Treffen junger Autor*innen 2018 – Magazin

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Berliner Festspiele

33. Treffen junger Autor*innen 15. – 19. November 2018



Inhalt 3 Vorwort Dr. Christina Schulz, Leiterin Treffen junger Autor*innen 4 Bühne 6 Timasia Mix 8 Rashidah Hassen-Mohmed 10 Felicitas Kaiser 12 Ruta Dreyer 14 Anneke Maurer 16 Tristan Ludwig 18 Loukie Middelhoek 20 Jan Seibert 22 Julie Craig Burkhardt 24 Pernille Leu 26 Sophia Fritz 28 Lara Maibaum 30 Maike Kümmerle 32 Tabea Farnbacher 34 Lea Weiß 36 Celine König 38 Sabir Sagitow 40 Charlie Fischer 42 Anile Tmava 44 Liona Bianev 46 Buchscheck-Preis 47 Blog 48 Campus 50 Praxis 58 Dialog 59 Fokus 60 Spezial 62 Forum 64 Praxis 65 Dialog 66 Jury 68 Anthologie 70 Kuratorium 71 Statistik 72 Bundeswettbewerbe 73 Impressum 74 Kalendarium


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Herzlich willkommen! Die Autorin Toni Morrison sagt in einem Interview: „Diese Mischung aus Freiheit und­ gebändigtem Chaos, die mir an meinem Schreiben wichtig ist, macht mir meine ­Arbeit zum Refugium.“ Das Schreiben als ­­ Refugium. Die Möglichkeit, zu schreiben, zuzuhören, darüber zu reflektieren, verschiedene Sichtweisen über und Herangehensweisen an das Schreiben kennenzu­ lernen, darum geht es beim Treffen junger Autor*innen, zu dem in diesem Jahr wieder zwanzig junge Schreibende eingeladen sind.

Danach hat die Jury gesucht im Auswahlprozess, und an dieser Stelle gilt ihr mein besonderer Dank dafür. Ich danke darüber hinaus allen sehr herzlich, die sich für das Treffen junger A ­ utor*innen engagieren, nicht zuletzt ­meinem Team und den vielen Kolleg*innen im Haus der Berliner Festspiele, die zu dessen Gelingen beitragen. ­Dem Bundesministerium für Bildung und Forschung g ­ ebührt der Dank für die Förderung der vier Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele.

Aus 593 Bewerbungen hat die Jury Autor*innen ausgewählt, deren Beiträge von Lyrik und Dramatik über Kurzgeschichten bis hin zu Formen reichen, die sich einer klaren Zuordnung entziehen. Eine Auswahl der eingereichten Texte wird am 16. November­ in einer Lesung vorgestellt, bevor das eigentliche Treffen beginnt, bei dem sich alles nur noch um Texte dreht, um das sich­Ausprobieren in anderen Gattungen, um das Teilen von Perspektiven und Erfahr­ungen, das Suchen danach, was die Texte sagen, was sie wollen, wohin sie führen. ­­

Ich gratuliere allen Preisträger*innen und wünsche euch inspirierende Tage in Berlin. Der Rahmen ist gesteckt, es liegt nun an euch, das Treffen junger Autor*innen mit allem, was ihr an Können und Fragen mitbringt, und in all eurer Unterschiedlichkeit, zu eurem Treffen zu machen, zu bestimmen,­ was ihr aufnehmen, teilen und weitertragen­ wollt.

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Treffen junger Autor*innen

Dr. Christina Schulz Leiterin Treffen junger Autor*innen Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele


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Treffen junger Autor*innen


Timasia Mix 12 Jahre aus Zweedorf Ich heiße Timasia, bin 12 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf am Elbe-LübeckKanal. Ich gehe in die siebte Klasse und meine Hobbys sind es, Klavier zu spielen und die Pfadfinder zu besuchen. Dennoch finde ich ab und zu Zeit und einen ruhigen Platz, um mich Papier und Stift zu widmen. Mit sieben fing ich an, ohne große Ideen irgendwelche Stories in Worte zu fassen. Nicht sehr gekonnt, wie ich merkte, als ich nach und nach ­immer mehr Geschichten abbrechen musste. Dann, eines Abends: Ich ging im Dorf ­spazieren, nicht rein zufällig an einem großen Busch vorbei, der mit weißen Blüten übersät war. Rein aus Jux und Tollerei kletterte ich hinein, ließ mich auf einem Ast nieder und schon b ­ egann mein Kopf aus den ganzen Eindrücken eine Geschichte zu formen. ­ Und nun bin ich tatsächlich beim Treffen junger Autor*innen dabei – unbeschreiblich.

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Ausgewählt mit dem Text Der weiße Traum „Wo ist sie. Sie ist weg! Nicht mehr da, wo sie sein sollte. Sie schreit. Springt auf. Hände greifen nach ihr. Sie schüttelt sie ab. Läuft. Öffnet eine Tür. Sie wird gerufen. Achtet nicht drauf. Beginnt zu laufen. Rennen. Sprinten. Es tut weh. Es ist ihr egal. Sie läuft. Augen­ paare richten sich auf sie. Egal. Bloß weg hier. Sie stößt Menschen beiseite. Rennt gegen die Tür. Taumelt. Kippt um. Rappelt sich auf. Öffnet sie. Rennt weiter, immer weiter. Sie ist da. Gekonnt klettert sie über Äste. Schwingt sich leichtfüßig über das Seil. Achtet nicht darauf, was um sie herum ist. Wuchtet sich auf ihren Platz. Atmet.“

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Rashidah Hassen-Mohmed 16 Jahre aus Stuttgart Meine Wurzeln oder die 150 × 70 cm Baumwolle auf meinem Kopf sollten nicht das Interessanteste an mir sein. Oder Chiffon, je nach Outfit. Interessanter finde ich da Klaviere (Keyboards reichen auch), investigativen Journalismus, kritische Reportagen und alles, was nicht in einen Hashtag passt. Fiktive Welten, ob auf Zellulose oder in Pixeln, sowie Menschen, was uns bewegt und warum. Vor allem aber, wie ich mit 16 Jahren aus der Welt schlau werde.

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Ausgewählt mit den Texten Heimweh Große Erwartungen Große Erwartungen II Abschied / Brief an dich Aus „Heimweh“: „Auf der Suche nach Anerkennung bei den ach-so-tollen, nicht vergrabenen Untoten und Geistern, die nichts als Verachtung und Geschichten für die Lebenden übrighaben. Lebe ich so leichter? Stöbern nach Wärme zwischen den in Schweiß gebadeten, zum Bass zuckenden Körpern in der Menge, die alles zwischen sich klemmen, was die Illusion aufrechterhält und es verschlucken. Ist das wahre Nähe in der Enge?“

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Felicitas Kaiser 14 Jahre aus Köngen Ich schreibe und lese sehr gern (hmm, wer hätte das gedacht?), komme aber viel zu selten dazu, wohne schon seit (fast) immer in Köngen (Gemeinde in der Nähe von Stuttgart), ­trage gern Hüte, aber nicht so oft, wie ich gern würde, muss viel zu oft in die Schule & bin dann auch noch müde, spiele Violine (hört sich schöner an als Geige), liebe Klammern ­(diese Dinger → ()), hasse Kommas (die da → ,). Bin verrückt (aber wer ist das nicht?), ­mache alles auf den letzten Drücker (z.B. diesen Text schreiben), hasse Stress, (hmm, die letzten zwei sind nicht die beste Kombination), gehe gern barfuß, Fantasyfan, Wortspieler & habe mein Handtuch immer dabei, wenn ich fremde Welten erkunden gehe. (Das ist kein Gedicht!)

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Ausgewählt mit dem Text AB „B war nur verrückt und hatte keine Lust, wahnsinnig zu werden, was heißen würde, dass er und A auf selber geistiger Höhe wären. Darauf war er nicht scharf, denn die Tatsache, dass A ihn mochte, hatte nicht geändert, dass er sie nicht mochte! Aber die Aussicht, vielleicht für immer einsam zu sein, wenn A durch die Tür ging, fand er doch schon ziemlich bedrückend.“­

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Ruta Dreyer 16 Jahre aus Laatzen „Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft“. Das sagte Pierre Joseph Proudhon. Anarchie in der Kunst zu finden, ist mein Ziel. Freiheit zu finden, ist mein Ziel. Expression und die Auflösung jeglicher Einschränkungen. Es gibt keine Gesetze, nur die absolute Möglichkeit.

