8 minute read

PORTRAIT

Next Article
BÄUERINNEN

BÄUERINNEN

EPPAN AN DER WEINSTRASSE - (pka) Marlies Rossi ist am 25. August 1954 als erstes von 4 Kindern in Bozen geboren, ist aber in verschiedenen Orten aufgewachsen: „Zuerst lebten wir in Tramin, zogen dann nach Leifers, wir waren auch in Mauls wohnhaft, dann in Lüsen, anschließend in St. Jakob bei Bozen, bevor wir in Haslach sesshaft wurden. Das war auch durch den Beruf meines Vaters bedingt, der als Bäckermeister immer wieder auf Achse war.“ Während der Schulzeit in der Berufsschule hat Marlies Rossi im elterlichen Milch- und Brotladen gearbeitet, „später haben wir das Angebot auf verschiedene Lebensmittel ausgedehnt.“ Sie lernte bereits in jungen Jahren ihren Mann Herbert Warasin kennen und sie haben dann 1976 geheiratet und wohnten im Heimartort ihres Mannes in Girlan, bevor sie 2004 in ihr neues Eigenheim nach Eppan (Obere Gand) umsiedelten. „Ich habe innerhalb von 8 Jahren 5 Kinder auf die Welt gebracht, heute bin ich glückliche Oma von 9 Enkelkindern. Alle sind wohlgeraten und das freut uns besonders!“ Viele werden sich jetzt vielleicht die Frage stellen, wie Marlies Rossi zu ihren vielfältigen ehrenamtlichen „Nebentätigkeiten“ gekommen ist bzw. wie sie das alles unter einen Hut bekommen hat? Nun, die Antwort ist nicht schwer: „Ich habe schon eine soziale Ader, möchte auch für die Gemeinschaft etwas Nützliches tun und so bin ich in die verschiedenen ‚Rollen‘ geschlüpft. Das war aber nur

Bei der Überreichung der Verdienstmedaille in der Innsbrucker Hofburg mit den beiden Landeshauptleuten von Tirol und Südtirol Günther Platter und Arno Kompatscher.

Advertisement

Die Bescheidene

Marlies Rossi Warasin

Die im Überetsch wohnhafte Marlies Rossi Warasin engagiert sich lange schon im sozialen Bereich. Begonnen hat die 5fache Mutter ihre „Nebentätigkeit“ in Girlan, wo sie jahrelang Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung war. Besondere Meriten erwarb sie sich als Gründungsmitglied und Präsidentin des Vereins Südtiroler Tagesmütter. Außerdem war Rossi Warasin mehrere Jahre Mitglied im Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen. Und am Hochunserfrauentag konnte sie für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit die Verdienstmedaille in der Innsbrucker Hofburg entgegennehmen.

provisorisch untergebracht. Auch aus rechtlicher Sicht bewegten wir uns auf einem schmalen Grat, denn das Berufsbild als Tagesmutter gab es damals noch nicht.“ Immerhin, Marlies Rossi hat in ihrer „Karriere“ als Tagesmutter insgesamt 36 Kinder betreut und mitaufgezogen, keine Kleinigkeit! In Girlan wurde sie in dieser Zeit auch zu einer Veranstaltung der Katholischen Frauenbewegung geladen, und – schwuppdiwupp – bei der anstehenden Wahl zu deren Vorsitzenden gewählt, eine Tätigkeit, die ihr gut gefallen habe. Damit aber nicht genug: Im örtlichen Pfarrgemeinderat wurde auch nach neuen Mitgliedern Ausschau gehalten und … Marlies Rossi prompt zur Vorsitzenden berufen. „Das war in der Periode von 2000 bis 2005. Da wir ja 2004 nach Eppan umgesiedelt sind, habe ich nachher nicht mehr kandidiert.“ In den Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen wurde sie als Vertreterin der Tagesmütter entsandt und blieb dort 5 Jahre lang aktiv: „Wichtig war hier, Kontakte zu knüpfen. So hatten wir einmal die zuständige italienische Ministerin zu Gast, mit der wir unsere Anliegen besprechen konnten. Bedauerlicherweise wurde sie in der darauffolgenden Regierungsumbildung nicht mehr nominiert.“ Auf ihre jüngst erhaltene Verdienstmedaille angesprochen, meint Marlies Rossi: „Diese Auszeichnung würden sich wohl viele und andere noch mehr verdienen, das, was ich getan habe, ist ja nicht so etwas Außergewöhnliches. Auf jeden Fall war es für mich eine große Überraschung, ich hätte nie an diese Ehrung gedacht.“

