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BIO-Europe + Finanzierungen

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Spezial

Trend zu Partnerschaften bleibt ungebrochen Bestandsaufnahme In der Biotech-Industrie bestimmt die Verfügbarkeit der Exitkanäle die Geschwindigkeit der Verwertungskette. Egal ob Börsengang oder Übernahme – die Zeichen stehen gut, dass wieder etwas Schwung in den Kreislauf kommt. Fragmentierte Märkte und ein immer breiter aufgefächertes Indikationsspektrum lassen in der Konsequenz nur einen Schluss zu: Die Risiken der Entwicklung neuer Therapien und Diagnostika müssen auf mehrere Schultern verteilt werden. So verwundert es kaum, dass die meisten Wirkstoffkandidaten in den Pipelines der Life-Sciences-Firmen – ob an der Börse notiert oder nicht – mittlerweile verpartnert sind. Das Whitepaper „Partnering in the Pharma world: BIO-Europe and Industry trends 2012–2015“ der Analysten von Pharma Intelligence belegt den Trend zu einem gesteigerten Interesse an gemeinsamen Projekten eindrucksvoll: Seit 2012 steigen auf der Partnering-Veranstaltung BIO-Europe sowohl die Zahl der kooperationswilligen Firmen als auch die Zahl der geäußerten Gesprächswünsche beständig. Waren es 2012 noch knapp 6.600 Gesprächsanfragen, dürften 2016 die 8.000 erreicht werden. Dass die Gespräche auch zu handfesten Ergebnissen führen, belegen die Daten zu Anzahl und Wert der tatsächlich erfolgten Abschlüsse (Abb. 1).

Anzahl der Transaktionen

1,250

Gesamtwert der Deals 80.000

1218

1212

70.000

1,200 1145

1144

1,150

50.000 40.000

1,100 1,050

60.000

1044

30.000 20.000

1,000

10.000

950

0 2012

Quelle: Medtrack 2016

2013

2014

2015

Wert der Transaktionen (in Mio. US-Dollar)

# Deals

Dass die Zeit der großen Blockbuster erst einmal vorbei sein könnte, legt ein Blick auf die Liste der zehn umsatzstärksten Arzneien nahe. Derzeit spielen sie 83 Mrd. US-Dollar ein. Dieselben zehn Medikamente werden laut Pharma Intelligence 2023 voraussichtlich nur noch 56 Mrd. US-Dollar einspielen – ein Rückgang von 34%. Da in den kommenden Jahren wohl nur wenige neue Blockbuster folgen, wird die Top 10-Liste im Jahr 2023 mit 68 Mrd. US-Dollar für deutlich weniger Umsatz sorgen als die aktuellen Spitzenreiter. Um in besagter Aufzählung aufzutauchen, muss ein Medikament heute mehr als 5 Mrd. US-Dollar pro Jahr einspielen, 2023 reichen dafür 4 Mrd. US-Dollar. Die sinkende Bedeutung von Blockbustern hat natürlich auch Auswirkungen auf das Geschäftsmodell der Pharmafirmen: Wenn die großen Programme an Bedeutung verlieren, müssen auch die mittleren und kleinen Programme öfter zu einem Zulassungs- und Umsatzerfolg werden. Big Pharma tut also gut daran, die Wirkstoffpipelines gefüllt zu

2016 Schätzung*

Abb. 1: Zahl und Wert der zwischen 2012 und 2016 getätigten Transaktionen im Biotechnologie- und Pharmasektor (inkl. CRO-, Medizintechnik- und Diagnostikdeals) Itranskript I Nr. 11 I 22. Jahrgang 2016

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halten. Bei knapper werdenden Kassen dürften dabei Lizenzdeals gegenüber Übernahmen an Signifikanz gewinnen – womit sich wiederum die Beliebtheit von PartneringEvents erklären ließe.

Trendwende geschafft? Allein schon, weil der Gesundheitsbereich im Wachsen begriffen ist, können Pharma- und Biotech-Unternehmen grundsätzlich positiv gestimmt sein. Evaluate Pharma schätzt zum Beispiel, dass die Umsätze in der EU von 2015 bis 2022 um 27% steigen. Mit einem Plus von 11,4 Mrd. Euro auf 43,4 Mrd. Euro im Jahr 2022 soll sich dabei der deutsche Markt überdurchschnittlich gut entwickeln. Neben dem Marktausblick lässt auch der Blick auf die aktuellen Rahmenbedingungen – Börse, Wagniskapital, Politik – auf eine ereignisreiche BIO-Europe mit vielen Dealanbahnungen hoffen. Nach einem grauen ersten Halbjahr hat sich zum Beispiel die Stimmung auf den Kapitalmärkten im 3. Quartal etwas aufgehellt. In Sachen Marktkapitalisierung legten 15 der im BioCentury Europe Index erfassten 19 Unternehmen Kontinentaleuropas zu. Der Index stieg insgesamt um 4% und drehte das Jahresergebnis nach 9 Monaten ins Positive (0,4%). Britische Firmen legten im 3. Quartal gar 5% zu, womit der BioCentury London Index derzeit 4% über dem Jahresanfangswert liegt. Unklar ist allerdings, ob sich der Trend im vierten Quartal fortsetzen wird, da die Stimmung in den USA – ohne Zweifel der Weltleitmarkt in den Life Sciences – weiterhin gedrückt ist. Zum einen profilieren sich beide US-Präsidentschaftskandidaten auf Kosten der Pharmaindustrie, zum anderen mussten Hoffnungsträger wie RNAi-Spezialist Alnylam und die Sequenzierungsfirma Ilumina jüngst Rückschläge verkraften. Dass der Börsengang als Exitkanal für europäische Firmen 2016 längst nicht mehr so attraktiv wie noch vor einem Jahr ist, geht 35 I

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Spezial

Investment in Mrd. US-$

Anzahl

3

140

2,83 2,64 2,56

2,53

2,5

120 2,35

2,08

100

1,95

2

1,85 1,71

1,69

1,66

1,57 1,46

1,5

1,35

1,27

1,46

1,43

1,38

0,96

1

1,03

60

1,16

1,15

1,09

1,07

1,00

0,95 0,83

0,89 0,78

40

0,68

0,5

0

80

1,31

1,3 1,14

1,63 1,48

20

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

0

2016

Quelle: EvaluatePharma

tech-Firmen auf und lizenzierte ein Wirkstoffprojekt von Astrazeneca ein. Allein die Vorabzahlungen für diese Transaktionen belaufen sich auf 1,7 Mrd. US-Dollar. Einen noch größeren Einfluss auf das wiederaufgeflammte Interesse an Biotech-Firmen dürfte der Kauf von Medivation durch die US-Pharmafirma Pfizer für 14 Mrd. US-Dollar gewesen sein. Egal ob die Börsensituation oder das mangelnde Übernahmeinteresse der Grund gewesen sind, auch was die Zahl der VC-Investments angeht, scheint die Boom-Phase erst einmal vorbei zu sein (Abb. 2). Einige erfolgreiche VC-Finanzierungen der vergangenen Wochen fasst Andreas Huber von Bayern Kapital auf Seite 42 zusammen. Worauf Jungunternehmer beim Zusammenstellen der Seedrunde achten sollten, erläutert Martin Pfister vom High-Tech Gründerfonds auf Seite 40.

aus den neuesten Ergebnissen der „Analysis of European Biotech Companies on the Stock Markets“ hervor. Der Bericht, den die BIOCOM AG auf der BIO-Europe in Köln veröffentlichen wird, begründet die Flaute mit dem Abschwung an den US-Börsen in der ersten Jahreshälfte. Allerdings erreiche sie nicht das Tief der Jahre 2012 und 2013.

Börsenfinanzierungen europäischer Firmen unter Vorjahresniveau Demnach haben bislang lediglich 13 europäische Biotech-Firmen den Sprung aufs Parkett gewagt, im Rekordjahr 2015 waren es zum vergleichbaren Zeitpunkt bereits 17. Viel dramatischer ging der Kapitalzufluss über die Börse zurück. Er erreichte bis zum Ende des dritten Quartals in diesem Jahr nur die Marke von 1,9 Mrd. Euro (2015: 5,5 Mrd. Euro). Die Investitionen über Börsengänge sind dabei um mehr als die Hälfte eingebrochen und von 1 Mrd. Euro auf 428 Mio. Euro gesunken. Einen ähnlichen Rückgang gab es bei den Folgefinanzierungen: 2016 haben Investoren über die Börse nur noch 1,5 Mrd. Euro in europäische Biotech-Firmen investiert, insgesamt 67% weniger als 2015. Nur zwei Börsengänge europäischer Firmen und fünf Folgefinanzierungen wurden bisher an der Nasdaq für das Jahr 2016 verzeichI 36

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net. Die europäischen Börsen konnten hingegen 11 IPOs und 84 Folgefinanzierungen von Biotech-Firmen für sich verbuchen. Der prominenteste Börsengang dürfte dabei der jüngste sein. Mitte Oktober gelang CRISPR Therapeutics mit Hauptsitz in der Schweiz der IPO an der Nasdaq. Mit 56 Mio. USDollar durch den Börsengang und weiteren 35 Mio. US-Dollar durch Aktienkäufe des Pharmapartners Bayer hat CRISPR in etwa ähnlich viel Geld eingeworben wie die ebenso auf die CRISPR/Cas9-Genomeditierungstechnologie fokussierten Editas und Intellia bei ihren IPOs vor ein paar Monaten.

