Mit&für juli2015

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n Gerne

heimkommen

n Was

bedeutet Heimat für mich?

n Was

macht das Nachhausekommen schön?

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Herzlich willkommen

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Ich darf „Papa“ sagen

Juli | August | September 2015

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Nr. 05


Es grüßt...

Heimkommen – Heimat – ja, was ist das eigentlich? „Heimat“ gibt es nicht in allen Sprachen. Es ist ein altes deutsches Wort, das in anderen Sprachen nicht mit einem Wort ausgedrückt werden kann. Die Engländer sprechen z. B. von „Homeland“, womit eher das „Land, wo sich das Zuhause befindet“, gemeint ist. Im Französischen gibt es das Wort „patrie“, was eher das Vaterland, das „Land der Väter“ bedeutet. Im Deutschen verbinden wir mit dem Begriff „Heimat“ etwas, das uns vertraut, lieb und wertvoll ist, wo Wunden schneller heilen und wo Freunde sind, die Anteil an unseren Sorgen nehmen und durch guten Zuspruch uns unterstützen. Das Wort „Heimat“ hat nicht nur mit Befindlichkeit zu tun, sondern auch mit Sehnsucht. Deshalb sind wir immer wieder neu auf der Suche nach einem Ort der Geborgenheit. Christian Morgenstern drückte das so aus: „Heimat ist da, wo ich verstanden werde . . .“ Wir brauchen Menschen, die bereit sind, uns in unserer Lebensgeschichte, unseren Wünschen, unseren Sehnsüchten und unseren Grenzen zu verstehen. Wenn wir das finden, sind wir zu Hause, können wir unseren Lebensraum gestalten.

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Der Weg nach Hause ist kein Spaziergang, eher eine Übung, weil unser Leben im Fluss ist. Wir müssen immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen. Das wird uns bewusst, wenn wir in unsere Bibel sehen und die Erzählungen von Menschen lesen, die aus ihren vertrauten Lebensverhältnissen herausgerufen wurden und denen durch Gottes Begleitung ein Leben in der Fremde ermöglicht wurde. Ich denke an Abraham und Sara. Sie brachen in das Land auf, das Gott ihnen zeigte, ohne zu wissen, an welchen Ort sie kommen würden. Und wie sieht es mit Jesus selbst aus? Er

Wir brauchen Menschen, die bereit sind, uns in unserer Lebensgeschichte, unseren Wünschen, unseren Sehnsüchten und unseren Grenzen zu verstehen. war zumindest in seinem Erwachsenenalter ohne festen Wohnsitz. Er kannte die Vorhersagen und Prophezeiungen, z. B. Psalm 119, 19: „Diese Welt wird nicht für immer meine Heimat sein . . .“ Das hat sich für Jesus erfüllt und auch wir sind auf der Durchreise zur ewigen Heimat, zu Gott. Gottes Nähe ist unsere wahre Heimat, die uns alles gibt, was wir mit dem Gefühl „Heimat“ verbinden: Geborgenheit, Sicherheit und Zuflucht. Deshalb ist „unsere Heimat im Himmel“ (Philipper 3, 20). Mit herzlichen Grüßen aus dem Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona Ihre Schwester Ursula Seebach, Oberin

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THEMA Schwester Gisela Binz, Lörrach

Was bedeutet Heimat für mich? Heimat Die Sprache verriet mich. „Sie sind nicht von hier, woher kommen Sie?“, wurde ich oft gefragt, als ich einige Jahre im Schwarzwald lebte. Wo man aufgewachsen ist, das Land, die Sprache, das Elternhaus prägen uns meist fürs ganze Leben und zeigen die Blickrichtung, wie wir die Welt um uns und uns selbst sehen und erleben. Heimat ist ein sehr umfangreicher, weiter Begriff, der unterschiedlich und vielseitig gefüllt werden kann. Was jedoch Heimat für mich bedeutet, das kann ich kaum in Worten ausdrücken. Da sehe ich Bilder vor meinen Augen: Das Elternhaus, Mutter und

Vater mit uns Kindern am Tisch, wo wir dankbar die Mahlzeiten einnahmen und Neuigkeiten und Erlebtes austauschten. Mutter an der Arbeit in Küche und Garten. Die Vorfreude am Spätnachmittag auf Vater, wenn er von der Arbeit heimkam und alle froh begrüßte. Die Sonntage, an denen wir mit über 50 Kindern aus dem Dorf in der Gemeinde die biblischen Geschichten hörten und viele Lieder begeistert sangen. Die Geburtstage, an denen jedes Familienmitglied am Morgen mit einem Lied begrüßt wurde. Viele Gäste, die stets willkommen waren und denen Mutter das Beste auftischte, das sie bieten konnte. Die Konfirmation meiner ältesten

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THEMA

Schwester, wo wir nach fröhlichem Feiern noch spazieren gingen und unterwegs auf einer Wiese dicht zusammenrückten, um ein Foto zu machen. Eine frohe „Sippe“ ist da zusammen, links die junge Familie meiner Cousine, daneben meine Mutter, der Großvater und die Konfirmandin, darunter Vater mit der Jüngsten auf dem Schoß und die beiden Schwestern davor, rechts die befreundete Familie mit ihren drei Kindern, mit denen wir manchen Streich ausheckten. Freunde und Verwandte standen meinen Eltern in Not und Krankheitszeiten zur Seite. Wir Kinder erlebten mit, wie unsere Eltern ihre Nöte Jesus im Gebet sagten und seiner Hilfe vertrauten. Mein Vater wurde an Kranken- und Sterbebetten gerufen, um Trost aus dem Wort Gottes weiterzugeben. Auf natürliche Weise wurden wir Kinder in der Großfamilie mit Krankheit und Tod konfrontiert, aber auch mit der Hoffnung auf eine Heimat im Himmel. Ich fühlte mich wohl zu Hause und sah als Jugendliche hoffnungsvoll der Zukunft entgegen. Doch was geschah? Mitten in meinem Alltag sprach Jesus zu mir: „Geh fort aus deinem Land, verlass deine Heimat, dein Elternhaus und deine Freunde und Verwandten!“ Hatte ich recht gehört? War das Jesu Stimme und wollte er ganz neu die Weichen für mein Leben stellen? Mir gefiel doch mein Beruf und ich hatte einen guten Arbeitsplatz, an dem die Begegnungen mit Menschen mir Freude bereiteten. Aber deutlich vernahm ich: „Wenn du mir vertraust und folgst, übernehme ich die Verantwortung für dein Leben.“ Das war ein großes Ver-

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sprechen. Ja, ich wollte es wagen und gehorchen. Dabei erfuhr ich, dass in der Bereitschaft für den Aufbruch die Bereitschaft liegt, Jesu Worten zu glauben. In der Bibel finden wir viele Beispiele von Menschen, die aufbrechen und Neues wagen. Josefs Geschichte half mir beim Loslassen. Er wurde plötzlich, unfreiwillig und brutal in ein neues Land geführt. Doch Josef klammerte sich an den lebendigen Gott. Das trug ihn durch in allen Schwierigkeiten. In unbegreiflichen Tiefen erlebte und erkannte er die Liebe und Fürsorge Gottes. Nun war ich gefragt: An wen klammerst du dich, wo bist du verankert? Ist Gott dein Heimathafen? Ich hielt mich an ihn und sein Wort und erlebte wie Josef, Gott ist mit mir. Neue Heimat Mit dem Ruf in die Diakonie begann für mich ein völlig anderer Lebensabschnitt. Das Mutterhaus wurde mein neues Zuhause. Manches mir Fremde erwartete mich. Trotz diesem Unbekannten spürte ich bald eine Verbundenheit unter uns Schwestern. Jesus hatte uns zusammengeführt. Er war und ist die Mitte unserer Gemeinschaft. Auch erlebte ich, dass eine ­fremde Umgebung, neue Kontakte zu Menschen und ein offenes gutes Miteinander echt Horizonterweiterung

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gibt. In den späteren Dienstjahren, als es einige Male hieß, Vertrautes und Freunde zurückzulassen, hörte ich jemand sagen: „Sei nicht traurig, auf Neues zuzugehen. Neue Freunde kennenzulernen erweitert nicht nur den Horizont, sondern kann auch ‚Herzerweiterung‘ bewirken.“ Mit noch 10 jungen Frauen besuchte ich den diakonischen Unterricht auf Chrischona und lernte das Leben in der Schwesterngemeinschaft kennen. Gespannt erwarteten wir jungen Schwestern unseren ersten Dienstplatz. Ich wurde nach Bad Dürrheim ins Kinderkurheim gesandt und von den vier Schwestern dort herzlich willkommen geheißen. Als Höhepunkte erlebte ich die Konferenzen und Feste im Mutterhaus. Schwestern vom hohen Norden Deutschlands bis zum südlichsten Teil der Schweiz reisten an. Auf Rüstzeiten und in den Ferien lernte ich weitere Schwestern kennen und schätzen. Das festigte unser Miteinander. Viele Jahre war ich eingesetzt in einem Kindergarten fast 500 km vom Mutterhaus entfernt. Doch rege Kontakte zu

meinen Mitschwestern und Besuche zeigten mir immer wieder, wo mein Zuhause ist. In meinem Dienst wurde mir viel Vertrauen entgegengebracht. Auch stellte mir Gott Menschen zur Seite, die mich unterstützten und ergänzten. So konnte ich froh meinen Dienst tun. In persönlichen oder dienstlichen Schwierigkeiten

„Neue Freunde kennenzulernen erweitert nicht nur den Horizont, sondern kann auch ‚Herzerweiterung‘ bewirken.“ war ich nie allein gelassen. Die Mutterhausleitung stand mir zur Seite und meine Schwestern beteten um Lösungen. Wunderbar war dann zu sehen, wie aus manchem schweren Erleben viel Positives entstand zur Zufriedenheit der Eltern und zum Wohl der Kinder. Die gute Nachricht von Jesus, der meinem Leben Hoffnung und Ziel gegeben hat, konnte ich bei den Kindern und später auch im Frauenkreis weitergeben. Auf allen Stationen meines Lebens wurde mir wichtig, immer wieder aufzubrechen, weil Jesus mich auf einen neuen Weg gestellt hat: Auf den Heimweg zur ewigen Heimat bei ihm in der Herrlichkeit. Gott hält uns eine Wohnung bereit. Er gibt uns ein Zuhause, schon in dieser Zeit, denn er ist die Antwort, die heute noch gilt. Dort wird meine Sehnsucht gestillt. Peter Strauch

