum Natur und Mensch – Städtische Museen Freiburg Foto: Axel Killian
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Koloniale Raubkunst und Provenienz-Forschung
Ethnologische Museen stehen in den letzten Jahren im Fokus einer kritischen Öffentlichkeit. Doch warum sind ihre Objekte so sensibel? Der Begriff umfasst viele Aspekte: Wie kamen die Exponate in die Sammlung? Wem gehörten sie ursprünglich? Was ist ihre kulturspezifische Bedeutung? Und wie gehen wir heute mit ihnen um? „Handle with care“ zeigt, welche ethischen und praktischen Fragen auch das Freiburger Museum Natur und Mensch beschäftigen.
Die kunstvollen Bronzen aus dem Benin sind ein Beispiel. Sie wurden in Europa gehandelt, stammten aber aus einer britischen Strafexpedition in 1897. Sie sind in Nigeria Bestandteil der Geschichte. Mark Walker, Enkel eines damaligen Offiziers, hat gezeigt, was zu tun ist. Er hat die in seinem Besitz befindlichen Bronzen auf eigene Kosten nach Benin City zurückgebracht.
Freiburg und Kolonialismus
Ergänzt wird das Thema durch die Ausstellung: „Freiburg und Kolonialismus: Gestern? Heute!" im Augustinermuseum. Einst waren nicht nur die Akteure in den Kolonien von der Rassenideologie überzeugt, auch in Freiburg waren ihre Denkmuster verbreitet. Wie äußerten sie sich im Alltag? War damit nach Ende des deutschen Kolonialismus 1919 endgültig Schluss? Noch in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts galten in Freiburg Vorurteile und Handlungsmuster. Wirken sie bis heute? Erinnern wir uns: In Freiburg wurde die Dauerausstellung der Ethnologie einfach weggesperrt, die dafür Verantwortlichen haben das bis heute nicht korrigiert. Auch in Freiburg gilt es, koloniale Verflechtungen aufzuarbeiten und Kunst und Geschichte freien Raum zu geben. Götz Peter Lebrecht

Glasschale, Grabfund Ihringen, Hallstatt-Zeit Archäologisches Museum Colombischlössle Fotografin Manuela Schreiner, ALM. Aus Kanada stammt das im 19. Jahrhundert angefertigte Kopftuch. Hierzu gibt es eine Kooperation der Freiburger Ethnologischen Sammlung mit dem kanadischen Haida Gwaii Museum und Haida Vertreterinnen und Vertretern.

Augustinermuseum Freiburg und Kolonialismus – Gestern? Heute! 25. Juni 2022 - 11. Juni 2023
Museum Natur und Mensch Handle with care – Sensible Objekte der Ethnologischen Sammlung 1. Juni 2022 - 22. Januar 2023