M&A unter Vorjahresniveau Auch was Firmenübernahmen angeht, war 2016 bisher allenfalls ein durchschnittliches Jahr. Der Wert aller in den ersten neun Monaten des Jahres weltweit im Gesundheitssektor durchgeführten Transaktionen liegt laut Dealogic bei der Hälfte des Wertes des Vorjahreszeitraums und unter den Top 10 der wertvollsten Deals des laufenden Jahres findet sich keiner mit Beteiligung von Diagnostik- oder Biotech/Pharma-Assets. Doch mit Allergans laufender Einkaufstour scheint wieder etwas Schwung in den Markt zu kommen. Innerhalb von zwei Monaten kaufte die Firma mit Heimatadresse in Dublin fünf Bio-

Vielleicht ist die rückläufige Wagniskapitalverfügbarkeit eine Chance für auf Life Sciences spezialisierte Crowdinvesting-Plattformen. In Deutschland gesellt sich zu dem 2015 gestarteten Angebot von Aescuvest nun noch die Plattform Medifundo (siehe S. 46). Vor fünf Jahren starteten in Deutschland die ersten Crowdinvesting-Projekte. Mehr als 125,6 Mio. Euro hat der Schwarm seitdem in Unternehmen, Immobilien, Energie- und Filmprojekte investiert. Mit 84% ist laut crowdinvest.de der Großteil des investierten Kapitals noch aktiv. Der von crowdinvest.de durchgeführte „Performance-Check“, bei dem die in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich finanzierten Crowdinvesting-Projekte auf ihren jeweils aktuellen Anlagestatus untersucht wurden, dürfte somit noch nicht voll belastbar sein. Im Vergleich zu den anderen Kategorien sind Start-ups, in die immerhin jeder zweite Schwarm-Euro gesteckt wurde, sowohl bei der Ausfall-Quote als auch bei der Rendite vorn. 9,7% des Kapitals wurden verbrannt, die mittlere Rendite lag bei 27,4%. Von 214 Start-up-Investmentrunden sind bislang 30 Runden ausgefallen (14,0%). Auch wenn dieser Prozentsatz mit Sicherheit in den kommenden Jahren noch steigen wird, wenn mehr Runden beendet sind: Derzeit ist nicht abzusehen, dass Schwarmfinanzierer mit ihren Investments öfter danebenliegen als professionelle Wagniskapitalgeber. Es wird daher spannend sein zu beobachten, wie sich die Investments auf aescuvest.de und medifundo.de entwickeln. m.laqua@biocom.de

Abb.: Evaluate Ltd. & EP Vantage

Etabliert sich das Crowdinvesting? Abb. 2 Sowohl die Zahl als auch das Gesamtvolumen der weltweiten Wagniskapitalinvestitionen im Biotech-Sektor sind im Sinken begriffen. Nichtsdestotrotz sind die im 3. Quartal 2016 eingeworbenen 1,65 Mrd. US-Dollar immer noch der zweithöchste Wert für dieses Quartal seit 2008. Die Daten beziehen sich auf Entwickler von Therapeutika für den Einsatz am Menschen. Diagnostik-, Tiermedizin- und Medizintechnikfirmen sind hier nicht erfasst.

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Partnering auf Kölsch Interview Alljährlich im Spätherbst trifft sich Europas Biotech-Zunft zur BIO-Europe. Nach 2004 ist Köln zum zweiten Mal Veranstaltungsort. Bernward Garthoff, Manager von Nordrhein-Westfalens Biotech-Cluster BIO.NRW, gibt Tipps, welche Termine zwischen dem 6. und 9. November keinesfalls verpasst werden sollten.

Garthoff Schon der Vortag ist eine Reise wert. Am Sonntagnachmittag gibt es erst ein wenig Kultur mit einer extra organisierten Domführung, dann folgt ein kleiner Altstadtspaziergang mit Kölsch-Stopp und im Anschluss der Empfang in der Halle des architektonisch außergewöhnlichen Max-Planck-Institutes für Biologie des Alterns. Hier besteht vor dem offiziellen Empfang auch die Möglichkeit der Besichtigung. Der erste Veranstaltungstag beginnt mit einer Pressekonferenz zum Thema „NRW – Biotech Hotspot after 20 years of Bioregions“ mit NordrheinWestfalens Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, dem Entwicklungschef der Bayer AG, Jörg Möller, und Sandra Klausing von der Xell AG in Bielefeld. Direkt im Anschluss diskutieren auf der Eröffnungsveranstaltung unter anderem Jörg Möller und IQWiG-Leiter Jürgen Windeler den Wert und den Preis von Innovationen.

Garthoff Die Fachpresse sieht NordrheinWestfalen und Bayern als die zwei stärksten Biotechnologie-Regionen in Deutschland an. Das zu untermauern fällt uns leicht. So stellen wir allein an unserem Gastgeberstand rekordverdächtige 28 Unternehmen der Region vor. Eine Stärke unserer Region ist zudem die nachhaltige Zusammenarbeit von Biotechnologie-, Pharma- und Chemieunternehmen. Paradebeispiel ist Aicuris, eine Ausgründung der Bayer AG. Anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens und des aktuellen Phase III-Erfolgs ihres Wirkstoffkandidaten Letimovir feiert Aicuris auf der BIO-Europe übrigens auch ein wenig. Die Wuppertaler Firma lädt

|transkript Es reisen Besucher aus mehr als 50 Ländern an. Wie will NordrheinWestfalen die Chance nutzen, sich als wichtige Biotech-Region in den Köpfen der Teilnehmer zu verankern? I 38

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|transkript Nutzen viele BiotechFirmen der Region die große Bühne, um auf sich aufmerksam zu machen? Garthoff Aber ja! Wir stellen ein wunderbares Spektrum von kaum gegründeten Bernward Garthoff ist seit Januar 2009 als Landesclustermanager Repräsentant des Landes Nordrhein-Westfalen für Biotechnologie und führt den Cluster BIO.NRW. Der promovierte Veterinärmediziner arbeitete zuvor mehr als 30 Jahre für die Bayer AG. Hier hatte er leitende Positionen sowohl im Bereich Pharma als auch im Bereich Pflanzenschutz inne. Von 2006 bis 2009 war er Vorstandsvorsitzender der DIB (Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie).

|transkript Und was ist am 8. November zu empfehlen? Garthoff Nicht verpassen sollte man unsere Nachmittagssession „New Integrated Clinical Concepts: faster cure to patiens by speeding up translation from research to clinic“. Um 14 Uhr wird das Konzept des 2007 eingerichteten Centrums für Integrierte Onkologie Köln Bonn vorgestellt. Derzeit wird das onkologische Spitzenzentrum übrigens mit einen 78 Mio. Euro teuren Neubau auf dem Gelände der Kölner Uniklinik aufgewertet.

Health inklusive des Investorennetzwerks statt. Und selbst wenn die Zeit für einen Besuch von EIT Health oder unseren anderen Ausstellern nicht reichen sollte, eine kurze Stippvisite lohnt auf jeden Fall: Neben dem besten Kaffee und Waffeln gibt es frei Haus alle Infos zu Patentzahlen, Spitzenforschung und Unternehmensdaten für Köln und Nordrhein-Westfalen.

gemeinsam mit der BIO Clustermanagement NRW GmbH zu einem Mini-Symposium zum Thema Resistenzaspekte in der anti-infektiven Therapie ein. Danach wird auf den Geburtstag angestoßen. |transkript Am BIO.NRW-Stand werden aber nicht nur die lokalen Stars gefeiert? Garthoff Natürlich nicht! Als Gründungsmitglied des Konsortiums EIT-Health möchten wir als BIO.NRW diese europäische Initiative in diesem Jahr erstmalig einem breiten Publikum vorstellen. Neben einer eigenen Präsentationsfläche innerhalb des BIO.NRW-Standes findet zudem ein Treffen der Partner Community von EIT-

Start-ups über Forschungseinrichtungen bis hin zu internationalen Unternehmen vor. Aber auch die zunehmende Zahl der Begleitveranstaltungen sind ein guter Indikator für die enorme Bedeutung der Messe bei den regionalen Biotech-Firmen. |transkript Wird der Start-up-Wettbewerb der diesjährigen BIO-Europe Spring in Stockholm in Köln wiederholt? Garthoff Der Start-up-Slam ist integraler Bestandteil des Programms in Köln geworden. Er bietet den Start-ups eine eigene Plattform. BIO.NRW unterstützt den Slam durch aktive Werbemaßnahmen. Wir freuen uns besonders auf das junge Format!

Abb.: BIO.NRW

|transkript Zur BIO-Europe werden in diesem Jahr nahezu 4.000 Besucher erwartet. Welche Höhepunkte erwarten sie in Köln?

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Series A-Crunch – Lust und Frust der ersten Runde Wagniskapital Gerade weil eine Startfinanzierung für Start-ups derzeit relativ einfach zu bekommen ist, sollte man bei der Auswahl der Investoren schon die Serie A im Hinterkopf haben. von Dr. Martin Pfister, Sen. Investmentmanager, High-Tech Gründerfonds Management GmbH sortium. So gab es in Deutschland und der Schweiz jüngst eine Reihe großer Erstrunden mit HTGF-Beteiligung für Amal, Rigontec, Omeicos oder Immunic. Diese Gründungen mit großen Partnern haben einen Vorteil: Sie müssen sich nicht durch den engen Flur drängen, der zur Tür für Anschlussrunden führt, mit denen man First-in-Men-Studien in Phase I(b), idealerweise aber auch eine erste Phase II finanziert.

Nadelöhr A-Runde Denn das ist die Kehrseite der aktuellen Seedfinanzierungssituation: Ein Vielfaches an Gründungsprojekten stößt auf eine in etwa gleichgebliebene Anzahl von A-Runden. Trügerisch für die enthusiastischen Gründer ist, dass es Investoren und Pharmascouts lieben, Deals früh zu sehen und Beziehungen aufzubauen – noch vor dem offiziellen Start des Fundraisings. Interesse und Treffen auf Partneringkonferenzen translatieren aber meist nicht in ein einfach zusammenzustellendes A-Runden-Konsortium. Der Grund: Die VC/

Der Wirkstoffkandidat von Omeicos Therapeutics basiert auf einer mehr als zehn Jahre alten Entdeckung. Damals wurde in Berlin ein Stoffwechselprodukt von Omega-3-Fettsäuren (O3FA) identifiziert, das nach Stand der Forschung den in Lachs, Avocado und Co. vorkommenden O3FA ihre herzschützende Wirkung verleiht. Omeicos‘ Abkömmlinge jener O3FA werden ab Anfang 2017 in der klinischen Phase I untersucht. I 40

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Pharma-Anforderungsprofile sind zu einem so frühen Zeitpunkt oft schlicht zu hoch – und die Gründer zu wenig vorbereitet. Ausführliche Toxizitätsstudien, ein gutes Verständnis des Mode of Action und eine möglichst umfassende Planung der klinischen Phasen I und II liegen meist noch nicht vor. Abgesehen von Gründern wie bei Immunic, die bereits erfolgreiche Start-ups entwickelt haben, können der Postdoc und sein Professor diese Erfahrung auch nicht haben. Wenn man aber mit Stolz auf das First-in-Class-Molekül oder den neuen Pathway erst fünf bis zehn potentielle VCs abgeklappert hat ohne auf große Begeisterung zu stoßen, kann es schwierig werden: Ein „shopped“-Image angehängt zu bekommen, macht das Fundraising nicht einfacher. Denn meist bewegen sich VCs nur in der Gruppe, selten macht einer den ersten großen Schritt.

Trends nicht folgen – sondern setzen Frühphaseninvestoren wie der High-Tech Gründerfonds haben eine Erfahrungs- und Datenbasis, die auf Tausenden von Pitches, Hunderten von Boardmeetings und Gesellschafterversammlungen und einer Transaktion an fast jedem Arbeitstag im Jahr beruhen. Falls Seedinvestoren in etwas gut sind, dann darin: Muster zu erkennen, Trends zu setzen – und nicht nur zu folgen. Wenn man Suchfelder und Sweetspots der Partner aus der VC- und Pharmawelt kennt, kann man als Seedinvestor neben dem Geld so auch die nötige CoNavigation für die Gründer bereitstellen. Das heißt nicht, dass die gemachten Erfahrungen der Weisheit letzter Schluss wären. Neben der exzellenten Wissenschaft braucht es noch immer den Entrepreneur, der sich im Sinne des Wortes durch eine besondere Geisteshaltung auszeichnet, die dabei hilft, außergewöhnlich gut mit Unsicherheit und Risiken umzugehen. Und Glück, den richtigen Partner zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.

Abb.: Yulia Furman/fotolia.de

Wir leben in guten Zeiten. Die Gründerfinanzierung in Deutschland war nie besser als heute. Neue Trends machen es Gründern noch leichter: Für Biotech-Projekte – vom small molecule bis zur Immuntherapie – interessieren sich nicht nur Seedinvestoren. Die Entwicklungspipelines der großen Pharmafirmen sind nach wie vor eher leer, Forschungsgelder für interne Projekte sind nicht mehr so üppig und die Erkenntnis, dass man mit schlanken Biotech-Strukturen und der dazugehörigen Kultur schneller vorankommt, hat sich herumgesprochen. Im Versuch, an den frühen Ideen teilzuhaben, richten nicht nur Bayer, J&J oder Merck Inkubatoren und Acceleratoren ein, die neben Veranstaltungen auf den obligatorischen Bierkästen-Sitzgelegenheiten erste finanzielle und vor allem infrastrukturelle Unterstützung bieten. Venture-Einheiten großer Pharmafirmen wie Boehringer Ingelheim oder Novo (Seeds) investieren zusammen mit europäischen, wieder gut ausgestatteten, VC-Fonds in frühere Entwicklungen und nehmen auch Seedinvestoren wie den HighTech Gründerfonds (HTGF) mit in das Kon-

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Spezial

Gutes Netzwerk, aber Nachholbedarf bei Steuern Rahmenbedingungen Jungen Unternehmen aus den Life Sciences fällt es in Deutschland immer noch schwer, frisches Kapital für das Wachstum zu generieren. Venture Capital könnte hier eine noch wichtigere Rolle spielen – wenn nur die Rahmenbedingungen angepasst würden.

Auch das Klima für Börsengänge ist eher durchwachsen. Insbesondere im Vergleich zu den USA agieren institutionelle Investoren hierzulande weiterhin zurückhaltend. Die Gründe liegen unter anderem darin, dass es in den USA ein funktionierendes Ökosystem für Life-Sciences-Start-ups gibt. Große Pensionsfonds investieren in VentureCapital-Gesellschaften, die Risikobereitschaft ist größer als in Deutschland, Analystenteams beobachten den Markt und es gibt einen funktionierenden Exit-Kanal. Aktuell pendelt sich in den USA die Stimmung an der Börse nach einer zuletzt eher „heißen Phase“ nun wieder auf einem normalen Niveau ein. Das liegt nach Ansicht verschiedener internationaler Branchen-Analysten und Fondsmanager auch an der wachsenden Unsicherheit aufgrund drohender Ausgabereduzierungen für Medikamente – ausgelöst durch den Kostendruck im Gesundheitswesen.

Andreas Huber ist Scientific Director Life Sciences und Senior-Beteiligungsmanager bei Bayern Kapital. Er hat Biologie und Wirtschaftswissenschaften studiert, unter anderem an der LMU sowie der TU München.

Produktzyklen sind deutlich länger Investoren benötigen ausreichende Finanzmittel, Geduld und einen langen Atem, wenn sie sich im Biotech- und Life-Sciences-Sektor engagieren möchten. Entwicklungszeiträume von mehr als zehn Jahren für neue Medikamente sind keine Seltenheit. Die Produktzyklen und Geschäftsmodelle unterscheiden sich deutlich von anderen Sektoren, wie beispielsweise dem Online-Handel oder der Auto-Branche. Geldgeber müssen die Bereitschaft mitbringen, sich länger zu binden, aber dafür winken auch hohe Returns. In den Gesprächen mit potentiellen Investoren sind dies immer wieder Faktoren, die zu einer gewissen Skepsis beitragen und bei denen erfahrene Branchenkenner unverändert Überzeugungsarbeit leisten müssen. Dank technologischer Innovationen wie unter anderem im Bereich Immunonkologie oder durch fast revolutionär zu nennende TechI 42

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nologien mit hohem Potential, wie CRISPR, können vollkommen neue Therapien oder Medikamente entwickelt werden. Dies weckt weltweit das Interesse von Investoren. Ein weiteres Indiz: In jüngster Zeit wurden mehrere Fonds (neu-)aufgelegt, die sich auf Biotech- und Life-Sciences-Investments konzentrieren, unter anderem auch ein neuer Fonds von Life Sciences Partners (LSP).

Erfolgreiche Finanzierungsrunden in Bayern Erfolgreiche Leuchtturmprojekte in Deutschland sind Unternehmen wie Qiagen, Evotec und Morphosys. Aber auch in Bayern schlossen mehrere Biotech- und Life-SciencesUnternehmen Finanzierungsrunden mit signifikanten Volumina ab. Aktuelle Beispiele sind

die Immunic AG aus Martinsried bei München, die oral verfügbare, immunmodulatorische Wirkstoffe entwickelt, oder die Vasopharm GmbH, ein Würzburger Pharmaunternehmen, das unter Beteiligung des Wachstumsfonds Bayern eine größere Finanzierungsrunde abschließen konnte. Das Regensburger Diagnostik-Unternehmen Numares AG wird seine Expansion und die Entwicklung neuer Produkte fortsetzen. Nach der Gründung im Jahr 2004 gab es mehrere Finanzierungsrunden. Inzwischen erfolgte der Markteintritt in den USA und es steht eine Expansion nach Asien an. Parallel werden neue Produkte entwickelt und das bedingt weiteren Kapitalbedarf. Im Rahmen einer neuen Finanzierungsrunde beteiligte sich auch hier der Wachstumsfonds Bayern. Dass für internationale strategische Käufer Deutschlands der Biotech-Sektor interessant ist, zeigte etwa der Erwerb der Münchener Biotech-Firma Suppremol durch Baxter im Frühjahr 2015. Mit einem Kaufpreis von rund 200 Mio. Euro war dies eine der größten Branchen-Transaktionen in Deutschland in den vergangenen Jahren. Auch wenn Branchenexperten in Deutschland noch einen Nachholbedarf bei den rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Venture Capital sehen, verfügen viele Regionen bei Biotech und Life Sciences über gute Netzwerke von Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Branchenexperten, Business Angels und Investoren. Auch für den spannenden Bereich Digital Health soll innovativen Start-ups in Bayern mit neuen digitalen Gründerzentren ein ideales Umfeld geboten werden, um die Möglichkeiten der digitalen Technik für neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsideen auszuloten. Damit sind gute Voraussetzungen geschaffen für die Gründung und positive Entwicklung neuer Unternehmen.

Abb.: Bayern Kapital

von Andreas Huber, Scientific Director Life Sciences, Bayern Kapital, München

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High-Tech Gründerfonds II zieht positive Bilanz Die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellte Evaluierung des zweiten High-Tech Gründerfonds (HTGF II) fällt positiv aus. Nicht nur sei der HTGF der „mit Abstand wichtigste SeedFinancier in Deutschland“, sondern verfüge inzwischen über ein engmaschiges Netzwerk an Kontakten sowohl zu Finanzierungspartnern als auch zu innovativen Gründern, so die mit der Bewertung beauftragte Technopolis Group. „Der HTGF ist zu einer Qualitätsmarke für die Gründungsfinanzierung in Deutschland geworden“, sagte Staatssekretär Mathias Machnig. Der Fonds gelte für zahlreiche private und öffentliche Geldgeber als verlässlicher Erstinvestor und habe auch das Interesse ausländischer Investoren geweckt, die 2014 und 2015 ein Drittel der Mittel für Anschlussfinanzierungen aufbrachten, während es 2009 nur 11% waren. Auch das Konstrukt als Public-Private Partnership habe sich bewährt. „Deshalb wollen wir den Fonds fortsetzen und weiter ausbauen.“ Anfang Juni hatte Machnig den dritten Fonds eröffnet. „Die Evaluierung zeigt, dass wir unser Ziel, den Seedmarkt in Deutschland deutlich zu beleben, erreicht haben“, sagte Michael Brandkamp, Geschäftsführer des HTGF. Seit 2005 habe sich die deutsche Start-up- und Investoren-Szene stark zum Positiven verändert. Der HTGF sei jedoch nicht nur Kapitalgeber, sondern auch Netzwerker und Partner.

Der Befragung nach schätzen die Portfoliounternehmen besonders das ManagementKnow-how, die Beratung der Investmentmanager sowie die fachliche Expertise im Seed-Bereich. Der HTGF werde als „insgesamt unbürokratischer, fairer und transparent agierender Partner“ empfunden. Eine vom HTGF durchgeführte konservative Schätzung des Exitpotentials geht von einem realistischen Rückflusspotential des ersten Fonds von ca. 270 Mio. Euro aus. Mit 31. Dezember 2015 lag der Gesamtwert des im Jahr 2005 gestarteten HTGF im Verhältnis zum abgerufenen Kapital bei 78%. Demzufolge sehen die Evaluatoren gute Chancen, dass der HTGF seine ursprünglich angestrebten Rendite-Ziele sogar übertreffen könne.

Optimierungstipps für HTGF III Aber die Evaluatoren ziehen nicht nur positive Bilanz, sie machen auch Änderungsvorschläge für den HTGF III. So soll sich die Investitionstätigkeit künftig stärker auf Gründungen konzentrieren, die andere potentielle Investoren nicht oder nicht ohne den HTGF als Ankerpartner zu finanzieren in der Lage sind. Damit seien Start-ups gemeint, die in der Seed-Phase ein besonders langfristiges Engagement eines Investors benötigen oder die aufgrund ihres hohen Finanzierungsbedarfs für private Seed-Fonds, Business An-

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gels und alternative Finanzierungsinstrumente wie Crowdfunding nicht geeignet oder nicht ausreichend attraktiv sind. Die Anlagerichtlinien sollten so angepasst werden, dass ein Abweichen vom Standard-Beteiligungsmodell leichter als bisher möglich ist. Außerdem solle es größeren Freiraum für Erst- und Folgefinanzierungen geben. So könnte die derzeitig bestehende Finanzierungsgrenze des HTGF von derzeit maximal 2 Mio. Euro auf 4 Mio. Euro angehoben werden. Dadurch könnten auch Gründungen erreicht werden, die zwar eindeutig in den Technologie- und Investitionsfokus des HTGF fallen, aufgrund ihres hohen Kapitalbedarfs in der Seed-Phase jedoch bisher nicht eingebunden werden konnten. Damit einher sollten aber auch Maßnahmen zum effektiven Risikomanagement gehen und die gemeinsame Finanzierung mit privaten Investoren gesucht werden. Ein anteilsmäßig höheres Engagement privater Investoren in den dritten Fonds würde ebenfalls dazu beitragen, das staatliche Risiko abzusichern. Begleitend dazu sollte das Alterskriterium angepasst werden, sodass der HTGF auch in Gründungen investieren kann, die aufgrund einer vorherigen Förderung etwa in öffentlichen Programmen formal das aktuell gültige Alterskriterium verletzen, sich mit Blick auf die Geschäftsidee jedoch weiterhin in der Seed-Phase befinden. s.karberg@biocom.de

Abb.: HTGF

Venture Kapital Die zweite Runde des High-Tech Gründerfonds ist von der Technopolis Group evaluiert worden: Der Fonds sei der wichtigste Seed-Finanzierer Deutschlands.

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Neue Crowdinvesting-Plattform in den Startlöchern Medifundo bringt kapitalsuchende Life-Sciences-Firmen und mit der Branche vertraute Investoren zusammen. Den Anfang macht die Firma BioEcho. Deren Methode zur Aufreinigung von Nukleinsäuren könnte Investoren eine Rendite von über 25% p.a. bescheren. wird hierbei breit verstanden: Unternehmen, die neue Therapien entwickeln, sind ebenso willkommen wie Diagnostik-Spezialisten oder Firmen aus der Medizintechnik-Branche. Auch Dienstleister, die neue technologische Tools für die Life Sciences im Portfolio haben oder Digital-Health-Anwendungen anbieten, liegen im Fokus von medifundo.

Alternative Finanzierungsform Der Grund für diesen Schwerpunkt liegt in der Erfahrung des medifundo-Managementteams: Sowohl Irsfeld als auch Biewald können selbst langjährige Erfahrung in der Finanzierung von Life-Sciences-Firmen vorweisen, zusammen haben sie mehrere hundert Millionen Euro an Finanzierungvolumen eingeworben. Hinzukommt ein ausgeprägtes Netzwerk an Partnern und Investoren, die sowohl Fachals auch Finanzierungsaspekte gleichermaßen abdecken. Irsfeld: „Mit medifundo als neuer Crowdfinanzierungsplattform wollen wir der Branche eine Alternative bieten und für kapitalsuchende Firmen etablieren.“ Wer bei medifundo um Investoren wirbt, der soll von einer langfristigen Beratung profitieren: Denn

Nachrangdarlehen – festverzinslich oder partiarisch? Medifundo bietet als Finanzierungsalternativen neben rein festverzinslichen Nachrangdarlehen auch partiarische Nachrangdarlehen an, die wirtschaftlich wie Eigenkapital behandelt werden („virtual equity“). Der Investor erhält also neben einer Festverzinsung eine anteilige Beteiligung an den Unternehmensgewinnen und dem Veräußerungserlös. Sollte kein Exit während der Laufzeit des Darlehens erfolgen, so erhält der Investor den medifundo-Benchmarkzins. Er repräsentiert die Mindestverzinsung für den Investor. BioEcho möchte auf einer Bewertung von 6 Mio. Euro 500.000 Euro einsammeln und bietet den Investoren einen Benchmarkzins von 25% an. Ein Investment von 5.000 Euro entspricht damit einer Beteiligung von 0,077%. Bei angenommenen Gewinnen über die Laufzeit von 2 Mio. Euro und einem Veräußerungserlös von 20 Mio. Euro nach fünf Jahren erhält der Investor insgesamt fast 17.000 Euro zurück – eine stattliche Rendite von 48% p.a.

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Haben medifundo gegründet: Marcus Irsfeld (l.) und Peter Biewald. über die Plattform hinaus stellen Irsfeld und Biewald ihr komplettes Netzwerk zur Verfügung. Dies beinhaltet nicht nur Kontakte zu Forschungseinrichtungen und Big Pharma, sondern auch den Zugang zu Fördereinrichtungen, Förderbanken, Investoren und weiteren Dienstleistern aus der Branche. Auf diese Weise will das Team auch bei weiteren Finanzierungen mitwirken.

Fachkundige Investoren Beim Crowdinvesting bringt die Plattform medifundo geldsuchende Entrepreneure und eine Vielzahl von Anlegern zusammen – idealerweise solche, die sich mit der Branche auskennen und selbst von der Wachstums-

Abb.: medifundo

Bislang sind Life-Sciences-Firmen in Deutschland bei der Kapitalsuche auf eine Handvoll fachkundiger Wagniskapitalgeber und Business Angel angewiesen. Doch der Bedarf übersteigt die vorhandenen Kapizitäten des deutschen Finanzmarktes um ein Vielfaches. Etliche vielversprechende Projekte bleiben daher auf der Strecke, weil die Finanzierung ein unüberwindbares Hindernis darstellt. „Mit medifundo wollen wir dazu beitragen, diese Hürde zu überwinden. Denn es gibt genug Branchenkenner, die als private Investoren neue Geschäftsideen in den Life Sciences vorantreiben könnten – wenn sie ihr Geld bündeln können“, sagt Peter Biewald. Gemeinsam mit Marcus Irsfeld will er das Instrument des Crowdinvestings oder Crowdfundings für die Branche etablieren. Denn über Schwarmfinanzierungen können mehrere einzelne Investoren Anteile über Nachrangdarlehen an einem Unternehmen und damit Ansprüche am Gewinn und potentiellen Verkaufserlös eines Unternehmens erwerben und den Firmen somit in Summe eine vernünftigte Finanzierung gewähren. „Mit medifundo bieten wir erstmals eine Plattform für Crowdfinanzierungen an, auf der ausschließlich Life-Sciences-Firmen um Investoren werben“, betont Biewald. „Life Sciences“

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Advertorial

dynamik der Life Sciences profitieren wollen. Crowdfunding erlaubt es, sich über kleine Investments an vielversprechenden Firmen zu beteiligen und so ein eigenes, diversifiziertes Portfolio zu etablieren. „Die relativ hohen Risiken bei Frühphasen-Unternehmen werden durch Renditen von 20% und mehr bezahlt“, betont Irsfeld die Vorteile der Anlageform. Inzwischen ist der gesetzliche Rahmen ebenfalls geregelt: Das im vergangenen Jahr verabschiedete Kleinanlegerschutzgesetz ermöglicht ein Finanzierungsvolumen von bis zu 2,5 Mio. Euro pro Projekt, das per Crowdfunding auf Geldsuche geht. „Bei Ausschöpfen des maximalen Volumens dürfte auch vielen Unternehmen in den Life Sciences schon gut geholfen sein, insbesondere wenn die eingeworbenen Mittel als Grundlage für zusätzliche Geldquellen genutzt werden“, erläutert Biewald. Denn erfahrungsgemäß kann der gleiche Betrag mit weiteren Mitteln gespiegelt werden – etwa durch Fördermittel des Staates und Förderbanken. Biewald: „So können sich zwei Millionen ‚crowd money‘ auf bis zu sechs Millionen verdreifachen – eine durchaus attraktive Größenordnung.“ Des weiteren sind je Firma auch mehrere Crowdfunding-Kampagnen möglich – so dass auch Folgefinanzierungen mit dem Instrument denkbar sind.

Über Plattform auch größere Finanzierungsrunden ermöglichen Gemäß dem medifundo-Ansatz, dass die eher komplexen Geschäftsmodelle der Life Sciences am besten von Investoren mit Affinität zur Branche eingeschätzt werden können, spricht die Plattform vor allem Anleger an, die mit der Gesundheitswirtschaft vertraut sind: dazu gehören Naturwissenschaftler, Ärzte und Apotheker sowie Labormitarbeiter oder Angestellte in Pharma-, Biotech- und Medtech-Firmen. Aber auch darüber hinaus will sich medifundo etablieren. „Die Life Sciences sind eine Zukunftsbranche und damit potentiell für jeden Privatin-

? › Warum sucht BioEcho Geld über die Crowd? Schäfer › Wir haben unsere neue Technologie zur Reinigung von Nukleinsäuren über mehrere Jahre entwickelt und sind nun bereit für den Markteintritt. Um den Vertrieb aufzubauen und das Unternehmen im Biocampus Köln zu etablieren, suchen wir eine halbe Million Euro. In unserer Unternehmensphase kommen Bankkredite nicht in Frage und Risikokapital ist extrem rar. So sind wir auf die Idee gekommen, uns an eine breite Masse von Investoren zu wenden.

Abb.: medifundo (unten), Bioecho (oben)

Dr. Frank Schäfer, Managing Director & CBO, BioEcho Life Sciences GmbH

? › Warum fiel die Wahl auf die Plattform medifundo? Schäfer › Aus mehreren Angeboten haben wir medifundo ausgewählt, weil uns deren Branchen-Know-how überzeugt hat – nicht nur finanztechnisch, sondern auch inhaltlich konnten wir uns von Anfang an auf Augenhöhe unterhalten. Besonders überzeugt hat uns der Ansatz, Investoren aus der eigenen Branche, also aus dem Bereich der Biotechnologie, anzusprechen. Hieraus können für uns Marketingeffekte entstehen, die wir als extrem wertvoll erachten. Das medifundo-Team hat uns zudem bereits Kontakte zu potentiellen Kunden im Pharma- und Biotech-Sektor verschafft, an die wir sonst nicht so ohne Weiteres herangekommen wären. ? › Ist der Finanzierungsprozess nicht sehr aufwendig? Schäfer › Keineswegs, der Ablauf ist wie bei anderen Finanzierungsrunden auch: Wir mussten uns und unseren Businessplan präsentieren, viele Unterlagen liefern und unsere Planung detailliert erläutern. Dafür wurde uns die komplette rechtliche Arbeit abgenommen, ohne dass hierfür Kosten entstanden sind. Auch um die komplette Abwicklung der Finanzierung kümmert sich medifundo, inklusive des quartalsmäßigen Reportings und der Bereitstellung eines Kommunikationskanals zu unseren Investoren.

vestor interessant“, so Irsfeld. Dabei ist geplant, auch höhere Finanzierungsrunden darzustellen – über eine Plattform mit geschlossenem Zugang nur für professionelle Anleger, die u.a. Eigenkapital zur Verfügung stellen wollen. „Alternativ oder in Ergänzung zur Crowdfinanzierung wollen wir auf diese Weise Business An-

gels oder semi-institutionelle Investoren wie Family Offices als (Co-)Investoren einbinden, wenn der Finanzierungsbedarf entsprechend hoch ist“, so Irsfeld. Denn für die Experten ist klar: Am Ende muss das Kapital zu adäquaten Konditionen eingeworben werden – die Finanzierungsquelle ist dabei nicht entscheidend.

Kampagne

Zeichnung Weitere Investoren medipate

Fragen & Antworten

Zahlung des Darlehensbetrags Unternehmen

Wie funktioniert die Finanzierung über www.medifundo.de? Life-Sciences-Unternehmen veröffentlichen ihre Finanzierungskampagne mit Businessplan auf der Plattform, interessierte Investoren zeichnen diese Finanzierungsofferten und schließen einen Darlehensvertrag ab. Das Geld fließt dem Unternehmen über ein Treuhandkonto direkt zu. Durch diesen standardisierten Prozess ist es für medifundo möglich, hohe Finanzierungsbeträge mittels einer großen Anzahl von Investoren zu verwirklichen. Itranskript I Nr. 11 I 22. Jahrgang 2016

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„Additive Fertigung war Liebe auf den ersten Blick“ Titanimplantate Der 3D-Druck-Pionier EIT will wachsen und sichert sich dafür eine finanzielle Unterstützung in unbekannter Höhe von der Beteiligungsfirma SHS. Das erklärte Ziel der Tuttlinger ist, den Markt für Fusionsimplantate in der Wirbelsäulenchirurgie aufzumischen.

Lebenslang Wirbelsäulenchirurgie Eisen ist ein alter Hase im Implantategeschäft. Angefangen hat er als Aesculap-Produktmanager für den Bereich Wirbelsäule. Mit der Firma Spine Solutions setzten Aesculap und die Gebrüder Viscogliosi aus den USA das Thema Bewegungserhalt der Wirbelsäule nachhaltig auf die Agenda. Bereits nach drei Jahren konnte die Firma erfolgreich an die damals Schweizer Firma Synthes verkauft werden. Heute sind die ProDisc-Bandscheibenprothesen Marktführer in den USA. Danach gründeten Eisen und die Viscogliosi Brothers die US-Firma Paradigm Spine. Eisen ist derzeit Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft und damit verantwortI 48

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lich für alle Aktivitäten der Firma außerhalb der USA – inklusive Geschäftsentwicklung, Marketing, Vertrieb, Forschung und Entwicklung. Ähnlich wie bei Spine Solutions ist das Konzept von Paradigm die Entdeckung einer unterbewerteten Technologie – einer „ver-

Guntmar Eisen

steckten Perle“ – und die Neupositionierung dieser. Konkret geht es um das in Frankreich entwickelte Coflex-Implantat, für das Paradigm eine klare Indikation identifizierte und eine gewinnversprechende Vermarktungsstrategie mit dem Fokus USA entwarf. Die entsprechende klinische Studie in der Indikation Wirbelkanalverengung im Bereich der Lendenwirbelsäule wurde 2005 genehmigt. Die FDA-Zulassung folgte dann 2012. Seitdem ist der Umsatz auf 50 Mio. US-Dollar geklettert. Da die ersten Risikokapitalgeber seit 2004 bei Paradigm investiert sind, dürften sie durchaus Interesse an einem Exit haben. Etwaige Pläne für einen Verkauf oder einen Börsengang wurden jedoch noch nicht verkündet.

Zwei auf demselben Trichter Guntmar Eisen, Geschäftsführer, EIT Emerging Implant Technologies GmbH |transkript › Wo steht EIT derzeit? Eisen › Wir haben bereits mehr als 20.000 Implantate hergestellt, vertreiben diese in 14 Ländern und haben in Schlüsselländern wie Taiwan, China und Russland die Zulassungsanträge laufen. 6.000 Stück sind bereits implantiert worden. |transkript › Wofür dienen die Mittel des neuen Gesellschafters SHS? Eisen › Wir wollen das internationale Wachstum, vor allem in den USA, forcieren und die Produktentwicklung vorantreiben. Durch die Möglichkeit des freieren Konstruierens können wir bei der additiven Fertigung neue Funktionen in das Implantat integrieren – und das zu den Preisen der Standardimplantate.

Die EIT GmbH ist komplett unabhängig von Paradigm. „Aus alter Verbundenheit hatten wir bei unseren US-Partnern vorgefühlt. Allerdings war schnell klar, dass es sowohl thematisch als auch strategisch kaum Überlappungen gibt“, erinnert sich der Manager. „Dankenswerterweise haben sie mir die Freiheit gelassen, die EIT zu gründen.“ Eisen und Eekhof hatten das Thema 3D-Druck unabhängig voneinander entdeckt: „Wir kennen uns seit einigen Jahren und als wir bei einem Treffen feststellten, dass wir da auf demselben Trichter sind, war schnell klar, dass wir das Thema gemeinsam angehen.“ Anders als bei Spine Solutions oder Paradigm Spine geht es bei den Implantaten von EIT nicht um den Bewegungserhalt der Wirbelsäule, sondern um versteifende Fusionsimplantate. Zwar gäbe es Eisen zufolge jede Menge Produkte auf dem Markt, doch mit Blick auf die wichtigsten Problemfelder sei keines ohne Fehl und Tadel. Die vier häufigsten Nachteil sind Pseudoarthrosen, Einsinken und Migration des Implantats, eine ungenügende Biokompatibilität und daraus resultierende Immunkomplikationen sowie die

Abb.: EIT

Die SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH beteiligt sich mit Mitteln aus ihrer vierten Fondsgeneration an der EIT Emerging Implant Technologies GmbH. „Mit unseren Titanimplantaten haben wir die Antwort auf die aktuellen Herausforderungen bei der Implantatgestaltung und der Materialwahl gefunden, die dem extremen Kostendruck in der Medizintechnik gerecht wird“, erläutert Guntmar Eisen, Gründer und Geschäftsführer von EIT. Seit dem Start im Februar 2014 waren Eisen und sein niederländischer Mitgründer Hans Eekhof Hauptgesellschafter. „Wir wollten EIT so lange wie möglich allein vorantreiben”, so Eisen gegenüber |transkript. „Doch Mitte dieses Jahres war der Zeitpunkt für den Einstieg eines institutionellen Investors gekommen.” Eisen ging auf SHS zu und man wurde sich einig. „Die 3D-gedruckten Wirbelsäulenimplantate von EIT haben in der Praxis bereits vielfach ihre überlegene Funktionalität bewiesen und treiben das Wachstum von EIT“, lobt Bernhard Schirmers, Geschäftsführender Partner bei SHS. EIT fertigt seine Produkte ausschließlich mit additiven Herstellungsverfahren und konzentriert sich dabei vorrangig auf die Wirbelsäulenchirurgie.