möglich, weil mein Mann bei meinen zahlreichen Abwesenheiten die Kinder, die damals noch klein waren, hütete.“ Vor allem als Tagesmutter hat Rossi, zusammen mit anderen Gleichgesinnten, Pionierarbeit geleistet. Nicht von ungefähr war sie Gründungsmitglied und jahrelang Präsidentin des Vereins Südtiroler Tagesmütter. „Zu Beginn der 90er Jahre fand die erste Ausbildung für Tagesmütter statt, die erste Sitzung hatten wir im Kolpinghaus. Ich war dann bis zum Jahr 1999 deren Präsidentin, anfangs waren wir noch ohne Büro, wurden im Alten Krankenhaus

Spaß beiseite!

von Robert Adami

Zeit der Versprechen

Also, ich weiß ja nicht, wie Sie das sehen, aber ich freue mich schon auf die Wochen vor den Parlamentswahlen am 25. September. Vor-Wahlzeit, das ist doch immer höchst amüsant. Gut, der Briefkasten muss des Öfteren von grinsekandidatenbedruckten Broschüren befreit werden, aber ansonsten kann ich mich gar nicht satthören an den vielen schönen Versprechen, die wir jetzt zu hören kriegen. Das eine oder andere hört sich vor lauter Absurdität eher wie ein Versprecher an, aber was soll’s, es geht ja nur um die Hetz, oder? So durfte ich unlängst mit einem Politiker konversieren, und als er mich fragte, was ich mir denn für die nächsten Jahre von der Politik wünschen würde, dachte ich mir, ich geh in die Vollen und sag: „Ach, mich stören die dauernden Gewitter im Sommer, deswegen wünsche ich mir, dass Südtirol überdacht wird.“ Ich fügte noch an, dass ich mir dafür eine riesige durchsichtige Kuppel gut vorstellen könnte, und dass so ein Projekt doch sicherlich über die EU zu fi nanzieren wäre, auch wenn die EU sonst lieber undurchsichtige Sachen fi nanziert, aber egal. Das war dem guten Politiker dann doch zu viel, und er meinte, dass das wohl nicht realisierbar wäre. Darauf entgegnete ich: „Gut, dann wünsche ich mir, dass doch endlich die kindischen Streitereien in der Politik aufhören.“ Da schaut er mich an und sagt: „Wie groß sollte die Kuppel nochmal werden?“ Aber Spaß beiseite. Obiges Gespräch hat natürlich in Wirklichkeit nie stattgefunden. Und wenn ich die kommenden Parlamentswahlen im Ernst betrachte, so habe ich wenig Hoffnung, dass sich nach dem 25. September politisch alles zum Guten wenden wird. Aber gerade deshalb meine ich: Genießen wir die kommenden Wochen, in denen uns die Politiker nach 2 Jahren der Hiobsbotschaften die Zukunft wundersamerweise in rosigsten Tönen malen werden … Brief aus Rom

