Jahrbuch 2017

Page 1

'17 30

VRNTZT. ZKNFT. GSTLTN. Schneller, kürzer, besser? Wird unsere zukünftige Welt kompliziert oder nur komplex? Das hängt vor allem von dem sinnvollen Einsatz neuer Technologien DE 3URƓWLHUHQ 6LH YRQ +HVVHQ DOV KRFKDWWUDNWLYHP Standort für die Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Wir informieren, beraten und vernetzen Unternehmen. Schnell und unkompliziert. Nutzen Sie uns als Impulsgeber. Save the date:

06. DEZEMBER 2017 Kap Europa, Messe Frankfurt / Main

INNOVATIONSKONGRESS 7(&+12/2*,(/$1' +(66(1 Weitere Informationen unter: www.technologieland-hessen.de

7(&+12/2*,(/$1' +(66(1

Vernetzt. Zukunft. Gestalten.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Jahrgang

Aus dem Inhalt Neuer Branchen-Report 30 Jahre Jahrbuch Diabetes-Therapeutika Onkolytische Viren Real World Data Express-Arzneizulassung Klimagas CO2 nutzen Unterschätzter Killer Sepsis Kreislauf vs. Müllflut Hoffnungsträger Exosomen Biologika als Pestizide 3D-Bioprinting Bioökonomie digital Chronik 2016/17 OECD-Firmenliste ISBN 978-3-928383-63-9 | 30 € | 33 SFr.


F3

U2

TU

RE4

NE3 TW

O4

RK

www.organotechnie.com

ORGANOTECHNIE SAS PEPTONES & HYDROLYSATES

GL

03

B2

The World’s No.1 Auf der weltweit größten Labormesse finden Sie alle Produkte und Lösungen für Ihr Industrie- und Forschungslabor. Die wissenschaftlich hochkarätige analytica conference, Weltneuheiten, Produktpremieren, einzigartige Live Labs, Sonderschauen, Foren und Fokustage warten auf Sie!

April 10–13, 2018 I analytica exhibition April 10–12, 2018 I analytica conference 26th International Trade Fair for Laboratory Technology, Analysis, Biotechnology and analytica conference www.analytica.de

AL2 Alles rund um Biotechnologie in einer Halle

 QUALITY The Quality Control Department is present at each step of the production process to ensure that products are manufactured to the highest quality standards and on a consistent basis. �

Microfiltered and UF Plant based Peptones (Soy, Wheat, Rice, Potato, Guar)

High stability and high fertility Malt Extracts

ISO 9001 version 2008

� Veterinary

agreement for animal peptones manufacturing (Regulation (EC) No 1069/2009)

Full traceability from raw materials to finished products

Kosher and Halal certificates

Non GMO certificates

HACCP system

    



Karl Th. PLATO KG Commercial agency - Trading company Pfarrer-Kraus-Str. 22 - 56077 Koblenz / Germany Phone 0049-261-38584 - Telefax 0049-261-35051 - email: info@plato-kg.de


BioTechnologie Jahrbuch 2017 Herausgegeben von Andreas Mietzsch | 30. Jahrgang


© BIOCOM AG, Berlin 2017 BioTechnologie Jahr 2017, 30. Jahrgang Herausgegeben von Andreas Mietzsch Beiträge: Thomas Gabrielczyk, Martin Laqua, Bernd Kaltwaßer, Sascha Karberg, Simone Ding, Sandra Wirsching, Helene Märzhäuser, Maren Kühr u. a. Gestaltung: Oliver-Sven Reblin, Berlin Herstellung: Benjamin Röbig Druck: Königsdruck, Berlin Verlag: BIOCOM AG, Lützowstr. 33–36, 10785 Berlin, Germany Tel. +49 (0)30 264921-0, Fax +49 (0)30 264921-11, eMail info@biocom.de Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Buches oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm, Datenträger oder einem anderen Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISSN: 0938-9342 | ISBN: 978-3-928383-63-9


Inhalt

Andreas Mietzsch

30 Jahre BioTechnologie Jahrbuch

Hans Loibner

5

30 Jahre Biotechnologie in Österreich

Sascha Karberg

86

Interview

9

Dominik Escher

Swiss Biotech – Vergangen- heit, Gegenwart, Zukunft

Adaptive Pathway – riskante Abkürzung

Hans-Georg Eichler, Senior Medical Officer der EMA

92

Advertorial

13

Firmenportraits

99

Martin Laqua

Diabetes: Geißel und Milliardenmarkt

Neue Studie

Die Biotechnologie-Branche in Deutschland 2017

17

126

Martin Laqua

Die neue Welt der Biopestizide

132

Thomas Gabrielczyk

Kreislaufwirtschaft: Wer stoppt die Müllflut?

Stefanie Heiden

34

Smarte Biologisierung: Bioökonomie digital

138

Martin Laqua

Immuntherapie: Onkolytische Viren

Sascha Karberg

40

Extrazellulär und vielversprechend: Exosomen

140

Interview

Mariola Söhngen, Mologen AG

47

Thomas Gabrielczyk

50

Advertorial

Sascha Karberg

Real World Data – ein Schuss Realität Helene Märzhäuser

Höhen und Tiefen – das Jahrbuch war immer dabei

58

Thomas Gabrielczyk

Sepsis: Rennen gegen die Zeit

3D Bioprinting: Pharmaforschung mit Organoiden 146

Analytica: die Leistungsschau der Laborbranche

151

Liste

Die dedizierten BiotechUnternehmen Deutschlands

153

66 Andreas Mietzsch

Schlusswort

Bernd Kaltwaßer

CO2: Gefahr für das Klima und Chance zugleich

76

Helene Märzhäuser

160

Chroniken 2016/2017

BioTechnologie Jahrbuch 2017

3|


Inserentenverzeichnis

Wir danken unseren Werbepartnern und empfehlen ihre Inserate der geschätzten Aufmerksamkeit unserer Leser.

....... U2

.......

7

.......

11

....... 5 5 , 57

.......

Institute

73

....... 79

for Ecology and Innovation

.......

accelerating biomedical innovation

15

Bio - central.......point of contact 32 for pharma and biotechnology in Munich and Bavaria

M European Biotechnology

....... 95

....... 97

NET WORK

....... 39

....... U3

consulting for founders-to-be, start-ups & SMEs grant & seed financing support pre-seed incubation & m4 award ....... 45 ....... U4 matchmaking, networking & partnering events, conferences & training representing Bavarian biotechnology world-wide investment opportunities Desweiteren bitten wir unsere Leser um gefällige Beachtung der Firmenprofile auf den Seiten central online platform: 99 bis 125. job exchange, company database BioTechnologie Jahrbuch 2017 |4 and much more


Editorial

30 Jahre BioTechnologie Jahrbuch – ein Blick zurück und viele nach vorn

Abb.: Anja Segschneider/BIOCOM AG

Es ist schon lustig, dass man sich gerät setzte sich in den Firmen nach drei Jahrzehnten so genau gerade erst durch, Mobiltelefoerinnern kann, was einen dane hingen an einem koffergromals bewegt und was man geßen Akku, an allgegenwärtige dacht hatte. Zumindest, wenn eMails oder gar das Internet war es eine so aufregende Zeit war noch lange nicht zu denken. wie bei mir: Im zweiten Jahr der Also galt es, wo immer möglich Gründung der heutigen BIOVisitenkarten zu sammeln und COM AG, ständig ganz dicht am Andreas Mietzsch die Daten abzutippen. Warum finanziellen Abgrund herumturHerausgeber des nur gab es kein Buch für die nend. „Vor 30 Jahren war ich BioTechnologie Jahrbuches entstehende Biotech-Szene, so ja noch nicht einmal geboren“, wie es dicke Wälzer für alle sagte unsere Kollegin Helene möglichen anderen TraditionsMärzhäuser kopfschüttelnd, branchen gab? Nun gut, wenn als sie das Gespräch mit Boris es so etwas (noch) nicht gab Mannhardt und mir führte, das auf Seite 58 ff abgedruckt und vielleicht auch andere so etwas auch gebrauchen ist. Nun, wie kam es damals eigentlich zum Jahrbuch? können, warum nicht selbermachen? Ein Jahr zuvor hatten wir das „Biotechnologie Nachrichtenmagazin“ auf den Markt gebracht, die erste wirtschaftsorientierte Fachzeitschrift für die „Zukunftstechnologie“ Biotechnik. Als junger Chef- oder besser Alleinredakteur war ich ziemlich unter Druck, denn ich kannte kaum jemanden, und wenn ich jemanden kennenlernte, wusste ich nicht, wie ich den oder die erreichen sollte. Nur zum Verständnis für Helene und ihre Altersgenossen: Das FaxBioTechnologie Jahrbuch 2017

Kaum hatten wir die Idee auf der 2. Biotechnica 1986 in Hannover ventiliert, stellten wir fest, dass auch schon andere an so einer Datensammlung arbeiteten. „Biotechnologie Informations-Knoten für Europa“ lautete der beeindruckende Titel, kurz BIKE. Das Logo ein niedliches Strich-Fahrrad. Angesiedelt bei der ebenfalls beeindruckenden Großforschungseinrichtung Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig, heute 5|


Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Chefin von BIKE und mutmaßlich einzige Mitarbeiterin war Ulrike Schömer, später Professorin für Informationsmanagement an der Hochschule Hannover und inzwischen im Ruhestand. Wir kamen jedenfalls zusammen und waren uns schnell einig, dass zwei Datensammlungen eine zuviel wären. Also warfen wir unsere Erkenntnisse im BIKE zusammen und BIOCOM machte ein Buch daraus. Auf dem Weg dahin mussten wir allerdings feststellen, dass beide den jeweils eigenen Datenbestand ein wenig zu euphorisch bewertet hatten: Zwei Einäugige können zwar Vize-Könige werden, aber nur im Land der Blinden. Zum Glück war die Biotech-Branche 1987 noch welpenblind, denn unsere erste Ausgabe des „Jahr- und Adressbuches“ verzeichnete zwar schon „1.300 Adressen aus dem deutschsprachigen Raum“, doch das war alles noch recht schnell zusammengetragen und wenig fundiert. Das Einleitungskapitel mit dem Titel „Wirtschaftliche Entwicklung der Biotechnik in der Bundesrepublik Deutschland“ steuerte Norbert Rau bei, der damals schon auf acht Jahre Erfahrung mit seiner „RauCon Bioindustrieberatung“ zurückblicken konnte. (Mit Biotechnologie seine Brötchen zu verdienen war damals übrigens fast unmöglich: Rau importierte Rattanmöbel, wenn ich mich recht entsinne, wir betrieben nebenher eine Kneipe.) Sein Fazit im Jahrbuch damals: „Visionäre vom Schlage eines Lee Iacocca sind gefragt, die analytisches Denken mit Phantasie und Kreativität zu verbinden wissen. Genau dies gebietet die gegenwärtige Situation, damit aus dem Technologieschub ein Marktsog wird.“ 1989 fiel (großartigerweise) die Mauer, doch die Biotechnologie rückte damit aus dem Fokus. Von „Zukunftstechnologien“ wollte man nichts mehr wissen, „Aufbau Ost“ war jetzt gefragt. Doch die Technologie wurde erfolgreich weiterentwickelt, von Jahr zu Jahr wurde das Jahrbuch dicker, die Datenbasis besser und die Statistiken aussagekräftiger. BIKE wurde nach der Wiedervereinigung auf sein DDR-Pendant „Wer, was, wo in der Biotechnologie“ verschmolzen, eine Einheit der Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Eleonore Poetzsch. Kurzzeitig beim „Fachinformationszentrum FIZ Chemie“ angesiedelt, wurde dem Projekt Mitte der 1990er die Finanzierung gestrichen, so dass die Datenbank schließlich von BIOCOM wieder selbst übernommen wurde. Poetzsch ging als Professorin für Informationswirtschaft an die Fachhochschule Potsdam. Die BioRegio-Initiative 1997 wendete das Blatt, Biotechnologie wurde auch in der Öffentlichkeit wieder ein Thema. Damals war das Jahrbuch ein wunderbares Beispiel |6

für den Wahrheitsgehalt des Sprichwortes „Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande.“ Das Land Berlin kaufte für 26,80 DM ein Jahrbuch und für 1 Mio. DM eine Beratung von Roland Berger. Beim BioRegio-Wettbewerb landete die Stadt knapp hinter den drei Siegern auf dem undankbaren vierten Platz. Nach der Verkündung der Entscheidung auf großer Bühne in Bonn fragte ich die betreten dreinblickende Berliner Truppe, warum sie denn den Datenschatz in ihrer eigenen Stadt nicht für die Bewerbung genutzt hatten. „Ja, wenn wir das gewusst hätten …“, lautete die konsternierte Anwort. Nun, lesen bildet, dachte ich mir damals. Ende der 90er Jahre wurde die Biotechnologie erst in den Aufwärtssog des „Neuen Marktes“ gezogen, um dann im Jahr 2000 im Abwärtsstrudel gnadenlos mit unterzugehen. Viele der damals notierten Firmen war einfach nicht börsenreif, der Imageschaden für die Branche hallt bis heute nach. Das Jahrbuch war in diesen Jahren auch für Investoren, Anleger und Zocker ein beliebtes Nachschlagewerk. Im Jahr 2005 gewann die BIOCOM AG die Ausschreibung des Bundesforschungsministeriums für eine neue Informationsplattform Biotechnologie. Die tiefe Marktkenntnis, die fast zwei Jahrzehnte Unternehmsbefragungen gebracht hatten, mag dabei eine Rolle gespielt haben. Zur neuen Plattform biotechnologie.de gehörte jedenfalls die Firmenerhebung und die Veröffentlichung der Daten online. Nahezu zeitgleich erarbeitete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris einen statistischen Rahmen für die Erhebung von Biotechnologie-Daten. BIOCOM konnte seine langjährigen Erfahrungen beisteuern. Dieses „Framework for Biotechnology Statistics“ führte erstmals zu einer echten internationalen Vergleichbarkeit der langsam reifenden Biotech-Branche in den verschiedenen Ländern. Nach dem Auslaufen der Förderung 2015 führt BIOCOM die Befragungen nach OECD-Standards in Eigenregie fort. Zudem konnten 2013 in der Schweiz und 2011, 2013 und 2015 in Österreich ebenfalls Erhebungen nach OECD-Standards durchgeführt werden. Die Rolle der Adresssammlung ist mit dieser Jubiläumsausgabe des BioTechnologie Jahrbuches endgültig Geschichte. Doch die Entwicklung geht weiter, eine Zwischenstandsmeldung zur Jahresmitte werden viele weiterhin mit Interesse lesen. Schauen wir nach vorne, in die spannenden Zeiten der kommenden Biologisierung der Industrie. Wer immer professionell mit der Biotechnologie in Deutschland, der Schweiz und Österreich zu tun hat, für den gibt es auch in Zukunft das BioTechnologie Jahrbuch. BioTechnologie Jahrbuch 2017


Scientific excellence Customised solutions Personal accountability MLM Medical Labs is one of the leading Central Labs for clinical trials in Europe. For further information please contact Dr. Katja Neuer at kneuer@mlm-labs.com or visit us at www.mlm-labs.com.

MLM Medical Labs GmbH Dohrweg 63 41066 Mรถnchengladbach Germany


CHRONIK Life Sciences-Magazin I 22. Jahrgang

6/2016

In Mainz entsteht ein neuer Biotech-Konzern

Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Investor Patrick Van Beneden setzt auf den Durchbruch der Neurostimulation zur Therapie von Querschnittslähmung.

Biontech AG

Ein neuer BiotechKonzern entsteht

Ribolution:

Krebs:

SPEZIAL: Biomanufacturing

Das Fraunhofer-Konsortium will nicht-kodierende RNA als Next Generation Diagnostics entwickeln

Barmer GEK erstattet erstmals Bluttest zur DNA-basierten Krebsanalyse von Neo New Oncology

Lohnherstellung wird für immer mehr Biotech-Unternehmen zur strategischen Option

01_tk6_16_Titel.indd 1

20.05.2016 12:25:51 Uhr

6 |'16

Die Biontech AG mausert sich zu einem der größten privat finanzierten Biotech-Konzerne Europas: Mit Bayer bereitet sie ihre mRNA-Technologie für den Einsatz in der Tier­medizin vor und kauft 4SC‘s Wissen rund um niedermolekulare Wirkstoffe ein.

Erstmals geht eine Krankenkasse für Krebstest in Vorleistung Eine Erstattung von Bluttests zur DNA-basierten Krebsanalyse war in Deutschland bisher nicht in Sicht. Doch seit Mai 2016 bezahlt die Barmer GEK erstmals im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrages den Sequenzierungstest „Neoliquid“ der Kölner NEO New Oncology.

Revolution der nicht-kodierenden Riobonukleinsäuren Bis Mitte 2018 will die Fraunhofer Zukunftsstiftung 25 Mio. Euro in das Konsortium „Ribolution“ investieren und damit die Entwicklung einer nicht-kodierenden RNA-Diagnostik vorantreiben. Im April 2016 eröffnete das Ribolution Biomarker Center in Leipzig.

Greenpeace heizt mit neuen TTIPDokumenten GVO-Debatte ein Greenpeace zufolge belegen interne EU-Dokumente, dass US-Repräsentanten die Europäische Kommission drängen, neue Züchtungsverfahren gegen bestehendes Gentechnikrecht durchzuwinken. Experten finden in den Papieren jedoch nur altbekannte Positionen.

EU fördert computergestützte Krebssimulation Tumorzellen wachsen unberechenbar. Mittels Computer­simulation wollen Wissenschaftler eine Plattform entwickeln, die das Tumorverhalten unter bestimmten Bedingungen als Gesamtsystem vorhersagen kann. Dafür stellt die EU dem Projekt „CanPathPro“ von 2016 bis 2021 insgesamt 11 Mio. Euro zur Verfügung.

|8

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Grußwort

30 Jahre Biotechnologie in Österreich – (ein persönliches Liebesbekenntnis)

Als ich gefragt wurde, ob ich war ich gefragt worden, ob einen Essay über Österreich anich einen Antikörper reinigen lässlich der „30 Jahre BioTechkönnte, der bei der Fachabteinologie Jahrbuch“ schreiben lung Schwierigkeiten gemacht würde, habe ich „ich versuch hatte. „Na klar“, war meine es“ geantwortet. Und dann Antwort, mit dem kleinen Hamein Handy hergeholt und es ken, dass ich damals gar nicht 2017 minus 30 rechnen lassen. so genau wusste, was ein AntiIch wollte sichergehen, welchen Dr. Hans Loibner, körper eigentlich überhaupt ist Zeitraum ich da abdecken sollVorstand der ... Das war im damaligen Sante. Und mir wurde rasch klar, Apeiron Biologics AG, Wien doz Forschungsinstitut in Wien; dass ich keinen trockenen Beidort war man, durchaus visiotrag mit Statistik liefern würde, när – auch biotechnologisch zum Beispiel was welche Firma tätig. Impfstoffe, rekombinante oder akademische Institution Proteine, Antikörper – eine hein Österreich in dieser Zeit erreicht hat. Da könnte man roische Zeit. Wir hatten diese Aufreinigung dann damals eine lange Liste machen; aber dafür gibt es Fachliteratur auch geschafft, und seitdem hat mich Biotechnologie in und Google et al. Ich wollte meinen eigenen Blickwinkel vielen Facetten nie mehr losgelassen. einbringen und skizzieren, warum Biotechnologie für so viele Menschen und für ein Land wichtig ist, und warum Was ist an Biotechnologie so faszinierend? Sie ist so es lohnend ist, sich dafür zu engagieren. spannend wie das Leben; auf diesem beruht sie ja, wie der Name sagt. Und Biotechnologie gibt es – in weiterem 1987 also: Ich war 40 und Vater von vier Kindern, für Sinn – weit länger als 30 Jahre. Wein oder Bier produdie ich – um zum Thema zu kommen – viel zu wenig zieren, Penizillin fermentieren, Brot backen, ImpfstofZeit hatte. Der Grund war mein Job im Bereich der Bio- fe herstellen, auch Dieseltreibstoff raffinieren, und und technologie; ich bin dort 1985 hineingerutscht. Damals und – das alles kommt aus der Natur, aus dem βιοσ, und BioTechnologie Jahrbuch 2017

9|


Menschen haben es mittels Technologie erzeugbar und nutzbar gemacht. Ein besonders wichtiger Aspekt der Biotechnologie liegt in der Medizin („rote Biotechnologie“). Biotechnologische Medikamente sind aus dem medizinischen Spektrum nicht mehr wegzudenken, und in den letzten Jahrzehnten ist da weltweit – und auch in Österreich – unglaublich viel passiert. Die Biochemie Kundl, die Immuno AG, das Sandoz Forschungsinstitut, Boehringer Ingelheim, die Universität für Bodenkultur, um einige zu nennen; alle nicht wegzudenken bei der frühen Entwicklung von medizinischer Biotechnologie in Österreich. Und dann kam eine neue Entwicklung letztlich auch nach Österreich (wir sind meist ein bisserl später, aber dafür gut): Biotech! Kleine Unternehmen, gekennzeichnet durch innovative Ansätze, viel Entrepreneurship, eine Menge Mut, und fast immer (zu) wenig Geld. Start-ups, die aus dem Gefüge und den althergebrachten Denkmustern von großen Pharmaunternehmen ausbrechen wollen und risikoreiche, neue, spannende Themen aufgreifen, medizinisch oft „neue Ufer suchen“ – und den großen wissenschaftlichen und kommerziellen Erfolg. Wie vieles kam dieser Ansatz aus den USA, mit so berühmt gewordenen Beispielen wie Genentech, Amgen und viele andere. Und ich war da dabei, sagte „Adieu“ zu Big Pharma und gründete 1999 zusammen mit meinem ehemaligen Sandoz-Chef ein österreichisches Biotech-Unternehmen. Ein anderes war wenige Monate zuvor ins Leben gerufen worden. Intercell und Igeneon wurden für einige Zeit „Vorzeigeunternehmen“ der jungen Biotech-Szene in Österreich. Wir waren stolz auf diese Szene und hatten auch große Ziele: beispielsweise als Standort besser zu werden als Martinsried in Deutschland. Mit dieser Vision traten wir im Jahr 2000 auf der BIO Convention in Boston auf – das Geschäft lebte und lebt ja von stolzen

| 10

und mutigen Visionen. Eine Reihe von österreichischen Biotechs kamen, und einige gingen wieder. Aber auch das gehört zum Konzept: no risk, no fun. Biotech in Österreich ist zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden, mit vielen tausenden Beschäftigten, und international beachtet. Es wäre schön, wenn die Szene hierzulande weiter wachsen würde, mehr Menschen den Mut entwickeln, unternehmerisch auf diesem Gebiet tätig zu werden. Eine regionale und nationale Förderszene für den Start von solchen Unternehmen ist in Österreich gut entwickelt, für die Weiterführung wird es dann aber oft finanziell schwierig. Es wäre wichtig, wenn bei uns mehr Investoren bereit wären, dieses Hochrisikogebiet zu finanzieren. Das gilt sowohl für private als auch für institutionelle Geldgeber. Um diesen Appetit zu steigern, braucht es vor allem Erfolge: Wir konnten unlängst zeigen, was für ein kleines Biotech-Unternehmen in einem kleinen Land möglich ist. Der Olymp ist wohl die Marktzulassung eines BiotechMedikamentes, das schwer erkrankten Patienten helfen kann – und kommerziell attraktiv ist. Marktzulassungen aus der österreichischen Biotech-Szene gibt es: vor einigen Jahren von Intercell mit einem Impfstoff und jetzt im Mai 2017 von Apeiron Biologics mit einem Antikörper zur Therapie des pädiatrischen Neuroblastoms. Für Letzteres war ich verantwortlich. Ein schöner Erfolg nach mehr als 30 Jahren in einem Geschäft, das einen zwischendurch wegen der Komplexität verzweifeln lassen kann, aber trotzdem wegen der Perspektiven nicht mehr loslässt. Und daher, wenn in 30 Jahren wieder wer anklopft, ob ich einen Essay über Biotechnologie in Österreich schreiben möchte: Ich bin gerne dabei – man muss ja Visionen haben in diesem Geschäft!

BioTechnologie Jahrbuch 2017


„Der weltweit einzigartige Ruf des IZB als Hotspot für Life Sciences hat sich für uns bestätigt.“ Johan Skog, John Boyce, Mikkel Noerholm (v.l.n.r.) Exosome Diagnostics GmbH IZB Unternehmen

SIE HABEN DIE IDEE. WIR HABEN DEN STANDORT. Starten Sie Ihr Life Science-Unternehmen dort, wo die Welt neu entdeckt wird.

Æ 26.000 m² modernste Büros und Labore (S1&S2) in Martinsried bei München Æ Im Zentrum des Campus Martinsried: Max-Planck-Institut für Biochemie und Neurobiologie, zwei Elite-Universitäten TUM & LMU, Klinikum Großhadern u.v.m. Æ *HRJUDĆ VFKH +HLPDW I¾U ¾EHU %LRWHFK )LUPHQ Fördergesellschaft IZB mbH Am Klopferspitz 19 82152 Planegg/Martinsried

Æ Faculty Club G2B, IZB Residence CAMPUS AT HOME (nur für Gäste des Campus Martinsried/Großhadern), Konferenzräume bis zu 100 Personen, zwei Restaurants und zwei Kindergärten direkt vor Ort

Tel. + 49 (0)89.55 279 48-0 Fax + 49 (0)89.55 279 48-29 info@izb-online.de www.izb-online.de

HIER ENTSTEHT ZUKUNFT


CHRONIK Riskante Abkürzung für die Medikamentenzulassung Seit 2014 hat die EMA 11 Entwicklungsprojekte über das beschleunigte Zulassungsverfahren „Adaptive Pathways“ bewilligt. Institutionen üben Kritik und mahnen vor mangelnder Evidenz und einem geringeren Patientenschutz des Verfahrens.

Mologen setzt alles auf eine Karte Der Berliner Wirkstoffentwickler Mologen lagert seine Produktion aus und streicht Forschungsprojekte sowie 17 Arbeitsplätze. Alles, um sich auf den aussichtsreichsten Kandidaten der Pipeline zu konzentrieren – die zelllbasierte Krebsvakzine Lefitolimod.

7 |'16 8

Hohe Kosten durch EarlyCertainty-Initiative des EPA Zunächst ging es dem Europäischen Patentamt darum, „den Rückstau an laufenden Prüfungsverfahren abzu­ arbeiten“, doch was das EPA jetzt plant, beunruhigt die Branche: Obligatorisch verkürzte Einspruchs- und Prüfungszeiten drohen zu hohen Kosten und geringerer Qualität der Prüfung zu führen.

Fresenius Medical Care startet Gewebezuchtfirma Um Therapien mit Stammzellen und extrazellulären Vesikeln in die Klinik zu bringen, gründet Fresenius Medical Care eine Tochterfirma in der Schweiz: Seit August 2016 konzentriert sich die Unicyte AG auf Forschung und Therapie mit Leberstammzellen.

Keine EU-Förderung mehr für die Forschung in Großbritannien? ie durch das Brexit-Referendum im Juni 2016 ausgeD löste Unsicherheit zeigt bereits Folgen – zuallererst für britische Forschungsinstitutionen, die ihre Drittmittel zum überwiegenden Teil aus EU-Töpfen beziehen. Dem Land drohen Fördergelder in Milliarden-Höhe wegzubrechen.

| 12

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Grußwort

Swiss Biotech – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Drei Jahrzehnte gelten geGründung der VSBU (Vereinimeinhin als eine Generation. gung der Schweizer BiotechBereits vor 30 Jahren ist das nologie-Unternehmen) war das erste BioTechnologie Jahr- und vom Schweizer Nationalfonds Adressbuch erschienen. Schon (SNF) finanzierte Schwerpunktin dieser Erstausgabe 1987 programm Biotechnologie (SPP waren 49 ForschungsinstitutiBiotech). Im SPP Biotech wuronen und 138 Unternehmen den zwischen 1992 und 2001 in der Schweiz aufgelistet, die Dominik Escher mehr als 156 Millionen CHF sich mit der noch jungen BioPräsident der (65% Bundesmittel, 20% HochSwiss Biotech Association technologie beschäftigten. Daschulmittel, 16% Industriefinanrunter viele auch heute noch zierung) investiert. Der Fokus aktive Firmen, zum Beispiel lag auf der Förderung von ForBioengineering, Infors, MBR, schungskooperationen zwischen Lonza oder Bachem, um nur Hochschulen und Industrie und einige zu nennen und von den großen biopharmazeu- der Professionalisierung des Technologietransfers durch die tischen Unternehmen ganz zu schweigen. Die Schweiz eigens für das Programm gegründete Technologietransferwar schon früh an der vordersten Biotech-Front dabei: stelle Biotectra (danach Unitectra). Wissenschaftlich unter anderem dank der Arbeit von Werner Arber und seiner Entdeckung der Restriktionsen- Um der damals noch jungen Biotech-Branche eine Stimzyme (1967, Nobelpreis 1978) und wirtschaftlich 1978 me zu geben, wurde im März 1998 mit ca. 60 Firmenmit der Gründung der Firma Biogen in Genf, eines der mitgliedern die VSBU gegründet. Die Zeit drängte, die ältesten unabhängigen Biotech-Unternehmen der Welt. Abstimmung zur Genschutzinitiative stand bevor und der Dialog mit der Öffentlichkeit musste gesucht werDie Geschichte des Industrieverbandes Swiss Biotech den. Auch damals wurden Arbeitsgruppen gegründet, Association beginnt einiges später. Katalysator für die und die aktuellen Themen Forschungspolitik, TechnoloBioTechnologie Jahrbuch 2017

13 |


gietransfer, Kommunikation und Regulatory Affairs sind heute die gleichen wie in den letzten 20 Jahren. 2003 in Swiss Biotech Association umbenannt, haben sich die Inhalte des Industrieverbandes nicht geändert. Die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen, die Vernetzung der nationalen und internationalen Interessensgruppen, die Kommunikation der Leistungen der Branche und die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern sind und bleiben im Zentrum der Aktivitäten. Ein Höhepunkt der Zusammenarbeit mit dem BioTechnologie Jahrbuch war zweifellos die erste Firmenumfrage nach OECD-Standards, die die BIOCOM AG im Jahr 2013 im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) im Eidgenössischen Department für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) in Kooperation mit der SBA durchführte. Damals wurden 146 dedizierte Biotech-Unternehmen mit 4.300 Mitarbeitern gezählt, dazu 51 biotechnologisch aktive Konzerne mit 13.800 Mitarbeitern in biotechnisch ausgerichteten Unternehmensbereichen. Im internationalen Auftritt gelang es der Swiss Biotech Association, die regionalen Biotech-Cluster (BioAlps, BioPolo, BioValley Basel, Zurich MedNET) zusammen mit der Schweizer Börse, jetzt SIX Swiss Exchange, zur Marketing-Allianz „Swiss Biotech“ zu vereinen. Dieser gemeinsame Auftritt auf internationalen Ausstellungen und Konferenzen, unterstützt durch die Switzerland Global Enterprise, war bis 2013 ein Erfolgsmodell. Die Finanzierung des Industrieverbandes beziehungsweise seiner Aktivitäten für die Mitglieder ist und bleibt eine Herausforderung. Um möglichst allen KMUs die Mitgliedschaft zu ermöglichen, sind die Jahresbeiträge möglichst tief gehalten und alternative Finanzierungsmodelle wurden über die Jahre notwendig. Dank TechnologietransferFörderinitiativen der Kommission für Technologie und Innovation wie den WTT-Konsortien (von 2005 bis 2012) und den Nationalen Thematischen Netzwerken (von 2013 bis 2018) konnte die Swiss Biotech Association ihre

| 14

Aktivitäten und ihre Mitgliederbasis ständig erweitern. Die Komplexität der Themen der Life Sciences aus Wissenschaft und dem regulatorischen Umfeld potenzieren sich mit den internationalen und nationalen Rahmenbedingungen. Der starke Franken (2010/2011), die Konsequenzen der Abstimmung gegen die Masseneinwanderungsinitiative (2014), die Aufhebung des EuroMindestkurses für den Schweizer Franken (2015) hatten erhebliche Konsequenzen für die auf Export und hochqualifiziertes Personal angewiesenen Biotech-Unternehmen der Schweiz. Dank der soliden Vernetzung mit der Forschungsbasis in den Hochschulen und dem Engagement der hochqualifizierten Angestellten meisterte die Schweizer Biotechnologie bisher alle Herausforderungen und hat sich positiv weiterentwickelt. Nach dem jüngsten Swiss Biotech Report gibt es in der Schweiz heute 223 forschende Biotech-Unternehmen und 48 spezialisierte Zulieferer mit insgesamt 15.362 Mitarbeitern. Diese Zahlen sind allerdings nur bedingt mit jenen aus dem Jahr 2013 zu vergleichen, da sie nicht nach OECD-Standards, sondern nach den etwas anderen Vorgaben einer internationalen Unternehmensberatung erhoben wurden. Die Leistungen aus Forschung und Entwicklung in der Vergangenheit haben dazu beigetragen, dass biotechnologische Produkte (Health & Industrial) zum wichtigsten Exportsektor der Schweiz wurden. Und die Qualität und das Potential der Schweizer Patente wird sich auch in den nächsten Jahren in Innovationen für Gesellschaft und Umwelt manifestieren. Ich persönlich wünsche mir für die Zukunft der Biotech-Branche in der Schweiz, dass der Verband die Rahmenbedingungen weiter verbessern kann. So müssen wir unbedingt mehr Kapital in der Schweiz für die Finanzierung von jungen Biotech-Firmen zur Verfügung haben. Nur so können die vielen erfolgversprechenden Forschungsprogramme weiterentwickelt werden, damit in Zukunft viele Patienten von neuen und innovativen Behandlungen profitieren können, welche in der Schweiz erfunden und entwickelt wurden.

BioTechnologie Jahrbuch 2017


BESSER GRĂœNDEN Wir unterstĂźtzen High-Tech Start-ups professionell und kostenfrei Life Sciences

Chemie

Energie

Science4Life Venture Cup Bundesweiter Businessplan-Wettbewerb Weitere Informationen und Anmeldung unter

www.science4life.de

Eine Initiative von


CHRONIK Life Sciences-Magazin I 22. Jahrgang

9/2016

Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Evocatal und Aevotis fusionieren zu Evoxx. Firmenchef Thorsten Eggert setzt in Zukunft auf die Lebensmitteltechnologie.

Hauptversammlung: Die tiefen Gräben bei der Mologen AG sind immer noch nicht ganz zugeschüttet

Pro & Kontra: Taupitz versus Schmidt zu gruppennütziger Forschung an Nichteinwilligungsfähigen

SPEZIAL: Länderfokus Schweiz – die eidgenössische BiotechnikBranche ist weiter im Aufwind

Charpentier richtet sich in Berlin ein Ende 2015 ist die Nobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier als neue Forschungsdirektorin des MaxPlanck-Instituts für Infektionsbiologie nach Berlin gekommen. Nach anfänglichen bürokratischen Hürden ist sie nun gut angekommen.

CRISPR-Cas9

Eine verrückte Idee führt zum Weltruhm

01_tk09_16_Titel_alternativ.indd 1

25.08.2016 13:40:25 Uhr

9 |'16

Unstimmigkeiten bei der Mologen AG er Berliner Wirkstoffentwickler befindet sich nach D vollständigem Austausch des Vorstandes Mitte 2016 zwischen Unmut und Neustart. Auf der diesjährigen Hauptversammlung sorgte die neue Firmenchefin dennoch für Ruhe und räumte Fehler im Hinblick auf die Lizenzaktivitäten für den Hauptentwicklungskandidaten Lefitolimod ein.

Zittern in der Schweiz Bis Ende 2016 wird die Schweiz noch teilassoziiertes Mitglied im Horizon2020-Forschungsprogramm der EU sein. Die Nervosität unter Schweizer Wissenschaftlern steigt, denn ob das Land vollassoziiert wird oder in den Drittstatus zurückfällt, steht noch in den Sternen.

Partei für Gesundheitsforschung kann gewählt werden In Berlin tritt Deutschlands erste Partei für Gesundheitsforschung zur Abgeordnetenhauswahl im September an. Als erstes fordern ihre 100 Mitglieder, 250 Mio. Euro für die Alternsforschung einzusetzen.

Ernüchterung in der Krebsimmuntherapie Erstmals berichten Unternehmen in diesem Sommer über das Scheitern und die Resistenzbildung gegen einen Checkpoint-Inhibitor, eine zielgerichtete immuntherapeutische Behandlungsmethode.

| 16

BioTechnologie Jahrbuch 2017


2017

Daten und Fakten

Die deutsche BiotechnologieBranche

BioTechnologie Jahrbuch 2017 Abb.:agsandrew/istockphoto.com

17 |


Die deutsche Biotechnologie-Branche

B

Bereits seit 30 Jahren analysiert die

wie „Liquid Biopsy”, Immunonkologie, Infekti-

BIOCOM AG die deutsche Biotech-

onskrankheiten oder Zelltherapien – Biotech-

nologie-Branche und konnte in den

Unternehmen “made in Germany” sind sehr

vergangenen Jahren einen überraschend kon-

versiert darin, entsprechende Lösungen oder

stanten Aufwärtstrend beobachten. Auch im

Technologien bereitzustellen. Die Ergebnisse

Jahr 2016 wurde dieser Trend noch einmal be-

der aktuellen Erhebung zeigen, dass das der-

stätigt, deutsche Biotech-Unternehmen ver-

zeitige Wachstum auf dem Erfolg vieler Unter-

dienten mehr Geld und hatten mehr Beschäf-

nehmen aus allen Teilbereichen und im ganzen

tigte als je zuvor.

Land basiert.

Die gute Nachricht ist: Diese Entwicklung ist

Auch die finanzielle Situation spiegelt einen

nicht neu, sondern steht für einen stetig wach-

nachhaltigen Wachstumstrend wider. Auf der

senden Sektor. Sie spiegelt eine neue Stär-

einen Seite konnten eine ganze Reihe von

ke der Kapitalisierung von Technologien und

zweistelligen VC-Runden sowie einige große

Wissenschaft und deren Umwandlung in Pro-

Multimillion-Euro-Deals mit Pharmafirmen ver-

dukte und Dienstleistungen wider. Offensicht-

zeichnet werden. Andererseits fanden mehre-

lich konnten in den vergangenen Jahren viele

re kleinere Runden mit lokalen oder regionalen

deutsche Unternehmen ihr Know-how in Ka-

Investoren statt. Darüber hinaus scheint sich

pital umwandeln und in Personal investieren.

das Crowdfunding als weiterer Pfeiler im Fi-

Noch nachhaltiger macht diese Entwicklung,

nanzsektor zu etablieren, um die Finanzierung

dass sie vor allem in kleinen und mittleren Un-

von Start-ups oder jüngeren Unternehmen mit

ternehmen beobachtet wird.

einem geringeren Kapitalbedarf zu unterstützen. Ein weiterer positiver Aspekt im Jahr 2016:

Außerdem zeigen die letzten beiden Jahre deut-

die Zahl der neuen Unternehmen verdoppelte

lich die zunehmende Attraktivität deutscher

sich im Vergleich zum Vorjahr, was ein Zeichen

Biotech-Unternehmen auf internationaler Ebe-

für eine neue Gründungswelle im deutschen

ne. Nicht nur, wenn es um Finanzierungen geht,

Biotech-Sektor sein könnte.

sondern auch bei Lizenzvereinbarungen mit großen Pharmaunternehmen. Ein Grund dafür

Dieser Bericht liefert eine solide Datenbasis,

ist die hohe Kompetenz bei aktuellen Themen

die den Sektor kohärent beschreibt.

Tab. 1: Eckdaten der Biotech-Branche in Deutschland 2008

2009

2010

2011

Anzahl dedizierter Biotech-Unternehmen

501

531

538

552

Anzahl sonstiger biotechnologisch aktiver Unternehmen

92

114

125

126

Mitarbeiter (dedizierter Biotech-Unternehmen)

14.450

14.950

15.480

16.300

Mitarbeiter (sonstiger biotechnologisch aktiver Unternehmen)

15.520

16.650

17.000

17.570

Umsatz (dedizierter Biotech-Unternehmen in Mrd. Euro)

2,19

2,18

2,37

2,62

F&E-Aufwendungen (dedizierter Biotech-Unternehmen in Mrd. Euro)

1,06

1,05

1,02

0,98

| 18

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Wachstumsmotor Biotechnologie Die Biotechnologie hat sich in Deutschland als Wachstumsmotor etabliert. Alle Kennzahlen wie Mitarbeiter, Umsatz und F&E-Ausgaben waren 2016 auf einem Allzeithoch. Als Treiber gelten vor allem medizinische Innovationen, aufwärts ging es aber auch bei der „Grünen Chemie”. Hinsichtlich der wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen war 2016 das bisher beste Jahr für die deutschen BiotechBranche. Entsprechend der OECD-konformen Unternehmensbefragung, die die BIOCOM AG seit 2005 jährlich über die Informationsplattform biotechnologie.de durchführt, hat der Umsatz des deutschen Biotech-Sektors bereits zum dritten Mal die Drei-Milliarden-Euro-Hürde übersprungen (siehe Tab. 1), ein kräftiger Zuwachs um 8% auf 3,54 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr.

Kennzahlen auf einem Allzeithoch Ähnlich positiv ist der Trend bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E): Mit 1,1 Mrd. Euro (+6,3%) hat sich dieser Wert nun zum zweiten Mal seit 2010 (siehe Abb. 3) über der Milliardenmarke stabilisiert (2015: 1,04 Mio. Euro). Mit insgesamt 20.280 Mitarbeitern (2015: 19.010) gab es mehr Beschäftigte als je zuvor in den Biotech-Unternehmen, die ganz oder überwiegend mit modernen biotech-

2012

2013

2014

2015

2016

565

570

579

593

615

128

130

131

133

137

17.430

16.950

17.930

19.010

20.280

17.760

18.450

19.200

20.250

22.000

2,90

2,86

3,03

3,28

3,54

0,93

0,90

0,95

1,04

1,10

BioTechnologie Jahrbuch 2017

615

dedizierte Biotech-Unternehmen in Deutschland

nologischen Methoden beschäftigt sind. Die Gesamtzahl dieser dedizierten Unternehmen stieg auf 615 (2015: 593). Die nachfolgenden Zahlen und Schlussfolgerungen beziehen sich lediglich auf die „dedizierten” Biotechnologie-Unternehmen im Sinne der OECD (Methodik siehe S. 29).

Stabile Finanzierungssituation Bei den Finanzierungsbedingungen zeigte sich ebenfalls eine stabile Situation, obwohl die Rekordzahlen von 2015 nicht erreicht werden konnten. Im Jahr 2016 wurden rund 505 Millionen Euro in deutsche BiotechUnternehmen investiert, ein Rückgang um 8,2% im Vergleich zum Vorjahr (2015: 550 Mio. Euro). Ein großer Teil des Geldes (216 Mio. Euro) ging in den privaten Sektor, die Mehrheit des Kapitals (258 Mio. Euro) wurde in börsennotierte Unternehmen investiert. Im Jahr 2016 fand ein deutscher Biotech-Börsengang (31,5 Mio. Euro) statt.

Gesamtmitarbeiterzahl auf Rekordhoch Generell kann ein anhaltendes Interesse der Industrie an biotechnologischen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen verzeichnet werden. Dies belegt eine konsequent hohe Anzahl von Unternehmen, in denen die Biotechnologie nur einen Teilaspekt der Geschäftstätigkeit darstellt. Dazu gehören u. a. Unternehmen aus der Pharma-, Chemie-, und Lebensmittelindustrie. In den biotechnologisch ausgerichteten Bereichen dieser 137 „sonstigen biotechnologisch-aktiven” Unternehmen (2015: 133) waren 2016 insgesamt 22.000 Personen beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr (2015: 20.250) entspricht dies einem Wachstum von 8,6%. Zum ersten Mal stieg damit die Gesamtbelegschaft in der kommerziellen Biotechnologie über die 40.000-Marke auf 42.280 (2015: 39.260), + 7,7%), siehe Tab. 1. 19 |


Stark in medizinischer Biotechnologie

20.280 Beschäftigte in dedizierten Biotech-Unternehmen 2016

Abb. 1: Tätigkeitsschwerpunkte dedizierter

Hinsichtlich der inhaltlichen Schwerpunkte des deutschen Biotech-Sektors ist das Bild seit Jahren konstant. Die Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen oder neuen Diagnostika steht im Fokus vieler Biotech-Unternehmen (siehe Abb. 1). 306 Unternehmen (49,8%) gehören zum Bereich der „roten” Biotechnologie – ein seit Jahren stabiler Anteil, der 2016 ein Umsatzplus von 8,1% (2,5 Mrd. Euro) und einen Anstieg der F&E-Ausgaben von 6,6% verzeichnete (911 Mio. Euro).

Biotech-Unternehmen* 31,5%

5,4%

49,8%

Großes Interesse an Immuntherapien

31.5% Gesundheit/Medizin Agrobiotechnologie Industrielle Biotechnologie Nicht-spezifische Dienstleistungen Bioinformatik 10,2%

3,1%

* nur eine Angabe pro Unternehmen

Die große Mehrheit der Unternehmen (158) befindet sich entweder im präklinischen Stadium der Therapeutika-Entwicklung, entwickelt Technologieplattformen oder bietet diese als Dienstleitung an (siehe Abb. 2). Hier zeigte 2016, dass deutsches Know-how stärker nachgefragt ist als je zuvor. Wie bereits im vergangenen Jahr konnten deutsche Biotech-Unternehmen mit großen Finanzierungsrunden unter Beteiligung ausländischer Investoren punkten. Die größte Finanzierung im Jahr 2016 konnte die Martinsrieder iOmx Therapeutics AG verbuchen.

Abb. 3: Umsatz und F&E-Ausgaben der dedizierten Biotechnologie-Unternehmen Mio. €

Umsatz

F&E-Ausgaben

3.000 2.191

2.500

2.011

+10,5% +8,7%

−0,3%

+9%

1.759

2.374

2.184

+14%

2.000

1.500

1.061

1.049

971

1.046

1.015

1.000 +1,1%

+8%

−1,4%

−3%

500

0 2006

| 20

2007

2008

2009

2010 BioTechnologie Jahrbuch 2017


Im Rahmen einer Erstrundenfinanzierung erzielte sie 40 Mio. Euro; verantwortlich dafür zeichnete ein InvestorenKonsortium, das vom US-amerikanischen Investor MPM Capital und den französischen Sofinnova Partners geleitet wurde. Basis des Unternehmens ist eine Screening-Plattform, mit der tumorspezifische Checkpoint-Inhibitoren auf Krebszellen identifiziert werden können. Eine starke Bindung an chinesische Forschungsgruppen half wiederum der in Jena ansässigen Inflarx GmbH, eine Finanzierungsrunde von 31 Mio. Euro für die weitere klinische Entwicklung des Antikörpers IFX-1 abzuschließen. Als neuer Investor stieg die Staidson Hongkong Investment Company ltd. (STS) ins Boot, weitere Unterstützung kam von der bm-t Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH, dem KfW-Konzern und mehreren anderen Anlegern.

Zweistellige VC-Runden Der Tübinger CureVac AG ist es gelungen, der 2015 geschlossenen Rekordfinanzierung in Höhe von 100 Mio. Euro weitere 26,5 Mio. Euro hinzuzufügen (siehe Tab. 3). Das frische Kapital kam von den neuen Investoren Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte (über die LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH, Stuttgart) und der

Abb. 2: Tätigkeitsschwerpunkte der dedizierten Biotechnologie-Unternehmen im Bereich Gesundheit/Medizin (nur eine Angabe pro Unternehmen) Diagnostika-Entwicklung

91 86 82 77 73

2016 2015 2014 2013 2012

Therapeutika-Entwicklung (ab Phase I) 57 53 51 48 55 Biotechnologie-Unternehmen mit Technologieplattform (inklusive sonstige Aktivitäten und präklinische Entwicklung) 158 156 154 150 145

3.545 3.284

2.619

−4%

+10,9%

−1,4%

975

937

−4%

2011

3.031

2.864

BioTechnologie Jahrbuch 2017

2013

+6,3%

+8,8%

+6,2%

2014

1.104

1.038

954

899

−3,7%

2012

+8,3%

+5,9%

2015

2016

© BIOCOM AG

2.903

+8,0%

21 |


Landeskreditbank Baden-Württemberg. CureVac will diese Mittel nutzen, um die Entwicklung innovativer Medikamente auf Basis des Botenmoleküls Messenger-RNA (mRNA) voranzubringen. Eine weitere zweistellige VC-Runde wurde von der deutsch-französischen Firma Allecra Therapeutics SAS abgeschlossen. Der Antibiotika-Spezialist hat in einer Serie B-Finanzierung 22 Mio. Euro eingeworben, um seine neuartigen Behandlungen zur Bekämpfung von multiresistenten Gram-negativen bakteriellen Infektionen weiterzuentwickeln. Geleitet wurde die Runde von Forbion Capital Partners und Sofinnova.

Zunehmende Bedeutung der Diagnostik

3,54 Mrd. € Gesamtumsatz dedizierter Biotech-Unternehmen 2016

Abb. 4: Medikamenten-Kandidaten dedizierter Biotechnologie-Unternehmen

Phase I

34 34

39

42 43

48+1* 48 49 48 49

Phase II

10 9 9 9 10 12 12 10 10 9

zugelassen

0

| 22

10

© BIOCOM AG

Phase III

2016 2015 2014 2013 2012

*  Inklusive pivotaler Studie der 4SC AG

20

30

40

50

Ein wachsender Teil des Biotech-Sektors (91 Firmen) widmet sich der Entwicklung von Diagnostika (siehe Abb. 2). Hier spiegelt sich die wachsende Anforderung wider, Krankheiten möglichst frühzeitig zu erkennen, um die Heilungschancen zu erhöhen. Immer größer ist auch der Bedarf an begleitender Diagnostik bei therapeutischen Behandlungen, wie z. B. für eine personalisierte Medizin bei Krebserkrankungen. Das Wachstum im Bereich Diagnostik wird durch einen starken Umsatzanstieg (1,79 Mrd. Euro, + 9,3%) und einen deutlichen Anstieg der F&E-Ausgaben (280 Mio. Euro, + 15,9%) unterstrichen, was die Bedeutung dieser Unternehmen für den deutschen Biotech-Sektor hervorhebt. Einige Finanzierungen wie die 4,25 Mio. Euro, die die Regensburger Lophius Biosciences GmbH einwerben konnte, oder das Darlehen über 25 Mio. Euro für die börsennotierte Curetis N.V. stehen beispielhaft für diesen positiven Trend.

Medikamentenentwickler mit voller Pipeline Insgesamt 57 deutsche Biotech-Unternehmen haben einen oder mehrere Kandidaten in der klinischen Entwicklung (siehe Abb. 4). In der Summe waren im vergangenen Jahr 101 biologisch aktive Substanzen in einer der drei Entwicklungsphasen (2015: 100). Die Etablierung einer soliden klinischen Pipeline ist zum Teil auf das allgemein hohe Interesse an Immunonkologie und Zelltherapien zurückzuführen. Darüber hinaus gelang es vielen deutschen Unternehmen, ihre Technologieplattformen in fortgeschrittene StaBioTechnologie Jahrbuch 2017


dien zu führen, aus denen mittlerweile klinische Projekte resultieren. So konnten z. B. die Autoimmun-Spezialisten von Berlin Cures den Start einer klinischen Phase I zur Behandlung von Kardiomyopathie vermelden. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 42 Wirkstoffe in Phase I gezählt (2015: 43). Die meisten klinischen Kandidaten deutscher Unternehmen befanden sich in Phase II, insgesamt 49 Substanzen (2015: 48). Zwar gab es wenig Veränderung in der Anzahl der Kandidaten, dennoch gab es Bewegung. Unter anderem hat die börsennotierte Firma Pieris, die durch ihre eigene Anticalin-Technologieplattform neue Biotherapeutika vorantreibt, eine neue Phase II-Studie mit ihrem Anämie-Wirkstoffkandidaten PRS080 abgeschlossen. Eine weitere neue Phase II-Studie wurde von der Münchener Multimmune GmbH begonnen, die sich auf neue Krebstherapeutika konzentriert. 4SC AG hat eine zentrale klinische Studie zur Beurteilung des epigenetischen Krebsmedikaments Resminostat für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Haut-T-Zell-Lymphom (CTCL) gestartet. Die Gesamtzahl der Phase-III-Kandidaten stieg in diesem Jahr auf zehn, wobei es sich in der Mehrzahl um noch andauernde Studien aus vergangenen Jahren handelt (siehe Tab. 2). Lediglich die Vasopharm GmbH aus Würzburg hat mit dem VAS203-Wirkstoffkandidaten eine neue Phase-III-Studie zur Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata begonnen. Zur Durchführung dieser Studie konnte das Unternehmen 20 Mio. Euro unter der Leitung der bestehenden Investoren Entrepreneurs Fund, Heidelberg Capital Private Equity sowie dem neuen Investor Fort Rock Capital aus Großbritannien einwerben.

Dienstleistungen als solides Geschäftsmodell Nach dem Gesundheitssektor besteht die zweitgrößte Säule der deutschen Biotech-Szene aus Unternehmen (194), die nicht in einem spezifischen Bereich aktiv sind. Hierzu gehören alle Unternehmen, die ausschließlich oder vorwiegend Dienstleistungen für andere BiotechUnternehmen erbringen oder als Zulieferer tätig sind. Im Jahr 2016 hatten diese Unternehmen einen Umsatz von 740,8 Mio. Euro (+ 7,4%) und F&E-Ausgaben von 113,5 Mio. Euro (+ 4,6%). Dies zeigt, dass das Dienstleistungsmodell seit 2011 ein Garant für kontinuierliches Wachstum innerhalb des deutschen Biotech-Sektors ist. Damals lag der Umsatz noch bei 556 Mio. Euro. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Tab. 2: Medikamenten-Kandidaten dedizierter Biotech-Unternehmen in klinischer Phase III Produkt

Indikation

AiCuris

Letermovir

Infektionskrankheit

Ascendis

ACP-001

Wachstumshormonmangel

DermaTools Biotech

Dermapro®

Wundheilung

Formycon

FYB201

Makuladegeneration

immatics biotechnologies

IMA901

Nierenzellkarzinom

Lipid Therapeutics

LT-02

Colitis ulcerosa

Mologen

MGN1703

Darmkrebs

Oncoscience

Theraloc

Ponsgliom

Paion

Remimazolam

Anästhesie

Vasopharm

VAS-203

Schädel-Hirn-Trauma

Tab. 3: Die größten Finanzierungsrunden privater Biotechnologie-Unternehmen 2016 Summe in Mio. Euro iOmx Therapeutics AG

40,0

InflaRx GmbH

31,0

CureVac AG

26,5

23 |


Abb. 5: Tätigkeitsschwerpunkte der dedizierten industriellen Biotechnologie-Unternehmen (Mehrfachnennung möglich)

Nahrungsmittel/ Futtermittel

34 33

Kosmetik 18

22 21 20

32 31 30 29

Pharmaproduktion

Chemie

18

Energie 9

2014 2013

0

20

23

20

14 13 13

10

© BIOCOM AG

2016 2015

37 36

20

Mehr Umsatz in der Bioökonomie 63 Unternehmen (2015: 60) entwickeln industrielle Anwendungen für verschiedene Branchen (siehe Abb. 5). Hier wird deutlich, dass die Bedeutung der industriellen Biotechnologie höher einzuschätzen ist, als die kleine Gruppe an Unternehmen vermuten lässt. Dies spiegelt sich auch in dem kräftigen Umsatzanstieg (267,6 Mio. Euro, +9,5%) dieser Unternehmen wider. Ein weiteres Indiz für die Dynamik in diesem Bereich ist die Übernahme der Berliner Organobalance durch die dänische Novozymes. Die Anwendung der Biotechnologie im Pflanzenzüchtungs- und Agrarsektor ist im Laufe der Jahre zurückgegangen, seit 2015 jedoch hat sich auch in der sogenannten „grünen” Biotechnologie die Situation leicht verbessert. Im Jahr 2016 erwirtschafteten die 19 Unternehmen ein Umsatzplus von 2,8% (33,2 Mio. Euro).

30

Neue Start-up-Dynamik

Abb. 6: Anzahl der jährlichen BiotechnologieNeugründungen seit 2011 Wie in Q1 des Folgejahres berichtet Aktueller Stand von Q1/17

40

40

Mit insgesamt 20 Start-ups, die bis April 2017 bereits erfasst werden konnten, hat sich die Gründungsdynamik im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt und nun das Niveau von 2012 erreicht. Wie in Abbildung 6 deutlich wird, werden im Laufe eines Jahres weitere Gründungen bekannt, daher ist auch für 2016 ein weiterer Zuwachs zu erwarten. Die meisten der heute bereits bekannten Neugründungen sind im Bereich der medizinischen Biotechnologie aktiv (14), vier kommen aus dem Bereich der nicht-spezifischen Dienstleistungen und zwei Unternehmen widmen sich der Bioinformatik. Im Jahr 2016 wurden vier Insolvenzen und sechs Liquidationen gemeldet.

Dynamischer Arbeitsmarkt 32

30 26

21

20

17 13

10

20

14 10

10

© BIOCOM AG

20

0 2011 | 24

2012

2013

2014

2015

Der deutsche Biotech-Sektor ist ein dynamischer Arbeitsmarkt. Im Jahr 2016 beschäftigten die 615 dedizierten Biotech-Unternehmen 1.270 Mitarbeiter mehr als im Vorjahr (+6,7%). Wie bereits im Jahr 2015 beobachtet, wurde der Großteil der Arbeitsplätze auch in diesem Jahr von mittelständischen Unternehmen generiert (vgl. Abb. 7).

2016 BioTechnologie Jahrbuch 2017


23

16 6

1.130

19

250

110

570 36

75

13

570

32 1.610

90 380 31

11

32

900

4.270

570 230

16 1.600

940 3

114 70 98

© BIOCOM AG

3.810 3.270

Anzahl der Unternehmen

Anzahl der Mitarbeiter

0–25

0–99

26–49

100–299

50–79

300–499

>80

500–999

1.000–1.499

>3.000

1.500–2.999

Abb. 7: Dedizierte Biotechnologie-Unternehmen und ihre Mitarbeiter verteilt nach Bundesländern BioTechnologie Jahrbuch 2017

25 |


Abb. 8: Finanzierungsquellen dedizierter Biotechnologie-Unternehmen Mio. €

Venture Capital

IPOs

Kapitalerhöhungen börsennotierter Unternehmen

700

656 335

600 485

500 126

200

+175%

127

400 300

−79%

448

+1%

−26% 101

−76% +15%

258

296

24 297

−100%

94

264

+30%

−32%

122 202

+126%

321

−20% 142

100 0 2006

2007

Tab. 4: Die größten Finanzierungsrunden börsennotierter Biotech-Unternehmen 2016 Summe in Mio. Euro Morphosys AG

115,4

Probiodrug AG

14,9

Pieris AG/Biofrontera AG

14,8

1,1 Mrd. €

2008

2009

2010

Positives finanzielles Umfeld Auch der Finanzierungsbereich zeigt in den letzten Jahren einen nachhaltigen positiven Trend: Im Jahr 2016 wurden rund 505 Millionen Euro in deutsche BiotechUnternehmen investiert (siehe Abb. 8). Dieser Betrag erreichte zwar nicht das Rekordniveau von 2015 (550 Mio. Euro), erklimmt aber dennoch den dritten Platz im Vergleich der vergangenen zwölf Jahre. Der größte Anteil konnte von börsennotierten Unternehmen eingeworben werden (258 Mio. Euro, + 5%), vgl. Tab. 4. Mit dem Bioökonomie-Pionier BRAIN AG fand der erste BiotechBörsengang seit 2007 an der Deutschen Börse in Frankfurt statt. Die Gesamtzahl der börsennotierten deutschen BiotechUnternehmen stieg auf 21, unter ihnen fünf Firmen, die an einer ausländischen Börse notiert sind. Auch die Berliner Noxxon Pharma wählte 2016 den Weg eines Listings an der Euronext in Paris.

investierten dedizierte BiotechUnternehmen 2016 in F&E.

| 26

BioTechnologie Jahrbuch 2017

−77%


550 +61%

505

+5%

246

258

401 355 300

+26% 142 +185%

70

+128%

−30%

152

218

95

205

+100%

−33%

+26% 137

77

−42%

44

+52%

260

−29% 32

−17%

216

172

72 2011

2012

2013

Interesse von Pharma und Crowd Ein genauerer Blick auf die Finanzierungen der privaten Unternehmen zeigt, dass trotz des insgesamt niedrigeren Niveaus (216 Mio. Euro, -17%) verglichen mit 2015 viele zweistellige Runden eingeworben wurden. Ausländische Investoren waren an acht der 21 privaten Finanzierungsrunden beteiligt, was belegt, dass deutsche Unternehmen auch international großes Interesse auf sich ziehen. Darüber hinaus fanden 2016 zwei Crowdfunding-Kampagnen statt. Auch einige große millionenschwere Lizenzvereinbarungen wie BioNTech mit Genentech (278 Mio. Euro), Medigene mit Bluebird Bio (917 Mio. Euro) oder Proteros mit MSD (157 Mio. Euro) unterstützen die Annahme, dass deutsche Firmen aus internationaler Sicht immer mehr an Bedeutung gewinnen und als vielversprechende Partner angesehen werden. Diese zunehmende Attraktivität deutscher Technologien wurde auch durch mehrere Fusionen und Akquisitionen hervorgehoben. Neun von 15 Käufern kamen aus dem Ausland (siehe Tab. 5).

BioTechnologie Jahrbuch 2017

2014

2015

2016

Tab. 5: Übernahmen und Beteiligungen 2016 Käufer

Ziel

Bioagilvtix Labs, LLC

IPM Biotech GmbH

Wuxi Apptec

Crelux GmbH

Promethera

CYTONET GmbH & Co. KG

BioNTech AG

4SC Discovery GmbH

Texcell

vivo Science GmbH

SYGNIS AG

Expedeon Holdings Ltd

Siemens Healthcare GmbH

NEO New Oncology GmbH

Myriad Genetics, Inc.

Sividon Diagnostics GmbH

Analytik Jena

Moldiax GmbH

QIAGEN

Exiqon A/S

Alvotech

Baliopharm GmbH

AGC Asahi Glass

BIOMEVA GmbH

Novozymes

ORGANOBALANCE GmbH

Evotec AG

Cyprotex plc

Astellas, Inc.

GANYMED Pharmaceuticals GmbH

Sartorius Stedim Biotech GmbH

Cellca GmbH

27 |



Methodik Im Dezember 2004 hat die OECD die Vielzahl der existierenden Definitionen für die Biotechnologie harmonisiert. Seitdem sind alle OECD-Länder aufgerufen, Erhebungen zur Biotechnologie am sogenannten Framework for Biotechnology Statistics zu orientieren (www.oecd.org). Die OECD unterscheidet innerhalb der Biotech-Branche zwei verschiedene Kategorien von Unternehmen: „dedizierte Biotechnologie-Unternehmen“ auf der einen Seite und „sonstige biotechnologisch-aktive Unternehmen“ auf der anderen Seite. Erstere sind laut der OECD-Definition biotechnologisch aktive Unternehmen, deren wesentliche Unternehmensziele die Anwendung biotechnologischer Verfahren zur Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Dienstleistungen oder der Durchführung biotechnologischer Forschung und Entwicklung sind.

Abb.: laremenko/istockphoto.com (links)

Im Gegensatz zu dieser Art von dedizierten Biotech-Unternehmen liegt das wesentliche Unternehmensziel eines „sonstigen biotechnologisch aktiven Unternehmens“ nicht ausschließlich in der Anwendung biotechnologischer Verfahren. Die OECD beschreibt damit Unternehmen, bei denen die Biotechnologie nur einen Teil des Geschäfts- und Tätigkeitsfeldes ausmacht. Diese Unternehmen werden definiert als biotechnologisch aktive Unternehmen, die biotechnologische Verfahren zum Zwecke der Eingliederung neuartiger oder wesentlich verbesserter Produkte oder Herstellungsprozesse anwenden. Dabei müssen die wesentlichen Unternehmensziele nicht ausschließlich in der Anwendung biotechnologischer Verfahren zur Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Dienstleistungen oder der Durchführung biotechnologischer Forschung und Entwicklung bestehen, wie beispielsweise bei Pharma- und Chemieunternehmen oder Saatgutherstellern. Für die Zwecke dieser Umfrage hat BIOCOM einen Fragebogen erarbeitet, der auf den zuvor erläuterten OECD-Definitionen beruht. Zwischen Januar und März 2017 wurden insgesamt 784 Unternehmen angeschrieben. Die Auswahl der für die Erhebung angeschriebenen Unternehmen erfolgte unter Berücksichtigung der OECD-Definition in Abgleich mit der Unternehmensdatenbank der BIOCOM AG. 506 der befragten Unternehmen antworteten entweder per Fragebogen oder nach telefonischer Rückfrage. Die Rücklauf- bzw. Verifizierungsquote beträgt damit 64,5 %.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

505 Mio. € Finanzierung dedizierter Biotech-Unternehmen 2016

Entsprechend den OECD-Richtlinien wurde bei der Auswahl der Firmen darauf geachtet, alle Unternehmen zu erfassen, die sich in Deutschland mit Biotechnologie beschäftigen und hierzulande ansässig sind. Deshalb wurden auch solche Firmen berücksichtigt, die sich im Mehrheitsbesitz eines nicht-deutschen Mutterkonzerns befinden, aber in Deutschland F&EAktivitäten haben. Bei der Erfassung der Arbeitsplätze, Geschäftszahlen und Geschäftsfelder wurde die Befragung nur für die deutschen Standorte eines Unternehmens durchgeführt. Hat ein Unternehmen mehr als einen Standort in Deutschland, wird es nur einmal mit entsprechend kumulierten Werten berücksichtigt. Hinsichtlich der klinischen Pipeline wurde darauf geachtet, die Schwerpunktaktivitäten der dedizierten Firmen zu erfassen – vor allem in der frühen Phase, wenn viele Wirkstoffe in unterschiedlichsten Indikationen und Fomulierungen getestet werden. Vor diesem Hintergrund werden in der Phase I und II nicht sämtliche F&E-Projekte der Firmen gezählt, sondern die Gesamtzahl der im Test befindlichen Wirkstoffe. Bei der Zählung und dem Vergleich von Neugründungen wird zudem darauf geachtet, den aktuellen Stand stets mit dem Wissen vom Vorjahreszeitraum zu vergleichen. Nur so ergibt sich ein kohärentes Bild, da durch den langwierigen offziellen Gründungsprozess im Jahresverlauf stets eine Vielzahl von Firmen hinzukommen, die ebenfalls das Vorjahr als Gründungsjahr angeben. Stichtag für die Befragung war der 31.12.2016, bei den Neugründungen der 31.3.2017. Alle in der Umfrage berücksichtigten Unternehmen sind in der BiotechnologieDatenbank auf www.biotechnologie.de einsehbar. Die veröffentlichten Angaben beruhen auf den Ergebnissen der Umfrage.

29 |


Definition der Tätigkeitsbereiche Gesundheit/Medizin

Entwicklung von Therapeutika und/oder Diagnostika für den humanmedizinischen Bereich, Drug Delivery, Gewebe-Ersatz

Tiergesundheit

wie oben, für veterinärmedizinische Anwendungen

Agrobiotechnologie

gentechnisch modfizierte sowie mit biotechnologischen Verfahren gewonnene, jedoch nicht gentechnisch veränderte Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen für landoder forstwirtschaftliche Zwecke

Industrielle Biotechnologie

biotechnologische Produkte und Prozesse zur Behandlung von Abfall und Abwasser, für chemische Synthesen, zur Gewinnung von Rohstoffen und Energie etc.

nicht-spezifische Anwendungen

auf biotechnologischen Prinzipien basierende Geräte und Reagenzien für die Forschung sowie Dienstleistungen in diesem Bereich („Zulieferindustrie“)

Definitionen der OECD Biotechnologie …

… ist die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf lebende Organismen, Teile von ihnen, ihre Produkte oder Modelle von ihnen zwecks Veränderung von lebender oder nichtlebender Materie zur Erweiterung des Wissensstandes, zur Herstellung von Gütern und zur Bereitstellung von Dienstleistungen.

Ein dediziertes Biotechnologie-Unternehmen …

… ist definiert als ein biotechnologisch aktives Unternehmen, dessen wesentliche(s) Unternehmensziel(e) die Anwendung biotechnologischer Verfahren zur Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Dienstleistungen oder der Durchführung biotechnologischer Forschung und Entwicklung ist/sind.

Ein sonstiges biotechnologisch-aktives Unternehmen …

Weitere relevante Begriffsklärungen Biotechnologisches Produkt

... ist definiert als Ware oder Dienstleistung, deren Entwicklung oder Herstellung die Anwendung eines oder mehrerer biotechnologischer Verfahren gemäß der einzelnen oder listenbasierten Definition für die Biotechnologie voraussetzt.

Biotechnologischer Prozess

... ist definiert als Herstellungs- oder anderer Prozess (beispielsweise ein Umweltvorgang), bei dem ein oder mehrere biotechnologische Verfahren oder Produkte zur Anwendung kommen.

Biotechnologische Forschung und experimentelle Entwicklung (F&E)

... sind definiert als F&E biotechnologischer Verfahren, biotechnologischer Produkte und Herstellungsprozesse unter Anwendung oben genannter biotechnologischer Methoden sowie in Übereinstimmung mit dem Frascati Manual der OECD von 2002 als Maß von F&E.

Beschäftigung in der Biotechnologie

| 30

... ist definiert als solche Arbeitskräfte, die direkt oder indirekt an der Herstellung oder Entwicklung biotechnologischer Produkte beteiligt sind.

… ist definiert als ein biotechnologisch aktives Unternehmen, das biotechnologische Verfahren zum Zwecke der Eingliederung neuartiger oder wesentlich verbesserter Produkte oder Herstellungsprozesse anwendet (gemäß dem Oslo Manual der OECD von 1997 als Maß der Innovation). Dabei muss das wesentliche Unternehmensziel nicht ausschließlich in der Anwendung biotechnologischer Verfahren zur Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Dienstleistungen oder der Durchführung biotechnologischer Forschung und Entwicklung bestehen (z. B. Pharma- und Chemieunternehmen, Saatguthersteller u. ä.).

Die Liste der 615 dedizierten BiotechUnternehmen auf Seite 153 ff

BioTechnologie Jahrbuch 2017


CHRONIK Life Sciences-Magazin I 22. Jahrgang

10/2016

Barmer GEK wird Start-up-Investor

Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

CEO Sebastian Meier-Ewert über die 40-Mio.-EuroStartfinanzierung der iOmx Therapeutics AG

Das deutsche Sozialrecht verbietet es Krankenkassen bisher, in die Entwicklung von Medikamenten zu investieren und damit Innovationen anzustoßen. Erstmals hat der VC-Fonds Earlybird einen Weg gefunden, doch mit der Barmer GEK zu kooperieren.

Barmer & Earlybird

Bayer kauft sich die Weltmarktführerschaft

Erste Krankenkasse wird Start-up-Investor Übernahme I:

Übernahme II:

LABORWELT:

Bayer kauft Monsanto für 59 Mrd. Euro und wird so zum größten Agrochemieanbieter der Welt

Novozymes kauft die auf mikrobielle Screenings und Bioassays spezialisierte Organobalance GmbH

Selbstlernende Computerprogramme revolutionieren die Diagnostik seltener Erkrankungen

01_tk10_16_Titel.indd 1

22.09.2016 14:30:44 Uhr

10 |'16

F ür 59 Mrd. Euro will Bayer den umstrittenen US-Agrochemiekonzern Monsanto übernehmen – eine Akquisition in dieser Größenordnung ist bislang einzigartig in der deutschen Unternehmsgeschichte und weckt an den Kapitalmärkten nicht zuletzt wegen der Größe des Deals keine ungeteilte Begeisterung.

Novozymes übernimmt Organobalance ach 15 Jahren Unternehmensgeschichte wird die N Berlin-Flensburger Organobalance GmbH vom Enzymhersteller Novozymes übernommen. „Ein Exit nach Wunsch“ betitelte die Geschäftsführerin Christine Lang im Interview mit |transkript die Übernahme, denn alles bleibt so, wie es ist.

Novartis löst Blutkrebs-Einheit unerwartet auf Im August verkündet die unter Kostendruck stehende Novartis AG, ihre US-CAR-T- Einheit aufzulösen. Dabei hat sie vor zwei Jahren noch mitgeteilt, die Entwicklung von Blutkrebstherapien auf Basis von T-Zellen mit chimären Antigenrezeptoren (CAR-Ts) sei nur eine Frage der Zeit.

Verbände wettern gegen Arzneimittelversorgungs-Stärkungsgesetz Anfang 2017 soll das neue ArzneimittelversorgungsStärkungsgesetz (AMVSG) verabschiedet werden. Es greift Anregungen des Pharmadialogs aus den Jahren 2014 bis 2016 auf, verschärft jedoch gleichzeitig die Nutzenbewertung von Medikamenten. Pharmaverbände stehen dem Gesetzesentwurf kritisch gegenüber.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

31 |


Š Rawpixel/Fotolia.com

Join the European Biotechnology Network!

The European Biotechnology Network is dedicated to facilitating co-operation between professionals in biotechnology and the life sciences all over Europe. This non-profit organisation brings research groups, universities, SMEs, large companies and indeed all actors in biotechnology together to build and deliver partnerships. Do you want to know more about the advantages of a (free) membership? Just have a look at our website.

European Biotechnology European Biotechnology Network AISBL Rue de la Science 14b | 1040 Brussels, Belgium Tel: +32 (0)2 733 72 37 office@european-biotechnology.net

www.european-biotechnology.net | 32

C O R P O R AT E M E M B E R S 1/17

NET WORK

BioTechnologie Jahrbuch 2017


CHRONIK Life Sciences-Magazin I 22. Jahrgang

11/2016

Morphosys steht kurz vorm Ziel

Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Jens Spahn, MdB, über Wagnis und Mehrwert der Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Mit Antikörpern auf der Erfolgsspur

Morphosys kommt

ach Rückschlägen ist das Urgestein-Biotech-UnterN nehmen Morphosys fast am Ziel: Die Ergebnisse der Guselkumab-Zulassungsstudie sind durchweg positiv und schon 2017 könnte der Antikörper eine Zulassung in den USA und Europa erhalten.

Reproduzierbare Methode für Antikörper-Herstellung entwickelt Deutschland:

Österreich:

Spezial:

Die den KMU-Standort belastende Regelung der Verlustvorträge soll endlich abgeschafft werden

Apeiron Biologics AG verkauft weltweite Vertriebsrechte an die britische EUSA Pharma Ltd.

Im Fokus stehen Finanzierungen von High-Tech-Firmen und die kommende BIO-Europe in Köln

01_tk11_16_Titel.indd 1

21.10.2016 12:35:41 Uhr

11 |'16

Experimente mit Antikörpern sind im strengen Kontext der Pharmaforschung schwer reproduzierbar. Doch Forschern der ETH Zürich ist es gelungen, mittels CRISPRCas9-basiertem Gen-Editing die Arbeiten mit HybridomZellen und Forschungsantikörpern reproduzierbar und einfach zu machen.

Ein Schritt in die richtige Richtung bei der KMU-Finanzierung Rückwirkend zum 1. Januar 2016 hat sich Finanzminister Schäuble bereiterklärt, ein Unternehmenssteuerrecht einzuführen, das die forschungsintensive Biotech-Branche in Deutschland für Investoren attraktiver macht.

Apeiron vermarktet Tumormedikament doch nicht im Alleingang Nach langem Rätseln steht fest: Ab sofort vertreibt die Wiener Apeiron Biologics ihr kurz vor der Marktzulassung stehendes Neuroblastom-Medikament Isqette durch eine „millionenschwere“ Partnerschaft mit dem britischen Pharmaunternehmen EUSA.

Erstes Dreielternbaby geboren Der Keimbahneingriff von US-Reproduktionsbiologen im regelungsfreien Mexiko wurde Mitte des Jahres 2016 monatelang geheimgehalten. Deutsche Experten sehen in dem Kernspindeltransfer eine große bioethische Herausforderung und kritisieren die Forscher.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

33 |


Kreislaufwirtschaft: Wer stoppt die Müllflut? Das reiche Mitteleuropa träumt von einer müllarmen Gesellschaft und einer Wirtschaft, die das Recyclingprinzip der Natur kopiert. 2015 hat die EU-Kommission den Grundstein für eine solche Kreislaufwirtschaft gelegt. Unternehmen sollen sorgsamer mit den knapp werdenden Rohstoffen umgehen, zum Beispiel indem sie Produkte reparieren, statt ihre Lebenszeit bewusst zu begrenzen. Doch reicht Müllvermeidung allein aus, um globale Herausforderungen zu meistern – Treibhauseffekt, den wachsenden Rohstoffbedarf und die Vermüllung der Meere? von Thomas Gabrielczyk | 34

BioTechnologie Jahrbuch 2017


D

ie Welt ertrinkt in einer Flut aus Müll. Jeder Europäer produziert pro Jahr 481 Kilogramm an Hausmüll. Gut 94% der Europäer wünschen sich, mehr gegen die Müllschwemme tun zu können. Zugleich wird es immer schwieriger, genügend der dringend benötigten seltenen Rohstoffe für die Fertigung von PCs, Smartphones oder Tablets zu beschaffen. Würde jeder Bewohner des Planeten so viele Rohstoffe verbrauchen wie der Durchschnittseuropäer, müsste bereits heute die Erde 1,6-mal größer sein. Bis 2050 würden 2,6-mal mehr Ressourcen benötigt als zur Verfügung stehen. Nach Schätzungen von UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, wären dann alle 14 kritischen Rohstoffe zur Herstellung von iPhones, iPads, PC-Festplatten, Hybridautos und anderen technischen Errungenschaften verbraucht. Die Organisation sagt auch voraus, dass 2050 mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen schwimmen wird und die Plastikproduktion 20% der Erdölvorräte aufzehrt.

Abb.: Matic Štojs/fotolia.com

„Das aktuelle Wirtschaftsmodell ist ein globaler Vertrag zur Zerstörung der Umwelt durch den Menschen und wird in eine Katastrophe münden, wenn wir es nicht reformieren. Wir benötigen wirtschaftliche Innovation”, so der vormalige UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon. „Es ist an der Zeit, den Umgang mit Rohstoffen und Energie zu überdenken.” Das bestätigt auch eine Studie, die die Ellen McArthur-Stiftung mit Unterstützung von McKinsey erarbeitet hat. Die Experten empfehlen, das Müllproblem und die Ressourcenverknappung durch den Aufbau einer Wirtschaft nach dem Vorbild der Naturkreisläufe zu lösen. Der Analyse zufolge ist die heutige Verbrennung und Wiederverwertung der jährlich 2,5 Milliarden Tonnen Haushalts-, Bau- und Industriemüll nicht effizient: Nur 5% des Wertes der ursprünglich eingesetzten Rohstoffe werden wiedergewonnen. In den dadurch verursachten finanziellen Verlust von 80 bis 120 Mrd. Euro pro Jahr sind nicht die Folgekosten der Meeresverschmutzung und anderer Umweltschäden eingerechnet. „Die Ausbeutung der Natur wird zunehmend zu einer Herausforderung für die Produktivität der Wirtschaft”, folgern die Studienautoren. Dies zeichne sich bereits jetzt ab, zum Beispiel durch die Preisvolatilität kritischer Ressourcen, durch Landverlust, Ozeanverschmutzung und Klimawandel. Das lineare Nutzen-und-Wegwerf-Modell in der Produktion müsse deshalb einem zirkulären Modell weichen, in dem die Herstellung ohne Abfallprodukte auskomme. Eine solche Kreislaufwirtschaft verbraucht lediglich erneuerbare, biobasierte Roh- und Nährstoffe, die wie BioTechnologie Jahrbuch 2017

in der Natur vollständig recycelt werden könnten. Alle begrenzten Ressourcen sollten darin in geschlossenen Kreisläufen wiederverwendet, also nicht wie bisher verbraucht werden. Das ambitionierte Null-Müll-Konzept sieht die Zurückgewinnung aller technisch eingesetzten Rohstoffe nach Gebrauch vor. Es brauche nur sechs Maßnahmen, damit der Wechsel zur Kreislaufwirtschaft Realität wird, so die McArthurStiftung: REgenerate [regenerieren statt wegwerfen], Share [teilen anstelle von besitzen], Optimise [optimieren, insbesondere bei der Herstellung], Loop [im Kreis führen statt wegwerfen], Virtualise [virtualisieren durch internetgestützte Geschäftsmodelle] und Exchange [austauschen statt wegwerfen] – in englischer Kurzform „RESOLVE”. Die Studie prognostiziert bis 2030 eine Einsparung von 32% beim Verbrauch von Primärmaterialien und eine Senkung der CO2-Emissionen um 50%. Dies soll allein die intelligente Vernetzung technischer und biobasierter Produktionszyklen möglich machen (siehe Grafik übernächste Seite). Entscheidend für die Etablierung des nachhaltigeren Geschäftsmodells sei, laut der Ellen McArthur Foundation, ein Umdenken schon beim Produktdesign, die Einführung von Produktionskaskaden und nahtlosen Rückgewinnungstechnologien.

Riesenchance für den Biotechnik-Sektor Biotechnologen hatten mit angehaltenem Atem auf den Gesetzentwurf gewartet, nach dem die Europäische Kommission im Januar 2016 angekündigt hatte, ein ambitioniertes Paket zu schnüren, um die Vision der Kreislaufwirtschaft Realität werden zu lassen. Noch vor der Klimakonferenz COP21 in Paris hatte Reinhard Büscher, Chef der Chemikalienabteilung des Generaldirektorates Binnenmarkt, unterstrichen, dass biotechnologische Lösungen unverzichtbar seien, um die CO2-Reduktionsziele der EU zu erreichen: „Die angestrebte Verminderung von 40% der CO2-Emission verglichen mit dem Jahr 1999 wird nicht ohne eine Weiterentwicklung der Bioökonomie stattfinden.“ US-Experten, wie der Pionier der „Grünen Chemie” John Warner vom Warner-BabockInstitut, bestätigen, dass eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft nicht allein auf Müllvermeidung, im Kreise geführten Müllströmen und einer besseren Reparierbarkeit von Produkten basieren könne. Stattdessen brauche es einen guten Teil an Produktinnovation, um Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit zugleich zu gewährleisten: „Wenn nicht bereits die Bausteine eines Produktes nachhaltig 35 |


sind, kann kein Produktdesigner sie so zusammenfügen, dass sie nachhaltig werden”, betont Warner.

Das Paket Im Dezember 2015 präsentierte die Kommission ein laut Vize-Präsident Frans Timmermanns umfassenderes Paket als die von ihm zuvor unter Protesten des Europaparlaments gestoppte Reform der Abfallgesetze durch Ex-Forschungskommissar Janez Potocnik. „Unser Planet kann nicht weiter existieren, wenn wir mit dem Wegwerf-Ansatz weitermachen. Wir müssen wertvolle Rohstoffe erhalten und ihren wirtschaftlichen Wert voll ausschöpfen,” verlautete er. „Kreislaufwirtschaft heißt Müll reduzieren und die Umwelt schonen”, so Timmermanns, „aber heißt auch, eine ganz neue Art des Wirtschaftens zu beginnen. Wenn wir überdenken, wie wir produzieren, arbeiten und konsumieren, können wir ganz neue Möglichkeiten und Jobs schaffen.” Die Umsetzung ihres Paketes zur Kreislaufwirtschaft könne allein durch besseres Müllrecycling, Produktdesign und durch Kreislaufprozesse zu Nettoeinsparungen von 600 Mrd. Euro pro Jahr führen, schätzt die Kommission. Sie erwartet eine Gesamtreduktion von Treibhausgasen um 2% bis 4% jährlich und eine Halbierung der Menge weggeworfener Lebensmittel – immerhin 100 Millionen Tonnen pro Jahr.

Zunächst Müllvermeidung Zusätzlich zu Reformen der Müllgesetzgebung präsentierte die Kommission einen nicht rechtsverbindlichen Aktionsplan, der ihren Zeitplan bis 2020 beschreibt, um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen. Dessen wirtschaftliche Prognosen, die aus dem verworfenen Gesetzentwurf der Barroso-Kommission übernommen seien, sind der Green Alliance zufolge jedoch übertrieben, da die Müllvermeidungsziele im aktuellen Entwurf herabgestuft worden seien. Hatten Bioökonomie-Anhänger bei Vorlage des neuen Gesetzentwurfes gegenüber dem Fachmagazin European Biotechnology noch befürchtet, dass die Kommission die Rolle der Bioökonomie nicht angemessen würdigen würde, ist in den Monaten danach klar geworden, dass Brüssel sowohl die Bioökonomie als auch die Kreislaufwirtschaft fördern will. Grund für die von Insidern anfänglich geäußerte Befürchtung, die Kommission werde der Müllvermeidung den Vorrang vor der Bioökonomie geben, war das kurz zuvor bekanntgewordene Arbeitsprogramm der Kommission, das die Bioökonomie mit keinem Wort mehr erwähnte. Bereits | 36

vor dem 103 Mio. Euro-Börsengang von BASF-Partner Avantium und der Gründung des Joint-Ventures Synvina, die gemeinsam das Biopolymer Polyethylen-Furanoat PEF produzieren wollen, um eine biologisch abbaubare, leichtere und gasdichtere Alternative zu PET anzubieten, war der Kommission wohl klar geworden, dass es ohne Innovation nicht geht. PET ist das mit Abstand am weitesten verbreitete Verpackungsmaterial in der Lebensmittelindustrie, die wegen der Meeresverschmutzung durch das Material zunehmend unter öffentlichen und politischen Druck gerät. Unterdessen sieht die Kommission den Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft als komplementär zu ihrer Bioökonomiestrategie, die laut EU-Bioökonomie-Chef John Bell möglicherweise aktualisiert werden soll. Das Müllreduktionspaket zur Kreislaufwirtschaft sieht vor: › Die Recyclingquote für Siedlungsabfälle (aktuell 244 Mio. t/a bzw. 10% des EU-Müllaufkommens) soll von derzeit 40-Gewichts-% bis 2030 auf 65% Gewichts-% (Barroso-Entwurf: 70%) ansteigen. › Der Anteil an Plastikverpackungen, der Recyclinganlagen zugeführt wird, soll von derzeit 26% bis 2030 auf 75% (Barroso-Entwurf: 80%) anwachsen. › Die Deponierung soll bis 2030 auf 10% der Gesamtmüllmenge begrenzt werden. (Barroso-Entwurf: Komplettverbot) › Eine Deponierung des für die Mülltrennung bestimmten Abfalls soll verboten werden. › Zudem sollen die Berechnungsmethoden für die Recyclingraten EU-weit harmonisiert werden. › Schließlich plant die Kommission verbindliche Recyclingziele für Siedlungsabfälle: 75% der darin enthaltenen Holzabfälle, je 85% für eisenhaltige Metalle, Aluminium, Glas und Papier oder Pappe. › Sieben EU-Länder mit wenig entwickelter RecyclingInfrastruktur können eine 5-Jahres-Verlängerung erhalten, um diese Ziele zu erreichen. Bis Sommer 2017 soll über eine vom Europaparlament gestützte Initiative der italienischen Politikerin Simona Bonafé abgestimmt werden, die Zielvorgaben zu verschärfen: „Das Europäische Parlament hat dafür gestimmt, das ehrgeizige Recyclingziel von 70% bis 2030 wiederaufzunehmen und auch die Deponieabfälle bis 2030 auf fünf Prozent zu begrenzen – in Übereinstimmung mit dem ursprünglich vorgelegten, ambitionierten Entwurf von 2014“, erklärte Bonafé nach der Abstimmung Ende Januar 2017. Der komplementäre Aktionsplan der Kommission sieht neue Regeln für das Design wiederverwertbarer und reparierbarer Produkte, ressourcenschonende HerstellungsBioTechnologie Jahrbuch 2017


Dame Ellen McArthurs Vision der Kreislaufwirtschaft: Wiederherstellbare und recyclingfähige Produkte werden mit Hilfe ineinandergreifender biologischer und technischer Zyklen hergestellt, um eine Entkopplung der Wirtschaftsentwicklung vom Verbrauch begrenzter Ressourcen zu erreichen.

prozesse und nachhaltigen Konsum sowie die Etablierung grüner Biosiegel sowie von Regeln für öffentliche Ausschreibungen vor. › Die Kommission will über Regelungen zum Produktdesign Anreize geben, künftige Produkte von Anfang an so zu konzipieren, dass diese haltbarer, einfacher zu reparieren, zu erneuern oder wiederaufzuarbeiten sind. Eine Aktualisierung der Ökodesign-Richtlinie von 2009 zielt darauf ab, elektronische Geräte, die seltene Erden enthalten, leichter demontierbar zu machen, damit die Rohstoffe nicht verloren gehen. › Ein besseres Produktdesign soll zudem über die Beteiligung der Hersteller an den Entsorgungskosten (Extended Producer Responsibility Schemes) erreicht werden. BioTechnologie Jahrbuch 2017

› Für die 90% Industriemüll, die nicht durch die Reform der Gesetze für Siedlungsabfälle betroffen sind, plant die Kommission sektorspezifische Leitlinien für „beste Müllmanagement- und Ressourceneffizienz-Praktiken” (BREFs), die bei der Genehmigung neuer Produktionsanlagen angewendet werden sollen. Um das Problem der Meeresverschmutzung durch Plastikabfälle anzugehen, hat die Kommission im Januar 2017 eine „Roadmap on Plastics in the Circular Economy” veröffentlicht. Darin ruft sie auf, vermehrt Plastikabfälle oder CO2 für die Produktion einzusetzen und neue Technologien zu entwickeln, die eine echte Wiederverwendung von Plastikabfällen und die Abtrennung toxischer Additive ermöglichen. Es soll durch die Etablierung eines Plastiksekundärmarktes ein Anreiz für Plastik37 |


Nathalie Moll,

frühere Generalsekretärin EuropaBio Was hat die Biotechnologie der Kreislaufwirtschaft zu bieten?

„Die industrielle Biotechnologie schafft intelligente, nachhaltige Produkte und Prozesse, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren. Das ermöglicht es, Kohlenstoff am Ende des Produktlebens zu recyceln und zeigt die immanente Zirkularität der Bioökonomie.“

Ende 2016 gab es denn auch Geld. Im Rahmen einer Circular Economy Finance Support Platform stellen die Kommission und die Europäische Investment Bank über ihr InnovFin-Kreditprogramm Firmen Gelder für die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft zur Verfügung. Biotechnologie-Unternehmensverbände und Europaparlamentarier begrüßen das Engagement für die Kreislaufwirtschaft, mahnen aber, die BioökonomieFörderung nicht zu vergessen. Die angestrebten sozioökonomischen Vorteile und der Umweltschutz werden nicht ohne angemessene Beteiligung der Bioökonomie erreicht werden können, erklärte etwa Dirk Carrez, Chef von Bio-based Industries (BBI), einer 3,7 Mrd. Euro-schweren Public Private Partnership für die Bioökonomie. Gleicher Meinung ist Nathalie Moll, vormalige Generalsekretärin des EU-Unternehmensverbandes EuropaBio. Dieser fordert eine Priorisierung der BiotechLösungen in Förderprogrammen wie Horizon 2020. Es sei erforderlich, die Herstellung biobasierter Produkte mit der Abfallwirtschaft zu koordinieren und den Übergang zur Kreislaufwirtschaft politisch zu flankieren. „Wie können erneuerbare Prozesse konkurrieren, wenn die Unternehmen, die fossile Ressourcen verarbeiten, | 38

dem IMF zufolge bis heute mit insgesamt 5,3 Billionen US-$ unterstützt wurden?” so Moll. Gerade bei öffentlichen Ausschreibungen können Nachhaltigkeitskriterien helfen, politisch gewünschte Entwicklungen zu begünstigen, sagt Stephan Tanda, Vorstandsmitglied des globalen Marktführers für Enzyme DSM. „Die USA haben mit ihrem wegweisenden BiopreferredProgramme aufgezeigt, wie die Identifikation und Ausweisung biobasierter Produkte Beschaffern beim Kauf helfen kann. Im Jahr 2013 trug die biobasierte Industrie mit 369 Mrd. US-$ Umsatz und 4 Millionen Jobs zur US-Wirtschaft bei. Solche Maßnahmen sind entscheidend, um auch in Europa solche Erfolge feiern zu können.”

Auch Europaparlamentarier wie Lambert van Nistelrooij (EPP) finden, dass Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie zusammengehören. Modellrechnungen geben ihm recht. Während Müll nur 3,3% über CO2-Emissionen zum Treibhauseffekt beiträgt, bringen es fossile Treibund Heizstoffe auf stolze 80%. Mit Spannung wird nun die Entscheidung über die Revision des BioökonomieAktionsplans erwartet. Denn eines ist klar: Selbst wenn die aktuellen Müllvermeidungspläne der Kommission vollständig umgesetzt werden, wird die EU weiterhin 1 Mrd. Tonnen nicht wiederverwertbaren Abfall pro Jahr produzieren. Produktinnovation ist besonders bei Plastikverpackungen entscheidend, zu denen die Kommission noch in diesem Jahr einen Vorschlag präsentieren wird. Chemiker John Warner zufolge „ist die Erfindung der nächsten Generation von Plastikprodukten, der nunmehr erforderliche Schritt. Wir brauchen Schalter, die den Abbau in Gang setzen”. Ob Performance-Plastikprodukte wie PEF oder aber die enzymatische Depolymerisation von Plastik mit Hilfe von Bakterien, wie vom französischen Unternehmen Carbios entwickelt, die Lösung sind, muss sich nun erweisen. Bereits in diesem Jahr wird sich zeigen, ob die Vision von John Bell Realität wird: „Die Bioökonomie zum Herzen der Kreislaufwirtschaft” zu machen. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: EuropaBio

abfälle geschaffen und ein Nachhaltigkeitsnetzwerk für bioabbaubare Plastikprodukte etabliert werden. › Zudem sollen der Konsum nachhaltiger Produkte durch den Einsatz geeigneter Siegel angekurbelt und die Nutzung nachhaltiger Produkte bei öffentlichen Ausschreibungen auf freiwilliger Basis die Regel werden. › Auch für anderen Abfall, etwa recycelte Nährstoffe, die der Wertschöpfungskette wieder zugeführt werden sollen, will die Kommission Qualitätsparameter etablieren, um einen Sekundärrohstoffmarkt zu schaffen. Die Düngemittelverordnung soll überarbeitet werden. „Neue Märkte für Sekundärrohstoffe zu schaffen, ist das zentrale Anliegen der Kreislaufwirtschaftsgesetze”, so Büscher.



Immuntherapie – mein Freund, das Virus

Mit Amgens Imlygic stand den Onkologen in den USA und Europa die erste zugelassene Krebsarznei zur Verfügung, die auf onkolytischen Viren beruht. Obwohl der Anwendungsbereich der Behandlung als eigenständige Therapie begrenzt ist, halten viele Ärzte dieses Ereignis für einen einschneidenden Wendepunkt, das ein neues Zeitalter in der Medizin einläutet. Aber: Das volle Potential von Virotherapien kann nur in Kombination mit Chemotherapien oder anderen Immuntherapien ausgeschöpft werden. von Martin Laqua | 40

BioTechnologie Jahrbuch 2017


„O

nkolytische Viren in Verbindung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren sind der jüngste Trend in der Krebstherapie“, glaubt Michael Dahm, Medizinischer Vorstand des deutschen Arzneimittelentwicklers Oryx Translational Medicine GmbH & Co. KG. Obwohl das Immunsystem das Krebsgewebe früh entdeckt und bekämpft, schirmen sich die Krebszellen später oft ab und schaffen eine immunsuppressive Umgebung. Daher können Immuntherapien wie Immun-Checkpoint-Inhibitoren (CPI) das Immunsystem wirksam stärken und ihm dabei helfen, die Fähigkeit, Krebszellen zu zerstören, wiederzugewinnen. Dass onkolytische Viren (OV) Krebszellen zum Bersten bringen können, ist schon lange bekannt. Doch erst in den vergangenen Jahren hat man erkannt, dass sie auch aus immuntherapeutischer Sicht wertvoll sind. Grundsätzlich kann man OV in zwei Gruppen einteilen: Wildtyp-Viren, deren Anti-Krebs-Wirkung mehr oder weniger durch Zufall entdeckt wurde, oder genetisch veränderte Gentherapie-Hoffnungsträger. Die ersten Tumorregressionen nach einer Virusinfektion wurden schon im späten 19. Jahrhundert beobachtet – aus Sicht der Medizingeschichte in grauer Vorzeit. Lokale Zulassungen von OV folgten erstmals 2004 in Lettland für ein Wildtyp-Enterovirus und 2005 in China für ein genetisch verändertes Adenovirus. Beide Behandlungen wurden außerhalb der in Bezug auf Arzneimittelentwicklungen dominierenden westlichen Wissenschaftsgemeinschaft entwickelt. Unter dem Namen Rigvir für Riga-Virus wurde das lettische ECHO-7-Virus aus der Familie der Picornaviridae mittlerweile auch in Georgien und Armenien zur Behandlung von Melanomen, Darmkrebs und anderen Tumoren zugelassen. Das chinesische OV kommt als Therapie bei KopfHals-Tumoren zur Anwendung.

Abb.: cutimage/fotolia.com (links)

Preziose in der Schatulle Auch Oryx konzentriert sich auf ein Wildtyp-Virus. Das Parvovirus H-1 (H1-PV) ist ein Wildtyp-Rattenvirus, das Krebszellen aus verschiedenen menschlichen Tumoren infiziert und deren Lyse bewirkt. Obwohl das Unternehmen noch über andere klinische Verheißungen verfügt, ist Dahm insbesondere von H1-PV überzeugt: „In unserem Schatzkästchen sticht es derzeit zweifelsohne heraus.“ Die schützenden Effekte des Virus wurden vor mehr als 20 Jahren entdeckt. „Infizierte Ratten entwickeln keinen Krebs“, sagt der Oryx-Manager. „Und noch viel besser: Bestehende Tumoren verschwinden nach der Behandlung.“ Weil das Virus für den Menschen nicht pathogen ist, bezeichnet BioTechnologie Jahrbuch 2017

es Dahm zuversichtlich als „Wundermittel gegen Krebs“. Bisher konnte das Team ermutigende Daten in Studien mit Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs und Glioblastoma multiforme erheben. Der nächste Schritt ist eine Phase IIb-Studie, für die Oryx einen Pharmapartner sucht.

Amgen als Wegbereiter Erfolgversprechende Wildtyp-Viren zu identifizieren, ist der eine Ansatz. Der andere ist, bekannte und beschriebene Viren zu optimieren. Ein häufig beschrittener Weg ähnelt vom Konzept her dem Trojanischen Pferd. Mit dem Virusvehikel gelangt auch eine Art genetischer Krieger in die Krebszelle, um sie von innen zu bekämpfen. Bei diesen Gentherapie-Ansätzen können die Viren beispielsweise zusätzlich mit immunstimulatorischen Genen ausgestattet sein, die dann eine schwere Entzündung hervorrufen. Dadurch wird der Krebsherd wieder für das Immunsystem sichtbar. Die Folge: Auch nicht von Viren infizierte Krebszellen werden durch die Aktivierung einer breiten Palette von Immunzellen zerstört. Onkolytische Viren sind seit Jahrzehnten ein Thema in der Grundlagenforschung. Doch erst mit dem Aufkommen gentechnisch veränderter Viren zeigte sich auch die Industrie interessiert. Nach frühen präklinischen und klinischen Studien in den Jahren nach 1990 war schließlich die Zulassung des ersten OV Ende 2015 eine Art Initialzündung. Eisbrecher war das Biotech-Unternehmen Amgen (USA), das seine Therapie Imlygic (T-VEC: Talimogene laherparepvec) inzwischen in den USA und Europa verkauft. Die zugelassene Indikation für das veränderte Herpesvirus ist das nach einer Operation wiederkehrende Melanom. Mit maximal erwarteten 200 Mio. US-Dollar Umsatz im Jahr wird Imlygic mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Verkaufsschlager. Als Wegbereiter für eine neue Klasse von Immuntherapien dürfte es aber seinen Platz in der Medizingeschichte sicher haben. Axel Hauschild, Experte für klinische Studien an der Klinik für Dermatologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel, hält Imlygic für eine therapeutische Innovation: „Das genetisch veränderte onkolytische Virus wird direkt in den Tumor injiziert. Das führt zu einer lokalen Tumorlyse und aktiviert das Immunsystem des ganzen Körpers, das auch metastasierte Krebszellen angreift. Imlygic hat damit Effekte sowohl auf lokaler als auch auf systemischer Ebene.“ Neben der Replikation innerhalb der Tumorzellen und dem darauffolgenden Auseinanderbrechen und damit Absterben der Zellen hat Imlygic aufgrund seiner Zusatzaus41 |


Gunnar Gårdemyr,

stelle. „In unserer GlioblastomStudie begannen wir mit nach heutigem Wissensstand homöopathischen Dosierungen“, erinnert sich Michael Dahm von Oryx. „Aber hier muss man demütig sein. Bei einem neuen therapeutischen Ansatz muss immer eine gewisse Lernphase überstanden werden.“

ehemaliger Vorstandsvorsitzender, Targovax ASA (Oslo, Norwegen)

Dies trifft nicht nur auf das Thema Dosierung zu. Auch bei der Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Art und Weise, wie die Viren Lokon Pharma AB (Schweden). Was sind Ihre Pläne mit dem idealerweise verabreicht werden Die Firma hat seinem WirkOV-Kandidaten ONCOS-102, sollten, ist die Lernkurve steil. stoffkandidaten LOAd703 – ein der nach der Fusion mit Oncos Ein quälendes Problem der AnSerotyp 5/35-Adenovirus – bei Targovax gelandet ist? fangstage ist dabei immer noch gleich zwei Transgene spendiert. nicht aus dem Weg geräumt: Wie CEO Angelica Loskog dem die oft nur geringe Wirksamkeit. „Nach dem erfolgreichem Abschluss Fachmagazin European BiotechDerzeit kommen Viren aus acht nology verriet, helfen beide bei der Phase I planen wir mehrere KombiVirus-Gruppen in verschiedenen der Aktivierung des adaptiven nationsstudien. Eine Mesotheliom-Stuklinischen Studien zum Einsatz Immunsystems. „Ich habe mich die zusammen mit dem Behandlungs(siehe Abb. 1). Die Applikationsentschlossen, mit einem hochstandard Chemotherapie begann im weise hängt dabei von Virustyp immunogenen Virus zu arbei2016 in Spanien. Studien in den Indikatiund Krebsindikation ab. Adenoten“, sagt sie, „und ich habe es onen Melanom und Eierstockkrebs zuviren sind zum Beispiel immumit den beiden Transgenen noch sammen mit einem Immun-Checkpointnogen – sie aktivieren das Imimmunogener gemacht.“ Auch Inhibitor werden im Verlauf des Jahres munsystem. Das bedeutet, dass Loskog glaubt, dass das Schick2017 beginnen – genauso wie eine das Immunsystem das Virus unsal der tatsächlich infizierten Prostatakrebs-Studie in Kombination mit schädlich machen könnte, beTumorzellen für den Gesameinem Krebsimpfstoff.“ vor es die Zielzellen erreicht hat. terfolg einer Therapie nur von Eine systemische Gabe ergibt untergeordneter Bedeutung ist. Entscheidend sei, dass „neben den infizierten Zellen vor hier wenig Sinn. „Es gibt nur wenige OV, die intravenös allem nicht-infizierte Tumorzellen vom Immunsystem ge- gegeben werden können. Unser H-1PV ist einer von ihtötet werden“. Anfang 2017 wurde eine Phase I/IIa-Studie nen“, erklärt Dahm und ergänzt, warum dies ein wichtiges mit LOAd703 in der Indikation nicht (mehr) zu operieren- Alleinstellungsmerkmal werden könnte: „Anfänglich dachten alle, dass eine Anwendung ausreichen würde, um den der Bauchspeicheldrüsenkrebs begonnen. ganzen Tumor auszulöschen. Aber das hat sich als falsch herausgestellt. Stattdessen scheinen Behandlungsschemata Wie steht es um die Sicherheit? mit wiederholten Auffrischungsanwendungen von OV der vielversprechendste Ansatz zu sein.“ Sind Virustherapien aufgrund ihrer Immunogenität womöglich zu gefährlich? Lange schreckte diese Frage ab, solche Therapien im Rahmen von klinischen Studien zu testen. Keine Lösung von Ärzte und Patienten sind bei OV vorsichtig, weil einige ih- der Stange bei der Virusgabe rer engsten Verwandten Krankheitsverursacher sind. Jedoch sind die häufigsten Nebenwirkungen, die in Studien mit OV Ulrich Lauer, Koordinator und Leiter des Deutschen Onbisher beobachtet wurden, allesamt relativ harmlos. Einige kolyse-Consortiums, stimmt in diesem Punkt zu: „SinglePatienten berichteten über Grippe-ähnliche Symptome, an- Shot-Anwendungen von hochdosierten Virotherapeutika dere über Schläfrigkeit oder Schmerzen an der Injektions- haben bisher nur in seltenen Fällen klinischen Erfolg | 42

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Tragovax ASA

stattung noch einen Bonuseffekt: Dank der genetischen Information für den immunstimulierenden humanen Granulozyten-Monozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor (GM-CSF) stimulieren die Antigene, die nach der Tumorzelllyse freigesetzt werden, das Immunsystem gemeinsam mit dem exprimierten GM-CSF in konzertierter Form.


gezeitigt.“ Dementsprechend werden derzeit Mehrfachbeziehungsweise langfristige Ansätze bevorzugt. Auch die intratumorale Anwendung von Imlygic streckt sich über ein halbes Jahr mit Virusgabe alle zwei Wochen. Lauer ruft in Erinnerung, dass viele OV-Kandidaten in der klinischen Entwicklung sehr immunogen sind (Abb. 2). Jede sich wiederholende systemische Anwendung sieht sich mit dem Problem konfrontiert, dass ein Totalverlust der applizierten Viren möglich ist, bevor sie die adressierten Tumorstellen erreichen: „Die antivirotherapeutische Immunantwort ist in der Lage, jede nachfolgende Kolonisation der jeweiligen Tumorstellen vollständig zu verhindern.“ Um diese Einschränkung zu überwinden, arbeiten viele Forscher derzeit an Ansätzen, die eine vorübergehende Immunsuppression oder das Verstecken der Viren unter einer Art Tarnkappe ermöglichen. Das Projekt Ad-O-Lytics der Universität Ulm hat zum Beispiel eine Plattformtechnologie entwickelt, die im Blut zirkulierende Viren abschirmt. Die Tarnung hält bis sie die Tumorstellen erreichen. Ad-O-Lytics setzt auf einen zweistufigen Prozess, der nachweislich bei verschiedenen Virusarten funktioniert: Durch gezielte genetische Veränderungen werden zunächst einzelne Aminosäuren an der Kapsidoberfläche verändert. Die neu eingeführten Cysteine dienen dann als Anker für spezifische und effiziente chemische Veränderungen des Viruskapsids. Durch die geschickte Wahl der gekoppelten Moleküle kann eine Abschirmung der Viren vor inaktivierenden Blutbestandteilen oder auch eine verbesserte Aufnahme im Zielgewebe erreicht werden. Der Clou: Es sind nicht

Parvovirus H1-PV nackte, lineare ssDNS 5kb – H-1PV (Parvoryx)

Adenovirus nackte, dsDNS, 36–38 kb

Herpes simplex-Virus umhüllte, dsDNS, 120–200 kb

– enadenotucirev – ICOVIR-5 – CG0070 – DNX-2401 (Delta-24-RGD) – VCN-01 – ONCOS-102 (CGTG-102)

– Talimogene laherparepvec (Imlygic) – HSV-1716 (Seprehvir) – HF10 – rRp450 – M032

nur stabile Bindungen möglich, sondern auch solche, die sich bei einer Veränderung der physiologischen Parameter wie pH-Wert und Redoxpotential wieder lösen. Mit derart modifizierten OV wären mehrere Virusgaben nacheinander denkbar. Aber bis es soweit ist, drängt Lauer auf mehr Forschung rund um die Applikationsregime. „Der Erfolg der Virotherapie hängt davon ab, ob wir das Problem der wiederholten Virusgabe lösen können“, betont er. Lauer argumentiert, dass die heikle Balance zwischen antiviraler Antwort des Immunsystems und Antitumoreffekt der OV viel genauer untersucht werden muss – zum Beispiel durch die wiederholte Gewebeentnahme bei behandelten Probanden: „Solange Biopsie-basierte Phase I/II-Studien nicht Teil der klinischen Entwicklung sind, werden wir hier nicht weiterkommen.“

Wer bezahlt das eigentlich? So verschieden die Möglichkeiten der Virusverabreichung sind, so verschieden sind auch die Finanzierungsquellen, auf die sich die Biotech-Firmen stützen. Oryx wird von Einzelpersonen mit dicker Brieftasche unterstützt. Viele andere Unternehmen haben Wagniskapital aufgenommen. In Nordamerika hat Versant Ventures in Turnstone Biologics (Ottawa, Kanada) investiert, während Morningside Ventures auf DNAtrix (Houston, USA) setzt. Auch die Viratherapeutics GmbH (Österreich) hat ihre Forschung zunächst mit Kapital vom Boehringer Ingelheim Venture Fund und

Poxviridae (inklusive Vacciniavirus & Kuhpocken) umhüllte, dsDNS, 130–280 kb – GL-ONC1 – vvDD-CDSR (JX-929) – JX-594 (Pexa-Vec)

Reovirus nackt, dsRNS, 22–27kb – Reolysin (pelareorep)

Paramyxoviridae wie zum Beispiel Masernviren umhüllt, lineare ssRNS, 16–20 kb – MV-CEA – MV-NIS – NewcastleKrankheit-Virus

Abb. 1: Vertreter von acht Virusfamilien werden in klinischen Versuchen getestet. Nicht unter den sechs hier dargestellten sind die Rhabdoviridae (vesikuläre Stomatitis Indiana-Virus, MarabaVirus) und die Picornaviridae (Seneca Valley-Virus, ECHO-Virus, Polio-Virus, Coxsackievirus). BioTechnologie Jahrbuch 2017

43 |


Abb. 2: 2016 laufende europäische klinische Studien mit onkolytischen Viren, Sponsoren aus Kanada (K), Frankreich (F), Deutschland (D), Norwegen (N), Spanien (E), Schweden (S), Großbritannilokal oder

Sponsor

Kandidat

Indikation

Amgen Inc. (USA, kaufte OVFirma Biovex 2011 für 1 Mrd. US-Dollar)

Herpesvirus Imlygic (Talimogene Laherparepvec) & Ipilimumab (Yervoy) kombiniert

unreseziertes Melanom, Status IIIB-IV

Ib/II

Start 11/14, laufend

DNAtrix Inc. (USA)

bedingt replikatives Adenovirus DNX2401 (ehemals delta-24-RGD-4C)

wiederkehrendes Glioblastom

Ib

Start 09/13, laufend

Genelux GmbH (D) / Genelux Corp. (USA)

abgeschwächtes Vacciniavirus (ListerStamm) GL-ONC1 (GLV-1h68)

Bauchfellkarzinomatose

I/II

Start 02/12, Ende 09/14

fortgeschrittene, solide Tumore

I

Start 11/08, Ende 11/15

fortgeschrittener Leberkrebs

II

Start 09/12, vorzeitiges Ende 06/13

fortgeschrittener Leberkrebs

IIb

Start 12/12, laufend

Pexa-Vec/JX 594 & Irinotecan kombiniert

Dick- und Mastdarmkrebs

I/IIa

Start 01/12, Ende 10/15

Wildtyp-Reovirus, Serotyp 3 (Reolysin) & niedrigdosierte Strahlung kombiniert

fortgeschrittene oder metastasierende, solide Tumore

II

Start 11/06, Ende 02/09

I/II

Start 01/07, Ende 12/09

Wildtyp-Reovirus, Serotyp 3 (Reolysin) & Paclitaxel + Carboplatin kombiniert

Plattenepithelkarzinom (Kopf und Hals)

III

Start 04/10, Ende 05/14

Glioblastoma multiforme

I/IIa

Start 09/11, Ende 05/15

metastasierender Bauchspeicheldrüsenkrebs

II

Start 10/15, laufend

metastasierender Dickund Mastdarmkrebs, Blasenkrebs

I/II

Start 08/12, laufend

Pt-resistenter, epithelialer Eierstockkrebs

Ia,b/II

Start 12/13, laufend

resezierbarer Dickdarm-, Lungen- und Blasenkrebs

I

Start 06/13, laufend

Jennerex, Inc. (USA), 100%ige Tochtergesellschaft von Sillajen, Inc. (Südkorea), unterstützt von Transgene SA (F)

Oncolytics Biotech Inc. (K)

Oryx GmbH & Co. KG (D)

Pexa-Vec/JX 594 (nicht replikations­ fähiges, Thymidinkinase-deaktiviertes Vacciniavirus (Wyeth-Stamm) und GM-CSF)

Parvovirus H-1 (H1-PV, Parvoryx)

Typ

systemisch)

Status

Psioxus Therapeutics Ltd (GB) Phase I-Studie in den USA begann 01/16: Enadenotucirev kombiniert mit pembrolizumab (metastasierende oder fortgeschrittene epitheliale Tumore)

live-replizierendes, Ad11/Ad3-Gruppe B-chimäres, onkolytisches Adenovirus Enadenotucirev (ehemals ColoAd1)

Targovax ASA (N)

humanes ST5-Adenovirus ONCOS-102 + GM-CSF

bösartiges Pleuramesotheliom

Ib/II

Start 05/16, laufend

Universität Uppsala, Abteilung für Immunologie (S)

rekombinantes Adenovirus Ad5PTD (CgA-E1AmiR122 bzw. „AdVince“)

metastasierendes, neuroendokrines Karzinom

I/IIa

Start 12/15, laufend

Universität Uppsala, Abteilung Klinische Immunologie (S)

AdCD40L, nicht replikationsfähiges Serotype 5-Virus mit humanem CD40L

bösartiges Melanom

I/IIa

Start 07/11, Ende 01/16

Harnblasenkarzinom

I/IIa

Start 06/06, Ende 09/09

VCN Biosciences SL (E)

Tumor-selektives replikationsfähiges Adenovirus VCN-01 (exprimiert PH20 Hyaluronidase)

fortgeschrittene, feste Tumore

I

Start 01/14, laufend

Virttu Biologics Limited (GB)

selektiv replikationsfähiges Virus HSV-1716 (Seprehvir)

bösartiges Pleuramesotheliom

I/IIa

Start 05/12, laufend

von EMBL Ventures vorangetrieben. Seit Herbst 2016 kann die Firma zudem auf eine langfristige – und 20 Mio. Euro schwere – Kooperation mit dem deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim verweisen. Gemeinsam soll eine OV-Therapie-Plattform entwickelt werden, die auf Viratherapeutics’ Kandidat Vesikuläres Stomatitis Virus (VSV)| 44

Glykoprotein (GP) basiert. Boehringer hat die Option, die Innsbrucker Firma nach Abschluss der Phase I-Entwicklung für 190 Mio. Euro komplett zu übernehmen. Auch die britische Firma Psioxus Therapeutics hat nach dem Anfangsengagement von Lundbeckfond Ventures und Woodford Investment mittlerweile einen Pharmapartner überzeugt. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Quelle: European Biotechnology 2/2016

en (GB) und den Vereinigten Staaten (USA) (Verabreichung entweder


Ende 2016 zahlte Bristol-Myers Squibb (USA) 50 Mio. USDollar vorab, um sich die Rechte an Psioxus‘ OV-Kandidaten NG-348 zu sichern. Zudem haben sich zwei europäische Firmen den Zugang zu Börsenkapital gesichert. Transgene (Frankreich) ist an der Pariser Börse Euronext gelistet. In Skandinavien gelang Targovax (Norwegen) im Sommer 2016 der Gang an die Oslo Stock Exchange. Nicht zuletzt gibt es auch unorthodoxe Wege, sich Kapital zu beschaffen. Der schwedische Forscher Magnus Essand suchte zwei Jahre lang erfolglos Geld für eine Phase I-Studie, um seinen OV-Kandidaten gegen unheilbare metastasierende neuroendokrine Tumore zu testen. „Der Patentschutz war einfach schwach“, sagte er gegenüber dem Fachmagazin European Biotechnology. Dazu kommt, dass diese Krebsform sehr selten ist. Klassisches Fundraising war daher von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Dann erschien der britische Schriftsteller Alexander Masters auf der Bildfläche. Nachdem sein bester Freund den Kampf gegen einen solchen neuroendokrinen Tumor verloren hatte, ersann er mit Essand ein Proband-gegen-BezahlungSchema. In einem Interview mit The Telegraph skizzierte Masters die dahinterliegende Logik. Es gibt 100.000 Menschen in der Welt, die mehr als 20 Mio. britische Pfund be-

sitzen. Statistisch betrachtet sollten darunter zwischen drei bis fünf Personen sein, bei denen im Laufe ihres Lebens dieser Tumortyp entsteht. Masters‘ Vorschlag: Für 1 Mio. Pfund Sterling soll Essand einen Platz in der geplanten Studie reservieren. Der Plan ging auf, denn der US-amerikanische Öl-Unternehmer Vince Hamilton sicherte 2 Mio. Schweizer Franken zu. Hinzu kamen von 2.000 anderen Personen mehr als 0,6 Mio. Euro aus einer CrowdfundingKampagne. Hamilton ist zwar in der Zwischenzeit verstorben, aber Essand bestätigt, dass der nach Hamilton umbenannte OV-Kandidat „Advince“ auf Kurs ist. „Die klinische Phase I/II-Studie mit 35 Teilnehmern begann im Frühjahr 2016 und läuft bis zum Dezember 2018.“

Verrückt nach Kombinationen Viele anfängliche Versuche mit OV ließen in Bezug auf die Wirksamkeit zu wünschen übrig. Zwar wurden zum Teil eine vorübergehende Immunaktivierung, partielle Reaktionen oder auch eine Statusstabilisierung erreicht, der Effekt anderer Immuntherapien wie CAR-T-Zellen und Checkpoint-Inhibitoren ist allerdings deutlich stärker, länger anhaltend und vollständiger. Indes ist das Problem vie-

Pharmaceutical Biotechnology for Non-Biotechnologists

An Overview and Insight in pharmaceutical Biotechnology

Book both courses and save up to 500 €!

5-6 October 2017, Berlin, Germany

12-14 September 2017, Copenhagen, Denmark

scan code to find out more

scan code to find out more

8 November 2017 Optimierung von Laborprozessen Bioassays und Bioanalytik Pharmacopoeial Microbiology Update – USP and EP Developments cGMP Compliance Trends in Analytical Labs Endotoxin and Pyrogen Testing

Speakers: Dr Markus Fido, VelaLabs, Austria Arjan Langen, MSD, The Netherlands Dr Paul Stockbridge, Stockbridge Biopharm Consulting, UK www.gmp-compliance.org

scan code to find out more

7 November 2017 Methodenvalidierung bei Wirk- und Hilfsstoffen Leachables und Extractables Validation Approach of Bioassays using Statistical Methods Rapid Microbiological Methods and Mycoplasma Testing Computerised Systems in Analytical Labs Endotoxin and Pyrogen Testing

the CTD Structure

www.gmp-compliance.org

Learning Goals: Introduction into Biotechnology GMP Guidelines in Biotechnology Master and Working Cell Banks GMP Requirements on Rooms and Personnel Biotechnical Manufacturing of API – Focus on E.coli Biotechnical Manufacturing of API – Cell Cultures Virus Reduction Fill and Finish Clinical Studies and Authorisation

The Conferences

Learning Goals:

Bioassays, Bioanalytics and Stability Testing Regulatory Expectations Assay Development and Validation Stability Studies and shelf-life Determination Optimizing Strategies of Assays and Storage Method Transfer and Data Submission within Speakers: Reiner Fedra, VelaLabs, Austria Dr Markus Fido, VelaLabs, Austria Siegfried Giess, Paul Ehrlich Institute, Germany Ulrike Herbrand, Charles River Labs, Germany Dr Insa Kather, Sanofi Dr Manuela Leitner, AGES, Austria

Source Background Image: Biomeva

Bioassays Stability and Testing Bioanalytics


Immunantwort stärken „Die Stärkung der Immunantwort durch komplementäre Wirkmechanismen sollte die Behandlungswirksamkeit erhöhen“, sagt auch Philippe Archinard, CEO der französischen Biopharma-Firma Transgene. Nach der Firmen-

Abb. 3:

Amgens Imlygic (türkis) infiziert spezi-

fisch Tumorzellen (grau) und repliziert sich dort. Nach dem Aufplatzen infizierter Zellen wird durch die freigesetzten Tumorantigene neben der humoralen auch eine verstärkte zelluläre Immunantwort angestoßen. Diese wird durch Imlygics Zusatzgen, das die Produktion des Zytokins GM-CSF (gelb) ermöglicht, noch intensiviert.

| 46

restrukturierung 2015 wurde die Strategie ganz auf Kombinationsstudien ausgerichtet: „Die klinischen Daten für Checkpoint-Inhibitoren sind in den vergangenen Jahren immer belastbarer geworden. Heute ist klar, dass Transgenes Immuntherapien in Kombination mit ihnen getestet werden müssen.“ Transgene hatte sich im Jahr 2010 die europäischen Kommerzialisierungsrechte für die OVImmuntherapie JX-594 (Pexastimogene devacirepvec, Pexa-Vec) von Jennerex (USA) gesichert, doch die Phase IIb-Studie für diesen Kandidaten scheiterte am primären Endpunkt Gesamtüberleben bei Patienten mit Leberkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Jennerex wurde später von Sillajen (Südkorea) aufgekauft. Trotz der Phase IIb-Ergebnisse wurde im Januar 2017 eine Phase III-Leberkrebsstudie begonnen, bei der Pexa-Vec mit dem Proteinkinaseinhibitor Sorafenib (Nexavar) kombiniert wird. Zudem sollen weitere Kombinationsstudien mit den CheckpointInhibitoren Nivolumab (Opdivo) und Ipilimumab (Yervoy) das Schicksal von Pexa-Vec wenden. Noch in der Forschungsphase steckt eine laut Transgene „neue Generation von aufgerüsteten OV“. Das Unternehmen konnte für eine Reihe von Konstrukten zeigen, dass die Viren mit therapeutischen Elementen bestückt werden können – darunter auch immunmodulatorische monoklonale Antikörper. Die Idee: Statt wie bei einer Kombinationstherapie zwei Wirkstoffe parallel zu verabreichen, könnten beide in einem Wirkstoff vereint werden. „Onkolytische Viren replizieren sich und exprimieren Proteine nur ​​in Krebszellen“, sagt Archinard. „Im Vergleich zur einer parallelen Gabe dürfte mit diesem Ansatz die Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie verbessert werden. Zudem wäre er kostengünstiger.“ Der Transgene-Chef glaubt, dass die zum Teil problematischen Nebenwirkungen der CheckpointInhibitoren minimiert werden können, wenn sie über die Viren als Transportvehikel exklusiv in der Umgebung von Tumoren gebracht werden. Wenn sich das Konzept als tragfähig erweist, dürften schon bald Hochleistungsviren mit mehreren Genen für therapeutische Antikörper und mit Genen für immunstimulatorische Gene beladen werden. Für Kombinationstherapien mit OV und Checkpoint-Inhibitoren würde das zwar das Abstellgleis bedeuten, die Bedeutung der onkologischen Viren im Kampf gegen Tumoren würde hingegen weiter wachsen. Doch auch wenn Archinards Idee im Sande verlaufen sollte, das Thema onkolytische Viren bleibt heiß. Die Therapieentwickler haben Zugang zu Wagniskapital und können teilweise bereits auf die Unterstützung von Pharmapartnern zählen. Zudem steigt die Zahl der klinischen Studien mit OV-Kandidaten – auch von Phase II- und III-Studien. Es sieht also so aus, als ob Virotherapeutika in der Onkologie viral gehen könnten. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Amgen Moonnoon/fotolia.com ((46); Mologen AG (47)

ler Immuntherapien, dass zahlreiche Patienten überhaupt nicht auf die Behandlung reagieren oder relativ schnell danach Rückfälle erleiden. Die Hoffnung vieler Ärzte ist, dass die Kombination verschiedener Ansätze zum Durchbruch führt. Erste Beobachtungen, dass eine Immunantwort, die durch das Virus hervorgerufen wird, die Wirksamkeit von Chemo-, Immuno- und Tyrosin-Kinase-Inhibitor-Therapien verstärkt, sollen nun bestätigt werden. Vorn dabei ist Amgen mit seinem zugelassenen OV Imlygic, das in einer Phase III-Kombinationsstudie steckt. Das Partnerpräparat ist Keytruda (Pembrolizumab) von Merck & Co. (USA), ein Inhibitor des „Immuncheckpoint“ PD-1.


INTERVIEW

Dr. Mariola Söhngen Vorstandsvorsitzende der MOLOGEN AG

Nach dem Abschluss ihres Medizinstudiums 1987 arbeitete Mariola Söhngen für die Pharmaunternehmen Grünenthal und Grupo Ferrer. Sie war Mitgründerin und Mitgeschäftsführerin der Paion AG. Von 2004 bis 2015 besetzte sie zudem die Position des Chief Medical Officers. Seit November 2015 ist Söhngen Mitglied des Vorstands der MOLOGEN AG, wo sie für die Bereiche Strategie, Geschäftsentwicklung und Produktion sowie Investor Relations und Unternehmenskommunikation verantwortlich ist.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

47 |


Blockbuster in Sicht?

Immuntherapie mit Lefitolimod Vor knapp 20 Jahren war die Mologen AG eines der ersten deutschen Biotechnologie-Unternehmen, dem der Börsengang gelang. Vielleicht noch bemerkenswerter ist, dass es die Firma nach Finanzkrise und technologischen Rückschlägen immer noch gibt. Jetzt steht sie so gut da wie nie zuvor, ist sich CEO Mariola Söhngen sicher. Im Interview erläutert sie, warum Mologens Hauptwirkstoffkandidat Lefitolimod der ideale Partner für Kombinationstherapien ist.

BTJB_ Frau Söhngen, was zeichnet die Mologen AG aus? Söhngen_ Wir sind seit 1998 auf dem Gebiet der Immun­

onkologie unterwegs. Damit waren wir eine der ersten Firmen, die das Potential solcher Therapien zur Behandlung von Krebs und anderen Krankheiten erkannt haben. Alle Substanzen unserer Pipeline sind von Mologen identifiziert und entwickelt worden. Zudem sind wir eine der wenigen Firmen, die die Produkte ohne Partner einzig über den Kapitalmarkt finanziert haben. Was Mologen aber entscheidend von den anderen Entwicklern von Immuntherapeutika abhebt, sind die erzielten Erfolge: Wir haben mit Lefitolimod einen Wirkstoff, der bereits in Phase III der klinischen Entwicklung ist und somit in der letzten Phase vor der möglichen Zulassung für den Arzneimittelmarkt. BTJB_

Wo genau steht Lefitolimod derzeit?

Söhngen_

Das Sicherheitsprofil nach rund 400 bisher behandelten Patienten ist weiterhin gut. Im Vergleich zu anderen Immuntherapien ist Lefitolimod sehr gut verträglich. Besagte Phase III-Studie „IMPALA“ in der Indikation metastasierender Darmkrebs läuft derzeit entsprechend unserer Erwartungen. Hier wird Lefitolimod als ErstlinienErhaltungstherapie untersucht. Das Rekrutierungsziel von 540 Patienten wurde Mitte Mai erreicht und mit der Auswertung der Daten soll voraussichtlich 2019 begonnen werden – abhängig von den tatsächlichen Überlebensra-

| 48

ten der Patienten. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigen die jüngst vorgestellten Ergebnisse der explorativen Phase II-Studie „IMPULSE“. Hier konnten wir erste Hinweise für die Wirksamkeit von Lefitolimod im kleinzelligen Lungenkrebs in mehreren Subgruppen sehen. Für viele Experten war das ein Augenöffner, denn in dieser schwierigen Indikation gab es in der Vergangenheit kaum therapeutische Erfolge zu verzeichnen. Zwar wurde der primäre Endpunkt „Gesamtüberleben” in der Studienpopulation aus statistischer Sicht nicht erreicht, aber in bestimmten Patientensubgruppen konnten wir erste positive Ergebnisse im Hinblick auf das Gesamtüberleben zeigen. Das hat uns außerordentlich ermutigt. Zudem haben wir nun wichtige Hinweise für die Definition von Patientengruppen für zulassungsrelevante Studien. BTJB_

Wie geht es jetzt weiter?

Söhngen_

Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Auslizenzierung/Verpartnerung unseres Hauptproduktes Lefitolimod und den Vorbereitungsmaßnahmen für dessen mögliche Marktzulassung. Mit den positiven IMPULSEStudienergebnissen im Rücken suchen wir derzeit einen oder auch mehrere Partner in Europa, Nordamerika und Ostasien für die gemeinsame Weiterentwicklung von Lefitolimod. Wir streben dabei eine Auslizenzierung an ein finanzkräftiges Unternehmen an, das zum Beispiel auch weitere klinische Studienprogramme initiieren kann. SinnBioTechnologie Jahrbuch 2017


voll wäre ein Partner, der einen komplementären Immuntherapieansatz für Kombinationstherapien mit Lefitolimod mitbringt. Als mögliche Indikationen für solche Studien kommen solide Tumore, aber auch HIV in Frage. Um unsere Position zu stärken, haben wir kürzlich unsere Kapitalbasis aufgestockt. Mit dem Geld arbeiten wir neben der Studienfortführung mit Hochdruck an der Skalierung der Produktion von Lefitolimod. Bei der Suche nach einem Auftragshersteller sind wir bereits weit vorangeschritten. Auch von diesen Aktivitäten versprechen wir uns in den zukünftigen Verhandlungen über eine mögliche Auslizenzierung von Lefitolimod Vorteile.

Söhngen_

In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass auch die Immuntherapie keine Allzweckwaffe gegen Krebs hervorbringen wird. Diese „magic bullet“ wird es nicht geben. Stattdessen stellt sich zunehmend heraus, dass die Kombination zweier Wirkmechanismen noch bessere Ergebnisse liefern könnte als eine Monotherapie.

BTJB_ Welche Wirkmechanismen könnten zusammen mit Lefitolimod funktionieren?

BTJB_ Für welche Partner wäre Lefitolimod denn besonders interessant?

Unsere präklinischen Daten untermauern eindrucksvoll, dass Lefitolimod hervorragend mit ImmunCheckpoint-Inhibitoren harmoniert. In diesem Zusammenhang läuft derzeit in Kooperation mit dem MD Anderson Cancer Center in den USA auch eine Phase I-Kombinationsstudie mit Lefitolimod und dem bereits kommerziell verfügbaren Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab. Neben dieser Doppeltherapie wollen wir in Abhängigkeit von entsprechenden finanziellen Mitteln weitere Kombinationen testen. Als Co-Präparat für Lefitolimod kommen nicht nur Checkpoint-Inhibitoren in Frage. Wir glauben, dass auch die Wirksamkeit von Chemotherapeutika, therapeutischen Krebsimpfungen oder onkolytischen Viren mit Lefitolimod deutlich verbessert werden kann.

Söhngen_Wir

BTJB_ Warum

BTJB_ Bis jetzt hat Mologen alles allein gestemmt. Warum nicht auch in Zukunft? Söhngen_

Klar, wenn sich eine entsprechende Finanzierungsoption anbietet, dann sind wir bereit, Lefitolimod auch ohne Partner auf den Markt zu bringen. Mit Hinblick auf den Vertrieb hat für uns aber eine Verpartnerung die höhere Priorität. Deswegen haben wir intern noch keine Ressourcen für die Vermarktung freigemacht.

haben drei Gruppen von Unternehmen ausgemacht, mit denen eine erfolgreiche Partnerschaft wahrscheinlich ist. Zum einen sind das größere Pharmafirmen, die im Bereich Immuntherapien zur Konkurrenz aufschließen oder ihre Pipeline durch ein sehr fortgeschrittenes Produkt verstärken wollen. Die zweite Gruppe sind Firmen, die zwar schon zum Beispiel verschiedene Checkpoint-Inhibitoren in der Entwicklungspipeline haben, denen aber ein komplementärer Ansatz für eine sinnvolle Kombinationstherapie fehlt, mit der sie sich von den anderen Checkpoint-Inhibitoren abgrenzen können. Schließlich kommen auch Ein-Produkt-Unternehmen in Frage, die ihren Kandidaten früh in einer Kombinationsstudie testen wollen.

BTJB_ Worauf

achten Sie bei den Verhandlungen?

Söhngen_

Eine Partnerschaft muss nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll sein, sondern auch aus wirtschaftlicher. Hier haben wir immer auch die Interessen unserer Aktionäre im Hinterkopf.

BTJB_ Sie hatten erwähnt, dass Sie das Potential von Lefitolimod gern in weiteren Kombinationsstudien untersuchen wollen. Warum will Mologen diesen Weg gehen? BioTechnologie Jahrbuch 2017

Söhngen_

nehmen Sie das an?

Söhngen_

Unser Kandidat setzt ganz oben in der Immunkaskade an, die meisten anderen Wirkstoffe weiter unten. Lefitolimod wird dabei von dendritischen Zellen erkannt und versetzt diese in eine Art Alarmzustand. Das derart aktivierte Immunsystem erkennt auf einmal die zuvor gut getarnten Krebszellen und beginnt, diese zu bekämpfen. In unseren Augen ist die Kombination eines zunächst allgemeinen Immunüberwachungs-Reaktivators (ISR: Immune Surveillance Reactivator) wie Lefitolimod und einer anderen, spezifisch auf den jeweiligen Krebstyp abgestimmten Immuntherapie extrem sinnvoll.

BTJB_ Wenn Lefitolimod bei den verschiedenen Kombinationstherapien immer einen festen Platz reservieren könnte, dann dürfte das Marktpotential doch enorm sein? Söhngen_

Genauso sehen wir das auch. Allein in den beiden Indikationen Darm- und Lungenkrebs sind Umsätze von zusammen 1 Milliarde Euro und mehr möglich. Hinzu kommen potentielle Umsätze in anderen Krebsindikationen und als Mittel gegen HIV. Lefitolimod hat definitiv Blockbuster-Potential. 49 |


Ein Schuss Realität Real World Data Evidenz neu definiert. – Es ist sowohl Goldstandard als auch Mantra der Medikamentenentwicklung: Neuartige Wirkstoffe müssen an einer sorgfältig ausgewählten, möglichst vergleichbaren Gruppe von Patienten in randomisierten und kontrollierten klinischen Studien getestet werden. Aber so unabdingbar der Versuch auch ist, die höchste Signifikanz für Wirksamkeits- und Sicherheitsnachweise zu erzielen, kann dabei die alltägliche Behandlungsrealität in Krankenhäusern und Praxen aus den Augen verlorengehen. Nun sollen „Real-World“-Daten, die in großen Beobachtungsstudien erhoben werden, die Lücke zwischen experimentellen Studien und klinischer Realität schließen. von Sascha Karberg

| 50

BioTechnologie Jahrbuch 2017


10 10 10 10

10

101

10

01

10

10

01

10

11

00

10

11

01

00

Der derzeitige Hype um RWD werde von zwei Faktoren getrieben, so Arlett. Der erste liegt auf der Hand: Der technologische Fortschritt macht es viel einfacher, große Datenmengen zu sammeln und zu analysieren. Mit anderen Worten, Real World Data sind eine Facette von Big Data. „Zweitens realisieren Medikamentenentwickler inzwischen, dass RWD die Evidenz aus kontrollierten Studien ergänzen und Fragen adressieren können, die klinische Studien nicht abdecken können – insbesondere die Leistung eines Medikaments in der klinischen Praxis”, so Arlett. 10 0

00

11

01

Abb.: imagedepotpro/istockphoto.com (links); i3d_vr/fotolia.com (Körper)

0 11

BioTechnologie Jahrbuch 2017

1 0 11 0 0 1 0 111 0 1 0 0 11 0 1 0 0 11 0 11 0 0 1 0 11 0 1 0 0 1 0 1 0 1 0 1 0 11

Diese Diskrepanz zu überwinden mit Studien, die besser einschätzen, wie sich eine Therapie im klinischen Alltag bewährt und das Leben und Überleben von Patienten beeinflusst, das sollen künftig „Real World Trials“ (RWT), „Real World Data“ (RWD) oder „Real World Evidence“ (RWE) leisten. Auch wenn das Etikett „Real World“ inzwischen inflationär benutzt und mitunter für qualitativ wenig aussagekräftige Studien missbraucht wird, sind sich Pharmafirmen und regulatorische Behörden weitgehend einig, dass die Wirksamkeitstests in prospektiven klinischen Studien Informationen über die individuellen und oftmals variablen Bedürfnisse von Patienten nicht hinreichend abbilden können. „Real-World Evidenz kann definiert werden als Evidenz aus Daten, die außerhalb von konventionellen randomisierten klinischen Studien erhoben wurden“, sagt Peter Arlett, Leiter der Pharmakovigilanz

und Epidemiologie der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Das schließt Quellen ein wie elektronische Gesundheitsdaten, Register, Krankenhausakten und Daten der Krankenversicherer. Außerdem, so Arlett, werden zunehmend Informationen aus Biobanken und genomischen und phänotypischen Analysen in „Real-World“-Datensätze eingespeist. „Regulatoren brauchen Real-World-Evidenz im gesamten Entscheidungsfindungsprozess, zum Beispiel im Bereich der Pharmakovigilanz, um sicherheitsrelevante Messwerte und die Folgen regulatorischer Eingriffe einordnen und Nutzen, Risiko und Wirksamkeit von Therapien abschätzen sowie die Ressourcennutzung und Entscheidungen von HTA-Einrichtungen unterstützen zu können.“ Kurz – Real-World-Daten nehmen eine Schlüsselposition nicht nur für die Einschätzung bereits zugelassener, sondern auch innovativer, neuartiger Medikamente ein – für seltene Erkrankungen und auch in „Adapted Pathways“, also neuen, anpassbaren Zulassungswegen, sagt Arlett. So gesehen seien RWD auch keine Neuerung. Die Verwendung von Registern, um Daten über Medikamente für seltene Erkrankungen (Orphan Drugs) zu sammeln, ist schon lange üblich. „Firmen nutzen regelmäßig die elektronischen Gesundheitsdaten, um die Krankheiten, die sie behandeln wollen, besser zu verstehen. Die Nutzung von epidemiologischen Studiendesigns – basierend auf Versicherungsdaten und Krankenakten – wird seit Jahren für das Sicherheits-Monitoring verwendet“, sagt Arlett.

101

K

aum jemand dürfte sich Zeit seines Lebens so umfassend mit Medikamenten beschäftigt haben wie Jim Omel. Jahrelang hat der Arzt sie seinen Patienten verschrieben. Als Pharmakologe hat er ihre biochemischen Eigenschaften kennengelernt und wie sie entwickelt und produziert werden. Als Berater für die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA und das National Cancer Institute hat er sie aus Sicht des Regulators betrachtet. Und seit mittlerweile zwei Jahrzehnten kennt er leider auch die Patienten-Perspektive. 1997 wurde bei Omel das Multiple Myelom diagnostiziert, ein seltener Krebs der blutbildenden Plasmazellen im Knochenmark. Von Strahlenbehandlungen über Stammzelltransplantationen und neue, experimentelle Wirkstoffe hat er diverse Therapien ausprobiert. Dreimal kam der Krebs zurück. Und Omel realisierte – und spürte am eigenen Leib – die Unterschiede zwischen der Welt der streng kontrollierten, hypothesengetriebenen Medikamentenentwicklung mit randomisierten klinischen Studien und den oftmals chaotischen, zufalls- und umstandsgetriebenen Behandlungen, die Patienten in der „realen Welt“ der Krankenhäuser und Praxen erleben.

51 |

11

10

11


Ein Beispiel für eine Studie, die mit Real-World-Daten das Wissen aus randomisierten klinischen Studien ergänzen will, ist die Insight-MM-Studie (NCT02761187) zur Behandlung des Multiplen Myeloms. Sponsor ist die japanische Pharmafirma Takeda, die Jim Omel 2015 bat, dem Lenkungsgremium der Studie beizutreten – als Vertreter für Myeloma-Patienten. „Hauptzweck der Studie ist herauszufinden, welchen Einfluss es auf den Krankheitsverlauf von Patienten hat, wenn sie ein oder mehrere Medikamente gegen das Multiple Myelom einnehmen“, sagt Omel. Eine ganze Reihe von Behandlungen sind zugelassen, was die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges dramatisch verbessern könnte. Die Fünf-JahresÜberlebensraten seien in vergangenen zwei Jahrzehnten von etwa 30% auf fast 50% gestiegen. „Obwohl das gute Nachrichten sind, haben wir jetzt ein Dilemma“, sagt Omel. „Wie finden wir heraus, wie diese Therapien wirksam kombiniert werden können?“ Welcher Wirkstoff soll zuerst gegeben werden? Was ist die beste Kombination? Und wie lassen sich die Behandlungen mit dem Alltag des Patienten vereinbaren? „Es ist unmöglich, solche Fragen0 1 0mit 0 1 1 0 1standardisier1 0 0 1 0 11 0 1 0 11 0 0 11 0 1 0 0 01010 0 11 0 1 101 0 11 0 001 ten randomisierten Studien zu 0 1 1 0 1 1 0 0 1 1 0 1 1 1 10 beantworten, weil man viel zu viele bräuchte“, meint Liviu Niculescu, der Takeda’s MedicalAffairs-Abteilung von einem kleinen Büro im US-amerikanischen Hauptquartier der Firma in Cambridge bei Boston leitet. „Der einzige Weg zu Antworten – oder zumindest Hypothesen – zu kommen, ist, Behandlungsmuster von Patienten zu verfolgen, die in realen Lebenssituationen vorkommen, und dann deren Erfolg oder Misserfolg zu beobachten.“ In Zusammenarbeit mit 150 Kliniken, 35 davon in Europa, sammelt Takeda Behandlungsdaten | 52

von 5.000 Myeloma-Patienten in den kommenden fünf Jahren – die größte Beobachtungsstudie in dieser Indikation, die je durchgeführt wurde.

RWD als Rettungsanker Bemerkenswerterweise wird Takeda dabei nicht allein die Wirkung der eigenen Therapieansätze beobachten, sondern auch die der Konkurrenten. Und sollten letztere besser abschneiden, wird diese Information auch veröffentlicht, denn der Konzern hat sich verpflichtet, die Studienergebnisse der gesamten Myeloma-Gemeinde zur Verfügung zu stellen. „Ich bezweifle, dass das passieren wird“, sagt Niculescu, „aber wenn es so ist, dann ist es eben so und dann werden Patienten davon profitieren, und das ist unser primäres Interesse.“ Nichtsdestotrotz strengt Takeda die Insight-MM-Studie nicht aus völliger Selbstlosigkeit an. Dem oralen Proteasom-Inhibitor Ninlaro (Ixazomib) wurde kürzlich von der CHMP-Kommission der europäischen Arzneimittelbehörde EMA bescheinigt, dass die Daten aus den randomisierten klinischen Studien die Wirksamkeit des Präparates nicht ausreichend belegen und dass die Behörde den Zulassungsantrag überprüfen werde. Und in den USA, wo das Medikament bereits auf dem Markt ist, sind die Verkaufszahlen für Ninlaro, das für vier Wochen Behandlung 8.000 US-Dollar kostet, noch weit von den erhofften Blockbuster-Sphären entfernt. RWD, die zeigen, dass die Tablette die Lebensqualität, die Therapietreue der Patienten oder die Wirksamkeit in Kombination mit anderen Präparaten verbessert, würden der Firma in dieser Situation also gelegen kommen und Argumente liefern, um die EMA zu überzeugen. Insbesondere wenn Insight-MM zeigen sollte, dass die Ninlaro-Tablette für Patienten so praktisch ist, dass sie die Therapietreue beeinflusst, würde dies der Firma nützen. „Die Dauer der Therapie ist entscheidend, um den Tumor unter Kontrolle zu bringen“, sagt Niculescu. „Wenn sie zu früh unterbrochen wird, kann der Tumor unter Umständen zurückkommen.“ BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Icon (Daumen) made by Gregor Cresnar from www.flaticon.com, beatpavel/fotolia.com (Monitor), 32 pixels/fotolia.com (Medizin)

Um dieses Konzept weiterzuentwickeln, hat die Europäische Union dem Projekt „GetReal“ der Innovative Medicines Initiative, ein Public-Private-Partnership zwischen Pharmaindustrie und öffentlichen Forschungsinstitutionen der EU, 16,3 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Es soll neue Wege entwickeln, wie RWD erhoben und in die Medikamentenforschung und -entwicklung integriert werden können.


Fehlende Therapietreue ist ein weitverbreitetes Problem und ein häufig beobachteter Unterschied zwischen kontrollierten klinischen Studien und wirklichen Behandlungssituationen in Krankenhäusern. Während sowohl Patienten als auch Ärzte im Rahmen klinischer Studien hochmotiviert sind, das Studienprotokoll einzuhalten, steigen Patienten in der Realität häufig aus der Therapie aus – mit den unterschiedlichsten Begründungen. Statistiken zeigen, dass Myeloma-Patienten Behandlungspläne durchschnittlich sechs Monate lang erfüllen, wenn die Therapie auf Spritzen basiert, obwohl die Daten für die Wirksamkeit der Substanzen allesamt auf mindestens einem Jahr Behandlung basieren, so Niculescu. „Für uns sind RWD attraktiv, weil sie uns Vorteile verschaffen – zu wissen, was mit Patienten außerhalb von randomisierten klinischen Studien passiert.“ Die Studie ist demnach darauf ausgelegt, Informationen über jene Tausenden von Patienten zu sammeln, die normalerweise nicht in klinische Studien eingeschlossen werden. „Nur drei Prozent der Patienten werden in klinischen Studien berücksichtigt, das bedeutet, dass 97 Prozent der Information verloren sind“, sagt Myelom-Patient Omel. „Und das betrifft nicht nur Daten über die Wirkung bestimmter Medikamentenkombinationen, sondern auch wie ein Medikament die Lebensqualität eines Patienten verändert“, sagt Omel. „Ob nun positiv oder negativ, diese Quality of Life-Daten (Qol) werden von FDA und EMA immer häufiger berücksichtigt und können entscheidenden Einfluss auf die Zulassung eines Medikaments haben.“ Und der Arzt weiß, wovon er spricht – auch auf der persönlichen Ebene. Während seiner Krankheit musste er außerdem seine Frau pflegen, die an der Nerven-zerstörenden Krankheit Multiple Sklerose litt. Jedes Mal, wenn er für seine eigene Behandlung ins Krankenhaus fahren musste, um seine Infusionsspritzen zu bekommen – an zwei Tagen pro Woche –, musste er seine Frau alleine lasssen oder eine Betreuung organisieren. Für Patienten wie ihn hätte eine Behandlung in Tablettenform einen wichtigen Vorteil. „Eine Kapsel und das Thema ist für eine ganze Woche erledigt – das hätte mir viel mehr Zeit für meine Frau gegeben, die ich stattdessen im Infusionszentrum verbringen musste.“

Die klinische Realität berücksichtigen Randomisierte klinische Studien zielen auf empirisch ermittelbare Ergebnisse wie das Gesamtüberleben, das progressionsfreie Überleben oder ähnliche Endpunkte. BioTechnologie Jahrbuch 2017

53 |


Beispiele für Real-World-Data-Initiativen Name der Initiative

Organisator

Qualität der Daten

Academic

Clinical Data Interchange Standards Consortium

CDISC

Quality Metrics Initiative

International Society for Pharmaceutical Engineering

Public Health Data Standards Consortium

PHDSC

Zugriff auf Daten CancerLinQ

American Society of Clinical Oncology

Coalition Against Major Diseases

Critical PATH Institute

ENCePP

European Medicines Agency

European Medical Information Framework

Innovative Medicines Initiative

Health Care Cost Institute (HCCI)

HCCI

Optum Labs

Optum Labs

PCORNet

PCORI

Sentinel

US Food and Drug Administration

GetReal

Innovative Medicines Initiative

Observational Medical Outcomes Partnership

Foundation of the National Institutes of Health

PROTECT

Innovative Medicines Initiative

Safer and Faster Evidence-based Translation

Innovative Medicines Initiative

Weitgehend ignoriert werden andere Effekte – wie viele MoAber 5.000 Patienten zu beob1 0 11 0 1 0 0 1 0 11 0 0 11 0 1 0 11 0 0 11 nate ein Patient im Krankenhaus achten und ihre Daten an 150 11 0 1 0 1 0 0 1 0 11 0 0 11 0 1 0 11 0 0 1 0 verbringt etwa. Und die stanZentren zu sammeln, ist „ein dardisierten Studien lassen auch gewaltig komplexes Vorhaben“, noch andere Aspekte außen vor, sagt Niculescu. Zusammen mit wenn sie beispielsweise PatienÄrzten, Angehörigen und Geten mit Nebenerkrankungen wie sundheitsdienstleistern sind Diabetes, Nieren- oder Herz10.000 Menschen in dieses Prokreislauferkrankungen ausschliejekt involviert. „Es ist relativ einßen, um störende Einflüsse von fach, die Patienten in die Studie krankheitsirrelevanten Faktoren aufzunehmen, aber sehr viel zu eliminieren. In der klinischen schwieriger, sie in der Studie Realität hingegen haben gerade zu halten, die Daten zu samältere Patienten oft komplexe Hintergrunderkrankungen meln und sie über den Gesamtzeitraum von acht Jahren und Krankheitshistorien. Wie neue Medikamente mit nachzuverfolgen.“ Die Rekrutierung habe begonnen, diesen Vorerkrankungen interagieren, darüber gibt es etwa einhundert Patienten seien mittlerweile registriert. kaum Erkenntnisse. „In Real-World-Studien wie von Takeda variieren das Alter der Patienten, der Nieren-Status Obwohl Niculescu den Wert von RWD schätzt, ist er und andere Faktoren“, sagt Omel. „Und wenn wir fünf- sich darüber im Klaren, dass selbst großangelegten zig oder hundert Patienten sehen mit gleichem Alter und Beobachtungsstudien wie dieser die Randomisierung ähnlichen Vorerkrankungen, die auf eine bestimmte The- fehlt – der entscheidende Aspekt für die Evaluierung rapie oder Medikamentenkombination reagieren, dann von Sicherheit und Wirksamkeit eines Medikaments. wird das großen Wert für die Behandlung des Multiplen „Das Beste, was wir von Beobachtungsstudien erwarMyeloms haben.“ ten können, sind Hypothesen“, sagt der Mediziner. | 54

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Tabelle: BIOCOM (Quelle: Oye et al., Clinical Pharmacology & Therapeutics, Vol 98, No 5, Nov- 2015, p. 514 ff); Illustration: Modifiziert. Original von 32 pixels/fotolia.com

Methoden


„Aber auch das ist schon sehr hilfreich für uns, weil diese Hypothesen die Richtung unserer künftigen Investitionen in spätere Interventionsstudien lenken helfen kann.“

Patients in RCTs (or other interventional studies) Patients in observational studies, registries, etc. Initial license

Safety, efficacy, open label studies

Safety, efficacy, drug utilisation, long term outcomes

Die Signifikanz von Beobachtungsstudien ist beschränkt, sagen Health EHR insurance Kritiker wie Jürgen Windeler, der data Direktor des Kölner Instituts für Surveys Qualität und Wirtschaftlichkeit im Hospital data Gesundheitswesen (IQWiG). Und Biobanks das ist der Grund, warum nicht Registries alle Stakeholder das RWD-Konzept Registries begrüßen. Windeler lehnt die VerPhase IV Trials wendung des Begriffs gänzlich ab, Time (years) Source: EMA weil er die „alberne Implikation beReal-World-Daten können den Prozess der Medikamentenentfördert, dass randomisierte Studien wicklung verbessern – vor oder nach der Zulassung. sozusagen nichts mit ‚Real World’ und nicht-randomisierte Studien alles mit ‚Real Life’ zu tun hätten.“ Auf einem „Real World Data“-Symposium in Köln sag- Life Data, per se eine höhere externe Validität haben, ist te der klinische Epidemiologe: „Die Vorstellung, dass falsch.“ Die externe Validität, also die Frage der Passung nicht-randomisierte Studien, diese sogenannten Real zwischen Studienergebnissen und konkreten EntscheiTreated

Abb.: EMA

Natural history of disease, patient population, resource utilisation, safety and efficacy

“Full” license

Patients treated, no active surveillance

BD FACSCelesta Durchflusszytometer TM

Sensitivität erweitert die Möglichkeiten Ihrer Forschung Aussagekräftige, sensitive und zuverlässige Ergebnisse ermöglicht Ihnen das BD FACSCelesta™ Durchflusszytometer auch bei komplexen Fragestellungen. Für Ihre Forschung vereint es optimal unsere jahrzehnte lange Erfahrung in der Multicolor Durchflusszytometrie mit den Innovationen der hellen, hochauflösenden BD Horizon Brilliant™ Fluorochrome. F Klein, leicht und schnell F Sensitivität mit bis zu 14 Parametern F Verschiedene Laserkonfigurationen inklusive echtem 355 nm UV Laser F Automatisierte Abarbeitung von Mikrotiterplatten (96- und 348-Well) im High-Throughput Modus

Wir beraten Sie gerne: info_bdbiosciences@europe.bd.com

Static.bdbiosciences.com/eu/facscelesta/ © 2017 BD. BD, das BD Logo und BD FACSCelesta sind Marken der Becton, Dickinson and Company.


Data geeignet sind, Sicherheit und Effektivität in der alltäglichen Praxis abzubilden.” Eine gut-informierte Behandlungsentscheidung wird sich auf die beste Evidenz stützen, die für die Beantwortung bestimmter Fragen zur Verfügung steht, so Arlett. „Manchmal wird diese Evidenz von randomisierten klinischen Studien, manchmal durch RWD und manchmal durch eine Kombination von beidem generiert.“

Zweifel am Wert von RWD Trotz solch harscher Kritik stimmt der Direktor von Deutschlands mächtiger HTA-Institution, die für Nutzenabwägungen zuständig ist, zu, dass es Standardsituationen gibt, in denen Beobachtungsstudien Sinn ergeben, beispielsweise, wenn randomisierte Studien nicht nötig sind, um Fragen zu beantworten wie etwa: „Welche Durchdringung erreichen Arzneimittel? Wie viele Patienten sind davon betroffen? Was kostet der Wirkstoff, die Vergleichstherapie oder die beste unterstützende Pflege?“

Peter Arlett

Leiter Pharmakovigilanz und Epidemiologie der EMA Was schränkt das Sammeln nützlicher Real-World-Daten ein?

„Bislang haben Regulatoren nur begrenzt Zugang zu Real-World-Daten und können sie auch nur begrenzt analysieren. Die Hürden bestehen in der Fragmentierung der Daten und Schwierigkeiten beim Austausch, es gibt Probleme des Datenmanagements und des Schutzes privater Daten, dann reichen mitunter die Methoden nicht aus, um verschiedene Datenformate zu integrieren und zu analysieren, technologische Weiterentwicklungen werden nicht genutzt, und es fehlt an grenzüberschreitender Zusammenarbeit und ausreichender Finanzierung, um sicheren Zugriff auf Daten zu bekommen und sie analysieren zu können.“

Windeler kann sich auch vorstellen, dass Beobachtungsstudien helfen können, um Risiken oder Langzeiteffekte zu erkennen, die mit randomisierten Studien nicht nachgewiesen werden können. Trotzdem bleibt er skeptisch, worin die Ergänzungseffekt von RWD gegenüber randomisierten Studien liegen kann: „Trotz aller Beispiele und Vorschläge für Ergänzungsvarianten ist mir nicht wirklich klar geworden, worin nun eigentlich der besondere Beitrag der nicht-randomisierten Studien für die Nutzenbewertung bestehen soll.“ Kritik an RWD-Studien mache oft den Fehler zu glauben, dass sie randomisierte Studien ersetzen solle, sagt Arlett: „Das ist eine falsche Annahme, denn randomisierte klinische Studien sind am besten geeignet, um bestimmte Fragestellungen zu beantworten, etwa die Wirksamkeit einer Arznei in einer präzise definierten Population zu bestimmen, während die Real World | 56

Ein gutes Beispiel für eine solche Kombination ist die Salford Lung Study, „ein Versuch einer randomisierten Studie, aber in einem Real World-Setting”, sagt Jørgen Vestbo von der Division for Infection, Immunity and Respiratory Medicine am Health Sciences Centre der University of Manchester. Finanziert von der britischen Pharmafirma GSK, testete die Studie die Wirkstoffe Relvar und Ellipta an Patienten mit Chronisch-obstruktiver Pulmonar-Erkrankung (COPD) und Asthma – allerdings in ganz normalen Arztpraxen.

„Die Attraktivität von RealWorld-Studien ist, dass die Patienten, die in randomisierte Studien eingeschlossen werden, nicht diejenigen sind, die am Ende die Behandlungen bekommen“, sagt Vestbo. „Das Problem ist, dass wir all diese tollen Studien machen, sie am Ende aber nicht repräsentativ sind.“ Die Bedeutung von Real-World-Studien zu erkennen, bedeute aber auch, sie „richtig“ durchzuführen und damit zu verhindern, dass der „Real-World“-Begriff zu einer Ausrede für schlecht konzipierte oder durchgeführte Studien verkommt. „Wir brauchen die gleichen Standards, wenn wir uns große Populationen ansehen und wenn wir experimentelle Kohorten bilden“, sagt Vestbo. Und das sei der Unterschied der Salford Lung-Study zu vielen anderen BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Greyloch/Flickr, Artwork: evidencedesign.com

dungssituationen, sei wertlos, solange sie auf schlechten, unzuverlässigen Daten aufgebaut werde.


Real World-Ansätzen, denn sie schließt Randomisierung mit ein. „Wir haben Salford gewählt, weil es hier ein elektronisches Gesundheitsregister gibt, das sich sowohl über die primäre als auch sekundäre Versorgung erstreckt und Echtzeit-Datenaustausch ermöglicht”, sagt Vestbo. Wenn ein Patient in einer Klinik aufgenommen wird und eine Behandlung bekommt, dann werden die Resultate inklusive Sicherheitsmonitoring nicht nur im gesamten Krankenhaus, sondern automatisch auch mit der Hausarztpraxis des Patienten geteilt – und umgekehrt. „Das hat uns ermöglicht, eine Studie durchzuführen mit minimalem Kontakt zum Patienten und minimalen Interventionen, in der wir trotzdem die wesentlichen und sicherheitsrelevanten Informationen sammeln konnten, die die Zulassungsbehörden erwarten“, sagt Vestbo. Mehr als 2.800 COPD-Patienten wurden in der einjährigen Studie berücksichtigt, 80 Erstversorgungsstationen waren beteiligt. „Wir haben eine Menge Daten gesammelt, Millionen Datenpunkte, und sich darin zurechtzufinden, war eine sehr, sehr viel größere Herausforderung, als wir anfangs gedacht hatten.“ Vestbo räumt ein, dass sich das auch substantiell auf die Kosten ausgewirkt

hat. „Am Ende gibt man immer viel Geld aus, ob nun für das eine oder das andere, denn klinische Studien sind nun mal teuer, egal wie sie konzipiert sind.“ Dennoch habe es sich gelohnt. „Es zeigt, dass ein Medikament oder eine Therapie nicht nur wirkt, sondern auch in der klinischen Praxis funktioniert.“ Die Salford-Studie sei ein Erfolg, weil sie es möglich gemacht habe, Daten über Patienten zu gewinnen, die unter den StandardBedingungen klinischer Studien hätten ausgeschlossen werden müssen, weil sie Begleiterkrankungen wie Einschränkungen des Herzkreislaufsystems oder Asthma hatten. Und während in anderen Studien normalerweise überwiegend Männer berücksichtigt werden, war das Geschlechterverhältnis in der Salford-Studie ausgeglichen 1:1 statt 3:1. Abgesehen vom positiven Wirksamkeitsnachweis für GSKs Wirkstoffe beruht die Pionierleistung der Studie vor allem darauf, „dass wir eine Population studieren konnten, über die nie zuvor Daten gesammelt wurden“. Ob die Studie nun „die reale Welt“ abbildet, ist offen. Aber mehr als jeder Versuch in der Vergangenheit seien solche Real-World-Studien bemüht, die Lücke zwischen der Studiensituation und der Realität zu schließen.

BD FACSMelody Zellsortierer TM

Erleben Sie jetzt die Zukunft der Zellsortierung. Der neue BD FACSMelody Zellsortierer ist eine Komposition aus technischer Innovation, High Performance -Sortierung und intuitiver Nutzung. Automatisierte Prozesse sorgen für mehr Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Zellsortierung ist nun auch für weniger erfahrene Forscher einfacher anwendbar. Das System ist individuell konfigurierbar und kann mit 1 bis 3 Lasern, bis zu 9 Farben und 11 Parametern ausgestattet werden.

Wir beraten Sie gerne: info_bdbiosciences@europe.bd.com

Static.bdbiosciences.com/eu/facsmelody/ © 2017 BD. BD, das BD Logo und BD FACSMelody sind Marken der Becton, Dickinson and Company.


Das historische Rütgers-Haus, Sitz der BIOCOM AG in Berlin

Höhen und Tiefen – das Jahrbuch war immer dabei Die Branche erlebte Höhen und Tiefen, und das BioTechnologie Jahrbuch war in den vergangenen drei Dekaden jedes Jahr druckfrisch dabei. Es erscheint nun zum 30. Mal im Verlag der BIOCOM AG, die sich währenddessen von einem Fachverlag zum europaweit aktiven, breit aufgestellten Fachinformationsunternehmen gewandelt hat. Boris Mannhardt und Andreas Mietzsch im Gespräch mit Helene Märzhäuser

| 58

BioTechnologie Jahrbuch 2017


BTJB_ Das BioTechnologie Jahrbuch ist mit 30 Jahren nun das älteste, kontinuierlich publizierte Produkt der BIOCOM AG. Erinnern Sie sich noch an die Vorgeschichte?

BTJB_ Nun gibt es mittlerweile das Internet, um die Biotech- und Life-Sciences-Branche zu recherchieren. Wie hat sich denn das Jahrbuch diesem Lauf der Zeit angepasst?

Andreas Mietzsch_

Andreas Mietzsch_

Wir starteten 1986 mit der Vorläuferzeitschrift zu |transkript als ein eigenkapitalschwaches Fachverlags-Start-up in Braunschweig. Die Biotechnologie-Szene war in der Zeit erst im Entstehen und noch sehr überschaubar. Trotzdem hatten wir anfangs Schwierigkeiten damit, irgendjemanden irgendwo zu identifizieren. An Internet und Online-Nachschlagewerke war ja noch gar nicht zu denken.

BTJB_ Und dann haben Sie mal eben ein Adressbuch herausgebracht? Andreas Mietzsch_ Ja, selbst ist der Mann, sozusagen... Interessant ist aus heutiger Sicht, dass so eine Datensammlung ja kein journalistisches, auf Berichterstattung fußendes Projekt ist. Mit dem allerersten Jahrbuch hatten wir unbewusst schon den Keim gelegt für die Umwandlung des Unternehmens in einen breit aufgestellten Fachinformationsdienstleister, die ja erst knapp zwei Jahrzehnte später passierte.

Unser Jubiläumsbuch beinhaltet keine Adresslisten mehr, sondern vor allem Hintergrundartikel zu aktuellen Pharma- und Forschungsthemen sowie die neuesten Daten und Statistiken über die Entwicklung der Branche im deutschsprachigen Europa. Quasi ein Zwischenbericht zur Lage der Branche. Heutzutage interessiert sich niemand mehr für ein gedrucktes Adressbuch, die Firmen kann man auch online zum Beispiel unter biotechnologie.de nachschlagen. Wenn man so will, kann das Jahrbuch als Beispiel für den allgemeinen Wandel der Zeit stehen. Auch BIOCOM hat sich mit der Zeit gewandelt und widmet sich heute neben der Verlagstätigkeit ganz anderen Bereichen und Aufgaben.

BTJB_

Andreas Mietzsch_

Das stimmt. Wir sind heute nur noch zu einem kleineren Teil ein Fachverlag. Dem Wandel hin zum Fachinformationsunternehmen lag die Erkenntnis zugrunde, dass unser wichtigstes Kapital das

Vorstandsvorsitzender Boris Mannhardt und Andreas Mietzsch, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der BIOCOM AG, mit dem allerersten BioTechnologie Jahrbuch von 1987 BioTechnologie Jahrbuch 2017

59 |


Wissen in den Köpfen unserer Mitarbeiter ist. Also haben wir nicht in sachfremde Bereiche expandiert, sondern konzentrieren uns mit einer breiten Palette von Dienstleistungen voll und ganz auf die Life Sciences Der Wandel kam schrittweise. Als ich vor gut zehn Jahren zu BIOCOM gekommen bin, hatten wir bereits unseren ersten großen Dienstleistungsauftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gewonnen. Wir betrieben die umfassende „Informationsplattform Biotechnologie“, mit der großen Internetplattform biotechnologie.de, Filmen, Broschüren, Veranstaltungen, der Firmenumfrage nach OECD-Standard und vieles mehr.

Online-, im Videoformat oder auf Konferenzen ist, hängt vom Kunden ab. Videos? Klingt exotisch für die wissenschaftsorientierte Life-Sciences-Szene.

BTJB_

Boris Mannhardt_

BTJB_ Was ist dann das Alleinstellungsmerkmal, quasi die DNA der BIOCOM heute?

Es sind vor allem die Köpfe unserer Mitarbeiter. Sie verstehen etwas von Life Sciences, haben fast alle einen wissenschaftlichen Hintergrund und beherrschen gleichzeitig das kommunikative Handwerk.

Boris Mannhardt_ Im Gegenteil. Heute ist das gesamte

Bewegtbild-Thema enorm wichtig, keine Webseite kommt mehr ohne Videos aus. Wir erstellen mit unserer Fachkenntnis im Hintergrund und einem professionellen Filmteam beispielsweise Imagefilme für Unternehmen oder Erklärvideos, wie wir sie gerade für die Plattform bioökonomie.de produzieren. Alle zwei Wochen wird hier ein neuer Film veröffentlicht, der ein Thema oder eine Forschungsidee aufgreift und allgemeinverständlich darstellt. Wir begleiten auch viele Veranstaltungen filmisch, um Leuten, die nicht dabeisein konnten, etwas von der Atmosphäre und dem Geist im Nachhinein vermitteln zu können.

Andreas Mietzsch_

Boris Mannhardt_

In dieser Kombination sind wir im Bezug auf die Life Sciences europaweit einmalig. Wir können die komplexen Inhalte analysieren, bewerten und in jedweder Form kommunizieren. Ob das im Print-,

BTJB_

Was steckt denn hinter dem Wort COMDIS?

Boris Mannhardt_ Das Akronym steht für Communication und Dissimination. Wir fassen darunter unsere Aktivitäten in EU-finanzierten Programmen zusammen – also Projekte, die innerhalb eines Forschungsrahmenprogrammes laufen – früher war es FP7, heute ist es Horizon2020. Denn ein ganz zentraler Punkt bei den mul-

Videos, der zeitgemäße Informationskanal: BIOCOM produziert rund 50 Filme im Jahr.

| 60

BioTechnologie Jahrbuch 2017


tinationalen Forschungsprojekten ist die Kommunikation nach außen über das, was inhaltlich passiert, um so den interessierten Menschen zu zeigen, wofür die Mittel, letztendlich ja Steuergelder, eingesetzt werden. BTJB_ Und welche Aufgaben übernimmt BIOCOM dabei konkret? Boris Mannhardt_

Als Partner in den Konsortien sind wir dafür verantwortlich, die Forschungsarbeiten professionell und für eine breite Öffentlichkeit verständlich und interessant zu kommunizieren und letztlich auch in die Medien zu bringen. Im EU-Projekt PharmaSea ging es zum Beispiel darum, neue antibiotisch wirksame Substanzen aus Mikroorganismen extremer Habitate der Meere zu gewinnen. Wir waren seit der Antragsphase als Kommunikationsdienstleister mit vollem Risiko dabei, haben Veranstaltungen organisiert und die Homepage erstellt. Unsere Print- und Videoprodukte haben für eine breite öffentlichwirksame Darstellung des Forschungsprojektes in Tageszeitungen, Magazinen bis hin zu CNN und Al Jazeera TV gesorgt.

Magazin online: www.transkript.de

Andreas Mietzsch_ Gerade die Organisation von Veranstaltungen ist bei EU-weiten Forschungsprojekten nicht zu unterschätzen, um die Experten zusammenzubringen und einen Austausch über das Projekt zu ermöglichen. Boris Mannhardt_

Das stimmt. Wie wichtig solche Veranstaltungen und Treffen sind, hat man sehr deutlich in dem Strategieprozess Biotechnologie 2020+ gesehen. Dabei sollte die nächste Generation biotechnologischer Verfahren von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren vorausgedacht werden. Als Auftragnehmer des BMBF haben wir vier Jahre lang den Prozess mit der Organisation von großen, öffentlich wirksamen Veranstaltungen sowie kleineren Expertentreffen und Fachgesprächen begleitet. Auch hier haben wir dazu die Broschüren und eine Webseite erstellt. Und auch jetzt, vier Jahre nach Abschluss des Prozesses, laufen immer noch viele initiierte Projekte in dem Bereich.

Im Auftrag: www.bioökonomie.de

BTJB_ Wie kam es zu Ihrer ersten selbstorganisierten Veranstaltung? Boris Mannhardt_

Das war 2007 zum Thema „Industrielle Biotechnologie“ in Hannover im Rahmen der Biotechnica. Die Tagung hatten wir ganz bewusst als Eigenveranstaltung konzipiert, da wir der Meinung waren, dass Events auf eigene Rechnung zu unserem Portfolio gehören müssen. Daneben realisieren wir auch Tagungen und Kongresse im Kundenauftrag.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Preisgekrönt: www.pharma-sea.eu

61 |


Andreas Mietzsch_ An diese unsere erste Veranstaltung erinnere ich mich noch genau. Da ging uns nämlich das Essen aus. Wir hatten mit ungefähr 130 Teilnehmern gerechnet, doch am Ende sind 250 Leute gekommen. Daraus haben wir gelernt. Ein Riesenerfolg war‘s trotzdem. BTJB_ Was

war mittlerweile Ihre größte Veranstaltung?

Boris Mannhardt_ Das war der Global Bioeconomy Summit mit 900 Teilnehmern, den wir 2015 in Berlin organisiert hatten. In der heißen Planungsphase war mehr oder weniger das gesamte Unternehmen lahmgelegt. Denn wir arbeiten immer in Projektteams. Hier stehen neben Veranstaltungsmanagern und Technikern auch unsere Life-Sciences-Experten für die Inhalte bereit. Am Ende war übrigens auch der GBS ein Riesenerfolg.

Veranstaltungen, elektronische und gedruckte Medien – gibt es hierbei denn genug Synergien? BTJB_

BTJB_

Welches waren die persönlichen Highlights für

Sie? Andreas Mietzsch_

Schwierige Frage. Ich nenne mal drei: Der Neustart der Firma im frisch wiedervereinigten Berlin mit einer jungen „gesamtdeutschen“ Truppe, die Wiedergeburt unserer gescheiterten ersten Zeitschrift durch |transkript und unser glanzvolles 25jähriges Jubiläum im Humboldtforum am Gendarmenmarkt. Das war schon toll für eine Firma, die einst mit wenig Geld und viel Selbstausbeutung gegründet wurde. Und sonst? Na logisch, the best is yet to come!

Auftragsveranstaltung: der Global Bioeconomy Summit 2015 in Berlin

Boris Mannhardt_ Es gab schon viele herausragende Momente. Und jeder hinterlässt besondere Spuren. Besonders die Sachen, die man das erste Mal macht – sei es wegen neuer Dienstleistungsaufträge oder aus eigenem Antrieb heraus – hinterlassen dann doch starke Erinnerungen. Das kann zum Beispiel ein großer Auftrag sein, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hatte. Wie 2012, als wir uns als Außenseiter um die Leitung der Geschäftsstelle des Bioökonomierates beworben hatten. Das Forschungsministerium hat damals den Rat aus 16 unabhängigen Fachleuten neu berufen und wir sorgen seitdem mit der Geschäftsstelle dafür, dass er arbeitsfähig ist.

Andreas Mietzsch_ Aber ja, zumal, wenn Sie an unseren hauseigenen Slogan denken: inhaltsgetrieben und ergebnisorientiert. Letztlich geht es bei allem doch um Inhalte, die müssen erstklassig recherchiert und geschrieben sein. Die verDie BIOCOM-Ausstellung mit biobasierten Proschiedenen Medien am dukten tourt erfolgreich durch Europa. Ende transportieren diese Inhalte – ist doch toll, dass es da inzwischen nicht nur die gute alte Fachzeitschrift oder das Buch, sondern einen ganzen Fächer von Möglichkeiten gibt. Wobei kaum ei- BTJB_ Bioökomie als Teil der Life Sciences spielt bei ner weiß, dass wir zum Beispiel rund 20 Webportale und BIOCOM durch den Rat eine große Rolle. Was macht Homepages betreiben. Zum Teil im Eigengeschäft, andere Ihr Unternehmen noch in diesem Bereich? für unsere Kunden.

| 62

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Boris Mannhardt_Seit

2013 betreiben wir im Auftrag des BMBF die deutsch- und englischsprachige Seite bioökonomie.de, auf der wir neue Forschungsthemen und wirtschaftliche Umsetzungen der Bioökonomie vorstellen. Allerdings stellen wir biobasierte Produkte und Neuheiten nicht nur online, sondern auch ganz real vor. Mittlerweile haben wir einen ordentlichen Fundus mit gut 100 Produkten, die wir in einer gefragten Ausstellung europaweit der Öffentlichkeit präsentieren. BTJB_

Welche Produkte sind das zum Beispiel?

Boris Mannhardt_ Das sind zum Beispiel Produkte, die aus Abfallstoffen oder durch den Einsatz von speziellen Enzymen hergestellt wurden. Das können Autoreifen aus Löwenzahn sein, Espressotassen aus altem Kaffeesatz oder ein Kleid, das aus Proteinen verdorbener Milch hergestellt wurde. BTJB_ Ausstellungen sind öffentlich – tun Sie auch Dinge, die nicht so sichtbar werden? Boris Mannhardt_

Wenn wir zum Beispiel im Auftrag Reden schreiben, tauchen unsere Autoren naturgemäß gar nicht auf. Das englische Wort Ghostwriting beschreibt diese Arbeit sehr treffend. Auch Studien, die wir für einen Klienten erarbeiten, werden nur diesem vertraulich zugestellt. Das können zum Beispiel Bedarfsanalysen für eine zu planende biotechnologische Anlage sein, Standortanalysen oder Technologiebewertungen sein. Andere Studien hingegen werden veröffentlicht, so zum Beispiel unsere Kapitalmarktstudie: Zuletzt wurden hier die Börsenplätze in Europa und den USA hinsichtlich ihrer Attraktivität für Biotechnologie- und Life-Sciences-Unternehmen analysiert und bewertet.

Auch schon im 23. Jahrgang: das Magazin |transkript

BTJB_ Welches ist denn der jüngste Geschäftsbereich der BIOCOM AG? Boris Mannhardt_Vor

etwa drei Jahren haben wir angefangen, den Medizintechnik-Bereich als Teil der Lebenswissenschaften systematisch zu erschließen. Wir geben zum Beispiel das englischsprachige Fachbuch „Guide to German Medtech Companies“ oder in Zusammenarbeit mit anderen Partnern den Medtech Radar heraus. Zweimal im Jahr beleuchten wir dort Höhepunkte der Medizintechnik-Branche in Deutschland. Die Medizintechnik spielt neben der Biotechnologie auch eine große Rolle in unseren Auftragspublikationen für das Netzwerk Life Science Nord. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Europaweit auf Englisch: European Biotechnology Magazine

63 |


Auftragspublikationen wie Zeitschriften oder

Fundierte Studien rund um die Entwicklung

Broschüren sind tägliches Geschäft.

der Life Sciences gehören zum Portfolio.

BTJB_

Und wie soll es weitergehen?

Andreas Mietzsch_

Organisches Wachstum und Unabhängigkeit, inhaltsgetrieben und ergebnisorientiert. Die Erkenntnisse der modernen Biologie werden sich langsam, aber sicher in unserer Wirtschaft durchsetzen. Gegen ein bißchen schneller als bisher hätte ich allerdings nichts ...

Boris Mannhardt_

Für uns steht Wachstum in Europa sicherlich an erster Stelle. Die Life Sciences werden zweifellos weiter an Bedeutung gewinnen, und damit entstehen auch für uns immer neue Chancen. Das Geschäftsmodell von BIOCOM mit seiner großen „Fertigungstiefe“ ist ziemlich einzigartig und durch die große Bedeutung der hochqualifizierten Mitarbeiter schwer zu kopieren – wir fühlen uns für die Zukunft bestens gerüstet.

Englischsprachige Guides dienen den Kunden als „Visitenkarten“ im In- und Ausland.

| 64

BioTechnologie Jahrbuch 2017


CHRONIK Life Sciences-Magazin I 22. Jahrgang

12/2016

Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Sven Klußmann über Spiegelmere, seine Noxxon-Ausgründung Aptarion und die schwierige Suche nach Investoren

Auf der Weltklimakonferenz im November starteten die Umweltminister von 18 Staaten das CO2-Reduktionsprogramm „Biofuture“. Deutschland, die Schweiz und Österreich sind nicht dabei. Biotech-Branchenverbände reagierten verärgert über die Entscheidung der Länder.

Bioökonomie im Transportsektor

Biofuture ohne D.A.CH.

Ganymed: Exit des Jahres

Exit des Jahres:

Vorschau 2017:

LABORWELT:

Der japanische Astellas-Konzern zahlt für die Ganymed Pharma AG erfolgsabhängig bis zu 1,3 Mrd. €

Messen, Tagungen und Kongresse – Erfolgsformate und Novitäten im aktuellen Veranstaltungskalender

Digitale Auswertung molekularer Muster in biologischen Prozessen erobert das Labor der Zukunft

01_tk12_16_Titel.indd 1

Ausgebremster Umwelttraum: Bioökonomie ohne D.A.CH.

01.12.2016 13:59:35 Uhr

12 |'16

22 Mio. Euro zahlt der japanische Pharmakonzern 4 Astellas für den Mainzer Antikörper-Hersteller Ganymed Pharmaceuticals. Der erfolgsabhängige Exit könnte mit insgesamt 860 Mio. Euro zum bislang größten der deutschen Biotech-Branche avancieren.

Noxxons Spiegelbild heißt jetzt Aptarion Neben einem stillen Gang an die Pariser Börse Ende September tut sich bei der Berliner Spiegelmer-Firma Noxxon einiges: Mitarbeiter werden entlassen, das Unternehmen umstrukturiert und das präklinische Portfolio an Noxxon‘s neu gegründetes Spin-off Aptarion auslizenziert.

Frischer Wind in der Antibiotika-Forschung Obwohl die Entwicklung neuer antibakterieller Substanzen wirtschaftlich nur bedingt attraktiv ist, engagieren sich inzwischen wieder einige Biotech-Firmen in der Antibiotika-Forschung, unter ihnen die Aicuris GmbH, Amp Therapeutics GmbH und Bioversys.

Kritik an EPAs EarlyCertainty-Initiative Experten der Life-Sciences-Branche üben Kritik an der beschleunigten Patentprüfung des Europäischen Patentamtes (EPA). Bisher hatten Erfinder 30 Monate Zeit, einen Lizenznehmer zu finden. Der Prozess soll auf 12 Monate verkürzt werden und sei in 90% der Fälle zu früh.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

65 |


Sepsis – Rennen gegen die Zeit Der Kampf gegen antibiotikaresistente Erreger, die weltweit rund 80.000 Opfer pro Jahr fordern, ist aktuell ein vielbeachtetes Thema. Übersehen wird die Sepsis – landläufig Blutvergiftung genannt –, die zehnmal mehr Menschenleben kostet. Obgleich eine Förderung für die klinische Validierung neuer Konzepte fehlt, drängt eine neue Generation von Diagnostika und Arzneikandidaten in die Produktpipelines. von Thomas Gabrielczyk | 66

BioTechnologie Jahrbuch 2017


B

ei seiner Geburt 1947 ahnte noch niemand, dass Cassius Clay dreifacher Schwergewichts-Boxweltmeister mit 56 Siegen – 37 durch K. o. – in 61 Kämpfen werden würde. Im Frühjahr 2016 verlor Muhammad Ali seinen letzten Kampf. Der 74-Jährige, durch seine Parkinson-Krankheit geschwächte Champion erlag einem septischen Schock. Sepsis ist ein lebensbedrohender Zustand, der eintritt, wenn die Reaktion des Körpers auf eine Infektion die eigenen Organe und Gewebe schädigt. Dazu kommt es, wenn die lokale Reaktion auf eindringende Krankheitserreger und mikrobielle Toxine – in Alis Fall ein Atemwegsinfekt – auf den ganzen Organismus übergreift. Alle vier Sekunden stirbt jemand auf der Welt an Sepsis – das Leiden ist ein unbemerkter, aber verlässlicher Killer. In den Ländern des weniger entwickelten globalen Südens sind die Verluste durch die systemische Infektion am größten. Jedes Jahr fallen ihr mindestens sechs Millionen Babys und 100.000 Mütter im ärmsten Teil der Welt zum Opfer. Die meisten erliegen den Folgen der unkontrollierten Entzündungsreaktion: Diese macht die Blutgefäße durchlässiger – Flüssigkeit tritt in das Gewebe aus, der Blutdruck fällt ab, bis die Organdurchblutung kollabiert – Multiorganversagen, Schock und ein schneller Tod sind die Folgen.

Abb.: Dr_Kateryna/fotolia.com

Aber auch in den gut ausgestatteten Intensivstationen entwickelter Staaten wie den USA sterben pro Jahr 260.000 der 1,1 Millionen Patienten mit der Diagnose Sepsis. Die Kosten von geschätzt rund 24 Mrd. USDollar für Therapie und Nachbehandlung fraßen im Jahr 2013 rund 7% des US-Gesundheitsbudgets auf – und sie wachsen rasant: Zwei Jahre zuvor hatten sie noch knapp über 20 Mrd. US-Dollar gelegen. In Europa, wo pro Jahr 1,2 Millionen Sepsisfälle dokumentiert werden, ist die Situation nicht besser. Rund 40% der Patienten sterben durch den Amoklauf des Immunsystems und dessen Folgen. Aufgrund seiner komplexen und vielfältigen Pathogenese gibt es bis heute kein einziges zugelassenes SepsisMedikament weltweit – und dass, obwohl es bei weitem genug Versuche gab. Von den 1980er Jahren bis heute scheiterten mehr als 60 Phase III-Arzneimittelkandidaten (vgl. Tabelle), die auf die Moleküle abzielten, die die Antwort des Körpers auf die Infektion in Gang setzen. Das ist der Grund dafür, weshalb Intensivmediziner sich heute darauf konzentieren, die Folgen der Sepsis einzudämmen. Die Standardbehandung beinhaltet: BioTechnologie Jahrbuch 2017

› die chirurgische Entfernung des Infektionszentrums › antimikrobielle/antibiotische Therapie › die Stabilisierung des Blutdrucks, Kreislaufs und der Organdurchblutung sowie › die maschinelle Unterstützung der Organfunktion.

Neue Frühdiagnostika und Biomarker Allerdings gibt es guten Grund zur Hoffnung. Das meint jedenfalls Prof. Dr. Konrad Reinhart, Gründungspräsident der Globalen Sepsis-Allianz und Autor von 800 Publikationen. Er ist überzeugt, dass sich mindestens ein Viertel der Todesfälle durch Sepsis in den industrialisierten Staaten verhindern lassen, wenn Sepsis nur früh genug erkannt und daher früher behandelt werden könnte. „Sepsis ist die häufigste vermeidbare Todesursache“, betont er. „Jede Stunde, in der eine Sepsis nicht erkannt und diagnostiziert wird, steigert die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient an den Folgen verstirbt, um 2%. Das Erkennen der frühen Anzeichen einer Sepsis ist daher entscheidend. Sepsis ist ein Notfall: Je schneller man handelt, desto größer ist die Chance eines guten Ergebnisses.“ Glaubt man Reinhart, gibt es immer mehr Tests, die die der Sepsis zugrundeliegende Infektion und deren Erreger binnen zwei bis sechs Stunden identifizieren können. Das ist schneller als der heutige Standard – die anaerobe und aerobe Blutkultur. Doch diese ist bis dato der einzige Weg, praktisch zu ermitteln, welches Antibiotikum gegen den spezifischen Erreger eines einzelnen Patienten tatsächlich wirkt. Genetische Schnelltests liefern dagegen nur Informationen über erregerspezifische Antibiotika-Gene, also darüber, welche Antibiotika nicht wirken. Gleichwohl haben die kulturabhängigen Methoden einen gewaltigen Nachteil, der gegenüber alternativen Diagnosemethode abgewogen sein will: Aufgrund der Kultur benötigen sie 24 bis 48 Stunden, bis belastbare Ergebnisse vorliegen. So lange müssen Ärzte warten, bevor sie die anfängliche Therapie mit BreitbandAntibiotika durch gezielter wirkende Antiinfektiva ersetzen können. Dazu kommt, so Patrick Murray, leitender Direktor der globalen Forschung bei BD Life Sciences, „dass der Wert der Blutkultur für die Sepsis-Diagnose immer noch begrenzt ist. Nur 5 bis 15% der gesammelten Kulturen sind positiv und mehr als die Hälfte der Patienten hat keinen positiven Blutkulturbefund.“ Diagnostische Schnelltests zur Pathogenidentifikation sind indes rar und derzeit nur eine Zwischenlösung. Denn die PCR-, FISH- oder Massenspektrometrie (MALDI oder 67 |


Wie Sepsis und septischer Schock sich entwickeln Wie sich eine Sepsis im Einzelfall entwickelt, hängt von zahlreichen individuellen Vorbedingungen ab, zum Beispiel Vorerkrankungen und Co-Morbiditäten. Das hier gezeigte vereinfachte Modell beschreibt die Hauptwege, die zu den Pathogen-bedingten Reaktionen führen. Alle wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit Pharmazeutika angesprochen. Am Ende verbesserte keiner dieser Ansätze das Ergebnis.

A   Signalwege, die zu vaskulärer Fehlfunktion, Blutdruckabfall durch Gefäßerweiterung und Schock führen. Wenn Mikroorganismen in den Kreislauf gelangen, interagieren bestimmte Moleküle – sogenannte PAMPs (z. B. Lipopolysaccharid Gramnegativer Bakterien) – mit PAMP-Rezeptoren auf Makrophagen. Diese setzen entzündungsfördernde Botenstoffe frei, wie TNF oder Interleukin 1beta, die zur Produktion von Stickoxid (NO)Radikalen und Prostaglandin I2 im Endothelium, der innersten Auskleidung der Blutgefäße, und in den die Gefäße umgebenden glatten Muskelzellen führen. Eine übermäßige AusschütA

tung solcher vasoaktiven Mediatoren ruft einen kritischen Abfall des Blutdrucks durch Gefäßerweiterung hervor, den septischen Schock. Der rapide Blutdruckverlust führt zu einer unvollständigen Organdurchblutung. Die Makrophagen schütten auch den Plättchen-aktivierenden Faktor (PAF) aus, der die Kapillargefäße durchlässiger für Flüssigkeit und Zytokine macht, in mikrovaskuläre Dysfunktion mündet und zur Synthese von Thromboxan A führt. Die Folgen sind Hochdruck in den Lungenarterien, geringere Sauerstoffsättigung des Blutes und Leukopenie. Wie komplex die Wirkung vasoaktiver Substanzen sein kann, zeigt die Reaktion des Peptidhormons Adrenomedullin. Wird es im Zuge einer Infektion stark vermehrt gebildet, wirkt es auf die glatte Gefäßmuskulatur und trägt damit maßgeblich zu systemischer Vasodilation und Blutdruckabfall bei. In der Blutbahn dagegen ist es gerade andersherum: Dort wirkt es auf die Endothelzellen, es kommt nach neuesten Daten zur Verbesserung der verlorengegangenen Gefäßintegrität. Das heißt, weniger Flüssigkeit tritt aus den Gefäßen aus und der Blutdruck sinkt

TNF-specific antibodies

iNOS and COX2

TNF rh lL-1RA PAMPs Macrophage

Corticosteroids

IL-1b Arteriole PAF receptor antagonist PAF

Corticosteroids

Eritoran LPS-specific antibody

rh PAFAH TXA2

COX inhibitors Enterocytes

B

TNF-specific antibodies

iNOS

TNF PMNL

rh lL-1RA

PAMPs Macrophage

Corticosteroids

Platelet

IL-1b Endothelial cells

IFNg

TF

Antithrombin

Lumen

Eritoran HMGB1

Drotrecogin alfa (activated) TFPI

| 68

Thrombus Endothelial cell

BioTechnologie Jahrbuch 2017


nicht weiter ab. Der durch Adrenomedullin ausgelöste Schock ist demnach möglicherweise ein aus dem Ruder gelaufener Rettungsversuch des Körpers. B  Signalwege, die zur Organdysfunktion führen Als schnelle Antwort auf PAMPs selektieren Zellen des angeborenen Immunsystems wie etwa Makrophagen entzündungsfördernde Mediatoren wie IL1beta, IFNgamma und TNF sowie High mobility group box1 (HMGB1)-Proteine. Die durch die Immunmodulatoren geförderte iNOS-Aktivität im Dünndarm macht das Darmepithel durchlässiger. Zugleich verlassen Leukozyten, wie ewa PMNLs und Plättchen nach Aktivierung, den Blutstrom und dringen in Lunge, Niere und andere Organe ein, wo sie ARDS auslösen, das akute Lungenschädigungs-Syndrom, sowie AKI, also akutes Nierenversagen. Die Expression des Tissue Factors (TF) durch Endothelzellen und Makrophagen fördert die Gerinnung. Nach der proinflammatorischen Phase wird das Immunsystem zunehmend heruntergefahren, was die Infektanfälligkeit drastisch steigert.

Corticosteroids NO• • Vasodilation • Shock

NOS inhibitors PGI2 Corticosteroids COX inhibitors

• Microvascular dysfunction • Capillary leak Pulmonary artery hypertension

Gut epithelium hyperpermeability

MODS

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Pictures: NRD, doi: 10.1038/nrd4368/BIOCOM

• ARDS • AKI

ESI-TOF)-Tests arbeiten mit dem Material aus positiven Blutkulturen. „Während die kulturabhängigen Analysen, die der Blutkultur folgen, mindestens 48 Stunden benötigen, identifiziert unsere UNIVERO BCU-Kassette 100 diagnostische Ziele binnen 4 bis 5 Stunden, bei nur wenigen Minuten manueller Tätigkeit“, sagt Oliver Schacht, CEO der Curetis N.V. Der PCR-basierte Test identifiziert Gram-positive und -negative Bakterien, Pilze und Mycobakterien sowie 16 Antibiotika-Resistenzgene. Daneben entwickelt das Unternehmen seit 2015 in Zusammenarbeit mit den Acumen Research Laboratories (Singapur) einen anderen Unyvero PCR-Sepsistest, der eine frühe Antwort auf die Frage geben soll, ob die systemische Entzündung durch Mikroorganismen hervorgerufen wurde (=Sepsis). Schacht zufolge misst der Test diverse, hauseigene mRNA-Expressionsmarker in Leukozyten. Die Expressionsunterschiede zeigen abhängig von der Immunantwort an, ob bakterielle Pathogene zugegen sind. Derzeit ist Procalcitonin (PCT) der Standardbiomarker, um virale von Bakterien- oder Pilz-induzierten Entzündungsreaktionen zu unterscheiden. Der Biomarker wurde vom Diagnostikarm BRAHMS der Thermo Fisher Scientific Inc. zwecks weltweiter Vermarktung an Roche und Biomérieux lizenziert. In seltenen Fällen wurden indes aufgrund der PCT-Detektion falsch-positive Diagnosen gestellt. Diesen Mangel an Spezifität will Curetis mit seinem ergänzenden Sepsis-mRNA-Test adressieren. Derzeit bietet neben Curetis nur eine Handvoll Anbieter marktreife und -gerechte Tests zur Pathogenschnelldetektion an, zum Beispiel: › die französische Biomérieux, die sich die EU- und US-zugelassene FilmArray-Multiplex-PCR-Plattform von BioFire für 450 Mio. US-$ einverleibt hat. Diese kann die 23 weitverbreitetsten Pathogene aus positiven Blutkulturen heraus identifizieren sowie die Antibiotika-Resistenzgene mecA, vanA/b und KPC. Die MALDI-TOF-MS-Plattform Vitek MS der Franzosen identifiziert die Pathogene kostengünstig binnen einer Stunde. Schacht zufolge arbeitet das Gerät, ähnlich wie andere MS-Plattformen, seriell und deckt Antibiotika-Resistenzen nicht ausreichend ab. › Das Verigene-PCR-System der Unternehmen Luminex/Nanosphere identifiziert bis zu 30 Pathogene und die mikrobellen Resistenzgene vanA/B, CTX-M sowie fünf Carbapenemase-Loci aus positiv getesteten Blutkulturen. › Erst im Juni 2016 erhielt der US-Anbieter Glenmark die CE-Kennzeichnung für seinen ePlex-PCR-Test. Dieser erfasst eine Reihe Gram-positiver und -negativer Erreger. Ein Pilz-Panel ist in Vorbereitung. 69 |


Ergebnisse ausgewählter Phase II/III-Studien von Sepsisarzneikandidaten Jahr

Firma

Patientenkollektiv

Wirkstoff und Wirkstoffklasse

Mortalität

1984

Akademisch

Septischer Schock (59)

Methylprenisolone/Dexamethason (Kortikosteroid)

Keine Auswirkung

2008

Akademisch

Septischer Schock (499)

Hydrocortisone (Kortikosteroid)

Keine Auswirkung

1994

Akademisch

Septischer Schock (621)

HA-A1 (LPS-bindender mAb)

Keine Auswirkung

2010

Takeda

Ernste Sepsis/ Septischer Schock (274)

TAK-242 (TLR4-Blocker)

Keine Auswirkung

2013

Esai Co. Ltd.

Ernste Sepsis (1961)

Eritoran (Lipid A-Derivat)

Keine Auswirkung

1996

Immunex/Amgen

Septischer Schock (141)

Etanercept (TNF-Bblocker)

Schaden

1998

Bayer

Septischer Schock (1878)

BAY-1351 (anti-TNF-mAb)

Keine Auswirkung

1994

Amgen/SOBI

Sepsis (894)

Anakinra (rIL-1R-Blocker)

Keine Auswirkung

1998

ICOS Corp

Ernste Sepsis (1425)

Pafase (PAF-Blocker)

Keine Auswirkung

2001

Lilly

Ernste Sepsis (1690)

Drotrecogin a (Koagulationsblocker)

Keine Auswirkung

2003

Amgen

Ernste Sepsis (701)

Filgrastim (Immun-Augmentation)

Keine Auswirkung

2013

Agennix

Ernste Sepsis (n.a.)

Talactoferrine (rekomb. Laktoferrin)

Keine Auswirkung

› Bereits seit 2014 darf der Diagnostikriese Abbott seine PCR-Gene panel-Plattform IRIDICA (früher: Plex-ID) in Europa vermarkten. Sie amplifiziert zunächst speziesspezifische Haushaltsgene mit PCR und identifiziert diese mittels ESI-TOF-Massenspektrometrie. › Noch kann der Real-time-PCR-Spezialist Biocartis keine Sepsismarker auf seiner Idylla-Plattform identifizieren. Gemeinsam mit der holländischen Microbiome NV, einer Ausgründung der Medizinischen Universität Amsterdam, arbeitet das Unternehmen jedoch daran. Die Universität ist beim MARS-Projekt dabei, dessen Ziel es ist, durch die Untersuchung von 7.500 Sepsispatienten bis 2018 neue Biomarker zu identifizieren. › Die laut Miacom-Chef Mirko Stange schnellste Diagnostikplattform identifiziert 14 bakterielle Pathogene und soll künftig auch Pilzpathogene wie Candida detektieren. Stange sagt, dass „unser CE-zertifizierter und von der FDA freigegebene FISH-basierte Test nur 30 Minuten zur Erregeridentifikation aus positiven Blutkulturen benötigt“. Eine automatisierte Analysesoftware läuft auf der Metafer-Plattform des Unternehmens Metasystems. Schacht zufolge „zählen für Krankenhäuser allein Automation und Genauigkeit“. Um ein Produkt erfolgreich zu vermarkten, spiele die zugrundeliegende Biologie nur eine untergeordnete Rolle. „Es braucht eine Menge an Fertigungs-Know-how und Kapital, etwa 40 bis 60 Mio. Euro, um eine kommerzielle überlebensfähige Plattform zu etablieren.“ Das sei der Grund dafür, dass es nur wenige Firmen in den Markt schafften und ein knappes halbes Dutzend Verfolger „noch Jahre bräuchten, um eine kommerzielle Plattform zu lancieren“. | 70

Allerdings gäbe es auch Konkurrenz durch bereits vermarktete Plattformen, die unabhängig von der Blutkultur die Zeit bis zur Diagnose signifikant verkürzen könnten.

Schnell und automatisiert Sowohl Roches Septifast- als auch Molzym Life Sciences Multiplex-PCR-Plattformen arbeiten mit Vollblutproben anstelle Blutvorkulturen. Septifast benötigt lediglich sechs Stunden, um die 25 weitverbreitetsten Sepsis-Pathogene zu identifizieren, ist aber ein manueller Test. Sepsis-Experte Konrad Reinhart zufolge müssten sich die Plattformen, die eine Revolution in der Pathogendetektion und gezielten Antibiotikatherapie lostreten könnten, etwas von den derzeitigen Angeboten unterscheiden. Finanziell durch eine 25 Mio. Euro-Runde gestärkt, geht die spanische STAT Diagnostica (Barcelona) die FDAZulassung ihrer vollautomatisierten Plattform DiagCORE an. Sie erkennt alle relevanten Sepsis-Pathogene innerhalb von 30 bis 80 Minuten ohne den fehleranfälligen Blutkulturschritt. DiagCORE führe sämtliche Probenvorbereitungsschritte für die verschiedensten Probentypen durch, darunter Vollblut, bronchialalveolare Spülungen, Stuhl und Sputum und könne eine 48-plex-PCR durchführen. Ein anderes PCR-System, das Pilzinfektionen (T2 Candida-Panel) in Vollblut erkennt, wurde bereits 2014 von der US-Firma T2 Bio lanciert, floppte jedoch kommerziell, wohl weil die Candida-Testung nur eine Nischenapplikation im Sepsis-Testmarkt ist. BioTechnologie Jahrbuch 2017


Auf dem Weg zur Stratifizierung Auch neue Biomarker, die anhand eines molekularen (z. B. Zytokin-) Fingerabdrucks früh Hinweise auf bevorstehendes Organversagen und septischen Schock geben und somit diagnostizieren, ob die Patienten eher immunsupprimierende oder -fördernde Medikation benötigen, werden laut Reinhart derzeit klinisch getestet. „Diese Ansätze müssen ihren Nutzen noch in großangelegten klinischen Studien unter Beweis stellen“, so Reinhart, „aber ich bin sehr optimistisch, dass sie die Ergebnisse im Patienten und die Arzneimittelentwicklung verbessern helfen, denn sie gestatten eine bessere Stratifizierung von Patienten.“

Antibiotics Early administration

Vasopressors

1–6 hours after onset

Vor 20 Jahren durchgeführte Phase III-Studien mit gegen TNF-gerichteten Antikörpern wie Etanercept oder Afelimomab hätten ambivalente Ergebnisse geliefert, so Reinhart. „Heute wissen wir, dass rund 50% der Patienten überhaupt kein TNF exprimieren, und dass manche mehrfache Co-Morbiditäten hatten.“ Durch die Heterogenität der Studienpopulation hätten sich die Vor- und Nachteile der Wirkstoffe neutralisiert. Er glaubt, dass neuentwickelte Diagnostika – zusammen mit Tiermodellen, die die Physiologie im Menschen besser nachstellen – den Arzneimittelherstellern künftig die Selektion von Patienten, die auf einen Wirkstoff ansprechen, erleichtern werden – auch bereits im Stadium der klinischen Testung.

Enteral feeding

Insulin therapy

Deep sedation

Norepinephrine Epinephrine

? Molecular

Vasopressin

Fluids

Several litres initially Colloids

targeted therapies

Dopamine Phenylephrine

Crystalloid Starches High chloride

Lung protective ventilation

Goal-oriented

therapy

EGDT Early goal-directed therapy

Urinary catheter

Original designed by: Will Stahl-Timmins © 2016 BMJ Publishing group Ltd

Neuester Kenntnisstand zum Management von Sepsis: Breitbandantibiotika sollten nach Diagnose gegeben werden. Grad 1-Evidenz aus laufenden klinischen Untersuchungen deuten darauf hin, dass 2 bis 3 l Plasmaexpander (Albumin oder Cristalloid) vor der Dosierung eines Vasosuppressors verabreicht werden sollten. Sowohl Hydroxylethyl-Stärke als auch hohe Chloridgaben sollten vermieden werden, da sie möglicherweise akutes Nierenversagen begünstigen. Da Sepsispatienten oft hyperglykämisch werden, empfehlen die aktuellen Behandlungsleitlinien, die Blutglukose-

Abb.: BMJ 2016; 353, doi: 10.1136/bmj.i1585

spiegel unter 180mg/dl zu halten. Therapien, die auf Zytokin-Signalketten, Virulenzfaktoren oder die Koagulationskaskade abzielen, haben in fortgeschrittenen klinischen Tests enttäuscht, möglicherweise mangels angemessener Stratifizierung der Probanden und daraus resultierend heterogen zusammengesetzten Patientenpopulationen. Zusätzliche Faktoren könnten Tiermodelle sein, die die menschliche Physiologie und involvierten Prozesse nicht angemessen wiedergeben. Das Einstellen des arteriellen und venösen Blutdruckes auf bestimmte Bereiche sowie die Gewährleistung einer ausreichenden Sauerstoffsättigung des Blutes (mindestens 70%) hat die klinischen Ergebnisse nicht verbessert. Das gleiche gilt für die Erhöhung der Sauerstoffzufuhr. BioTechnologie Jahrbuch 2017

71 |


| 72

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Jena University Hospital

Im Juni 2016 erhielt Roche die Infektion indiziert sein können, FDA-Zulassung für den lizenist die Situation drei bis vier Tage zierten Elecsys-BRAHMS-Prodanach oft genau entgegengesetzt: Für Patienten, in denen calcitonin-Test (PCT). Ein hohes das Immunsystem herunterfährt, PCT-Niveau zeigt eine durch avancieren nun Immunbooster Bakterien, Pilze und Einzeller zur Therapie der ersten Wahl. (nicht dagegen Virus-) indu„Jedes Mittel, das hilft, Patienten zierte Entzündung an und hilft und ihre Co-Morbiditäten besser Notfallmedizinern, das Risiko zu diagnostizieren, unterstützt einzuschätzen, ob eine schweUnternehmen dabei, wirkungsre Sepsis in einen septischen Konrad Reinhart volle Therapien zu entwerfen“, Schock münden wird. Zeitgleich Gründungspräsident, sagt Reinhart. haben US-Wissenschaftler eine Globale Sepsis-Allianz Signatur von 11 Genen identiAuf der Therapieseite tragen fiziert, die mit einer Sensitivität Welche Maßnahme ist die wichtigste, um die Zahl der bessere Tiermodelle, Studienund Spezifität von mehr als 95% Sepsis-bedingten Todesfälle designs und neue Zielstruktuvorhersagt, ob es sich um eine zu reduzieren? ren zur Innovation bei: Sepsis oder eine sterile Entzündung handelt. (Science Translat. › Die holländische AM PharMedicine, doi: 10.1126/scitrans„Zeit. Jede Stunde, die ohne Diagno­ ma NV erhielt 2016 einen lmed.aaa5993) – ein großer se vergeht, erhöht die Wahrschein­ Preis für ein adaptives StuSchritt in Richtung Frühdiagnolichkeit, dass der Patient stirbt. Je diendesign, das die Phase se von Sepsis. Reinhart zufolge schneller man handelt, desto besser II-Entwicklung ihrer rekomgibt es derzeit eine Menge an ist ein gutes Ergebnis. Derzeit gibt es binanten Alkalischen-PhosBiomarker-Innovationen. Adeine Reihe diagnostischer Biomarker, phatase-Therapie (recAP) renomedullin, ein Vorhersagedie die Behandlung revolutionie­ signifikant beschleunigt. Der marker für septischen Schock, ren könnten, indem sie Pathogene neue Ansatz verspricht, dem ist derzeit noch unter dem Raschneller detektieren und die Diag­ mit der Sepsis einhergehendar von Investoren, obgleich er nose der Sepsis und des Organver­ den akuten Nierenversagen laut Reinhart „potenter bei der sagens beschleunigen.“ vorzubeugen, das immerhin Vorhersage der Mortalität ist zwei Millionen Patienten als PCT“. Die Adrenomedullinjährlich betrifft. Dabei wirkt recAP über zwei Achsen: Konzentration im Blut steigt ein bis zwei Tage, bevor es Erstens dämpft recAP die Entzündung durch Entgifzum septischen Schock kommt, stark an. Steigende Bluttung des toxischen bakteriellen Lipopolysaccarids konzentrationen des Peptidhormons eilen dem steilen (LPS-Toxin). Zweitens verwandelt es stressbedingt Abfall des Blutdruckes voraus, der dem Organversagen ausgeschüttetes ATP in Adenosin, das nachweislich infolge von Mangeldurchblutung vorausgeht. Auch Biogewebeschonend und anti-entzündlich wirkt. marker, die Ärzten eine Überwachung der Nieren- und Leberfunktion gestatten, seien bereits identifiziert und › Klinische Phase II/III-Tests der Schweizer Ferring Pharkönnten beim Sepsis-Management helfen. maceuticals AG in 1.800 Patienten mit septischem Schock ermitteln derzeit, ob Selepressin sowohl den Flüssigkeitsverlust über die Blutgefäße als auch die Neue, in Europa damit verknüpften Lungenödeme bremsen kann. Beientwickelte Ansätze de tragen signifikant zur Sterblichkeit bei septischem Schock bei. Der selektive Vasopressin-Typ1-RezeptoVerglichen mit Krebs ist die Stratifizierung bei Sepsis die ragonist erhöht den arteriellen Blutdruck. größere Herausforderung, denn diese entwickelt sich mit großer Dynamik. Das Zytokinniveau etwa ändert sich ex- › Der am weitesten fortgeschrittene Ansatz wird von der japanischen Asahi Kasei Pharma an 800 Sepsispatrem schnell und stellt damit jeden „personalisierten“ Betienten geprüft. Laut dem Zeitplan der Japaner sollen handlungsansatz vor große Schwierigkeiten. Während Imnoch 2017 erste Ergebnisse mit den Antikoagulans munsuppressiva in den ersten Stunden der systemischen



Einordnung von Infektion, Sepsis und SIRS, dem Systemic Inflammatory Response Syndrome

Bacteria Other INFECTION SIRS

Trauma

Parasites Viruses

Burns

Other Pancreatitis Bloodborne infection

ART123 (rekombinantes Thrombomodulin) bekanntgegeben werden. Analysten von Global Data haben zuvor Spitzenumsätze von bis zu 354 Mio. US-$ im Jahr 2021 in den sechs größten Arzneimittelmärkten (US, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien) prognostiziert. Die lösliche extrazelluläre Domäne des Thrombinrezeptors soll helfen, die Folgen der Entzündungsreaktion zu verbessern, und so womöglich dem Organversagen vorbeugen. In Phase IIb-Tests verminderte der Wirkstoff die Gesamtmortalität allerdings nur um 3,8%. Nun hofft man auf verbesserte Ergebnisse in einer Subpopulation, die diverse Biomarker exprimiert. Andere neue Ansätze, die Phase I-Tests Anfang 2017 mit überzeugenden Ergebnissen (0% Nebenwirkungen) hinter sich gebracht haben, zielen auf den lebensbedrohenden Blutdruckabfall im fortgeschrittenen Stadium der Sepsis ab. Die Adrenomed AG in Hennigsdorf hat einen Antikörper (Adrecizumab) entworfen, der offenbar wie ein Staubsauger auf bioaktives Adrenomedullin wirkt, dieses aus dem Gewebe in die Blutgefäße saugt und bindet, wo das weiterhin bioaktive bio-ADM die Integrität der Blutbarriere erhöht, aber der übermäßigen Gefäßerweiterung und dem damit verbundenen gefährlichen Blutdruckabfall entgegenwirkt. Ob Adrecizumab, wie im Tiermodell, bei Sepsis die Mortalität substantiell senken kann, sollen Phase II-Tests zeigen, die in der zweiten Jahreshälfte 2017 starten. Im Gegensatz zu Antikörpern, die die Adrenomedullin-Signaltransduktion vollständig blockieren, verbesserte Adrecizumab laut Adrenomed-CBO | 74

Entzündungsmediatoren aussondern? Auch Medizintechnik-Unternehmen vermarkten bereits Produkte zur Schadensbegrenzung von Sepsis. Firmen wie Cytosorbents werben damit, dass eine extrakorporale Blutwäsche mit ihrem CE-zertifizierten Cytosorb-Adsorber Sepsissymptome durch das Ausfiltern entzündungsfördernder Zytokine verbessern kann. Der LPS-Adsorber der schwedischen Alteco Medical AB tut dasselbe mit dem LPS-Toxin Gram-negativer Bakterien. Reinhart gibt sich indes nicht überzeugt: „Solange nicht genügend Daten vorliegen, die diese Behauptungen stützen, kann ich die Nutzung dieser Gerätschaften nicht empfehlen, die die Pathophysiologie der Sepsis beeinflussen und obendrein auch noch Antibiotika aus dem Blut binden“, sagt er. Die US-Firma Spectral Medical wartet dagegen mit Daten einer 2009 in Europa durchgeführten Studie auf, in der ihr LPS-bindender Toraymycin-Adsorber die Sepsis-Mortalität von 53% auf 32% senkte. Das Unternehmen, das seit Mitte 2016 eine Compassionate UseGenehmigung der FDA für seine nach eigenen Worten „3 Mrd. US-$-Marktchance“ erhielt, hat seinen ursprünglich für Anfang 2017 geplanten Antrag auf Premarket Approval (PMA) bei der FDA verschoben.

Ein Leiden, das Lobbyisten braucht Im Juli 2016 von der britischen Nutzenbewertungsbehörde NICE publizierte neue Behandlungsrichtlinien zur Sepsis nahm diese zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass die Sepsis genauso viel Aufmerksamkeit verdiene wie der Herzinfarkt. Grund dafür sind Verzögerungen bei der Diagnose von Sepsis bei sage und schreibe einem Drittel BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Steven Burdette, UC Santa Barbara

SEPSIS

Fungi

Dr. Frauke Hein präklinisch den Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten und den Albumin-Efflux durch die infolge der Entzündung permeabler gewordenen Blutgefäßwände. In einer Großtierstudie, deren Publikation in diesem Jahr ansteht, entwickelte der Großteil der behandelten Schweine keinen septischen Schock mehr. „In der anstehenden Phase II-Studie wollen wir belegen, dass Adrecizumab den derzeitigen Behandlungsstandard maßgeblich verbessern kann“, so Hein. Gelingt die Targetvalidierung, ist bio-ADM nicht nur ein validierter Vohersagemarker für Schock, sondern auch ein Target, das Patienten erstmals einen überlebensrelevanten Zeitvorteil im Kampf gegen die Folgen der Sepsis bieten könnte.


Abb.: C. Bickel/Science Translational Medicine (2016)]

der betroffenen Briten. Tatsächlich ist die Sepsis-Wahrnehmung gering. Nur die Hälfte der Europäer hat jemals von ihr gehört, in Brasilien sind es ganze 7%. Zusammen mit den schlechten Erfahrungen bei der klinischen Testung von Sepsisarzneien erschwert dies die dringend benötigten Investitionen in das medizinisch hochrelevante Feld. „Wenn man sich klarmacht, dass nur 22.000 USBürger pro Jahr an Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien sterben, aber 260.000 an Sepsis, erkennt man, wie wichtig es ist, die Aufmerksamkeit der Politik für Sepsis zu gewinnen“, meint Reinhart. Seiner Meinung nach begeben sich europäische Biotech-Unternehmen in eine Zwickmühle, wenn sie auf Sepsis fokussieren. „Für die Grundlagenforschung zum Verständnis der Pathophysiologie der Sepsis, für präklinische und Phase I-Studien gibt es EU-Fördergeld“, so der Sepsisforscher. „Geht es

jedoch um die Validierung neuer therapeutischer und diagnostischer Ansätze, gibt es kein angemessenes Förderinstrument.“ Dies habe die Entwicklung des Feldes jahrelang blockiert und einem Export der europäischen Wertschöpfung in die USA Vorschub geleistet, meint Reinhart. Nach Experteneinschätzungen ist es schwer, die politisch Verantwortlichen für die hochkomplexe Sepsis zu sensibilisieren. Mit einem Mandat der WHO und der Unterstützung des deutschsprachigen Europas hofft Reinhart jedoch, das Thema auf die Agenda der G20 bringen zu können. „Als ich meine Karriere begann, hatte Sepsis keine Lobby“, so Reinhart. „Heute ist nicht nur Ärzten klar, dass es sich um eine der teuersten und weitverbreitetsten Todesursachen auf dem Planeten handelt.“

E. coli kann ebenfalls ein Sepsis-Pathogen sein.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

75 |


CO2: eine Gefahr für das Klima – und gleichzeitig eine Chance Die Wahrnehmung von CO2 hat sich in den vergangenen Jahren in bemerkenswerter Weise verändert. War das Gas ursprünglich nur als Klimakiller verschrien, so ergaben sich durch die neuen Technologien zur Kohlenstoffbindung und -speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) erstmals realistische Optionen zu seiner klimaneutralen Entsorgung. Inzwischen setzt sich in der Industrie aber auch zunehmend die Einsicht durch, dass es sich bei CO2 um einen im Überfluss vorhandenen und preiswerten Rohstoff für Kohlenstoff verarbeitende Verfahren handeln könnte. Welche biologischen, chemischen und physikalischen Pfade und Syntheserouten hierbei eine Rolle spielen könnten, wird in zahlreichen Systemen zur Kohlenstoffbindung und -nutzung (Carbon Capture and Utilisation, CCU) erkundet. von Bernd Kaltwaßer

| 76

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Z

ahlreiche Klimaforscher sehen in dem Stoff die größte Bedrohung für den Planeten: Kohlendioxid, CO2. Der jüngste Bericht der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) meldet für das Jahr 2010 einen Anstieg der anthropogenen Treibhausgasemissionen auf 52 Gigatonnen CO2-Äquivalent. Die Verbrennung fossiler Brennstoffe und industrielle Prozesse machen zusammen mit der Forstwirtschaft und anderen Formen der Landnutzung 72% dieser Emissionen aus. Für die IPCC-Experten ist klar: Zwischen 1750 und 2005 haben CO2-Emissionen den Klimawandel stärker beschleunigt als jeder andere Faktor.

Abb.: Photobank/fotolia.com

Schon vor längerer Zeit begann daher die Suche nach sicheren Verfahren zur Entsorgung des Gases. Seitdem haben viele Politiker und Wissenschaftler auf der ganzen Welt CCS-Strategien vorangetrieben. Zumindest auf den ersten Blick wirkt es wie eine wunderbare Lösung des Problems: Das in großen Industrieanlagen anfallende CO2 wird eingefangen, für den Transport komprimiert und dann an sicheren und sorgsam ausgewählten Stellen tief in Felsformationen gepresst und so dauerhaft eingelagert. Das Global CCS Institute verzeichnet momentan 17 in Betrieb befindliche Großprojekte, weitere 5 sind im Bau. Insgesamt beläuft sich die Bindekapazität all dieser Projekte auf bis zu 40,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Dies erscheint auf den ersten Blick zwar eine beeindruckende Menge zu sein – trotzdem aber ist CCS damit nicht einmal ansatzweise in der Lage, das Ziel der Internationalen Energieagentur für das Jahr 2025 (540 Millionen Tonnen) zu erreichen. Nur so – und in Kombination mit anderen Maßnahmen – kann aber laut den IEA-Experten der Grundstein gelegt werden für eine Emissionsentwicklung, bei der zumindest eine 50%ige Wahrscheinlichkeit bestünde, den durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg bis 2050 auf 2°C zu begrenzen. „Es ist ganz offensichtlich, dass wir nun einen Gang höher schalten müssen, wenn CCS sein ganzes Potential bei der Bekämpfung des Klimawandels ausschöpfen soll“, mahnte Brad Page, CEO des CCS-Instituts bereits im Jahr 2015. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Um den IEA-Zeitplan überhaupt noch einhalten zu können, müssten die Investitionen in CCS um mindestens eine Größenordnung zunehmen, so Page. Dass es zu diesem enormen Investitionsanstieg kommen wird, erscheint heute aber unsicherer zu sein denn BioTechnologie Jahrbuch 2017

je. Denn für viele Experten war CCS nie die optimale Lösung. „Zunächst sind da die Kosten. CCS ist grundsätzlich eine nicht-gewinnorientierte Technologie, in der jeder Schritt teuer ist“, sagt Lothar Mennicken. Der leitende Berater in der Abteilung Ressourcen und Nachhaltigkeit des Bundesministeriums für Forschung und Bildung ist zuständig für Rohstoffe und somit für das noch junge Feld der CCU. Ein weiteres Merkmal sämtlicher CCS-Ansätze ist, dass es keine Tendenz gibt, dem gebundenen Gas einen Mehrwert zu verleihen.

Scheitern bahnbrechende Technologien? Heute sind jedoch immer mehr Forscher von der Idee angetan, dass man CO2 auch als eine recycelte Ressource betrachten könnte. Für die Nutzung gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie die Übersicht in Abbildung 1 zeigt. Die meisten dieser bahnbrechenden Technologien befinden sich jedoch noch im Entwicklungsstadium. Zahlreiche technische und wirtschaftliche Probleme und Markthürden müssen noch überwunden werden. Heute schon ihr volles Potential abzuschätzen, erweist sich als Herausforderung. Zu groß sind die Unwägbarkeiten aufgrund der Komplexität der beteiligten chemischen Reaktionen, des Mangels an Vergleichsinformationen über Energie- und Materialverbrauch und der Ungewissheit hinsichtlich der Umweltauswirkungen und -kosten. Dem Enthusiasmus der Beteiligten tut dies indes keinen Abbruch. „Als Chemikerin erkenne ich sofort das Potential und die praktische Möglichkeit der Umwandlung von CO2 – einem Molekül, das normalerweise als Abfall und als Last betrachtet wird – in ein neues Molekül“, sagt Elsje Alessandra Quadrelli, Forschungsdirektorin beim CNRS und Inhaberin des Lehrstuhls für Nachhaltigkeit an der École Supérieure de Chimie Physique Électronique in Lyon (CPE Lyon). „Chemie ist die Schlüsseltechnologie, um problematische Moleküle in nützliche umzuwandeln.“ Viele Chemieunternehmen arbeiten an der Entwicklung von CO2-Umwandlungstechniken unter Einsatz von Katalysatoren, Membranen oder Verfahrenstechnologien. Die Zahl der potentiellen Produkte und Anwendungen ist nahezu unendlich und umfasst Feinchemikalien mit hohem Mehrwert und Polymere ebenso wie großvolumige Grundchemikalien oder Energieträger. „Man sollte nicht vergessen, dass Harnstoff – von dem nahezu 77 |


Herstellung von hochwertigen Kohlenwasserstoffen zu nutzen. Carbon • Decaffeination Recycling International (CRI) aus • Algae • Greenhouse Gases Island hat beispielsweise als erstes Foo d/ Unternehmen überhaupt eine Löt Pro n cta du Fire extinguishers tra cts sung im Industriemaßstab vorgeEx n ssio pre up stellt, mit der Methanol aus elektS e Fir Liquid Fuels rischer Energie hergestellt wird. In • Methanol • DOR Captured einem ersten Schritt werden große • Oil • Urea Enhanced • EGR Chemicals Fertilizer CO2 fuel recovery • Gas • CO • ECBM Mengen Wasserstoff aus erneuerba• Methane rer Energie elektrolytisch hergestellt. Secondary s c i chemicals Anschließend lässt CRI das Gas mit Polycarbonate Re Plast fri ge polymers ran CO2 reagieren und produziert so • Refrigeration t n t io • Dry ice lis a a einen energiereichen Kraftstoff. Die r e Min Carbonates Emissions-to-liquid-Anlage von CRI • Injected into metal castings ging 2012 in Svartsengi in Betrieb • Added to medical O2 as a respiratory Source: US National • Blanked products stimulant und produziert seitdem Methanol Energy Technology • Dry ice pellets used for sand blasting • Protect carbon powder Laboratory mit äußerst geringer Kohlenstoffin• Red mud carbonation • Shield gas in welding © BIOCOM AG tensität, das Biodiesel und Benzin beigemischt wird. Erst 2015 wurde Abb. 1: Mineralisation, biologische oder chemische Umwandlung die Kapazität der Anlage auf 4.000 t/ sind Optionen für die Wiederverwendung von CO2. Jahr erweitert. Die gesamte benötigte elektrische Energie wird aus dem isländischen Netz entnommen, das 200 Mio. Tonnen pro Jahr hergestellt werden – aus CO2 aus Wasser- und Geothermiekraftwerken gespeist wird. synthetisiert wird“, sagt Quadrelli. „In diesem Zusam- Das CO2 stammt aus einem Abgasstrom eines Geothermenhang sind auch andere etablierte Chemikalien zu miekraftwerks in der Nähe der CRI-Anlage. nennen. Zum Beispiel Acetylsalicylsäure, vulgo Aspirin, dessen industrielle Synthese aus CO2 ein seit hundert In einem anderen innovativen Projekt arbeitet das franJahren eingeführtes Verfahren ist.“ Seit seiner Entde- zösische Unternehmen Global Bioenergies SA (GBE) mit ckung im Jahr 1773 ist Harnstoff weltweit der wichtigste dem deutschen Automobilhersteller Audi zusammen, Dünger auf Stickstoffbasis. Seine Produktion erfordert um Bio-Isooctan herzustellen. Obwohl der Schwerpunkt eine Reaktion zwischen synthetischem Ammoniak und bei GBE auf Biomasse zur Herstellung des chemischen CO2 zur Bildung von Ammoniumcarbamat, was dann Bausteins Isobuten durch mikrobielle Fermentation liegt, wiederum zu Harnstoff dehydriert wird. „Der größte arbeiten die Partner auch an der Erschließung nicht-bioTeil des heute zur Harnstoffherstellung eingesetzten basierter Kohlenstoffquellen, etwa CO2 oder CO sowie CO2 ist das CO2, das bei der Produktion von Ammoniak grüner Wasserstoff aus Wind- oder Sonnenenergie. entsteht. In der Ammoniakherstellung wiederum wird aber auch Erdgas als Rohstoff verwendet. Dieser könnte Die österreichische Krajete GmbH, ansässig in Linz, teilweise durch CO2 aus anderen Quellen ersetzt wer- züchtet CO2-fressende Archaeen, um Methan für Bioden“, so Joey Dobrée, Licensing Manager beim nieder- kraftstoffe herzustellen. Die Umgehung der Photosynländischen Düngemitteltechnologie-Entwickler Stami- these und die Unabhängigkeit von Biomasse könnten carbon BV. Und warum sollte man CO2 aus Abgas oder entscheidende Vorteile bieten, die sich in handfeste Nebenströmen nicht sinnvoll nutzen? wirtschaftliche Vorteile ummünzen lassen. Nicht zufällig zielt das in Linz ansässige Unternehmen mit seinem Methan mit Null-Emission auf den Güterkraftverkehr. Kraftstoff für Liegt doch mit Italien ein großer Markt für Methan als Kraftstoff direkt vor der Haustür; dort werden jährlich den Transportsektor mehr als 800 Millionen Kilogramm Methan an eintauDerzeit wird an mehreren neuen Syntheserouten gear- send Tankstellen für nahezu eine Million umgerüstete beitet, um das Gas als erneuerbare Ressource für die Fahrzeuge verkauft. Fuels

Food

• Flavours/Fragrances

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Taras Livyy/fotolia.com (Bildteil CO2-Tank)

s ou ane

| 78

ell Misc

Inerting agent

Biological conversion

Carbonated Beverages


Als direkter Beitrag zu CCU verfügt Evonik aber auch über Know-how und Technologien, die im Zusammenhang mit

contact

Life Cyc

Längst untersuchen zahlreiche Chemieunternehmen die Bedeutung von CO2 als Rohstoff. Dass es dabei nicht nur darum gehen kann, eigene Produkte aus dem Gas herzustellen, sondern dass es darum gehen muss, dem Sektor insgesamt zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen, macht der in Essen ansässige Spezialchemiekonzern Evonik Industries AG vor. Dabei entpuppt sich das Geschäft mit der Ressourceneffizienz als echter Wachstumstreiber. „Den engen Zusammenhang zwischen ökologisch und sozial verantwortlichem Handeln einerseits und wirtschaftlichem Erfolg andererseits erleben wir jeden Tag im Austausch mit Mitarbeitern, Kunden, Investoren und Geschäftspartnern“, betont das für Nachhaltigkeit zuständige Vorstandsmitglied Thomas Wessel. Die Produkte seines Unternehmens leisten oftmals einen hohen spezifischen Beitrag zur Langlebigkeit von Investitionsund Konsumgütern oder steigern entscheidend die Effizienz von Prozessen.

Su A

B Conferenc Market

We offer our unique

no

Rohstoff in der chemischen Industrie

der Umwandlung von CO2 genutzt werden können. So hat das Unternehmen unter anderem Sepuran-Hochleistungsmembranen entwickelt, mit denen sich Biorohgas – eine Mischung aus CO2, Methan und den typischen Nebenkomponenten aus der Biogasanlage – zu Biomethan und einem CO2-reichen Abgasstrom aufbereiten lässt. Bereits 2013 begann Creavis, die strategische Forschungseinheit des Konzerns, mit der Entwicklung neuer Absorbentien auf Aminosäurebasis, die CO2 aus Rauchgas abtrennen. Kam es bei den bisher verfügbaren Technologien zu Wirkungsgradverlusten von bis zu 12%, wurde der Energiebedarf bei der CO2-Abtrennung dank neuer Materialien inzwischen signifikant reduziert. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt abgeschlossen und ein vielversprechendes Produkt auf den Markt gebracht. Im Rahmen von Carbon2Chem erforscht Evonik zusammen mit ThyssenKrupp und sechs weiteren Industrieunternehmen, dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion, dem Fraunhofer-In-stitut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik sowie verschiedenen Universitäten eine weltweit einsetzbare Lösung, um Abgase von Hochöfen in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Dünger umzuwandeln.

nova-Institute – Applied research for your needs

We offerWe our unique understanding of the bio-based economy to support your business offer our un Political Framework & Strategy System Analysis Strategic Consulting

Dissemination & Marketing Support B2B communication Conferences & Workshops Marketing Strategies

Sustainability Assessments

Raw Material Supply

Bio- and CO2-based Economy Chemicals & Materials Biorefineries • Industrial Biotechnology Carbon Capture & Utilisation

Social Impacts Life Cycle Assessments (LCA) Circular Economy

Availability & Prices Sustainability

Techno-Economic Evaluation (TEE) Process Economics Target Costing Analysis

Market Research Volumes & Trends Competition Analysis Feasibility & Potential Studies

contact@nova-institut.de

www.bio-based.eu co


Das deutsche Chemieunternehmen Covestro (die frühere Material Science Division von Bayer) produziert derzeit das erste Polyurethanprodukt auf CO2-Basis im kommerziellen Maßstab. Mitte 2016 nahm das Unternehmen am Standort Dormagen eine Anlage in Betrieb, die eine Schaumkomponente mit 20% CO2 herstellt. In die neue Anlage mit einer Kapazität von 5,000 mt/ Jahr hat Covestro etwa 15 Mio. Euro investiert. Das eingesetzte CO2 ist Abgas aus einem Chemiewerk in der Nähe. Covestro hatte die notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen in Zusammenarbeit mit dem CAT-Forschungsinstitut der Universität Aachen erarbeitet. Die IKEA-Gruppe – die nach eigenen Angaben größte Möbelhauskette der Welt – hat eine Kooperation mit dem amerikanischen Unternehmen Newlight Technologies gestartet, um im Rahmen einer Technologielizenz „AirCarbon“-Thermoplaste zu produzieren. Statt fossiler Methanquellen werden für das Produktionsverfahren konzentrierte Emissionen auf Methanbasis verwendet, die normalerweise in die Atmosphäre entlassen würden. Von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle wurde dem Material bereits bescheinigt, dass es über den gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet zu einer negativen Kohlenstoffbilanz kommt. Berücksichtigt wurden dabei Themen wie Energie- und Material| 80

einsatz, Transport, Produktnutzung und die Entsorgung des Materials am Ende des Produktlebens.

Mikroben mit Appetit auf Kohlenstoff In Norwegen ist ein beständig wachsendes Interesse an und Engagement für die Produktion und Anwendung von Mikroalgen zu beobachten. 2014 haben sich die Universität Tromsø und das Unternehmen Finnfjord zusammengetan, um Mikroalgen mit Hilfe von CO2-Emissionen und Abwärme aus der Produktion von Ferrosilizium zu züchten. Deutlich jenseits des nördlichen Polarkreises wurde von den beiden Projektpartnern eine kleine Algenfabrik für die Massenzucht von Kieselalgen aufgebaut, die mit CO2- und NOx-Emissionen aus der nahegelegenen Industrie gespeist wurde. Die im Reaktor genutzten Diatomeen haben sich speziell an die langen Dunkelphasen im hohen Norden angepasst und fixieren CO2 sehr effektiv, wenn Licht zur Verfügung steht. All diese Beispiele zeigen: Es gibt viele unterschiedliche Wege und Syntheserouten, um das Potential von CO2 als Rohstoff voll zu nutzen. Die allermeisten bedürfen jedoch noch weiterer Entwicklung, bis es gelingt, technische und wirtschaftliche Hindernisse zu überwinden.

Carbon XPRIZE

Die Welt muss die Entwicklung von neuen kohlenstofffreien Energietechnologien vorantreiben und zudem in die Erarbeitung von CO2-Recycling- und Wiederverwendungsprogrammen investieren, um die heutigen CO2-Werte zu senken. Der NRG COSIA Carbon XPRIZE fördert mit 20 Mio. US-Dollar durch Anreizsysteme bahnbrechende Technologien für die Umwandlung von CO2-Emissionen in nützliche Produkte.

Dabei ist CCU durchaus nicht auf Kraft- und Kunststoffe beschränkt. „Vom Standpunkt des Klimawandels aus betrachtet ist das Karbonisieren von Mineralien eine prioritäre Zielanwendung, da das CO2 für lange Zeit wie in einem CO2-Speicher gebunden ist“, sagt die Ingenieurin Aïcha El Khamlichi, die sich bei der französischen Agentur für Umwelt und Energiemanagement (ADEME) mit CCS- und CCU-Themen beschäftigt. Aber auch in diesem Bereich sei es schwierig, die Gewinnzone zu erreichen – die Herstellungskosten lägen über den aktuellen Marktpreisen. Beim Karbonisieren von Mineralien reagiert das CO2 chemisch mit metalloxidhaltigen Mineralien und bildet stabile Karbonate. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Photobank/fotolia.com

Mit den Kopernikus-Projekten für die Energiewende arbeiten insgesamt 18 Forschungseinrichtungen, 27 Industrieunternehmen sowie drei zivilgesellschaftliche Organisationen daran, Strom aus erneuerbaren Quellen in stoffliche Energiespeicher, Energieträger und energieintensive Chemieprodukte umzuwandeln. So haben sich im Projekt künstliche Photosynthese beispielsweise Siemens und Evonik zusammengetan, um Kohlenstoffmonoxid mit Hilfe von Strom aus regenerativen Quellen fit zu machen für den Einsatz in der Gasfermentation. Der Essener Industriekonzern bringt dabei vor allem sein Katalyse- und Prozess-Know-how in Chemie und Biotechnologie ein, Siemens punktet mit seinem Ingenieurswissen.


CO2-Speicherprojekte und Unternehmen in Europa CO2 to fuels

CO2 to solid Policy and general CCU projects

CO2 to chemicals CO2 to storage

Project status

1

CO2SOLSTOCK Edinburgh (UK)

1

Linde Munich (GER)

Cancelled

Completed

Company

SOST-CO2 Barcelona (ESP)

MIRACLES Wageningen (NL)

23

SCOT Charleroi (BE)

29

16

Photanol B.V. Amsterdam (NL)

24

AGICAL+ Brussels (BE)

30

17

bse Engineering Leipzig GmbH 25 Leipzig (GER)

Solvay Brussels (B)

30

ETOGAS GmbH Stuttgart (GER)

31

Power-to-Gas Stuttgart (GER)

31

EnPro Drammen (NR)

32

BIOALGAESORB Oslo (NR)

33

1

CO2ALGAEFIX Alcobendas (ESP)

Carbon8 Aggregates Ltd Kent (UK)

2

Carbon Recycling International 18 Iceland

Bio-inspired sulfide nanocatalysts for CO2 conversion London (UK)

3

Sleipner CO2 Storage Project North Sea (NR)

Assessment of Integrated Microalgal-Bacterial Ecosystems for Bioenergy Production London (UK)

3

Mineralisation: using novel algae and high-efficiency bioreactor technology to create high value chemicals from captured CO2 Sheffield (UK)

4

Don Valley Power Project Stainforth (UK)

5

Caledonia Clean Energy Project Falkirk (UK)

6

Teesside Collective Project Middlesbrough (UK)

7

ECO-CEMENT Villaviciosa de Odón (ESP)

8

SUPERGEN Manchester (UK)

Ongoing

Non-biological

15

Siemens Munich (GER)

Bio-CAP Leeds (UK)

Biological

Illustration: Benjamin Röbig; © BIOCOM AG

iC4 Munich (GER)

Abb.: BIldkomposition von BIOCOM. Originalbild von Alexander Chernyakov/istockphoto.com

Bio/Non-bio & location code

19

Bio Inspired Energy Storage in 20 Chemical Compounds Den Haag (NL)

LafargeHolcim Rapperswil-Jona (CH)

26

Snøhvit CO2 Storage Project North Sea (NR)

27

28 Flemish Institute for Technological Research (VITO) Mol (BE)

Rotterdam Opslag en Afvang 21 Demonstratieproject (ROAD) Rotterdam (NL)

18

CyclicCO2R Delft (NL)

22

27

32

33

19

Haldor Topsoe A/S 34 Kongens Lynby (DK)

34

6 15 7 9 5 10 4

51

11 3

25

41 22 20 24 39 38 21 50 23 40 30 28 35 29

2

12

37 36 47 31

48

42

43 44

49 1

26

9 45

10

REFINE REnewable 11 FunctioNal matErial Dublin (IR) CarBioRed Paris (FR)

12

RECO2 Paris (FR)

12

Abengoa Sevilla (ESP)

13

ALGAENET Madrid (ESP)

14

Rapsol Madrid (ESP)

14

46

16

14 Repsol Madrid (ESP)

BioTechnologie Jahrbuch 2017

17 8 14

13

OptimAL Jülich (GER)

35

AUFWIND Jülich (GER)

35

36 MicrobEnergy Schwanberg (GER)

BioPower2Gas Kassel (GER)

37

PhotoKat Bochum (GER)

38

ThyssenKrupp Essen (GER)

39

Evonik Essen (GER)

39

Succinity GmbH Düsseldorf (GER)

40

COOBAF Marl (GER)

41

WOMBAT Ingolstadt (GER)

42

Biowalk4Biofuels 46 Rom (IT)

Electrochaea Planegg (GER)

49

Krajete GmbH Linz (AT)

43

47 BASF Ludwigshafen (GER)

Innovation Concepts B.V. Gorinchem (NL)

50

PROFACTOR Steyr-Gleink (AT)

44

Procede Twente Enschede (NL)

51

Clariant Muttenz (CH)

48

Eco2CO2 Turin (IT)

45

81 |


Aktueller Stand wichtiger CCS-Projekte in aller Welt Quest Mehr als eine Million Tonnen CO2 abgeschieden und in einer tiefen Salzgesteinsformation gespeichert

Doundary Dam CCS Project Mehr als eine Million Tonnen CO2 abgeschieden und vor allem für forcierte Erdölförderung (enhanced oil recovery, EOR) genutzt

Illinois Industrial CCS Project Anfahren der Anlage steht bevor

Petra Nova Carbon Capture Project Anfahren der Anlage steht bevor Kemper County Energy Facility Anfahren der Anlage steht bevor Air Products Steam Methane Reformer EOR Project Drei Millionen Tonnen CO2 abgeschieden und in fördernde Erdöllagerstätten verpresst

Petrobras Santos Basin Pre-Salt Oil Field CCS Project Drei Millionen Tonnen CO2 abgeschieden und in fördernde Erdöllagerstätten verpresst

Source: GLOBAL CCS INSTITUTE, The Global status of CCS 2016 | Summary Report Map: cunico/fotolia.com

Eigentlich eine attraktive Lösung für die dauerhafte und sichere Lagerung von CO2, wären sich nicht viele Experten einig, dass der Prozess Hunderttausende von Jahren dauere und deshalb als praxisnahe kurzfristige Option nicht in Frage käme. Erst eine in der Zeitschrift Science (10.1126/science.aag0603) veröffentlichte Studie bewies das Gegenteil: Im CarbFix-Projekt unter Leitung der Columbia University, der Universität von Island, der Universität Toulouse und Reykjavik Energy zeigte sich, dass der Prozess auch in einem Zeitraum von nur zwei Jahren abgeschlossen sein kann. Die Partner pumpten das Gas zunächst in tiefe Gesteinsschichten. Messungen des im Grundwasser gelösten Kohlenstoffs lassen | 82

vermuten, dass mehr als 95% des in die Basaltschichten in einer Tiefe zwischen 400 und 800 Metern unter der Oberfläche injizierten Kohlenstoffs bereits innerhalb von zwei Jahren in Kalzit und andere Minerale umgewandelt wurde. „Dass das Karbonisieren derart schnell vor sich geht, war eine Riesenüberraschung“, sagt Juerg Matter von der Universität Southampton und Geologe im CarbFix-Projekt. Inzwischen hat das Karbonisieren auch seinen Weg in die industrielle Anwendung gefunden: Mit einem speziellen Verfahren zur beschleunigten Karbonisierung stabilisiert und verfestigt das britische Unternehmen BioTechnologie Jahrbuch 2017


Sleipner CO2 Storage Project 20 Jahre erfolgreicher Betrieb, mehr als 16 Millionen Tonnen CO2 gespeichert

Norway Full Chain CCS Project Budgetplanung 2017 erlaubt ein CCS-Projekt, dass alle Schritte bis zur Einlagerung umfasst

Tomakomai CCS Demonstration Project Erstes vollständig integriertes CCS-Projekt in Japan

Jilin Oil Field EOR Demonstration Project Mehr als eine Million Tonnen CO2 verpresst

Yanchang Integrated CCS Demonstration Project Endgültige Investitionsentscheidung steht bevor Abu Dhabi CCS Project Weltweit erstes operatives CCSProjekt im Eisen- und Stahl-Sektor

ROAD Genehmigung für eine neue Lagerstätte erteilt, Wahrscheinlichkeit für weitere Projektfortschritte erhöht

Gorgon Carbon Dioxide Injection Project Betriebsbeginn für das späte erste Halbjahr 2017 erwartet

Carbon8 Industrierückstände zu gehärteten Zuschlägen, die als direkter Ersatz für Natursteine dienen. Anfang 2012 ging die erste kommerzielle Anlage mit NullEmissionen in Suffolk in Betrieb, in der heute 60.000 Tonnen karbonisierte leichte Zuschlagstoffe pro Jahr hergestellt werden. Eine zweite Anlage mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen steht in Avonmouth. Drei weitere Anlagen sollen bis 2018 in Großbritannien in Betrieb sein. Biomimetische Ansätze zur CO2-Karbonisierung wurden im CO2SolStock-Projekt mit finanzieller Unterstützung des FP7-Programms der EU untersucht. Ein dreifach BioTechnologie Jahrbuch 2017

symbiotisches Zusammenspiel von speziellen Bäumen, Pilzen und Bakterien, die im Wurzelbereich in sauren Böden Kalkstein bilden. Das System wurde mit tiefen salinen Aquiferen, wasserführenden Gesteinsschichten, in Kombination mit Entsalzungssolen und häuslichem Abwasser getestet. Während sich das CO2SolStock-Projekt hauptsächlich mit der unterirdischen (in situ) Karbonisierung beschäftigte, lag der Schwerpunkt des im Rahmen von Horizon 2020 finanzierten CO2NOR-Projekts auf Prozessen über der Oberfläche (ex situ). Das im September 2015 gestartete Zweijahres-Projekt untersucht eine innovative und nach83 |


haltige Methode zur Karbonisierung von Mineralien. Es umfasst auch die Schaffung neuer Nanomaterialien und beruht auf preisgünstigem Ophiolit-Gestein aus dem Troodos-Gebirge auf Zypern. Bis heute gehört die direkte Nutzung, die durch den preiswerten Zugang zu CO2 möglich ist, zu den am weitesten verbreiteten CCU-Technologien. Enhanced Oil Recovery-Projekte allein absorbieren bis zu 60 Millionen Tonnen des Gases pro Jahr. Auch wenn die Geschäftsmodelle für die großvolumige Nutzung von CO2 als Alternative zu fossilem Kohlenstoff noch nicht vollständig ausgereift sind: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in den neuen chemischen Routen und der großskaligen Anwendung der neuen Methoden ein großartiges Potential schlummert. Damit CO2 weltweit als alternative Kohlenstoffquelle anerkannt wird, braucht es aber auch stabile und robuste politische Rahmenbedingungen in den Bereichen Energie, Transport und Kreislaufwirtschaft. „Besonders im Bereich Kraftstoffe kann eine Änderung der Vorschriften – insbesondere der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (renewable energy directive, RED) und der Richtlinie zur Kraftstoffqualität (fuel quality directive, FQD) – dem Einsatz der CCU-Technologien einen Schub verleihen“, sagt Experte Lothar Mennicken vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Derzeit befinden sich diese Kraftstoffe in einer Art Niemandsland, da sie in der EU-Terminologie nicht definiert sind. Und wenn sie berücksichtigt werden – wie bei der jüngsten Änderung der RED – ist die Definition nicht sehr eindeutig.“

| 84

Noch viele Hürden zu überwinden Ein Neustart des Emissionshandelssystems mit einem höheren Preis für CO2-Emissionen hätte wahrscheinlich auch enorme Auswirkungen – wenn CCU-Technologien in den Gesamtplan einbezogen würden. „Es muss ein Mechanismus für die Festsetzung des Preises für CO2 effektiv eingeführt werden … eines Preises, bei dem CO2-Umwandlungslösungen akzeptabel wären“, glaubt El Khamlichi. Das Erstarken von CCU-Technologien wird durch die Tiefstpreise am Ölmarkt und einen harten Wettbewerb von etablierten und genutzten Technologien mit bereits vorhandener notwendiger Infrastruktur erschwert. „Wenn CCU erfolgreich funktionieren soll, müssen hinsichtlich der Subventionen gleiche Ausgangsbedingungen herrschen. Die Öl- und Gasindustrie erhält umfangreiche Subventionen – CCU erhält jedoch keine Subventionen“, so Peter Styring, Direktor des UK Centre for Carbon Dioxide Utilisation und des CO2Chem-Network. „Wenn CCU wettbewerbsfähig sein soll, müssen dafür vergleichbare Subventionen fließen, oder jede einzelne Technologie muss ohne Subventionen bestehen.“ Auf nationaler und regionaler Ebene sind in Europa bereits zahlreiche spezifische Aktivitäten bezüglich der CO2-Nutzung initiiert worden. Ob dies ausreicht, um die führende Rolle Europas in den CCU-Technologien auch weiterhin zu gewährleisten, bleibt abzuwarten. Angesichts der drohenden Folgen des Klimawandels gab es aber wohl nie einen besseren Zeitpunkt, um tätig zu werden.

BioTechnologie Jahrbuch 2017


CHRONIK Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Wirtschaft. Technologie. Leben. 23. Jahrgang. 1-2|2017.

DSMZ-Chef Prof. Dr. Jörg Overmann über das NagoyaProtokoll und die Folgen für die mikrobiologische Forschung.

SCHWEIZ

Schaltkreis heilt Diabetes THERAPEUTIKA

Rückschlag für die mRNA-Revolution UMFRAGE

Run auf deutsche Immuntherapietechnik Mit den Kooperationen zwischen Pieris und Servier sowie Immatics und Amgen ist klar: immunonkologische Technologien deutscher Biotech-Firmen sind bei Big Pharma gefragt. Langfristig winken den Unternehmen Meilensteinzahlungen in Milliarden-Höhe.

Biotech-Branche ist optimistisch für das Jahr 2017

Positiver Blick der BiotechBranche für 2017

BIOTENSIDE

Rhamnolipide sind der letzte Schrei

Immunonkologie

Big Pharma setzt auf deutsche Technologien 01_tk1-2_17_Titel.indd 1

20.01.2017 12:26:03 Uhr

1 |'17 2

Die Biotech-Firmen beginnen das neue Jahr optimistisch. Einer Trendumfrage von BIO Deutschland und |transkript zufolge wollen die Firmen 2017 mehr Personal einstellen und in die Forschung investieren. Rückenwind gibt ihnen mit insgesamt 505 Mio. Euro das hohe Finanzierungsniveau aus dem Vorjahr.

Zukunftsthema: Rhamnolipide Rhamnolipide sind im wachsenden Biotenside-Markt der letzte Schrei, obwohl die Produktion im großen Maßstab als schwierig gilt. Die Firma Biotensidon hat die Probleme nun offenbar im Griff. Auch Evonik und Henkel sind an den Lipiden interessiert.

Krebs steuert Makrophagen Krebsimmuntherapien wirken längst nicht bei jedem. Forscher aus Erlangen haben erstmals mit der Kartierung von Faktoren begonnen, die für die Wirksamkeit bestimmter Inhibitoren zuständig sind. Tumorassoziierte Makrophagen spielen dabei eine essentielle Rolle.

Schaltkreis heilt Diabetes Schweizer Forscher haben einen Doppelschlag der synthetischen Biologie gegen Diabetes gelandet. Sie rüsteten Nierenzellen mit künstlichen Regelkreisen so um, dass diese Insulin bilden und auf das Zuckerhormon reagieren.

Phenex erhält 100 Mio. US-Dollar Vor zwei Jahren ging die US-amerikanische Gilead Science Inc. mit der Phenex Pharmaceuticals AG eine Partnerschaft ein. Jetzt hat Phenex drei Phase II-Studien mit ihrem nicht-steroiden FXR-Agonisten begonnen und erhält eine Meilensteinzahlung von 100 Mio. US-Dollar. BioTechnologie Jahrbuch 2017

85 |


Riskante Abkürzungen bei der Medikamentenzulassung

Für bestimmte Arzneimittelkandidaten bieten EMA und FDA bedingte Zulassungen zum Markt an, die sich insbesondere für Biotechnik-Firmen lohnen könnten. Doch am Ende des Weges lauern unerwartete Hindernisse und womöglich teure Umwege. von Sascha Karberg | 86

BioTechnologie Jahrbuch 2017


„G

anz, ganz wichtig“ war das Thema dem unparteiischen Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Josef Hecken. So wichtig, dass er seine Anmerkung zu „MAPPs“, dem Medicines Adaptive Pathways to Patients-Programm der ­Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, sogar noch seinem Vortrag über die Ergebnisse des Pharmadialogs voranstellte. Denn dafür war er eigentlich auf die Hauptversammlung des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) eingeladen worden. Es mache ihm „Sorgen, dass bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA eine zunehmende Neigung zu außerordentlichen oder irregulären Zulassungsformen festzustellen ist“.

Der Medizinische Direktor der EMA, Hans-Georg Eichler, verspricht sich von MAPPs hingegen nichts Geringeres als einen „Paradigmenwechsel in der Arzneimittelentwicklung“. Das Konzept stammt aus dem Think Tank „Newsdigs“ (New Drug Development Paradigms) des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, wo Eichler nebst Vertretern von Pharmafirmen, Universitäten, Kliniken und Stiftungen ein Adaptive Biomedical Innovation-Programm entwickelte. Zurück in London bei der EMA, startete Eichler auf dieser Grundlage das MAPPs-Projekt, das den bisherigen Entwicklungs- und Zulassungsprozess ersetzen könne, da es „prinzipiell anwendbar bei den meisten neuen Produkten“ sei. Potentielle Vorteile für Unternehmen seien frühere Erlöse als unter dem konventionellen Lizenzierungsverfahren und kostensparende und kürzere klinische Studien, schrieb der EMA-Direktor schon 2012 in einem Fachartikel in Clinical Pharmacology & TheraPeuTiCs (doi:10.1038/ clpt.2011.345). Außerdem glaube er nicht mehr an den einen „magischen Moment“ kurz vor der Zulassung, wenn plötzlich genug Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten vorliegen, so dass man einer Therapie die Marktlizenz erteilen könne. Vielmehr sei ein „progressives Management und die allmähliche Reduktion von Unsicherheit“ nötig – eben MAPPs (vgl. Interview S. 92).

Abb.: ktsdesign/fotolia.com

Mit kleinen Patientengruppen früher auf den Markt Während im Standardverfahren zum Zulassungszeitpunkt die relevanten Daten über Wirksamkeit und Sicherheit einer Therapie vorliegen müssen, soll ein Wirkstoff im „adaptiven“ Verfahren nur noch an einer kleinen, definierten Patientengruppe getestet werden. Für diese Population, die zum Beispiel über Biomarker definiert wird, kann BioTechnologie Jahrbuch 2017

dann eine frühere, „bedingte“ Zulassung erfolgen, also unter der Aussage, dass noch fehlende Wirksamkeitsund Nebenwirkungsdaten mit Hilfe von Registern und Beobachtungsstudien in Form von „Real World Data“ nachgereicht werden (vgl. „Real World Data“ S. 50). Seit März 2014 wurden 59 Entwicklungsprojekte für MAPPs eingereicht, 11 davon hat die EMA für eine Pilotphase ausgesucht. Einzelheiten über die Projekte sind aufgrund der Vertraulichkeit („Safe Harbor“), die die Behörde für die Pilotphase zugesichert hat, kaum bekannt – nur so viel: fünf Projekte zielen auf die Behandlung seltener Krankheiten („orphan diseases“), drei gegen Krebs. Vier der beteiligten Hersteller sind Biotechnologie-Unternehmen.

Zwei Jahre sparen bis zum Markt So ist Zami Aberman, Geschäftsführer der israelischen Pluristem, überzeugt, dass MAPPs vor allem für kleinere Biotech-Firmen vorteilhaft ist. „Wir können etwa zwei Jahre einsparen auf dem Weg zum Markt für die Behandlung der chronischen kritischen Extremitätenischämie.“ Die israelischen Forscher verändern und expandieren Plazentazellen (PLX-Zellen), so dass sie Proteine abgeben, die unter anderem gegen Durchblutungsstörungen in Extremitäten wirken sollen. Im Vergleich zu Standard-Entwicklungszeiten seien „einige Monate bis zu einigen Jahren“ einsparbar, meint auch Anne-Virginie Eggimann von der US-amerikanischen Bluebird Bio. Das Biotech-Unternehmen mit Sitz in Cambridge, Seattle und Paris entwickelt die Gentherapie „LentiGlobin BB305“ im MAPPs-Projekt. Damit soll die schwere Form (major) der Beta-Thalassämie behandelt werden, bei der beide elterlichen Kopien des Beta-Globin-Gens mutiert sind und bereits wenige Monate alte Kinder Symptome von Blutarmut zeigen. Für die Therapie werden dem Patienten blutbildende Stammzellen entnommen und mit einer intakten Kopie des Beta-Globin-Gens ausgestattet. Die Hoffnung ist, die Patienten mit einer einzigen Infusion dieser Zellen von den Symptomen zu befreien und unabhängig von den bisher nötigen Bluttransfusionen zu machen. Es sei ein großer Vorteil, diese Therapie im Adaptive ­Pathway entwickeln zu können, sagt Eggimann, die bei Bluebird für Regulatory Science zuständig ist. Aufgrund des vertraulichen Rahmens seien konstruktive Gespräche mit diversen Stakeholdern des Gesundheitswesens wie Patientenorganisationen und Institutionen des „health 87 |


Anzahl behandelter Patienten

A

Anzahl behandelter Patienten

B

Patienten in RCTs (oder anderen Interventionsstudien)

Zulassung

weitere RCTs möglich   Patienten in Beobachtungsstudien, Registern, etc.   B ehandelte Patienten ohne aktive Kontrolle

bedingte Zulassung

Regelzulassung

oder andere beschleunigte Zulassungswege ausgewählt wird, sagt Siegfried Throm vom Verband der forschenden Arzneimittelhersteller vfa. „Ob das auch für den Adaptive Pathway der EMA gelten wird, ist jedoch offen“, warnt er. Das neue Konzept der EMA stößt auf Widerstand – etwa beim Vorsitzenden des G-BA, Josef Hecken.

Sicher brauche man ein Instrument wie MAPPs, sagt Hecken, „wenn es wirklich darum geht, einen ‚medical need‘ zu bedienen, also Situationen, in denen es Zeit ansonsten keine Behandlungsoptionen für Patienten gibt.“ Doch Der Adaptive Pathway (B) lässt eine frühere Marktlizenzierung als er vermisse „klare Kriterien, wie üblicherweise (A) zu, um früher mehr „Real World“-Daten aus rando- dieser „medical need“ von der misierten klinischen Versuchen (RCTs), Beobachtungsstudien oder EMA definiert und „nach welchen über Register zu sammeln. Evidenzmaßstäben die Abwägung pro Nutzen und kontra möglicherweise noch verborgener Schadentechnology assessment“ (HTA) möglich; in Deutschland potentiale getroffen“ werde. Es müsse „in belastbarer Weibeispielsweise das Institut für Qualität und Wirtschaft- se“ erkennbar sein, welche Meilensteine nach einer solch lichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Dieser Aus- frühen Zulassung zwingend erfüllt werden müssen, damit tausch sei sehr nützlich, um den Entwicklungsprozess eine Adaptive-Pathway-Zulassung Bestand haben kann. anpassen zu können.

In den USA wird es als Auszeichnung wahrgenommen, wenn ein Entwicklungsprojekt für den „Breakthrough“| 88

Laissez-faire der EMA In der Versorgungsrealität nahm Hecken mit Erstaunen wahr, dass die EMA zwar mit der bedingten Zulassung bestimmte Auflagen für nachzuliefernde Studiendaten erteile, dann aber „mit relativem Laissez-faire“ die bedingten Zulassungen trotz Nichteinhaltung dieser Auflagen weiterlaufen lässt. Zwar sei es legitim, die bedingte Zulassung zu verlängern, wenn Patienten nicht rechtzeitig genug in eine Studie rekrutiert werden können. „Wenn man aber merkt, dass durch bewusste Verzögerungsstrategien vermieden wird, belastbare Evidenz zu generieren, die möglicherweise die Zulassung oder eine darauf aufbauende Nutzenbewertung gefährden könnte, dann wird es für mich kritisch.“ Mitte Juni musste Hecken beispielsweise die 2012 erteilte bedingte Zulassung von Crizotinib, dem Tyrosinkinase-Inhibitor von Pfizer, erneut verlängern. Hecken fordert nun, dass Unternehmer die mit MAPPs oder anderen Schnellzulassungswegen verbundenen Privilegien verlieren, wenn die geforderte Evidenz nicht erbracht wird. „Wenn die EMA diese BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Benjamin Röbig/BIOCOM, modified after Eichler et al., Clinical Pharmacology & Therapeutics, March 2012

Auch die Projekte zweier britischer Biotech- Firmen wurden für den Adaptive Pathway auserwählt: Immunocores bispezifischer T-Zell-Rezeptor-Adapter IMCgp100, mit dem das Immunsystem gegen Aderhautmelanome im Auge aktiviert werden soll; und F2Gs Orotomid F901318, ein Pyrimidinsynthese-Inhibitor, der invasive Pilze wie Aspergillus im Körper von Patienten stoppen soll. Firmen aus dem deutschsprachigen Raum sind wohl noch nicht im Adaptive Pathway vertreten. Doch so mancher liebäugelt mit dem Zulassungsturbo. Der Berliner Mologen käme eine frühzeitige Zulassung derzeit zupass: „Beim kleinzelligen Lungenkrebs haben Patienten wenige bis keine Therapiealternativen“, sagt Geschäftsführerin Mariola Söhngen. Wenn Mologens Wirkstoff Lefitolimod deutliche Effekte zeigt – was die Firma Ende April 2017 vermelden konnte – dann werde man „gern mit der Behörde besprechen, ob man sich auf den Weg einer vorläufigen, bedingten Zulassung‘ begeben kann.“


Klarheit nicht herbeizuführen gewillt ist, dann müssen wir eben national Regelungen finden, denn wir tragen hier die Verantwortung für die Patientensicherheit.“

Weniger Daten zur Beurteilung des Zusatznutzens Jürgen Windeler, Leiter des IQWiG, zweifelt im Interview mit dem Fachmagazin |transkript gar, ob MAPPs „mit dem Verständnis von Risikoabwehr und Patientenschutz, das unter anderem das deutsche Arzneimittelgesetz in der Erfahrung von Contergan prägt, noch vereinbar ist“. Die Idee, die Gesellschaft möge ein erhöhtes Risiko auf sich nehmen, weil die Arzneimittelpreise so hoch seien, stelle die Verhältnisse auf den Kopf. „Das ist ein großer Schritt rückwärts in der gesamten Diskussion um Nutzen und Risiken von Arzneimitteln, sagt Windeler. „Wenn der Adaptive Pathway dazu führt, dass zukünftig (noch) weniger patientenrelevante Daten zum (Zusatz-) Nutzen von Arzneimitteln zur Verfügung stehen werden, wird das zwangsläufig die Bewertungsergebnisse von IQWiG, G-BA und AkdÄ beeinflussen.“

Tab.: BIOCOM; Sources: EMA, EPAR, vfa

Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), zählte auf der anschließenden Podiumsdiskussion im Rahmen der BPIHauptversammlung auf, wie viele beschleunigte Zulassungsverfahren es mittlerweile bei der EMA gibt: „Es fing beim ‚orphan drug‘-Status an, ging weiter mit ‚conditional marketing authorisation‘ und ‚accelerated assessment‘, und jetzt gehen MAPPs und neuerdings auch noch PRIME, das ‚priority medicines‘-Programm, in die gleiche Richtung.“ Aber nach fünf Jahren seien über die Hälfte der Auflagen, unter denen diese bedingten Zulassungen in solchen Programmen erteilt wurden, nicht erfüllt worden. „Ich bin als Onkologe der letzte, der neue Arzneimittel nicht schnell auf dem Markt sehen möchte“, sagt Ludwig. „Aber ich sehe eine große Gefahr, dass wir mit der zunehmenden Beschleunigung der Zulassung Medikamente mit immer weniger Erkenntnissen auf den Markt lassen.“ Eine der Ursachen dafür, dass Auflagen für bedingte Zulassungen nicht eingehalten werden, sind die unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen in den europäischen Mitgliedstaaten. Das schränkt die praktische Umsetzbarkeit von MAPPs ein, meint Windeler: Eines der „konstitutiven Versprechen“ des Adaptive ­Pathways sei der „managed use“, das Einschränken der Anwendung des bedingt zugelassenen Medikaments auf eine bestimmte Patientengruppe. „In Deutschland besteht aber derzeit keine rechtliche Möglichkeit, die BioTechnologie Jahrbuch 2017

Verordnung im Rahmen des zugelassenen Anwendungsgebietes von neu zugelassenen Arzneimitteln generell zu begrenzen oder einzuschränken, sei es ambulant oder stationär“, sagt Windeler. Das sei in Österreich und der Schweiz anders. „Eine Neigung, dies in Deutschland zu ändern, ist derzeit nicht zu erkennen.“

Rahmenbedingungen fehlen Damit ist eine der Voraussetzungen für MAPPs nicht gegeben. Eine weitere Bedingung für eine vorgezogene

26 Mal Conditional Approval Medikament/Firma

bedingte Zulassung

Diacomit (Stiripentol)/Laboratoires Biocodex

01/2007–01/2014

Prezista (Darunavir)/Janssen

02/2007–12/2008

Vectibix (Panitumab)/Amgen

12/2007–01/2015

Isentress (Raltegavir)/MSD Sharp & Dohme

01/2008–07/2009

Tyverb (Lapatinib)/GlaxoSmithKline

06/2008–02/2015

Intelence (Etravirin)/Tibotec

09/2008–11/2013

Cayston (Aztreonam)/Gilead

09/2009–09/2011

Arepanrix/GlaxoSmithKline

03/2010 ­erloschen

Arzerra (Ofatumumab)/GlaxoSmithKline/ Genmab

04/2010–04/2015

Votrient (Pazopanib)/GlaxoSmithKline

06/2010–06/2013

Fampyra (Fampridin)/Biogen Idec

07/2011

Votubia (Everolimus)/Novartis

09/2011–11/2015

Adcetris (Brentuximab/Vedotin), Seattle Genetics

10/2011

Caprelsa (Vandetanib)/AstraZeneca

02/2012

Pixuvri (Pixantron)/CTI Life Sciences

05/2012

Xalkori (Crizotinib)/Pfizer

10/2012

Bosulif (Bosutinib)/Pfizer

04/2013

Erivedge (Vismodegib)/Genentech/Roche

07/2013

Sirturo (Bedaquiline)/Janssen

03/2014

Deltyba (Delamanid)/Otsuka Pharma

04/2014

Translarna (Ataluren)/Almac

08/2014

Cometriq (Cabozantinib)/Sobi

08/2014

Holoclar (stem cells therapy)/Chiesi

02/2015

Zykadia (Ceritinib)/Novartis

05/2015

Blincyto (Blinatumomab)/Amgen

11/2015

Tagrisso (Osimertinib)/AstraZeneca

02/2016

89 |


Vier der elf Therapien im Adaptive PathwayPilotprojekt der EMA Medikament

Indikation

Firma

PLX-PAD (expandierte Plazentazellen)

Kritische Extremitätenischämie

Pluristem, Haifa, Israel

LentiGlobin BB305 (Gentherapie)

Beta-Thalassämie major

Bluebird Bio, Cambridge, USA

IMCgp100 (bispezi scher T-Zell-Rezeptor)

Aderhautmelanome

Immunocore, Abingdon, UK

F 901318 (Pyrimidinsyntheseinhibitor)

Pilzinfektionen immunkompromittierter Patienten

F2G, Manchester, UK

Zulassung über MAPPs ist, dass die Hersteller fehlende Daten nachliefern. „Entweder gilt dieses Versprechen, dann werden sich die Erwartungen der Firmen an geringere Entwicklungskosten offensichtlich nicht erfüllen“, sagt Windeler. Auch der Aufbau und das Führen von Registern für „Real World“-Daten von Patienten und Beobachtungsstudien mit diesen Daten kosten Geld und Zeit – 1,5 bis 7 Jahre, gemäß den Erfahrungen mit den (unabhängig von MAPPs) bereits erteilten „conditional approvals“ der EMA (siehe Tabelle). „Oder – die wahrscheinlichere Variante – Firmen werden die versprochenen Studien nicht machen“, sagt Windeler. Und dann hätten MAPPs und in Folge die Patienten ein „großes Problem“. Laut Throm besteht allerdings kein Anlass für Schwarzmalerei. Von 27 bedingt zugelassenen Medikamenten haben 10 eine reguläre Zulassung erhalten, die übrigen „brauchen einfach noch Zeit“. Allerdings gewährt die EMA beispielsweise Biogen Idecs Fampyra gegen multiple Sklerose bereits seit fünf Jahren den bedingten Zulassungsstatus. Und Ergebnisse der „Liberate“-Studie sind laut Studienregister nicht vor 2020 zu erwarten. „Die

Geduld der EMA ist nicht endlos“, warnt Throm. Im Fall des Cox-2-Inhibitors Celebrex von Pfizer, der gegen familiäre adenomatöse Polyposis wirken sollte, habe die EMA die bedingte Zulassung 2011 immerhin zurückgezogen. Allerdings erst nach acht Jahren. Das mag daran liegen, dass die Zulassungsbehörden den Aufwand für die Kontrolle und Verarbeitung der Nachzulassungsstudien unterschätzen. Ludwig verwies auf dem BPI-Podium auf eine Studie des Government Accountability Office. Im Auftrag des US-Kongresses hatte es all jene Medikamentenentwicklungen untersucht, die zwischen 2006 und 2014 im Zuge eines „fast track“, „accelerated approval“, „priority review“ oder „breakthrough“- Programms der FDA eine bedingte Zulassung erhalten haben. Dabei wurde festgestellt, dass „verlässliche, leicht verfügbare Daten über Sicherheitsfragen fehlen“ und „Probleme mit der Vollständigkeit, Aktualität und Präzision der Daten (...) die Fähigkeit der Behörde eingeschränkt haben, einen systematischen Überblick über die Sicherheit von Medikamenten nach der Zulassung zu behalten.“ Zwischen März 2008 und September 2013 wurde etwa jede zweite der rund 1.400 Beobachtungsstudien von der FDA entweder zu spät oder gar nicht begutachtet.

„Wir senken keine Standards“ Trotz der Bedenken hoffen die an MAPPs beteiligten Firmen, die Zweifel der Erstatter ausräumen zu können. „HTA-Institutionen sind von Anfang an in den MAPPsProzess involviert und wir hoffen, dass das helfen wird, um am Ende die angemessene Erstattung zu bekommen“, sagt Pluristems Zami Aberman. Auf Dialog setzt auch Karl Broich, Direktor des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das stark in MAPPs eingebunden ist. Kritik von Seiten des G-BA oder IQWiG,

| 90

Tab.: BIOCOM; Abb.: JiSign/fotolia.com

ABKÜRZUNG?

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Abb.: IQWiG

dass durch MAPPs ein Medikament erst für eine handverlesene Population zugelassen und mit hohem Preis erstattet wird, um danach die Zulassung samt hohem Preis auf eine größere Patientenpopulation auszuweiten, will Broich entkräften: „Im MAPPs-Verfahren erfordert eine Erweiterung der Zulassung auch neue Daten, die dann auch zu neuen Nutzenbewertungen und eher günstigeren Preisen führt.“ Das IQWiG hat Broich allerdings noch nicht involvieren können, laut Windeler hat sich seine Behörde nicht an den Diskussionen rund um das Pilotprojekt beteiligt. Ohnehin „hören die HTA-Vertreter zwar zu, aber legen sich nicht fest“, befürchtet Throm. „Man kann nicht wissen, ob sie sich später zur Nutzenbewertung noch erinnern.“

auch wenn die Erlöse zunächst auf eine kleine Patientengruppe beschränkt sind.“ Dennoch ist Throm überzeugt, dass der Adaptive Pathway gerade für kleinere Biotech-Firmen eine große Chance ist. „Da zählt oft jeder Tag früher, an dem erste Umsätze erzielt werden können.“

Prof. Dr. med. Jürgen Windeler,

Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen Würden Sie Biotech-Firmen abraten, den Adaptive Pathway zu wählen?

„Für die Unternehmen birgt MAPPs das Risiko, dass Probleme mit einem Arzneimittel erst nach der Markteinführung, das heißt auf einer ganz anderen ‚Bühne’ vor breitem Publikum bekannt werden. Unternehmen werden dieses Risiko sicher einzuschätzen wissen.“

Auch BfArM-Chef Broich betont, dass MAPPs vor allem kleine Unternehmen unterstützen soll: „Die Ideen für neue Wirkstoffe kommen oft von kleinen Biotech-Firmen oder direkt aus der akademischen Medizin und nicht unbedingt von den großen Pharmafirmen.“ Im Adaptive Pathway sollen Biotech-Unternehmen beraten werden, wie sie ihre Studien erfolgreicher gestalten können. Denn häufiger mache das BfArM die Erfahrung, dass Firmen erst in der Phase II oder III feststellen, dass sie ihre Studien falsch aufgesetzt haben. „Das führt nicht nur dazu, dass womöglich wirksame Medikamente verlorengehen, sondern es werden auch Patienten mit einem Wirkstoff behandelt, der ihnen aufgrund ihrer Krankheitsform oder ihrer genetischen Konstitution gar nicht nützen kann.“ MAPPs schütze zum einen also Patienten, zum anderen würden Wirksamkeitsnachweise für eine gut definierte Patientengruppe generiert. „Wir senken keine Standards ab, sondern wollen die Versorgung der Patienten gezielt verbessern.“

Nicht zuletzt wegen der unsicheren Erstattungssituation sieht Es ist doch aber im InteresThrom MAPPs – anders als Eichse von Patienten, dass neue ler – künftig nicht als Regel, Medikamente schnell auf den sondern als Ausnahme: „SchätMarkt kommen? zungsweise 15% bis 20% der Zulassungen neuer Arzneimittel werden künftig aus dem „Das IQWiG hat großes Verständnis Adaptive Pathway kommen.“ dafür, dass Patienten schnell an neue Zum einen, weil viele WirkMedikamente kommen möchten, stoffe die Voraussetzungen dageht aber davon aus, dass Patienten für gar nicht erfüllen. Von den damit wirksame Arzneimittel meinen, 59 eingereichten Projekten die ausreichend getestet wurden und wurden die meisten abgelehnt, bessere Erfolgsaussichten haben und weil sie im Zulassungsprozess nicht nur als ‚promising‘ eingestuft werbereits zu weit fortgeschritten den. Der Adaptive Pathway droht aber, waren oder weil kein sinnvoldas Gegenteil zu liefern: organisiertes les Konzept für das Sammeln Nichtwissen und erhöhtes Risiko.“ Ob das MAPPs-Programm das von „Real World“-Daten in Releisten kann, wird sich zeigen. gistern oder Beobachtungsstudien vorlag. Zum anderen werden sich die Firmen genau Angesichts des Austritts Großbritanniens aus der EU überlegen, ob sie das Risiko eingehen wollen, Preisab- und des bevorstehenden Umzuges der EMA ist offen, schläge in der Erstattung hinnehmen zu müssen. „Au- wie sich der schnelle Zulassungsweg entwickeln und ßerdem ist zu bedenken, dass der Patentschutz mit der von den Firmen, den HTA und den Kassen akzeptiert Erteilung einer bedingten Zulassung abzulaufen beginnt, werden wird. BioTechnologie Jahrbuch 2017

91 |


INTERVIEW

Hans-Georg Eichler Senior Medical Officer der EMA

Hans-Georg Eichler stammt aus Österreich, ist Toxikologe und Senior Medical Officer der EMA in London. Nachdem er 2011 mehrere Monate im Rahmen der NEWDIGsInitiative (NEW Drug Development ­ParadIGmS) am Massachusetts Institute of Technology gemeinsam mit vielen Stakeholdern des Gesundheitswesens ein neues Verfahren zur Arzneimittelprüfung, die „Medicines Adaptive Pathways to Patients” (MAPPs), konzipiert hatte, implementierte er das System in Europa.

| 92

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Ein nutzloses Experiment? Die „Medicines Adaptive Pathways to Patients“ (MAPPs) sollen den Prüfprozess von Medikamenten revolutionieren. 2016 schloss die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ein Pilotprojekt des neuen Programms ab – und geriet unter heftige Kritik vor allem von deutschen Health Technology Assessment (HTA)-Instituten, dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).

BTJB_Professor Eichler, das MAPPs-Konzept, das Sie selbst mitentwickelt haben, wird von HTA-Organisationen in Europa harsch kritisiert, vor allem dem deutschen G-BA und dem IQWiG. Zu harsch? Eichler_Einige Kritik kann konstruktiv sein und insofern nötig, um eine Weiterentwicklung in Wissenschaft und Regulierung zu erreichen. Daher ist es eine gute Idee, die Argumente von allen Seiten zu beleuchten, auch Gegenargumente, solange sie intelligent sind. Wir bemühen uns jedenfalls, alle Einwände sorgfältig zu prüfen.

Abb.: EMA (92); Novo Nordisk (93)

BTJB_Der Leiter des IQWiG, Jürgen Windeler, meint, dass die EMA versagt habe klarzustellen, wie „Real World Data“ nach der Zulassung eines Medikaments genutzt werden sollen. Eichler_Dieses Statement wurde als Antwort auf den Bericht der EMA über das MAPPs-Pilotprojekt gegeben und meint, dass wir nicht klar genug sagen, was wir wollen. Man kann das auf zwei Ebenen betrachten. Auf der allgemeinen Ebene würde ich sagen, dass die EMA viel getan hat, um Nutzen und Interpretierbarkeit von Real World Data deutlich zu machen. Wir haben sogar ein europaweiBioTechnologie Jahrbuch 2017

tes Konsortium gegründet mit dem Ziel, Real World Data aussagekräftig und nützlich für regulatorische Einschätzungen zu machen. Innerhalb dieser Kooperation haben wir Regeln, einen Code of Conduct entwickelt, wie mit Interessenkonflikten umzugehen ist; wir haben Richtlinien für Real-World-Studien entworfen mit der Intention, sie so transparent, ehrlich und offen wie möglich zu machen. Auf der methodischen Ebene haben wir Regeln erlassen, was in Real World-Studien getan werden kann und was nicht. Ich denke also, es ist unfair zu sagen, die EMA hätte generell nichts getan. Diese Kritik weise ich zurück. Im Hinblick auf die Ebene der einzelnen Produkte ist es richtig, dass wir keine Details über die vertraulichen Diskussionen zwischen der EMA und den Firmen in den Bericht schreiben konnten. Da Dr. Windeler nicht anwesend war, kann er nicht wissen, dass wir mit den Firmen durchaus diskutiert und ihnen gesagt haben, dass wir A, B oder C von ihnen erwarten, wenn ihr Studiendesign nicht präzise genug war. BTJB_Es gibt Verwirrungen unter den Firmen, was die EMA genau von ihnen erwartet, wenn sie MAPPs beantragen.

93 |


Legal tools

• Conditional MA • Accelerated assessment • Scientific advice incl. parallel HTA advice • Orphan designation • ATMP classification, certification • CHMP opinion on compassionate use • SME office

Development support tools

Optimise use of legislative tools • PRIME • ITF

Medicine development concept:

Adaptive Pathways Define the product development pathway • Expansion/confirmation • Involvement of stakeholders • Use of Real World Data

Source: EMA

MAPPs soll die Entwicklung von und den frühen Zugang zu Medikamenten gegen bislang unbehandelbare Krankheiten fördern

Eichler_Deshalb müssen wir mit den Firmen interagieren, das ist genau die Idee des Prozesses. Im Idealfall haben die Firmen einen Plan und kommen zu uns und anderen Entscheidungsträgern. Dann können wir entweder sagen, dass dieser Plan gut aussieht, oder wir sagen, dass wir das so nicht akzeptieren können, der Plan nicht gut genug ist und hier und da geändert werden muss. Genau das haben wir im MAPPs-Pilotprojekt getan. Auch wenn das durchaus nichts völlig Neues ist, weil das seit mindestens zehn Jahren auch in den wissenschaftlichen Beratungssitzungen immer wieder mal passiert.

der Ideen von MAPPs ist es, Firmen mit einer bedingten Zulassung einen schnelleren Zugang zum Markt zu erlauben – ein finanzieller Vorteil für die Unternehmen. Aber neutralisieren die Kosten für die dann obligatorischen Beobachtungsstudien und Register diesen positiven Effekt nicht? BTJB_Eine

Eichler_Ich möchte betonen, dass es nicht das vorrangige Ziel des MAPPs-Konzepts ist, Firmen profitabler zu machen. Das wichtigste Motiv ist, Patienten einen möglichst raschen Zugang zu neuen Therapien zu ermöglichen. Dass das dann auch Unternehmen, vor allem kleineren, zu frühen Umsätzen verhelfen kann, ist

| 94

ein positiver Nebeneffekt. Wird das Sammeln von Wirksamkeitsnachweisen nach der Zulassung Geld kosten? Ja, natürlich! Wir haben nie behauptet, dass MAPPs unterm Strich billiger wird. Es ist auch keine Abkürzung auf den Markt. Es senkt auch nicht die regulatorischen Standards. Es ist die Art und Weise, wie die Investitionen gestaffelt werden, die vor allem kleineren Unternehmen zugute kommt. Ja, Studienregister kosten Geld. In einigen Gesundheitssystemen kann man Glück haben und auf eine existierende Infrastruktur zurückgreifen, in anderen nicht. Aber alles ist relativ. Ein Register ist vermutlich günstiger als eine randomisierte klinische Studie, denn Interventionsstudien kosten in der Regel mehr als Beobachtungsstudien. BTJB_Jürgen Hecken, der Vorsitzende des G-BA, kann die Suche nach neuen Wegen in der Regulierung von Medikamenten verstehen, wenn damit Patienten mit bislang unbehandelbaren Krankheiten geholfen wird. Allerdings sagt er auch, dass die EMA klare Kriterien für die Definition dieses „unmet medical needs“ vermissen lässt. Eichler_Das Bedürfnis, ein für alle Mal zu definieren, was „unmet medical need“ bedeutet, besteht allenthalben. In der Regel ist jeder einverstanden, eine lebensverBioTechnologie Jahrbuch 2017


accelerating biomedical innovation

kürzende Krankheit, die nicht adäquat behandelbar ist, so zu definieren. Das gleiche gilt für eine nicht behandelbare Krankheit, die zu schweren Einschränkungen und Einbußen der Lebensqualität führt, so dass ein Patient kein normales Leben mehr führen kann. Darüber gibt es keine Uneinigkeit. Das Problem liegt darin, das für Tausende unterschiedliche Krankheitskonditionen zu operationalisieren. Das heißt, jede Debatte über „unmet medical need“ muss sich auf eine konkrete Erkrankung beziehen. BTJB_Können

Sie ein Beispiel nennen?

Eichler_Asthma. Zehntausende Europäer haben Asthma und die große Mehrheit ist mit den bestehenden Medikamenten gut versorgt. Sie haben keinen „unmet medical need“. Aber es gibt auch eine kleine Gruppe von Patienten mit schweren, lebensbedrohlichem Asthma. In fast jedem Krankheitsbereich müssen wir sehr klar unterscheiden, welche Indikation unterversorgt ist und welche nicht. Und auch das ist im Kern des MAPPsProjekts berücksichtigt, denn es legt die Priorität auf solche Indikationen mit „unmet medical need.“

BioM - central point of contact for pharma and biotechnology in Munich and Bavaria consulting for founders-to-be, start-ups & SMEs grant & seed financing support pre-seed incubation & m4 award matchmaking, networking & partnering events, conferences & training representing Bavarian biotechnology world-wide investment opportunities central online platform: job exchange, company database and much more

BTJB_Hecken fordert Meilensteine, die Arzneimittelentwickler einhalten sollen – und Sanktionen, wenn sie es nicht schaffen, wie etwa das Erlöschen der bedingten Zulassung. Eichler_Ich stimme Professor Hecken in vollem Umfang zu, dass wir solche Meilensteine brauchen. Das ist die ganze Idee von MAPPs, sich auf einen Entwicklungsplan für eine Therapie zu einigen, samt Meilensteinen. Die Frage ist: Was ist ein Meilenstein? Ist es sinnvoll, in Monaten oder Jahren zu messen? Innerhalb eines Jahres muss dieses oder jenes erreicht sein? Denn das hängt auch immer von den Umständen ab, der Teufel liegt im Detail. Bei einer Krankheit mit wenigen Patienten in Europa lassen sich nicht viele rekrutieren. Was kann man also an einer Handvoll Patienten in einem Jahr dazulernen? Ein Meilenstein kann also solch ein Zeithorizont sein, aber ich möchte uns auch ermutigen, kreativer zu sein. Wenn niemand die Therapie in Anspruch nimmt, können wir keine Erfahrungen generieren. Das liegt auf der Hand. Deshalb müssen die Meilensteine der Situation angepasst sein. Es gibt Krankheiten wie Sepsis, da sieht man klinische Effekte innerhalb von Wochen, während man bei Krankheiten wie Alzheimer in Jahrzehnten denken muss. Die Meilensteine müssen diese unterschiedlichen Dynamiken der Krankheiten und der Patientenrekrutierung berücksichtigen. BioTechnologie Jahrbuch 2017

www.bio-m.org


BTJB_Bislang scheint das jahrelange Vertagen von Meilensteinen keine Konsequenzen für die Firmen zu haben. Hecken wirft der EMA „Laissez-faire” vor.

5% 9%

Alimentary tract and metabolism

5%

Blood  Cardiovascular

10%

Dermatologicals

10% müssen wir das  Anti-infectives ernst nehmen und das tun wir auch  Anti-neoplastics seit 2012 mit Risikomanagementplänen und den Vereinbarungen nach  Nervous system 33% 14% der Zulassung. Was wir zuerst tun,  Other diseases wenn sich etwas nicht so entwickelt wie geplant: Wir rufen die Firma an und fragen, was los ist. Und manchVon 62 Anmeldungen, davon ein Drittel aus dem Bereich Onkologie, nahm die EMA 18 in die engere Wahl, selektierte dann aber mal hören wir sehr nachvollziehbanur 6 für den erst MAPPs-Probelauf. re, begründete Antworten. Wir hatten Fälle, wo die für die Zeit nach der Zulassung vereinbarten Studien von den örtlichen Ethikkommissionen abgewiesen wur- unsere eigenen Risikomanagement-Pläne einhalten. Das den, weil sie eine andere Meinung hatten, wodurch ein ist Standard sei 2012 und die Ressourcen mussten entneues Studiendesign entworfen werden musste. Was sprechend angepasst werden. Zwar sind wir noch immer verständlicherweise Zeit kostet. In anderen Fällen hatten auf einer Verbesserungskurve, sind aber in guter Verfaswir Register eingefordert, aber die Krankenkassen in dem sung, um die Situation meistern zu können. jeweiligen Land wollten für die Therapie nicht bezahlen, so dass die Anzahl der damit behandelten Patienten null BTJB_Kritiker befürchten, dass durch die frühere Zuwar. Dann unterhält man sich mit der Firma, was nun zu lassung mittels MAPPs die Arzneimittelrisiken von den tun ist. In anderen Fällen mussten wir die Firmen drängen, Firmen auf die Patienten verschoben werden, was auch aber bisher zeigt die Erfahrung, dass das System robust ist Konsequenzen für Haftungsansprüche hat. und die Unternehmen sich im Großen und Ganzen daran halten. Am Ende steht die regulatorische Behörde in der Eichler_Das ist nicht das Feld der EMA, sondern der Verantwortung. Wenn Hecken das als Laissez-faire be- Gerichte und Firmen. Ich kenne diese Kritik, aber MAPPs zeichnet ... das kann ich nur zurückweisen. Weder wollen nutzt keine neuen regulatorischen oder gesetzlichen Rahmenbedingungen. Auch ohne MAPPS hat die EMA wir, noch ist uns Laissez-faire-Stil erlaubt. bedingte Zulassungen für Therapien erteilt. Mit MAPPs BTJB_Für die Kontrolle der Firmen und die Einhaltung ändert sich also die gesetzliche Grundlage nicht und Pader Meilensteine braucht die EMA Ressourcen. Das Go- tienten sind in der exakt gleichen Situation wie zuvor. vernment Accountability Office des US-Kongresses hat festgestellt, dass der FDA die „Fähigkeit zur systemati- BTJB_Trotzdem ist der Widerstand von G-BA und schen Aufsicht der Arzneimittelsicherheit nach der Zulas- IQWiG gegen MAPPs da, was bedeuten kann, dass die sung fehlt“. Wie wollen Sie das bei der EMA verhindern? Erstattung der durch MAPPs zugelassenen Therapien fraglich ist und damit MAPPs fundamental gefährdet. Eichler_Richtig, angemessene Kontrolle ist arbeitsintensiv und braucht Ressourcen. Wir haben das seit vie- Eichler_Das ist richtig. Niemand gewinnt, wenn die len Jahren kommen sehen, denn wir haben mindestens regulatorische Behörde denkt, dass ein Produkt lohnensseit 2012 einen „Lebenszyklus“-ähnlichen regulativen wert ist und den Patienten schnellstmöglich zugänglich Ansatz. Jedes Arzneimittel, das den Markt erreicht, ver- gemacht werden soll und dann die nächsten Entscheischwindet für die EMA nicht, sondern lebt weiter. Früher dungsträger in der Kette, die HTAs und Erstatter, abwinhatten wir periodische Sicherheitsberichte, die evaluiert ken. Dann wäre das alles ein nutzloses Experiment. Und werden mussten. Jetzt müssen wir außerdem die Einhal- das ist schon passiert. Wir haben gehört, dass die Krantung der mit den Firmen abgesprochenen Vereinbarun- kenkassen in einigen EU-Mitgliedstaaten Produkte nicht gen für die Zeit nach der Zulassung kontrollieren und erstattet haben aufgrund der bedingten Zulassung und Source: EMA

Eichler_Natürlich

14%

| 96

BioTechnologie Jahrbuch 2017


nicht ausreichender Daten. Das ist das Gegenteil dessen, was wir erreichen wollen. Deshalb haben wir von Anfang an gesagt, dass diese Entscheider am Tisch sitzen müssen. Nur dann können wir diese Situation vermeiden. Und wir haben die HTAs und Erstatter eingeladen. Der G-BA hat als Beobachter teilgenommen, das NICE aus Großbritannien, die Niederlande, Schwedens HTA – nur das deutsche IQWiG hat kein Interesse gezeigt. BTJB_Immerhin bringt MAPPs die HTAs und Erstatter in eine missliche Lage, sollen sie doch die Erstattung für Medikamente beschließen, für die es noch keine und vielleicht nie genug Daten über Wirksamkeit und Sicherheit gibt. Wie könnten sie dann noch die Erstattung anderer – etwa homöopathischer – Präparate, für deren Effektivität es keine Belege gibt, zurückweisen? Eichler_Ich weise die Annahme eines Datenmangels zurück und möchte auch MAPPs nicht mit Homöopathie vergleichen. MAPPs soll das Sammeln von Daten in intelligenter Art und Weise staffeln, um so schnell wie möglich zu einer positiven Nutzen-Risiko-Abwägung zu kommen. Und ich möchte betonen, dass in den frühen Phasen der

Interaktion im MAPPs-Prozess niemand Ja oder Nein zu einem Arzneimittelkandidaten sagen muss, weil dann noch niemand weiß, wie die Daten aussehen werden. Stattdessen wird gemeinsam ein Plan für die Generierung von Daten skizziert, eine Art Übereinkunft zwischen Firma, regulatorischer Behörde, den HTAs und Erstattern. Aber niemand sagt zu diesem Zeitpunkt: Ja, wir werden das Produkt erstatten. Das wäre unmöglich, denn es kann immer passieren, dass die Therapie nicht wirkt oder unvorhergesehene Nebenwirkungen auftreten. HTAs und Erstatter sagen nicht Ja zum Produkt, sondern zum Design eines sinnvollen Entwicklungswegs. BTJB_Bislang scheinen IQWiG und G-BA von MAPPs nicht überzeugt zu sein. Sehen Sie überhaupt noch eine Chance, dass sich die Haltung dieser Institutionen ändern wird? Eichler_Ich

kann nicht darüber spekulieren, was das IQWiG oder der G-BA in ein paar Jahren sagen wird. Aber ich kann sagen, dass diese Idee wächst und sich der Prozess erst entwickelt. Unsere Einladung, konstruktiv zu diesem Prozess beizutragen, steht.

Single-Use Downstream Processing neu definiert Die Revolution der Schlauchpumpentechnologie J

Linearer Förderstrom bis zu 20 l/min bei 3 bar

J

Geprüfte Pulsation +/- 0,12 bar

J

Extrem geringe Scherkräfte

J

Einfachste Validierung dank Single-Use-Technologie

wmftg.com/Quantum +49 2183 42040 / info@wmftg.de BioTechnologie Jahrbuch 2017

97 |


CHRONIK Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Wirtschaft. Technologie. Leben. 23. Jahrgang. 3|2017.

Noxxon-Chef Aram Mangasarian über Finanzierung und Zukunft des SpiegelmerSpezialisten aus Berlin

Rentschler/Leukocare

IPO IN FRANKFURT

Brain ein Jahr danach PRO & KONTRA

Ist CRISPR-Cas9 GVO oder nicht?

Endlich haltbarere Proteinwirkstoffe

Der Lohnhersteller Rentschler sichert sich die Formulierungstechniken der Martinsrieder Leukocare AG. Seine Kunden sparen mit dem Deal erhebliche Kosten, um ihre Wirkstoffe haltbar zu machen.

Doppelnutzen von Adrenomeds Sepsis-Medikament

SCHWEIZ

Neustart für Actelion-Gründer MEDIZINTECHNIK

Heft im Heft: medtech zwo

01_tk3_17_Titel.indd 1

Rentschler beteiligt sich an Leukocare

16.02.2017 12:30:57 Uhr

3 |'17

isher entwickelte Adrenomed den AdrenomedullinB Modulator Adrecizumab als Sepsistherapie. Neue Daten untermauern jetzt die Wirksamkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Eine Phase II-Studie soll noch in diesem Jahr folgen.

Brains Resümee nach einem Jahr auf Deutschlands Börsen-Parkett Vor allem innovative Zuckerersatzstoffe sorgen bei der Brain AG momentan für Wachstumsphantasien. Nach einem Jahr an der Frankfurter Börse steht das Bioökomie-Unternehmen gut da: Sein Aktienwert hat sich in 12 Monaten fast verdoppelt.

Actelion-Verkauf bringt Start-up J ohnson & Johnson zahlt für Actelion nicht nur 30 Mrd. US-Dollar, sondern finanziert den beiden Gründern sogar einen Neubeginn als Unternehmer. Sie wollen ein gutes Dutzend Wirkstoffkandidaten aus Actelions Portfolio in der neuen Firma R&D Newco weiterentwickeln.

Protest gegen Mischwesen Mensch-Schwein-Chimären sind nicht der deutsche Weg, dem dauerhaften Mangel an Spenderorganen entgegen- zuwirken. Deutsche Experten bezeichnen die Arbeiten US-amerikanischer Forscher als „Instrumentalisierung des Lebens“.

Prototyp einer Fliegenseidenfolie vorgestellt uf der Grünen Woche in Berlin stellten die Münchener A Amsilk GmbH und das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung eine biegesteife Fliegenseidenfolie für die Medizintechnik vor. Mit der Marktreife wird in drei bis fünf Jahren gerechnet. | 98

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Firmenportraits


UNTERNEHMENSPORTRAITS

AC Immune is a clinical stage Swiss-based biopharmaceutical company focused on neurodegenerative diseases with four product candidates in clinical trials.

advanced by the collaboration partner Genentech, Inc., a member of the Roche Group. Other business partners include Biogen, Janssen Pharmaceuticals, Nestlè Institute of Health Sciences and Piramal Imaging.

The Company designs, discovers and develops therapeutic and diagnostic products intended to prevent and modify diseases caused by misfolding proteins. AC Immune‘s two proprietary technology platforms create antibodies, small molecules and vaccines designed to address a broad spectrum of neurodegenerative indications, such as Alzheimer‘s disease. The Company‘s pipeline features seven therapeutic and three diagnostic product candidates. The most advanced of these is Crenezumab, an anti-Abeta antibody in Phase 3 clinical studies that is being

Adrenomed AG ist ein biopharmazeutisches Unternehmen mit einer klaren Mission: Verbesserung der Überlebensrate von kritisch kranken Patienten. Adrenomed wurde 2009 gegründet und fokussiert sich auf die Forschung und Entwicklung von Antikörper-basierten Therapien zur positiven Beeinflussung des Adrenomedullin-Systems. Adrenomedullin ist ein vasoaktives Peptidhormon, das in den Zellen der Blutgefäße gebildet wird. Adrenomedullin ist ein wichtiger Regulator der Gefäßweite und der Gefäßintegrität und spielt somit eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Organversagen und Schocksituationen. Das Lead-Produkt des Unternehmens ist der First-in-Class-Wirkstoffkandidat Adrecizumab, ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen Adrenomedullin, der in klinischen Phase 1-Studi-

AC Immune SA

EPFL Innovation Park – Building B | 1015 Lausanne | Switzerland Tel. +41 (21) 3459121 | Fax: +41 (21) 3459120

Dr. Andreas Bergmann Gründer und CSO „Einer von drei Patienten stirbt. Wir sind angetreten, das zu ändern.“

www.acimmune.com info@acimmune.com

en bereits eine hervorragende Sicherheit und Verträglichkeit gezeigt hat. Dabei besitzt Adrecizumab eine innovative Wirkungsweise, die Aktivität von Adrenomedullin zu kontrollieren. Dies hat in präklinischen Studien unter intensivmedizinischen Bedingungen zu einer deutlichen Verringerung der Mortalitätsrate durch Verbesserung von Organfunktionen geführt. Bei den klinischen Studien verfolgen wir als einer der ersten in der Akutmedizin den Ansatz der Patientenstratifizierung durch Begleitdiagnostik (CDx). Eine klinische Phase-II Studie mit Adrecizumab bei Patienten mit frühem septischen Schock ist bereits initiiert. Eine zweite Phase II-Studie bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz ist geplant.

ADRENOMED AG

Neuendorfstraße 15A | 16761 Hennigsdorf | Deutschland Tel. +49 (3302) 20565-30 | Fax: +49 (3302) 20565-55

Alfa Laval ist ein weltweit führender Anbieter von Produkten und kundenspezifischen Verfahrenslösungen, die auf den Schlüsseltechnologien des Unternehmens in den Bereichen Wärmeübertragung, mechanische Separation oder Fluid Handling basieren.

www.adrenomed.com info@adrenomed.com

trie, im Bergbau, in der Abwasserbehandlung sowie für Klima- und Kälteanwendungen eingesetzt. Alfa Laval arbeitet weltweit in gut 100 Ländern eng mit den Kunden zusammen, um ihnen dabei zu helfen, im globalen Wettbewerb vorne zu bleiben. Im speziellen Segment der Biotechnologie bieten wir Komponenten und betriebsbereite Package Units zur Rohstoffgewinnung und zur industriellen Produktion. Die Arbeitsschwerpunkte sind Hefen, E-Coli-Bakterien, Zellkulturen und andere Moleküle der Bioverfahrenstechnik.

Die Geräte, Systeme und Dienstleistungen des Unternehmens sind speziell entwickelt, um die Kunden bei der Optimierung der Prozesse zu unterstützen. Die Lösungen helfen ihnen beim Erhitzen, Kühlen, Separieren und Transportieren von Produkten in Branchen, in denen Lebensmittel und Getränke, Chemie und Petrochemie, Pharmaartikel, Stärke, Zucker und Ethanol produziert werden. ALFA LAVAL Mid Europe GmbH

Die Produkte von Alfa Laval werden auch in Kraftwerken, auf Schiffen, in der Maschinenbau-Indus-

| 100

Wilhelm-Bergner-Str. 7 | 21509 Glinde | Deutschland Tel. +49 (40) 7274-03 | Fax: +49 (40) 7274-2515

www.alfalaval.de info.mideurope@alfalaval.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

ALTRO ist ein unabhängiger Versicherungsmakler und hat sich spezialisiert auf:

Mitarbeiterzahl: 9 Personen

› R isikobewertungen ›V ersicherungslösungen von Biotechnologie-, Forschungs- und Laborunternehmen/Medizintechnikunternehmen/Labordienstleister und CROs › Probandenversicherungen ›V ersicherung nationaler und internationaler klinischer Studien › S pezialkonzepte für D+O-Versicherungen / Spezial – Strafrechtsschutzversicherung, GentechnikHaftpflichtversicherung, Produkthaftpflichtversicherung › T ransportversicherung für Kühlguttransporte, Wirkstoffe und Probenmaterial › I nternationale Versicherungslösungen und Versicherungsprogramme.

Ausrichtungen: › Beratung › Dienstleistung

Dieter Eckstein Geschäftsführer

ALTRO Innovativ-Versicherungsmakler GmbH

Planegger Str. 16 | 82110 Germering | Deutschland Tel. +49 (89) 86389091 | Fax: +49 (89) 86389099

Amgen ist ein weltweit führendes unabhängiges Biotechnologie-Unternehmen, das mit nahezu 20.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern weltweit seit über 35 Jahren vertreten ist.

Amgens gesellschaftliches Engagement Als Biotechnologie-Unternehmen der ersten Stunde freuen wir uns über das große Engagement des Deutschen Museums für innovative Technologien. Deshalb ist Amgen seit 2006 Gründungspartner des Zentrums Neue Technologien im Deutschen Museum und hat den Aufbau des Zentrums begleitet. Wir unterstützen das Deutschlandstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und zum Beispiel das Gläserne Labor in Berlin. Mit diesen und weiteren CSR-Projekten möchten wir junge Menschen für Naturwissenschaften begeistern und heranwachsende Wissenschaftler fördern.

In Deutschland arbeiten wir an zwei Standorten mit rund 810 Mitarbeitern jeden Tag daran, Patienten zu helfen. Weltweit profitieren jährlich Millionen von Patienten mit schweren oder seltenen Erkrankungen von unseren Therapien. Unsere Arzneimittel werden in der Nephrologie, Kardiologie, Hämatologie, Onkologie, Knochengesundheit und bei Entzündungserkrankungen eingesetzt. Wir verfügen über eine vielfältige Pipeline und werden bald Biosimilars mit in unser Portfolio aufnehmen.

Amgen GmbH

Riesstraße 24 | 80992 München | Deutschland Tel. +49 (89) 149096-0

Amgen Research (Munich) GmbH, ehemals Micromet GmbH, wurde im März 2012 gegründet und ist der größte Forschungsstandort von Amgen außerhalb der USA. Etwa 250 Mitarbeiter arbeiten hier in der Forschung & Entwicklung, vor allem im Bereich Onkologie.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

www.amgen.de communication@amgen.de

Mission, Patienten zu helfen. Andererseits ist es aber auch die wissenschaftliche Neugier, die uns antreibt. Wir setzen alles daran, Ansätze zu entwickeln, die einen echten Mehrwert für Patienten und das Gesundheitssystem darstellen. Amgen Research (Munich) GmbH unterstützt das Deutschlandstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung von bispezifischen T-Zell Engagern (BiTE®Antikörperkonstrukte) für die Behandlung von Krebs und ist ausgestattet, um die Entwicklung von BiTE®-Antikörperkonstrukten vom Konzept bis zu den klinischen Studien zu begleiten. Seit seiner Gründung 1980 in Thousand Oaks, Kalifornien, entwickelt Amgen Arzneimittel für Menschen mit schweren bzw. seltenen Erkrankungen. Was Amgen ausmacht, ist einerseits die ehrgeizige

www.altroindustrie.de dieter.eckstein@altroindustrie.de

Amgen Research (Munich) GmbH

Staffelseestr. 2 | 81477 München | Deutschland Tel. +49 (89) 895277-0

www.amgen.de communication@amgen.de

101 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

V i e l ve rs p re c h e n d e I n n o vationen, einen umfassenden Branchenüberblick und ein attraktives internationales Konferenzprogramm – das garantiert die analytica in München. Bayern ist der führende Biotechnologie-Standort Deutschlands. München zählt zu den Top-3-Standorten der Branche in Europa. Da liegt es nahe, dass sich hier alle zwei Jahre Vertreter aus Forschung und Industrie auf der analytica treffen, um sich über die neuesten Entwicklungen auszutauschen, Produktinnovationen vorzustellen und Kontakte zu pflegen. Die analytica ist die internationale Leitmesse für die Labortechnik-, Analytik- und Biotechnologiebranche sowie ihrer Anwender in Forschung und Industrie. Begleitet wird die Messe von der analytica conference, auf der sich die internationale

wissenschaftliche Elite zu aktuellen chemischen, biochemischen und labormedizinischen Themen trifft. An der analytica 2016 nahmen 35.002 Besucher und 1.244 Aussteller teil. Susanne Grödl Projektleiterin „Die analytica ist die Nummer 1 der Branche, alle zwei Jahre präsentieren unsere Aussteller auf der Messe die ganze Welt des Labors.“

Messe München GmbH

Messegelände | 81823 München | Deutschland Tel. +49 (89) 949-11488 | Fax: +49 (89) 949-11489

AnaPath is an established non-clinical contract laboratory focussed on toxicologic pathology, histotechnology and immunohistochemistry for pharmaceuticals, chemicals and medical devices. AnaPath is GLP compliant.

Furthermore, AnaPath is well recognized for Tissue Cross Reactivity studies, special histology stains and unique microscopic technologies. Beside first pathology reading, AnaPath provides diligent and independent review of pathology reports and if required expert statements by a board certified pathologist.

At AnaPath we routinely process up to 35.000 tissues per months for H&E staining for pharmaceutical companies, academic institutions and CROs.

ARTES ist als mittelständisches biotechnologisches Unternehmen weltweit mit Dienstleistungen im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. Unsere Expertise liegt in der Entwicklung von biotechnologischen Produktionszelllinien und -prozessen für Kunden der pharmazeutischen, der Lebensmittel- oder Life-Sciences-Industrie. Im Auftrag entwickeln wir mikrobielle Zelllinien und die dazugehörigen Produktions- und Aufreinigungsverfahren für die Herstellung von rekombinanten Proteinen und transferieren diese Verfahren in die Produktion. Unsere Zelllinienentwicklungen beruhen auf dem Hefesystem Hansenula polymorpha oder dem Bakterium E. coli. Prozesse zur Herstellung unterschiedlicher rekombinanter Proteine wurden in den letzten 15 Jahren weltweit erfolgreich bei Kunden implementiert und Produkte daraus in den Markt gebracht.

| 102

info@analytica.de | www.analytica.de

medical devices including cutting and grinding of titanium or ceramic bone implants.

We advise on, offer, manage and conduct complete safety assessment packages through the Safety Alliance, a network of European specialized CROs.

AnaPath’s team of technical experts, scientists and pathologists have great experience with study design, histotechnology, morphometry, special technologies and histopathology evaluation for

Die analytica findet seit 1968 alle zwei Jahre in München statt. Die nächste Veranstaltung ist vom 10. bis 13. April 2018 geplant. Zum analytica Messenetzwerk zählen zudem die Messen analytica China, die analytica Anacon India mit der India Lab Expo sowie die analytica Vietnam.

AnaPath is based in Switzerland near Basel with easy access by train and flight.

AnaPath Services GmbH

Hammerstraße 49 | 4410 Liestal | Schweiz Tel. + 41 (61) 9064000

www.anapath.ch | info@anapath.ch

Wir liefern unseren Kunden auf Wunsch Probenmaterial sowohl für erste interne analytische Untersuchungen als auch für die Durchführung von präklinischen Studien. Zusammen mit Partnern bieten wir weiterhin unseren Kunden ein großes Spektrum an analytischen Untersuchungsmethoden und GMPkonforme Herstellung an. Unsere Entwicklungsdokumentation liefert die Voraussetzung für die Erstellung zulassungsrelevanter Dossiers. Mit unserer Technologieplattform METAVAX® bieten wir eine weltweit einmalige Kombination für die Entwicklung hoch immunogener VLP (virus like particle)-basierter Impfstoffe in einem kostengünstigen mikrobiellen System an. ARTES Biotechnology GmbH

Elisabeth-Selbert-Str. 9 | 40764 Langenfeld | Deutschland Tel. +49 (2173) 275-870 | Fax: +49 (2173) 275-8777

www.artes-biotechnology.com info@artes-biotechnology.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

ATTO-TEC GmbH wurde 1999 als Spin-off aus der Universität Siegen gegründet und hat sich seit dem auf die Herstellung und den Vertrieb von Fluoreszenzfarbstoffen für die Medizin, Diagnostik und Molekularbiologie spezialisiert.

Das Produktspektrum umfasst mehr als 35 verschiedene Labels mit über 300 verschiedenen Modifikationen, die eigens für die Anwendungen im Life-Science-Bereich optimiert wurden. Insbesondere für die Entwicklung neuer Fluoreszenzfarbstoffe für Ihre speziellen Anwendungen, stehen wir Ihnen gerne für weitere Gespräche zur Verfügung. Lassen Sie uns ihr Partner bei der Etablierung und Markteinführung von neuen auf Fluoreszenzfarbstoffen basierenden Produkten sein.

In den vergangenen Jahren entwickelte sich das Unternehmen zu einem der weltweit führenden Anbieter von Fluoreszenzlabeln.

ATTO-TEC GmbH

Am Eichenhang 50 | 57076 Siegen | Deutschland Tel. +49 (271) 238-530 | Fax: +49 (271) 238-5311

BD (Becton, Dickinson and Company) ist ein international tätiges Medizintechnologie-Unternehmen, das den Fortschritt für die Welt der Gesundheit vorantreibt. Ziel von BD ist es, die Erforschung von Krankheiten, die Diagnostik sowie die Behandlung und Versorgung von Patienten zu verbessern.

erhöhen, die Sicherheit von Patienten und medizinischem Personal zu gewährleisten und den Zugang zu medizinischer Versorgung zu erleichtern. Der Geschäftsbereich BD Biosciences zählt zu den weltweit führenden Anbietern innovativer Systeme für die Grundlagenforschung, klinische Forschung und Labordiagnostik.

BD zählt zu den führenden Anbietern innovativer Technologien für die Patienten- und Anwendersicherheit, die medizinische Forschung und das klinische Labor. Weltweit arbeiten über 40.000 Mitarbeiter in 50 Ländern mit unseren Kunden und Partnern zusammen mit dem Ziel, die Qualität der klinischen Ergebnisse zu verbessern, die Kosten der Gesundheitsversorgung zu senken, die Effizienz in Klinik und Labor zu

BD (Becton Dickinson and Company)

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Der Kernbereich ist die Durchflusszytometrie mit kontinuierlich neuen Entwicklungen für die Zellanalyse mit bis zu 50 Parametern und Zellsortierung. Diese Technologie bildet den Link zu weiterführenden Applikationen z. B. auch für genomische Fragestellungen mit dem neuen Geschäftsbereich BD Genomics.

Tullastr. 8–12 | 69126 Heidelberg | Deutschland Tel. +49 (6221) 305-0 | Fax: +49 (6221) 305-216

BIBITEC Gesellschaft für Prozessentwicklung mbH, eine 100%ige Tochter der Nordmark Arzneimittel GmbH in Uetersen, ist ein Dienstleistungsunternehmen für die Prozessentwicklung und Produktion von biotechnologischen Wirkstoffen mit Hilfe von Säugetierzelllinien. In unserer GMP-zertifizierten Produktionsanlage werden Wirkstoffe für klinische Prüfmuster bis Phase III produziert. Darüber hinaus sind wir für die Analyse von biologischen und biotechnologischen Substanzen gemäß den GLP-Richtlinien zertifiziert. Als Full-Service-Provider bieten wir zusammen mit qualifizierten Partnern das gesamte Leistungsspektrum von der Zelllinienentwicklung bis zum fertigen Prüfpräparat an. So wurden in den letzten Jahren GMP-Produktionen für z. B. monoklonale

www.atto-tec.com info@atto-tec.de

www.bdbiosciences.com | bd.de@bd.com

Antikörper, Antikörperfragmente und rekombinante Proteine erfolgreich abgeschlossen. Durch individuelle und maßgeschneiderte Lösungen sind wir Ihr zuverlässiger Partner für eine kundenspezifische Projektgestaltung.

BIBITEC Gesellschaft für Prozessentwicklung mbH

Universitätsstr. 25 | 33615 Bielefeld | Deutschland Tel. +49 (521) 106-6326 | Fax: +49 (521) 106-156233

www.bibitec.de joerg.stute@bibitec.de

103 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

BIDECO AG ist ein seit Jahren erfolgreiches Engineering-Team, das spezialisiert ist auf die Planung und Realisierung von Biotech- und Pharma-Produktionsanlagen auf der ganzen Welt. Unsere Kunden produzieren unter anderem Impfstoffe, Medikamente zur Behandlung von Krebserkrankungen, neue Proteine für klinische Testphasen oder Enzyme im großtechnischen Maßstab. Unser Team von Spezialisten setzt sich zusammen aus hochqualifizierten Naturwissenschaftlern, Verfahrens- und Maschinenbauingenieuren, Gebäudeplanern, Projektleitern, Zeichnern sowie Experten im Bereich der Qualifizierung, Validierung und der GMP-Compliance.

Ausrichtung:

Dr. Martin Krahe Geschäftsführer „Process – Plant – Building. We support you from the idea to the commercial product.”

› Machbarkeitsstudien › Detailplanung › Qualifizierung › Bauleitung › Inbetriebnahme

BIDECO AG

www.bideco.com mail@bideco.com

Bankstraße 13 | 8610 Uster | Schweiz Tel. +41 (43) 3992-900

BIO.NRW, als branchen- bzw. technologiespezifisches Landescluster für den Leitmarkt Life Science in NRW, katalysiert BIO.NRW zentral die nachhaltige Entwicklung der Stärken der nordrhein-westfälischen Biotechnologie. BIO.NRW aktiviert Kooperationen zwischen Forschung, Unternehmen, Investoren und Politik auf Landesebene, national und international. Die Aufgabengebiete des Clusters umfassen u. a. den Technologietransfer, die Unterstützung der insbesondere kleinen und mittelständischen Biotechnologieunternehmen, z. B. durch Coaching und Kapitalbeschaffung, die Präsenz auf nationalen und internationalen Messen und Konferenzen, die Bereitstellung der jährlich aktualisierten Daten zum Biotechnologiestandort NRW, das Marketing und die PR für den Standort sowie die Förderung junger

Akademiker. Regelmäßige Veranstaltungen sind u. a. die BIO.NRW.academy, die Plattformtreffen von BIO.NRW.red, die jährlichen BIO.NRW-Schlüsselveranstaltungen wie z. B. der NRW-Innovationskongress 2017, der jährliche Business-Angel-Kongress, das MEDICA-Forum, sowie die NRW-Repräsentanz auf der BIO International Convention in den USA.

BIO.NRW – Cluster Biotechnologie Nordrhein-Westfalen

Merowingerplatz 1 | 40225 Düsseldorf | Deutschland Tel. +49 (211) 385-469-9200 | Fax: +49 (211) 385-469-9220

BioCat GmbH mit Sitz im Technologiepark Heidelberg wurde im Jahr 2000 gegründet, um innovative Produkte und Dienstleistungen für die biomedizinische Forschung zu vermarkten. BioCat bietet anwendungsorientierte und kundenspezifische Lösungen für die Forschung mit Schwerpunkt in den Bereichen Onkologie, Diabetologie, Infektiologie, Neurologie und kardiovaskuläre Krankheiten. Das Angebot von BioCat umfasst innovative Technologien und Produkte für die Genom-/ Proteomforschung und für die Zellbiologie. Für die gewebespezifische Analyse sind Tissue Microarrays und RNA/cDNA/Proteine aus einer Vielzahl unterschiedlicher Gewebe verfügbar. Neben einer großen Auswahl von Antikörpern, ELISA Kits, zellbasierten Assays, PCR- und Next Generation

| 104

Die Clusterpolitik der Landesregierung NordrheinWestfalen fördert die Kooperation von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentlicher Hand entlang von Wertschöpfungsketten. Im Rahmen der Landesclusterinitiative wird das Cluster BIO.NRW vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NordrheinWestfalen (MIWF) getragen. www.bio.nrw.de | bio.nrw@bio.nrw.de

Sequencing-Reagenzien ergänzen Produkte für Genome Engineering (CRISPR/Cas9), Gene Silencing, microRNA-Analyse, Epigenetik und für die Exosomen- und Stammzellforschung das Portfolio. Die von BioCat vertriebenen Produkte und Services werden von Partnerfirmen in Deutschland, Kanada und USA entwickelt und durch BioCat akademischen Forschungseinrichtungen und der forschenden Pharma- und Biotech-Industrie zugänglich gemacht.

Innovative Life Science Tools BioCat GmbH

BioCat Portfolio › Genomics › Proteomics › Cell Biology

Im Neuenheimer Feld 584 | 69120 Heidelberg | Deutschland Tel. +49 (6221) 71415-16 | Fax: +49 (6221) 71415-29

www.biocat.com | info@biocat.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

BIOCOM AG ist überall dort erfolgreich, wo die Life Sciences spezialisierte Organisationsund Kommunikationsprozesse erfordern. Durch den fachlichen Hintergrund der Mitarbeiter und ihre umfassende Erfahrung mit allen Kommunikationsinstrumenten ist BIOCOM perfekt dafür qualifiziert, die komplexen Sachverhalte in der Biotechnologie und angrenzenden Branchen zu recherchieren, aufzubereiten und zielgruppengerecht zu vermitteln. › Beratung & Studien: Wir verfügen über umfassende Kenntnisse und jahrzehntelange Erfahrungen, von der Grundlagenforschung bis zum Markt. Darauf aufbauend bieten wir Unternehmen maßgeschneiderte Beratungsleistungen, Umfragen und fachlich fundierte Studien für Auftraggeber aus der Wirtschaft oder der öffentlichen Hand.

Bioengineering AG ist einer der führenden Anbieter in der Entwicklung und Herstellung von kundenspezifischen Anlagen und Apparaten für den Hygiene- und Aseptikbereich. › E ngineering & Design: Wir bauen Anlagen, die speziellen Anforderungen gerecht werden. Dafür arbeiten bei uns in jeder Phase eines Projektes engagierte Ingenieure. Von der Idee bis zur fertigen Anlage herrscht eine ausgeprägte Innovationskultur. Unsere langjährige Erfahrung im Projektmanagement ermöglicht es uns, Fast Track Projekte effizient umzusetzen. › Service: Wir unterstützen Sie über die Planung, Bauphase und Inbetriebnahme der Anlagen hinaus. Dabei begleiten wir den Betrieb Ihrer Anlagen mit Expertenwissen, Instandhaltung, Revision und Dokumentation. Clinical Practice › Bioprocess Control: Für die Anlagen entwickeln

BIOCOM AG

Lützowstr. 33–36 | 10785 Berlin | Deutschland Tel. +49 (30) 264921-0 | Fax: +49 (30) 264921-11

Bioengineering AG

Sagenrainstr. 7 | 8636 Wald | Schweiz

and Targeted Therapies Tel. +41 (55) 2568-111 | Fax: +41 (55) 2568-256 in Personalized Medicine

Bio M ist seit 1997 als Non-Profit-Netzwerkorganisation für die Biotechnologiebranche in München und Bayern aktiv. Die Clustermanagementgesellschaft unterstützt vorthallem kleinere und mittlere Biotechnologieunternehmen sowie Gründungsinteressierte und Gründer im Bereich November 29th – 30th, 2016 der medizinischen Biotechnologie. RAMADA Hotel & Conference Center München Messe BioM bietet sowohl ein umfassendes Netzwerk an Industrieunternehmen, Kapitalgebern und anInterdisciplinary conference program deren Partnern, Beratung zu Fördermitteln und Finanzierung, als auch eine enge Begleitung von Showcase of cutting-edge technologies Ausgründungsvorhaben (Inkubation). Bio M offeriert spezielle Coaching-, Trainingsunddiscussions MenPanel and poster session toring-Angebote für Gründer (BioEntrepreneur Life-Sciences- options BioM Biotech Cluster Development GmbH Bootcamp, BioM Mentor Circle) imSponsoring and exhibition IZB-West II, Am Klopferspitz 19a | 82152 Martinsried | DE Bereich und unterstützt die Vernetzung der lokalen Gründerszene auch in Richtung MedizinTel. +49 (89) 899679-0 | Fax: +49 (89) 899679-79

6 Munich Biomarker Conference

BioTechnologie Jahrbuch 2017

› Kommunikationsdienstleistungen: Auftragsveranstaltungen, Videos oder Druckwerke zum Beispiel werden nicht nur konzipiert, sondern auch komplett durchgeführt beziehungsweise produziert. Dies gilt auch und besonders für langjährig laufende Projekte, etwa Online-Plattformen oder die kommunikative Begleitung von EU-Forschungsprojekten. › Veranstaltungen: Wir organisieren eigene Veranstaltungen, die BIOCOM Events sowie Veranstaltungen auf Kundenwunsch. Zusätzlich verfügen wir über ein Netzwerk an markanten und häufig wenig alltäglichen Veranstaltungsorten. › Fachverlag: Im Verlag der BIOCOM AG erscheinen seit 1986 deutsch- oder englischsprachige Fachzeitschriften und Bücher rund um Biotechnologie, Life Sciences und Medizintechnik. www.biocom.de | info@biocom.de

wir komplexe Automatisierungslösungen mit Softund Hardware und sind damit in der Lage, verschiedenste Architekturen anzubieten. Damit geben wir Ihnen die Möglichkeit, Ihre Anlagen perfekt und zuverlässig zu steuern und zu überwachen. › Lab & Pilot: Wir entwickeln und bauen Fermenter und Bioreaktoren für Labors und Produktionsanlagen. Die Bandbreite reicht von kleinen modular erweiterbaren Benchtop-Geräten für Forschungsund Entwicklungsabteilungen bis zu skalierbaren Großanlagen für die produzierende Industrie. › Components: Für die Anlagen entwickeln und fertigen wir Komponenten, die – je nach Einsatzgebiet und Anforderung – bestimmte Aufgaben übernehmen und in unseren Anlagen zuverlässig über Jahre betrieben werden. www.bioengineering.ch info@bioengineering.ch

technik und Digital Health. Das Start-up AcceleratorGesamtprogramm InQLab von BioM wurde 2017 mit dem „Clustererfolg 2017“ ausgezeichnet. BioM ist seit 2010 Ausrichter des vom bayerischen Wirtschaftsministerium geförderten Vorgründungswettbewerbs „m4- Award“, aus dem 15 PreisträgerTeams und bereits 3 Firmengründungen hervorgegangen sind. Insgesamt hat BioM in 20 Jahren über 200 Firmengründungen begleitet.

www.bio-m.org info@bio-m.org

105 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Forschungsschwerpunkte: Mit 1.4 Mrd. Euro Umsatz und insgesamt 15.500 Beschäftigten hat sich die Gesundheitsbranche zu einem wichtigen Wirtschaftszweig im der Stadt Regensburg entwickelt. Die sechs Regensburger Kliniken beschäftigen derzeit 8.500 Angestellte, hinzu kommen 604 niedergelassene Ärzte, 134 Zahnärzte und 46 Apotheken vor Ort. Universität, Fachhochschule und Kliniken in Regensburg mit 33.000 Studenten. Fraunhofer-Arbeitsgruppe des Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin. Kompetenzzentren für Fluoreszente Bioanalytik (Affimetrix), Medizinische Biotechnologie (generative Medizin, Tissue Engineering) im BioPark. Proteomics und Sensorik. Weitere Einrichtungen: WHO (World Health Organization), Josè-CarrerasStiftung (Leukämie), Stiftung Human Tissue & Cell Research (Leberzelltherapie), Geschäftsstelle des

Bayerischen Immunotherapie-Netzwerkes (BayImmuNet). Weitere Schwerpunktforschungen: adulte Stammzellproduktion, Therapien zur Krebsbekämpfung, Entwicklung von Impfstoffen, neurodegenerative Erkrankungen. Dienstleistungen/Sonstiges: Die BioPark Regensburg GmbH ist das Management- und Koordinationszentrum des Biotechnologie-Clusters BioRegio Regensburg in Ostbayern. Der BioPark bietet 18.000 m2 Nutzfläche, davon 8.000 m2 modernste Laborräume. Derzeit sind 33 Mieter (Firmen, universitäre Institute und Dienstleister) mit 560 Mitarbeitern vor Ort. In der BioRegion Regensburg sind 50 Firmen mit ca. 3.900 Mitarbeitern aktiv. BioPark Regensburg GmbH Universitätscampus

Am BioPark 13| 93053 Regensburg | Germany Tel. +49 (941) 92046-0 | Fax: +49 (941) 92046-24

BioRegio Freiburg ist eine dynamische Wirtschaftsregion im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz, die sich durch eine breitgefächerte Firmen- und Forschungslandschaft auszeichnet. Sie ist eine von insgesamt fünf BioRegionen in Baden-Württemberg und eine der rund 30 BioRegionen in Deutschland. Gemeinsam mit den regionalen Akteuren auf deutscher Seite ist die BioRegio Freiburg ein starker Partner des trinationalen Netzwerks BioValley, das die Potentiale der Zentren Freiburg, Basel und Strasbourg im Bereich der Biotechnologie und Life Sciences bündelt und als grenzüberschreitender Life Sciences Cluster international bekannt und erfolgreich ist.

www.biopark-regensburg.de info@biopark-regensburg.de

ma, und mehr als 600 Unternehmen im Bereich der Life Sciences. Die regional und grenzübergreifend vernetzten Strukturen der BioRegio Freiburg | BioValley in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation bilden zudem eine hervorragende Basis, um die Trinationale Metropolregion Oberrhein als europäische Wissensund Innovationsregion weiterzuentwickeln.

BioRegio Freiburg

Der entstehende grenzüberschreitende European Campus der fünf oberrheinischen Universitäten mit zusammen 15.000 Forschenden und 11.000 Doktoranden sowie 115.000 Studierenden ist dabei das Kristallisationszentrum.

c/o Technologiestiftung BioMed Freiburg

Das trinationale BioValley am Oberrhein zählt über 50.000 Beschäftigte, davon ca. 40 % bei Big Phar-

BioTechPark Freiburg ist ein Standort für junge und etablierte Unternehmen aus dem Bereich Life Sciences, insbesondere Biotechnologie, Pharmazie und Medizin | Medizintechnik (BioMed), Mikrosystemtechnik sowie angrenzender Gebiete. Eng angebunden an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg – die zu den ältesten und traditionsreichsten Spitzenuniversitäten Deutschlands zählt – und das Universitätsklinikum bildet der 1998 eröffnete und in den Jahren 2001 und 2016 bedarfsorientiert erweiterte BioTechPark Freiburg das Zentrum der BioRegio Freiburg. Träger des BioTechPark ist die Technologiestiftung BioMed Freiburg, in der sich Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammengeschlossen haben und die gleichzeitig als Koordinierungsstelle der BioRegio Freiburg fungiert.

| 106

Rathausgasse 33 | 79098 Freiburg | Deutschland Tel. +49 (761) 3881-1201 | Fax: +49 (761) 3881-1299

BioTechPark Freiburg c/o Technologiestiftung BioMed Freiburg

Engesserstr. 4a–b | 79108 Freiburg | Deutschland Tel. +49 (761) 3881-1201 | Fax: +49 (761) 3881-1299

www.bioregion-freiburg.de michael.richter@fwtm.de

Der BioTechPark Freiburg bietet optimale Startund Arbeitsbedingungen: › 2 5.000 m2 Fläche im InnovationsCenter FreiburgNord › 5 .000 m2 Büro- und Laborflächen für Start-ups und junge Unternehmen › E xpansionsmöglichkeiten sowie repräsentative Konferenz- und Tagungsmöglichkeiten ›K ontaktvermittlung zu Behörden, Kreditinstituten, Kooperationspartnern etc. ›A nbindung an die Universität, das Universitätsklinikum, aufleruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie die Wirtschaftsförderung › E inbindung der Unternehmen in das grenzüberschreitende Netzwerk der BioRegio Freiburg | BioValley. www.biotechpark.de michael.richter@fwtm.de BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

BIOTECON Diagnostics: For safer food – simply builds up trust Der Fokus der BIOTECON Diagnostics liegt auf der Entwicklung und Produktion innovativer Schnellnachweissysteme für Krankheits- und Verderbniserreger, gentechnisch veränderte Organismen (GVO) und Allergene mittels real-time PCR. Die foodproof ® und microproof ® Produktlinien umfassen dabei neben den Detektionskits auch Kits für die Probenaufarbeitung. Als international tätiges Biotechnologieunternehmen vermarktet BIOTECON Diagnostics seine Produkte weltweit. Dabei arbeitet die Firma mit Vertriebsexperten aus verschiedenen Ländern sowie einem stetig wachsenden, weltweiten Netzwerk aus Distributoren und Kooperationspartnern zusammen. Das akkreditierte Servicelabor der BIOTECON Diagnostics verfügt über langjährige Erfahrung in der

BMG LABTECH The Microplate Reader Company BMG LABTECH ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von multifunktionalen Mikroplatten-Readern. Dank deutscher Qualität und technischem Know-how zählt BMG LABTECH heute zu den Technologieführern auf seinem Gebiet. Seit über 25 Jahren entwickelt BMG LABTECH innovative Technologien, ausgerichtet auf die Bedürfnisse seiner Kunden im Life-Science-Bereich. Die Produktpalette umfasst Mikroplatten-Reader mit unterschiedlichen, optischen Detektionsmethoden für den Einsatz in Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Routinelabors.

mikrobiologischen Analytik insbesondere für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Durch die enge Zusammenarbeit mit der lebensmittelproduzierenden Industrie ist BIOTECON Diagnostics mit den mikrobiellen Anforderungen der Hersteller vertraut und kann dadurch optimale Lösungen anbieten. Neue Produkte werden während der Entwicklung an die jeweiligen Kundenbedürfnisse angepasst und vom Anwender in der Praxis getestet.

BIOTECON Diagnostics GmbH

Hermannswerder 17 | 14473 Potsdam | Deutschland Tel. +49 (331) 2300-200 | Fax: +49 (331) 2300-299

Geschäftsfelder: › Produktentwicklung (PCR-Detektionskits und Probenaufarbeitungskits), › Applikationsentwicklung (Automation, Software), › Mikrobiologische Dienstleistung, › Auftragsentwicklung, › Fortbildung (Seminare, Workshops und Trainings). www.bc-diagnostics.com bcd@bc-diagnostics.com

produziert. Neben Niederlassungen in Australien, Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA bieten Vertriebspartner auf der ganzen Welt einen umfassenden Kundensupport zu Produkten und Applikationen. Dr. Thomas Räbiger CEO „Unsere Kunden erhalten über die ganze Lebensdauer ihres Readers einen hervorragenden Service.“

25 Jahre Expertenwissen verdankt das Unternehmen auch der langjährigen Betriebszugehörigkeit hochqualifizierter Mitarbeiter in allen Bereichen. Eine vertrauensvolle und teamorientierte Unternehmenskultur sorgt für eine geringe Fluktuationsrate und eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Mehr erfahren Sie auf unserer Website:

BMG LABTECH GmbH

Alle Mikroplatten-Reader werden am Hauptsitz in Ortenberg, Baden-Württemberg, entwickelt und

Boehringer Ingelheim BioXcellence ® ist die Marke, mit der Boehringer Ingelheim als zuverlässiger strategischer Herstellungspartner im globalen Auftragskundengeschäft vertreten ist. Schnell, zuverlässig und effizient beliefern wir unsere Kunden und Patienten mit sicheren, hochqualitativen Biopharmazeutika über unser globales Produktionsnetzwerk an den Standorten Biberach (Deutschland), Wien (Österreich), Fremont (USA) und Shanghai (China). Dort bieten wir maßgeschneiderte Auftragsentwicklung und -herstellung für die biopharmazeutische Industrie unter Bereitstellung der gesamten Prozesskette von der DNA bis zur Abfüllung des fertigen Medikamentes.

Allmendgrün 8 | 77799 Ortenberg | Deutschland Tel. +49 (781) 9696-80 | Fax: +49 (781) 9696-867

www.bmglabtech.com sales@bmglabtech.com

Seit 35 Jahren sind wir als einer der Pioniere im Bereich Biotechnologie und seit 1995 im Bereich der Auftragsproduktion tätig. In diesem Zeitraum haben wir unseren Kunden geholfen, 27 biopharmazeutische Medikamente auf den Markt zu bringen. Dank dieses soliden Fundaments und unserer Erfolgsbilanz in der Einführung von Produkten auf den Markt genießt Boehringer Ingelheim BioXcellence® den Ruf als vertrauenswürdigster kommerzieller Auftragshersteller weltweit. 15 der 20 größten Pharmaunternehmen zählen heute zu unseren Kunden und verlassen sich in der Patientenversorgung auf unsere Expertise. Boehringer Ingelheim Biopharmaceuticals GmbH

Boehringer Ingelheim blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte im Bereich der Biotechnologie zurück. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Binger Str. 173 | 55216 Ingelheim | Deutschland Tel. +49 (6132) 77-0

www.bioxcellence.com bioxcellence@boehringer-ingelheim.com

107 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

CANDOR ist ein international tätiges Unternehmen, das hochwertige Lösungen für Immunoassays entwickelt, produziert und vermarktet.

Die Lösungen von CANDOR werden weltweit zur Produktion von Human-IVD, von Veterinär- sowie von Lebensmittel- und Futtermittel-Diagnostika eingesetzt.

Das Sortiment umfasst Optimizer, Stabilizer, Blockierer und hochwertige Pufferlösungen. Die CANDOR-Produkte werden in der eigenen Fertigung mit höchstmöglichem Qualitätsstandard in Wangen im Allgäu (Made in Germany) hergestellt. Mehr als 50 verschiedene CANDOR-Produkte (Optimizer, Blocker, Stabilizer und Pufferlösungen) werden in Immunoassays eingesetzt und verbessern in vielen Fällen die Ergebnissicherheit deutlich, vereinfachen die Testverfahren und verkürzen die Bearbeitungszeit. Lösungen werden auch assayspezifisch angepasst, so dass jedem Anwender das Optimum für seinen Immunoassay ermöglicht werden kann.

Center of Cryo Competence in Life Sciences ist Ihr F&E-Partner für Erzeugung und Applikation tiefer Temperaturen im Bereich der biologischen Forschung, Medizin& Pharmazietechnik. Wir liefern Lösungen nach Maß von der Prinzipskizze bis zum Prototypen. Unsere F&E-Schwerpunkte: Kryokonservierung: › Entwicklung biologischer Einfriergeräte: LN2- & Kompressionskälte für hohe Probendurchsätze und Pulsrohr-/Stirlingkühlung für hohe Energieeffizienz › Wärmeübertragersysteme für die kontrollierte Zell- & Gewebekryokonservierung › Controlled Rate Freezing in Laborgefriertruhen: Kryokonservierung von Multiwellplatten, Sample Tubes und Straws Kryochirurgie: › Entwicklung von Einstich-, Kontakt- und Sprühsonden für die Kryochirurgie im Human- und Veterinärbereich

Center of Cryo Competence in Life Sciences am Institut für Luftund Kältetechnik in Dresden. Ihr Full Solution Provider für Zell- und Gewebe-Kryokonservierung. Kryoprotokollentwicklung Unsere Kryoprotokolle garantieren eine vitalitätserhaltende Kryokonservierung verschiedenster Zellen und 3D-Gewebe durch das optimale Zusammenspiel von Kryoprotektiva und kontrollierter Prozessführung mit definierter Unterkühlung, gesteuerter Eisbildung und zellspezifischer Gefrierrate. Dafür haben wir u. a. etabliert: › Biomaterialentwicklung Wir erzeugen mit unserem patentierten Gefriertrocknungsverfahren MBIT (Model-based Ice Templating) bedarfsgerechte Trägermaterialien für die 3D-Zellkultur auf der Basis biogener Strukturproteine (Kollagen), Knochenmineralien und Polysaccharide. Zusammensetzung, 3D-Struktur und Abbaueigen-

| 108

Über 1.000 Kunden aus mehr als 50 Ländern nutzen heute CANDOR-Produkte und profitieren von den CANDOR-Experten, die als anerkannte Spezialisten in allen Fragen der Entwicklung und Durchführung von Immunoassays fundiert und ausführlich beraten. CANDOR ist DIN EN ISO 9001 zertifiziert. CANDOR Bioscience GmbH The ELISA Experts

Simoniusstr. 39 | 88239 Wangen im Allgäu | Deutschland Tel. +49 (7522) 79527-0 | Fax: +49 (7522) 79527-29

Center of Cryo Competence in Life Sciences

Bertolt-Brecht-Allee 20 | 01309 Dresden | Deutschland Tel. +49 (351) 4081-604 | Fax: +49 (351) 4081-635

Center of Cryo Competence in Life Sciences

Bertolt-Brecht-Allee 20 | 01309 Dresden | Deutschland Tel. +49 (351) 4081-604 | Fax: +49 (351) 4081-635

www.candor-bioscience.de info@candor-bioscience.de

› Autonome Versorgungssysteme zur Bereitstellung von Flüssigstickstoff durch Luftverflüssigung Kompetenz im Bereich Messen & Prüfen: Freezing & Gefriertrocknung: › Entwicklung und Optimierung von Kryokonservierungs- und Gefriertrocknungsprozessen für Biopolymere, Zellkulturen und Gewebe › Qualitäts- und Ausbeuteoptimierung biopharmazeutischer Produkte in Gefrierschritten (Freeze & Thaw) Kryogene Packmittelprüfung: › Prüfung der Transport- und Lagersicherheit biologischer Packmittel bei tiefen Temperaturen: Dichtheit, Druckbeständigkeit, chemische & mechanische Eigenschaften, biologische Sicherheit beim Flugtransport › Materialbeständigkeit und Alterung bei Langzeitlagerung in kryogener Umgebung (Biobanking). www.cryolifesciences.de cryolifesciences@ilkdresden.de

schaften sind auf Anwendung und Bedürfnisse der Zellen abstimmbar. › Zell- und Gewebekultur Wir entwickeln Gewebemodelle vom miniaturisierten Sphäroid-Modell über In vitro-Assays mit gel-eingebetteten Zellen bis hin zum implantierbaren Gewebeersatz mit den Methoden des Tissue Engineering. Unser Fokus liegt dabei auf der Berücksichtigung der Kryokonservierbarkeit und vitalen Langzeitlagerung der Gewebemodelle. › Wärmeübertragungsequipment Unsere Hardware-Systeme mediRACK und multiRACK wurden eigens für die MPG-konforme Kryokonservierung von Zellen und Geweben, auch in Multiwellplatten, und für das Biobanking implantierbarer Gewebe entwickelt. Ein automatisches Einfriergerät für das Controlled Rate Freezing in Laborgefriertruhen befindet sich in Entwicklung. www.cryolifesciences.de cryolifesciences@ilkdresden.de BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Concept Heidelberg GmbH. Eine Voraussetzung für die Einhaltung (Compliance) der strengen Qualitätsstandards in der pharmazeutischen Industrie sind hoch qualifizierte Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen. Sie sollten die aktuellen GMP- und GDP-Anforderungen kennen, verstehen und umsetzen. Und dafür ist eine kontinuierliche Mitarbeiterschulung und -weiterbildung erforderlich. Concept Heidelberg konzentriert sich seit 1978 auf dieses Umfeld der pharmazeutischen Qualitätssicherung (GMP/GDP). Heute ist das Unternehmen mit › jährlich über 300 Seminaren, Webinaren und Konferenzen, › rund 100 In-house Trainings, › mehr als 100 internationalen Seminaren und Konferenzen in 10 Ländern sowie einem großen Angebot in E-Learning, Beratung, Literatur und Software Europas führender Weiterbildungs-

Dentons ist die weltweit größte Wirtschaftskanzlei. Mandanten schätzen die hohe Qualität und sehen in der globalen Aufstellung einen echten Mehrwert. An den Standorten Berlin, Frankfurt am Main und München beraten Sie unsere mehr als 140 Anwälte und Steuerberater in allen wichtigen Bereichen des Wirtschafts- und Steuerrechts. Die deutsche Life-Sciences-Gruppe bietet eine zukunftsgerichtete und interdisziplinäre Full-ServiceBeratung. Dentons‘ globale Präsenz garantiert dabei eine effiziente Beratung über die gesamte Bandbreite von grenzüberschreitenden Angelegenheiten. Zu unseren Mandanten gehören nationale und internationale Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Diagnostik und Medizinprodukte sowie auf dem Gebiet der Biotechnologie.

und Informationsdienstleister auf diesem Gebiet. Alle Veranstaltungen werden von Concept Heidelberg Fachbereichsleitern geplant und organisiert, die langjährige Erfahrung aus der pharmazeutischen Industrie oder aus Überwachungs- und Zulassungsbehörden mitbringen und nationale wie internationale Kontakte auf beiden Seiten pflegen. Unabhängige Referenten aus Industrie und Behörden wie z. B. FDA, EMA, PIC/S, MHRA, BfArM, SwissMedic oder WHO sorgen außerdem für einen maximalen Know-how-Transfer. So profitieren Teilnehmer von Veranstaltungen, die mit hohem Sachverstand zusammengestellt sind und ihnen die Gelegenheit bieten, sich aus erster Hand zu informieren und ihre Erfahrungen mit Experten auszutauschen. Concept Heidelberg GmbH

Rischerstr. 8 | 69123 Heidelberg | Deutschland Tel. +49 (6221) 8444-0 | Fax: +49 (6221) 8444-84

Peter Homberg Partner „In dem dynamischen Life SciencesMarkt bieten wir kompetente Rechtsberatung.“

Dentons Europe LLP

Thurn-und-Taxis-Platz 6 | 60313 Frankfurt am Main | (DE) Tel. +49 (69) 450012-311 | Fax: +49 (69) 450012-133

Diekmann Consulting, Quality Management for Biotechnology and Life Science, is a consulting organization that specializes in quality management systems. Our goal is to support companies and enterprises in quality management activities. Diekmann Consulting is dedicated to servicing Biotechnology and Life Science companies as well as the Pharmaceutical-, Medical Devices- and Diagnostics-Industry. We provide services according to quality standards like DIN EN IS0 9001:2015, DIN EN ISO 13485:2016, GMP, GLP, GCP as well as individual solutions. Diekmann Consulting offers a broad range of services to cover all levels of your needs: › Consultancy and Implementation Dedicated consultancy and practical advice during implementation and maintenance of an efficient, BioTechnologie Jahrbuch 2017

Dr. Elke Diekmann Consultant „Quality management is the key to success!“

Diekmann Consulting

Auf dem Windmühlenberge 16 | 30916 Isernhagen (DE) Tel. +49 (511) 7247-743 | Fax: +49 (511) 7247-679

www.concept-heidelberg.de info@concept-heidelberg.de

Wir beraten Sie zu allen rechtlichen Fragen in Bezug auf: › M&A-Transaktionen, › Private-EquityTransaktionen, › Lizenzverträge, Forschungs- und Entwicklungsverträge, Technologietransferverträge, › Strukturierung und Finanzierung aufstrebender Unternehmen, › Erwerb, Einsatz und Verteidigung von gewerblichen Schutzrechten und Know-how, › Regulatorische Fragestellungen (Klinische Studien, Zulassungen, Zertifizierungen, Herstellung, Vertrieb), › Produktbezogene rechtliche Fragestellungen (Biosimilars, Dubletten, Companion Diagnostics, Orphan Drugs), › Produktklassifizierung und -wechsel, › Produktmarketing (Heilmittelwerberecht), › Arbeitnehmererfinderrecht, › Kartellrechtliche Fragen, › Prozessvertretung, Vertretung in Schiedsverfahren und Mediation. www.dentons.com peter.homberg@dentons.com

custom-tailored and cost-effective QM-System. Experienced in all aspects of project- and process management, qualification, validation, CAPA and deviation management. › Quality-Interim-Management Qualified support for the implementation, reconstruction or maintenance of a QM-System for a defined period of time at your site. Proven ability to motivate and work effectively with multi-disciplinary teams. Experienced in technology transfer. › External Quality Manager Tasks like compiling and maintaining documents, generating reports, analysis of processes, management review, PQRs, internal audits and employee training will be accomplished by us as external quality manager. Responsibility for all issues related to QM. www.diekmann-consulting.de info@diekmann-consulting.de

109 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Eurofins BioPharma Product Testing zählt zu den weltweit führenden Auftragsforschungsinstituten für Kunden aus der Bio-/Pharma-, Medizintechnik-, Chemie und Kosmetikindustrie. Wir bieten unseren Kunden ein umfassendes Knowhow in der präklinischen und klinischen Forschung und Entwicklung sowie ein weltweites Netzwerk an Laboratorien. Wir sind dezentral und unbürokratisch, aber dennoch eine große Forschungseinrichtung, welche Ihnen den Zugang zu State-of-the-ArtTechnologien, umfangreiche Kapazitäten, IT-Logistik und eine globale Präsenz ermöglicht. Unsere hohe Wachstumsrate ist ein Beweis für unsere guten Kundenbeziehungen und erfolgreiche Projekte.

unterstützen Sie damit bei Ihren Herausforderungen in der Arzneimittelentwicklung. Wir helfen Ihnen bei der frühen Entwicklung eines Wirkstoffes sowie bei der Qualitätskontrolle. Unser komplettes Projektmanagement beginnt bei der strategischen Planung und führt durch das gesamte Projekt bis hin zur Vorbereitung des Dossiers. Wir stellen die Anforderungen unserer Kunden an erste Stelle und liefern rechtzeitig alle wissenschaftlichen Resultate, die für eine Registrierung erforderlich sind.

Eurofins BioPharma Product Testing

Eurofins BioPharma Product Testing in München ist sowohl nach GLP als auch nach GMP zertifiziert und nach DIN EN ISO 17025 für die Prüfung von Medizinprodukten akkreditiert.

Munich GmbH

Wir stehen Ihnen jederzeit für einzelne Studien oder auch mit einem Komplettservice zur Verfügung und

Behringstr. 6–8 | 82152 Planegg | Deutschland Tel. +49 (89) 899650-0 | Fax: +49 (89) 899650-11

Exosome Diagnostics ist ein führender Entwickler von Bioflüssigkeit-basierten molekular-diagnostischen Tests für die Anwendung in der personalisierten Medizin. Exosomen werden in alle Bioflüssigkeiten, inklusive Blut, Urin und Liquor abgesondert und stellen eine stabile Quelle für intakte, zellspezifische Nukleinsäuren und Proteine dar.

Anwendung in der personalisierten Medizin und in Companion Diagnostics. Zwei Tests können bereits in den klinischen Prüf laboren angeboten werden: ExoDx™ Prostate(Intelliscore) ist ein simpler Urintest, der unnötige Biopsien von Patienten mit Verdacht auf Prostatakrebs vermeidet; ExoDx™ Lung(ALK) detektiert RNA Fusionstranskripte im Blut von Lungenkrebspatienten und zeigt die damit verbundenen Therapiemöglichkeiten auf.

Die firmeneigene Exosomen-Technologie-Plattform ExoLution® nutzt die natürliche Stabilität von Nukleinsäuren und Proteinen in Exosomen, um Detektion, Diagnostik, Behandlung und Überwachung von Krebs und anderen schweren Krankheiten durch nicht-invasive Tests zu ermöglichen. Exosome Diagnostics GmbH

Exosome Diagnostics vermarktet diagnostische In-vitro-Testverfahren aus Bioflüssigkeiten für die

www.eurofins.com/pharma-services info-munich@eurofins.com

Am Klopferspitz 19a | 82152 Martinsried | Deutschland Tel. +49 (89) 416-17270 | Fax: +49 (89) 416-17269

Die europäische Tochter im IZB Martinsried führt Produktentwicklung durch, koordiniert alle europäischen Kooperationen und ist der Sitz des klinischen Prüflabors für Europa. www.exosomedx.com munich@exosomedx.com

FILTROX. Mikrofiltration für hochwertige Flüssigkeiten. Seit der Gründung vor mehr als 75 Jahren hat die FILTROX AG eine Menge an Erfahrungen und Wissen im Bereich der Mikrofiltration von Flüssigkeiten gesammelt. Als globaler Marktführer in Mikrofiltration bietet die FILTROX-Gruppe Komplettlösungen für die Filtration von hochwertigen Flüssigkeiten mittels Tiefenfiltersystemen an.

fahrungen bieten wir unseren Kunden ein komplettes Sortiment an Produkten und Lösungen an.

Wir sind Experten in der Entwicklung, Herstellung, Fertigung und Lieferung von Produkten in Schweizer Top-Qualität für ein breites Anwendungsspektrum in den Bereichen Pharma, Biotechnologie, Chemie und Kosmetik sowie in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Seit 1938 werden Filtermedien sowie Filteranlagen an unserem Hauptsitz in St. Gallen entwickelt und hergestellt. Basierend auf diesen Er-

Die FILTROX-Gruppe hat ein weltweites Vertriebsnetz, welches umfassende technische Unterstützung anbietet und Ihnen bei der Optimierung Ihrer Filtrationsprozesse hilft. Unsere gut ausgebildeten Vertriebsteams leisten Unterstützung vor Ort und sorgen weltweit für eine rasche Produktverfügbarkeit. Für mehr Informationen besuchen Sie unsere Webseite. www.filtrox.com | sales@filtrox.ch

| 110

Mit der FILTROX Academy bieten wir Filtrationsschulungen, Seminare, Audits und kundenspezifische Fortbildungen an. Es ist uns eine Freude, unser Know-how auf dem Gebiet der Anwendungstechnik und Filtration mit Ihnen zu teilen, um Ihre Prozesse zu optimieren.

FILTROX AG

Moosmühlestr. 6 | 9001 St. Gallen | Schweiz Tel. +41 (71) 272-9111 | Fax: +41 (71) 272-9100

BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB), im Jahre 1995 gegründet, hat sich zu einem renommierten Biotechnologiezentrum entwickelt, das zu den Top Ten der Welt gehört. An den Standorten Planegg-Martinsried und Freisin-Weihenstephan sind auf 26.000 m2 über 60 Biotech-Unternehmen mit über 600 Mitarbeitern angesiedelt. Hier wird an der Entwicklung von Medikamenten gegen schwerste Erkrankungen wie etwa Krebs, Alzheimer und diversen Autoimmunerkrankungen gearbeitet – und es gibt schon viele Erfolge. Im IZB Freising-Weihenstephan befassen sich Wissenschaftler mit Entwicklungen im Bereich Life Science. Ein wesentliches Kriterium für den Erfolg der IZBs ist die räumliche Nähe zur Spitzenfor-

glyXera ist eine Ausgründung der MaxPlanck-Gesellschaft, spezialisiert auf die Analyse komplexer Zuckerstrukturen – sogenannter Glykane. Zu unserem Kundenstamm gehören internationale Großkonzerne und mittelständische Unternehmen der Biotechnologiebranche, der pharmazeutischen und der Lebensmittelindustrie, Großkliniken, Forschungseinrichtungen und Universitäten. Wir bieten unseren Kunden Produkte und Service zur zuverlässigen, schnellen und hochwertigen Glykoanalyse, selbstverständlich den jeweiligen Bedürfnissen unserer Kunden individuell und somit optimal angepasst. Durch den Einsatz moderner Analyse-Systeme wie › glyXboxCE, unserem patentierten, weltweit einzigartigen Hochleistungs-Glykoanalyse-System basierend auf xCGE-LIF, › glyXbox LC, unserem Standardsystem basierend auf HILIC-FLR, und dazu

Die Region um Gatersleben und Quedlinburg zählt zu den Vorreitern der modernen Pflanzenzüchtung. Günstige klimatische Bedingungen und die fruchtbaren Böden bildeten die Voraussetzung, dass sich hier vor mehr als hundert Jahren Pflanzenzüchtung und Saatgutwirtschaft von Weltruf etablieren konnten. Das international anerkannte Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) kann ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken und bildet den Kern der Forschungskompetenz vor Ort. In seinem Umfeld haben sich Unternehmen der Biotech-Branche angesiedelt. In den beiden Infrastruktureinrichtungen auf dem Campus, dem Biotech-Zentrum und dem Biotech-Park Gatersleben, finden innovative Firmen ein ideales Klima zum Wachsen. Zur gemeinsamen Präsentation und Vermarktung des Standortes haben sich die BioTechnologie Jahrbuch 2017

schung auf dem Campus Martinsried/Großhadern. Vor allem die neuen Infrastrukturmaßnahmen wie der Faculty Club G2B (Gateway to Biotech), die IZB Residence CAMPUS AT HOME, die Chemieschule Elhardt, die zwei Kindergärten BioKids und BioKids2 sowie die beiden Restaurants SEVEN AND MORE und Café Freshmaker sind zum entscheidenden Standortfaktor geworden. Erfolgreiche Unternehmen, die aus dem IZB hervorgingen sind, sind zum Beispiel die Medigene AG, die Morphosys AG, die Micromet GmbH (heute Amgen AG), Octopharma GmbH und Corimmun (heute Janssen-Cilag). Fördergesellschaft IZB - Innovationsund Gründerzentrum Biotechnologie mbH

Am Klopferspitz 19 | 82152 Planegg-Martinsried | Deutschland Tel. +49 (89) 5527948-0 | Fax: +49 (89) 5527948-29

High Performance Glycoanalysis Combining Expertise & Pace

www.izb-online.de info@izb-online.de

orthogonalen massenspektrometrie-basierten Systemen, bieten wir unseren Kunden eine umfängliche, hocheffiziente, sensitive Glykoanalytik mit deutlich verbesserter Qualität im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren. Wir bieten unseren Kunden auch die Möglichkeit der Lizenzierung unserer › glyXbox-PlattformTechnologien inkl. eines umfangreichen Angebotes entsprechender Trainings, Probenvorbereitungskits und Standards. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Entscheidungsfindung und ermöglichen ihnen mit ihren Produkten (Biopharmazeutika, Impfstoffe, funktionale Lebensmittel, etc.) schneller und besser auf den Markt, also durch F&E, klinische Studien und die Produktzulassung zu kommen.

glyXera GmbH

Leipziger Straße 44 * ZENIT/Haus 65 | 39120 Magdeburg | DE Tel. +49 (391) 6117-251 | Fax: +49 (391) 6117-255

www.glyxera.com |info@glyxera.com

Unternehmen und Einrichtungen des Standortes zu einem Verbund unter der Dachmarke „Green Gate Gatersleben® – The Plant Biotech Center“ zusammengeschlossen. Auf dem Campus bietet das „Grüne Labor Gatersleben“, das einzige Schülerlabor mit dem Schwerpunkt Pflanzenbiotechnologie in Deutschland, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit modernen technologischen Entwicklungen in Biologie, Gentechnik und Pflanzenzüchtung auseinanderzusetzen.

Green Gate Gatersleben® – The Plant Biotech Center

c/o BGI GmbH, Am Schwabeplan 6 | 06466 Seeland | DE Tel. +49 (39482) 7951-00 | Fax: +49 (39482) 7951-09

GGG ist der richtige Ort für einen erfolgreichen Start oder ein weiteres Wachstum Ihres Unternehmens. Bei Ansiedlungen können Sie sich auf ein Netzwerk von etablierten Biotech-Unternehmen, Organisationen und Investoren stützen. www.green-gate-gatersleben.de info@green-gate-gatersleben.de

111 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

infoteam Software AG steht seit 1983 für kundenspezifische Softwarelösungen unter anderem in den Bereichen Laborautomation und medizinische Geräte. Rund 200 Mitarbeiter an den vier Standorten Bubenreuth, Dortmund, Baar (CH) und Peking (CN) entwickeln nach den neuesten Technologien Software, die unseren Kunden Mehrwert und Effizienz garantiert und ihnen den entscheidenden Vorsprung am Markt ermöglicht. Im Bereich Laborautomation unterstützen wir Sie mit strukturierten Prozessen für Softwareentwicklung und -test sowie bei der Verifizierung und Inverkehrbringung – insbesondere auch im normativ regulierten Umfeld.

Alexander Brendel

„Software muss an die individuellen Prozesse angepasst werden – nicht umgekehrt.“

infoteam Software AG

Unsere Leistungen sind: › Normenkonforme Softwareentwicklung, Visualisierung und Bedienung nach ISO 13485, IEC 62304, ISO 14971, IEC 62366, IVDR, FDA CFR 21 Part 11, EU-GMP Guideline Annex 11 › Skalierbares Bottom-up-Framework als Basis für geräteunabhängige, individuelle Softwarelösungen im Laborumfeld › Flexible, plattformunabhängige Software für mobile Endgeräte › Entwicklung von Embedded Echtzeitsystemen › A nforderungs- und Risikomanagement, Softwarearchitektur, Projektmanagement (V-Modell, Scrum) › Implementierung des offenen und geräteunabhängigen SiLA-Standards in Laborgeräten.

Am Bauhof 9 | 91088 Bubenreuth | Deutschland Tel. +49 (9131) 78 00-0 | Fax: +49 (9131) 78 00-50

INHECO entwickelt, produziert und vertreibt weltweit als Marktführer Heiz-, Kühl- und Schüttelsysteme zur Integration in die Laborautomation. Zielgruppe sind akademische und private Forschungslabore, Privatfirmen sowie staatliche Forschungseinrichtungen, die im Life-Sciences- & Diagnostik-Markt tätig sind. Die Produktpalette von INHECO umfasst ein breites Spektrum von Standard-Produkten und OEMLösungen. Die Standardgeräte von INHECO sind speziell für die Integration auf Liquid-HandlingPlattformen ausgelegt. Dazu gehören offene Heizund Kühlgeräte für ANSI/SBS-Microwellplates, offene Schüttler mit und ohne Temperierung sowie Einzelplatteninkubatoren mit und ohne Schüttelfunktion. Mehrplatteninkubatoren mit CO2 und Feuchte, automatisierte Thermocycler und spezi-

fisch angepasste Verifikationsdysteme vervollständigen INHECOs Produktpalette. thermal solutions for life science

INHECO GmbH

Fraunhoferstr. 11 | 82152 Martinsried | Deutschland Tel. +49 89 899593-120

INTAVIS. Wir fertigen qualitativ hochwertige kundenspezifische Peptide, die auf Ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind! Mit starken Wurzeln im wissenschaftlichen Bereich und langjähriger Erfahrung in der Peptidsynthese unterstützt Intavis Sie in Bereichen wie Signaltransduktion, Proteomik, Epigenetik, Immunologie (z. B. Epitopmapping) und vieles mehr. Wir decken ein breites Anwendungsspektrum ab: Von der Verwendung von gereinigten Peptiden für quantitative Studien, fluoreszenzmarkierten Peptiden für Lokalisierungsassays, Peptidbibliotheken für ökonomische Screening-Zwecke und CelluSpots ™ -Peptid-Arrays, die auf der SPOT-Synthese basieren. Als weiteres bieten wir TCP-Harze für die Festphasen-Peptidsynthese an.

| 112

www.infoteam.de | info@infoteam.de

INTAVIS Bioanalytical Instruments AG

Waldhäuser Straße 64 | 72076 Tübingen | Deutschland Tel. +49 (7071) 885 575-0 | Fax: +49 (7071) 885 575-9

Typische Einsatzgebiete dieser Produkte sind Genomik (NGS, Liquid Biopsy), Proteomik (Massenspektrometrie), Applied Science (Food und Veterinärdiagnostik), Forensik und Zellbiologie. Die Applikationen und Prozesse reichen von der thermischen Vervielfältigung von DNA, über Mischen und Temperieren in jeglichen Formaten (MP, DWP, PCR, bzw. kundenspezifische Disposable), bis zur Zell-Inkubation. Produktspezifische Verifikationssysteme von INHECO unterstützen GXP-Anwendungen und den technischen Service und runden das Produktportfolio ab. INHECO steht für Innovation, Kundenorientierung und hochwertige Produktqualität „Made in Germany“. www.inheco.com | sales@inheco.com

Peptide haben typischerweise eine Länge zwischen 5 und 60 Aminosäuren. Sie werden auf hochmodernen vollautomatischen Instrumenten auf Festphase synthetisiert. Alle Peptide werden mittels HPLC gereinigt, durch MALDI-TOF-Massenspektrometrie analysiert und mit detaillierten Qualitätskontrolldokumentationen einschließlich HPLC- und MS-Spektren ausgeliefert. Die Mengen reichen üblicherweise von 1 mg bis zu Gramm Maßtab bei einer Reinheit von bis zu 98% (HPLC). Peptide werden üblicherweise mit freien N-terminalen Amino- und C-terminalen Carboxygruppen synthetisiert, es sind jedoch Modifikationen wie Acetylierung, Biotinylierung oder Amidierung sowie die Synthese von isotopenmarkierten Peptiden für quantitative Proteomstudien und viele weitere Modifikationen möglich. www.intavis.com | peptides@intavis.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Jade Innovationszentrum Der blaue Turm ist Erkennungszeichen für das Jade Innovationszentrum (JIZ). Medizin, Maritimes, Biotechnologie, Naturwissenschaft, Technik, aber auch ganz andere Branchen: Das Jade Innovationszentrum bietet ideale Voraussetzungen für Start-ups und Unternehmen, die besten Service und ein kommunikatives Umfeld für ihren Geschäftserfolg suchen. Zu attraktiven Konditionen bietet das JIZ hochwertige Büros und Labore, eingebettet in eine umfassende Infrastruktur. Dabei können die Unternehmen wählen, ob sie die Räume mit oder ohne Möblierung beziehen wollen. Spezialität des Hauses ist die vielfältige Ausstattung mit Laborgeräten für Mikrobiologie, Molekularbiologie und chemische Analytik. Die Nutzung wird individuell abgerechnet. Das ist ein besonderes Plus, denn Mieter müssen keine

teuren Investitionen tätigen für Gerätetechnik, die sie allein nicht auslasten können. Auch für Veranstaltungen bietet das JIZ das passende Ambiente. Der Konferenzraum im Obergeschoss mit phantastischem Blick auf die Stadt und das Meer ist variabel und gut ausgestattet für stilvolle Präsentationen. Das JIZ wird vom Fachbereich Wirtschaft und Regionalmanagement der Stadt Wilhelmshaven maßgeblich unterstützt, um regionale Kräfte zu konzentrieren, Wissen zu vermitteln, die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft zu intensivieren sowie Innovationen zu fördern.

Jade Innovationszentrum

Fachbereich Wirtschaft und Regionalmanagement Emsstr. 20 | 26382 Wilhelmshaven | Deutschland Tel. +49 (4421) 50664-24

Kuhner Shaker GmbH vertreibt Schüttelmaschinen der Schweizer Firma Adolf Kühner AG (Birsfelden/Basel). Die Produktpalette reicht von Tischschüttlern über Anwendungstechnologien im Bereich geschüttelter Bioreaktoren bis hin zu Industrieschüttlern zur Produktion pharmazeutischer Wirkstoffe. Darüber hinaus entwickelt und produziert die Kuhner Shaker GmbH innovative Produkte zur passiven Substrat-Freisetzung in geschüttelten Bioreaktoren. Der Name Kühner steht bereits seit vielen Jahren für allerhöchste Qualität und exzellenten Service. Der persönliche und vertrauensvolle Kontakt zum Kunden steht dabei stets im Vordergrund. Aufgrund der langjährigen Erfahrung und ausgesprochenen Expertise im Bereich geschüttelter Bioreaktoren bieten wird stets kundenspezifische und optimale

Lösungen. Darüber hinaus sind wir als Partner der Wissenschaft an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt und pflegen den Kontakt zu Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit. Die Kuhner Shaker GmbH wurde 2015 als hundertprozentige Tochterfirma der Adolf Kühner AG gegründet.

Kuhner Shaker GmbH Technologiepark Herzogenrath

Kaiserstr. 100 | 52134 Herzogenrath | Deutschland Tel. +49 (2407) 55488-22 | Fax: +49 (2407) 55488-24

Leica Microsystems entwickelt und produziert Mikroskope und wissenschaftliche Instrumente für die Analyse von Mikro- und Nanostrukturen. Schon seit den Anfängen der Geschichte der Firma als Familienunternehmen im 19. Jahrhundert werden die Geräte für ihre optische Präzision und innovative Technologie geschätzt. Das Unternehmen gehört in den Geschäftsfeldern der klassischen Lichtmikroskopie und Stereomikroskopie, Digitalmikroskopie, Konfokalmikroskopie und damit verbundenen Bildgebungssystemen, Probenpräparation für die Elektronenmikroskopie und Operationsmikroskopen zu den Marktführern.

www.kuhner.com deoffice@kuhner.com

Leica Microsystems hat weltweit sieben größere Betriebsstätten und Entwicklungszentren. Das Unternehmen verfügt über Vertretungen in über 100 Ländern, Vertriebs- und Servicegesellschaften in 20 Ländern und ein internationales Netz an Vertriebspartnern. Sitz des Unternehmens ist Wetzlar, Deutschland.

Leica Mikrosysteme Vertrieb GmbH

Ernst-Leitz-Str. 17–37 | 35578 Wetzlar | Deutschland Tel. +49 (6441) 29-4099 | Fax: +49 (6441) 29-4155

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Das Jade Innovationszentrum wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und durch das Land Niedersachsen. www.jade-innovationszentrum.de monika.michaelsen@wilhelmshaven.de

www.leica-microsystems.com sales.germany@leica-microsystems.com

113 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Life Science Center Düsseldorf ist ein Technologie- und Gründerzentrum, das innovativen Unternehmen und Start-ups auf rund 21.000 m2 Gesamtfläche sowohl Büro- als auch Laborräumlichkeiten bis Sicherheitsstandard S2 bietet.

Unser interdisziplinäres Expertennetzwerk aus den Bereichen Start-up Support, Finanzen, Patente, F&E und Technologietransfer unterstützt dabei in allen unternehmerischen Belangen.

Thematische Schwerpunkte sind neben den Life Sciences (Biotechnologie, Biochemie, Biomedizin und Medizintechnik) auch angrenzende Technologiebereiche wie z. B. Werkstofftechnologie oder Nanotechnologie. Die Kooperation des Life Science Centers mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und dem Universitätsklinikum Düsseldorf bietet zusätzliche Synergien bei der Umsetzung innovativer Projekte.

Life Science Nord Management GmbH ist die zentrale Koordinierungs-, Vernetzungs- und Vermarktungseinrichtung der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, die Wirtschaft, Wissenschaft und Politik beim Ausbau des norddeutschen Life Science Clusters unterstützt. Als Clusterorganisation vernetzt sie die Kompetenzen von Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Kliniken.

Life Science Center Düsseldorf / ditec GmbH

Merowingerplatz 1a | 40225 Düsseldorf | Deutschland Tel. +49 (211) 9131 47-50 | Fax: +49 (211) 9131 47-60

Leistungsangebot: › Einzelbüros zu Gründertarifen, abgeschlossene Mieteinheiten mit flexibler Raumaufteilung für Büros und Labore (bis S2 Standard). Nutzung von Konferenzräumen sowie Tiefgarage und Lagerräumen › Support und Coaching für Start-ups › regionale und überregionale Kooperationsvermittlung zu Forschungseinrichtungen und Hochschulen › Kontakt zu Branchen-Experten und Netzwerken sowie Business Angels, VCs und Investoren aus den genannten Technologiebereichen. www.lsc-dus.de | heck@lsc-dus.de

Weiterhin initiiert das Life Science Nord Management innovative und strategische Projekte in den Bereichen Biotechnologie/Pharma und Medizintechnik, die zur wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Standortes beitragen.

LIFE SCIENCE NORD

Dr. Hinrich Habeck Managing Director

Durch gezieltes Standortmarketing wird zudem die Sichtbarkeit im In- und Ausland erhöht.

„Wir lotsen Sie durch unsere starke Branchenregion mit rund 500 Akteuren.“

Life Science Nord Management GmbH

Falkenried 88 | 20251 Hamburg | Deutschland Tel. +49 (40) 47196-400 | Fax: +49 (40) 47196-444

LISAvienna ist die gemeinsame LifeSciences-Plattform von austria wirtschaftsservice und Wirtschaftsagentur Wien. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und der Stadt Wien trägt sie zur Weiterentwicklung der Life Sciences in Wien bei. LISAvienna unterstützt innovative Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen in Wien, die neue Produkte, Dienstleistungen und Verfahren entwickeln und auf den Markt bringen. Die Plattform vernetzt diese Unternehmen mit Entwicklungspartnern und Leitkunden. Als zentraler Wissensträger liefert LISAvienna Entscheidungsgrundlagen für den Ausbau der Life Sciences in Wien und wirkt bei der Positionierung der Stadt Wien als eines der führenden europäischen Innovationszentren mit.

| 114

www.lifesciencenord.de info@lifesciencenord.de

Unsere kostenlosen Services: › Information & Beratung: Tipps und Kontakte rund um Förderungen, private Finanzierungsmöglichkeiten, Infrastruktur in Wien, Entwicklungspartner, Leitkunden und Internationalisierung › Vernetzung & Matching: Kontakte für einen besseren Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer sowie zu Entwicklungspartnern, Leitkunden und Investoren weltweit › Expertise: Analysen, Hintergrundinformationen, Reports und Studien rund um Life Sciences in Wien › Marketing: Elektronische und gedruckte Neuigkeiten aus den Life Sciences in Wien LISAvienna

Walcherstraße 11A | 1020 Wien | Österreich Tel. +43 (1) 501 75 358 | Fax: +43 (1) 501 75 900

www.LISAvienna.at office@LISAvienna.at BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

LOGOPHARM GmbH is a biotech company that provides specialized services in proteomic target and biomarker R&D. The company located at Freiburg (Germany) was founded 2005 by a team of scientists and business experts. It combines proprietary proteomic technologies and long-term experience in functional membrane protein analysis with focus on membrane proteins and protein complexes in native tissues or cells. Our proprietary developments include the CompleXio technology for identification of native protein-protein interactions, microproteomic analysis with ultimate sensitivity and label-free quantitative mass spectrometry. Our approaches are broadly applicable to targets and biomarkers, require very small amounts of sample and show a lower error rate than current high-throughput or recombinant approaches. Based on this we offer

M+W Central Europe GmbH, ein Tochterunternehmen der M+W Group, ist ein international führendes Unternehmen für Hightech-Anlagenplanung und -Anlagenbau in den Branchen Life Sciences, Chemie und anderen Hightech-Industrien. Das Leistungsportfolio umfasst effiziente, nachhaltige Lösungen und Services von der Konzeptstudie und integrierten 3D-Planung bis hin zur schlüsselfertigen Realisierung von komplexen und nachhaltigen Prozessanlagen und Gebäuden. Unsere Kunden profitieren von verkürzten Projektrealisierungszeiten, z. B. durch ein Extended Basic Design, oder modulare Anlagenkonzepte. Die Projektrealisierung von Neu- und Umbauten oder Erweiterungen kann von M+W Central Europe als Generalunternehmer im Design & Build (EPC), schlüsselfertig (Turnkey) oder als Generalplaner

advanced proteomic services, research consulting and implementation of technology, individually adapted to our customers' needs:

Dr. Uwe Schulte Founder & CEO/CSO „We aim to address the true molecular complexity of life!“

› ComplexioLyte detergent buffers,› Generation of antibodies against protein targets, › Elucidation of target subunit composition and dynamic changes, › Identification of co-targets and targetassociated pathways, › Functional annotation of unknown proteins or disease-causing mutants, › Investigation of (patho)physiological mechanisms and mode of action, › Analysis of cell membrane / surface markers, › Profiling of antibodies and -target deconvolution, › Ultra-sensitive protein identification (including PTMs).

LOGOPHARM GmbH

Schloßstr. 14 | 79232 March | Deutschland Tel. +49 (761) 203-5127 | Fax: +49 (761) 203-5191

M+W Central Europe GmbH

Lotterbergstr. 30 | 70499 Stuttgart | Deutschland Tel. +49 (711) 8804-1800 | Fax: +49 (711) 8804-1886

www.logopharm.com info@logopharm.com

(EPCMV) professionell umgesetzt werden. Die Anforderungen unserer Kunden stehen von Anfang an im Mittelpunkt. Integrierte Projektteams entwickeln weltweit maßgeschneiderte Einzel- oder Gesamtlösungen und setzen diese wirtschaftlich und termingerecht um. Die Planung und Realisierung der Projekte basiert auf nationalen und internationalen Richtlinien und Gesetzen, wie z. B. EU GMP und FDA. Risikoanalysen helfen, Projektanforderungen zu prüfen und zu bewerten. Fester Bestandteil der Arbeit von M+W ist ein implementiertes Qualitätsmanagement- und EHS-System. Zahlreiche Niederlassungen in Deutschland und Europa verbinden erfolgreich internationale Erfahrung mit lokaler Kundenbetreuung. www.ce.mwgroup.net contact.ce@mwgroup.net

Immuntherapien bieten einen vielversprechenden, revolutionären Ansatz in der Krebstherapie. T-Zellen, die wichtigsten Akteure im Immunsystem, stehen deshalb im Mittelpunkt von Medigenes Technologien. Wir wollen bahnbrechende Krebstherapien entwickeln, die das Leben von Patienten fundamental verbessern.

Medigene entwickelt verschiedene komplementäre Immuntherapien: › Therapien mit T-Zell-Rezeptor-modifizierten T-Zellen (TCR-Therapien) › Krebsvakzine basierend auf antigen-spezifischen dendritischen Zellen (DC-Vakzine) › T-Zell-spezifische monoklonale Antikörper (TABs)

Die Medigene AG ist ein börsennotiertes (Frankfurt: MDG1, Prime Standard, TecDAX) Biotechnologie-Unternehmen mit Hauptsitz in Martinsried bei München. Das Unternehmen entwickelt hochinnovative, komplementäre Therapien zur Behandlung von verschiedenen Krebsarten und -stadien mit Projekten in der klinischen und präklinischen Testung. Medigene konzentriert sich auf die Entwicklung personalisierter, T-Zell-gerichteter Immuntherapien.

Medigene plant für 2017 den Start einer ersten eigenen klinischen TCR-Studie in verschiedenen hämatologischen Indikationen mit einem T-Zellrezeptor gegen das Antigen PRAME. Gegenwärtig läuft der Phase II-Teil einer Phase I/II-Studie mit DC-Vakzinen in akuter, myeloischer Leukämie (AML).

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Medigene AG

Lochhamerstr. 11 | 82152 Planegg/Martinsried | Deutschland Tel. +49 (89) 200033-0 | Fax: +49 (89) 200033-3330

www.medigene.com investor@medigene.com

115 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

MLE GmbH Dresden ist spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von Laborund Analysengeräten für verschiedenste Anwendungen, wobei das Probenhandling einen besonderen Schwerpunkt der Arbeiten darstellt. Gefertigt werden Autosampler und Probenvorbereitungssysteme in unterschiedlichen Ausführungen. Eine anwendungstechnische Modifizierung der Geräte ist möglich, bis hin zu kundenspezifischen Lösungen.

me besitzen eine Waschposition zum Spülen der Kanüle und zur Ableitung von Abfallreagenzien.

In der MLE GmbH Dresden werden die Probenhandlingsysteme in unterschiedlichen Stückzahlen von Einzellösungen bis zu 250 Stück/a gefertigt. Diese umfassen Probengeber in verschiedenen Ausbaustufen mit Probentellern bzw. Racks in diversen Ausführungen. Auch X-Y-Autosampler für die Bearbeitung von zwei Titerplatten bis hin zu speziellen Racks stehen zur Verfügung. Alle Syste-

Die MLE GmbH beteiligt sich auch an Forschungsprojekten und übernimmt dabei die Umsetzung der gerätetechnischen Aspekte.

In die Systeme können Pumpen, Ventile und Dosiereinheiten integriert werden. Damit sind umfangreiche Probenvorbereitungsprozeduren wie Verdünnungen, Mischen oder gezieltes Zugeben oder Verteilen von Reagenzien oder Proben automatisiert umsetzbar. Der Vertrieb der Produkte erfolgt weltweit.

Medizin- und Labortechnik Engineering GmbH Dresden

Bernhard-Voß-Str. 27 | 01445 Radebeul | Deutschland Tel. +49 (351) 83381-0 | Fax: +49 (351) 83381-11

Merck ist ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials. Rund 50.000 Mitarbeiter in 66 Ländern arbeiten daran, Technologien weiterzuentwickeln, die das Leben bereichern – von biopharmazeutischen Therapien zur Behandlung von Krebs oder Multipler Sklerose über wegweisende Systeme für die wissenschaftliche Forschung und Produktion bis hin zu Flüssigkristallen für Smartphones oder LCD-Fernseher. Gegründet 1668, ist Merck das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Die Gründerfamilie ist bis heute Mehrheitseigentümerin des börsennotierten Konzerns.

2015 hat die Life-Science-Sparte von Merck die erstklassigen Produkte und Dienstleistungen, innovativen Funktionen und das außerordentliche Talent von Merck Millipore und Sigma-Aldrich vereint – und wird damit auch zum Weltführer in Life Sciences. Merck mit Sitz in Darmstadt besitzt die globalen Rechte am Namen und der Marke Merck. Einzige Ausnahmen sind die USA und Kanada, wo das Unternehmen als EMD Serono, MilliporeSigma und EMD Performance Materials auftritt.

Merck KGaA

Frankfurter Straße 250 | 64293 Darmstadt | Deutschland Tel. +49 (6151) 72-0 | Fax: +49 (6151) 72-2000

Microsynth (Gründung 1989) ist eine in Europa führende Firma im Bereich der DNA/RNASynthesen & -Analysen. Die Hauptaktivitäten unterteilen sich in folgende drei Geschäftsbereiche: 1. DNA/RNA SYNTHESEN ›DNA/RNA-Oligonukleotide (unmodifiziert, modifiziert, versch. Reinheitsgrade), › qPCR-Sonden (TaqMan, Molecular Beacons etc.), › siRNA und Antisense Oligonukleotide, z. B. 2‘-MOE, › Premium Oligonukleotide, z. B. für die molekulare Diagnostik, › Large-scale Oligonukleotide (Grammengen), z. B. für Produktion im Pilotmaßstab 2. DNA/RNA-ANALYSEN UND -SEQUENZIERUNGEN › DNA-Sanger-Sequenzierungen aller Art (inkl. GMP-Sequenzierungen), › Next Generation Sequencing (de novo & Re-Sequenzierung auf Genomebene, RNA-Seq, Metagenom und Amplicon Sequenzierung, Bioinformatik usw.), › PCR &

| 116

Ausrichtung: › Geräteentwicklung, › Fertigung, › Musterbau. www.mle-dresden.de info@mle-dresden.de

Microsynth AG

Schützenstr. 15 | 9436 Balgach | Schweiz Tel. +41 (71) 72283-33 | Fax: +41 (71) 72287-58

www.merckgroup.com service@merckgroup.com

qPCR (Assay-Etablierung & -Validierung, Readyto-use Assays für die Lebensmittelanalytik etc.), › Genotyping (GBS, Vaterschaftstests, Zellliniencharakterisierung etc.), › DNA/RNA-Isolationen (alle Quellen, auch im High-Throughput-Format) 3. CONTRACT RESEARCH/OUTSOURCING › Projektdesign und Ausführung von molekularbiologischen Projekten, vorwiegend im präklinischen Bereich Am Hauptsitz in Balgach bei St. Gallen beschäftigt Microsynth knapp 50 Mitarbeiter. Microsynth unterhält Zweigniederlassungen in Deutschland (Microsynth Seqlab GmbH), Österreich (Microsynth Austria GmbH) und der Schweiz (ecogenics GmbH). Microsynth ist ISO 9001:2008 und ISO 17025:2005 (betrifft die NGS, Sanger-Sequenzier sowie Genotypierungslaboratorien) zertifiziert. www.microsynth.ch | info@microsynth.ch BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Miltenyi Biotec entwickelt Produkte und Services, die die biomedizinische Forschung und Zelltherapie voranbringen. Unsere innovativen Technologien unterstützen Forscher bei allen Schritten – von der Grundlagenforschung über die translationale Forschung bis hin zur Entwicklung klinischer Anwendungen.

präparaten für die klinische Anwendung verdeutlichen, wie stark sich Forscher wie Kliniker weltweit auf die Marke MACS verlassen. Unsere mehr als 25-jährige wissenschaftliche Expertise reicht von der Immunologie, Stammzellbiologie, Krebsforschung und den Neurowissenschaften bis zu den klinischen Forschungsbereichen Hämatologie, Graft-Engineering und Apherese. Mehr als 1.700 Mitarbeiter in 25 Ländern entwickeln mit Leidenschaft Lösungen, die zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen und die Entwicklung zellulärer Therapien fördern.

Das weitgefächerte MACS®-Produktportfolio ermöglicht Wissenschaftlern und Klinikern, primäre Zellen und daraus abgeleitete Zellen zu isolieren, zu analysieren und anzuwenden. Die integrierten Techniken umfassen die Probenvorbereitung, Zellisolierung, Zellsortierung, Durchflusszytometrie, Zellkultur und molekulare Analyse.

Gegründet: 1989 MILTENYI BIOTEC GmbH

Mehr als 30.000 wissenschaftliche Publikationen sowie die Herstellung von mehr als 50.000 Zell-

MLM Medical Labs is a Central Laboratory dedicated exclusively to clinical trials. We offer full laboratory services, including a whole range of analytics: standard safety profiles, such as blood counts, coagulation, urinalysis and clinical chemistry, and analyses of biomarkers, drug compounds, metabolites and molecular diagnostic parameters. Internationally active in over 40 countries we’re located in Mönchengladbach. We‘re here for you 365 days a year so you can always be sure of valid results with a quick turnaround. Highly skilled with extensive clinical lab experience, our 43-person team supports between 80 and 100 clinical studies at any given time. Around a third of our trials are phase I and the rest are phase II, III and IV. Analytics › Development and validation of analytical methods › Broad portfolio of validated biomarker as-

Friedrich-Ebert-Str. 68 | 51429 Bergisch Gladbach | Deutschland Tel. +49 (2204) 83060 | Fax: +49 (2204) 85197

MLM Medical Labs GmbH

BioTechnologie Jahrbuch 2017

says › World-standard analytical methods › Clinical chemistry, hematology, coagulation, serology and urine analysis › Complete analytical study reports Management and logistics › Global study setup and project management › In-house manufacturing of study-specific sampling kits: MLM Assembly ServicesTM › Proprietary transport system: the MLM Safeguard BoxTM › Worldwide transport of clinical samples, sampling kits and supplies › Long term sample storage at -30 °C and -80 °C Superior IT infrastructur › Online data-access and kit tracking: mlm onlineTM › Electronic data transfer according to client’s DTA specifications › Validated LIMS, digital SOP system and ERP

Dohrweg 63 | 41066 Mönchengladbach | Deutschland Tel. +49 (2161) 4642-0 | Fax: +49 (2161) 4642-190

MOLOGEN ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das mit einzigartigen Technologien und Wirkstoffen zu den Wegbereitern auf dem Gebiet der Immuntherapien gehört. Neben dem Schwerpunkt Immunonkologie entwickelt MOLOGEN Immuntherapien zur Behandlung von Infektionskrankheiten. MOLOGENs Produkte basieren alle auf dem gleichen Wirkprinzip: Sie versetzen das menschliche Immunsystem in die Lage, die Krankheit selbst zu bekämpfen. Die Produkte zeigen gute Wirksamkeit und zeichnen sich ausnahmslos durch gute Verträglichkeit aus. Der Fokus der Entwicklungsarbeiten liegt auf der MOLOGEN-eigenen Plattformtechnologie: der Produktfamilie der DNA-basierten TLR9-Agonisten. Dazu zählen das Immuntherapeutikum Lefitolimod, und seine Nachfolgemoleküle EnanDIM®.

www.miltenyibiotec.com macs@miltenyibiotec.de

MOLOGEN AG

Fabeckstr. 30 | 14195 Berlin | Deutschland Tel. +49 (30) 8417-880 | Fax: +49 (30) 8417-8850

www.mlm-labs.com | info@mlm-labs.com

Das Entwicklungsprogramm von Lefitolimod umfasst vier klinische Studien: Für die Phase IIIZulassungsstudie in metastasierendem Darmkrebs (mCRC) wurde im Mai 2017 das Rekrutierungsziel von 540 Patienten erreicht. Für die Phase II-Studie in kleinzelligem Lungenkrebs (SCLC) wurden Ende April 2017 erste positive Subgruppenergebnisse vorgestellt. Ergebnisse für die Phase I/II-Studie in HIV-infizierten Patienten werden voraussichtlich im Sommer 2017 vorliegen. Zudem wird Lefitolimod in einer Phase I-Kombinationsstudie mit dem Checkpoint-Inhibitor Yervoy® (Ipilimumab) in verschiedenen Krebserkrankungen untersucht. Lefitolimod und EnanDIM® wurden zudem in präklinischen Studien in Kombination mit Checkpoint-Inhibitoren erfolgreich getestet. www.mologen.com investor@mologen.com

117 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

New England Biolabs be Inspired | drive Discovery | stay Genuine New England Biolabs (Ipswich, USA) ist seit über 40 Jahren ein privates Forschungsunternehmen sowie führender Hersteller und Entwickler von innovativen Reagenzien und hochqualitativen Enzymen und Kits für die Molekularbiologie. NEB bietet die weltweit größte Auswahl an DNAund RNA-modifizierenden Enzymen. Unsere DNARestriktionsenzyme waren die ersten kommerziell verfügbaren molekularen Scheren und sind bis heute über viele Entwicklungsstufen hinweg der Industriestandard in Reinheit und Performance. Aktuelle Neuentwicklungen in den Bereichen DNA-Klonierung & Amplifikation, RNA-Biologie, Glykobiologie sowie DNA/RNA-abhängige Designer-Enzyme mit neuartigen Funktionen ohne

biologisches Vorbild runden unser Profil ab. Im Bereich Probenvorbereitung und Target Enrichment für das Next-Generation-Sequencing setzen wir neue Maßstäbe in Sachen minimaler Probeneinsatz, Qualität der Ergebnisse und Geschwindigkeit der Anwendung. Wir forschen aktiv in verschiedenen Cutting-EdgeThemenfeldern inkl. CRISPR/Cas Genome Editing, Cellular Imaging oder Epigenetik und entwickeln so fortlaufend neue, moderne Werkzeuge für die Life-Sciences-Gemeinschaft.

NEW ENGLAND BIOLABS GmbH

Brüningstr. 50 - Geb. B852 |65926 Frankfurt a. Main | DE Tel. +49 (69) 305-23140 | Fax: +49 (69) 305-23149

Nordmark ist seit 1927 ein international führender Spezialist für die Entwicklung und GMPkonforme Produktion sowie die Vermarktung von pharmazeutischen Wirkstoffen (APIs) und Arzneimitteln biologischen Ursprungs. Das Unternehmen mit Sitz in Uetersen bei Hamburg ist nach einem Management Buyout aus dem BASF-Verbund im Jahr 2001 heute wieder familiengeführt und hat 2016 mit über 500 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 80 Mio. Euro erwirtschaftet. Nordmark Biotech, die Biotechnologie Sparte von Nordmark, ist spezialisiert auf die maßgeschneiderte Entwicklung und Herstellung von Biopharmazeutika vom Labor- bis in den Produktionsmaflstab. Dabei bieten wir unseren Kunden Expertise sowohl in mikrobieller Fermentation als auch in der Kultur von Säugerzellen.

nova-Institut GmbH wurde als privates und unabhängiges Institut im Jahr 1994 gegründet und ist im Chemiepark Knapsack in Hürth, Teil des Kölner Chemiegürtels, angesiedelt. Bereits seit 20 Jahren arbeitet das nova-Institut weltweit in den Bereichen Rohstoffversorgung, technisch-ökonomische und ökologische Evaluierung, Marktforschung, B2B-Kommunikation, Dissemination und Politik für eine nachhaltige biobasierte und CO2basierte Ökonomie. Die Arbeit des nova-Instituts dreht sich um die Kernfragen: Was sind die vielversprechendsten Konzepte und Anwendungen der industriellen Biotechnologie, von Bioraffinerien und Biowerkstoffen (Kunst- und Verbundwerkstoffe u. a.) oder auch der neuen Carbon Capture and Utilization (CCU)-Technologien.

| 118

Die New England Biolabs GmbH in Frankfurt/ Main ist der Service- und Logistikstandort für NEB-Produkte in Deutschland, Österreich und Zentraleuropa. www.neb-online.de | info.de@neb.com

Unsere Services decken die gesamte Wertschöpfungskette von der Prozessentwicklung bis zum marktreifen Produkt ab, inklusive Formulierung und Fill and Finish. Für die erfolgreiche Entwicklung Ihres Produktes bietet Nordmark Biotech darüber hinaus Unterstützung im analytischen und regulatorischen Bereich. Mit fast 90 Jahren Spitzenleistungen und wirtschaftlichem Erfolg ist Nordmark der ideale Partner, um Ihre Ideen für den Markt zu entwickeln.

Nordmark Arzneimittel GmbH & Co. KG

Pinnauallee 4 | 25436 Uetersen | Deutschland Tel. +49 (4122) 712-907 | Fax: +49 (4122) 712-5457

Institute

for Ecology and Innovation

Michael Carus Geschäftsführer nova-Institut GmbH „Die Bioökonomie hat ein unglaubliches Potential, heutige und zukünftige Probleme zu lösen.“

nova-Institut GmbH

Chemiepark Knapsack, Industriestraße 300 | 50354 Hürth | DE Tel. +49 (02233) 48-1440 | Fax: +49(02233) 48-1450

www.nordmark-biotech.de projects@nordmark-biotech.de

Das nova-Institut bietet Forschung und Beratung in den folgenden Bereichen: › Rohstoffversorgung › technisch-ökonomische Evaluierung › Marktforschung › Nachhaltigkeits-Evaluierungen und Ökobilanzen › B2B-Kommunikation und Dissemination › politische Rahmenbedingungen & Strategie Mit 25 Mitarbeitern erzielt das nova-Institut einen jährlichen Umsatz von mehr als 2 Mio. Euro. Umfassende Informationen zu den regelmäßigen Konferenzen und Studien des nova-Instituts finden Sie auf www.bio-based.eu. www.nova-institute.eu www.bio-based.eu contact@nova-institut.de BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

OmicScouts is a proteomics company providing innovative proteomics and integrated bioinformatics solutions for key issues in drug and biomarker discovery.

proaches and the licensed proteome-wide Cellular Thermal Shift Assay (CETSA) technology, as well as proteome-wide profiling technologies to study post-translational modifications, signal transduction, protein-protein-interaction, protein expression changes and much more.

Founded in 2014 as spin-off of the TU Munich, the company supports drug discovery, disease and systems biology and (pre-)clinical research with a broad portfolio of advanced mass-spectrometrybased technologies. We provide and develop proteome-wide assays that work with native proteins in a physiological setting and enable the identification of small molecule drug targets, target engagement markers, molecular mechanisms of action and drug response biomarkers. Our proteomics technology portfolio encompasses chemical proteomics ap-

We support outsourcing needs in drug and biomarker discovery, immuno-oncology as well as agricultural chemistry and other areas of research with customized solutions tailored to projectspecific needs.

OmicScouts GmbH

Lise-Meitner-Str. 30 | 85354 Freising | Deutschland Tel. +49 (8161) 976-289-0 | Fax: +49 (8161) 976-289-1

ORGENTEC Diagnostika, mit Sitz in Mainz und einer US-amerikanischen Niederlassung in Broomfield, Colorado, ist ein führender Hersteller von Spezialdiagnostika und bietet ein umfassendes Portfolio von Labortests für die Diagnostik von Autoimmunkrankheiten, Infektionen und kardio-vaskulären Erkrankungen sowie Tests zur Beurteilung von Organfunktionen. Ein Schwerpunkt der Forschungsabteilung von ORGENTEC ist die Entwicklung neuer Marker zur Früherkennung der rheumatoiden Arthritis und von Tests für Companion Diagnostics bei Autoimmunkrankheiten. Der Laborautomat Alegria® erlaubt die automatisierte Durchführung von Testserien und macht die Bestimmung diagnostischer Marker schneller und kostengünstiger.

www.omicScouts.com info@omicScouts.com

Über Vertriebsniederlassungen in Österreich, Ungarn, Frankreich und China sowie mit einem etablierten Netzwerk von internationalen Partnern werden die Produkte von ORGENTEC Diagnostika in mehr als 100 Ländern der Welt zum Wohle des Patienten eingesetzt.

ORGENTEC Diagnostika GmbH

Carl-Zeiss-Str. 49–51 | 55129 Mainz | Deutschland Tel. +49 (6131) 9258-0 | Fax: +49 (6131) 9258-58

www.orgentec.com orgentec@orgentec.com

OTTO NORDWALD GmbH ist seit mehr als 60 Jahren, Ihr zuverlässiger Lieferant für mikrobiologische Laborpräparate. Unser umfangreiches, gut sortiertes Lager führt fast alle gängigen Artikel führender Hersteller wie zum Beispiel BD, Difco-Labs., BBL, Oxoid, Bode Chemie und zahlreiche mehr.

OTTO NORDWALD GmbH

Heinrichstr. 5 | 22769 Hamburg | Deutschland Tel. +49 (40) 431336-0 | Fax: +49 (40) 431336-22

BioTechnologie Jahrbuch 2017

www.ottonordwald.de info@ottonordwald.de

119 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

PeproTech entwickelt Bausteine für Ihre Life-Sciences-Forschung durch Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte, die wissenschaftliche Entdeckungen und damit die menschliche Gesundheit voranbringen. Seit 1988 haben wir uns zu einem globalen Unternehmen entwickelt, mit modernsten Produktionsanlagen in den USA und Vertriebsbüros in der ganzen Welt. Für über 2.000 Produkte hat PeproTech innovative Protokolle entwickelt und verbessert, die eine gleichbleibend hohe und verlässliche Qualität sicherstellen. Unsere Aufgabe sehen wir darin, erstklassigen Service und Produkte von höchstmöglicher Qualität anzubieten, die den Bedürfnissen heutiger Wissenschaftler und Forscher entsprechen.

Wir sehen uns als vertrauenswürdigen Partner der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Dr. Bärbel Icheln Director, Germany „Wir sind gerne für Sie da, persönlich und kompetent!“

PeproTech GmbH

Oberaltenallee 8 | 22081 Hamburg | Deutschland Tel. +49 (40) 73435777-0 | Fax: +49 (40) 73435777-9

Polytec bringt seit 50 Jahren Licht ins Dunkel. Die Polytec GmbH mit Sitz im baden-württembergischen Waldbronn ist Markt- und Technologieführer und entwickelt, produziert und vertreibt seit vielen Jahren hochwertige optische Messgeräte zur berührungslosen Messung und Analyse von Schwingungen, Länge, Geschwindigkeit, Oberflächen sowie NIR- und Raman-Spektrometer-Systeme für die Prozessanalytik. Die Prozessanalytik dient der automatisierten Echtzeitkontrolle von Produktionsprozessen. Sie gewährleistet eine gleichbleibende Produktqualität, vermeidet Fehlproduktionen und unterstützt den Anwender bei der Verbesserung und Weiterentwicklung eines Produktes. Sie findet in der gesamten Produktionskette Anwendung: bei der Wareneingangsprüfung, während der Produktion und

Unsere Produktpalette umfasst: › e in umfangreiches Sortiment an Zytokinen und Antikörpern ›G MP-Zytokine für Zell-, Gen- und Gewebetherapie › „ Animal-Free“ Zytokine › E LISA Development Kits ›M edienkits/-zusätze für Zellkultur.

www.peprotech.com info@peprotech.de

in der Endkontrolle. Die zugänglichen Messgrößen sind dabei vielfältig; qualitative und quantitative Inhaltsstoffanalysen oder die Schichtdickenbestimmung sind typische Anwendungen.

Polytec GmbH

Polytec-Platz 1–7 | 76337 Waldbronn | Deutschland Tel. +49 (7243) 604-0 | Fax: +49 (7243) 69944

Sartorius Stedim Biotech ist ein führender Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Entwicklungs-, Qualitätssicherungs- und Produktionsprozesse in der biopharmazeutischen Industrie. Mit integrierten Lösungen für Fermentation, Filtration, Aufarbeitung, Medienlagerung und -transport sowie für das Labor unterstützt Sartorius Stedim Biotech seine Kunden dabei, biotechnologisch hergestellte Medikamente und Impfstoffe sicher, schnell und wirtschaftlich zu entwickeln und herzustellen. Ziel ist, die Pharma-Produktionsprozesse sowie die vorgelagerte Prozessentwicklung zu optimieren, vor allem durch den zunehmenden Einsatz von Einwegprodukten und -lösungen.

Einsatzbereiche reichen von der Qualitätsanalyse von Saatgut im Agrar-Sektor bis zur Untersuchung von Produkt-Inhaltsstoffen in der Lebens- und Futtermittel-Industrie oder der pharmazeutischen Industrie. Auch die Überwachung von Klebeprozessen z. B. von Verpackungsmaterialien oder die korrekte Zusammensetzung bzw. die Homogenität des Produktes bei der Herstellung von Kunststoffen wird durch die Prozessanalytik erleichtert. Nicht zuletzt hält die Prozessanalytik mittlerweile auch Einzug in den biomedizinischen Bereich wie etwa bei der Überwachung von Zell- und Gewebekulturen. www.polytec.com | info@polytec.de

ein breites Sortiment für die Separation, Reinigung und Aufkonzentrierung sowie Lösungen für die Lagerung und den Transport von biologischen Zwischen- und Endprodukten. Das Unternehmen ist an der Pariser Börse Euronext notiert und hat seinen Hauptsitz in Aubagne, Frankreich. Mit Produktions- und Entwicklungsstandorten in Europa, Nordamerika und Asien und einem globalen Netz an Vertriebsgesellschaften ist das Unternehmen weltweit präsent. Sartorius Stedim Biotech beschäftigte 2016 rund 4.700 Mitarbeiter in mehr als 20 Ländern und erzielte einen Umsatz in Höhe von 1.052 Mio. Euro. Sartorius Stedim Biotech GmbH

Das Produkt- und Technologie-Portfolio umfasst u. a. Zellkultur-Medien, Zelllinien, Bioreaktoren,

| 120

August-Spindler-Str. 11 | 37079 Göttingen | Deutschland Tel. +49 (551) 3080 | Fax: +49 (551) 308-3289

www.sartorius-stedim.com info@sartorius-stedim.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Science4Life e.V. Die unabhängige Gründerinitiative Science4Life e.V. bietet seit 20 Jahren Start-ups in den Branchen Life Sciences, Chemie und Energie kostenfreie Beratung, Betreuung und Weiterbildung an. Science4Life wurde 1998 als Non-Profit-Organisation ins Leben gerufen. Seit 2003 ist die Gründerinitiative ein Verein. Initiatoren und Sponsoren sind die Hessische Landesregierung und das Gesundheitsunternehmen Sanofi. Hauptsponsor des Spezialpreises Science4Life Energy Cup ist die Viessmann Group. Das Angebot. Die Initiative richtet jedes Jahr den Science4Life Venture Cup, den bundesweit größten branchenspezifischen Businessplan-Wettbewerb aus. Doch Science4Life bietet viel mehr als Preisgelder. Als besonders hilfreich wird von den Teams die Teilnahme an den Workshops zu den einzelnen

Phasen erachtet. Auf dem Weg von der Forschung in die Wirtschaft bzw. von der Idee zum Unternehmen unterstützen 280 hochqualifizierte FachExperten aus den unterschiedlichsten Bereichen sowie erfahrene Coaches die Gründer und stehen ihnen mit Spezialwissen zur Seite. Begleitend werden umfangreiche Hilfen für die Erstellung eines Businessplans, Online-Seminare zu Fachthemen und Veranstaltungen zum Austausch u. a. mit ehemaligen Wettbewerbsteilnehmern geboten. Die Statistik. Seit 1998 haben in den 19 Wettbewerbsrunden mehr als 5.800 Teilnehmer mit über 1.700 Geschäftsideen teilgenommen. Über 800 neu gegründete Unternehmen wurden geschaffen. Science4Life e.V.

Industriepark Höchst | Gebäude H831 | 65926 Frankfurt/Main Tel. +49 (69) 30 55 50 50 | Fax: +49 (69) 30 52 70 21

Seit 25 Jahren stellen wir als biopharmazeutisches Unternehmen Labor-Diagnostika und Forschungsreagenzien für Sie her. Für die medizinische und veterinärmedizinische Diagnostik erhalten Sie von uns qualitativ hochwertige Produkte, die in unserem Unternehmen in Deutschland entwickelt, produziert und durch individuelle Konfektionierung Ansprüchen von Laboratorien unterschiedlicher Größe gerecht werden. › Substrate und Stabilisatoren Für IvD-Hersteller und wissenschaftliche Forschungseinrichtungen bieten wir ready-to-useSubstrate für verschiedene Markerenzyme und Stabilisatoren für Enzymkonjugate und empfindliche Biomoleküle an. Wir folgen individuellen Kundenwünschen mit maßgeschneiderten Lösungen.

SERVA. Seit 1953 steht dieser Name für Innovation und Qualität in der Wissenschaft. SERVA Electrophoresis GmbH ist ein privat geführtes, weltweit tätiges Unternehmen mit Sitz in Heidelberg. Hauptgeschäftsfelder der SERVA sind Entwicklung und Vermarktung von Produkten für die Elektrophorese sowie der Vertrieb von Feinund Biochemikalien. z. B. Albumine, Antibiotika, Detergenzien, Enzyme, Puffer, Medien und weitere Forschungsreagenzien. SERVA entwickelt und produziert in Heidelberg eine breite Palette Fertiggele für die horizontale und vertikale Elektrophorese. Wichtige Applikationen sind SDS- und native PAGE, 2D-Elektrophorese und isoelektrische Fokussierung. SERVA bietet für den kompletten „workflow“ Geräte, Reagenzien und Applikationsprotokolle an, beginnend bei der ProBioTechnologie Jahrbuch 2017

www.science4life.de info@science4life.de

› Serviceleistungen Zu unseren Serviceleistungen gehören die Herstellung und Weiterverarbeitung von poly- und monoklonalen Antikörpern, die Produktion von rekombinanten Proteinen und die Auftragsentwicklung und Produktion von unterschiedlichen Testformaten.

Seramun Diagnostica GmbH

Spreenhagener Str. 1 | 15754 Heidesee OT Wolzig | Deutschland Tel. +49 (33767) 791-10 | Fax: +49 (33767) 791-99

Dr. Barbara Müller Geschäftsführende Gesellschafterin „Serva serving scientists!“

SERVA Electrophoresis GmbH

Carl-Benz-Str. 7 | 69115 Heidelberg | Deutschland Tel. +49 (6221) 13840-0 | Fax: +49 (6221) 13840-10

› In-Vitro-Diagnostica Für Labore, Krankenhäuser, wissenschaftliche Einrichtungen und Impfstoffhersteller bieten wir Laborteste zum Nachweis von Autoimmun- und Infektionskrankheiten sowie zur Reinheitskontrolle von Impfstoffen an. Unsere Enzym-, Lineund die neuen Spot-Immunoassays bieten einen hohen Bearbeitungskomfort. www.seramun.com info@seramun.com

benvorbereitung über die Elektrophorese-Trennung bis zu Detektion und Dokumentation. Videos und Workshops, Seminare und Webinare unterstützen dabei unsere Anwender im Internet und vor Ort. Unsere Spezialisten im Applikationslabor helfen unseren Kunden bei Problemlösungen. Fortlaufende Weiterentwicklung unserer Produkte erfolgt im Einklang mit Kundenanforderungen. Gerätequalifizierung rundet unser „Service-Portfolio“ ab. SERVA bietet im Bereich Biochemikalien einen umfassenden Katalog an Forschungsreagenzien in verschiedenen Qualitätsstufen, auch online bestellbar. Auf Kundenwunsch sind Sonderabpackungen verfügbar. Alle Prozesse unterliegen SERVAs Qualitätsmanagementsystem, zertifiziert nach ISO 9001:2008. www.serva.de | info@serva.de

121 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

sifin diagnostics gmbh bietet mehr als 600 Standardprodukte in der Mikrobiologie und Immunologie an. Das Unternehmen produziert Nährmedien nach Ihrer Rezeptur, kümmert sich um Ihre Zelllinie oder liefert monoklonale Antikörper in dem für Sie passenden Format: als Konzentrat oder Fertigreagenz im Bulk. Daneben ist sifin diagnostics gmbh der exklusive Vertriebspartner der MICRONAUT-Produktlinie.

Unsere Kernkompetenzen sind: › Monoklonale Antikörper › Auftragsfertigung › Blutgruppenserologische Diagnostika › Bakteriologische Testreagenzien › Nährmedien und Supplemente › Immunoassays › Mikrobiologisches System MICRONAUT von MERLIN Diagnostika

sifin diagnostics gmbh

Berliner Allee 317–321 | 13088 Berlin | Deutschland Tel. +49 (30) 927030-0 | Fax: +49 (30) 927030-30

Sirius Fine Chemicals synthetisiert Wirkstoffe für die Frühphase/Toxikologie der Medikamentenentwicklung, hauptsächlich für die pharmazeutische Industrie. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Herstellung von biologisch und pharmakologisch wirksamen Verbindungen mit erhöhter Bioverfügbarkeit (prodrugs). Einige dieser maskierten Wirkstoffkandidaten wurden bereits positiv in Tier-und Ex-vivo-PatientenExperimenten getestet. Die getesteten Substanzen zielen auf die Signalwege der Calcium-regulierten Chloridkanäle und sind deshalb für Krankheitsbilder wie zystische Fibrose (Mukoviszidose), Durchfallerkrankungen und Entzündungen interessant. Im Bereich F&E ist SiChem einer der führenden Anbieter von Inositphosphaten. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf membranpermeablen und photoaktivierbaren Derivaten. Ergänzt wird das Portfolio

Sirius Fine Chemicals SiChem GmbH

Ein Schwerpunkt bilden die gebrauchsfertigen Bindungsassays der Marke TRANSIL und EScalate, die der einfachen und schnellen Bestimmung pharmakokinetischer Parameter dienen. Unter anderem helfen diese unseren Kunden, die Halbwertszeit von Substanzen zu optimieren, oder ermöglichen ihnen die Klassifikation von Wirkstoffen für ZNS-Indikationen.

| 122

durch clickbare unnatürliche Aminosäuren und andere nützliche Substanzen für die Click-Chemie. Ein weiterer Schwerpunkt ist die präparative Aufreinigung und Trennung von Gemischen, insbesondere von enantiomerenreinen Wirkstoffen und Synthesebausteinen für die Pharmaindustrie. SiChem arbeitet seit mehr als 10 Jahren erfolgreich auf diesem Gebiet und verfügt über sehr effiziente präparative Trennmöglichkeiten von der RP- und NP-Chromatographie bis zur SFC (Superkritische Flüssigchromatographie) und SMB (Simulated Moving Bed). Damit können Mengen von 100 mg bis zu 100 kg – z. B. für die Toxikologie – getrennt werden. › Tools für die biomedizinische Forschung › (Enantiomeren)-Trennung und Aufreinigung › Auftragssynthese

Fahrenheitstr. 1 | 28359 Bremen | Deutschland Tel. +49 (421) 2208-228 | Fax: +49 (421) 2208-226

S ov i ce l l S c i e n ce fo r L i fe GmbH ist eine Firmengruppe, die vielfältige Produkte im Bereich Life Sciences anbietet: › Assay Development Services im Bereich Pharmakokinetik › Gebrauchsfertige Bindungsassays › Klinische Labordienstleistungen › Plattformtechnologie zur Genexpressionsmessung

www.sifin.de info@sifin.de

Dr. Hinnerk Boriss, CEO

Sovicell Science for Life GmbH

Deutscher Platz 5a | 04103 Leipzig | Deutschland Tel. +49 (341) 520 440 | Fax: +49 (341) 520 4412

www.sichem.de | info@sichem.de

Ein weiteres Tätigkeitsfeld bildet das Angebot von Genexpressionsanalysen mittels des extrem genauen, schnellen und einfachen TRAC (Transcript analysis by Affinity Capture) -Verfahrens. Durch Einfangen der mRNA direkt aus dem Zelllysat, ohne cDNA-Konvertierung und ohne Amplifikation können die meisten Fehlerquellen der qPCR vermieden und die Ergebnisse in sehr kurzer Zeit zu geringen Kosten gewonnen werden. Derzeit wird die Dienstleistung für die Bestimmung der Induktion von CYP-Genen durch medizinische Wirkstoffe sowie für die Messung der chimärischen Transkriptexpression in verschiedenen Typen von Sarkomen angeboten. Darüber hinaus arbeiten wir mit zahlreichen Partnern an der Etablierung weiterer Anwendungen. www.sovicellsfl.com contact@sovicellsfl.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

SYNLAB pharma institute offers a very broad range of laboratory services to the biotechnology, pharmaceutical and cosmetic industries as well as to manufacturers of medical devices, novel foods and crop protecting agents.

water, air, waste and bio-waste, soil and construction materials.

Our clients take advantage of our broad spectrum of analytical methods for drug development and production including our global logistical capabilities; always working in accordance with the highest standards such as DIN/EN ISO/IEC 17025/15189, GMP, GLP, GCLP or GCP.

SYNLAB pharma institute supports the complete life cycle from research and development, through preclinical and clinical studies to release and manufacturing of the final drug product. Our portfolio at SYNLAB pharma institute includes central clinical laboratory services, bio-analytical services, biomarker testing, personalised medicine concepts, sample logistics, long-term sample storage services, stability and hygiene testing.

SYNLAB pharma institute is part of the SYNLAB group. Headquartered in Augsburg, Germany, the leading provider of diagnostic services in Europe catering to the entire spectrum of human, veterinary and environmental testing including food,

The combination of Labco and SYNLAB has made us the market leader in laboratory services in Europe.

SYNLAB pharma institute – a division of SYNLAB Umweltinstitut GmbH

Bayerstr. 53 | 80335 München | Deutschland Tel. +49 (89) 741393-0 | Fax: +49 (89) 741393-39

Systec GmbH ist Hersteller von Autoklaven (Dampfsterilisatoren) insbesondere Laborautoklaven, Medienpräparatoren und dem Dispensier-/Dosiersystem für Flüssigmedien und mikrobiologische Nährmedien. Systec entwickelt und fertigt – zertifiziert nach ISO 9001 und ISO 14001 – eine breite Produktpalette für das moderne Labor in Wissenschaft und Forschung sowie der Biotechnologie, Pharmazie, Qualitätskontrolle und Produktion. Seit über 20 Jahren vertreibt Systec seine innovativen und hochwertigen Produkte weltweit. Systecs Autoklaven sind für alle Laboranwendungen, selbst für anspruchsvolle Sterilisationsprozesse, einsetzbar: Sterilisation von Flüssigkeiten (z. B. Nährmedien, Kulturmedien), Festkörpern (z. B. Instrumente, Pipetten, Glaswaren), Abfällen

Tosoh Bioscience is a global leader in the field of liquid chromatography with a focus on bioseparations. Tosoh Bioscience is providing cutting-edge solutions to meet the needs of customers developing and producing new biologics, biosimilars or biobetters, such as plasma products, monoclonal antibodies, recombinant proteins, vaccines and oligonucleotides. Our product portfolio encompasses SEC instruments and a comprehensive line of media and prepacked process development, HPLC, and UHPLC columns. These products are popular in the biotech and biopharmaceutical industry and used in R&D, downstream processing, and quality control. Typical applications comprise the purification of therapeutic proteins in lab, pilot, and commercial scale, as well as their characterization by U/HPLC. BioTechnologie Jahrbuch 2017

www.synlab.de SPI-Munich@synlab.com

(Vernichtungssterilisation von flüssigen Abfällen in Flaschen oder festen Abfällen in Vernichtungsbeuteln) sowie von biologischen Gefahrstoffen in Sicherheitslabors. Alle Systec-Autoklaven können modular mit Optionen und Ausstattungen zur Optimierung der Sterilisationsprozesse erweitert werden, um validierbare Sterilisationsprozesse durchzuführen. Wahlweise werden nur die Optionen zugerüstet, die für die Optimierung der jeweiligen Sterilisationsverfahren notwendig sind. Sicherer, genauer, reproduzierbar und validierbar sterilisieren: Produkte für das effiziente Labor.

SYSTEC GmbH

Konrad-Adenauer-Str. 15 | 35440 Linden | Deutschland Tel. +49 (6403) 67070-0 | Fax: +49 (6403) 67070-222

Tosoh Bioscience GmbH

Im Leuschnerpark 4 | 64347 Griesheim | Deutschland Tel. +49 (6155) 7043-700 | Fax: +49 (6155) 8357-900

www.systec-lab.de info@systec-lab.de

Latest developments comprise high capacity TOYOPEARL Protein A and Protein L media for capturing of antibodies or related targets, salt tolerant ion exchange media, and TSKgel SEC columns for UHPLC analysis of antibody aggregation. Headquartered in Griesheim, Germany, Tosoh Bioscience‘s European operations offer technical support like application development, on-site training and workshops. One of the services that stand out in the industry is the Tosoh Chromatography Workshop Series providing a comprehensive background to the purification of biomolecules. Tosoh Bioscience is part of the Tosoh Group, a Japanese chemical and specialty products group, founded 1935, which comprises over 100 companies worldwide and a workforce of more than 12,000 people. www.tosohbioscience.de Info.tbg@tosoh.com

123 |


UNTERNEHMENSPORTRAITS

UP Transfer GmbH ist die private und gemeinnützige Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer an der Universität Potsdam.

Das Studienmodell nimmt größtmögliche Rücksicht auf die Belange von Berufstätigen. Das System des Blended Learning kombiniert Präsenzblöcke am Wochenende und Distanzphasen, in denen Lehrinhalte mittels E-Learning vermittelt werden. Das ermöglicht eine maximale Flexibilität im eigenen Zeitmanagement. Aufgrund des modularen Aufbaus des Studiengangs ist ein Einstieg in das Programm jederzeit möglich.

Speziell für Fach- und Führungskräfte aus der LifeSciences-Branche bietet die UP Transfer GmbH den postgradualen Studiengang MBA Biotechnologie und Medizintechnik an. Das berufsbegleitende Studium vermittelt wirtschaftliche und unternehmerische Kompetenzen sowie branchenspezifisches Managementwissen. Das Lernkonzept basiert auf effektivem, praxisorientierten Lernen in kleinen Gruppen, der Einbeziehung von branchenspezifischen Fallbeispielen und Interpretationen der berufserfahrenen Teilnehmenden.

Interessenten können probehalber kostenlos an einer Präsenzveranstaltung eines Vertiefungsmoduls teilnehmen. UP TRANSFER GmbH an der Universität Potsdam

Am Neuen Palais 10 | 14469 Potsdam | Deutschland Tel. +49 (331) 977-4549 | Fax: +49 (331) 977-4676

Gentherapeutika, Onkoviren und prophylaktisch und therapeutische Impfstoffe auf Basis von Viren und Bakterien werden von Vibalogics für verschiedenste Zwecke, insbesondere für frühe klinische Studien bereitgestellt. Für Adenoviren, Pockenimpfstoffviren (z. B. MVA), HSV, VSV oder Listerien, Bordetella, Mycobacterium bovis und viele andere sind bereits Prozesse entwickelt bzw. Produkte hergestellt oder abgefüllt worden. Vibalogics ist als weltweit tätiger Dienstleister und CMO sehr flexibel bei der zeitnahen Umsetzung komplexer Projekte. Während Klinikmaterial gemäß internationaler GMP-Richtlinien hergestellt wird, optimiert die Verfahrensentwicklung Prozessparameter und entwickelt Formulierungen und Lyophilisationsprogramme für spätere Entwicklungsphasen. Der kürzlich vorgenommene Ausbau der sterilen

Abfüllkapazität findet erwartungsgemäß hohen Zuspruch bei Vibalogics Kunden. Bis zu 30.000 Einheiten, 100% geprüft und etikettiert können für den klinischen Einsatz bereitgestellt werden. Das Full-Service-Angebot macht die Arbeit bei Vibalogics sehr abwechslungsreich. Eine hochmotivierte, sich ständig fortbildende und größer werdende Belegschaft garantiert bestmögliche Qualität. Dazu bedient sich Vibalogics einer sehr modernen Anlage mit Qualitäts- und Prozessentwicklungslaboren sowie GMP-Räumen der Reinheitsklassen A/B bis D.

Vibalogics GmbH

Zeppelinstr. 2 | 27472 Cuxhaven | Deutschland Tel. +49 (4721) 565-400

Vita 34 AG ist mit Sitz in Leipzig die größte und erfahrenste Stammzellbank im deutschsprachigen Raum. Sie bietet als Komplettanbieter die Entnahmelogistik, Aufbereitung und Einlagerung von Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe an. Bei der Kryokonservierung werden Zellen und Gewebe bei Temperaturen um minus 180 Grad Celsius am Leben erhalten und können bei Bedarf im Rahmen einer medizinischen Therapie eingesetzt werden. Gegenwärtig wird das Nabelschnurblut und -gewebe von rund 150.000 Kindern aus Deutschland und weiteren europäischen sowie außereuropäischen Ländern bei Vita 34 gelagert. Mit bereits 30 Anwendungen von zuvor im eigenen Kryolager aufbewahrten und für die medizinische Therapie hochwertig aufbereiteten Stammzelldepots kann Vita 34 die große Qualität seiner Stamm-

| 124

www.mba-potsdam.de mba@uni-potsdam.de

Vibalogics ist der Partner für Pharma- und Biotechnologieunternehmen, die die nächste Generation von Immuntherapeutika und Lebendimpfstoffen entwickeln. www.vibalogics.com experts@vibalogics.com

zellpräparate eindrucksvoll bestätigen. So kam das Nabelschnurblut bereits bei Störungen des blutbildenden Systems oder kindlichen Hirnschäden zum Einsatz. Diese Erfahrung ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Die rund 130 Mitarbeiter in den Bereichen Labor, Qualitätssicherung, Vertrieb, Marketing sowie Administration bieten den Kunden Qualität und Sicherheit auf höchstem Niveau. Über Tochtergesellschaften und Vertriebspartner ist das Unternehmen in insgesamt 29 Ländern in Europa und weltweit aktiv. Gemeinsam mit seinen Partnern arbeitet Vita 34 mit über 2.000 Entbindungseinrichtungen und mehr als 15.000 Gynäkologen zusammen. Vita 34 AG

Deutscher Platz 5a | 04103 Leipzig | Deutschland Tel. +49 (341) 48792-0 | Fax: +49 (341) 48792-20

www.vita34.de | info@vita34.de BioTechnologie Jahrbuch 2017


UNTERNEHMENSPORTRAITS

Watson-Marlow bietet ein umfangreiches Sortiment an Fluid-Path-Lösungen für hochreine und Single-Use-Anwendungen. Die Geschäftsbereiche der Watson-Marlow Fluid Technology Group bieten für alle Prozessschritte in hochreinen und Single-Use-Anwendungen in Biopharmazeutik und Labor die passende Fluid-PathLösung. Gehäuse- und OEM-Schlauchpumpen von Watson-Marlow Pumps zeichnen sich durch absolute Prozesssicherheit und Verlässlichkeit aus. Sie vereinfachen die Validierung und erzielen dabei eine ausgezeichnete Stabilität der Fördermengen sowie Dosiergenauigkeit. Die neue Schlauchpumpe Quantum bietet maximale Präzision im SingleUse Downstream-Processing bei einer minimalen Pulsation von lediglich +/-0,12 bar. Ihre innovative, patentierte ReNu-SU-(Single-Use)-Kassette lässt sich mühelos in Sekunden austauschen. Dadurch

Watson Marlow GmbH

stehen die aseptischen Förderwege der Pumpe schnell, sicher und zuverlässig zur Verfügung und sind sofort einsatzbereit. Dank der hochreinen Schläuche aus Silikon und TPE von Watson-Marlow Tubing stehen unseren Kunden Komplettlösungen aus einer Hand zur Verfügung. Abgerundet wird das Angebot durch Single-Use Fluid-Path-Komponenten von BioPure, innovative Inline- und Tankbodenventile von ASEPCO, hochreine Dichtungen und Transferschläuche von FlowSmart sowie Schläuche mit PTFE-Innenseele von Aflex Hose. Das Flexicon-Sortiment an sterilen Abfüll- und Verschließsystemen bietet passende Lösungen für manuelles Befüllen bis hin zu vollautomatischen Abfüll- und Verschließmaschinen.

Mühlenweg 9 | 41569 Rommerskirchen | Deutschland Tel. +49 (2183) 42040 | Fax: +49 (2183) 82592

Zinsser Analytic, 1970 in Frankfurt am Main gegründet, ist heute weltweit führend im Bereich der Laborautomatisierung. Mit seinem einzigartigen Know-how in der Entwicklung automatisierter Flüssigkeits- und Pulver-Handling-Systeme bedient das Traditionsunternehmen aus Hessen neben biochemischen und pharmazeutischen Märkten auch den diagnostischen Forschungsbereich und Unternehmen der Kosmetik-Industrie. Ob hochwertige Kunststoff- und Glas-Fläschchen für Verpackung und Lagerung, Verbrauchsmaterialien oder Szintillationscocktails – Zinssers breit gefächertes Produktportfolio entspricht höchsten Qualitätsstandards und kann optimal auf individuelle Kundenbedürfnisse abgestimmt werden.

wmftg.de | info@wmftg.de

den Marken Thomas, Welch, Tricontinent, ILS – und Zinsser Analytic – ist Gardner Denver Medical marktführend auf dem Gebiet der Flow-ControlProdukte wie Vakuumpumpen, Flüssigkeitspumpen und Kompressoren für medizinische, biowissenschaftliche sowie andere ausgewählte Industriezweige mit Fokus auf Lösungen für Erstausstatter. Während Gardner Denver Medical über weltweite Produktionsnetzwerke und Herstellungsorte in den USA, Europa und Asien verfügt, bleibt Zinsser Analytic fest mit Frankfurt und seinem engagierten Team verbunden, dank welchem schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagiert wird und umfangreiche Service-Leistungen angeboten werden können. ZINSSER ANALYTIC GmbH

Seit September 2016 ist Zinsser Analytic Teil der Gardner Denver Medical Group. Zusammen mit

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Eschborner Landstr. 135 | 60489 Frankfurt a. Main | DE Tel. +49 (69) 789106-0 | Fax: +49 (69) 789106-80

www.zinsser-analytic.com info@zinsser-analytic.com

125 |


Diabetes – Geißel und Milliardenmarkt Mit der Ausbreitung von Adipositas und den damit verbundenen Stoffwechselstörungen ist Diabetes zu einer Geißel der Überflussgesellschaft geworden. Doch dank des einfacheren Zugangs zu mehr und besseren Behandlungsmöglichkeiten ist die Sterblichkeit zurückgegangen. Diabetes-Patienten wünschen sich jetzt eine verbesserte Lebensqualität im Alltag. Ob neue Insulin-Varianten oder schmerz- und stressfreie Applikationsmethoden – mit neuen Produkten können appetitliche Anteile an einem Milliardenmarkt erobert werden. von Martin Laqua

| 126

BioTechnologie Jahrbuch 2017


E

s gibt rund 400 Millionen Diabetiker weltweit – Tendenz steigend. Die International Diabetes Federation (IDF) glaubt, dass die Zahl der Patienten mit Diabetes um mehr als 50% bis zum Jahr 2035 steigen wird. Das ist eine alarmierende Prognose, wenn man bedenkt, dass an der Stoffwechselkrankheit derzeit rund fünf Millionen Menschen pro Jahr sterben. Enrique Conterno, Chef der DiabetesSparte des US-Pharmakonzerns Eli Lilly, fasst die Situation zusammen: „Diabetes ist ein bedeutendes Problem und eine signifikante Epidemie.“ Obwohl der dramatischste Anstieg für Afrika (+93%) und für den Mittleren Osten (+85%) erwartet wird, müssen sich auch die europäischen Gesundheitssysteme auf ein deutliches Plus an Diabetikern in den kommenden Jahren einstellen (+33%). Schlaganfälle, Blindheit, Nierenversagen, Amputationen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – der IDF zufolge werden die Gesundheitsausgaben aufgrund von Erkrankungen mit Diabetes-Hintergrund von momentan 156 Mrd. US-Dollar auf 174 Mrd. US-Dollar in 25 Jahren steigen.

Prävention verpufft Im Jahr 2035 wird also jeder zehnte Europäer mit der Diagnose Diabetes leben. Die nationale Prävalenz ist im Moment sehr unterschiedlich. Nur 2,4% der Bevölkerung sind in der Republik Moldau Diabetiker, im Vergleich zu 15% in der Türkei. Innerhalb der EU ist Litauen am wenigsten betroffen (3,9%). Die Europäische Koalition für Diabetes (European Coalition for Diabetes, ECD) fordert mehr belastbare Datensätze, um den Status der Ausbreitung des Stoffwechselleidens zu überwachen. Obwohl es in 30 von 47 europäischen Ländern eine Art Register gibt, erfassen nur fünf davon alle Betroffenen vollständig.

Abb.: Novo Nordisk (links)

Ein Schlüsselfaktor zur Bekämpfung von nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes sind Präventivmaßnahmen. Aber obwohl fast alle europäischen Länder eifrig bezeugen, etwas gegen Fettleibigkeit, Rauchen, eine ungesunde Ernährung und zu wenig körperliche Ertüchtigung zu unternehmen, scheinen all diese Bemühungen an der Bevölkerung vorbeigegangen zu sein. Eine mögliche Ursache: Nur jedes fünfte Land verfügt tatsächlich auch über ein Budget, um Aufmerksamkeitskampagnen zu finanzieren, so die ECD. Besser sieht es bei der globalen Diabetesforschung aus. Hier sind Nordamerika und Europa laut einer Analyse von Thomson Reuters‘ Science Watch die treibenden Kräfte. Das webbasierte Analysewerkzeug kommt für beide BioTechnologie Jahrbuch 2017

Regionen auf je 80.000 wissenschaftliche Publikationen im Bereich Diabetes zwischen 2008 und 2013. Zudem sind die wichtigsten Unternehmen der Branche hier zu Hause. In Europa gehören Sanofi SA (Frankreich), Novo Nordisk A/S (Dänemark) und AstraZeneca plc (Großbritannien/Schweden) zu den fünf weltweit führenden Diabetesunternehmen. Eli Lilly & Co. und Merck & Co. Inc. (beide USA) vervollständigen das Quintett. Im Jahr 1982 gelang Lilly eine Pionierleistung: Die Firma stellte die erste rekombinante Version des bis dahin aus tierischen Quellen gewonnenen Hormons Insulin her. Der Erfolg stellt eine der wohl bedeutendsten Arzneimittelentwicklungen aller Zeiten dar und dürfte sicherlich eine der wichtigsten Errungenschaften auf dem Gebiet der Biotechnologie sein. Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch die Unfähigkeit des Körpers gekennzeichnet ist, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Dies kann an einer unzureichenden Produktion oder Wirkung von Insulin liegen. Das Hormon regt verschiedene Zelltypen an, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Weit verbreitet sind Behandlungsoptionen, die dabei helfen, den Blutglukosespiegel innerhalb eines definierten Fensters zu halten. Damit sollen „hypoglykämische“ (niedriger Blutzucker) als auch „hyperglykämische“ (hoher Blutzucker) Phasen vermieden werden. Normalerweise wird Insulin in ausreichender Menge durch b-Zellen in der Bauchspeicheldrüse produziert. Bei Patienten mit der Autoimmunerkrankung Diabetes mellitus Typ 1 (T1D) – etwa 5% aller Diabetes-Patienten – werden diese b-Zellen durch das patienten­eigene Immunsystem zerstört. Unbehandelter T1D führt zu akuten lebensbedrohlichen Komplikationen wie diabetischer Ketoazidose und nichtketotischem hyperosmolaren Koma sowie zu ernsthaften Langzeitkomplikationen im Zusammenhang mit hohem Blutzucker wie Herzkrankheiten oder Nierenversagen. Diabetes Typ 2 (T2D) wird auch als eine „Lifestyle-Krankheit“ bezeichnet. Der hohe Blutzucker hat seine Ursache in einer stetig wachsenden Insulinresistenz der Körpergewebe.

Auf der Suche nach dem Durchbruch Was noch fehlt, ist ein therapeutischer Ansatz, der die Krankheit an ihren Wurzeln packt. Zu denen, die sich der Herausforderung stellen, gehört das spanische Startup Genmedica Therapeutics SL aus Barcelona. Deren 127 |


Wirkstoffkandidat GMC-252 gegen T2D wirkt auf zweierlei Weise: Er beeinflusst die molekularen Mechanismen bei oxidativem Stress und bei Entzündungen. „Genmedica ist gut finanziert und im Sommer 2017 erwarten wir die Ergebnisse einer Phase Ib/IIa-Studie mit GMC-252“, sagte Genmedica-Chef Ignacio Faus. Ihm zufolge zielt der Ansatz auf die Ursache von Diabetes – nicht auf die Symptome. Und im Gegensatz zu Insulin, das injiziert werden muss, wird der Wirkstoffkandidat der Spanier praktischerweise oral eingenommen. Aus Deutschland und den USA kommen vielversprechende Ansätze für Kinder mit einem erhöhten Risiko für T1D. Wissenschaftler des DFG-Forschungszentrums für Regenerative Therapien Dresden wollen mit einer Art Schutzimpfung verhindern, dass die die b-Zellen angreifenden Autoantikörper auftreten. Der eher ungewöhnliche Ansatz beinhaltet, den Kindern Insulin oral in hohen Dosierungen zu geben. Nach der 2015 vorgestellten Pre-POINTPilotstudie führte die antigenspezifische Therapie zu einer Immunantwort auf Insulin ohne hypoglykämische Ereignisse. In der Nachfolgestudie Pre-POINTearly wird derzeit in einer Studie mit 44 Probanden untersucht, ob sich dieser Effekt mit oralem Insulin auch bei Kleinkindern (im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren) bestätigen lässt und ob ein T1D dauerhaft verhindert werden kann. Die Kinder werden hierbei genetisch vorausgewählt. Eines der Einschlusskriterien ist zum Beispiel das Vorhandensein des Diabetes-Risikogens DR4-DQ8. Ein ähnliches Konzept, das auch auf Immunotoleranz basiert, wird an der Universität von Kalifornien in San Francisco verfolgt. In Zusammenarbeit mit dem Biotech-Unternehmen Caladrius Biosciences werden die polyklonalen regulatorischen T-Zellen eines Patienten ex vivo vermehrt und ihm später wieder injiziert.

Derzeit läuft die Phase II-Studie „The Sanford Project: T-Rex Study“, die 111 Probanden im Alter von 12 bis 17 Jahren umfassen soll.

Analoga setzen sich durch Da ursächliche Behandlungen noch nicht absehbar sind, konzentrieren sich die meisten Biotech- und Pharma-Unternehmen auf eine Verbesserung des Krankheitsmanagements. Etwa die Hälfte aller Antidiabetika-Umsätze werden mit verschiedenen Insulinversionen gemacht (siehe Tab. 1). Die Optimierung des Moleküls führte zu schnell wirkenden (prandialen) Insulinen, die Patienten helfen, ihren Blutzuckerspiegel beim Essen besser in den Griff zu bekommen. Lang anhaltend wirksame (basale) Versionen von Insulin helfen dabei, einen stabilen basalen Blutzuckerspiegel für die Grundfunktionen des Körpers aufrechtzuerhalten. Diese sogenannten Insulin­analoga bieten viele Vorteile gegenüber menschlichem Insulin, darunter ein verbessertes physiologisches Profil, eine größere Verbraucherfreundlichkeit, ein verringertes Risiko einer Hypoglykämie und – in einigen Fällen – eine geringere Gewichtszunahme. Kombiniert können alle diese Elemente den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Daher wundert es kaum, dass die Analoga stetig Marktanteile hinzugewonnen haben. In Deutschland übertrafen sie 2013 bei der Zahl der Verschreibungen zum ersten Mal humane Insuline.

Das erste Insulin-Biosimilar Die großen Pharma-Unternehmen konkurrieren untereinander vor allem in den Bereichen Arzneimittelwirk-

Tabelle 1: Übersicht Diabeteswirkstoffe – Insuline Insulintyp

Arzneien auf dem Markt (Handelsname, Firma, Patentsituation)

schnell wirkende (prandiale) Insuline; auf dem Markt seit 1996 (Beginn innerhalb von 15 min, Maximalwirkung nach 1h, Wirkdauer 2-4 h)

Insulin Lispro (Humalog, Eli Lilly, Patentschutz 2013 ausgelaufen, keine Biosimilare zugelassen, Zulassungsantrag für Sanofis Biosimilar bei EMA eingereicht); Insulin Aspart (Novolog/Novorapid/Fiasp, Novo Nordisk); Insulin Glulisin (Apidra, Sanofi)

(sequenzunverändertes) Standard(human)insulin, mit rekombinanter DNA-Technologie 1978 von Genentech zum ersten Mal hergestellt, auf dem Markt seit 1982 nach der Übernahme durch Eli Lilly (Maximalwirkung nach 2–4 h, Wirkdauer 5–8 h) lang anhaltend wirkende (basale) Insuline, auf dem Markt seit 2000 (dauerhafte Wirkung für 18–24 h)

| 128

reguläres, lösliches Insulin und Neutrale-Protamin-Hagedorn(NPH)-Insuline von (Liste unvollständig) Eli Lilly (Humulin/Huminsulin, Patentschutz 2001 ausgelaufen), Novo Nordisk (Novolin/Actrapid, Patentschutz 2002 ausgelaufen), Sanofi (Insuman), Berlin Chemie (Berlinsulin) Insulin Glargin (Lantus – enthält Mikrokristalle, Sanofi, Patentschutz 2015 ausgelaufen, Biosimilar Abasria/Abasaglar von Eli Lilly & Boehringer Ingelheim auf dem Markt, Biosimilar Lusduna von Merck&Co. 2017 von EMA zugelassen); Insulin Detemir (Levemir – Insulin mit der Fettsäure Myristinsäure, Novo Nordisk, 2004 von EMA zugelassen); sehr lang anhaltend wirkendes Insulin Degludec (Tresiba – Weiterentwicklung von Levemir, Novo Nordisk, 2013 von EMA zugelassen)

BioTechnologie Jahrbuch 2017


samkeit und Nützlichkeit. Aber 2015 begann eine neue Zeitrechnung, als das erste biosimilare Insulin in Europa zugelassen wurde. Gemeinsam von Lilly und Boehringer Ingelheim entwickelt, jagt Abasaglar Sanofis Originalprodukt Lantus Marktanteile ab. Das Basalinsulin ist das meistverkaufte Produkt des französischen Unternehmens. Andere Insulin-Biosimilars in der Pipeline sind MK 1293 (auch ein Lantus-Biosimilar) von Merck & Co. sowie Samsung Bioepis und SAR342434 von Sanofi, ein Biosimilar von Lillys prandialem Insulin Humalog. Um die Position zu verteidigen, versucht Lilly wiederum, eine verbesserte Version von Humalog mit Hilfe des französischen Biotech-Unternehmens Adocia zu entwickeln. Die beiden Partner arbeiten an einem superschnellen prandialen Insulin auf der Basis von Adocias BiochaperonTechnologie. Im Hinblick auf neue Produkte sah es beim US-Pionier Lilly, der seine größte Fabrik in der französischen Region Elsaß in Europa betreibt, lange Zeit gut aus. Das als Konkurrenzprodukt zu Sanofis Lantus gedachte Insulin Peglispro zeigte eine gute Wirksamkeit und weniger Episoden nächtlicher Hypoglykämie-Ereignisse in Phase III-Studien als Lantus. Doch aufgrund einer schwer zu erklärenden Veränderung der Leberfettwerte bei den Versuchspersonen beschloss Lilly im Dezember 2015, das Entwicklungsprogramm zu stoppen. Während T1D-Patienten ihr ganzes Leben auf Insulin angewiesen sind, versuchen T2D-Diabetiker ihren Glukosespiegel zunächst mit einfacheren Behandlungen in den Griff zu bekommen. Das oral zu verabreichende Generika-Medikament Metformin ist die am weitesten verbreitete Erstlinientherapie. Es erhöht die Aufnahme von

Glukose in der Peripherie, so dass der relative Mangel an Insulin überdeckt wird. Im Laufe der Zeit benötigen viele T2D-Patienten andere orale antihyperglykämische Mittel, um ihre Blutzuckerwertkorridore zu erreichen. Hier haben sich Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid oder Glimepirid – die die Freisetzung von Insulin aus pankreatischen b-Zellen stimulieren – als wertvoll und beliebt erwiesen.

Harter Wettbewerb Darüber hinaus haben drei weitere Wirkstoffklassen in den vergangenen zehn Jahren viel Aufmerksamkeit erlangt. Zwei davon basieren auf der Erhöhung der Spiegels des körpereigenen Hormons Inkretin: Inkretin-Analoga und Gliptine. Inkretine (GLP-1 und GIP) bewirken eine Stimulation der Freisetzung von Insulin, was den Blutzuckerspiegel verringert. Zudem hilft es, die Menge an von der Leber produzierter Glukose zu verringern, wenn diese gerade nicht benötigt wird. Während Inkretinmimetika die Wirkung der Inkretine nachahmen, wirken Gliptine dadurch, dass sie das Inkretin-abbauende Enzym hemmen. Damit wird die Insulin-fördernde Funktion von GLP-1 und GIP verstärkt. Die dritte neue Klasse im antihyperglykämischen Bereich sind die sogenannten Gliflozine. Sie reduzieren die Menge an Glukose, die in den Nieren absorbiert wird, was zum Ausschwemmen der Glukose im Urin führt. Johnson & Johnson tauchte vor vier Jahren mit dem Gliflozin Invokana in der Liste der wichtigsten Diabetes-Firmen auf (siehe Abb. 1). Und 2015 sorgten Eli Lilly und Boehringer Ingelheim mit der Studie Empa-Reg Outcome

Tabelle 2: Übersicht Diabeteswirkstoffe – Inkretinmimetika, Gliptine, Gliflozine Wirkstoffklasse

Arzneien (Handelsname, Firma, Entwicklungsstadium)

Inkretinmimetika (GLP-1-Rezeptor-Agonisten) – stimulieren die Insulinausschüttung und hemmen die Glukagonausschüttung; auf dem Markt seit 2005

Liraglutid (Victoza, Novo Nordisk, zugelassen; mit Insulin Degludec/Tresiba zusammen auch als Xultophy zugelassen); Semaglutid (Novo Nordisk, Zulassung bei FDA und EMA beantragt; Tablettenversion in Phase III); Lixisenatid (Lyxumia, Zealand & Sanofi, zugelassen); Dulaglutid (Trulicity, Eli Lilly, zugelassen); Exenatid (Byetta/Bydureon, AstraZeneca, zugelassen); Albiglutid (Tanzeum, GSK, zugelassen); Efpeglenatid (Hanmi & Sanofi, Phase III für Q3/17 geplant)

Gliptine (DPP-4-Inhibitoren) – hemmen das GLP-1-inaktivierende Enzyme DPP-4; auf dem Markt seit 2006

Sitagliptin (Januvia/Xelevia, Merck&Co.); Linagliptin (Tradjenta/Trajenta, Eli Lilly & Boehringer); Saxagliptin (Onglyza, AstraZeneca); Vildagliptin (Galvus/Jalra, Novartis); Alogliptin (Takeda); und andere sowie Kombinationstherapien mit Metformin; Erstattung: aufgrund negativer Urteile zum Zusatznutzen durch den G-BA sind viele Präparate in Deutschland nicht (mehr) auf dem Markt

Gliflozine (SGLT2-Inhibitoren) – hemmen die Wiederaufnahme von Blutzucker in den Nieren; auf dem Markt seit 2013; problematisches Sicherheitsprofil (Infektionen, Nierenschäden, Herz-Kreislauf-Effekte)

Canagliflozin (Invokana, Johnson&Johnson), Dapagliflozin (Forxiga/Farxiga & Edistride, AstraZeneca), Empagliflozin (Jardiance, Eli Lilly & Boehringer Ingelheim) sowie Kombinationstherapien mit Metformin; Erstattung: negative Urteile zum Zusatznutzen durch den G-BA zum Teil revidiert (Empagliflozin)

BioTechnologie Jahrbuch 2017

129 |


für das Gesprächsthema Nummer 1: Das Diabetes-Medikament Jardiance (Empagliflozin) verringert die Zahl Herz-Kreislauf-bedingter Todesfälle. Seit Ende 2016 darf das Medikament in den USA nicht nur allein zur Blutzuckerkontrolle, sondern auch zur Verringerung der Sterblichkeit bei kardiovaskulär vorerkrankten Diabetikern eingesetzt werden. Die geschätzten Spitzenumsätze aller Gliflozine stiegen um das Sechsfache auf 6 Mrd. USDollar pro Jahr – ein riesiges Stück des gesamten Diabetesmarktes, der den Marktanalytikern von Visiongain zufolge im Jahr 2017 55,3 Mrd. US-Dollar groß sein wird. Die Kollegen bei Jefferies & Co. erwarten, dass die GliflozinKlasse (derzeit weniger als 4% aller Diabetes-Rezepte) perspektivisch den Gliptinen (9%) das Wasser abgraben wird. Bei den Inkretinmimetika ist der Wettbewerb zwischen den drei Topunternehmen mit historischen Wurzeln im Diabetes-Geschäft – Eli Lilly, Sanofi und Novo Nordisk – ebenso heftig wie bei den Insulinen.

Novo Nordisk +80,9%

12.662

Sanofi -7,6%

8.331

Merk & Co +1,3%

6.044

Eli Lilly +73,6%

4.418

AstraZeneca +110,1%

2.219

Johnson & Johnson +153,4%

1.308

Novartis -15,1%

1.220

Boehringer Ingelheim +395,9%

1.147

Takeda +45,7%

769

Bayer +7,4%

597 In Millionen Euro Quelle: Statista

Abb. 1: Umsätze 2014 mit Diabetesmitteln – Top 10 Pharmafirmen mit ihrer veranschlagten Umsatzentwicklung bis 2022

Marktführer Novo Nordisks einmal täglich zu applizierende Injektionstherapie Victoza verliert gegenüber Trulicity an Boden, einer einmal wöchentlich zu injizierenden Alternative von Eli Lilly. Für Novos Kandidaten Semaglutid – auch einmal in der Woche zu injizieren – laufen derzeit noch die Zulassungsverfahren in den USA, Europa und Japan. Obwohl Sanofi mit Lixisenatid bereits einen GLP-1-Kandidaten besitzt, arbeitet die französische Pharmafirma mit der koreanischen Firma Hanmi Pharma im Quantum Project zusammen. Das Projekt könnte Sanofi nach aktuellem Stand bis zu 2,7 Mrd. Euro kosten. Kern des Quantum-Projekts ist der GLP-1-Agonist Efpeglenatid, der unter Umständen sogar seltener als einmal die Woche eingenommen werden müsste. Wie Insuline – und im Gegensatz zu Metformin, Gliptinen und Gliflozinen – müssen GLP-1-Analoga injiziert werden. Das ist der Grund, warum eine bequem per Pille einzunehmende Version von Novos Semaglutid den Markt umkrempeln könnte. Derzeit sind alle zehn Studien des Phase III-Programms „Pioneer“ für orales Semaglutid angelaufen. | 130

Zahlt sich Serviers Glücksspiel aus? „Trotz der Zulassung von mehr als 40 neuen Pillen und Injektionen im Bereich Diabetes hat sich die Situation der meisten Typ 2-Diabetiker in den vergangenen zehn Jahren nicht wesentlich verbessert“, sagt Kurt Graves, CEO von Intarcia Therapeutics, Inc. Das US-Unternehmen überzeugte die französische Pharmafirma Servier, 2014 in einen 1 Mrd. US-Dollar teuren Lizenzdeal einzuschlagen. Intarcias Idee ist, ein GLP-1-Analogon mit einer intelligenten Verabreichungsmethode zu koppeln. Die injektionsfreie Therapie basiert auf einer kleinen, streichholzgroßen osmotischen Pumpe, die unter die Haut geschoben wird und den Körper etwa ein Jahr lang mit dem Medikament versorgt. Nach erfolgreichen Phase III-Studien zur Sicherheit in Bezug auf Herz-Kreislauf-Risiken und zur Wirksamkeit hat Intarcia den Zulassungsantrag in den USA Ende 2016 eingereicht.

Beliebte Kombinations­ therapien Experten rechnen damit, dass Kombinationstherapien zum Pflegestandard beim Diabetes-Management werden. Synergien sind theoretisch bei zwei Behandlungen möglich, bei denen die jeweiligen Medikamente den Blutzucker über voneinander unabhängige molekulare Mechanismen beeinflussen. Im Vergleich zu zwei Einzelinjektionen überzeugt der kombinierte Ansatz durch einfachere Dosierungsschemata und dadurch auch mit einer besseren Adhärenz. Nummer eins ist im Moment das Zusammenspiel aus einem GLP-1-Agonisten und einem langwirksamen Insulin-Analogon – beides Injektionen (Novo: Xultophy = Victoza + Tresiba, Sanofi: Suliqua = Lyxumia + Lantus, Lilly: Trulicity + Abasaglar). Nummer zwei ist die Kombination von Flozinen und Gliptinen in einer zu schluckenden Pille. Hier haben Lilly und Boehringer die FDA- und EMA-Zulassungen für das Kombiprodukt Glyxambi in der Tasche. BioTechnologie Jahrbuch 2017


Künstliche Bauchspeicheldrüse

Beta-O2 Technologies Ltd (Israel) hat ein Implantat entwickelt, das eingekapselte und damit für das Immunsystem unsichtbare lebendige Pankreas-Zellen enthält. Derzeit befindet sich das System „bAir“ in der klinischen Phase I. Die Besonderheit: Einmal am Tag muss die bio-artifizielle Bauchspeicheldrüse von außen durch die Haut mit Sauerstoff versorgt werden. CEO Yuval Avni erklärte gegenüber dem Fachmagazin European Biotechnology die Vorteile des Systems: „Eine standardisierte Aktion am Tag ist deutlich besser als mehrere Injektionen täglich. Und unser Prozess ist einfach, da keine Messungen oder Kalibrierungen notwendig sind.“ Anstatt Blutzucker zu berechnen, die Mahlzeit abzuschätzen und Insulin zu injizieren, gibt es einfach eine Portion Sauerstoff.

Abb.: PiotrMarcinski.com - fotolia.com / ©SL (rechts)

Trotz genauer Methoden zur Überwachung des Blutzuckerspiegels und erheblicher Fortschritte bei der Entwicklung neuer Insuline und anderer Medikamente ist beim T1D (und auch beim fortgeschrittenen, insulinabhängigen T2D) noch viel Luft nach oben. Vor allem die Verabreichung von Insulin in Form von Injektionen durch die Betroffenen selbst wird als suboptimal angesehen. So sind Systeme, die Insulin automatisch und in Abhängigkeit vom aktuellen Glukosespiegel abgeben können, eines der heißesten Themen auf diesem Gebiet. Ideal wäre ein System, das die Bauchspeicheldrüsenaktivität perfekt nachahmen kann. Solche „closed-loop“-Systeme werden oft auch als „künstliche Bauchspeicheldrüsen“ bezeichnet. Es gibt sie in verschiedenen Ausprägungen. Am häufigsten steckt dahinter ein Gerät zur kontinuierlichen Überwachung des Blutglukosespiegels, an das ein Insu-

lininjektor gekoppelt ist. Andere, chemisch kontrollierte Systeme beruhen auf glukoseempfindlichen, insulinhaltigen In-vivo-Hydrogelen – oder auf Insulinvarianten mit eingebauter Glukoseempfindlichkeit.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

131 |


Viren, Antikörper, RNA: die neue Welt der Biopestizide In den vergangenen zehn Jahren haben therapeutische Antikörper die Behandlung von Krebs und Autoimmunkrankheiten grundlegend verändert. Nachdem sie ihren Siegeszug in der Medizin angetreten haben, schicken sich die Moleküle nun an, auch in der Landwirtschaft für Furore zu sorgen. Einige Experten prognostizieren, dass Peptide, Proteine und RNA das Wachstum in den ohnehin schon florierenden Märkten der Biopestizide und Biostimulantien noch befeuern werden. von Martin Laqua | 132

BioTechnologie Jahrbuch 2017


M

it jährlichen Behandlungskosten von 100.000 Euro und mehr je Patient sind therapeutische Antikörper einer der Gründe, warum die Kosten im Gesundheitswesen weiterhin durch die Decke gehen. Es überrascht daher, dass eine belgische Firma ausgerechnet diese kostspieligen Proteine in Obst- und Gemüseplantagen als eine Art Pestizid versprühen möchte. „Unsere Agrobodys sind viel kleinere Varianten von klassischen Antikörpern“, sagt Marnix Peferoen, Mitbegründer und Technologievorstand von Agrosavfe NV aus Gent. Zudem seien die Produktionsstandards in Bezug auf Reinheit und Rückverfolgbarkeit viel niedriger, wenn die Proteine nicht in Patienten injiziert, sondern auf die Felder ausgebracht werden. Laut Peferoen plant Agrosavfe, das erste Produkt aus der Forschungspipeline zu einem attraktiven Preis zu produzieren – einen breit wirksamen Agrobody, der an Pilzzellen bindet und diese tötet.

Abbildung: Plant Advanced Technologies (links)

Agrobodys wurden nach der Entdeckung von speziellen schwerkettigen Antikörpern entwickelt, denen die üblicherweise bei Antikörpern vorkommenden leichten Ketten fehlen. Bisher wurden sie bei Kamelen und Haien nachgewiesen. Konzeptionell identische Single-Domain-Antikörper – genannt „Nanobodies“ – werden als Therapeutika bei der belgischen Ablynx NV entwickelt. Genau wie normale Antikörper haben Agrobodies eine hohe Affinität und Spezifität für ein bestimmtes Ziel – Eigenschaften, die einen Mehrwert für einen optimalen Pflanzenschutz bieten können. Im März 2017 vermeldete Agrosavfe den Einstieg von Sofinnova, einem prominenten Investor aus dem Bereich der industriellen Biotechnologie. Die laufende Serie BRunde wurde auf 11 Mio. Euro erweitert. Damit hat die Ausgründung des Flandern-Instituts für Biotechnologie (Vlaams Instituut voor Biotechnologie, VIB) die Weichen gestellt, um die Registrierung des antifungalen Agrobodys im kommenden Jahr anzugehen. „Unsere Daten zeigen, dass das Biofungizid für menschliche Zellen, Pflanzen und auch Bienen nicht toxisch ist“, erklärte Peferoen gegenüber dem Fachmagazin European Biotechnology. „Die größte Aufgabe ist jetzt, die Produktion um einen Faktor größer Tausend auszuweiten. Unsere Laboransätze liefern derzeit zweistellige Milligramm-Mengen. Im Laufe des nächsten Jahres wollen wir dreistellige GrammMengen pro Charge erzeugen.“ Pflanzenpathogene stellen die größte Gefahr für die Ernten dar. Es wird geschätzt, dass die Nahrungsmittelpflanzenproduktion um 25 bis 50% beeinflusst wird. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Synthetische Pestizide bleiben der Goldstandard für den Schutz von Kulturen. Die übermäßige Verwendung vieler Pestizide hat jedoch zu einer erhöhten Resistenz, einem verbesserten Erreger-Wiederaufleben, zu toxikologischen Implikationen für die menschliche Gesundheit und zu mehr Umweltverschmutzung geführt.

Synthetische Pestizide durch Biologie ersetzen Im Gegensatz dazu sind Biopestizide biologisch abbaubar, erneuerbar und im Allgemeinen ungiftig (außer für die Schädlinge). Sie können helfen, hohe Erträge zu gewährleisten, und die Produktionskosten können im Vergleich zu vielen herkömmlichen Pestiziden tatsächlich niedriger sein. Biobasierte Lösungen für den Schutz der Gesundheit der Nutzpflanzen nehmen immer noch nur einen einstelligen Prozentsatz des 60 Mrd. US-Dollar schweren Pflanzenschutzmarktes ein. Allerdings sind die Marktanalytiker von Wiseguyreports überzeugt davon, dass das Wachstum anziehen wird. Bis 2021 schätzt die Firma, dass der globale Biopestizidmarkt von 3,14 Mrd. US-Dollar (2016) auf 6,77 Mrd. US-Dollar klettern wird. Analysten bei Lux Research glauben, dass der Biopestizidmarkt den synthetischen Pestizidmarkt um das Jahr 2050 herum überholen wird. Das Wachstum wird durch die hohe Prävalenz vieler Ernteerkrankungen und die steigende Nachfrage aus dem ökologischen Landbau getrieben – obwohl die Mehrheit der Biopestizide immer noch in Kombination mit konventionellen (chemischen) Pestiziden in sogenannten Integrated Pest Management (IPM)-Programmen verwendet wird. Etwa ein Drittel der als biologisch klassifizierten Pflanzenschutzmittel bestehen aus Mineralien. Andere biobasierte Lösungen – Makroorganismen wie Insekten, Milben und Nematoden, Mikroben wie Bakterien und Pilze, Pflanzenextrakte, Viren und biotechnologisch hergestellte Verbindungen – machen den Rest aus. Auch aus der Politik bekommen die Biopestizide jetzt Rückenwind: Im Frühjahr 2017 hat das Europäische Parlament die EU-Kommission aufgefordert, bis Ende 2018 einen Gesetzgebungsvorschlag vorzulegen, mit dem ein Schnellverfahren für die Bewertung, Zulassung und Registrierung von Pestiziden biologischen Ursprungs mit geringem Risiko eingeführt wird. Bislang sind nämlich erst sieben Wirkstoffe, die als Wirkstoffe mit geringem Risiko eingestuft wurden, in der EU genehmigt worden. 133 |


Europäische Firmen im Bereich Biopestizide & Biostimulantien (Auswahl) Firma

Geschäftsfeld

Agrinos (Zentrale in Oslo, F&E in den USA, Produktion in den USA und Mexiko)

Biostimulantien (biotechnologisch hergestellte Nährlösungen für Blätter und Wurzeln, chitinbasiertes Pulver für Wurzeln)

Andermatt Biocontrol

Bioinsektizide (basierend auf Viren & Pilzen); Biofungizide & Biostimulantien

BASF

klassische Pestizide; einige Bioinsektizide & Biofungizide

Bayer (ohne Monsanto)

klassische Pestizide; Bionematozide, Biofungizide, Bio­insektizide, Biostimulantien

Biobest

Biopestizide (basierend auf Insekten, Milben & Nematoden)

Biotop (Teil der Invivo-Gruppe)

Bioinsektizide (basierend auf Milben & Trichogramma-Wespen)

Bi-PA

Biofungizide (Einsatz in Weinstöcken)

Capua Bioservices (Teil der LiviaGruppe) als CMO für Vestaron (USA)

Bioinsektizide (ursprünglich aus Spinnengift gewonnene, biotechnologisch mit Hefepilzen hergestellte Peptide), Produktfamilie „Spear“ (teilweise mit Bt) gegen Thrips, Läuse, Spinnmilben (Blumen und Gemüse), Kartoffelkäfer

De Sangosse

Biopestizide (gegen Nagetiere, Nacktschnecken, Mehltau, Motten), Biostimulantien

Edenshield

Schutz vor Insekten durch Geruchsmaskierung

Evogene (zusammen mit der US-Firma Marrone Bio Innovations)

Bioinsektizide (gegen Eulenfalter), mehrjährige Zusammenarbeit mit Fokus auf der Entdeckung und Validierung neuer Proteine als Insektizide

Isagro

klassische Pestizide; 15% Biofungizide und Biostimulantien

Koppert Biological Systems

Bioinsektizide, Biofungizide, Biostimulantien

Novozymes (zusammen mit dem US-Konzern Monsanto als BioAg Alliance)

mikroorganismenbasierte Pflanzenschutzlösungen, derzeit noch im F&E-Stadium (Screening der mehr als 10.000 Mikroorganismen fassenden Novozymes-Datenbank, Feldversuche von Monsanto auf mehr als 340.000 Flurstücken); Screening-Spezialist Organobalance (Deutschland) als jüngster Novozymes-Zukauf

Plant Advanced Technologies

Biopestizide (F&E-Phase), Pflanzenextrakte für die Kosmetik- und Pharmaindustrie (Produktionsphase)

Syngenta

klassische Pestizide; Bionematozide, Biostimulantien, RNAi

Valagro

traditioneller Schwerpunkt auf Biostimulantien, nach dem Kauf von Sribiotech (Indien) auch Biopestizide

Ein spannender Ansatz für die Entwicklung neuer Biopestizide wird unter anderem von Bayer (Deutschland), Monsanto (USA) und Syngenta (Schweiz) verfolgt: RNAInterferenz verwendet speziell entworfene RNA-Moleküle, um die Aktivität eines gezielten Gens vorübergehend in einem bestimmten Organismus abzuschalten. Monsanto experimentiert zum Beispiel mit RNA-Produkten als Herbizide, um glyphosatresistente Palmer-Amaranth und Waterhemp zu bekämpfen, als Viruzide zur Bekämpfung von Tospoviren in Tomaten und Paprika, als Insektizide gegen den Colorado-Kartoffelkäfer und als mögliche Waffen zum Bekämpfen der Varroamilben und Viren in Bienenkolonien. Obwohl RNA-Interferenz selbst eine vielversprechende Technologie ist, stehen noch große Hindernisse im Weg, unter ihnen die Entwicklung von Liefermethoden zum Handlungsort und kostengünstige Herstellungsverfahren für die maßgeschneiderten RNA-Moleküle. | 134

Man kann nicht nur Kühe melken Das Versprühen von RNA oder Antikörpern auf Feldern ist nur ein biologischer Ansatz für die Zukunft der Schädlingsbekämpfung. Die Technologie von Plant Advanced Technologies (PAT) ist ein weiterer. Die an der Börse Euronext gelistete Firma hat das „Pflanzenmelken“ entwickelt – einen Weg, die Wurzeln der Pflanzen anzuzapfen, ohne sie dabei zu zerstören. Im Wurzelsaft sucht PAT nach aufregenden unbekannten Molekülen. Nach einjähriger Prüfung der Expertise des französischen Startups unterzeichnete das deutsche Industrieschwergewicht BASF im September 2016 eine Kooperationsvereinbarung mit PAT für neuartige biochemische Leads im Pflanzenschutz. Philip Lane, Vizepräsident für globale Forschung und Entwicklung der BASF-Abteilung „Pflanzenschutz“, erklärt, warum seine Firma von der Technologie so begeistert ist: „Die Zusammenarbeit mit PAT bietet uns BioTechnologie Jahrbuch 2017


die Möglichkeit, biologische Quellen zu nutzen, um Pflanzenschutzmittel effizienter zu identifizieren.“ Lane ergänzte, dass ein Grund für den Optimismus die Möglichkeit ist, viele tropische Pflanzen mit der Technologie zu erforschen, die in der Vergangenheit nicht gründlich und systematisch untersucht wurden. „Darüber hinaus hilft die PAT-Zielbindungs-Technologie, Komponenten der Pflanzenextrakte zu identifizieren und zu isolieren, die an das erforderliche Enzym binden. Dies ermöglicht eine effektivere Identifizierung von natürlich abgeleiteten Produkten mit den Vorteilen guter toxikologischer und umweltfreundlicher Sicherheitsprofile“, sagte der BASF-Manager. Letzten Endes liegt das größte Versprechen der Technologie im Bereich der Entdeckung von Pflanzenschutzmitteln mit völlig neuen Wirkungsweisen. Die BASF entschloss sich nach einem entscheidenden Ereignis, sich zu engagieren: PAT enthüllte die Entdeckung und erfolgreiche Validierung einer Reihe von Zielen und Biomolekülen. Diese Pflanzenschutzmoleküle sind auch Teil der neuen Zusammenarbeit von PAT und BASF. Lane ergänzte, dass die BASF entschlossen ist, „die Produkte zu nutzen, die wir in dieser Zusammenarbeit in einem breiten Maßstab finden.“ PAT betont, dass die seltenen Verbindungen, die sie findet, industriell hergestellt werden können. Aber die BASF entscheidet von Fall zu Fall. „Traditionelle Chemie kann eine Option sein. Oder wir könnten Techniken wie Genome Mining verwenden, um nach anderen natürlichen Organismen – wie Mikroorganismen – zu suchen, die diese Metaboliten produzieren können. Das würde die Möglichkeit eröffnen, Fermentationstechniken für die Großproduktion zu verwenden“, sagt Lane.

Ein Industriezweig nimmt Fahrt auf In der Landwirtschaft wurden biologische Lösungen in der Regel als „hit or miss“ gesehen. Landwirte sehen sie als weniger wirksam an als herkömmliche Pestizide, inkonsistent und schwer zu implementieren. Aufgrund von Resistenzproblemen und erhöhtem Druck von Verbrauchern und Regulatoren zur Verringerung der synthetischen Pestizidnutzung fand im Hintergrund ein Umdenken statt. Bereits im Jahr 2008 begann die Agrochemieindustrie, sich in diesem Bereich zu engagieren und damit das Wachstum des Marktes zu beschleunigen. Bis zum Jahr 2010 hatten die meisten großen Unternehmen ihre eigene Pipeline von Produkten durch Zukäufe von Biologika-Anbietern aufgestellt. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Ein wichtiger Meilenstein war das Jahr 2011, als Novozymes die in den USA beheimatete EMD/Merck Crop Bioscience für 275 Mio. US-Dollar von der Merck KGaA kaufte. Der weltweit führende Hersteller industrieller Enzyme aus Dänemark war bereits 2007 in das landwirtschaftliche Biosolutions-Geschäft eingestiegen. Doch Novozymes wurde erst nach der größten Akquisition in der Firmengeschichte zu einem anerkannten Spieler im Feld. Um die Entwicklung zu beschleunigen, haben sich Novozymes und Monsanto zusammengeschlossen und etablierten die BioAg Alliance, die darauf abzielt, „neue mikrobielle Lösungen zu entdecken, die die Landwirtschaft verändern werden“. In der Allianz bietet der Fermentationsspezialist Novozymes das Scale-up und die Produktion von mikrobiellen Produkten an. Monsanto bringt seine umfangreichen Feldtests ein und ist verantwortlich für die Registrierung und Vermarktung der daraus resultierenden Produkte. Eine weitere bemerkenswerte Akquisition war der Kauf von Becker Underwood durch die BASF für 785 Mio. Euro im Jahr 2012. Das wichtigste Kapital der US-Firma waren ihre Nematoden – mikroskopisch kleine Würmer, die dazu beitragen können, Schädlinge wie Rüsselkäfer und Motten in Schach zu halten.

Nicht so neu, wie man denkt Während der Hype um die biologische Kontrolle von Unkraut und Schädlingen noch ganz neu ist – die Grundidee selbst ist es nicht. Pflanzenextrakte wurden schon 400 v. Chr. verwendet, um Insekten zu kontrollieren, und Mikroben seit dem frühen 20. Jahrhundert. Das erste mikrobielle Pestizid war Bacillus thuringiensis (Bt). Die kristallinen insektiziden Proteine, die durch das Bakterium und seine Sporen produziert werden, sind heute noch in Gebrauch. Interessanterweise wurde eine der ersten genetisch veränderten Nutzpflanzen mit Toxin-exprimierenden Genen aus Bt ausgestattet – eine Tabakpflanze, die von der belgischen Firma Plant Genetic Systems entwickelt wurde. Verschiedene Stämme des Mikroorganismus sind dafür bekannt, unterschiedliche Klassen von Toxinen zu exprimieren, die wiederum auf diverse Insekten abzielen. Bt und seine Toxine können als Pulver- oder Flüssigkeitssprays formuliert werden. Um den InsektizidEffekt zu maximieren, werden häufig mehrere Toxine bei der Herstellung von Bt-Formulierungen kombiniert. Derzeit gibt es über 400 von ihnen auf dem Markt. Die bisher charakterisierten Bt-Stämme zielen auf Mitgliedern von drei Insektenordnungen ab: Lepidoptera 135 |


Marnix Peferoen

Technologievorstand, Agrosavfe NV (Belgien) Welche Anwendungen entwickelt Agrosavfe?

Schädling – sie erhöhen das Wachstum der Pflanze. Das Segment ist in Sachen Umsatz 1,6 Mrd. US-Dollar schwer, und es wächst zweistellig, wenn auch nicht so schnell wie die Biopestizid-Kategorie.“ Solche Zahlen sind schwer zu beurteilen, denn – trotz der jüngsten Bemühungen, den Regulierungsstatus der Substanzen zu klären, gibt es eine rechtliche oder regulatorische Definition von Pflanzenbiostimulantien nirgendwo auf der Welt. Die offensichtlichsten Biostimulantien sind Aminosäuren. Die Versorgung der Pflanze mit fertigen Aminosäuren oder Peptiden spart ihnen Energie, was zu einem schnelleren Wachstum führt. Da die chemische Synthese von Aminosäuren immer noch teuer ist, erwerben die meisten Hersteller sie durch enzymatische Hydrolyse von Peptiden und Proteinen aus Abfällen wie Fischgräten oder Erntegutrückständen. Diese Methode stellt auch sicher, dass die resultierenden Aminosäuren „L“ (linksdrehende) Isomere sind, die effektiv genutzt und von Pflanzen assimiliert werden können.

Neben Bakterien und bakteri„Unsere Agrobodies sollen entweellen Toxinen ist auch der Einder als richtige Biopestizide zum satz von Viren im biologischen Einsatz kommen – wie bei unserem Pflanzenschutz etabliert. Ein Wirkstoffprogramm gegen PilzkrankBeispiel sind Baculoviren, die heiten – oder als Trägermedium mit Insekten befallen. Bisher wurbestehenden Pflanzenschutzmitteln den 600 Wirtsarten beschriekombiniert werden. Im zweiten ben, unter ihnen Schmetterlinge und Käfer. Die Schweizer Anwendungsfall verpacken wir beFirma Andermatt Biocontrol kannte Wirkstoffe in Mikrokapseln, bietet die wirtsspezifischen Vidie außen mit unseren antigenspeziren als Mittel gegen Obst- und fischen Agrobodies bestückt sind. Je Gemüseschädlinge an. Auch nach Kapsel kann der Inhalt langsam gegen Baumwoll-, Soja- oder oder schnell freigegeben werden. Zierpflanzenschädlinge gibt Weil die Pestizide durch die Kapseln es Präparate auf Basis von Badirekt an den Ort der besten Wirkculoviren. Der große Nachteil samkeit dirigiert werden können und des biologischen Pestizids ist die Abgabe aus den Kapseln optiMehrere Poly- und Oligomere die langsame Wirksamkeit: Inmiert werden kann, ist es möglich, biologischen Ursprungs oder fizierte Insekten schädigen die mit unseren besseren Formulierun(hemi)synthetische Varianten Nutzpflanze noch eine Weile, gen die Dosierung der Pestizide zu werden zunehmend in der bevor sie sterben. Eine Lösung reduzieren.“ Landwirtschaft als Auslöser der könnten rekombinante Viren Pflanzenverteidigung oder als sein, die zusätzlich Gene für insektenspezifische Toxine enthalten. Erste Feldtests Wachstumsförderer eingesetzt. Dazu gehören Algenpolysaccharide und Chitosan – eine deazetylierte Form bestätigen die Wirksamkeit des Ansatzes. des Biopolymers Chitin. Die Lipochitooligosaccharid „Schließlich gibt es noch eine Kategorie: pflanzliche Sti- (LCO)-Technologie von Novozymes entkoppelt beimulantien – oder Biostimulantien“, sagt Pam Marrone, spielsweise die Pflanzenentwicklung von sonst wichtiCEO und Gründer der US-amerikanischen Firma Mar- gen Signalen aus dem Boden. Ein weiteres Beispiel ist rone Bio Innovations. „Dies könnten Mikroben oder na- das Produkt Erger der italienischen Firma Valagro. Es turidentische Substanzen sein. Sie kontrollieren keinen ist ein Biostimulans für Kirschen, Trauben, Kiwis und | 136

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Peferoen

(Schmetterlinge und Motten), Diptera (Moskitos und beißende Fliegen) und Coleoptera (Käfer). Bt-Forschung und -Produktentwicklung sind immer noch in vollem Gange, da die Entwickler erkannt haben, dass lokale Isolate von Bt eine bisher nicht genutzte biologische Kontrollressource darstellen könnten. Solche lokalen Populationen haben einen Vorteil: Sie sind an lokale Insektenwirte angepasst. Daher erwarten die Wissenschaftler, dort leistungsstarke Biokontrollagenten zu finden, wo der Schädling vorkommt.


Äpfel, das ausgewählte Diterpene und Polysaccharide enthält und mit Calcium und Stickstoff angereichert ist. Angewendet wird es in Gegenden, in denen die Nutzpflanzen keine für ihre normale Entwicklung essentielle Kälteperiode durchgemacht haben – zum Beispiel nach einem milden Winter. Das Mittel löst bei der Pflanze Stoffwechselprozesse aus, die zur Unterbrechung der Winterruhe führen. Die Anwendung führt zu einer synchronisierten Keimung und einer Verringerung der Anzahl von Blindknospen, was wiederum zu einer erhöhten Produktivität führt. Valagro entwickelte das Produkt zusammen mit dem niederländischen Dienstleister Nsure – einem dedizierten Biotech-Unternehmen, das sich auf die Messung der Genaktivität in der landwirtschaftlichen Verwertungskette spezialisiert hat.

Abb.: Novozymes/BioAg Alliance

Der Markt für natürliche und natürlich vorkommende Produkte hat seinen Ursprung in einer kleinen, aber stimmgewaltigen Kundenbasis, die chemische Pestizi-

de und „unnatürliche“ genetische Manipulationen in Pflanzen ablehnt. Aber die in den vergangenen Jahren zahlreichen Aufkäufe von Firmen, die sich dem biologischen Pflanzenschutz verschrieben haben, machten deutlich, dass das Thema mittlerweile auch auf der Agenda der riesigen multinationalen Saatgut- und Pflanzenschutz-Unternehmen steht. Durch die Nutzung der jahrzehntelang bewährten Formulierungs- und Prozessverbesserung der Branche haben sich die Haltbarkeiten biologischer Pflanzenschutzlösungen deutlich erhöht. Trotz der einsetzenden Konsolidierung erwarten Experten jedoch, dass die kleinen Unternehmen noch einige Jahre mit den großen Akteuren konkurrieren können, denn die F&E-Kosten für den biologischen Pflanzenschutz sind deutlich niedriger als die entsprechenden Kosten bei der Entwicklung konventioneller Mittel. Die Landwirtschaftsbranche an sich ist vielleicht noch konservativ, sie zeigt sich aber zunehmend offen für außergewöhnliche Ideen und Technologien.

Die BioAg Alliance zwischen Novozymes und Monsanto betreibt Freilandversuche mit mikrobenbasierten Biopestiziden und Biostimulantien – unter anderem auf Sojabohnenfeldern. BioTechnologie Jahrbuch 2017

137 |


Bioökonomie digital: „Smarte Biologisierung“ von Prof. Dr. Stefanie Heiden, Sprecherin des Innovationsraums BioDigit

Mit Verabschiedung der UN-Nachhaltigkeitsziele (Agenda 2030), dem G7-Bekenntnis zur Dekarbonisierung in diesem Jahrhundert und der Unterzeichnung des Klimaschutzabkommens von Paris ist die wissensbasierte Bioökonomie mehr denn je als Treiber und Motor des Strukturwandels zu einer nachhaltigen biobasierten Wirtschaft in den Fokus nationaler wie internationaler Anstrengungen gerückt. Dabei kommt der konsequenten Verknüpfung der Biotechnologie/Bioökonomie mit der Digitalisierung in interdisziplinären Ansätzen und übergreifenden Fragestellungen eine herausragende Bedeutung zu: Sie rückt nämlich die „Smarte Biologisierung der Wirtschaft“ als Instrument einer gesamtgesellschaftlichen, nachhaltigen Transformation in den Mittelpunkt forschungspolitischen, unternehmerischen und gesamtgesellschaftlichen Handelns.

fung der Potentiale beider Gebiete, eröffnen vielversprechende Synergien auf dem Weg zu einer nachhaltig transformierten Gesellschaft im Sinn der Agenda 2030. Dabei setzt BioDigit nicht allein auf Technologie-Konvergenz, sondern betrachtet das Thema auf den Ebenen von Wissens-, Technologie-, Applikations- und Industrie-Konvergenz gleichermaßen (siehe Abb.). Ausgehend von diesen Konvergenzen werden in BioDigit vier entscheidende Sektoren betrachtet, die für das Erreichen der Zielvorstellungen ausschlaggebend sind: Innovation, Kommunikation, Bildung und Geschäftsfeldentwicklung. Die Bedürfnisse einer nachhaltig transformierten Gesellschaft stehen im Mittelpunkt. Die gelebte Partizipation und Kommunikation mit allen Stakeholdern stellt ein Erreichen der genannten Ziele sicher.

Ebenso wie die Digitalisierung gilt die „Biologisierung“ der Wirtschaft als Schlüssel für die nächste große KondratieffInnovationswelle. Dieser kommende, im Aufschwung begriffene sechste Zyklus wird ein „grüner“, sprich ein nachhaltiger sein – im Sinne von Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen, nämlich Ökonomie, Ökologie und Soziales. Eine Bioökonomie-Strategie, die eine biobasierte Wirtschaft anstrebt, wird ohne Digitalisierung in den Feldern Big Data, Internet der Dinge oder Industrie 4.0 nicht gelingen. Die Triebkräfte dafür sind das Sichern einer technologisch führenden Position, Wirtschaftswachstum sowie positive soziale und Umwelteffekte im Sinne der „Großen Transformation“ nach WBGU. Dabei setzt sie auf nachhaltige Orientierung, wohl wissend um die Bedeutung einer „Greening Economy“ und um das Potential der Biotechnologie als Schlüsseltechnologie (Agenda 21) zur Umsetzung des Leitbilds einer nachhaltigen Entwicklung. Sie bietet in Verknüpfung mit der Digitalisierung die Basistechnologie für den neuen, nachhaltigen Kondratieff-Zyklus.

Umfassender Ansatz

Genau diesem Anliegen, der innovierenden Verknüpfung von Biologisierung und Digitalisierung, widmet sich der im Herbst 2016 ins Leben gerufene und durch das BMBF im Februar 2017 zur Förderung priorisierte BioökonomieInnovationsraum BioDigit – Triggering Sustainable Bioeconomy. BioDigit widmet sich mittels innovativer, trans- und interdisziplinärer Herangehensweisen der umfassenden und raschen Biologisierung der Wirtschaft. Die Verknüp| 138

Mit BioDigit wird erstmalig ein Fundament für eine „Digitale Bioökonomie“ geschaffen: Ziel ist das Vorantreiben einer umfassenden ressourcen- und energieeffizienten Erforschung und breiten Umsetzung biobasierter Produkte und Prozesse auf Basis zukunftsorientierter wissensbasierter Methoden, umfassender Digitalisierung und Wirksamkeitsuntersuchungen einschließlich Nachhaltigkeitsbewertung und Akzeptanzstudien. BioDigit zielt auf neue oder bereits bestehende biobasierte Wert- und Wirkstoffe in neuartigen und nachhaltigen Prozess- und Produktionskonzepten, aber auch auf neuartige biobasierte Verfahren und Dienstleistungen, mittels überarbeiteter oder neu aufgesetzter Prozess- und Produktionskonzepte. Hochvernetzte Technologien und Informationsgewinnung durch Datenverarbeitung bieten hochflexible, modularisierte und individualisierte Ansätze und Lösungen für die Bioökonomie. Begleitende Aus- und Weiterbildungsansätze erstrecken sich über alle Altersklassen, Bildungsverläufe und -stufen. Digitalisierung, Big Data, Industrie 4.0, Smart Services – diese Begriffe und Schlagworte beherrschen die Diskussion, wenn es um die Herausforderungen und Chancen für eine wettbewerbsfähige und vernetzte (Industrie-)Gesellschaft geht. Für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sowie die Politik ist der digitale Wandel zur zentralen Gestaltungsaufgabe geworden. Informations- und KommuBioTechnologie Jahrbuch 2017


nikationstechnologien sind Schlüssel und Ansatzpunkte für zukunftsorientierte Lösungskonzepte in Bezug auf die digitale Transformation. Laut Roland Berger entsteht für Deutschland durch Digitalisierung eine zusätzliche Wertschöpfung von 425 Mrd. Euro bis 2025. Ein ähnlich positiver Wachstumstrend kann aktuell anhand von Entwicklungen einer Kernkompetenz der Bioökonomie-Strategien, nämlich der Biotechnologie, abgelesen werden. So sind Gewinne bzw. Gewinnerwartungen von Unternehmen im Biotechnologie-Sektor in den Jahren von 2009 bis 2015 um 425% gestiegen. Ein solches Wachstum wird vor allem durch eine robuste Forschungslandschaft und den effizienten interdisziplinären Wissens- und Technologietransfer von wissenschaftlichen Forschungszentren hin zur produzierenden Industrie vorangetrieben. Allerdings ist das Potential im Bereich industrieller Biotechnologie-Lösungen noch bei weitem nicht ausgereizt. So möchte man auf die Frage von Kanzleramtsminister Peter Altmaier „ob wir neben der digitalen Agenda auch eine Agenda Biotechnologie brauchen“, gerne und beherzt wie folgt antworten: „Unser Land und unser Globus brauchen keine ‚Agenda neben‘, sondern eine ‚Agenda mit‘, sprich eine gekoppelte Agenda, die beide Entwicklungsstränge gleichermaßen im Blick hat: Denn die interessantesten Innovationen entstehen an Schnittstellen, weshalb sich Herangehensweisen im Sinne eines Cross- oder Open-Innovation-Ansatzes immer weiter verbreiten. Es bedarf allerdings eines dezidierten, das heißt klar dokumentierten und nachdrücklichen Willens einer gestaltenden Politik, um die Grundlagen für eine solch umfassende Transformation zu legen. Nur so wird es gelingen, eine industrielle Erneuerung (im Sinn einer neuen Gründerzeit,wie auch im Sinn einer dekarbonisierten Gesamtgesellschaft), aber auch eine neue Innovationskultur (einschließlich entsprechend zu schaffender, darauf abgestimmter Finanzierungssysteme und -rahmenbedingungen sowie Translationsansätze) für eine nachhaltige Wirtschaft und Gesamtgesellschaft zu realisieren. Durch innovative Verknüpfung von Digitalisierung und Biologisierung, den Querschnittstechnologien des 21. Jahrhunderts, kann es Deutschland gelingen, nicht nur weltweit führend im Bereich des Erfindens/des Innovierens zu sein, sondern auch weltweit Maßstäbe im Bereich nachhaltiger Innovationen zu setzen. Hierfür braucht es stets mutiges Unternehmertum, denn Innovation bedarf immer der unternehmerischen Überführung von Erfindungen in den breiten Markt. Mit dem durch BioDigit verfolgten, ungewöhnlichen Ansatz wollen die Gründer gemeinsam mit allen Mitstreitern aus Wirtschaft, Akademia und Gesellschaft dazu beitraBioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: Der Innovationsraum BioDigit

gen, den nachhaltigen Strukturwandel zu beschleunigen, indem ganze Wertschöpfungsketten transformiert werden („Green Economy“) und neue, teils ungewöhnliche, sektorübergreifende Netzwerke etabliert werden. Dabei werden technologische, organisatorische und soziale Innovationen gleichermaßen berücksichtigt und mittels Begleit-, Wirkungs- und Umsetzungsforschung in allen Phasen der Prozessentwicklung unterstützt. Nur mit Hilfe ressortübergreifender, nationaler Forschungsstrategien, die sich an den Leitbildern nachhaltigen Konsums, nachhaltigen Lebensstils, nachhaltiger Produktion und nachhaltigen Wachstums durch Innovationen mit Hilfe regulatorischer Maßnahmen und verbesserter Ausbildungsangebote in der „Digitalen Bioökonomie“ orientieren, können wettbewerbssichernde Forschung und Entwicklung gestärkt und der Technologietransfer beschleunigt werden. Ein wichtiger Motor sind dabei strategische Allianzen von Wissenschaft und Wirtschaft (Public-Private-Partnership). Gleichzeitig eröffnet der Wandel auch zusätzliche Chancen, die es zu nutzen gilt: Neue Ideen lassen neue Geschäftsmodelle für innovative Dienstleistungsangebote rund um die „Digitale Bioökonomie“ entstehen, angefacht auch durch die Förderung des Existenzgründungsgedankens in den Hochschulen (Entrepreneure, Gründungskultur und Unternehmertum). Mit einer nationalen Forschungsstrategie „Digitale Bioökonomie“ könnte eine weichenstellende Technologieplattform für eine zukunftsorientierte, wissensbasierte und nachhaltige Wirtschaftsform geprägt werden. Kontakt: stefanie.heiden@uni-osnabrueck.de 139 |


Extrazellulär und extrem vielversprechend Extrazelluläre Vesikel (EV) sind winzig – und trotzdem werden sie in den kommenden Jahren ganz groß rauskommen. Lange als bloße Müllabfuhr der Zelle verkannt, haben sich die kugeligen Partikel inzwischen als wichtige Komponente der Signalübertragung zwischen Zellen herausgestellt. Sie können als Impfstoffe fungieren, immuntherapeutische Krebsmedikamente transportieren oder in der regenerativen Medizin eingesetzt werden: Ideen und Märkte rund um EV wachsen rasant. von Sascha Karberg

| 140

BioTechnologie Jahrbuch 2017


J

Abb.: Qiagen (links)

ahrzehntelang nahmen Zellbiologen die membranösen Kügelchen kaum wahr, mit denen Zellen – wie mit winzigen Schneebällen – um sich werfen. Wenn sie die Partikel wahrnahmen, dann wurden sie als Zellbruchstücke oder bestenfalls als Müllschlucker interpretiert, die unverdaubaren Abfall aus der Zelle schaffen. Diese Auffassung hat sich gewaltig geändert. Inzwischen werden die Nano-Schneebälle als wichtige Signalüberträger zwischen Zellen anerkannt, als eine Art FlaschenpostSystem, mit dem sich die Zellen wichtige Botschaften übermitteln. Und trotz ihrer unterschiedlichen Größe und Entstehungsweise in der Zelle haben sie einen ordentlichen Namen bekommen: Extrazelluläre Vesikel (EV). Nun werden sie sogar gehandelt als das nächste große Ding nach RNA- und CRISPR/Cas9-Revolution in der Gesundheits- wie in der biologischen Grundlagenforschung. Denn die extrazellulären Vesikel versprechen einen neuen Ansatzpunkt für Diagnostiken und Therapien: „Die Leute verstehen jetzt, dass wir nicht über Artefakte oder zufällig entstehenden Zellmüll sprechen, sondern über ein völlig neues System der Kommunikation zwischen Zellen, das sowohl regenerative als auch entzündliche Prozesse und sogar die Entstehung von Krebs im menschlichen Körper beeinflusst“, sagt Bernd Giebel, ein Pionier der EV-Forschung und Stammzellbiologe an der Essener Universitätsklinik. Während 2008 nur etwa 50 wissenschaftliche Veröffentlichungen über EV berichteten, sind es acht Jahre später schon weit über 2.000 jährlich. Und im August 2016 widmete sich eine Gordon-Konferenz den „Microbubbles“ oder „Mikrovesikeln“, wie sie mitunter genannt werden. „Das Feld steckt noch in den Kinderschuhen, aber in den vergangenen Jahren hat sich die Entwicklung enorm beschleunigt“, sagt Giebel. Die ersten Hinweise, dass Zellen Mikrovesikel gezielt und als Teil eines biologischen Prozesses in den Zwischenraum abgeben, stammen von 1977 und von elektronenmikroskopischen Untersuchungen sechs Jahre später. Doch jahrelang konnten Forscher nur wenig über die Funktion dieser Vesikel herausfinden. Zwei Jahrzehnte vergingen, bis entdeckt wurde, dass die von Immunzellen (B-Zellen) abgegebenen Vesikel T-Zellen zu bestimmten Immunreaktionen anregten. Größere Popularität gewann das EV-Feld dann durch eine Forschungsarbeit von Mariusz Ratajzak, damals an der Universität Louisville in den USA, die er nach mehreren, jahrelang vergeblichen Versuchen 2006 im Fachblatt Leukemia veröffentlichen konnte. Darin beschrieb der renommierte Stammzellforscher, dass EV embryonaler BioTechnologie Jahrbuch 2017

Stammzellen sowohl RNA als auch Proteine zu Blutvorläuferzellen transportieren und so deren Entwicklung in unterschiedliche Bahnen lenken. Der erste Nachweis, dass extrazelluläre Vesikel Informationsüberträger sind und Verhalten und Entwicklungsschicksal der Empfängerzellen elementar beeinflussen können, womöglich sogar in jeden physiologischen, aber auch pathologischen Prozess involviert sind – sei es Neurodegeneration, Krebs oder Entzündung. Welche Funktionen extrazelluläre Vesikel übernehmen und wie diese Prozesse reguliert werden, darüber wissen Forscher wie Giebel allerdings noch recht wenig. Kaum etwas ist bekannt über die Biogenese, den Ent-

Tab. 1: NIH-registrierte klinische Versuche zur Entwicklung EV-basierter Therapeutika Krankheit/ Patientenzahl/ Studienphase

Zelltyp/ Anwendung

Literatur

Melanom, Phase III/IV, ­metastatisch, n=15, Phase I, nicht ­verblindet

EVs von autologen, aus Monozyten hervorgegangenen dendritischen Zellen, subkutan injiziert

Escudier et al.

nichtkleinzelliger Lungenkrebs, Phase IIIb, N04, Phase IV, n=9, Phase I, nicht verblindet

EVs von aut., aus Monozyten hervorgegangenen dendr. Zellen, subkutan/intradermal injiziert

Morse et al.

Dickdarmkrebs, Phase III/IV, n=40, Phase I, nicht verblindet

autologe, aus Bauchwassersucht hervorgegangene EVs, subkutan injiziert

Dai et al.

Dickdarmkrebs, n=35 (geschätzte Aufnahme), Phase I, nicht verblindet

pflanzliche Nanovesikel (Verabreichungsweg unbekannt)

NCT01294072

Typ I-Diabetes, n=20 (geschätzte Aufnahme), Phase I, nicht verblindet

EVs aus aut., IFN-ggereiften und aus Monozyten hervorgegangenen dendr. Zellen, intradermal inj.

NCT02138331

nichtkleinzelliger Lungenkrebs, n=22, Phase II, nicht verblindet

EVs aus aut., IFN-ggereiften und aus Monozyten hervorgegangenen dendr. Zellen, intradermal inj.

NCT01159288 Besse et al. (22)

ösartiger Pleuralb erguss, n=30 (geschätzte Aufnahme), Phase II, nicht verblindet

Mikropartikel aus Tumorzellen werden als Vektoren für Chemotherapeutika in Pleuralspalte/Bauchfellhöhle verabreicht.

NCT01854866

AEx (Ascited-derived exosomes), CT (clinical trials), s.c.inj (subcutaneous injection), NIH (National Insitute of Health) Source: Giovanni Camussi/ T. Lehner et al., Journal of Extracellular Vesicles 2015

141 |


Präzise Methoden fehlen Obwohl inzwischen viele Kits auf dem Markt sind, mit denen sich Exosomen aus einer Zellkultur aufreinigen lassen, fehlen Forschern hinreichend präzise Methoden, bestimmte Typen von EV zu isolieren und zu untersuchen. Selbst besonders sorgfältig und aufwendig präparierte Isolate enthalten in der Regel eine Mischung von Vesikeln, die zum Zeitpunkt der Aufreinigung gerade vorhanden waren. Die internationale Gesellschaft für Extrazelluläre Vesikel hat daher den Begriff der Extrazellulären Vesikel geprägt, der für alle Subtypen steht. „Wir müssen die Vesikel auf Basis ihrer Funktion und ihrer Fracht charakterisieren“, sagt Giovanni Camussi von der Universität Turin, wie Giebel einer der ersten EV-Forscher weltweit. „Erst dann können wir einen Schritt zurückgehen und anfangen zu verstehen, wie sie entstehen und wie sie abgegeben werden.“

EVs bestehen aus einem Mix von Fetten, Proteinen, Nukleinsäuren wie Mikro-RNA und Boten-RNA sowie Stoffwechselprodukten. Die spezifische Zusammensetzung dieser Fracht kann den Forschern sowohl als Signatur für die Vesikel selbst als auch der Zellen dienen, von denen die Vesikel stammen. Daher lässt sich die Signatur der EV für die Diagnose von Krankheiten beziehungsweise kranken Zellen nutzen – denn sowohl gesunde als auch kranke Zellen schicken Vesikel ab, die anhand ihrer Signatur erkannt und als Signal für eine sich entwickelnde Krankheit genutzt werden können. „Es ist ein großer Vorteil, charakteristische krebsspezifische Mikro-RNAs aus extrazellulären Vesikeln zu isolieren, als direkt aus dem Blut, da freie RNA-Moleküle in Körperflüssigkeiten schnell abgebaut werden“, sagt Giebel. Die Fracht der EV, die Proteine oder Lipide in der Membran, wirken wie eine Art Postadresse, die die Vesikel zu ihren Zielzellen oder -geweben leitet. Sobald sie das Ziel erreicht haben, fusioniert die Vesikelmembran mit der Plasmamembran der Zelle und die Signalmoleküle, ob nun RNA oder Proteine, können ihre Funktion erfüllen – etwa ein bestimmtes Gen ein- oder ausschalten. Mit dem wachsenden Interesse verbessert sich auch das Budget für EV-Forschung allmählich. 2015 startete das Nationale Krebsforschungsinstitut der National Institutes of Health in den USA ein Fünf-Jahresprogramm im Umfang von 1,7 Mio. US-Dollar, das an der Universität von New-Mexico untersuchen soll, ob sich mit EV Krebswachstum stoppen lässt, unterstützt vom Start-up Exovita Bioscience Inc, das eine eigene, von Kristina Antonia Trujillo entwickelte Technik nutzt. In Europa bewilligte das Horizon 2020-Programm ein „Europäisches Netzwerk für Mikrovesikel und Exosomen in Gesundheit und Krankheit“ (­ME-hAD). Die größte Herausforderung für die Erforschung der extrazellulären Vesikel ist allerdings weder Geldmangel noch

Tab. 2: Extrazelluläre Vesikel: ganz verschiedene Isolierungsstrategien Prinzip

Methode

Vorteile

Beschränkungen

Isolierung

sukzessive Differentialzentrifugation

hohe Reinheit und weitverbreitet

sehr aufwändig und zeitraubend, geringe Ausbeute und beschränkte Prozesskapazität

Partikelgröße

Mikrofiltration, Ultrafiltration und größenselektive Chromatographie,

einfache Handhabung und relativ große Ausbeute

anfällig für Proteinkomplex-Kontaminationen

Affinität

immunomagnetische Sortierung, Mikrofluidik-Vorrichtung und Exoscreen

hochspezifisch, hohe Reinheit, geringe Kosten, bequem

geringe Ausbeute, berücksichtigt nicht alle Exosomentypen, weil kein exosomen-spez. Molekül

Fällung

einige Reagenzien auf dem Markt

bequeme hohe Ausbeuten, trotz wenig Ausgangsmat.

teuer und kontaminationsanfällig für die präzipitierten Moleküle

| 142

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Tab.: BIOCOM, Quelle: Taixue An et al., Journal of Extracellular Vesicles 2015

stehungsprozess der Vesikel in den Zellen, wie sie ihre Botschaften übertragen und wie sie umgesetzt werden. Wie unübersichtlich der EV-Kosmos noch ist, spiegelt sich auch in den verschiedenen Bezeichnungen für die Vesikel wieder: Als Exosomen werden in der Regel nur Vesikel von 70 bis etwa 140 Nanometer Durchmesser bezeichnet, während Mikrovesikel bis zu 1.000 Nanometer groß sind. Als Nanovesikel oder Nanoextrazelluäre Vesikel gilt alles kleiner als 100 Nanometer. Doch vermutlich sagt die Kategorisierung nach Größe wenig über die jeweilige Funktion aus, worauf die unterschiedlichen Entstehungswege der Kügelchen hindeuten. „Exosomen sind Abkömmlinge des endosomalen Systems, das sowohl Vesikel produziert, die in der Zelle bleiben, als auch Interluminal-Vesikel, die in den Raum zwischen den Zellen entlassen werden können“, sagt Giebel. „Mikrovesikel hingegen entstehen durch Knospung direkt aus der Plasmamembran der Zelle.“


Empfängerzelle

Mikrovesikel

frühes Endosom

sekretierende Zelle

Exosomen

Golgi

multiveskuläres Endosom

ER

Lysosom multivesicular endosome

Mikrovesikel knospen aus der Zellmembran. Exosomen entstehen dagegen im Inneren der Zelle

Abb.: BIOCOM, nach Raposo, G., und Stoorvogel, W. in J. Cell Biol Feb 18, 2013

als frühe Endosomen, die zu multivesikulären Endosomen werden.

fehlende Aufmerksamkeit, sondern die unterentwickelte Technologie für ihre Untersuchung. „Es gibt viele Kits, um Vesikel aufzureinigen, vor allem für diagnostische Zwecke“, sagt Camussi. „Aber alle haben ihre Grenzen.“ In seinem Labor wurde daher eine neue Methode entwickelt, um die Exosomen anhand ihrer Ladung anzureichern, wodurch es jetzt möglich ist, Prion-Proteine im Blutplasma nachzuweisen. Wenn die EV kleiner als 140 Nanometer im Durchmesser sind, lassen sie sich mit konventioneller Durchflusszytometrie nicht mehr detektieren. Und Elektronenmikroskopie ist zu langsam, aufwendig und artifiziell, weil die biologischen Proben abgetötet und fixiert werden müssen. Den steten Fluss der schätzungsweise Milliarden von verschiedenen Vesikeln können diese Methoden nicht erfassen. Auf der Suche nach besseren Methoden, sprach Giebel 2010 mit Kollegen, die sich mit Nanopartikeln beschäftigen und eine Technik namens Nanotracking-Analyse (NTA) verwendeten, die auf dem Tyndall-Effekt beruht. „Das ist der Effekt, der es erlaubt, sonst nicht erkennBioTechnologie Jahrbuch 2017

baren feinen Staub in der Luft zu sehen, wenn er die Lichtstrahlen der Sonne bricht“, sagt Giebel. „Das funktioniert auch im Nanobereich, wenn man Nanopartikel sichtbar macht aufgrund ihrer lichtbrechenden Eigenschaft.“ NTA erlaubt es, die Bewegung der Teilchen zu beobachten und ihre Größe abzuschätzen. Die britische Firma Malvern, die Nanosight übernommen hat, und das deutsche Unternehmen Particle Metrix bieten NTA für Exosomen-Forscher an. „Im Vergleich zur Durchflusszytometrie, die einzelne Aufnahmen mit einem Photomultiplikator macht, kann man mit NTA die Bewegung von Exosomen-Nanopartikeln im Laserstreuungs- und Fluoreszenz-Videomikroskop beobachten,” sagt der Forschungschef von Particle Metrix Hanno Wachernig. „Wir können Vesikelgrößen von 40 bis 1.000 Nanometer abbilden, während die meisten Durchflusszytometer auf 200 Nanometer beschränkt sind.“ Die NTA-Technik der Firma erlaubt es auch, zwischen verschiedenen EV zu unterscheiden, indem sie „Cluster-Analyse“ oder die Oberflächenladung der 143 |


Prostate

Melanoma

Caveolin-1, TYRP2, VLA-4, HSP70, HSP90

Cervical

miR-21, miR-146a

Survivin, PSA, b-catenin, PCA-3, TMPRSS2:ERG, miR107, miR-141, miR-375, miR-574-3p, miR-141, 15 miRNAs

Ovarian

Claudin-4, TGF-b1, ADAM10, EMMPRIN, lgG recognised exosome antigen, CD24, EpCAM, MMP2, MMP9, uPA, 12 miRNAs, EpCAM(+)exosome number

Lung

Colon

Claudin-3, 7 miRNAs

Tumour-derived EV Diagnostics

Glioblastoma

Gastric

EGFR, EGFRvIII, PDPN, IDH1R132H, EGFRvIII, miR-21, RNU6-1, miR-320, miR-574-3p, miR-21

CCR6, HER-2/neu, EMMPRIN, MAGE-1, C-MET

Bladder

EPS812, mucin-4

EGRF, LRG1, SNX25, BTG1, PEDF, thrombospondin, miR-486, miR-30d, miR-1, miR-499, 6 miRNAs, let-7f, miR-30e-3p, miR-223, miR-301, miR-205, miR-19a, miR-19b, miR-30b, miR 20a, 10 miRNAs, 12 miRNAs, EpCAM(+)exosome number

Acute Leukemia miR-92

Pancreas

miR-17-5p, miR-21, KRAS, EGFR, Apbb1ip, ASPN, Daf2, FoxP1, Bco31781, Gng2

Breast

miR-16, miR-1246, miR-451, miR-720, miR-200a, miR-200c, miR-205, CD24, EpCAM, HER-2, miR-21

Extrazelluläre Vesikel tragen RNA und Proteine, die zur Diagnose von bestimmten Tumoren ge-

Partikel nutzen, um Subpopulationen zu identifizieren. „Was noch immer fehlt ist eine Technik, mit der einzelne Vesikel identifiziert und untersucht werden können“, sagt Giebel. Bislang sind Forscher darauf angewiesen, die Moleküle zu markieren, die von den Exosomen transportiert werden. Oder sie binden die Vesikel mit Hilfe von Antikörpern an winzige Kügelchen („beads“). Verschiedene Exosomen unterscheiden zu können ist deshalb so wichtig, weil nicht alle Vesikel in einer Probe funktional sind. Einige enthalten wahrscheinlich tatsächlich nur Abfallprodukte des Stoffwechsels. Diese Spreu vom Weizen trennen zu können und „reine“ Exosomen-Fraktionen mit Vesikeln eines Typs zu haben, ist und bleibt die größte Herausforderung für die Exosomen-Forscher und womöglich eine Hürde vor der Anwendung von Exosomen in der Therapie. „Reinheit ist noch immer nur ein Traum“, räumt Camussi ein – aber sie sei vielleicht gar nicht nötig oder gewünscht. Da die Vesikel komplexe Informationen übertragen, darf und muss womöglich auch die Mischung der Exosomen komplex sein, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen. „Und laut FDA ist die Heterogenität der Vesikel akzeptabel, solange wir zeigen können, dass wir sie reproduzieren können“, sagt | 144

Camussi. Allerdings ist es eine „große Herausforderung“, so der Turiner Forscher, die Vesikel zu charakterisieren und die Wirksamkeit jeder Vesikelaufarbeitung mit einem Test zu belegen. Aber trotz der vielen Unwägbarkeiten hat sich Fresenius Medical Care zu einer Zusammenarbeit mit Camussi entschlossen, die seine Forschungen an Stammzellen, aber auch an Exosomen in die klinische Anwendung bringen soll. Im Sommer 2016 gründete das Medizintechnik-Unternehmen das Spin-off Unicyte in der Schweiz. Es soll das klinische Potential von Leberstammzellen und extrazellulären Nanovesikeln ausloten. „Im therapeutischen Blickwinkel ist die Biogenese der EV wahrscheinlich nicht so relevant“, sagt Camussi. „Aber man muss in der Lage sein, die Fracht der Exosomen zu charakterisieren und ob sie für den Patienten von Nutzen ist oder nicht.“ Der erste Hinweis, dass extrazelluläre Vesikel therapeutische Wirkung haben, war die Behandlung eines Patienten am Universitätskrankenhaus Essen, der an graftversus-host-Disease (gvhD) litt. Dabei richten sich frisch transplantierte Immunzellen gegen die Körperzellen des Patienten, eine Art umgekehrte Abstoßungsreaktion. Giebel setzte dagegen die Vesikel ein, die eine Kultur meBioTechnologie Jahrbuch 2017

Abb.: BIOCOM, Quelle: Taixue An et al., Journal of Extracellular Vesicles 2015

eignet sind.


senchymaler Stammzellen des Patienten produziert hatte – was die Immunzellen stoppte und auch Krankheitssymptome des Patienten wie Durchfall linderte (doi:10.1038/ leu.2014.41). Ein Einzelfall und daher kein Beweis für die therapeutische Wirksamkeit der EV. Aber ermutigend genug, um klinische Studien zu starten. Doch schon eine Phase I-Studie dürfte nicht einfach zu organisieren sein. Allein das Produzieren und Sammeln großer Mengen steril gefilterter Vesikel in einer reproduzierbaren, sicheren, die geltenden Normen für klinische Versuche erfüllenden Weise, müssen die Forscher erst entwickeln. Giebel steht in Kontakt mit den lokalen regulatorischen Behörden und hofft, innerhalb der kommenden drei Jahre die Zulassung für eine EV-Produktion zu bekommen, die klinischen Standards entspricht.

EV-assoziierte Biomarker sind extrem vielversprechend Zukünftig könnten dann auch Schlaganfallpatienten von solchen EV-Therapien profitieren. Denn Vesikel, die von mesenchymalen Stammzellen entsendet werden, haben den gleichen entzündungshemmenden Effekt wie transplantierte Stammzellen. Auch bei akutem Nierenversagen, Wundheilung nach schweren Verbrennungen und Herzinfarkten könnten EV zum Einsatz kommen. „Überall wo Entzündungen involviert sind und mesenchymale Stammzellen sich als hilfreich erwiesen haben“, sei EV-Therapie denkbar, sagt Giebel. Aber auch in der Krebstherapie ist ein Einsatz möglich, allerdings müssten es dann solche EV sein, die gegenteilige Signale überbringen und Immunzellen nicht beruhigen, sondern stattdessen anregen, sich gegen Krebszellen zu richten und dem Tumorwachstum gegenzuwirken. Ein ganz anderes Therapiefeld ist der Einsatz der Extrazellulären Vesikel als Lieferant von Wirkstoffen, beispielsweise Curcumin. Die Substanz ist sehr wirksam, aber nicht wasserlöslich. An EV gebunden konnte der Wirkstoff Mäuse vor Blutvergiftung (Sepsis) bewahren und das Wachstum von Hirntumoren stoppen. Denn EV können auch die Blut-Hirn-Schranke passieren, was die meisten Wirkstoffe nicht vermögen. Allerdings sind erst noch klinische Studien nötig, um derart ermutigende Forschungsergebnisse abzusichern. Dass nicht alle Ideen, die EV in der Therapie einzusetzen, erfolgreich sein werden, haben die Forscher bereits erfahren müssen: Beispielsweise hat das Beladen von EV mit Tumor-Antigenen, die das Immunsystem reaktivieren und auf den Krebs hetzen sollten, bislang nicht so funktioniert wie erhofft, sagt Giebel. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Während EV-Therapien noch einen langen Weg bis zu einer Zulassung vor sich haben, sind EV-basierte Diagnostika bereits Realität. Ein Beispiel ist der Nachweis des Prostataspezifischen Antigens (PSA). Freies PSA im Blut zu messen, ist bekanntlich mit einer hohen Rate an falsch-positiven Diagnosen verbunden, die im ungünstigsten Fall zu unnötigen Operationen führen. Doch der Nachweis von EV-gebundenem PSA führt in mehr als 90% der Fälle zu korrekten Tumor-Diagnosen. Krebsdiagnose über EV-assoziierte Biomarker ist daher ein extrem vielversprechendes Feld, weil EV-Forscher zeigen konnten, dass Krebszellen große Mengen von EV auf den Weg bringen, um das Immunsystem einzulullen oder Nischen für Tochtergeschwulste in anderen Geweben vorzubereiten. Solche Ergebnisse haben Investoren überzeugt, in Diagnostik-Firmen zu investieren, die das EV-System nutzen wollen. Die US-amerikanische Firma Exosome Diagnostics, deren europäisches Hauptquartier in München ist, spielte 20 Mio. US-Dollar in einer Serie-A-Finanzierung ein. Auch Ymir nutzt EV, um aussagekräftige Biomarker für die Diagnostik zu finden. „Wir bieten eine Methode für die EV-Isolierung aus BioFluiden an, die sich zurzeit noch im Beta-Test-Stadium befindet“, sagt Ymirs Forschungschef Shannon Pendergrast. Seit etwa einem Jahr erhältlich, bietet der Kit eine schnellere und einfachere Methode der Isolierung als per Ultrazentrifugation oder andere Aufreinigungsprotokolle. Antonio Chiesi, Geschäftsführer der italienischen Firma Exosomics Siena, testet den EV-Markt seit 2011. Die Firma hat sich auf den Nachweis von Exosomen im Krebs-Screening und Liquid Biopsy spezialisiert – nicht zuletzt, weil die EV-Diagnostika sich in den vergangenen vier Jahren so positiv entwickelt haben, dass sich der Umsatz jährlich verdoppelt hat, sagt Chiesi. Und die Zukunftsaussichten seien sogar noch besser.

„Only the sky is the limit!“ Von „wachsend“ bis „explodierend“ schätzen Firmen die Entwicklung des EV-Diagnostikmarkts ein. Einige geben an, bereits substanziell zu verdienen, während andere den Markt erst sondieren. „Die zwei großen Bereiche für die klinische Anwendung werden die Diagnostik und die zellfreie regenerative Medizin sein“, meint Chiesi. „EVs als Medikamenten- und Impfstofftransporter einzusetzen entwickelt sich ebenfalls, aber in diesem Bereich werden noch viele wichtige Sicherheits- und regulatorische Fragen adressiert werden müssen, bevor eine klinische Anwendung möglich ist.“ Aber die Aufregung im EV-Feld sei spürbar. „Auf der Gordon-Konferenz über Exosomen wurde es deutlich“, sagt Pendergrast: „Nur der Himmel ist das Limit.“ 145 |


3D Bioprinting: Pharmaforschung mit Organoiden Rund 90% aller Arzneimittelkandidaten scheitern. Dreidimensionale Miniorgane versprechen jetzt, die hohen Fehlerraten in klinischen Versuchen drastisch zu senken. Forscher setzen die entweder aus Stammzellen gez체chteten oder von 3D-Druckern ausgeworfenen Zellhaufen bereits ein, um Arzneimitteltoxizit채ten fr체h in der pr채klinischen Entwicklung zu erkennen, um das Ansprechen auf teure Therapien nachzuweisen oder die Krebsentstehung nachzustellen. von Thomas Gabrielczyk

| 146

BioTechnologie Jahrbuch 2017


G

laubt man Jürgen Knoblich vom Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) ist es nicht die Frage ob, sondern wann dreidimensionale Miniaturorgane eine bedeutende Rolle beim Auffinden neuer Arzneimittel spielen werden. „Wir werden Anwendungen der Organoide sehr bald sehen“, sagte der stellvertretende Direktor des IMBA anlässlich des weltersten internationalen Expertentreffens „Organoids – modelling organ development and disease in 3D culture“ Ende Oktober 2016 am Heidelberger EMBL. Viele Experten sind davon überzeugt, dass mehrzellige In-vitro-3D-Krankheitsmodelle das komplexe Krankheitsgeschehen im Menschen genauer nachstellen, als es die nur eine Zellschicht dünnen 2D-Modelle jemals können werden. Die 2D-Zellkulturen werden derzeit im Drug Screening eingesetzt, liefern aber oft Ergebnisse, die in den späteren, teuren klinischen Tests am Menschen nicht reproduziert werden können. „Es wird immer klarer, dass ein fein orchestriertes Wechselspiel des Tumors mit den Bindegewebszellen, die diesen umgeben, mit Immunzellen, die in ihn einwandern, und mit Blutgefäßzellen, die ihn durchziehen, verantwortlich für das Verhalten von Karzinomen ist“, erklärt Helmut Dolznig, Experte für dreidimensionale Zellmodelle und die Tumorstroma-Interaktion an der Medizinischen Universität Wien, „und genau das können nur 3D-Modelle nachstellen. Knoblich sieht das ganz ähnlich: „Organoide haben bereits Modelle für verschiedene Krebsarten, Lebererkrankungen und seltene Leiden wie Zystische Fibrose geliefert.“

Abb.: Tufts University School of Medicine/ Piyush Gupta (links)

Mit 3D-Modellen zur persona­lisierten Medizin Erst unlängst gelang es Medizinern der Universität Utrecht mit Hilfe eines 3D-Zellmodells für Zystische Fibrose, das Ansprechen von Patienten mit der Genvariante del508 auf die Wirkstoffe Kalydeco und Lubacaftor von Vertex Pharmaceuticals zu messen. Sie nutzten dazu von der im niederländischen Leiden beheimateten Firma Ocello aus Dickdarmzellen gezüchtete 3D-Darmorganoide. Anders als die verbreiteten Gentests misst der 3D-Hochdurchsatz-Test, wie gut Arzneimittelkandidaten tatsächlich die Funktion des defekten Kalziumkanals wiederherstellen, dessen Ausfall bei 80% der Patienten zu den charakteristischen Symptomen führt. In diesem Sinne ebnet er den Weg zu einer neuen Dimension der personalisierten Medizin. BioTechnologie Jahrbuch 2017

Pharmagiganten und 3D-Druck Im Feld der 3D-Krankheitsmodelle gibt es derzeit verschiedene Denkschulen mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen der jeweiligen Modelle. „Wenn wir Organoide im Labor aus Stammzellen kultivieren, bilden die Zellen von selbst die richtige Mikroarchitektur und verschiedene Zelltypen“, sagt Knoblich. „Wir gestatten ihnen die Selbstorganisation und erhalten funktionierende Organoide.“ Ein zweiter Ansatz ist es, die Gewebe zu drucken: „3D-Drucker gestatten die automatische und reproduzierbare Herstellung einer Kopie eines menschlichen Gewebes, einschließlich seiner 3D-Architektur, der biochemischen Gradienten, der Zellzusammensetzung und der Blutgefäße, wie sie etwa in einer funktionierenden Leber oder Haut anzutreffen sind“, sagt Lutz Kloke, Gründer der Start-up-Firma Cellbricks in Berlin. Nach dem Druck übernehmen die Zellen ebenfalls die Selbstorganisation. Die 2015 gegründete Cellbricks hat einen Biodrucker entwickelt und binnen eines Jahres bereits eine gute Zahl an Partnerschaften geschlossen, um spezifische Mikrogewebe für Forschung & Entwicklung, Wirkstoffentwicklung und das Tissue Engineering zu entwickeln. Das 3D-Drucken von Geweben ist nicht älter als die Organoid-Kultur. „Die Zahl der Publikationen ist in den vergangenen zehn Jahren explodiert, die Kommerzialisierung befindet sich aber noch in den Kinderschuhen“, erklärt Kloke. Gleichwohl könnten die hohen Kosten für klinische Versuche der Technik den Weg bereiten. Denn die reproduzierbar gedruckten Gewebe scheinen geeignet, Arzneimitteltoxizitäten im Menschen bereits im präklinischen Stadium zu erkennen. Sie könnten Pharmaunternehmen somit helfen, früh im Entwicklungsprozess zu entscheiden, ob ein Arzneiprogramm weiterentwickelt werden sollte oder zugunsten eines anderen fallengelassen wird. Mit den bisher eingesetzten präklinischen Untersuchungen ist eine verlässliche Vorhersage der Lebertoxizität schwerlich möglich. Rund 50% der Ergebnisse in präklinischen Tiermodellen sind falsch-negativ – eine große Sorge für die Medikamentenentwickler in der pharmazeutischen Industrie. Pharmakonzerne wie Merck & Co, Bristol-Myers Squibb und Astellas sind daher bereits auf den Zug aufgesprungen und haben Partnerschaften mit dem börsennotierten US-Marktführer in Sachen Biodruck, Oganovo, etabliert (siehe Tabelle), um das Verfahren zu prüfen. In Europa 147 |


Riesiges Marktpotential Verlaufen die Tests erfolgreich, könnte sich das rasch ändern. Bis 2030 prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Markets & Markets den Anwendungen von 3DPrintern in den Life Sciences (inklusive Medtech) einen globalen Umsatz von 2 Mrd. US-Dollar. Eine Marktstudie von Smartec Markets schätzt konservativer: Für Bioprinting-Hardware sagen seine Analysten ein Wachstum von 30 Mio. Euro (Stand 2016) auf 1,8 Mrd. Euro im Jahr 2030 vorher. Noch gebe es die meisten Bioprinting-Labore in Europa (269), gefolgt von Asien (110) und den USA (108). Bis 2023 soll sich das aber ändern und Asien (763) mit Europa gleichziehen. Die USA vervierfachen im gleichen Zeitraum die Zahl ihrer Entwicklungslabore auf 401, so die Prognose. Geht es darum, den Anteil von gedruckten 3D-Zellkulturen für die präklinische Arzneimittelentwicklung abzuschätzen, erhält man indes sehr verschiedene Zahlen. Weil „Toxizitätsstudien an Nieren- und Leberzellen für jedes Produkt benötigt werden, bevor klinische Studien im Menschen initiert werden können, glaube ich, dass

der adressierbare Markt bei gut 3 Mrd. US-Dollar (2,7 Mrd. Euro) liegt“, sagt Brandon Couillard, leitender Analyst für Healthcare Equity der Jeffries Investment-Bank in New York. Am anderen Ende der Skala stehen Marktschätzungen von Analysten der Roots Analysis Private Ltd. Diese sehen den aktuellen Umsatz bei nur 80.000 US-Dollar und sagen ein Wachstum auf 73 Mio. US-Dollar bis 2024 voraus. Bis 2030 allerdings wird laut den Analysten „der Bioprinting-Markt zum Multi-MilliardenGeschäft“. Als Wachstumstreiber haben sie indes nicht das Drug Screening, sondern das Tissue Engineering ausgemacht, vor allem gedruckte Haut- und Organtransplantate sowie Knorpel. Derzeit gibt es rund ein Dutzend 3D-Biodruck-Unternehmen, die mit den Anbietern kultivierter 3D-Organoide konkurrieren, wie dem Schweizer Marktführer InSphero AG. Das Unternehmen bietet bereits seit 2012 Mikrogewebe für die Arzneitestung an. Auch kommerzielle 3DZellkultursysteme, etwa von BD Biosciences oder Invitrogen, finden in diesem Segment einen Markt.

Bioprinting-Technologien „Momentan nutzen nur Early Adopters aus Akademie und Industrie unsere 3D-Druck-Technologie“, sagt Kloke. Während 3D-Tintenstrahl-, -Extrusions- und -Laserdrucker seriell arbeiten, indem sie Zellen in einer 3D-Matrix anordnen, nutzt Cellbricks einen parallelen, lichtinduzierten Polymerisationsprozess. „Unsere hochgradig reproduzierbare Technologie überwindet die Nachteile

Abb.: Cellbricks

testet Roche momentan Organovos Organoide, während Konkurrent Novartis einen 3D-Printer in seinen Screeninglabors nutzt, der an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelt wurde. Der Markt für 3D-Druck befindet sich nach Experteneinschätzung jedoch noch im Embryonalstadium.

Gedruckte Leber mit integrierten Blutgefäßen

| 148

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Unternehmen mit dem Schwerpunkt 3D-Biodruck und/oder 3D-Zellkultur Firma

Geschäftsschwerpunkt

Prozess

Druckereigenschaften

Organovo Holdings Inc. (USA)

3D-Druck von Geweben, die sich als In-vitro-Krankheitsmodelle, für die Toxikologieforschung und als Gewebeersatz für Leber, Niere und Haut eignen

3D-Extrusionsdruck

serieller Biodruck in µm/s mit einer Auflösung von ca. 100µm bei niedrigen bis mittleren Kosten (12.000–150.000 US-$)

InSphero (CH/USA)

3D-Mikrogewebe, Auftragsscreening und Toxikologietestung in Leber-, Tumor- und Inselzellorganoiden des Pankreas etc.

3D-Kultur von Organoiden

Cyfuse Biomedical K.K. (JP)

Regeneration von Geweben und Ermittlung der Leber- und Nierentoxizität von Wirkstoffen

3D-Druck kultivierter Organoide

k. A.

BioBots Inc. (USA)

Verkauf von Bioprintertischgeräten und Biotinten mit mehreren Matrices, in die die Zellen des Nutzers gedruckt werden

3D-Extrusionsdruck

Serieller Biodruck in µm/s mit einer Auflösung von ca. 100µm, 40-80% Viabilität der gedruckten Zellen bei niedrigen bis mittleren Kosten (12.000– 150.000 US-$)

Poietis SAS (F)

Entwicklung und Herstellung von Geweben für die In-vitro-Testung von Hauttransplantaten für die regenerative Medizin

3D-Laserdruck

serieller Biodruck in mm/s-Geschwindigkeit, Auflösung bis zu 10 µm, 85–95% Viabilität der gedruckten Zellen. Hohe Kosten (> 200.000 US-$)

Cellbricks bioprinting GmbH (DE)

3D-Bioprinter-Prototyp (3. Generation), Biotinten und Bioprinting im Kundenauftrag für das Drug Development und die regenerative Medizin

CAD-basierte 3D-StereoLithographie

Paralleler Biodruck in cm2/s in mm/s-Geschwindigkeit, Auflösung 25–50 µm, 85–95% Viabilität der gedruckten Zellen bei mittleren Kosten

regenHU Ltd. (CH)

3D-Bioprinter für das Tissue Engineering und Drug Discovery

3D-Extrusionsdruck

Aspect Biosystems Inc (CA)

3D-Bioprinter, der CAD-Bilder nachdruckt – für Drug Development und Präklinische Testung

3D-Tintenstrahldruck

serieller Biodruck in µm/s mit einer Auflösung von ca. 100µm, 40–80% Viabilität der gedruckten Zellen bei niedrigen bis mittleren Kosten (12.000– 150.000 US-$)

EnvisionTEC GmbH (DE)

3D-Bioprinter für die Biofabrikation und F&E

3D-Extrusionsdruck

Advanced Solutions Life (USA)

3D-Bioprinter/software für die Visualisierung & Herstellung virtueller komplexer Gewebe

3D-Extrusionsdruck

Ourobotics (IR)

Multimaterial-3D Bioprinter

3D-Extrusionsdruck

Cellink (USA)

hydrogelbasierte Biotinten für diverse Zellen

bisheriger 3D-Zell-Drucker“, meint der Gründer. Aktuell liefert Cellbricks bereits durchblutetes Leber- und Hautgewebe. Dass der 3D-Printer dabei digitale Bilder der Gewebe Schicht für Schicht statt Punkt für Punkt nachdruckt, macht ihn wesentlich schneller als die konkurrierenden Produkte. Derzeit werden neben Cellbricks’ photolithographischen Zellprintern drei Arten von Druckern angeboten: › Billige, skalierbare Tintenstrahldrucker stoßen pro Sekunde bis zu 10.000 Portionen Biotinte aus. Diese besteht aus Zellen und einem Mix aus Medium und Matrix, der in einem Folgeschritt gehärtet wird. Der Luftdruck, der für das Positionieren der Biotinte erforderlich ist, kann auf verschiedene Weise erzeugt werBioTechnologie Jahrbuch 2017

den. Entsteht er durch Erhitzen des Druckkopfes, droht den Zellen Hitzestress. Druckpulse, die alternativ durch piezoelektrische Elemente entstehen, vermeiden dies. Beide Techniken führen aber gleichermaßen zu Scherstress, sobald die Zellen die Düse passieren. Die Öffnungen setzen sich auch gerne zu. Sind die austretenden Tropfen sehr viskos, neigen sie in der Luft zum Taumeln. Das wirkt sich auf die Genauigkeit der Zellpositionierung im Produkt aus. Mit einer Auflösung von 50 bis 100 µm ist der Tintenstrahldruck deshalb weniger genau als andere Technologien. › Die meisten Anbieter nutzen Extrusions-Bioprinter (vgl. Tabelle), die pneumatisch oder mittels eines Kolbens einen Druck erzeugen, der kontinuierlich Filamente 149 |


oder Tropfen von Biomaterial durch eine Mikrodüse presst. Während die Auflösung und die Zelldichte bei dieser Art des 3D-Drucks hoch sind, ist die Zellviabilität niedrig – nur 40 bis 80% der Zellen überleben den Druck. Mit bis zu 200.000 US-Dollar sind Extrusionsdrucker nicht so günstig wie Tintenstrahldrucker (ab 10.000 US-Dollar). Es lässt sich aber eine größere Vielfalt an Biomaterialien verarbeiten, da auch hochviskose Biotinten mittels der Mikrodüse verarbeitet werden können.

Lutz Kloke,

Gründer Cellbricks GmbH, Berlin Wo liegen die Herausforderungen beim 3D-Druck funktioneller Mikrogewebe für das Arzneimittelscreening?

„Dank CAD können wir die LeberArchitektur bereits schnell und reproduzierbar kopieren. Zwar sind die verfügbaren Medien nicht frei von Tierprodukten und die Gewebe nicht vollständig repräsentativ für den menschlichen Stoffwechsel, sie sind aber besser als je zuvor. Die Herausforderung ist es, einen MatrixMedien-Mix zu finden, bei der die Zelle sagt: Ich bin Leber.“

› Die einzige Firma, die bisher einen lasergestützten Biodruck-Prozess nutzt, ist die französische Poietis SAS. Dabei wird die Energie eines Lasers auf ein absorbierendes Material – meist eine Goldschicht – fokussiert, um eingebettetes Biomaterial und Zellen auf ein Kollektorsubstrat zu schießen. Die hohe Viabilität (95% bei Säugerzellen), eine sehr gute Auflösung und die vergleichsweise höhere Druckgeschwindigkeit haben allerdings ihren Preis (200.000 bis 500.000 US-Dollar).

Die Technologien verschmelzen

Knoblich zufolge unterscheiden sich die 3D-OrganoidKultur und der 3D-Druck derzeit noch sehr, könnten aber künftig kombiniert werden. „Ein Beispiel wäre etwa die gezielte Selbstorganisation, bei der Zellen sich eigenständig entwickeln, differenzieren und sich selbst organisieren, nachdem sie in eine definierte 3D-Matrix mit biochemischen Gradienten gedruckt wurden“, erklärt er. Die Nachfrage nach den noch jungen Technologien könnte besonders in Bereichen wie dem Tox-Screening oder der Modellierung komplexer Krankheiten steigen. „Da das Tumorstroma bis zu 70% der Tumormasse ausmachen kann, ist das Verständnis der Interaktion zwischen dessen Bestandteilen und der sich teilenden, sauerstoffverarmten und nekrotischen Region des Tumors dringend erforderlich“, findet auch Dolznig. „Deshalb repräsentieren 3D-Modelle die Tumorbiologie besser als es 2D-Modelle jemals tun können. Wir brauchen In-vitro-Modelle, die die Metastasierung gut nachstellen. Denn nicht Primärtumoren, sondern Metastasen sind die Ursache für 90% der Krebstodesfälle.“ Abb.: Cellbricks

„Noch steht das 3D-Bioprinting am Anfang“, sagt Kloke. „Wir müssen besser verstehen, wie die biochemischen Nischen aussehen, die es braucht, um physiologische Modelle, Matrices und Gradienten zu erzeugen, die die In-vivo-Situation nachempfinden. Gleichwohl ist es unser langfristiges Ziel, die Zahl an Tierversuchen zu verringern und die Vorhersagekraft entsprechender Assays im Toxizitätsscreening zu verbessern.“ Derzeit konkurrieren die Anbieter von 3D-Druck weniger miteinander als vielmehr mit den Anbietern von 2D-Assays und Tiermodellen. „Unternehmen, die diese Technologie nutzen möchten, stehen vor der Herausforderung, neue Ar-

beitsabläufe und Infrastruktur zu etablieren“, erklärt Daniel Cabrera, CEO des 3D-DruckSpezialisten Biobots aus Philadelphia, der einen Drucker der zweiten Generation und verschiedene Biotinten vermarktet. „Sie haben viel Geld in den Aufbau eines Arbeitsablaufes für 2D-Zellkulturen investiert und für den 3D-Druck gibt es noch keine Infrastruktur.“ Laut Kloke tendieren Industrieunternehmen inzwischen dazu, komplette In-house-Infrastrukturen aufzubauen, während seine akademischen Partner stärker auf Bioprinting-Dienstleistungen setzen.

| 150

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Die Leistungsschau der Laborbranche Die Analytica in München ist seit 50 Jahren der globale Treffpunkt für die Laborbranche. Alle zwei Jahre werden die neuesten Technologien aus Labortechnik, Analytik und Biotechnologie der Fachwelt vorgestellt. Als internationale Leitmesse bildet die Analytica die komplette Wertschöpfungskette in ihrer gesamten Tiefe und Breite ab. Es gibt keine andere Messe weltweit, die ein so umfangreiches Portfolio an Geräten, Verfahren, Dienstleistungen und Innovationen für das Labor bietet. Auf der Analytica, die vom 10. bis 13. April 2018 das nächste Mal stattfindet, treffen sich alle: die internationalen Marktführer im Bereich der Laborhersteller genauso wie der innovative Mittelstand und neugegründete Start-ups. Dabei wird die klassische Laborausstattung ebenso ausgestellt wie neue Gerätetechnologien und zukunftsweisende Methoden. Internationale Experten und die Global Player treffen sich in München zum Erfahrungsaustausch. Das Know-how der Branche und der neueste Stand der Technik werden hier beispielhaft abgebildet. Die mehr als 35.000 Besucher der Analytica kommen aus investitionsstarken Industriebranchen wie Chemie, Pharma, Lebensmittel, Materialbearbeitung sowie aus Forschung und Wissenschaft.

Wissenschaftliche Konferenz mit vielen Highlights Die Analytica ist nicht nur der bedeutendste Branchentreff für Fachleute aus Labortechnik, Analytik und Biotechnologie – die internationale Leitmesse bietet mit der Analytica Conference darüber hinaus eine hochkarätig besetzte Wissens-Plattform. Die Teilnehmer erhalten das aktuellste

Wissen von renommierten, internationalen Experten zu den neuesten Entwicklungen und Methoden in der analytischen Chemie, Biochemie und klinischen Diagnostik. Zudem wartet die Analytica mit Highlights im Rahmenprogramm auf. Bereits jetzt können sich Besucher auf die beliebten Programmpunkte wie Live Labs, Vorträge zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit sowie praxisorientierte Foren freuen. Beim Analytica Finance Day erhalten Startups sowie Unternehmen aus der Biotechnologie wertvolle Tipps zu aktuellen Finanzierungstrends und -modellen.

China, Indien und Vietnam als wichtige Zukunftsmärkte Und im Zuge der Live Labs wird speziell für Laboranwender den Fragen nachgegangen, wie heute ein modern ausgestattetes Labor aussieht und welche Geräte in der Material- und in der Lebensmittelanalytik eingesetzt werden. Wer sich davon live ein Bild machen möchte, sollte die Präsentationen in den Laborzeilen, dem Live Lab Materialanalytik und dem Live Lab Lebensmittelanalytik nicht verpassen. Neben der Messe in München umfasst das Analytica-Netzwerk Messen in China, Indien und Vietnam. Die Messegesellschaft hat das Potential asiatischer Märkte früh erkannt: Viele Länder sind auf den Import ausländischer Ware angewiesen und setzen zunehmend auf steigende Qualitätsstandards, etwa im Lebensmittel- und Gesundheitsbereich. Ein Bild davon können sich Interessierte als nächstes auf der Analytica Anacon India und India Lab Expo von 21. bis 23. September 2017 im indischen Hyderabad machen.

Die Analytica in München ist der globale Treffpunkt für die Laborbranche. BioTechnologie Jahrbuch 2017

151 |


CHRONIK Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Wirtschaft. Technologie. Leben. 23. Jahrgang. 4|2017.

EU-Parlamentarier Peter Liese (EVP) über die geplante europaweite Nutzenbewertung für Arzneien und Medizintechnik

Evonik investiert in Omega 3-Fettsäureproduktion Evonik gründet mit Royal DSM ein Joint Venture für Omega 3-Fettsäureprodukte aus Meeresalgen für die Lachszucht. Das Duo will die funktionellen Öle im kommerziellen Maßstab in den USA herstellen und anfangs rund 15% der aktuellen Jahresnachfrage decken.

AVANTIUM

Börsengang mit PEF SARTORIUS

US-Zukauf für Laborsparte ANTIBIOTIKA

Steckbriefe und Kopfgelder für 12 Bakterien LABORWELT

Zellanalyse/ Screening

01_tk4_17_Titel.indd 1

Evonik/DSM

Algenöl für Aquakulturen

24.03.2017 13:09:44 Uhr

4 |'17

Bund und WHO bereiten Feld für neue Antiobiotikapreise Jahrzehntelang bewegte sich wenig auf dem Nischenmarkt Antibiotika. Jetzt winken hohe Prämien. Erstmals publizierte die Weltgesundheitsorganisation eine offizielle Liste der lohnendsten Forschungs- und Entwicklungsprojekte, um die Antiobiotikaresistenz zu überwinden.

Sartorius: US-Zukauf für Laborprodukte-Sparte Die Sartorius AG übernimmt für 305 Mio. Euro Essen Bioscience und deren Echtzeit-Zellbildgebungstechnologie. Damit kommt sie dem angekündigtem Ziel näher, bis 2020 einen Umsatz in Höhe von 2 Mrd. Euro zu erzielen.

Avantium gelingt der Börsengang mit biobasiertem Plastik Die niederländische Firma Avantium B.V. hat es an die Börse in Brüssel und Amsterdam geschafft. Der Börsenprospekt verrät Details zu Synviva, Avantiums Bioplastik-Joint Venture mit der BASF. Demnach hält BASF 51% und Avantium 49% der Synviva-Anteile.

Die Helmholtz-Gemeinschaft expandiert Durch strategische Partnerschaften mit Universitätsforschern will die Helmholtz-Gemeinschaft bis 2020 drei neue BMBF-geförderte Institute in Mainz, Würzburg und Leipzig für die Gesundheitsforschung aufbauen.

Biopolymer-Markt wächst langsamer Niedrige Ölpreise und Kapazitätsauslastung sowie mangelnde politische Unterstützung ließen das Wachstum des Biopolymer-Marktes in Europa zwischen 2015 und 2016 stagnieren. | 152

BioTechnologie Jahrbuch 2017


Firmenliste Nachstehend sind die 615 nach OECD-Definition „dedizierten“, also forschenden, entwickelnden oder biotechnologische Verfahren nutzenden Biotech-Firmen aufgelistet, die durch die Umfrage der BIOCOM AG im Frühjahr 2017 in Deutschland identifiziert wurden (s. S. 17).

Für Österreich und die Schweiz liegen leider keine neueren Ergebnisse vor, die nach den internationale Vergleichbarkeit sichernden Kriterien der Organisation für Wirtschaft und Entwicklung (OECD) erhoben wurden. (Zur Methodik siehe Seite 29)

300MICRONS GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300microns.com 3B Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3b-pharma.com 4 Animals AlsterScience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . alsterscience.com 4base lab AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4base-lab.com 4SC AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4sc.com A2M Pharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a2m-pharma.com AB Enzymes GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abenzymes.com ABA GmbH & Co KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aba-biotech.com ABiTEP GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abitep.de ABT Armbruster Biotechnology GmbH ������ armbruster-biotechnology.com Abviris Deutschland GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abviris.de Accelero® Bioanalytics GmbH . . . . . . . . . . . . . accelero-bioanalytics.com acCELLerate GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . accellerate.me Acousia Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . acousia.com Across Barriers GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . acrossbarriers.de ACTILOR GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . actilor.com Adhesys Medical GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . medical-adhesive.de AdrenoMed AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . adrenomed.com advanceCOR GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . advancecor.com AESKU.DIAGNOSTICS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aesku.com Aeterna Zentaris GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aezsinc.com Affectis Pharmaceuticals AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . affectis.com Affimed GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . affimed.com AGCT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agctechnologies.com Agrobiogen GmbH Biotechnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agrobiogen.de AgroProtect GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agroprotect.de AiCuris Anti-infective Cures GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aicuris.com aj Roboscreen GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aj-roboscreen.com Alacris Theranostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . alacris.de Albutec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . albutec.de Aldevron Freiburg GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aldevron.com Algenol Biofuels Germany GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . algenol.com Algiax Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . algiax.com Allecra Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . allecra.com altona Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . altona-diagnostics.com Alvotech Germany GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . alvotech.com Amal Therapeutics SA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amaltherapeutics.com amcure GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amcure.com Amedrix GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amedrix.de Amgen Research (Munich) GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amgen.com AMODIA Bioservice GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amodia.com AMP Biosimilars AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ampbiosimilars.com

AMP-Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amp-therapeutics.com AmplexDiagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eazyplex.com Amptec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amp-tec.com AMSilk GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amsilk.com amYmed GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amymed.net AnaKat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . anakat.de AnalytiCon Discovery GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ac-discovery.com Anchor Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . anchor-diagnostics.com AnDiaTec Division . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . andiatec.com AngioBiomed GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ANiMOX GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . animox.de Aokin AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aokin.de apceth Biopharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . apceth.com Apogenix AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . apogenix.com AptaIT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aptait.de Aptarion Biotech AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aptarion.com arrows biomedical Deutschland GmbH . . . . . . . . arrows-biomedical.com Artemiflow GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artemiflow.com ARTES Biotechnology GmbH . . . . . . . . . . . . . . . artes-biotechnology.com ASA Spezialenzyme GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . asa-enzyme.de Ascendis Pharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ascendispharma.com Assay.Works GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . assay.works Astra Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . astrabiotech.de ATG:biosynthetics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atg-biosynthetics.com ATLAS Biolabs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atlas-biolabs.com Atriva Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . atriva-therapeutics.com ATTO-LAB GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atto-lab.com Attomol GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . attomol.de Auto Tissue Berlin GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . autotissue.de Autodisplay Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . autodisplay-biotech.com AVENTRA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aventra.org Avergen Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . avergen.com Avitop GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . avitop.de Axiogenesis AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . axiogenesis.com Axolabs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . axolabs.com AYOXXA Biosystems GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ayoxxa.com baseclick GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . baseclick.eu Bavarian Nordic GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bavarian-nordic.com Bayer CropScience Biologics GmbH . . . . . . . . . . . cropscience.bayer.com BBT Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bbt-biotech.de Berlin Cures GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . berlincures.de Beroceutica GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . beroceutica.com

BioTechnologie Jahrbuch 2017

153 |


Biaffin GmbH & Co KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biaffin.com Biametrics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biametrics.com BianoScience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bianoscience.com BIBITEC Gesellschaft für Prozessentwicklung mbH . . . . . . . . . . bibitec.de Bicoll GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bicoll-group.com BINOMED GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . binomed.de Bio-Mar GbR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bio-mar.de Bio-Protect GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bio-protect.de Bio-X Technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioxtechnologies.com BioCheck GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biocheck.de BioControl Jena GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biocontrol-jena.com BioCrea GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biocrea.com BIOCYC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biocyc.org BioEcho Life Sciences GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioecho.de Bioenergy CellTec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioenergy-celltec.de bioeq GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioeq.com Biofrontera AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biofrontera.com BioGenes GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biogenes.de Bioglobe GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioglobe.net BioKryo GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biokryo.com Biolog Life Science Institute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biolog.de Biomax Informatics AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biomax.com Biomedro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biomedro.de biometec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biometec.de BIOMEVA GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biomeva.com Bionas GmbH* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bionas-discovery.com BioNTech Cell & Gene Therapies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . biontech.de BioNTech Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biontech.de BioNTech Protein Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . biontech.de BioNTech RNA Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . biontech.de BioNTech Small Molecules GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biontech.de Biontex Laboratories GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biontex.com BioNukleo GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bionukleo.com BIOPHARM GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biopharm.de Biophotonics Diagnostics . . . . . . . . . . . . . . biophotonics-diagnostics.com Bioplant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioplant.de BIOPRACT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biopract.de Bioresources Technology & Engineering GmbH . . . . . . . . . bite-giessen.de BioSolveIT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biosolveit.de BioSphings AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biosphings.com BioSpring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biospring.de biotechrabbit GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biotechrabbit.com BIOTECON Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . bc-diagnostics.com BioTeSys GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biotesys.de BioTeZ Berlin-Buch GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biotez.de BioTissue Technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biotissue.de Biotype Diagnostic GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biotype.de Biotype Innovation GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biotype-innovation.de Bioviotica Naturstoffe GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioviotica.com Bioworx . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bioworx.de bitop AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bitop.de bj-diagnostik GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bj-diagnostik.de Blue Biolabs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bluebiolabs.de BlueBioTech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bluebiotech.de botiss medical AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . botiss.com BRAIN AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . brain-biotech.de

| 154

Brandenburg Antiinfektiva GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . antiinfektiva.com BromMarin GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . brommarin.de BSL BIOSERVICE Scientific Laboratories Munich GmbH �� bioservice.com BSV Bioscience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bsvbio.de Byosens GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . byosens.com c-LEcta GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c-LEcta.com CAG GmbH - Center for Animal Genetics ���centerforanimalgenetics.com Calico Biolabs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . calicobio.de Cambrex IEP GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cambrex.com CAMPTON Diagnostics UG . . . . . . . . . . . . . . . campton-diagnostics.com caprotec bioanalytics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . caprotec.com Carpegen GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . carpegen.de CASCAT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cascat.de CCRP Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ccrp-therapeutics.com CeGaT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cegat.de Celares GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . celares.com Cell Concepts GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellconcepts.de Cell.Copedia GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellcopedia.com CellAct Pharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellact.eu cellasys GmbH - R&D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellasys.com Cellbricks GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellbricks.com Cellendes GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellendes.com Celler Pflanzen- und Gewebelabor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cellex Treatment GmbH CPT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellex.me CellGenix GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellgenix.com CellServe GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellserve.de CellSystems Biotechnologie Vertrieb GmbH . . . . . . . . . . . . cellsystems.de CellTrend GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . celltrend.de Cellzome GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gsk.com CeMeT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cemet-gmbh.de Centogene AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . centogene.com Cevec Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cevec.com Charles River Biopharmaceutical Services GmbH . . . . . . . . . . criver.com Charles River Discovery Research Services GmbH ����������������� oncotest.com Chembiotech ������������������������������������������������������������������� chembiotech.de Chimera Biotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . chimera-biotec.com Chromatec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chromatec.de ChromBios GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . chrombios.com ChromoTek GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . chromotek.com Chronix Biomedical GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . chronixbiomedical.com CIBUS Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cibus-biotech.de Cilian AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cilian.de CIRES cell & immune research services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cires.de CLS Cell Lines Service GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . clsgmbh.de co.don® AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . codon.de Computomics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . computomics.com Conaris Research Institute AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . conaris.de CONGEN Biotechnologie GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . congen.de Congenics AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . congenics.de conoGenetix biosciences GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . conogenetix.de corlife OHG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .corlife.eu CPO Berlin-Buch GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellphenomics.com Crelux GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . crelux.com Cube Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cube-biotech.com Cultex Laboratories GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . cultex-laboratories.com Curetis AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . curetis.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


CureVac AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . curevac.de Cyano Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cyano-biotech.com Cysal GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cysal.de cytena GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cytena.com Cytocentrics Bioscience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cytocentrics.com CytoPharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cytopharma.de Davids Biotechnologie GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . davids-bio.de DECODON GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . decodon.com Delta-Vir GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . delta-vir.com DermaTools Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cytotools.de Diarect AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . diarect.com DIREVO Industrial Biotechnology GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . direvo.com Dispendix GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dispendix.com Dr. Fenning GmbH* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . fenningbiomed.de Dr. Rölleke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dr-roelleke.de Dust Biosolutions GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dustbiosolutions.com Dynamic Biosensors GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . dynamic-biosensors.com Dynavax GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dynavax.com e.gene Biotechnologie GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . egene-biotech.de e~nema GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e-nema.de/ ecSeq GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ecSeq.com Electrochaea GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . electrochaea.com Ella Biotech . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ellabiotech.com EMC microcollections GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . microcollections.de EMP Genetech . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . empgenetech.com Enzymicals AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . enzymicals.com EpiGene GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . epigene.de Epigenomics AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . epigenomics.com EpiLogic GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . epilogic.de Epiontis GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . epiontis.com Epomedics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . epomedics.com Erdmann Technologies GmbH* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erdmann-tech.de Eternygen GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eternygen.com ethris GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ethris.com EUFETS GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eufets.com Eupheria Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eupheria.com Eurofins BioPharma Product Testing Munich GmbH ������������ eurofins.coms Eurofins GeneScan GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genescan.de Eurofins Genomics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eurofinsgenomics.com Evotec AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . evotec.com evoxx technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . evoxx.com Exosome Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . exosomedx.com EPO Berlin-Buch GmbH ���������������������������������������������������� epo-berlin.com Filt Lungen- und Thoraxdiagnostik GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . filt.de Formycon AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . formycon.com Freeline Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . freelinetx.com FRIZ Biochem Gesellschaft für Bioanalytik mbH . . . . . . . . frizbiochem.de GA Generic Assays GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genericassays.com GALAB Technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . galab.de GANYMED Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ganymed.ag GATC Biotech AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gatc-biotech.com GEMoaB Monoclonals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gemoab.com GEN-IAL GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gen-ial.de Genaxxon Bioscience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genaxxon.com Gene Bridges GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genebridges.com Genedata Bioinformatik GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genedata.com BioTechnologie Jahrbuch 2017

GeneQuine Biotherapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . genequine.com Genewerk GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genewerk.com geneXplain GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genexplain.com GenExpress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genexpress.de Genomatix GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genomatix.de Genotype GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genotype.de GenXPro GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . genxpro.de GFE Blut mbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gfeblut.de Global Bioenergies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . global-bioenergies.com Glycothera GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . glycothera.de Glycotope GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . glycotope.com GlycoUniverse GmbH & Co.KGaA . . . . . . . . . . . . . . . . . glycouniverse.de glyXera GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . glyxera.com GNA Biosolutions GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gna-bio.com Greenovation Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . greenovation.com GVG Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gvg-diagnostics.de Hain Lifescience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hain-lifescience.de HealthTwiSt GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . healthtwist.de Heidelberg ImmunoTherapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hepacult GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hepacult.de HepaRegeniX GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . heparegenix.com Heppe Medical Chitosan GmbH . . . . . . . . . . . . . . . medical-chitosan.com Hezinger Algaetec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hezinger-algaetec.com highQu GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . highqu.com HMNC Brain Health . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hmnc.de HS Diagnomics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hsdiagnomics.de Human . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . human.de humatrix AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . humatrix.de Hummingbird Diagnostics GmbH . . . . . . hummingbird-diagnostics.com Hybrotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hybrotec.com Hyglos GmbH - a bioMérieux company . . . . . . . . . . . . . . . . . hyglos.com IBA GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iba-lifesciences.com ibidi GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ibidi.de Ibt – immunological and biochemical testsystems GmbH ����ibtsystems.de Icon Genetics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . icongenetics.com IdentXX GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . identxx.com IFM Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ifmthera.com IIT - Institut für Innovationstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iit-biotech.de IMAX Discovery GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . imaxdiscovery.com IMD Natural Solutions GmbH . . . . . . . . . . . . . . imd-natural-solutions.com ImevaX GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ImevaX.com IMGM Laboratories GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . imgm.com immatics biotechnologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immatics.com Immumed GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immumed.de Immundiagnostik AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immundiagnostik.com Immungenetics AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immungenetics.com Immunic AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immunic.de immunoGlobe Antikörpertechnik GmbH . . . . . . . . . . immunoglobe.com Immunolab GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immunolab.de Immunolab GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immunolab.de ImmunoQure AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immunoqure.com Immunservice GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . immunservice.com imusyn GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . imusyn.de in.vent DIAGNOSTICA GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . inventdiagnostica.de INDIVUMED GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . indivumed.com InfanDx AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . infandx.com

155 |


InflaRx GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inflarx.de InSCREENeX GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inscreenex.com Insilico Biotechnology AG . . . . . . . . . . . . . . . . insilico-biotechnology.com Institut für angewandte Zellkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . I-A-Z-Zellkultur.de Institut für Bioanalytik, Umwelttoxikologie & Biotechnologie Halle GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ifb-halle.de Institut für Medizinische Molekulardiagnostik GmbH . . . . . . . . . immd.de Institut Virion Serion GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . virion-serion.de Intana Bioscience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . intana.de INVICOL GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . INVIGATE GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . invigate.com InVivo BioTech Services GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . invivo.de iOmx Therapeutics AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iomx.de Ionera Technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ionera.de IPM Biotech GmbH ����� bioagilytix.com/company/european-headquarters/ Iris Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iris-biotech.de Isarna Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . isarna-therapeutics.com IVD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ivd-gmbh.de Jena Bioscience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . jenabioscience.com JeNaCell GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . jenacell.de Jennewein Biotechnologie GmbH . . . . . . . . . . . . . . jennewein-biotech.de JPT Peptide Technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . jpt.com Juno Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . junotherapeutics.com KreLo GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . krelo-med.de KSK Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ksk-diagnostics.com Kuhner Shaker GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . kuhner.com LABOR DR. MERK & KOLLEGEN GmbH . . . . . . . . . . . . . labormerk.com LABOR FÜR DNA-ANALYTIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dna-analytik.de Larova GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . larova.com Lead Discovery Center GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lead-discovery.de LEUKOCARE AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . leukocare.com LGC Genomics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lgcgroup.com/genomics Life & Brain GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lifeandbrain.com LifeGlimmer GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lifeglimmer.com Ligandis GbR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ligandis.de Lionex GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lionex.de Lipid Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lipid-therapeutics.com Lipocalyx GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . viromer-transfection.com Lipotype GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lipotype.com Lisando GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lisando.com LOGOPHARM GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . logopharm.com Lonza Cologne GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lonza.com Lophius Biosciences GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lophius.com m2p-labs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m2p-labs.com MAB Discovery GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mabdiscovery.com MabTag GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mabtag.com Magna Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . magnadiagnostics.de MalVa GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . malvacompany.com Matricel GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . matricel.com MBBL Dr. Bartling GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mbbl.de Mediagnost GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mediagnost.de Medical Biomaterial GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mbp-gmbh.de Medigene AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . medigene.com MEDIPAN GMBH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . medipan.de MELEMA Pharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . melemapharma.de Merlion Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . merlionpharma.com

| 156

metabion international AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mymetabion.com Metabolomic Discoveries GmbH . . . . . . . . metabolomicdiscoveries.com MetaHeps GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . metaheps.com metanomics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . metanomics.de Metanomics Health GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . metanomics-health.com MetaSysX GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . metasysx.eu MetaVi Labs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . metavilabs.com miacom diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . miacom-diagnostics.com Microcoat Biotechnologie GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . microcoat.de MicroDiscovery GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . microdiscovery.de MicroMol GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . micromol.com Micromun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . micromun.de MicroPro GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . micropro.de Mikrogen GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mikrogen.de Milenia Biotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . milenia-biotec.de MILTENYI BIOTEC GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . miltenyibiotec.com Minerva Analytix GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . minerva-analytix.com Minerva Biolabs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . minerva-biolabs.com MLM Medical Labs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mlm-labs.com MoBiTec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mobitec.com MODAG GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . modag.net Molecular Health GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . molecularhealth.com MOLOGEN AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mologen.com moloX GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . molox.de Molzym GmbH & Co.KG . . . . . . . . . . . . molzym.com und sepsitest.com Morphoplant GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . morphoplant.de MorphoSys AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . morphosys.com Mosaiques Diagnostics and Therapeutics AG . . . . . . . . . . . . mosaiques.de multiBIND biotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . multibind.de multimmune GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . multimmune.de Multiplexion GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . multiplexion.de My Life Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Myelo Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . myelotherapeutics.com MykoMax GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mykomax.de myPOLS Biotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mypols.de MYR GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . myr-pharma.com Myriad GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . myriad-genetics.de N-Zyme BioTec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n-zyme.de nadicom Gesellschaft für angewandte Mikrobiologie mbH �nadicom.com nandatec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nandatec.com Nanion Technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nanion.de NanotecMARIN GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nanotecmarin.de NanoTemper Technologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nanotemper.de nanoTOOLS Antikörpertechnik GmbH & Co. KG . . . . . . . . nanotools.de Navigo Proteins GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . scilproteins.com NEO New Oncology GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . newoncology.de Neovii Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . neoviibiotech.com NeuroProfile GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . neuroprofile.com NEUWAY Pharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . neuway-pharma.de New Medical Enzymes GmbH* . . . . . . . . . . . . . . . medical-enzymes.com nextplant UG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nextplant.de nexttec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nexttec.biz NH DyeAGNOSTICS GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dyeagnostics.com Nomad Bioscience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . nomadbioscience.com Norbitec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . norbitec.de Northwest Biotherapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nwbio.com BioTechnologie Jahrbuch 2017


NovaBiotec® Dr. Fechter GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . novabiotec.de NOVAgreen GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . novagreen-microalgae.com Novaliq GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . novaliq.de NovaTec Immundiagnostica GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . novatec-id.com NOXXON Pharma AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . noxxon.com OakLabs GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oak-labs.com Ocean Pharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ocean-pharma.de oceanBASIS GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oceanbasis.de Octapharma Biopharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . �������������������������������������������������������� octapharma-biopharmaceuticals.com OMEICOS Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . omeicos.com OmicScouts GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . omicScouts.com oncgnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oncgnostics.com OncoLead GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oncolead.com Oncoprevent GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oncoprevent.de Oncoscience AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oncoscience-ag.de Oncoscreen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oncoscreen.com Oncotrition GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oncotrition.com OntoChem GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ontochem.com ORGANOBALANCE GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . organobalance.com ORGENTEC Diagnostika GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orgentec.com origenis GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . origenis.de ORYX GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oryx-medicine.com Oxacell AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oxacell.de PAIA Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . paiabio.com PAION AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . paion.com PAN-Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pan-biotech.de PELOBIOTECH GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pelobiotech.com PEPperPRINT GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pepperprint.com peptides&elephants GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . peptides.de perora GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . perora.com PharmaInformatic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pharmainformatic.com Pharmbiotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pharmbiotec.de Pharmedartis GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pharmedartis.de PharmGenomics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pharmgenomics.com Phenex Pharmaceuticals AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . phenex-pharma.com Phytolutions GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . phytolutions.com Phyton Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . phytonbiotech.com Phytowelt GreenTechnologies GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . phytowelt.com Pieris Pharmaceuticals GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pieris.com PL BioScience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pl-bioscience.com Planton GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . planton.de PlasmidFactory GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . plasmidfactory.com PLS-Design GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pls-design.de pluriSelect Life Science UG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pluriSelect.com Polyquant GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . polyquant.com PortaCellTec biosciences GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . portacelltec.de Predemtec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . predemtecDX.com PreOmics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . preomics.com Prima BioMed GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . primabiomed.com.au PRIMACYT Cell Culture Technology GmbH . . . . . . . . . . . . . primacyt.com Probiodrug AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . probiodrug.de ProBioGen AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . probiogen.de Progen Biotechnik GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . progen.de ProJect Pharmaceutics GmbH . . . . . . . . . . . . . project-pharmaceutics.com Prolytic GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . prolytic.de BioTechnologie Jahrbuch 2017

PromoCell GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . promocell.com ProQinase GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . proqinase.com Protagen AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . protagen.com Protagen Protein Services GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . panatecs.com Protectimmun GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . protectimmun.de Proteo Biotech AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . proteo.de Proteome Factory AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . proteome-factory.com Proteome Sciences R&D GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . proteomics.com Proteros Biostructures GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . proteros.com Provecs Medical GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . provecs.com provitro AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . provitro.de PXBioVisioN GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pxbiovision.com Q-bios GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . q-bios.de QIAGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . qiagen.com QITHERA GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . qithera.com Qlaym Healthcare AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . qlaym.com quantiom bioinformatics GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . quantiom.de R-Biopharm AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r-biopharm.com ravo Diagnostika GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ravo.de ReliaTech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . reliatech.de Rentschler Biotechnologie GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rentschler.de RESprotect GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . resprotect.de Ribocon GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ribocon.com RIBOLUTION Health GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ribolution.org Riboxx GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . riboxx.com Richter-Helm BioLogics GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . richter-helm.eu Ridom GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ridom.de Rigontec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigontec.de RLP AgroScience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agroscience.de Roche mtm laboratories AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . roche.com Rodos BioTarget GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biotargeting.eu Saaten-Union BIOTEC GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . saaten-union-biotec.de SanguiBioTech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sangui.de Sartorius Stedim Cellca GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cellca.de ScheBo® Biotech AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . schebo.de Scienion AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . scienion.de Scientific Research and Development GmbH . . . . . . . . . . . . srd-biotec.de SciMab GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . scimab.com Sciomics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sciomics.de ScreenFect GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . screenfect.com SeNostic GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . senostic.com Senova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . senova.de Senzyme GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . senzyme.de SEQLAB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . seqlab.de SequentiX - Digital DNA Processing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sequentix.de sequiserve GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sequiserve.de Seracell Stammzelltechnologie GmbH . . . . . . . . . . . . . seracell-rostock.de Seratec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . seratec.com SeSaM-Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sesam-biotech.com SGS M-Scan GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .sgs.com Sialotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sialotec.de sifin diagnostics gmbh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sifin.de Sigma-Aldrich Biochemie GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . sigmaaldrich.com Signatope GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . signatope.de Signature Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . signature-diagnostics.de SILANTES GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . silantes.com

157 |


Silence Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . silence-therapeutics.de SINA Science Services GmbH* . . . . . . . . . . . . . . . sina-science-services.de sinYmed . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sinYmed.com SIRION Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sirion-biotech.com Sirius Fine Chemicals SiChem GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sichem.de SIT Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sit-biotech.com siTOOLs Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sitoolsbiotech.com Sividon Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sividon.com Soluventis GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . soluventis.de Source BioScience Germany GmbH ����lifesciences.sourcebioscience.com Sovicell GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sovicell.com SP Sourcon Padena GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . sourcon-padena.com SpheroTec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . spherotec.com sphingotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sphingotec.de Squarix GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . squarix.de StarSEQ GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . starseq.com StemVAC GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . stemvac.de sterna biologicals GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . sterna-biologicals.com STRATEC Molecular GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . stratec.com Subitec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . subitec.com Succinity GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . succinity.com Surflay Nanotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . surflay.com SYGNIS AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sygnis.de Synaptic Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sysy.com Syntab Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . syntab-therapeutics.com Sysmex Inostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inostics.com Sysmex Partec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sysmex-partec.com Sysmex Partec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . partec.com Systasy Bioscience GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . systasy.com t2cure GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . t2cure.com Taconic Biosciences GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . taconic.com targenomix GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . targenomix.com Targos Molecular Pathology GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . targos-gmbh.de TETEC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tetec-ag.de tgcBIOMICS GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tgcbiomics.de The Medicines Company (Leipzig) GmbH . . . themedicinescompany.com TherapySelect Dr. Frank Kischkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . therapyselect.de Therawis Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . therawis.com Therawis Pharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . therawis.com Thermo Fisher Scientific . . . . . . . . . . . . . . . thermoscientific.com/brahms Thermo Fisher Scientific GENEART GmbH ����������������lifetechnologies.com Thermosome GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . thermosome.com Tib Molbiol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tib-molbiol.com TICEBA GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ticeba.com TIGO GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tigo-gamma.eu TissUse GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tissuse.com TOMCROP GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . biovativ.de Topas Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . topas-therapeutics.com/ TOPLAB Gesellschaft für angewandte Biotechnologie mbH ��������toplab.de TraitGenetics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . traitgenetics.de Transimmune AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . transimmune.com Transinsight GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . transinsight.com trenzyme GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . trenzyme.com TRION Research GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . trionresearch.de UGA Biopharma GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ugabiopharma.com UGiSense AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ugisense.com

| 158

uniQure GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . uniqure.com Varicula Biotec GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . varicula.de varionostic GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . varionostic.de vasopharm GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vasopharm.com Vaximm GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vaximm.com Vaxxilon Deutschland GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vaxxilon.com vermicon AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vermicon.com vertis Biotechnologie AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vertis-biotech.com

Vibalogics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vibalogics.com Viramed Biotech AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . viramed.de VIROSCREEN & VIROFEM diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . virofem.de Virotech Diagnostics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . virotechdiagnostics.com Vita 34 AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vita34.de VivaCell Biotechnology GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vivacell.de vivo Science GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vivoscience.de W42 Industrial Biotechnology GmbH . . . . . . . . . . . w42biotechnology.de Wacker Biotech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . wacker.com/biologics WeissBioTech GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . weissbiotech.com WILEX AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . wilex.com XanTec bioanalytics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xantec.com Xell AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xell.ag Xellutec GmbH* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xellutec.com XL-protein GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xl-protein.com Xvir Therapeutics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xvir.com YUMAB GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . yumab.com Zedira GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zedira.com zell-kontakt GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zell-kontakt.de Zellkraftwerk GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zellkraftwerk.com Zellwerk GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zellwerk.biz ZytoVision GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zytovision.com

BioTechnologie Jahrbuch 2017


CHRONIK Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Wirtschaft. Technologie. Leben. 23. Jahrgang. 5|2017.

Vorstandsvorsitzender Manfred Elff zur Bündelung von Biomedizintechnikund Implantatforschung am NIFEZentrum

EXOSOMEN

Zelleigenes Rohrpostsystem WAHLKAMPF

Kommt Agenda Biologisierung? ÜBERNAHMEN

Epigenomics und Biotest bald chinesisch LABORWELT

Boehringer Ingelheim

Großinvestition in Österreich

Boehringer Ingelheim investiert Rekordsumme in Wien Boehringer Ingelheim hat mit dem Ausbau des Unternehmensstandortes in Wien begonnen. Bis 2021 sollen 700 Mio. Euro investiert und die Auftragsfertigungssparte für die Zukunft gerüstet werden.

Labvolution/ Biotechnica

Branchenzahlen: Deutsche Firmen wachsen weiter

01_tk5_17_Titel.indd 1

27.04.2017 15:37:31 Uhr

5 |'17

eutschen Biotechnologie-Unternehmen scheint es D so gut zu gehen wie lange nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahr konnte bei den insgesamt 615 deutschen Biotech-Firmen ein Umsatzplus um 8% und ein Anstieg der Mitarbeiterzahl um 6,7% verzeichnet werden.

Gesellschaft für extrazelluläre Vesikel gegründet Nur wenige Unternehmen engagieren sich bisher im Forschungsfeld der extrazellulären Vesikel. Das will die neugegründete Gesellschaft für extrazelluläre Vesikel nun ändern. Eine erste Anwendung des noch jungen Forschungsfeldes steht in der Diagnostik von Krebs an.

Wanka zieht positive Bilanz der Hightech-Strategie Kommt im Zuge des anstehenden Wahlkampfes eine Agenda Biologisierung? Laut Forschungsministerin Wanka soll das BMBF einen „Blueprint für eine Forschungsagenda Biologisierung“ ausarbeiten.

Wundkleber soll Grünenthals Portfolio kitten nfang April wurde das Medizintechnik-Start-up A Adhesys Medical von Grünenthal übernommen. Mit den Wundklebern will die Pharmafirma ihr Portfolio erweitern und bis 2022 mindestens vier neue Produkte auf den Markt bringen.

Deutsche Biotechnologietage 2017 Gesundheitsminister Hermann Gröhe bekennt sich bei den Deutschen Biotechnologie­tagen 2017 in Hannover zur Biotechnologie.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

159 |


Schlusswort Die Wähler in den Niederlanden und in Frankreich haben sich im Frühjahr 2017 zusammengerissen und mehrheitlich pro-europäisch gestimmt. In Deutschland wird im Herbst gewählt und auch Österreich steuert auf Neuwahlen zu. Die Wahl in Großbritannien im Juni dürfte wohl nur noch auf die Scheidungsverhandlungen mit der Europäischen Union Auswirkungen haben, doch erfahrene Lügner aus dem Brexit-Lager werfen schon wieder mit „alternativen Fakten“ um sich. Es wird nicht langweilig – was den großen Vorteil hat, dass sich die Menschen wieder für Politik interessieren und die Wahlbeteiligungen steigen. In Deutschland stellen sich vor der Bundestagswahl manche die Frage, wie es grundsätzlich weitergehen soll. Die Wirtschaft läuft derzeit prächtig, doch das Land lebt im Prinzip nur noch von zwei Branchen: der Chemieindustrie und dem Automobilbau samt Maschinenbau. Selbst Otto Normalbürger, der jeden Tag mit seinem tonnenschweren Ölverbrenner feinbestaubt im Stau steht, ahnt, dass das kein Geschäftsmodell für das Land und die Zukunft der Menschheit sein kann. Wovon wollen wir also morgen leben? Schon im Koalitionsvertrag von 2013 steht die Antwort: Eine „neue Gründerzeit“ soll für den Aufbau neuer Unternehmen, die Erneuerung bestehender Branchen und damit für die Zukunftssicherung sorgen. Erinnert sich die garantiert visionsfreie Regierung daran? Unlängst hat nun ein illuster besetztes „Hightech-Forum“ Innovationspotentiale definiert und einen diesbezüglichen gesellschaftlichen Fortschritt gefordert. Bioökonomie, individualisierte Medizin und synthetische Biologie gehören zu den herausragenden Feldern, auf denen sich die wirtschaftliche Zukunft abspielen soll. In Berliner Politikkreisen kursiert zudem seit einigen Wochen ein von Unternehmern und Investoren verfasstes Papier mit Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung, demzufolge diese einen nachdrücklichen Impuls für eine neue Gründerkultur und das dafür notwendige Finanzökosystem geben solle. Andernfalls drohe Deutschland „die Chancen der Herausbildung einer biobasierten Industrie zu verpassen“. Ein Ruck solle durch das Land gehen, Digitalisierung und Biologisierung die Kernmarken einer erneuerten, nachhaltig wirtschaftenden Industrie für den Weltmarkt werden. Neben dem klaren Bekenntnis der Regierung zur neuen Gründerzeit werden Anreize zur Mobilisierung von mindestens 5 Mrd. Euro privaten | 160

Wachstumskapitals pro Jahr und eine weitergehende Unterstützung von anwendungsorientierter Forschung und Technologietransfer gefordert. Kurzfristig könne durch derartige Signale der notwendige „Ruck“ zur Erneuerung der industriellen Basis der Volkswirtschaft erzeugt werden. Vorbild waren zum Beispiel die US-Amerikaner in den 60ern mit dem großen, die ganze Gesellschaft erfassenden Ziel, auf dem Mond zu landen. Die Biologisierung der Industrie als Alleinstellungsmerkmal im globalen Wettbewerb, das wäre doch was. Und die Realität? Das Statistische Bundesamt meldet gerade, dass die Zahl der Unternehmer und Selbständigen im Land rückläufig ist. Im Vorwahlkampf wird dem Esel mal wieder die Möhre „steuerliche Forschungsförderung“ vor die Nase gehalten; nach der Wahl wird das Finanzministerium schon dafür sorgen, dass die Sache in die Ressorts abgeschoben wird. Hier ein Programm, dort eine Initiative, klein, klein. Weiter so, läuft doch, werden viele Wähler sagen. Dass die seit nunmehr 12 Jahren regierende Kanzlerin das Land nur verwaltet, aber nicht in die Zukunft führt, fällt in unruhigen Zeiten kaum negativ auf. Nur keine Experimente, Sicherheit geht vor. (Für die SPD ist das wichtigste Zukunftsthema eine angebliche Gerechtigkeitslücke, die dringend noch mehr soziale Wohltaten erfordert.) Als notorischer Optimist hoffe ich ja, dass irgendwann Jüngere mit mehr Weitblick auf der Regierungsbank sitzen. In dem Wort „Biologisierung“ – für dessen unermüdliche Propagierung der Biotech-Unternehmer Holger Zinke das Bundesverdienstkreuz verdient hätte, doch das hat er schon – steckt noch eine Chance über den Wahltag hinaus: Eine ungesunde, an irgendwelchen Schreibtischen ersonnene Begriffsvielfalt hat in den vergangenen Jahren die Biotechnologie-Branche in der Politik, der Öffentlichkeit und vor allem an den Kapitalmärkten geschwächt: Erst gab es die Biotechnologie pur, dann wurde diese rot, grün und weiß angepinselt; dann kam die wissensbasierte Bioökonomie, der man später erst den Pharmabereich und dann das Adjektiv wieder wegnahm – den mächtigen Agrarsektor im Blick. Und nun also die „Biologisierung der Industrie“. Hoffen wir mal, dass nicht bald wieder irgendwer Hand an diesen wahrlich umfassenden und hoffentlich nachhaltigen Begriff legt. Andreas Mietzsch, im Mai 2017

BioTechnologie Jahrbuch 2017


F3

U2

TU

RE4

NE3 TW

O4

RK

www.organotechnie.com

ORGANOTECHNIE SAS PEPTONES & HYDROLYSATES

GL

03

B2

The World’s No.1 Auf der weltweit größten Labormesse finden Sie alle Produkte und Lösungen für Ihr Industrie- und Forschungslabor. Die wissenschaftlich hochkarätige analytica conference, Weltneuheiten, Produktpremieren, einzigartige Live Labs, Sonderschauen, Foren und Fokustage warten auf Sie!

April 10–13, 2018 I analytica exhibition April 10–12, 2018 I analytica conference 26th International Trade Fair for Laboratory Technology, Analysis, Biotechnology and analytica conference www.analytica.de

AL2 Alles rund um Biotechnologie in einer Halle

 QUALITY The Quality Control Department is present at each step of the production process to ensure that products are manufactured to the highest quality standards and on a consistent basis. �

Microfiltered and UF Plant based Peptones (Soy, Wheat, Rice, Potato, Guar)

High stability and high fertility Malt Extracts

ISO 9001 version 2008

� Veterinary

agreement for animal peptones manufacturing (Regulation (EC) No 1069/2009)

Full traceability from raw materials to finished products

Kosher and Halal certificates

Non GMO certificates

HACCP system

    



Karl Th. PLATO KG Commercial agency - Trading company Pfarrer-Kraus-Str. 22 - 56077 Koblenz / Germany Phone 0049-261-38584 - Telefax 0049-261-35051 - email: info@plato-kg.de


'17 30

VRNTZT. ZKNFT. GSTLTN. Schneller, kürzer, besser? Wird unsere zukünftige Welt kompliziert oder nur komplex? Das hängt vor allem von dem sinnvollen Einsatz neuer Technologien DE 3URƓWLHUHQ 6LH YRQ +HVVHQ DOV KRFKDWWUDNWLYHP Standort für die Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Wir informieren, beraten und vernetzen Unternehmen. Schnell und unkompliziert. Nutzen Sie uns als Impulsgeber. Save the date:

06. DEZEMBER 2017 Kap Europa, Messe Frankfurt / Main

INNOVATIONSKONGRESS 7(&+12/2*,(/$1' +(66(1 Weitere Informationen unter: www.technologieland-hessen.de

7(&+12/2*,(/$1' +(66(1

Vernetzt. Zukunft. Gestalten.

BioTechnologie Jahrbuch 2017

BioTechnologie Jahrbuch 2017

Jahrgang

Aus dem Inhalt Neuer Branchen-Report 30 Jahre Jahrbuch Diabetes-Therapeutika Onkolytische Viren Real World Data Express-Arzneizulassung Klimagas CO2 nutzen Unterschätzter Killer Sepsis Kreislauf vs. Müllflut Hoffnungsträger Exosomen Biologika als Pestizide 3D-Bioprinting Bioökonomie digital Chronik 2016/17 OECD-Firmenliste ISBN 978-3-928383-63-9 | 30 € | 33 SFr.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.