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SCHWESTERNSCHAFT Schwester Ursula Seebach, Oberin

Was macht das Nachhause Diese Frage kam mir bei der Überlegung, wie es wird, wenn unsere Schwestern aus dem Römerhof in Zürich im Juli 2015 in das neue Mutterhaus und das Feierabend- und Pflegeheim auf St. Chrischona einziehen werden. Es ist nicht einfach, nach vielen Jahrzehnten den Wohnort zu wechseln, denn jeder Mensch hat tiefe Grundbedürfnisse, die befriedigt werden müssen. Wenn diese Bedürfnisse gestillt werden, fühlt man sich wohl und ist gerne zu Hause. Deshalb habe ich vor dem Umzug den Schwestern drei Fragen zukommen lassen. Einige der Antworten möchten wir hier wiedergeben: Was bewegt dich im Blick auf den Umzug nach St. Chrischona? Schw. Ruth Walti: Mir kommen spontan die Worte, die in einem Buch von Marta Wild stehen, in den Sinn: „Dankend rückwärts, mutig vorwärts, liebend seitwärts, gläubig aufwärts.“ Neben dem dankbaren Rückwärtsschauen kommen aber noch verschiedene andere Gefühle auf, wie Schmerz, Traurigkeit, Wehmut etc. Abschiednehmen ist nie einfach. Schw. Olga Sonderegger: Meine Gedanken sind positiv, obwohl der Umzug loslassen bedeutet, aber es ist gut so. Schw. Käthi Wiesler: Mutterhaus – irdische Heimat? Als ich mich mit dieser neuen Situation

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auseinander setzen musste, war mein Stoßgebet: „Herr mache mich einverstanden.“ Schw. Myrtha Hollenweger: In der Zusammenarbeit hatten wir es im Römerhof sehr gut, sowohl mit den Mitarbeitern als auch mit den Bewohnern und Angehörigen. Das Loslassen fällt nicht leicht. Aber ich bin dankbar für 19 Jahre RömerhofMitarbeit. Es war eine reich gesegnete Zeit. Was bedeutet dir Heimat? Schw. Rosette Friedli: Meine Heimat ist droben im Licht. Meine Heimat ist aber auch da, wo ich zu Hause bin und meine Aufgabe im Dienst erfüllen kann und konnte – das war der Römerhof in Zürich und die Chrischona-Gemeinde. Schw. Alice Rösli: Heimat bedeutet mir: Ein Leben in Geborgenheit, in Ruhe und Frieden. Schw. Lotti Wenk: Jesus soll mir überall Heimat sein, wo ich mit meinen Schwestern auf dem Weg bin. Schw. Ruth Wäfler: Wirkliche Heimat kann mir nur Jesus schenken und dies ist nicht abhängig vom Ort. Schw. Olga Sonderegger: Ein Ort, wo man sich wohlfühlt. Schw. Vreni Wüst: Heimat bedeutet mir sehr viel. Jetzt sind wir alle unterwegs. „Die Heimat ist droben im Licht.“ Schw. Ruth Walti: Über 50 Jahre Römerhof – das war bisher meine Heimat. Heimat, das ist der Platz, wo Gott mich hingestellt und mir eine Aufgabe gegeben hat. Nun heißt es weiterziehen. Vieles wird anders sein. Einiges werde ich vielleicht vermissen. Ich möchte aber nicht vergleichen, möchte bereit sein oder werden für das, was in der neuen Heimat auf

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kommen schön?

mich wartet. Schw. Myrtha Hollenweger: Das Mutterhaus ist eigentlich meine Heimat. Allerdings habe ich mich auch hier im Römerhof in Zürich zu Hause gefühlt. Grundsätzlich ist der Umzug nach St. Chrischona ein Heimkehren. Allerdings wird vieles anders sein, als es damals war, als ich vom Mutterhaus ausgesandt wurde. Aber die Schwestern sind da und wir gehören zusammen. Wir sind in eine Gemeinschaft gestellt. Welche wichtigen Erfahrungen bringst du gerne aus Zürich mit in unser Mutterhaus? Schw. Alice Rösli: Dass Gott immer und überall bei uns ist. Schw. Käthi Wiesler: Eine von vielen Erfahrungen ist die tägliche Vergebung. Nur so kann eine Gemeinschaft gesund bleiben. Schw. Lotti Wenk: Wir sind oft zum Gebet zusammengekommen. Schw. Olga Sonderegger: Alles bei Jesus ablegen, was mir das Herz schwer machen will. Schw. Myrtha Hollenweger: Nicht weglaufen vor Schwierigkeiten, sondern sie mit Gottes Hilfe anpacken. Einander vergeben und wieder neu anfangen und nicht bei dem Alten stehen bleiben. Schw. Ruth Wäfler: Was bringe ich mit?