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Artefaktentstehung bei den wichtigsten Bildgebungsverfahren. „In den vergangenen Jahren kam eine Reihe verschiedenster Werkstoffe wie Polyetheretherketon oder Tantal zum Einsatz“, weiß der EIT-Gründer. „Als wir dann gesehen haben, was mit den additiven Verfahren machbar ist, haben wir uns sofort verliebt.“ Ein mit solch einem Verfahren hergestelltes Titanimplantat überzeuge in allen Problembereichen. Insbesondere die einfache Nachbildung der trabekulären Struktur des Knochens und die nanostrukturierte Oberfläche führe dazu, dass der Knochen schnell an und in das Implantat wachse.

Serienfertigung für Ende 2017 geplant Im Frühjahr 2015 wurde am Klinikum Karlsruhe zum ersten Mal weltweit eine Patientin mit degenerativen – also durch Verschleiß bedingten – Problemen an der Halswirbelsäule mit einem anatomisch angepassten 3D-gedruckten Titanimplantat von EIT versorgt. Damals schätzte Eisen, dass EIT zwei bis drei Jahre bis zur preiswerten Serienfertigung brauchen werde. Mit den Mitteln von SHS erscheint dieser Zeithorizont nicht unrealistisch. Eisen gibt sich daher kämp-

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Abb.: EIT

Aufgrund der Gitterstruktur wird eine 80%ige Porosität erreicht. Diese ermöglicht eine große Kontaktfläche, auf der sich Knochenzellen ansiedeln können. Die Porengröße beträgt 650 μm, Makro-, Mikro- und Nanostrukturen können angepasst werden. ferisch: „Ich denke, wir können mit unseren Produkten einen Teil des bestehenden Angebots ablösen.“ Trotz der recht neuen Herstellungstechnologie sollen EIT-Implantate auch preislich mithalten können. „Wir reden ja derzeit nicht über individuelle, auf Basis von Computertomogrammen erstellte Implantate. Es geht um ein Serienprodukt. Und hier ist es absolut möglich, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren“, stellt der Manager klar. Erfüllen sich zum Beispiel die Verheißungen bezüglich der geringeren Migrationsrate, könnte künftig die Zahl der Revisionsoperationen reduziert werden. Im Vergleich zur Hüft- oder Knieendoprothetik ist diese im Bereich der Wirbelsäule deutlich höher. m.laqua@biocom.de Itranskript I Nr. 11 I 22. Jahrgang 2016

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Newron 26 Mio. € für die Entwicklung

| Die Probiodrug AG in Halle an der Saale hat in einem beschleunigten Orderbuch-Verfahren 744.248 neue Aktien ausgegeben und 14,9 Mio. Euro eingespielt. Das Orderbuch sei dank der Nachfrage von europäischen und US-Investoren „gut gefüllt“ gewesen und die Papiere seien von „ausgewählten qualifizierten institutionellen Investoren“ zu einem Preis von 20 Euro pro Aktie plaziert worden, erklärte die Firma. Die jungen Aktien repräsentieren etwa 10% des derzeitigen Aktienkapitals des Unternehmens. Das Kapital werde Probiodrug für die Weiterentwicklung seiner Medikamentenkandidaten gegen die Demenzerkrankung Alzheimer verwenden. Der von der Firma entwickelte niedermolekulare Wirkstoff PQ912 hemmt das Enzym Glutaminylzyklase und hat bereits in Tiermodellen von Alzheimer Wirkung sowie in einer klinischen Phase I-Studie an Probanden Verträglichkeit gezeigt. Zurzeit wird der Wirkstoff in einer Phase IIa-Studie an Alzheimer-Patienten erprobt. Das Geld soll nun die anschließenden Phase IIb-Tests mit PQ 912 vorbereiten, aber auch die Weiterentwicklung der Wirkstoffe PBD-C06 und PQ1565 gewährleisten. Darüber hinaus will Probiodrug auch die Anwendung seines Wirkstoffportfolios in anderen Indikationen erproben.

Das an der Schweizer Börse notierte und bei Mailand ansässige Unternehmen Newron Pharmaceuticals hat Anfang Oktober 1,3 Millionen neue Aktien bei institutionellen Anlegern zu einem Preis von je 19,75 CHF plaziert. Die Menge habe 8,4 Prozent aller Aktien entsprochen, der Preis einem Abschlag von 13,4 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs der vorherigen fünf Handelstage. „Die erzielten Erlöse sollten unsere Aktivitäten bis weit ins Jahr 2018 finanzieren“, sagte Roberto Galli, Vizepräsident für Finanzen bei der Newron AG, die sich auf die Entwicklung neuartiger Therapien für Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensys-

Hookipa 4,16 Mio. € von der österreichischen FFG

Stefan Weber, CEO der in der Schweiz gelisteten Mailänder Newron AG

| Das Wiener Biotech-Unternehmen Hookipa hat 4,16 Mio. Euro Unterstützung von der österreichischen Forschungs-Förderungs-Gesellschaft (FFG) bekommen, um die Entwicklung von Immuntherapien voranzutreiben, die auf der Arenavirus-Vektoren-Technologie der Firma basieren. Das Geld will Hookipa nutzen, um die breite Anwendbarkeit der Technik für Immuntherapien gegen Krebs im Allgemeinen und den Therapiekandiaten HB201 im Besonderen zu testen. HB201 wird gegen Kopf- und Hals-Karzinome eingesetzt, die mit Infektionen von Humanen Papillomaviren (HPV) einhergehen. Dabei stimuliert HB201 sowohl eine Reaktion der B-Zellen des Immunsystems als auch der CD8+-T-Zellen gegen die E6- und E7-Onkogene von HPV, mit dem Ziel, HPV-infizierte Zellen zu zerstören. Anders als andere Vektoren könne HB201 mehrfach verabreicht werden, um das Immunsystem anzuregen. Die stete Unterstützung des FFGs werde helfen, die Entwicklung dieser dringend benötigten Krebstherapie voranzutreiben, sagte Jörn Aldag, CEO von Hookipa. I 50

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tems und Schmerzen konzentriert. Mit dem frischem Kapital will der italienisch-schweizerische Medikamentenentwickler unter anderem neue Vertriebsstrukturen aufbauen. Nach der Markteinführung von Xadago (Wirkstoff Safinamide) in elf europäischen Ländern durch Newrons Partner (die italienische Pharmafirma Zambon) und der im ersten Quartal 2017 erwarteten Zulassungsentscheidung für Xadago in den USA liege der Fokus seiner Firma nun auf der Weiterentwicklung von Sarizotan, einem Mittel gegen die seltene erbliche Nervenerkrankung Rett-Syndrom, sagte Newron-CEO Stefan Weber. Betroffene Kinder entwickeln sich anfangs unauffällig, nach 6 bis 18 Monaten gehen jedoch erlernte Fähigkeiten wie das Sprechen verloren. Für Sarizotan habe man sowohl in der Europäischen Union als auch in den USA bereits den Orphan-Drug-Status erhalten. Außerdem solle die Phase IIa-Studie mit der Arznei Evenamide zur begleitenden Behandlung von Schizophrenie-Patienten vorangetrieben werden. „Die Ergebnisse werden gegen Ende des Jahres 2016 erwartet“, sagte Weber. Darüber hinaus solle der Nettoerlös aus der Plazierung auch dafür verwendet werden, den Aufbau neuer Vertriebsstrukturen „in ausgewählten Märkten auszuloten“, erklärte er. Mit Ralfinamid gegen neuropathischen Schmerz hat Newron noch einen weitere Wirkstoff in der Phase II der klinischen Prüfung.

Mologen 11,3 Mio. € Kapitalerhöhung Das Berliner Biotech-Unternehmen Mologen hat das Grundkapital der Gesellschaft von 22,6 Mio. Euro auf 33,9 Mio. Euro erhöht. Ende September hatte der Vorstand der Mologen AG eine Kapitalerhöhung gegen Bareinlage um bis zu 11,3 Mio. Euro beschlossen. Die neuen Aktien wurden den Aktionären in Deutschland und Luxemburg in Form eines mittelbaren Bezugsrechts während einer zweiwöchigen Bezugsfrist angeboten. Der Bezugspreis je neuer Aktie belief sich auf 1,20 Euro. Für jeweils zwei bestehende Aktien der Gesellschaft konnten Aktionäre eine neue Aktie beziehen. Einer der derzeitigen Großaktionäre, die Global Derivative Trading GmbH (GDT), hat ihre Bezugsrechte ausgeübt und ist nach der Kapitalerhöhung weiterhin in einem Umfang von 24% an dem erhöhten Grundkapital beteiligt.

Bei Vollplazierung der Kapitalerhöhung und durch Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung im Gesamtnennbetrag von 2,54 Mio. Euro an GDT sind dem Unternehmen insgesamt Bruttoerlöse von rund 16 Mio. Euro zugeflossen. Einen neuen Investor hat Mologen mit der chinesischen TowerCrest Limited Liability Cooperation hinzugewonnen, die bis zu 3,4 Millionen neue Aktien im Rahmen der Privatplazierung erworben hat. Die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung bei Mologen zeichnete sich bereits im Juni nach Bekanntgabe der neuen Entwicklungsstrategie „Next Level“ ab (siehe |transkript 7+8/2016). Das frische Geld sichere nun die Finanzierung der Gesellschaft bis ins vierte Quartal 2017 und soll vor allem für die Weiterentwicklung der Krebsimmuntherapie Lefitolimod verwendet werden, erklärte Walter Miller, Finanzvorstand bei Mologen.

