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Interview

ISSN 1435-5272 | A 49017

Wirtschaft. Technologie. Leben. 23. Jahrgang. 7–8|2017.

Christoph Plass über Medikamente, die epigenetische DNA-Veränderungen aufheben und Immuntherapien verbessern

WILEX

Millionendeal mit Takeda

Eurofins

CENTOGENE

US-Börsengang in Aussicht ÖSTERREICH

Bakterien recyclen Metalle aus Asche G 20

Gesundheitsminister setzen Signale

GATC rückt beim Tausendfüßler ein

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Backing up Startups Wollen I Zum ersten Mal so richtig aufgefallen ist mir die damals französische und inzwischen luxemburgische Firma Eurofins Scientific SE, als sie 2006 den ehemaligen Neuer-Markt-Star MWG Biotech AG übernahm. Eine abschreckend in einem Industriegebiet angesetzte Hauptversammlung ist bis heute legendär. Offenbar war da jemand mit allen Wassern gewaschen und wollte durchregieren. Im Falle MWG hat das lange gedauert, die notwendige Mehrheit von 95% für einen Squeeze out wurde erst auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember 2016 erreicht. Doch schon damals wurde sichtbar, dass Eurofins offenbar von starkem unternehmerischen Wollen Andreas Mietzsch getrieben wird. Die Familie des Vorstandschefs Gilles MarHerausgeber tin besitzt 38% des Unternehmens, das in den 30 Jahren seines Bestehens von 10 auf 28.000 Mitarbeiter in 39 Ländern angewachsen ist und rund 2,5 Mrd. Euro umsetzt. Eurofins betreibt hunderte von Laboren und Firmen, quasi ein Tausendfüßler-Konzern. Nun wird mit der deutschen GATC ein vorbildliches mittelständisches Biotech-Unternehmen zu einem weiteren Standbein der Gruppe – wie es dazu kam, lesen Sie in unserer Titelgeschichte auf Seite 8ff.

Die CardioSecur-Story: mit einem App-basierten EKGGerät können Nutzer immer und überall in wenigen Sekunden ein Feedback über ihre Herzgesundheit erhalten. Die Idee ist gut, was fehlt sind Kapital, Gründungs Know-how und Netzwerk. Das alles kommt vom High-Tech Gründerfonds.

Trend Die Zeitschrift Scientific American hat zusammen mit WEF-Experten eine Liste der zehn wichtigsten Technologien für die kommenden Jahre vorgestellt. Mit Flüssig-Biopsien, künstlicher Photosynthese, einem Zellatlas des Menschen, gentechnisch hergestellten Impfstoffen und „grüner“ Architektur ist die Hälfte den Life-Sciences zuzuordnen. Auch alternative Trinkwassergewinnung, computergestützte Bilderkennung und IT-gestützte Landwirtschaft dürften direkte Auswirkungen auf unseren Sektor haben. WasserstoffBrennstoffzellen und Quantencomputer runden das optimistische Szenario ab. Konzept Mit der Zeit geht auch unser BioTechnologie Jahrbuch 2017 anlässlich seines 30. Jubiläums. Die Ära gedruckter Adressbücher ist endgültig vorbei, das Jahrbuch präsentiert in einem neuen, größeren Format vor allem Inhalte zum Lesen. Neben dem neuesten Branchenreport nach OECD-Kriterien sind dies tiefergehende Berichte und Reportagen zu aktuellen technologischen Entwicklungen, dazu Meinungen, Interviews, eine JahresChronik und vieles mehr. Einen Überblick gibt unsere Anzeige auf Seite 17. Wollen II Nach dem BioRegio-Wettbewerb 1995 wurden zahllose Vereine, Organisationen und Initiativen zur Förderung der jungen Technologie gegründet. Auf manchen Tagungen gab (und gibt) es mehr Unterstützer als Macher. Die im Jahr 2000 in Deutschland gegründete European Association of Pharma Biotechnology EAPB wollte zum Missing Link zwischen Wissenschaft, Forschung und Behörden auf europäischer Ebene werden. Trotz potenter Firmenmitglieder und mannigfaltiger Initiativen gelang dies nicht, irgendwie fehlte wohl das (unternehmerische) Wollen. Im vergangenen Jahr fasste der Verein den Auflösungsbeschluss, die Aktivitäten sollen in der Dechema fortgeführt werden. Doch das Vereinsregister hat den Beschluss nicht akzeptiert, da das satzungsmäßige Quorum nicht erreicht wurde. Mitten in den Sommerferien müssen die Mitglieder nun in Berlin erneut die Auflösung beschließen. Die Langlebigkeit mancher Initiative erstaunt immer wieder. . |transkript. 7-8.2017.

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INHALT.

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Eurofins übernimmt europäischen Marktführer Der Konstanzer Sequenzierungspionier GATC Biotech wird ein weiteres Standbein der börsennotierten Eurofins Scientific SE. Mit hunderten Laboren und Tochtergesellschaften erinnert der Konzern an einen Tausendfüßler.

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Centogene plant Börsengang in den USA Um die F&E-Aktivitäten zu stärken und sich globaler aufzustellen, nimmt die Rostocker Centogene AG Risikokapital auf. Die Serie A-Runde hat eine Höhe von 25 Mio. Euro. Innerhalb von 18 Monaten soll zudem der Börsengang in den USA über die Bühne gehen.

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Stöcker verkauft Euroimmun Der US-Diagnostikkonzern Perkin-Elmer will die Lübecker Euroimmun medizinische Labordiagnostika AG für 1,2 Mrd. Euro übernehmen. Laut Unternehmer Winfried Stöcker zeichnete sich familienintern keine Nachfolgelösung ab.

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Wilex hat wieder einen Pharmapartner Es könnte endlich wieder frisches Geld in die Kassen der Wilex AG kommen. Der Pharmakonzern Takeda stellt Wilex‘ Tochtergesellschaft Heidelberg Pharma insgesamt 304 Mio. Euro für neue Antikörper-Amanitin-Konjugate in Aussicht.

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Pro & Kontra: Ist Gentechnik nötig im Kampf gegen Welthunger? Bei Pflanzen, die artfremde Sequenzen enthalten, ist die Sache klar: das will der Europäer nicht. Finden moderne Techniken, die nur die arttypische Sequenz modifizieren, mehr Akzeptanz?

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Arzneibudget: Der Ton hat sich verschärft Mit verschiedenen Studien und Statistiken versuchen Kassen und Arzneimittelhersteller seit jeher die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Im Juni gab es gleich dreimal neue Zahlen, die den Kampf um die Meinungshoheit im Gesundheitswesen anfeuerten.

G20-Ministertreffen: Unterstützung für Arzneihersteller Mit ihrer Ende Mai veröffentlichten „Berlin Declaration“ setzen die Gesundheitsminister der 20 wirtschaftsstärksten Nationen ein Signal gegen Epidemien, vernachlässigte Infektionen und Antibiotikaresistenzen.

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Schnelle Diagnose seltener Krankheiten dank Vernetzung Mit gut 13 Mio. Euro Finanzierung startet in Deutschland die Vernetzung von neun Kliniken, welche die Diagnose und Therapie seltener Erkrankungen signifikant beschleunigen soll.

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Acib-Forscher recyclen Metalle aus der Müll-Asche Im Projekt GrecoMet arbeiten Wissenschaftler daran, mit umweltschonenden Verfahren den bislang größten ungenutzten Sekundärressourcenstrom Österreichs zugänglich zu machen.

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Neue Therapie-Ansätze vor der ASCO präsentiert Fortschritte bei Krebsimmuntherapien und gezielten Therapien standen Anfang Juni im Blickpunkt der Konferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO) – dem Welttreffen der Onkologen in Chicago.

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Epigenetik-Schub für Immuntherapie Medikamente, die in Tumorzellen epigenetische Veränderungen ausradieren, könnten die begrenzte Wirksamkeit von Immuntherapien bei Krebs mit wenigen Mutationen verbessern. |transkript sprach mit Professor Christoph Plass über den aktuellen Erkenntnisstand.

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Abb.: Holger/fotolia.com (Tausendfüßler), Richard Wolf GmbH, fotolia.com/Wischnewsk, Promega Corp, decade3d/123rf.com

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Ottobock verkauft Anteile / Epigenomics diskutiert Übernahmeangebot / Shire streicht Stellen in Österreich / 25 Mio. Euro für europäisches Bioplastik-Projekt / Therapeutisches Ziel gegen Herzfibrose Vemaris baut Werk aus / StadaÜbernahme geplatzt / Merck gründet Tochter Ionctura / Umfrage zur BioökonomieForschung erschienen / Actelion-Übernahme abgeschlossen |transkript persönlich / Boehringer belegt Wirksamkeit seines Humira-Biosimilars / HTGF legt 300 Mio. Euro nach Themis‘ Chikungunya-Impfstoff geht in Phase I/II-Studie / Merck stockt Stammzellangebot auf Trokamed ringt um Sanierung / Miele erweitert Medtech-Sparte / Eckert & Ziegler kauft weiter ein Terraplasma Medical beendet Seed-Finanzierung / Boehringer gründet Tochter BI X / Swiss Medtech gegründet

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BMBF fördert Omeicos mit 1,7 Mio. Euro / Curevac sichert sich mRNA-Patente / Medicxi unterstützt Spätphasenfinanzierung Rodos setzt auf Schwarmfinanzierung / Frisches Geld für Myelo Covestro präsentiert biobasiertes Anilin Börse aktuell Börsenkommentar Verfassungsgericht kippt Termin zu EU-Einheitspatent Finanzlücke durch Überalterung der Gesellschaft / Minister setzt auf gesündere Fertigprodukte Adoptive T-Zelltherapien nun wirksamer / Genaktivitätstests verbessern Hirntumor-Diagnostik Hunger steuert Stammzellentwicklung Takeda baut Produktion in Brandenburg aus / Neue Finanzierungsoption im Ruhrgebiet Verbände Personalia Termine Index Preise Letzte Seite

Technologie-Innovationen

Abb.: fotolia.com/domago8888 (oben), Zeiss (unten)

Nr. 3/2017 – 18. Jahrgang

Laborautomation

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LABORWELT

Laborautomation › Markt für Laborautomation wächst schneller › Interview: Patrick Schwarzkopf vom VDMA › Vergleich modularer Systeme für das „Labor 4.0“ › Reproduzierbare Pipettierergebnisse erhalten › Expertenstatement › Synlab kauft in Großbritannien zu › Totvolumen minimieren, Genauigkeit maximieren › Mit automatisierbarer I-DOT Minitropfen erzeugen › Verbände, Termine, Extro

© erwinova/fotolia.com

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intro.

Stellenabbau

Shire krempelt Strukturen in Österreich um Erst die Hochzeit, nun der Kater: Nachdem die irisch-britische Pharmafirma Shire Anfang 2016 den in Österreich stark vertretenen US-Konkurrenten Baxalta für 32 Mrd. US-Dollar übernommen hatte, wird nun klar, dass die Integration nicht reibungslos verläuft. In Wien und im niederösterreichischen Orth an der Donau stehen für rund 550 Angestellte Änderungen an, ein Drittel davon in der Hauptstadt. Von 500 Stellenverlagerungen ist die Rede. Das Ausmaß des Stellenabbaus sei laut Shire noch unklar. Die Entscheidung falle in einem mehrstufigen Prozess über die nächsten zwölf Monate. Von Orth an der Donau sollen Bereiche nach Wien, andere in Österreich angesiedelte Bereiche gar ins Ausland verlegt werden – zum Beispiel in die USA und nach Irland. Der Standort Orth solle aber nicht komplett geschlossen werden. Die F&E-Abteilung wird sich als ein sogenannter Innovation Hub auf die Themen Gentherapie und Hämatologie ausrichten. Weltweit beschäftigte Shire zuletzt 22.000 Mitarbeiter, 3.200 davon in Wien und 800 in Orth. . Medizintechnik

Näder nur noch zu 80% Herr im Haus Der schwedische Finanzinvestor EQT übernimmt 20% an der Ottobock Healthcare GmbH. Damit ist Hans Georg Näder ist nicht mehr Alleineigentümer des Prothesenherstellers und erstmals in ihrer 98-jährigen Geschichte hat die Firma einen familienfremden Aktionär. Die Kaufsumme in Höhe von etwa 600 Mio. Euro soll „überwiegend“ der Firma zugute kommen. Angedacht ist die Expansion über Zukäufe. Über einen möglichen Einstieg von EQT berichtete die Nachrichtenagentur Reuters im Mai. Ende Juni wurde der Anteilsverkauf bestätigt. .

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Herzinfarkt

Therapeutisches Ziel gegen Herzfibrose Durch Ausschalten der langen nichtkodierenden RNA (lncRNA) Wisper haben Wissenschafter der Universität Lausanne um Rudi Micheletti die Vernarbung des Herzgewebes nach einem Herzinfarkt (im Foto blau) drastisch vermindert (Science Transl. Med., doi: 10.1126/scitranslmed.aai9118). Zwar gelang dies zunächst nur im Mausmodell, doch sie fanden eine ähnliche lncRNA (WISPER) auch im Humangenom. In Gewebebiopsien von Patienten mit Aortenverengung hing das Ausmaß der durch die Mangeldurchblutung des Herzens entstandenen Fibrose direkt mit dem Expressionsniveau von WISPER zusammen.

Bioplastik

Epigenomics

25 Mio. Euro für PEFerence

Chinesische Investoren legen Übernahmeangebot vor

Das aus elf Partnern bestehende Konsortium PEFerence erhält einen Zuschuss von 25 Mio. Euro, um eine Wertschöpfungskette um den biobasierte Polyester PEF (Polyethylenfuranoat) aufzubauen. Das Geld kommt vom European Joint Undertaking on Bio-based Industries (BBI) und damit je hälftig von dessen Industriemitgliedern und der EU. Zu den geförderten Firmen gehören der deutsche Chemiekonzern BASF, Technologieentwickler Avantium (Niederlande) und Synvina, ein in Amsterdam ansässiges Gemeinschaftsunternehmen von BASF und Avantium (siehe |transkript 4/2017). Aus dem deutschsprachigen Europa sind noch die Alpla Werke Alwin Lehner (Österreich), Nestec (Schweiz) und das Nova-Institut (Deutschland) an PEFerence beteiligt. .

Das alles bestimmende Thema der diesjährigen Hauptversammlung der Berliner Epigenomics AG Ende Mai war die geplante Übernahme der Firma durch chinesische Investoren. 43% des Grundkapitals waren in Berlin anwesend. Aktionärsschützer und Einzelaktionäre stellten Vorstand und Aufsichtsrat kritische Fragen. Obwohl die Epigenomics-Verantwortlichen für das geplante Übernahmeangebot ausgiebig warben, konnten sich einige Anwesende im Gespräch mit |transkript nicht so recht dafür erwärmen. Die Anteilseigner folgten zwar bei allen Tagesordnungspunkten den Vorschlägen der Verwaltung, doch die Zustimmung fiel mit 77% bis 91% nicht sonderlich hoch aus. Anfang Juni wurden schließlich die erwarteten Unterlagen

Abb.: R. Micheletti et al., Science Translational Medicine (2017)

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intro.

zum freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot veröffentlicht. Eine von den Aktionären erhoffte Aufstockung des Barangebotes (7,52 Euro pro Aktie) blieb aus. Die Annahmefrist läuft nun noch bis 7. Juli 2017. Für eine erfolgreiche Übernahme muss die Mindest­ annahmeschwelle von 75% erreicht werden. . Umfrage

Schwerpunkt Landwirtschaft Rund 750 natur- und geisteswissenschaftliche Einrichtungen beschäftigen sich derzeit in ihrer Forschungsarbeit mit der Bioökonomie. Eine kürzlich vorgestellte Forschungsumfrage von bioökonomie.de im Auftrag des Bundesforschungsministeriums kommt zu dem Ergebnis, dass die Forschungsschwerpunkte in den Agrarwissenschaften (48%), der Biotechnologie/ Systembiologie (47%), der Prozessund Verfahrenstechnik (33%) und der Biodiversität (31%) liegen. Zwei Drittel der befragten Institute arbeiten mit Pflanzen als Rohstoffen, ein Drittel mit Mikroorganismen. .

Stada

Merck Ventures

Übernahme geplatzt

Genf um ein Start-up reicher

Trotz einer von 75% auf 67,5% gesenkten Annahmequote ist die Übernahme der Bad Vilbeler Pharmafirma Stada AG durch die US-Finanzinvestoren Bain und Cinven nicht zustande gekommen. Nur 65,52% der Anteilseigner waren mit dem Angebot von 66 Euro je Aktie zufrieden und dienten ihre Papiere an. Der M-Dax-Konzern will sich nun auf seine eigene Wachstumsstrategie Stada Plus konzentrieren. .

Ende Juni hat die Merck KGaA die Gründung der Ionctura SA mit Sitz in Genf bekanntgegeben. „Unser Ziel ist es, die Hauptauslöser der Immunsuppression in der Tumor-Mikroumgebung zu modulieren, um das therapeutische Potential von Checkpoint-Inhibitoren für Patienten zu maximieren“, so Catherine Pickering, Mitgründerin und CEO von Ionctura. Zwei Wirkstoffkandidaten bekommt die Firma von Mercks Unternehmensbereich Healthcare mit auf den Weg, drei andere bezieht es von Cancer Research Technology (CRT), dem kommerziellen Arm der in London ansässigen Non-Profit-Organisation Cancer Research UK. Die Kandidaten sollen möglichst schnell in Kombinationsstudien insbesondere mit Mercks Avelumab getestet werden. Die Anschubfinanzierung kommt von Mercks Risikokapitalfonds Merck Ventures. Zudem ist CRT initial an dem Start-up beteiligt. .

Actelion

Übernahme vollendet Der US-Konzern Johnson & Johnson gab bekannt, dass die Übernahme der Actelion Ltd. (Schweiz) vollendet ist. Zudem gab die Actelion-Ausgründung Idorsia Ltd. Mitte Juni ihr Börsendebüt. In Handelswoche 1 kletterte der Aktienkurs von 13,65 CHF auf 15,50 CHF. .

VFA-Report 2017

Anwendungsgebiete mit hohem Biopharmazeutika-Anteil am Umsatz in Deutschland

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Quelle: Vfa Bio/BCG-Report „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2017“, S. 10 Zahlenbasis: Netto-Gesamtumsatz (Apotheken- und Krankenhausmarkt im GKV- und PKV-Segment) 2016

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20 Jahre Erfahrung mit der biotechnologischen Herstellung der Aminosäure LLysin haben der deutschen Chemiefirma Evonik zufolge den Ausschlag gegeben: Veramaris, ein Joint Venture von Evonik und Royal DSM (Niederlande), baut sein Werk zur kommerziellen Produktion von Omega 3-Fettsäureprodukten aus Meeresalgen am Evonik-Standort in Blair (Nebraska, USA). Die funktionellen Öle sind für die Lachszucht und die Verwendung in Heimtiernahrung konzipiert (Vgl. |transkript 4/2017). Die Fabrik soll 2019 in Betrieb gehen. Einer Lokalzeitung zufolge sollen 10 bis 12 neue Jobs geschaffen werden, womit Evonik vor Ort 110 Beschäftige hätte. Als Futter bekommen die Algen Glukose, welche aus lokal angebautem Mais stammt. .

7.

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Eurofins steht auf vielen Beinen: Standorte und Tochterfirmen in der DACHRegion, GATC in Konstanz weiß

Molekulardiagnostik

Der Konstanzer Sequenzierungspionier GATC Biotech wird Teil der Eurofins-Gruppe. Die luxemburgische Gesellschaft setzt damit ihren seit mehr als zehn Jahre währenden Kurs fort, Marktanteile und Technologien durch Akquisitionen ins Haus zu holen. Klar zu erkennen ist hier die Handschrift von Firmenlenker Gilles Martin. Sein dynamisches Motto lautet: Erst handeln, dann denken.

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Abb.: iStock Photo/ FrankRamspott

Eurofins schnappt sich europäischen Marktführer

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ast 27 Jahre lang hat die Familie Pohl die Geschicke der als Gesellschaft für Analysetechnik und Consulting mbH gegründeten GATC Biotech AG gelenkt. Diese Ära ist nun passé. Im Juni gab die seit jeher Eigenkapital-finanzierte Firma bekannt, eine Übernahmevereinbarung mit der Eurofins Scientific SE geschlossen zu haben. Nach dem Abschluss der Transaktion ist die weltweit aktive Laborkette bei der Konstanzer Firma am Ruder. „So eine Entscheidung, seine Firma zu verkaufen, trifft man natürlich nicht von heute auf morgen“, erklärt Peter Pohl. Er, seine beiden Brüder und der Vater hatten die Firma 1990 gegründet, um ihre proprietäre Sequenzierungstechnologie zu kommerzialisieren. 1996 wandelte sich die Firma von einem Gerätehersteller zu einem Anbieter von Dienstleistungen rund um die DNA-Sequenzierung. Seit 2006 bietet GATC das Next-Generation-Sequencing (NGS) an, seit Ende 2009 die Sequenzierung ganzer Humangenome. Peter Pohl ist der jüngste der drei Brüder und seit knapp 20 Jahren auch Vorstandsvorsitzender von GATC. Die Familie hielt bis vor kurzem 98% der Firmenanteile vereint. Vor dem Verkauf an Eurofins erwarb man noch die restlichen 2%. Was die börsennotierte Eurofins für GATC bezahlt, wurde nicht nach außen kommuniziert.

Abb.:GATC Biotech AG

GATCs Alleinstellungsmerkmale Eurofins war schon lange an der Firma in Kon­ stanz interessiert. Das war in der Szene ein offenes Geheimnis. Im DNA-Campus am Standort Ebersberg bei München hatte Eurofins über die Jahre zwar schon viel Know-how rund um das NGS geballt. Trotzdem hatte man GATC immer auf dem Radar. „Was uns definitiv auszeichnet, sind einige Innovationen im NGS-Bereich“, führt Pohl aus. „Eine davon ist die modulare Bauweise, wie wir unsere verschiedenen Dienstleistungen anbieten. Durch die Standardisierung der Einzelprozesse können wir unseren Kunden von der Probenaufarbeitung bis hin zur Auswertung individuell passende Bausteine anbieten. Zu unseren Alleinstellungsmerkmalen gehören aber auch die langjährig gewachsenen, stabilen Prozesse. So haben wir unser eigenes Laborinformationsmanagementsystem programmiert und wir haben schon früh – ganz in der Tradition guter deutscher Ingenieurskunst – in die Laborautomatisierung investiert.“ |transkript. 7-8.2017.

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Nach den Beweggründen für den Verkauf gefragt, bemüht Pohl sowohl private Gründe als auch die Logik des Sequenzierungsmarktes. Zum einen komme man nach so vielen Jahren an einen Punkt, wo man etwas Neues wagen will. Zum anderen sieht Pohl mit der Einbettung von GATC in Eurofins‘ globale Strukturen seine Firma für die Zukunft besser positioniert. „In den vergangenen 20 Jahren haben wir einen Preisverfall bei den Sequenzierungen von 20% im Jahr beobachtet. Dieser Richtwert hat weiterhin Bestand“, sagt Pohl. Zwei Trends machen GATC und Wettbewerbern wie Microsynth (Schweiz), Eurofins Genomics (Deutschland), Cegat (Deutschland), Integragen (Frankreich) oder DNAVision (Belgien) zu schaffen: die gewachsene Konkurrenz aus Asien (Macrogen aus Korea, BGI aus China) und dass Forschungseinrichtungen zur besseren Auslastung ihrer eigenen Sequenzierer den privaten Firmen Kunden abspenstig machen. Peter Pohl

Marktführer in Europa Pohl unterstreicht, dass der Verkauf der Firma dennoch aus einer Position der Stärke heraus erfolge: „2017 wird aller Voraussicht nach von GATC die Marke von 3 Millionen analysierten Proben im Jahr übertroffen. Damit sind wir in Bezug auf die Probenanzahl unter den führenden Anbietern in Europa.“ GATC bedient etwa 10.000 Kunden und hat 140 Angestellte an seinen zwei Standorten Konstanz (Zentrale) und Köln. Der Vorjahresumsatz betrug 20 Mio. Euro. Im Vergleich dazu ist Eurofinis Scientific SE ein Riese: 28.000 Mitarbeiter, 310 Labore in 39 Ländern und 2,5 Mrd. Euro Umsatz. Nach Übernahmen werden oft sogenannte Synergiepotentiale freigelegt. Eurofins hat diese in der Vergangenheit häufig gehoben und zum Beispiel den Umzug nach Ebersberg von Martinsried (Medigenomix), Köln (Operon) und Regensburg (Entelechon) durchgesetzt. Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft der beiden Standorte formulierte Pohl mit Bedacht: „Wir gehen davon aus, dass beide ausgebaut werden.“ Pohl selbst ist offen für seine eigene Zukunft: „Wir werden sehen, wie es weitergeht. Wichtig ist, dass die Integration der Teams sehr gut läuft.“

Lange Jahre der klassischen Musik verschrieben, gehörte der studierte Verwaltungswissenschaftler 1990 zu den Gründern von GATC Biotech. Seit 1996 leitet er das Unternehmen. Pohl ist Mitgründer des GATC-Tochterunternehmens Lifecodexx, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er seit 2000 ist.

Die Gespräche kamen übrigens nach einem Anruf von Eurofins in Konstanz ins Rollen. 9.

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Lifecodexx AG

Pränataltests für die Welt

tude und ist in Frankreich die Nummer 2 im französischen Markt für Nachhilfeangebote.

Die Lifecodexx AG ist auf die Entwicklung nichtinvasiver Pränataltests (NIPT) spezialisiert. Als 100%ige Tochtergesellschaft von GATC gehört sie in Zukunft ebenfalls zur Eurofins-Gruppe. 2017 weitete sie über Partnerschaften ihr Vertriebsgebiet nach Südostasien und Indien aus. 2018 will Lifecodexx einen Test anbieten, mit dem eine Praeklampsie zu einem frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft vorhergesagt werden kann. Die Expertise von Lifecodexx war für GACTs Einstieg in die Flüssigbiopsieanalyse von großer Bedeutung. Im Frühjahr 2017 stellte GATC seine ersten Produkte vor, mit denen zirkulierende Fragmente zellfreier Tumor-DNA in Blut- und Plasmaproben untersucht werden können.

Ende der 80er Jahre ließ sich Martin von seinem Mitgründer auszahlen und gründete Eurofins. Den Lesern von Les Echos gab er als Rat mit auf den Weg, möglichst früh unter­ nehmerisch tätig zu werden – „auch wenn Sie noch nicht wirklich einen Plan haben und mit Sicherheit Fehler machen“. Sein Motto lautet: „Das Handeln hat Vorrang vor dem Denken“ („L‘action prévaut sur la réflexion“). Das machte Martin in der Folge zu einem „Self-made“Milliardär und zum zweimaligen Unternehmer des Jahres in Frankreich. Mit einem Vermögen von 1,9 Mrd. US-Dollar rangierte er im März 2017 auf Rang 24 der Forbes-Liste der reichsten Franzosen.

Im Wein liegt der Erfolg „Ich kenne Gilles Martin seit über 15 Jahren und wir standen hin und wieder in Kontakt. Diesmal passten die Vorstellungen der Eigentümer überein.“ Martin ist Mitgründer und Chef (Président-directeur général) von Eurofins. In einer Artikelserie der französischen Zeitung Les Echos zu den frühen unternehmerischen Gehversuchen etablierter Firmenlenker erzählte Martin 2016 von seinem ersten Unternehmen Objectif Maths: „Wir haben uns damals gefragt, welches Geschäft wir ohne Geld und Büro aufziehen können.“ MatheNachhilfe war die Antwort. Das 1984 gegründete Unternehmen heißt mittlerweile Complé-

Von Beginn an war Eurofins wie GATC eine reine Familienangelegenheit. Martins Vater Gérard hatte an der Universität Nantes die wissenschaftlichen Grundlagen für die Kernspinresonanzspektroskopie (NMRSpektroskopie)-basierte Analyse von Wasserstoffisotopen in Molekülen gelegt. Damit konnte der botanische, synthetische und geographische Ursprung von Ernährungs- und Getränkeinhaltsstoffen bestimmt werden. Mit dieser Dienstleistung rannte die junge Firma im Weinland Frankreich offene Türen ein. Neben Vater und Mutter übernahmen auch die Söhne Gilles und Yves-Loïc Aufgaben in der Firma. 500

Gründung 75% der Genescan Europe AG erworben

100% der GATC Biotech AG erworben

100% der Operon Biotechnologies 70% der Medigenomix GmbH GmbH erworben erworben 25,1% der MWG-Biotech Verlegung Firmensitz AG erworben nach Luxemburg 75,76% der MWG-Biotech AG erworben Geschäftsbereiche von Notierung an der Bourse der VBC-Biotech GmbH erworben de Paris ( jetzt Euronext)

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Entwicklung des Eurofins-Börsenkurses samt wichtiger Meilensteine der Eurofins-Firmengeschichte (hellblau) und wichtiger Akquisitionen in den Bereichen Molekulardiagnostik und Gensynthese in der DACH-Region (weiß)

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Abb.: B. Röbig/BIOCOM AG

100% der Entelechon GmbH erworben

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Handlung vor Bedenken – mit dieser Devise wächst Eurofins scheinbar unaufhaltsam. Dem Labordienstleister spielt dabei in die Karten, dass der Markt für Labordienstleistungen für Behörden, Lebensmittel-, Pharma- und Chemiefirmen stark zersplittert ist. Weltweit kauft Eurofins seit 2006 kleine und mittlere Anbieter auf und füllt so technologische und geographische Lücken. Inzwischen bietet die Firmengruppe ein Portfolio von mehr als 130.000 validierten Analyseverfahren zur Auswertung der Sicherheit, Identität, Zusammensetzung, Authentizität, Herkunft, Rückverfolgbarkeit und Reinheit von biologischen Substanzen und Produkten an.

Börsenliebling Eurofins

Abb.: GATC Biotech

Glücklich darf sich schätzen, wer 1997 beim Börsengang in Paris Anteilsscheine für damals umgerechnet 1,83 Euro gezeichnet oder zumindest vor dem Zünden des Kursfeuerwerks um das Jahr 2010 erstanden hat. Im Sommer 2017 sind sie mehr als 500 Euro wert. Wer sich indes besonders auf die Schultern klopfen darf, ist die Unternehmerfamilie selbst. Sie besitzt 37,9% der Aktien von Eurofins über ihre Investmentgesellschaft Analytical Bioventures SCA. Informationen der Welt zufolge hält Gilles Martin 67,5% an dieser Gesellschaft, Yves-Loic 30%. Bei der aktuellen Marktkapitalisierung von 8,5 Mrd. Euro ist zum Beispiel Gilles Martins Anteil 2,2 Mrd. Euro wert. Bei den Stimmrechten wird die Dominanz der Familie noch deutlicher: Hier kontrollieren sie 56,5% (Stand 31.12.2016). Extrem kritisch wurde im Heimatland die Verlegung des Firmensitzes 2012 vom heimatlichen Nantes im Westen Frankreichs ins Steuerparadies Luxemburg bewertet. Immerhin hätten die Eltern der Gebrüder Martin jahrelang staatliche Gelder für ihre NMR-Forschung erhalten. Im Zuge der |transkript-Recherchen wurde in einem Fall das Verhandlungsgebaren von Eurofins mit „Salamitaktik“ umschrieben – erst ein schmackhaftes Angebot als Köder, von dem Stück für Stück abgerückt wird. Eine positive Rückmeldung kam von Engelbert Precht. Der ehemalige Medigenomix-Geschäftsführer bezeichnete den Einstieg von Eurofins 2001 als „sehr hilfreich“. So sei man besser in bestimmte Bereiche wie den Lebensmittelmarkt und die präklinische Pharmaforschung hineingekommen. |transkript. 7-8.2017.

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Der Kauf von Medigenomix markierte für Eurofins den Einstieg in das Geschäft mit der DNAAnalytik, das mit verschiedenen Zukäufen systematisch gestärkt wurde (siehe Abb. S. 10). Dreh- und Angelpunkt ist für Eurofins dabei der ehemalige MWG-Biotech-Standort Ebersberg im Osten Münchens, wo 320 der 600 Mitarbeiter von Eurofins Genomics arbeiten. Was an den Gerüchten dran ist, dass auf dem sogenannten Eurofins DNA-Campus vor einem Jahr im Zuge von Umstrukturierungen Schlüsselpersonen Eurofins verlassen haben, wollte die Firma auf Anfrage von |transkript nicht kommentieren. Auch die Frage, wie die Aufgaben nach dem Erwerb von GATC zwischen den Standorten aufgeteilt werden, blieb unbeantwortet. Von Sanger- bis Next-Generation-Sequenzierung bietet GATC verschiedene Technologien an, die Eurofins schon im Portfolio hat.

Ein Testballon in Lampertheim Obwohl die Konsolidierung des Labordiagnostikmarktes für Eurofins Scientific noch genügend Wachstumspotential bereithält, ließ die Gruppe vor einem Jahr einen Testballon in einem neuen Geschäftsfeld steigen. Und wieder ist Deutschland das Experimentierfeld. Womöglich inspiriert vom deutschen Gesundheitskonzern Fresenius hat Eurofins einen Blick auf das Krankenhausgeschäft geworfen: Im Sommer 2017 hatte die Gruppe das 100 Mitarbeiter zählende St.-Marien-Krankenhaus in Lampertheim nahe Mannheim übernommen. ml . 11 .

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wirtschaft.

Frühphasenfinanzierung

Dritter High-Tech Gründerfonds schon prall gefüllt Was sehen Sie momentan, wenn Sie aus Ihrem Bürofenster schauen? Berge – die Nordkette, die Tirol von Bayern trennt. Welches Ereignis hat Ihre Karriere geprägt? Der Aufbau meiner ersten Firma – trotz vieler Niederlagen wurden wir zu einem erfolgreichen Nischenplayer.

Dr. Heinz Schwer promovierte an der Universität Regensburg in Klinischer Chemie. Es folgten Postdoc-Aufenthalte in den USA und ein MBA-Abschluss in England. Vor dem Wechsel nach Innsbruck war er CEO der niederländischen Lanthio Pharma B.V., seit Mai 2015 eine Tochtergesellschaft der Morphosys AG. Diese hatte im Oktober 2010 die von ihm gegründete und geführte Sloning Biotechnology GmbH übernommen.

Was ist Ihre Motivation: „What makes you tick“? Zwei Dinge: Das Lernen und das Arbeiten im Team. Wo kommen Ihnen die besten Ideen? Beim Kaffeetrinken in entspannter Atmosphäre – allein auf der Terrasse oder mit Freunden im Bistro. Was war Ihr bisher größter Fehler? Kann ich nicht sagen. Ich habe sicher Fehler gemacht, aber die waren wiederum nützlich, weil ich sonst nichts daraus gelernt hätte. Welches Buch lesen Sie gerade bzw. haben Sie zuletzt gelesen? Papst Franziskus: Mein Leben, mein Weg Was ist die wichtigste ungelöste Frage der Biologie? Wie entsteht Krebs und wie können wir diese Krankheit tatsächlich heilen? Woran glauben Sie, das Sie nicht beweisen können? An Gott oder zumindest eine höhere Macht. Haben Sie ein Motto? Welches? Ein Motto beschreibt meine Einstellung gut: „Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts.“ (Søren Kierkegaard, dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller)

Boehringer Ingelheim

Humira-Biosimilar in der Spur BI 695501, Boehringer Ingelheims Biosimilar des Blockbuster-Antikörpers Humira, ähnelt dem Original in Sachen Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenizität. Das belegen Daten der im Juni vorgestellten Phase III-Studie VOLTAIRE-RA. Neben Boehringer arbeiten unter anderem auch Amgen, Samsung Bioepis, Pfizer und Sandoz an Humira-Biosimilars. .

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Auf einen Blick: Vertreter der 28 Investoren des HTGF III beim Family Day in Bonn

deutlich gesteigert werden: nach zunächst 6 im Fonds I, 18 im Fonds II auf nun 26. Zudem wurde beim HTGF III der Fokus erweitert: Nun können auch Start-ups, die bis zu drei Jahre alt sind, finanziert werden. Der HTGF III investiert ab Herbst 2017 bis zu 3 Mio. Euro, in Ausnahmefällen auch mehr, pro Start-up. Unter den Investoren sind Unternehmen mit Chemiebeziehungsweise Life-Sciences-Bezug: Altana, BASF, B.Braun, Evonik, Fraunhofer-Gesellschaft e.V., Lanxess, Qiagen und Wacker. Ob das ebenfalls von Machnig formulierte Ziel von 30% Industrieanteil am Fondsvolumen derzeit erreicht ist, ließ der HTGF offen. Dass der HTGF bei Start-ups so gefragt sei, führt Geschäftsführer Michael Brandkamp nicht nur auf die Rolle als Geldgeber zurück: „Wir stehen den Technologieunternehmen mit der Expertise unseres Teams und unserem belastbaren Netzwerk aus Investoren, Experten und (Mehrfach-)Gründern zur Seite.“ .

Abb.: ViraTherapeutics GmbH/HTGF

Dr. Heinz Schwer, neuer Chef der Viratherapeutics GmbH in Innsbruck

300 Mio. Euro will der Frühphasenfinanzierer High-Tech Gründerfonds (HTGF) für seinen 3. Topf einsammeln. Zum „Family Day“ im Mai, dem jährlichen Netzwerktreffen mit mehr als 1.000 Teilnehmern, waren beim First Closing schon 245 Mio. Euro beisammen. Mit derzeit 26 Geldgebern aus der Wirtschaft ist der private Sektor so interessiert wie nie zuvor. Zu den 28 Investoren des HTGF III gehören neben öffentlichen Partnern wie dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und der KfW Bankengruppe auch private Investoren. Deren Anzahl konnte, wie von BMWi-Staatssekretär Matthias Machnig vor einem Jahr gefordert,

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29.06.2017 13:09:34 Uhr


Chikungunya Â

Themis stolz auf US-Studie Der von der Wiener Themis Bioscience GmbH entwickelte prophylaktische Impfstoffkandidat gegen Chikungunya-Fieber wird in einer Phase I/II-Studie getestet. Das Geld dafĂźr kommt von den National Institutes of Health (NIH) der USA. Vor dem Hintergrund, dass die Studie die US-Zulassung unterstĂźtzen soll, wird sie ausschlieĂ&#x;lich in den USA durchgefĂźhrt. FĂźr eine europäische Zulassung läuft seit August 2016 eine entsprechende Studie in Europa, deren Ergebnisse bis Ende 2017 erwartet werden. Erich Tauber, CEO und GrĂźnder von Themis, ist stolz darauf, dass die NIH diese Studie finanziert: „Themis wird die notwendige Menge an Impfstoff beitragen, die fĂźr die Teilnahme von bis zu 180 Personen gebraucht wird. Die groĂ&#x;zĂźgige UnterstĂźtzung dieser Studie durch die NIH erlaubt es Themis, weitere Investitionen in zusätzliche Impfstoffkandidaten zu tätigen, die sich derzeit in unserer präklinischen Entwicklung befinden.“ Erst im November 2016 gab das Unternehmen den erfolgreichen Abschluss einer 10 Mio. Euro-Finanzierungsrunde B bekannt. Die unternehmenseigene, auf einem Masern-Vektor beruhende Themaxyn-Technologieplattform, die vom Institut Pasteur in Paris einlizenziert wurde, bildet die Basis aller Impfstoffkandidaten des Unternehmens. Zu den Kandidaten gehĂśrt auch ein Mittel gegen das Zika-Virus. . ZelllinienÂ

SIE HABEN DIE IDEE. WIR HABEN DEN STANDORT.

„Der weltweit einzigartige Ruf des IZB als Hotspot fĂźr Life Sciences hat sich fĂźr uns bestätigt.“ Johan Skog, John Boyce, Mikkel Noerholm (v.l.n.r.) Exosome Diagnostics GmbH IZB Unternehmen

Stammzellen im Angebot Die britische GesundheitsbehĂśrde Public Health England (PHE) verwahrt vier Sammlungen von authentifizierten Zelllinien und mikrobiellen Stämmen bekannter Herkunft. Neben den Sammlungen fĂźr Bakterien, pathogenen Viren und pathogenen Pilzen hĂźtet PHE auch die European Collection of Authenticated Cell Cultures (ECACC), bestehend aus mehr als 40.000 Zelllinien. Die fĂźr die ECACC existierende Vertriebsallianz zwischen PHE und der Merck KGaA wurde Mitte Juni um die 300 Zelllinien der europäischen Ăśffentlich-privaten Partnerschaft EBiSC (Europäische Bank fĂźr induziert pluripotente Stammzellen) ergänzt. Hinter dem lMi-Projekt EBiSC stehen der Pharmakonzern Pfizer Ltd. und Roslin Cells Siences Ltd. Die zentralisierte und gemeinnĂźtzige Einrichtung versorgt Forscher aus Industrie und akademischem Umfeld mit den qualitätsgesicherten, krankheitsrelevanten und von Patienten abgeleiteten humanen iPS-Zelllinien. Durch die Abmachung mit dem Unternehmensbereich Life Science von Merck werden Vertrieb und Marketing der EBiSC-Zelllinien professionalisiert. Was dafĂźr finanziell fĂźr die Darmstädter drin ist, wurde nicht verraten. Die Vereinbarung umfasst die ganze Welt auĂ&#x;er Japan. . |transkript. 7-8.2017.

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wirtschaft.

Seltene Erkrankungen

Centogene bereitet Börsengang in den USA vor Um die F&E-Aktivitäten zu stärken sowie sich globaler aufzustellen, nimmt die Centogene AG Risikokapital auf. Die Serie A-Runde hat eine Höhe von 25 Mio. Euro. Gegenüber |transkript konkretisiert Mitgründer und Firmenchef Arndt Rolfs die Pläne für den Börsengang. Er soll innerhalb von 18 Monaten in den USA über die Bühne gehen.

Nach dem Humanmedizinstudium in Mainz und Wien arbeitet Rolfs in Berlin – unter anderem an der Freien Universität. 1997 wird er in Rostock Professor für Neurologie und Psychiatrie. Seit 2001 ist der gebürtige Rheinhesse unternehmerisch tätig. CentogeneGeschäftsführer ist er seit 2014.

„Die Investoren schaffen uns den notwendigen Zugang zu einem internationalen Netzwerk, um unsere Innovationen in der Präzisionsmedizin global zu verbreiten“, freut sich Rolfs. Neben den USA sollen nun auch Kunden in China, Lateinamerika sowie im Mittleren und Nahen Osten gewonnen werden. Je nach Region rückt dabei eines der zwei Geschäftsfelder in den Vordergrund. Weltweit will Centogene sein Geschäft mit diagnostischen Tests ausweiten. „Es gibt einen großen, un-

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gedeckten Bedarf an frühen und einfachen Diagnosen und Behandlungen von seltenen Erbkrankheiten“, bestätigt der promovierte Arzt. Das Spektrum reicht hier von der Gesamtgenombestimmung über nicht-invasive Pränataltests bis hin zur massenspektrometrischen Bestimmung von Biomarkern. In den USA will man zudem noch mehr pharmazeutische Unternehmen davon überzeugen, dass Centogenes Expertise rund um seltene Krankheiten bei Aufgaben wie Patientenfindung, Aufklärung der Krankheitsepidemiologie, Therapie-Monitoring und Biomarker-Entwicklung unerlässlich ist. Zwar bieten konkurrierende Firmen ebenfalls solche Tests und Services an, doch Centogene wirbt mit seiner CentoMD-Datenbank, der nach eigenen Worten weltgrößten Datenbank von DNA-Mutationen seltener Erkrankungen. Derzeit besteht sie aus den Datensätzen von 120.000 Personen. Dass diese Zahl kräftig steigen wird, daran lässt Unternehmer Rolfs keinen Zweifel: „In wenigen Jahren wird Centogene mindestens 150.000 Menschen pro Jahr sequenzieren. Unser Ziel ist es, Centogene zu einer Art Google für Genomdaten auszubauen.“

Gründer behalten die Kontrolle Gegenüber |transkript hatte Rolfs 2014 geäußert, dass er aufgrund durchwachsener Erfahrungen Centogene absichtlich ohne Wagniskapital aufbauen wolle. Mit einem durchschnittlichen Jahreswachstum von

Abb.: Centogene

Prof. Dr. Arndt Rolfs

„Wir fühlen uns jetzt stark genug, um auf dem US-Markt zu bestehen“, sagt Arndt Rolfs im Gespräch mit |transkript. Der Neurologe ist Gründer und Geschäftsführer der Rostocker Centogene AG. Die Firma bietet ihre Diagnostik-Dienstleistungen in 110 Ländern an, doch die USA standen wegen der hohen Zahl dort aktiver Wettbewerber nicht im Fokus. „Der Preisverfall ist teilweise erheblich“, weiß Rolfs. Doch das Vertrauen in das eigene Geschäftsmodell ist groß – und wird von Investorenseite geteilt. Mit TVM Capital Life Science hat bei der 25 Mio. Euro-Runde im Juni ein in Wachstumsfinanzierungen erfahrener Life-Sciences-Investor die Führungsrolle übernommen. Weiterhin gehören zum Konsortium der Geldgeber DPE Deutsche Private Equity (München), Careventures (Luxemburg) und CIC Capital (Montreal), eine auf Firmenbeteiligungen spezialisierte Tochter der französischen Bankengruppe Crédit Mutuel.

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wirtschaft.

40% in den vergangenen fünf Jahren gelang dies bis jetzt eindrucksvoll. Die ambitionierten Wachstumsziele und die im Frühjahr 2016 offengelegten Pläne für einen Börsengang haben hier für ein Umdenken gesorgt. Zudem betont der Firmenchef, dass er und seine Mitgründer auch nach der den Börsengang vorbereitenden Finanzierungsrunde das Sagen behalten: „Wir geben nur wenige Anteile ab.“ Größere vorliegende Finanzierungsangebote hatte Centogene zuvor ausgeschlagen, weil sich die Mehrheitsverhältnisse zu stark geändert hätten. Die IPO-Planung liegt in den Händen von Richard Stoffelen. Der Finanzvorstand kommt dabei offenbar gut voran. Im Gespräch sprach Rolfs von dem Ziel, den Börsengang in den USA in den kommenden 18 Monaten durchzuführen.

Standorte in Rostock und Berlin

Abb.: Centogene

Eigenen Angaben zufolge ist Centogene in seinem Geschäftsbereich Marktführer in Europa und gehört auch international zu den führenden Unternehmen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter, von denen 240 Ende 2017 in der neuen Unternehmenszentrale im Rostocker Stadthafen Platz finden sollen. An einem zweiten Standor t in Be rlin arbeiten weite re 50 Beschäftigte. In Rostock stehen fünf High Seq X-Geräte von Illumina. Damit kann Centogene maximal 8.500 Humangenome im Jahr sequenzieren. Laut Rolfs sei man die einzige europäische

Diagnostikfirma, die ein solches System zur Gesamtgenomsequenzierung in der klinischen Routine installiert hat. „Nur weil wir Proben aus aller Welt prozessieren, können wir die Geräte auslasten. Mit Proben allein aus Deutschland oder Europa würden wir das nicht schaffen.“ Dass die Gendiagnostik allein keine grenzenlosen Wachstumsphantasien an der Börse auslösen würde, ist Rolfs natürlich klar. Ganz anders sieht das beim Geschäft mit Partnerschaften mit globalen Orphan-Drug-Entwicklern aus. Dieses Segment hat dem CentogeneChef zufolge im Vergleich stark an Bedeutung zugenommen: „Während es 2012 noch zirka 8% des Umsatzes ausmachte, waren es 2016 schon 35%.“ ml.

Der Umzug in die 34,2 Mio. Euro teure, neue Firmenzentrale in Rostock ist für die erste Dezember­ woche angesetzt. Aus der Vogelpers­ pektive wird die kreuz­f örmige obere Etage als ein X-Chromosom erkennbar sein.

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Stöcker verkauft Euroimmun Der US-Diagnostikkonzern Perkin-Elmer will die Lübecker Euroimmun medizinische Labordiagnostika AG für 1,2 Mrd. Euro übernehmen. Laut Unternehmer Winfried Stöcker zeichnete sich familienintern keine Nachfolgelösung ab. Die 1987 gegründete Firma Euroimmun in Lübeck hat derzeit knapp 2.400 Mitarbeiter – mehr als 1.000 wurden dabei in den vergangenen fünf Jahren eingestellt. Zum Vergleich: Perkin-Elmer beschäftigt 9.000 Personen. Wie das US-Unternehmen mitteilte, beläuft sich der Umsatz der bislang privaten Euroimmun AG auf 310 Mio. US-Dollar. Da Perkin-Elmer zuletzt 2,1 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet hat, ist der Umsatz pro Mitarbeiter deutlich höher als bei den Norddeutschen. Allerdings war die Wachstumsdynamik zuletzt bei Euroimmun besser. In den vergangenen fünf Jahren wuchs die Firma jährlich um durchschnittlich 19%, Perkin-Elmer nur um 5%. Ende Juni hatte Perkin-Elmer (Waltham, USA) ein Angebot zur Übernahme aller Euroimmun-Aktien vorgelegt. Firmengründer Winfried Stöcker – Mehrheitsaktionär und Vorstandsvorsitzender – hat den Vertrag zur Übertragung seiner Anteile bereits unterzeichnet. Er bestätigte zudem, dass auch die anderen Vorstandsmitglieder ihre Anteile übertragen werden. Neben dem Vorstand unterstützt auch der Aufsichtsrat der Euroimmun Medizinische Labordiagnostik AG die Verkaufspläne. Laut Stöcker gibt es zwischen den beiden Unternehmen keine Konkurrenz. Die Geschäftsfelder würden sich ergänzen. Stöcker selbst werde sich

vorerst nicht zurückziehen. Er soll Vorstandsvorsitzender bleiben. Dem HANDELSBLATT verriet der 70-Jährige, dass er Anfang des Jahres in der Wüste Marokkos über die Zukunft seiner Firma nachgedacht habe. Da es in der Familie keinen Nachfolger gibt und er Erbstreitigkeiten vermeiden will, entschied er sich zum Verkauf. Die US-Amerikaner wollen mit dem Zukauf ihr Geschäft um die Bereiche Diagnostik von Autoimmunkrankheiten und von Allergien ausbauen. Die Autoimmundiagnostik ist mit etwa zwei Dritteln des Umsatzes bei Euroimmun am bedeutsamsten. Mit Diagnostika rund um Infektionskrankheiten und Allergien werden 20–25% beziehungsweise 9–14% des Umsatzes erzielt. Unter den mehr als 130 belieferten Ländern sticht China heraus (45% des Umsatzes). Mit der Übernahme baut Perkin-Elmer seine Marktposition in China und anderen Schwellenländern kräftig aus. Umgekehrt öffnen die USAmerikaner für Euroimmun den indischen Markt über die Perkin-Elmer-Tochter Tulip Diagnostics und den US-amerikanischen Heimatmarkt. Der US-Konzern nimmt 900 Mio. US-Dollar Schulden auf und zahlt die restlichen 400 Mio. US-Dollar in bar. An der Börse kommt der Deal gut an. Perkin-Elmers Aktienkurs stieg um mehr als 7%. ml. |transkript. 7–8.2017.

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wirtschaft.

Morcelattoren entfernen Myome im Bauchraum endoskopisch und minimalinvasiv.

Endoskopie

Sterilisatoren

Trokamed ringt um Sanierung

Miele baut Medtech-Sparte aus

Dunkle Zeiten für den Medizintechnik-Hersteller Trokamed GmbH. Anfang Juni hat das Unternehmen einen Antrag auf Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Trokamed stellt wiederverwendbare Medizintechnik im Bereich Endoskopie her. In die wirtschaftliche Schieflage geriet das Unternehmen aus Geisingen durch die von ihm hergestellten Morcellatoren. 2013 warnte die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA vor dem Einsatz der medizinischen Geräte. „Diese Warnung der FDA hat bei Trokamed und anderen Herstellern von Morcellatoren einen massiven Umsatzeinbruch zur Folge gehabt“, so Insolvenzrechtler Thomas Kaiser. Zudem hätten sie „eine Flut von Klagen ausgelöst“. Bei Trokamed sollen sich Forderungen aus eingehenden Produkthaftungsklagen auf 13 Mio. Euro summieren. Laut Kaiser entspreche dies dem Zweieinhalbfachen des Jahresumsatzes der Firma. Die 80 Mitarbeiter wären bis Ende August über das Insolvenzgeld abgesichert, danach laufe der Geschäftsbetrieb normal weiter. Über zwei Jahrzehnte wurden Morcellatoren für die minimalinvasive Entfernung gutartiger Tumore an der Gebärmutter eingesetzt. Die Myome werden dabei bereits im Bauchraum zerkleinert und lassen sich anschließend durch schmale endoskopische Rohre absaugen. Ob es sich bei den Tumoren tatsächlich um gutartige Myome handelt, ist jedoch vor dem Eingriff schwer feststellbar und kann daher auch zu einer ungewollten Streuung von Krebszellen führen. Per „Safety Communication“ hat die FDA 2013 vor den Einsatz der Geräte gewarnt, sie bislang jedoch nicht verboten. .

Anfang Juni teilte die Miele & Cie. KG mit, den italienischen Medizintechnikhersteller Steelco in einer Mehrheitsbeteiligung übernommen zu haben. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht noch aus. Die bislang wenig bekannte Medizintechnik-Sparte des Gütersloher Familienunternehmens wächst damit um etwa ein Drittel auf einen Jahresumsatz von rund 250 Mio. Euro. Über den Kaufpreis bewahren beide Firmen Stillschweigen. Miele produziert Reinigungs-, Desinfektions- und Sterilisationsgeräte für medizinische Einrichtungen und Labore. Steelco ist neben der Herstellung von Desinfektoren und Sterilisatoren auch in der Aufbereitung von Komponenten der Pharma-

produktion aktiv – ein Feld, in dem Miele bislang nicht vertreten war. Seit 2010 bietet Miele Kliniken die Planung der Zentralen Sterilgutversorgungsabteilungen (ZSVA) an. Im Zuge der Übernahme wird dieses Geschäftsfeld operativ unter das Dach der neuen Tochterfirma kommen. Dadurch laufe die Produktion der Sterilisatoren und Containerwaschanlagen im Werk in Bürmoos bei Salzburg mit 270 Beschäftigten im Verlauf der kommenden Jahre aus. .

Kurs von Eckert & Ziegler klettert (weiter) Für 8 Mio. Euro hat die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG wesentliche Teile der sächsischen Gamma-Service-Gruppe übernommen, einem Spezialisten für die Herstellung isotopentechnischer Produkte für Medizin und Industrie. Insgesamt vier schuldenfreie Firmen des Wettbewerbers laufen fortan unter dem Dach des Berliner Unternehmens.

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„Durch die starke Geschäftstätigkeit von Gamma-Service in Regionen, in denen Eckert & Ziegler bisher weniger aktiv ist, können wir unsere Stellung im Markt weiter ausbauen“, erklärte Frank Yeager, Mitglied der Konzernleitung der Eckert & Ziegler AG. Seit Anfang Mai stieg der Aktienkurs des Unternehmens um 50% auf aktuell 37,50 Euro je Aktie. .

Abb.: Miele & Cie. KG (mitte), Richard Wolf GmbH (links)

Übernahme

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Digitalisierung

Boehringer-Tochter für digitale Lösungen gegründet Seit Juli betreibt Boehringer Ingelheim ein eigenes Digitallabor. Die neue Tochtergesellschafft BI X soll insgesamt 50 neue Arbeitsplätze am Hauptsitz in Ingelheim schaffen und für digitale Lösungen im Gesundheitssektor sorgen. Noch in diesem Jahr will Boehringer 10 Mio. Euro in das Start-up investieren. BI X arbeitet mit den Geschäftsgebieten Humanpharma, Tiergesundheit und Biopharmazeutika von Boehringer zusammen, um Prototypen und Lösungen zu testen. Die Produkte entwickelt und vermarktet der Mutterkonzern dann selbst – so die Strategie. „Wir bringen die digitale Transformation mit Hilfe vieler unterschiedlicher Initiativen in allen Geschäftsbereichen voran – BI X wird diesen Prozess des Wandels noch weiter beschleunigen“, so Simone Menne, Finanzverantwortliche bei Boehringer und Sponsorin von BI X. Neben der Entwicklung von Pharmazeutika arbeitet das Unternehmen zum Beispiel an Inhalationsgeräten mit Sensortechnologie sowie an digitalen Medien, welche eine telemedizinische Betreuung chronisch kranker Patienten ermöglichen soll. .

Übernachten auf dem Campus Martinsried

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Wundheilung

Mit Plasma gegen Wunden Im Mai hat das Münchener Medizintechnik Start-up Terraplasma Medical GmbH seine Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen. Mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag soll nun vor allem die Entwicklung und Marktzulassung seines Kaltplasmagerätes plasma care zur Behandlung von Wunden vorangetrieben werden. Kaltes atmosphärisches Plasma kann Pilze und Bakterien unabhängig von der Spezies und dem Resistenzniveau gegenüber Antibiotika in Wunden abtöten. Terraplasma medical wurde 2016 durch die terraplasma GmbH, eine Ausgründung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik, und die Dynamify GmbH gegründet. .

J Exklusive Übernachtungsmöglichkeit nur für Gäste des Campus Martinsried/Großhadern sowie für Konferenzgäste des IZB J Gehobenes Restaurant SEVEN AND MORE J Lobby und Bar für Geschäftsmeetings in entspannter Atmosphäre J Konferenzräume für bis zu 100 Personen im Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie IZB

Fusion

Swiss Medtech gegründet Der Schweizer Unternehmensverband FASMED und der Medical Cluster fusionierten Anfang Juni zum neuen gemeinsamem Schweizer Swiss Medtech-Verband. „Angesichts der neuen EU-Medizinprodukteverordnung können wir nun mit vereinten Kräften unsere politische Meinung einbringen“, so Rubino Mordasini, Präsident des Medical Clusters. Swiss Medtech vertritt die Interessen von rund 600 Mitgliedern. . |transkript. 7–8.2017.

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wirtschaft.

Curevac

Tollwutimpfstoffe im Fokus

Förderung.  Für ein Forschungsprojekt zum Phosphoprotein-Profiling in Tumoren haben die NMI TT GmbH (Reutlingen/Berlin) und die Charité Universitätsmedizin Berlin eine Finanzierungszusage über das ProFIT-Programm der Investitionsbank Berlin erhalten. Ein Teil der Gelder kommt aus dem European Regional Development Fund der EU. Risikokapitalfonds.  Biogeneration Ventures hat bei Anlegern 66 Mio. Euro für seinen Fonds BGV III eingesammelt. Investiert werden soll das Geld in Life-SciencesFirmen in Deutschland und den Benelux-Ländern. Wirkstoffentwicklung.  Anderthalb Jahre nach der Startfinanzierung hat die Schweizer Inthera Bioscience AG 10,5 Mio. CHF Risikokapital erhalten. Zu den Investoren der Serie A-Runde gehören Merck Ventures, Aglaia Biomedical Ventures und Novo Seeds. Inthera will mit ihrer proprietären Technologieplattform Arzneien zur Behandlung von soliden Tumoren entwickeln.

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Die Tübinger Curevac AG teilte im Juni mit, wichtige Patente zur Verwendung von BotenRNA (mRNA) für prophylaktische Impfstoffe in Europa und in den USA gesichert zu haben. Das Unternehmen ist im Bereich mRNA-Medikamente dreifach aktiv: vorbeugende Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten, Proteinersatztherapien und Krebsimmuntherapien. Außerdem präsentierte Curevac erste Ergebnisse einer 2013 gestarteten Phase I-Studie mit einem Tollwutimpfstoff: „Dabei handelte es sich um die weltweit erste klinische Studie mit einem prophylaktischen mRNA-Impfstoff“, so Curevac-Chef Ingmar Hoerr. „Die vielversprechenden Ergebnisse haben uns bestärkt, unseren Tollwutimpfstoff mit optimierter Formulierung bald erneut in einer Phase I-Studie zu testen. Dieser soll schon in einer sehr geringen Dosierung vollen Schutz gewährleisten.“ Gegenüber |transkript erläuterte eine Unternehmenssprecherin die Vorteile des Kandidaten gegenüber bereits etablierten Tollwut-Impfun-

gen. So sei man flexibler und schneller in der Produktion, verfüge über einfachere Impfschemata und habe Logistikvorteile aufgrund der

Fördermittel

Wagniskapital

1,7 Mio. Euro für Omeicos

Von der Früh- in die Spätphase

Anfang Juni gab die Berliner Omeicos Therapeutics GmbH bekannt, die Zusage für eine 1,7 Mio. Euro-Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung erhalten zu haben. Die Summe deckt die Hälfte des Betrags ab, der für ein neues Forschungsprojekt zu Omeicos’ synthetischen Analoga der Omega-3-Fettsäure-abgeleiteten Epoxyeicosanoide vorgesehen ist. Deren Wirkung zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird gerade untersucht. Bei dem neuen Projekt geht es aber um Entzündungs- und andere Krankheiten. .

Der bisher als Frühphaseninvestor tätige Risikokapitalgeber Medicxi will künftig Wirkstoffentwickler über die klinische Phase IIb hinaus finanzieren. Dafür wurde Mitte Juni ein 300 Mio. US-Dollar (267 Mio. Euro) schwerer Fonds aufgelegt. Zu den Ankerinvestoren des Medicxi Growth 1 (MG1) Fonds zählen die Schweizer Novartis AG, die Alphabet-Tochter Verily (USA) und der Europäische Investitionsfonds (EIF) der Europäischen Investmentbank. Pro unterstütztem Unternehmen sind 10 bis 25 Mio. Euro vorgesehen. Der Fokus liegt dabei auf Life-Sciences-Firmen, deren laufende Programme bereits den Konzeptbeweis (Phase IIb) erbracht haben und welche ein voll funktionierendes Management-Team aufbauen konnten. 80% der Investitionen von MG1 sollen dabei in Europa getätigt werden. „Der neue Fonds bietet uns die Möglichkeit, Unternehmen mit Wachstumspotential zu unterstützen, die bisher lange an anderer Stelle nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen mussten“, so Pier Luigi Gilibert, Vorstandsvorsitzender des EIF. .

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besseren Temperaturstabilität. Den Konzeptbeweis am Beispiel Tollwut zu erbringen, lag laut Curevac auch daran, dass es einen von der Weltgesundheitsorganisation akzeptierten Schwellenwert für den Antikörpertiter gibt. Bei Werten über dieser Schwelle geht man davon aus, dass die Probanden bei einer Infektion mit dem Tollwutvirus geschützt sind. .

Abb.: Violetkaipa/fotolia.de (unten)

Wirkstoffentdeckung.  Gemeinsam mit der Universität Oxford (Großbritannien) ist die Hamburger Evotec AG auf der Suche nach neuen Wirkstoffen. Ein halbes Jahr nach Beginn des LAB282-Projekts werden bereits sieben Projekte der Universität finanziell unterstützt. Die Translationsexpertise stellt Oxford Sciences Innovation bereit.

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wirtschaft.

Schwarmfinanzierung

Rodos: Gentherapien im Angebot Die Rodos Biotarget GmbH aus Köln versucht es wieder mit der Crowd: Während es bei der ersten Kampagne noch um die Finanzierung der Weiterentwicklung der WirkstofftransportPlattform ging, sollen nun eigene Therapien entwickelt werden. Hierzu hat das Unternehmen laut Eigenaussage „innovative gentherapeutische Wirkstoffe“ in das Portfolio aufgenommen. Aus welcher Quelle Rodos die Gentherapeutika erhalten hat und um welche Produkte es sich konkret handelt, teilte die Firma nicht mit. Mit jeder in der Kampagne erreichten Fundingstufe fokussiert sich Rodos auf ein weiteres neues Produkt. In der ersten Stufe wird Kapital zur Entwicklung eines Wirkstoffs gesammelt, der das Absterben von Leberzellen hemmt. So kann dem akuten Leberversagen entgegengewirkt werden. In den weiteren Stufen werden die Entwicklungen der „Nanomedizin-Präparate“ zur Behandlung von Diabetes Typ II, von nicht-alkoholischer Steatohepatitis und von Leberkrebs begonnen. . Neutropenie

Abb.: decade3d/123rf.com

Kapitalauffrischung bei Myelo Die Myelo Therapeutics GmbH hat Mitte Juni den Abschluss einer neuen Finanzierungsrunde bekanntgegeben. Myelo erhält einen siebenstelligen Eurobetrag. Bereits die Serie A-Runde aus dem Jahr 2013 war „mehrere Millionen

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Euro“ schwer. Die Kapitalgeber sind heute wie damals die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH mit dem Venture-Capital-Fonds Technologie Berlin, die ELSA Eckert Life Sciences Accelerator GmbH, das Pharmaunternehmen JSC Valenta Pharmaceuticals sowie der Privatinvestor Vladimir Nebolsin. Finanzielle Unterstützung für die in Berlin und Dresden ansässige Firma gab es auch vom European Regional Development Fund über die Sächsische Aufbaubank. Myelo macht den von Nebolsin entdeckten Wirkstoff Myelo001 für den europäischen und US-amerikanischen Markt fit. Entwickelt und seit 2008 zugelassen wurde er in Russland. Bereits im Frühjahr 2016 startete eine Phase IIStudie, deren Abschluss für Ende 2017 erwartet wird. An 160 mit Chemotherapie behandelten Brustkrebspatientinnen werden die Auswirkungen der oral verabreichten Therapie auf das blutbildende System sowie die Sicherheit und Pharmakokinetik untersucht. Der virostatische Wirkstoff soll die Nebenwirkungen der Chemotherapie verringern, insbesondere Neutropenien und Thrombozytopenien. Die Erstindikation ist die Chemotherapie-induzierte Neutropenie (CIN), der Mangel an neutrophilen Granulozyten. Aufgrund einer schwächeren Immunabwehr haben CIN-Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko, an lebensbedrohlichen Infektionen wie Lungenentzündung zu erkranken. Ebenfalls Mitte Juni teilte Myelo den aktuellen Stand der Zulassungsbestrebungen für den US-Markt mit. So sei dem Pre-IND-Treffen mit der Zulassungsbehörde FDA ein positives Feedback gefolgt. .

Neutrophile Granulo­z yten sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen.

29.06.2017 13:13:15 Uhr


wirtschaft.

Bioplastik

Covestro stellt biobasiertes Anilin vor GRACE.  Im Mai begann das von der Universität Hohenheim geführte EU-Projekt Growing Advanced industrial Crops on Marginal Lands for Biorefineries (GRACE, Budget 15 Mio. Euro). Bis 2022 werden 22 Partner daran arbeiten, den Biomasseanbau mit neuen Sorten (Miscanthus, Hanf) und Technologien auf bislang ungenutzte Flächen auszuweiten.

Der Chemiefirma Covestro ist es im Labormaßstab gelungen, Anilin erstmals aus pflanzlichen Rohstoffen zu produzieren. „Das in der Entwicklung befindliche Verfahren nutzt nachwachsende Rohstoffe und führt im Vergleich zur konventionellen Technik zu einem deutlich verbessertem CO2-Fußabdruck des Anilins“, so Projektleiter Gernot Jäger. Anilin wird zum Beispiel zur Herstellung von Polyurethanschäumen verwendet. Covestro beherrscht 20% (1 Mio. Tonnen) des weltweiten Anilinmarktes, der jährlich um etwa 5% wächst.

Biosteel.  Nach drei Jahren Zusammenarbeit sind die Amsilk GmbH und die Gruschwitz Textilwerke AG kürzlich eine strategische Partnerschaft eingegangen. Ziel sei, an Garnkonstruktion und Faserveredlung von Amsilks synthetischen Seiden-Biopolymeren, den Biosteel-Fasern, zu arbeiten.

Das aus der Bayer-Sparte Material­s cience hervorgegangene, börsennotierte Unternehmen nutzt bei dem Verfahren indus­t riellen Zucker statt wie bisher üblich Erdöl als Ausgangsrohstoff. Der Zucker kann aus pflanzli-

Förderung.  Das Bioeconomy Science Center ist ein Kompetenzzentrum für die Bioökonomieforschung in NordrheinWestfalen. Jetzt hat das Land 7 Mio. Euro Förderung für das Themenfeld „Smartes Management der Pflanzenproduktion“, eine neue Kompetenzplattform „Ökonomie, Strategie und Konzepte“ sowie drei Focuslabs angekündigt.

chen Rohstoffen wie Mais, Stroh oder Holz gewonnen werden. Durch Mikroorganismen wird er in einem biotechnologischen Prozess zunächst zu einem Zwischenprodukt und dann mittels chemischer Katalyse schließlich zu Anilin umgewandelt. „Hundert Prozent des im Anilin enthaltenen Kohlenstoffes stammen somit aus nachwachsenden Rohstoffen“, betont Jäger. Gemeinsam mit der Universität Stuttgart, der RWTH Aachen und der Bayer AG entwickelt Covestro das Verfahren nun weiter. Ziel ist es, biobasiertes Anilin im Pilot- und später im industriellen Maßstab herzustellen. Das Forschungsprojekt wird für zweieinhalb Jahre vom Bundeslandwirtschaftsministerium über ein Programm der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. gefördert. .

Zukunft der Chemie

„CO2 wird Mangelware“ Rund 200 Interessierte kamen Ende Juni zum Rohstoffgipfel „Weg vom Erdöl – die Chemie braucht neue Rohstoffe“ nach Berlin. Initiiert von der Technischen Universität Berlin, von der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (Dechema) sowie der Covestro AG wurde über Wege zu einer nachhaltigen Chemie diskutiert. „Kohlenstoff bleibt auch in Zukunft ein wichtiger Rohstoff“, betonte Dechema-Geschäftsführer Kurt Wagemann bei seinem Eröffnungsvortrag. Seiner Ansicht nach müsste er jedoch aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. „CO2 wird zu einem echten Rohstoff mit einer echten Mangelsituation werden“, prognostizierte er. Dass die Chemie-Industrie den Nachhaltigkeitswandel nur mit Hilfe von Start-ups schaffen wird, stellte Markus Steilemann, Covestro-Vorstandsmitglied für Innovation, in seinem Vortrag klar: „Kein Unternehmen hat heute das Potential, alles alleine zu lösen. Das schaffen wir nur gemeinsam.“

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Abb.: BIOCOM AG/Pollmann

Forschung.  Das EU-Projekt Resolve ist im Juni gestartet. Für gefährliche Lösungsmittel wie Toluol und NMP sollen sichere, biobasierte Alternativen gefunden werden. Unter der Leitung der Universität York (Großbritannien) beteiligen sich 11 Partner aus fünf Ländern – darunter das deutsche Nova-Institut.

|transkript. 7-8.2017.

30.06.2017 12:51:14 Uhr


WIRTSCHAFT.

Onkologie

Wilex mit neuem Pharmapartner

Abb.: Wilex AG

Es könnte endlich wieder frisches Geld in die Kassen der Wilex AG kommen. Der Pharmakonzern Takeda stellt Wilex‘ Tochtergesellschaft Heidelberg Pharma insgesamt 304 Mio. Euro für neue Antikörper-Amanitin-Konjugate in Aussicht. Der lange Atem der Wilex AG scheint sich gelohnt zu haben. Nachdem das börsennotierte Unternehmen, mit Mehrheitsbeteiligung von Dietmar Hopp, 2014 seine klinische Entwicklung in München schließen musste, hat sich Wilex vor allem auf Auftragsforschung und die Weiterentwicklung der AntikörperWirkstoff-Konjugat (ADC)-Technologie seiner Tochterfirma Heidelberg Pharma GmbH (HDP) konzentriert. Diese gab Ende Juni eine neue Forschungsvereinbarung mit dem Pharmapartner Takeda (Japan) bekannt. Bis zu drei neue Antikörper-Amanitin-Konjugate (Antibody Targeted Amanitin Conjugates, ATAC) soll HDP in der präklinischen Vereinbarung für Takeda mit deren Antikörpern herstellen. Welche Targets Takeda adressieren will, drang nicht nach außen und auch Heidelberg Pharma kennt bislang nur eine der drei Zielstrukturen. Mit der Kooperation könnten, erstmals nach Ausstieg von Roche 2015, aus einem präklinischen Deal, wieder Gelder einer Pharmafirma in die Kassen von Wilex fließen. „Nach vorangegangenen Tests, geht Takeda mit einer konkreten finanziellen Vereinbarung nun den nächsten Schritt“, so Andreas Pahl, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei Wilex. Über bereits geflossene Zahlungen nach Vertragsunterzeichnung wollte Pahl im Gespräch mit |transkript keine Angaben machen. Doch verglichen mit der RocheKooperation habe HDP die Zahlen diesmal verdoppeln können. „Unsere Technologie ist deutlich reifer und wir besitzen mittlerweile viel mehr Daten, was die Amanitin-Herstellung |transkript. 7–8.2017.

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und Verträglichkeit betrifft, so dass wir da auch deutlich höhere Zahlungen insgesamt erzielen konnten“, so Pahl. Sollte Takeda die Option zur exklusiven Lizenzierung in den kommenden Jahren ausüben, winken dem ADC-Spezialisten aus Ladenburg bei Heidelberg neben einer Optionsgebühr erfolgsabhängige MeilensteinZahlungen. Pro Kandidat sind 101 Mio. Euro (103 Mio. USD) drin. Takeda wäre dann sowohl für die weitere präklinische und klinische Entwicklung als auch für die Vermarktung aller lizenzierten Produktkandidaten verantwortlich. Nach 30 Jahren ADC-Forschung besitzt Takeda (Adcetris) neben Roche (Kadcyla) eines der wenigen Produkte auf dem Weltmarkt.

Fokus auf Multiplem Myelom In Zukunft wird Heidelberg Pharma sowohl neue Vereinbarungen bezüglich ihrer proprietären ATAC-Technologie als auch die Weiterentwicklung der eigenen Toxinderivate vorantreiben. „Unser Fokus ist im Augenblick auf unseren Lead-Kandidaten HDP-101 gerichtet, darauf verwenden wir derzeit auch die meisten Mittel“, so Pahl. HDP-101 adressiert das B-cell Maturation Antigen (BCMA), was beim Multiplem Myelom hochexprimiert vorliegt und als Target für „viel Begeisterung“ unter Onkologen sorgt. Die Antikörper für das Toxinderivat hat HPD im Januar dieses Jahres vom Max-Delbrück-Centrum einlizenziert. Erste Gespräche mit potentiellen Partnern und Termine mit den Behörden laufen bereits. „Wir planen, Ende 2018 erste klinische Tests zu starten“, ergänzt Pahl. hm.

Dr. Andreas Pahl ist seit Juni 2016 Vorstand für Forschung und Entwicklung der Wilex AG. Außerdem ist er seit 2012 Mitglied der Geschäftsführung und CSO der Wilextochtergesellschaft Heidelberg Pharma GmbH.

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30.06.2017 12:42:53 Uhr


KAPITALMARKT.

Codon AG

ISIN: DE000A1K0227 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

400

350

300

250

200

150

100

50 in %

28.06.2016

DAX Biotechnology

co.don

23.06.2017

Qiagen NV

Der Kurs des Gewebeersatzherstellers Codon ist nach der Bekanntgabe positiver Nachrichten zum laufenden, EU-weiten Zulassungsverfahren (vgl. |transkript 6/2017) im Mai mit etwas Verzögerung auf ein Preisniveau gestiegen, das zuletzt im Sommer 2001 erreicht wurde. Steigende Kurse sorgten laut Codon für eine positive Grundstimmung unter den Aktionären der Brandenburger Firma, die sich auch auf die Mitte Juni abgehaltene Jahreshauptversammlung übertrug. .

ISIN: NL0012169213 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

170 160

218,8 Mio. Euro +329,4% 

6,9 Mrd. Euro +66,5% 

150 140 130 120 110 100 90 80 in %

04.07.2016

STOXX EU 600

Qiagen

27.06.2017

Brain AG

Qiagen will für das Pharma-Unternehmen Bristol-Myers Squibb (USA) auf Basis der eigenen NGS-Technologie (Genereader) Gentests für diverse Arzneimittel entwickeln. Die Tests sollen Patienten identifizieren, die sich für eine bestimmte Autoimmuntherapie eignen. Damit wird eine seit acht Jahren bestehende Partnerschaft erweitert. Die Nachricht beflügelte den Aktienkurs, der Mitte Juni mit mehr als 31 Euro einen Preis erreichte, der zuletzt vor 17 Jahren erzielt wurde. .

ISIN: DE0005203947 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

300 280

306,1 Mio. Euro +117,8% 

260 240 220 200 180 160 140 120 100 80 in %

28.06.2016

DAX Biotechnology

Brain

23.06.2017

Merck KGaA

Trotz der eher dünnen Nachrichtenlage in den vergangenen Wochen stieg der Wert der Aktien des deutschen Bioökonomie-Spezialisten Brain AG beständig. Ende Mai wurde bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen ein Umsatzwachstum von 9% auf auf 12,1 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkündet. Außerdem beendeten Brain und Roquette Frères SA (Frankreich) im Juni planmäßig ein mehrjähriges Forschungsprojekt, was Brains Geschäftssegment Bioscience Umsätze beschert hat. .

ISIN: DE0006599905 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

135 130

47,8 Mrd. Euro +29,25% 

125 120 115 110 105 100 95 90 in %

13.07.2016

StoxxEU 600

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Merck KGaA

23.06.2017

Merck hat mit der F-star Biotechnology Ltd. (Großbritannien) eine Vereinbarung über die Entwicklung und Vermarktung von immunonkologischen Antikörpern abgeschlossen. Das Darmstädter Pharmaunternehmen erwirbt von dem britischen Biotechunternehmen die Option, fünf Programme zu bispezifischen Antikörpern zu kaufen. Merck lässt sich das in den ersten zwei Jahren 115 Mio. Euro kosten. Bei Ausübung aller Optionen und Erreichen aller Meilensteine winken F-star weitere 900 Mio. Euro. . |transkript. 7–8.2017.

29.06.2017 13:14:56 Uhr


KAPITALMARKT.

Börsenkommentar

Quo vadis Digitalisierung? Digitalisierung findet in den verschiedensten (Lebens-)Bereichen statt. Die Durchdringungstiefe ist auch in forschenden Chemieund Pharmaunternehmen unterschiedlich. So werden teilweise Laborjournale immer noch traditionell geführt. Auch im deutschen Gesundheitssystem scheint Papier noch gang und gäbe. Während in Norwegen das Rezept elektronisch an den Apotheker übermittelt wird, dies für Griechenland aus Kostengründen geplant ist, bekommt man es in Deutschland in der Papiervariante. Eine Studie über die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Europa sieht die skandinavischen Länder auf den vorderen Plätzen. Spanien bricht mit Platz 2 in diese Phalanx ein, was die Übernahme der größten spanischen Klinikkette Quironsalud durch die zum Gesundheitskonzern Fresenius gehörende Klinikkette Helios nachvollziehbar macht. Deutschland ordnete sich im zweistelligen Bereich ein. Global werden die verschiedenen Segmente des digitalen Gesundheitsmarktes deutlich wachsen. In Deutschland könnten laut einer Studie von PWC im Gesundheitssystem 39 Mrd. Euro durch den konsequenten Einsatz von E-Health-Angeboten eingespart werden.

Ob es einen ‚Uber-Moment‘ in den Life Sciences geben wird, konnte auf der 10. DVFA Life-Science-Konferenz nicht abschließend beantwortet werden, doch fiel das Augenmerk auf neuartige Kooperationen, wie zum Beispiel die zwischen Roche und der Health-Sparte von SAP. In dieser werden die Daten von DiabetesPatienten gespeichert und analysiert mit dem Ziel, zusätzliche Erkenntnisse für das Krankheitsmanagement zu gewinnen. IBM Watson ist vergleichbare Kooperationen eingegangen. Dies zeigt, dass IT-Unternehmen, besonders jene, denen Datensammeln in der DNA liegt, künftig einen gewissen Einfluss auf die Medikamentenentwicklung haben könnten. Als sicher gilt, dass sie eine starke Wirkung auf die patientenzentrierte Versorgung und die damit verbundenen Geschäftsmodelle haben werden. Aktuell erscheinen die vielfältigen Digitalisierungsansätze für den externen Betrachter unstrukturiert, doch die Wege zum Erfolg haben sich – ex ante – selten als geradlinig erwiesen. Kurzfristig sollten die positiven Effekte aus den Digitalisierungen überschaubar sein und sich erst zu einem späteren Zeitpunkt klarer zeigen. .

Martin Schnee Investmentanalyst, Schnee Research

Abb.: Schnee Research

Das meinen Analysten

Der Ebit-Ausblick liege deutlich unter den Markterwartungen und stelle eine Enttäuschung dar, so Sibylle Bischofberger von der Zürcher Kantonalbank Ende Mai zu den vorgelegten Geschäftszahlen der Ypsomed Holding AG. Den fairen Preis pro Aktie des Herstellers von Injektions- und Infusionssystemen aus Burgdorf (Schweiz) sieht die Analystin bei 212 CHF. Mitte Juni rutschte der Kurs erstmals seit zwei Mona-

|transkript. 7–8.2017.

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ten wieder unter die Schwelle von 200 CHF. Christian Orquera vom Analysehaus First Berlin Equity Research bestätigte im Mai seine Kaufempfehlung für die Papiere der Valneva SE. Das Kursziel des französischen Impfstoffspezialisten mit österreichischen Wurzeln sieht er bei 4 Euro. Mitte Juni bewegte sich der Kurs auf dem 3-EuroNiveau.

Die DZ Bank hat die Vorzüge der Sartorius AG nach dem jüngsten Kursanstieg auf knapp 89 Euro von „Halten“ auf „Verkaufen“ abgestuft und den fairen Wert um 3 Euro auf 75 Euro gesenkt. Die Kursentwicklung sei in ihrem Ausmaß trotz guter Fundamentalperspektiven des Laborzulieferers unbegründet, lautete die Einschätzung von Analyst Sven Kürten Anfang Juni. Nach einer Korrektur pendelte sich der Preis bei 86 Euro ein.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für die Morphosys AG anlässlich der Krebs-Fachtagung Asco auf „Neutral“ mit einem Ziel von 55 Euro belassen. Die von dem Biotech-Unternehmen vorgestellten Studiendaten zum unverpartnerten Antikörper MOR202 seien zwar nicht gerade überzeugend, aber noch akzeptabel, schrieb Analyst Tim Woodward Anfang Juni in einer Studie. Ende Mai kostete eine Aktie 63 Euro.

25 .

29.06.2017 13:15:02 Uhr


politik.

Gentechnik: Nötig im Kampf gegen den Welthunger? Bei Pflanzen, die artfremde Sequenzen enthalten, war die Sache klar: das will der Europäer nicht. Finden moderne Techniken, die nur die arttypische Sequenz modifizieren, mehr Akzeptanz?

Dr. Ricardo Gent

Geschäftsführer Die Pflanzenzüchtung leistet aber einen der Deutschen wesentlichen Beitrag, die Produktivität Indus­t rievereinigung aller Anbauformen zu steigern. Die konBiotechnologie ventionelle Züchtung allein schafft es im VCI nicht immer. Daher sind die Gentechnik und neue molekularbiologische Methoden wie CRISPR und TALEN unerlässliche Ergänzungen im Werkzeugkasten der Pflanzenzüchtung.

Landwirte wollen Pflanzen einsetzen, die weniger Ressourcen benötigen, gute Qualität und hohen Ertrag liefern, mit Krankheiten und Schädlingen fertigwerden und mit den Bedingungen des Klimawandels zurechtkommen. Das stellt die Pflanzenzucht vor große Herausforderungen. So wird etwa die Produktion von Bananen derzeit durch die Panama-Krankheit bedroht. Mittels molekularbiologischer Methoden inklusive der Gentechnik ist es endlich möglich, resistente Kulturbananen nachhaltig und mit der notwendigen Schnelligkeit zu züchten. Diese könnten auch unter Öko-Standards angebaut werden, wenn die Züchtung nur durch Mutagenese entstanden ist, die Pflanze also keine artfremde DNA enthält. Dann ist die Banane nach Gentechnikgesetz kein GVO. Die Frage, welche Technologien für welche Formen der Landwirtschaft eingesetzt werden, sollte keine Rolle spielen. Das Ziel muss immer eine nachhaltige Landwirtschaft sein. .

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Dr. Christoph Then

Bei Versuchen, den „Golden Rice“ mit der bekannten indischen Reissorte „Swarna“ zu kreuzen, gab es eine böse Überraschung: Das eingebaute Genkonstrukt störte die Funktion eines natürlichen Wachstums-Gens. Zudem verminderte sich der Gehalt des für die Pflanzen lebensnotwendigen Chlorophylls. Das Beispiel zeigt, wie schnell die angebliche Lösung selbst zum Problem werden kann.

Bereits seit etwa 20 Jahren wird propagiert, dass der Gentechnik-Reis bei der Bekämpfung ernährungsbedingter Mangelkrankheiten helfen könnte. Doch bis heute gibt es keine ausreichenden Daten über Qualität und Sicherheit der Pflanzen. Würde der Reis angebaut, könnte sein Erbgut rasch in Wildreis und regionale Reissorten gelangen. Dabei könnten auch Effekte wie bei der Kreuzung von Golden Rice mit der indischen Sorte Swarna auftreten. Wenn die Schäden bemerkt werden, kann es bereits zu spät sein, um die Transgene wieder aus der Umwelt zu entfernen.

Geschäftsführer, Testbiotech e.V., München

Derzeit beruhen die Geschäfte der großen Konzerne ohnehin auf Gentechnik-Pflanzen, die herbizidresistent, insektengiftig und in Bezug auf die Sicherung der Welternährung weitgehend untauglich sind. Auch die neuen Gentechnikverfahren wie CRISPR-Cas werden vielfach zur Produktion derartiger Pflanzen verwendet. Dabei sind die Risiken ähnlich komplex wie bei der bisherigen Gentechnik: Zwar werden nicht mehr unbedingt artfremde Gene eingebaut, aber die Muster der gewollten Veränderungen im Erbgut, die oft mehrere Gene gleichzeitig betreffen, haben in der Natur keine Entsprechung. Dazu kommen zusätzliche, ungewollte Veränderungen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig zu betonen, dass die konventionelle Züchtung in Bezug auf eine höhere Leistung oder verbesserte Widerstandskraft von Nutzpflanzen wesentlich erfolgreicher ist als die Gentechnik. .

Ab.: DIB (links), Testtbiotech (rechts)

Gentechnik kann den Kampf gegen den Welthunger unterstützen. Dieser hat viele Ursachen: ideologische Politik und militärische Konflikte, mangelhafte Infrastruktur, geringe Bildung, fehlender Zugang zu Krediten, Dürreperioden und vieles mehr spielen je nach Land eine wichtige Rolle. Eine Technologie allein kann ihn also ebenso wenig beseitigen wie eine bestimmte Anbauart. Das gilt für den ökologischen und den integrierten Landbau gleichermaßen.

|transkript. 7–8.2017.

29.06.2017 13:15:19 Uhr


Nr. 3/2017 – 18. Jahrgang

Laborautomation

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29.06.2017 13:15:46 Uhr


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Der Markt für die Laborautomation wächst immer schneller Dr. Martin Laqua, BIOCOM AG, Berlin Die Automatisierung in den Life Sciences nimmt Fahrt auf. Die Hersteller bieten neben standardisierten, fest integrierten Automationssystemen immer häufiger auch modulare Systeme an. Damit profitieren auch kleine Labore von den Vorteilen der Laborautomatisierung. Sie setzen die neuen Geräte aber unter Druck: Für viele rechnen sich die hohen Investitionskosten nicht. Aller Anfang ist schwer – so das übertragene Fazit einer Mitte Juni erschienenen Marktanalyse von Kalorama Information zum Einsatz von Robotern im Labor, einem auf den Gesundheitsmarkt spezialisierten Informationsdienstleister. Obwohl es vielerorts Geräte zum automatischen Probentransport, zum Öffnen und Schließen von Probenbehältern, zum Zentrifugieren oder zum Management von Flüssigkeiten gibt, sind Investitionen in die Laborautomation insbesondere für die kleinen Labore offenbar eine hohe Hürde: In Laboren, die täglich nicht mehr als 100 Tests durchführen, liegt der Automatisierungsgrad laut Kalorama bei 10% und darunter. Die Hersteller sollten sich daher noch mehr als jetzt auf die Herstellung skalierbarer, modularer robotischer Systeme konzentrieren. Zum einen seien sie flexibler kombinierbar, zum anderen kosteten sie weniger. Dass im Vergleich zu anderen Industrien der Automatisierungsgrad in den Laboren noch gering ist, zeigt eine Zahl aus der klinischen Diagnostik: 60% der Kosten für einen Test sind Personalkosten.

Integration ist Trumpf Ein Nutzerwunsch der vergangenen Jahre verliert zunehmend an Bedeutung: Da die Geräte mittlerweile deutlich kleiner sind, nehmen sie nicht mehr so viel Platz im Labor weg. Auf der anderen Seite wird die Einbindung robotischer Lösungen in bestehende Arbeitsabläufe immer wichtiger. Das gilt für die nahtlose Integration von Pipettierautomaten in bestehende Laborinformationssysteme genauso wie für das Zusammenspiel von NGS-Systemen mit der lokalen sowie Cloud-basierten IT-Infrastruktur. Ein aktueller Marktreport von Transparency Market Research sagt ein weltweites Wachstum des Bereiches „Healthcare Automation“ um jährlich 8,2% bis 2025 voraus – von 28,3 Mrd.

US-Dollar 2016 auf dann knapp 59,0 Mrd. USDollar. Verglichen mit den Prognosen von vor zwei Jahren (+6,7%) entwickelt sich der Sektor somit deutlich dynamischer als erwartet. Das Wachstum wird zum einen durch technologische Fortschritte wie zum Beispiel durch neue Mikrofluidik-Technologien ermöglicht. Zum anderen gebe es vielerorts einen Mangel an Laborfachkräften.

Gesamtzahl der Tests steigt weiter Der Einsatz von Automationslösungen durch marktdominierende Anbieter drückt auf die Preise. Da aufgrund der Ausweitung der Gesundheitsdienstleistungen in den Schwellenländern, dem Aufkommen präventiver Tests und einer proportional immer älter werdenden Gesellschaft auf der ganzen Welt die Gesamtzahl der Tests aber weiterhin von Jahr zu Jahr steigt, finden auch hunderte kleine und mittelständische Unternehmen noch ihre Nische. Derzeit beherrschen in den meisten europäischen Ländern die vier oder fünf größten Anbieter maximal 40% des Marktes für klinische Diagnostik. Doch Experten zufolge wird diese Fragmentierung abnehmen. Der Trend zur Laborautomatisierung und hohen regulatorischen Anforderungen im Gesundheitswesen begünstigt deutlich die großen Unternehmensgruppen. International tätige Laborketten können auf nationalen Märkten unabhängig von variablen regulatorischen Bedingungen operieren und das unternehmerische Risiko minimieren. Darüber hinaus können große Laborbetreiber mit hohen Kapazitäten oft Geld durch Materialeinkäufe, Synergien im Personalwesen und durch effizientere Nutzung von Großgeräten sparen. In Summe steht in den kommenden Jahren die fortschreitende Konsolidierung des Labormarktes zu erwarten.

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Laborautomation Interview

„Life Sciences tragen noch nicht zum Boom bei“ Seit sieben Jahren befinden sich die deutschen Hersteller von Robotik- und Automationslösungen auf einem Wachstumskurs. Laut Branchenverband VDMA hat sich der Umsatz in sieben Jahren verdoppelt. 2016 wurden 12,8 Mrd. Euro umgesetzt. Allein die pharmazeutische Industrie widersteht dem Trend: Die Zahl der neu installierten Industrieroboter bleibt auf niedrigem Niveau. LABORWELT sprach mit VDMA-Fachverbandsleiter Patrick Schwarzkopf über die möglichen Ursachen. LABORWELT Im Juni hat der VDMA aktuelle Zahlen zur deutschen Robotik- und Automationsindus­ trie vorgestellt. Welche Branchen und Länder zeichnen sich für den erzielten Rekordumsatz verantwortlich?

Schwarzkopf Wir unterscheiden hier die beiden Sparten Pharma und Kosmetik sowie Medizin-, Präzisions-, Mess- und Regeltechnik. Nach unserer Analyse wurden 2016 in Deutschland insgesamt 20.025 Industrieroboter neu installiert. Lediglich 231 Industrieroboter entfielen dabei auf die Pharma- und Kosmetikindustrie, 169 Stück auf die Medizintechnik-Sparte. Wie ein Vergleich mit den Zahlen von der International Federation of Robotics IFR zeigt, wurden in Deutschland damit etwa 10% der Roboter in diesem Bereich in Betrieb genommen. Laut IFR wurden 2015 im Bereich Chemie, Pharma und Kosmetik weltweit 2.136 Industrieroboter neu installiert, im Bereich Medizintechnik und optische Instrumente insgesamt 1.377 Roboter. LABORWELT Das klingt nicht nach einer Erfolgsgeschichte … Schwarzkopf Das stimmt. Roboter haben sich in diesen an sich hochautomatisierten Branchen noch nicht durchgesetzt. Nach dem in Pharma- und Kosmetikindustrie 2014 immerhin 293 Stück neu dazukamen, waren es 2015 nur noch 252 und 2016 wie gesagt 231.

LABORWELT Wie kommen Sie zu dem Schluss? Schwarzkopf Wir haben die Besucherzahlen der alle zwei Jahre in München stattfindenden Messe Automatica verglichen. Die Zahl der Aussteller, die das Thema Life Sciences auf dem Schirm hat, stieg um 45% von knapp 1.200 im Jahr 2014 auf mehr als 1.700 vor einem Jahr. LABORWELT Gibt es auf die Life Sciences spezialisierte Anbieter?

Schwarzkopf Die Automobilindustrie ist natürlich sehr wichtig, gefolgt von Elektronikindustrie und Maschinenbau. Die meisten Abnehmer sind Unternehmen aus Deutschland. Mit 30% und 10% sind die Märkte Europa und China am zweit- und drittwichtigsten. LABORWELT Und wie sieht es in den Life Sciences aus?

also Automationslösungen im diagnostischen Labor oder in einer Pharmaforschungsabteilung, wird in unserer Statistik nicht detailliert erfasst, ist aber ein wachsender Markt.

Patrick Schwarzkopf

Schwarzkopf Die Automation von Life-Sciences-Anwendungen gehört aufgrund der branchenspezifischen Zertifizierungen und der speziellen Reinraum­anforderungen zu den anspruchsvollsten Disziplinen für Anlagenbauer und Roboterhersteller. Zwar haben einige Firmen Know-how in dieser Branche aufgebaut, dennoch hat sich kaum ein Anbieter exklusiv auf die Life Sciences spezialisiert. Dafür ist die Branche noch zu klein.

Der diplomierte Sprachwissenschaftler und Volkswirt stieß 1999 zum Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA). Zu Beginn baute er das VDMA-Forum Fabrikautomation auf. Seit März 2014 ist er Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes Robotik + Automation. Zudem ist Schwarzkopf Direktor des europäischen Robotikverbandes EUnited Robotics sowie Mitglied des Executive Board der International Federation of Robotics (IFR).

LABORWELT Was unterscheidet den Laborroboter von seinen Geschwistern in der Labor- oder Elek­ tronikindustrie?

LABORWELT Trotzdem elektrisiert das Thema Automation die Branche. Wie kommt es zu diesem Widerspruch?

LABORWELT Was versteckt sich hinter dem Konzept eines Rundschalttisches?

Schwarzkopf Wir müssen hier den Bereich Fertigung und Montage, den wir als VDMA vorrangig im Blick haben, vom Bereich Auswertung trennen. Viele im VDMA organisierte Hersteller bauen Linien für die Medizintechnik-Industrie. Wenn es um Einwegartikel geht, sprechen wir von extrem hohen Stückzahlen. Ein Beispiel sind Inhalatoren für Asthmapatienten. Hier sind Roboter bereits gang und gebe. Der Bereich Auswertung,

Schwarzkopf Die Robotersysteme sind für kleine Traglasten ausgelegt und vergleichsweise schnell. Ansonsten kommen aber sowohl die klassischen, stehenden Scara-Roboter als auch die oben aufgehängten Delta-Roboter je nach Anwendungsfall zum Zug. Auch bei den Anlagekonzepten halten sich lineare Transfersysteme und Rundschalttische die Waage.

Schwarzkopf Wie auf einer Schallplatte rotiert die Probe an mehreren am Rand installierten Verarbeitungsstationen vorbei. Dabei dreht sich die Platte nicht kontinuierlich, sondern um eine festgelegte Gradzahl. Bei linearen Transfersystemen liegen die Verarbeitungsstationen hintereinander. Der problemlose Austausch der Module macht dieses Anlagekonzept sehr flexibel. Mit Rundschalttischen erreicht man hingegen hohe Fertigungstakte.

IV | 18. Jahrgang | Nr. 3/2017

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Kapital für Signatope und Tolerogenixx

Ein Pflaster fürs Herz

      Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) gab Ende Mai zwei Seedinvestments in Start-ups bekannt. Die Reutlinger Signatope GmbH ist eines davon. Das Team arbeitet an einer speziesübergreifenden Analyse von Biomarkern, die die Testung von Medikamenten auf Wirkung und Verträglichkeit vereinfachen könnte. „Unser Verfahren liefert unabhängig vom gewählten Testmodell quantitativ vergleichbare Daten. Wir können in Urin- oder Blutproben selbst geringste Mengen der Biomarker identifizieren. Das spart signifikant Zeit und Kosten bei der Arzneimittelentwicklung“, erklärt Geschäftsführer Oliver Pötz. „Nichtinvasive Biomarkertestverfahren werden im Vergleich zu den klassischen histopathologischen Methoden mit Gewebeschnitten in der Arzneimittelentwicklung immer wichtiger“, ergänzt Lena Krzyzak, Investmentmanagerin beim HTGF. Signatope wurde im August 2016 zusammen mit dem NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen gegründet. Das Nachweisverfahren von Signatope basiert auf speziellen Antikörpern, die extrem kurze Epitope aus nur drei Aminosäuren erkennen. Mit vielen verschiedenen solchen Antikörpern und einem Massenspektrometer kann man eine Vielzahl an Proteinen quantifizieren. Das Testsystem kann über die Artgrenze hinweg das gleiche Protein analysieren. Das vereinfacht und beschleunigt die Tests – und macht sie auch günstiger. Das zweite vom HTGF präsentierte Seed­ investment wurde eigentlich bereits im Dezember 2016 getätigt. Es ging an die Heidelberger Tolerogenixx GmbH. Die Firma verfügt

      Mit dem Ziel, künstliche Herzgewebe klinisch herzustellen, hat sich die Repairon GmbH vor drei Jahren aus der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ausgegründet. Ende Juni schloss das Start-up mit Sitz im Göttinger Science Park eine Finanzierungsrunde in unbekannter Höhe erfolgreich ab. Mit dabei als strategischer Partner: die Göttinger Sartorius AG. Repairon entwickelt künstliche Gewebe aus Stammzellen für die Reparatur defekter Organe. Als erstes therapeutisches Produkt soll ein sogenannter Engineered Heart Muscle (EHM) als Herzpflaster für die Anwendung bei Herzmuskelschwäche hergestellt werden. Mit dem eingeworbenen Kapital kann Repairon den nächsten Schritt in der Translation neuer Erkenntnisse aus dem Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen in die klinische Anwendung weiter verfolgen. Zusammen mit Sartorius soll nun der Zellkultur-Prozess der Herzpflasterherstellung optimiert werden. Weitere lokale Investoren sind die S Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG (Sparkasse Göttingen) und die 3LC Venture GmbH & Co. KG. „Wir wollen am Standort Göttingen gemeinsam mit unseren Partnern zellbasierte Arzneimittel für die Wiederherstellung der Pumpkraft des kranken Herzens entwickeln“, so Wolfram-Hubertus Zimmermann, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der UMG. In Deutschland sind jährlich etwa zwei Millionen Patienten von Herzmuskelschwäche betroffen. Einzige wiederherstellende Behandlungsmaßnahme in fortgeschrittenen Stadien ist eine Herztransplantation.

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über eine patentierte und in einer klinischen Phase I getestete Zelltherapietechnologie zur maßgeschneiderten Immunsuppression. Damit können unerwünschte Abwehrreaktionen des Immunsystems gezielt abgeschaltet werden. Organspendern werden dabei eine Woche vor geplanter Organspende weiße Blutkörperchen entnommen. Diese werden mit dem von Tolerogenixx entwickelten Therapiekit verändert und noch am selben Tag dem Organempfänger übertragen. Dadurch wird der Empfänger mit

Signatope-Geschäftsführer Oliver Pötz den Spendermerkmalen vertraut. Neben dem Einsatz dieser Technologie bei Organtransplantationen bieten sich laut Tolerogenixx Chancen im Hinblick auf das Vorbeugen und die Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Multiple Sklerose und Systemischer Lupus. Mit der Finanzierung in der Tasche will das Unternehmen die multizentrische Phase II-Studie vorbereiten, die für das Frühjahr 2018 geplant ist. Während die Investmentsumme des HTGF bei Signatope 600.000 Euro beträgt, hielt man sich bei Tolerogenixx zu diesem Thema bedeckt.

29.06.2017 13:17:49 Uhr


Laborautomation Modulare Systeme

Skalierbare Middleware oder überdimensionierte Standardlösung? Alexander Brendel, infoteam Software AG, Bubenreuth Vernetzte Laborgeräte, die die Wartungsintervalle intelligent vorhersagen können; Betriebs- und Versuchsdaten, die von überall aus eingesehen und analysiert werden können; elektronische Laborbücher, die Messwerte automatisiert erfassen und die Nachverfolgbarkeit ermöglichen: All diese Szenarien stecken hinter dem Trendbegriff „Labor 4.0“. Die Grundlagen dafür sind Digitalisierung und eine Vernetzung der unterschiedlichen IT-Ebenen im Labor – begonnen bei den Laborgeräten bis hin zu Laborinformations- und ERP-Systemen. Doch genau für diese Vernetzung gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, je nach Anforderungen. Wie lassen sich Betriebs- und Versuchsdaten aus dem Labor effizient sowohl auf Laborebene als auch verdichtet auf Unternehmensebene nutzen? Und wie lassen sich bislang manuelle Prozesse digitalisieren und automatisieren? Diese beiden Fragen gewinnen in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung und erfahren durch den Trendbegriff „Labor 4.0“ in jüngster Vergangenheit zusätzliche Schubkraft. Viele Unternehmen erhoffen sich von Laborinformationssystemen (LIMS) die Antwort auf die beiden eingangs gestellten Fragen. LIMS haben sich über die Jahre hinweg meist zu Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Systemen weiterentwickelt. Dadurch liegt ihr Fokus auf der Planungs- und Managementebene und weniger auf der Laborebene. Mit sogenannter Middleware versuchen viele

LIMS-Anbieter nun, ihre Standardprodukte wieder verstärkt auch in Richtung Laborebene zu öffnen und die hier entstehenden Daten und Prozesse einzubinden. Doch anders als echte Middleware-Lösungen beschreibt der Begriff bei den meisten Standard-LIMS lediglich die Möglichkeit, Labordaten ins LIMS zu integrieren und hier sämtliche Berechnungen durchzuführen. Änderungen im Prozessablauf können somit nicht auf Laborebene, sondern nur auf der höheren IT-Ebene durchgeführt werden. Deshalb bietet sich der Einsatz einer solchen Standardsof tware insbesondere bei Unternehmen mit hochgradig starren oder standardisierten Prozessabläufen – wie beispielsweise im Produktions- oder IVDUmfeld – an. Zudem sind Standardprodukte schnell verfügbar, die Wartung des Systems lässt sich ausgliedern und es ist keine ver-

gleichsweise zeitintensive Vorarbeit für die Implementierung nötig. Allerdings sind LIMS meist klassische Top-down-Lösungen: Die Software gibt also strukturelle Bedingungen für den Einsatz vor. Individuelle Anpassungen an die Strukturen im Labor sind nur eingeschränkt möglich und kostenintensiv. Zudem ist der Funktionsumfang der Software für die meisten Anwender überdimensioniert.

Bottom-up: Skalierbare Middleware Bei Unternehmen mit flexiblen Laboranforderungen und -prozessen bietet sich deshalb eine richtige Middleware-Lösung als Verbindungsstück zwischen Labor- und Managementebene an. Die Middleware ermöglicht den Laborverantwortlichen ohne den Umweg über das LIMS direkten Zugriff auf Geräte, Prozesse und Versuchs- sowie Betriebsdaten – gleichzeitig werden alle notwendigen Daten gebündelt an das LIMS weitergegeben. Im Gegensatz zu Top-down- verfolgen solche MiddlewareLösungen üblicherweise den Bottom-upAnsatz. Die Anforderungen des Labors an die Software geben hier die individuelle Entwicklung der Middleware vor. So deckt sie alle Vorgaben ab – ohne unnötige Mehrfunktionen. Um trotz Individualität kostenintensive Neuentwicklungen zu minimieren, bietet sich der Einsatz von modularen Frameworks an, die bereits vorprogrammierte Funktionen zur Verfügung stellen. Passend zusammengesetzt bilden sie das Softwaregrundgerüst, das dann individuell ausgestaltet wird. Typischerweise sind im Zuge von Labor 4.0 vier MiddlewareModule relevant: 1 Integration von Geräten, Ansteuern von Geräten, Konsolidierung und Weitergabe von Prozess-, Mess- und Metadaten an übergeordnete IT-Systeme; 2 Digitale Dokumentation, wie zum Beispiel ELN oder digitale Arbeitsanweisungen (SOP); 3 Analysewerkzeuge für Versuchsdaten (Design of Experiments), Data Mining; 4 Auslastungsdaten von Laboren, Geräteinventarisierung, digitales Zeitmanagement Für kleine Unternehmen oder Labore ist die Middleware also häufig sogar eine Alternative zum LIMS, denn skalierbare Lösungen lassen sich um Module erweitern, die viele Aufgaben eines Standard-LIMS übernehmen können.

Automatisierungspyramide im Laborumfeld mit skalierbarer Middleware als Bindeglied zwischen Laborebene und Managementsystemen (LIMS, ERP)

infoteam Software AG Am Bauhof 9, 91088 Bubenreuth Tel.: +49(0)-9131-7800-0 Fax: +49(0)-9131-7800-50 www.infoteam.de

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VI | 18. Jahrgang | Nr. 3/2017

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28.06.2017 14:55:10 Uhr


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Sensorlösungen direkt vom Spezialisten Als einer der führenden Hersteller und Lösungsanbieter in der industriellen Automation gehört Leuze electronic weltweit zu den Innovationsführern im Bereich Optosensorik. terleiten. Leuze electronic versteht sich als Entwicklungspartner seiner Kunden und bietet diesen neben Standardkomponenten auch individuelle kundenspezifische Einzel- oder Komplettlösungen an. Durch die eigene Hardware- und Softwareentwicklung in weltweiten Technologiezentren können die sensor people schnell auf Kundenanforderungen reagieren und eine lange Verfügbarkeit ihrer Geräte über den gesamten Lebenszyklus des im Labor eingesetzten Instrumentes sicherstellen.

Flexibilität ist unsere Stärke

Gegründet im Jahr 1963, verfügt das Unternehmen mit Stammsitz in Owen/Teck (Deutschland) über spezifisches Applikations-Know-how sowie breites Branchenwissen. Über 1.000 Mitarbeiter an 22 Standorten sind in Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Service tätig, unterstützt von mehr als 40 Vertriebspartnern weltweit. Innovative Produktentwicklungen, maßgeschneiderte Gesamtlösungen und ein umfangreiches Serviceangebot stehen für das „Smart Sensor Business 4.0“ bei Leuze electronic. Zum Portfolio gehören schaltende und messende Sensoren, Identifikationssysteme, Lösungen für die Bildverarbeitung und Datenübertragung sowie Komponenten und Systeme für die Arbeitssicherheit.

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Sicherheit trifft Effizienz Mit über 50 Jahren Sensor-Know-how im Bereich Identifikation punktet Leuze electronic auch im Labor­umfeld und bietet Anwendern intelligente Lösungen für Laborautomation,

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Medizintechnik und Pharma. Als Spezialist in der Laborautomation bietet Leuze elec-tronic seinen Kunden ein umfassendes Produktportfolio aus einer Hand für nahe­zu jede Aufgabenstellung, beispielsweise Barcode-Lesung, 1D- und 2D-Code-Lesung von Kurzdistanz bis Multilane sowie Point of Care. Das Unternehmen garantiert seinen Anwendern eine lange Verfügbarkeit seiner Sensoren – passend zum Lebenszyklus der Instrumente der Kunden. Neben Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit legen die sensor people großen Wert auf eine einfache Handhabbarkeit bei Montage, Einrichtung und Bedienung ihrer nach ISO 13485 zertifizierten Produkte. Spezialisten unterstützen die Kunden weltweit bereits beim Layout der Applikation. Dies spart nicht nur Zeit, sondern gewährleistet auch höchste Sicherheit. Speziell wenn es um die lückenlose Identifikation und Rückverfolgbarkeit von Proben im Labor geht, gilt bei der Analyseautomatisierung die Nullfehlertoleranz. Alle installierten Codeleser müssen unabhängig von der eingesetzten Technologie absolut zuverlässig die relevanten Codes erfassen und wei-

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29.06.2017 13:18:12 Uhr


Laborautomation Probenaufreinigung

Reproduzierbare Pipettier-Ergebnisse Dipl.-Ing. Michael Beer, Analytik Jena AG, Jena Aufgrund der stetig wachsenden Anforderungen an zu bearbeitende Proben sowohl im akademischen Umfeld als auch in der Industrie kommt den Automatisierungslösungen eine immer bedeutsamer werdende Rolle zu. Die Aufreinigung genomischer DNA ist der Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Prozessen und dementsprechend liegt der Fokus auf Quantität und Reinheit der isolierten DNA für alle nachfolgenden Anwendungen. Herkömmliche Extraktionsverfahren basieren auf der Handhabung von geringen Probenmengen. Das bedingt sich mehrfach wiederholende Aufreinigungsprozeduren – meist unter Verwendung teurer Reagenzien. Zudem erhöht sich hierdurch das Risiko, dass wertvolles Probenmaterial verlorengeht. Die sogenannnte Smartextraction ist eine Technologie der Analytik Jena AG zur Extraktion hochmolekularer DNA. Sie bildet einen grundlegend neuen Weg zur automatisierten Isolierung und Aufreinigung von Nukleinsäuren. Smartextraction kombiniert die patentierte Extraktionschemie (DC-Technology®) mit einer intelligenten Oberfläche, genannt Smart Modified Surface. Smartextraction vereinfacht die gesamte Durchführung deutlich und setzt dabei neue Maßstäbe in Sachen Effizienz, Ausbeute und Qualität der DNA. Auf Grund hoher Bindekapazitäten ist es möglich, besonders große Mengen an hochmolekularer DNA zu gewinnen. Verglichen mit herkömmlichen

Extraktionsverfahren erhöht sich der Ertrag an extrahierter Nukleinsäure enorm. Die Smart Modified Surface ermöglicht zudem die Abbildung des gesamten Extraktionsprozesses innerhalb einer Pipettenspitze. Die extrahierte DNA bindet selektiv, gefolgt von einem effizienten Elutionsschritt. Die SmartextractionTechnologie greift weder auf die Verwendung von Phenol/Chloroform, Ionenaustauschern, Filtersäulen oder Filterplatten zurück, noch wird eine Suspension von magnetischen oder paramagnetischen Partikeln zur Bindung der DNA benötigt. Mit Reagenzien vorbefüllte und versiegelte Plastikgefäße vereinfachen zudem die Handhabung und können analog zu den funktionalisierten Pipettenspitzen direkt auf dem Pipettiersystem Cybio® Felix (Abb. 1) verwendet werden. Diese Technologie kommt dem steigenden Bedarf an automatisiertem Liquid Handling besonders entgegen. Cybio Felix ist ein flexibles, vollautomatisiertes Pipettiersystem mit 1–384 Kanälen

im Volumenbereich von 0,5–1.000 µl. Neben dem hochpräzisen, parallelen Transfer im 96und 384-Well-Format kann auch einkanalig, spalten- oder reihenweise pipettiert werden. Das entsprechende Zubehör wird automatisch innerhalb einer Pipettierroutine erkannt und gewechselt. Cybio Felix bietet höchste Flexibilität bei minimalem Platzbedarf, was sich insbesondere in seinem einzigartigen Gerätedesign mit je sechs Deckpositionen auf zwei Ebenen widerspiegelt (Abb. 2). Durch das modulare Konzept können applikationsspezifische Konfigurationen jederzeit ergänzt werden. Auf Grundlage vorgefertigter und optimierter Pipettierroutinen ruht der Fokus stets auf der Applikation.

Material l Cybio Felix-Basiseinheit (OL5015-24-100, Analytik Jena)

l Cybio Felix-Kopf R 96/1000 µl (OL3316-14950, Analytik Jena)

l 96-Kanalmagazin; Kopf R 96/1000 µl (OL3810-13-024, Analytik Jena)

l Abfallbox I (klein) (844-00430-0) l smart Blood DNA Midi prep (a) (845-ASS1208016, 845-ASP-1208016, Analytik Jena)

l Zentrifuge (zum Beispiel Eppendorf 5424R) l thermischer Mixer (zum Beispiel Bioshake iQ, 848-1808-0506, AJ)

l Gelelektrophorese-System (zum Beispiel l l l l l l l

Compact M Elektrophorese-Kammer für Agarosegele, 846-025-200, Analytik Jena) 1 x PBS-Puffer (137 mM NaCL; 2,7 mM KCL, 10 mM Na2HPO4, 1,8 mM KH2PO4) ddH2O (S15-012, GE Healthcare) 1 x TBE Puffer, pH 8,0 LE-Agarose (Biozym, 840004) Roti-Load-DNA mit Glyzerin (Roth, X904.1) Spektrophotometer (Scandrop 250, Analytik Jena) Blut, gefroren und mit EDTA stabilisiert (Lagerung bei -80° C für zwei Monate)

Methoden

l Enzymatische Lyse (Proteolyse) Abb. 1: Pipettiersystem Cybio Felix

und Extraktion Die Lyseschritte erfolgten extern. Dabei wurden das resuspendierte Zellpellet (maximal

Abb.: Analytik Jena

l Lyse der Erythrozyten Aus gefrorenen Vollblutproben gewonnene Erythrozyten (3 ml, stabilisiert mit EDTA) wurden in zwei Schritten lysiert. Im ersten Schritt erfolgt die Ery-Lyse entsprechend den Empfehlungen aus dem Protokoll. Im Anschluss an das Zentrifugieren bei 2.500 g für 5 min wurden die PBMC-Pellets in 120 µl PBS resuspendiert.

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Probenaufreinigung Laborautomation

220 µl), 200 µl der Lyse-Lösung (CBV) und die benötigte Menge an Proteinase K in einem Reaktionsgefäß auf dem Bioshake iQ für 30 min bei 55° C und 800 U/min inkubiert. Anschließend wurde das Lysat in die Reagenzienplatte übertragen. Die Reagenzienplatten des Kits sind mit allen Reagenzien vorbefüllt, welche für die anschließende automatisierte DNAExtraktion benötigt werden. Danach wurde die Reagenzienplatte auf die Geräteposition 10 des Cybio Felix gestellt. Entsprechend der Angaben im Protokoll Smart Blood DNA Midi prep (a) erfolgte die automatisierte Prozessierung und Elution der DNA-Proben.

Abb.: Analytik Jena

l Überprüfung der ausgeführten

DNA-Extraktion Die extrahierte DNA wurde mittels Agarose-Gel verifiziert. Dabei wurden 10 µl jedes Eluates und 7 µl der DNA-Leiter auf ein 0,8% TBE-Gel gegeben (enthält Ethidiumbromid: 5 µl Ethidiumbromid in 100 ml Agarose). Die elektrophoretische Auftrennung erfolgte in einem horizontalen Gelelektrophorese-System unter Anlage von konstanten 127 mA für optimale Laufeigenschaften. Die erzielten DNA-Banden wurden unter Verwendung von UV-Licht visualisiert. Ausbeute und Qualität der DNA wurde mittels Spektrophotometer bestimmt. Dazu wurden

Tab. 1: Spektralphotometrisch ermittelte Ergebnisse der gDNA-Extraktion aus Vollblutproben unter Verwendung des Scandrop 250 Spur

Vollblut

A260:280

A260:230

Konzentration [ng/µl]

Ertrag [µg]

1

DNA-Leiter

2

3 ml

1,8

2,6

124

80,6

3

3 ml

1,8

2,4

124

80,6

4

3 ml

1,8

2,4

187

121,6

5

3 ml

1,8

2,1

156

101,4

6

3 ml

1,8

2,2

114

74,1

7

3 ml

1,8

1,9

87,5

56,9

8

3 ml

1,8

2,6

120

78

9

3 ml

1,8

2,3

183

119

10

3 ml

1,8

2,0

168

109,2

11

CO

0,0

0,0

4 µl jeden Eluates in eine entsprechende Chipcuvette® gegeben. Die Messung wurde bei 1,0 mm Weglänge durchgeführt.

Ergebnisse und Diskussion In Kombination von smart Blood DNA Midi prep (a) mit dem Cybio Felix erfolgte die automatisierte Extraktion genomischer DNA (gDNA) aus

Vollblut-Proben (PBMC) mit einem homogenen Probenvolumen von 3 ml. Eine Agarose-Gelelektrophorese (Abb. 3) und spektralphotometrische Messungen (Tabelle 1) wurden genutzt, um die Qualität und die Ausbeute der isolierten DNA zu bestimmen. Die aus Vollblut isolierte DNA wies ein hohes Molekulargewicht auf, welches die Intensität der DNA-Banden widerspiegelte. In Tabelle 1 sind die Reinheit (A260:280 und A260:230) und Konzentration der extrahierten

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Laborautomation Probenaufreinigung

Die Extraktionsmethode ermöglicht eine hohe Ausbeute an hochmolekularer DNA. Die Proben wurden zudem ungleichmäßig über die Platte verteilt, um die Vergleichbarkeit und Reproduzierbarkeit der Probenaufarbeitung innerhalb der Reaktionsplatte darzustellen.

Abb. 2: Cybio Felix-Decklayout für die automatisierte Extraktion mit smart Blood DNA Midi prep (a) DNA abgebildet. Bestimmt wurden Reinheit und Konzentration mit dem Scandrop 250 der Analytik Jena AG. Die Qualität der extrahierten DNA ist in Bezug auf die Auswertung der A260:280und A260:230-Verhältnisse exzellent. Ein Wert von 1,8 deutet auf einen hohen Reinheits- und Qualitätsgrad hin.

Analytik Jenas Smartextraction-Technologie ist mit dem flexiblen Pipettiersystem Cybio Felix elegant und effizient automatisierbar. Es können hochwertige und reproduzierbare Pipettierergebnisse erzielt werden, auf deren Grundlage eine hohe Ausbeute an hochmolekularer DNA möglich ist. Auf Basis eines modularen Systems ist der Grad der Automatisierung vom Kunden frei konfigurierbar. Die flexible Automationslösung offeriert eine Lösung zur Verbesserung der Reproduzierbarkeit der Ergebnisse, ferner ermöglicht sie die Erhöhung der „Walk away“Zeit. Die automatisierte Extraktion von DNA für Downstream-Prozesse resultiert in einer einfacheren und parallelen Präparation von Proben, bei minimalem Aufwand und maximaler Konsistenz. Darüber hinaus ist der Cybio Felix auch für weiterführende Liquid HandlingRoutineaufgaben nutzbar.

Abb. 3: Ergebnisse der horizontalen AgaroseGelelektrophorese, automatisiert extrahierte gDNA aus Vollblut Proben (PBMC) unter Verwendung des smart Blood DNA Midi prep (a) in Kombination mit dem Pipettiersystem Cybio Felix. Visualisiert ist eine eingesetzte Menge von 10 µl Eluat auf einem 0,8% Agarosegel, versetzt mit Ethidiumbromid. Bahn 1: Leiter; Bahnen 2-10: DNA aus den kernhaltigen Zellen, isoliert aus jeweils 3 ml Vollblut; Bahn 11: Cut off (Laufkontrolle)

Kontakt Michael Beer Analytik Jena AG Konrad-Zuse-Str. 1, 07745 Jena

Abb.: Analytik Jena

Zusammenfassung

Fluent Laborautomation ®

der nächsten Generation

FLEXIBEL – KOMPAKT – EINFACH IN DER BEDIENUNG • Einfache Steuerung über integrierten Touch Screen • Platzsparend durch vertikale Unterdeck Integration von Drittgeräten • Einfacher Umbau des Workdecks durch Dynamic Deck™ Konzept • Selbstoptimierung der Fahrwege durch Path Finder™ Technologie

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Expertenstatement Laborautomation

Expertenstatement Labor 4.0 Dirk Freystadt, Gilson

Dirk Freystadt

ist Senior VP Portfoliomanagement bei Gilson Inc.

Abb.: Gilson Inc.

LABORWELT Im vergangenen Jahr hat Gilson-CEO Nicolas Paris die Öffnung der Firma hin zu Cloud-basierten Dienstleistungen angekündigt. Dafür hat sich Gilson mit Scinote zusammengetan, einer Firma, die Web-basierte elektronische Laborjournale entwickelt. Wie ist die Zusammenarbeit bisher gelaufen und welche Rückschlüsse hat Gilson aus dem Projekt gezogen? Freystadt Wie im vergangenen Jahr auf der Messe Analytica in München vorgestellt, sind die Pipetman-Pipetten unsere ersten Produkte, die via Bluetooth-Übertragung direkt mit einem Tablet verbunden werden können. Über eine App wird das Pipettierschema programmiert und während der Durchführung dargestellt sowie automatisch protokolliert. Verbindet man zusätzlich Pipette und Tablet über ein Gateway mit dem Internet können die Pipettierergebnisse auch in einem Cloudbasierten Scinote-Laborbuch abgelegt werden. Alle Daten, die mit dieser Pipette generiert werden, sind damit jederzeit verfügbar. Getätigte Pipettierschritte können also auch rückblickend zweifelsfrei nachvollzogen werden. Zum Beispiel kann ein Protokoll über die Scinote-Cloud geteilt werden, um es mit anderen Experten ortsunabhängig zu diskutieren. Durch die Anbindung an Scinotes modular aufgebaute, elektronische Open-Source-Laborbücher erweitern sich die Möglichkeiten zur Datenverarbeitung und -speicherung also nochmals. Die in den USA und Europa durchgeführte Testphase mit den sogenannten Connected Pipettes lief sehr erfolgreich. Gilson wird daher die ersten Serienpipetten, die in das sogenannte Internet der Dinge eingebunden werden können, noch 2017 auf den Markt bringen. Obwohl Cloud-basierte Anwendungen eine hohe Akzeptanz in privaten und konsumorientierten Geschäftsbereichen haben, ist die Akzeptanz im Bereich der Life Sciences nur gering ausgeprägt, da es hier häufig um unwiederbringliche beziehungsweise vertrauliche Daten geht. Anwendungen für die Cloud-basierte, kontinuierliche Labor-Datensammlung haben das Ziel, das Risiko des Datenverlusts zu reduzieren, die Zusammenarbeit zu fördern und den Forschern mehr Zeit für die eigentliche wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung zu stellen. Teams, die die aufgerüsteten Pipetman-Pipetten in Kombination mit Scinotes Laborbüchern in der Testphase genutzt haben, berichten über eine deutliche Verbesserung der Reproduzierbarkeit ihrer Experimente. Es stieg zudem die Geschwindigkeit der Ausführung, das Vertrauen in die eigenen Daten und damit auch in die gezogenen Schlussfolgerungen. Gilson plant daher, künftig auch andere Liquid-Handling- und Analysensysteme mit der Cloud zu verbinden.

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18. Jahrgang | Nr. 3/2017 | XI

28.06.2017 14:57:14 Uhr


Laborautomation Wirtschaft

Übernahme

Synlab kauft in Großbritannien zu öffentliche Institutionen zählen neben multinationalen Unternehmen zum Kundenstamm von Alcontrol, das unter anderem Großlabore in Rotterdam (Niederlande) und Linköping (Schweden) besitzt.

Hochdurchsatzkompetenz eingekauft Dass Synlab nicht vor großen Deals zurückschreckt, hatte Synlab-Chef Bartl Wimmer jüngst in einem Interview mit dem Magazin Finance betont: „Synlab kann sich nach wie vor jede Akquisition in Europa leisten. Aber wir haben keinen Druck. Wir müssen uns nicht beeilen, weil klar ist, dass es noch sehr, sehr viele Möglichkeiten gibt.“ Wenige Tage später wurde die Alcontrol-Übernahme bekanntgegeben. Wimmer sieht Synlab und Alcontrol als „natürliche Partner, da beide Unternehmen in verschiedenen Teilen der Europäischen Union tätig sind“. Synlab biete ein „breites und tiefes Diagnoseportfolio an, während Alcontrol über umfangreiche Kompetenz in der Hochdurchsatzverarbeitung verfügt“.

Neben Cinven sind derzeit der institutionelle Investor Ontario Teachers‘ Pension Plan und der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk an Synlab beteiligt. Novo hatte im April eine Kapitalerhöhung von 250 Mio. Euro allein gezeichnet und kommt dadurch jetzt auf ein Fünftel der Anteile. Laut Finance handelt es sich für Novo bei Synlab um ein Finanzinvestment, nicht um eine strategische Beteiligung.

www.laborwelt.de

Abb.: luchschen/istockphoto.com

      Vor zwei Jahren sicherte sich die Beteiligungsgesellschaft Cinven die Mehrheit an der Augsburger Synlab International GmbH – einem der größten Laborbetreiber in Deutschland – für 1,85 Mrd. Euro. Nach der Fusion mit der französischen Laborkette Labco wurden im Vorjahr 34 Labore und 2017 bereits mehr als 10 Labore zugekauft. Während die Unternehmensbewertung der meisten Käufe im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Millionenbereich lag, ist die Ende Mai angekündigte Übernahme von Alcontrol ein anderes Kaliber. Das Unternehmen beschäftigt Synlabs Angaben zufolge 900 Mitarbeiter und erwirtschaftet aktuell einen Jahresumsatz von rund 95 Mio. Euro. Für einen nicht genannten Betrag will Synlab Ltd das europaweit tätige, britische Laborunternehmen übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits geschlossen. Alcontrol ist auf Umwelt- (Boden & Trinkwasser), Lebensmittel- und Kraftstoffanalysen spezialisiert und betreibt 13 Großlabore in Großbritannien, den Niederlanden und Schweden. Durch die Transaktion erhalte Synlab Zugang zu diesen Ländern und auch dem dänischen Labormarkt. Nationale und regionale

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Produktwelt Laborautomation

Totvolumen minimieren, Genauigkeit maximieren Kompakt, hoher Durchsatz, zuverlässig, flexibel, einfach in der Bedienung – so liest sich das Anforderungsprofil an moderne Laborautomationsgeräte. Tecan, der Schweizer Spezialist für Laborautomation, zeigt, wie sich diese Anforderungen umsetzen lassen. Zum Beispiel können Tecans Fluent-Systeme sowohl flüssigkeits- als auch luftbasiert pipettieren.

der Gegenstände wie Platten oder Röhrchen können auch komplexe Arbeitsabläufe einfach programmiert werden. Weniger komplexe Arbeitsabläufe, wie das Verteilen eines Puffers aus einem Reservoir auf mehrere Platten, können mit Smart Commands erledigt werden. Der Nutzer muss nur Start- und Zielgefäß sowie das Volumen im Zielgefäß bestimmen. Die Detailprogrammierung, wie beispielsweise die Aufnahme der Spitzen oder Definition der Aspirier- und Dispensiervolumina werden von der Software im Hintergrund erledigt. Für die Bedienung ist ein separater Touchscreen direkt an der Plattform angebracht. Die Programmieroberfläche auf dem Steuer-PC wird für die tägliche Arbeit damit nicht benötigt.

Abb.: Tecan // For research use only – not for use in diagnostic procedures. For disclaimer and trademarks please visit www.tecan.com ©2017 Tecan Trading AG, Switzerland, all rights reserved.

Schnell, effizient, kein Anlernen Die Bewegung der Arme wird von der neuartigen Path Finder™-Technologie übernommen. Für einen Plattentransport müssen so nur Startund Zielort auf dem Deck definiert werden. Auf Grundlage des 3D-Modells des Workdecks berechnet die Fluentcontrol-Software dann die schnellsten Fahrwege und regelt die Vorfahrtsrechte der Arme. Die hohe Genauigkeit der Armbewegungen macht eine aufwendige Anlernphase bei Standard-Laborartikeln überflüssig. Eine 384-Well-Platte kann beispielsweise auf einem beliebigen Ablagepunkt auf dem Workdeck abgesetzt und direkt mit Flüssigkeit befüllt werden. Die Spitzen des Liquid-HandlingArms treffen die einzelnen Wells mit einer Genauigkeit von 0,1 mm und können zudem Flüssigkeitsmengen bis 2 µl detektieren. Für Liquid-Handling-Aufgaben: die Fluent-Laborautomationslösung der Tecan-Gruppe

Ein Gerät – viele Möglichkeiten

Neben bewährten Konzepten, wie der Verfügbarkeit in drei Größen und dem parallelen Arbeiten von bis zu drei Armen, bietet Tecans Gerät Fluent Neuerungen, die die gestiegenen Anforderungen im Labor erfüllen. Das patentierte Dynamic Deck™, die Unterteilung des Workdecks in austauschbare Segmente, erlaubt nicht nur den schnellen Umbau von einem Assay zum nächsten, sondern auch beispielsweise die flexible Integration von Geräten unterhalb der Arbeitsfläche. Neben der hohen Deckkapazität ermöglicht Fluent damit eine ideale Ausnutzung des Laborraums. Je nach Anwendung kann Fluent mit einem flüssigkeits- oder einem luftbasierten Pipettiersystem ausgerüstet werden. Dadurch kann die Plattform entweder mit waschbaren Festnadeln oder mit Wechselspitzen betrieben werden, wenn besonders sensitive Versuche automatisiert werden, wie zum Beispiel im NGS-Bereich.

Mit Fluent lassen sich nahezu alle Arbeitsabläufe im Labor automatisieren, die das Bewegen von Flüssigkeiten beinhalten. Beim Arbeiten mit Zellen ist die schnelle Bearbeitungszeit ein klarer Vorteil. Bei der Probenvorbereitung für Analysen via Massenspektroskopie oder NGS profitieren Anwender von der hohen Genauigkeit und dem geringen Totvolumen. Generelle Vorteile beim Einsatz der Fluent-Automationslösung sind neben der langen „Walk-AwayTime“ und dem gesteigerten Durchsatz auch die größere Reproduzierbarkeit, das Vermeiden von menschlichen Fehlern und damit letztendlich auch eine höhere Datenqualität.

Die neuartige Adaptive Signal Technology™ ermöglicht präzise Detektion von kleinsten Volumina und reduziert so die notwendigen Reagenzienmengen durch eine Minimierung des Totvolumens. Dies spart Kosten, beziehungsweise ermöglicht mehr Versuche mit Reagenzien, die nur in limitierter Menge verfügbar sind.

Programmieren für Jedermann Automation klingt für viele Mitarbeitende in Labors nach aufwendiger Programmierarbeit und Spezialistentum. Die Fluent Control™Software räumt mit diesem Vorurteil auf: die Benutzeroberfläche ist klar strukturiert, das Bedienkonzept intuitiv. Programmiert wird per „drag-and-drop“ auf einem 3D-Modell des Workdecks. Durch Verschieben oder Anklicken

Kontakt Tecan Group Schweiz www.tecan.com 18. Jahrgang | Nr. 3/2017 | XIII

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Service Verbände

DGHM

LABORWELT-Partner Dt. Ver. Gesell. f. Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e.V. (DGKL)

Aktuelle Themen, lebhafte Diskussionen

www.dgkl.de

Deutsche Gesellschaft für Proteomforschung www.dgpf.org BIO Deutschland www.biodeutschland.org Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM)

 Mit mehr als 1.600 Teilnehmern ging die 5. Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) und der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie mit großem Erfolg zu Ende. Bei der Fachtagung „Microbiology and Infection“ kam es unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Frosch, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Prof. Dr. Thomas Rudel, Lehrstuhl für Mikrobiologie, und Prof. Dr. Jörg Vogel, Institut für Molekulare Infektionsbiologie von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg,

www.dghm.org

bts (Biotechnologische Studenteninitiative e.V.) www.bts-ev.de Gesellschaft für Genetik

GENE

K TI

ELLSC S

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AFT FÜ H

GE

www.gfgenetik.de Gesellschaft für Signaltransduktion www.sigtrans.de Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie

Die Veranstaltung Anfang März in Würzburg war gut besucht.

zu lebhaften Diskussionen rund um aktuelle Schwerpunkte wie Antibiotika und Resistenzen, Strategien zur Verhinderung der Ausbreitung multiresistenter Erreger in Krankenhäusern, neue wissenschaftliche Untersuchungen zu Bakteriophagen und Riesenviren sowie notwendige Maßnahmen zur gesundheitlichen Versorgung von Flüchtlingen. Beim Thema Antibiotika betonte Frosch: „Eine Reihe von Mikroben, wie zum Bespiel die im Boden lebende Myxobakterien, besitzen ein enormes Stoffwechselpotential und produzieren Wirkstoffe, die sie vor mikrobiellen Konkurrenten oder Feinden schützen. Diese natürlichen Wirkstoffproduzenten sind daher eine vielversprechende Quelle für neue antibiotische Substanzen.“ Die 70. Jahrestagung des DGHM e. V. findet vom 18.–21. Februar 2018 an der Ruhr-Universität Bochum statt. Tagungsleiter werden Prof. Dr. med. Jan Buer (Universitätsklinikum Essen), Prof. Dr. med. Sören Gaterman (Ruhr-Universität Bochum) und Frau Prof. Dr. med. Frauke Mattner (Institut für Hygiene der Kliniken der Stadt Köln) sein. Weitere Informationen gibt es unter www.dghm-kongress.de.

DiagnostikNet-BB

Nationales Genomforschungsnetz www.ngfn.de Deutsche Gesellschaft für Neurogenetik www.hih-tuebingen.de/dgng/ Netzwerk Nutrigenomik www.nutrigenomik.de DiagnostikNet-BB www.diagnostiknet-bb.de Verband der Diagnostica-Industrie e.V. www.vdgh.de Österreichische Reinraumgesellschaft (ÖRRG) Österreichische Ges. f. Laboratoriumsmedizin & Klinische Chemie

www.oerrg.at

www.oeglmkc.at

IVD-Verordnung im Fokus  Am 25. Mai 2017 ist die EU-Verordnung über In-vitro-Diagnostika (IVDR) in Kraft getreten. Künftig wird die Mehrheit der Produkte den höheren Klassen B–D zugeordnet; Companion Diagnostics (CDx) fallen in die Gruppe C. Mit der neuen Einstufung verschärfen sich auch die regulatorischen Anforderungen. Wie diese aussehen, erklärte Dr. Frank Breitenbücher von der TÜV Rheinland LGA Products GmbH beim Forum Companion Diagnostics Network Mitte Mai 2017 im Colaborator in Berlin – einer Veranstaltung des DiagnostikNet-BB in Kooperation mit der Bayer AG. Eine weitreichende Änderung betrifft die Zertifizierung und CE-Kennzeichnung von CDx. „Genügte hierfür bisher eine Eigenkonformitätserklärung, muss der Hersteller nun eine Benannte Stelle in das Konformitätsbewertungsverfahren einbinden, welches eine Konsultation der Arzneimittelbehörden durch die Benannte Stelle beinhaltet“, betont Breitenbücher. Dabei wird auch das Qualitätsmanagementsystem (QMS) des Herstellers bewertet. Darüber hinaus fordert die IVDR umfassende Nachweise klinischer Daten sowie zur Leistungsfähigkeit des CDx. Hierfür gilt es, zeitnah Ressourcen zu schaffen und relevante Fragen zu beantworten,

zum Beispiel: Wie lange gelten die aktuellen Zertifikate? Wie viele Audits wird es geben? Was sind die Vor- und Nachteile sowie Voraussetzungen für eine vorgeschaltete Zertifizierung des QMS nach EN ISO 13485 vor CE-Zertifizierung der Produkte? Welche Datenquellen für die klinische Evidenz/die Leistungsbewertung gibt es und sind zulässig? Welche Anforderungen gelten künftig für sachkundige Personen? Welche Vor- und Nachteile hat es, mit unterschiedlichen Produkten hinsichtlich der Risikoklasse den Übergang zur IVDR zu initiieren? Wie wird sich das Konsultationsverfahren im Rahmen der Konformitätsbewertung von CDx gestalten? Der interaktive Workshop „IVDR: Neue Herausforderungen richtig angehen“ am 19. Oktober 2017 adressiert diese und weitere Fragen. Die Teilnehmer erhalten einen praxisnahen Überblick, um notwendige Maßnahmen rechtzeitig zu planen und umzusetzen. Der Workshop richtet sich an Entwickler, Hersteller und Distributoren von IVD; Geschäftsführer und Mitarbeiter aus den Bereichen QM, regulatorische Angelegenheiten und F&E sowie Berater. Weitere Informationen sind unter www.diagnostik-bb.de oder über eine E-Mail an a.kopacek@diagnostiknet-bb.de erhältlich.

Abb.: DGHM

www.dgpt-online.de

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Dispensiertechnologien Laborautomation

Mit automatisierbarer I-DOT Minitropfen erzeugen Harry Böltz, Dispendix GmbH, Stuttgart und Andreas Traube, Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart Ein Trend in der Life-Sciences-Industrie ist die Miniaturisierung von biologischen Assays. Das Liquid Handling spielt dabei eine entscheidende Rolle für robuste und wiederholbare Ergebnisse. Eine Herausforderung für Liquid-Handling-Systeme ist das Dispensieren unterschiedlichster Flüssigkeiten. Herkömmliche Dispensiertechnologien erfüllen nur unzureichend die Anforderungen. Auch aus diesen Gründen wurde am Fraunhofer IPA die Immediate Drop on Demand-Technologie, kurz I-DOT, entwickelt – ein neuartiges Verfahren für das kontaktlose Dispensieren von wenigen Nanolitern bis in den Mikroliterbereich.

Abb.: Dispendix

Prinzip der Immediate Drop on Demand-Technologie (I-DOT) Dispensiersysteme für Volumen im Pico-, Nano- und unterem Mikroliterbereich sind bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. In der Regel werden für diesen Volumenbereich Technologien eingesetzt, die es ermöglichen, reproduzierbar kleine Tropfen zu erzeugen. Sie basieren dabei meist auf Piezo- oder Solenoid ventilen. Mit diesen Systemen lassen sich zwar Flüssigkeiten hochpräzise dispensieren. Allerings ist man bei der Wahl der Flüssigkeiten eingeschränkt und die Systeme sind nicht oder nur unter sehr großem Aufwand automatisierbar. In den vergangenen Jahren hat sich als Alternative die akustische Dispensiertechnologie kommerziell etabliert – insbesondere in Bereichen, die eine Automatisierung erfordern. Nachteilig sind hier die hohen Investmentkosten und die äußerst zeitaufwendige Entwick-

lung von Protokollen für das Dispensieren verschiedener Flüssigkeiten. Am FraunhoferInstitut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart wurde die sogenannte Immediate Drop on Demand-Technologie, kurz I-DOT, bis zur Marktreife entwickelt. Ziel war es, eine einfach zu handhabende, flexibel einsetzbare und robuste kontaktlose Dispensiertechnologie zu entwickeln. Das simple Prinzip der Technologie (siehe Abb.) beruht auf einem definierten Loch von 50 µm bis 100 µm Durchmesser im Boden eines Wells einer Mikrotiterplatte. Die Oberflächenspannung verhindert das Auslaufen der eingefüllten Flüssigkeit. Wird eine Kraft auf die Flüssigkeitssäule ausgeübt, löst sich an der Unterseite ein definierter Tropfen im Nanoliterbereich ab. Für I-DOT wird ein kontrollierter Druckimpuls verwendet. Pro Sekunde können bis zu

einhundert Impulse ausgelöst werden. Dispensieraufgaben auch im Mikroliterbereich sind so schnell und zuverlässig möglich. Im Moment können bis zu 96 verschiedene Flüssigkeiten in einem Dispensierlauf verwendet werden. Jedes Well ist einzeln adressierbar. Dies erlaubt auch die Verwendung von Flüssigkeiten mit den verschiedensten physikalischen Eigenschaften.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten Bereits während der Entwicklung wurden Proto typen des I-DOT-Instruments für die Miniaturisierung von RT-qPCR und das Dispensieren von lebenden Zellen verwendet. qPCRAssays wurden mit einem Gesamtvolumen von 1 µl in 1536er Mikrotiterplatten angesetzt. Die Vitalitätsrate von Zellen, die mit dem I-DOT dispensiert werden, entspricht dem manuellen Transfer von Zellen. Zurzeit wird an einer Erweiterung der I-DOT-Technologie gearbeitet und eine Optik unter der Dispensierplatte integriert, um fluoreszenzmarkierte Zellen detektieren und so auch einzelne Zellen ablegen zu können. Anwendungen hier sind die Zelllinien entwicklung für die Herstellung therapeutischer Antikörper und die Genombestimmung einzelner Zellen. Weitere interessante Anwendungsgebiete sind komplexe Dispensieraufgaben, die eine hohe Kombinatorik erfordern, beispielweise im Bereich der synthetischen Biologie für die Ligase Chain Reaction (LCR). Genomische DNA ist notorisch schwierig zu dispensieren. I-DOT erlaubt die sehr einfache und schnelle Einstellung von neuen Liquidklassen. Hierzu ist kein Expertenwissen notwendig. Genomische DNA lässt sich mit einer Konzentration von mehr als 200 ng/µl in einfacher Weise hochpräzise dispensieren. Das Design des Gerätes erlaubt sowohl den Einsatz als Stand-alone-Gerät im akademischen Labor, kann aber auch über Schnittstellen, wie beispielsweise SiLA, für automatisierte Prozesse verwendet werden. Für die Vermarktung dieser vielversprechenden und zukunftsweisenden kontaktlosen Dispensiertechnologie wurde die Dispendix GmbH als Spin-off des Fraunhofer IPA gegründet.

Kontakt Harry Böltz Dispendix GmbH Meitnerstraße 9 70563 Stuttgart Tel.: +49 (0) 7141 972 993-6 harry.boeltz@dispendix.com 18. Jahrgang | Nr. 3/2017 | XV

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Laborautomation Produktwelt

4D-Integration für alle Hochleistungslabore Die Biomek i5- und i7-Liquid-Handling-Plattformen wurde entwickelt, um den sich stetig entwickelnden Workflow-Anforderungen der Forscher gerecht zu werden. Die erste große Ergänzung der Biomek-Plattformen seit mehr als 13 Jahren verdeutlicht, dass Beckman Coulter auch nach der Übernahme durch die Danaher Corporation vor vier Jahren weiterhin beständig in Forschung und Entwicklung investiert. Zum Beweis für sein erneutes Engagement in der Laborautomation hat Beckman Coulter Life Sciences vor kurzem nicht nur eine, sondern gleich zwei neue Biomek-Arbeitsstationen vorgestellt. Die beiden Liquid-Handling-Geräte bilden gemeinsam die sogenannte i-Serie. Mit

Deck aus vier Richtungen – von rechts, links, hinten und unten – ermöglicht. So können auf einfache Weise eine stets wachsende Auswahl von Komponenten und Zubehör (zum Beispiel analytische Geräte, externe Speicher-/ Inkubationseinheiten und Labware-Feeder) integriert werden, unabhängig davon, ob sie sich angrenzend oder vollständig auf dem Deck befinden.

Für dicht besetzte Decks optimiert hauseigener Software ausgerüstet. Sie bietet eine unerreichte Kontrolle über das Instrument, einschließlich der vollen Kontrolle über die Bewegung der Pipettierspitze im Well, um auch die komplexesten manuellen Pipettierbewegungen umzusetzen. Der Visual Editor der Software validiert Methoden in Echtzeit und der 3D-Simulator zeigt genau, wie die Methode ausgeführt wird. Wie bei LegacyVersionen bietet die Biomek i-Series-Software sogenannte Standard-Automated Labware Positioners.

i5 und i7 – die Unterschiede

ein großvolumiger 1-mL-Mehrkanal-Pipettierkopf beschleunigt die Probenübertragungen und ermöglicht effizientere Mischschritte. Darüber hinaus verfügt die Biomek i-Serie über eine helle, farbkodierte Statusleuchte, die Benutzer auf den aktuellen Status des Instruments hinweist. Ein internes LED-Licht beleuchtet das Instrumentendeck. Zwei intern montierte Kameras ermöglichen LiveÜbertragung und On-Error-Video-Capture aller Arbeitsabläufe. Damit können Forscher die Workstation fernüberwachen. Wie alle Biomek-Arbeitsstationen werden auch die Instrumente der i-Serie mit Biomeks

Die Biomek i5-Workstation ist mit einem großvolumigen Mehrkanal-Pipettierkopf oder einem Span-8-Kopf erhältlich. Letzterer verfügt über eine unabhängige Sondenkali­brierung für Volumenübertragungen von 0,5 μl bis 5.000 μl. Die Biomek i7-Workstation bietet die gleiche Pipettierkopfauswahl sowie zusätzliche Optionen – wie zum Beispiel eine Dual-Kopf-Mehrkanal-Konfiguration oder ein Hybrid-Modell mit unterschiedlichen Kopftypen. Antonia Konczwald Commercial Marketing Manager Automation & Genomics EMEAI Europark Fichtenhain B 13 47807 Krefeld Tel.: +49 (0)171 222 480-4 akonczwald@beckman.com beckman.com

Abb.: Beckman Coulter

einer Kombination aus bewährter BiomekTechnologie und neuen Produkteigenschaften, welche von Forschern rund um den Globus vorgeschlagen wurden, helfen die Biomek i5- und i7-Workstations die Walk-Away-Zeit zu erhöhen – selbst bei komplexesten Arbeitsabläufen in Laboren mit mittlerem bis hohem Probendurchsatz. Das Deck der neuen Biomek i7-Workstation hat die doppelte Kapazität, auf gleichem Raum, wie das der bisher größten erhältlichen Biomek-Workstation. Es bietet ideale Voraussetzungen für Anwendungen in Hochleistungslaboren der Biotech- und Pharmaindustrie sowie in akademischen Laboren. Beide Modelle der i-Serie erlauben eine sogenannte 4D-Integration, welche den Zugriff auf das

Beide Modelle beinhalten auch die gleichen grundlegenden Verbesserungen, wie etwa einen neuen rotierenden Greifer mit einem versetzten Fingerdesign, welcher optimalen Zugang auf dicht besetzte Decks erlaubt und so effizientere Arbeitsabläufe ermöglicht. Die Linearmotoren erhöhen die Positionsgenauigkeit für den Pipettierzugang auf Labware und

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Produktwelt Laborautomation

Proteinstrukturen effizient aufgeklärt Wasserstoff/Deuterium-Austauschexperimente (H/D-X) sind eine etablierte und verbreitete Basis fĂźr die Aufklärung von Proteinstrukturen – zum Beispiel im Bereich der Wirkstof fentwicklung. Um die H/DAustauschrate in einem Experiment exakt, zuverlässig und reproduzierbar zu messen, sind Zeit, Temperatur und pH-Wert relevant. Da es sich bei dem Austausch um eine reversible Reaktion handelt, kommt es zu groĂ&#x;en Schwankungen, wenn die Parameter nicht exakt eingehalten werden. DarĂźber wird der zeitliche Abstand zwischen dem Wasserstoff/ Deuterium-Austausch und der Messung selbst mĂśglichst kurzgehalten, um auf diese Weise ebenfalls RĂźcktauschraten des Deuteriums zu minimieren. Eine niedrige Temperatur reduziert den RĂźcktausch, Messungen bei hohen DrĂźcken ermĂśglichen einen verkĂźrzten Messzeitraum.

Abb.: Axel Semrau

Bessere Daten durch präzises Timing Eine der grĂśĂ&#x;ten Herausforderungen bei den H/D-X-Experimenten liegt im exakten Timing der einzelnen Schritte. Manuell ist

dies nur schwer zu gewährleisten, Automatisierung sichert die präzise Umsetzung aller Einzelschritte und die unmittelbare Injektion nach Abstoppen des Wasserstoff-DeuteriumAustauschs.

Hohe Auslastung als Vorteil Mit der H/D-X PALTM-Plattform von LEAP Technologies und der Axel Semrau GmbH wird ein Werkzeug geliefert, das mit zahlreichen Massenspektrometern (MS) kompatibel ist und alle kritischen Parameter zuverlässig adressiert. Durch die Automatisierung erfolgen Inkubation, proteolytischer Verdau und Abstoppen der Proben absolut exakt. Mit der integrierten Software CHRONOS wird der Ablauf des Experiments optimal verschachtelt. Proben mit langen Inkubationszeiten werden zuerst bearbeitet. Die nächste Probe wird automatisch gestartet, damit keine Wartezeiten entstehen und das MS bestmÜglich ausgelastet ist. Nach Abschluss der Probenvorbereitung wird die Probe direkt in das Massenspektrometer injiziert. Die Zeiten werden akkurat eingehalten, pH-Wert und Tem-

peraturen werden zwischen 0–37° C exakt eingestellt. Die KĂźhlung auf bis 0° C verringert die RĂźcktauschrate signifikant. Es entstehen hĂśchst reproduzierbare Ergebnisse. Das Arbeiten mit der H/D-X PALTM-Plattform reduziert manuelle Arbeitsschritte, verkĂźrzt die Analysezeit und erhĂśht die Reproduzierbarkeit und Genauigkeit der Messungen sowie den Durchsatz des Massen­ spektrometers. Axel Semrau GmbH & Co. KG Tel.: +49 (0)-2339-1209-0 info@axel-semrau.de www.axel-semrau.de

100 10 100001 011 01 011110 110 10 101101 Living Lab Automation 011 01 011110 001 01 010010 100 10 100001 010 00 001100 000 00 000000 001 01 010010 Individuelle 11 110011 101 SoftwarelĂśsungen fĂźr Laborautomation 110 10 101101 011 01 011110 111 11 111111 010 00 001100 Ihr Ansprechpartner bei uns im Haus: Alexander Brendel Business Segment Manager Laborautomatisierung

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Die infoteam Software AG ist seit Ăźber 30 Jahren etablierter Anbieter fĂźr SoftwarelĂśsungen und -dienstleistungen im Bereich Laborautomation. Wir entwickeln hochqualitative Software, auch gemäĂ&#x; den Vorgaben von FDA, IVDD und GMP.

Telefon: +49 (0) 9131 / 78 00 - 0 7HOHID[ Ɍ alexander.brendel@infoteam.de

Am Bauhof 9 D-91088 Bubenreuth www.infoteam.de

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Laborautomation Produktwelt CEM GmbH

Für jeden Test die richtige Platte Aufwendige Analysen zum Nachweis definierter Substanzen nehmen in Forschung, Entwicklung und Diagnostik eine Schlüsselposition ein. Für eine der am weitesten verbreiteten Analysemethoden, den ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay), bietet die Sarstedt AG & Co. transparente, weiße und schwarze Mikrotestplatten an. Während sich die transparenten Platten hervorragend für Transmissionsmessungen zur Auswertung kolorimetrischer ELISA eignen, empfehlen sich für Lumineszenz- und Fluoreszenzanalysen die weißen und schwarzen Platten. Die kritischen Eigenschaften dieser Messungen, wie Autofluoreszenz, „Well-towell-Crosstalk“ oder die Entstehung von Streulicht, werden durch die vollgefärbten Platten minimiert. Die ELISA-Platten sind mit zwei Oberflächenvarianten erhältlich. Die Medium Binding- Ober fläche ist hydrophob und eignet sich generell für die Adsorption von überwiegend hydrophoben und größeren/ flexiblen Molekülen. High Binding-Platten besitzen eine definiert hydrophile Oberfläche,

die für die Adsorption von hydrophileren oder kleinen/starren Molekülen optimiert wurde. Weitere Informationen sind unter www.sarstedt.com zu finden. Sarstedt AG & Co. Sarstedtstr. 1 51588 Nümbrecht Tel.: +49 (0)2293 305-0 info@sarstedt.com www.sarstedt.com

STRATEC Molecular GmbH

Validierter Prozess für Liquid Biopsy- & FFPE-Proben Bei onkologischen Fragestellungen spielen Formalin-fixiertes, Paraffin-eingebettetes (FFPE) Gewebe sowie zunehmend auch die Flüssigbiopsie (Liquid Biopsy) eine wichtige Rolle. Für die Analyse von Biomarkern werden der DNA-Extraktionsprozess sowie die Quantifizierung oft zur Herausforderung, da die Ziel-DNA sehr niedrig konzentriert und stark fragmentiert ist. STRATEC Molecular stellt einen neuen, validierten Prozess von der Probensammlung bis zur Analyse vor. Als Ausgangsmaterial werden 4 ml Plasma verwendet, das aus frischen oder stabilisier-

ten Blutproben in Streck-Röhrchen (Cell-Free DNA BCT®) oder klassischen EDTA-Röhrchen gewonnen wird. Die Extraktion von zellfreier zirkulierender DNA erfolgt vollautomatisiert auf dem Invigenius® PLUS-Gerät, das mit magnetischen Beads 12 Proben gleichzeitig bearbeiten kann (Invimag® Free Circulating DNA Kit/IG). Des Weiteren können bis zu fünf FFPE-Slides als Startmaterial für die DNAExtraktion eingesetzt werden. Optional kann eine Bisulfit-Konvertierung auf dem Gerät für die Methylierungsanalyse erfolgen. Die Quantifizierung der isolierten DNA kann auf gängigen Real-time-PCR-Cyclern mit dem qPCR-Assay Inviquant Genecount 40 durchgeführt werden. Anschließend kann die DNA zur Detektion und Analyse von Biomarkern eingesetzt werden, wie dem Invigene® K-ras Assay oder weiteren qPCR- und ddPCR-Assays, NGS oder Pyrosequencing, MassARRAY® (Agena Bioscience). STRATEC Molecular GmbH Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin Tel.: +49 (0)30 9489-2901 Info.berlin@stratec.com www.stratec.com

2. Generation der Peptidsynthese Das Liberty Blue als Mikrowellen-PeptidSynthesizer der 2. Generation ermöglicht die schnelle Synthese von reinen Peptiden und schwierigen Sequenzen in wenigen Stunden. Ein Überblick: l Noch schneller: Nur 4 min. Zykluszeit ermöglichen die Synthese in Stunden statt in Tagen. l Noch sparsamer: Bis zu 90% Einsparung an Lösungsmitteln erhöht den Umwelt- und Arbeitsschutz – und spart Geld. l Noch universeller: von Kleinstmengen für die PNA-Synthese bis zu 5 mmol l Noch flexibler: zum Beispiel 27 Positionen für Reagenzien, Umbenennen von Reagenzien l Noch einfacher: Intuitive Software erleichtert das Programmieren von Sequenzen. Die einfache Technik mit wenigen Ventilen und Sensoren vereinfacht den Service. l Beobachtung der Reaktion mit der Kamera Mit der typischen Synthesezeit von wenigen Stunden ist das Liberty Blue eine Alternative zu Parallel-Synthesizern. So wird beispielsweise das 76mer Peptid Ubiquitin mit über 60% Reinheit in weniger als vier Stunden im Liberty Blue synthetisiert! Die einzelnen Peptide können nach der Entnahme aus dem Gerät schnell aufgereinigt werden, während die nächste Synthese läuft. CEM GmbH Tel.: +49 (0)2842 964-40 www.peptid-synthese.de info@cem.de

Abb.: CEM (rechts), Stratec (links unten), Sarstedt (Mitte oben)

Sarstedt AG & Co.

XVIII | 18. Jahrgang | Nr. 3/2017

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Feststoffproduktion Laborautomation

Partikeleigenschaften im Blick behalten Benno Wagner, NürnbergMesse GmbH, Nürnberg Wenn am 26. September 2017 die Fachmesse POWTECH in Nürnberg startet, werden Lösungen für die Pharma- und Biotech-Branchen wieder eine prominente Rolle spielen. Schließlich dreht sich bei der Leitmesse für mechanische Verfahrenstechnik, Handling und Analyse von Pulvern und Schüttgut alles ums Mahlen, Mischen, Dosieren, Agglomerieren und Co. – also um Verfahren, die auch für die Life Sciences essentiell sind. Daneben ist die Partikelmesstechnik ein wesentliches Ausstellungssegment der POWTECH. Besucher aus dem Pharmasektor profitieren zudem von einem besonders umfangreichen Fachprogramm im eigens für die Branche geschaffenen Fachforum „Pharma.Manufacturing.Excellence“ und der Sonderschau „Pharma-Feststoffe“. Insbesondere in der Solida-Herstellung stellt die Pharmaindustrie ganz besondere Herausforderungen an die Partikelmesstechnik. Die zur Formulierung fester Arzneiformen eingesetzten Wirk- und Hilfsstoffe liegen meist als Pulver oder Granulate vor und weisen als Kollektive von Partikeln die unterschiedlichsten physikalischen Eigenschaften auf. Individuelle Partikeleigenschaften wie Größe, Form und deren Verteilung bestimmen dabei die Eigenschaften des Kollektivs, zum Beispiel hinsichtlich Feinheit, spezifischer Oberfläche, Bioverfügbarkeit, Fließverhalten, Kompaktierbarkeit, Dosiergenauigkeit oder Dispergierbarkeit. Diese Eigenschaften sind kritische Qualitätsmerkmale für die Herstellung sicherer und therapeutisch wirksamer fester Arzneiformen. Die Partikelgrößenverteilung und die Partikelformen müssen als kritische Kontrollgrößen entsprechend regelmäßig und zuverlässig gemessen werden, um einwandfreie Zwischen- und Endprodukte einheitlicher Qualität zu garantieren.

gen und die kontinuierliche Echtzeitmessung zur Kontrolle und Steuerung von Anlagen zur großvolumigen Produktion. Natürlich wird auch auf die Erfüllung regulatorischer Anforderungen geachtet, die aus den GMP-Richtlinien und weiteren Vorgaben der Zulassungsbehörden resultieren. Dies betrifft in der Partikelmesstechnik insbesondere das Instrumentendesign, das einen sicheren Umgang mit Wirkstoffen und die Vermeidung von Kreuzkontaminationen in der Herstellung unterstützt. Möglichkeiten einer zuverlässigen Inprozess-Kontrolle zur Umsetzung der Quality by Design-Initiative gewinnen weiter an Bedeutung. Aber auch die Validierbarkeit und Qualifizierung der Messsysteme sowie die Anforderungen an die Sicherheit und Nachvollziehbarkeit der in der Software dokumentierten Messdaten und deren Authentifizierung müssen erfüllt werden.

Auf der POWTECH 2017 bieten mehr als 360 Aussteller dezidiert Produkte und Neuheiten für die Pharmaindustrie an. An vielen weiteren Ständen finden die Fachbesucher zudem Lösungen mit einem branchenübergreifendem Einsatzspektrum. Insgesamt werden zur POWTECH 2017 rund 900 Aussteller erwartet, die sechs Messehallen füllen werden.

Fachwissen mit Feststoff-Schwerpunkt Gebündelte Pharma-Produktionstechnologie zum Anfassen erleben die Fachbesucher in Halle 3A auf der Sonderschau „Pharma-Feststoffe“. Auf mehr als 300 Quadratmetern werden mehr als 20 Geräteinnovationen unterschiedlicher Anbieter präsentiert, zusammengestellt nach den Prozessschritten Mahlen, Zerkleinern, Partikelanalyse, Sieben und Wiegen. Wer sein Wissen rund um die Pharma-Feststoffproduktion weiter vertiefen möchte, dem sei die begleitende Seminarreihe zum Thema ans Herz gelegt, die die Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik (APV) zur POWTECH ausrichtet. An die Sonderschau schließt sich zudem das Forum Pharma.Manufacturing.Excellence an, das mit einem breiten und kostenfreien Vortragsprogramm zur Pharmaproduktion aufwartet.

Kontakt POWTECH Besucherservice Messezentrum, 90471 Nürnberg Tel.: +49 (0)911 8606-4944 Fax: +49 (0)911 8606-4945 besucherservice@nuernbergmesse.de www.nuernbergmesse.de

Abb.: NürnbergMesse GmbH

Belastbare Ergebnisse in Labor & Prozess Die Anforderungen an die Partikelmesstechnik in der Solida-Herstellung umfassen im Wesentlichen die wiederholbare Anwendung der festgelegten Messmethoden sowie belastbare und somit vergleichbare Messergebnisse – sowohl im Labor als auch im Prozess. Dabei sollte die einzusetzende Messtechnologie alle Stufen von der Entwicklung bis hin zur großvolumigen Produktion unterstützen: den manuellen Messbetrieb im Forschungs- und Entwicklungslabor, die prozessnahe Messung in Technikums- oder Pilotanlagen bis hin zur hochfrequenten Messung in automatisierten Laborumgebun

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18. Jahrgang | Nr. 3/2017 | XIX

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Laborautomation Modulare Systeme

Dr. Steffen Howitz, Toni Bohatzsch, Dr. Frank-UIrich Gast, GeSiM mbH, Radeberg Braucht die Welt noch einen Pipettierautomaten? Diesen bestimmt. Der kompakte GeSiM-Biosynthesizer oder kurz BSyS kann nämlich nach Wunsch rekonfiguriert werden und vom 3D-Druck bis zum Microcontact-Printing extrem unterschiedliche Aufgaben bewältigen, neu zu erfindende inklusive. Insbesondere kann er komplexe chemische Synthesen parallel durchführen.

3-LumenPipette + Greifer (Pos. 2+3)

Reaktor trocknen

FlipTubeÖffner (Pos. 4)

Mikro-PulverDosierer Vakuum auf

PiezoPipette (Pos. 5)

Aufnahme (Pos. 6+7)

heizen

zu

einzeln

doppelt

Säule Nadel

Tip

Beispiel-Konfiguration (l.); Schema wichtiger Gerätefunktionen für die chemische Synthese (r.) Ursprünglich zur Synthese von radioaktiven Tracern für PET (Positronenemissionstomographie) entwickelt, ist das System heute zu einer auf einer speicherprogrammierbaren Steuerung basierenden Robotikplattform mit unbegrenzten Möglichkeiten gereift, die nur eine kleine Grundfläche in Anspruch nimmt. Sowohl auf der Arbeitsplatte als auch am Arbeitskopf lassen sich mit geringem Entwicklungsaufwand mannigfaltige Funktionen unterbringen. Die Software bleibt dabei immer dieselbe. Zur leichteren Bedienung bekommt der Nutzer über die Software nur Zugriff auf die jeweils eingebauten Werkzeuge.

Einfach und flexibel Trotz einfacher Handhabung wird eine bisher nicht gekannte Flexibilität erreicht, so dass besondere Konfigurationen sogar eigene Namen haben: Der Bioscaffolder ist ein 3D-Drucker für Pasten/Hydrogele und Flüssigkeiten und der µCP ein Microcontact-Printer, der 2D- oder

3D-Nanostrukturen stempeln kann. Der BSyS steht für chemische Synthesen, sofern sie ins Liquid-Handling-Format passen; dieses wiederum erlaubt einfache Parallelisierung und vermeidet im Unterschied zu geschlossenen Systemen, dass für jede neue Synthese die Hardware umgebaut werden muss. Auf der Arbeitsplatte können Halter für Pipettenspitzen, Mikrotiterplatten, unterschiedliche Vorrats- und Reaktionsgefäße (zum Beispiel Crimp-Vials mit Septum, FlipTubes) und andere Objekte angeordnet werden, die bei Bedarf temperiert werden können. Über Schlauch­adapter lassen sich Reaktions-, Extraktions- oder Reinigungssäulen beziehungsweise eine HPLC- oder fotometrische Analytik anschließen. Ferner gibt es Tip-Vermessungsund -Wasch-Stationen, automatisch befüllte Lösungsmittelreservoirs, eine Stroboskop-Teststation für Piezo-Pipetten, ein Pulver-Reservoir für die Pulverpipette und eine Mikroreaktorkammer, in der Gefäße bei mehr als 120° C und Überdruck gehalten werden können.

Der Clou des Gerätes ist aber sein Arbeitskopf: sieben unabhängige Z-Antriebe können frei wählbare Tools, auch noch zu erfindende, tragen. Bestimmte Werkzeuge können zusätzlich zu anderen montiert werden. Hier eine Auswahl (* bezeichnet Eigenentwicklungen; Beispiele und Filme auf www.gesim.de): l  K amera (Qualitätskontrolle oder Objekt­ erkennung) l  Z-Sensor zur Höhenmessung * l  konische Aufnehmer/Abwerfer für Einwegspitzen und Nadeln * l  Deckelöffner/-schließer für „FlipTubes“ l  Doppel-Tool: Vakuumgreifer für geöffnete Crimp-Vials und Drei-Lumen-Pipette, unter anderem zur azeotropen Trocknung * l  Piezo-Inkjet-Pipette zur Dosierung winzigster Tröpfchen, auch geheizt * l  automatisch schwenkbare Doppel-Piezo­ pipette zum Tropfenmischen im Flug * l  Solenoid- oder pneumatische Ventildispenser für größere (viskose) Tropfen l  Pulverpipette für kleinste Feststoffmengen bis hinunter zu einem (!) Partikel * l  geheizte oder gekühlte Kartuschenhalter für 3D-Pastendruck (RT bis mind. 120° C/ RT bis 4° C); Extras: Core-Shell-Düse für Hohlstrukturen, „Melt Electrospinning“ zum Spinnen feinster Fäden * l  Hochtemperatur-Kolbenextruder für Kunststoffgranulate oder viskose Polymere mit anorganischen Füllstoffen * l  3D-Filament-Extruder l  UV-Lampe l  drehbarer Stempelkopf zum MicrocontactPrinting (µCP) * Als weiteres Anwendungsbeispiel sei die automatische Mikrosynthese von biokompatiblen Hydrogelen am IPF Dresden genannt, bei der Polyethylenglykol mit cysteinhaltigen Peptiden konjugiert wird, deren Thiolgruppe wiederum mit Heparin gekoppelt wird, auch zu sternförmigen Polymeren (StarPEG). Ein Syntheseschritt wird hier mittels Doppel-Piezopipette durch Zusammenschießen zweier Tropfen im Flug initiiert. Unter anderem für automatisierte Zellkulturen wurde eine Zwei-Ebenen-Plattform mit Linearmotor entwickelt, die auf der unteren Ebene zum Beispiel ein Fluoreszenzmikroskop tragen kann, während das Liquid Handling auf der oberen Ebene erfolgt. Dieses Gerät, aktuell unter anderem im BMBF-Projekt DEMOST eingesetzt, gibt es schon zu kaufen.

Kontakt Dr. Frank-Ulrich Gast Tel./Fax: +49(0)-351-2695-322/ -320 gast@gesim.de, info@gesim.de

Abb.: GeSIM

Der Biosynthesizer – mehr als Liquid Handling

XX | 18. Jahrgang | Nr. 3/2017

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Wissenschaft Laborautomation

Krebsdiagnostik

Lungenkrebs

FDA sagt ja zu Thermos Companion Diagnostics-Sequenzierungsplattform

RET-Blocker verbessert

      Keine zwei Monate nachdem Laborgigant Thermo Fisher Scientific angekündigt hat, Europa mit Partnerschaften zur Validierung seiner Sequenzierungsplattform Oncomine Dx als Companion Diagnostics zu überziehen (vgl. LABORWELT 2/2017), ist die Validierung bereits geglückt. Zunächst allerdings nur in den in Sachen Diagnostikazulassung viel strengeren USA. Doch dies sollte Partnerschaften mit europäischen Onkologiezentren befeuern. Mitte Juni bescheinigte die US-Zulassungsbehörde FDA dem Oncomine™ Dx-Target-Test, als erstem parallelisierten HochdurchsatzNext-Generation-Sequencing-Ver fahren die Eignung, geeignete Patienten für die Behandlung von drei Lungenkrebs-Subindikationen identifizieren zu können. Die Plattform screent Tumorgewebe auf das Vorhandensein diverser Biomarker-Panel, um Patienten zu identifizieren, die auf Wirkstoffe gegen nichtkleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) ansprechen. Die drei NGS-Biomarkerpanel identifizieren Patienten mit BRAF V600E-Mutationen, die die Kombinationstherapie Tafinlar (Dabrafenib) plus Mekinist (Trametinib) von Novartis erhalten. Weiterhin können Patienten mit

ROS1-Fusionen identifiziert werden, bei denen wahrscheinlich Pfizers Medikament Xalkori (Crizotinib) wirkt. Der dritte Biomarkertest identifiziert Patienten, die sowohl die EGFRL858R-Mutation als auch Deletionen im Exon 19 aufweisen und auf Astrazenecas gezielte Therapie Iressa® (Gefitinib) ansprechen. Die gemeinsam mit den Pharmaherstellern entwickelten Oncomine Dx-Target-Tests nutzen Thermo Fishers Ion Ampliseq-Technologie, die beim Screening auf Treibergene für Krebs mit 10 Nanogramm Probenmaterial auskommt. Die Oncomine-Tests, die FFPE-Gewebeproben analysieren, laufen auf Thermo Fishers ebenfalls für die Diagnostik freigegebenen Ion PGM Dx-System. Neben den genannten Treibermutationen identifiziert der Test weitere 20 NSCLC-assoziierte Genvarianten, die derzeit in klinischen Studien als NSCLC-relevant validiert werden. Ziel ist es, Pharmafirmen am Ende ein diagnostisches Genpanel anzubieten, mit denen Patienten für sämtliche NSCLC-Wirkstoffe stratifiziert werden können. Darüber hinaus läuft parallel die Entwicklung entsprechender Tests für andere Krebsindikationen.

Struktur der RET-Kinase Genfusionen der RET-Tyrosinkinase gelten als Treibermutationen bei bestimmten LungenAdenokarzinomen. Allerdings ließen sie sich bisher medikamentös nicht gut ansprechen. Wissenschaftler um Martin Sos vom Wiener Institut für Molekulare Pathologie (IMP) haben durch einen Chemical Genomics-Screen und Phosphoproteomanalysen in Zellen mit RET-Genfusionen nun herausgefunden, wo das Problem liegt: Die Mutation CCDC6RETI788N und eine damit verbundene Medikamenteninduzierte Reaktivierung des MAP-Kinase-Signalweges helfen Tumoren, geläufige RET-Kinase-Blocker ins Leere laufen zu lassen. Sie fanden heraus: Um RET wirkungsvoll zu hemmen, müssten Inhibitoren stattdessen an die katalytisch inaktive „DFGOut-Konformation“ des Proteins binden. Das friert das Protein quasi in der inaktiven Form ein. In Xenograft-Mäusen mit humanen Adenokarzinomen belegten die Biologen bereits, dass DFG-Out-RET-Blocker wie AD80 (Ross Cagan, Mount Sinai School of Medicine) oder Ponatinib (Ariad Pharmaceuticals) wirken.

Onkologie

Abb.: Thermo Fisher Scientific

Biomarker: Glykane

Der Oncomine™ Dx-Target-Test ist das erste parallelisierte Hochdurchsatz-Next-GenerationSequencing-Verfahren zur Biomarker-Identifikation von Lungenkrebs.

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      Wissenschaftler der Universität Stanford haben ein bioorthogonales Markierungsverfahren für den direkten Nachweis von sialysierten Glykoproteinen im Tumorgewebe beschrieben (Angew. Chemie / doi: 10.1002/ange.201701424). Sie verwendeten erstmals Gewebeschnittkulturen als Form von lebendem humanen Tumorgewebe, denn „Prostata-Gewebeschnittkulturen ermöglichen den direkten Vergleich von Krebsund gesundem Gewebe vom selben Patienten”, so Carolyn R. Bertozzi. 18. Jahrgang | Nr. 3/2017 | XXI

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Ausblick

Vorschau Heft 4/2017

Gesundheit

Schlaflosigkeit liegt auch in den Genen Krankheit Restless Legs Syndrom bekannt. Ihre Ergebnisse sollen nun Ausgangspunkt für weitere molekularbiologische Untersuchungen zur Entstehung von Schlafstörungen sein und deren Anerkennung als Krankheitsbild stärken. Wie wichtig Erholungsphasen in der Nacht für die Lernfähigkeit sind, konnten unterdessen Forscher aus Zürich erstmals neurobiologisch nachweisen (Nat.Com ., doi:10.1038/ ncomms15405). Sie haben eine Methode entwickelt, die es erlaubt, die Schlaftiefe einer bestimmten Hirnregion zu reduzieren.

Genetik

Wirksame Variation

Fachbegriff für Schafstörungen, in rund 60% der Fälle vererbbar zu sein, bei Männern sind es rund 40%. Für ihre Studie suchten die Wissenschaftler aus München und Amsterdam in über 113.000 Probanden der UK Biobank nach Zusammenhängen zwischen berichteter Schlaflosigkeit und bestimmten genetischen Varianten im Erbgut. Fündig wurden sie bei sieben Genen und drei weiteren Stellen im Erbgut. Eines der auffälligsten Gene, MEIS1, war den Wissenschaftlern bereits aus vorherigen Versuchen zur schlafbeeinträchtigenden

Aus der laborwelt.de-Galerie

Rekordverdächtiges Wachstum Pilze können mehr als einen Mikrometer pro Minute wachsen. Wie genau das Wachstum abläuft, haben Karlsruher Wissenschaftler herausgefunden (PNAS, doi: 10.1073/ pnas.1700204114). Die Spitze der Pilzhyphe wird dabei durch bestimmte Proteine (hier rot) markiert. Das benötigte Baumaterial wird in Vesikeln angeliefert. Gesteuert werden die Wachstumsschübe mittels Kalziumkonzentration am Hyphenende. „Ist die Konzentration gering, startet die Transportphase. Gibt es einen Kalziumimpuls, verschmelzen die Vesikel mit der Zellmembran und geben ihren Inhalt nach außen“, so Reinard Fischer vom KIT.

      Zu 99% ist das genetische Erbgut bei allen Menschen gleich. Wie ausschlaggebend die wenigen genetischen Variationen sind – bei zwei nicht miteinander verwandten Menschen sind es im Mittel 20.000 Aminosäuren – haben Forscher aus München nachgewiesen (S ci . Rep., doi:10.1038/s41598-017-01054-2). Mittels künstlicher Intelligenz und statistischen Methoden haben sie die unterschiedlichen Aminosäurebausteine von 60.000 Menschen verglichen und ihren Einfluss auf die Zelle ermittelt. „Es ist heute bereits möglich, aus der DNA auf die Funktion einzelner Proteine zu schließen. In Zukunft wird man aus diesen Informationen auch ableiten können, welche Ernährung und welche medizinischen Wirkstoffe für den Einzelnen die besten sind“, so Burkhard Rost von der TU München.

Themen

Volkskrankheiten und ihre Diagnostik Die Zahl der Menschen, die in Deutschland an Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, steigt kontinuierlich an. Eine stetige Verbesserung der medizinischen Forschung und der Diagnostik-Tools ist daher unabdingbar. Das kommende LABORWELT-Spezial stellt die spannendsten Projekte und Technologien vor. Erscheinungstermin ist der 21. September 2017. Beiträge können bis zum 4. September eingereicht werden.

Termine Werbekunden bietet diese Ausgabe, begleitend zum redaktionellen Inhalt, eine ideale Plattform für ihre Anzeigen. Reservieren Sie Ihren Werbeplatz bis spätestens 9. September 2017. Informationen geben Oliver Schnell (Tel.: +49-30-264921-45, EMail: o.schnell@biocom.de) und Christian Böhm (Tel.: +49-30-264921-49, c.boehm@ biocom.de).

Impressum LABORWELT (ISSN 1611-0854) erscheint 5-mal im Jahr im Verlag der BIOCOM AG Lützowstraße 33–36 10785 Berlin, Germany Tel./Fax: 030/264921-0 / 030/264921-11 laborwelt@biocom.de www.biocom.de Redaktion Dr. Martin Laqua Tel.: 030/264921-68 Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen in der inhaltlichen Verantwortung der Autoren. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne schriftliche Genehmigung des BIOCOM Verlages nicht reproduziert oder verbreitet werden. Titelbild: Zeiss

Abb.: fotolia.de / Edler von Rabenstein (oben), Karlsruher Institut für Technologie (unten)

      Die Hitze im Sommer kann einem manchmal den Schlauf rauben. Doch nicht nur äußere Umstände wie Wärme oder Stress hindern den Menschen am Schlafen, auch genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei Einoder Durchschlafstörungen. „Das Problem wird zu oft nur in der Psyche der Betroffenen gesucht, unsere Studie zeigt aber: es liegt auch in den Genen“, so Konrad Oexle vom Institut für Neurogenomik des Helmholtz Zentrums München (Nat. Gen., doi:10.1038/ng.3888). Bei Frauen scheint das Problem der Insomie, so der

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POLITIK.

Arzneibudget

Ringen um Meinungshoheit

Abb.: Barmer (unten), Marén Wischnewski/fotolia.com (oben)

Mit verschiedenen Studien und Statistiken versuchen Kassen und Arzneimittelhersteller seit jeher die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Im Juni gab es gleich dreimal neue Zahlen.

Im erbitterten Kampf von Kassen und Arzneiherstellern um Budgets im lukrativen Gesundheitsmarkt hat sich der Ton verschärft. „Amtlich! Weltuntergangsszenarien der Krankenkassen widerlegt“ betitelte der bundesdeutsche Verband der mittelständischen Pharmahersteller BPI Mitte Juni eine Presseaussendung. Gemeint waren damit von den Kostenträgern angesichts eines wachsenden Anteils teurer Biologika am Verschreibungsaufkommen verbreitete Zukunftsszenarien, die wenig Gutes verhießen: In einer zunehmend alternden Gesellschaft mit immer weniger Einzahlern könne das Erstattungsniveau langfristig nicht gehalten werden (vgl. Seite 55). Im Juni meldete das Bundesgesundheitsministerium dagegen, dass die Krankenkassen konjunkturbedingt einen Überschuss von 612 Mio. Euro im ersten Quartal 2017 (Q1/2016: +406 Mio. Euro) erwirtschaftet hätten – die Allgemeinen Ortskrankenkassen dabei allerdings wesentlich erfolgreicher als die großen Ersatzkassen. Im vergangenen Jahr gab es somit ein Plus von 1,62 Mrd. Euro. Die Finanzreserven im Gesundheitsfonds seien auf 9,1 Mrd. Euro gewachsen. Da kamen sinkende Umsätze durch Konkurrenzprodukte dem BPI gerade recht, um Forderungen aufzustellen. „Die finanziellen Weltuntergangsszenarien der Kassen bei Einführung der neuen Hepatitis C-Medikamente sind wie erwartet widerlegt“, verlautete BPI-Vizechef Norbert Gerbsch und forderte: „Das Preismoratorium gehört abgeschafft, die Rabattvertragsspirale nach unten gestoppt.“ |transkript. 7–8.2017.

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Eine ganz andere Sichtweise befeuert der Mitte Juni veröffentlichte Barmer-Arzneimittelreport. Seit 2011 seien die Preise für Krebsmedikamente um 41% gestiegen. Deren Umsatzanteil betrug 2016, einer Ende Juni in Berlin vorgestellten Boston Consulting-Studie im Auftrag des Pharmaverbandes VFA zufolge, immerhin 42% des deutschen Biologika-Marktes. Laut Barmer hätten sich die Preise für Onkologika seit 2011 teilweise vervierfacht. Ein im Report angestrengter Vergleich der Preise von 31 Onkologika in Europa, Australien und Neuseeland ergab, dass die Preise in Deutschland bei 28 der 31 Arzneien über dem Mittelwert lagen, acht waren in Deutschland am teuersten. Da sich Ausgabensteigerungen zudem nicht durch eine größere Anzahl an Patienten erklären ließen, fordert Barmer-Chef Christoph Straub faire Preise für onkologische Arzneimittel sowie an der Versorgung der Patienten orientierte Packungsgrößen für Krebsmedikamente.

Prof. Dr. Christoph Straub Vorstandsvorsitzender der Barmer Ersatzkasse

Kassen schlagen zurück Tatsächlich stehen nach Einschätzung von Onkologen auf der Best-of-ASCO-Veranstaltung in Berlin (vgl. S. 58) die Arzneimittelhersteller seit der Einführung des AMNOG durch Ex-Gesundheitsminister Phillip Rösler (FDP) „unter erheblichem Kostendruck“. Galt früher der mit den Kassen nach Zulassung eines Medikamentes ausgehandelte Preis über die gesamte Patentlaufzeit, ist dieser durch die Nutzenbewertung hochdynamisch geworden - Konkurrenzprodukte lassen ihn kontinuierlich sinken. tg. 51 .

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politik.

G20-Ministertreffen

Kampf dem Keim Mit ihrer Berlin Declaration setzen die Gesundheitsminister der 20 wirtschaftsstärksten Nationen ein Signal gegen Epidemien, vernachlässigte Infektionen und Antibiotikaresistenzen. Die Hersteller freuen sich auf Unterstützung bei der Entwicklung von Virusimpfstoffen und von Wirkstoffinnovationen, die Antibiotikaresistenzen brechen.

Hauptgeschäftsführerin beim Verband der forschenden Arzneimittelhersteller

Während Bundeskanzlerin Angela Merkel und die G20-Gesundheitsminister Ende Mai erstmals unter deutscher Regie hinter verschlossenen Türen die Bekämpfung einer Epidemie mit vorhandenen Ressourcen simulierten, protestierten vor dem Brandenburger Tor Aktivisten von sieben Nichtregierungsorganisationen. „Es ist ein Skandal, dass noch immer Millionen Menschen an vermeidbaren Krankheiten sterben müssen“, so die Initiatorin Renate Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Alle sechs Minuten stirbt ein Mensch an einer Virus- oder Bakterieninfektion, gegen die nicht

Mehr Geld für Arzneien gegen vernachlässigte Infektionen und antibiotikaresistente Keime forderten Aktivisten anlässlich des Treffens der G20-Gesundheitsminister Ende Mai in Berlin.

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geimpft wurde, Antibiotika nicht mehr wirken oder für deren Bekämpfung Vakzine schlichtweg nicht rechtzeitig bereitgestellt werden. Bähr zufolge könnten die G20 „viele Leben retten, wenn wirksame Impfstoffe, Diagnosemöglichkeiten und Medikamente entwickelt würden“.

Schneller auf Epidemien reagieren Ihren Plan, genau dies zu tun, schrieben die G20-Gesundheitsminister in Vorbereitung auf das Treffen ihrer Regierungschefs Anfang Juli in einer von Arzneimittelentwicklern sehr begrüßten „Berlin Declaration“ fest. Was die Hersteller begeistert, ist die erklärte Absicht der Minister, die Entwicklung, Zulassung und Bereitstellung von Virusimpfstoffen mit dem Ziel zu beschleunigen, Misserfolgen wie beim Ebolaausbruch 2014/15 oder der Zikavirus-Epidemie 2016 vorzubeugen. „Forschende Pharma-Unternehmen haben bereits mit der Entwicklung von Impfstoffen gegen acht von elf von der WHO priorisierte Infektionskrankheiten mit Epidemiepotential begonnen“, erklärte Birgit Fischer, Chefin des Pharmaverbandes VFA. Um schneller auf unerwartete Ausbrüche reagieren zu können, wollen die Minister die durch sinkende Einzahlungen ihrer Mitgliedstaaten in Finanznot geratene Weltgesundheitsorganisation stärken und die Anfang des Jahres in Davos gegründete CEPI-Allianz unterstützen. Das Bündnis von Stiftungen, der Europäischen Kommission und Impfstoffherstellern hat zum Ziel, schnellstmöglich bezahlbare Impfstoffe gegen die acht im Mai von der WHO priorisierten Virusinfektionen verfügbar zu machen.

Abb.: Jörg Farys/die.projektoren

Birgit Fischer

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politik.

Mit Blick auf eine global besser koordinierte Bekämpfung der Antibiotikaresistenz haben die G20-Gesundheitsminister zudem beschlossen, bis Ende 2018 auf eine Verschreibungspflicht für Antibiotika hinzuwirken, Entwicklungsanreize für resistenzbrechende Antibiotika zu geben und mit der Umsetzung nationaler Aktionspläne zur antimikrobiellen Resistenz zu beginnen. „Wir werden die Anstrengungen zur Unterstützung ärmerer Staaten ausbauen – dazu gehört auch der Zugang zu bezahlbaren Arzneimitteln“, beschrieb Gastgeber Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in Berlin ein weiteres wichtiges Ziel. Dass ärmere Länder im

Krisenfall nicht als Bittsteller dastehen sollen, darüber zeigten sich die Minister und Aktivisten einig. Einhellig begrüßten sie die Einrichtung einer „Pandemic Emergency Financing Facility“ der Weltbank, die Staaten schnell Geld bereitstellen soll, wenn Ausbrüche eskalieren. Ob die angestoßenen Initiativen die Handlungsfähigkeit bei der Eindämmung von Infektionskrankheiten tatsächlich verbessern, wollen die G20-Gesundheitsminister künftig in regelmäßigen Treffen überprüfen. Der Schutz vor ansteckenden Krankheiten und der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen in der Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer wird so zum Dauerthema. tg.

EU-Einheitspatent

Verfassungsgericht kippt Termin

Abb.: Bundesverfassungsgericht

Jahrelang haben die EU-Mitgliedstaaten um die Bedingungen für die Einführung eines in der gesamten EU gültigen Einheitspatentes gerungen, das nicht mehr national validiert sowie in alle EU-Sprachen übersetzt werden muss und zentral bei einem United Patent Court (UPC) angefochten werden kann. Doch jetzt könnte das Projekt doch noch auf der Zielgeraden scheitern. Mitte Juni gab das Bundesverfassungsgericht bekannt, was bereits seit Anfang April schwelte. Es empfahl dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, die von Bundestag und Bundesrat bereits gebilligten Gesetzentwürfe zur Einführung des Einheitspatentes und UPC nicht zu unterzeichnen. Grund ist eine nach Ansicht der Karlsruher Richter „nicht von vornherein aussichtslose Klage“, die verfassungsrechtliche Bedenken gegen das geplante zentrale Patentgericht äußert (Aktenzeichen 2BvR 739/17). Der Kläger, der nur über einen Anruf in Karlsruhe recherchierbar ist, |transkript. 7–8.2017.

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blieb ungenannt. Damit ist der zuletzt trotz Brexit vom Vorbereitungskomitee für den UPC angepeilte Starttermin Dezember 2017 vom Tisch. Denn Experten erwarten, dass sich Karlsruhe erst in sechs Monaten zu den Einwänden zu Worte melden wird. Bis Dezember wird der 2. Senat auch die bisherigen vier Verfassungsbeschwerden (2 BvR 2480/10, 2 BvR 421/13, 2 BvR 756/16, 2 BvR 786/16) kommentieren. Deutschland gehört neben Frankreich und Großbritannien zu den anmeldestärksten Staaten, deren Ratifikation für das Inkrafttreten des EU-Einheitspatents erforderlich ist. Selbst wenn das Einheitspatent kommt, ist unklar, wie stark das billigere Zentralpatent genutzt werden wird. Denn über eine sogenannte Sunshine Clause können die Unternehmen weiter die nationale Validierung wählen. Vorteil laut Dr. Ute Kilger, Partner bei Boehmert & Boehmert: „Diese Patente können nicht durch ein einziges Urteil des UPC nichtig werden.“ .

G-BA.  Nach Querelen um die Neubesetzung der Führungsspitze des Gemeinsamen Bundesausschusses steht das unabhängige Spitzentrio. Das Bundesgesundheitsministerium einigte sich auf Josef Hecken als Vorsitzenden sowie den Ex-Chef des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh, und den Ärzte-Funktionär Lars Lindemann (FDP). Digitalisierung.  Die Angst der Deutschen vor dem Missbrauch ihrer Gesundheitsdaten hängt einer Studie zufolge stark davon ab, wer Einblick in die Daten erhält. 55% der von Deloitte im Auftrag des Verbandes Bitkom Befragten würden Ärzten ihre Gesundheitsinformationen bedenkenlos überlassen, nur 15% den Krankenkassen. Medizin.  Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Bundesforschungsministerin Johanna Wanka wollen eine Dialog-Plattform schaffen, um den Bürgern den Nutzen von Versorgungsdaten für die personalisierte Medizin näherzubringen – Ziel: Gesundheitsdaten geschützt für Forscher und Entwickler verfügbar zu machen. Vakzine.  Ärzteverbände haben die Entscheidung des Bundestages begrüßt, den Druck auf Eltern zu erhöhen, die ihre Kinder nicht impfen lassen. Das Selbstbestimmungsrecht müsse gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit abgewogen werden, hieß es.

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POLITIK.

Seltene Erkrankungen

Schnelle Diagnose dank Vernetzung Mit gut 13 Mio. Euro Finanzierung startet in Deutschland die Vernetzung von neun Kliniken, die die Diagnose und Therapie seltener Erkrankungen signifikant beschleunigen soll.

Direktorin, Klinik für Pädiatrie m. S. Endokrinologie und Diabetologie, Charité, Berlin

Auf Europa-Ebene spiegelt sich das Projekt in den Anfang April gestarteten Europäischen Referenznetzen (ERNs) für seltene Krankheiten. Allerdings erhalten die 900 beteiligten

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klinischen Zentren, die die Expertise in 24 verschiedenen Krankheitsgebieten bündeln sollen, nur 8,6 Mio. Euro von der Europäischen Kommission für den Aufbau einer Informationsinfrastruktur. Die im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Seltene Erkrankungen (NAMSE) ausgeschüttete Förderung ist da schon üppiger, wenngleich nach Experteneinschätzung ebenfalls nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zentral für das Ziel der NAMSE- und EUInitiative, eine standardisierte Diagnostik aufzubauen, scheint die Bündelung der bislang verstreuten, oft noch nicht digitalisierten Daten. Im Rahmen von Translate-NAMSE soll mit den Kassen über ein Aussetzen der üblichen genetischen Stufendiag nostik zugunsten umfassender Sequenzierungen von Patientengenomen gesprochen werden. Immerhin 80% der geschätzt 6.000 bis 8.000 seltenen Krankheiten sind genetischen Ursprungs.

Kassen setzen auf Innovation „Die beteiligten Krankenkassen werden stärker in eine umfassendere Anfangsdiagnostik investieren. Dies verkürzt die leidvolle Odyssee der Patienten, zum anderen erhoffen wir uns davon auch eine bessere Versorgung für unsere Versicherten. Durch eine schnellere Diagnostik können auch Mutationen erkannt und therapiert werden, die im ersten Ansatz vielleicht gar nicht bedacht wurden“, so Dr. Werner Wyrwich von der AOK Nordost. tg.

Abb.: fotolia.com/ kebox (oben), Charité (unten)

Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich

Vernetzung ist alles, wenn es darum geht, Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln, die europaweit nur wenige hundert Patienten betreffen. Rund sechs Jahre vergehen im Durchschnitt, bis Patienten mit einer seltenen Krankheit (Orphan Disease) – nach EU-Definition solche, an der weniger als 5 von 10.000 Europäern erkranken – eine Diagnose erhalten. Ein neues, vom G-BA-Innovationsfonds mit 13,4 Mio. Euro gefördertes Projekt Translate-NAMSE soll das nun ändern. Unter dem Vorsitz von Charité-Forscherin Annette Grüters-Kieslich hat sich ein Verbund aus neun Universitätskliniken (Berlin, Bonn, Dresden, Essen, Hamburg, Heidelberg, Lübeck, München, Tübingen), der Patientenorganisation Achse und der AOK Nordost sowie Barmer formiert. Ziel: die vier bis fünf Millionen unter einer Orphan Disease Leidenden durch nationale und später grenzüberschreitende Bündelung der Expertise und Daten zu seltenen Erkrankungen schneller zu diagnostizieren und zu behandeln, ganz ähnlich wie bei Tumorboards. „Oft erhalten diese Patienten erst nach einer jahrelangen Odyssee von Arzt zu Arzt die richtige Diagnose, wodurch die Betroffenen und ihre Familien unerträglich lange in Unsicherheit bleiben und oft wertvolle Zeit für die Therapie verlorengeht“, so GrütersKieslich.

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politik.

Gesundheitswesen

Alterung der Gesellschaft fordert Kassen Die Überalterung der Gesellschaft reißt nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) künftig eine gewaltige Lücke in das Budget der Gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Bliebe es bei der heutigen Beitragsberechnung und Erstattung, entstünde bis 2030 ein Defizit von knapp 36 Mrd. Euro pro Jahr; zehn Jahre später sollen es bereits mehr als 50 Mrd. Euro sein. Grund ist laut IW die Kopplung der Beitragshöhe an das Einkommen. Da Rentner ein geringeres Einkommen haben als Erwerbstätige, sinkt das beitragspflichtige Einkommen – und damit die Einnahmen der Kassen. Dagegen wächst die Morbidität in der Gesamtbevölkerung durch altersbedingte Krankheiten. Das IW sieht daher

Handlungsbedarf, sowohl bei den Beiträgen als auch den Leistungen der Krankenkassen. Bis 2040 müssten die Beiträge zur Krankenversicherung von 14,6% auf 19,2% und für die Pflegeversicherung von 2,6% auf 3,2% steigen, um das heutige Leistungsniveau zu halten. Die IW-Experten empfehlen daher, einerseits die Finanzierung zu überdenken, andererseits die Leistungen in ressourcenschonenden Medizinzentren zu bündeln. Von britischen Verhältnissen möchte noch niemand sprechen. „Eine ressourcenschonendere Versorgung bei gleichbleibender Qualität sei dringend not­w endig“, meinen aber die Experten. .

Junkfood-Steuer

Minister setzt auf freiwillige Besserung

Abb.: Stadt Ostheim vor der Rhön, Tonya Schulz

Liegt dem in den Medien als Industriefreund gescholtenen Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) der Verbraucherschutz doch näher als gedacht? Einem in Abstimmung befindlichen Strategiepapier zufolge will Schmidts Ministerium schrittweise den Salz-, Zucker- und Fettgehalt in Fertigprodukten senken – allerdings ohne Druck oder Zwang. Die Hersteller selbst sollen sich zunächst bis Mitte

2018 auf sensorisch kaum merkliche Obergrenzen verständigen. Schrittweise soll dann weiterreduziert werden, um den Verbraucher unmerklich an die niedrigen Dosen zu gewöhnen. Angesichts der Gesundheitsrelevanz fordern die Deutsche Diabetesgesellschaft und Ärzteverbände bereits seit längerem eine Steuer auf gesundheitlich bedenkliche Produkte, denen zu viel Zucker, Salz und Fett zugesetzt wird. .

Pharmakovigilanz.  Nach dem Tod eines Patienten durch Leberversagen hat das PRAC-Komitee der Europäischen Kommission Mitte Juni Untersuchungen zu Biogens Immunsuppressivum Daclizumab eingeleitet. Der IL2-Rezeptorblocker gegen akute Organabstoßung wurde 2009 vom Markt genommen und 2016 für Multiple Sklerose erneut zugelassen. Umfrage.  Rund 88% der Patienten in Deutschland glauben, dass ihre Medikamente wirksam, sicher, fälschungssicher und qualitativ hochwertig sind. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Medizin.  27% der Antibiotika-Verschreibungen im Jahr 2016 waren unnötig. Das geht aus dem Anfang Juni veröffentlichten TKGesundheitsreport hervor. Autor Gerd Glaeske (Universität Bremen) fordert daher eine Leitlinie für Ärzte zum Umgang mit der Arzneimittelklasse. Lieferkette.  BfArMPräsident Karl Broich hat seine Forderung nach einer Meldepflicht bei Arzneilieferengpässen Anfang Juni wiederholt. Broich plädiert für eine Meldepflicht wie in den USA. In Deutschland gibt es bisher nur eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller.

Bundesernährungsminister Christian Schmidt eröffnet den Rhöner Wurstmarkt.

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Bioökonomie

Metall-Phönix aus der Müll-Asche Im Projekt GrecoMet arbeiten Wissenschaftler daran, mit umweltschonenden Verfahren den bislang größten ungenutzten Sekundärressourcenstrom Österreichs zugänglich zu machen.

Bis zu 650.000 t Asche fallen in Österreich laut den Wissenschaftlern aus Müllverbrennungsanlagen an.

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will Schnitzhofer im Projekt GrecoMet (Green Recovery of Metals) mittels bestimmter Bakterien auf umweltfreundlichem Wege zurückgewinnen. Die Herausforderung besteht darin, die wertvollen Metalle aus dem heterogenen Stoffgemisch der Aschen herauszulösen. Dafür nutzen die Forscher Eigenschaften der Bakteriengattung Acidithiobacillus, welche auf reduktivem Weg Schwefel oxidieren und die Metalle zum Beispiel durch Umwandlung in wasserlösliche Metallsulfate aus ihrer Ma-

trix befreien. „Im Labormaßstab erreichen wir bereits Rückgewinnungsraten von beinahe 100% bei Kupfer oder Chrom; Zink und Aluminium können wir zu 70% aus den Aschen gewinnen“, so Schnitzhofer. Im Gegensatz zu konventionellen Methoden, die starke Säuren verwenden, fallen beim sogenannten Bioleaching-Verfahren kaum Nebenprodukte an. Die Mikroorganismen produzieren die Säuren nämlich genau dort, wo sie benötigt werden. Als limitierenden Faktor in punkto Wirtschaftlichkeit sieht Schnitzhofer die Geschwindigkeit, mit der die Bakterien arbeiten. Bis zu zehn Tage benötigen die Organismen, um eine vollständige Laugung zu erreichen. Chemische Verfahren dauern, in Abhängigkeit von der Säurekonzentration, lediglich einen Tag. „Wir sind jedoch gerade dabei, die Produktivität und Umsetzungsrate im Labormaßstab durch Verändern von Parametern, wie Medienoptimierung, CO2-Supplementierung und dem Festflüssig-Verhältnis, zu erhöhen“, so Schnitzhofer. Der neue Prozess eignet sich zudem besonders für vergleichsweise geringe Metallkonzentrationen. „Bereits im Jahr 2018 planen wir, eine Anlage mit 5 Tonnen Durchsatz, das würde 25 kg pro Tag bedeuten, also sehr überschaubar. Eine Demonstrationsanlage wäre zum Beispiel in einem Folgeprojekt anzudenken“, so Schnitzhofer. Das Projekt GrecoMet startete im April 2016 und wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft im Rahmen des Programms „Produktion der Zukunft“ mit insgesamt 1 Mio. Euro gefördert. hm.

Abb.: fotolia.de / domagoj8888 (oben), BMF / Hradil (unten)

Dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zufolge stellen Aschen und Schlacken aus Müllverbrennungsanlagen in Österreich den größten Sekundärressourcenstrom dar. Bisher werden sie komplett als Abfälle deponiert. Eine Verschwendung, findet Wolfgang Schnitzhofer vom Austrian Center of Industrial Biotechnology (acib), denn zum Teil enthalten diese Rückstände höhere Metallkonzentrationen als ihre Primärerze. Diese ungenutzten Ressourcen

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Krebsimmuntherapie

Trojanischer T-Zell-Rezeptor Einen Weg, krebsspezifische T-Zellen mit eher suboptimaler Bindungsstärke (Avidität) ihrer T-Zell-Rezeptoren effektiv zu aktivieren und so adoptive T-Zelltherapien unter Umgehung von Kreuzreaktivitäten potentiell wirksamer zu machen, haben Anfang Juni Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums München, der Berliner Charité und der Medigene AG vorgestellt (Cancer Res., doi: 10.1158/0008-5472.CAN16-1922). Da Krebszellen aus körpereigenen Zellen entstehen, erkennt das Immunsystem sie oft nicht gut. „Es gibt aber Wege, das Immunsystem beim Erkennen und Zerstören der Tumorzellen zu unterstützen“, so Studienleiterin Elfriede Nößner.

Bei der Attacke auf Tumorzellen schütten T-Zellen lytische Proteine (rot/gelb) aus.

Ihr Team rüstete dazu T-Zellen mit einem hybriden PD-L1:28-Rezeptormolekül aus. Von T-Zellen attackierte Tumorzellen bilden zur Abwehr der Immunattacke vermehrt das Protein PD-L1, das die T-Zellen durch Bindung an deren PD1-Rezeptor einschläfert. Im Gegensatz zum natürlichen Rezeptor trägt das Hybridmolekül aber an seiner dem Zytoplasma zugewandten Seite ein kostimulatorisches Proteinfragment, das die

T-Zellen aktiviert. In Krebsmäusen kurbelte das Konstrukt die T-Zell-Vermehrung an, ohne die PD-L1-Expression zu beeinflussen. Parallel mit Checkpoint-Inhibitoren behandelte T-Zellen mit Hybridrezeptor bildeten signifikant mehr des immunstimulierenden Botenstoffes Interferon-g (IFNg) als T-Zellen mit dem unveränderten Rezeptor. Den neuen Ansatz wollen die Forscher jetzt klinisch weiterentwickeln. .

Diagnose.  Erhöhte Serumspiegel der micro-RNA miR371a-3p zeigen radiologisch nicht detektierte und metastasierte testikuläre Keimzelltumore an. Das haben Urologen der Universitäten Bremen und Hamburg in einer Studie mit 321 Hodenkrebspatienten postoperativ ermittelt (Urol Int., doi: 10.1159/000477446).

Biomarker

Abb.: Marc Remke / Universitätsklinikum Düsseldorf

Genexpression statt DNA-Test Genaktivitätstests erlauben eine bessere Auswahl der erfolgversprechendsten Therapie bei Hirntumoren als DNA-Tests. Das melden Mediziner des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung an der Universität Düsseldorf (Nature Genetics, doi:10.1038/ ng.3838). Wie sie zeigen konnten, waren genetische Marker heterogen im Tumor verteilt und mehrere Hirnbiopsien bei Patienten mit Medulloblastomen erforderlich, um das genetische Profil des Tumors zu ermitteln. „Die verschiedenen Tumorregionen unterschieden sich durch einzelne Mutationen und in der Kopienzahl bestimmter Gene im Erbgut der Krebszelle“, so Studienleiter Dr. Marc Remke. Untersuchte seine Arbeitsgruppe dagegen die Genexpression des krebsrelevanten WntSignalweges, fand sich in fast allen Hirnzellen |transkript.7-8.2017.

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eine ähnlich hohe Aktivität. Bei den Medulloblastomen waren die Aktivitätsmuster der untersuchten Gene in allen Tumorregionen vergleichbar und eine einzige Biopsie reichte laut Remke für eine zuverlässige Prognose aus. „Damit können wir den Tumor an der Wurzel packen und Patienten zusätzliche Biopsien ersparen.“ Remke ist zuversichtlich, dass die Ergebnisse der Studie dazu beitragen werden, die Heterogenität von Hirntumoren bei der Wahl der richtigen Marker künftig stärker zu berücksichtigen. Derzeit untersuchen die Wissenschaftler, ob es noch weitere molekulare Veränderungen bei Krebs gibt, die in allen Tumorregionen auftreten. „Wir haben erste Hinweise, dass sogenannte epigenetische Faktoren für die Diagnostik von Hirntumoren sehr interessant sein könnten“, so Remke. .

Studie. Deutschland hält seine Position als weltweite Nr. 2 bei klinischen Studien. Nach einer Auswertung des Studienregisters clinicaltrials.gov durch den Verband forschender Arzneimittelhersteller lag die Bundesrepublik mit 532 Studien zwar hinter den USA (2.306), aber vor Großbritannien (499), Kanada (463) und Spanien (384). Biochemie.  Aminosäurevarianten (SAVs) wirken sich stärker auf die Proteinfunktion aus als gedacht. Das hat eine In-silico-Analyse 60.000 unterschiedlicher Humanproteome durch Bioinformatiker der TU München ergeben. Häufige SAVs wirkten sich stärker auf die Funktion aus als seltene. Tierschutz.  Sechs vermarktete Fruchtbarkeitsarzneien für die Schweinezucht enthalten nach Auskunft der Bundesregierung das aus trächtigen Stuten gewonnene Hormon PMSG. Ob bei der Gewinnung in den Herkunftsländern der Tierschutz eingehalten werde, könne nicht beurteilt werden.

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ASCO

Ganz neue Ansätze Fortschritte bei Krebsimmuntherapien und gezielten Therapien standen Anfang Juni im Fokus der Konferenz der American Society of Clinical Oncology – dem Welttreffen der Onkologen in Chicago.

Chef des Comprehensive Cancer Centre der Berliner Universitätsklinik Charité, ist der Koordinator der Berliner Best-of-ASCO-Konferenz.

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durchschnittlich 50 Jahren auf 68 Jahre gestiegen. Im Rahmen der Kostendiskussion stehe damit die Frage, ob eine flächendeckende Therapie für Patienten jenseits des Rentenalters finanzierbar sei, im Raum. Angesichts der heute standardmäßig durchgeführten molekularen Targetidentifizierung per Sequenzierung werde es „in Zukunft nicht mehr darum gehen, einzelne Wirkstoffe zu schützen, sondern Verfahren, mit denen individuell wirksame Wirkstoffkombinationen produziert werden können, die die Krankheit kontrollieren“, so Hofmann. Er verwies auf einen in Chicago vorgestellten ersten „begehbaren Bioreaktor“ des City of Hope-Krebszentrums, der dies bereits leiste. Einen weiteren „Knaller“ bei gezielten Therapien, der die zunehmende Bedeutung von molekularen Tumorprofilen unterstreicht, stellte Keilholz vor: Der Tropomyosin-Rezeptorkinase (TRK)-Inhibitor Larotrectinib von Loxo Oncology wirkt bei insgesamt 5% der Patienten mit TRK-Fusionsgenen „unabhängig vom betrof-

Abb.: ASCO (oben), CCCC (unten)

Prof. Dr. Ulrich Keilholz

„Während Krebsimmuntherapien am besten bei soliden Tumoren wie Haut-, Lungen, Magen-, Blasen- oder Nierenzellkrebs mit hunderten Mutationen wirken, erzielen immer präziser wirkende gezielte Therapien bei Blutkrebs und Krebsarten mit wenigen Treibermutationen immer bessere Ergebnisse“, erklärte Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Leiter des Comprehensive Cancer Centres (CCC) der Berliner Charité, bei der Vorstellung der „Best-of-ASCO“-Ergebnisse gegenüber |transkript. Der Fortschritt stellt, dem Blutkrebsexperten Prof. Wolf-Karsten Hofmann vom CCC Mannheim zufolge, sowohl die Gesundheitssysteme als auch die Hersteller vor große Herausforderungen: „War vor 15 Jahren etwa die Diagnose Chronische Myeloische Leukämie (CML) noch quasi ein Todesurteil, so ermöglicht die molekulare Tumorprofilierung heute die Auswahl einer auf den Patienten abgestimmten Therapie, die die Krankheit zwar nicht heilt, aber bei vielen dauerhaft kontrolliert.“ Entsprechend sei das Behandlungsalter bei Leukämie-Patienten von

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fenen Organsystem tumor- und altersübergreifend“. Nachdem Loxo in einer Pilotstudie mit 55 Patienten mit 17 verschiedenen Tumorentitäten ein Ansprechen von 78% gezeigt hatte, schnellte der Börsenkurs des Unternehmens um 50% auf 74 US-Dollar nach oben. Aktuell hinke die Diagnostik der TRK-Fusionen der Therapiemöglichkeit noch hinterher, weil es so viele Fusionspartner gebe, so Keilholz.

Abb.:Universitätsklinikum Essen

Immuntherapien im Scheinwerferlicht Auf einen ähnlichen Erfolg der gezielten, „personalisierten“ Therapie verwies HautkrebsKoryphäe Prof. Dr. Dirk Schadendorf (Uniklinik Essen) beim malignen Melanom. „Lag das Gesamtüberleben von Patienten mit schwarzem Hautkrebs vor zehn Jahren bei etwa sechs bis zehn Monaten, so sehen wir heute bei Standardtherapie mit BRAF- plus MEK-Inhibitoren ein Dreijahres-Gesamtüberleben von durchschnittlich 45% der Patienten. Erkrankte mit niedriger Tumorlast und geringem Metastasierungsgrad überleben sogar fünf Jahre – und das sind in Deutschland immerhin 45 bis 50% der Patienten.“ Dreijahres-Überlebensraten von 45% der Patienten wurden auch für MonoImmuntherapien mit dem CTLA4-Blocker Ipilimumab (Bristol-Myers Squibb) und die PD1Checkpoint-Inhibitoren Nivolumab (BMS) und Pembrolizumab (MSD) auf der ASCO berichtet. „Kombinationsstudien mit Ipilimumab/Nivolumab erzielten sogar ein Zweijahresüberleben bei mehr als 65% der Patienten. Mit Spannung würde nun die Zulassung von Avelumab in der Indikation erwartet, dem von der Merck KGaA und Pfizer entwickelten ersten PD-L1 Inhibitor in dieser Indikation. Die Therapieauswahl zwischen gezielter und Immuntherapie bleibe laut Schadendorf aber beim Onkologen: „Vergleichsstudien (der beiden Therapieformen) wird es nicht geben, denn daran hat die Pharmaindustrie kein Interesse.“ Gleiches gilt wohl für die Frage, ob PD1/PD-L1-Checkpointblocker auch wirken, wenn sie kürzer als zehn Monate, wie bisher, klinisch verabreicht werden. Laut Schadendorf deutet vieles darauf hin, doch mit den Ergebnissen einer von den kanadischen und britischen Kostenträgern initierten Vergleichsstudie, in der die Immunaktivatoren drei und sechs Monate lang verabreicht werden, dürfe nicht vor 2020 gerechnet werden. Schadendorf wies darauf hin, dass der Wirbel um die Immuntherapeutika – rund 550 der 3.600 ASCO-Abstracts behandelte |transkript. 7-8.2017.

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PD1/PD-L1-Inhibitoren – dazu geführt habe, dass die konkurrierenden Unternehmen bereits nach Studien an 30 bis 50 Patienten die Entscheidung über Phase III-Studien mit Kosten im dreistelligen Millionenbereich träfen – laut Schadendorf nichts viel mehr als „eine Wette, deren Erfolgsquote aber so hoch ist, das es sich offenbar für die Unternehmen rechnet.“ Keilholz verwies darauf, dass nach den initialen T-Zell-aktivierenden PD1/PD-L1-Inhibitoren, neue Targets in Kombinationstherapien in den Fokus der ASCO-Präsentationen gerückt seien, die zusätzlich auch NK-Zellen und die TumorStroma-Interaktion ansprechen.

Blutdiagnostik en vogue Während sich bei Biomarkern zur Auswahl geeigneter Patienten für die mit Jahres­ therapiekosten von durchschnittlich 100.000 Euro teuren Krebsimmuntherapeutika nichts getan habe, gibt es auf dem Gebiet der mit bis zu 200.000 Euro teuren personalisierten Therapien laut Keilholz „signifikanten Fortschritt“. Auf der ASCO stellte die Sysmex Inostics Daten vor, die ihrer Liquid- Biopsy-Plattform Beaming eine 100-fach höhere Sensitivität beim Nachweis von darmkrebsspezifischen DNA-Markern im Blut bescheinigt als anderen Nachweisverfahren. Merck-Partner Biocartis berichtete über eine 97%ige Konkordanz ihres Idylla-ctKRAS Mutation-Tests und des IdyllactNRAS-BRAF-EGFR S492R-Mutationstests. Andere Anbieter wie Genomic Health berichteten über Machbarkeitsstudien bei der Diagnose von Brustkrebs. Zwar wurden von der FDA erstmals weltweit Defekte in der DNAMismatch-Reparatur als Biomarker für die krebsindikationsübergreifende Behandlung mit Pembrolizumab anerkannt, die Zahl der betroffenen Patienten wurde in Chicago aber als übersichtlich bezeichnet.

Prof. Dr. Dirk Schadendorf Direktor der Klinik für Dermatologie des Universitätsklinkums Essen

Studien und ihre Folgen In dem Bestreben, die möglichst beste Kombinationstherapie für hauseigene Krebsimmuntherapeutika mit Blick auf Indikationserweiterungen zu finden, ist indes nicht alles Gold, was – in der Theorie – glänzt. Einige der Kandidaten die in derzeit 765 klinischen Studien weltweit getestet werden (2015: 215 Studien) mussten Federn lassen. Kursrallyes wie bei insgesamt acht US-Biotech-Entwicklern waren aber weder bei deutschen, österreichischen noch Schweizer Unternehmen 59 .

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Prof. Dr. WolfKarsten Hofmann Direktor der III. Medizinischen Klinik, Universitätsmedizin Mannheim

zu verzeichnen. Roches vor drei Jahren mit Pauken und Trompeten geschlossenes und mit 150.000 US-Dollar-Vorauszahlung besiegeltes Bündnis mit New Link Therapeutics fand nach der Präsentation von Phase Ib-Daten auf der ASCO ein jähes Ende. Nur 10% Ansprechen nach kombinierter Gabe von Roches PD-L1-Flaggschiff Tecentriq (Atezolizumab) und New Links IDO-Inhibitor Navoximod (GDC0919) ließ die Baseler die Wette auf den Modulator des Tumormilieus beenden und New Links Börsenkurs um 30% in die Knie gehen. Bereits zuvor hatten die um Verkürzung des Abstandes zu den in Sachen Krebsimmuntherapien führenden Unternehmen MSD (Merck & Co, 268 Studien mit Pembrolizumab) und BMS (Bristol-Myers Squibb, 242 Studien mit Nivolumab) bemühten Baseler eine empfindliche Schlappe einstecken müssen, denn in der Bestätigungsstudie zur beschleunigten Zulassung von Tecentriq (Atezolizumab) bei Blasenkrebs hatte die Monotherapie das Phase III-Studienziel verfehlt. In für Immuntherapeutika schwierigen Indikationen wie dem Multiplen Myelom floppte auch MSDs Vorzeigetherapie Pembrolizumab.

Die Darmstädter Merck, die bescheidene 35 Studien in Chicago vorstellte, erregte indes mit einem potentiellen Milliardendeal mit dem britisch-österreichischen Privatunternehmen F-Star Aufsehen. Nachdem BMS 2016 einen bispezifischen PD1-Her2-Fcab zurückgegeben hatte, sicherten sich die Darmstädter gleich den Zugriff auf vier Kandidaten im Entdeckungsstadium und dem Leitkandidaten FS118, ein Antikörper-ähnlicher PD-L1/LAG-3 Checkpoint-Inhibitor (vgl. Seite 24). Unter den deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmen, die auf der ASCO zahlreiche Wirkstoffkandidaten in früher Entwicklungsphase, also vor dem klinischen Konzeptbeweis, vorstellten, muss besonderes Augenmerk auf die Entwickler epigenetischer DNA-Modulatoren gelegt werden. Nach jüngsten Erkenntnissen fördern die Histon-Deacetlyierungs- und DNA-Methylierungsmodulatoren die massive Bildung und Freisetzung von Tumorneoantigenen (vgl. Interview S. 61) und könnten so den Wirkungskreis der Krebs­immuntherapien maßgeblich erweitern. tg.

Entwicklungsbiologie

Hunger steuert Stammzelldifferenzierung im Hirn HungerXxxx. und Sättigungssignale aus dem Hypothalamus entscheiden darüber, ob und wohin in der sogenannten ventral-subventrikulären Zone ruhende Nervenstammzellen (im Bild weiß) wandern, um zu Zellen des Riechkolbens zu werden. Das berichteten Wissenschaftler um Fiona Dötsch vom Biozentrum der Universität Basel Mitte Juni in S cience (10.1126/science.aal3839). Die Aktvierung läuft über Proopiomelanocortin (POMC)-Neuronen, die je nach Umweltsignal die ventral-anteriore subventrikuläre Zone innervieren und dadurch die Teilung neuronaler Stammzellen vom Nkx2.1+-Typ fördern.

Abb.: Universität Basel, Biozentrum (unten), Universitätsklinik Mannheim

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Krebs

Epigenetik-Schub für Immuntherapie Neue Ergebnisse legen nahe, dass Medikamente, die in Tumorzellen epigenetische Veränderungen ausradieren, die begrenzte Wirksamkeit von Immuntherapien bei Krebs mit wenigen Mutationen entscheidend verbessern könnten. |transkript sprach mit Professor Christoph Plass über den aktuellen Erkenntnisstand.

Abb.: DKFZ (unten)/Promega Corp (oben)

transkript. Im Juni von Ihrer Gruppe vorgestellte Ergebnisse werfen ein völlig neues Licht auf den Mechanismus von DNA-Methyltransferase- und Histondeacetylase-Inhibitoren. Was haben Sie herausgefunden? Plass. Die Ergebnisse, die das Resultat zweier Doktorarbeiten sind, haben uns selbst total überrascht und begeistern uns regelrecht. Denn sie liefern erstmals ein Erklärungsmodell dafür, wie bereits zugelassene Arzneimittel wirken, die epigenetische DNA-Veränderungen aufheben. Kurz und einfach ausgedrückt haben wir genomweit die DNA-Veränderungen untersucht, die Hemmstoffe der DNA-Histon-Deacetylasen und DNAMethyltransferasen hervorrufen. Diese Daten haben wir mit der Initiation der Transkription korreliert. Dabei kam heraus, dass in Tumorzellen nach der Behandlung mit DNA-Methyltransferase- und Histondeacetylase-Inhibitoren tausende untypischer Transkripte von bisher nicht bekannten endogenen Transkriptionsstartpunkten abgelesen werden. Diese bisher weitgehend ignorierten long-terminal repeat-Retrotransposons sind normalerweise stillgelegte DNA-regulatorische Elemente, die vor Millionen von Jahren durch Retroviren in das menschliche Genom gelangt sind. Wir nennen sie TINATs oder treatment induced, not-annotated transcription start sites. Werden die TINATs abgelesen und in Proteinstücke übersetzt, bricht in der Tumorzelle das totale Chaos aus. |transkript. 7–8.2017.

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transkript. Was heißt das genau? Plass. Die Transkripte, die nach Medikamentenbehandlung von den von uns identifizierten rund zweieinhalbtausend TINATs abgelesen werden, tragen durch das Ablesen der retroviralen DNA in der Regel am 5’-Ende veränderte Exons. Sie haben also einen veränderten Leserahmen. Die resultierenden Proteine sind daher potentiell immunogen und könnten dementsprechend eine Immunreaktion fördern. transkript. Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht für Unternehmen, die entsprechende Inhibitoren entwickeln? Plass. Das ist eine gute Nachricht, denn die Krebszellen sterben infolge der massiven, durch die von DNA-Methyltransferase- und Histondeacetylase-Inhibitoren entfesselten Transkription der TINATs ab. Derzeit suchen wir nach Biomarkern, die verlässlich vorhersagen, ob ein Inhibitor eine solche Reaktion in den Krebszellen induziert und daher wirksam ist.

Prof. Dr. Christoph Plass leitet seit 2007 die Abteilung Epigenomik und Krebsrisikofaktoren am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

transkript. Je mutations-, also antigenreicher Tumore sind, desto besser wirken Krebsimmuntherapien. Gibt es Hinweise, dass die epigenetischen Modulatoren den Wirkungskreis von Checkpoint-Inhibitoren erweitern könnten? Welche? 61 .

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Plass. In den USA gibt es bereits die ersten klinischen Untersuchungen, die zeigen, dass die Kombination von Checkpoint-Inhibitoren mit epigenetischen Modulatoren vielversprechend ist. Auch deutsche Unternehmen, wie etwa 4SC, entwickeln Histon-DeactetylaseInhibitoren, deren Potential in der immunonkologischen Kombinationstherapie sich mittels unserer Biomarker ermitteln ließe. transkript. Müssen sich die Unternehmen also nur noch bei Ihnen melden? Plass. Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn der Zulassungsweg läuft ja über Tiermodelle. Unsere Biomarker weisen aber ausschließlich nach, ob die Arzneimittelkandidaten im Menschen wirken. Ob es ähnliche regulatorische Elemente in gängigen Tiermodellen gibt, müsste zunächst nachgewiesen werden und entsprechende PCR-Primer, wie wir sie zum Nachweis im Menschen bereits haben, müssten entwickelt werden. Da ist also einige Vorarbeit zu leisten. transkript. Es wird ja schon lange auf dem Gebiet geforscht. Warum hat es so lange gedauert, bis der von Ihnen beschriebene Mechanismus entdeckt wurde? Plass. Vieles war bereits beschrieben, wurde aber anders interpretiert. Dass repetitive DNASequenzen epigenetisch abgeschaltet sind, ist bereits jahrelang bekannt. Auch ein Schutzmechanismus, der die Transkription in Schach hält, wurde postuliert. Man hat aber nie den Zusammenhang zur epigenetischen Therapie hergestellt. Die synergistischen Effekte von DNA-Methylierungs- und Histon-DeacetylaseInhibitoren wurden bereits 1999 beschrieben, aber im Unwissen darüber, dass es die TINATs

gibt, anders interpretiert. Man nahm stattdessen an, dass durch die Wirkstoffgabe der endogene Promotor eines einzelnen Gens stark aktiviert wird. Die neue Sicht wurde erst durch die Etablierung neuer Assays möglich, die im Rahmen der erwähnten Doktorarbeiten von uns entwickelt wurden. Zunächst konnten wir nachweisen, dass epigenetisch abgeschaltete Gene durch Zugabe von epigenetischen Modulatoren unabhängig vom endogenen Promotor wieder abgelesen werden. In der Folge stellten wir fest, dass genomweit tausende kryptischer Promotoren aktiviert werden. Mit dem CAGE-Assay schließlich konnten wir die Transkriptionsstartpunkte kartieren und zeigen, dass die Wirkung maßgeblich mit der Aktivierung dieser TINATs zusammenhängt. Viele bereits vorhandene Daten lassen sich nun mit diesem Wissen neu interpretieren. transkript. Unterscheiden sich DNA-Methylierungshemmstoffe und Histon-DeacetylaseBlocker in ihrer Wirkung auf die TINATs und hat das Konsequenzen für ihre klinische Anwendung? Plass. Nach der Aktivierung der TINATs durch DNA-Methyltransferase-Inhibitoren ist eine DNA-Hypomethylierung zu beobachten sowie eine Zunahme bestimmter Histonmodifikationen. Was die DNA-Histon-DeactetylaseHemmstoffe betrifft, ist der Mechanismus der TINAT-Aktivierung unbekannt. Wir arbeiten derzeit daran, zu entschlüsseln, wie die inmitten kodierender Sequenzen liegenden TINATs normalerweise in Schach gehalten werden und was sie genau aktiviert. Wir vermuten, dass dies nicht direkt über die Histondeacetylierung, sondern die Modifikation von Transkriptionsfaktoren vermittelt wird.

Plass. Bezüglich des Aktivierungsmechanismus der TINATs haben wir Daten, die Spektakuläres vermuten lassen, aber über die wir natürlich noch nicht sprechen. Wir hoffen sehr, dass diese dazu beitragen, Unterstützung für die Patentierung zu erhalten. Denn das Potential ist groß. Unsere Tests eröffnen erstmals weltweit die Möglichkeit, Patienten zu identifizieren, die auf kombinierte Krebsimmun-/ Epigenetik-Therapien ansprechen. tg.

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Abb.: DKFZ/Schuster

transkript. Sie haben in dieser Richtung doch bestimmt schon einiges auf dem Tisch, oder?

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regionales.

Berlin-Brandenburg

200 Mio. Euro für Produktionsneubauten Drei Jahre nach Baubeginn hat der japanische Arzneimittelhersteller Takeda Pharmaceutical Ltd. Mitte Juni seinen Neubau am Standort Oranienburg eingeweiht. Insgesamt 100 Mio. Euro sind seitens Takeda in das dritte Produktionsmodul in Oranienburg geflossen, das Land Brandenburg förderte den Werksausbau mit 22,5 Mio. Euro. Bis zu 180 neue Arbeitsplätz sollen durch die Expansion geschaffen werden. Innerhalb des Produktionsnetzwerkes des Pharmakonzerns, mit weltweit 23 Standorten, gilt Oranienburg laut Takeda als ein Exzellenz-Zentrum für feste Darreichungsformen. Mittlerweile werden hier knapp 6,2 Milliarden Tabletten und Kapseln produziert. Für Oranienburg rechnet Takeda auch in Zukunft mit einer wachsenden Auslastung. Seit der Errichtung des ersten Werks 1995 ist die Mitarbeiterzahl kontinuierlich auf 766 Beschäftigte gestiegen, knapp 400 Mitarbeiter mehr als zur Eröffnung des zweiten Produktionsmoduls 2005.

tionsstandorte. Neben der Erweiterung in Brandenburg investiert das Unternehmen aktuell auch am baden-württembergischen Standort Singen 100 Mio. Euro in den Bau eines neuen Gebäudes zur Impfstoffproduktion. „Die Standorte Oranienburg und Singen sind von zentraler Bedeutung im weltweiten Produktionsnetzwerk von Takeda“, so Takeda-Präsident Christophe Weber. Die Zahl der in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter erhöhte sich in den vergangenen Jahren auf mehr als 2.000. .

Mit der Übernahme des Pharmaunternehmens Nycomed im Jahr 2011 betreibt Takeda in Deutschland zwei große Produk-

Ministerpräsident Dietmar Woidke, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Takeda-Chef Christophe Weber (r.) bei der Eröffnung.

Nordrhein-Westfalen

Frühphasenfinanzierung im Ruhrgebiet Junge Unternehmen aus der Rhein-Ruhr-Region können auf weitere Finanzierungsoptionen bauen. Ein neuer Frühphasenfonds hält nach Zeichnungsschluss Anfang Juni mehr als 30 Mio. Euro bereit. Finanziert wird der Fonds von insgesamt elf Banken und Industrieunternehmen. Mit Evonik gehört auch ein Unternehmen mit starkem Bezug zu den Life Sciences zu den Geldgebern.

Abb.: Bundesregierung

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Die NRW Bank fungiert mit einem Betrag von 15 Mio. Euro als Ankerinvestor und übernimmt zudem das Fondsmanagement. Konkret soll der Gründerfonds Ruhr technologieorientierte Unternehmen mit starkem Wachstumspotential aus den Bereichen Chemie und neue Werkstoffe, Energie und Industrie, Life Sciences und Gesundheit, Logistik und Handel sowie digitale Wirtschaft unterstützen. „Innovative Jungunternehmen profitieren nicht nur von der finanziellen Unterstützung, sondern auch von der Beratung, dem Know-how sowie dem professionellen Partnernetzwerk von Fondsmanagement und Initiativkreis Ruhr“, so Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW Bank. Dass bereits Anfang Juni mehr als die Wunschsumme zugesagt war, werteten die Macher als Signal für ein hohes Interesse von Seiten der Investoren. .

Sachsen.  Insgesamt 22 Mio. Euro stellt der Freistaat Sachsen für die Errichtung einer Zweigstelle des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Dresden zur Verfügung. Grundsteinlegung war Ende Mai. Von 2019 an soll das NCT die Tumorforschung und die Versorgung von Krebspatienten in Dresden besser verknüpfen. Bayern.  In Würzburg wurde das neue HelmholtzInstitut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) gegründet. Im Fokus steht die Erforschung der Wechselbeziehungen der RNAs von Krankheitserregern und Wirtszellen. Das Zentrum startet mit drei neuen Professuren und drei Nachwuchsgruppen. Wien.  Zum zehnten Mal zeichnete der science2business Award die besten Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft aus. Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs war ein Projekt der TU Wien zum Einsatz von Mykorrhiza-Pilzen in der Landwirtschaft. Baden-Württemberg.  Ende Juni fand das Richtfest für das neue RegioWIN-Technologiezentrum im Technologiepark Tübingen-Reutlingen statt. Auf 3.000m2 bietet der Neubau unter anderem Platz für zwei im vergangenen Jahr prämierte RegioWIN-Leuchtturmprojekte, dem Forschungscampus BioMedTech und dem Nanoanalytikzentrum.

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Datenbanken

Big Data für neue Medikamente

Dr. Thibault Gèoui Senior Director Chemistry & Biomedical Solutions, Elsevier

Trotz hoher Investitionen in moderne Technologien bleibt die Anzahl neu zugelassener Medikamente konstant. Viele Substanzen scheitern in der klinischen Phase, obwohl sie teure Entwicklungsprozesse erfolgreich durchlaufen haben. Es ist daher wichtig, Wirkstoffe mit dem höchsten Potential möglichst frühzeitig zu identifizieren. Um die Auswirkung der Struktur eines Moleküls auf seine Eigenschaften zu bestimmen, sind detaillierte Recherchen notwendig.

Datenquellen früher und heute Schon im 19. Jahrhundert hat der Chemiker Friedrich Beilstein diesen Zusammenhang in seinem „Kompendium der Organischen Chemie“ systematisch dokumentiert. Es beantwortete Fragen wie: Welche Eigenschaften hat das Molekül? Wie kann ich es herstellen? Was passiert, wenn ich eine funktionelle Gruppe ändere? Beilsteins Nachschlagewerk war ein Riesenerfolg: Es

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wurde über hundert Jahre lang immer wieder ergänzt, aktualisiert und neu aufgelegt. Heute können Wissenschaftler Informationsquellen nutzen, die sich Beilstein nicht hätte träumen lassen. Der „Beilstein“ wurde in den 1980er und 90er Jahren mit großer Sorgfalt digitalisiert, um die Struktur und Systematik der Informationen zu erhalten. Für die komplexen Suchabfragen brauchte es aber meist die Hilfe von Experten in der Bibliothek – und oft waren die Datenbanken auch nur dort zugänglich.

Data driven drug development Aktuelle Informationsplattformen sind einfach zu bedienen und liefern Antworten im Bruchteil von Sekunden. Reaxys ist derzeit wohl die modernste Datenbank dieser Art. Sie enthält nicht nur Synthesewege und physikalisch-chemische Substanzeigenschaften, sondern auch Literaturreferenzen

Abb.: iStockphoto.com/ajt (oben), Elsevier (links)

Der Autor

Die Entwicklung neuer Medikamente wird immer anspruchsvoller und Forscher stehen unter einem enormen Druck, Ressourcen effizient einzusetzen und Projektprozesse zu optimieren. Neue Informationssysteme können zu einer besseren Wirkstoffauswahl beitragen.

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und internationale Patente. Außerdem werden Methoden und Ergebnisse aus zehntausenden Publikationen aufbereitet und integriert. Die hohe Qualität und korrekte Annotation der Daten ist dabei entscheidend. Herzstück des Systems sind die Suchalgorithmen, die von erfahrenen Programmierern, Chemikern und Biologen entwickelt wurden. Benötigt ein Anwender beispielsweise eine exportierbare Tabelle mit bestimmten Eigenschaften einer Substanz, so laufen in Sekundenbruchteilen viele komplexe Prozesse ab: die Suchanfrage muss korrekt interpretiert, die relevanten Informationen identifiziert und übersichtlich aufbereitet werden. Transparenz ist dabei entscheidend, um Suchergebnisse besser nachvollziehen und filtern zu können. Jedes Ergebnis enthält daher eine präzise Erläuterung der Suchparameter – etwa basierend auf der Strukturformel, bestimmten Stichworten oder einer Interpretation der Suchabfrage.

Schon vor dem ersten Experiment können so die Wirkstoffkandidaten mit dem höchsten Potential selektiert werden. Als Parameter dienen die Spezifität und Kinetik der Bindung an das Zielprotein, Unterschiede zu Wirkstoffen mit ähnlicher Struktur, aber auch die Pharmakokinetik, -dynamik und mögliche Formulierung der Substanz. Auf diese Weise können Forscher ihre Experimente optimal planen und Duplikate vermeiden. Dieser Ansatz wird „data-driven drug development“ genannt.

Die Zukunft Wirkstoffe werden immer häufiger gezielt für bestimmte Patientengruppen entwickelt, bis hin zur personalisierten Medizin. Auch Erkenntnisse über Expressionsmuster, Epigenetik, Proteinstatus und Metabolomics fließen immer stärker in die Entwicklung ein. In Zukunft werden eine intelligente Recherche und Interpretation dieser vielfältigen Informationen unverzichtbar sein. .

Elektronische Patientenakte: Ein Bundesinstitut sollte steuern

Abb.: Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Würden Sie den Straßenbauämtern die Aufgabe übertragen, Autos zu entwerfen, die auf den Straßen fahren sollen? Sollten also Infrastruktur-Spezialisten auch gleich die Fahrzeuge designen? Kaum jemand wird überhaupt auf die Idee kommen, diese Frage zu stellen. Warum also sollte eine hochspezialisierte Institution, die seit 11 Jahren – mit im Schnitt über 200 Beschäftigten – eine technische Hochsicherheits-IT-Infrastruktur für das deutsche Gesundheitswesen spezifiziert hat, nun auch noch die komplexen Fahrzeuge (= Anwendungen) entwerfen, die auf dieser Infrastruktur fahren (= laufen) sollen? Mal schnell so bis Ende 2018? Ist von der Selbstverwaltung – die sich schon bei technischen Themen mit Kompromissen schwergetan hat – zu erwarten, dass sie für die vielen Fragestellungen bzw. Problemlösungen im Kontext von einrichtungsübergreifenden Akten zeitnah zu Einigungen kommt? In erfolgreichen Ländern mit nationalen eEPA-Plattformen hat die Politik die Gestaltungshoheit übernommen und für eine rasche Umsetzung gesorgt. Für diese für die Zukunft des Gesundheitssystems so wichtige Anwendung braucht es eine spezielle Governance und eine agil agierende Institution, deren Arbeitsergebnisse nicht im Widerstreit der Interessengruppen zerrieben werden. Ein schlagkräftiger Think Tank ist das Gebot der Stunde – eine Organisation, die Partizipation managen kann und in definierten Zeitabschnitten zu praxisorientierten, umsetzbaren sowie auf internationalen Standards basierenden Spezifikationen kommt. Diese Spezifikationen und wohldefinierte organisatorisch-technische Rahmenbedingungen sind dann Grundlage für eine wettbewerbliche Entwicklung und den Betrieb von Akten mit hohem Nutzen für das Gesundheitssystem. Bei dieser Aufgabe voranzukommen, ist auch eine ethische Verpflichtung gegenüber den Patienten. Es ist jetzt an der Zeit, Verantwortung für Technik und Anwendungslogik organisatorisch zu trennen – wie fast überall in der Informatik in allen . Branchen.

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Prof. Dr. Peter Haas Medizininformatik FH Dortmund, Autor der Studie „Einrichtungsübergreifende elektronische Patientenakten als Basis für integrierte patientenzentrierte Behandlungsmanagement-Plattformen“, BertelsmannStiftung 2017

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Trends und Markt

LSR-Branche wächst kontinuierlich Wichtige Themen des Rahmenprogrammes waren Digitalisierung, Big Data und die Vernetzung der Workflows. Die Vorträge des LSR-Spotlight-Forums beschäftigten sich mit Bioinformatik, wissenschaftlichen Einblicken in Tierversuchsalternativen durch 3D-Zellkulturen oder LuSens Assays sowie den Beiträgen der Life-Science-Research-Industrie zur Bekämpfung von weltweiten Infektionserkrankungen.

Wie in den Vorjahren waren Vertreter der Deutschen Messe zu Gast bei der FA LSR und berichteten über den Verlauf der Messe und erste Eindrücke. Nach Aussagen der Organisatoren ist die Neupositionierung der Labvolution als Labortechnikmesse gelungen. Insgesamt konnten 2017 auf 6.500 netto-m2 Hersteller aus 25 Ländern versammelt werden. Nach Berichten der Messe lag der Fachbesucheranteil bei 99 Prozent, der Anteil der internationalen Fachbesucher bei rund 15 Prozent. Das Rahmenprogramm, insbesondere das smartLAB, die User-Foren und das von der FA LSR organisierte Spotlight-Forum, wurden vom Publikum sehr gut angenommen.

Auch die Vertreter der LSR-Unternehmen zeigten sich mit dem neuen Konzept der Labvolution 2017 überwiegend zufrieden. Aus Sicht der teilnehmenden Aussteller wurde die Messeorganisation verbessert. Der Umzug in die Halle 19 und der Messeaufbau wurden ebenfalls positiv bewertet. Das Rahmenprogramm und das verstärkte Marketing vor der Labvolution fanden den Zuspruch der Anwesenden. Sie merkten jedoch an, dass in organisatorischen Punkten (z. B. Ausschilderung der Anfahrt mit dem Auto) Optimierungsbedarf besteht. Außerdem müssten nach wie vor auch die akademischen Kunden als Zielgruppe der Marketingaktivitäten stärker berücksichtigt werden.

Termine

5. Juli 2017, Köln LSR-Aktionstag 30. November 2017, Düsseldorf LSR-Aktionstag

Darüber hinaus wurden die Ergebnisse der LSR-Marktforschung vorgestellt. Demnach entwickelte sich der Markt für die Produkte der Life-Science-Research-Industrie auch 2016 positiv, wie die aktuelle Analyse zeigt (siehe Abb.). Insgesamt stieg der Umsatz um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Inlandsumsatz belief sich 2016 auf 2,1 Mrd. Euro, mehr als 220 Unternehmen belieferten Kunden aus verbundenen Schlüsselindustrien mit Produkten. Während die Inlandsumsätze der Chemie- und Pharma-Branche 2016 rückläufig waren, stieg der Umsatz im Medizingerätemarkt in ähnlichem Ausmaß wie der Umsatz der LSR-Branche. Der Markt für In-vitro-Diagnostika wuchs geringfügig um 0,3 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro. Der größte Umsatzzuwachs konnte für den Bereich Biotechnologie festgestellt werden. Nach Angaben des „Deutschen Biotechnologie-Reports 2017“ (E&Y) wuchs dieser Markt um 6,9 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro, nach Definition des Marktes entsprechend der OECD-Kriterien stieg der Umsatz der ­BIOCOM AG zufolge um 8 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro. Neben Digitalisierung, Big Data und Automation von Workflows bestätigten sich 2017 als Dauerbrenner Themen wie personalisierte Medizin, Tumorforschung und Genome Editing. Der Trend zur zunehmenden Verkürzung der Übergangszeit für Technologien aus der Grundlagenforschung in die angewandte Forschung hält an. . Dr. Robert Haustein (VDGH)

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Abb.: FA LSR

Die Fachabteilung Life Science Research (FA LSR) im Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) traf sich am 17. Mai 2017 auf der Labvolution in Hannover zu ihrer 26. Fachabteilungssitzung. Wichtige Inhalte der Sitzung waren der Austausch mit der Deutschen Messe AG zur deutlichen Neugestaltung der Laborfachmesse Labvolution (früher Biotechnica) sowie die Vorstellung des LSR-Marktumfelds 2016.

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EBDC 2017

Business Development in Heidelberg Die „European Business Development Conference” (EBDC) ist der besondere Netzwerkevent der BIO Deutschland für Entscheidungsträger aus der Pharmaund Biotech-Industrie sowie dem Investment-Sektor. Sie findet in diesem Jahr am 10. und 11. Oktober in Heidelberg statt. Das Konferenzprogramm bietet Symposien, Unternehmenspräsentationen und Impulsvorträge. Außerdem steht One-toone Partnering zur Verfügung. Die Konferenz bringt ausgewählte Business Development Manager von internationalen pharmazeutischen Firmen sowie CEOs und Geschäftsführer europäischer Biotechnologie-Unternehmen und Investoren zusammen. Die diesjährige Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Technologiepark Heidelberg statt. Den Eröffnungsvortrag am ersten Konferenztag hält Paola Casarosa (Corporate Vice President for Business Development

and Licensing, Boehringer Ingelheim). Ebenfalls im Programm sind ein Symposium zum Thema „Advances in Oncology“, eine Podiumsdiskussion, die sich mit „Financing and Business Development for Pharma and Biotech“ beschäftigen wird, sowie Unternehmenspräsentationen. Auch Markus Leyck Dieken (Geschäftsführer Teva) wird an diesem Tag einen Impulsvortrag halten. Christoph Hüls (Head of Merck Group Innovation Strategy, Chief Innovation Officer) leitet den zweiten Konferenztag mit einer Keynote ein. Außerdem bietet das Programm ein Symposium zum Thema „Immunology and Inflammation – How to fight the rise of autoimmune disorders?“ und weitere Unternehmenspräsentationen. Wieder im Programm sind Start-up Pitches in Kooperation mit Science4Life. Erwartet werden unter anderem Referenten von AbbVie, Almirall, Amgen,

DBT 2018

Abb.: © Sera Kurc und Constantin Falk

Paradeplattform für Biotechnologie-Unternehmen Die 9. Deutschen Biotechnologietage (DBT) finden am 18. und 19. April 2018 im Berlin Congress Center | bcc am Alexanderplatz in Berlin statt. Sie sind mit mehr als 800 Teilnehmern die wichtigste Plattform für die deutsche Biotechnologiebranche. Unternehmer, Manager aus Großunternehmen, Professoren, Studenten, Politiker sowie Vertreter der Administration und Medien sind Gäste der Veranstaltung. Neben Plenen bietet das Programm zahlreiche Symposien und Frühstücksrunden zu aktuellen Branchenthemen, wie medizinische Biotechnologie oder Rahmenbedingungen. Der Fokus Bioökonomie liegt auf dem ersten Konferenztag. Am Abend des 18. April sind die Teilnehmer zu einem feierlichen Empfang im Humboldt-Carré eingela|transkript. 7–8.2017.

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den. Schon jetzt gibt es die Möglichkeit, sich einen der begehrten Ausstellungsplätze oder Sponsoringpakete zu sichern. Neben den bekannten Platin-, Gold- und Silbersponsoring-Möglichkeiten gibt es auch wieder eine Reihe von exklusiven Optionen, wie beispielsweise

Termine

18. September 2017, Berlin Mitgliederversammlung 10. und 11. Oktober 2017, Heidelberg EBDC 2017

­ aseLaunch, Boehringer Ingelheim, EMBL B Ventures, EY, Menarini, Merck, Nextech Invest, Selvita und UCB. Unternehmen können sich in einem zehnminütigen Vortrag vorstellen und erhalten fünf Minuten Zeit für Fragen und Antworten. Weitere Informationen, die Möglichkeit zur Anmeldung für eine Präsentation und zur regulären Teilnahme unter www.biodeutschland.org/de/european-businessdevelopment-conference-2017.html. .

Badge-, Lanyard- oder Programmsponsoring. Mehr über die verschiedenen Möglichkeiten, die Veranstaltung zu unterstützen und das eigene Unternehmen auf der nationalen Plattform für die Biotechnologie zu präsentieren, finden sich hier: www.biotechnologietage.de/ de/sponsoring.html. Die Zahl der Ausstellungsplätze ist begrenzt. Es besteht die Möglichkeit, individuelle Pakete zusammenzustellen. Fragen zum Sponsoring beantwortet Matthias Bach (bach@ biodeutschland.org). .

Ausstellung DBT 2017 Convention Center Messe Hannover 67 .

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Konferenzbericht

Proteomic Forum 2017 in Potsdam

Traditionell begann die Konferenz mit dem Educational Day, der das Ziel hatte, grundlegende Proteomtechnologien, analytische Strategien und neueste Entwicklungen vorzustellen. Die Thematik reichte von Click-Chemie und spezifischen Markierungen zur Detektion von Proteininteraktionen über Protein-„Cross-linking“ bis hin zu quantitativen Analysen mit Hilfe von Skyline. Im sich anschließenden von der HUPO (Human Proteome Organization) organisierten Workshop wurde die Präzisionsmedizin speziell zu kardiovaskulären Fragestellungen in den Mittelpunkt gestellt. Der zweite Workshop des Educational Day zu „Top Down Proteomics“ vermittelte einen umfassenden Überblick zu Grundlagen und dem neuesten Stand bei der Identifizierung und Quantifizierung intakter Proteine. Im Verlauf der Konferenz wurden diese einführenden Betrachtungen in einer sehr interaktiven Vortragsreihe vertieft, in der auch detaillierte Fragestellungen zu „Top Down“-Massenspektrometrie diskutiert werden konnten. Parallel zu diesen beiden Workshops erfolgte in der „News Corner“ in Kurzform

die Präsentation neuester Protokolle und Ergebnisse zu unterschiedlichsten Themengebieten und Fragestellungen der Proteomforschung. Auf der Konferenz wurden mit insgesamt 88 Vorträgen alle wichtigen Bereiche der Proteomforschung thematisch abgedeckt. Hochkarätige internationale Redner führten mit Plenarvorträgen in die verschiedenen Themenfelder ein. Ihnen folgten ausgewählte spezifische Beiträge der teilnehmenden Wissenschaftler. So wurde schon in der spannend vorgetragenen „Opening Lecture“ von Jenifer van Eyck der Beitrag der Proteomforschung zu einer für den Patienten maßgeschneiderten Präzisionsmedizin in den Mittelpunkt gestellt. Weitere Vorträge und Posterbeiträge zur Thematik „Human Health“, zu spezifischen multi-Omics-Ansätzen in Proteomanalysen, zur Protein-BiomarkerForschung, zu Wirt-Pathogen-Interaktionen, Antibiotika-Resistenzen und mikrobieller Proteomics unterstrichen auch hier das Bestreben einer Translation dieser spezifischen Omics-Technologie in die klinische Forschung. Daneben wurden neue Entwicklungen in Pflanzen- und Landwirtschafts- sowie mikrobieller Proteomik adressiert. Weitere Schwerpunkte der Tagung stellten die Bedeutung von Proteomanalysen für die Systembiologie, die Charakterisierung von extrazellulären Vesikeln und Proteinsekretion sowie für die Strukturanalyse von

Preisträger gemeinsam mit den Organisatoren des Proteomic Forums 2017

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Termine

30. Juli–5. August, Brixen/Bressanone 11th European Summer School 17.–21. September, Dublin EuPA-/HUPO-Konferenz

Proteinen dar. Außerdem standen auf dem Programm die Themen integrative Omics, Phosphoproteomics, Glycomics und andere posttranslationale Modifikationen bis hin zur Epigenetik. Fragestellungen zu spezifischen Proteomics-Technologien wurden in der oben bereits erwähnten Session zur Analyse intakter Proteine und in einer Vortragsreihe zum MS-basierten Imaging vertieft. In drei umfangreichen Posterausstellungen mit über 200 Beiträgen wurden sowohl die neuesten Ergebnisse in der Proteomforschung von der Anwenderseite präsentiert, als auch von Firmen neue Entwicklungen vorgestellt. Alle ForumTeilnehmer wählten die zwei besten Poster. Sieger wurde Humberto Gonczarowska-Jorge (Leibniz-Institut für analytische Wissenschaften – ISAS – e.V., Dortmund), gefolgt von Daniel Paul Zolg (Technischen Universität München). Eine Industrie-Ausstellung begleitete das wissenschaftliche Programm. 21 Firmen informierten über die neuesten Produkte und Entwicklungen im Bereich Proteomics. Hinzu kamen die gut besuchten Lunch-Seminare verschiedener Unternehmen, die ihre neuesten Entwicklungen in den MS-Technologien und deren Anwendungen vorstellten. Ein besonderes Anliegen der DGPF ist die Förderung von jungen Wissenschaftlern. So wurde Studierenden und Absolventen in einer Carrier Session die Möglichkeit gegeben, mit Firmenvertretern über Anfor-

Abb.: Conventus Congressmanagement und Marketing GmbH

Auf dem Proteomic Forum 2017, das von der Deutschen Gesellschaft für Proteomforschung (DGPF) organisiert wurde und vom 2. bis 5. April auf dem Campus Griebnitzsee der Universität Potsdam stattfand, präsentierten und diskutierten insgesamt 396 Experten aus Wissenschaft und Industrie neue Ergebnisse und Technologieansätze der Proteomforschung.

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derungen und Optionen für Karrierewege zu diskutieren. An der Young Investigator Session nahmen insgesamt 45 Beiträge teil. Von den sechs ausgewählten Präsentationen wurden die Beiträge von Phillip Ihmor (ETH, Zürich; 1. Platz), Martin Winter (DKFZ, Heidelberg; 2. Platz) und Bernhard Blank-Landeshammer (Leibniz-Institut für analytische Wissenschaften – ISAS – e.V., Dortmund; 3. Platz) prämiert. Den Promotionspreis der DGPF erhielten Mathias Wilhelm von der TU München sowie Thilo Muth von der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg für ihre Dissertationen zu den Themen „An in-memory platform for the exploration and analysis of big data in biology“ und „Novel computational methods for the analysis and interpretation of MS/MS data in metaproteomics“. Die Verleihung des Promotionspreises für diese bioinformatisch ausgerichteten Arbeiten unterstreicht die immense Bedeutung der Bioinformatik für die Proteomforschung. Den spezifischen Aspekten zu den Computional OMICs war deshalb auch eine Vortragsreihe gewidmet. Zusätzlich boten erstmals akademische Partner und Firmen zehn bioinformatische Trainingskurse und Workshops an, in denen Einblicke und umfassende Anleitungen zu neuen Auswertestrategien vermittelt wurden. Diese hatten u. a. Software-Lösungen für Analysen komplexer Proteomdaten, Datenprozessierung von „TopDown“ und „Cross-linking“ Experimenten sowie spezifische Fragestellungen zu MALDI-Imaging zum Inhalt. Auf dem Proteomic Forum fand auch die 16. DGPF-Mitgliederversammlung statt, mit der Wahl eines neuen Präsidenten und Vorstands. (vgl. |transkript 6/2017)

Abb.: btS e.V.

Die Vorbereitungen für das Proteomic Forum 2019, das wieder als gemeinsame Tagung mit der EUPA-Konferenz stattfinden wird, haben bereits begonnen. (www. proteomic-forum.de) . Dr. Manuela Gesell Salazar Universitätsmedizin Greifswald |transkript. 7–8.2017.

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btS

Segel setzen – Etablierung der AG Gründung und Support

Vertreter der Nachwuchsgruppe Life Science Hamburg, btS-Bundesvorstand Philipp Schellenberger (3.v.l.) und erste Interessenten für die neue Geschäftsstelle in Hamburg

Auf der Delegiertenversammlung in Uelzen wurde neben der AG Social Media, über die bereits berichtet wurde (vgl. |transkript 4/2017), auch die AG Gründung & Support offiziell im Verein etabliert. Ein Team von btSlern kümmert sich zum einen darum, dass Geschäftsstellen (GS), die in kleineren oder größeren Notlagen stecken, wieder auf Kurs kommen. Außerdem möchte die btS als Verein weiterwachsen und noch mehr Studierenden und Doktoranden die Möglichkeit geben, davon zu profitieren und selbst aktiv zu werden. Daher ist die zweite Aufgabe der AG, neue Standorte zu erschließen. Seit der AG-Gründung floriert der Standort in Regensburg. Mainz hat neuen Schwung bekommen und startet nun gemeinsam mit Bingen durch. Jeder GS in Not steht ein AG-Pate zur Seite, der so lange wie nötig mit Rat und Tat in sämtlichen Situationen unterstützt und bei der Problemlösung hilft. Aktuell werden die Segel gehisst und neue Ufer im hohen Norden erkundet: Die Hansestadt Hamburg, mit drei Universitäten/Hochschulen und vielen Life-Sciences-Studierenden eine wahre Schatztruhe, soll aktiver btS-Standort

werden. Erste Kontakte mit ansässigen Studierenden wurden bereits im November vergangenen Jahres geknüpft. Anschließend startete die Planung eines Werbe-Events für die btS. Zusammen mit der in Hamburg ansässigen Fachschaft Molecular Life Sciences und der Nachwuchsgruppe Life Science Hamburg (jGBM) organisierte Bundesvorstand Philipp Schellenberger im Mai die Vorstellung der btS. Unter großem Andrang der Hamburger Studierenden und Doktoranden machte er Werbung für die Gründung einer btS-Geschäftsstelle im hohen Norden. Viele Interessierte hinterließen ihre Kontaktdaten und trafen sich schon in einem ersten Online-Meeting mit dem Team der AG Gründung & Support. Die nächsten Wochen und Monate werden nun damit verbracht, das btSKnow-how in die Hansestadt zu bringen und Hamburg schrittweise in einen btSStandort zu verwandeln. Wer an Unterstützung des neuen Standortes interessiert ist – als aktiver Studierender/Doktorand oder als Kooperationspartner – kann sich gerne unter support@bts-ev.de melden. In diesem Sinne – Hamburg ahoi! . Kirsten Ullmann, Bundesvorstand 69 .

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personalia.

Gastprofessur.  Der Entdecker des appetitanregenden Hormons Ghrelin, Prof. Dr. Matthias H. Tschöp, Direktor des Helmholtz Diabetes Zentrums sowie Inhaber des Lehrstuhls für Stoffwechselerkrankungen an der TU München, ist in diesem Jahr Rolf Sammet-Gastprofessor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Ablynx.  Markus Ewert wurde Mitte Juni zum Chief Business Officer der belgischen Ablynx ernannt. Im Anschluss an seine Tätigkeit als CEO bei Axxima (1998–2000) und Xerion (2002–2005) war er 2005 zu Novartis gewechselt. Seit 2011 verantwortete der Molekularbiologe den Bereich Business Development bei GE-Healthcare. Wien.  Anfang August übernimmt Chinmay Bhatt die Geschäftsführung bei der Novartis Pharma GmbH in Wien. Er folgt auf George Zarkalis, der in die Konzernzentrale nach Basel wechselt, um dort eine internationale Führungsaufgabe zu übernehmen. Bhatt kommt aus Basel von Novartis Pharmaceuticals.

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Inflarx

Ulrich Dauer wechselt

Nun mit CMO

Der neue Geschäftsführer der Ventaleon GmbH in Gemünden heißt Dr. Ulrich Dauer. Sein Vorgänger, Dr. Gerhard Scheuch, wechselte in den Aufsichtsrat des Unternehmens. Dauer gehörte 1997 zu den Gründern der 4SC AG, die er nach 14 Jahren als CEO aus persönlichen Gründen Ende März 2013 verlassen hatte. Er begann im November 2011 als Ulrich Dauer Chefstratege bei der Activaero GmbH und begleitete deren Übernahme durch die britische Vectura plc. Vor seinem Wechsel zu Ventaleon – einem Spinoff von Activaero – war er seit April 2015 Geschäftsführer der Omeicos Therapeutics GmbH in Berlin. Gegenwärtig bereitet Ventaleon eine zentrale klinische Studie für seinen Wirkstoff gegen Influenza vor – die Technologie ist Dauer aus seiner Zeit bei Activaero gut bekannt. .

Die Inflarx GmbH hat die Position des Chief Medical Officer neu geschaffen und mit Othmar Zenker, seit April 2013 Leiter der klinischen Forschung und Entwicklung bei dem Jenaer Unternehmen, besetzt. Zenker wird weiterhin für die klinischen Entwicklungsprogramme von Inflarx verantwortlich sein. Außerdem wird der Mediziner die Entwicklung der Strategieprogramme zur weiteren Wirkstoffforschung vorantreiben. Zenker war vor dem Wechsel zu Inflarx 13 Jahre lang bei CSL Behring tätig, Othmar Zenker zuletzt als Global Therapeutic Area Head Immunologie. Davor arbeitete er in der klinischen Entwicklung bei Wyeth Pharma. .

Sygnis

Ohne Doppelspitze Die Doppelspitze bei der deutsch-spanischen Sygnis AG hat ausgedient: Dr. Heikki Lanckriet, bisher Co-CEO, ist seit Anfang Juli alleiniger CEO des Unternehmens und übernimmt ebenfalls die Aufgaben des Chief Scientific Officer. Seine Vorstandskollegin, Pilar de la Huerta, wird das Unternehmen verlassen und als CEO zur spanischen Antibioticós de León wechseln. Sie bleibt jedoch Aufsichtsratsmitglied von Sygnis. Mit ihr wurde der erfahrene Finanz- und Biotech-Manager Peter Heikki Lanckriet Llewellyn-Davies in das Gremium berufen. Er übernimmt die Leitung des Audit-Komitees. Davies war zwischen 2006 und 2012 Finanzvorstand der Wilex AG und wechselte anschließend in gleicher Position zu Medigene. .

ZEF

Vom Papst berufen In den nächsten fünf Jahren wird Prof. Dr. Joachim von Braun als Präsident die Päpstliche Akademie der Wissenschaften leiten. Er folgte damit auf den Schweizer Biologen und Nobelpreisträger Werner Arber. Die Akademie wurde 1603 gegründet und 1936 reformiert. Zu ihren Mitgliedern gehören 80 weltweit renommierte Wissenschaftler, unter ihnen Nobelpreisträger. Der renommierte Agrarökonom von Braun, Joachim von Braun Direktor am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) und Professor für wirtschaftlichen und technologischen Wandel an der Universität Bonn, ist seit 2012 Akademiemitglied. Als besondere Herausforderung sieht der Co-Vorsitzende des deutschen Bioökonomierates und Vizepräsident der Welthungerhilfe den Zusammenhang von Armut, Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der Welt auf der einen Seite und auf der anderen die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen. Dafür müssten neue Lösungen gefunden werden. .

Abb.: Ventaleon/Sygnis/Inflarx/ZEF

VDGH.  Matthias Borst (Becton Dickinson GmbH) bleibt in den kommenden zwei Jahren Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Diagnostica-Industrie e.V. (VDGH) – so lautet das Ergebnis der turnusgemäßen Wahlen, die Ende Mai beim VDGH stattfanden.

Ventaleon

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Termine.

11.7.17 Drittmitteleinwerbung und -verwaltung, Bonn Info: Dr. phil Ulrich Josten, Deutscher Hochschulverband www.hochschulverband.de/629.html

14.7.17 Bioactive Peptides and Proteins, Tübingen Info: Prof. Dr. Wolfgang Voelter, Interfakultäres Institut für Biochemie www.ifib.uni-tuebingen.de/news/events.html

16.–19.7.17 Summerschool Biotransformations 2017, Hannover Info: Nicola Gruß, Dechema-Forschungsinstitut, http://dechema-dfi.de/biotransformations.html

17.–18.7.17 12 th International Congress on Microbial Interaction and Applications of Beneficial Microbes, München Info: Conferenceseries Ltd, http://microbialinteraction. conferenceseries.com/

10.–13.9.17

CPhI Worldwide mit ICSE, Innopack, P-MEC und FDF Auf der diesjährigen CPhI Worldwide treffen sich vom 24. bis 26. Oktober in Frankfur t am Main die Ver treter der internationalen Pharmabranche zum Austausch über die neuesten Trends. Mit ihren Co-Events ICSE, InnoPack, P-MEC und FDF sind alle Bereiche des Pharmamark tes unter einem Dach vereint. www.cphi.com

Basel Life Science Week & MipTec 2017, Basel Info: Congress Secretariat Basel Life, www.basellife.org

11.–13.9.17 5th Annual Conference of the German Stem cell Network, Jena Info: Deutsches Stammzellnetzwerk, www.gscn.org/Conferences/2017/ Home.aspx

12.–13.9.17 2nd International Bioeconomy Congress, Stuttgart-Hohenheim Info: BioPro/Universität Hohenheim, www.bioeconomy-congress.de

13.–16.9.17 EMBO|EMBL Symposium: The Non-Coding Genome, Heidelberg Info: European Molecular Biology Laboratorium - EMBL, www.embo-embl-symposia.org

6.–10.8.17 10 th Biomedical Transporters Conference 2017, Lugano (CH) Info: Bioparadigms.org, www.bioparadigms.org/ biomedical17/17_neu.html

BIO-Europe 2017 in Berlin

23.8.17 Bioökonomie in Hessen – Nachhaltiges Wirtschaften durch bioökonomische Prozesse und Verfahren, Frankfurt am Main Info: Hessen Trade & Invest GmbH, www.hessen-biotech.de/biooekonomie

23.8.17 LAB-SUPPLY 2017, Dresden Info: Zillger & Müller GbR, www.lab-supply.info

Partnering auf der BioPharm America Die 10. BioPharm America lädt am 26. und 27. September nach Boston ein. Erneut tref fen sich Führungskräf te von Biotech- und Pharmaunternehmen jeglicher Größe sowie von Forschungsinstitutionen und Wagniskapital-Anbieter n aus aller Wel t, um gemeinsam Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. www.ebdgroup.com

5.–6.9.17 15. SCC Small Cap Conference, Frankfurt am Main Info: Ulf Mayer, DVFA, www.dvfa.de

Europas größte Partneringkonferenz findet vom 6. bis 8. November in Berlin statt. Auf der BIO-Europe treffen sich zweimal jährlich Entscheidungsträger aus Biotechnologie, Pharma und Finanzen mit Vertretern aufstrebender Unternehmen. Auf dem Programm Oneto-one-Meetings, wissenschaftliche Vorträge und Workshops. www.ebdgroup.com

5.–6.9.17 Kostenschätzung, Frankfurt am Main Info: Nicola Gruß, Dechema-Forschungsinstitut, http://dechema-dfi.de/CostEngineering.html

6.–10.9.17 EMBO Conference: Protein Synthesis and Translational Control, Heidelberg Info: European Molecular Biology Laboratorium - EMBL www.embl.de

6.–8.9.17

Abb.: EBD Group (2x)/CPhI

How dead is dead? – 5th Conference on Exploring the Edge of Bacterial Life, Wien (AT) Info: Nina Strasser, Österreichische Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin ÖGHMP, http://oeghmp.at/events/hdid2017/

7.–8.9.17 8. Symposium Industrielle Zelltechnik, Lübeck Info: Dr. Sandra Schumann, Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik EMB, http://www.industrielle-zelltechnik.de

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15.9.17 Pharmakovigilanz während und nach der Zulassung – was man wirklich braucht, Frankfurt am Main Info: DGPharMed, www.dgpharmed.de

24.–27.9.17 GBM-Herbsttagung – Molecular Basis of Life, Bochum Info: GBM, www.molecular-basis-of-life.org

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29.06.2017 13:34:33 Uhr


service.

index Das Magazin |transkript erscheint monatlich (mit zwei Doppelausgaben pro Jahr) im Verlag der BIOCOM AG Lützowstraße 33–36 10785 Berlin | Germany Tel.: 030 / 26 49 21-0 Fax: 030 / 26 49 21-11 E-Mail: transkript@biocom.de Internet: www.biocom.de Herausgeber: Dipl.-Biol. Andreas Mietzsch Redaktion: Dipl.-Biol. Thomas Gabrielczyk Maren Kühr, Dr. Martin Laqua (V.i.S.d.P.) Helene Märzhäuser Anzeigen: Oliver Schnell, Christian Böhm, Marco Fegers, Andreas Macht Tel.: 030/264921-45, -49, -56, -54 Vertrieb: Marcus Laschke Tel.: 030/264921-48 Design: Oliver-Sven Reblin Herstellung: Benjamin Röbig Druck: H. Heenemann GmbH & Co. KG 12103 Berlin 23. Jahrgang 2017 Hervorgegangen aus BioTechnologie Das Nachrichten-Magazin (1986–88) und BioEngineering (1988–94) ISSN 1435-5272 Postvertriebsstück A 49017 |transkript ist nur im Abonnement beim BIOCOM-Verlag erhältlich. Der Jahresbezugspreis beträgt für Firmen und Institutionen 186 €, für Privatpersonen 94 € und für Studenten unter Vorlage einer gültigen Immatrikulationsbescheinigung 48 €, jeweils inkl. Mwst. und Porto. Auslandstarife auf Anfrage. Eine Abo-Bestellung kann innerhalb von zwei Wochen bei der BIOCOM AG schriftlich widerrufen werden. Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr und verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, falls es nicht spätestens sechs Wochen vor Ablauf gekündigt wird. Bei Nichtlieferung aus Gründen, die nicht vom Verlag zu vertreten sind, besteht kein Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung vorausbezahlter Bezugsgelder. Gerichtsstand, Erfüllungs- und Zahlungsort ist Berlin. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen in der inhaltlichen Verantwortung der Autoren. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung darf kein Teil in irgendeiner Form reproduziert oder mit elektronischen Systemen verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Unternehmen

Seite

A Ablynx 70 Actelion Ltd. 7 Activaero GmbH 70 Aglaia Biomedical Ventures B.V. 20 aidCURE 71 Alcontrol XII Alpla Werke Alwin Lehner 6 Altana Pharma AG 12 Amgen Inc. 12 AMSilk GmbH 22 Analytical Bioventures SCA 11 Analytik Jena AG VIII AstraZeneca XXI Avantium Life Sciences BV 6 Axel Semrau GmbH & Co. KG XVII Axxima AG 70 B B.Braun Biotech Int. GmbH 12 Bain & Company 7 BASF SE 6, 12 Baxalta 6 Bayer AG 22 Beckman Coulter LS XXIV, XVI Becton Dickinson GmbH 70 BGI 9 BI X 19 Biocartis SA 59 BIOCOM AG 5, 16, 17, 66, U3 Biogeneration Ventures 20 Boehmert & Boehmert 53 Boehringer Ingelheim GmbH 12, 19 Brain AG 24 Bristol-Myers Squibb 24, 59, 60 C Captain T Cell 71 Careventures 14 Cegat GmbH 9 CEM GmbH 20, XVIII, 63 Centogene AG 14, 15 CIC Capital 14 Cinven Ltd. 7, XII co.don AG 24 Covestro Deutschland AG 22 Credit Mutuel 14 CrystalsFirst GmbH 71 CureVac GmbH 20 D Deloitte 53 Deutsche Messe AG 66 Dispendix GmbH XI, XV DNAVision SA 9 DPE Deutsche Private Equity 14 Drifton A/S III DyNabind GmbH 71 Dynamify GmbH 19 DZ Bank AG 25

Titelbild: Holger/fotolia.com

E Eckert & ZIegler AG 18 Eckert LS Accelerator GmbH 21 Elsevier B.V. 15, 64 Epigenomics AG 6 Eppendorf Vertrieb D GmbH XXIII EQT Partners 6 Eurofins Medigenomix GmbH 8, 9 Eurofins Scientific 8, 9, 10, 11 EUROIMMUN Med. Labordiag. 16 Evonik AG 12, 63 Evotec AG 20

© BIOCOM AG ® BIOCOM ist eine geschützte Marke der BIOCOM AG, Berlin

F f-star Biotechnology GmbH 24, 60 fasciotens GmbH 71

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Ferrosens 71 FGK Clinical Research GmbH 21 First Berlin Equity Research 25 Fördergesellschaft IZB 13, 19 Fresenius AG 25 G Gamma-Service-Gruppe 18 GATC Biotech AG 8, 9, 10, 11 GE-Healthcare 70 Genomic Health 59 GenSearch Consulting U2 GeSIM XII, XX Gilson Inc XI Gruschwitz Textilwerke AG 22 H Heidelberg Pharma AG High Tech Gründerfonds HMW Innovations AG

23 3, 12 U4

I IIBB Beteiligungsgesellschaft 21 IBM Watson 25 Idorsia Ltd. 7 InflaRx GmbH 70 infoteam Software AG VI, XVII Infrasolid GmbH 71 INSA 55 IntegraGen SA 9 Inthera Bioscience AG 20 Inveox GmbH 71 Ionctura SA 7 J/K Johnson & Johnson JSC Valenta Pharmaceuticals KfW Bankengruppe

7 21 12

L Labco XII LANXESS Deutschland GmbH 12 Leuze electronic GmbH + Co. KG VII LifeCodexx AG 9, 10 Loxo Oncology 58 M Macrogen Medicxi Medigene AG Merck & Co

9 20 57, 70 59, 60

Novo Seeds NRW Bank NürnbergMesse GmbH Nycomed GmbH

20 63 IX, XIX 63

O/P Omeicos Therapeutics 20, 70 Organix 71 Otto Bock Healthcare GmbH 6 PerkinElmer (LAS) Germany 16, II Pfizer 12, 13, XXI Provirex 71 PWC 25 Q/R Qiagen NV 12, 24 Roche AG 23, 25, 60 Rodos BioTarget GmbH 21 Roquette Freres SA 24 Roslin Cells Ltd 13 S Sächsische Aufbaubank 21 Samsung Bioepis 12 Sandoz AG 12 SAP AG 25 Sarstedt AG & Co XVIII Sartorius AG 25 Schnee Research 25 Shire plc 6 Signatope GmbH V Sloning BioTechnology GmbH 12 STADA Arzneimittel AG 7 STRATEC Molecular GmbH XVIII Sygnis AG 70 Synlab International GmbH XII Synvina 6 Sysmex Inostics GmbH 59 T Takeda Pharmaceuticals 23, 63 Tecan Deutschland GmbH X Tecan Group Schweiz XIII terraplasma GmbH 19 Terraplasma Medical GmbH 19 Themis Bioscience AG 13 Thermo Fisher Scientific XXI Tolerogenixx GmbH V Trokamed GmbH 18 Tubulis Technologies 71 TVM Capital 14

Abonnement! transkript.de/zeitschrift/abonnieren.html Merck KGaA 7, 13, 24 Merck Ventures 20 Microsynth AG 9 Miele & Cie. KG 18 miRdetect GmbH 71 MorphoSys AG 12, 25 Myelo Therapeutics GmbH 21 N Nestec SA New Link Therapeutics NMI TT GmbH nova-institut GmbH Novartis AG Novo Nordisk

6 60 20 6 20, 70 XII

V Valneva SA Ventaleon GmbH Verily Life Sciences Viratherapeutics GmbH W Wacker Biotech GmbH Wilex AG X–Z Xerion Pharmaceuticals AG Ypsomed AG Zürcher Kantonalbank

25 70 20 12 12 23, 70 70 25 25

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30.06.2017 12:48:05 Uhr


PREISE.

Malaria

Europäischer Erfinderpreis Prof. Dr. Oliver Hayden entwickelte mit seinem Kollegen Jan van den Boogaart den ersten automatisierten Blutschnelltest, der mit einer Sicherheit von 97 Prozent eine Malaria-Infektion diagnostizieren kann. Dafür erhielten die beiden Forscher Mitte Juni den Europäischen Erfinderpreis des Europäischen Oliver Hayden Patentamtes. Der Österreicher Hayden lehrt seit Juni dieses Jahres an der Technischen Universität München auf dem Gebiet Biomedizinische Elektronik. Zuvor war er Leiter der In-vitro-Diagnostics and Bioscience-Entwicklung von Siemens Jan v. d. Boogaart Healthineers in Erlangen. Boogaart arbeitet für Siemens Healthineers in Den Haag. Die Forscher identifizierten

30 Blutparameter, die bei Malaria verändert sind und entwickelten einen Algorithmus, den Bluttest-Geräte lesen können. Nun will das österreichisch-niederländische Team dieses Nachweissystem für andere Krankheiten weiterentwickeln. . BioVaria

Spin-off Awards Auf der diesjährigen BioVaria Ende Mai in München stellten nicht nur renommierte Wissenschaftler und ihre TechtransferPartner ihre zukunftsweisenden Projekte vor, um mögliche künftige Partner aus der Industrie und Investoren zu finden. In diesem Jahr fand auch ein erweitertes Spin-off Panel statt, an dem sich zehn ausgewählte Projekte beteiligten. Besonders überzeugen konnten hierbei die Berliner Captain T Cell mit ihrem neuartigen Ansatz zur Immuntherapie von Krebs und Provirex aus Hamburg mit einem bahnbrechenden Therapieansatz für HIV-Infektionen. Beide Teams erhalten Tickets für das 17. Annual Biotech in Europe Forum for Global Partnering & Investment Ende September in Basel, die Berliner dazu noch 1.000 Euro Preisgeld. .

Science4Life Venture Cup 2017

Abb.: Europäisches Patentamt

Gewonnen hat aidcure! Das Gewinnerteam des diesjährigen Science4Life Venture Cup heißt aidcure. Die Frankfurter setzten sich bei der Abschlussprämierung Ende Juni in Wiesbaden gegen eine Konkurrenz von 528 Teilnehmern durch – eine Rekordzahl bei dem Businessplanwettbewerb. Aidcure überzeugte mit einer neuartigen Therapie zur Heilung chronischer Gelenkentzündungen auf Basis eines personalisierten Immuntherapeutikums. Dafür soll das fehlprogrammierte Immunsystem der betroffenen Patienten „zurückgesetzt“ werden. Die Entwicklung ist so weit gediehen, dass nun die klinische Prüfung am Menschen vorbereitet werden kann. Das Preisgeld beträgt 25.000 Euro. Auf den Plätzen folgten die bayerische inveox GmbH (10.000 Euro für vollautomatisierte Laborabläufe von der Entnahme des Gewebes bis zur Auswertung), die Kölner fasciotens® GmbH (5.000 Euro für ein |transkript. 7–8.2017.

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Gerät zur Wiederverschließbarkeit des Bauches nach einer Operation, ohne dass innere Organe geschädigt werden), Tubulis Technologies aus Berlin und München (3.000 Euro für einen „molekularen Kleber“ zur Stabilisierung von Antibody Drug Conjugates) und Ferrosens (3.000 Euro für ein patentiertes Gerät zur nichtinvasiven Eisenmangelmessung), ebenfalls aus München. Die Plätze sechs bis zehn belegten CrystalsFirst (Marburg), DyNabind GmbH, Infrasolid GmbH (beide Dresden), miRdetect GmbH (Bremen) und Organix (Jena). Sie alle erhielten ein Preisgeld in Höhe von je 2.000 Euro. Die nächste Wettbewerbsrunde beginnt am 1. September 2017. Interessierte Teams aus Forschungsinstituten und Universitäten mit Geschäftsideen auf den Gebieten Life Sciences, Chemie und Energie sind eingeladen, sich zu beteiligen. Weitere Informationen unter www.science4life.de. .

Microbiome Award.  Noch bis zum 14. August 2017 können sich Wissenschaftler aus dem Bereich Mikrobiom-Forschung um den Microbiome Award 2017 bewerben (www.mobio.com/ application). Die Gewinner werden Anfang Oktober bekanntgegeben. Auf sie warten Produkte und Services der Qiagen N.V. im Wert von insgesamt 65.000 US-Dollar. Schlaf.  Prof. Dr. Matias Zurbriggen und seine Kollegen können sich über eine Förderung ihrer Forschung zu bisher unbekannten Funktionen des Schlafes in Höhe von 1,35 Mio. USDollar freuen. Die Wissenschaftler vom Institut für synthetische Biologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf erhalten das Geld im Rahmen des internationalen Human Frontier Science-Programmes. DIfE.  Dr. Kathrin Ohla erhielt im Juni die mit 10.000 US-Dollar dotierte Dupont Nutrition & Health Science Excellence-Medaille 2017. Ohla leitet die Nachwuchsgruppe für Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke und wurde ausgezeichnet für ihre herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Geschmacksforschung und der multisensorischen Nahrungswahrnehmung.

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29.06.2017 13:37:21 Uhr


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Mio. Tonnen Plastikmßll gelangen jährlich weltweit der Stiftung The Ocean Cleanup zufolge ßber Flßsse in die Ozeane.

Nach einer kurzen Sommerpause stellt |transkript im kommenden Biosimilar-Spezial die spannendsten Themen rund um Modular Facilities, flexibles Manufacturing, Zell- und Prozessentwicklung sowie Analytik und Prozesssensorik auf dem Biosimilar-Markt vor. Die neunte Ausgabe des Jahres erscheint am 31. August 2017. Der Anzeigenschluss fĂźr |transkript 9/17 ist am 14. August .

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Forscher der TU MĂźnchen entwickelten eine frei verfĂźgbare Korrektursoftware (BaSiC), um Zellen mikroskopisch ohne HintergrundstĂśrungen beobachten zu kĂśnnen. Hier: das korrigierte Mosaikbild eines Maushirn-Schnittes (NAT. COM. / doi: 10.1038/ncomms14836).

Medizin

Biologie

Pflaster aus dem Meer

Das Geheimnis liegt in den Zehen

Verbrannte Haut bildet einen idealen Nährboden fßr Bakterien und Keime. Eine ungewÜhnliche Methode fßr eine verbesserte Wundheilung wenden brasilianische Wissenschaftler am Dr. Jose Frota-Institut in Fortaleza an. Sie behandeln Brandwunden mit der Haut von Tilapia-Buntbarschen. Diese werden fßr die brasilianische Studie extra gezßchtet. Bevor ihre Haut auf die Wunden der Brandopfer gelangt, wird sie desinfiziert. Die aufgelegte Fischhaut

Fast ihr gesamtes Leben verbringen Zecken hungernd auf Gräsern und Sträuchern. Wie die Blutsauger es schaffen, sich an so unterschiedlichen Materialien und Oberflächen wie Pflanzenteilen, Haut oder Haaren festzuhalten, haben Dresdener Wissenschaftler herausgefunden (J. OF EXPER. BIOL., doi: 10.1242/ jeb.152942). Die Zecken nutzen dafĂźr das Protein Resilin, welches auch – anders als bisher angenommen – in den Krallen der Tiere vorliegt. Als einzige nicht-haftende Oberfläche fĂźr Zecken identifizierten die Forscher mikroraue Kunstharzoberflächen. . Epigenetik

Abwarten und Tee trinken

helfe beim Heilungs- und Vernarbungsprozess und vermeide FlĂźssigkeitsverlust sowie den Eintrag von Keimen, so die Mediziner. Auf antibakterielle Wundsalben und Schmerzmittel kĂśnne bei dieser natĂźrlichen Behandlung oftmals ganz verzichtet werden. Getestet wurde die Wundauflage bisher an rund 30 Patienten. Derzeit nehmen weitere 58 Patienten freiwillig an der brasilianischen Studie teil. .

Die lindernde Wirkung bei Halsschmerzen ist längst nicht alles, was Tee in unserem KÜrper verursachen kann. Schwedische Forscher haben nun herausgefunden, dass Tee trinken bei Frauen zu genetischen Veränderungen in insgesamt 28 Genregionen fßhren kann (H UM . M OL . G ENET ., 10.1093/hmg/ ddx194). Bei Männern finden keine epigenetischen Modifikationen statt. In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler insgesamt 3.000 DNA-Proben. .

Abb.: Tingying Peng, TU MĂźnchen (HMGU), Pixabay (unten)

„Bioprodukte dĂźrfen kĂźnftig ganz offiziell gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten. Was neu erscheint, ist eigentlich ein alter Hut. Neu dagegen: Der Schwellenwert wird auf 0,9% GVO-Anteil festgeschrieben und kĂśnnte nun als ‚Schadengrenze‘ im Gentechnikgesetz gelten.“ .

|transkript. 7-8.2017.

29.06.2017 13:41:03 Uhr


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Picture: Dimitar Marinov / fotolia.com

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2 March 2018, Berlin, Germany Over it’s ten year’s history, the Berlin Conference has become a must-attend event for Life Science decision makers, business developers, investors and legal experts. The 11th conference will explore the exciting market for the development of novel antimicrobials and AMR diagnostics. › › › › › ›

Antimicrobial Market – Industry overview, SME engagement & financial insights Technology Perspective – New approaches to efficiently combat antimicrobial resistance Diagnostic Challenge – Promising molecular methods of detecting multiple drug resistance Legal Environment & Reimbursement – The challenges of bringing antimicrobials to the market R&D Trends – Research and development beyond antibiotics & public-private partnerships Start-up Pitch – Investor talk & new business models in the field of therapeutics and diagnostics

More information: www.berlin-conferences.com

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European Biotechnology NET WORK

Organisation: BIOCOM AG | Lützowstraße 33–36 | 10785 Berlin events@biocom.de | Tel. +49 (0)30 264921-53 | Fax +49 (0)30 264921-66

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