Berliner Berliner Festspiele
JAHRES— MAGAZIN 2018
The future ages faster than the present. Norman Klein
Seite 10 und 24
Neustart im Gropius Bau und beim Jazzfest Berlin Stephanie Rosenthal, die neue Direktorin des Gropius Bau und Nadin Deventer, die neue künstlerische Leiterin des Jazzfest Berlin, im Gespräch mit Intendant Thomas Oberender
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Von A bis Z: Die Berliner Festspiele in 125 Begrifen Seite 42
Kalendarium
Berliner Festspiele
Gropius Bau
[BFS]
[GB]
MaerzMus i k – Festival f ür Ze i t f r agen
[MM]
BUNDESWETTBEWERBE CIRCUS
[BWB]
[CRC]
THEATERTREFFEN
[TT]
Immersion
[IM]
MUSIKFEST BERLIN [MFB]
Jazzfest Berlin
[JFB]
Berliner Berliner Festspiele
JAHRES— MAGAZIN 2018
Berliner Festspiele
Ich kenne keine andere Stadt, in der diese Art von Musik so selbstverständlich, quasi überall stattfindet. Nadin Deventer ↳ Seite 10
Wenn Berliner eine Festspiele Kulturinstitution Gropius Bau irgendetwas MaerzMus i k – weitergeben Festival f ür i t f r agen kann,Zedann ein Gefühl dafür, BUNDESdassWETTdieses BEWERBE Kreieren, CIRCUS Neu-Denken, Konzipieren THEATERentscheidend TREFFEN für die Kunst Immersion ist – und auch MUSIKFEST Freude bringt. BERLIN
[BFS]
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Stephanie Rosenthal ↳ Seite 24
Jazzfest Berlin 2
[JFB]
Berliner Berliner Festspiele
JAHRES— MAGAZIN 2018
125 Die Berliner Festspiele in
Begrifen.
Wie wir denken. Was uns bewegt.
Aa
Jamsession. Erarbeiten Projekte wie „What if…?“ oder „Unantastbar“. Werden (Jung-)Juror*innen. Manche werden berühmt. Und Immer schwerer zu fnden. Genauso viele kommen wieder. Gilt übrigens auch fürs Internationale Forum, wie ein klares Ende. Alles wird hy den Stückemarkt und das Blog beim Theatertrefen. ↳ Anthologie ANFANG [IM]
brid – Kriege, Persönlichkeiten, Pro fle. Manche unserer Formate gibt es bereits seit 60 Jahren, manche sind noch im Entstehen, wie unsere Reihe „The New Infnity“. Darin geht es um die technische Konstruktion von Erfahrungsräumen, die sich unbegrenzt anfühlen und den Raum selbst vergessen machen. Man ist also mittendrin und zugleich „drau ßen“. Jedem bestens vertraut aus dem Planetarium, wenn der Ster nenhimmel aufzieht. ↳ Fulldome
AMERIKANISCHE ESCHE [BFS] Der Traum von Amerika für das eingemauerte West-Berlin. Fritz Bornemanns Holzwahl für die ehemalige Freie Volksbühne, heute Haus der Berliner Festspiele, ist eine Herausforderung für Denkmalpfeger*innen: das Holz, das den Zuschauer*innenraum und die Foyers des Hauses schmückt, fndet man nicht mehr in dieser Form und Farbe. Unersetzbar. ↳ Bornemann, Fritz ANANAS [TT]
Bitter, wenn das Bühnenbild der als „bemerkenswert“ ausgewählten Inszenierung nicht auf die Bühne der Schaperstraße passt, bei der technischen Vorbesichtigung mit Andreas Weidmann, dem technischen Leiter des Festspielhauses, und dem Theatertrefen-Team. Gut, dass man manchmal auf andere Berliner Spielstätten ausweichen kann, um die betrefende Inszenierung doch beim Theatertrefen zeigen zu könALUMNI [BWB] [TT] Teilnehmer*innen der vier Bun- nen. Und süß, dass am Ende jeder Besichtigung im Festspielhaus, egal deswettbewerbe. Waren hier. wie sie ausgeht, das gleiche Ritual für alle Beteiligten steht: Es gibt Schreiben später für die FZ Fes- Ananas. ↳ Bemerkenswert
tivalzeitung. Musizieren bei der 4
ANTHOLOGIE [BWB] „Jedes Mal, wenn wir ein Buch in die Hand nehmen, löschen wir unsere persönlichen Grenzen aus. Wir überschreiten die Markierungen unseres Selbst und betreten das unbekannte Territorium des Anderen.“ Was Taiye Selasi bei der Eröfnung des internationalen literaturfestival berlin (ilb) 2017 beschrieb, passiert immer wieder beim Trefen junger Autor*innen, wenn die jungen Schreibenden ihre Werke präsentieren. Gesammelt erscheinen ihre Texte in einer Anthologie, die aktuelle Ausgabe trägt den Titel „Es ist nicht ausgeschlossen, dass es besser wird.“
stellt die neue Direktorin Stephanie Rosenthal bei einem Rundgang durch den Gropius Bau fest. Die Erklärung fndet sie in der Geschichte des Gebäudes: Im zweiten Stock befanden sich früher Ateliers für Künstler*innen. Die Idee des Ateliers wird Stephanie Rosenthal zurückholen und Künstler*innen als Mitwirkende ins Zentrum des Ausstellungsprogramms rücken. 2018 ist Wu Tsang im Rahmen des Programms „Artist in Residence“ eingeladen. Von engen zeitlichen wie räumlichen Begrenzungen befreit, wird Wu Tsang das Konzept „Ausstellung“ neu skizzieren und 2019 präsentieren. ↳ Residenzen
↳ ilb
ARENA [CRC] Der älteste Ort für Spiele, in denen es ums Ganze ging, um Leben und Tod, Freiheit oder Untergang. Und heute? ↳ Kreis
ARTE [IM] Erprobt die Zukunft des Fernsehens. Pionier der 360GradPlattform „ARTE360 VR“. Unser Koproduzent der digitalen Kunstprojekte „Rhizo mat VR“ von Mona el Gammal und „Mutter und Sohn = Realität trifft Kunst (Z.U.K.U.N.F.T. der Unendlich keit)“ von Jonathan Meese. ↳ Z.U.K.U.N.F.T.
ATELIERS [GB]
„DIE TREP PEN ER SCHEINEN MIR SELT SAM UND AUCH UN LOGISCH“,
Yvonne Büdenhölzer Leitung Theatertreffen
125 BEGRIFFE
Berliner Festspiele
ein wichtiger Bestandteil des Programms: die Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale), mit Gina Lollobrigida auf dem Roten Teppich in einer eingemauerten Stadt. Dann Großausstellungen. Länderprogramme. Stadtjubiläen. Und immer Musik. Das Musikfest Berlin entstand aus diesem Zusammenspiel mit den Berliner Philharmonikern und den großen Orchestern der Welt.
Bb
BEMERKENSWERT [TT]
Jedes Jahr Thema bei der Theatertrefen-Auswahl: Nachwelchem Kriterium wurde gesucht? Das Beste? Neueste? Innovativste? Spektakulärste? Intimste? Geschmäcker ändern sich, Theaterformen auch. Der Begrif „bemerkenswert“ hat ↳ Philharmonie Berlin inzwischen 55 Jahre Theatertrefen geprägt, Generationen von Jurys BERLINER JAZZORTE [JFB] herausgefordert und führt regelmäßig zu Diskussionen zwischen Yvonne Büdenhölzer, der Leiterin des Theatertrefens, und der Jury. Zwei Definitionshilfen aus dem Jubiläumsband „Fünfzig Theatertrefen“: „Wenn’s unter die Hautschichten geht und tagelang dort liegen bleibt“ (Lina Beckmann). Oder: „Meint: War ja grauenhaft“ (Sibylle Berg). ↳ Petras Anspieltipps
BERLINER FESTSPIELE [BFS] Die Berliner Festspiele betreiben heute zwei eigene Häuser – ein Theater und ein Ausstellungshaus, was in dieser Kombination zeitgemäß und doch sehr selten zu fnden ist.Sie realisieren Festivals, Ausstellungen und Programmreihen, die kein Repertoire oder keinen Bestand bilden müssen, sondern die Transformation von Kunst und Gesellschaft zeigen und anhand markanter Positionen refektieren. ↳ Institution neuen Typs
BERLINER FESTWOCHEN [BFS] [MFB]
Waren einst das mehrwöchige Großprogramm der Berliner Festspiele, ein Mix aus allen Sparten, an verschiedenen Orten der Stadt und stets in riesigen Formaten. Waren es wirklich nur Wochen, bei der Gründung 1951? Damals 6
VOM WOHNZIM MER ÜBER DIE BERG HAIN KAN TINE BIS ZUR PHIL HARMONIE: UNZÄH LIGE.
Jedem sein Geheimtipp. ↳ Jamsession
BERÜHRUNG [IM] Real? Virtuell? Diese Frage tritt immer öfter an die Stelle der Frage nach der Bedeutung oder Geschichte, und viele der einschneidenden Erfah rungen unserer Zeit entstehen wahr scheinlich genau auf dieser Schwelle. Dazu zählt: Was macht Virtuelle Rea lität mit unserer Wahrnehmung von Körperlichkeit? Wie verändert sie den menschlichen Geist auch im Sinne unbeabsichtigter Wirkungen? Noch nicht geklärt. Aber eine der Fragen der Reihe ↳ Immersion.
BIG SCALE PROJECT [BFS] „In Ländern mit einer dominanten Koproduktionsszene sieht man oft,dass junge Theatermacher*innen und Kompanien nicht für die große Bühne arbeiten wollen oder es gar nicht (mehr) können. Diese Entwicklung gilt es in Deutschland zu vermeiden.“ (Thomas Oberender) BLOG [BFS] [BWB] [TT] Alternative zum Archiv. Quelle für die Durstigen. Ort der vielen Stimmen und Formate. Das Theatertrefen-Blog erscheint in diesem Jahr anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums als Sonderausgabe! blog.berlinerfestspiele.de blog.bundeswettbewerbe.de theatertrefen-blog.de BORNEMANN, FRITZ [BFS] Der 2007 verstorbene Architekt kam bis ins hohe Alter immer wieder ins Festspielhaus, um zu sehen, wie es um seinen Bau stand, um seinen Traum eines demokratischen Theaters, eines locus amoenus im Grünen,1963 als Freie Volksbühne eröfnet, mitten in der Frontstadt Berlin. Bornemann war bei Renovierungsfragen ein gefürchteter Gesprächspartner. Ansonsten: ein reizender alter Herr, der mit der Deutschen Oper und den Museen in Dahlem die Berliner Nachkriegsarchitektur prägte und anlässlich der EXPO `70 in Osaka für Karlheinz Stockhausen das Kugelauditorium entwarf. Die Bornemann-Bar im Obergeschoss ist ihm gewidmet. ↳ 22 Meter hoch
Cc
CHEF [BFS] „Sei lieb – nur K.U.N.S.T. ist Chef des Erzjahres 2018“ – so der
Künstler Jonathan Meese auf der Neujahrskarte, die er für die Berliner stehen lange vor dem Spiegel in der Festspiele kreierte. Garderobe in der Hoffnung, dieses Bild zu erblicken.“ ↳ Orchester CIRCUS [CRC] Das Theater erzählt in der Regel vom Scheitern; der Circus vom DIVERSITÄT [BFS] Thema für alle Institutionen. Gelingen. ↳ Risiko Nachholbedarf. Auch bei den Berliner Festspielen. Was sagt es 13 CONTAINER [TT] Monumentaler konnte Frank Castorf sich nicht von der Volksbühne ver- über die Kunst, die wir zeigen, abschieden als mit „Faust“, einem siebenstündigen Meisterwerk über die wenn die Menschengruppe, die Anfänge des Kapitalismus. Mit dieserAusnahmeinszenierung (alleine das sie auswählt, wenig divers ist? Bühnenbild wandert in 13 Containern ins Haus der Berliner Festspiele) Und was über die Zuschauer*inist Castorf zum 15. Mal zum Theatertrefen eingeladen. Nur Peter Stein nen, die wir erreichen (oder nicht (18 Mal), Claus Peymann (19 Mal) und Peter Zadek (Spitzenreiter mit 21 erreichen)? Geht es um Repräsentanz? Othering? Critical WhiteEinladungen) wurden öfter nominiert. ↳ Kanon ness? Anti-Diskriminierung? Oder schlicht um Neugier, Ofenheit, Chancengleichheit, Vielfalt? Sollte Kern aller Kultur sein. Ist es leider noch zu wenig. ↳ Shifting Perspectives DEIN BERLIN [TT]
Dd
Theatermacher*innen aus aller Welt kommen jedes Jahr zum Internationalen Forum des Theatertrefens. Begrüßt werden sie ab 2018 vom Autor und Dramaturgen Necati Öziri, dem neuen Leiter des Formats. Und die Berliner Teilnehmer*innen zeigen ihren Kolleg*innen an einem Tag ihr Berlin. Galerien. Bühnen. Cafés und Bars. Alles, was ihre Stadt ausmacht. ↳ Shifting Perspectives
DIRIGENT*IN [MFB] Dompteur*in? Star? Gleiche*r unter Gleichen? Oder überfüssig in einem Ensemble, das sich selbst organisiert? Auf jeden Fall Kult-Figur der Orchesterkultur. Wusste schon der Filmregisseur Federico Fellini, dessen Filme funktionieren wie Konzerte: „Der wahre Dirigent sollte hochgewachsen sein, schön, bleich und gebieterisch, ein großer Schauspieler, geheimnisvoll, magnetisch, das Antlitz geprägt von edlem Leid. Alle Dirigenten
DRITTE HAND [CRC] Wenn zwei an etwas arbeiten, entsteht etwas Drittes: eine Figur, die etwas erschaft, was keine*r der beiden anderen alleine hätte erschafen können. Nach diesem Prinzip entstand die Idee für „Die Originale“, einem Researchprogramm für Circus- und andere Künstler*innen, die am 7. und 8. April im Festspielhaus die Resultate ihrer gemeinsamen Arbeit zeigen. ↳ Kreis
SEI LIEB – NUR K.U.N.S.T. IST CHEF DES ERZJAHRES 2018 (Jonathan Meese) 125 BEGRIFFE
Berliner Festspiele
Ee
ECHTZEIT [JFB] [MM] Zeitfragen gehören zu Kernfragen des Programms der Berliner Festspiele. Doch was ist mit der Echtzeit? Technisch gesprochen eine Musikrichtung, die sich seit Mitte der neunziger Jahre aus Free Jazz, Neuer Musik oder Experimenteller Musik entwickelte. Inhaltlich ein Bekenntnis zu Freiheit und Avantgarde, zum Zusammenfall von Erfindung, Produktion und Aufführung im selben Moment. EDITION, DIE [BFS] Künstler*innengespräche, literarische Originaltexte und künstlerische Positionen. Begleitend, zerstreuend, polarisierend, dokumentierend. Mit der Edition geben die Berliner Festspiele mehrmals jährlich eine Publikation heraus, die sich unterschiedlichsten Künstler*innen und Formaten widmet. Zuletzt: Nr. 26. Ed Atkins & Rebecca Saunders. In Produktion: Nr. 27. Thema: ↳ Scripted
Viele verschiedene Spielarten, vom Ensemble Modern über Ictus und Ensemble Musikfabrik bis zum Splitter Orchester, sind bei den Musikfestivals der Berliner Festspiele zu erleben. Ganz zu schweigen von dem, was beim Theatertreffen regelmäßig als „Ensembleleistung“ gefeiert wird. ↳ Orchester
ERLEBNISZEIT [MFB] „Nehmen wir an, dass ein Tier fünfzigmal kleiner als ein anderes ist, samt der Stimmbänder usw., dann wird die Stimme des einen aus 2500mal soviel Schwingungen bestehen oder etwa um zehn bis elf Oktaven höher gestimmt sein als die des anderen; derselbe Vergleich oder derselbe Kontrast lässt sich auf das Trommelfell anwenden, durch welches die Schwingungen empfangen werden. Unsere eigene Wahrnehmung musikalischer Töne reicht jedoch nur bis zu etwa 4000 Schwingungen pro Sekunde; nur wenige hören das Quietschen einer Maus oder einer Fledermaus, und gegenüber Schwingungen von 10000 pro Sekunde sind wir alle stocktaub.
Abgesehen von ihrer Struktur erklärt schon allein ihre Größe genügend, warum die kleineren Vögel und sonstige kleinere Tiere Töne erzeugen, die von unseren verschieden sind: Soviel wir wissen, kann der Kolibri den ganzen Tag singen. Ein winziges Insekt vermag Schwingungen von erstaunlicher Geschwindigkeit auszusenden und zu empfangen; seine kleinen Flügel können sogar hundertmal in der Sekunde schlagen. Es erlebt viel mehr in einer Sekunde als wir; eine Tausendstelsekunde mag hier noch Bedeutung haben, und die Zeit selbst scheint einen anderen Verlauf zu nehmen als die unsrige.“ (D’Arcy Wentworth Thompson)
Ff
FASANENPLATZ [BFS] Rund um den Fasanenplatz sollten mehrmals Hochhaus-Türme, Wohnriegel und Tiefgaragen entstehen. Dass es das Grün hier und in der Gerhart-Hauptmann-Anlage noch gibt, ist das Verdienst
Spaces.
EINTAUCHEN [IM] Eintauchen im Sinne von Immersion ist ein Schlüsselphänomen unse rer Zeit, das die Erfahrung oder das Gefühl einer vollumfängli chen Einbettung in ein bestimm tes System beschreibt. Wenn diese Umwelt artifziell ist, gehen wir im Kunstwerk auf – es verschwin det, das Medium wird unsichtbar, wir sind „drin“. (Fragt sich nur: Wie tauchen wir wieder auf?) ↳ Go IN instead of LOOK AT
ENSEMBLE [MFB] [MM] [TT] „Gruppe, Zusammenstellung. Entlehnt aus frz. ensemble, zusam- Johannes Hilliger und Josa Kölbel men, aus lat. insimul, zugleich und Kuratoren Circus similis, ähnlich.“ (Friedrich Kluge) 8
der Bürgerinitiative Fasanenplatz und guter Lokalpolitiker*innen. Sie entwickelten in den vergangenen Jahren einen alternativen Bebauungsplan für das Areal rund um das Haus der Berliner Festspiele, der das Grün erhält und den Kiez als Kulturquartier positioniert. Zu sehen war dieser Plan in der „Persepolis“-Ausstellung der Akademie der Künste Berlin. #Graswurzel
FÜNFZIG [TT] Zum 50. Mal wird das Burgtheater Wien (dieses Jahr mit „Die Welt im Rücken“ von Thomas Melle in der Regie von Jan Bosse) zum Theatertrefen eingeladen. Kein anderes Theater war öfter beim Festival zu Gast. Gratulation! Die Münchner Kammerspiele und das Deutsche Schauspielhaus Hamburg bestreiten die Plätze 2 und 3 mit 47 beziehungsweise 37 Einladungen.
FZ FESTIVALZEITUNG [BWB] Wir glauben an Papier. Auch wenn die Bundeswettbewerbe den lebendigsten Blog der Berliner Festspiele haben und in Echtzeit twittern und facebooken – die Festivalzeitung FZ, live im Foyer von einem Alumni-Team produziert und jeden Abend druckfrisch ausgeteilt, exklusiv an Teilnehmer*innen und Gäste, ist Legende.Tagebuch. Kritischer Spiegel. Künstler*innen als Kritiker*in- FUTURE BODIES [IM] „In our era, the future ages faster nen sind kritische Künstler*innen. ↳ Blog FISHBOWL [BFS]
REDEN WIR ÜBER VERÄNDERUNG. REDEN WIR ANDERS.
than the present. At frst, we became tourists in our own cities. Now we are tourists in our own bodies.“ (Norman Klein) ↳ Scripted Spaces
Zum Beispiel im „Goldfschglas“: Die Gäste sitzen in der Mitte einander gegenüber, drum herum sitzt in konzentrischen Kreisen das Publikum. So geschehen bei einer Diskussionsreihe, zu der die Berliner Festspiele, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Deutsche Kulturrat und Der Tagesspiegel einladen. Auf der Bühne des Festspielhauses fnden Gespräche über aktuelle Veränderungen statt. Im September 2017 sprachen u.a. Sawsan Chebli, Ali Can und Naika Foroutan über deutsche Identität. Mehr in Kürze. Über die Grenzen der Gesellschaft. ↳ Diversität FRANCOS KANTINE [BFS] Das Herz des Festspielhauses – oder der Magen? Gerüchteküche, Besprechungszimmer, Meeting Place. Wenn Franco erzählt, erzählt er Festspiel-Geschichte. Und der Espresso ist Pficht. ↳ Zusammen essen
FULLDOME [IM] Kuppelbasierte, mit Audio und Videotechnik ausgestattete Projek tionsumgebungen, die in Planetarien zur Wissensvermittlung eingesetzt werden. Wir machen sie mit unserer Reihe „The New Infnity“ zu einer neuen Plattform für die Künste. Alte Unendlichkeit: das war Romantik, Theologie, Astrologie, das Universum, in letzter Konsequenz Gott. Und die Sehnsucht der Menschen. Neue Unendlichkeit entsteht in Kalifor nien: Technologie, Quanten, durch Algorithmen generierte Bilder, Bilder jenseits unserer Echtzeitweltblase. Fortsetzung Glossar auf Seite 18
125 BEGRIFFE
Berliner Festspiele
Interview
Plötzlich entsteht da etwas Großes
Nadin Deventer, die neue Leiterin des Jazzfest Berlin, im Gespräch mit Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele. Nadin Deventer ist ab 2018 künstlerische Leiterin des Jazzfest Berlin, für das sie schon seit 2015 als Produktionsleiterin tätig war. In Ibbenbüren geboren, in Paris, Berlin und Amsterdam studiert, in Brüssel, Bochum und Berlin tätig, hat sie für das Festival van Vlaanderen, die Ruhrtriennale und RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas gearbeitet. Zehn Jahre leitete sie das jazzwerkruhr, war Kuratorin des Festival n.a.t.u.r. und engagiert sich seit fünf Jahren im Vorstand des Europe Jazz Network. Formate, die sie geprägt hat, waren zum Beispiel das europäische Koproduktionsnetzwerk jazzplayseurope, das Programm „No blah-blah!“ und der binationale 24-hour-run „What’s in the fridge?“ in Wroclaw. [Thomas Oberender] Warum haben Sie eigentlich an so vielen Orten studiert? [Nadin Deventer] Mein Studium der Literaturwissenschaften habe ich in Paris angefangen. Nach einem Jahr habe ich erfahren, dass man in Berlin Frankreichstudien belegen konnte, einen interdisziplinären, relativ neuen Studiengang – um dann nach einem Semester festzustellen, dass Europawissenschaften in Amsterdam vielleicht doch noch interessanter wäre. Als ich 1997 Abitur gemacht habe, wurde das Thema Europa nur sehr peripher behandelt. Darüber wollte ich mehr wissen. Letztendlich bin ich fünf Jahre in Amsterdam geblieben und habe meinen Master in Europawissenschaften gemacht und parallel Musik studiert.
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Interview - Nadin Deventer
Berliner Festspiele [TO] Ihre Schwester, Kathrin Deventer, leitet heute die European Festivals Association – wo kommt in Ihrer Familie diese Europabegeisterung her? [ND] Die ist uns nicht in die Wiege gelegt worden, aber neugierig und reiselustig waren wir schon immer. Bei meinem ersten längeren Auslandsaufenthalt war ich sechzehn. Ich hatte am ersten Tag der Sommerferien zufällig eine Französin kennengelernt und am letzten Tag der Ferien hatten wir die Eltern, die Schule und alle überzeugt, dass ich jetzt ein Jahr in Paris wohnen und dort zur Schule gehen werde. Das war sehr aufregend und ich hätte nicht gedacht, dass es klappen könnte. Aber irgendwie habe ich diese Chance einfach ergriffen und hatte keine Angst davor. [TO] Und so machen Sie heute Festivals. Ihre ersten großen Projekte haben Sie 2008 im Ruhrgebiet verwirklicht. Wie hat das angefangen? [ND] Aus privaten Gründen hat es mich nach nur einem Jahr beim Festival van Vlaanderen in Brüssel im Jahr 2008 überraschend ins Ruhrgebiet verschlagen. Da musste ich wieder ins kalte Wasser springen und mein Leben umgestalten. [TO] 2008, das war die Zeit, als auch ich noch in Bochum war – wir sind uns aber nicht begegnet. Wie haben Sie Anschluss gefunden in der Region? [ND] Ich habe mich zum Glück noch in die Kulturhauptstadtdebatte einklinken können. Man konnte sich für RUHR.2010 mit eigenen Projekten bewerben, und das jazzwerkruhr, das ich von 2007 bis 2016 freiberuflich geleitet habe, wurde für mich der Anker, mit dem ich loslaufen konnte. Ich konnte mir die Szene ansehen, die ich von Holland aus schon ein bisschen kannte, und habe dann festgestellt, dass es genug spannende Projekte gibt, um sie international zu vernetzen und in der Kulturhauptstadtmaschinerie zu etablieren. Also gründete ich das internationale Koproduktionsnetzwerk jazzplayseurope, das über fünf Jahre bestehen sollte. [TO] Was genau haben Sie da gemacht? [ND] Ich habe für die Formate von jazzplayseurope Partner aus sieben Nachbarländern akquiriert – da kam es mir sehr zupass, dass ich durch mein Studium schon ein internationales Netzwerk hatte. Die ersten Projekte waren klein und abenteuerlich, mir war sehr wichtig, dass die ausgewählten Musiker*innen maximale künstlerische Freiheit hatten bei der Entwicklung ihrer Musik.
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Das jazzplayseurope-lab zum Beispiel tourte mit jeweils einer*m Musiker*in aus jeder Partnerstadt durch eben diese Städte. Diese Labore hatten eine intensive und spezielle Energie und waren künstlerisch sehr interessant. Sie haben uns Veranstalter*innen genauso zueinander gebracht wie natürlich auch die Musiker*innen, die nach einer mehrtägigen Probenzeit bis zu 14 Tage zusammen durch Europa reisten. Einige Musiker*innen sind immer noch in Kontakt miteinander. [TO] Sie kennen die verschiedenen Jazzlandschaften, in den Niederlanden, in Belgien, in Deutschland, in Polen … Wie entwickelt sich die Szene und damit die Kunstform des Jazz? Mein Eindruck ist, dass Jazz wieder cool wird. Wie Lyrik. Was passiert da? [ND] Es gab noch nie so viele gut qualifizierte Musiker*innen wie heute. Und, ja, obwohl wir natürlich noch vor großen Herausforderungen stehen, und die oftmals prekären Arbeitsverhältnisse von Musiker*innen und Veranstalter*innen nicht übersehen dürfen, habe ich auch den Eindruck, dass der Jazz eine größere Wahrnehmung erfährt. Jüngere Menschen interessieren sich wieder mehr für diese Kunstform, und ich glaube, das liegt daran, dass diese Musik so unglaublich vielfältig ist. Diese Bandbreite wird momentan verstärkt wahrgenommen, vieles ist in Bewegung, es entstehen ständig neue Initiativen, Allianzen und Netzwerke. Aber das Interesse ist nicht an allen Orten gleich ausgeprägt. Die Gründe dafür sind sicher vielschichtig, haben aber auch mit individuellen Macher*innen zu tun, die an den jeweiligen Orten wirken. Ich habe gerade einen Artikel über die Jazzszene in Helsinki gelesen, der die Frage stellte, warum hippe junge Menschen sich so sehr für diese Kunstform interessieren, und zwar nicht nur für die mainstreamigen, zugänglicheren Varianten, sondern auch für die komplizierteren Spielarten. Und auch dort war die Erklärung, dass es in Helsinki einzelne Akteur*innen sind, die ihre Chance ergreifen und ein Netzwerk bilden, zum Beispiel mit kleinen Clubs, und plötzlich entsteht da etwas Großes. Das habe ich persönlich schon einige Male erleben können und auch in Berlin begegne ich dem in den letzten Jahren vermehrt. [TO] Es braucht ja oft Brückenfiguren, die Wege in andere Bereiche öffnen. Sind Sie selbst so eine Figur? Neben Konzerten in Clubs und Konzerthäusern haben Sie in Brüssel und im Ruhrgebiet unter anderem auch Konzerte in Trinkhallen, Wohnzimmern, an Bahnhöfen und
„Im Jazz geht es ja um Interaktion, Kommunikation und Improvisation – die Musik entsteht im Moment, und das Umfeld spielt dabei eine große Rolle.“ in Galerien organisiert und eine Popularisierung des Jazz-Erlebnisses befördert, die für eine Art Empowerment gegen alles Elitäre steht. [ND] Naja, wenn man feststellt, dass die Musik und die Künstler*innen mehr ins Rampenlicht gerückt werden sollten, da Publikum fehlt, sollte man auch kreativ handeln und sich trauen, seine Komfortzone zu verlassen. Ich dachte: Wenn die Leute nicht zu uns kommen, kommen wir zu ihnen. Dann müssen wir halt raus aus unseren Spielstätten, um zu signalisieren: Wir sind da und wollen mit unserer Kunst Teil dieser Gesellschaft sein. Das sind allerdings Prozesse und Projekte, die ich nur gemeinsam mit Musiker*innen entwickeln würde, um Akzente zu setzen. [TO] Sie haben ein Projekt „No blah-blah!“ genannt. Was bedeutet das? In der Musik gibt es doch kein Blah-Blah. [ND] Das war mein Kulturhauptstadtprogramm für RUHR.2010, das ich für den Jazz entwickeln durfte. „No blah-blah!“, weil ich wegen der knappen Vorbereitungszeit von nur gut einem Jahr keine Zeit zu verlieren hatte, ich konnte mich nicht mit unnötigen Bedenken oder Hindernissen aufhalten, sondern musste einfach die Beine in die Hand nehmen und rennen. Wir haben in wahnsinnig
kurzer Zeit ziemlich viel mobilisiert, Verbündete gefunden, und plötzlich entstand auch dabei eine Dynamik, die so nicht zu erwarten war. Letztendlich haben sich daraus 15 internationale Kooperationsprojekte mit knapp 40 Partner*innen und 250 Musiker*innen entwickelt, die im Jahr 2010 im Ruhrgebiet und in über 20 europäischen Städten unterwegs waren. [TO] Was wollten Sie mit diesen anderen Formen von Musikerfahrung erreichen? [ND] Ich glaube, ich suche nach Herausforderungen und Möglichkeiten, besondere Momente zu kreieren, aber natürlich wollte ich auch Wahrnehmung erzeugen. Mit „No blah-blah!“ waren wir recht viel im öffentlichen Raum unterwegs. Dazu fällt mir der „Flying Grass Carpet“ ein, ein Projekt, bei dem der triste Willy-Brandt-Platz in Essen in eine Wiese verwandelt wurde, auf der Hunderte von Menschen gemeinsam zu Livemusik picknickten, als es plötzlich 50.000 Blumen von einem riesigen Kran regnete. Dieses besondere Projekt zum Beispiel wurde nur durch die Zusammenarbeit mit einem niederländischen Künstler*innenkollektiv möglich. Ich finde es nicht falsch, dabei auch event-technisch zu denken, um mehr Menschen für den Jazz zu begeistern.
INTERVIEW - Nadin Deventer
Berliner Festspiele
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Das tut der Kunst keinen Abbruch, im Gegenteil: Ein gutes Konzert in einem geöffneten Kiosk, einem Bahnhof oder bei Nachbarn im Wohnzimmer zu spielen, ist eine besondere Herausforderung für die Musiker*innen. Im Jazz geht es ja um Interaktion, Kommunikation und Improvisation – die Musik entsteht im Moment, und das Umfeld spielt dabei eine große Rolle und fließt in die Musik ein. Wenn Kinder zum Beispiel anfangen, hinter den Gardinen zu Avantgarde Jazz zu tanzen oder ein Guerilla-Act die Menschen animiert, ihre Stühle raus auf die Straße zu stellen und zuzuhören, dann bewegt und berührt Musik und es entstehen besondere Momente. Ein anderes Beispiel ist der 24-hour-run „What’s in the fridge?“ in Wroclaw, den ich 2011 kuratiert habe. Anlässlich eines NRW/Polen-Austauschs sollten Musiker*innen beider Gebiete zusammengeführt werden. Durch mein Netzwerk kannte ich in Wroclaw Piotr Turkiewicz mit seinem Jazztopad Festival, den habe ich angerufen und gesagt: Piotr, jetzt haben wir die Chance, etwas Einmaliges zu machen. Wir haben eine 24-stündige Reise für Musiker*innen und Zuschauer*innen kreiert, die von Konzerten und Begegnungen in Wohnzimmern bis zur Clubnacht reichte, dann durch verschiedene Cafés führte, mit einem gemeinsamen Frühstück und Debatten mit internationalen Journalist*innen weiterging und schließlich mit einem großen Abschlusskonzert in der Philharmonie endete; erschöpft aber glücklich sind wir am nächsten Tag mit unzähligen Eindrücken in unserem vollgepackten Nightliner und mit 30 Musiker*innen an Bord wieder in Richtung Heimat gefahren. [TO] Was bedeutet Kuratieren für Sie? [ND] Suchen, forschen, Fragen stellen, zuhören, ein- und abtauchen in Städte, Materien, Lektüre, die Musik; Chancen und Potenziale erkennen, Möglichkeiten und Freiräume für Künstler*innen schaffen; Begegnungsräume öffnen, thematische Bezüge schaffen, Impulse setzen; Stellung beziehen, Grenzen überwinden, Vorbehalte abbauen, überraschen, mutig sein, voranschreiten, begeistern und die Kraft der Kunst und Künstler*innen sichtbar machen.
[TO] Wenn Sie Wohnzimmerkonzerte als nicht-elitär schätzen – was wäre für Sie eine elitäre Haltung im Jazz? [ND] Elitär wäre für mich, dazusitzen und zu sagen: Ich mach doch alles richtig, verdammt noch mal, warum kommt heute wieder keiner? Deshalb versuche ich immer, sehr früh mit allen Beteiligten, Künstler*innen, Veranstalter*innen, Partner*innen oder anderen Kurator*innen in einen Dialog zu treten und nicht mit einem fertigen Paket anzukommen. Ich arbeite ziemlich intuitiv, ich komme an einen Ort, lasse ihn auf mich wirken, und suche Verbündete. Es gibt aber kein Patentrezept, letztendlich beginnt man immer wieder von vorne, nach Möglichkeiten und Sinnvollem zu forschen. [TO] Wie wirkt nach all den europäischen Stationen Berlin auf Sie? Sie sind seit 2013 in der Stadt … [ND] Berlin ist krass. Ich habe ja in verschiedenen Städten, auch größeren Städten, gelebt und gearbeitet, aber Berlin ist noch mal eine andere Nummer. Vielleicht im Jazz noch mehr, weil hier die Szene sehr dezentral agiert. In Berlin gibt es keinen zentralen Spielort, um den herum sich vieles konzentrieren oder ansiedeln würde, so wie das in anderen größeren Städten der Fall ist. Ich kenne keine andere Stadt, in der diese Art von Musik so selbstverständlich, vielleicht auch bedingt durch das Fehlen eines starken Ortes, quasi überall stattfindet. [TO] Können Sie uns Beispiele für besondere Jazzorte in Berlin nennen? [ND] Zum Beispiel das sagenumwobene Berghain, da finden regelmäßig auch Jazzkonzerte und Festivals statt, die MaerzMusik war dort ebenfalls schon zu Gast. Natürlich gibt es auch hervorragende Jazzclubs, aber auch viele andere Spielstätten, besonders in den Bezirken, in denen sich die Kreativität sammelt. Jede Szene in Berlin scheint ihren eigenen kleinen Ort zu haben, und gleichzeitig programmieren viele Clubs auch Jazz. Dazu kommen noch die diversen Kirchen, Probenräume, ehemalige Fabriken ... [TO] Ist ein Festival für Sie eher ein Ort der Prozesse oder eher ein Ort der Ergebnisse?
INTERVIEW - Nadin Deventer
Berliner Festspiele [ND] Beides. Ein Festival ist für mich ein kleiner, quicklebendiger Mikrokosmos und Teil einer vielschichtigen Kulturlandschaft und Stadtgesellschaft. Prozesse sind für mich sehr wichtig, um eine Geschichte zu kreieren mit einem Festival, das neben dem Repräsentativen, den Konzerterlebnissen, auch immer Freiräume für kreativen Austausch und Innovation bieten sollte. Da trifft sich dann wieder beides – Ergebnis und Prozess. [TO] Was wäre für Sie ein modernes Festival? [ND] Es gibt so viele verschiedene Festivals, und ich bin die letzte, die sie bewertet. Das ist alles sehr kontextgebunden, daher gibt es auch keine Pauschallösung wie das „Superfestival“. Aber was mich reizt und womit ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist, den Ort, an dem man sich bewegt, zu verstehen und zu respektieren, und dialogisch darin zu arbeiten. Ich habe 2013 die große Freude gehabt, das Festival n.a.t.u.r – Natürliche Ästhetik trifft urbanen Raum zu kuratieren. [TO] Der Slogan war: „Wie wollen wir leben?“ [ND] Genau. Dieses Festival war schon immer sehr partizipativ und offen. Im Laufe des Machens entschied sich, wohin die Reise ging – wenn man da von vornherein eine fixe Idee gehabt hätte, hätte dort nichts wachsen können. Das ist das Prozesshafte, das ich so schätze, und manchmal entsteht etwas Einmaliges dabei, das man alleine gar nicht ersinnen hätte können: In diesem
Fall ein Konglomerat an kollektiver Energie und Kreativität, das die ganze Stadt zwölf Tage lang mit über 170 Veranstaltungen in Atem gehalten hat. [TO] Sie haben für das Festival n.a.t.u.r. Christopher Dell eingeladen – warum wurde er wichtig für Sie? [ND] Christopher Dell hat im Grunde zwei professionelle Hüte auf, er ist zum einen Forscher für Stadtentwicklung und lehrender Professor, und zum anderen ein versierter Jazztheoretiker und ausgezeichneter Vibraphonist. Die Liebe zur Improvisation ist für ihn in beiden Feldern die treibende Kraft. Er war also mit seiner philosophisch-musikalischen Lecture Performance der ideale Eröffnungskünstler für ein urbanes Kunstprojekt. [TO] Kann man in der Wissenschaft improvisieren? [ND] Absolut. Es ist alles immer im Fluss, Stadtentwicklung und Gesellschaft sind immer in Bewegung, wer da noch statisch denkt, ist verloren. Das habe ich zum Beispiel von Christopher Dell gelernt. [TO] Improvisation ist ja das zentrale Element des Jazz. Sie haben einmal gesagt, Improvisation sei für Sie der Kontrapunkt zu gesellschaftlichen Entwicklungen, die Sie für nicht wünschenswert halten. Improvisation als Therapeutikum für unsere Gesellschaft. Warum glauben Sie das? [ND] Wir improvisieren alle. Immer. Angela Merkel genauso wie wir hier im Interview. Gewisse Dinge kann man lernen, klar, Ausbildung, Schule, Studium durchlaufen, um sich auf das Leben vorzubereiten. In der Praxis kommen die Dinge dann meistens doch anders, als man dachte. Eigentlich
„Wir improvisieren alle. Immer. Angela Merkel genauso wie wir hier im Interview.“ 16
weiß man nie, wie etwas geht. Wir stünden ganz woanders, wenn die Menschen nicht jeden Tag so viel Mut an den Tag legen würden, zu improvisieren. [TO] Sie wirken in Ihrer Arbeit sehr durchlässig für Impulse, die auf Sie einwirken. Könnte das kennzeichnend sein für eine neue Generation von Kurator*innen, die gemeinsam zu Festivals fahren und sich austauschen? In meiner Generation gibt es eher diese Eifersuchtshaltung: Ich sage meine Entdeckung niemandem weiter … [ND] Ich glaube, dass das gerade einen sehr schönen Weg geht. Auch im Jazz gibt es natürlich alle möglichen Persönlichkeiten und Haltungen, aber ich habe in den letzten zwölf Jahren zu schätzen gelernt, was alles durch mein Netzwerk läuft. Der Austausch ist elementar, um wieder auf Ideen zu kommen – warum sollte ich reisen, wenn ich alles, was ich erlebe, für mich behalte? Natürlich gibt es auch Einzelgänger*innen, und es ist ein Wettbewerb, aber es gibt zum Glück viele Kolleg*innen, die das Miteinander für ihre Arbeit brauchen – und das ist keine Generations-, sondern eine Mentalitätsfrage. Ich habe wahnsinnig viel von älteren Kolleg*innen lernen können und kluge Ratschläge und Tipps geschenkt bekommen. [TO] War das in Ihrer Arbeit von Anfang an so, dass Sie so viel Wert auf Austausch gelegt haben? [ND] Ich habe in keiner großen Institution angefangen zu arbeiten, sondern habe die freien Projekte und die Engagements bei Institutionen kombinieren können. Aber ich war viele Jahre lang Einzelkämpferin und deshalb auch auf Partner*innen angewiesen, um meine Ideen realisieren und finanzieren zu können. [TO] Haben Sie es als Frau schwerer? [ND] Sagen wir mal so: Die Genderdebatte wird endlich auch im Kultur- und Jazzbereich immer lauter geführt. Ich komme gerade aus New York vom winterjazz Festival, dort standen ein paar Hundert Menschen an, um am Panel „Gender & Jazz“ teilzunehmen. Dieses Thema wurde jahrzehntelang vernachlässigt, ist mittlerweile aber unübersehund unüberhörbar geworden. Die fehlende Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern hält auch im Jazzbereich Einzug ins kollektive Bewusstsein, das ist der erste Schritt zur Veränderung. [TO] Ist Jazz eine Männerwelt? [ND] Auf Seite der Veranstalter*innen, Kurator*innen, großen Labels, Journalist*innen, Institutionen und auch auf Musiker*innenseite sind die
Männer nicht nur numerisch gesehen das dominante Geschlecht. Das ist aber auch ein gesamtgesellschaftliches Problem. Ich weiß allerdings gar nicht, ob es im Jazz schlimmer ist als in anderen Kulturbereichen. Das Verblüffende ist vielleicht eher, dass es gerade auch im Jazz stattfindet, weil das doch die Kunst der Freiheit sein soll. [TO] Beim vorletzten Jazzfest Berlin, das Richard Williams kuratiert hat, und bei dem auch Sie mitgearbeitet haben, waren 50 Prozent der Bandleader*innen Frauen. War das Zufall? [ND] Das Bewusstsein für eine größere Diversität, nicht nur im Gender-Bereich, sondern auch für verschiedene Spielarten und Kulturen im Jazz, das war natürlich kein Zufall. Und ich werde mich dafür einsetzen, dass dem weiterhin Rechnung getragen wird. [TO] Können Sie beschreiben, welche Entwicklung Ihre Planung für Ihr erstes eigenes Jazzfest Berlin 2018 gerade nimmt? Wie gehen Sie in der Programmarbeit vor? [ND] EIn kleines Beispiel aus vielen: Das legendäre Art Ensemble of Chicago setzt im Herbst diesen Jahres nach mehrjähriger Pause seine Wiedervereinigungstour fort. Diesen Anlass nutze ich auch, um einmal genauer nach Chicago zu schauen und eine Brücke zu schlagen zwischen der Historie und dem, was dort heute passiert, um gegebenenfalls auch anderen Künstler*innen aus Chicago die Tür nach Berlin zum Jazzfest zu öffnen. Außerdem beschäftigen mich natürlich die großen Herausforderungen unserer Zeit, wie das politisch brisante Klima und die gesellschaftliche Spaltung. Festivals haben gesellschaftliche Relevanz, sie können Beschleuniger sein, Debatten befeuern oder die Zeit für einen Moment stillstehenlassen. In jedem Fall aber sollten sie Orte für Auseinandersetzung und Diskurs sein.
INTERVIEW - Nadin Deventer
Berliner Festspiele
Gg
GARTEN WAR GESTERN [TT] Es war einmal … ein großes Theater in Berlin, das sich vor einer lauten Autostraße, hinter einem Parkdeck und mitten in einem Wohngebiet versteckte und den schönsten Theatergarten Berlins hatte. Legendär sind die langen Nächte des Theatertrefens unter blühenden Kastanien, die Feuerschalen-Diskussionen bis morgens um vier, und irgendwann war eine Ukulele da. Vorbei. Keine Akustikmesseinrichtungen und kein Lärmtelefon haben geholfen – vorm Ordnungsamt ist eine einzelne Anliegerstimme lauter als der Chor aller Gäste. Den Garten gibt es noch, für Kaninchen und Eichhörnchen. Die Feste fnden anderswo statt, wo es den Nachbarn lärmmäßig nicht stört. Zum Beispiel an der Bar, auf dem neuen Raucher*innenbalkon oder die ganze Nacht hindurch auf der Unterbühne. ↳ Kastanien und Platanen
GENDER [BFS] [JFB] [MM] [TT] Endlich (wieder) Thema. Das Theatertrefen 2018 wird mit der Bundeszentrale für politische Bildung/ bpb einen Genderschwerpunkt auflegen, das Jazzfest Berlin weist seit Richard Williams eine größere Diversität auf und die MaerzMusik beschäftigt sich mit dem Thema Gender Relations. Karin Henkels „BEUTE FRAUEN KRIEG“, eingeladen zum Theatertrefen 2018, erzählt vom Trojanischen Krieg aus Sicht der Frauen – „eine im besten Sinne feministische Umverteilung der Deutungshoheit“, so die Jury des Theatertrefens.
sich mit globalen Ungerechtigkeiten und der Idee des Teilens. Erkenntnis: Der westliche Mensch agiert bei weitem nicht so selbstbestimmt und moralisch, wie sie*er es dachte. Resultat: postkoloniale Melancholie des weißen Mannes (oder der weißen Frau?). ↳ Unlearning
GLASFASSADE [BFS] Tagsüber hält das Haus sich zurück und spiegelt die Natur. Abends entfaltet es mit seiner Beleuchtung von innen heraus eine theatrale Atmosphäre. Eine große Bühne, und wir alle die Darsteller*innen darauf. Außer, William Kentridge oder Jonathan Meese kommen und verwandeln die Glasfassade in eine riesige Kinoleinwand. ↳ Bornemann, Fritz
GO IN INSTEAD OF LOOK AT [IM] Diese Äußerung von Allan Kaprow, die der Reihe Immersion als Slogan dient, ist ein Gedanke zum Environment, den er in einem Gespräch mit der Kirchenleitung der Judson Memorial Church in New York im Herbst 1959 äußerte. Es ging um den Aufbau einer Galerie, die 1960 in der Kir che eröffnete. Das vollständige Zitat lautet: „Environments – intensi fed interior or exterior, kind of intensifed interior decoration Abstract Expressionism dead – need ways of expression growing:
Go IN instead of LOOK AT.” ↳ Eintauchen
GOLDEN DISC [BWB] 1977 starten die interstellaren Raumsonden Voyager 1 und 2 mit den Voyager Golden Records. Ende Februar 2017 gibt die Nasa die Entdeckung eines neuen Planetensystems bekannt, 40 Lichtjahre von der Erde entfernt, im Sternbild des Wassermanns, Name: Trappist 1. Gibt es dort Leben? Wenn ja, was würdest du über dich und deine Kunst zeigen? Das fragt Dr. Jean-Jacques Schaper-Straße im Orbitalbotschaftscamp die Teilnehmer*innen der Bundeswettbewerbe. Und schreibt so die Golden Record 40 Jahre nach ihrem Start neu und schickt die Botschaft per Rakete ins All respektive ins Netz.
GROPIUS, MARTIN [GB] Nicht zu verwechseln mit seinem Großneffen Walter Gropius, dem Bauhaus-Gründer. Der von Schinkel inspirierte Berliner Architekt (1824–1880) baute neben seinem Hauptwerk, dem heutigen Gropius Bau, Wohnhäuser, Villen und Landsitze, Krankenhäuser und Lazarette, das Leipziger Konzerthaus (ausgeführt durch Heino Schmieden), die Universitätsbibliothek in Greifswald und die Bergwerksdirektion Saarbrücken. Der heutige Gropius Bau in Berlin wurde 1881 als Königliches GETEILTE WELT [TT] Kunstgewerbemuseum eröffnet. Nach dem ersten Weltkrieg resiIst das Thema des diesjährigen dierten hier das Museum für Vor- und Frühgeschichte sowie die OstStückemarkts des Theatertrefens. asiatische Sammlung. 1981 wurde das kriegszerstörte Haus nach dem Die aktuelle Ausgabe beschäftigt Wiederaufbau mit einer Schinkel-Ausstellung eröffnet. 18
Hh HEXADOME [BFS] Entwicklung eines Instruments mit sechs großformatigen Projektionsfächen und 55 Lautsprechern, das das Lautsprechersystem Klangdom des ZKM / Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe mit einem hexagonalen Videoprojektionssystem kombiniert. Anlass für neue Kollaborationen zwischen Klang- und Videokünstler*innen, die Soundund Video-Performances in den Museumsraum bringen. Der Hexadome ist der erste Schritt des Vereins Institute for Sound & Music auf dem Weg, ein Museum für elektronische Musik und Klangkunst zu gründen. ↳ Hören
den asiatischen Kulturraum auch heute noch typisch. Im Körper des Meisters bzw. der Meisterin ist das Wissen aufbewahrt, das durch die Praxis der Übung weitergegeben wird. In Europa hingegen überdauert das Wissen in Texten, was für die moderne Theaterstruktur des deutschsprachigen Raums folglich bedeutet, dass hier Texte studiert und interpretiert werden und auch das Ausbildungssystem auf Modellen der Literarität beruht. Immer führt der Weg zur Figur vom Text in den Raum, selten umgekehrt. Zirkus ist in diesem Sinne eher eine asiatische Kunst, etwas, das durch eine spielerische Praxis weitergegeben wird. Auch der zeitgenössische Circus bezieht sich nicht auf Texte, sondern kreiert seine Grundlagen in einem kollektiven Experiment selbst.“ (Thomas Oberender) IMMERSION [IM] Ein Leitwort für das Verständnis der Gegenwart auf sozialer, politischer und ästhetischer Ebene und seit 2016 eine Programmreihe der Berliner Festspiele, die Fragen der Körperlichkeit und des Raums thematisiert. Die Künstlerin und Autorin Claire Pentecost defniert den Begriff so: „Immersion impliziert eine absichtliche Aufgabe des Selbst an eine überfutende Umgebung.“
HÖREN [MFB] [MM] „Wir hören mit der Haut und den Füßen, wir hören mit dem Schädelkasten, dem Unterleib und dem Brustkorb. Wir hören mit den Muskeln, Nerven und Sehnen. Unser mit Saiten umspannter Korpus umgibt sich mit einem globalen Trommelfell.“ (Michel Serres)
Ii
ILB [BFS] Permanente Überforderung und dank Ulrich Schreiber politischer Aktivismus vom Feinsten. Deutschlands größtes Literaturfestival ist jeden September zu Gast bei den Berliner Festspielen. ↳ What matters
IMITATION [CRC] „Es gibt ein Wissen, das in den Körpern wohnt und von den Älteren durch eine Form der Praxis auf die Schüler übertragen wird – diese Praxis der Imitation ist für
Thomas Oberender Intendant Berliner Festspiele Künstlerische Leitung Immersion
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Berliner Festspiele
Christina Schulz Leitung Bundeswettbewerbe
IMPROVISIEREN [JFB] „Wir improvisieren alle. Immer. Angela Merkel genauso wie wir im Interview. Gewisse Dinge kann man lernen, klar, Ausbildung, Schule, Studium durchlaufen, um sich auf das Leben vorzubereiten. In der Praxis kommen die Dinge dann meistens doch anders, als man dachte. Eigentlich weiß man nie, wie etwas geht. Wir stünden ganz woanders, wenn die Menschen nicht jeden Tag so viel Mut an den Tag legen würden, zu improvisieren.“ (Nadin Deventer)
Jj JAMSESSION [BWB] [JFB] Das Schönste am Trefen junge Musik-Szene. Und beim Jazzfest, wenn man Glück hat. War früher mehr Jam?
Kk
KANON [BFS] „Der Kanon ist heute nicht mehr eine dynamische Shortlist von Werken, sondern von ständig evaluierten Werten. Ihre Verhandlung prägt INSTITUTION NEUEN TYPS [BFS] die Spielpläne und Spielformen mehr als die Tradition des gelernten „Erkennt man daran, dass sie vor Handwerks und der adorierten Meistertexte.“ (Thomas Oberender) allem das stattfnden lassen, was ins bestehende Auführungssystem KASTANIEN UND PLATANEN [BFS] zwischen Repertoiretheater und Welches Theater in der Welt ist von so vielen Bäumen umgeben? WähFestivalbetrieb nicht hineinpasst.“ rend des Theatertrefens zwitschern in ihnen (nicht nur) künstliche (Thomas Oberender) Vögel, und sie beschatten die kleine Plaza des Festivals für die Theatergänger*innen. Für die Kastanien kämpft auch die Bürgerinitiative INTERPRETATION [BFS] Fasanenplatz, und als im Zuge der Verlegung der Bühnenaufahrt ein Against Interpretation. Gilt das Baum weichen musste, pfanzte der Intendant eine Zierkirsche nach. noch? #SusanSontag 20
KBB [BFS] Geheimgesellschaft des Bundes, um avancierte und internationale Kulturarbeit im Inland zu fördern. Dachstruktur mit zentraler Verwaltung für die Berlinale, das Haus der Kulturen der Welt und die Berliner Festspiele mit dem Gropius Bau. Moderner Betrieb, der Zukunft verpfichtet.
KREIS [CRC] Meistens werden Zirkusmanegen mit einem Durchmesser von 13 Metern gewählt, da dies ein perfektes Maß ist, um ein Pferd im Kreis laufen zu lassen. Der Kreis steht als Symbol für Ganzheit und Vollkommenheit, er verbildlicht jedoch auch den Ort einer Zusammenkunft, der Begegnung und der Konfrontation. Er ist auch Leitthema des Researchprogramms „Die Originale“. ↳ Dritte Hand
KUNQU [BFS] Eine der ältesten Bühnenkunstformen der Welt. Viele große Werke der chinesischen Literatur wurden ursprünglich für die Kun-Oper KINO [BFS] [GB] verfasst, darunter „Der Päonien-Pavillon“ aus der Ming-Dynastie – Eines gibt‘s im Gropius Bau, wo ein Teil der Dramensammlung „Die vier Träume von Linchuan“, die es immer wieder unterschiedli- die Berliner Festspiele zum 40. Jubiläum der Shanghai Kunqu Opera che Filmreihen geben wird. Und Troupe nach Berlin einladen. großes Kino gibt’s im Haus der Berliner Festspiele, wenn die Ber- KURATIEREN [GB] linale jeden Februar in der Scha- „Ich möchte Künstler*innen eine Plattform bieten, um faszinierende perstraße zu Gast ist. Nie sieht der und inspirierende Werke zu realisieren. Als Kuratorin und Direktorin Zuschauer*innenraum glamourö- sehe ich es als meine zentrale Aufgabe, Künstler*innen zu unterstütser aus als mit lila Wandbespan- zen und Brücken zu schlagen, wo es nötig ist.“ (Stephanie Rosenthal) nung. Und ein Geheimtipp für Restkarten ist die Berlinale-Kasse in der Schaperstraße auch. ↳ Opera
Ll THE LAND OWNS YOU, YOU DON’T OWN THE LAND.
KOMFORTZONE [BFS] [BWB] LAND [GB] Raus aus der Komfortzone, das gilt für unser Denken und unsere Art zu programmieren, nicht nur für das Theatertrefen der Jugend. KONFLIKT [BFS] Schmerzhaft und heute wenig angesagt. Aber laut Claire Pentecost: „Der Schleifstein des kollektiven Lernens.“ KONZERT [JFB] [MFB] [MM] Das Konzert ist, ähnlich wie die Ausstellung, zugleich ein Format, das historisch konstruiert und zeitgenössisch herausgefordert wird. Pierre Boulez formuliert es so: „Man sollte das Konzert grundsätzlich als Kommunikationsmittel betrachten, als lebendigen Kontakt zwischen aktiven Personen, seien sie Hörende oder Schaffende. Das Ziel ist: gehend die Bewegung beweisen.“ ↳ Organiser le délire
(Lektion der Aborigines)
LICHTHOF [GB] Das Herz des Gropius Bau. 600 Quadratmeter Raum, zwei umlaufende Galerien. Im 2. Weltkrieg wie das gesamte Gebäude schwer beschädigt. Behutsam rekonstruiert in den siebziger Jahren. Ort für Installationen. Raum für Gedanken. Und bei Empfängen: die schönste Bühne der Stadt. ↳ Gropius, Martin
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Berliner Festspiele
LIVE-MITSCHNITT [JFB] [MFB]
MITTELPUNKT [MM] Dank der Kooperation mit der ARD und Deutschlandradio Kultur werden die Konzerte des Jazzfest Berlin überall in Deutschland ausgestrahlt. Auch ausgewählte Konzerte des Musikfest Berlin sind regelmäßig im Deutschlandfunk Kultur und rbb Kulturradio zu (John Berger)↳ Zeitfragen hören und in der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker mit Bild MOBILE HOUSE [BFS] live zu verfolgen. ↳ Hören Ein stehendes Theater. Und ein mobiles Haus. 2012 errichtete der
„MUSIC OFFERS TIMEA CENTRE.“
japanische Architekt Kyohei Sakaguchi aus Abfall-Material für das Festival Foreign Afairs sein „Mobile House“ auf dem Vorplatz der Berliner Festspiele. Drei Wochen war es Heim und Bühne für den Pianisten Marino Formenti. Ein kleines „Mobile House“ im Oberen Foyer des Festspielhauses erinnerte fünf Jahre lang an diese Intervention. Befndet sich heute in der Sammlung Haubrock. ↳ Zyklen
LUFT [MFB] Luft – das Medium und die Materie der Musik, überhaupt die der Fantasie, wie Shakespeares Theseus im „Sommernachtstraum“ schon bemerkte: „And as imagination bodies forth / The forms of things unknown, the poet’s pen / Turns MONDIALE [BFS] them to shapes, and gives airy nothing / Die Berlin Mondiale koppelt Berliner Institutionen mit Unterkünften A local habitation and a name.“ für gefüchtete Menschen. Gegründet 2014 zum Ankommen und Kennenlernen des kulturellen Lebens der Stadt, ist es schnell ein Programm des gleichberechtigten Produzierens geworden – oder zumindest des Traums davon. Mit „home sweet home“ (2016) und „FutureLeaks“ (2017) ging es bei den Berliner Festspielen gemeinsam mit dem AWO Refugium am Kaiserdamm um Zusammenwohnen und MAUER [BFS] [GB] Zusammenleben – und um die erste syrische Präsidentin. 2018 geht’s Teilte die Stadt. Verlief auch ent- weiter. Denn: We fx the future! ↳ Zukunft lang der Nordseite des Gropius Bau. Wurde in Deutschland durch MUSIC FUND eine weitestgehend friedliche [BFS] [JFB] [MFB] [MM] Revolution geschleift. Existiert Wer hat ein altes Instrument im Keller? Seit 2005 sammelt das Projekt heute in vielen Ländern und Kon- Music Fund Instrumente, restauriert sie und lässt sie Musiker*innen fiktzonen in neuer Gestalt wei- und Musikschulen in Krisengebieten und Schwellenländern zukomter. Begründet Verantwortung im men. Auch die Musikfestivals der Berliner Festspiele beteiligen sich heutigen Programm. ↳ Konfikt an der Initiative.
Mm
22 METER HOCH [BFS] Hoch für einWohnhaus, niedrig für ein Theater. Bühnentürme ragen hoch in den Himmel – 35 Meter bei der Volksbühne (Ost). Das Bühnenhaus der Freien Volksbühne (West) durfte nur 22 Meter hoch gebaut werden, nicht höher als die umgebenden Wohngebäude. Deswegen ist die Bühne im Festspielhaus auf Straßenniveau. Für eine Festivalbühne ohne vierte Wand ein Zugewinn. ↳ Schaperstraße 24
22
Nn
NAHAUFNAHME [BWB] Plattform junger Musiker*innen und Autor*innen bei den Berliner Festspielen. Näher geht’s nicht. Intensiver auch nicht. 5–6 Teilnehmer*innen, 3 Trefen, 2–3 Juror*innen und am Ende ein Konzert oder eine Lesung. Ein Angebot für Ehemalige des Trefens junge MusikSzene und des Trefens junger Autor*innen. ↳ Alumni NARRATIVE SPACES [IM] Bezeugen dramatische Vorgänge, von denen wir nur noch ihre spre chenden Hinterlassenschaften sehen, betasten oder hören können. Narrative Spaces sind insofern archäologische Felder – inszenierte
Ausgrabungen einer Welt, die oft in der Zukunft spielt, so wie zum Bei spiel die begehbare Installation „Rhizomat“ von Mona el Gammal, die die Geschichte einer Gruppe von Menschen durch eine Amalgamierung authentischer Fundstücke mit Botschaften imaginärer Akteur*innen zu einer großen Weltgeschichte verdichtete. Mit „Rhizomat“ eröffnete 2016 die Reihe Immersion der Berliner Festspiele. Das Projekt lebt in der ARTE360VRProduktion „Rhizomat VR“ weiter und ist im Moment im GoetheInstitut Tokyo zu erleben. ↳ ARTE
NATIONALTHEATER REINICKENDORF [IM] [TT] Gigantische Version von „Echtzeittheater“ (Thomas Oberender). Insge samt produzierten Vegard Vinge und Ida Müller 150 Vorstellungsstunden für die Spielserie im Juli 2017. Von denen stellten sie jeweils unterschied liche Ausschnitte während der zwölfstündigen Aufführungen zusam men. Der Ort: eine ehemalige Munitionsfabrik in Reinickendorf. Darin entstand ein analoges, handgemaltes und handgebautes Totaltheater, um den Geist des digitalen Zeitalters zu bannen. „Das Schauspiel sei die Schlinge.“ (Schon wieder Shakespeare) ↳ Immersion
Oo
verschiedenartiger Natur hören zu lassen, und dessen Gewalt mäßig oder riesenhaft ist, je nachdem es die Aufführungsmittel, welche der neueren Musik zu Gebote stehen, in ihrer Gesamtheit oder nur teilweise in sich vereinigt, je nachdem diese Mittel gut oder schlecht gewählt und in Bezug auf akustische Wirkung mehr oder weniger günstig aufgestellt sind. Die Ausführenden aller Art, die zusammen das Orchester bilden, scheinen alsdann die Saiten, die Rohre, die Gehäuse, die hölzernen oder metallenen Resonanzböden zu sein – mit Verstand begabte Maschinen, welche der Wirksamkeit einer riesenhaften Klaviatur gehorchen, die vom Orchesterdirigenten unter Leitung des Komponisten gespielt wird.“ (Hector Berlioz) ↳ Dirigent*in
ORGANISER LE DÉLIRE [MFB] Komposition: „Wollt ihr an den Rausch der Improvisation glauben? An die alleinigen Kräfte der Sakralisierung des ,Urtümlichen‘? Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass man sich mit dem schöpferischen RauschONE ON ONE ON ONE [TT] zustand auseinander setzen (sic), ja Ein*e Schauspieler*in, eine Kamera, eine Szene – das sind die Kompo- dass man ihn organisieren muss, soll nenten des Videoprojekts „One on One on One“, das der Fotograf und er zu einer wirkenden Kraft werden.“ Regisseur Marcus Gaab bereits seit 2015 für das Theatertrefen produ- (Pierre Boulez) OHR UND AUGE [MFB] „Die dunkle Nacht, die dem Auge seine Kraft nimmt, macht das Ohr schneller in der Wahrnehmung; worin sie dem Gesichtssinn Abbruch tut, darin zahlt sie dem Gehör doppelte Entschädigung.“ (Shakespeare) Gilt für jeden Konzertabend beim Musikfest Berlin und darüber hinaus.
ziert. Wie viel Rolle schaft es in den Videoflm? Oft auch ein Kommentar zur Inszenierung. ↳ Zehnerauswahl OSMODRAMA [IM] Eine erzählende Verwendung von OPERA [BFS] Geruchssignalen in den Künsten. Das Einzige, was es bei den Berliner Festspielen selten gibt. Große Aus- Wird möglich durch die von Wolfgang nahme: „Einstein on the Beach“, Bob Wilsons Produktion von 1976, Georgsdorfer entwickelte elektro 2014 wiederaufgeführt auf der Bühne der Berliner Festspiele. Ansons- nische Geruchsorgel, mit der sich ten ist der Orchestergraben zu klein für Oper. Kleine Ausnahme: das Geruchssequenzen programmieren Deutsche-Oper-Gastspiel von Brittens „The Rape of Lucrecia“ wäh- und choreograferen lassen. Vom rend des Umbaus des Bornemann-Schwesterbaus an der Bismarck- 8. Juni bis zum 5. August als Teil straße. Etwas größere Ausnahme: Jonathan Meeses „MONDPARSIFAL der Ausstellung „Welt ohne Außen BETA 9–23 (VON EINEM, DER AUSZOG DEN „WAGNERIANERN DES – Immersive Räume seit den 60er GRAUENS“ DAS „GEILSTGRUSELN“ ZU ERZLEHREN…)“ im Oktober Jahren“ im Gropius Bau zu erleben. 2017. Dafür gibt es eine High-Tech-Leinwand namens Opera. Immer ↳ Immersion
im Einsatz während der Berlinale.
ORCHESTER [MFB] „Das Orchester kann als ein großes Instrument angesehen werden, das fähig ist, mit einem Male oder nach und nach eine Menge von Tönen 125 BEGRIFFE
Fortsetzung Glossar auf Seite 34
Berliner Festspiele
Interview
Zwischen den Künsten
Stephanie Rosenthal, die neue Direktorin des Gropius Bau, im Gespräch mit Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele.
