2019-06 RALPH_DE

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juni- august 2019

R LPH Fahrtenschreiber

leitartikel - zuschauer oder teilnehmer? S.2 einer für alle, alle für einen S.4 Das neue VIANOVA-direktionsteam S.5 EXPRESSé, ein ort des Engagements S.11


| LEITARTIKEL

Zuschauer oder Teilnehmer? Meine Frau und ich haben vier kleine Kinder, und schon bei unserem ersten ist uns aufgefallen, dass der Wunsch am Leben teilzunehmen bereits sehr früh zu Tage tritt. Zum ersten Mal haben wir das bei den Mahlzeiten bemerkt. Es ist uns schwer gefallen zu akzeptieren, dass unsere Tochter die vor ihr liegende Aufgabe unbedingt selbst mit ihrem Löffel erledigen wollte, obwohl sie dazu noch kaum in der Lage war. Pech für die Reinigung aller Ecken des Babystuhls, der ganz offensichtlich nicht für die ersten Essexperimente eines Nichteingeweihten entwickelt geworden war. Mit der Zeit haben wir jedoch gelernt: Diesen Akt der Unabhängigkeit zu verweigern, hat unweigerlich eine instinktive Rebellion zur Folge, den Hungerstreik. Der Mund bleibt geschlossen, das Kind rutscht hin und her, als ob es sagen wollte: „Wenn ich da nicht mitmachen darf, esse ich eben nichts!“ Paradoxerweise erlebten wir nur einige Monate später genau das gegenteilige Phänomen. Ich erinnere mich an diese Phase vor allem bei unserem zweiten Kind. Obwohl unser Sohn schon seit mehreren Wochen selbständig mit seinem Löffel gegessen hatte, schaute er mich eines Tages an und sagte: „Bin müde. Papa tun.“ Was war passiert? Plötzlich schien diese Aufgabe für ihn uninteressant geworden zu sein, als ob er lediglich hatte beweisen wollen „es selbst zu können“, nun aber bevorzugte, dass jemand anders es für ihn tat.“

Yann Parodi AGORA Team Unser Leben in der westlichen Welt lässt sich damit gut vergleichen. Wir könnten zwar selbst auf die Suche nach Abenteuern gehen, ziehen es aber vor, sie durch die Helden unserer Lieblingsromane, -filme und -serien zu erleben. Haben wir uns nicht auch an ein Leben in Vollmacht durch den Missionar, der an meiner Stelle ausgesandt wurde…, gewöhnt oder den Evangelisten, der an meiner Stelle Zeugnis gibt…, den Propheten, der an meiner Stelle mahnende Worte spricht…, den Pastor, der an meiner Stelle für andere sorgt…, den Lehrer, der die Schätze der Schrift an meiner Stelle entdeckt? Welche Auswirkungen wird das langfristig auf eine Gemeinde haben? Das wissen wir leider nur allzu gut, oder? Wir sollten uns daher lieber wieder für den Dienst in der Gemeinde ausrüsten lassen, um Teil davon auszumachen, anstatt alles von anderen machen zu lassen (Eph. 4,12). Und wir anderen, die schon „im Dienst“ stehen, sollten wir es nicht wagen, einen Nichteingeweihten, der auf dem Weg ist, mit einem „Löffel“ auszurüsten? Was würde passieren, wenn eine christliche Organisation „Engagement“ ganz bewusst zu ihrem Kernwert machen würde?

RALPH Norton ist der Gründer der Belgischen Evangelischen Mission, die 2019 in VIANOVA umbenannt wurde. Zu Ehren seiner Frau trägt die Kolumne, die alle drei Monate von einer unserer Missionarinnen geschrieben wird, den Namen EDITH. Unsere aktuelle Zeitschrift beschreibt ähnlich wie bei einem Fahrtenschreiber unsere Reise, auf der wir ein Netzwerk integrierter Gemeinschaften von Jüngern Jesu in Belgien entstehen sehen.

Verantwortlicher Herausgeber Jan Wisse Firmennummer: 0410.278.623 Postamt: 3000 Leuven 1 Erkennung: P206948 Zeichnung auf der Titelseite Wendy Bartel Abonnement Dreimonatlich gratis An/Abmelden zur: info@vianova.be RALPH | 2

Kontakt Romboutsstraat 7 1932 Zaventem Tel: +32(0)2/241.30.15. E-mail: info@vianova.be Webseite: vianova.be • Facebook: vianova.be Twitter: vianova_be • YouTube: VIANOVA Datenschutz Wir respektieren die Privatsphäre unserer Abonnenten: https://www.vianova.be/nl/privacyverklaring (auf Niederländisch)

Graphische Produktion Quality Dots B.V.


Seit Anfang März gehört Erik Hartman zum Public Relations – Team von VIANOVA. Er ist für das Bildmaterial zuständig. Erik ist 21 Jahre alt und hat Design- und Produkttechnologie studiert. Nach seiner Ausbildung hat er sich erst noch für ein Jüngerschaftsjahr in Südafrika entschieden, bevor er sich in die normale Arbeitswelt stürzen wollte. Während dieses sechsmonatigen Trainings hat sich seine persönliche Vision herauskristallisiert. Erik beschloss nur Teilzeit als mechanischer Designer zu arbeiten und sich an einem Tag pro Woche für eine Missionsgesellschaft in Belgien einzusetzen. Sein Motto lautet: ‘Mission is a lifestyle, wherever I will be’ (Mission ist ein Lebensstil, egal wo ich bin). Dieses Motto zeigt deutlich, dass es vom Missionsbefehl Jesu keinen Urlaub gibt. Der Auftrag Jesu muss in unserem tagtäglichen Leben zum Ausdruck kommen, und das will Erik vor allem auch Jugendlichen weitergeben.

Voller Dankbarkeit schauen wir auf unsere besondere Jubiläumsfeier am 11. Mai zurück, als wir 100 Jahre Belgische Evangelische Mission feiern durften. Wir haben Gott van ganzem Herzen für Seine Treue gedankt! Dankbar sind wir auch für das Buch zum Jubiläum: ‚Dein Wort ist die Wahrheit‘, das während der Feierlichkeiten präsentiert wurde. Es fühlte sich ein bisschen an wie die Geburt eines (zweisprachigen) Kindes, das nach einer langen Schwangerschaft endlich zur Welt kommt. „Dennoch sehe ich es nicht als mein Buch“, so Henk van Dorp. „Es handelt sich um ein besonderes geistliches Erbe der Missionsarbeit in Belgien, das andere dazu anregen soll, die Möglichkeiten, die Gott uns jeden Tag schenkt, zu ergreifen.“ Danke auch für Ihre begeisterten Reaktionen auf dieses Buch: es wurden bereits gut 300 Exemplare bestellt und verkauft!  www.vianova.be/nl/uw-woord-is-de-waarheid-blog  www.vianova.be/fr/ta-parole-est-la-verite-blog

| KURZE NACHRICHTEN

5, 4, 3, 2, 1… START! Bald ist es soweit: die Raketenreaktoren werden beinahe gezündet. Reiseziel: die internationale Raumstation! Diesen Sommer beginnt die Testphase von Vers l’Infini („Unendlich weit“), dem neuen Programm der Kinderarbeit La Courte Echelle. Die Startanlage der Astronautin L. Nowak wird in Ganshoren und Herstal installiert. Aber kann die Rakete tatsächlich starten? Der Raumanzug wird wohl nicht rechtzeitig fertig sein... Angst ergreift die Astronautin. An wen soll sie sich wenden? Wer kennt alle Sterne, wer hält ihr Leben in seiner Hand?

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engagement

Einer für alle, alle für Einen Das Motto der Musketiere entspricht einfach perfekt der Vision einer Gemeinde, obwohl es letztlich zwei ziemlich unterschiedliche Visionen gibt... Die erste wiederspiegelt eine Verzerrung der Institution Kirche, die den Klerus ins Zentrum stellt. Auf der einen Seite ein Priester oder Pastor, der die Aufgabe hat den Gläubigen zu dienen, auf der anderen Seite alle Gläubigen, die einem Leiter folgen (und ihn eventuell auch finanziell unterstützen). Das ist die sogenannte Konsumgemeinde, die einem Restaurant gleicht, wo man hingeht, um von einem Profi, der sich um alles kümmert, alles vorbereitet und alles unter Kontrolle hat, „gefüttert zu werden“. Die zweite Vision unterstreicht das 1

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wunderbare Bild von Paulus: Jesus, der alleinige Herr1 aller, der uns in einem Leib2, der Gemeinde, zusammenbringt. Dort dienen wir alle, jeder auf seine Weise3, einem Herrn, Christus, dem Haupt der Gemeinde. Das ist die Gemeinde, wo man sich einsetzt wie bei einem Kochworkshop, wo jeder seinen Teil zur Mahlzeit beiträgt, entsprechend der Gabe, die er vom Herrn zum Wohle aller empfangen hat4. Die Formulierung „einander“ findet sich übrigens mehr als 50 Mal, um zu verdeutlichen, wie die Jünger Jesu, die zu einem Leib zusammengefügt sind, einander lieben, ermutigen, ermahnen, korrigieren, um Vergebung bitten und untertänig sind... Aber was ist dann mit den Leitern? Auch sie sind Glieder dieses Leibes, haben jedoch die Aufgabe weiterzubilden, zu helfen, zu koordinieren, alles im Auge zu behalten, sowie andere dazu zu stimulieren, sich

Römer 5,15-17 • 2 Epheser 5,23 • 3 Römer 12,5• 4 1Korinther 12,7 • 5 1Korinther 3,5-9

ebenfalls einzusetzen. Das sind die Gemeinden, die wir uns wünschen, Gemeinden engagierter Jünger Jesu, die einander dienen und sich gemäss ihren Gaben, die sie von Gott bekommen haben, entfalten. Aber letztendlich haben wir alle Teil am Werk Gottes in dieser Welt und in der Gemeinde. Der eine pflanzt, der andere begießt, Gott schenkt das Wachstum, und wir alle sind Mitarbeiter in seinem Ackerfeld5. VIANOVA ist nur ein Teilnehmer an Gottes Aufgabe in unserem Land. Jeder unserer Partner in Belgien und im Ausland, jeder Unterstützer, Missionar oder freiwilliger Mitarbeiter, jeder Gemeindeleiter oder Gläubige, jeder unserer Dienste, ob Café oder Bibelausstellung, jede Motorrad-, Kinder- oder Seniorengruppe, sie alle erfüllen ganz bestimmte Aufgaben, die Gott ihnen anvertraut hat. Gemeinsam, alle für den Einen. Eric Zander


DAS NEUE DIREKTIONSTEAM VON

Zu einem neuen Zeitalter und einer neuen Vision gehört auch eine neue Leitung und darüber hinaus eine neue Arbeitsstruktur. Bisher war Belgien in ein französischsprachiges und ein niederländischsprachiges Gebiet aufgeteilt. Für jede Seite gab es einen Direktor und einen Rat. Jetzt haben wir uns für ein Direktorenteam für ganz Belgien entschieden. Dabei ist jeder der Direktoren landesweit für verschiedene Aufgaben verantwortlich. Wir hoffen, dass dadurch die Einheit untereinander zunimmt und dass die Gesamtorganisation deutlicher wird. Ausserdem haben wir auch einen neuen Vorstand. Dafür haben wir uns sowohl unter unseren Partnern, als auch unter unseren Mitarbeitern (damit die Verbindung mit der Mission erhalten bleibt) auf die Suche nach weisen Männern und Frauen gemacht. Unser Ziel ist es, um jeweils ein gutes 1/3-1/3-1/3-Verhältnis zu erhalten. Momentan suchen wir immer