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Mich selbst mit meinen Ecken und Kanten. Aber ich möchte mich auch in die Gemeinschaft einbringen, und da sind wir immer wieder auf die gegenseitige Vergebung angewiesen. Schw. Vreni Wüst: Ein verständnisvolles Lächeln unserem versteckten Heimweh gegenüber. Schw. Rosette Friedli: Das gute Miteinander. Wir durften Gastfreundschaft pflegen, ein offenes Haus haben für Groß und Klein. Die Mission lag uns besonders am Herzen. Mit dem Segen Gottes gehe ich aus dem Römerhof. Mit dem Segen Gottes gehe ich ins Mutterhaus. „Je schöner und heller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne mit, nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk“ (Dietrich Bonhoeffer). Schw. Ruth Walti: Ich nehme viele, schöne Erinnerungen mit. Wir durften im Römerhof viele gute Begegnungen haben, Missionare kennenlernen und begleiten. Das hat mein Leben bereichert. Und nun: „Aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt! Wir gehn an unsers Meisters Hand, und unser Herr geht mit.“

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BERICHT Andreas Heinemann, Präsident des DMH-Stiftungsrates

Rückblick des Präsidenten

Im letzten Jahr hatte ich von vielen Überlegungen und Entscheidungen berichtet. Das Jahr 2014 war nun geprägt von der Umsetzung dieser Entscheidungen, die zur Neuausrichtung des DMH getroffen worden waren. So wurden der Ausbau und die Stärkung unserer Zentren auf St. Chrischona, Schweiz, und in Lörrach, Deutschland, nicht nur begonnen, sondern konnten weit vorangetrieben werden. Gleichzeitig wurden einige unserer Liegenschaften, die wir nicht mehr selbst betreiben und somit unseren Auftrag „DiakonischMissionarisch-Handeln“ nicht umsetzen können, bei Erzielung angemessener Preise, veräußert. Zudem wurden Investitionen zur Verbesserung unserer Prozesse getätigt. Die Kooperation mit Chrischona International (früher Pilgermission) entwickelt sich weiter positiv. Dies alles wird durch Beratungen und Entscheidungen der Schwesternschaft und Aufsichtsorgane (Stiftungsräte und Gesellschafterversammlungen) möglich, so dass sich unser Diakonissen-Mutterhaus nicht nur wirtschaftlich, sondern auch im Hinblick auf seine originäre Aufgabenerfüllung zukunftsfähig und -sicher entwickelt.

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Ab Oktober 2014 übernahmen die Vorsitzende der Geschäftsleitung, Oberin Schwester Ursula Seebach, und der Geschäftsführer, Herr Joachim Rastert, die Aufgaben von dem theologischen Leiter, Herrn Bernhard Heyl, der unser Mutterhaus verließ. Die Suche eines Nachfolgers konnte inzwischen erfolgreich abgeschlossen werden. Unsere Altenpflegeschule „Manoah“ hat unter der Geschäftsführung von Herrn Rainer Böheim mit Beginn des zweiten Frühjahrskurses die nächste Etappe zur Erweiterung auf sechs Kurse eingeleitet. Mit der im Juli 2014 erfolgten Übernahme des Belchen-Instituts werden sowohl die Grund-, als auch die Fort- und Weiterbildung der Altenpflege durch die Nutzung von Synergien wesentlich gestärkt. Liegenschaften, die wir im Geschäftsjahr 2014 veräußern konnten, waren ein EinFamilienhaus in Riehen, unser Ferienhaus Sunnebad in Sternenberg sowie ein Fabrikgebäude in Urdorf. Auf deutscher Seite wurde der Verkauf unseres letzten Grundstückes im Kurgebiet Bad Dürrheims mit einem Vorvertrag auf den Weg gebracht.

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In der Geschäftsstelle Schweiz erfolgte die Umstellung der Buchhaltung auf eine integrierte Gesamtlösung (ABACUS). Ebenso wurde die elektronische Personaleinsatzplanung in Betrieb genommen. Beides zusammengenommen vereinfacht die Administration deutlich. Das Feierabend- und Pflegeheim erhielt vier neue Pflegeplätze zugesprochen und verfügte somit 2014 über 36 Pflegeplätze, die weitestgehend voll ausgelastet waren. Zukünftig müssen weitere Pflegeplätze aufgestellt werden, um eine wirtschaftliche Größe zu erreichen. Das Jahr 2014 war in der Geschäftsstelle in Lörrach vor allem geprägt durch den Bau des neuen Schul- und Fortbildungsgebäudes in Lörrach sowie durch den Kauf und die Integration des BelchenInstitutes. Weiterhin wurde in der zweiten Jahreshälfte für den Bereich Finanz- und Rechnungswesen eine integrierte Softwarelösung umgesetzt.

Andreas Heinemann

Ich danke ganz besonders • der Oberin für ihren großen Einsatz, Umsicht als Vorsitzende der Geschäftsleitung, die positive Prägung der Atmosphäre im Mutterhaus, in der Gewissheit, dass unser Herr Jesus Christus Kraft schenkt. • allen Schwestern und dem neu gewählten Schwesternrat für das mutige Vorangehen mit den getroffenen Entscheidungen. • der Geschäftsleitung für die verantwortungsvolle Vor-, Zu- und vor allem Nacharbeit der Entscheidungen, aber auch für die Erledigung der Koordinationsaufgaben, Termine, Überwachung der Finanzen, Planungen und Anstöße für die Weiterarbeit an den Themen. Neben der Oberin ist hier der Geschäftsführer, Herr Rastert, besonders gefordert. Es ist wichtig, dass alle vertrauensvoll zusammenarbeiten. • den Geschäftsstellenleitern für Deutschland, Herrn Streib, und die Schweiz, Herrn Hartmut Kämpfer. • allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im Pflegeheim, in der Küche, der Hauswirtschaft, der IT, im technischen Bereich und im Garten gute Arbeit leisten. • dem Schulleiter, Herrn Böheim, den Dozenten und Mitarbeitern in der Altenpflegeschule Manoah und im Belchen-Institut. Besonderen Dank für die Begleitung des Neubaus der Schule in der Wiesentalstraße in Lörrach. • den Mitgliedern des Stiftungsrates, dessen Vizepräsidenten, Frau Annegret Robbauer und Herrn Rolf Waller, die immer wieder mit mir zusammen gesonderte Termine im Präsidium wahrnehmen. • dem Finanz-Ausschuss, der unter Leitung von Herrn Sergio Omlin für eine gute Vorarbeit von Seiten des Stiftungsrates Sorge trägt und dazu auch zu gesonderten Terminen zusammenkommt. Den Dank kann ich mit der Jahreslosung 2014 gut zusammenfassen: „Gott nahe zu sein ist unser Glück.“

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AKTUELLES

Ein Abschied in Dankbarkeit und Wertschätzung „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ 1. Mose 12, 2 Das war das Bibelwort, das unsere Schwester Ruth Eschmann bei der Einsegnung 1970 als Zuspruch auf den weiteren Dienstweg bekam. Schwester Ruth ist am 20. September 1961 in unsere Schwesterngemeinschaft eingetreten. Sie besuchte den biblisch-diakonischen Kurs auf St. Chrischona und erlernte dann die Krankenpflege im Diakonissenhaus Riehen. Danach war sie zu Vertretungsdiensten in unseren Alters- und Pflegeheimen auf St. Chrischona und in Stuttgart-Bad Cannstatt sowie im Einsatz als Krankenschwester im Bezirksspital Rheinfelden und im Stadtkrankenhaus Arbon. Nach einer Vorbereitungszeit im Oberkurs der Bibelschule St. Chrischona kam sie zur Mithilfe ins Jugendheim der Stadtmission Lausanne, bis sie in die Aufgabe als Probemeisterin für die jungen Schwestern in unserem Mutterhaus berufen wurde. Daneben absolvierte sie die Ausbildung zur Haushaltsleiterin, um die Berechtigung zur Leitung unserer Haushaltungsschule auf St. Chrischona zu bekommen. Bis zum Eintritt in den Feierabend übernahm sie die Leitung der Mutterhaus-Waschküche, die Näharbeiten im Atelier – viele unserer Vorhänge sind durch ihre Hände gegangen – sowie die Mitarbeit in der Physiotherapie. Schwester Ruth hatte ein reiches und gesegnetes Leben, das geprägt war durch ihre tiefe Beziehung zu Jesus Christus, aber auch durch ihr Mittragen der Belange unserer Schwesternschaft. Wir sind ihr sehr dankbar für den Dienst, den sie unter uns getan hat. Schwester Ruth wurde nun von unserem Herrn am Freitag, 13. März 2015, überraschend in ihrem 77. Lebensjahr zu sich in die ewige Heimat gerufen. Am 20. März 2015 fand der Abschiedsgottesdienst in der Friedhofskapelle und die Bestattung auf dem Gottesacker in Riehen statt, wo sich die Trauergemeinde versammelte, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Schwester Ursula Seebach Oberin

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PROJEKT Adalbert Kanzinger, Leiter Lechaim Rheinfelden

Lechaim Rheinfelden Seit 2012 leben wir mit 6 Jugendlichen als sogenannte Bereitschaftspflegefamilie unter einem Dach. Das mutet uns einiges zu: Wir lassen die jungen Menschen mit all ihrem Befremdlichen an uns ran und wir muten uns ihnen als Fremde mit allem Befremdlichen zu. Furcht und Bedenken sind oft unsere erste und eigentliche Reaktion. Eine ganze Reaktionskette wird in uns losgelöst, wenn das Jugendamt uns einen Teenager zur Aufnahme bringt. Nase, Augen und Ohren signalisieren in Bruchteilen von Sekunden an unser Gehirn: Fremd!? Dann heißt es für uns: Achtung, zuerst mal wahrnehmen und beobachten. Nicht die Schublade öffnen, reinstecken und zuschließen, nicht Verallgemeinerungen in unseren Herzen platzieren und die Fremdheit als Angriff auf uns selbst wahrnehmen. Wir üben uns dann darin, den jungen Menschen wahrzunehmen: Seine Kleidung, seine Sprache, seine Frisur,

seine Gestik und sein Verhalten. Es gehört zu seinem Menschsein. Das geht dann am besten, wenn wir zusammen essen, Sprachen einüben, Sport treiben und die Musik, oder auch die jeweilige Nationalhymne, des anderen hören, vor allem wenn Fußball so heiß geliebt wird wie derzeit. Unsere eigenen Feiertage, Geburtstage und Feste helfen uns, die Feiertage und Traditionen des Teenagers kennen zu lernen und die Schönheiten anderer Kulturen zu erfahren. Und inzwischen hat „DAHEIM“ eine ganz neue Intensität erhalten und eine weitere Erfahrungswelt eröffnet: Derzeit leben 4 junge Flüchtlinge aus Afrika bei uns. Daheim: Das bedeutet Heimat bieten für Menschen, die das Daheim verlassen haben, weil es für sie fremd geworden ist. Und hier bei uns sind sie nun Fremde und alles ist erneut fremd. „Damit aus diesen Fremden Freunde werden, sollen sie zuerst mal Gäste sein dürfen, auf dass aus den Gästen Freunde werden können.“ (Klaus Speer)

