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Nur noch einmal schlafen

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Zeichen der Zeit

Zeichen der Zeit

Wien–Berlin:

Nur no ch ein mal schlafen

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Auf klimaschonende Weise von Wien nach Berlin und von Berlin nach Wien zu kommen, war eine Zeit lang gar nicht so komfortabel. Das hat sich durch den wieder eingeführten Nachtzug nun geändert.

Micky Klemsch

reist gerne und oft. Allerdings nur an Orte, die leicht mit Bahn und/oder Fahrrad erreichbar sind. Wie er so nach Island oder Neuseeland kommen wird, weiss er bis heute nicht. I ch habe Vorsätze. Nun gut, die hat fast jedeR. Die meisten meiner Vorsätze haben mit nachhaltigem Lebensstil zu tun. Und ich kann schon vorausschicken: Es ist nicht immer leicht, sich an diese Vorsätze zu halten. Insbesondere, wenn das dann auch noch ins Geld geht.

So habe ich mir schon vor Jahren vorgenommen, nicht mehr in ein Flugzeug zu steigen. Auf Flugverkehr bei der Reiseplanung zu verzichten, ist eigentlich die einfachste Art, den ökologischen Fußabdruck auf einem vernünftigen Level zu halten. Wie ich diesen Vorsatz mit meinem Lebenstraum, noch einmal Neuseeland und Island zu sehen, verbinden kann, weiß ich noch nicht. Aber schon nach Berlin oder Hamburg zu kommen, war in den vergangenen Jahren schwer für mich. Es gab nachts keine Direktverbindung und nicht die Möglichkeit, Einzelkabinen zu buchen. Im Dezember 2017 wurde die von den ungarischen Bundesbahnen angebotene Nachtverbindung überhaupt eingestellt. Ein Jahr darauf, Ende 2018, haben die öbb einen ihrer »Nightjets« auf die Strecke geschickt. Wien ist für BerlinerInnen und Berlin für WienerInnen nun im Schlaf erreichbar.

Ein Wochenen de in Berlin Immer wenn ich im Berliner Biohotel Almodovar absteige, streife ich durch die Gegend, durch die vielen kleinen Bars in Friedrichshain, treffe FreundInnen und gebe mir die abendliche Clubkultur am raw-Gelände. Schnell ist man am Alexanderplatz und bei den anderen touristischen Attraktionen. Besonders gern klappere ich aber die zahlreichen Craft-BierBars der deutschen Hauptstadt ab. Da hat sich viel getan und für einen Wochenendausflug ist das bierige Thema schon Grund genug. Ich muss gestehen, ich hab diesen Weg auch schon einmal mit dem Flugzeug genommen. Das war irre billig, unglaublich eigentlich; und wenn

man sein Leben nur vom schnöden Mammon bestimmen ließe, wohl die 1a-Variante für so einen kurzen Wochenendtrip.

Autofahren kommt für so Kurztripps gar nicht in Frage – nicht nur, weil ich ja gar keinen pkw mehr besitze, sondern schon allein wegen der vielen sinnlosen Zeit, die man konzentriert am Steuer sitzen muss. Zwischen acht und zehn Stunden muss man da schon einrechnen, das ganze mal zwei. Nein, sicher nicht.

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Tipp für tagsüber:

Mit dem Zug via Prag, dort zwei Stunden Pause, die Beine vertreten und dann weiter. So wird schon die Reise zum Erlebnis.

Eine wunderbare Alternative ist der öbb Nightjet, der zwischen den beiden Hauptstädten verkehrt. Vom Hauptbahnhof aus verlässt der Nachtzug Wien um 22:10 Uhr und ist morgens um 9:53 Uhr in Berlin. Das sind etwas unter zwölf Stunden Fahrzeit. Der Zug wird über das tschechische Ostrava und das polnische Breslau geführt.

Selbige Strecke fährt man untertags mit ice oder Railjet um vieles schneller. Die schnellste Verbindung von Wien geht am Tag in acht Stunden und 32 Minuten. Dabei muss man aber zwei Mal umsteigen (in Breslau und Prag). Gerade der Stop in Prag könnte auch eine Tagesfahrt attraktiv machen, denn auch in der tschechischen Hauptstadt liegt der Bahnhof BESTATTUNGSMUSEUM am Wiener Zentralfriedhof Simmeringer Hauptstr. 234 1110 Wien Tor 2 – Unter der Aufbahrungshalle 2 www. bestattungsmuseum.at

Kopenhagen

7 h 10,5 h

Hamburg

Brüssel

Paris

Zürich

12,5 h

12 h 14,5 h 11,5 h

Ber lin

12,5 h 11,5 h

Wien

7 h

11 h 28 h

Warschau

14 h

Budapest

11 h

Florenz

13,5 h

Rom

20 h

WIEN > BERLI N Wien Hbf 22:10 Breclav 23:50 Ostrava hl.n. 01:32 Bohumin 02:15 Chalupki 02:36 Raciborz 02:52 Kedzierzyn Kozle 03:33 Opole Glowne 04:26 Wroclaw Glowny 05:31 Glogow 06:52 Zielona Gora Gl. 07:32 Rzepin 08:23 Frankfurt(Oder) 08:47 Berlin Ostbahnhof 09:41 Berlin Hbf 09:53 Berlin-C harlottenburg 09:59

Fahrtdauer

Die Länge der Linien zwischen den Städten entspricht der jeweiligen Zugfahrtdauer. 1 h 3 h

Alle abgebildeten Verbindungen sind Nachtzüge die als Direktverbindung geführt werden.

Moskau über Warschau

sehr zentral. Mit zwei Stunden Pause und Weiterfahrt im nächsten Zug nach Berlin kann man schon einige Sightseeing-Spots in der Goldenen Stadt an der Moldau besuchen.

Komfort hat seinen Preis Für mich aber kein Thema, mein Ziel ist Berlin, und dort möchte ich ausgeschlafen ankommen, fit und ausgeruht für ein Wochenende. Im Nightjet bieten sich da seit jeher drei verschiedene Kategorien an: der Sitzwagen, der Liegewagen und der Schlafwagen. Ersteres hätte man früher als die Holzklasse bezeichnet, die Reiseklasse für TramperInnen, osteuropäische ArbeitspendlerInnen und vor allem für Menschen, die es schaffen, auch im Sitzen entspannt zu schlafen und ausgeruht in den frischen Tag zu gehen. Ich gehöre nicht dazu. Auch wenn das Ticket mit 37,90 Euro auf der Sparschiene hier wohl mit dem Preis des Billigfliegers konkurrieren kann. Die Zeiten der Interrail-Bahnstreifzüge durch halb Europa Bukarest im Low-Budget-Modus liegen bei mir schon Jahrzehnte zurück. Noch früher, in den 1970er-Jahren, bin ich mit meinen Eltern auch einmal im Liegewagen gefahren. Sechs Menschen auf engstem Raum übereinandergestapelt. So was muss man mögen. Insbesondere wenn man nicht zu sechst als Freundeskreis oder Familie ist und das Abteil mit fremden Menschen teilt. Auch wenn die Liegewägen auf unserer Strecke heute nur noch mit vier Liegen pro Abteil ausgestattet sind, greife ich da lieber etwas tiefer in die Geldtasche und leiste mir den Schlafwagen. Auch den gibt es in Varianten mit ein bis drei Betten. Das Doppelabteil mit Waschgelegenheit und Frühstück à la carte kostet bei Buchung etwa ein Monat im voraus 129 Euro pro Person. Das luxuriöse Einzelabteil mit eigenem WC und Dusche (Single Deluxe) schlägt zu selben Konditionen mit 199 Euro pro Strecke zu Buche. Und aus Erfah

Im April 2018 wird europaweit in der Aktionswoche Back on Track gegen die Einstellung von Nachtzugverbindungen demonstriert, Zentrum der Proteste ist Deutschland. Nachtzugreisende AktivistInnen der Protestgruppe System Change not Climate Change aus Österreich werden von ebensolchen am Berliner Hauptbahnhof empfangen – und einer Band, die den »Disappearing Night Train Blues« spielt. Im Dezember 2018 haben die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB die Verbindung Berlin–Wien übernommen, es fahren nun wieder Nachtzüge – auf neuer Route – zwischen den beiden Städten.

rung kann ich sagen, dass dieses Abteil wirklich auch sehr großen Menschen genug Komfort und Platz für eine angenehme Fahrt von Hauptstadt zu Hauptstadt bietet. Dazu ist man beim Gepäck beinahe unbeschränkt – ja, man kann in beiden Städten wunderbar shoppen – und im Single-Deluxe-Abteil habe ich sogar mein Faltrad ungehindert mitnehmen können und war für das Wochenende in Berlin top-mobil unterwegs.

Detail am Rande: Die Verpflegung im Nightjet ist für den Mainstream durchaus ansprechend, wenngleich für mich gar nichts in Bioqualiät im Angebot enthalten ist. Am Klischeehaftesten: der Austria-Snack – Mannerschnitten mit einer Dose Red Bull.

Und würde man zum Billigfliegerpreis noch die Zuschläge für Gepäck, À-la-carte-Frühstück, Fußfreiheit und Fahrradmitnahme addieren, wäre der Preisunterschied zwischen Flieger und Bahn weg.