noch nach Leuten (vor allem Frauen). Aufgabe des Vorstands ist es, die Vision, Strategie und die allgemeine Arbeit von VIANOVA im Auge zu behalten. Das Direktorenteam dahingegen übernimmt mehr die ausführenden Aufgaben. Unser Übergangsjahr ist nun vorbei. Am 27. April wurde das neue Direktorenteam angestellt. Es besteht aus vier Direktoren: • Peter Hartman leitet das Büroteam von VIANOVA. Dazu gehört alles, was mit Fragen in Bezug auf Finanzen, Gesetz, finanzielle Mittel und Verträge zu tun hat. • Kurt Maeyens beschäftigt sich mit allem, was das Personal betrifft, wie zum Beispiel die seelsorgerliche Betreuung innerhalb von VIANOVA, das Werben neuer Mitarbeiter, sowie Neuanmeldungen und Zuweisungen von Mitarbeitern an ihren Einsatzort.

• Eric Zander ist für die Vision und Entwicklung der neuen Gemeinschaften, sowie für Weiterbildung zuständig. • Jan Wisse ist für organisatorische Aufgaben verantwortlich, sowie für bereits bestehende Dienste und die Partner von VIANOVA im In- und Ausland. Er ist ausserdem ausführender Direktor und direkter Ansprechpartner der Mission. Neben dem Direktorenteam und dem neuen Vorstand möchten wir auch drei Koordinatoren anstellen. Für die Literaturarbeit haben wir schon jemanden gefunden. Die Buchläden ‚Het Goede Boek‘ und ‚Le Bon Livre‘ sind fusioniert. Für den Bereich Public Relations, inclusive Fundraising, hoffen wir noch einen erfahrenen Koordinator zu finden. Und nicht zuletzt sind wir auf der Suche nach einem Koordinator für Agora – das ist unsere Abteilung für Forschung, Entwicklung, Studium und Weiterbildung.

Jan Wisse

Peter Hartman

Kurt Maeyens

Eric Zander

Dienste

Verwaltung

Personalabteilung

Strategie

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FEST - 100-jährige Bestehen der BEM Wir sind unwahrscheinlich dankbar! Dankbar, dass wir das hundertjährige Jubiläum der Belgischen Evangelischen Mission feiern konnten! Dankbar, dass wir an diesem Tag ein neues Kapitel aufschlagen durften! Der neue Name unserer Organisation lautet nun VIANOVA, ein neuer Weg! Dankbar auch für alle, die gemeinsam mit uns gefeiert haben. Dank-

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bar für jeden, der dazu beigetragen hat, dass dieser Tag möglich wurde! Dankbar für tolle Workshops, die Gemeinschaft miteinander, den Lobpreisabend mit InSalvation, … Vor allem aber danken wir Gott für die grossen Dinge, die Er in der Vergangenheit in diesem Land getan hat. Wir freuen uns auf das, was kommt, denn Gott lässt Sein Werk niemals los!


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SUCHT BUCHHALTER (M/F) Sie arbeiten gern mit Zahlen und haben eine Ausbildung (und/oder Erfahrung) als Buchhalter, sind motiviert und möchten dem Herrn in unserem Verwaltungsteam dienen… ? Wir sind auf der Suche nach einem/einer Buchhalter(in) für die tägliche Buchhaltung und die regelmässigen Finanzberichte unserer Gesellschaft (Teilzeit oder Vollzeit).

VERWALTUNGSMITARBEITER (M/F) Sie beschäftigen sich gern mit dem administrativen Verlauf eines Projekts, Korrespondenz, telefonischen Kontakten, Übersetzung, kennen sich aus mit verwaltungstechnischen Fragen und haben eine Ausbildung (und/ oder Erfahrung) in Büroarbeit, sind motiviert und wollen dem Herrn innerhalb unseres Verwaltungsteams dienen… ? Wir sind auf der Suche nach einem/einer mehrsprachigen Verwaltungsassistenten/in, Französisch/ Englisch und/oder Niederländisch/Englisch (Teilzeit oder Vollzeit).

MITVERANTWORTLICHER FÜR DAS GESPRÄCHSCAFÉ EXPRESSÉ (M/F) Sie haben ein Herz für die Menschen in Ihrer Umgebung, besonders für die, die Jesus (noch) nicht kennen und sind bereit gemeinsam mit uns zu lernen, wie wir das Evangelium durch natürliche und bewusste Beziehungen weitergeben können. Sie sind auf der Suche nach einem Team, das Jesus im Herzen der Stadt widerspiegeln will… ? Unser Café Expressé (in Gosselies) sucht eine(n) Mitverantwortliche(n), um ein Konzept zu entwickeln und das Team zu leiten.

UNTERNEHMUNGSLUSTIGE ENTWICKLER VON GEMEINSCHAFTEN (M/F) Sie fühlen sich gerufen, sich Menschen, die Jesus (noch) nicht kennen, anzuschliessen und träumen davon sie auf ihrem Weg mit Jesus zu begleiten. Sie versuchen sie in authentischen Glaubensgemeinschaften zusammenzubringen und sehnen sich danach sich weiterzubilden und anderen zu dienen…? Wir sind auf der Suche nach Leuten, die in Zusammenarbeit mit unseren erfahrenen Coachs, integrierte Gemeinschaften von Jüngern Jesu initiieren und/oder weiterentwickeln wollen (für 2 Wochen bis 2 Jahre).

Interessiert? Fragen?  info@vianova.be RALPH | 8


ge ga en me nd

i nt er s

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Anne & Déborah

Léa

Jérémie

sich selbst besser

aufwachen

verbunden bleiben

E

kennen lernen

ngagement ist einerseits Teil des Wesens von La Courte Echelle, andererseits aber auch etwas, was wir noch weiter entwickeln wollen. Wir stellen Gemeinden Material zur Verfügung, um mit Kindern in Kontakt zu kommen. Aber wir führen die Veranstaltungen nicht für sie durch. Sie sind also gezwungen, sich selbst zu engagieren! Dabei kann die ganze Gemeinde mit einbezogen werden. Viele Leute, die unsere Programme verwenden, haben begeistert erzählt, dass auch Teenager und ältere Leute mitgeholfen haben... jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Auf diese Weise werden verborgene Talente entdeckt: der eine kann gut Theater spielen, der andere ein Spiel leiten, und ein dritter ist der geborene Geschichtenerzähler... Neben dem Einsatz der Gemeinde, haben wir auch das Engagement der Kinder vor Augen. Unser Ziel ist es nicht, ihnen das Evangelium auf dem Silbertablett zu servieren. Sie sollen es vielmehr selbst entdecken. Das geschieht durch die Art, wie sie begrüsst werden, ein Lächeln, die Liebe, die sie erfahren und natürlich durch Spiele, Sketche und die biblischen Geschichten. Und selbst da können die Kinder selbst aktiv werden und die Botschaft für sich annehmen. Darin liegt unsere Herausforderung!

Interview: Eunice Parodi

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emand sagte einmal: „Neue Ozeane kann man nicht entdecken ohne den Mut das Ufer aus den Augen zu verlieren.“ Ich habe „L‘Autre Rive“ („das andere Ufer“, wie meine Gemeinde heißt) erreicht. Warum habe ich eine warmherzige Gemeinde verlassen, die mich beinahe mein Leben lang begleitet hat? Um zu vergleichen? Sicherlich nicht! „Wenn der Vergleich zur Tür hereinkommt, geht die Liebe durch das Fenster hinaus.“ Ich gehe ganz einfach, um eine junge Gemeinschaft, die das bestimmt schätzen wird, mit meiner Freundschaft zu unterstützen und zu ermutigen. Am Sonntagmorgen werde ich gut empfangen mit einem Imbiss, aber dann kommt der Schock! Ich, als mein Leben lang stiller und mehr oder weniger aufmerksamer Zuhörer, werde plötzlich zum Handelnden, der zu hundert Prozent am Geschehen teilnimmt. Ein Lied, ein Gedicht, ein Filmausschnitt und schon tauchen Sie tief in die Botschaft hinein. Sie fühlen sich angesprochen, zum Nachdenken verpflichtet, müssen sich neu positionieren, eine Botschaft, die unser Leben erneuert. In der Bibel treffen wir auf Menschen mit denselben Ängsten und Schwächen wie wir, für die Gott ein Lebensprojekt war. Eine Botschaft, die uns lehrt, dass es in unserem Leben nicht nur um uns geht, sondern um Gott und unseren Nächsten. Eine Gemeinschaft von jungen und weniger jungen Menschen, die auf die Bedürfnisse der Leute innerhalb und außerhalb der Gemeinde eingehen. Liebe heisst, auf die Unterschiede des anderen hören. Ein Gottesdienst in Hannut ist wie eine Ladung Sprengstoff. Warum nicht auch in ihrer Gemeinde? Sich engagieren beginnt damit aufzuwachen.

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m Anfang waren wir acht Erwachsene. Heute, sieben Jahre später, haben sich uns neue Gesichter angeschlossen und – vor allem – sind jede Menge Kinder geboren! Wie bekommt man da die Verpflichtungen und Grenzen aller unter einen Hut, wenn man ein Gemeinschaftsleben, das über den Gottesdienst am Sonntagmorgen hinausgeht, anstrebt? Erstes Hilfsmittel: die Viber App, die wir alle auf unsere Smartphones heruntergeladen haben. Im (privaten) Gruppenchat unserer Gemeinde tauschen wir uns täglich aus – und zwar nicht nur über die praktischen Einzelheiten für das nächste gemeinsame Essen. Ich gebe zum Beispiel regelmässig einen Bibelabschnitt weiter oder ein Lied, das mich berührt hat. Jemand schlägt eine Stelle für die Sonntagspredigt vor, jemand anders gibt ein Dankesanliegen durch. Mit Viber kann ich mich auch mit anderen verabreden, um unser Gespräch fortzusetzen, denn natürlich kann nichts „echte“ Begegnungen ersetzen. Zweites Hilfsmittel: Das Live-Stream System für unseren Kreis am Dienstagabend, das jungen Eltern, Leuten, die weiter weg wohnen oder spät von der Arbeit nach Hause kommen, ermöglicht, daran teilzunehmen. Unser Austausch wird gefilmt. Man braucht nur das Passwort, um sich anzumelden und sich über die Chatbox ins Gespräch einzuschalten. Nochmals - dieses System ist nur ein Mittel zum Zweck, nicht das Ziel an sich. Ich freue mich viel mehr, wenn ich meine Geschwister bei einer Tasse Tee tatsächlich treffe, als wenn ich meinen Beitrag vom Bildschirm aus zu leiste... mit einer Zeitverzögerung von 20 Sekunden! RALPH | 9


EDITH Eine Momentaufnahme im Leben von Petrus (Apostelgeschichte 10,34)

Drienie Lombard VIANOVA Borgerhout

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Augustinus hat gesagt: (...) so muß man vornehmlich für jene Sorge tragen, die einem durch die Verhältnisse des Ortes, der Zeit oder irgendwelcher anderer Umstände gleichsam schon durch das Los näher verbunden sind.” Ostende 1999. Auf dem Schiff Eben-Haëzer. Zwei Teams aus Südafrika an Bord (18 Leute). Das Abendessen ist wie immer ein Gedicht! Auf einmal ertönt eine fremde Stimme: „Guten Abend, ihr lieben Leute!“ In der Tür steht ein junger Mann (25 Jahre alt). Er lacht uns freundlich zu. Johan, einer der Teammitglieder, lädt ihn ein, sich mit zu uns an den Tisch zu setzen. Schnell ist das Eis zwischen den beiden gebrochen. Im Laufe des Abends lernen wir den jungen Mann besser kennen. Er heisst Bert. Bert hat bei einem Autounfall einen Gehirnschaden und noch weitere Verletzungen davongetragen. Nach dieser ersten Begegnung kam Bert jeden Tag zu uns auf die Schiffe.

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Eines Morgens hatte er eine ungewöhnliche Bitte: „Frau Drienie, darf ich Euch heute beim Verteilen der Pakete helfen?“ Er sah mich mit flehenden Augen an. Was nun? Das konnte ich doch nicht machen! Ich musste eigentlich nein sagen, aber eine innere Stimme hielt mich auf. Zögernd und unsicher antwortete ich, dass er uns begleiten könne. Unser Teamleiter fand das keine gute Idee. „Wir wissen nicht einmal, ob Bert gläubig ist! Jemand, der nicht gläubig ist, kann doch nicht beim Verbreiten des Evangeliums helfen?!“ Ich schlug vor, dass ich mich um Bert kümmern würde und er mit mir gehen könne. Der Teamleiter war einverstanden und gab mir die Zustimmung. Gesagt, getan. Bert und ich haben gemeinsam Pakete verteilt. Ein unglaubliches Erlebnis! Überall war Bert bekannt und beliebt. Seine kindliche Freundlichkeit öffnete Herzen und Türen. Noch nie hatte ich so viele Gespräche, und noch nie haben so viele Leute die Pakete angenommen! Ich war enorm dankbar, dass ich sehen durfte, wie Gott durch Bert hindurch wirkte.

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Am gleichen Abend bei einer Gebetsstunde auf den Schiffen. An Bord sind viele Leute. Geschwister aus allen möglichen Gemeinden beten gemeinsam mit uns. Während der Kaffeepause höre ich hinter mir Geflüster und drehe mich um. Ich bin überrascht und erstaunt. Bert steht mit erhobenen Händen in einer Ecke. Seine Lippen bewegen sich, Tränen rollen über seine Wangen. Unsere Blicke kreuzen sich. Bert kommt zu mir. Er nimmt meine Hände und flüstert: “Frau Drienie… Frau Drienie… ich habe gerade zum ersten Mal mit dem Herrn gesprochen!“

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Zu Deinen Füssen, Herr, werden wir eins durch Deine Gnade und verbindet uns Deine Liebe miteinander.


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EIN ORT DES ENGAGEMENTS Hallo Geneviève. Als RALPH vor zwei Jahren das Projekt Expressé angekündigt hat, hast Du einen doppelten Espresso, schwarz, ohne Milch und Zucker getrunken. Hat sich Deine Gewohnheit nach vielen Monaten harter Arbeit geändert? Nein, Espresso ist noch immer mein täglicher Kraftstoff. Bei Expressé heißt er übrigens „Doppio“. Seit wir unseren Kaffee hier selbst rösten, schmeckt er noch besser! Endlich hat Expressé seine Türen geöffnet! Nach mehr als 10 Jahren ist Dein Traum in Erfüllung gegangen. Wie fühlst Du dich jetzt? Was sind Deine Eindrücke? Ich bin beeindruckt von der Begeisterung vieler Leute, die hier im Viertel wohnen, studieren oder arbeiten. Von einigen haben wir gehört, dass sie bei uns Frieden, Harmonie und Ruhe erfahren. In den ersten Wochen hat das Team sein Augenmerk auf die praktischen Aspekte der Führung eines Cafés gerichtet, aber wir konnten schon Beziehungen aufbauen und über tiefgehende, manchmal persönliche Dinge reden, auch über den Glauben. Du bist von einem Team freiwilliger Mitarbeiter umgeben. Kannst Du uns beschreiben, wie sie den Wert „Engagement“ von VIANOVA wiederspiegeln? Unsere freiwilligen Mitarbeiter kommen aus verschiedenen Gemeinden in der Umgebung. Ganz besonders schätze ich, dass wir Geschwister sind, denn uns verbindet derselbe Geist. Dadurch ist es möglich, dass wir uns mit unserer Verschiedenheit als Gruppe bereichern. Manche sind zu schüchtern, um mit den Gästen zu sprechen und helfen lieber in der Küche mit. Andere sind gerne in Bewegung und putzen oder bereiten die Getränke vor. Wieder andere setzen sich einfach hin, unterhalten sich oder spielen Scrabble mit den Gästen. Einige unserer Helfer haben eine Seelsorgeausbildung. Auch das hat sich schon als hilfreich erwiesen. Die verschiedenen Aktivitäten, die wir bald anbieten wollen, werden es dem Team und manchen Gästen ermöglichen, ihre Gaben zum Wohle der Gruppe einzusetzen (Gesellschaftsspiele, Blumenschmuck, Fremdsprachentraining,...).