2. Platz für die „Black Tigers“ beim Fußballturnier auf St. Chrischona

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BERICHT Frau Pfarrer Lea Schweyer, Heimseelsorgerin

„Ich bin hier zuhause!“ Die eigenen vier Wände endgültig verlassen und in ein Pflegeheim ziehen zu müssen, ist für viele Menschen keine schöne Vorstellung. Es schmerzt, wenn man sein geliebtes Zuhause hinter sich lassen muss. Und doch ist es eine Realität, dass für viele ältere Menschen einmal der Zeitpunkt kommt, wo es trotz viel Hilfe zu Hause nicht mehr geht und ein Umzug ins Altersheim nötig wird. Trotzdem kommen die beiden Bewohnerinnen, Frau Schneider und Frau Breitenmoser aus dem Feierabend- und Pflegeheim St. Chrischona, zur klaren Aussage: „Wir sind jetzt hier zuhause – und es geht uns gut hier!“

Frage: „Frau Schneider, wie reagierten die Leute in Ihrem Umfeld auf die Nachricht, dass Sie Ihr Zuhause in Riehen endgültig verlassen und Ihren Lebensabend im Feierabend- und Pflegeheim St. Chrischona verbringen werden?“ Frau Schneider: „Alle reagierten positiv! ‚Da hat sich der Kreis für dich geschlossen‘, war ihre Antwort – und das stimmt haargenau. Schon als Kind hatte ich positive Berührungspunkte mit Chrischona-Brüdern. Mein Vater war jahrelang im Komitee der Chrischona und ich wohnte selber 31 Jahre auf Chrischona, als ich das Restaurant ‚Waldrain‘ leitete. Chrischona hat einen besonderen Platz in meinem Herzen und ich empfinde es als ein Vorrecht, nun hier zuhause sein zu dürfen.“ Frage: „Was macht es genau aus, dass Sie sich hier zuhause fühlen?“ Frau Schneider: „Ich habe eine wundervolle Aussicht aus meinem gut eingerichteten Zimmer. Mir gefällt die christliche Atmosphäre unter den Diakonissen. Ich bin nämlich etwas bevorzugt, da ich auf derselben Etage wie die Diakonissen wohnen darf. Meine Tochter ist auch beruhigt, dass ich hier so gut aufgehoben bin. Wann immer ich ein Problem habe, darf ich läuten und jemand kommt und schaut nach mir.“ Frage: „So fühlen Sie sich hier 100% zuhause?“

Frau Schneider

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Frau Schneider: „So weit man sich auf dieser Erde zuhause fühlen kann, ja! Ich freue mich aber auch auf das ewige Zuhause im Himmel bei Jesus Christus. Dass ich diesen Glauben auf die Auferstehung nach dem Tod haben darf und die damit verbundene Hoffnung auf ewiges Leben im himmlischen Zuhause, ist für mich ein besonderes Geschenk von Gott.“

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Frage: „Was hat Ihnen besonders geholfen, sich hier zuhause zu fühlen?“ Frau Breitenmoser: „Ich habe hier eine wundervolle Freundin gefunden. Mit ihr unternehme ich gerne Spaziergänge ums Haus, wir können gut miteinander reden, haben ähnliche Interessen und fühlen uns bereichert, einander im Alter noch kennen gelernt zu haben.“

Frau Breitenmoser Frage: „Frau Breitenmoser, was bedeutet es für Sie, hier im Feierabend- und Pflegeheim St. Chrischona zuhause zu sein?“ Frau Breitenmoser: „Ich bin gerne da. Die Leute sind sehr freundlich mit mir und umsorgen mich gut. Es ist mir wohl. Ich fühle mich hier zuhause.“

Frage: „Haben Sie einen Tipp, wie man sich in einem Pflegeheim möglichst schnell zuhause fühlen kann?“ Frau Breitenmoser: „ Wenn man freundlich mit den andern umgeht – und das habe ich von jung an gelernt – dann kommt die Freundlichkeit oft zurück. Dieses Rezept hat sich ein Leben lang bei mir bewährt.“ „Frau Schneider und Frau Breitenmoser, herzlichen Dank für Ihre Antworten.“

Frage: „Früher waren Sie ja in Zug zuhause und das Städtchen Zug war Ihr A und O. Nun denken Sie nicht mehr: Wäre ich doch in Zug! Wie kommt das? Wie haben Sie es innerlich geschafft, sich hier zuhause zu fühlen?“ Frau Breitenmoser: „Ich bin religiös und glaube an Gott und das hat mir sehr geholfen. Ich bin katholisch aufgewachsen und in meinem Glauben gehört es selbstverständlich dazu, an das himmlische Zuhause bei Gott nach dem Tod zu glauben. Daran denke ich oft – viel mehr als an mein früheres Zuhause in Zug.“

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BERICHT

90 Jahre Diakonissen-Mut eine besondere Familienfeier

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Bereits am Vorabend des Jubiläums verstand es Manfred Siebald, tiefgehende Texte und selbstironische Betrachtungen über „Gottes Bodenpersonal“ gekonnt zu kombinieren.

Der Chor des Evangeliumsrundfunks (ERF) sorgte mit seinen Liedern für musikalischen Pepp auf hohem Niveau.

Oberin Schw. Ursula Seebach und der Direktor von Chrischona-International, René Winkler, führten gemeinsam durch den Festgottesdienst.

Herzlich willkommen Friedhelm und Christa Geiß! Beide wurden im Rahmen des Festgottesdienstes offiziell eingeführt. Schw. Ursula Seebach, René Winkler und Andreas Heinemann, Präsident des DMH-Stiftungsrates, erbitten für die beiden und die vor ihnen liegenden Aufgaben Gottes Segen.

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terhaus

Schw. Ursula Seebach eröffnet am Nachmittag die Feier der Schwesternjubiläen. Die Schwestern feierten mit Familie, Verwandten und Freunden – und natürlich den Mitschwestern – 25, 50, 60, 65 oder 70 Jahre Zugehörigkeit zur Schwesternschaft.

Pfr. Burkhard Weber, Direktor der Evangelistenschule Johanneum, würdigte in seiner Predigt die Verdienste der Schwestern und fand offene, ehrliche und ermutigende Worte.

Schw. Rosemarie Schley ließ in ihrem Zeugnis einige Begebenheiten aus ihren 60 Jahren als Diakonisse Revue passieren. Fazit der Zeugnisse aus insgesamt 590 Jubiläumsjahren von 10 Jubiläums-Schwestern: Lob soll dir erschallen, unser Gott und Herr…

Schw. Lydia Schindler, eine der Jubilarinnen, blickt auf 65 Jahre Zugehörigkeit zur Schwesternschaft zurück.

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DIAKONIE Cécile und Gianpaolo Di Matteo, Familienfrau, Leiter Finanzen/Administration

Herzlich willkommen „Gastfreundschaft ist eine von Gott gegebene Gabe, die befähigt, andere Menschen zu umsorgen und ihnen Freundlichkeit entgegenzubringen. Christen mit dieser Begabung haben ein ‚offenes‘ Haus, in dem sich Freunde wie Fremde spontan wohl und willkommen fühlen.“ Diese Erklärung habe ich aus Wikipedia herausgepickt. Spannend zu lesen, dass das OnlineNachschlagewerk Wikipedia Gastfreundschaft mit dem Christentum in Verbindung bringt. Wir sind nun eine fünfköpfige Familie und das erschwert es manchmal, die perfekte Gastgeberin zu sein. Und doch gibt es ein paar Ideen, wie es gelingen kann. Mein Mann und ich stammen aus zwei unterschiedlichen Kulturen. Uns hilft dieser Mix, die konservative Schweizer Mentalität mit der Gastfreundschaft Italiens zu verbinden. Wir haben auch festgestellt, dass weniger manchmal mehr ist. Wo bei meinen Eltern noch das Essen und der perfekt gedeckte Tisch bis zum Serviettenring in allen Einzelheiten stimmen müssen, stehen bei uns die Gemeinschaft und Gespräche mehr im Vordergrund. Bei geplanten Besuchen besprechen wir oft die Menüplanung und die Abläufe. Wir versu-

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chen auch die Kinder mit einzubeziehen. Das gibt ihnen ein Dazugehörigkeitsgefühl und es erfüllt sie mit Stolz, wenn sie die Servietten falten oder den Apéro in Schälchen verteilen dürfen. Ich merke: Wenn die Vorbereitungen optimal durchdacht wurden, können wir alle den Besuch geniessen. Aber was ist Gastfreundschaft wirklich? Ein gutes Essen, ein feiner Tropfen Wein, wohltuende leise Musik im Hintergrund, Kerzenlicht, ein Lavendelduft auf der Toilette? Nicht „nur“ – Gastfreundschaft ist kein Programm, sondern geteiltes Leben. Sie erwächst aus Lebensfreude, Einfachheit und Bescheidenheit. Gastfreundschaft ist für mich etwas, das man persönlich vorlebt! Wichtig ist, die Bedürfnisse unserer Gäste richtig einzuschätzen und ihnen auf diese Weise ein Stück Heimat zu geben, ein Wohlgefühl in unserem Zuhause. Es ist ein Unterschied, ob ich einen gemütlichen Frauenabend plane, ob ein Freundespaar kommt oder eine Familie. Bei allen Besuchen wollen wir erreichen, dass sich unsere Gäste wohl fühlen und die Zeit miteinander wertvoll genützt werden darf. Der berühmte Max Frisch drückt es so aus, dass „Heimat die Menschen sind, die wir verstehen und die uns verstehen“.

Zu meinem 40. Geburtstag habe ich meine Freundinnen zu einem unvergesslichen Abend eingeladen. Den Tisch habe ich mit handgemachten Tischkarten liebevoll dekoriert und in der Mitte des Tisches stand eine leere Flasche Wein mit meinem Geburtsjahrgang darauf. Darin steckte eine wundervolle Rose.

Gastfreundschaft ist kein Programm, sondern geteiltes Leben. Sie erwächst aus Lebensfreude, Einfachheit und Bescheidenheit. An diesem Abend durfte ich meine Leidenschaft, Gäste zu verwöhnen, ausleben. Auch als Mami darf ich diesen wertvollen Dienst, anderen zu dienen, immer wieder wahrnehmen, etwa wenn ich die Nachbarskinder willkommen heiße zum Spielen, zum Zvieri essen oder auch mal zum Glace schlemmen. Im Römerbrief lesen wir: „Wenn andere Gläubige in Not geraten, steht ihnen zur Seite und helft ihnen. Seid gastfreundlich und öffnet Gästen euer Haus.“ Dies wollen wir tun, nämlich unsere Türe offen halten, damit Gott in unserem Daheim wirken darf.