Abb.: Newron

Probiodrug 15 Mio. € für neue Arzneimitteltherapien

Itranskript I Nr. 11 I 22. Jahrgang 2016

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Spezial

Abb.: Science4Life e.V.

Venture Cup Energie als dritte Säule Die deutschlandweite Gründerinitiative Science4Life öffnet sich für Geschäftsideen aus dem Bereich Energie. Beim BusinessplanWettbewerb „Science4Life Venture Cup 2017“ sind damit Gründer aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie zur Teilnahme aufgerufen. In der ersten Phase waren die Gründer in spe dazu aufgefordert, ihre Idee auf maximal drei Seiten darzustellen. Einsendeschluss war Ende Oktober, die Ideenprämierung folgt Ende November. Jede Einreichung erhält ein ausführliches schriftliches Feedback. Ein Mehrwert ist neben der Auseinandersetzung mit dem Geschäftsmodell die realistische Einschätzung und Beratung durch Branchenund Industrie-Experten aus 180 Unternehmen der unterschiedlichsten Fachdisziplinen. Wer die für die Ideenphase nicht schnell genug war, bekommt eine neue Chance zu den Konzept- und Businessplanphasen. Der Einstieg in jede der Phasen ist unter Berücksichtigung der Abgabefristen jederzeit und ohne Einschränkungen möglich. Der Einsendeschluss für die Konzeptphase ist der 13. Januar 2017, für die Businessplanphase ist es der 21. April 2017.

Die Hauptsponsoren, das Land Hessen und das Pharmaunternehmen Sanofi, wollen in diesem Jahr verstärkt Gründer aus dem Bereich Energie fördern. Von dieser Wettbewerbsrunde an sind somit auch Ideen aus dem Themenfeld Energie gefragt; dazu zählen erneuerbare Energien, Energiespeicherung, Energieeffizienz, Digitalisierung der Energiewende, System-und Netztechnik, Elektromobilität, Smart Cities und Kraftwerke der Zukunft. Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sieht im Übergang zu einer ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gespeisten Energieversorgung eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit: „Sektorkopplung, Dekarbonisierung, dezentrale Speicherkonzepte und Energieeffizienz sind wichtige Bestandteile der Lösung. Dafür brauchen wir Innovationen, und deshalb unterstützen wir mit dem neuen Science4Life Energy Cup Start-ups aus dem Energiebereich.“

82.000 Preisgeld im Topf Insgesamt werden Preisgelder in Höhe von 82.000 Euro vergeben. Die Preise werden dabei über die drei Phasen auf den Science4Life

Venture Cup (Life Sciences, Chemie, Energie 68.500 Euro) und den zusätzlich ausgelobten Science4Life Energy Cup (Energie, 13.500 Euro) verteilt. Darüber hinaus erhalten die Gewinnerteams Workshop-Teilnahmen rund um das Thema Firmengründung. Laut Science4Life e.V. haben seit der ersten Austragung 1998 mehr als 5.300 Personen am Wettbewerb teilgenommen. Es wurden insgesamt mehr als 1.600 Geschäftsideen eingereicht und bewertet, sowie im Nachgang des Cups mehr als 750 Unternehmen gegründet. Neben dem Bundesland Hessen und Sanofi wird die Initiative auch durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

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Aufgabe und Inhalt des (virtuellen) Datenraums Due Diligence Der (virtuelle) Datenraum ist eine „conditio sine qua non“ für eine erfolgreiche Transaktion in den Life Sciences. Für den vertraulichen Austausch von allen wesentlichen Informationen hat er sich als „Goldstandard“ durchgesetzt. von Peter Homberg und Franziska Katterbach, Dentons, Frankfurt/Main Nach wie vor stehen Biotech-Transaktionen sowohl international als auch in Deutschland hoch im Kurs, so dass viele Biotech-Unternehmen irgendwann in ihrer Unternehmenslaufbahn der Chance einer Exit-Transaktion mit zunehmend hoher Rendite gegenüberstehen. Eine solche Exit-Transaktion tritt im Biotech-Sektor meist in drei unterschiedlichen Konstellationen auf: dem sogenannten ShareDeal, also dem Verkauf aller oder eines Teils der Geschäftsanteile, dem Asset-Deal, also dem Verkauf von wesentlichen Vermögenswerten der Gesellschaft, wobei die Gesellschaft im Übrigen mit den ursprünglichen Gesellschaftern fortbesteht, oder einem (in der Regel) IP-Portfolio- übergreifenden (exklusiven) Lizenz-Deal. Bei allen Transaktionsformen im Rahmen des Exits gibt es eine Bedingung im Vorfeld der Vertragsarbeit, ohne die eine Transaktion nicht möglich ist: der vertrauliche Austausch von allen wesentlichen Informationen über Pharma-Biotech

tigungen vor unbefugter Einsichtnahme durch Dritte geschützt ist. Dies ist vor dem Hintergrund der Sensibilität der eingestellten Daten besonders wichtig, da diese Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse regelmäßig einen großen Teil des Unternehmenswertes repräsentieren. Der virtuelle Datenraum ermöglicht es, einer definierten Anzahl an Beteiligten zeitgleich oder zeitversetzt und an verschiedenen Orten Zugang zu einer Vielzahl von Dokumenten zu ermöglichen und in Echtzeit gegebenenfalls weitere angefragte Dokumente nachzuliefern. Dadurch ist im Streitfall auch nachweisbar, wann der Verkäufer welche Dokumente zur Verfügung gestellt hat und was sich deswegen der potentielle Käufer als Wissen zurechnen lassen muss. Hierbei wird häufig im Rahmen der späteren Vertragsverhandlungen der Inhalt des Datenraums auf einer DVD gespeichert, so dass belegbar ist, welche Dokumente als bekannt zu unterstellen sind und damit keine Haftung des Verkäufers begründen.

das Target. Während dieses Due-DiligenceProzesses macht sich der potentielle Käufer ein umfangreiches Bild über den Status quo des Targets – insbesondere in wirtschaftlicher, rechtlicher, steuerlicher und finanzieller Hinsicht. Ziel dieser Due Diligence ist es unter anderem, einen dem Target entsprechenden Transaktionspreis zu ermitteln, der etwaige „Findings“ während des Due-Diligence-Prozesses angemessen berücksichtigt. Besonders kritische „Findings“ können sogar dazu führen, dass ein potentieller Käufer von seiner Kaufentscheidung Abstand nimmt.

Virtuell oder physisch? Aufgrund der steigenden Internationalität im Rahmen von Transaktionen hat sich zunehmend der virtuelle Datenraum als „Goldstandard“ durchgesetzt, also ein virtueller Raum zur Verwaltung und Speicherung von Dokumenten, der durch Zugangskontrollen und -berech-

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Wert (Balken) und Anzahl (Strich) der Unternehmensfusionen und -übernahmen in den USA und Europa im Sektor Biotechnologie und Pharma seit 2008 (Angaben in Mrd. US-Dollar) I 52

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Abb.: Ernst & Young GmbH: Deutscher Biotechnologie Report 2016

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Dennoch wird auch immer wieder im Rahmen von nationalen und kleineren Transaktionen, bei denen der Dokumentenumfang und die Zeit zur Prüfung überschaubar sind, auf den physischen Datenraum zurückgegriffen, bei dem in Räumlichkeiten in der Regel unter der Aufsicht des Verkäufers Originaldokumente eingesehen werden können.

Abb.: Dentons

Mögliche Inhalte des Datenraums Der Inhalt des Datenraums richtet sich insbesondere nach dem Volumen der Transaktion und dem Target selber, so ist beispielsweise bei einem Share-Deal eines mittelständischen Biotech-Unternehmens eine sehr viel umfangreichere Dokumentation zu erwarten als bei einem Asset-Deal, der lediglich den Kauf eines oder mehrerer Patente umfasst. Bei einem Share-Deal, bei dem der Käufer in das Unternehmen als Gesamtrechtsnachfolger eintritt und damit alle bestehenden Rechte und Verbindlichkeiten des Unternehmens übernimmt, ist zumeist der folgende Inhalt des Datenraums zu erwarten: 1. Corporate (zum Beispiel Überblick über die gesellschaftsrechtliche Struktur, insbesondere Gesellschafts- und Gesellschafterverträge) 2. Finance / Securities (zum Beispiel Überblick über die finanzielle Situation/Ausstattung der Gesellschaft, insbesondere (Gesellschafter-) Darlehen, Verbindlichkeiten und steuerliche Dokumentation) 3. Labor Law / Employment Benefit / Social Security (zum Beispiel Überblick über die Mitarbeiterstruktur der Gesellschaft, gegebenenfalls auch Betriebsvereinbarungen) 4. Material Agreements (zum Beispiel wichtige Verträge der Gesellschaft, die für die Fortführung des Unternehmens von besonderer Bedeutung sind, beispielsweise Verträge mit den größten Lieferanten und Abnehmern) 5. Intellectual Property Rights (zum Beispiel Überblick über die patent-, marken-, gebrauchsmuster- und urheberrechtliche Unternehmenssituation, insbesondere ob rechtssicheres Eigentum an den entscheidenden Rechtsgütern besteht oder ob etwaige Lizenzverträge Insuffizienzen aufweisen wie beispielsweise Change-ofControl Kündigungsklauseln) 6. Regulatory Matters / Permits (zum Beispiel Überblick über die für den Geschäftsbetrieb der Gesellschaft erforderlichen Genehmigungen, insbesondere Gewerbeanmeldung, Gewerbeerlaubnis sowie weitere behördliche Erlaubnisse Itranskript I Nr. 11 I 22. Jahrgang 2016

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Peter Homberg, ist Rechtsanwalt und Partner von Dentons in Frankfurt/Main und leitet die deutsche Life-Sciences-Praxis. Franziska Katterbach ist Rechtsanwältin und Associate bei Dentons in Frankfurt/Main. Die jeweiligen Arbeitsschwerpunkte liegen insbesondere in der Beratung zu IP-Transaktionen, verschiedenen Verträgen wie F&E- und Lizenzverträgen, M&A-Projekten, Compliance und Finanzierungen.

