Frauenmonitoring 2014

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Maga Drin Stephanie Posch Mag. Florian Preisig

Frauenmonitoring 2014 Die Arbeitsmarktlage von Frauen im Bundesland Salzburg

Sozialpolitik in Diskussion


Es gibt noch einige Schieflagen zu beseitigen Frauen sind auch heute noch benachteiligt. Zwar ist in rechtlicher Hinsicht ihre volle Gleichstellung in der Gesellschaft erreicht. Aber vielerorts sind sie mit strukturellen Schieflagen konfrontiert. Das ändert sich nur langsam – zu langsam. Denn Vollzeitbeschäftigung ist für Frauen weiterhin eher die Ausnahme als die Regel. Dafür sind Teilzeit- und geringfügige Arbeit überwiegend weiblich. Frauen arbeiten fast ausschließlich im Dienstleistungsbereich. Und sie verdienen selbst um die Teilzeitarbeit bereinigt ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen! Kein Wunder, dass die Zufriedenheit mit ihren Einkommen sinkt: Frauen sollen heutzutage am besten alles tun. Kinder betreuen, den Haushalt erledigen und arbeiten. Unflexible Arbeitszeiten und fehlende Betreuungsmöglichkeiten machen diese Vereinbarkeit von Familie und Beruf aber nicht gerade leicht. Für diesen Spagat erfahren die Frauen zu wenig Wertschätzung. Und das Gehalt ist nun mal ein ganz wesentlicher Ausdruck solcher Wertschätzung. Zumal Frauen die Männer mittlerweile auch vom Bildungsniveau her überholt haben. Die grobe Schieflage in der Bezahlung zeigt sich auch darin, dass Frauen in der Pension wie auch im Erwerbsleben deutlich stärker von Armut bedroht sind als Männer. Wir nehmen diese Ungerechtigkeit als AK nicht hin! Unser jährlicher Frauenmonitor zeigt, wo der Schuh drückt. Und wir kämpfen gegen diese strukturellen Nachteile: Als starke Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen. Aber auch durch konkrete Maßnahmen wie die Salzburger Frauenakademie. Denn Gerechtigkeit muss sein.

Siegfried Pichler AK-Präsident

Impressum Medieninhaberin, Herstellerin und Herausgeberin: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Salzburg Für den Inhalt verantwortlich: Roman Hinterseer Autoren: Maga Drin Stephanie Posch, Referat für Frauenpolitik der AK Salzburg, Mag. Florian Preisig, Abteilung Wirtschaftspolitik Alle 5020 Salzburg, Markus-Sittikus-Straße 10, www.ak-salzburg.at; Titelfoto: Fotolia, Photoxpress Druck: Eigenvervielfältigung Erschienen im März 2014


Frauenmonitoring 2014

Die Arbeitsmarktlage von Frauen im Bundesland Salzburg

Maga Drin Stephanie Posch – Frauenreferat Mag. Florian Preisig – Wirtschaftspolitik


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Frauenmonitoring 2014


Inhaltsverzeichnis

Beschäftigung 6 Beschäftigungswachstum bei Frauen stärker

6

Einkommen 11 Mit 32,3 Prozent ist der Gender Pay Gap, also der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern, im Bundesland Salzburg nach wie vor sehr hoch 11

Bildung und Berufswahl Bildungsniveau der Frauen steigt kontinuierlich

14 14

Führung 16 Führungsetagen bleiben weiterhin fest in Männerhand!

16

Arbeitslosigkeit 18 Die Arbeitslosigkeit steigt weiter

18

Kinderbetreuung 20 Kinderbetreuung ist in Salzburg noch immer Frauensache

20

Pension 23 Mangelnde eigenständige Alterssicherung bei Frauen

Migration und Integration Frauen mit Migrationshintergrund haben es doppelt schwer

23

26 26

Armut 27 Armutsgefährdung in Österreich

27

Forderungen 31

Frauenmonitoring 2014

5


Beschäftigung Beschäftigungswachstum bei Frauen stärker

Im Jahresdurchschnitt 2013 waren 243.940 Personen in Salzburg unselbstständig beschäftigt. 47,7 Prozent bzw. 116.426 davon waren Frauen. Der Beschäftigungszuwachs im Vergleich zu 2012 beträgt bei den Frauen 0,8 Prozent und bei den Männern 0,1 Prozent.

Hohe geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Erwerbstätigenquoten der unselbstständig Beschäftigten Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der unselbstständig Erwerbstätigen (ohne Arbeitslose und Selbstständige) an der Bevölkerung oder einer Bevölkerungsgruppe. Dabei zählen Personen, deren Arbeitsverhältnis zum Erhebungszeitpunkt ruht (etwa aufgrund von Karenz) ebenso 6

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wie aktiv Beschäftigte. Bei den Erwerbstätigenquoten ist gegenüber dem Vorjahr wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. 2013 waren 69,2 Prozent der Frauen zwischen 15 und 60 Jahren erwerbstätig (+ 0,4 Prozentpunkte). Ein Vergleich der Altersgruppe 15-60 mit den Männern zeigt allerdings, dass noch immer ein starker geschlechtsspezifischer Unterschied von 6,7 Prozentpunkten vorhanden ist. Der Verlauf der Erwerbstätigenquoten nach Altersgruppen macht deutlich, dass die Erwerbstätigenquote der Frauen während ihres gesamten Erwerbslebens niedriger ist als jene der Männer. Die höchsten Erwerbsquoten finden sich bei den Frauen in der Alterskohorte 25-29: 81 Prozent sind in diesem Alter erwerbstätig. In der Alters-


gruppe der 30-34-Jährigen sinkt die Erwerbstätigenquote auf 78,7 Prozent, bei den 35-39-Jährigen auf 74,6 Prozent. Bei den Männern ist die höchste Erwerbsquote in der Kohorte der 30-34-Jährigen zu finden (88,2 Prozent). Zwischen 35 und 39 zeigt sich der deutlichste Unterschied in der Beschäftigung. Die Erwerbstätigenquote der Frauen liegt in dieser Altersgruppe über 11 Prozentpunkte unter jener der Männer. Nachdem die aufgrund von Karenz ruhenden Arbeitsverhältnisse nicht in diese Differenz hineinspielen, zeigt dieser Gap, dass immer noch viele Frauen den Wiedereinstieg nach der gesetzlichen Karenz nicht schaffen und entweder arbeitslos gemeldet sind oder gänzlich aufgrund der Kinderbetreuung aus dem Erwerbsleben aussteigen.

Abbildung 1: Erwerbstätigenquote nach Alter und Geschlecht, Salzburg 2013 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

bis 19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre

Männer

Frauen

Quelle: eigene Berechnungen.

Im weiteren Erwerbsverlauf gibt es bis zur Alterskohorte der 45-49-Jährigen eine Annäherung auf rund 2 Prozentpunkte, ab der Kohorte 55-59 steigt die Differenz sprunghaft auf 16,8 Prozentpunkte an. Dies ist auf den um fünf Jahre früheren Pensionsantritt der Frauen zurückzuführen. Das faktische Antrittsalter von Frauen liegt jedoch nur etwas über drei Jahre unter jenem der Männer (Durchschnittsalter bei Pensionsneuzugängen der Alterspension: Männer 62,9, Frauen 59,3). Abbildung 2: Niedrige Vollzeitquoten bei Frauen Niedrige Vollzeitquote bei Frauen Anteil der Vollzeitbeschäftigten an allen Frauen

100,0 80,0

94,4

93,8

92,3

74,3

72,6

92,9

93,2

95,3

93,1

94,8

74,0

73,3

73,6

74,5

75,3

50,8

51,5

52,8

53,1

53,5

92,7

87,4

75,3

74,5

54,2

54,8

60,0 54,6

49,3

74,7 61,8

40,0 20,0 0,0

Männer

Frauen

gesamt

Quelle: Statistik Austria, Arbeitskräfteerhebung 2012. Frauenmonitoring 2014

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Vollzeitbeschäftigung für Frauen rückgängig

Gründe für Teilzeitbeschäftigung

Nur 52,8 Prozent der unselbstständig beschäftigten Salzburgerinnen hatten 2012 eine Vollzeitbeschäftigung, das ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 1,3 Prozentpunkte. Bei den Männern hingegen ist Vollzeitbeschäftigung die Regel: 93,2 Prozent der Männer arbeiten in Vollzeit, das bedeutet eine Stagnation gegenüber dem Vorjahr. Im Bundesländervergleich weist Salzburg neben Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg die niedrigste Vollzeitquote bei den Frauen auf.

Bei näherer Betrachtung der Gründe für Teilzeitbeschäftigung zeigt sich, dass österreichweit 38 Prozent der Frauen aufgrund von Betreuungspflichten für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene diese Beschäftigungsform wählen. Bei Männern sind es hingegen nur 3 Prozent. Bei ihnen überwiegt der Wunsch nach Aus- und Weiterbildung (24,2 Prozent), gefolgt vom fehlenden Wunsch nach Vollzeit (22 Prozent). Der Wunsch nach Fortbildung stellt bei nur 7,6 Prozent der Frauen den Grund für ein reduziertes Beschäftigungsausmaß dar.

Trend zur Teilzeitarbeit hält an, überwiegend Frauen betroffen Die Teilzeitquote im Bundesland Salzburg ist gesamt um +0,8 Prozentpunkte auf 26,4 Prozent gestiegen. Im Bezirksvergleich weist Salzburg Stadt mit einer Teilzeitquote von 31,3 Prozent den höchsten Wert auf. Die niedrigste Teilzeitquote ist erneut im Pongau mit 25,7 Prozent zu verzeichnen. 8 von 10 Teilzeitbeschäftigten im Bundesland Salzburg sind Frauen. Nahezu 46 Prozent der Frauen in Salzburg sind teilzeitbeschäftigt, hingegen nur 12 Prozent der Männer. Die höchste Teilzeitquote bei den Frauen weist der Bezirk Tennengau mit 49,4 Prozent auf. Abbildung 3: Erwerbs- und Teilzeitquoten bei Frauen in Salzburg Erwerbs- u. Teilzeitquoten Frauen, Salzburg Anteil der weiblichen Beschäftigten an der gesamten weiblichen Wohnbevölkerung in Prozent 2012 55,0 50,0

53,3 49,4 47,6

48,9 45,8

45,0

47,1

52,8

48,7 45,3

45,3 42,4

41,7

40,0 35,0 30,0 Tennengau

Stadt Flachgau Salzburg

Pongau

Quelle: eigene Berechnungen. 8

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Lungau

Pinzgau

Geringfügige Beschäftigung nimmt weiterhin zu, zwei Drittel sind Frauen Die Anzahl der geringfügig beschäftigten Frauen ist seit 2008 um 9 Prozent gestiegen. Im Jahresdurchschnitt 2013 waren 16.865 Frauen geringfügig beschäftigt (+0,7 Prozent gegenüber Vorjahr), das entspricht einem Anteil von zwei Dritteln an allen geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Die Anzahl der freien Dienstverträge ist im Vergleich zum letzten Jahr rückläufig. Im Jahresdurchschnitt waren 1.459 freie Dienstverhältnisse gemeldet (-2,1 Prozent), rund 62 Prozent entfielen auf Frauen. Gesunken ist bei den Frauen auch die Leiharbeit um 3,3 Prozent auf 956 Personen. Allerdings ist nur jedeR vierte LeiharbeiterIn weiblich.


Abbildung 4: Unselbstständig beschäftigte Frauen im Bundesland Salzburg 2013

Beschäftigung nach Wirtschaftsklassen Primärer Sektor

Land- u. Forstwirtschaft

Sekundärer Sektor

Bergbau, Energie und Wasser

Herstellung von Waren

Bau

Tertiärer Sektor

Handel

Verkehr

Tourismus

320

0,3

320

0,3

12.454

11,3

624

0,6

9.570

8,7

2.260

2,0

96.415

88,1

23.086

20,9

2.835

2,6

13.785

12,5

Nachrichten

1.393

1,3

Finanzdienstleistungen

4.482

4,1

Immobilienwesen

1.200

1,1

freiberufliche Dienstleistungen

5.315

4,8

Wirtschaftliche Dienstleistungen

5.520

5,0

21.497

19,5

öffentliche Verwaltung

Erziehung und Unterricht

2.848

2,6

Gesundheit und Soziales

10.435

9,5

Kunst, Unterhaltung und Erholung

1.257

1,1

sonstige Dienstleistungen

3.743

3,4

Private Haushalte

205

0,2

110.381

100,0

Insgesamt Quelle: Hauptverband, eigene Berechnungen.

Frauen arbeiten fast ausschließlich im Dienstleistungsbereich Frauen und Männer arbeiten in unterschiedlichen Berufsgruppen (horizontale Segregation): Wie im Vorjahr sind 88 Prozent der Frauen im Bundesland Salzburg im tertiären Sektor, also im Dienstleistungsbereich beschäftigt. Rund 21 Prozent der Frauen arbeiteten 2013 im Handel, 19,5 Prozent in der öffentlichen Verwaltung und rund 13 Prozent im Tourismus. Bei den Männern hingegen ist die Konzentration auf den Dienstleistungssektor nicht so stark ausgeprägt. 64,9 Prozent der Männer arbeiten im tertiären Bereich, 34,5 Prozent im sekundären Bereich.

Schwierige Situation für Frauen im Handel Eine neue Studie von der Arbeiterkammer1 analysiert die Situation der ArbeitnehmerInnen im Handel in Österreich. Von insgesamt 525.000 ArbeitnehmerInnen sind 56 Prozent Frauen, im Einzelhandel sogar 75 Prozent. Die Studie belegt, dass Frauen in mehrfacher Hinsicht gegenüber Männern benachteiligt sind. Durch die hohe Teilzeitquote bei den Frauen (90 Prozent) setzt die Geschlechterdifferenzierung bereits am Beginn der Beschäftigung ein und damit sind Frauen in fast allen Bereichen (Gehalt, Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten) gegenüber Männern schlechter gestellt.

1 WIFO und IFES im Auftrag der AK Wien, Beschäftigung im Handel, 2014. Frauenmonitoring 2014

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n Der Prozentsatz der Beschäftigten, deren Einkommen nicht zum Leben ausreicht, ist bei Frauen doppelt so hoch wie bei Männern. Bei Teilzeitbeschäftigten erreicht er mehr als das Dreifache der Vollzeitbeschäftigten (20 Prozent vs. 6 Prozent). Bei Beschäftigten mit Migrationshintergrund liegt er bei 17 Prozent. n Weiters erzielen Frauen bei weitem geringere Einkommenssteigerungen im Erwerbsverlauf als Männer: Bei einem Vergleich der Beschäftigungsgruppen bis 29 Jahre und ab 45 Jahren können Männer ihr Nettoeinkommen von der Erhebungsperiode 1 (2005-2008) zur Erhebungsperiode 2 (2009-2013) im Schnitt um 48 Prozent steigern, Frauen hingegen nur um 18 Prozent. Die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männer scheinen auf Basis dieses Vergleiches nach der Krise größer geworden zu sein. Der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigung bei Frauen verzerrt hier indes das Gesamtbild. n Die Ergebnisse zu den Vollzeitbeschäftigten zeigen jedoch, dass der Einkommensunterschied nur zum Teil mit dem geringeren Verdienst aufgrund der dominierenden Teilzeitbeschäftigung der Frauen zusammenhängt. So liegt der durchschnittliche Nettoverdienst der Frauen von Euro 1.170 um mehr als Euro 300 unter dem der Männer.

n Die erstmalige Auswertung des bildungsbezogenen Erwerbskarrierenmonitoring für das Schuljahr 2008/09 zeigt zudem, dass Frauen selbst bei gleichen Ausbildungszeiten und -voraussetzungen gegenüber Männern schlechtere Einkommenschancen haben. Wird das Einkommen aus der ersten unselbständigen Erwerbstätigkeit im Handel nach dem Abschluss der Lehre 2008/09 analysiert, so zeigt sich folgendes Bild: Während 13,2 Prozent der Männer in ihrer ersten unselbständigen Erwerbstätigkeit nach Abschluss der Handelslehre mehr als Euro 1.800 verdienen, erzielen nur 4 Prozent der Frauen ein Einkommen von über Euro 1.800. Das heißt, dass Frauen selbst dann, wenn sie nach Abschluss der Lehre die gleiche Qualifikation haben wie Männer, zumeist ein deutlich niedrigeres Einstiegsgehalt in ihrer ersten unselbständigen Beschäftigung ­erhalten. n Frauen schätzen die Aussichten auf eine existenzsichernde eigene Altersversorgung schlechter ein als Männer. Teilzeitbeschäftigte und MigrantInnen zeigen sich am wenigsten optimistisch: 38 Prozent der Teilzeitkräfte und 32 Prozent der MigrantInnen im Einzelhandel glauben, dass ihre Pension nicht zur Versorgung im Alter ausreichen werde. n Der hohe Anteil an Teilzeitarbeit im Einzelhandel ist aber bei weitem nicht selbst gewählt: 12,5 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen sind unfreiwillig in Teilzeit und würden gerne Vollzeit arbeiten. Besonders von unfreiwilliger Teilzeit betroffen sind im Ausland geborene Frauen: Jede fünfte Frau möchte länger arbeiten, findet aber keine Vollzeitstelle.