Generell kann aber nicht oft genug gesagt werden, dass nicht die Eisenbahn zu teuer, sondern das Fliegen bei Weitem zu billig ist und vor allem von der Steuerbefreiung beim Flugkerosin profitiert. Wohlfüh loption Sch lafw agen In Zeiten, in denen einzelne Zugverbindungen nach dem Covid-19-Lockdown nur zaghaft wiederaufgenommen worden sind, hat man im Nightjet natürlich auch einige andere Optionen. Viel leichter gelingt es, ein gesamtes Abteil für sich beziehungsweise für die Familie zu bekommen und Abstand zu anderen Reisenden zu halten. Natürlich rüttelt es während der Fahrt immer wieder und es wäre schöngeredet, wenn man von einem ähnlichen Schlafvergnügen wie zu Hause im eigenen Bett sprechen würde. Aber im Verhältnis zu einer Fahrt im Sitzabteil oder all dem Stress mit den Kontrollen, dem Check-in und den Flughafentransfers ist der Schlafwagen eine Wohlfühloption.

Und noch ein Vorteil im Vergleich zum Flugverkehr: Anders als die Flughäfen liegen sowohl der Wiener als auch der Berliner Hauptbahnhof (Europas größter Kreuzbahnhof ) in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum. Am Morgen in Berlin angekommen hat man vom Südportal den Blick über die Spree auf das Bundeskanzleramt und das Reichstagsgebäude. Nur ein Mal Schlafen … und schon ist man im Zentrum einer dieser beiden schönen Städte.

BERLI N > WIEN Berlin-C harlottenburg 18:22 Berlin Hbf 18:43 Berlin Ostbahnhof 18:53 Frankfurt(Oder) 19:45 Rzepin 20:06 Zielona Gora Gl. 20:52 Glogow 21:30 Lubin Gorniczy 21:55 Legnica 22:10 Wroclaw Glowny 23:12 Opole Glowne 23:53 Kedzierzyn Kozle 00:45 Raciborz 01:14 Chalupki 01:34 Wien Hbf 07:00

Die Klimamusterstadt Wien ist nicht nur die lebenswerteste Stadt der Welt, sondern wurde heuer auch zur »Greenest City« weltweit gekürt. Denn Wien hat als Millionenmetropole einen rekordverdächtigen Grünraumanteil von 53 Prozent, rund 1.000 Parks und unzählige Grünflächen – auch entlang der 63 km freien Wasserzugänge wie an der Alten Donau. Dazu 8.000 ha Stadt-Wald, 500.000 kühlende Straßenbäume und jedes Jahr werden rund 4500 Stadtbäume neu gepflanzt und aufwändig gepflegt.

Grünraum GeGen Klimawandel-Hitze: über 137.000 m² neue »woHnzimmer im Freien«

Im Kampf gegen die klimakrisenbedingte Hitze in der Stadt sind gerade die vielen Grünflächen von zentraler Bedeutung. Die Stadt Wien baut diese seit Jahren massiv aus, sodass mittlerweile über 1.000 »Wohnzimmer im Freien« zur Verfügung stehen. Wien ruht sich auf diesem hohen Niveau nicht aus, ganz im Gegenteil: So kommen in den kommenden Jahren rund 137.000 m² ganz neue oder erneuerte Park- und Grünflächen dazu. Einer dieser umgestalteten Parks wird zu Wiens erstem cooling-Park, der Esterhazypark im 6. Bezirk.

wiens erster »CoolinG-ParK« öFFnet am 1. oKtober!

Derzeit laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren aber bald ist es soweit: Am 1. Oktober wird Wiens erster Cooling-Park, der umgebaute Esterházypark beim Haus des Meeres, eröffnet! Im Zentrum steht der rund 30 m² große »Coolspot«, ein bepflanzter und beschatteter Aufenthaltsort mit Nebeldüsen,

der bereits seit Mitte August in Betrieb ist. Er kühlt die Umgebungstemperatur um bis zu 6 Grad ab. Zwei »Klimabäume«, fast 3 Meter hohe Nebelduschen, kühlen die Umgebung zusätzlich mit feinem Sprühnebel. Durch großzügige Entsiegelung von Beton- und Asphaltflächen kommen zu den bestehenden Bäumen und Pflanzen neue Gräser- und Staudenbeete sowie weitere Bäume hinzu, auch sie kühlen angenehm. Der »Cooling-Park« wird zwei Jahre lang als Forschungsprojekt begleitet, bewährt sich das System, wird es auf weitere Parks in der Stadt ausgerollt. Schon bald findet man den neuen cooling-Park sowie jetzt bereits viele andere kühlende Orte Wiens auf der neuen App »Cooles Wien«.

Völlig neugestaltet wurde auch der Reumannplatz in Favoriten. Seit Anfang September gibt es damit über 78.000 Stauden und Gräser, mehr als 100 Bäume und 13 % mehr Grünfläche als zuvor im Herz Favoritens.

Alle Infos zu den Wiener Parks: www.wien.gv.at/umwelt/parks

und alle Infos für HobbygärtnerInnen gibt es am Gartentelefon der MA 42 –Wiener Stadtgärten unter: +43 1 4000-8042

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