Familie Di Matteo

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GEBET Pfarrer Friedhelm Geiß, Theologischer Leiter des DMH

Ich darf „Papa“ sagen Über den großen Exerzierhof des Kaisers in Rom rennt ein kleiner Junge. Wie er die Treppen zum Thronsaal hochläuft, kommen von beiden Seiten Soldaten und halten ihn mit ihren langen Spießen auf. „Halt, du kannst nicht einfach zum Kaiser rennen. Hier hat keiner Zutritt!“, herrschen sie den Jungen barsch an. Der Kleine pflanzt sich in ganzer Größe vor den starken Männern auf, schaut sie an und sagt: „Für euch ist es der Kaiser. Für mich mein Vater!“ Und rennt weiter. Das kleine Wort Vater hat alles verändert. Zum Vater kann ich einfach

Wir laden Sie ein, sich mit der eingehefteten Gebetskarte, über unsere Homepage oder per Mail an uns zu wenden. Gerne beten wir für Sie! Ihre Schwesternschaft

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durch. Und genau das ist durch Jesus Christus geschehen. Seit Jesus auferstanden ist, ist der Weg zu Gott frei. Und mehr noch – ich darf einfach „Vater“ oder besser noch „Papa“ sagen. Paulus schreibt das den römischen Christen: „Ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht. Dann müsstet ihr doch wieder Angst haben. Ihr habt vielmehr einen Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht. Weil wir diesen Geist haben, können wir rufen: »Abba! Vater!«“ (Römer 8,15 nach der Basisbibel). Und „Abba“ ist ein Kosename für Vater – wie Papa oder Papi. Was für ein Vorrecht, beten zu können. Beten ist kein Ritual, bei dem ich besonders ausgewählt, vorsichtig oder in einer bestimmten Stimmlage sprechen muss. Ich darf zu Gott sprechen wie zu einem vertrauten Menschen. Einfach, schlicht und ehrlich. Eben wie mir’s ums Herz ist oder was mir im Magen grimmt oder auf die Schultern drückt. Wie gut, dass mein Vater im Himmel hört und versteht. Er versteht’s auch, wenn ich klage oder keine Worte mehr finde. Ich bin geliebt,

angenommen und erwartet. Das ist das Vorrecht eines Kindes, wenn es heimkommen oder mit lieben Menschen „chatten“ kann. Glaube an Gott ist eben ge-

Ihr habt vielmehr einen Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht. (Römer 8,15)

rade keine Religion, deren Regeln ich befolgen muss, sondern gelebte Beziehung. Das macht Glaube lebendig und Christsein ansteckend. Und manchmal, wenn mir die Worte zum Beten fehlen, dann greife ich gerne zu formulierten Psalmen oder Gebeten von Menschen, die ihr Vertrauen auf diesen Vater im Himmel setzten. Und das hilft mir wieder, zum eigenen Beten zu kommen. Manchmal zaghaft, aber voll Vertrauen. Eben wie ein Kind, das einfach „Papa“ sagen darf.

Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona

IMPRESSUM Die Zeitschrift MIT & FÜR des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona erscheint viermal jährlich kostenfrei. Auflage: 5000 Exemplare Herausgeber: Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona Chrischonarain 135 CH-4126 Bettingen Tel.: +41 (0)61 606 65 65 Mail: mitundfuer@dmhchrischona.org Redaktionsteam: Schw. Gisela Binz, Friedhelm Geiß (Ltg.; V.i.S.d.P.), Larry Leuenberger, Lena Leuenberger, Gianpaolo Di Matteo, Schw. Ursula Seebach Grafik und Layout: Variation Design L. Leuenberger www.variation-design.de Bilder: © DMH außer; Titelfoto: iStock.com, shape­ charge; ©freeimages.com: Fond S.2-3, majaFoto; S. 4-5 assura/ kalio; S.16 (Fussball) RAWKUS; S.7 ©Römerhof ; S.11 D.Kanzinger; ©photo­dune, S.16 mnmlst0; S.18 JackF Druckerei: Lautertal-Druck Franz Bönsel GmbH D-64686 Lautertal Bankverbindungen: Basler Kantonalbank IBAN: CH55 0077 0016 0503 1447 8 Sparkasse Lörrach-Rheinfelden IBAN: DE69 6835 0048 0001 0084 16 BIC: SKLODE66

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[ ] Berndeutsch

Eine Zeitlang war ich in Zürich in der Altenpflege tätig. Unter anderem pflegte ich auch eine ältere Dame aus Deutschland. Eines Abends gab ich ihr ein Taschentuch mit der Bemerkung: „Und do gib ich Ihnen no de Naselumpe!“ (Berndeutsch). Am andern Abend sagte die Dame zu mir: „Schwester Ida, bitte sagen Sie doch noch einmal ‘Naselumpe‘!“ Bericht von Schwester Ida Roth (älteste Schwester der Schwesternschaft, 98 Jahre)

www.dmh-chrischona.org www.facebook.com/dmhchrischona

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| Diakonisch Missionarisch Handeln


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