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Ausgewählt mit den Texten Lissa Gebet in die Lücken Aus „Lissa“: „Lissa braucht einen Fußabtreter, darum liegt vor ihrer Haustür ein Buch von Platon. Platon sagte, ‚Schönheit ist ein natürlicher Vorteil‘. Lissa will manchmal über Platon lästern, traut sich dann aber nicht. Sie kaut an ihren Fingernägeln, poliert sie und sucht auf der durchscheinenden Keratinplatte nach ihrem Spiegelbild.“

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Anneke Maurer 16 Jahre aus Wentorf Kümmel Orientierung klingeln (beim Fahrradfahren) Annika bin ich nicht, sondern gelb Bodenmensch rückwärtsgehen Augenbrauen Zuhörer (unter anderem) PS: Wentorf ist immer einen Besuch wert

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Ausgewählt mit dem Text Badehaus „Mein Gehirn ist selbst voller Wasser, eine Waschmaschine, alles wird herumgewirbelt, aber nichts sauberer, nur alles gerät durcheinander und am Ende sehe ich mich nur noch mit den Händen an den Ohren auf den kalten blauen Fliesen. Im Wasser ist die Welt viel leiser. Eine flüssige Luft, die dich umschließt, und nur dich. Und alles darum herum ist außen. Und blass.“

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Tristan Ludwig 17 Jahre aus Mannheim Ich habe mich doch eigentlich ganz gut eingerichtet im Falschen. Immerhin schafft es Gründe, um zu schreiben, um zu denken, um wütend zu sein oder hoffnungsvoll. ­Dementsprechend natürlich gefangen in Widersprüchen, aber nicht mehr, als man es eben ist, wenn man ist. Kein Grund für überdramatisierendes Getöse, wenn nicht bei der ­Ver­dich­tung von Allgemeinem, und sowieso ist es außerhalb der Realität vielleicht schöner, aber auch schnell recht langweilig. Zwischen Theater und Fußballstadion, Adorno und Lil Pump verstehe ich nicht, warum es da irgendwelche Polaritäten geben soll, mag ich absurde Phänomene, als Anlass zum Schreiben, als Objekt der Beobachtung, ein wenig auch, um selbst mitzumischen in all den Erscheinungen einer Zeit, die seltsam ist wie jede vor ihr. Insgesamt bin ich durchaus glücklich. Und in und trotz und wegen all dem die Hoffnung, der Kampf, dass es einmal gut sein wird. Das war jetzt aber schon auch ‘ne Menge Pathos lol

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Ausgewählt mit dem Text Nach dem Sieg. Ein Triptychon „Alle waren fröhlich und redeten laut, im Augenwinkel erahnte ich einen Blutfleck an der Wand. Er war schon eingetrocknet. Zwölftausend in der Gemeinde, sechs Millionen schon im Bundesland, achtzig Million überhaupt, die sich freuen sollten. Ich brachte meine leere Flasche in die Küche und sagte den anderen, ich sei müde. Man war verwundert, doch ließ mich. Sonst war ich ja stets ein guter Ehemann, Freund oder Vater. Ich schlief schnell ein, obwohl ich nicht einmal müde war.“

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Loukie Middelhoek 20 Jahre aus Berlin Loukie schreibt Prosa und Lyrik auf Deutsch und Englisch. Am liebsten liest sie ihre Texte ihrem Hund vor – aber keine Sorge, er ist ein harter Kritiker. Wer mehr über sie herausfinden möchte, kann ja versuchen, sie zu googlen oder einfach ihre Gedichte lesen. Das ist vielleicht leichter.

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Ausgewählt mit den Texten Grabrede für meine verrotteten Zähne Der Pirat im Nichtschwimmerbecken Das Gegenteil von Rührei Aus „Grabrede für meine verrotteten Zähne“: „Ich habe so viele Zähne verloren, ich könnte eine neue Seele aus ihnen bauen. Vielleicht habe ich das. Die Regierung empfiehlt, Essensreserven für zehn Tage im Schrank aufzubewahren. Für den Notfall. Ich habe meine Reserveseele im Kühlschrank versteckt.“

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Jan Seibert 21 Jahre aus Gießen [*ebd. 1996], erblickte öffentlichkeitswirksam am 24. Dezember das Licht eines örtlichen Krankenhauses, klebt seitdem an seiner Heimatstadt wie Kaugummi und sollte deshalb womöglich häufiger verreisen. Wünscht sich insgeheim ein Autogramm von Ludwig ­Wittgenstein.­Schreibt Gedichte seit ungefähr drei Jahren. (Kommt dadurch nunmehr ­zumindest nach Berlin.) [Studium der Philosophie, germanistischen Linguistik und ­Sozio­logie sowie der Angewandten Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität.]

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Ausgewählt mit den Texten Darwin (I) – (IV) Barista Schrödingers Kiste Erwartung Aus „Erwartung“: „ich habe die parkscheibe im bücherregal hinterlassen, und die haltezone erreicht. die stundentafel legte sich fest auf meinen rekurs; ich bin ihr verpflichtet: erfülle mein wort, und vergesse mich.“

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Julie Craig Burkhardt 18 Jahre aus Weßling Sie hat sich schon früh dahinter versteckt, durch die Augen anderer, erfundenerer Leute zu schreiben. Give him a mask and he will tell you the truth. Als sie vielleicht zwei war, war ihr erster Protagonist ein laufendes, sprechendes Haus. Älter, jetzt, hat sie die letzten z­ wei­ Jahre der Schule statt Kaugummi die Minuten gekaut und steht seit fünfzehn Monaten vor der Zukunft. Wenn ihre Wohnung in Würzburg demnächst frei wird, kann sie ­anfangen zu lernen, wie man Heiltränke mischt. Aber immer spürt sie das Kribbeln in ihren Fingern, und­ zwischen Unterrichtskritzeleien und halbgefüllten OpenOffice-Dokumenten sammeln sich mit der Zeit Geschichten, die nur noch selten von Häusern erzählen.

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Ausgewählt mit dem Text Down to a sunless sea „In Reading mündet der Kennet in die Themse. Und da steht ein Tescos. Wenn ich mich ­besonders sentimental fühle, rede ich mir manchmal ein, er hätte den Tescos nur erwähnt, weil er gewusst hatte, dass der Supermarkt eine Art Anlaufstelle für mich werden würde. Das ist natürlich Quatsch, weil ich ihn damals erst so zwei Wochen gekannt hab. Selbst wenn er ein stiller Beobachter ist – ich glaube nicht, dass er Leute so krass gut lesen kann. Nicht so. Die beiden Flüsse sind ruhig und weit. Man muss sich jetzt nicht so viele Sorgen machen, dass man ermordet wird, weil hier immer etwas los ist. Es gibt Pubs und Cream Tea und den Tesco.“

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Pernille Leu 21 Jahre aus Kopenhagen „25% Justus, 30% Peter, 45% Bob“ – Anonyme Quelle aus dem Freundeskreis Geboren 1997 in Kiel, in der Nähe auf dem Dorf aufgewachsen. Wohnt seit einem Jahr ­­ in Kopenhagen, wo sie Politikwissenschaften studiert und versucht, auf einer Sprache ­jemand zu sein, auf der sie Hausarbeiten schreiben kann, aber keine Prosa. Tastet ­meistens alles nach Falltüren und doppelten Böden ab und probiert manchmal das ­ mit dem Optimismus aus. Mag Kaffee und das Meer, Indie Rock und Doom Metal, Lyrik ­ und ­Science-­Fiction. 2017 Preisträgerin beim Jungen Literaturpreis Schleswig-Holstein ­ und ­lyrix-Monatsgewinnerin, 2017 & 2018 Lesung bei Eine Straße liest in Schwerin mit ­jungen A ­ utor*innen aus Schleswig Holstein & Mecklenburg Vorpommern. Sucht noch ­immer die Workshops der Schul-­­Schreib-AG heim. Schreibt unter anderem, weil es sich ­anfühlt, als würde man selbst irgendwo Falltüren und doppelte Böden installieren. ­ Und d ­ as kann r­ ichtig gut tun.