Die gebürtige Münchnerin Stephanie Rosenthal hat nach ihrem Kunstgeschichtsstudium in verschiedenen Galerien gearbeitet, dann zehn Jahre am Haus der Kunst in München verbracht und war zuletzt Chefkuratorin an der Hayward Gallery im Southbank Centre in London. [Thomas Oberender] Frau Rosenthal, wenn Sie nicht Kunstgeschichte studiert hätten, was wäre es dann gewesen? Gab es einen Plan B? [Stephanie Rosenthal] Ich habe nie ernsthaft eine Alternative in Betracht gezogen. Meine Eltern gingen davon aus, dass alle in der Familie Medizin studieren, aber für mich stand immer fest: Ich werde auf keinen Fall Medizinerin. Ich bin der festen Meinung, dass man mit Kunst kritisches Denken fördert, das war für mich bei der Berufswahl entscheidend. Natürlich bekommt man in einem Mediziner*innenhaushalt auch vermittelt, dass es ganz essenziell ist, etwas zur Entwicklung der Gesellschaft beizutragen. 24
129 Begrife Interview - Nadin Deventer
Berliner Festspiele
[TO] Und, hat sich die Erwartung eingelöst? [SR] Ich würde sagen, dass wir in der Bildenden Kunst eine Krise erleben, und daher stand auch ich vor der Frage: Wozu tragen wir eigentlich noch bei? Gerade in den letzten 15 Jahren hat sich die Bildende Kunst, vor allem die Zeitgenössische Kunst, so extrem verändert, dass viele zweifeln, ob es hier nur noch um Unterhaltungskultur geht, oder noch ein kritischer Beitrag zur gesellschaftlichen Veränderung geleistet wird. Da habe auch ich Bilanz gezogen: Was mache ich eigentlich, und warum mache ich es? [TO] Was hat den Ausgang aus der Krise befördert? [SR] Für mich war es die Biennale of Sydney, die ich 2016 kuratiert habe. Denn ich habe festgestellt, dass diese Biennale ganz nah am Publikum ist, das aus der ganzen Welt kommt und keinen Eintritt zahlen muss. Ich hatte das Gefühl, eine größere Öffentlichkeit an das heranführen zu können, was für mich wichtig ist. Mein Impetus ist die idealistische, jedoch feste Überzeugung, dass Bildende Kunst dazu beiträgt, dass wir umdenken, neu denken darüber, wie wir mit der Welt und in der Welt stehen. [TO] Warum verbinden Sie das mit einem Ausstellungshaus wie dem unseren? [SR] Der Gropius Bau ist der ideale Ort für meinen Ansatz und meine Arbeitsweise. Ein Gebäude, das aufgrund seiner bewegten Vergangenheit eine interessante „Partnerin“ für Künstler*innen und Ausstellungsmacher*innen ist; ein Gebäude, das in seiner Ästhetik einzigartig in Berlin ist und mit seiner Raumanordnung und dem zentralen Lichthof erlaubt, unterschiedliche Ausstellungsformate zu erforschen. Nach der Auseinandersetzung mit der faschistischen Architektur des Haus der Kunst in München und dem Brutalismus der Hayward Gallery in London ist der Gropius Bau eine neue Herausforderung. [TO] Wollten Sie schon immer in einem Ausstellungshaus arbeiten? [SR] Ursprünglich wollte ich Galeristin werden: schon mit zwölf Jahren! Bis mir dann irgendein sehr unsympathischer Freund meines Vaters mitteilte, dass das unmöglich sei, weil weder meine Eltern noch ich genug Geld hätten, und als Galeristin bräuchte man Geld. 26
Als Teenager habe ich schließlich angefangen, in einer Galerie zu arbeiten, nur um festzustellen, dass es nicht ganz mein Bereich ist. Dabei hatte ich das große Glück, in die Schule von Fred Jahn zu gehen, der einer der großen Galeristen in München war und unter anderem Gerhard Richter und A. R. Penck vertreten hat. [TO] Was hat ihn als Galeristen ausgezeichnet, wenn Sie sich als Schülerin bezeichnen? [SR] Vor allem seine Leidenschaft. Er pfegte eine sehr enge Verbindung zu den Künstler*innen. Auch für mich stehen die Künstler*innen im Mittelpunkt, es geht nie um mich oder um das, was ich möchte. Meine Aufgabe ist es, Künstler*innen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzuentwickeln und die Arbeiten zu machen, die für sie entscheidend sind. Fred Jahn ist unglaublich gut darin. Die Zusammenarbeit mit ihm war eine Einführung in die internationale Kunstszene, die für mich sehr wichtig war. Gleichzeitig hat es mir gezeigt, dass Galerien nicht der Bereich sind, wo meine Leidenschaft liegt. [TO] Was wurde stattdessen prägend für Sie? [SR] Ich möchte Künstler*innen eine Plattform bieten, um faszinierende und inspirierende Werke zu realisieren, und das ist für mich die Rolle einer öffentlichen Institution. Als Kuratorin und Direktorin sehe ich es als meine zentrale Aufgabe, Künstler*innen zu unterstützen und Brücken zu schlagen, wo es nötig ist. Mein Studium war von Anfang an durch praktische Arbeit mit Künstler*innen geprägt – ich habe parallel weiter bei Fred Jahn gearbeitet, bin dann für ein Auslandssemester nach London gegangen und habe entschieden, dass ich dort arbeiten möchte. Das hat allerdings nicht sofort geklappt, es war damals schwierig, einen Job zu fnden, mit dem ich meinen Lebensunterhalt hätte bestreiten können. [TO] Warum London, in dieser Zeit? [SR] London ist die Stadt meines Herzens. Ich war zum ersten Mal mit neunzehn Jahren dort und wusste damals schon, dass ich dort einmal leben werde. Und dann kam irgendwann, aus heiterem Himmel, ein Angebot des Direktors der Hayward Gallery, Ralph Rugoff. Es war eigentlich ein Zufall: Ich wollte ihn um Rat fragen, ob ich nach L.A. gehen sollte, um dort eine Stelle anzutreten, und er sagte
„Ich empfnde es als besonders inspirierend, sich selbst gedanklich in einen Raum zu platzieren, in dem man, bildlich gesprochen, nicht weiß, wo die Türen sind.“ stattdessen: Warum kommst du nicht zu mir? Das war fünfzehn Jahre nach meinem ersten London-Erlebnis. [TO] Und was lag dazwischen? [SR] In diesen Jahren machte ich Ausstellungen im Haus der Kunst in München: Ich habe damals als junge Kuratorin bei Christoph Vitali angefangen und war dann unter Chris Dercon als Kuratorin für Zeitgenössische Kunst tätig. Nach meiner Tätigkeit in Galerien arbeitete ich fast zehn Jahre am Haus der Kunst. [TO] Was hat man bei Christoph Vitali gelernt? [SR] Unglaublich viel. Er hatte eine einmalige Art, mit seinem Team umzugehen – ich habe selten eine so schöne Arbeitsatmosphäre erlebt. Natürlich hat man manchmal gedacht: Warum muss man jetzt auch noch alles selber kochen? Vor den Eröffnungen musste man als Kurator*in nämlich mit ihm in den Großmarkt fahren und Lebensmittel einkaufen, dann unten
gemeinsam mit ihm in der Küche stehen und schnippeln, was später bei der Eröffnung serviert wurde, selbst wenn man gerade dabei war, eine Ausstellung über Nachtbilder des 15. Jahrhunderts zu installieren. Wir haben oft für 300 Leute gekocht. Das hat die Atmosphäre ausgemacht, das ganze Team war wie eine große Familie und hat dabei Unglaubliches geleistet, Großausstellungen mit Kunst vom Mittelalter bis zur Zeitgenössischen Kunst, auf eine sehr unkonventionelle Art und Weise. Das wäre heute viel schwieriger. [TO] Woran liegt das – was hat sich verändert? [SR] Inzwischen hat sich die Kunstwelt stark professionalisiert und kommerzialisiert. Damals gab es kaum formale Verträge, alles lief auf Vertrauensbasis. Die Versicherungssummen waren noch nicht so hoch wie heute, es war eine völlig andere Situation. Zum Ende der Zeit mit Vitali hat sich schon abgezeichnet, dass es für ein Museum ohne Sammlung sehr
INTERVIEW - Stephanie Rosenthal
Berliner Festspiele
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schwer werden würde, künftig Ausstellungen zu machen mit solch hochkarätigen Leihgaben. [TO] Diese Entwicklung kennen Sie also von zwei Seiten: In der Galerie haben Sie erlebt, wie der Markt Bedingungen schafft, die die Arbeit der Ausstellungshäuser völlig umkrempeln. Und zugleich kennen Sie diese Institutionen von innen. Hilft Ihnen das? [SR] Fred Jahn war noch ein Galerist der alten Schule (die es ja auch heute noch gibt), dem es vor allem um eine enge Bindung zu den Künstler*innen ging, und der sich aktiv bemühte, Werke in öffentlichen Sammlungen zu platzieren. Diese Blase, von der man heute spricht, entsteht vor allem durch den Secondary Market, in den ich nie wirklich involviert war. Neben Galerien und Auktionshäusern sind es aber natürlich noch viele weitere Akteur*innen, die Kunst als Luxusprodukt verstehen und dementsprechend den Markt beeinfussen. Aber das ist ein Thema, über das man ewig sprechen könnte … [TO] Der Umbruch, von dem Sie sprechen, kam in den späten neunziger Jahren? [SR] Ich denke ja. Eine für mich besonders interessante Phase am Haus der Kunst war von 1994 bis 2000, mit Ausstellungen, die Zeitgenössisches und Historisches verbanden und damit deutlich machten, dass Themen, die uns heute beschäftigen, eine lange Geschichte haben. Man konnte auch Joan Miró oder Adam Elsheimer neben zeitgenössischen Positionen zeigen. Heutzutage ist das aufgrund der Versicherungskosten und einem anderen Bewusstsein darüber, wie weit Werke überhaupt reisen dürfen, kaum mehr möglich. [TO] Ist das vielleicht nur eine Frage der fehlenden Finanzmittel für Ausstellungen, oder spiegelt sich darin auch ein anderes Verhältnis zur Kunst? [SR] Eine große Rolle spielen natürlich die staatlichen Förderstrukturen, von denen auch in England die öffentlichen Institutionen abhängig sind.
Ich empfnde es dabei als problematisch, dass immer weniger neue, kritisierende Projekte unterstützt werden. Kultur hat meines Erachtens primär die Aufgabe, Menschen dazu zu ermuntern, ihre Weltsicht zu erweitern und die Freude am kritischen Denken zu fördern. Und das sollte unabhängig davon gelten, wie Markt und Kapitalismus miteinander verbunden sind. Staatliche Förderung sollte daher nicht an Besucherzahlen gebunden sein. [TO] Andererseits sind in Großbritannien staatliche Sammlungen ohne Eintritt zugänglich … Das kennt man aus Deutschland noch nicht. [SR] Es gibt die Unterscheidung zwischen den großen Häusern mit ständiger Sammlung und den Wechselausstellungen. Wechselausstellungen fnanzieren sich immer auch über Eintrittsgelder. Aber die Sammlungen sind frei zugänglich. [TO] Wäre das ein Modell für Deutschland? [SR] Ich bin grundsätzlich dafür, dass der Zugang zur Kultur frei sein sollte. Und zwar nicht nur, weil Institutionen aus Steuergeldern fnanziert werden und wir Steuern zahlen. Gerade bei öffentlichen Sammlungen wäre es eine große kulturelle Bereicherung, wenn sie frei zugänglich wären. Aber erste Schritte mit einem eintrittsfreien Tag oder Ähnlichem gibt es ja vielerorts schon. [TO] Um noch einmal auf Ihren Werdegang zurückzukommen: Wie schafft man es, wenn man beständig Ausstellungen im Haus der Kunst organisiert und mit Christoph Vitali kochen muss, nebenbei zu promovieren? [SR] Auch das habe ich Vitali zu verdanken: Er hat mich damals acht Monate freigestellt, sodass ich mich in dieser Zeit ganz auf meine Promotion konzentrieren konnte. Wobei ich gar nicht unbedingt glaube, dass man heute promovieren muss, um im Ausstellungsbereich etwas bewirken zu können. Aber ich hatte damals nach acht Jahren Praxis das Bedürfnis, mich noch einmal intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen
INTERVIEW - Stephanie Rosenthal
Berliner Festspiele
und intellektuell Grundlagen zu festigen. Ich habe über Black Paintings, vor allem die der New York School und des Abstrakten Expressionismus und ihre Verbindung zu James McNeill Whistler, promoviert. [TO] Erklären Sie das etwas genauer? [SR] Es ging um rites de passage (Übergangsriten), um den Einsatz von Schwarz, um den Transformationsprozess, der zur charakteristischen künstlerischen Sprache führt und was dieser für einen künstlerischen Prozess bedeutet. [TO] Es geht, wenn ich das richtig verstanden habe, ja noch etwas konkreter um den mittleren Bereich dieses dreistufigen Prozesses, um den rite de marche, die eigentliche Zwischenphase nach dem Herauslösen und vor dem Eintritt, dieses seltsame „In-Between-Sein“ … Dieser Begriff taucht bei Ihnen immer wieder auf. Es geht in Ihrer Arbeit ja nie nur um die Bildende Kunst, sondern auch um das Zwischen-den-Künsten: Sie haben in München eine wichtige Ausstellung mit Allan Kaprow gemacht, aber auch zu Tanz gearbeitet. [SR] Das „In-Between-Sein“ ist für mich zu einem Leitbild in meinen eigenen Arbeiten geworden, konzeptionell, aber auch in der Art, wie ich mich Dingen nähere. Ich empfnde es als besonders inspirierend, sich selbst gedanklich in einen Raum zu platzieren, in dem man, bildlich gesprochen, nicht weiß, wo die Türen sind. Ein abstrakter Raum, in dem man nicht weiß, was als Nächstes kommt. Das lässt sich auch auf meine kuratorischen Arbeiten übertragen: Ich weiß oft nicht, was als Nächstes kommt. Ich beobachte, was passiert: Plötzlich liest man einen Text, hat ein Gespräch, begegnet Künstler*innen und merkt, dass es eine Dimension gibt, die die eigenen Vorstellungen übertrifft – und dort öffnet sich dann die nächste Tür. Sonst agiert man ja immer nur innerhalb seiner eigenen Begrenzungen. 30
[TO] Was heißt das für ein Haus wie den Gropius Bau? [SR] Wenn man beim Gropius Bau das ganze Haus als Ausstellung begreift und nicht mehr nur jede Ausstellung für sich betrachtet, bedeutet das für mich, dass ich nicht ankomme und schon weiß, wie es geht. Oder weiß, was die Besucher*innen wollen. Viel eher versuche ich, mich in den Raum zu begeben und zu verstehen: Was will das Gebäude? Es gilt, diese Spannung auszuhalten, nicht jedem sofort eine Patentlösung servieren zu können, sondern in diesem Moment der Offenheit zu verweilen: Welche unterschiedlichen Bedürfnisse gibt es eigentlich und wie können mögliche Antworten aussehen? Auch das ist dieses „In-Between“, dass man in dem Zustand des „Verstehen-Wollens“, des Lernens bleibt, der natürlich auch angreifbar und verletzlich macht. [TO] Woraus bildet sich für Sie die DNA des Gropius Bau? [SR] Entscheidend ist für mich, zurückzugehen zur Geschichte des Hauses und zu untersuchen, wie sich das Gebäude offenbart, wenn man es als Körper betrachtet. Also zu entdecken: Wo sind die Arme, wo die Beine, wo der Kopf. Ich war seit meiner Kindheit immer wieder im Gropius Bau, aber als ich jetzt bewusst durch das Haus gegangen bin, sind mir immer Elemente aufgefallen, die ich nicht verstanden habe. Wie wenn man einen Organismus inspiziert und das Gefühl hat, hier fießt es nicht richtig. Zum Beispiel die Treppen, die in den zweiten Stock führen, erschienen mir irgendwie seltsam und unlogisch. Irgendwann ist mir in den Sinn gekommen, dass diese Räume wahrscheinlich ursprünglich gar nicht öffentlich zugänglich waren, und ja, tatsächlich, das waren Ateliers für Künstler*innen. Das ganze Haus war voll von Ateliers und Werkstätten, was oft in Standardpublikationen über den Gropius Bau nicht erwähnt wird und wenig im allgemeinen Bewusstsein verankert ist. Dadurch ist mir einiges klar geworden über das Haus und die Art, wie die Künstler*innen hier im
Zentrum stehen sollen. Abstrakter gefasst geht es darum, dass es ein Ort der Schöpfung und Kreation ist. Wenn in einem Haus etwas kreativ produziert wird, prägt das die Ausstrahlung des Hauses enorm, man spürt es als Besucher*in. Wenn eine Kulturinstitution irgendetwas weitergeben kann, dann ein Gefühl dafür, dass dieses Kreieren, Neu-Denken, Konzipieren entscheidend für die Kunst ist – und auch Freude bringt. [TO] Das klingt nach dem, was die Max-Planck-Institute im Wissenschaftsbereich leisten: Das Neu-Denken und Forschen, um Dinge und Verfahren zu entdecken oder anwendbar zu machen, die irgendwie auch die Spielregeln hinterfragen und ändern. Wir können die Arbeit in den Häusern der Berliner Festspiele über weite Strecken so begreifen, und es sind Häuser, die auch sehr große Formate realisieren. Was an dieser Arbeit wäre Ihnen am wichtigsten? [SR] Wir haben, glaube ich, beide ein Interesse daran, die Dinge neu zu denken und
anders zu betrachten, als es die Systeme bislang erlauben. Es ist in der Konstruktion der Berliner Festspiele schon angelegt, dass eine Institution als offener Organismus verstanden wird und Risiken eingegangen werden. Man muss nicht immer genau wissen, wo es hingeht, sondern bleibt im Inneren offen. Nur so, glaube ich, kann man eine solche Institution erfolgreich in dem Sinne führen. Man muss auch versuchen, die eigenen schöpferischen Grenzen zu überschreiten. [TO] Ich mag dieses Bild des offenen Organismus. Der Gropius Bau ist keine Burg. Wir haben hier Susanne Kennedys Inszenierung von Monteverdis „Orfeo“ gezeigt – eine riesige Installation sehr bedrückender Räume und musikalischer Begegnungen. Ein Jahr später gab es hier die Werkschau von Tino Sehgal, ganz ohne Werke im klassischen Sinne – statt der für Ausstellungen typischen Objekte gab es im gesamten Erdgeschoss spezifsche Situationen der Begegnung zwischen
„Wir haben ein Interesse daran, die Dinge neu zu denken und anders zu betrachten, als es die Systeme bislang erlauben.“ INTERVIEW - Stephanie Rosenthal
Berliner Festspiele
Performer*innen und Besucher*innen und das hatte einen wirklich unvergesslichen Zauber. Ganz anders ins Offene sind wir mit der Ausstellung „Limits of Knowing“ gegangen, zu der die Kooperation zwischen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen des kalifornischen Forschungsinstituts LIGO zählte. Diese Astrophysiker*innen haben ein halbes Jahr später den Nobelpreis für ihre Messungen der Gravitationswellen gewonnen. Sie arbeiten mit Künstler*innen, weil ihre wissenschaftlichen Theorien bisweilen bizarr und kontraintuitiv sind, und die eher künstlerischen Wege des Verstehens sind für sie daher hochinteressant. In so einem Haus kommen also immer wieder ganz unterschiedliche Kunst- und Wissensformen zusammen, und deshalb habe ich mich sofort sehr für Sie und Ihre Arbeit interessiert – das Londoner Southbank Centre ist zudem eines der wenigen Pendants zu unserer Festspielstruktur. [SR] Das Zusammenbringen von unterschiedlichen Kunstformen ist aus pragmatischen Gründen nicht so einfach, aber was nicht schwierig ist, ist das gemeinsame Denken. Expert*innen aus unterschiedlichen Feldern kommen zusammen und besprechen, was für die jeweiligen Bereiche gerade relevant ist. Die Berliner Festspiele mit ihrer Vielzahl künstlerischer Sparten, die unter einem Dach vereint sind, haben das sozusagen in der Familie und sind als Institution ideal dafür, solche Synergien herzustellen.
