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BIM Entwicklung

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BIM Entwicklung

BIM Entwicklung

Nachhaltiges Bauen steht ganz oben auf der Agenda von vielen Regierungen. Der weltweite Energieverbrauch soll erheblich gesenkt werden. Eine Möglichkeit ist die konsequente Einbindung von BIM.

Hoch- und Tiefbau – mehr Nachhaltigkeit durch BIM

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Knapp 40 Prozent der weltweiten CO 2 Emissionen fallen im Bauwesen an. Da existiert eine Menge an Einsparpotenzial. Eine Möglichkeit auf dem Weg zum ökologischen Bauen, egal ob Hoch- oder Tiefbau, ist die Methode BIM (Building Information Modeling). Bauwerke werden mit BIM digital geplant, bevor auch nur ein Stein auf den anderen gesetzt wird. Alle Beteiligten haben immer und zu jeder Zeit den gleichen Stand im Projekt. Ein Beispiel für den konsequenten Einsatz von BIM ist das neue Tesla-Werk in Brandenburg. Hier sind durch die Digitalisierung der Baustelle fast täglich der Fortschritt und das Wachsen der Gebäude zu beobachten. Baufirmen, Politiker und Anwohner reiben sich die Augen – solche Geschwindigkeit bei einem Projekt wie der GIGA-Factory kennt man nicht in Deutschland.

Wenige Kilometer nördlich, am gerade eröffneten Flughafen BER, wurde das nur zu schmerzlich deutlich. Deutschland hat, was den Bereich BIM betrifft, einen großen Nachholbedarf. Hier hat man sich den Einstieg „BIM-Light“ verordnet. So ist es erst seit dem 31.12.2020 vorgeschrieben, bei öffentlichen Verkehrsprojekten BIM-Software einzusetzen. Dabei können und wollen die Bauunternehmer, die Architekten bis hin zu den Spezialisten der unterschiedlichen Gewerke, den neuen digitalen Weg gehen. Die Softwarefirma Autodesk und das Marktforschungsinstitut IDC haben 835 Bauunternehmen in Europa, Asien und Amerika befragt. Europa ist demnach im Bereich des digitalen Bauwesens insgesamt sehr gut aufgestellt: Für 82 % der befragten Bauunternehmen in Europa hat die Digitalisierung für ihr Unternehmen Priorität. Damit liegen sie 10 Prozentpunkte über dem weltweiten Schnitt (72 %). In Deutschland ist man laut der Befragung vorsichtiger. Laut Studienergebnissen haben rund 65 % der Bauunternehmen hierzulande Personal mit BIM-Expertise. Rund 12 % der Unternehmen müssen BIM-Projekte outsourcen, da sie kein Fachpersonal mit BIM-Fähigkeiten haben. 35 % der befragten Unternehmen in Deutschland investieren derzeit in BIM-basierte Workflows, 31 % planen weitere Investitionen.

„Die Bauindustrie steht weltweit vor der Herausforderung, immer mehr mit immer weniger erreichen zu müssen“, erklärt Marek Suchocki, Industry Engagement Lead bei Autodesk dem Bauportal „Baulinks“. „Wir brauchen mehr Infrastruktur, aber wir haben einen Mangel an Fachkräften und sinkende Margen. Um die Produktivität zu steigern und einen Wettbewerbsvorteil in diesem Klima zu erlangen, müssen Unternehmen die Digitalisierung für sich annehmen und ihre Teams, Workflows und Daten vernetzen. Deutschland ist ein gutes Beispiel dafür, wie digitalisierte Bauunternehmen echten Mehrwert schaffen können.“

Auch das Beraterunternehmen PwC rechnet mit einer fast disruptiven Digitalisierung der Baubranche. So rechnet, laut einer PwC-Studie, die Hälfte der befragten Führungskräfte mit einem stark gewandelten Geschäftsmodell durch BIM. „Das digitale Bauen bedeutet einen Paradigmenwechsel für die gesamte Branche“, sagt BIM-Expertin Rebekka Berbner, Mitautorin der PwC-Studie.

Selbst kleine Unternehmen erkennen, welches Potenzial die neue Methode bietet, und wandeln sich. Seit 55 Jahren baut die Firma Grimm Bauen und Verputzen GmbH ganz traditionell. Doch jetzt zeugt ein neuer Name (Grimm), ein neues Verwaltungsgebäude und der Tatendrang der dritten Generation vom Aufbruch in die neue Zeit. „Wir wollen nach außen als modernes Bauunternehmen wirken, sowohl bei Kunden als auch bei potenziellen Mitarbeitern“, sagt Werner Grimm, der als Gipser- und Stuckateurmeister die Geschäftsfelder Umbau und Sanierung verantwortet. Nach einem ersten, kleineren BIM- Projekt wuchs die Reputation für die neuen Technologien. Vergangenes Jahr erhielt Grimm als Generalunternehmer den Zuschlag für den Um- und Neubau des BayWa-Baustoffzentrums in Biberach. Es wird das größte Projekt in der 55-jährigen Geschichte des Familienunternehmens mit aktuell rund 60 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von gut elf Millionen Euro.

Was sich im Kleinen bei der Firma Grimm verändert, wird die ganze Branche beeinflussen. Maurer arbeiten in der Zukunft, unabhängig vom Wetter, in Hallen und fertigen einzelne Gebäudeteile vor. Julius Grimm, der Junior, ahnt, wie seine Zukunft aussehen wird: „Die Digitalisierung verleitet zur Fabrikation. Gewerkegrenzen werden verschwimmen, Berufe werden sich verändern. Wir werden schneller, effektiver und nachhaltiger.“

Die Nachhaltigkeit beginnt schon in der Planung. So hat der Bauunternehmer Premier Mechanical errechnet, dass durch den Einsatz der Software rund 10.000 DIN-A0-Drucke eingespart wurden. Digitale Zeichnungen und Pläne werden heute auf Computern und Tablets gemeinsam genutzt und in der Cloud gespeichert. Bluebeam, ein Tochterunternehmen der Nemetschek Group, gibt an, dass im Jahr 2019 insgesamt 32 Millionen Blatt Papier durch den Einsatz ihrer digitalen Lösungen eingespart wurden. Das entspricht 3.900 nicht gefällten Bäumen.

» fazit

Die deutsche Baubranche hat noch einen weiten Weg vor sich, um BIM auch wirklich effektiv bei vielen Projekten zu nutzen. Doch gerade die Debatte um eine

-Reduzierung und nachhaltiges Bauen sowie die Digitalisierung werden der Methode BIM zum Durchbruch verhelfen.

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