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Ausgewählt mit dem Text Die Witwe deines Bruders bietet dir eine Zigarette an „Du wachst nachts auf, was du früher nie getan hast und jetzt immer tust, und es regnet noch immer. Das Prasseln und der Wind in den Bäumen und das leise Meer mischen sich zu einem anhaltenden Rauschen zusammen, ein konstanter Soundtrack für die Welt. Du starrst an die Decke und stehst schließlich auf, um in der Küche was zu trinken vielleicht. Annas Tür steht einen Spalt weit offen, und du blickst kurz hinein, was du dir angewöhnt hast in letzter Zeit. Aber Anna liegt da nicht, wie sie es sonst tut, Kopf im Kissen vergraben. Du fährst dir durch die Haare, bindest sie unwillkürlich mit dem losen Haarband zusammen, das du an deinem Handgelenk vergessen hast.“

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Sophia Fritz 21 Jahre aus Dusslingen Geboren 1997, meint, man sollte wenigstens versuchen, die Traurigkeit vor dem Sommer an einen Rastplatz anzubinden. Ist gerne im Urlaub. Kommt aus T端bingen. Hat f端r ein Jahr in Bolivien mit Kindern gearbeitet. Ist jetzt gut im Kartoffelstempeln. Hat einen Tag lang Jura studiert und einen Kurs zur Sterbebegleitung belegt. Studiert inzwischen in M端nchen, Drehbuch. Schreibt B端cher und Filme und Notizen auf @josephineschreibt.

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Ausgewählt mit den Texten Liste der Orte Wenn die Mütter weg sind Aus „Wenn die Mütter weg sind“: „Wenn die Mütter weg sind, können die Mädchen im Morgengrauen auf Zehenspitzen nach Hause schleichen, in ihr Zimmer eilen, sie können sich umschauen, aber da wird tatsächlich niemand sein. Sie können sich in ihr Bett legen und liegenbleiben, sehr aufgewühlt. Wenn sie alleine sind, können die Mädchen heimlich ‚Fotze‘ an die Zimmerdecke wispern. Nur um zu sehen, ob sich das immer noch falsch anfühlt.“

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Lara Maibaum 19 Jahre aus Gotha ich bin zuallererst: keine freundin der selbstdarstellung geboren 1999 in einer kleinen stadt in der nähe einer größeren stadt in einem mittel­großen bundesland namens thüringen, in der region, die man glaube ich hier in berlin den abgehängten­osten nennt. bin am eigenen leib mit dem stadt-land-gefälle in deutschland konfrontiert, bin primär sozialisiert durch einen verein namens art der stadt e. v., der hauptsächlich theater macht und aus den krassesten, hartnäckigsten, mutigsten ­menschen besteht, die ich kenne, menschen, die mir beigebracht haben und beibringen, kunst zu machen, die etwas bedeutet und nicht so postmeta et cetera ist, dass sie sich durch u ­ nendliche interpretationsmöglichkeiten in die bedeutungslosigkeit manövriert. bin zwar ­die erste in meiner familie mit abi, trotzdem ein kind des bildungsbürgertums, egal, als was ich mich hier stilisiere. ich mache kunst, bin queer, feministin, alles unendlich und gar nicht wichtig, bin mir unsicher mit mir & mit der welt, hallo welt.

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Ausgewählt mit den Texten betrachtung dieb solarpunk und precht ein weiterer traum dein name incoming hingabe sog Aus „dieb“: „manch einer deiner sätze ist so schön, ich kann nicht anders, als zum dieb zu werden, als ihn, in ermangelung eines besseren werkzeuges, mit meinen bloßen händen aus deinem strom hinauszuklauen, mit selbigen, schuldigen händen werde ich ihm dann einen tresor bauen, einen tresor für meinen entwendeten schatz, ihn tief in mir verstauen, verschlossen und vernagelt wird er sein, bleich und klein, ein baustein ohne kontext, …“

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Maike Kümmerle 21 Jahre aus Gerstetten Eigentlich studiere ich gerade Soziale Arbeit in Würzburg, bin trotzdem aber viel unterwegs und mal hier und mal dort. Im Juli wurde ich 21 und könnte mir gut vorstellen, irgendwann mal ein Buch zu schreiben. Bis dahin wird bestimmt noch viel Neues passieren und ich werde ein paar Jahre älter sein 8-).

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Ausgewählt mit den Texten Judith zweifelt am Regen Rätsel für Farid (ohne Titel 1) wie dein Name entstand (ohne Titel 3) (ohne Titel 4) warum ich zittere (ohne Titel 6) Schönheit (ohne Titel 7) Aus „Schönheit“: „ich behielt die Momente, in denen ich meinen Gesichtsausdruck verstand, und die anderen schickte ich auf Planeten – womit ich Wellen auf ihnen auslöste.“

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Tabea Farnbacher 21 Jahre aus Hildesheim Geboren 1996 in Hannover. Ich wachse in einem Reihenhaus mit Pflaumenbaum auf ­ ­und besitze einen Kater, den ich gegen seinen Willen herumtrage. Trotzdem empfinde ich ­Einsamkeit. Angefangenes und abgebrochenes Philosophiestudium in Berlin. In gelben Straßen­bahnen fahre ich durch die Schatten eines trüben Jahres. Laufendes Psychologiestudium in Hildesheim. Leichtigkeit ist auch eine Frage des Willens und ich will.­ Seit 2016 stehe ich regelmäßig mit Texten auf der Bühne. Ich trage ein Lächeln über dem Kaffee­tassenrand. Der Rest ist Perspektive.

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Ausgewählt mit dem Text Sprünge „Als mein Nachname ertönt, tritt wie selbstverständlich Lora an die Linie. Ihr Blick ist fest, die Lippen sind konzentriert aufeinandergelegt. Sie hüpft noch einmal in die Luft, ­unter den angespannten Waden ziehen ihre Zehen kraftvoll die Turnschuhe straff. Ich blicke sie an. Sie blickt nach vorn. …“

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Lea Weiß 21 Jahre aus Jena Ich bin Lea. 1997 in Bonn geboren, im Sommer. Ich mag Blau und den Rhein, und die ­ ücherschränke am Rhein. Nach der Schule habe ich walisische Schafe gehütet und beim B Goldschmieden Geduld gelernt. Seit einem Jahr studiere ich nun Soziologie in Jena. ­ Ich bin meistens nicht so gut organisiert. Ich würde gerne mehr verstehen. Ich schreibe ­selten, aber doch immer wieder.

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Ausgewählt mit dem Text Die Nordlichter der Fische „Wenn wir auf die Felder hinausschauen, wird uns schwindlig. Alle Weite lastet auf dem kleinen Dorf. Es zittert unter dem Gewicht des Horizonts. Es muss es sich begrenzen. ­Städter kennen das Gewicht der Sterne nicht. Sie müssten nur einmal das 360-GradPanorama auf ihren Schultern spüren, um zu begreifen, warum Fremde uns Angst machen. Fremde bringen Gerüche und Wind. Ihre Fußsohlen klatschen über den Asphalt unserer Straßen, sie bringen Erschütterung. Ein Dorf ohne Begrenzung ist ein totes Dorf. Die Weite würde uns einfach überschwemmen. Was sind eine Handvoll Häuser gegen hektarweise Ackerstreifen und Felder. Ein Abgrund in Grün und Blau. Eine Idylle mit Loch im Bauch.“

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Celine König 20 Jahre aus Berlin Geboren 1998 in Cottbus, lebt seit zwei Jahren in Berlin und genießt von dort aus das Leben in vollen Zügen (manchmal auch in vollen U-Bahnen). Studiert laut Aussage von Bekannten „irgendwas Langweiliges mit Gesetzen“. Füllt lieber Notizbuchseiten als WordDokumente, trinkt lieber Kamillentee als Kaffee und schreibt lieber Kurzgeschichten als Selbst­­darstellungen.­­­

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Ausgewählt mit dem Text Gleisflimmern „Sylwia starb nicht. Hast du mich vermisst, fragte sie in das Dröhnen eines Zuges hinein und ließ sich neben mich auf das trockene Moos fallen wie auf ein Sofa. Wir pulten Körner von Maiskolben und hörten blecherne Musik und zählten die Züge, wir sammelten Blaubeeren und passten auf, dass wir nicht in die Sonnenflecken traten. Warum heißt es eigentlich Gleisbett, fragte ­Sylwia, wenn sie nicht wollen, dass man sich da schlafen legt.“

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Sabir Sagitow 20 Jahre aus Berlin 1998 in Berlin-Kreuzberg geboren und verloren. Eigentlich eine hässliche Stadt. Musikgymnasium, dann 2016 Abi an Kreuzberger Schule (Hallo, Fr. Dervaric!), dann mit erstem Flug raus aus Deutschland, nach Südengland zum Jurastudium. Berlin ist doch ganz schön. ­­ Ich bin Russe und kann fluchen, habe „Krieg und Frieden“ allerdings nie ganz gelesen – sorry.­ Wenn’s kein Jura wäre, würde ich irgendwas mit Theologie machen und mich auf dem Weg zur Kirche verlaufen. Vielleicht später. God loves me ‘cause I’m sexy and fun.

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Ausgewählt mit dem Text Moskau Unter Wasser „Es zieht sie immerzu auf die Randbezirke zu, sie müssen jeden Morgen gegensteuern, um wieder ins Zentrum zu gelangen. Saida steht ganz still gegen Zimas Brust gelehnt, ­Zimas Arme um ihren Bauch, und Zima fürchtet sich natürlich wieder, aber sie lässt nicht los. Weil die Fenster der alten Häuser blicklos sind, und leer, und niemand sie sieht. Vielleicht nur die Menschen unter Wasser. Saida sagt, sie heben die Köpfe nicht. Das Boot wäre nur eine dunkle Wolke, die über ihnen zieht, ein Surfbrett für einen Hai.“

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Charlie Fischer 19 Jahre aus Berlin Wurde 1999 in Berlin geboren und hat die Stadt bisher auch als Wahlheimat angenommen. Im offiziellen Lebenslauf reihen sich Kindergarten, Grundschule, Gymnasium, Abitur und Ausbildung aneinander. Die Lebenswelten dazwischen sprechen von Wochenenden in der Uckermärkischen Wildnis, Harry Potter und Fußball, der Physik und dem Schreiben, von Kunst und Hörakustik, vollgestopften Kalendern und vielen Stunden im Internet. Charlie schreibt schon immer und seit Kurzem unter selbigem Pseudonym. 2018 fand die Kurzgeschichte „Weg“ ihren Platz in der Anthologie „Gefangensein. Drinnen und Draußen“ des muc-Verlags. Unsortierte Gedankenwelten, metaphorische Lichtquanten und die Flucht nach vorn sind die aktuell bevorzugten Motive. Die Zukunft? Soll möglichst warmherzig ­ und unerschrocken sein.

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Ausgewählt mit dem Text Auf der Suche nach Licht „Ich forme aus drei Schnitten eine Hand, um zu wissen, wo die Augenhöhlen liegen, über denen sie ruhen soll. Meine Augenbrauen schwinge ich an der Nasenwurzel nach oben und schon liege ich dort auf der Leinwand; ich habe immer noch keine Augen, doch nun habe ich einen Blick und das reicht. Mehr lässt sich nicht mit Streifen zeichnen; nur durch Flächen, die das Dazwischen ausfüllen, entsteht Leben und Körperlichkeit, so muss es wohl sein.“

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Treffen junger Autor*innen


Anile Tmava 19 Jahre aus Berlin Aufgewachsen in Berlin zwischen Musikschule und Pizzaöfen. Nun VWL-Studium in d ­ er Wagnerstadt. Ansonsten stehen ihr noch Graecum und Hebraicum bevor. N ­ ach gescheiterten­Meerschweinchenanläufen träumt sie von einer Schildkröte als Haustier.

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Ausgewählt mit den Texten Eine Festung erstürmen Ich erinnere Grundrisse Aus „Ich erinnere“: „das unscharfe hyperventilieren des kühlmotors über der tür. das rau verputzte hotelzimmer, in dem wir die nervige mücke mit der handylampe nachts durch das fenster gelotst haben. und die harten falten im laken, obwohl wir uns nicht gerührt haben.“

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Liona Binaev 22 Jahre aus Frankfurt am Main Ich kenne die Titel von 50 Romanen, die ich noch nicht geschrieben habe. Dieser Satz ist recht exemplarisch für meine bisherigen Versuche, zu leben. Viel wollen, sollen, viel denken, glauben und dann machen … eher wenig. Jedenfalls zu wenig, um nicht ständig die Zeit davon tickern zu fühlen und zu denken (wieder zu denken, ach …): Mach doch mal was! Schreib doch mal was Sinnvolles, Langfristiges, Existentielles, das Leben Allumfassendes. Ja, da ist schon was dran, an der Angst vor dem leeren Papier, dem blendend weißen Bildschirm. Aber Angst kann durchaus sinnvoll sein, manchmal. Und sie ist leider oft sehr ­langfristig. Existentiell, in gewisser Weise. Das Leben allumfassend? – Warum nicht? Ich glaube, ich weiß, was ich als nächstes schreibe: Ein leeres Blatt Papier …

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Ausgewählt mit dem Text Nur mich „Wir spielten zu siebt und ich mochte keinen der sechs, nicht mal den einen. Er warf mir den Ball besonders häufig zu, was ich zuerst sympathisch und dann völlig unangebracht fand, weil er nach jedem meiner Fänge ungeniert zu dem Jungen rüber sah, der starrte und starrte, und zwar nur zu mir, zu niemand anderem – sicher nicht zu dem einen.“

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Buchscheck Mit einem Buchscheck werden ausgezeichnet:

Luisa Böldt – 16 Jahre, Brieselang Luca-Filip Clima – 11 Jahre, Garching Hochbrück Penelope Duran – 15 Jahre, Warschau Annika Götz – 11 Jahre, Fürth Janne-Marie Gross – 12 Jahre, Neustadt Lisbet Hampe – 16 Jahre, Tutzing Katharina Heete – 13 Jahre, Bottrop Cheyenne Heidrich – 13 Jahre, Wiesloch Nora Hofmann – 18 Jahre, Bergtheim Maria Jahn – 17 Jahre, Stadt Südliches Anhalt OT Zehmigkau Laetitia Klemm – 11 Jahre, Kehl Neige Leßmann – 11 Jahre, Karlsruhe Jess Mukeba – 16 Jahre, Offenburg Max Reichert – 17 Jahre, Zossen Carla Rotenberg – 16 Jahre, St. Blasien Tom Schütt – 16 Jahre, Berlin Thea Steimer – 16 Jahre, Frankfurt am Main Annalena Sternhagen – 14 Jahre, Minden Ebru Ünver – 16 Jahre, Moers Elisabeth Wirtz – 16 Jahre, Wilnsdorf

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Blog Live vom Treffen junger Autor*innen bloggen auf bundeswettbewerbe.berlin.de: Miriam Pontius – wurde 1994 in Karlsruhe geboren und lebt wohl aus diesem Grund am ­liebsten in Süddeutschland, im Augenblick in Bamberg, wo sie im Master Neuere deutsche Literatur und Literaturvermittlung studiert. Wie das mit Drehbuch, Kamera und Schnitt funktioniert, lernte sie während ihres einjährigen Praktikums in einer Filmproduktionsfirma. „Schneiden oder Schreiben?“ ist keine Frage, die sie beantworten kann. Da lässt sie demnächst den Arbeitsmarkt drüber entscheiden. Ansgar Riedißer – geboren 1998, war Preisträger u. a. beim Treffen junger Autoren, lyrix, dem Landeswettbewerb Deutsche Sprache und Literatur Baden-Württemberg und dem ­Jugend-Lyrik Preis der Stadt Stuttgart. Seine Texte wurden mehrfach in Anthologien wie ­­ im „Jahrbuch der Lyrik“ 2017 und 2018 veröffentlicht und in Übersetzung im finnischen ­Lyrik­magazin Tuli  &  Savu. Farukh Sauerwein – wurde 1996 im Vogtland geboren und ist dort aufgewachsen. ­Nach dem Abitur 2015 folgte ein Intermezzo an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-­ Schiller-Universität Jena. Seit 2016 führt er ein glückliches Leben und absolviert er ein ­Studium­des Kreativen Schreibens und des Kulturjournalismus in Hildesheim. 2015 war er Preisträger beim Treffen junger Autoren und 2016 Teilnehmer beim Literatur Labor ­Wolfenbüttel. Er ist meist zwischen Killarney und En Gedi anzutreffen. Lea Wahode – geboren 1997 in Regensburg, lebte in Lyon und Reims und studiert nun ­Psychologie in Münster. Sie ist Preisträgerin des Treffens junger Autoren 2017 sowie des Schreibwettbewerbs der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen und nahm 2018 ­ an der Lyrikwerkstatt open poems des Haus für Poesie teil. Sophie Stroux – 1995 in München geboren. Sie hat einen Bachelor in Komparatistik und studiert jetzt Kulturpoetik. Den Herbst 2015 verbrachte sie in einem Vogelnest und blickte auf niederländische Schafe oder Möwen, den folgenden Herbst hat sie in Bibliotheken gelebt, um ihre Abschlussarbeit über zeitgenössische deutsche Lyrik zu verfassen. Zwei ihrer Texte wurden bereits auf der Bühne aufgeführt und sie war u. a. zum Treffen junger Autoren 2016 eingeladen. Fotograf: Dave Großmann – geboren 1989. Der Linkshänder studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Potsdam. Seit 2014 ist er Herausgeber von KWER – Magazin der ­Abstraktion. Als Gestalter und Fotograf ist er freiberuflich in Berlin unterwegs. Seine künstlerische Freiheit lebt er sowohl als Tänzer als auch im Kollektiv PlusMinus3 aus. Dave ist nicht sein Spitzname.