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Frauenmonitoring 2014


Einkommen Mit 32,3 Prozent ist der Gender Pay Gap, also der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern, im Bundesland Salzburg nach wie vor sehr hoch

Das Medianeinkommen (Median bedeutet: die Hälfte verdient mehr, die Hälfte weniger) der Frauen betrug im Jahr 2012 in Österreich Euro 1.545 brutto pro Monat, das ist um fast ein Drittel (32,3 Prozent) oder Euro 736 brutto weniger als jenes der Männer. Abbildung 5: Monatliches Bruttomedianeinkommen von Frauen und Männern in Salzburg Männer

Frauen

Differenz absolut

Differenz in %

Flachgau

2.377

1.513

864

-36,4

Pongau

1.984

1.485

499

-25,1

Tennengau

2.277

1.396

881

-38,7

Pinzgau

2.052

1.433

619

-30,2

Lungau

2.063

1.415

648

-31,4

Stadt Salzburg

2.376

1.621

755

-31,8

Land Salzburg

2.281

1.545

736

-32,3

Bundesland

Trotz Vollzeitbeschäftigung beträgt der Einkommensunterschied 25,1 Prozent! Der hohe Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern ist aber nicht nur auf die bei Salzburgs Frauen besonders häufige Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen. Denn selbst ganzjährig vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen verdienten 2012 durchschnittlich mit Euro 2.443 brutto pro Monat um Euro 817 brutto pro Monat weniger als Männer, also 25,1 Prozent. Abbildung 6: Teilzeitbereinigter Einkommensnachteil der Frauen Teilzeitbereinigter Einkommensnachteil der Frauen 2012 in Salzburg 0

Vlg

Tir

Sbg

NÖ Stmk Bgl

Ktn

W

-5

Quelle: Hauptverbandsdaten 2012, Bruttomedianeinkommen.

-10

Der höchste Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern ist wieder im Tennengau zu finden: Frauen verdienen im Tennengau durchschnittlich Euro 881 brutto pro Monat weniger als Männer. Im Lungau, Flachgau und Tennengau hat sich der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht vergrößert (+0,4 Prozentpunkte bzw. + 1,0 Prozentpunkte bzw. + 0,1 Prozentpunkte).

-20

-15 -18,4

-25 -27,1

-30 -35

-25,8

-25,1

-23,7

-23,5

-22

-21,9

-30,8 -23,2 % österreichweit Bei ganzjährig Vollzeitbeschäftigung verdienen Frauen durchschnittlich um ...% brutto weniger als Männer (2012)

Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik 2012.

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Einkommensunterschied hat viele Ursachen Der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern liegt seit Jahren konstant bei einem Drittel. Bereits 2001 betrug dieser -32,6 Prozent. Die Ursachen des Gender Pay Gaps sind vielfältig. Ein Grund liegt in der geschlechtsspezifischen Segregation des Arbeitsmarktes: Frauen arbeiten nur selten in gut bezahlten Führungspositionen und insgesamt in einem engeren Spektrum an Branchen und Berufen als Männer. Die Bereiche, in denen Frauen tätig sind, sind gesellschaftlich oft geringer angesehen und entlohnt. Die Lehrlingsentschädigung eines Friseurlehrlings im 1. Lehrjahr ist beispielsweise mit Euro 376 brutto monatlich nicht einmal halb so hoch wie die eines/einer MaurerIn im 1. Lehrjahr (Euro 875 brutto). Der Versuch, Beruf- und Privatleben zu vereinbaren, führt zu einer hohen Teilzeitquote bei Frauen. Teilzeitarbeit wird im Vergleich zur Vollzeitarbeit jedoch schlechter entlohnt: Der Stundenlohn liegt im Schnitt um 22 Prozent unter der Vollzeitstunde. Zudem wird die Erwerbsquote von Frauen durch die Geburt von Kindern gesenkt. In der Alterskohorte der 35-39-jährigen Frauen ist diese am niedrigsten und nähert sich erst dann wieder langsam an die Erwerbsquote der Männer an. Letztendlich spielt auch die ungleiche und ungerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit eine Rolle. 66 Prozent der unbezahlten Arbeit wird von Frauen verrichtet.

Gender Pay Gap Definition und unterschiedliche Berechnung der Einkommensunterschiede Mit dem Indikator Gender Pay Gap wird der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern in Prozent des Männereinkommens ausgedrückt. Der Gender Pay Gap sagt aus, um wie viel Prozent die Fraueneinkommen darunter liegen. Es gibt nicht den einen Gender Pay Gap, der die allgemein gültige Wahrheit darstellt. Je nach Datengrundlage, erfassten Personen und Berechnung variiert der Wert. Die wichtigsten Datenquellen sind: Daten des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger: erfasst werden die Bruttomedianeinkommen (50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger) aller ArbeitnehmerInnen (ausgenommen Lehrlinge, geringfügig Beschäftigte und pragmatisierte BeamtInnen) bis zur Höchstbeitragsgrundlage. Gender Pay Gap Salzburg 2012: 32,3 Prozent Lohnsteuerstatistik: Die Lohnsteuerstatistik für Salzburg (basierend auf den Daten der Statistik Austria) erfasst 2012 das Einkommen von insgesamt 270.650 Beschäftigten (inkl. Lehrlinge, geringfügig Beschäftigte und BeamtInnen). Im Gegensatz zu den Hauptverbandsdaten sind auch Einkommen über der Höchstbeitragsgrundlage erfasst und eine teilzeitbereinigte Berechnung ist möglich. Gender Pay Gap Salzburg 2012: 25,1 Prozent (teilzeitbereinigt, Nettoeinkommen) Rechnungshofbericht: wird im Auftrag des Rechnungshofes von der Statistik Austria erstellt. Der aktuellste Bericht bezieht sich auf die Einkommen der Jahre 2010/2011. Hier werden die Lohnsteuerdaten mit den Hauptverbandsdaten und dem Mikrozensus verknüpft. Gender Pay Gap Salzburg 2011: 42 Prozent, teilzeitbereinigt: 21 Prozent

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Drei Viertel der unselbstständig beschäftigten Frauen verdienen unter Euro 1.500 netto monatlich 61,2 Prozent der Salzburger ArbeitnehmerInnen verdienen unter Euro 1.500 netto monatlich. Knapp die hälfte der Männer (48,3 Prozent) und 75 Prozent der unselbständig beschäftigten Frauen sind davon betroffen. Deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich auch bei der Einkommensstruktur. Vor allem wegen des höheren Teilzeitanteils sind in den unteren Einkommensstufen deutlich mehr Frauen als Männer vertreten. Ab einem Einkommen von rund Euro 1.800 brutto im Monat (~25.000 Euro/Jahr) sind durchwegs mehr Männer als Frauen vertreten. Vor allem bei den sehr hohen Einkommen (ab Euro 5.000 monatlich) wird die Luft für Frauen sehr dünn. Von 13.938 Personen in Salzburg, die mehr als 5.000 Euro brutto monatlich verdienen sind lediglich 2.286 Frauen (16,4 Prozent). Bei den höchsten Einkommen sind fast keine Frauen mehr vertreten. Von den 4.635 Personen, die im Jahr mehr als 100.000 Euro verdienen, waren nur 499 Frauen (10,8 Prozent).

Österreich belegt bei Lohnschere den vorletzten Platz in Europa Daten von Eurostat belegen, dass Österreich mit einem geschlechtsspezifischen Lohnunterschied von 23,4 Prozent den unrühmlichen vorletzten Platz im Vergleich der EU Staaten belegt. Eine noch größere Differenz wird nur in Estland verzeichnet (30 Prozent). Im EU Durchschnitt verdienen Frauen im Vergleich zu Männern 16,4 Prozent weniger, das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (0,1 Prozent). Abbildung 8: Einkommensschere in Europa 2012:

Abbildung 7: Einkommensverteilung Frauen und Männer in Salzburg 2012:

Quelle: AK Salzburg, Einkommen 2012. Frauenmonitoring 2014

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BilDung unD BeruFSWaHl Bildungsniveau der Frauen steigt kontinuierlich

in den vergangenen Jahrzehnten haben Frauen bezüglich ihres Bildungsstandes deutlich aufgeholt. 1971 wiesen österreichweit noch 70,4 prozent der Frauen zwischen 25 und 64 maximal einen pflichtschulabschluss auf, bei den männern waren es 43,4 prozent.

abbildung 9: höchste abgeschlossene ausbildung der Frauen in Salzburg 2011

0,9 4,1 10,8

21,3

7,4 Bis 2011 reduzierte sich der anteil der Frauen kontinuierlich auf 23,6 prozent. allerdings besteht noch immer ein deutlicher geschlechtsspezifischer unterschied: bei den männern hatten 2011 nur 14,8 prozent keinen über den pflichtschulabschluss hinausgehenden abschluss.

5,5

17,9

32,1 max. Pflichtschule

Bezogen auf die Bevölkerung im alter von 25 bis 64 Jahren, weisen Frauen auch in Salzburg immer noch ein niedrigeres Bildungsniveau als männer auf. im Jahr 2011 hatten 21,3 prozent der Frauen dieser alterskohorte höchstens einen pflichtschulabschluss. Bei den männern lag der anteil bei 14,3 prozent.

Lehre BMS AHS BHS Universität, Fachhochschule Kolleg Hochschulverw. Lehranstalt Quelle: Statistik austria, Bildungsstandregister 2011.

Bei den jüngeren Jahrgängen weisen Frauen aber bereits ein höheres Bildungsniveau als männer auf. Bezüglich der reifeprüfungsquote haben Frauen ihre Schulkollegen bereits mitte der 1980er Jahre überholt. 2012 haben 3.218 personen erfolgreich die reife- oder Diplomprüfung abgelegt. 59,2 prozent davon waren Frauen. am höchsten ist der Frauenanteil bei den lehrerinnenbildenden höheren Schulen mit knapp 98 prozent und am niedrigsten der anteil bei den land- und forstwirtschaftlichen höheren Schulen mit 26 prozent. 14

Frauenmonitoring 2014


Auch an Universitäten haben die Frauen die Männer bereits überholt. Im Studienjahr 2011/12 wurden 67,9 Prozent der Studienabschlüsse von Salzburgerinnen erworben. Bei den Doktoraten sind Männer allerdings noch in der Überzahl. 57,4 Prozent der postgradualen Doktoratsabschlüsse entfielen 2011 auf Männer.

Bildungs- und Berufswahl weiterhin sehr traditionell In der Wahl der konkreten Ausbildungsrichtung auf gleichem Niveau gibt es nach wie vor markante Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die berufliche Segmentierung ist durch den höheren Bildungsgrad der Frauen nicht aufgebrochen. Die anhaltend starke geschlechtsspezifische Segregation führt zu deutlich geringeren Einkommenschancen für Frauen. So sind bereits beim Berufseinstieg die Einkommen von Frauen in den meisten weiblich dominierten Ausbildungsfeldern erheblich geringer als bei den immer noch stark männlich dominierten, technischen Berufen.

rin und 276 im Lehrberuf Einzelhandel-Lebensmittelhandel tätig. Fast jeder dritte weibliche Lehrling entschied sich somit für einen dieser drei Berufe. Bei den Burschen wählt knapp jeder vierte Lehrling einen dieser drei Berufe. Auch bei der Fächerwahl an Universitäten gibt es starke geschlechtsspezifische Unterschiede. Während österreichweit 2012/13 im Bereich Technik nur 23,7 Prozent der Studierenden weiblich sind, liegt bei den geisteswissenschaftlichen Fächern der Frauenanteil bei 70,6 Prozent. In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (49 Prozent), in der Medizin (49 Prozent) und im Bereich Bodenkultur (47 Prozent) ist das Geschlechterverhältnis annähernd ausgeglichen.

In männlich dominierten Ausbildungsbereichen verdienen Frauen in der Regel deutlich besser als in traditionell weiblich dominierten Ausbildungsfeldern, jedoch sind die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede in technischen Ausbildungsfeldern teilweise noch größer. So werden wirtschaftsberufliche und sozialberufliche mittlere und höhere Schulen auch 2012 hauptsächlich von Mädchen besucht (wirtschaftsberufliche 88,3 Prozent, sozialberufliche 93,1 Prozent), während bei den technisch gewerblichen Schulen mit 74,6 Prozent Burschen überrepräsentiert sind. Kaufmännische Schulen sind wiederum zu rund 59,4 Prozent weiblich besucht. Noch deutlicher ausgeprägt ist die geschlechtsspezifische Segregation in der Lehrlingsausbildung: Von den insgesamt 3.586 beschäftigten weiblichen Lehrlingen im Jahr 2012 waren 504 im Lehrberuf Bürokauffrau, 338 im Lehrberuf FriseuFrauenmonitoring 2014

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Führung Führungsetagen bleiben weiterhin fest in Männerhand!

Der Frauen.Management.Report.2014 der AK Wien zeigt, dass die Repräsentanz von Frauen an der Unternehmensspitze (Geschäftsführung, Aufsichtsrat) ein weiteres Jahr konstant auf niedrigem Niveau bleibt und die oberste Führungsebene weitgehend von Männern dominiert wird: In den Aufsichtsräten der größten bzw. umsatzstärksten Top 200 Unternehmen des Landes erhöhte sich im Jahr 2014 der Frauenanteil lediglich um marginale 0,5 Prozentpunkte auf 13,9 Prozent (2013: 13,4 Prozent). In den Geschäftsführungen stagniert der Frauenanteil bei den niedrigen 5,6 Prozent des Vorjahres. Die besonders im Fokus der Öffentlichkeit stehenden börsennotierten Unternehmen, die sich per Corporate Governance Kodex zu guter Unternehmensführung bekennen, schneiden mit lediglich sechs Frauen (2013: sieben Frauen) in den Vorstandsetagen noch schlechter ab. Im Aufsichtsrat liegt der Anteil bei 12 Prozent weiblich besetzten Mandaten und damit ein weiteres Mal unter dem Ergebnis der Top 200 Unternehmen. Die staatsnahen Unternehmen machen hingegen spürbare Fortschritte: Zahlen aus dem Jahr 2013 zeigen, dass unter den 285 vom Bund entsandten Aufsichtsratsmitgliedern 94 Frauen vertreten sind. Durchschnittlich liegt die Bundesfrauenquote damit in jenen 55 Unternehmen, an denen der Staat mit mehr als 50 Prozent beteiligt ist, bei 33 Prozent (2011: 26 Prozent). Öffentliche Unternehmen nehmen so eine Vorreiterrolle ein, die Privatwirtschaft und dabei besonders die Kapitalmarktunternehmen hinken bei der geschlechtergerechten Besetzung von Spitzenpositionen deutlich nach

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Frauenmonitoring 2014

Leichte Verbesserungen nur bei den Aufsichtsratspositionen Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Salzburg. Bei den untersuchten 20 größten privatwirtschaftlich geführten Unternehmen im Bundesland Salzburg liegt der Anteil der weiblichen Vorstände zu Jahresbeginn 2014 weiterhin bei mageren 7,4 Prozent. Der Anteil an weiblichen Geschäftsführerinnen ist noch niedriger und beträgt 5,9 Prozent. Das entspricht einem Anstieg um 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr! Nur im Bereich Aufsichtsratspositionen ist beim Frauenanteil erneut eine Steigerung von 12,7 Prozent auf 19 Prozent zu verzeichnen.

Frauenanteil bei Landesunternehmen Analysiert wurden auch wieder Unternehmen mit Landesbeteiligung. Dort liegt der Frauenanteil in Geschäftsführungspositionen zu Jahresbeginn 2014 bei knapp 21 Prozent. Der Frauenanteil in Aufsichtsratspositionen beträgt 24 Prozent.

Arbeiterkammer unterstützt Frauen auf dem Weg zur Spitze Um Frauen auf ihrem Weg in Führungspositionen zu unterstützen, hat die Arbeiterkammer Salzburg in Kooperation mit Frau & Arbeit GmbH 2013 erstmals eine kostenlose Frauenakademie gestartet. In fünf Modulen lernten Frauen in Workshops das Spannungsfeld zwischen beruflichen und privaten Anforderungen auszubalancieren, ihre persönlichen Ressourcen zu stärken, Netzwerke zu nutzen bzw. zu initiieren und typisch weibliche Fallen in der beruflichen Weiterentwicklung zu


umgehen. An den Workshops nahmen rund 100 Frauen teil. Die Frauenakademie wird heuer wieder fortgesetzt.

Gesetzliche Frauenquote statt freiwilliger Selbstverpflichtung Mit dem vergleichsweise niedrigen Frauenanteil in den Spitzengremien bleibt Österreich deutlich hinter dem EU-Schnitt von 17 Prozent zurück: Die wichtigsten Impulse kommen europaweit aus jenen Ländern (z.B. Frankreich, Island, Norwegen), die rechtlich verbindliche Vorschriften verankert haben. Den höchsten Anteil von Frauen in den höchsten Leitungsorganen der europäischen Wirtschaft halten laut aktuellen Daten der EUKommission Island (49 Prozent) und Norwegen (42 Prozent). Während Österreich seit Jahren auf der Stelle tritt, ist beispielsweise der Frauenanteil in Frankreich nach Einführung einer Quotenregelung im Jahr 2011 von 12 Prozent auf 27 Prozent im Jahr 2013 gestiegen. Diesem guten Beispiel folgt jetzt auch Deutschland, wo das Regierungsabkommen vom November 2013 eine verbindliche Quote von 30 Prozent Aufsichtsrätinnen für börsennotierte und mitbestimmte Unternehmen

ab 2016 vorsieht. Angesichts der europäischen Entwicklung ist der Aufholbedarf Österreichs unbestritten. Die Arbeiterkammer fordert deshalb die Regierung auf, den erfolglosen Pfad der Selbstverpflichtung zu verlassen und für verbindliche Zielvorgaben zu sorgen. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen muss sich endlich angemessen in den Spitzenpositionen der Unternehmen widerspiegeln, es braucht die Einführung einer verbindlichen Geschlechterquote von 40 Prozent bei der Besetzung von Leitungsorganen. Um Frauen häufiger in Fach- und Führungspositionen zu bringen, braucht es neben der Quote aber noch viel mehr. In einer empirischen Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability (2014)2 gaben befragte Führungskräfte an, dass es konkrete Programme zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie (71 Prozent), Kinderbetreuungsmöglichkeiten (50 Prozent) sowie mehr Unterstützung seitens der Unternehmen (46 Prozent) bedarf. Hindernisse, die Frauen in Fach- und Führungspositionen entgegenstehen, zeigt die untenstehende Grafik auf:

Abbildung 10: Hindernisse, die Frauen in Fach- und Führungspositionen entgegenstehen

56%

63%

46% 30%

33%

16%

Mangelnde Akzeptanz durch Kollegen

Geringe Akzeptanz durch Vorgesetzte

Fehlende Unterstützung in den Unternehmen

Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten

Klassische Rollenbilder

Keine Vereinbarkeit von Berufs- und Familiensituation

Grafik: IBE, HR Report 2013/2014.

2 IBE im Auftrag von Hays, HR-Report 2013/2014 Schwerpunkt Frauenförderung- Eine empirische Studie für Deutschland, Österreich und Schweiz, 2014. Frauenmonitoring 2014

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Arbeitslosigkeit Die Arbeitslosigkeit steigt weiter

13.114 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2013 im Bundesland Salzburg als arbeitslos vorgemerkt, davon 5.729 Frauen (Arbeitslose ohne Schulungsteilnehmerinnen, Lehrstellensuchende, Pensionsvorschuss- und Übergangsgeldbezieherinnen). Gegenüber dem Durchschnitt des Vorjahres bedeutet dies einen Anstieg um 5,1 Prozent, wobei die Arbeitslosigkeit bei Männern mit 5,5 Prozent erneut stärker gestiegen ist als bei Frauen (4,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt im Jahresdurchschnitt 2013 bei Frauen bei 4,3 Prozent, bei Männern bei 4,9 Prozent. Wird die Anzahl der Schulungsteilnahmen berücksichtigt, liegt die Arbeitslosenquote bei Frauen bei 5,9 Prozent und bei Männern bei 6,1 Prozent. Am

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Frauenmonitoring 2014

stärksten gestiegen ist die Frauenarbeitslosigkeit in der Stadt Salzburg (+10,5 Prozent), gefolgt vom Pongau mit 9,5 Prozent.

Ohne Beschäftigung droht Frauen Armut Längere Phasen der Arbeitslosigkeit führen bei Salzburgs Frauen häufig in Armut. Das durchschnittliche Arbeitslosengeld und die durchschnittliche Notstandshilfe sind bei Frauen um rund 18 Prozent niedriger als bei Männern. Grund dafür sind die niedrigeren Einkommen der Frauen und die Anrechnung des PartnerInneneinkommens bei der Notstandshilfe. 2013 betrug das durchschnittliche Arbeitslosengeld (Durchschnittswerte Jänner bis Oktober 2013) pro


Monat bei den Salzburgerinnen Euro 777 (Salzburger: Euro 966) und die durchschnittliche Notstandshilfe Euro 630 (Salzburger: Euro 741). Aufgrund der im Arbeitslosenversicherungsgesetz geregelten PartnerInneneinkommensanrechnung bei der Notstandshilfe, verlieren viele Frauen diese Leistung, obwohl sie oft jahrelang dafür Beiträge geleistet haben. Von Jänner bis Oktober wurde bei 130 Frauen wegen der Einkommensanrechnung ihres Partners die Notstandshilfe abgelehnt, bei Männern waren nur 38 betroffen. Keine Notstandshilfe gebührt beispielsweise schon dann, wenn beide PartnerInnen das für ihr Geschlecht jeweilige durchschnittliche Nettoeinkommen erzielen.

Ein Beispiel: Verdient der Partner netto Euro 1.662 (14 mal, das entspricht dem Nettodurchschnittseinkommen der Salzburger) und die Frau hatte vor ihrer Arbeitslosigkeit ein Einkommen von netto Euro 1.081 (14 mal, das entspricht dem Nettodurchschnittseinkommen der Salzburgerinnen), so besteht aufgrund der Partnereinkommensanrechnung kein Anspruch auf Notstandshilfe. Und das, obwohl Freibeträge für Kreditrückzahlungen berücksichtigt wurden.

Durch die gesetzliche Berücksichtigung des Partnereinkommens bei der Notstandshilfeberechnung werden Frauen massiv benachteiligt. Die Arbeiterkammer Salzburg fordert daher schon lange die Aufhebung dieser Bestimmung im Arbeitslosenversicherungsgesetz.

Wichtig: Beim AMS auch dann arbeitssuchend melden, wenn kein Anspruch auf Notstandshilfe besteht

Wird aufgrund der Einkommensanrechnung des Partners keine Notstandshilfe ausbezahlt, so besteht weiterhin eine kostenlose Kranken- und Pensionsversicherung, wenn die übrigen Voraussetzungen (Arbeitsfähigkeit, Arbeitslosigkeit und Arbeitswilligkeit) für den Bezug der Leistung erfüllt sind.

Abbildung 11: Berechnungsbeispiel Notstandshilfe Einkommen des Partners netto: abzüglich Freibetrag abzüglich Kreditzahlungen Anrechnungsbetrag Notstandshilfeanspruch der Frau abzüglich des Anrechnungsbetrages

Notstandshilfe der Frau

-

-

€ 1.662 € 609 € 200 € 853 € €

551 853

0

Quelle: eigene Berechnungen.

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Kinderbetreuung Kinderbetreuung ist in Salzburg noch immer Frauensache Dass die Kinderbetreuung in Salzburg noch immer in erster Linie Sache der Frauen ist, zeigt die Kinderbetreuungsstatistik: Im Dezember 2013 waren in Salzburg 97 Prozent der KinderbetreuungsgeldbezieherInnen Frauen. Am höchsten ist der Frauenanteil bei der längsten Kinderbetreuungsgeldvariante (Kinderbetreuungsgeldbezug bis zum 30. Lebensmonat des Kindes, bzw. bis zum 36. Lebensmonat, wenn der Partner ebenfalls bezieht), hier sind 98 Prozent der BezieherInnen weiblich. Den höchsten Väteranteil beim Bezug des Kinderbetreuungsgeldes ist bei der Variante 12 + 2 zu verzeichnen. Er beträgt 9,1 Prozent.

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Frauenmonitoring 2014

Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Salzburg Nachzügler Seit vielen Jahren setzt sich die Arbeiterkammer Salzburg erfolgreich für den Ausbau der Kinderbetreuung im Interesse der berufstätigen Eltern ein. Die alljährlich präsentierte Kinderbetreuungsstudie hat sich dabei als wirksames Druckmittel erwiesen. So hat sich beispielsweise im Fünfjahresvergleich die Anzahl der Krabbelgruppen um 71 Prozent erhöht, die Anzahl der alterserweiterten Gruppen um 19 Prozent. Bei den 3-5-Jährigen hat Salzburg das Barcelona-Ziel (Betreuungsangebot für 90 Prozent der Altersgruppe) bereits erfüllt: 90,4 Prozent der 3-6-Jährigen sind betreut. Doch der Schein trügt.