[TO] Was kann man, bezogen auf den Gropius Bau, von den anderen Sparten lernen? Und wo würden Sie ansetzen? [SR] Meine Expertise ist Bildende Kunst, auch wenn ich viel mit Tanz und Musik zu tun gehabt habe. Aber wenn man mit jemandem durch die Räume geht, die*der aus der Choreografe oder der Musik kommt, führt das zu einer ganz anderen Wahrnehmung des Gebäudes. Das Herz des Gebäudes ist für mich der Lichthof. Von Anfang an habe ich gedacht: Um dieses Gebäude fühlen zu können, muss man in den Lichthof. Es ist so, als ob man immer um einen dunklen Raum kreist, als ob man immer draußen ist und nicht ins Innere vorstößt. Das ist für mich das spannendste Element: Wie schaffen wir es, dass der Lichthof das pulsierende Herz ist, von dem alles ausgeht? [TO] Zu den langfristigen Änderungen, die Sie einführen wollen, zählt die Öffnung des Lichthofs. Alle sind eingeladen, dort in Publikationen zu stöbern und mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Erst vom Lichthof aus geht es dann in das Besondere der angrenzenden Ausstellung. Das ist tatsächlich ein großer Wechsel in der Art, wie man als Besucher*in das Haus erlebt. Sie schenken uns sozusagen das Haus zurück. Das ist eine sehr freundliche, öffnende Geste. Solche Gesten sind mir in Ihrer Arbeit schon früher aufgefallen: Bei der Biennale in Sydney haben Sie ein Konzept entwickelt, das auf einem Zitat von William Gibson basierte: „The future is already here –
„Wie sähe es im Gropius Bau aus, wenn die Zukunft schon da wäre?“ 32
it‘s just not evenly distributed“. Und dann haben Sie, damit diese Zukunft auch wirklich empfangen werden kann, in Sydney eine Reihe von Botschaften gegründet, zum Beispiel eine „Embassy of the Real“, was ich, kleine Anmerkung, eine wunderbare Erfndung finde, denn ich habe an der Hochschule der Künste Szenisches Schreiben studiert, weil es dort ein Studienfach gab: „Wirklichkeit erfahren“. Als ob man dafür eine Uni braucht … Aber vielleicht braucht man die Kunst dafür. Wenn so ein Versuch, die Zukunft landen zu lassen, nun nicht über die ganze Stadt verteilt wäre: Wie sähe es im Gropius Bau aus, wenn die Zukunft schon da wäre? Was ist die Art, in der das besondere künstlerische Moment in dieses Haus einziehen kann? [SR] Was mein jetziges Nachdenken mit Sydney verbindet, ist, dass wir komplexe Gedankengänge brauchen, um über Relevanz für das Jetzt, in dem wir leben, zu sprechen. Anstelle von der Kunst zu erwarten, utopische Ideen für die Zukunft zu kreieren, lädt mich die Kunst dazu ein, die Zukunft ans Jetzt heranzuholen. Wir leben in einer Zeit, in der es uns immer schwerer fällt zu sagen, wie die Zukunft aussehen wird. Mithilfe der Kunst können wir zwar keine Antworten fnden, aber unterschiedliche Ebenen einziehen und somit die Komplexität spürbar machen. Komplexität führt hier zuerst einmal zu Verwirrung, dann aber zu einem größeren Verständnis. [TO] Können Sie das an einem Beispiel deutlich machen? [SR] Was mich stark beschäftigt, ist unser Verhältnis zu unserem Land. Land nicht im Sinne von Nation, sondern von Scholle, von Erde. Ich habe mich immer schon darüber gewundert, dass es Länder gibt, dass es Grenzen gibt, dass irgendwer entscheiden kann, wo ein Land anfängt oder aufhört. Aber wirklich losgetreten hat diese Beschäftigung für mich der Einfuss von Australien und Neuseeland, wo es ein ganz anderes Verständnis gibt zu dem Land, auf dem man lebt: The land owns you, you don‘t own the land. Der Mensch ist dem Land untergeordnet: Du kannst immer nur einige Zentimeter Oberfäche besitzen, der Rest ist Allgemeingut. Das sind Vorstellungen, die dort tief verwurzelt und doch absolut unvereinbar mit existierenden politischen Systemen sind.
[TO] Zum Thema Grenze: Direkt am Gropius Bau vorbei verlief die Mauer, die Berlin und Deutschland teilte: eine Wunde zwischen Abgeordnetenhaus und diesem Haus. Was bedeutet es für Sie, wenn Sie zurück nach Deutschland kommen und nun an einem Haus arbeiten, das direkt an der Mauer stand? [SR] Eine große Dankbarkeit für diese historische Verantwortung. Wenn man bedenkt, wo gerade überall auf der Welt Mauern gebaut werden, kann man in diesem Gebäude allein schon durch seine geographische Position Themen von globaler Relevanz verhandeln. Dieses Gebäude ist von der Zeit gezeichnet. Deshalb war es für mich auch wichtig, Lee Bul hierher zu bringen, die als südkoreanische Künstlerin Erfahrungen mit einem geteilten Land hat. Da gibt es so viele Verbindungen zu unserem Land, und dadurch entsteht automatisch ein internationaler Kontext, in dem man unglaublich viel voneinander lernen kann.
INTERVIEW - Stephanie Rosenthal
Berliner Festspiele
Pp
PARALLELWELTEN [BFS] „Neuland“ nannte Angela Merkel das Reich des Digitalen. „Parallelwelten“, sagen die Berliner Festspiele im gleichnamigen Vermittlungsprogramm, das auf digitaler Spieltechnologie beruht, in Kooperation mit der Karl-Schlecht-Stiftung. Es dockt an die Festivals an und verbindet gemeinsam mit dem Game Science Center die Welt der (Computer-)Spiele mit Zeitfragen, Demokratie und digitaler Kunst. PETRAS ANSPIELTIPPS [TT]
Instrument, versetzt Luft in gestaltete Bewegung. Der Komponist ist ‚ein Handwerker, der sich mit der Formung von Luftschwingungen befasst‘, sagte der wagemutigste Daedalus der Musik des 20. Jahrhunderts, Karlheinz Stockhausen. To be oder to go on air heißt es angelsächsisch, wenn Rundfunkleute auf Sendung gehen und Klänge und Sprache durch den Äther schicken. Indem der Mensch spricht oder singt, ist er immer schon fiegend unterwegs. Die philharmonische Dachskulptur ist nicht das bloße Abbild eines ausgebreiteten Flügelpaares als vielmehr das Symbol für die zum Flug anhebende Musik.“ (Winrich Hopp) ↳ Raum, musikalisch
Wie viel die Jury reist und wie viele Auführungen sie sieht, ist jedes Jahr zur Theatertrefen-Pressekonferenz eine Statistik wert – und trotz der nur 365 Tage im Jahr eines Jurymitglied-Lebens eine erstaunlich nach oben ofene Wachstumskurve. Wie die positiven Voten, die ihrerseits wieder verstärkte Reisetätigkeiten der anderen Jurymitglieder nach sich ziehen, am Ende in eine Auswahl münden, weiß eine früher als alle anderen: Petra Hettich aus dem Festivalbüro, die die Voten sammelt. Die verschwiegenste Frau des Theatertrefen-Teams …
PHILHARMONIE BERLIN [MFB] „Hauptspielort des Musikfest Berlin: Die Dachlandschaft der Philharmonie, der nachgesagt wird, sie gemahne sowohl an die gezackten Formen einer Hochgebirgslandschaft als auch an das geschwungene Dach eines Zirkuszeltes, wird von einer Skulptur gekrönt, derer man von der Straße aus kaum ansichtig werden kann. Aus silbrigem Leichtmetall gefertigt, breiten sich zwei gefächerte Flächen wie die großen Schwingen eines zum Fluge anhebenden Vogels aus. Klang ist geformte Luft. Wer spricht, singt, wer Klänge erzeugt, mit oder ohne 34
POESIE UND REVOLUTION [BWB]
„Was können Gedichte noch revolutionieren, außer sich selbst?“ (Katharina Bauer und Daniela Seel beim Trefen junger Autor*innen) PRIVILEG [TT] Ungleich verteiltes auf mehrfache Weise Geschont-Sein bestimmter Bevölkerungsteile dieses Planeten. Wer spricht für wen? Die Regisseurin Anta Helena Recke thematisiert diese Frage auf kluge und diferenzierte Weise in ihrer „Kopie“ der Inszenierung „Mittelreich“, nach der Inszenierung von Anna-Sophie Mahler, bei der sie ein bedeutendes Detail verändert: Ihr Cast besteht ausschließlich aus Künstler*innen of Color. Eingeladen zum Theatertrefen 2018. ↳ Zehnerauswahl
Qq QUERKLANG [MM]
Klänge erforschen, Beziehungen entdecken, Klangwelten hörbar machen. Querklang fördert experimentelles Komponieren an Schulen und
bringt es bei MaerzMusik zur Aufführung. Ein Projekt der Universität der Künste Berlin, klangzeitort, k&k kultkom, Kulturkontakte e.V. und den Berliner Festspielen.
Rr
RAUM, MUSIKALISCH [MFB] „Musik erzeugt nicht nur Raum, sie bedarf seiner. Ein akustisches Ereignis, ein Laut, schafft einen (seinen?) Raum, indem es die Grenze seiner Vernehmbarkeit konzentrisch um sich ausbreitet. Potenziell ist diese Raumgrenze eines andauernden Lautes dort erreicht, wo er soeben noch vernommen werden konnte, jetzt aber unvernehmbar geworden ist. Geschlossener umbauter Raum umgrenzt den Wahrnehmungsradius und steigert dadurch die lokale Wahrnehmbarkeit des in der Zeit verklingenden Lauts. Die Umbauung unterbricht das Verebben der Schallwellen, refektiert das Ereignis mittels dieser nun gebrochenen Schallwellen zurück in den Binnenraum. Dort ist es gesteigert anwesend, ‚verstärkt‘ durch seine gebrochene und refektierte Ausbreitungsbewegung.“ (Wolfgang Rihm) ↳ Musik RESIDENZEN [GB] [JFB] Einst als Ateliers im Gropius Bau. Bald wieder. Neuerdings auch als Artist-in-Residence beim Jazzfest Berlin. SieheSchlagzeugerundMultiinstrumentalist Tyshawn Sorey. To be continued. ↳ Ateliers RISIKO [CRC] Fern von Messerwerfer*innen, brüllenden Löw*innen und brennenden Reifen ist das Risiko auch im zeitgenössischen Circus präsent und verführerisch. Höchster Körpereinsatz und zuweilen tollkühne Akrobatik verbinden
sich mit der nicht weniger mutigen Berührung mit Performance, Tanz und anderen Künsten. Intensität garantiert. ↳ Arena RITES DE PASSAGE [GB] Übergangsriten. Gedanklicher Raum, in dem man nicht weiß, was als Nächstes kommt. „Plötzlich liest man einen Text, hat ein Gespräch, begegnet Künstler*innen und merkt, dass es eine Dimension gibt, die die eigenen Vorstellungen übertrifft – und dort öffnet sich dann die nächste Tür. Sonst agiert man ja immer nur innerhalb seiner eigenen Begrenzungen.“ (Stephanie Rosenthal) ↳ Dritte Hand
ROTER RAHMEN [BFS] Kennzeichen der Berliner Festspiele. Der rote Rahmen ist niemals Rand. Er ist Fokus, Sucher, er stört und macht aufmerksam, zentriert und leuchtet.
vornehmlich eines Schiffes in Bewegung, in erster Linie von der Regelmäßigkeit und Symmetrie herrührt, die zu den grundlegenden Bedürfnissen des menschlichen Geistes gehören, in gleichem Maße wie die Kompliziertheit und die Harmonie – und in zweiter Linie von der immer wiederkehrenden Vielfalt und der eingebildeten Vorstellung all der Kurven und Figuren, welche durch die tatsächlichen Grundelemente des Gegenstandes im Raume entstehen. Der poetische Gedanke, der durch diesen Vorgang der Bewegung in den Linien ausgelöst wird, ist die Vorstellung eines ungeheuren, unermesslichen, komplizierten, jedoch ebenmäßigen Wesens, eines von Geist erfüllten Lebewesens, welches leidet und alle Seufzer und Verlangen der Menschheit zum Ausdruck bringt.“ (Charles Baudelaire) In der poetischen Beschreibung eines Schiffes sind auch Gestalt und Idee des orchestralen Klangkörpers zu erkennen. ↳ Orchester
SCRIPTED SPACES [GB] [IM] „In much of my writing over the previous ffteen years, I have been fasci nated by the changing patterns in scripted spaces. That is themed spaces – designed to give the player – or walker – the feeling that they were in a story about themselves. It was the myth of free will in a world of abso lute predestination. In order to enhance that feeling, many scripted spaces relied on immersion. My simple defnition of immersion was a
↳ Berliner Festspiele
Ss
SCHAPERSTRASE 24 [BFS] 10719 Berlin. Die Adresse des Festspielhauses. Nicht zu verwechseln mit der Spichernstraße. Obwohl: Wie man vom U-Bahnhof Spichernstraße zur Schaperstraße kommt, ist eine Frage, die man regelmäßig hört – vor allem auch von Besucher*innen der Bar jeder Vernunft, die dann im Foyer der Festspiele stehen und nach Tim Fischer oder Pigor & Eichhorn fragen. Leider hier nicht, sondern auf dem Parkdeck nebenan. #Nachbarn SCHIFF [MFB] „Ich glaube, dass der unendliche und geheimnisvolle Zauber, der in der Betrachtung eines Schiffes liegt, und
Winrich Hopp Künstlerische Leitung Musikfest Berlin
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Berliner Festspiele space without a foreground. You were always inside the narrative process, as in a dome, or a laby rinth. Of course, scripted spaces and immersion were political concepts, about power more than escapism.“ (Norman Klein) Auch ein Leitbegriff für den Künstler Philippe Parreno, der vom 25. Mai bis zum 5. August im Gropius Bau ausstellt.