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Praxis Lyrik – Stimmen die Stimmen Was ist die eigene Stimme, wie finde ich sie, was kann ich mit ihr tun? Wie verhalten sich die stimmliche und die grafische Gestalt eines Gedichts zueinander und zum Körper ­der*des A ­ utorin*Autors? Wie kann ich Vielstimmigkeit oder auch Mehrsprachigkeit in der Poesie Raum und Stimme geben? Wie kann ich den Text als Ereignis entstehen lassen, ­gemeinsam mit einem Publikum? Und wie kommt überhaupt ins Gedicht, was dieses ­Gedicht ausmacht? Im Workshop wollen wir unsere Erfahrungen beim Schreiben und ­Sprechen reflektieren, Neues ausprobieren, mit Text, Stimme, Perspektive, Loopstationen und a ­ nderen Verfremdungsmaschinen experimentieren. Mit Dr. Katharina Bauer – Vita siehe S. 66. Und Rike Scheffler – geboren 1985 in Berlin, wo sie als Dichterin, Performerin und Künstlerin lebt. Mit ihren Wortinterventionen, Sound- und Sprachräumen hinterfragt sie mit Vorliebe als gegeben vorausgesetzte Wahrnehmungen. Sie studierte Psychologie in Berlin und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Für ihr Schaffen erhielt sie u. a. ­Arbeitsstipendien der Akademie der Künste, des Künstlerhauses Edenkoben, der Stiftung Brandenburger Tor sowie den Orphil-Debütpreis für Lyrik für ihren 2014 bei KOOKbooks ­erschienenen Gedichtband „der rest ist resonanz“. In den letzten Jahren realisierte sie zahlreiche internationale Kollaborationen und Präsentationen ihrer Gedichte, Performances und Soundinstallationen, u. a. im Louisiana Museum of Modern Art, in der Neuen Nationalgalerie und im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin sowie an weiteren Orten in Äthiopien, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA. www.rikescheffler.tumblr.com www.raumexperimente.net/de/participant/rike-scheffler

Samstag, 17. November 2018, 10:00 – 12:30 Uhr & 13:30 – 16:00 Uhr

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Der politische Essay In diesem Workshop suchen wir gemeinsam nach einer Sprache für das Politische, die ­ das Argument nicht scheut, aber poetisch darüber hinausgehen darf. Ein literarisches ­Vorgehen bedeutet immer auch ein Suchen nach den Konflikten in uns selbst. Was hat der Erfolg der AfD, die Radikalisierung von manchen Jugendlichen, was haben Identitätsdebatten mit uns und unserer Lebensweise zu tun? Um uns auf diese Suche zu begeben, schauen wir uns ältere und neuere, essayistische und fiktionale Texte an, die sich mit ­Gewalt, Empathielosigkeit oder Emanzipation beschäftigen. Neben der Diskussion im Workshop, die sich stark von der Erfahrung und dem Wissen der Teilnehmenden nähren wird, werden wir auch selbst in den Schreibprozess gehen. Mit Deniz Utlu – Romanautor. Er studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Paris und l­ ebt in Berlin. Er arbeitet als Kurator für Festivals und thematische Reihen und gründete das Literatur- und Gesellschaftsmagazin freitext in Hannover. Sein erster Roman, „Die Ungehaltenen“,­ kam im Studio des Maxim Gorki Theaters in Berlin auf die Bühne. Er schreibt u. a. für den Tagesspiegel.

Samstag, 17. November 2018, 10:00 – 12:30 Uhr & 13:30 – 16:00 Uhr

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Treffen junger Autor*innen


Derivé durch das Sprachreich Sprache ist überall. Jede Sekunde wird das Zweifache der Textmasse der französischen ­Nationalbibliothek ins Netz gepostet. Durch die ganze Welt fließt Sprache, als sichtbare und unsichtbare Materiewolke. Sie ist auch überall in der Stadt, auf ihrer Oberfläche –  ­ auf Schildern, Werbungen und Graffiti. Aber was für eine Materie ist das? Und: Würden ­ wir die ganze Sprachmaterie nehmen und in einen Text packen – wie würde der aussehen? Was würde der Text uns erzählen? Wir lassen uns über den Ku‘damm treiben in der Form des „Dérive“, einer revolutionären Strategie, um den urbanen Raum zu erleben, während wir uns die ganze Stadt in einen Text copy-pasten. Mit Laura Naumann und Rudi Nuss – Vitae siehe S. 67.

Samstag, 17. November 2018, 16:30 – 18:30 Uhr

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Informationsdramaturgie Wie und an welcher Stelle des Textes bringe ich die Informationen unter, die notwendig sind, um einer Geschichte folgen zu können? Wie gelingt das, wenn ich ausschließlich die gesprochene Sprache als tragendes Mittel zur Verfügung habe? Wie, wenn ich Regieanweisungen dafür nutzen will? Wie viele Informationen muss ich geben, was weglassen, damit eine Szene nicht erklärend wirkt? Im Workshop soll es um Informationsdramaturgie gehen. Bringt Fragen mit! Nach Antworten suchen wir gemeinsam. Mit Thomas Freyer – Vita siehe S. 66.

Sonntag, 18. November 2018, 10:00 – 12:30 Uhr & 13:30 – 16:00 Uhr

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Treffen junger Autor*innen


mix dir dein gedicht! was steckt im glückskeks & was nicht? eine leere postkarte auf dem tisch: schreib doch mal wieder! ein gedicht auf der fensterbank von bukowski oder von rilke die letzte zeile ist gestrichen was dichtest du dazu? eine handvoll zitate was haben sie mit dir zu tun? werbeanzeigen in magazinen lies zwischen den zeilen! schneide worte aus poetische cut-ups aus dem supermarkt siehst du das weiße t-shirt auf der wäscheleine? was ist deine botschaft an die welt? Mit Lütfiye Güzel – Vita siehe S. 67.

Sonntag, 18. November 2018, 10:00 – 12:30 Uhr

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Poetry-Slam: Textperformance Bühnenpoesie ist das Metier von Sulaiman Masomi. Es wird um Kniffe, Tricks und Hilfestellungen beim Verfassen von Poetry-Slam-Texten gehen. Und um die Frage, wie diese Texte beziehungsweise die Texte der Teilnehmer*innen auf der Bühne performt werden. Mit Sulaiman Masomi – Vita siehe S. 67.

Sonntag, 18. November 2018, 13:30 – 16:00 Uhr

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Treffen junger Autor*innen


„The Internets“ * Der pure Wahnsinn. Das Internet. Von den schimmernden Utopien, die sich Medien­ philosophen in den 80er- und 90er-Jahren über das kommende globale Netzwerk ausgemalt ­haben, ist nicht viel übrig: Alt-Right. Porn-Bots. Hate, wo du auch hinschaust. Neo-Dada in der Meme-Hölle. Bingeing als zentrales Prinzip des Lebens, während die Welt zerfällt. Das Netz ist aber auch ein Raum, in dem marginalisierte Stimmen zu Wort kommen, sich neue Diskurse entfalten können – dort finden wir wohl den utopischen Rest. Gibt es noch Hoffnung? Und noch viel wichtiger für uns: Wie lässt sich über oder in oder sogar durch diesen Raum schreiben? Diesen omnipräsenten und doch so immateriellen Raum? Wie über diesen ­hyperkomplexen Hypertext im constant flow schreiben, dieses Unding? Wir schauen uns verschiedene Zugänge an, um dem Wahnsinn gerecht zu werden. Feat. ­Hannes Bajohr und Stefanie Sargnagel. * Zitat: George W. Bush, US-Wahlkampf 2004

Mit Rudi Nuss – Vita siehe S. 67.

Sonntag, 18. November 2018, 16:30 – 18:30 Uhr

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Werkstattgespräche Ein Plot, erste Sätze, letzte Sätze, Figuren und vor allem die Sprache, die Erzählstimme ... darum geht es unter anderem, wenn man an und mit einem Text arbeitet. Erweitert man den eigenen, sehr persönlichen Raum und setzt sich der Kritik und den Fragen anderer ­ aus, wird daraus ein Werkstattgespräch. Wie kann also ein konstruktives und vor allem persönliches Sprechen über Texte aussehen und stattfinden? Wir wollen in einer Gruppe gemeinsam eure mitgebrachten oder während des Treffens entstandenen Texte lesen und Antworten auf die Fragen suchen, die der ­jeweilige Text stellt. Wir werden das offene, spontane Vorgehen der Textkritik in der Gruppe üben und einen Umgang mit dem Geschriebenen anderer finden. Es geht darum, zusammen an einem Text zu arbeiten, den Kern zu erfassen, auszuprobieren. Aber auch darum, Feedback zu geben, Tendenzen zwischen den Zeilen zu erkennen, den Text im Kontext ­seiner*seines Autorin*Autors zu betrachten und im Kontext der anderen. Individuell, spontan, ohne Angst, mit der Lust am Hinterfragen. Ein Workshop, der auch produktive Phasen des Umschreibens und Neuschreibens umfasst. Jede Textgattung wird berücksichtig. Für die Arbeit bitte Texte mitbringen – egal ob fertig, unfertig, alt oder neu! Mit Anvar Čukoski – geboren 1982 in Köln, lebt in Berlin und ist dort Leitender Lektor für deutschsprachige und internationale Belletristik im Aufbau Verlag. Er hat Neuere deutsche Literatur und Philosophie in Berlin studiert, war danach im Berlin Verlag, und von 2014 bis 2017 im Piper Verlag in München tätig. Dort hat er auch ein Jahr in der Literatur- und ­Filmagentur Marcel Hartges als Literaturagent gearbeitet. Außerdem war Anvar Čukoski Mitglied der Auswahljury beim open mike 2016 im Haus für Poesie in Berlin, Lehrbeauftragter am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim und hat gemeinsam mit Antje Rávic Strubel ein Seminar der Bayerischen Akademie des Schreibens im Literaturhaus München geleitet. Im Aufbau Verlag ist er insbesondere für das Programm des Blumenbar Verlags verantwortlich. Und Rabea Edel – Vita siehe S. 66.

Samstag, 17. November 2018, 16:30 – 18:30 Uhr Sonntag, 18. November 2018, 16:30 – 18:30 Uhr

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Treffen junger Autor*innen


Dialog Lektorat In Einzelgesprächen wird es um Stil, Rhythmus, Struktur, logische oder sachliche Fehler ­ in den Texten der Preisträger*innen gehen. Am Ende dieser Arbeit steht das druckfertige Manuskript für die Anthologie des 33. Treffens junger Autor*innen, die im Februar 2019 ­erscheinen wird. Mit Katharina Bauer, Marcus Braun, Rabea Edel und Rike Scheffler – Vitae siehe S. 50 und 66.

Eins zu Eins: Lektüre und Kritik Alle Teilnehmer*innen sind ausdrücklich aufgefordert, neue, alte, fertige oder unfertige Texte mitzubringen und sich mit den Autor*innen der Jury zu verabreden, um in Einzelgesprächen darüber zu reden, an Ideen zu feilen oder dem Gedankenstau entgegenzuarbeiten. Mit den Autor*innen der Jury, wenn und wann ihr wollt!

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Fokus Perspektiven In jedem Jahr laden wir Autor*innen und Expert*innen aus dem Literaturbetrieb ein, um die Perspektiven auf das Schreiben für die Teilnehmer*innen zu erweitern. Samstag, 17. November 2018, 19:30 – 21:00 Uhr

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Treffen junger Autor*innen


Spezial Literarisches Kennenlernen Ein Workshop, der dem sich Kennenlernen der eingeladenen Autor*innen auf spielerische Weise nachgeht. Mit Laura Naumann und Daniela Seel – Vitae siehe S. 67.

Donnerstag, 15. November 2018, ab 19:30 Uhr

Leseprobe: Schritte auf die Bühne In der Probe für die Lesung der Preisträger*innen geht es um den Umgang mit Mikrofon, Licht, Stimme, Text und Publikum. Mit Thomas Freyer und Daniela Seel – Vitae siehe S. 66 und 67.

Freitag, 16. November 2018, ab 10:00 Uhr

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Literarisches Finale Die Teilnehmer*innen stellen selbst ein Bühnenprogramm für den letzten Abend z­ usammen: Ob neue Texte, Feldversuche oder Videos – was immer euch einfällt, b ­ ringt es mit und auf die Bühne! Inklusive Party! Sonntag, 18. November 2018, ab 20:00 Uhr

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Treffen junger Autor*innen


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Treffen junger Autor*innen


Praxis Eine kreative Auseinandersetzung mit literarischen Texten fördert Sprachverständnis, ­Kommunikationsfähigkeit und Textkompetenz. Ähnlich wie in der Musik oder der Bildenden Kunst muss kreatives, literarisches Schreiben dabei in erster Linie als ein Handwerk ­begriffen werden, das – unabhängig von Talent oder individuellen Ambitionen – erlernt ­ und vermittelt werden kann. Das im Rahmen des Treffens junger Autor*innen stattfindende­ FORUM soll Pädagog*innen Hilfsmittel an die Hand geben, Schreibwerkstätten in ihren Schulen im Deutsch- oder Projektunterricht, in Projektwochen oder in Arbeitsgruppen selbst zu entwickeln und durchzuführen. Dabei wird es um planerische und organisatorische­ Aspekte ebenso gehen wie um inhaltliche Fragestellungen. Nachdem sich das FORUM in den letzten drei Jahren bereits mit den literarischen Genres Szenisches Schreiben, Prosa und Lyrik beschäftigt hat, soll es in diesem Jahr um Poetry Slam gehen. Längst schon ­haben­ Poetry Slams als zeitgenössische Form des Dichterwettstreits die Bühnen Deutschlands ­erobert. Auch viele Schulen und Universitäten zeigen sich hoch interessiert an dieser spannenden, intelligenten und zugleich unterhaltsamen Präsentationsform der Alltagsliteratur. Mit Dalibor Marković – Poet. Geboren 1975 in Frankfurt am Main, mit kroatischen Wurzeln. ­ Er hat mit Musik begonnen und ist daher auch Beatboxer. Seit knapp fünfzehn Jahren ist er auf deutschen Bühnen unterwegs; mitunter sogar im Ausland. Er hat drei Bücher und einen USBStick veröffentlicht. 2014 war er deutschsprachiger Meister im Poetry Slam. Außerdem ist er Mitglied zweier Poetenensembles: dem Team Scheller mit Dominique Macri, sowie Boombastic Lyrikwunderland mit Bas Böttcher und Nora Gomringer. Er lebt in Frankfurt am Main.

Freitag, 16. November 2018, 10:00 – 12:30 Uhr & 13:30 – 16:00 Uhr

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Dialog  Möglichkeit zum Austausch in der Gruppe Mit Michael-André Werner – ist Berliner Schriftsteller und Lesebühnen- und Poetry-Slam-Autor. Er leitet seit 1990 Schreibwerkstätten für Jugendliche und organisiert seit 2000 Werkstätten, vor allem für den Verein Kreatives Schreiben e. V., dessen Vorsitzender er viele Jahre war. E ­ r hat drei Romane veröffentlicht und ist außerdem als Herausgeber tätig.

Freitag, 16. November 2018, 16:00 – 17:00 Uhr

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Treffen junger Autor*innen


Jury Dr. Katharina Bauer – geboren 1982 in Dortmund, ist Privatdozentin für Philosophie und Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung. Sie nahm mehrfach am Treffen junger Autoren und am Deutsch-­ Polnischen Treffen junger Autoren teil und ist Preisträgerin verschiedener Literaturwettbewerbe. ­­Ihre Gedichte wurden ins Polnische und Niederländische übersetzt, vertont und in Anthologien veröffentlicht. 2011 erschien der Lyrikband „ein ganzes vielleicht“ ­ in der Edition roterfadenlyrik. Marcus Braun – geboren 1971 in Bullay an der Mosel, studierte Germanistik und Philosophie in Mainz. ­ 1992 wurde er zum Treffen junger Autoren ausgewählt, außerdem nahm er mehrfach am Deutsch-Polnischen Treffen junger Autoren teil. 1994 wurde er als Vertreter Deutschlands beim World Interplay – Festival of Young Playwrights in Townsville, Australien, ausgewählt, 1997­mit dem Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz und dem Joseph-Breitbach-Preis ­ausgezeichnet. Er schreibt Theaterstücke und Prosa. Sein Roman „Armor“ erschien 2007 im Suhrkamp ­Verlag, „Der letzte Buddha“ 2017 bei Hanser Literaturverlage.