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und Auflagen für die Ausübung des Geschäftsbetriebes der Gesellschaft) Insurance (zum Beispiel Überblick über alle von der Gesellschaft abgeschlossenen Versicherungen, insbesondere unter Angabe des Versicherers, der gedeckten Risiken und der Versicherungssummen sowie der Prämien) Litigation / Legal Matters (zum Beispiel Überblick über in der Vergangenheit liegende, anhängige und drohende Gerichtsverfahren, in die die Gesellschaft als Partei eingebunden ist) Permanent Establishments / Real Estate (zum Beispiel Überblick über die im Eigentum der Gesellschaft stehenden Immobilien, insbesondere in Bezug auf die Betriebsstätten) Environmental (zum Beispiel Überblick über immissionsschutzrechtlich genehmigungspflichtige Anlagen)

Fazit Bereits in einem sehr frühen und vorbereitenden Stadium einer Transaktion gibt es Erfolgsfaktoren, die von Seiten der Verkäufer in erheblichem Maße beeinflusst werden können. Hierzu gehört insbesondere ein detailliert und strukturiert aufbereiteter Datenraum, da dies dem potentiellen Käufer und seinen Beratern die Prüfung deutlich erleichtert, Professionalität vermittelt und den Rückschluss vermeidet, dass die Gesellschaft „etwas zu verbergen habe“. Darüber hinaus ist selbstverständlich die inhaltliche Qualität der Dokumente von herausragender Bedeutung,

da diese einen vertrauens- und wertbildenden Faktor darstellt. Daher sollte jede Gesellschaft kontinuierlich dafür Sorge tragen, dass die Buchhaltung und alle Dokumente, die die Gesellschaft betreffen, insbesondere hinsichtlich der Gesellschaftsanteile und Vermögenswerte, lückenlos, chronologisch und sorgfältig aufbereitet sind, um mitunter den „Chain-of-Title“ und damit die Legitimation hinsichtlich des Verkaufs der Gesellschaftsanteile belegen zu können. Bei der Strukturierung des Datenraums ist es regelmäßig von Vorteil, den Datenraum an die entsprechende „Document Request List“ anzupassen, die von der am Kauf/an der Lizenz interessierten Partei zur Verfügung gestellt wird, da dies die Durchsicht des Datenraums deutlich vereinfacht. Oberste Priorität bei der Erstellung eines Datenraums sollte in jedem Fall Vollständigkeit, eine klare Struktur und Anwenderfreundlichkeit haben, um die Transaktion bereits im Frühstadium durch Professionalität in erfolgsversprechende Bahnen zu lenken. Hierdurch kann insbesondere vermieden werden, dass es auf Seiten des potentiellen Käufers zu unnötigen „Findings“ kommt, die im Rahmen der späteren Vertragsverhandlungen dazu führen, dass der Käufer umfangreiche Garantien und Freistellungen verlangen wird, denn die „Representations and Warranties“ in einem Vetrag stellen das Spiegelbild der Durchsicht des Datenraums und etwaige „Findings“ dar. Eine ausufernde Haftung des Verkäufers kann somit bereits im Vorfeld bei der Erstellung des Datenraums umgangen werden. 53 I

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| Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) hat im Oktober eine Vereinbarung zu einer neuen Forschungs- und Entwicklungspartnerschaft bekanntgegeben. Gemeinsam mit den US-Firmen Chemdiv Inc., einem Anbieter einer Plattformtechnologie, und dem Wagniskapitalgeber Torrey Pines Investment LLC sollen Signalwege und molekulare Mechanismen untersucht werden, die neurologischen Erkrankungen zugrunde liegen. Die schillerndste Figur bei diesem Deal ist Nikolay Savchuk. Der promovierte Mathematiker und Inhaber von mehr als 40 Patenten stammt aus dem EDV-Bereich, wo er mehrere Firmen in Singapur und Russland gründete und leitete. Der Mitgründer von Torrey Pines Investment und CEO von Chemdiv ist auch politisch aktiv. Savchuk sitzt zum Beispiel in der Arbeitsgruppe Gesundheit der bilateralen Präsidentenkommission der USA und Russlands.

Transatlantische Public-Private-Partnership Bei der aktuellen Forschungszusammenarbeit wird das DZNE als Forschungseinrichtung der Helmholtz-Gemeinschaft mit den US-Firmen an mehreren Projekten zusammenarbeiten. Ziel ist, Technologien schnell zu vermarkten, die von Wissenschaftlern der neun in Deutschland verteilten DZNE-Standorte entwickelt wurden. Chemdiv bringt das Know-how in der Entwicklung chemischer und pharmazeutischer Wirkstoffe ein, das DZNE seine wissenschaftliche Expertise. Torrey Pines Investment wird Finanz- und Netzwerkressourcen zur Unterstützung vorkommerzieller Forschung sowie FrühphasenVenture-Investitionen in die Entwicklung von Medikamenten bis hin zur klinischen Phase bereitstellen. „Ich bin überzeugt, dass die Wissenschaftler von Chemdiv mit den DZNE-Forschern die gleichen wesentlichen Werte und das gleiche Engagement in der öffentlich-privaten Partnerschaft teilen. Die Zusammenarbeit wird eine reich gefüllte Pipeline hervorbringen“, erklärte Ronald Demuth, SVP Business Development von Chemdiv. „Die Zusammenarbeit mit Chemdiv und Torrey Pines eröffnet dem DZNE neue Möglichkeiten, um wissenschaftliche Innovationen im Sinne der Patienten und der Gesellschaft weiterentwickeln und überführen zu können“, erklärte Pierluigi Nicotera, wissenschaftlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des DZNE. I 54

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ADC Therapeutics Privatplazierung bringt 105 Mio. US-Dollar ein Der Schweizer Arzneimittelentwickler ADC Therapeutics hat in einer Privatplazierung 105 Mio. US-Dollar eingesammelt. Das neue Kapital soll für die Weiterentwicklung der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (Antibody-DrugConjugates, ADCs) verwendet werden, gab die Biotech-Firma aus Epalinges in der Nähe von Lausanne Mitte Oktober bekannt. An der überzeichneten Privatplazierung beteiligten sich neue und bestehende Investoren, darunter die Private-Equity-Firma Auven Therapeutics, das Family Office HP Wild Holding AG von Capri-Sonne-Unternehmer Hans-Peter Wild und das Pharmaunternehmen AstraZeneca. Erst im vergangenen Jahr hatte ADC Therapeutics 80 Mio. US-Dollar in einer Privatplazierung einsammeln können. Seit Gründung 2012 wurden damit insgesamt 255 Mio. US-Dollar angezogen. Der Firma dürften dabei die Kontakte von CEO Chris Martin zugutegekommen sein. Martin war Mitgründer der britischen Firma Spirogen Ltd., die Ende 2013 für 440 Mio. US-Dollar in AstraZenecas Tochterfirma Medimmune aufging. ADC Therapeutics wurde zuvor aus Spirogen ausgegründet – ausgestattet mit nicht von

AstraZeneca erworbenen Wirkstoffkandidaten. Nachdem Martin die Integration von Spirogen in Medimmune federführend begleitet hatte, stieß er im Sommer 2015 als CEO zu AC Therapeutics. Die Antikörper-Konjugate von ADC enthalten neben monoklonalen Antikörpern Pyrrolobenzodiazepine, mit denen sowohl Blut- als auch solide Tumore therapiert werden sollen. Die am weitesten fortgeschrittenen Entwicklungsprogramme, ADCT-301 und ADCT-402, befinden sich in der klinischen Prüfphase und werden in vier Studien an Lymphom- und Leukämie-Patienten getestet. Die Entwicklungsprogramme zur Behandlung von soliden Tumoren – wie zum Beispiel ADCT-401 in der Indikation Prostatakrebs – sollen Ende 2016 und Anfang 2017 die erste klinische Testphase erreichen. Das neu eingeworbene Geld soll außer für die Beschleunigung der Medikamentenentwicklung auch verwendet werden, um die Produktionskapazitäten für die Wirkstoffe auszubauen. ADC Therapeutics konnte bereits zwei Wirkstoffprogramme verpartnern. Genmab sicherte sich ADCT-301 im Sommer 2013, AstraZeneca im Herbst desselben Jahres ADCT-401.

ADC Therapeutics’ ADCs kombinieren Tumorantigen-bindende, monoklonale Antikörper mit einer neuen Klasse hochwirksamer Zellgifte, den Pyrrolobenzodiazepinen (PBD, gelb). Der Wirkmechanismus unterscheidet sich von dem anderer ADC-Toxine. Nach der Internalisierung des ADC wird das zytotoxische PBD-Dimer in der Zelle freigesetzt, wo es sich an der kleinen Furche der DNA anlagert und eine starke Kreuzverlinkung der zwei DNA-Stränge verursacht. Daraufhin kann keine Zellteilung mehr stattfinden und die Krebszelle stirbt. PBD-Dimere lassen die DNA-Struktur unverändert. Dadurch werden die Kreuzverlinkungen von DNA-Reparaturmechanismen nicht erkannt.

Abb.: ADC Therapeutics

Helmholtz Russischer Seriengründer Partner des DZNE-Forschungszentrums

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