zum Beispiel. Auch Kompositionen basieren auf einer solchen Vereinbarung, einer Stimmung oder Temperatur der beteiligten Instrumente. Man kann die Stimmung oder Temperatur einer Komposition nicht einfach ändern wie die eines Hotelzimmers oder einer Sauna. ↳ Ensemble
SHIFTING PERSPECTIVES [TT]
Acht Stunden täglich, fünf Tage pro Woche, über fünf Jahre hinweg eine einzige Sache tun: Der sogenannten 10.000StundenTheorie zufolge entsteht so ein Maß an Könnerschaft, das sich als Einswerden der Han delnden mit dem Material begreifen lässt – eine Form von Immersion, für die sich Richard Sennett in seiner Schrift „The Craftsman“ (2008) interessiert. Ob für die Fingerfertigkeit von Instrumentalist*innen, die Techniken von Schauspieler*innen oder die Routinen von Glasbläser*in nen – stets ist dieses intensive Üben die Voraussetzung zum Eintauchen in Räume, Sphären oder Zustände, in denen wir außer uns geraten und möglicherweise gerade darin zu uns kommen. ↳ Tanz
Die internationalen Gastspiele im Rahmen des Theatertrefens: Theater, Partyshow, Modenschau? Alles! Bringt die Zehnerauswahl des Festivals in Dialog mit nicht-westlichen Handschriften, bringt außereuropäische Texte nach Berlin, bringt den gemütlichen Blick an seine Grenzen. Partner in crime für eine Welt mit weniger Privilegien. Viele kluge Worte: Postkolonialismus, Appropriation Art, Interdisziplinarität und so weiter und so weiter ... Aber im Wesentlichen: Kunst, Kunst, Kunst. Kuratiert von Yvonne Büdenhölzer, Daniel Richter und Necati Öziri. ↳ Zehnerauswahl
30 STUNDEN [MM]
MaerzMusik endet traditionell mit „The Long Now“: mehr als 30 Stunden gemeinsam Zuhören im Kraftwerk Berlin. Es stehen Feldbetten und Foodtrucks bereit. Ein Meer, in das alles mündet. 10.000 STUNDEN [IM]
SITZEN, GEHEN, LIEGEN, SCHLAFEN [MM]
Konzerte nur im Sitzen? Nicht bei MaerzMusik. Sich bei Marino Formenti unter den Flügel legen, bei „Liquid Room“ rein- und rausgehen, bei „Sleep“ oder „The Long Now“ zwischendrin mal schlafen: alles möglich. Neue physische Haltungen= neue Formen des Hörens? Eine Einladung zum Selbstversuch. ↳ 30 Stunden
STILLE [MM]
„Das Geräusch des Zuhörens.“ (Claire Pentecost) STIMMUNG [MFB] Stimmen der Instrumente im Ensemble oder Orchester: Die Musiker*innen treffen eine Vereinbarung und beja- Daniel Richter hen sie. Alle spielen auf 440 Hertz, Leitender Dramaturg Theatertreffen 36
Tt TANZ[BFS] [BWB] „Wer zehntausend Stunden ein Instrument übt, ‚wird‘ das Instrument. Was bedeutet das für einen Tänzer, dessen Körper sein Instrument ist? Womit wird er eins, wenn er ab einem bestimmten Stadium seines Könnens aufhört, sich mit diesem Können weiter zu beschäftigen und stattdessen von einer anderen Begegnung erfüllt ist? Die tiefensensible Seite der Immersion, zum Beispiel der Rolle des Körpers im virtuellen Raum, der Ersetzung des Körpers durch einen Bildkörper, kann insbesondere für die Kunstform Tanz von großem Interesse sein.“ (Thomas Oberender) ↳ Berührung
den eingeladenen Regisseur*innen. will Bekanntes infrage stellen und Und zum Abschied gibt es Peking- jeder Antwort misstrauen, will ente. ↳ Kunqu mehr Frage- und weniger Ausrufezeichen sein, ist mehr Haltung THINKING TOGETHER [MM] als Überzeugung.
Das Diskurs-Format von MaerzMusik. Geht aktuellen Zeitfragen nach, stellt Zeit und Raum zur Verfügung für gesellschaftlich-politische, philosophische und künstlerische Refexionen. ↳ Time Wars
Muss ein Festival Uraufführungen bringen? Wie bildet sich ein Repertoire der zeitgenössischen Musik oder Dramatik? Durch wiederholte Aufführungen? Wie viele ZweitaufTIME WARS [MM] führungen gibt es überhaupt? Eine Es herrscht Krieg zwischen den Einladung zum Wiederhören: auch Zeitlichkeiten: der systemische Zeit- das ist MaerzMusik. Krieg des Turbo-Kapitalismus; die Ausbreitung nicht-menschlicher, digitaler Zeitregime; die langsame Gewalt der Umweltzerstörung; die Tempi und Zeitspannen der Medienpräsenz; die enteigneten Zeitlichkei- VÖGEL [MFB] ten der freiwilligen und erzwunge- „Ich gerate sehr in Aufregung, wenn nen Migration. Die vierte Ausgabe ich große Vögel dahin gleiten sehe. von MaerzMusik – Festival für Zeit- Ich war für ein halbes Jahr in Saufragen stellt sich den Time Wars. salito, wo ich einige Zeit an einem
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THEATER FÜR DIE EWIGKEIT [TT] ↳ 30 Stunden Geht Theater im Fernsehen? Flüchtige Kunst auf noch füchtigeren Bildern? Und gleichzeitig Aufzeichnung für die Ewigkeit? 3sat begleitet das Theatertrefen seit 1996 und zeichnet jedes Jahr drei ausgewählte Inszenierungen auf. Manchmal, wie 2017, als es nicht möglich war, Ulrich Rasches Inszenierung von Schillers „Die Räuber“ in Berlin zu zeigen, ist das für das Festival die Rettung. Für alle, die sonst keine Karten bekommen haben, sowieso.
柏林戏剧节在中国 [TT] (Bo Lin Xi Ju Jie Zai Zhong Guo: Theatertrefen in China) Auch in China gibt es nun das Theatertrefen, dank Wu Promotion, die jedes Jahr einige der zuvor für Berlin nominierten Produktionen nach Peking, Shanghai und Hong Kong einladen. Das Goethe-Institut Peking organisiert ein Rahmenprogramm mit Workshops, Filmen und Lesungen mit
URAUFFÜHRUNG [MM]
TRICK [CRC] Die Illusion der Leichtigkeit. Was sind die Mechanismen bei der Ausführung eines Tricks? Wie ist das Verhältnis zwischen Trick und Betrug? Wie kann die Dramaturgie eines Tricks auf ein Klaviersolo oder eine Skulptur angewandt werden? Wie müssen wir die Inszenierung eines Tricks im zirkulären Raum denken – fragen sich die Artist*innen Elena Lydia Kreusch und Darragh McLoughlin in „Die Originale“. ↳ Dritte Hand
Uu
UNLEARNING [TT] Ist das Motto des Kontext-Programms beim Theatertrefen 2018. Meint eher „umlernen“ als „verlernen“, will Realität vergessen und Gesehenes neu sehen,
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benachbarten Strand verbrachte, der nur von wenigen Menschen besucht wurde. Es gibt dort einen gigantischen Felsen mit tausenden von schwarzen Vögeln, die sich dort aufalten und schnattern. Manchmal setzen einige zu einem Flug an. Wegen des herrschenden Aufwinds an diesem hohen Felsen müssen sie überhaupt nicht mit ihren Flügeln schlagen, um aufzusteigen. Es ist fantastisch, sie stundenlang zu beobachten. Die Rhythmen, die sie hervorbringen, sind bislang wohl kaum musikalisch umgesetzt worden. Ich sage immer zu meinen Kollegen, dass die Musiker die Vögel unter den Tieren sind.“ (Karlheinz Stockhausen) ↳ Orchester
VOGUING [BWB] Oder auch: Krumping. Popping. Locking. House. B-Boying. Waacking. Was moderner urbanerTanz alles sein kann, lernt man beim Tanztrefen der Jugend.
Berliner Festspiele
Ww
der Berliner Festspiele. Wie kann Produktionen für das Theatertrefetwas,das als so hässlich geschol- fen 2018 aus: „Am Königsweg“ ten worden ist, so poetisch sein? (Deutsches Schauspielhaus Ham-
WALKING IN THE ARTIST’S MIND [GB]
“WALK INTO MY MIND” hieß eine Ausstellung 2009 in der Hayward Gallery. Eine Einladung, der die Kuratorin Stephanie Rosenthal immer noch folgt, bei der Zusammenarbeit mit Künstler*innen. Nun auch im Gropius Bau. ↳ Ateliers
WÄRMERER BEGRIFF [BFS] „Am Ende wird Immersion, so meine Vermutung, durch einen ganz anderen, variableren und wärmeren Begrif ersetzt werden, der uns wiederum weiter an eine neue Form der künstlerischen Praxis heranführt.“ (Thomas Oberender)
↳ Amerikanische Esche
WELTEN OHNE AUSEN [IM] „In einer vernetzten Gesellschaft haben wir die Möglichkeit, uns für unsere eigenen Welten zu entschei den – Welten ohne Außen. Da wir unseren direkten geografschen Nachbarn häufg nicht nur fremder als unseren vernetzten internatio nalen Freunden sind, sondern wir schlicht nicht mehr wissen können, in welchen Welten andere Men schen leben, müssen wir vielleicht in Zukunft von der Existenz von Alternative Facts ausgehen.“ (Annika Kuhlmann) ↳ Future Bodies
WHAT MATTERS [BFS] Film, der 2017 zur Eröfnung des ilb im Festspielhaus gezeigt wurde und Lesungen der 30 Artikel der Menschenrechtscharta beinhaltet, u.a. von Nina Hoss, Ai Weiwei, Elfriede Jelinek, David Grossman, Vivienne Westwood, Simon Rattle, Patti Smith, Herta Müller, Martina Gedeck, Eva Mattes und Schüler*innen. Because it matters. ZEIT [BFS] ↳ Privileg Wir haben nichts als Zeit. Und nie genug. WORLDBUILDING [IM] Künste und kreative Praktiken, ZEITFRAGEN [MM]
Seit 2015 nennt sich MaerzMusik „Festival für Zeitfragen“. „Es ist ein Ort, der unserer wertvollsten Ressource gewidmet ist: der Zeit. Zeit, verstanden als Erfahrungsdimension, die allen gleichermaßen zugänglich ist, als Phänomen, das sich der Reduktion und Defnition entzieht. Zeit als Medium der Musik und der Kunst, das chronologische und effzienzorientierte Ordnungen ZEHNERAUSWAHL [TT] sprengt. Aber auch: Zeit als KateDie Jury besuchte 409 Inszenie- gorie des Politischen, die unsere rungen in 54 deutschsprachigen Lebens-, Arbeits- und ProduktionsStädten und wählte die folgenden weisen bestimmt – Konzept und
die oft situativ funktionieren und betretbare Welten schaffen. Jede WASCHBETONFASSADE [BFS] Form von Immersion ist verbunden Charakteristisches Merkmal des mit Worldbuilding – sie duldet ten überwiegend in den sechziger und denziell kein „Außen“. siebziger Jahren in der Architektur ↳ Narrative Spaces ↳ Eintauchen
eingesetzten Baustofs ist seine reliefartige Oberfächenstruktur. Sie entsteht durch das Auswaschen des Zementleims, bei dem die normalerweise bedeckten Gesteinskörnungen sichtbar werden. Lieblingsbaustof im Berlin der sechziger Jahre, z.B. Akademie der Künste, Deutsche Oper, Haus 38
burg, Regie: Falk Richter), „BEUTE FRAUEN KRIEG“ (Schauspielhaus Zürich, Regie: Karin Henkel), „Die Odyssee“ (Thalia Theater, Hamburg, Regie: Antú Romero Nunes), „Die Welt im Rücken“ (Burgtheater, Wien, Regie: Jan Bosse), „Faust“ (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin (Intendanz Frank Castorf), Regie: Frank Castorf), „Mittelreich“ (Münchner Kammerspiele und Anta Helena Recke, Konzept und Regie: Anta Helena Recke), „Nationaltheater Reinickendorf“ (Produktion Vinge/Müller & Berliner Festspiele/ Immersion, von Vegard Vinge / Ida Müller), „Rückkehr nach Reims“ (Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin, in Koproduktion mit Manchester International Festival, HOME Manchester und Théâtre de la Ville, Paris, Regie: Thomas Ostermeier), „Trommeln in der Nacht“ (Münchner Kammerspiele, Regie: Christopher Rüping), „Woyzeck“ (Theater Basel, Regie: Ulrich Rasche). ↳ Bemerkenswert
Zz
Erfndung im Dienste weltanschaulicher und wirtschaftlicher Interessen; Instrument der Macht, die den Takt und den Rhythmus vorgibt; Dimension des Imaginären, die unsere Vorstellung von Zukunft und damit unseren Handlungsspielraum umschreibt. Zeit als Gestaltungsdimension für Zeitgenoss*innen, Individuen und Gesellschaften.“ (Berno Odo Polzer) ZUHÖREN [JFB] [MFB] [MM]
DAS „GEILSTGRUSELN“ ZU ERZ LEHREN…)“, der Oper, die Meese – nachdem ihm die „Parsifal“Insze nierung in Bayreuth verwehrt blieb – im Juni 2017 auf der Bühne des Haus der Berliner Festpiele zeigte. ↳ Chef
Heute mehr denn je ist Zeit, als politische Kategorie, entscheidend bei dem Versuch, die Wirren der Gegenwart verstehen zu lernen. Musik könnte ZUSAMMEN ESSEN uns dabei helfen. Dies ist eine Zeit des Zuhörens. ↳ Stille [BWB] [CRC] [GB] Was man von Christoph Vitali am ZUKUNFT [GB] Münchner Haus der Kunst lernen „The future is already here – it’s just not evenly distributed.“ (William konnte: gemeinsam kochen verGibson) bindet. Gemeinsam essen auch: siehe das legendäre Bufet an den Z.U.K.U.N.F.T. [IM] Eröfnungsabenden der Bundes„Mutter und Sohn = Realität trifft Kunst (Z.U.K.U.N.F.T. der Unendlich wettbewerbe. Auch Kochen ist keit)“. Der Künstler Jonathan Meese gewährt in seiner ersten Virtual Kunst. ↳ Francos Kantine RealityProduktion (die die Berliner Festspiele zusammen mit Kobalt Productions und ARTE realisieren) einen Einblick in sein Studio. Er schafft ZYKLEN [CRC] Kunst und wird belohnt. Es erklingt Musik aus „MONDPARSIFAL BETA „Ich möchte, dass es Orte gibt, die 9–23 (VON EINEM, DER AUSZOG DEN „WAGNERIANERN DES GRAUENS“ stabil, unbeweglich, unbestimmbar,
unberührt und fast unberührbar, unveränderlich und tief verwurzelt sind; Orte, die Bezugspunkte, Herkunftsorte, Ursprungsorte sein können. Solche Orte existieren nicht, und weil sie nicht existieren, ist der Raum eine Frage. Der Raum ist ein Zweifel. Ich muss ihn ständig defnieren.“ Dieses Zitat von Georges Perec bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit der Theaterkünstlerinnen Suzan Boogaerdt und Bianca van der Schoot in ihrem Workshop im Rahmen des Researchprogramms „Die Originale“. ZYNISMUS [BFS] Nichts für uns.
Berno Odo Polzer, Künstlerische Leitung MaerzMusik – Festival für Zeitfragen
125 BEGRIFFE
TEXTNACHWEISE Zitat Cover, Norman Klein, „Tales of the Floating Class“, Keynote für „INTO WORLDS. Das Handwerk der Entgrenzung“, Gropius Bau, 21.1.2018
Stichwort „Konfikt“: Claire Pentecost, „A Glossary“, Essayplakat, übers. u. hrsg. v. Berliner Festspiele/Immersion, Berlin 2017
Stichwort „Anthologie“: Taiye Selasi, aus der Eröffnungsrede für das internationale literaturfestival berlin 2017, Haus der Berliner Festspiele, 6.9.2017
Stichwort „Konzert“: Pierre Boulez, „Zehn Jahre danach“ (frz. Originaltitel: „Dix ans après“, 1963), übers. v. Josef Häusler; in: Pierre Boulez, „WerkstattTexte“, Propyläen Verlag, Frankfurt/Main 1972, S.255
Stichwort „Big Scale Project“: Thomas Oberender, „Der Substanzwech sel unserer Theatersysteme. Konzept vorschläge für eine Förderung der Theatersysteme auf Bundesebene“, Keynote beim BUNDESFORUM vom Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V., Podewil Berlin, 6.11.2017 Stichwort „Dirigent*in“: Federico Fellini, frei zitiert aus dem Film „Die Orchesterprobe“ (ital. „Prova d’orchestra“), 1979 Stichwort „Ensemble“: Friedrich Kluge, „Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache“, bearb. v. Elmar Seebold, Berlin, New York 1999, S.222 Stichwort „Erlebniszeit“: D’Arcy Wentworth Thompson, „Über Wachstum und Form“ (engl. Originaltitel: „On Growth and Form“, 1917), übers. v. Ella M. Fountain u. Magdalena Neff, Eichborn Verlag, Frankfurt/ Main 2006, S.80 Stichwort „Future Bodies“: Norman Klein, „Tales of the Floating Class“, a.a.O. Stichwort „Improvisieren“: Nadin Deventer, siehe Interview in diesem Heft, S.16 Stichwort „Institution neuen Typs“: Thomas Oberender, „Der Substanz wechsel unserer Theatersysteme. Konzeptvorschläge für eine Förderung der Theatersysteme auf Bundesebene“, a.a.O. Stichwort „Hören“: Michel Serres, „Die fünf Sinne. Eine Philosophie der Gemenge und Gemische“ (frz. Originaltitel: „Les cinq sens. Philosophie des corps mêlés“,1985), übers. v. Michael Bischoff, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1998, S.187f Stichwort „Imitation“: Thomas Oberender, „Warum Zirkus? Refek tionen über ein progressives Medium“, in: Theater der Zeit, Nr. 4/17, S.33 Stichwort „Kanon“: Thomas Oberender, „Der Substanzwechsel unserer Theatersysteme. Konzeptvorschläge für eine Förderung der Theater systeme auf Bundesebene“, a.a.O.
40
Stichwort „Kuratieren“: Stephanie Rosenthal, siehe Interview in diesem Heft, S.26 Stichwort „Luft“: William Shakespeare, „Ein Sommernachtstraum“ (e. Originaltitel: „A Midsummer Night’s Dream“, um 1595), Akt V, Szene I, Auftritt des Theseus, übers. v. Wolfgang Franke, Reclam, Stuttgart 1980, S.118 Stichwort „Mittelpunkt“: John Berger, „About Time“, Jonathan Cape Ltd, London 1985 Stichwort „Nationaltheater Reinickendorf“: William Shakespeare, „Hamlet. Prinz von Dänemark“(e. Originaltitel: „Hamlet. Prince of Denmark“, um 1601), Akt II, Szene II, Auftritt des Polonius, übers. v. August Wilhelm von Schlegel, Reclam, Leipzig 1945, S.47 Stichwort „Ohr und Auge“: William Shakespeare, „Ein Sommernachtstraum“ (e. Originaltitel: „A Midsummer Night’s Dream“, um 1595), Akt III, Szene II, Auftritt der Hermia, übers. v. Wolfgang Franke, Reclam, Stuttgart 1980, S.81 Stichwort „Orchester“: Hector Berlioz, „Instrumentationslehre“ (frz. Originaltitel: „Grand traité d’instrumentation et d’orchestration modernes“, 1843), erg. u. rev. v. Richard Strauss (1904), Frankfurt/ Main 1986, S.434 Stichwort „Organiser le délire“: Pierre Boulez, „Vorschläge“ (frz. Originaltitel: „Propositions“, 1948), übers. v. Josef Häusler; in: Pierre Boulez, „Werkstatt-Texte“, Propyläen Verlag, Frankfurt/Main 1972, S.21 Stichwort „Philharmonie Berlin“: Winrich Hopp, Programmbroschüre Musikfest Berlin 2008, hrsg. v. Berliner Festspiele, April 2008,S.4 Stichwort „Poesie und Revolution“: Katharina Bauer und Daniela Seel, Magazin 31. Treffen junger Autoren, hrsg. v. Berliner Festspiele, November 2016, S.80
Stichwort „Raum, musikalisch“: Wolfgang Rihm, „Raum, Zeit, hier – Bemerkungen zu einem Axiom Wagners“ (2001), in: ders., „Offene Enden. Denkbewegungen um und durch Musik“, hrsg. v. Ulrich Mosch, München 2002, S.184 Stichwort „Rites de passage“: Stephanie Rosenthal, siehe Interview in diesem Heft, S.30 Stichwort „Schiff“: Charles Baudelaire, Programmbroschüre Musikfest Berlin 2010, hrsg. v. Berliner Festspiele, April 2010, S.6 Stichwort „Stille“: Claire Pentecost, „A Glossary“, a.a.O. Stichwort „Tanz“: Thomas Oberender, „Der Tanz, der aus der Zukunft kommt“, http:// www.thomas-oberender.de/578_ deutsch/3_text/1212_2017/1287_der_ tanz_der_aus_der_zukunft_kommt_in_ tanz_jahrbuch_2017_der_theater_ verlag_friedrich_berlin_2017_s_64ff Stichwort „Vögel“: Karlheinz Stockhausen, Programmbroschüre Musikfest Berlin 2008, hrsg. v. Berliner Festspiele, April 2008,S.20 Stichwort „Wärmerer Begriff“: Thomas Oberender, „Der Tanz, der aus der Zukunft kommt“, a.a.O. Stichwort „Welt ohne Außen“: Annika Kuhlmann, „Instant Archaeology“, Essayplakat, hrsg. v. Berliner Festspiele/Immersion, Berlin 2018 Stichwort „Zeitfragen“: Berno Odo Polzer, MaerzMusik – Festival für Zeitfragen, Über das Festival, https://www.berlinerfestspiele.de/ de/aktuell/festivals/maerzmusik/ ueber_festival_mm/allgemein_mm/ allgemein_mm_1.php Stichwort „Zukunft“: William Gibson, „20th Biennale Of Sydney: The Future Is Already Here – It’s Just Not Evenly Distributed“, hrsg. v. Stephanie Rosenthal, Biennale of Sydney Limited, Sydney 2016 Stichwort „Zyklen“: Georges Perec, „Species of Spaces and Other Pieces“, Penguin Classics, London 2008, S.91f Zitat Umschlagrückseite, Pierre Boulez, „Positions“, 1948
IMPRESSUM
HERAUSGEBER:
VISUELLES KONZEPT/GRAFIK:
Berliner Festspiele Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Eps51
INTENDANT: Dr. Thomas Oberender
Circle Offset (Umschlag) Plano Plus (Innenteil)
KAUFMÄNNISCHE GESCHÄFTSFÜHRERIN:
SCHRIFTEN:
Charlotte Sieben
Claudia Nola
Brown, GT Amercia Mono, GT Cinetype, Sang Bleu, Saol, Sneak, Scto Grotesk A, Suisse Int‘l, JHA Times Now
KONZEPT:
FOTOS:
Jeroen Versteele
Christoph Neumann (Porträts S. 8: Ben Wittner)
LEITUNG KOMMUNIKATION:
TEXTE: Christina Tilmann
REDAKTION: Lisa Schmidt, Jeroen Versteele Andrea Berger (Mitarbeit)
MITARBEIT GLOSSAR: Dr. Barbara Barthelmes, Andrea Bauer, Yvonne Büdenhölzer, Patricia Hofmann, Dr. Winrich Hopp, Marie-Kristin Meier, Ilse Müller, Dr. Thomas Oberender, Necati Öziri, Berno Odo Polzer, Daniel Richter, Angela Rosenberg, Dr. Christina Schulz, Jutta Wangemann, Andreas Weidmann, Jochen Werner
© 2018. Berliner Festspiele, die Künstler*innen und Autor*innen. Alle Rechte vorbehalten. Abdruck (auch auszugsweise) nur mit Genehmigung der Herausgeber*innen, Künstler*innen und Autor*innen.
DRUCK: Medialis Offsetdruck
PAPIER:
KONTAKT: Haus der Berliner Festspiele Schaperstraße 24 10719 Berlin Tel. 030/254 890 Gropius Bau Niederkirchnerstraße 7 10963 Berlin Tel. 030/254 860 www.berlinerfestspiele.de info@berlinerfestspiele.de
Wir danken rbb Kulturradio, Deutschlandfunk Kultur, Monopol, WALL sowie der Yorck Kinogruppe für ihre langjährige Unterstützung unserer Arbeit.
l\ultuRradio92,4
monoPOL Ftla MAGAZIN
l:UNS'JUND LEaEN
EIDeutschlandfunk & V
YORCK KINOGRUPPE
Kultur
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Kalendarium 2018 Haus der
JANUAR
Berliner Festspiele
Gropius Bau 2.Sept. 2017– 14.Jan. 2018
„Wenzel Hablik – Expressionistische Utopien“ Ausstellung
18.– 20.Januar
„Requiem pour L.“ Fabrizio Cassol & Alain Platel Musiktheater Weltpremiere
29.Sept. 2017 – 7.Jan. 2018
Ed Atkins „Old Food“ Ausstellung Immersion
25.– 27.Januar
zu Gast: „NIJINSKI“ Gauthier Dance Tanz
FEBRUAR 9.Dez. 2017 – 4.März 2018
„Juden, Christen und Muslime. Im Dialog der Wissenschaften 500 – 1500“ Ausstellung
2.Februar
„Nahaufnahme“ Trefen junge Musikszene Konzert
19.– 21.Januar
„INTO WORLDS. Das Handwerk der Entgrenzung“ Konferenz Immersion
15.– 25.Februar
zu Gast: 68. Internationale Filmfestspiele Berlin
ab Februar 2018 MÄRZ
Wu Tsang Artist in Residence
16.— 25.März
MaerzMusik – Festival für Zeitfragen Festspielhaus und andere Orte Tickets bereits erhältlich
24.— 25.März
29.März– 22.April
zu Gast: „ISM Hexadome“ Immersive Sound & 360° Visual Exhibition
MaerzMusik – „The Long Now“ 30 Stunden Kraftwerk Berlin Tickets bereits erhältlich
Tickets bereits erhältlich
31.März
Bewerbungsschluss: Tanztrefen der Jugend
APRIL 20.April — 22.Juli
7.–8.April
„Die Originale“ Ein Researchprogramm zum zeitgenössischen Circus Tickets bereits erhältlich
13.– 21.April
Theatertrefen der Jugend Ticketverkauf ab 16. März
„Covered in Time and History: Die Filme von Ana Mendieta“ Ausstellung 21.– 29.April
„Mutter und Sohn = Realität trifft Kunst (Z.U.K.U.N.F.T. der Unendlichkeit)“ Ein 360°Film von Jonathan und Brigitte Meese Immersion
MAI
SEPTEMBER 31. August–18.September Musikfest Berlin Philharmonie und andere Orte Programm und Ticketverkauf ab 17. April
4.–21.Mai Theatertrefen Stückemarkt Shifting Perspectives
14.Sept. 2018 — 7.Jan. 2019
zu Gast: „Bestandsaufnahme Gurlitt“ Ausstellung
5.–15.September
25.Mai–5.August Philippe Parreno Ausstellung Immersion
Festspielhaus und andere Orte Programm am 6. April Ticketverkauf „Faust“ ab 7. April Ticketverkauf ab 21. April
zu Gast: 18. internationales literaturfestival berlin Programm und Ticketverkauf ab August
21.Sept. 2018 – 6.Jan. 2019
zu Gast: „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ Ausstellung
Tickets bereits erhältlich
21.–28.September
Tanztrefen der Jugend
JUNI
OKTOBER
Ticketverkauf ab 6. August
29.Sept. 2018 – 13.Jan. 2019 8.Juni–5.August „Welt ohne Außen. Immersive Räume seit den 60er Jahren“ Kuratiert von Tino Sehgal und Thomas Oberender Ausstellung Immersion
Lee Bul „Crash“ Ausstellung
5.–6.Oktober
„Grand Finale“ Hofesh Shechter Company Tanz Ticketverkauf ab August
September/Oktober „The New Infnity“ Projekte im Fulldome Immersion
Tickets bereits erhältlich
JULI
1.–4.November Jazzfest Berlin
NOVEMBER
Festspielhaus und andere Orte Programm und Ticketverkauf ab Mitte September
Berliner Festspiele 15.Juli
Facebook:Bewerbungsschluss: berlinerfestspiele Twitter: blnfestspiele Trefen junger Autoren*innen Instagram: berlinerfestspiele Blog: blog.berlinerfestspiele.de
7.–12.November
Trefen junge Musik-Szene Ticketverkauf ab 4. Oktober
15.–19.November
Trefen junger Autor*innen Ticketverkauf ab 4. Oktober
#blnfestspiele #maerzmusik #theatertreffen #immersion 31.Juli #musikfestbln #jazzfestbln #circusbln #bundeswettbewerbeberlin AUGUST Bewerbungsschluss: #theatertreffenderjugend #tanztreffenderjugend Trefen junge Musik-Szene #treffenjungerautoren #treffenjungemusikszene
21.– 23.November
zu Gast: Chilly Gonzales Konzert
DEZEMBER
Tickets bereits erhältlich
Gropius Bau Facebook: gropiusbau Twitter: gropiusbau Instagram: 10.–29.August gropiusbau
zu Gast: Tanz im August
30.#gropiusbau International Festival Berlin Frühbucher ab 17. April Ticketverkauf ab 12. Juni
Ticketverkauf und Informationen zum Programm unter: www.berlinerfestspiele.de oder Tel. 030/254 89 100
1.–2.Dezember
„Die vier Träume von Linchuan“ Shanghai Kunqu Opera Troupe Traditionelle chinesische Oper
16.Dezember Bewerbungsschluss: Internationales Forum Theatertrefen 2019
Änderungen vorbehalten
MAI
SEPTEMBER 31. August–18.September Musikfest Berlin Philharmonie und andere Orte Programm und Ticketverkauf ab 17. April
4.–21.Mai Theatertrefen Stückemarkt Shifting Perspectives
14.Sept. 2018 — 7.Jan. 2019
zu Gast: „Bestandsaufnahme Gurlitt“ Ausstellung
5.–15.September
25.Mai–5.August Philippe Parreno Ausstellung Immersion
Festspielhaus und andere Orte Programm am 6. April Ticketverkauf „Faust“ ab 7. April Ticketverkauf ab 21. April
zu Gast: 18. internationales literaturfestival berlin Programm und Ticketverkauf ab August
21.Sept. 2018 – 6.Jan. 2019
zu Gast: „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ Ausstellung
Tickets bereits erhältlich
21.–28.September
Tanztrefen der Jugend
JUNI
OKTOBER
Ticketverkauf ab 6. August
29.Sept. 2018 – 13.Jan. 2019 8.Juni–5.August „Welt ohne Außen. Immersive Räume seit den 60er Jahren“ Kuratiert von Tino Sehgal und Thomas Oberender Ausstellung Immersion
Lee Bul „Crash“ Ausstellung
5.–6.Oktober
„Grand Finale“ Hofesh Shechter Company Tanz Ticketverkauf ab August
September/Oktober „The New Infnity“ Projekte im Fulldome Immersion
Tickets bereits erhältlich
JULI
1.–4.November Jazzfest Berlin
NOVEMBER
Festspielhaus und andere Orte Programm und Ticketverkauf ab Mitte September
Berliner Festspiele 15.Juli
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7.–12.November
Trefen junge Musik-Szene Ticketverkauf ab 4. Oktober
15.–19.November
Trefen junger Autor*innen Ticketverkauf ab 4. Oktober
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21.– 23.November
zu Gast: Chilly Gonzales Konzert
DEZEMBER
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zu Gast: Tanz im August
30.#gropiusbau International Festival Berlin Frühbucher ab 17. April Ticketverkauf ab 12. Juni
Ticketverkauf und Informationen zum Programm unter: www.berlinerfestspiele.de oder Tel. 030/254 89 100
1.–2.Dezember
„Die vier Träume von Linchuan“ Shanghai Kunqu Opera Troupe Traditionelle chinesische Oper
16.Dezember Bewerbungsschluss: Internationales Forum Theatertrefen 2019
Änderungen vorbehalten
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IL FAUT CONSIDÉRER LE DÉLIRE, ET, OUI, L’ORGANISER. Pierre Boulez
www.berlinerfestspiele.de