| INTERVIEW Tragen auch noch andere Leute etwas zum Café bei? Ja. Die Werke der Aquarellmalerin beispielsweise, die im Moment hier ausgestellt sind, verleihen dem Raum eine künstlerische Note. Eine neue Besucherin möchte gern einen Floristik-Workshop anbieten, jemand anders Gesellschaftsspiele für Kinder. Wir haben eine Ideenbox aufgestellt, und alle Vorschläge oder Nachfragen sind willkommen. An Ideen fehlt es nicht. Wir müssen sie jedoch wohlüberlegt bearbeiten. Können die Leser von RALPH sich auch einsetzen? Ja, sicher! Wir brauchen Hilfe, um die Kosten für die Renovierung zu decken. Sie können auch auf einen Kaffee/ Tee/ Smoothie usw. vorbeikommen und leise beten. Wenn sie Leute kennen, die in der Gegend wohnen oder arbeiten, können sie einfach einen Gutschein verschenken, damit sie Expressé kennenlernen. Und noch eine Möglichkeit: sie können unser Team verstärken und selbst mitarbeiten.

Mittwoch bis Samstag 11:00 - 18:00 Place Albert 1er, 6 6041 Gosselies  www.expresse.org calvairegosselies

Interview: Eunice Parodi RALPH | 11


ERÖFFNUNG - 21 September 2019 Wir sind nun offiziell in die Romboutsstrasse in Zaventem umgezogen und haben das Nortonhaus hinter uns gelassen! Für das neue Büro unserer Mission sind wir dem Herrn sehr dankbar. Das Gebäude bietet viele Möglichkeiten und hat das Potential zur Unterbringung neuer Projekte.

Gerne laden wir Euch ein, Euch das neue Gebäude selbst anzuschauen. Am 21. SEPTEMBER stehen die Türen sperrangelweit auf für jedermann! Neben der Besichtigung des Gebäudes wird es auch einige kleinere Aktivitäten geben. Behaltet auf

jeden Fall unsere Webseite (www. vianova.be) im Auge, um weitere Informationen über die feierliche Eröffnung zu erhalten. Hoffentlich bis demnächst in der Romboutsstrasse!

donation@vianova.be

Belgien

IBAN BE93 3100 5797 5067 BIC BBRUBEBB (unter Angabe des Verwendungszwecks)

Schweiz

Belgische Evangelische Mission B-1030 Brüssel (unter Angabe des Verwendungszwecks) Postgiro Nr. 40-14437-9

Deutschland

über Allianz Misson e.V., Postfach 1127 D-35714 DIETZHÖLZTAL Spar-u. Kreditbank Witten IBAN DE86 4526 0475 0009 1109 00 (unter Angabe des Verwendungszwecks)


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