Eine echte Vereinbarkeit von Beruf und Familie scheitert oft an den Öffnungszeiten. Bei der Betreuung der unter 3-Jährigen gehört Salzburg zu den Nachzüglern und ist vom Barcelona Ziel (Betreuungsplätze für 33 Prozent) weit entfernt. Die Betreuungsquote beträgt 16,3 Prozent. Weitere Schwachstellen im Bundesland Salzburg sind: n Nichtvorhandensein von Krabbelgruppen in 78 der 119 Salzburger Gemeinden, das sind 65,5 Prozent. n Keine alterserweiterte Gruppe gibt es in 42 oder 35,3 Prozent der Gemeinden. n Kein Betreuungsangebot für Kleinkinder weisen 32 Prozent oder 37 Gemeinden auf; nach Bezirken sind das 53,3 Prozent der Lungauer Gemeinden, 42,9 Prozent der Pinzgauer Gemeinden, 28 Prozent der Pongauer Gemeinden, 21,6 Prozent der Flachgauer Gemeinden und 15,4 Prozent der Tennengauer Gemeinden. n Nur Kindergarten, und das nur am Vormittag gibt es im Lungau und Pinzgau in drei Gemeinden und im Pongau in einer Gemeinde. n Nur 30 Prozent der Einrichtungen erfüllen die VIF-Kriterien und ermöglichen eine Vollzeitbeschäftigung beider Eltern. n Vor allem die Tarife für Kleinkindbetreuung in Krabbelgruppen und in alterserweiterten Gruppen sind sehr hoch. Die Mindesttarife für Kleinkinder wurden schon vom Gesetzgeber höher festgelegt und häufig gehen auch die Rechtsträger mit ihrem Grundtarif bis an die Tarifobergrenze von Euro 440,00.

Streichung der Landeszuschüsse erhöht Kinderbetreuungstarife um bis zu 67 Prozent 2009 hat die Landespolitik auf Druck der Arbeiterkammer als Familien entlastende Maßnahme einkommensunabhängige Landeszuschüsse zu den Kostenbeiträgen der Eltern gesetzlich eingeführt. Diese Zuschüsse stehen Kindern im nicht schulpflichtigen Alter bis zu deren vollendetem 5. Lebensjahr zu, wenn diese sich in institutioneller Betreuung bzw. bei Tageseltern befinden. Die Landeszuschüsse betragen monatlich bei Ganztagesbetreuung (ab 31 Wochenstunden) pro Kind Euro 50,00 bzw. Euro 25,00 bei einer Betreuung bis 30 Wochenstunden. Die Auszahlung der Zuschüsse erfolgt an die jeweiligen Rechtsträger der Betreuungseinrichtungen, die wiederum einen um die Höhe des jeweiligen Zuschusses reduzierten monatlichen Elternbeitrag einheben. Wie die AK Kinderbetreuungsstudien zeigen, haben sich durch die Zuschüsse die Durchschnittspreise 2009 für Kinder bis 5 Jahre drastisch reduziert. In manchen Einrichtungen wurden die Kosten dadurch um mehr als die Hälfte gesenkt. Nun plant die Landesregierung diese Zuschüsse zu kürzen. Waren 2013 im Landeshaushalt noch 4.340.700 Euro für die Zuschüsse budgetiert, sind es 2014 nur noch 2.948.900 Euro. Das hat zur Folge, dass dadurch die Preise ab Herbst 2014 für die Kinderbetreuung wieder stark ansteigen werden. In der aktuellen AK Kinderbetreuungsstudie wurden die Durchschnittspreise (2012) für Krabbelgruppen und Kindergärten erhoben. Durchschnittlich ist in Salzburgs Kindergärten für die Halbtagesbetreuung (bis 20 Stunden/Woche) ein Betrag von Euro 53 monatlich zu bezahlen. Fällt der Landeszuschuss in der Höhe von Euro 25 monatlich weg, erhöht sich der Elternbeitrag auf Euro 78, das entspricht einer Steigerung von 47 Prozent! Frauenmonitoring 2014

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Ähnlich ist es bei der Ganztagesbetreuung im Kindergarten. Durchschnittlich kostet die Ganztagesbetreuung in Salzburg Euro 73 monatlich. Durch den Wegfall des Landeszuschusses erhöht sich der Betrag auf Euro 123 monatlich. Das ist eine Steigerung um 68 Prozent! Wesentlich höher sind die Tarife bei den Krabbelgruppen. Für eine Halbtagesbetreuung fallen Euro 64 im Monat an und für die Ganztagesbetreuung Euro 114. Auch diese Tarife würden sich durch den Wegfall der Zuschüsse um 39 bzw. 44 Prozent erhöhen. Die meisten privaten Krabbelgruppen gestalten ihre Tarife einkommensabhängig und liegen zwischen dem gesetzlich festgelegten Mindestbeitrag von Euro 116 und dem Höchstbetrag von Euro 440 monatlich. Auch diese würden sich um 22 bzw. 11 Prozent erhöhen.

Beispiel: Für einen alleinerziehenden Elternteil mit einem Kind würde das folgendes bedeuten: Ein alleinerziehender Elternteil mit einem Kind und einem Einkommen von monatlich Euro 1.450 brutto (entspricht dem durchschnittlichen Einkommen der Salzburgerinnen) muss für die Ganztagesbetreuung in einer Krabbelgruppe ab Herbst 2014 durchschnittlich mit einem Monatsbeitrag von Euro 270 inklusive Essen rechnen. Das entspricht einem Viertel des Nettoeinkommens!

Für viele Eltern wird durch die Streichung der Landeszuschüsse die Kinderbetreuung unleistbar gemacht. Es ist sozial- und bildungspolitisch unabdingbar, dass Bildung und Frühförderung durch Kinderbetreuung nicht an die finanziellen Möglichkeiten der Eltern gebunden ist. Die Tarifgestaltung darf insbesondere das Ziel der besseren beruflichen Integration von Frauen und der Gleichstellung der Geschlechter in Wirtschaft und Gesellschaft nicht entgegen wirken. 22

Frauenmonitoring 2014

Anstatt auf Kosten der Eltern die Zuschüsse zu kürzen, empfehlen wir die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel für die Kinderbetreuung vollständig abzuholen. Für das Jahr 2013 stehen Salzburg Euro 966.750 für den Ausbau der Kinderbetreuung vom Bund zur Verfügung. Bisher sind noch keine dieser Mittel abgerufen worden! Das obwohl Salzburg bei der Erreichung des Barcelona Ziels bei den unter 3-Jährigen weit hinterherhinkt. Statt einer Betreuungsquote von 33 Prozent erreicht Salzburg nur eine Quote von 16,2 Prozent. Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungseinrichtungen schafft Rechtssicherheit für Eltern Obwohl im Salzburger Kinderbetreuungsgesetz ein Versorgungsauftrag der Gemeinden normiert ist, gibt es in vielen Gemeinden keine bedarfsgerechte Betreuung für Kinder. Es mangelt vor allem in den südlichen Bezirken an Krabbelgruppen. Eltern können in Salzburg daher derzeit nicht frei entscheiden, ob sie ihr Kind in Krabbelgruppen oder alterserweiterten Gruppen betreuen lassen oder vorübergehend aus dem Erwerbsleben ausscheiden, um ihr Kind zuhause zu betreuen. Es ist uns ein zentrales Anliegen, diese Wahlfreiheit herzustellen. Deshalb treten wir für einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung für Kinder aller Altersstufen ein. Nur dann haben Eltern Rechtssicherheit und können sich tatsächlich frei entscheiden. Frauen sind noch immer damit konfrontiert, dass ihnen ein schlechtes Gewissen eingeredet wird, wenn sie ihre Kinder in Krabbelgruppen betreuen lassen. Damit muss Schluss sein: Den Kindern geht es gut in Krabbelgruppen, sie werden bestens betreut und gefördert!


Pension Mangelnde eigenständige Alterssicherung bei Frauen

Teilzeitarbeit, niedriges Einkommen und Erwerbsunterbrechungen bewirken niedrige Frauenpensionen Das geltende österreichische Pensionsrecht orientiert sich immer noch an der typisch männlichen Erwerbs- und Lebensbiografie. Diese ist ausschlaggebend für den Bezug einer ausreichenden eigenständigen Pension.

Bei der durchschnittlichen Pensionshöhe sind Frauen aufgrund ihrer geringeren Arbeitsmarktintegration (vermehrte Teilzeitarbeit, häufigere Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Kinderbetreuungs- bzw. Pflegearbeit) daher benachteiligt. Die Eigenpensionsleistungen der Frauen sind durchschnittlich um bis zu 37 Prozent niedriger als die der Männer.

Ohne kontinuierliche Erwerbstätigkeit, ohne Normalarbeitszeit im Ausmaß von 40 Stunden und ohne ausreichendes und existenzsicherndes Einkommen ist eine eigenständige und unabhängige Existenzsicherung im Alter nicht gewährleistet.

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Abbildung 12: Durchschnittliche Pensionshöhe Dezember 2013 nach Pensionsart und Geschlecht in Salzburg 2500

2.263

2.099

2000

1.734

1.428

1500 1000

2.754

1.258

1.212

941

Abbildung 13: AusgleichszulagenbezieherInnen Salzburg Dezember 2013

789

6.122

500

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Männer

Frauen

In

H

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Männer

Quelle: Pensionsversicherungsanstalt, vorläufige Ergebnisse.

Quelle: Pensionsversicherungsanstalt, vorläufige Ergebnisse, durchschnittliche Bruttopensionen ohne Kinderzulage und Ausgleichszulage.

Die Grafik zeigt, dass sich der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern im Alter nochmals kräftig erhöht. Am höchsten ist der prozentuelle Unterschied mit 37 Prozent bei der Hacklerregelung und bei der Invaliditätspension.

Ausgleichszulage vorwiegend für Frauen Die Eigenpensionen von Frauen reichen in vielen Fällen nicht aus, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Aufgrund der nicht existenzsichernden Pensionshöhen sind Frauen oftmals auf eine ergänzende Leistung in Form der Ausgleichszulage angewiesen. In Salzburg wurden 2013 von der Pensionsversicherungsanstalt rund 8.876 Ausgleichszulagen ausbezahlt. 69 Prozent entfielen auf Frauen.

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Frauenmonitoring 2014

Der sogenannte Ausgleichszulagenrichtsatz für alleinstehende Personen liegt 2014 bei Euro 857,73 brutto monatlich (14 mal). Für PensionistInnen, die mit EhepartnerInnen oder eingetragene PartnerInnen im gemeinsamen Haushalt leben Euro 1.286,03 brutto monatlich. Sind die erworbene Pension und allfällige sonstige Einkünfte insgesamt geringer als diese Werte, so erfolgt eine Aufzahlung bis zu diesem Richtsatz. Ein Anspruch auf Ausgleichszulage gebührt jedoch nur dann, wenn eine Pension aus der gesetzlichen Pensionsversicherung bezogen wird. Hinsichtlich der eigenständigen Alterssicherung von Frauen ist dies problematisch, da auch in der heutigen Zeit viele Frauen über keinen eigenständigen Anspruch auf eine Pension im Alter verfügen. Diese sind daher auf den Unterhalt des Lebensgefährten oder Ehegatten bzw. auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen, da das österreichische Pensionssystem über keine sonstigen grundsichernden Elemente verfügt


Jede 5. Frau befürchtet, dass ihre Pension nicht existenzsichernd sein wird Dem aktuellen Salzburger Arbeitsklimaindex zufolge, sind weitaus weniger Frauen als Männer der Ansicht, dass ihre Altersversorgung zur Bestreitung des Lebensunterhalts ausreichen wird. Unter den weiblichen Vollzeitbeschäftigten glauben nur 19 Prozent, dass ihre Altersversorgung vollkommen ausreichen wird, bei vollzeitbeschäftigten Männern ist dieser Anteil mit 40 Prozent mehr als doppelt so hoch. Die Mehrheit der Frauen (61 Prozent) geht davon aus, dass sie mit ihrer Pension gerade noch den Lebensunterhalt bestreiten werden können (Männer: 42 Prozent). Jede fünfte vollzeitbeschäftigte Frau (19 Prozent) befürchtet, dass die Altersversorgung nicht zum Leben ausreichen wird (Männer: 17 Prozent). Bei den teilzeitbeschäftigten Frauen fällt dieser Anteil mit 28 Prozent weitaus höher aus.

Frauen gehen mit 59,3 Jahren in Alterspension Im Jahr 2012 gingen Frauen österreichweit durchschnittlich mit 59,3 Jahren (Männer: 62,9 Jahre) in eine Alters- und mit 50,3 Jahren (Männer: 53,8 Jahre) in eine Invaliditätspension.

Info: Das derzeitige Regelpensionsalter der Frauen liegt bei 60 Jahren (Männer: 65 Jahre). Dieses Alter wird ab 2024 bis 2033 schrittweise auf 65 Jahre angehoben werden.

Pensionskontosystem wird Altersarmut von Frauen verstärken Durch die Pensionsreformen der letzten Jahre wurde die Erwerbszentriertheit im österreichischen Pensionsrecht weiter verstärkt. So ist bei der Pensionsberechnung nunmehr die gesamte Erwerbslaufbahn maßgeblich. Erwerbsunterbrechungen und Phasen der Teilzeitarbeit – also

klassische Charakteristika weiblicher Lebensverläufe - werden sich zukünftig unmittelbar pensionsmindernd auswirken. Modellberechnungen zeigen, dass Frauen, die nach der Geburt von Kindern eine längere Erwerbsunterbrechung und Teilzeiterwerbstätigkeit aufweisen, um bis zu 50 Prozent ihres Pensionseinkommens im Vergleich zu durchgängig vollzeiterwerbstätigen Frauen verlieren.

Arbeitsmarktposition der Frauen verbessern Die Stärkung der Arbeitsmarktposition von Frauen ist ein entscheidendes Mittel, um Frauen einen existenzsichernden, eigenständigen Pensionsanspruch zu gewährleisten. Vollzeiterwerbstätigkeit garantiert Frauen in der Regel ein existenzsicherndes Einkommen und reduziert das Armutsrisiko erheblich. Durch Förderung des Wiedereinstiegs junger Mütter könnte die vergleichsweise niedrige Erwerbsquote von Frauen mit kleinen Kindern gesteigert werden und familiengerechte Rahmenbedingungen in Unternehmen sowie bedarfsorientierte und qualitativ hochwertige vorund außerschulische Kinderbetreuung würden es auch Frauen mit älteren Kindern erleichtern, Berufstätigkeit und Betreuungsaufgaben aufeinander abzustimmen. Auch andere Betreuungsleistungen wie Altenpflege, Betreuung von kranken oder behinderten Menschen im familiären Umfeld werden meist von Frauen geleistet. Eine Entlastung in diesem Bereich sowie die vermehrte Beteiligung von Männern an Betreuungs- und Versorgungsaufgaben wären Voraussetzung für die Vollzeiterwerbstätigkeit vieler Frauen. Unabhängig von der familiären Situation haben Frauen oft geringere Chancen auf Vollzeitbeschäftigung als Männer: Vor allem im Dienstleistungssektor ist niedrig entlohnte Teilzeiterwerbstätigkeit von Frauen weit verbreitet, Maßnahmen zur Erweiterung des Berufswahlspektrums von Frauen und Schließen der Einkommensschere würden im weiteren Sinne ebenfalls zur Verbesserung der eigenständigen Alterssicherung von Frauen beitragen.

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Migration und Integration Frauen mit Migrationshintergrund haben es doppelt schwer Frauen sind neben geschlechtstypischen Diskriminierungen oft auch mit migrationsbedingten Hindernissen konfrontiert und häufiger von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Einer Studie der AK Wien zufolge, werden 1/3 der Beschäftigten mit Migrationshintergrund deutlich unter ihrem Qualifikationsniveau eingesetzt.

Erwerbsbeteiligung bei Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft höher Zum Jahresbeginn 2013 wohnten rund 35.461 Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft in Salzburg. Davon gingen rund 19.644 Frauen 2013 einer unselbstständigen Beschäftigung nach. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Anstieg um 5 Prozent. Die Erwerbstätigenquote (ohne Arbeitslose und Selbstständige) der 15-60-Jährigen Frauen lag bei 74,6 Prozent und ist damit um 19,4 Prozentpunkte niedriger als jene der Männer mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Die Erwerbstätigenquote von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft liegt sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern über jener der Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Vor allem bei der Erwerbstätigenquote der 15-60-Jährigen Männer ist der Unterschied sehr hoch und beträgt 22 Prozentpunkte. Bei den Frauen beträgt der Unterschied 6,4 Prozentpunkte.

zent. Die Arbeitslosenrate liegt bei 6,7 Prozent und ist um 2,4 Prozentpunkte höher als bei Frauen mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

Niedrigeres Einkommen von Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft Die Bruttomedianeinkommen (50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent verdienen weniger) von Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft sind 2012 um 8 Prozent niedriger als die Einkommen der Frauen mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Das monatliche Bruttomedianeinkommen von Frauen beträgt Éuro 1.700 und liegt um 21,4 Prozent unter jenem der Männer mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Der Gender Pay Gap ist damit um 14,6 Prozentpunkte niedriger. Ausschlaggebend dafür ist, dass das Bruttomedianeinkommen der Männer mit ausländischer Staatsbürgerschaft um 25,1 Prozent unter jenem der Männer mit österreichischer Staatsbürgerschaft liegt. Abbildung 14: Bruttomedianeinkommen nach Staatsbürgerschaft und Geschlecht 2012 3.500 3.000

Frauen 2.500 2.000

Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen 2013 waren 1.413 Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft beim AMS als arbeitslos gemeldet. Gegenüber 2012 ist dies ein Anstieg um 16,2 Pro-

Männer

2.886 2.162 1.848

1.700

1.500 1.000 500 0 Österreich

Ausland

Quelle: Daten des Hauptverbandes 2012. 26

Frauenmonitoring 2014


Armut Armutsgefährdung in Österreich

Als armutsgefährdet gelten gemäß EU SILC (European Community Statistics on Income and Living Conditions) jene Personen, deren Haushaltseinkommen geringer ist als 60 Prozent des durchschnittlich gewichteten Medianeinkommens. Im Jahr 2012 lag diese Schwelle für einen Einpersonenhaushalt bei monatlich Euro 1.090 (12 x jährlich). Dieser Betrag umfasst die Summe der Jahreseinkünfte aus Erwerbsarbeit, Sozialtransfers, Einkommen aus Unterhaltszahlungen und anderen Privateinkommen. 2012 waren 14,4 Prozent der österreichischen Bevölkerung armutsgefährdet. In Salzburg liegt die Armutsgefährdungsquote bei 10 Prozent.

