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Kochbuchempfehlungen
ODER OHNE?
Wer möchte, kann versuchen, zu verzichten. Auf Milchprodukte zum Beispiel. Oder auf Verpackung. Oder auf beides.
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TEXT Irina Zelewitz
REZEPTE AUS:
»TOTAL VEGAN ZERO WASTE«, von Max La
Manna. Blumenbar/Aufbau
Verlag, 2022. Zwei der italienischen Küche verschriebene Kochbücher, die typisch italienisches gemeinsam haben: Reduktion auf wenige Zutaten. Durch den ein oder anderen Twist werden trotzdem ungewöhnliche Ergebnisse erzielt.
Der Koch Max La Manna versteht sich auch als Aktivist mit dem Ziel, jede Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden und trotzdem »köstlich und gesund« zu essen. In seinem ersten Kochbuch stellt er 80 seiner besten Rezepte vor, Auswahlkriterium hierbei: dass sie möglichst viele Geschmäcker treffen und mit günstigen Zutaten zuzubereiten sind. Hier folgen sein Rezept für vegane DIY-Alternativen zu Butter und Käse.
Alessandra Dorigato kocht sortiert nach Saionen, mit dem, was gerade (im weiteren Sinne) regional verfügbar ist, meist vegetarisch, manchmal vegan. Aus ihrem Buch »A Modo mio« folgt eine vegane Variante des Deserts Biancomangiare.
AQUAFABA-BUTTER
TIPP: Im Supermarkt gibt es Butter nur in Plastikverpackung. Diese vegane Butter ist umweltfreundlicher und eine leckere Möglichkeit, das Einweich- oder Dosenwasser von Kichererbsen zu verwenden. Kichererbsenwasser kannst du übrigens zu weiteren Köstlichkeiten wie Baiser und Marzipan verarbeiten. Offiziell heißt es »Aquafaba« – eine Zusammensetzung aus den lateinischen Wörtern »Wasser« und »Bohne«. Aber ich erspare dir die Geschichtsstunde, damit du gleich mit dem Rezept loslegen kannst. Beachte, dass du vorher deine Utensilien in kochendem Wasser sterilisieren solltest, um die Haltbarkeit deiner Butter zu verlängern.
ZUTATEN FÜR 120 GRAMM:
• 75 g natives Kokosöl • 4 TL Raps oder Olivenöl • 3 EL Aquafaba • (Kichererbsenwasser) • 1/2 TL Salz • 1 1/2 TL Hefeflocken • 3/4 TL ApfelresteEssig oder Zitronensaft
ZUBEREITUNG:
Das Kokosöl in einem Topf bei mittlerer Hitze schmelzen. Vom Herd nehmen und einen Moment abkühlen lassen. Das Rapsöl einrühren, dann auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Das Aquafaba, das Salz, die Hefeflocken und den Essig mit einem Stabmixer in einer Schüssel verquirlen. Während der Mixer läuft, langsam einen Teil des Öls hinzufügen und vollständig einarbeiten, dann wieder etwas Öl dazugeben. Wenn das gesamte Öl verarbeitet ist, sollte die Mischung eindicken. Die Schüssel in eine tiefe, mit Eis gefüllte Schüssel stellen und weiter mit dem Stabmixer verquirlen. Das Eis, das die Schüssel umgibt, hilft beim Eindicken der Öle. Sobald die Masse die Konsistenz einer Mayo oder Aioli hat, herausnehmen und in ein sterilisiertes Gefäß füllen. Ein kleines Tuch über die Öffnung legen und das Glas für bis zu 6 Stunden in den Kühlschrank stellen. Sobald die Masse fest geworden ist, das Glas verschließen. Diese Butter hält sich im Kühlschrank bis zu 7 Tage.
TIPP: Für aufgeschlagene Butter die gewünschte Menge in einer Schüssel mit einem Schneebesen oder einem Stabmixer langsam aufschlagen, bis du mit der Konsistenz zufrieden bist.
SAY CHEESE
Wenn du Menschen, die sich pflanzlich ernähren, fragst, was sie am meisten vermissen, sagen viele: »Käse« – ich bin da keine Ausnahme. Keine Käsepizza mehr, kein geriebener Parmesan auf einer großen Schüssel Spaghetti, kein Brie, kein Feta, kein Halloumi ... Wie sollte das gehen? Also begann ich, mit der Herstellung von einfachem pflanzlichen Ersatz zu experimentieren. Vielleicht hat der nicht den Biss von Halloumi oder den Duft von Feta, aber es macht mir große Freude, schnell eine Käsesoße herstellen zu können. Du brauchst dafür nur wenige Zutaten und die Soße passt zu fast allem. Verfeinere damit Salate und Ofengemüse oder serviere sie als Dip.
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Max La Manna ist in den USA geboren und wurde von der Küche seines italienischen Vaters (ebenfalls Koch) und seiner französischen Mutter geprägt. Auf Instagram folgen 1 Million Menschen seinen Ideen zur veganen Zero-Waste-Küche. ZUTATEN UND ZUBEREITUNG FÜR 120 GRAMM:
• Beginne mit einer
Basis aus Nüssen oder
Kernen (Wähle 1) 100 g Cashewkerne,
Mandeln, Haselnüsse,
Walnüsse oder Kürbiskerne, in kochendem
Wasser eingeweicht (min. eine Stunde lang) und dann abgespült
• Etwas Öl dazu 2 EL natives Olivenöl extra, Rapsöl oder
Sonnenblumenöl
• Etwas Flüssigkeit 35 ml Wasser, Kokos milch, Hafermilch oder
Gemüsebrühe
• Dann etwas Säure 1 EL Limetten-, Zitronensaft oder Apfelessig • Und ein wenig
Geschmack eine Prise schwarzer
Pfeffer, Agavendicksaft,
Kreuzkümmel, Paprika,
Knoblauch oder italienische Kräuter
• Ein paar Kräuter (optional)
Petersilie, Thymian,
Salbei, Dill,
Fenchelgrün, Basilikum oder Koriander
• Ein bisschen rohes oder gebackenes
Gemüse (optional) rote Paprika, Karotten,
Grünkohl oder
Zucchini
• Abschliessend 20 g Hefeflocken
Die gewählten Zutaten in einer Küchenmaschine 1–2 Minuten lang pürieren, bis sie glatt und cremig sind. Bei Bedarf etwas Wasser hinzugeben, um die Masse aufzulockern. Über deine Lieblingssalate träufeln, als Beilage zu Ofengemüse servieren oder auf die Pizza geben. Du wirst viele Anlässe finden, diese Käsesoße in deinem Essen zu verwenden.
BIANCOMANGIARE
Der Legende nach wurde das Biancomangiare beim Versöhnungsmahl zwischen Papst Gregor VII. und dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich IV. aufgetischt. Zuvor hatte der Papst den Bittsteller, der im Winter 1076/77 nach Canossa gekommen war, angeblich drei Tage in der Kälte vor der Burg knien lassen. Das leichte Mandeldessert wird in der kälteren Jahreszeit traditionell mit Zimt und Nüssen angerichtet. Probiere es auch einmal mit frischen Früchten oder einer Fruchtsoße.
ZUTATEN:
• 500 ml ungesüßte
Mandelmilch • 1 unbehandelte Zitrone,
Schale • 100 g Zucker • 1 Pkg. Vanillezucker • 75 g Speisestärke • Zimt oder Vanillepulver
REZEPT AUS:
»A MODO MIO. LIEBLINGSGERICHTE UND KÜCHENGESCHICHTEN
AUS ITALIEN«, von Alessandra Dorigato. Raetia, 2022
ZUBEREITUNG:
Ca. 100 ml der Mandelmilch beiseitestellen. Den Rest in einen Topf geben. Von der Zitrone nur die gelbe Schale dünn abziehen. Zitronenschale, Zucker und Vanillezucker in die Mandelmilch geben und langsam erhitzen. — Speisestärke sieben und in der zuvor beiseitegestellten kalten Mandelmilch lösen. — Die heiße Mandelmilch-Mischung durchsieben und die Zitronenschalen entfernen. Dann mit der kalten mischen und im Topf bei niedriger Temperatur einige Minuten eindicken lassen. — Die fertige Creme in leicht angefeuchtete Förmchen oder in eine angefeuchtete Puddingform füllen, auf Raumtemperatur abkühlen lassen und mindestens 5 Stunden in den Kühlschrank stellen. Das Biancomangiare vor dem Servieren aus den Förmchen stürzen und mit einem Hauch Zimt oder Vanillepulver garnieren.
TIPP: Zur Herstellung einer schnellen und einfachen Fruchtsoße 500 g frisches Obst (Marillen, Pfirsiche, Erdbeeren) in einem Mixer pürieren und mit einem Sirup aus 50 g Zucker oder Honig und 1/2 Glas Wasser (ca. 125 ml) vermengen. Die Soße auf kleiner Flamme eindicken lassen und mit 1 Esslöffel Likör verfeinern.
Alessandra Dorigato ist in der Lombardei und im Trentino aufgewachsen – bei zwei großartigen Köchinnen, wie sie sagt: bei ihrer Mamma und ihrer Nonna. Inzwischen lebt sie in Wien.
Mehr Tofu, mehr Tierwohl
Wohin entwickelt sich Bio? Klaudia Atzmüller und Andreas Steidl, beide GeschäftsführerInnen von Ja! Natürlich, über Biomilch und die wachsende Bedeutung pflanzlicher Alternativen.
Im September eröffnete Billa mit dem »Pflanzilla« auf 200 Quadratmetern einen eigenen Plant-based-Store im Gerngroß auf der Wiener Mariahilfer Straße. Wie viele der dort erhältlichen 2500 veganen Produkte stammen denn von Ja! Natürlich?
Klaudia Atzmüller: Der Ansturm auf den Billa Pflanzilla war noch größer als erwartet. Rund 180 der dort erhältlichen Produkte stammen von Ja! Natürlich. Das Sortiment wird aber stetig erweitert und überarbeitet. Großartig sind auch die »Rezepte des Monats« im Billa Pflanzilla, bei denen alle benötigten Zutaten bereits als Paket gesammelt erhältlich sind. Ja! Natürlich ist mit vielen Zutaten vertreten. Eine schöne Inspiration, um neue vegane Rezepte auszuprobieren.
Ja! Natürlich führt zwar viele Plant-based-Produkte, setzt als ganzheitliche Biomarke aber stark auf Tierwohl und steht seit jeher für Tierwohlstandards weit über dem gesetzlich Vorgeschriebenen. Welche Bedeutung hat denn der Trend zu einer verstärkt pflanzlichen Ernährungsweise für eine Marke wie Ja! Natürlich?
Atzmüller: Es gibt viel Innovation und Bewegung in der Marktentwicklung von pflanzenbasierten Produkten und sie sind aus dem heutigen Lebensmittelhandel nicht mehr wegzudenken. Für uns ist der allgemeine Trend zu einer verstärkt pflanzlichen Ernährungsweise nicht überraschend und wir setzen schon seit vielen Jahren auf einen Mix von rein pflanzenbasierten und tierischen Produkten. Ja! Natürlich ist eben keine rein pflanzenbasierte Marke, aber wir bieten sehr viele pflanzliche Produkte an. Als Marke für alle verkaufen wir aus Überzeugung auch Biofleisch. Uns ist es seit jeher wichtig, dafür auch ein Bewusstsein zu schaffen: lieber weniger Fleisch, dafür aber aus biologischer, nachhaltiger Landwirtschaft. Den ÖsterreicherInnen ist das Tierwohl ein großes Anliegen: Laut einer Umfrage, die wir im letzten Herbst in Auftrag gegeben haben, sind es schon 80 Prozent, die bereit sind, einen höheren Preis für Biofleisch zu bezahlen. Und ein ebenso großer Prozentsatz ist überzeugt, dass Bio auch bessere Haltungsbe-
— Andreas Steidl,
Ja! Natürlich
dingungen bedeutet. Uns freut es sehr, wenn wir sehen, dass unsere Botschaft ankommt. Wir verstehen es als Teil unserer Aufgabe, Wissen und Fakten zu vermitteln. Diese volle Transparenz spiegelt sich auch auf unserer Verpackung wider. Dort bieten wir unseren KundInnen die optimale Orientierung mit allen Infos zur Herkunft der Produkte.
Andreas Steidl: Innovation war für uns schon immer wichtig und das bleibt sie auch weiterhin. Ab Oktober bekommen wir ein neues rein pflanzliches Produkt ins Sortiment – den Ja! Natürlich Tofu. Das Besondere dabei ist, dass die Sojabohnen des Tofus zu 100 Prozent aus Wien stammen, es sich bei allen um dieselbe Sorte handelt und die Bohnen jedes Landwirts separat verarbeitet werden. Der jeweilige Wiener Bauer und die Sorte werden auch auf der Verpackung klar ersichtlich sein. Damit ist dieses Produkt nicht nur ein pflanzenbasiertes Bioprodukt, sondern auch ein 100 Prozent regionales Produkt und somit besonders klimaschonend.
Eines der ersten Produkte von Ja! Natürlich war vor bald 30 Jahren Biomilch. Wie hat sich denn das Segment der Molkereiprodukte zuletzt entwickelt?
Atzmüller: Genau, vor fast 30 Jahren haben wir mit Biomilch begonnen und seitdem hat sich sehr viel getan und unser Sortiment ist stark gewachsen. Auch die Verpackung hat eine große Entwicklung gemacht – vom klassischen Tetrapak über den umweltfreundlichen »Natural Brown Board« bis hin zur Wiedereinführung von Mehrwegglas vor einigen Jahren. Neben unseren tierischen Milchsorten, wie beispielsweise Vollmilch, Ziegen- oder Schafheumilch, bieten wir aber auch pflanzenbasierte Alternativen wie unseren Mandel-, Dinkel- oder Haferdrink an. Der Trend zu pflanzlichen Milchalternativen wirkt sich natürlich auf den Absatz von Trinkmilch aus: 2022 gingen die Biomilchmengen laut AMA im Vergleich zu 2021 um 4,5 Prozent zurück.
Steidl: Milch bleibt aber für Österreichs Biolandwirtschaft ein ganz zentrales Produkt und es hat sich in den bald 30 Jahren Ja! Natürlich Geschichte bei Milch- und Milchprodukten besonders viel getan. Gestartet haben wir mit fünf Produkten, wir haben diese gemeinsam mit unseren lang-
BEST OF BOTH WORLDS:
MEHR TIERWOHL, MEHR PLANT-BASED
Die Ansprüche an das Tierwohl werden bei Ja! Natürlich laufend erhöht. Aber auch das Sortiment an rein pflanzlichen Produkten wächst laufend. Sieben wegweisende Produkte.
1STREICHFEIN – MISCH-
FETT AUS BUTTER UND SONNENBLUMENÖL
Weniger ist mehr, zum Beispiel bei diesem Mischfett aus bester österreichischer Biobutter (80%) und Sonnenblumenöl (20%), ebenfalls aus österreichischer Biolandwirtschaft. Durch seine cremige Konsistenz ist es besonders streichfähig. Pur wie mit Schnittlauch drauf – ein streichfeiner Genuss zum Frühstück oder zur Jause.
2HAFERDRINK IM MEHRWEGGLAS Vielseitig verwendbar – als vegane Alternative zum Frühstück, im Kaffee oder als Drink für zwischendurch. Der Biohafer für Ja! Natürlich wächst in Niederösterreich und im Burgenland. Als Haferdrink landet er ungesüßt im nachhaltigen Mehrwegglas.
3TOFU – GERÄUCHERT
ODER NATUR
Die Sojabohnen für den Tofu von Ja! Natürlich stammen von Wiener Biobetrieben. Eingelegt in Salzlake schmeckt er gebraten wie roh. Der über Buchenholzspänen geräucherte Tofu überzeugt mit intensiver Würze. Eine geschmackvolle vegane Proteinquelle, regional hergestellt, in feinster Bioqualität.
4TOMATEN UND GURKEN AUS GEINBERG Regional ist gut, bio ist besser – und regionales Bio am besten. Wärme aus dem Boden verlängert am Biohof Geinberg die Saison für die Tomaten und Gurken von Ja! Natürlich vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst. Knackig, frisch – und dank Geothermie CO2-neutral im Glashaus gewachsen.
5PASTAMEHL AUS
ÖSTERREICHISCHEM DURUM
Hartweizen, bekannt auch als Durum, ist eine der ältesten Getreidesorten überhaupt und wächst auch in Österreich. Durch seinen besonderen Glutenreichtum ist das auffällig gelbe Durummehl ideal für Pasta-, Pizza- und Brotteige geeignet. Die Basis zum Selberbacken.
6KURKUMA UND INGWER AUS DEM BURGENLAND
Ihr Anbau ist hierzulande nicht ganz einfach, seit ein paar Jahren aber möglich. Ob sie zum Würzen für Currys, Wok- und Gemüsespeisen oder Smoothies verwendet werden: Kurkuma und Ingwer aus dem burgenländischen Seewinkel haben deutlich kürzere Transportwege als die sonst übliche Ware aus Südamerika oder Asien.
7MINUTENSTEAK VOM WEIDERIND Ein Leben, ohne jemals angebunden zu werden, garantierter Weidegang im Herdenverband, muttergebundene Aufzucht vom Kalb zum Jungrind und 100% Biofutter aus Österreich – dieses Minutensteak lässt sich mit gutem Gewissen genießen. Und für Bolognese oder Burger gibt’s das frische Faschierte vom Weidejungrind. jährigen PartnerInnen ständig weiterentwickelt. So konnten wir auch unsere strengen Qualitätsstandards schrittweise anheben. Ja! Natürlich ist die einzige österreichweit vertretene Biomarke, die sich in der Tierhaltung dahingehend abhebt, dass die Tiere nie angebunden werden dürfen. Das reicht aber noch nicht aus: Neben der Weidehaltung ist der ständige Zugang zu einem Auslauf im Freien sicherzustellen. Organisatorisch bedeutet dies, dass diese einzigartige österreichische Biomilch separat gesammelt und verarbeitet wird. Nur so gelingt es nachweislich, ausschließlich Biomilch mit dem höchsten Standard in die Packung zu bringen. Das gibt es eben nur bei Ja! Natürlich. Die grüne »Gras-Kuh« auf unseren Verpackungen ist das Erkennungsmerkmal für den höchsten Milch- und Futterstandard, wo zusätzlich ein Fütterungsverbot von Silagen besteht. Dies hat positiven Einfluss auf die Verarbeitungs- und Produktqualität. Nach einer fast zehnjährigen Vorbereitungszeit haben wir diese Ausrichtung auf den höchsten Tierwohlstandard erreicht – das war ein bedeutender Meilenstein. Auf solche Pionierleistungen dürfen wir auch stolz sein, denn sie haben die gesamte Branche geprägt. Als erste und einzige Biomarke konnten wir Auslauf für Milchkühe an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr, garantieren.
Mittlerweile ist das Angebot an pflanzlichen Produkten so groß wie nie. Ja! Natürlich betreibt viel Marktforschung: Wie pflanzlich und wie flexitarisch werden wir uns in den nächsten Jahren ernähren?
Atzmüller: Mit 4,6 Millionen FlexitarierInnen in Österreich erfreut sich diese Ernährungsweise immer größerer Beliebtheit und ein großer Teil unserer KundInnen fühlt sich bereits der Gruppe der FlexitarierInnen zugehörig. Diese Menschen verzichten nicht strikt auf eine Lebensmittelgruppe, aber achten beim gelegentlichen Fleischkonsum auf sehr hohe Qualität, regionale Herkunft und verantwortungsvolle Haltung der Tiere. Das passt genau zu den klaren Werten von Ja! Natürlich. Es ist uns in dieser Diskussion besonders wichtig, den KonsumentInnen bewusst zu machen, dass hinter jedem Stück Fleisch ein Lebewesen steht und dass es entscheidend ist, wie es gehalten und gefüttert wurde, bevor es auf dem Teller landet. Die Massentierhaltung ist für den Klimawandel mitverantwortlich und ohne eine Richtungsumkehr wird die Bewältigung der Klimakrise nicht machbar sein.
Zwischen zwanzig und dreißig Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich lassen sich letztlich unserer Ernährungsweise zuschreiben. Welchen Unterschied macht es wirklich, wenn ich im Supermarkt Biolebensmittel kaufe anstatt konventioneller Ware regionalen Ursprungs?