Rabea Edel – geboren 1982, ist Schriftstellerin und ­Fotografin. Ihr Debüt „Das Wasser, in dem wir schlafen“­ erschien 2006, der zweite Roman „Ein dunkler Moment“ 2011 im Luchterhand Literaturverlag. Sie a ­ rbeitet in Projekten an der Schnittstelle zwischen Kunst, Kulturwirtschaft und Journalismus, unterrichtet Kreatives Schreiben u. a. an der New York University Berlin, ­moderiert und kuratiert Lesungen und Kulturveranstaltungen für Kulturinstitutionen und Festivals. ­ Von 2011 bis 2014 war Rabea Edel Chefredakteurin ­ des deutsch-englischen Gesellschafts-Magazins ­R EVUE –­ Magazine for the Next Society. Sie ist Mitbegründerin des Urban Journalism Salon, einem Eventund Netzwerkformat für partizipativen Journalismus. Für das Medieninnovationszentrum Babelsberg realisierte sie das Crossmedia-Projekt „4531km – A Journey“, zusammen mit 14 Kreativen aus Berlin. 2014 wurde ­Rabea Edel zum Mitglied des PEN berufen. ­Auszeichnungen (Auswahl): Stipendiatin im AlfredDöblin-Haus 2018, Artist in R ­ esidence am Goethe-­ Institut Ljubljana 2016, Arbeitsstipendium Literatur des L ­ andes Niedersachsen 2016, Stadtschreiberin in ­Peking / China am Goethe-Institut 2015, Recherche­Stipendium des Berliner Senats 2015, Arbeitsstipendium­des Deutschen Literaturfonds 2014, Stipendium des Berliner Senats 2013, Stipendiatin des Künstlerhauses Edenkoben 2012, Stipendiatin in der Casa Baldi (Bundesregierung / Deutsche Akademie Rom) 2009, ­­Literaturpreise Berlin 2007, ­Nicolas-­Born-Förderpreis 2007, Preisträgerin des 12. Open Mike 2004. Thomas Freyer – geboren 1981 in Gera, lebt in Berlin, wo­­er an der Universität der Künste Berlin Szenisches Schreiben studierte. 2006 erhielt er mit „Amoklauf mein Kinderspiel“ den Förderpreis beim Berliner Stückemarkt im Rahmen des Theatertreffens 2006, den Dramatiker-Förderpreis des Kulturkreises der deut­schen Wirtschaft im Bund der Deutschen ­Industrie (BDI) e. V., den PRIX EUROPA für die Hörspielversion von „Amoklauf mein Kinderspiel“, den Förderpreis des Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg und den Lessing-Förderpreis des Freistaates Sachsen. Seine Stücke wurden am ­Deutschen ­Nationaltheater und Staatskapelle Weimar, Hans Otto Theater, Potsdam, Maxim Gorki Theater, Berlin, Staatsschauspiel Hannover und Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt. Er wird vertreten durch den Rowohlt Theaterverlag.

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Lütfiye Güzel – geboren 1972 in Duisburg, zwischen Ruhrgebiet und Berlin unterwegs, ist Dichterin und bringt seit 2014 Notizen, Novellen, Gedichte und Selbstgespräche unter ihrem eigenen Label Go-­GüzelPublishing heraus. Lütfiye Güzel leitet Poetry-Workshops an Schulen und in Museen und schreibt im ­Vier-Wochen-Takt Essays für den WDR 3. Im Mai 2014 wurde­Lütfiye Güzel mit dem Fakir ­Baykurt Kulturpreis der Stadt Duisburg ausgezeichnet. Im November 2017 mit dem Literaturpeis Ruhr. Das aktuelle Buch „Nix Meer (Episode)“ ist im Mai 2018 erschienen. Sulaiman Masomi – geboren 1979 in Kabul, Afghanistan, und aufgewachsen in Krefeld. Er schloss sein Studium in Allgemeiner Literaturwissenschaft, ­Medienwissenschaft und Kulturwissenschaftlicher­ Anthropologie an der Universität Paderborn ab. ­Sulaiman Masomi ist Schriftsteller, Poet, Rapper, ­Poetry-Slammer und Literaturwissenschaftler. Seit über zehn Jahren ist er auf deutschen Bühnen und – auf Einladung des Goethe-Instituts – als kultureller Botschafter in der Welt unterwegs, u. a. in Kairo, Riga, San Francisco, Mexiko-Stadt und Jerusalem. 2013 wurde er NRW-Landesmeister im Poetry-Slam und stand im selben Jahr im Finale der deutsch­ sprachigen Meisterschaften. Er ist Mitbegründer der Kult-Lesebühne LMBN in Dortmund und hatte bereits mehr als 1500 Auftritte. Nebenbei ist er ein ziemlich cooler Typ, sehr süß und schreibt seine Pressetexte gerne selbst. www.sulaiman.de Laura Naumann – geboren 1989 in Leipzig, studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Inzwischen lebt sie als ­­Autorin und Performerin in Berlin. 2006 und 2008 war sie Preisträgerin beim Treffen junger Autoren, 2008 ­w urde­sie außerdem zum Dramatiker-Workshop beim ­Stückemarkt des Berliner Theatertreffens eingeladen. Ihr Stück „süßer vogel undsoweiter“ erhielt 2009 den Münchner Förderpreis für neue deutschsprachige ­Dramatik und wurde 2010 in einer Werkstattinszenierung bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater in Berlin präsentiert. „demut vor deinen taten baby“ wurde 2012 am Theater Bielefeld uraufgeführt; es gewann den Publikumspreis bei Radikal jung – Das Festival junger Regisseure am Volkstheater München und wurde zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Laura Naumann ist Teil des feministischen Autorinnen-­ und Performerinnenkollektivs Henrike Iglesias. ­ Für Rang I – Das Theatermagazin bei Deutschlandfunk Kultur schreibt und spricht sie seit 2017 regelmäßig ihre Radiokolumne „Dramatischer Betriebsausflug“. Sie wird vertreten durch den Rowohlt Theaterverlag.

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Treffen junger Autor*innen

Rudi Nuss – geboren 1994, lebt im Internet. Wenn er mal in der echten Welt anzutreffen ist, hat er ein ganz komisches Gefühl. Er war Preisträger des T ­ reffens junger Autoren 2013 und 2015 sowie beim open mike 2016. Er hat irgendwo Veröffentlichungen und arbeitet beim Schreibende Schüler e. V. zur Förderung jüngster Literatur. www.rudinuss.de Daniela Seel – geboren 1974 in Frankfurt am Main, l­ebt als Dichterin und Verlegerin von kookbooks in Berlin und Frankfurt am Main. Daneben arbeitet sie u. a. als freie Lektorin und übersetzt, zuletzt Lisa Robertson und Rozalie Hirs, und ist aktiv beim gemeinnützigen KOOK e. V. und im Netzwerk freie Literaturszene Berlin. Zahlreiche internationale Auftritte und Kollaborationen, u. a. mit dem Illustrator Andreas Töpfer, dem Tänzer David Bloom und den Musiker*innen Roland Dahinden und Hildegard Keeb. Daniela Seel veröffentlichte die Gedichtbände „ich kann diese stelle nicht wiederfinden“, kook-books 2011, und „was weißt du schon von prärie“, kookbooks 2015, sowie gemeinsam mit Frank Kaspar das Radiofeature „was weißt du schon von prärie“, SWR / DLF 2015. Für ihre Arbeiten ­erhielt sie u. a. den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis, den Kunstpreis Literatur von Lotto Brandenburg und den Mondseer Lyrikpreis. 1998 und 2000 nahm sie im Rahmen der „Literazza“ am Treffen junger Autoren teil. danielaseel.wordpress.com danielaseel.tumblr.com www.kookbooks.de


Anthologie Die Anthologie des 33. Treffens junger Autor*innen mit den Texten der 20 Preisträger*innen erscheint im Februar 2019 unter dem Titel „stets der ungepasste fällt aus dem nest“ und ist im Online-Shop der Berliner Festspiele und im Buchhandel erhältlich.­ (ISBN 9-783981-778038) Anthologien der letzten Jahre im Online-Shop der Berliner Festspiele oder im Buchhandel:

Es ist nicht ausgeschlossen, dass es besser wird. 32. Treffen junger Autoren 2017

schräg gegens licht 24. Treffen junger Autoren 2009 (nur im Buchhandel)

Binde der Welt die Schnürsenkel zu! 31. Treffen junger Autoren 2016

während du wegsiehst 23. Treffen junger Autoren 2008 (nur im Buchhandel)

jeden schatten wirfst du selbst 30. Treffen junger Autoren 2015 Rostschutzmittel 29. Treffen junger Autoren 2014 Sätze über Planken 28. Treffen junger Autoren 2013 ich stell dir die schatten schärfer 27. Treffen junger Autoren 2012 Hundert Herzschläge Freigepäck 26. Treffen junger Autoren 2011 Jetzt Hier. Und wieder. 25. Treffen junger Autoren 2010

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Der Horizont hängt schief 22. Treffen junger Autoren 2007 Ganz nah gegenüber 21. Treffen junger Autoren 2006 Als wäre jemand in der Nähe 20. Treffen junger Autoren 2005 Hinter der Stirn 19. Treffen junger Autoren 2004 Neben mir saß einer 18. Treffen junger Autoren 2003


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Treffen junger Autor*innen


Kuratorium Ministerialrätin Annette Steenken Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin (Vorsitz) Monika Bürvenich Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin (Referentin) Michael Au Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur ­Rheinland-Pfalz, Mainz Lorenz Hippe Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ), Remscheid Dagmar Kies Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes S ­ achsen-Anhalt, Magdeburg Bettina Neu Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V., München Annette Lutter Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Kiel NN Hessisches Literaturforum e. V., Frankfurt am Main Claudia Schönherr-Heinrich Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Berlin Uwe Schulz Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

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Statistik Bewerbungen insgesamt 593 Verteilung auf Bundesländer Baden-Württemberg 92 Bayern 65 Berlin 65 Brandenburg 17 Bremen 7 Hamburg 23 Hessen 36 Mecklenburg-Vorpommern 13 Niedersachsen 46 Nordrhein-Westfalen 101 Rheinland-Pfalz 27 Saarland 2 Sachsen 28 Sachsen-Anhalt 11 Schleswig-Holstein 33 Thüringen 11 Dänemark 1 Italien 1 Österreich 10 Polen 1 Schweiz 3 Bewerbungen nach Alter bis 12 Jahre 48 13 bis 15 Jahre 91 16 bis 17 Jahre 149 18 bis 19 Jahre 163 20 bis 21 Jahre 140 über 21 Jahre 2 Bewerber*innen nach Geschlecht Weiblich 500 Männlich 85 Nichtbinär 4 keine Angabe 4 Texte nach Genre Prosa 516 Lyrik 690 Dramatik 58 Gesamt 1.264

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Treffen junger Autor*innen


Weitere Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele 2019 Theatertreffen der Jugend 2019 Ausschreibungsbeginn Einsendeschluss 40. Theatertreffen der Jugend

läuft 31. Januar 2019 24. Mai – 1. Juni 2019

Tanztreffen der Jugend 2019 Ausschreibungsbeginn Einsendeschluss 6. Tanztreffen der Jugend

läuft 31. März 2019 20. – 27. September 2019

Treffen junge Musik-Szene 2019 Ausschreibungsbeginn Einsendeschluss 36. Treffen junge Musik-Szene

März 2019 31. Juli 2019 6. – 11. November 2019

Konzert „Nahaufnahme #4“ Treffen junge Musik-Szene Treffen junger Autor*innen 2019 Ausschreibungsbeginn Einsendeschluss 34. Treffen junger Autor*innen

25. Januar 2019, 20:00 Uhr

März 2019 15. Juli 2019 14. – 18. November 2019

Das Programm der Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele gliedert sich in allen Sparten in drei Säulen: Auf der BÜHNE erfolgen die öffentlichen Präsentationen der A ­ rbeiten. ­ Der CAMPUS beinhaltet das Workshop-Programm und verschiedene Gesprächsformate für die ausgewählten Teilnehmer*innen. Und das FORUM richtet sich an Pädagog*innen, Praktiker*innen und Studierende der jeweiligen Bereiche der kulturellen Jugendarbeit.

Bundeswettbewerbe im Internet Bundeswettbewerbe INSIDE bundeswettbewerbe bundeswettbewerbe.berlin BuWeBerlin blog.bundeswettbewerbe.berlin #bundeswettbewerbe #treffenjungerautorinnen

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Impressum Leitung: Dr. Christina Schulz Organisationsleitung: Renate Kligge Mitarbeit: Daniela Gromer, Lara Ragg, Jonas Rinderlin, Marina Vowinkel­ Spielstättenleitung: Karsten Neßler Technische Leitung: Birte Dördelmann Beleuchtung: Ruprecht Lademann Ton / Video: Martin Trümper Kamera Liveübertragung: Jürgen Kramer, Jonas Rinderlin Bühnenmeisterin: Juliane Schüler Maschinerie: Mirko Neugart, Manuel Solms Bühnentechnik: Pierre-Joel Becker, Jakob Hunkler, Ivan Jovanovic Requisite: Karin Hornemann Beleuchtungsmeisterin: Kathrin Kausche Stellwerkerin: Mathilda Kruschel Beleuchtung: Friedrich Schmidt Tonmeister: Axel Kriegel Ton- und Videotechniker: Jörn Gross, Stefan Höhne, Tilo Lips Haustechnik: Frank Choschzick, Olaf Jüngling, Thomas Pix, Sven Reinisch Organisationsassistenz Technische Leitung: Bettina Neugart Magazin Herausgeber: Berliner Festspiele Redaktion: Anne Phillips-Krug, Dr. Christina Schulz Mitarbeit: Renate Kligge Gestaltung: Ta-Trung, Berlin Fotografie Kampagne: BFF, Philipp Jester Schrift: LL Brown Papier: Circle Offset White Druck: Medialis Offsetdruck GmbH, Berlin Copyright 2018 Berliner Festspiele, Autor*innen und Fotograf*innen Stand: November 2018

Veranstalter Berliner Festspiele Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB) GmbH Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Intendant: Dr. Thomas Oberender Kaufmännische Geschäftsführerin: Charlotte Sieben Leitung Kommunikation: Claudia Nola Presse: Sandra Garcia (Praktikum), Patricia Hofmann, Svenja Kauer, Ida Steffen, Jennifer Wilkens Redaktion: Dr. Barbara Barthelmes, Andrea Berger, Anne Phillips-Krug Internetredaktion: Frank Giesker, Jan Köhler Marketing: Gerlind Fichte, Jan Heberlein, Michaela Mainberger Inhouse Grafik: Christine Berkenhoff, Felix Ewers, Nafi Mirzaii Vertrieb: Uwe Krey (Ltg.), Josip Jolic Ticket Office: Ingo Franke (Ltg.), Simone Erlein, Frano Ivic, Gabriele Mielke, Torsten Sommer, Sibylle Steffen, Alexa Stümpke, Marc Völz Hotelbüro: Heinz Bernd Kleinpaß (Ltg.), Frauke Nissen Protokoll: Gerhild Heyder Technische Leitung: Matthias Schäfer Leitung Bühne: Lotte Grenz Leitung Beleuchtung: Carsten Meyer Leitung Ton / Video: Manfred Tiesler Logistik: I-chin Liu (Ltg.), Sven Altmann Gebäudemanagement: Ulrike Johnson Empfang: Georg Mikulla Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin T +49 30 254 89 0 berlinerfestspiele.de info@berlinerfestspiele.de Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH Schöneberger Straße 15, 10963 Berlin kbb.eu

Alle Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele ­werden gefördert vom:

Die Berliner Festspiele werden gefördert durch:

Kein Nacheinlass während der Vorstellungen. Bild- und Tonaufnahmen sind nicht gestattet. Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten.

Abonnieren Sie den Newsletter der Berliner Festspiele: berlinerfestspiele.de/newsletter

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Treffen junger Autor*innen


Kalendarium Donnerstag, 15. November

Freitag, 16. November

Samstag, 17. November

17:00 Uhr Begrüßung

10:00 Uhr Leseprobe

10:00 – 12:30 Uhr Workshops

18:30 Uhr Abendessen

10:00 – 12:30 Uhr Forum: Praxis

12:30 Uhr Mittagessen

19:30 Uhr Literarisches Kennenlernen

12:30 Uhr Mittagessen

13:30 – 16:00 Uhr Workshops

14:00 Uhr Leseprobe

16:30 – 18:30 Uhr Workshops

16:00 – 17:00 Uhr Forum: Dialog

18:30 Uhr Abendessen

17:30 Uhr Imbiss

19:30 – 20:30 Uhr Perspektiven

19:00 Uhr Lesung der Preisträger*innen

ab ca. 21:00 Uhr Spezial: „Texte treffen Töne“

21:30 Uhr Empfang

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Sonntag, 18. November

Montag, 19. November

10:00 – 12:30 Uhr Workshops

10:30 Uhr Abschlussgespräch

12:30 Uhr Mittagessen

11:30 Uhr Mittagsimbiss und anschließend Abreise

13:30 – 16:00 Uhr Workshops 16:30 – 18:30 Uhr Workshops 18:30 Uhr Abendessen ab 20:00 Uhr Literarisches Finale

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Treffen junger Autor*innen


Notizen

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