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Street Talk
sTreeT TAlk
Wir Fragen, 10 ethische antWorten.
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inTervieW und Bild
leonie stieber UnD Florian JaUk
Fanny,
21, Musikstudentin
»Ich esse sogar mehr Fleisch, weil es leicht zuzubereiten ist und ich als Studentin wenig Zeit zu kochen und für den Kauf frischer Lebensmittel habe. Ich habe lange vegetarisch gelebt, durch meine Blutwerte kam ich wieder dazu, Fleisch zu essen. Wenn ich Fleisch kaufe, greife ich zu Produkten, bei denen ich glaube, dass das Tier besser behandelt wurde. Prinzipiell achte ich im Supermarkt auf Gütesiegel, und ich habe um die Ecke einen Fleischhauer, bei dem das Fleisch von einem Bauernhof kommt.«
miriam,
21, Wirtschaftsrechtsstudentin
»Durch Corona habe ich weniger Fleisch gegessen. Zuhause bei meinen Eltern ist die Konversation aufgekommen, ob wir jetzt weniger Fleisch essen sollen. Und das ziehen wir alle relativ gut durch. Nur als ich ausgezogen bin, ist mein Fleischkonsum zuerst wieder etwas mehr geworden, eben weil Fleisch einfach zu kochen und billiger ist. Meine Versuche, lokal zu kaufen, haben dazu geführt, meinen Fleischkonsum nochmals zu hinterfragen. Dazu kommt, dass mir Fleisch nicht mehr wahnsinnig gut schmeckt. Die Pandemie hat Gespräche über Fleischkonsum, denke ich, verstärkt.«
alBert,
67, Pensionist
»Ich lebe seit 40 Jahren vegetarisch. Damals habe ich nicht so viel darüber nachgedacht, es hat mir einfach gutgetan. Aber je mehr man jetzt hört, umso wohler fühle ich mich damit. Den Zusammenhang zwischen Viren und Massentierhaltung gibt es jedenfalls. Man weiß, dass die von Tieren übergesprungen sind. Wenn man sieht, wie es in den Fabriken zugeht … das ist ja so was von grausig. Dass der Mensch nicht gesund sein kann, wenn die Umwelt krank ist, liegt auf der Hand. Wenn die Menschen weniger Fleisch essen würden, könnte sich die Umwelt erholen und es wäre für alle genug da. Bio ist mir bei allem wichtig, aber regionales Bio. Ich will Biosachen, die aus der Umgebung kommen.«
simOn,
25, Student der Sozialen Arbeit
»Mein Fleischkonsum hat sich während der Pandemie verändert. Vor allem, weil ich viel mehr selber koche und nicht gerne Fleisch angreife. Seit Corona esse ich nur noch einmal pro Woche Fleisch. Und da auch wirklich nur Biofleisch. Ich glaube, dass sich das in Zukunft bei
mir noch weiter ändern wird, vielleicht werde ich sogar Vegetarier. Ich denke aber, für die Mehrheit der Menschen ist kein Zusammenhang zwischen der Pandemie und Fleischkonsum erkennbar. Bei den Leuten herrscht im Kontext Massentierhaltung und Krankheiten ein »Wurschtigkeitsgefühl«. Der Großteil der Menschen wird weiterhin Billigfleisch kaufen und die, die sich davor schon anders verhalten haben, fühlen sich bestätigt. Es sind grundlegende Strukturen, die geändert werden müssen, KonsumentInnen haben da nicht so einen großen Einfluss. Und Fleisch ist billig zu haben. Die Preise sind ein Witz, die kann es eigentlich gar nicht geben.«
eJiOFOr,
35, Elektriker
»Ich sage mir immer: Fleisch ist nicht da, um gegessen zu werden. Ich esse auch Fleisch, aber denke mir manchmal, das ist nicht richtig. Es ist schwer, aufzuhören. Ich glaube, 80 Prozent der Leute wissen, dass es schlecht ist, aber es ist ihnen egal. Jeder weiß, dass die Pandemie vom Fleisch kommt. Weil es die Wissenschaft sagt. Ich versuche, aufzuhören, Fleisch zu essen, aber es ist schwierig, weil ich den Geschmack mag. Ob Bio oder nicht, zählt für mich nicht. Fleisch ist Fleisch.«
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christine,
72, Pensionistin
»Mein Fleischkonsum hat sich seit der Krise nicht verändert. Ich komme aus einem Dorf in Kärnten, wo wir unsere FleischlieferantInnen haben und unser frisches Fleisch. Ich bin eher eine Fleisch-Mitesserin. Mein Mann isst viel und gerne Fleisch, wenn ich alleine bin, esse ich kein Fleisch. Wenn ich in Wien bin, esse ich weniger Fleisch, und wenn, dann kaufe ich Biohendl. Um hier nicht einkaufen gehen zu müssen, habe ich Gemüse mitgenommen. Ich glaube an keinen Zusammenhang zwischen Tierhaltung und der Pandemie. Für den ländlichen Bereich, in dem ich zuhause bin, kann ich sagen: Die, die FleischesserInnen waren, sind’s geblieben. Es wurde allgemein mehr zuhause gekocht, was weniger gegessen wird, ist Fast Food. Das ist gut. Aber wenn in einer Familie beide Eltern arbeiten gehen müssen, ist das Biokochen oft finanziell und zeitlich nicht möglich. Momentan sind die Billigproduktion und die Lobby dahinter zu mächtig.«
nOra,
24, Studentin
»Ich lebe seit anderthalb Jahren vegan. Ich seh’s aber in meiner Familie: Einer meiner Brüder ist jetzt durch die Pandemie Vegetarier geworden. Einfach, weil er Zeit hatte, sich Dokus anzuschauen, und weil wir mehr Zeit hatten, darüber zu reden. Meine Eltern essen jetzt auch viel weniger Fleisch. Für mich würde es nie infrage kommen, Fleisch zu essen, weil es immer darauf hinausläuft, dass ein Tier sein Leben wegen mir in Gefangenschaft verbringt. Ob es nun ein schönes Leben in Gefangenschaft hat oder nicht. Ich vermisse es tatsächlich auch gar nicht.
Ich sehe auch einen Zusammenhang zwischen Tierhaltung und dem Coronavirus. Das kann ja nicht anders kommen, wenn man bedenkt, wie eng die Tiere nebeneinander leben, und man sieht, wie schmutzig es ist. Weniger Fleisch wäre, glaub ich, für jede und jeden gut. Wichtig ist, dass es individuell zum Lebensstil passt und man glücklich ist mit der eigenen Ernährung.«
taBea,
24, Studentin
»Ich esse gar kein Fleisch, aber Fisch. In der Pandemie hab ich mehr gekocht. Ich sehe auf jeden Fall einen Zusammenhang zwischen Viren und Fleischproduktion. Das ist ja ein bekannter Fakt und wird sichtbar bei Antibiotikaresistenzen in Deutschland oder auch an Beispielen wie der Vogelgrippe. Wenn ich Fleisch essen würde, wäre mir Bio wichtig. Da würde ich nur solches Fleisch essen und keinen betrunkenen Döner. Ich bin eigentlich schon immer Vegetarierin, wie meine ganze Familie. Ab und zu essen wir eben Fisch.«
rOland,
24, Student
»Die Pandemie hat meinen Fleischkonsum nicht großartig verändert. Ich esse fast ausschließlich Biofleisch, je nach Saison auch Wild. Ich habe vor Corona ungefähr fünfmal die Woche selbst gekocht, jetzt jeden Tag. Das Wohl der Tiere ist ein Grund, warum mir Bio wichtig ist. Solange ich mir das leisten kann, ist das selbstverständlich. Wenn ich in den Supermarkt gehe, graust es mir vor den meisten Produkten. Es gibt meistens ein Biohenderl, das ist dann auch schon vormittags ausverkauft. Somit esse ich eher Gemüse, sonntags dann aber schon eher Fleisch. Durch die Corona-Ausbrüche in den Schweinefleischbetrieben beispielsweise ist das Thema schon noch einmal in den medialen Vordergrund gerückt. Doch wir wissen eigentlich schon seit Jahren, dass Massentierhaltung in Österreich und in Europa die Normalität ist. Das ist ein gesellschaftliches Problem: Heutzutage ist die Message der Industrie eigentlich »JedeR kann sich Fleisch leisten, so oft man will«. Und das ist meiner Meinung nach völlig falsch. Ich glaube nicht, dass sich durch die Pandemie in dem Bereich viel ändern wird. Vor allem, weil die Menschen jetzt ganz andere, neue Probleme haben.«
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