2017 07 08 tk leseprobe

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Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Wirtschaft. Technologie. Leben. 23. Jahrgang. 7–8|2017.

Christoph Plass über Medikamente, die epigenetische DNA-Veränderungen aufheben und Immuntherapien verbessern

wilex

Millionendeal mit Takeda

Eurofins

centogene

US-Börsengang in Aussicht österreich

Bakterien recyclen Metalle aus Asche G 20

Gesundheitsminister setzen Signale

GATC rückt beim Tausendfüßler ein E B O R L ESEP


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Coaching


Backing up Startups Wollen I Zum ersten Mal so richtig aufgefallen ist mir die damals französische und inzwischen luxemburgische Firma Eurofins Scientific SE, als sie 2006 den ehemaligen Neuer-Markt-Star MWG Biotech AG übernahm. Eine abschreckend in einem Industriegebiet angesetzte Hauptversammlung ist bis heute legendär. Offenbar war da jemand mit allen Wassern gewaschen und wollte durchregieren. Im Falle MWG hat das lange gedauert, die notwendige Mehrheit von 95% für einen Squeeze out wurde erst auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember 2016 erreicht. Doch schon damals wurde sichtbar, dass Eurofins offenbar von starkem unternehmerischen Wollen Andreas Mietzsch getrieben wird. Die Familie des Vorstandschefs Gilles MarHerausgeber tin besitzt 38% des Unternehmens, das in den 30 Jahren seines Bestehens von 10 auf 28.000 Mitarbeiter in 39 Ländern angewachsen ist und rund 2,5 Mrd. Euro umsetzt. Eurofins betreibt hunderte von Laboren und Firmen, quasi ein Tausendfüßler-Konzern. Nun wird mit der deutschen GATC ein vorbildliches mittelständisches Biotech-Unternehmen zu einem weiteren Standbein der Gruppe – wie es dazu kam, lesen Sie in unserer Titelgeschichte auf Seite 8ff.

Die CardioSecur-Story: mit einem App-basierten EKGGerät können Nutzer immer und überall in wenigen Sekunden ein Feedback über ihre Herzgesundheit erhalten. Die Idee ist gut, was fehlt sind Kapital, Gründungs Know-how und Netzwerk. Das alles kommt vom High-Tech Gründerfonds.

Trend Die Zeitschrift Scientific American hat zusammen mit WEF-Experten eine Liste der zehn wichtigsten Technologien für die kommenden Jahre vorgestellt. Mit Flüssig-Biopsien, künstlicher Photosynthese, einem Zellatlas des Menschen, gentechnisch hergestellten Impfstoffen und „grüner“ Architektur ist die Hälfte den Life-Sciences zuzuordnen. Auch alternative Trinkwassergewinnung, computergestützte Bilderkennung und IT-gestützte Landwirtschaft dürften direkte Auswirkungen auf unseren Sektor haben. WasserstoffBrennstoffzellen und Quantencomputer runden das optimistische Szenario ab. Konzept Mit der Zeit geht auch unser BioTechnologie Jahrbuch 2017 anlässlich seines 30. Jubiläums. Die Ära gedruckter Adressbücher ist endgültig vorbei, das Jahrbuch präsentiert in einem neuen, größeren Format vor allem Inhalte zum Lesen. Neben dem neuesten Branchenreport nach OECD-Kriterien sind dies tiefergehende Berichte und Reportagen zu aktuellen technologischen Entwicklungen, dazu Meinungen, Interviews, eine JahresChronik und vieles mehr. Einen Überblick gibt unsere Anzeige auf Seite 17. Wollen II Nach dem BioRegio-Wettbewerb 1995 wurden zahllose Vereine, Organisationen und Initiativen zur Förderung der jungen Technologie gegründet. Auf manchen Tagungen gab (und gibt) es mehr Unterstützer als Macher. Die im Jahr 2000 in Deutschland gegründete European Association of Pharma Biotechnology EAPB wollte zum Missing Link zwischen Wissenschaft, Forschung und Behörden auf europäischer Ebene werden. Trotz potenter Firmenmitglieder und mannigfaltiger Initiativen gelang dies nicht, irgendwie fehlte wohl das (unternehmerische) Wollen. Im vergangenen Jahr fasste der Verein den Auflösungsbeschluss, die Aktivitäten sollen in der Dechema fortgeführt werden. Doch das Vereinsregister hat den Beschluss nicht akzeptiert, da das satzungsmäßige Quorum nicht erreicht wurde. Mitten in den Sommerferien müssen die Mitglieder nun in Berlin erneut die Auflösung beschließen. Die Langlebigkeit mancher Initiative erstaunt immer wieder. . |transkript. 7-8.2017.

Das 22-Kanal EKG-Gerät mit nur vier Elektroden umfasst Infarkt- und Rhytmusereignisse personalisiert in klinischer Qualität.

Das Gründerteam

Wir machen aus der Idee eine Story. Als Frühphaseninvestor von Technologie-Startups – von Cleantech und Robotik bis Wirkstoffentwicklung, von Chemie bis Software. htgf.de


Inhalt.

7–8/17

8 Eurofins übernimmt europäischen Marktführer Der Konstanzer Sequenzierungspionier GATC Biotech wird ein weiteres Standbein der börsennotierten Eurofins Scientific SE. Mit hunderten Laboren und Tochtergesellschaften erinnert der Konzern an einen Tausendfüßler.

14 Centogene plant Börsengang in den USA Um die F&E-Aktivitäten zu stärken und sich globaler aufzustellen, nimmt die Rostocker Centogene AG Risikokapital auf. Die Serie A-Runde hat eine Höhe von 25 Mio. Euro. Innerhalb von 18 Monaten soll zudem der Börsengang in den USA über die Bühne gehen.

16 Stöcker verkauft Euroimmun Der US-Diagnostikkonzern Perkin-Elmer will die Lübecker Euroimmun medizinische Labordiagnostika AG für 1,2 Mrd. Euro übernehmen. Laut Unternehmer Winfried Stöcker zeichnete sich familienintern keine Nachfolgelösung ab.

23 Wilex hat wieder einen Pharmapartner

Es könnte endlich wieder frisches Geld in die Kassen der Wilex AG kommen. Der Pharmakonzern Takeda stellt Wilex‘ Tochtergesellschaft Heidelberg Pharma insgesamt 304 Mio. Euro für neue Antikörper-Amanitin-Konjugate in Aussicht.

26 Pro & Kontra: Ist Gentechnik nötig im Kampf gegen Welthunger? Bei Pflanzen, die artfremde Sequenzen enthalten, ist die Sache klar: das will der Europäer nicht. Finden moderne Techniken, die nur die arttypische Sequenz modifizieren, mehr Akzeptanz?

51 Arzneibudget: Der Ton hat sich verschärft Mit verschiedenen Studien und Statistiken versuchen Kassen und Arzneimittelhersteller seit jeher die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Im Juni gab es gleich dreimal neue Zahlen, die den Kampf um die Meinungshoheit im Gesundheitswesen anfeuerten.

Mit ihrer Ende Mai veröffentlichten „Berlin Declaration“ setzen die Gesundheitsminister der 20 wirtschaftsstärksten Nationen ein Signal gegen Epidemien, vernachlässigte Infektionen und Antibiotikaresistenzen.

54 Schnelle Diagnose seltener Krankheiten dank Vernetzung Mit gut 13 Mio. Euro Finanzierung startet in Deutschland die Vernetzung von neun Kliniken, welche die Diagnose und Therapie seltener Erkrankungen signifikant beschleunigen soll.

56 Acib-Forscher recyclen Metalle aus der Müll-Asche

Projekt GrecoMet arbeiten Wissenschaftler daran, mit umweltschonenden Verfahren Im den bislang größten ungenutzten Sekundärressourcenstrom Österreichs zugänglich zu machen.

58 Neue Therapie-Ansätze vor der ASCO präsentiert Fortschritte bei Krebsimmuntherapien und gezielten Therapien standen Anfang Juni im Blickpunkt der Konferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO) – dem Welttreffen der Onkologen in Chicago.

61 Epigenetik-Schub für Immuntherapie

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LESEPROBE

Medikamente, die in Tumorzellen epigenetische Veränderungen ausradieren, könnten die begrenzte Wirksamkeit von Immuntherapien bei Krebs mit wenigen Mutationen verbessern. |transkript sprach mit Professor Christoph Plass über den aktuellen Erkenntnisstand.

|transkript. 7–8.2017.

Abb.: Holger/fotolia.com (Tausendfüßler), Richard Wolf GmbH, fotolia.com/Wischnewsk, Promega Corp, decade3d/123rf.com

52 G20-Ministertreffen: Unterstützung für Arzneihersteller


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MBF fördert Omeicos mit B 1,7 Mio. Euro / Curevac sichert sich mRNA-Patente / Medicxi unterstützt Spätphasenfinanzierung 21 Rodos setzt auf Schwarmfinanzierung / Frisches Geld für Myelo 22 Covestro präsentiert biobasiertes Anilin 24 Börse aktuell 25 Börsenkommentar 53 Verfassungsgericht kippt Termin zu EU-Einheitspatent 55 Finanzlücke durch Überalterung der Gesellschaft / Minister setzt auf gesündere Fertigprodukte 57 Adoptive T-Zelltherapien nun wirksamer / Genaktivitätstests verbessern Hirntumor-Diagnostik 66 Hunger steuert Stammzellentwicklung 63 Takeda baut Produktion in Brandenburg aus / Neue Finanzierungsoption im Ruhrgebiet 66 Verbände 70 Personalia 71 Termine 72 Index 73 Preise 74 Letzte Seite

Technologie-Innovationen

Abb.: fotolia.com/domago8888 (oben), Zeiss (unten)

Nr. 3/2017 – 18. Jahrgang

Laborautomation

et: im Intern Aktuell rwelt.de bo www.la

|transkript. 7–8.2017.

LABORWELT

Laborautomation › Markt für Laborautomation wächst schneller › Interview: Patrick Schwarzkopf vom VDMA › Vergleich modularer Systeme für das „Labor 4.0“ › Reproduzierbare Pipettierergebnisse erhalten › Expertenstatement › Synlab kauft in Großbritannien zu › Totvolumen minimieren, Genauigkeit maximieren › Mit automatisierbarer I-DOT Minitropfen erzeugen › Verbände, Termine, Extro

© erwinova/fotolia.com

6 Ottobock verkauft Anteile / Epigenomics diskutiert Übernahmeangebot / Shire streicht Stellen in Österreich / 25 Mio. Euro für europäisches Bioplastik-Projekt / Therapeutisches Ziel gegen Herzfibrose 7 Vemaris baut Werk aus / StadaÜbernahme geplatzt / Merck gründet Tochter Ionctura / Umfrage zur BioökonomieForschung erschienen / Actelion-Übernahme abgeschlossen 12 |transkript persönlich / Boehringer belegt Wirksamkeit seines Humira-Biosimilars / HTGF legt 300 Mio. Euro nach 13 T hemis‘ Chikungunya-Impfstoff geht in Phase I/II-Studie / Merck stockt Stammzellangebot auf 18 Trokamed ringt um Sanierung / Miele erweitert Medtech-Sparte / Eckert & Ziegler kauft weiter ein 19 Terraplasma Medical beendet Seed-Finanzierung / Boehringer gründet Tochter BI X / Swiss Medtech gegründet

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wirtschaft.

Curevac

Tollwutimpfstoffe im Fokus

Förderung.  Für ein Forschungsprojekt zum Phosphoprotein-Profiling in Tumoren haben die NMI TT GmbH (Reutlingen/Berlin) und die Charité Universitätsmedizin Berlin eine Finanzierungszusage über das ProFIT-Programm der Investitionsbank Berlin erhalten. Ein Teil der Gelder kommt aus dem European Regional Development Fund der EU. Risikokapitalfonds.  Biogeneration Ventures hat bei Anlegern 66 Mio. Euro für seinen Fonds BGV III eingesammelt. Investiert werden soll das Geld in Life-SciencesFirmen in Deutschland und den Benelux-Ländern. Wirkstoffentwicklung.  Anderthalb Jahre nach der Startfinanzierung hat die Schweizer Inthera Bioscience AG 10,5 Mio. CHF Risikokapital erhalten. Zu den Investoren der Serie A-Runde gehören Merck Ventures, Aglaia Biomedical Ventures und Novo Seeds. Inthera will mit ihrer proprietären Technologieplattform Arzneien zur Behandlung von soliden Tumoren entwickeln.

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LESEPROBE

Die Tübinger Curevac AG teilte im Juni mit, wichtige Patente zur Verwendung von BotenRNA (mRNA) für prophylaktische Impfstoffe in Europa und in den USA gesichert zu haben. Das Unternehmen ist im Bereich mRNA-Medikamente dreifach aktiv: vorbeugende Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten, Proteinersatztherapien und Krebsimmuntherapien. Außerdem präsentierte Curevac erste Ergebnisse einer 2013 gestarteten Phase I-Studie mit einem Tollwutimpfstoff: „Dabei handelte es sich um die weltweit erste klinische Studie mit einem prophylaktischen mRNA-Impfstoff“, so Curevac-Chef Ingmar Hoerr. „Die vielversprechenden Ergebnisse haben uns bestärkt, unseren Tollwutimpfstoff mit optimierter Formulierung bald erneut in einer Phase I-Studie zu testen. Dieser soll schon in einer sehr geringen Dosierung vollen Schutz gewährleisten.“ Gegenüber |transkript erläuterte eine Unternehmenssprecherin die Vorteile des Kandidaten gegenüber bereits etablierten Tollwut-Impfun-

gen. So sei man flexibler und schneller in der Produktion, verfüge über einfachere Impfschemata und habe Logistikvorteile aufgrund der

Fördermittel

Wagniskapital

1,7 Mio. Euro für Omeicos

Von der Früh- in die Spätphase

Anfang Juni gab die Berliner Omeicos Therapeutics GmbH bekannt, die Zusage für eine 1,7 Mio. Euro-Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung erhalten zu haben. Die Summe deckt die Hälfte des Betrags ab, der für ein neues Forschungsprojekt zu Omeicos’ synthetischen Analoga der Omega-3-Fettsäure-abgeleiteten Epoxyeicosanoide vorgesehen ist. Deren Wirkung zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird gerade untersucht. Bei dem neuen Projekt geht es aber um Entzündungs- und andere Krankheiten. .

Der bisher als Frühphaseninvestor tätige Risikokapitalgeber Medicxi will künftig Wirkstoffentwickler über die klinische Phase IIb hinaus finanzieren. Dafür wurde Mitte Juni ein 300 Mio. US-Dollar (267 Mio. Euro) schwerer Fonds aufgelegt. Zu den Ankerinvestoren des Medicxi Growth 1 (MG1) Fonds zählen die Schweizer Novartis AG, die Alphabet-Tochter Verily (USA) und der Europäische Investitionsfonds (EIF) der Europäischen Investmentbank. Pro unterstütztem Unternehmen sind 10 bis 25 Mio. Euro vorgesehen. Der Fokus liegt dabei auf Life-Sciences-Firmen, deren laufende Programme bereits den Konzeptbeweis (Phase IIb) erbracht haben und welche ein voll funktionierendes Management-Team aufbauen konnten. 80% der Investitionen von MG1 sollen dabei in Europa getätigt werden. „Der neue Fonds bietet uns die Möglichkeit, Unternehmen mit Wachstumspotential zu unterstützen, die bisher lange an anderer Stelle nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen mussten“, so Pier Luigi Gilibert, Vorstandsvorsitzender des EIF. .

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besseren Temperaturstabilität. Den Konzeptbeweis am Beispiel Tollwut zu erbringen, lag laut Curevac auch daran, dass es einen von der Weltgesundheitsorganisation akzeptierten Schwellenwert für den Antikörpertiter gibt. Bei Werten über dieser Schwelle geht man davon aus, dass die Probanden bei einer Infektion mit dem Tollwutvirus geschützt sind. .

|transkript. 7-8.2017.

Abb.: Violetkaipa/fotolia.de (unten)

Wirkstoffentdeckung.  Gemeinsam mit der Universität Oxford (Großbritannien) ist die Hamburger Evotec AG auf der Suche nach neuen Wirkstoffen. Ein halbes Jahr nach Beginn des LAB282-Projekts werden bereits sieben Projekte der Universität finanziell unterstützt. Die Translationsexpertise stellt Oxford Sciences Innovation bereit.


politik.

Seltene Erkrankungen

Schnelle Diagnose dank Vernetzung Mit gut 13 Mio. Euro Finanzierung startet in Deutschland die Vernetzung von neun Kliniken, die die Diagnose und Therapie seltener Erkrankungen signifikant beschleunigen soll.

Direktorin, Klinik für Pädiatrie m. S. Endokrinologie und Diabetologie, Charité, Berlin

Auf Europa-Ebene spiegelt sich das Projekt in den Anfang April gestarteten Europäischen Referenznetzen (ERNs) für seltene Krankheiten. Allerdings erhalten die 900 beteiligten

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LESEPROBE

klinischen Zentren, die die Expertise in 24 verschiedenen Krankheitsgebieten bündeln sollen, nur 8,6 Mio. Euro von der Europäischen Kommission für den Aufbau einer Informationsinfrastruktur. Die im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Seltene Erkrankungen (NAMSE) ausgeschüttete Förderung ist da schon üppiger, wenngleich nach Experteneinschätzung ebenfalls nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zentral für das Ziel der NAMSE- und EUInitiative, eine standardisierte Diagnostik aufzubauen, scheint die Bündelung der bislang verstreuten, oft noch nicht digitalisierten Daten. Im Rahmen von Translate-NAMSE soll mit den Kassen über ein Aussetzen der üblichen genetischen Stufendiag­n ostik zugunsten umfassender Sequenzierungen von Patientengenomen gesprochen werden. Immerhin 80% der geschätzt 6.000 bis 8.000 seltenen Krankheiten sind genetischen Ursprungs.

Kassen setzen auf Innovation „Die beteiligten Krankenkassen werden stärker in eine umfassendere Anfangsdiagnostik investieren. Dies verkürzt die leidvolle Odyssee der Patienten, zum anderen erhoffen wir uns davon auch eine bessere Versorgung für unsere Versicherten. Durch eine schnellere Diagnostik können auch Mutationen erkannt und therapiert werden, die im ersten Ansatz vielleicht gar nicht bedacht wurden“, so Dr. Werner Wyrwich von der AOK Nordost. tg. |transkript. 7–8.2017.

Abb.: fotolia.com/ kebox (oben), Charité (unten)

Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich

Vernetzung ist alles, wenn es darum geht, Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln, die europaweit nur wenige hundert Patienten betreffen. Rund sechs Jahre vergehen im Durchschnitt, bis Patienten mit einer seltenen Krankheit (Orphan Disease) – nach EU-Definition solche, an der weniger als 5 von 10.000 Europäern erkranken – eine Diagnose erhalten. Ein neues, vom G-BA-Innovationsfonds mit 13,4 Mio. Euro gefördertes Projekt Translate-NAMSE soll das nun ändern. Unter dem Vorsitz von Charité-Forscherin Annette Grüters-Kieslich hat sich ein Verbund aus neun Universitätskliniken (Berlin, Bonn, Dresden, Essen, Hamburg, Heidelberg, Lübeck, München, Tübingen), der Patientenorganisation Achse und der AOK Nordost sowie Barmer formiert. Ziel: die vier bis fünf Millionen unter einer Orphan Disease Leidenden durch nationale und später grenzüberschreitende Bündelung der Expertise und Daten zu seltenen Erkrankungen schneller zu diagnostizieren und zu behandeln, ganz ähnlich wie bei Tumorboards. „Oft erhalten diese Patienten erst nach einer jahrelangen Odyssee von Arzt zu Arzt die richtige Diagnose, wodurch die Betroffenen und ihre Familien unerträglich lange in Unsicherheit bleiben und oft wertvolle Zeit für die Therapie verlorengeht“, so GrütersKieslich.


service.

index Das Magazin |transkript erscheint monatlich (mit zwei Doppelausgaben pro Jahr) im Verlag der BIOCOM AG Lützowstraße 33–36 10785 Berlin | Germany Tel.: 030 / 26 49 21-0 Fax: 030 / 26 49 21-11 E-Mail: transkript@biocom.de Internet: www.biocom.de Herausgeber: Dipl.-Biol. Andreas Mietzsch Redaktion: Dipl.-Biol. Thomas Gabrielczyk Maren Kühr, Dr. Martin Laqua (V.i.S.d.P.) Helene Märzhäuser Anzeigen: Oliver Schnell, Christian Böhm, Marco Fegers, Andreas Macht Tel.: 030/264921-45, -49, -56, -54 Vertrieb: Marcus Laschke Tel.: 030/264921-48 Design: Oliver-Sven Reblin Herstellung: Benjamin Röbig Druck: H. Heenemann GmbH & Co. KG 12103 Berlin 23. Jahrgang 2017 Hervorgegangen aus BioTechnologie Das Nachrichten-Magazin (1986–88) und BioEngineering (1988–94) ISSN 1435-5272 Postvertriebsstück A 49017 |transkript ist nur im Abonnement beim BIOCOM-Verlag erhältlich. Der Jahresbezugspreis beträgt für Firmen und Institutionen 186 €, für Privatpersonen 94 € und für Studenten unter Vorlage einer gültigen Immatrikulationsbescheinigung 48 €, jeweils inkl. Mwst. und Porto. Auslandstarife auf Anfrage. Eine Abo-Bestellung kann innerhalb von zwei Wochen bei der BIOCOM AG schriftlich widerrufen werden. Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr und verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, falls es nicht spätestens sechs Wochen vor Ablauf gekündigt wird. Bei Nichtlieferung aus Gründen, die nicht vom Verlag zu vertreten sind, besteht kein Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung vorausbezahlter Bezugsgelder. Gerichtsstand, Erfüllungs- und Zahlungsort ist Berlin. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen in der inhaltlichen Verantwortung der Autoren. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung darf kein Teil in irgendeiner Form reproduziert oder mit elektronischen Systemen verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Unternehmen

Seite

A Ablynx 70 Actelion Ltd. 7 Activaero GmbH 70 Aglaia Biomedical Ventures B.V. 20 aidCURE 71 Alcontrol XII Alpla Werke Alwin Lehner 6 Altana Pharma AG 12 Amgen Inc. 12 AMSilk GmbH 22 Analytical Bioventures SCA 11 Analytik Jena AG VIII AstraZeneca XXI Avantium Life Sciences BV 6 Axel Semrau GmbH & Co. KG XVII Axxima AG 70 B B.Braun Biotech Int. GmbH 12 Bain & Company 7 BASF SE 6, 12 Baxalta 6 Bayer AG 22 Beckman Coulter LS XXIV, XVI Becton Dickinson GmbH 70 BGI 9 BI X 19 Biocartis SA 59 BIOCOM AG 5, 16, 17, 66, U3 Biogeneration Ventures 20 Boehmert & Boehmert 53 Boehringer Ingelheim GmbH 12, 19 Brain AG 24 Bristol-Myers Squibb 24, 59, 60 C Captain T Cell 71 Careventures 14 Cegat GmbH 9 CEM GmbH 20, XVIII, 63 Centogene AG 14, 15 CIC Capital 14 Cinven Ltd. 7, XII co.don AG 24 Covestro Deutschland AG 22 Credit Mutuel 14 CrystalsFirst GmbH 71 CureVac GmbH 20 D Deloitte 53 Deutsche Messe AG 66 Dispendix GmbH XI, XV DNAVision SA 9 DPE Deutsche Private Equity 14 Drifton A/S III DyNabind GmbH 71 Dynamify GmbH 19 DZ Bank AG 25

Titelbild: Holger/fotolia.com

E Eckert & ZIegler AG 18 Eckert LS Accelerator GmbH 21 Elsevier B.V. 15, 64 Epigenomics AG 6 Eppendorf Vertrieb D GmbH XXIII EQT Partners 6 Eurofins Medigenomix GmbH 8, 9 Eurofins Scientific 8, 9, 10, 11 EUROIMMUN Med. Labordiag. 16 Evonik AG 12, 63 Evotec AG 20

© BIOCOM AG ® BIOCOM ist eine geschützte Marke der BIOCOM AG, Berlin

F f-star Biotechnology GmbH 24, 60 fasciotens GmbH 71

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Ferrosens 71 FGK Clinical Research GmbH 21 First Berlin Equity Research 25 Fördergesellschaft IZB 13, 19 Fresenius AG 25 G Gamma-Service-Gruppe 18 GATC Biotech AG 8, 9, 10, 11 GE-Healthcare 70 Genomic Health 59 GenSearch Consulting U2 GeSIM XII, XX Gilson Inc XI Gruschwitz Textilwerke AG 22 H Heidelberg Pharma AG High Tech Gründerfonds HMW Innovations AG

23 3, 12 U4

I IIBB Beteiligungsgesellschaft 21 IBM Watson 25 Idorsia Ltd. 7 InflaRx GmbH 70 infoteam Software AG VI, XVII Infrasolid GmbH 71 INSA 55 IntegraGen SA 9 Inthera Bioscience AG 20 Inveox GmbH 71 Ionctura SA 7 J/K Johnson & Johnson JSC Valenta Pharmaceuticals KfW Bankengruppe

7 21 12

L Labco XII LANXESS Deutschland GmbH 12 Leuze electronic GmbH + Co. KG VII LifeCodexx AG 9, 10 Loxo Oncology 58 M Macrogen Medicxi Medigene AG Merck & Co

9 20 57, 70 59, 60

Novo Seeds NRW Bank NürnbergMesse GmbH Nycomed GmbH

20 63 IX, XIX 63

O/P Omeicos Therapeutics 20, 70 Organix 71 Otto Bock Healthcare GmbH 6 PerkinElmer (LAS) Germany 16, II Pfizer 12, 13, XXI Provirex 71 PWC 25 Q/R Qiagen NV 12, 24 Roche AG 23, 25, 60 Rodos BioTarget GmbH 21 Roquette Freres SA 24 Roslin Cells Ltd 13 S Sächsische Aufbaubank 21 Samsung Bioepis 12 Sandoz AG 12 SAP AG 25 Sarstedt AG & Co XVIII Sartorius AG 25 Schnee Research 25 Shire plc 6 Signatope GmbH V Sloning BioTechnology GmbH 12 STADA Arzneimittel AG 7 STRATEC Molecular GmbH XVIII Sygnis AG 70 Synlab International GmbH XII Synvina 6 Sysmex Inostics GmbH 59 T Takeda Pharmaceuticals 23, 63 Tecan Deutschland GmbH X Tecan Group Schweiz XIII terraplasma GmbH 19 Terraplasma Medical GmbH 19 Themis Bioscience AG 13 Thermo Fisher Scientific XXI Tolerogenixx GmbH V Trokamed GmbH 18 Tubulis Technologies 71 TVM Capital 14

Abonnement! transkript.de/zeitschrift/abonnieren.html Merck KGaA 7, 13, 24 Merck Ventures 20 Microsynth AG 9 Miele & Cie. KG 18 miRdetect GmbH 71 MorphoSys AG 12, 25 Myelo Therapeutics GmbH 21 N Nestec SA New Link Therapeutics NMI TT GmbH nova-institut GmbH Novartis AG Novo Nordisk

6 60 20 6 20, 70 XII

V Valneva SA Ventaleon GmbH Verily Life Sciences Viratherapeutics GmbH W Wacker Biotech GmbH Wilex AG X–Z Xerion Pharmaceuticals AG Ypsomed AG Zürcher Kantonalbank

25 70 20 12 12 23, 70 70 25 25

|transkript. 7–8.2017.


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Picture: Dimitar Marinov / fotolia.com

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2 March 2018, Berlin, Germany Over it’s ten year’s history, the Berlin Conference has become a must-attend event for Life Science decision makers, business developers, investors and legal experts. The 11th conference will explore the exciting market for the development of novel antimicrobials and AMR diagnostics. › › › › › ›

Antimicrobial Market – Industry overview, SME engagement & financial insights Technology Perspective – New approaches to efficiently combat antimicrobial resistance Diagnostic Challenge – Promising molecular methods of detecting multiple drug resistance Legal Environment & Reimbursement – The challenges of bringing antimicrobials to the market R&D Trends – Research and development beyond antibiotics & public-private partnerships Start-up Pitch – Investor talk & new business models in the field of therapeutics and diagnostics

More information: www.berlin-conferences.com

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European Biotechnology NET WORK

Organisation: BIOCOM AG | Lützowstraße 33–36 | 10785 Berlin events@biocom.de | Tel. +49 (0)30 264921-53 | Fax +49 (0)30 264921-66


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