2 minute read

NEU ODER NOCH GUT

Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns Weghören und -sehen vergeht.

EIN HUHN« / GOLDEGG VERLAG, 2023.

Advertisement

Vorlieben und Verhaltensweisen lässt sich gerade für die heutige Backyard-Chicken-Haltung viel Praktisches ableiten und verstehen. Nicht nur deshalb und ohne Übertreibung: das ultimative Hühnerbuch.

SEX

Vorgelesen für alle, die Hühner halten, die Anschaffung von Hendln erwägen oder einfach wissen wollen, »wo die wilden Hühner wohnen«.

Wer einmal Hühner beobachtet hat wie sie, in Gruppen jagend, über eine Maus herfallen und sich ein wenig mit Evolution beschäftigt, wird nicht in Zweifel ziehen, dass es sich bei Gallus gallus um einen würdigen Nachfahren der Raubsaurier handelt. Wenn sich die Biologin Astrid Drapela in ihrem Buch mit der täglichen Routine des Geflügels beschäftigt, dann heißt das entsprechende Kapitel konsequenterweise »Ein ganz normaler Tag im Leben eines Raptors«. Das Krähen (als »Sinneserbe« der Menschheit diskutiert) und die innere Uhr des Gockels sind dabei ebenso Thema wie die Schlafgewohnheiten des Bodenbrüters (ursprünglich im Baum oder jedenfalls auf erhöhten Sitzstangen im Stall) oder die fehlende Stubenreinheit von Hühnern. Was Drapelas Buch auszeichnet ist neben der fundierten Recherche aber, was den allermeisten der zuletzt so häufig erschienenen Bücher über Hobbyhühnerhaltung fehlt: die ausführlichen Ausführungen (»Wo die wilden Hühner wohnen«) über den wilden Vorfahren des durch die intensive Fleisch- und Eierproduktion inzwischen zum häufigsten Landwirbeltier der Welt gewordenen Haushuhns, das beinahe ausgerotte burmesische Bankivahuhn. Von dessen

Angesehen für alle, die mehr über den standardisierten Male Gaze im Kino wissen wollen: technisch und in seinen gesellschaftlichen Auswirkungen

Der Male Gaze, der männliche Blick (auf den weiblichen Körper), bestimmt das Kino. Kamera, Bildausschnitt, Licht oder auch Ton tragen dazu bei – und diese Einstellungen haben sich so sehr zum Standard entwickelt, dass sie zum Beispiel auch von Regisseurinnen übernommen werden.

Nina Menkes – selbst Regisseurin und Theoretikerin – unterzieht dies in Vorträgen einer detaillierten Analyse mit großteils sehr bekannten und hochgelobten Filmen als Beispielen. Der Film »Brainwashed: Sex – Camera – Power« basiert auf diesen Vorträgen. Auch wenn man grundsätzlich über das Phänomen bescheid weiß, ist es beindruckend, der nicht nur technischen Analyse zu folgen. Menkes und die im Film vorkommen Frauen gehen nämlich über das Kino hinaus: Sie argumentieren, wie der männliche Blick im Film, aber natürlich etwa auch in der Fotografie, beeinflusst, wie Frauen sich mitunter selbst sehen oder wie sie glauben, dass es gewünscht ist, sich sich sehen zu lassen. Und sie stellen eine klare Verbindung zu einem Machtmissbrauch in der Filmindustrie dar. Bei einzelnen Beispielen könnte eingewandt werden, dass die Einstellungen reflektiert den subjektiven Blickwinkel einer Person im Film einnehmen und diesen vorführen sollen. Das ändert aber nichts daran, wie »Brainwashed« eindrucksvoll zeigt, wie sehr der Male Gaze zum unhinterfragten Standard geworden ist, der Auswirkungen weit über den Film hinaus hat. MARTIN MÜHL

»TOUR DURCH DIE NATUR – UNSERE HEIMISCHEN BÄUME« / ILLUSTRIERT VON MIRIAM FRITZ, MAGELLAN, 2023.

Gespielt für alle, die sich ab und zu fragen, was da in der Landschaft rumsteht, aber noch wenige Antworten darauf bekommen haben

»Was ist eine Zirbelkiefer«, sollen auch schon Erwachsene gefragt haben und »Wo wächst die?« erst recht. Sowas und wie man sie eben in Natura auch als solche identifiziert, vermittelt »Bäume entdecken und bestimmen leicht gemacht!« – für die Zirbe und 49 andere Bäume. Empfohlen ab 8 Jahren, wobei wohl wenig dagegen spricht, mit ein bisschen Leseunterstützung schon früher loszulegen. Gut, das Spiel zu den Baumbestimmungskarten muss man sich selbst ausdenken, es handelt sich eigentlich um einen Naturführer im Memokartenformat. Praktisch ist das aber zum Beispiel dann, wenn man sich unsicher ist, welche von drei auf den Karten beschriebenen Baumsorten man vor sich hat, und die entsprechenden Karten nebeneinanderhalten und vergleichen kann. Bald erscheint für Fantasieund Fernreisende übrigens »Tour durch die Natur – Unser Weltraum«.

IRINA ZELEWITZ

This article is from: