Staff (Main Echo Germany, June 2013)

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26 RHEIN−MAIN & FRANKEN

FREITAG, 7. JUNI 2013

Deutsche Köche auf Genusstour im Ausland

Nachrichten

Verluste bei Schiffsrundfahrten FRANKFURT. Während in Teilen

Hessens weiter hohe Pegelstände gemessen werden, haben einige Betroffene schon eine erste Schadensbilanz nach dem Hochwasser gezogen. »Wir haben wegen der Flut einen Umsatzverlust von 25 000 Euro«, sagte gestern Anton Nauheimer, Geschäftsführer der Primus-Linie, die Schiffsrundfahrten auf Rhein und Main anbietet. Bereits am Sonntag war der Schiffsverkehr auf den Flüssen wegen des Hochwassers eingestellt worden. dpa

Kulinarik: Werbung für Weine anstatt für Autos Dieter Müller, Drei-Sterne-Koch, möchte das Ausland für Deutschlands Kulinarik begeistern. Zusammen mit weiteren Spitzenköchen und Topweingütern wirbt der 65-Jährige diese Woche in Amsterdam, London und Paris für Genüsse aus Deutschland. »Deutsche Weine sind weltweit einmalig«, sagte Müller am Sonntagabend zum Auftakt KIEDRICH/WIESBADEN.

Schwarzfahrer muss ins Gefängnis DARMSTADT. Wegen häufigen

Schwarzfahrens muss ein 24 Jahre alter Mann aus Darmstadt ins Gefängnis. Er sei zu einer Geldstrafe von 450 Euro verurteilt worden, habe diese aber nicht bezahlen können, teilte die Polizei gestern mit. Daher müsse er nun eine 30 Tage lange Haftstrafe abbüßen. Der Schwarzfahrer wurde mit Haftbefehl gesucht, am Mittwoch nahm ihn die hessische Polizei schließlich fest. dpa

Lastwagen kippt auf Autobahn um FRANKFURT. Mit einem Schock ist in

der Nacht zum Donnerstag der Fahrer eines umgestürzten Lastwagens auf der A 5 bei Frankfurt davongekommen. Er wurde in dem Führerhaus eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden, teilte die Polizei in Frankfurt mit. Verletzt wurde er dabei nicht. Der Mann war am Nordwestkreuz vermutlich zu schnell gefahren, so dass sein Lastwagen umkippte. dpa

Bande stiehlt Fliesen im Wert von 500 000 Euro GERNSHEIM/DARMSTADT. Eine Bande

hat von einer Firma im südhessischen Gernsheim innerhalb von mehreren Jahren Keramikfliesen im Wert von insgesamt 500 000 Euro gestohlen. Ein Bandenmitglied habe in der Firma gearbeitet und die Fliesen an seine Kumpel gegeben, teilte die Polizei gestern mit. Das Diebesgut aus den Jahren 2009 bis 2012 wurde im RheinMain-Gebiet und in Südhessen an Hehler und an gutgläubige Kunden verkauft. Als Drahtzieher gelten drei Männer im Alter von 24, 39 und 42 Jahren. Gegen weitere Komplizen wird noch ermittelt. Die Polizei war den Tätern nach einem anonymen Hinweis auf die Spur gekommen. dpa

Irrfahrt auf drei Reifen SCHWEINFURT. Auf nur drei Reifen

hat ein Mercedesfahrer am Mittwochabend die Strecke zwischen Würzburg und Schweinfurt bewältigt. Bemerkt hatte der Mann seinen Reifenverlust jedoch nicht, weil er mit 2,4 Promille unterwegs war. Ein Zeuge alarmierte die Polizei, nachdem er beobachtet hatte, dass der 34Jährige einfach weitergefahren war, obwohl ihm ein Reifen fehlte. An einer Autobahnauffahrt stoppten die Beamten den Mercedesfahrer. Seinen Führerschein musste der Mann nach erst mal abgeben. aak

Betrunkener Fahrer tritt nach Polizisten WÜRZBURG. Einem betrunkenen

Lastwagenfahrer haben Polizeibeamte am Mittwochabend nach einer Verkehrskontrolle auf der A 3 den Führerschein weggenommen. Der Alkoholtest ergab 1,5 Promille. Bei der ärztlichen Blutentnahme trat und schlug der Mann nach den Polizisten, verletzte aber keinen der Beamten. Dennoch erwartet den Lastwagenfahrer nun neben einem Verfahren wegen Trunkenheit im Verkehr auch eine Anzeige wegen versuchter Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Die Fahrt mit dem Lastwagen durfte er nach der Kontrolle fortsetzen – aber nur auf dem Beifahrersitz. aak

Die Forschungsreisen, die Matthias Hammer mit seinem Unternehmen organisiert, sind kein Urlaub. Trotzdem bekommen die Teilnehmer atemberaubende Natur und wilde Tiere zu sehen (hier in Namibia). Foto: Biosphere Expeditions

» Deutsche Weine sind weltweit einmalig. « Dieter Müller, Spitzenkoch

Abenteuer für Mitmachtouristen Expeditionen: Höchberger Biologe Matthias Hammer organisiert Forschungsreisen für engagierte Laien Eine Expedition in den Dschungel, das war der große Traum des kleinen Matthias Hammer: »Wobei ich als Junge gar nicht wusste, was ein Dschungel genau ist.« Mittlerweile weiß der promovierte Evolutionsbiologe nicht nur, was ein Dschungel ist. Der 45-Jährige aus Höchberg bei Würzburg war auch schon unzählige Male bei Expeditionen dabei. Mit seinem gemeinnützigen Unternehmen Biosphere organisiert er seit knapp 15 Jahren außerdem Forschungsreisen für Naturschutzfreaks aus aller Welt.

mit Pool machen. Doch Teil eines Forschungsprojekts zu werden, das reizt vor allem ältere Menschen. Laut Hammer spielt das Alter im Übrigen aber keine Rolle: »Unsere älteste Teilnehmerin war 82.« Zu den beliebtesten Projekten quer über alle Altersgruppen hinweg gehört der Einsatz in Namibia. Seit dem Jahr 2000 laufen hier Projekte mit Geparden, Leoparden und Elefanten. Zwischen August und November dieses Jahres werden wieder rund 100 Freiwillige Spuren der Tiere suchen, Kamerafallen aufstellen und Wege abgehen.

HÖCHBERG.

Bergland oder Korallenriffs Diese Expeditionen führen ins Bergland des Altai, zu den Korallenriffen Honduras oder zu den Leoparden nach Namibia. An den Forschungsprojekten, mit denen Biosphere kooperiert, nehmen rund 500 Menschen jedes Jahr als Freiwillige teil. Das Konzept seines Unternehmens entstand am Ende von Matthias Hammers Promotionsphase in England: »Ich wollte nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm bleiben.« Was aber sonst tun als Biologe? Eine Zeit lang trat Hammer auf der Stelle. Bis dahin hatte er vor allem theoretisch geforscht – und nebenbei Expeditionen für Studenten organisiert. »Eines Morgens unter der Dusche kam mir plötzlich die Idee: Warum nicht Exkursionen veranstalten für Menschen, die sich freiwillig für den Naturschutz engagieren wollen?« Durch Zufall fand der Taucher, Bergsteiger und Triathlet einen Risikokapitalgeber. 1999 ging sein Unternehmen an den Start. Gegründet wurde es in England. Dort hatte Hammer studiert und von da stammt auch seine Frau: »Die Gründung war in England außerdem einfacher als in Deutschland.« Zu jener Zeit waren die Begriffe »Volontourismus« oder »Mitmachtourismus« kaum bekannt: »Es gab zwei, drei Anbieter.« Auf die Idee, abenteuerlustigen Menschen in Forschungsprojekte in der Savanne Namibias oder im Altaigebirge zu involvieren, war in Deutschland noch gar niemand gekommen. Heute boomt der Sektor: »Und es gibt immer mehr unseriöse Anbieter.«

Nicht alles ist planbar

Ehrenamtlich helfen die Expeditionsteilnehmer bei wissenschaftlichen Projekten mit, hier zum Beispiel in Namibia. Foto: Biosphere Expeditions

Zur Person: Matthias Hammer Matthias Hammer, 45, dreifacher Vater, wuchs in Höchberg bei Würzburg auf. Nach dem Abitur und einem zweijährigen Einsatz als Zeitsoldat bei der BundesMatthias Hammer. wehr begann er, in Oxford Biologie zu Foto: Pat Christ studieren. Hammer promovierte in Cambridge mit einer Arbeit, Sich auf solch abenteuerliche Weise ein oder zwei Wochen im Jahr aus dem Staub zu machen, das reizt Menschen jeder Couleur. »Wobei wir kaum junge Teilnehmer haben«, so Hammer. Denn

die sich mit Humanevolution befasste. 1999 gründete er das gemeinnützige Unternehmen Biosphere. Teilnehmer bringen sich bei den Touren freiwillig in wissenschaftliche Naturschutzprojekte ein. Das Konzept wurde inzwischen mit zahlreichen Preisen bedacht. Erst vor wenigen Wochen zeichnete National Geographic die von Biosphere organisierte Großkatzen- und Elefanten-Expedition in Namibia aus. Informationen unter www.biosphere-expeditions.org. (pat) die haben meist nicht das Geld für den Einsatz. 3000 bis 4000 Euro kostet die Teilnahme im Schnitt. Dafür könnte man bequem eine Woche Urlaub in einem pompösen Hotel

Expeditionen sind nicht auf den iPunkt planbar. Der Trip bleibt ein Abenteuer: »Wobei wir versuchen, jede Reise so weit wie möglich durchzuorganisieren.« Zwei Tage lang wird jeder Teilnehmer in sein Projekt eingearbeitet: »Dabei geht es darum, wie Kamerafallen scharf gestellt oder wie die SD-Karten in den Kameras ausgewechselt werden.« Auch gibt es genaue Anweisungen zum Ausfüllen der Datenblätter. »Über jede Expedition wird ein Bericht veröffentlicht«, erläutert Hammer. Was aus all den Daten geworden ist, die erhoben wurden, können die Teilnehmer nach der Expedition also nachvollziehen. Auch erfahren sie, wie es auf Basis der Daten mit dem Projekt weitergeht.

Mehr als ein Urlaub Eine Forschungsexpedition ist mehr als ein extraordinärer Urlaub. Sie hat weder etwas mit Safari noch mit Survivaltraining zu tun. »Den meisten Teilnehmern geht es auch tatsächlich um den Naturschutz«, sagt Hammer. In einer Welt, die immer mehr zerstört wird, wollen sie einen Beitrag zum Wohlergehen von Tieren, Pflanzen und Natur leisten. Biosphere tut dies erfolgreich. Die Forschungsprojekte führten in vielen Fällen schon zu Empfehlungen, die bei der Einrichtung von Schutzgebieten berücksichtigt wurden. Hammer: »So waren wir bei der Einrichtung des Schutzgebiets im Altai sowie des Marineschutzgebiets in Australien beteiligt.« Pat Christ

der Tour in Kiedrich im Rheingau. Zwar sei der Riesling inzwischen gut eingeführt. Dies gelte aber nicht zum Beispiel für deutschen Grauburgunder oder roten Spätburgunder. An der Tour nehmen sieben Weingüter aus dem Rheingau, der Pfalz, Franken, Baden sowie von Mosel, Nahe und Ahr teil. Besonders der Gang nach Paris – bewirtet wird immer ein ausgesuchtes Publikum aus Gastronomie, Kunst, Wirtschaft und Entertainment – gilt als delikat. Mit dabei ist auch Harald Wohlfarth, der wie Müller zu den besten deutschen Köchen zählt. Zu den Initiatoren der Aktion gehört das Wiesbadener Weinmagazin »Fine«. Deutschland werde immer noch auf technischen Luxus wie Autos reduziert, sagt Verleger Ralf Frenzel. Dabei habe nur Frankreich in Europa mehr Sternelokale. Zudem knüpfe der deutsche Wein an seine Glanzzeit aus der »Belle Epoque« an. dpa

Hauptschüler in den Beruf begleiten WIESBADEN. Hessen will die Berufs-

fachschulen für alle Absolventen von Hauptschulen öffnen. Dazu werde zunächst an drei Schulen eine »gestufte Berufsfachschule« eingerichtet, kündigte Kultusministerin Nicola Beer (FDP) in dieser Woche in Wiesbaden an. Bisher werden in die 77 Berufsfachschulen des Landes nur Absolventen mit einem »qualifizierten Hauptschulabschluss« aufgenommen.

Schwerpunkt später setzen Ziel ist nach Beers Worten, Schüler ohne Lehrstellen besser auf die Anforderungen der Ausbildung vorzubereiten. In enger Kooperation mit Handwerkskammern und Industrieund Handelskammer soll die »gestufte Berufsfachschule« einen vertieften Einblick in verschiedene Berufsfelder ermöglichen. Erst danach sollen die Schüler einen Schwerpunkt setzen. Das Modell wird im neuen Schuljahr an den Berufsfachschulen in Fulda, Hanau und Fritzlar erprobt. Nach und nach soll das Modell dann zur Regel werden. Derzeit gibt es 10 500 Schüler an Hessens Berufsfachschulen, die auf zwei Jahre angelegt sind. dpa

Rhein verteidigt Frankfurter Polizeikessel Blockupy: Hessens Innenminister rechtfertigt weiter die »Umschließung« bei Demonstration – Turbulente Sitzung im Landtag – Justiz ermittelt WIESBADEN. Trotz massiver Kritik bleibt

Hessens Innenminister Boris Rhein dabei: Die Einkesselung von fast 1000 Menschen bei der Blockupy-Demonstration in Frankfurt war »verhältnismäßig und angemessen«. Damit seien Gewalttaten verhindert und Schaden von der Stadt abgewendet worden, sagte der CDU-Politiker gestern im Hessischen Landtag in Wiesbaden. Die Opposition sprach dagegen von einem massiven Eingriff ins Demonstrationsrecht. Während einer mehrstündigen turbulenten Sitzung bezeichnete es der Innenminister als »ekelerregend«, dass die Linke-Fraktion Angriffe der Demonstranten gegen Polizisten mit Farbbeuteln und gefährlichen Böllern auf dem kapitalismuskritischen Protestzug verharmlose. Der SPD warf Rhein vor, mit der Linken gemeinsame Sache zu machen und die Polizei zu »denunzieren«. Auch Mitglieder des

Blockupy-Bündnisses, dessen Kundgebung am Samstag wegen des Kessels nicht zustande kam, waren auf der öffentlichen Sitzung anwesend. Die Frankfurter Polizeiführung versicherte erneut, dass nur mit Hilfe der angewandten Kesseltaktik gewalttätige Ausschreitungen verhindert worden seien. Dies fand auch der Grünen-Abgeordnete Jürgen Frömmrich nicht akzeptabel. Allerdings sei dies noch kein Grund, das Demonstrationsrecht auszuhebeln. Fast 1000 Menschen seien neun Stunden lang eingeschlossen werden, während die Polizei selbst offiziell nur maximal 150 Vermummte gesehen habe. Die Linke warf Rhein vor, aus Wahlkampfgründen den massiven Polizeieinsatz in Frankfurt bewusst inszeniert zu haben. Auch die SPD-Abgeordnete Nancy Faeser wollte die Rolle des Innenministers, der sich gerne als »Law und Order«-Mann prä-

sentiert, genau geklärt haben. Er selbst habe den Einsatz der Frankfurter Polizei weder veranlasst noch beeinflusst, sagte Rhein dem Ausschuss. Er sei auch an den Gesprächen im Ministerium mit der Frankfurter Polizeiführung im Vorfeld der Großdemo auch nicht strategisch beteiligt gewesen. CDU und FDP unterstützten den Minister. Übergriffe gegen Demonst-

ranten durch die Polizei müssten aufgearbeitet werden. Nach Ansicht des Rechtsprofessors Clemens Arzt war der Kessel »schlicht unverhältnismäßig«. »Einen Kessel bilden darf man nur, wenn es nicht möglich ist, einzelne Störer zu isolieren – und wenn dies die einzige Möglichkeit ist, schwere Straftaten zu unterbinden«, sagte Arzt gestern der

Bei der Blockupy-Demonstration am Samstag in Frankfurt kamen sich Polizei und Aktivisten ziemlich nah. Foto: dpa

Nachrichtenagentur dpa. Der Dozent für Polizeirecht an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin war nach eigenen Angaben zufällig selbst Zeuge der umstrittenen Polizeiaktion. Das Vorgehen der Polizei beschäftigt jetzt auch die Justiz. Das Blockupy-Bündnis reichte beim Verwaltungsgericht Frankfurt Klage ein. Bei der Demo sei das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit verletzt worden. Eine juristische Aufarbeitung sei »unerlässlich«, sagte Demo-Anmelder Werner Rätz. Das Verwaltungsgericht bestätigte den Eingang der Klage. Sie richte sich gegen das Land Hessen, vertreten durch das Polizeipräsidium. Weil es juristisch um verschiedene Vorwürfe gehe, liefen drei parallele Verfahren, sagte ein Sprecher. Es gehe um den Teilausschluss einiger Teilnehmer, das Anhalten der Demo und die Aufnahme der Personalien. dpa


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