Atzmüller: Genau zu diesem Thema haben wir 2021 gemeinsam mit Greenpeace eine Studie beim Forschungsinsti-
tut für biologischen Landbau (FiBL) in Auftrag gegeben, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Lebensmittelkonsum und Klima beschäftigt. Die Studie hat den Klima-Impact verschiedener beliebter Lebensmittel untersucht und evaluiert, wie noch klimaschonender produziert werden kann. Die Studie hat klar gezeigt, dass Bioprodukte durchschnittlich eine 25 Prozent geringere THG-Emission verursachen als konventionelle Produkte. Wenn die Bioprodukte dann auch noch aus der Region stammen, können bis zu 31 Prozent der THG-Emissionen eingespart werden. Die Formel ist einfach: Mehr Bio ist immer auch mehr Klimaschutz und regionale Bioprodukte sind für das Klima noch besser. Wir haben auch schon einige Produkte auf Basis der Studienergebnisse verbessert. Unser neuester Zuwachs im Sortiment in diese Richtung ist unser Ja! Natürlich Haferdrink in der Mehrwegglasflasche. Nicht nur die Mehrwegflasche ist nachhaltiger, sondern auch der für das Produkt gewonnene Hafer stammt aus Bioanbau in Niederösterreich und dem Burgenland. Mit solch nachhaltigen Produktlösungen schaffen wir einfache und praktikable Lösungen, Klimaschutz in den Alltag zu integrieren – denn Klimaschutz beginnt direkt auf dem Teller.
Bei welchen Produkten ist denn der CO2-BilanzUnterschied zwischen Bio und konventioneller Ware am offensichtlichsten?
Steidl: Der CO2-Abdruck alleine reicht hier für einen Vergleich nicht aus. Ja! Natürlich sorgt dafür, dass die Hauptfutterbasis für ein Rind Gras ist. Gras können wir Menschen und unsere Hühner und Schweine kaum bis gar nicht verwerten. Jetzt heben sich Ja! Natürlich Kühe gegenüber den konventionellen Kühen dahingehend ab, dass nur 10 bis 15 Prozent des Futters von Ackerflächen stammen dürfen und somit kaum Lebensmittelkonkurrenz zum Menschen besteht. Das ist ein zentraler Aspekt in der Klimaschutzdiskussion, der bei der reinen CO2-Bilanzierung unberücksichtigt bleibt. Bei Tomaten ist die Klimabilanz von konventioneller im Vergleich zu Bioware fast drei Mal so hoch. Der enorme Energiebedarf wird bei Tomaten vor allem im Glashaus durch die Beheizung und Beleuchtung verursacht, daher haben wir bei Ja! Natürlich bis vor Kurzem auch auf Gemüse aus einem Gewächshaus gänzlich verzichtet und tun dies auch weiterhin in den Wintermonaten. Mit Innovationen kam es zu einer entsprechend verbesserten Weiterentwicklung: Am Biohof Geinberg in Oberösterreich ist es mit der bestehenden Geothermie im Ort gelungen, die Saison von heimischem Biogemüse klimaschonend auszudehnen. Das im März eröffnete Gewächshaus des Ja! Natürlich Partnerbetriebs liefert nun unter anderem heimische Ja! Natürlich Tomaten, Paprika und Mini-Gurken von März bis November.
Dem Engagement von Ja! Natürlich ist es zu verdanken, dass es wieder Milch aus Mehrwegflaschen gibt. Mittlerweile haben viele MitbewerberInnen nachgezogen. Wie entwickelt sich denn der Mehrwegmarkt?
Atzmüller: Uns freut es sehr, dass wir mit unserer Initiative ein Umdenken am Markt starten konnten, denn den Kampf gegen den Klimawandel kann man sicher nicht allein gewinnen. Daher begrüßen wir es, dass viele in der Branche jetzt auch Mehrweg anbieten. Wir konnten die Mehrwegglasflaschen zuletzt auch auf weitere Produkte ausweiten und sehen der Entwicklung positiv entgegen, die auch in den kommenden Jahren durch entsprechende gesetz liche Anpassungen sicher noch weiter Aufwind bekommen wird. Was die Rückgabequote betrifft, sehen wir allerdings noch Potenzial. Man merkt noch, dass Österreich traditionell kein Mehrwegland ist. Mit regelmäßigen Aktionen wie zum Beispiel dem Mehrwegdeckel auf den Joghurtbechern schaffen wir weiter Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema. Wir wollen ein stärkeres Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft schaffen.
»Die Formel ist einfach: Mehr
Bio ist immer auch mehr
Klimaschutz und regionale
Bioprodukte sind für das
Klima noch besser.« — Klaudia Atzmüller,
Ja! Natürlich