Frauen haben gegenüber Männern ein um drei Prozentpunkte erhöhtes Armutsgefährdungsrisiko (15 Prozent zu 12 Prozent). Hierbei können insbesondere alleinlebende Frauen ab 65 Jahren mit einer Armutsgefährdungsquote von 29 Prozent als Risikogruppe angesehen werden. Insgesamt sind 133.000 alleinlebende Frauen im Pensionsalter armutsgefährdet. Dieser Umstand trägt maßgeblich zum Phänomen Altersarmut bei. Mit 24 Prozent Armutsgefährdung liegen alleinlebende Pensionistinnen deutlich über der Risikoquote von alleinlebenden Pensionisten (15 Prozent). Dies erklärt sich durch den hohen Anteil von Frauen beim Bezug einer Mindestpension, deren Richtsatz unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt.

Ein-Eltern-Haushalte – dies sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern (Frauenanteil: 92 Prozent) – haben - neben Personen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft (31 Prozent)mit 30 Prozent die höchste Armutsgefährdungsquote.

Berufstätigkeit senkt Armutsrisiko Eine möglichst umfangreiche Erwerbsbeteiligung von Frauen ist ein entscheidendes Mittel, um Familien ein Einkommen über der Armutsgefährdungsschwelle zu ermöglichen. Vollzeiterwerbstätigkeit senkt das Armutsrisiko Alleinerziehender beträchtlich: Das Risiko, beispielsweise einer 31-jährigen alleinerziehende Mutter, die ein 5-jähriges Kind hat und über einen Lehrabschluss verfügt, unter die Armutsgrenze zu fallen, liegt bei 47 Prozent, wenn sie nicht erwerbstätig ist, bei 32 Prozent, wenn sie Teilzeit beschäftigt ist, und bei 11 Prozent, wenn sie Vollzeit erwerbstätig ist.

Anteil der Frauen, die auf Mindestsicherung angewiesen sind, steigt 51,9 Prozent der MindestsicherungsbezieherInnen sind Frauen. 6.055 Frauen im Bundesland Salzburg konnten 2012 ihren Lebensunterhalt nicht selbst decken und waren auf die Bedarfsorientierte Mindestsicherung angewiesen. Das ist ein Anstieg um 1,7 Prozent.

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Phänomen Working Poor trifft Frauen stärker Als Working Poor werden Personen bezeichnet, die trotz Erwerbstätigkeit nicht vor Armutsgefährdung geschützt sind. Vor allem Frauen weisen ein erhöhtes Armutsrisiko trotz Erwerbstätigkeit auf.

Denn, so scheint es: Die, die im Dunkeln sind, werden nicht wahrgenommen. Die Tagung der Arbeiterkammer Salzburg „Faire Löhne sind möglich“ vom Oktober 2013, deren Dokumentation nunmehr vorliegt5, ist ein weiterer Beitrag, den Druck zu erhöhen und sollte klar zu machen, dass faire Löhne für Frauen und Männer machbar sind.

Der aktuellen Einkommensanalyse der AK Salzburg zufolge, verdient die Hälfte der Frauen (Männer: 29,3 Prozent) im Bundesland Salzburg weniger als Euro 1.000 netto monatlich. Das betrifft 52.280 Salzburgerinnen. 75 Prozent der unselbständigen Frauen und 48,3 Prozent der Männer verdienen weniger als Euro 1.500 netto monatlich. Der Salzburger Niedriglohn spielt sich insbesondere in den Branchen Tourismus, Handel und in unternehmensbezogenen und persönlichen Dienstleistungen ab. Die AK Salzburg hat im Jahr 2008 zur näheren Bestandsaufnahme von Working Poor im Bundesland Salzburg, der Quantität und den Entstehungsursachen dieses Phänomens eine Studie in Auftrag gegeben, die zum Ergebnis kam, dass das Phänomen der Niedrigverdienenden in der Mitte der Gesellschaft angelangt ist.3 Zwei Jahre später wurde unter Einbindung aller relevanten AkteurInnen des Bundeslandes Salzburg ein Maßnahmenkatalog zur Gegensteuerung erarbeitet.4 Während sowohl wissenschaftliche Publikationen als auch der mediale Diskurs zum Thema Niedriglohn und Working Poor inzwischen zugenommen haben, wir also über Entstehungszusammenhänge und betroffene Bevölkerungsgruppen viel wissen, wird politisch noch immer zu wenig gegengesteuert und fehlt es an ausreichendem Druck, gute Arbeit für alle durchzusetzen.

3 Buchinger, Birgit (2010), „In der Mitte der Gesellschaft Zur sozialen Lage und Armutsgefährdung von NiedrigverdienerInnen im Bundesland Salzburg“, Hrsg. AK Salzburg. 4 Buchinger, Birgit/ Königsdorfer, Markus (2012), Soziale Lage und Armutsgefährdung von Niedrigverdienenden im Bundesland Salzburg. Maßnahmen und Handlungsempfehlungen, Hrsg. AK Salzburg. 28

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5 Bogner, Stefan/Buchinger, Birgit/Schmidjell, Cornelia (2013), Die im Dunkeln sieht man nicht – Niedriglohn und Working Poor-Wahrnehmen und Handeln, Hrsg. AK Salzburg.




Forderungen n Das 2010 fertig gestellte und von der Salzburger Landesregierung beschlossene Chancengleichheitsleitbild endlich umgesetzt werden und die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Politikfelder des Bundeslandes Salzburg befördert und sichergestellt werden n Gleicher Zugang zur und gleiche Möglichkeit der (Berufs-) Ausbildung für Frauen und Männer n Gleiche Möglichkeiten für Frauen und Männer zu ökonomischer Unabhängigkeit durch Erwerbsarbeit n Gleichwertige Arbeitsbedingungen von Frauen und Männer in Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung sowie in männer- und frauendominierten Sektoren und Branchen n Gleiche Repräsentanz von Männern und Frauen auf allen betrieblichen Hierarchieebenen n Gleiche berufliche Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen und Männer n Gleicher Zugang zu beruflicher Weiterbildung für Frauen und Männer n Gleiche Einkommensmöglichkeiten für Frauen und Männer, Schließen der Einkommensschere n Gleiche Verteilung und Anerkennung bezahlter und unbezahlter Arbeit von Frauen und Männern n Schaffung von sozialer Infrastruktur n Eigenständiger und gleicher Zugang zu Sozialleistungen in allen Lebensphasen n Anwendung von Frauenförderungsinstrumenten, Gender Mainstreaming und Gender Budgeting n Umsetzung des von der Arbeiterkammer Salzburg in Auftrag gegebenen Maßnahmenkatalogs zur Bekämpfung von Working Poor


Kammer für Arbeiter und Angestellte Markus-Sittikus-Straße 10 5020 Salzburg Tel.: 0662-8687 Fax: 0662-876258 www.ak-salzburg.at kontakt@ak-salzburg.at Bezirksstellen: Pongau: Gasteiner Straße 29 5500 Bischofshofen Telefon: 06462-2415 Fax: 06462-3113 -20 Pinzgau: Ebenbergstraße 1 5700 Zell am See Telefon: 06542-73777 Fax: 06542-74124-22 Flachgau: Kirchenstraße 1b 5202 Neumarkt Telefon: 06216-4430 Fax: 06216-7845-14 Tennengau: Bahnhofstraße 10 5400 Hallein Telefon: 06245-84149 Fax: 06245-84149-76 Lungau: Schlossparkweg 6 5580 Tamsweg Telefon: 06474-2349 Fax: 06474-2349-14


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