Geschätzte Leser,

Wahlkampf im Sommer, eine neue Erfahrung für Italien und eine neue Herausforderung für die nahezu zahllosen Parteien und Bewegungen, die sich der Wahl stellen. Letztendlich dreht sich alles um die Frage, ob nun MitteRechts tatsächlich abräumt, wie es die Umfragen noch zu bestätigen scheinen und ob Giorgia Meloni, unbestrittene Führungsfrau der Fratelli d’Italia, tatsächlich den Sprung von der Oppositionsbank in das höchste Regierungsamt schafft. Die Gemäßigten in Italien sind beunruhig, auch Europa wirkt besorgt und für uns Südtiroler steht ein derartiges Szenario sicherlich nicht auf der Wunschliste. Dass sich die Indizien dafür häufen, dass Russland den Ausgang dieser Wahlen nicht nur mit Interesse, sondern auch durch versuchte Einfl ussnahme zu verfolgen scheint, wirft einen zusätzlichen Schatten auf den politischen Werdegang Italiens. Bleibt zu hoffen, dass das politische Zentrum besetzt wird, um als Ausgleich wirken zu können, denn der Partito Democratico hält seine Räume im Zentrum kaum noch besetzt, nachdem der bereits angekündigte Schulterschluss zwischen Letta und Calenda am Ende doch kläglich gescheitert ist. Unruhige Zeiten also in einer unruhigen Epoche, mit einem Krieg vor unserer Haustür, der - so makaber dies auch sein mag - schon zu unserem Alltag gehört, und mit Erwartungen auf einen harten und spannungsgeladenen Winter, der in vielen Familien wohl zu Recht Angstvisionen auslöst. Gerade in Zeiten wie diesen wären Stabilität, Kontinuität und Kohärenz nötiger denn je, aber Italien hat diesen Weg mit der politischen Hinrichtung von Draghi verlassen. Wenn nun Conte seine Entscheidung, der Regierung Draghi zwar das Vertrauen nicht zu entziehen, ihr es aber auch nicht auszusprechen, damit verteidigt, dass Draghi ohnehin das Handtuch habe schmeißen wollen, dann ist dies Ausdruck schlechten Stils, aber nicht eine politische Stellungnahme staatstragender Dimension. Salvini hat diese Gelegenheit nicht ungenutzt vorüberziehen lassen, auch dies nur eine Geste der Selbsterhaltung und kein Ausdruck politischen Verantwortungsbewusstseins und Berlusconi hat sich an diesem Husarenritt beteiligt, wobei einige der fähigsten Köpfe von Forza Italia die Konsequenzen gezogen und das sinkende Schiff verlassen haben. Die Vernunft, die Vernünftigkeit und das rechte Maß gehören nach wie vor nicht zu den Maximen italienischer Politik. Bleibt zu hoffen, dass die die Wählerinnen und Wähler sich daran orientieren und sich nicht zum Spielball politischer Intrigen und persönlicher Macht- und Überlebenskämpfe degradieren lassen. Sofern sie überhaupt zur Wahl gehen, denn auch die Vorstellung von menschenleeren Wahllokalen geistert in den Köpfen und ist mehr als beunruhigend. Daher gehen wir wählen, denn das ist unser Recht und nicht unsere Pfl icht.

Wählen aus Verantwortung, das ist die Losung, am 29. August 2022 geschrieben, gedacht für den 25. September 2022

Manfred Schullian Kammerabgeordneter

Brief aus dem Landtag

Was für ein verrückter Sommer!

Im Juli hatten wir noch eine Marathonsitzung zu Bettenstopp im Tourismus und einen zähen Nachtragshaushalt. Insbesondere die Diskussion zum Tourismus, kurioserweise genau im Hochsommer, hat uns ganz schön mitgenommen. Interessen prallten aufeinander. Im Landtag gab es Duelle zwischen Bauern und Hoteliers innerhalb der Volkspartei, dafür zerfl ossen die Grenzen zwischen Mehrheit und Opposition. Es fl ossen auch ziemlich viele Schweißbäche. Die Jahrhunderthitze, Vorbotin der heißen Sommer, die uns erwarten, machte sich bemerkbar. Das waren die ziemlich treffl ichen Umstände, unter denen wir (endlich!) über die Grenzen des Wachstums diskutierten. Es ging hart her. Jeder sieht ein, dass das Zuviel an Tourismus nicht mehr tragbar ist. Wenn man vor lauter Gästen nicht mehr in den Zug einsteigen kann, wenn die Wälder überrannt sind und die Berge überfüllt, dann tut das der Bevölkerung nicht mehr gut, und dem Tourismus auch nicht. Damit sind alle einverstanden. Nur WIE diese Obergrenze gezogen werden soll, das ist sehr heikel. Trotzdem, ein erster Schritt wurde gesetzt, ich fi nde das gut. Man verabschiedete sich in die Sommerpause. Urlaub gab es dann keinen. Die Parlamentswahlen haben uns in den Parteizentralen überrollt. So oft wird über die Parteien hergezogen und geschimpft – ich kann Ihnen, gerade nach diesem August, nur sagen: Es ist ein hartes Stück Arbeit, Kandidat:innen zu fi nden, Bündnisse zu schließen, Programme zu schreiben, in kürzester Zeit eine Wahlkampagne zusammenzukriegen… das alles mit einem Wahlsystem, das kaum zu durchschauen ist und das das Wählen fast gleich kompliziert macht wie das Kandidieren. Trotzdem: ich bitte Sie, diesen Wahltermin nicht zu verpassen. Es geht um die wichtigste Wahl seit bald 30 Jahren. Italien braucht jetzt Stabilität und eine solide Regierung, die uns in Europa verankert hält. Bitte gehen Sie wählen, und wählen Sie gut.

This article is from: