Mit&fuer 3 2016

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Sei da, wo du bist!

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Im Lebensrhythmus Gottes leben

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Kleine Ăœbungen = grosse Wirkung

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Einfach da sein

Nr. 3 | 2016

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Juli | August | September


Es grüsst... wir es in der Bibel in Prediger 3, 1 lesen. Was sagt uns das im Blick auf unser Thema: „Sei da, wo du bist!“? Wir müssen es üben, und das können wir auch lernen. Wenn es uns gelingt, dann verändert sich unser Erleben. Dann wird z.B. der Besuch oder das Gespräch bei pflegebedürftigen Angehörigen im Pflegeheim zu einer

„Sei da, wo du bist!“ Das Leben ist eine Zeitkunst. Es spielt sich zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ab. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass sich alles in unserem Leben in der Zukunft, für kurze Zeit in der Gegenwart und schliesslich endgültig in der Vergangenheit zuträgt. Ja, man könnte sogar meinen, dass unser Leben fast ausschliesslich aus Vergangenheit und Zukunft besteht. Die Gegenwart – das Hier und Jetzt unseres Lebens – wird leicht vernachlässigt, weil wir oft gedanklich wo anders sind. Ein Rabbi drückte das einmal so aus: „Du bist dort, wo deine Gedanken sind. Sieh zu, dass deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest.“ Das ist unser Problem. Wir möchten, sollten, könnten und müssten dies und das tun, aber „jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit“, seine von Gott bestimmte Zeit. So können

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„Du bist dort, wo deine Gedanken sind. Sieh zu, dass deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest.“ guten Begegnung, in der die Nähe zählt und nicht die Wahrheit im Vordergrund steht. Wir sind jetzt da und unterhalten uns, wie es jetzt möglich ist. Früher war es anders, aber wir leben jetzt. Das ist die grosse Kunst, ganz hier und jetzt zu leben. Allem seine Zeit zuzugestehen und uns und unser Leben in Gottes Hände zu legen. „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ Prediger 3, 1 Mit herzlichen Grüssen aus dem Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona Ihre

Ihre Schwester Ursula Seebach, Oberin

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THEMA Pfr. Friedhelm Geiß, Theologischer Leiter des DMH

Im Lebensrhythmus Gottes leben Abend und Morgen sind seine Sorgen; segnen und mehren, Unglück verwehren sind seine Werke und Taten allein. Wenn wir uns legen, so ist er zugegen; wenn wir aufstehen, so lässt er aufgehen über uns seiner Barmherzigkeit Schein.

„Die güldne Sonne…“ – immer wieder gerne singe ich dieses Lied. Paul Gerhardt ist ein Meister der Sprache und er versteht es mit den gebrauchten Zwillingsformeln, das Leben zu schildern, wie es ist. Und Johann Georg Ebeling hat es hervorragend verstanden, in der Melodieführung und im Rhythmus des Liedes Lustigkeit und Leichtigkeit zu vermitteln, ohne hektisch zu werden. Paul Gerhardt weiss sehr wohl, dass unser Leben nur gelingt, wenn Gottes Handeln mein Handeln bestimmt und Gottes Denken mein Denken prägt. Wo der Mensch Gott aber aus seinem Leben ausklammert, kommt er leicht aus dem Rhythmus. Rainer Maria Rilke schreibt in seiner Gedichtfolge „von der Armut und dem Tode“ folgende Zeile: „…und ihre Menschen dienen in Kulturen und fallen tief aus Gleichgewicht und Mass…“ 1906 geschrieben und doch so aktuell. Wo wir aus dem Gleichgewicht und Mass fallen, gerät das Leben in eine Schieflage. Der 6.

Sinn des Menschen, der Gleichgewichtssinn, wird schnell so selbstverständlich genommen. Es ist aber mit das Übelste, was uns passieren kann, wenn das Gleichgewicht nicht mehr stimmt. Der Gleichgewichtssinn hält uns in der Balance. Das Gleichgewicht hilft uns die Balance zu halten – nicht nur biologisch, sondern auch spirituell. Balance zwischen Gehen und Stehen, zwischen Ruhen und Arbeiten, zwischen Empfangen und Geben. Ausatmen und Einatmen. Balance zwischen Quantität und Qualität, zwischen Menge und Wert, Balance in der Liebesbewegung zwischen Nähe und Distanz. Oder theologisch ausgedrückt: Der Gleichgewichtssinn zwischen Gottes Handeln und meinem Tun hält uns in der Balance zwischen Gesetzlichkeit und Beliebigkeit, zwischen Rechtfertigung und Heiligung, zwischen Hören und Handeln. Meint: Das Geschöpf gewinnt durch den Schöpfer schöpferische Kraft. Meine Arbeit bekommt ihren Wert und ihre Wirkung durch die Gnade Gottes. Aber ohne dass ich gehe, geht nichts. Und diese Balance muss kontinuierlich austariert werden. Die Pole sind also keine Gegensätze, sondern beides ergänzt und durchdringt einander und hilft mir. meinen Alltag in der Gegenwart Gottes zu leben.

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THEMA

Im Brief an die Gemeinde in Philippi schreibt der Apostel Paulus im Kapitel vier komprimiert göttliche Lebensprinzipien gegen den Trend – aber im Gleichgewicht und Mass der Güte Gottes! Die Summe seiner Erkenntnis ist: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht – Christus!“ (Phil. 4,13). Und der Ausgangspunkt, die Achse, um die sich alles dreht, oder der Kraftstoff, der die Karre zum Laufen bringt, oder das Betriebssystem, damit die Programme funktionieren – ist: „Der Herr ist nahe“ (Phil. 4,5b). Das ist der Dreh- und Angelpunkt zu einem Leben im Rhythmus Gottes. Das ist die Ausrichtung, die Motivation. Das ist das Gleichgewichtsorgan geistlichen Lebens. Im Neuen Testament wird von der Nähe Jesu immer in einer doppelten Weise geredet: einmal von seiner unsichtbaren, gegenwärtigen Nähe und zum andern von seiner sichtbaren, zukünftigen Nähe. Das bedeutet: Wir müssen nicht alleine unseren Weg gehen. Er ist dabei! Wir müssen nicht alleine Schwie-

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rigkeiten und Nöte meistern. Er ist dabei! Wir sind keinem blinden Schicksal ausgeliefert. Er ist dabei! Wir müssen Jesus nicht in der Zukunft suchen, sondern in der Gegenwart wahrnehmen. In Freud und Leid, in Tag und Nacht. In Leben und Tod. Aus dieser Perspektive lassen sich die anderen Lebens-Prinzipien verstehen und leben. 1. Phil 4,2: Einheit leben, statt auseinanderlaufen! Einheit wächst, wenn jeder bereit ist, in der Meinung des anderen denken zu lernen. Erst verstehen, dann verstanden werden – nur so kommen wir zu einem gemeinsamen Weg. Nur in der Mitte sind wir zusammen. Dann reden wir wieder miteinander und nicht nur übereinander. 2. Phil. 4,4: Freude ist der Grundton meines Lebens! Trend ist Kritik, Skepsis, Unzufriedenheit. Stimmung soll Freude ersetzen. Comedy, als Fabrik der Lächerlichkeiten, könnte auch

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Ausdruck der tiefen Sehnsucht nach bleibender Freude sein. Dagegen setzt Paulus ganz andere Töne: Lass dir durch nichts die Freude rauben! Der Grundton des Evangeliums ist Freude. Wieder liegt das Geheimnis dieses Lebensprinzips in einem ganz kleinen Wörtchen: „in dem Herrn“, nicht „an“ dem Herrn. Ein Mensch kann sich freuen „an“ einer Familie (als Freund oder Aussenstehender) oder „in“ einer Familie (als Glied dieser Familie). Weil ich zur Familie Gottes als sein Kind gehöre, kann ich mich freuen, selbst wenn mir nicht zum Lachen zumute ist. Diese Freude ist ein Wellenbrecher gegen die zerstörerische Kraft der Unzufriedenheit. 3. Phil.4,5: Güte schafft Wärme! „…  und fallen aus Gleichgewicht und Mass“ – heute ist Härte gefragt. Die Leistung muss stimmen. Ja nichts preisgeben, die Konkurrenz könnte es schamlos ausnützen. Ganz anders die Weisung (der Lebensrhythmus) Gottes. „Lindigkeit“ hat Martin Luther anschaulich übersetzt. „Lindern“ hängt zusammen mit „Linde“, deren medizinischer Wert als schmerzlinderndes Mittel seit Urzeiten bekannt ist. Heute übersetzen wir mit „Milde“ oder „Güte“. Was hätte das für eine Öffentlichkeitswirkung, wenn unsere Gemeinschaften/Gemeinden wieder eine solche Ausstrahlungskraft in ihr Dorf oder ihre Stadt hinein haben würden? Wie wäre das, wenn wir bekannt wären für Gutes, Güte und Freundlichkeit? 4. Phil.4,6: Sorge nicht, lebe! Sorgen sind der Todfeind der Freude. Sorgen zerreissen uns innerlich. Paulus lädt ein, bei Gott zur Ruhe zu kommen. Dankbar ihm alles in die Hände zu legen. Er nimmt die Sorge auf sein Herz. So wie Sor-

gen die Freude ersticken, so will das Gebet die Sorge ersticken. 5. Phil. 4,8: Das Denken auf Gutes ausrichten Gedanken sind Mächte. Wie wir denken, das wird uns prägen, in unserer Meinung, in unserem Reden, in den Beziehungen. Was wahrhaftig, gut und gerecht, rein, liebenswert und schön ist, das soll unser Denken erfüllen. Wie würde sich ein solches Lebensprinzip auf die Kommunikation untereinander auswirken? Was für eine Atmosphäre würde entstehen? Probieren Sie es doch mal aus! 6. Phil.4,11-13: Zufriedenheit schenkt Gelassenheit „Je mehr er hat, je mehr er will – nie schweigen seine Wünsche still!“ Ist das nicht typisch? Schnell fühlt sich ein Mensch unzufrieden. Übervorteilt von anderen, nicht gebührend geachtet. Er wird neidisch auf Menschen mit scheinbar besseren Gaben, besserem Einkommen oder besseren Lebensverhältnissen oder... Paulus hat umgelernt. Zufriedenheit lässt sich lernen! Das ist sicher die Hochschule der Lebensweisheiten: zu ruhen in dem, was ich habe und wie mir’s gerade geht. Einfach „da“ zu sein, wo ich jetzt gerade bin. So mit diesem guten Herrn zu leben ist mehr wert als steigende Aktienkurse, kribbelnder Nervenkitzel, Macht und Anerkennung. Die Gewissheit „der Herr ist nahe“ gibt lebensfördernde Perspektiven gegen den Trend. Der Herr ist nahe – heute unsichtbar gegenwärtig und morgen sichtbar als wiederkommender Herr. Das ist das Gleichgewichtsorgan, das uns mit Hoffnung und Zuversicht in Balance hält zwischen Hören und Handeln.

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THEMA Schwester Myrtha Spörri, Physiotherapeutin

Kleine Übungen = Gross für mehr Lebensqualität, mehr Durchblutung, mehr Beweglichkeit, mehr Kraft, vertiefte Atmung Stehend

(Übungen 10 Mal langsam wiederholen) Hüftbreit stehen mit dem Druck auf die Ferse: 1. Vorfüsse hochziehen – mit Fersendruck ohne zu schwanken – gestreckte Knie.

5. Skitraining: Mit Po nach hinten in die Kniebeuge. Mit gestreckten Ellenbogen vor und zurück pendeln 6. Hüftbreit stehen - Arme vorne diagonal überkreuzen, gleichzeitig Beine diagonal überkreuzen, anschliessend Bein wechseln. Alternative: Arm vor und zurück, gleichzeitig ein Bein vor und zurück, dann Bein wechseln.

Sitzend

(Übungen 10 Mal langsam wiederholen)

2. Arme locker – hörbar um die Hüfte werfen mit Rotation des Brustkorbes. Beine stehen fest. 3. Im Wechsel rechtes und linkes Knie hochziehen. Diagonalen Handwiderstand auf den Oberschenkel geben. Standbein gestreckt. 4. Seitwärtsschritt rechts und links mit „Holzbein“ – gestreckte Knie, Fersendruck und abge­ spreitzt.

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1. Becken an der Rückenlehne – mit gefalteten Händen von der Mitte hoch über den Kopf schwingen. Gleichzeitig mit Druck auf rechten und linken Oberschenkel im Wechsel, wiederholen – Mitte und hoch. 2. Nur Becken an der Rückenlehne – beide Knie strecken und Füsse hochziehen, dann locker lassen und wiederholen.

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e Wirkung 3. Im Wechsel rechts und links Knie hochziehen. 4. Vorne auf dem Stuhl sitzen (hüftbreit), Becken über die Senkrechte kippen (beugen). Arme leicht überkreuzt auf den Brustkorb legen und mit Brustkorb rotieren – impulsgebend ist das Brustbein. Keine Anspannung im Oberkörper oder in den Armen.

Liegend auf dem Rücken

(Übungen 10 Mal langsam wiederholen) 1. Zur Entspannung – Knie gebeugt übereinander schlagen und schaukeln. Nacheinander rechts und links (weniger ist mehr). 2. Mit beiden Händen Knie hochziehen und kleine Kreise nach rechts und links machen.

A propos Atmung

Im Schnellgang und bei Anstrengung kurz durch die Nase ein- und kurz über die Lippen auf „f“ ausatmen. Die Atmung fliessen lassen ohne Druck und Pressen. Ausatmung hat immer eine entspannende Wirkung!

… und was ich noch sagen wollte: 6 Tage sollst du „arbeiten“ – sprich Gymnastik machen – und am 7. Tag sollst du ruhen, sonst wirst du es dem Doktor bringen. 3. Knie oben – im Wechsel rechts und links – auf und ab (kleine Bewegungen). Zur Erschwerung kann rechte Hand dem linken Knie Widerstand geben– dann Wechsel. 4. Arme u. Beine gestreckt zur Decke und die Arme/ Beine gekreuzt bewegen.

Lebensqualiät

„ Sogar mit 99 Jahren noch gerne und mit Freuden Luftballon spielen“ Das heisst in der Gymnastik „weniger ist mehr“. Es soll dosiert werden • in der Zeit • in der Menge • in der Frequenz. Das heisst: • statt Aufzug die Treppe (ganzen Fuss aufsetzen) • zum Briefkasten laufen • tägl. Besorgungen zu Fuss tätigen u.a.m.

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SCHWESTERNSCHAFT Schwester Christa Röcken, Hausmutter Lörrach

In der Gegenwart leben Unter dem Wort „Feierabendhaus“ verstehen wir eine Gruppe Schwestern, die grösstenteils im Ruhestand leben. Unsere Altersspanne reicht von 52 bis 93 Jahren. Doch nicht alle, die hier wohnen, sind im „ruhigen“ Feierabend. Einige Schwestern sind noch im Dienst, also innerhalb und ausserhalb des Hauses tätig. Andere sind, mit weissen Haaren, gebeugten Rücken und Rollatoren, im Ehrenamt. Und einige brauchen die helfende Hand von uns und vom Pflegeteam. Zu dem vielschichtigen Leben gehört noch der wichtige Stab unserer MitarbeiterInnen, das Pflegeteam, die Hauswirtschaft, die Hausmeister und der Gärtner. Mit allen, die im Haus arbeiten, gibt es mindestens eine Begegnung am Tag, durch einen kurzen geistlichen Impuls am frühen Morgen oder in der Pause am Kaffeetisch. Regelmässig begegnen wir Schwestern uns bei unseren gemeinsamen Mahlzeiten, Gebets- und Andachtszeiten und bei Feiern und Festen. Das sind wichtige Bestandteile unseres Lebens. In unserem Zusammenleben ist es mir und uns wichtig, dass die Dankbarkeit und Freude an Gott unser Leben prägt. Da wir gern singen, sind Lieder eine wichtige Hilfe und Unterstützung. Wir sind in unserem Schwesternkreis Menschen mit unterschiedlichen Temperamenten, Emotionen, Ansichten, Ansprüchen, Generationen. Es ist deshalb ganz selbstverständlich, dass es bei uns auch Auseinandersetzungen gibt,

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dass es auch mal „knallt“. Ein ständiges Übungsfeld ist es deshalb, den Weg zur Mitschwester zu suchen und Versöhnung zu leben. Wir leben davon, dass Jesus Christus uns vergibt und wir deshalb dem Anderen vergeben können. Still und leise geht es bei uns nicht zu. Schon unser Kanarienvogelmännchen legt volle Singstimme auf. Die Putzmaschine, das Telefon, die Türglocke bieten dafür die Geräuschkulisse im Hintergrund. Oft ist das Stossgebet zu Gott mein Begleiter. Dann, wenn eine Schwester Hilfe braucht, eine Mitarbeiterin auf eine Anweisung wartet, zur selben Zeit das Telefon klingelt, die Post an der Tür läutet, jemand sofort Geld gewechselt haben möchte oder die nächste Schwester ein Auto zur Arztfahrt benötigt. Dann bin ich dankbar, dass wir uns zu zweit die Aufgaben der Hausleitung teilen können. Und dafür, dass uns noch eine dritte Schwester in den Stoss- und Notzeiten mit Gelassenheit und Ruhe zur Seite steht. Mich bringt Gottes Begleiten in den alltäglichen Dingen so oft zum

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Staunen und Danken. Für mich ist unser Büro tagsüber zeitweilig nur eine Ablagestelle. Erst am Abend kann ich an das Liegengebliebene gehen. Mich packt nicht selten die Angst über allem, was da noch wartet. Dazu noch ein Päckchen Wäsche, wo Knöpfe angenäht werden sollten. Dann zu erleben, dass im gleichen Moment die Schwester am Büro vorbeigeht, die Spezialistin im Knöpfe annähen ist. Sie sieht mein Gesicht, streckt die Hand aus und sagt: „Gib mir`s“! Ist das nicht toll? Auch Gott hat mein Gesicht gesehen und meine Panik. Solche fast unscheinbaren Hilfen und Ermutigungen schenkt Gott in mein Leben hinein. Hinter diesem Erleben weiss ich auch die Kraft des Gebets. Das Gebet der Schwestern trägt uns in unserer Arbeit und sie beten darüber hinaus für viele Bereiche. Ein Wort aus Psalm 68,20 unterstreicht für mich das, was wir in der Schwesterngemeinschaft erleben: „Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.“

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BERICHT Joachim Rastert, Geschäftsführer DMH

Die Geschäftsleitung

Ein Leben zwischen Vertrauen, Hoffnung und manchen Fragen

Geschäfte im weiteren Sinne gibt es im DMH täglich viele zu erledigen: die Bewohner der Pflegeheime müssen medizinisch und pflegerisch versorgt werden, Architekten werden zur Errichtung und Sanierung von Häusern engagiert, Andachten und Gottesdienste sind zu planen und durchzuführen, seelsorgerische Angebote werden abgefragt, Lieferanten und Handwerker müssen koordiniert und unsere ca. 110 Mitarbeiter geführt und verwaltet werden. Diese und viele andere operative Tätigkeiten sowie die strategischen Entscheidungen des Stiftungsrates hat die Geschäftsleitung des DMH umzusetzen, zu koordinieren und zu verantworten. Hierzu wurde sie seitens des Stiftungsrates eingesetzt. Die Geschäftsleitung besteht aus maximal drei Personen. Derzeit sind dies Schw. Ursula Seebach (Oberin), Joachim Rastert (Geschäftsführer) und Friedhelm Geiß (Theologischer Leiter und Öffentlichkeitsarbeit). Ihre vielfältigen Erfahrungen und Ausbildungen setzen sie in den letzten Jahren neben der Bewältigung der alltäglichen Arbeiten insbesondere auch für die Klärung und Neuausrichtung unseres Diakonissen-Mutterhauses ein. Sowohl die Unternehmensaufgaben als auch die Gemeinschaftsformen ändern sich in unserer zunehmend beschleunigten und globalisierten Welt. So befinden sich die Aufgaben der Geschäftsleitung im Spannungsfeld zwischen gut strukturierten sowie geleiteten DMH-Unternehmenseinheiten auf der einen Seite und der Umsetzung des geistlichen, diakonisch-missionarischen DMH-Auftrages auf der anderen Seite.

sicherstellen. Trinken und Essen, Trockenlegen, ein Dach über dem Kopf sind zwar sehr wichtig, haben aber nur den Leib des Menschen im Fokus und vernachlässigen seine Seele und seinen Geist. Für unseren ganzheitlichen Ansatz bedarf es deshalb über die amtlichen Vorgaben an Pflege- und Sozialbetreuungspersonal hinaus zusätzlicher theologischer und seelsorgerlicher Fachkräfte. Das kostet zusätzliches Geld. Die damit einhergehende reduzierte Wirtschaftlichkeit und die zum Teil auszugleichenden Verluste unserer Häuser nehmen wir dabei bewusst in Kauf, da es uns ein besonderes Anliegen ist, für den ganzen Menschen da zu sein.

Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und diakonisch-missionarischem Auftrag: Auch wenn es der Wirtschaftlichkeit unserer Heime abträglich ist: Wir betreuen die Bewohner unserer Pflegeheime, unserer Flüchtlingsunterkünfte und Jugendbetreuungseinrichtungen umfassend. Das heisst, dass wir neben einer guten Pflege und Unterkunft auch eine seelsorgerliche und geistliche Begleitung

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PROJEKT AKTUELLES

Ein Abschied in Wertschätzung und Liebe Darum lasst uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Not sein wird. Hebräer 4, 16 Dieses Wort aus dem Hebräerbrief bekam Schwester Lydia Sawitzki bei ihrer Einsegnung 1956 als Zuspruch auf ihren weiteren Lebens- und Dienstweg. Es bedeutete ihr sehr viel und war wegweisend für ihre Zukunft. Schwester Lydia ist am 25.09.1947 in unsere Schwesternschaft eingetreten und hat den biblisch-diakonischen Kurs erst vom 14.09.1951 bis 29.03.1952 in unserem Mutterhaus besucht, da sie zur Zeit des Eintritts die Krankenpflegeausbildung am Städtischen Bürgerhospital in Friedberg/Hessen absolvierte. Nach dem Krankenpflegeexamen kam sie zur Einarbeitung in den Operationssaal. Weitere Einsätze im Operationsbereich am Kreiskrankenhaus in Dillenburg, am Städtischen Krankenhaus in Lörrach, in Schotten und wieder in Lörrach folgten. Von 1980 bis 1992 wurde sie im Pfortendienst und zur Mithilfe in der Villa Seckendorff in Stuttgart-Bad Cannstatt eingesetzt, bis sie in den Feierabend in unsere Feierabendhäuser in Lörrach eintrat. Schwester Lydia pflegte einen innigen Umgang mit unserem Herrn Jesus Christus. Hellwach nahm sie aber auch an gesunden Tagen das Geschehen in ihrer Umwelt wahr. Nun ist unsere Schwester Lydia erlöst von aller Schwachheit und ist am Ziel angelangt. Sie darf den schauen, an den sie geglaubt und dem sie vertraut hat. Schwester Lydia wurde von unserem Herrn im 91. Lebensjahr am Sonntag, 10.04.2016, zu sich in die ewige Heimat abgerufen. Am Montag, 18.04.2016, fand der Abschiedsgottesdienst in der Friedhofskapelle und die Bestattung auf dem Friedhof in Lörrach statt, wo sich die Trauergemeinde versammelte, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. In der Nachfeier in den Feierabendhäusern in Lörrach brachten die Angehörigen und Schwestern ihre Liebe und Wertschätzung für Schwester Lydia zum Ausdruck. Schwester Ursula Seebach Oberin

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BERICHT Pfr. Friedhelm Geiß, Theologischer Leiter des DMH

„ …behütet und getröst Jahresfest und Jubiläumsfeier des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona

„Ach, was ist das für ein trüber Tag!“, meinte ein Besucher und zeigte auf die dichten Wolken. Der Turm des Chrischonakirchleins war kaum zu sehen. „Na, ja – wenn die Sonne nicht scheinen würde, würden wir auch die Wolken nicht sehen“, meinte ein anderer. Ja – draussen war es regnerisch und trübe, aber im Konferenzzentrum da erklang beschwingte

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Musik. Mit Alphorn, Gitarre und Klarinette verstanden es Andrea und Lorenz Schwarz, gute Töne und Worte in Herz und Ohr der ca. 300 Besucher des Jahresfestes zu bringen. Aus einem Trübsalbläser wurde ein fröhlicher Alphornbläser zu Gottes Ehre – das spürte man Lorenz Schwarz ab. Dr. Peter Gloor, Leiter der Chrischona-Gemeinden in der Schweiz, veranschaulichte mit Psalm 91, wie ein Mensch „behütet und getröstet“ leben kann. „In einer Seilschaft muss man sich aufeinander verlassen können. In den Bergen drohen Gefahren, man kann ausrutschen, in eine Gletscherspalte fallen. Gesichert

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et wunderbar…“ kann man den Gefahren ruhiger ins Auge sehen. Gesichert an Gott kannst du mitten in Stürmen und Gefahren ruhig bleiben. ‚Keep calm und read Psalm 91 (Bleib ruhig und lies Psalm 91)‘ – so stand’s auf einer Karte. In der Zerbrechlichkeit des Lebens ist das Vertrauen in Gott ein starker Halt.“ Der Nachmittag war von der Jubiläumsfeier der Schwestern geprägt. 530 Dienstjahre brachten die Jubilarinnen zusammen. Was für ein Erfahrungsschatz und wie viel erlebte Treue Gottes in diesen Jahren. Berüh-

rend waren die verschiedenen Zeugnisse der Schwestern. Und originell und unterschiedlich wie eben die Schwestern sind. Schwester Rose Schwarz berichtete wie aus einer „schwarzen Rose“ eine „weisse Schwester“ wurde. Und die älteste Jubilarin, Schwester Anna Hasel, sagte dankbar: „Auch mit 91 Jahren bin ich nie allein!“ Peter Gloor schloss die Feier mit einem sehr nachdenkenswerten Wort ab: „Es gibt kein müheloses Leben, aber ein Leben, das alle Mühe lohnt!“

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BERICHT Pfr. Stefan Fischer, Vizepräsident Generationenparcours St. Chrischona

Mit allen Sinnen Gott lo Wer sich auf St. Chrischona, die höchste Erhebung des Kantons Basel-Stadt, begibt, der hat nicht nur eine wunderbare Fernsicht, sondern findet vor dem Fernsehturm den Generationenparcours St. Chri­ schona. Seit seiner Eröffnung im September 2013 wird dieser von Kindern, Jugendlichen, Familien, Schulklassen u.v.a. gut angenommen. Der Generationenparcours ist mehr als ein Spielplatz, obwohl dieser als erstes in Auge fällt. Zwischen Schaukeln, Wippe, Rutsche und Fitnessgeräten tummeln sich fast immer Menschen. Hier begegnen sich Familien mit ihren Kindern. Dahinter, leicht im Wald versteckt, erklingt häufig ein Jauchzen. Mit rasanter Fahrt geht es für Jugendliche und Erwachsene auf der Seilbahn abwärts, während andere gemeinsam versuchen, einen 800 kg schweren Stein zum Schwingen zu bringen, indem sie sich rhythmisch auf ihm hin und her bewegen. Unterhalb befindet sich die Klangstation. Hier kann erkundet werden, wie unterschiedlich verschiedene Hölzer klingen. Unentwegte nutzen den Barfusspfad, um verschiedene Bodenmaterialien zu erspüren. Das Labyrinth, welches als Lattenzaun erstellt wurde, führt zur Geruchsstation, die durch markante Douglasienstämme gekennzeichnet ist. In ihnen befinden sich Depots für verschiedene Gerüche, die von einigen Diakonissen regelmässig gewartet werden.

über diese tiefgründigen Texte gesprochen werden. Einige Bänke laden zum Verweilen ein. Der

Wer sich die Zeit nimmt … der merkt, wie sich das Leben entschleunigt und Raum zur Musse entsteht. Weg endet bei der Chrischonakirche. Wer sich die Zeit nimmt, ihn zu gehen, der merkt, wie sich das Leben entschleunigt und Raum zur Musse entsteht. Der Generationenparcours St. Chrischona wurde durch Oberin

Hinter der Geruchsstation führt der Weg der Besinnung in den Wald. Er wurde in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bruder Klaus erstellt und nimmt einen Text von Nikolaus von Flüe auf. Er, dessen Geburtstag sich im kommenden Jahr zum 600. Mal jährt, schrieb einst einen Brief, der auf die Schweiz massgeblichen Einfluss zum Frieden hatte. Er beginnt mit „Der Name Jesus sei Euer Gruss, und wir wünschen Euch viel Gutes...“ Auf 14 Stationen werden Teile des Briefes mit weiteren Texten verbunden. Alles ist auf Deutsch, Englisch und Französisch vorhanden. Hier kann nachgedacht, gebetet oder auch miteinander

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ben Schw. Iris initiiert und unter ihrer Nachfolgerin Oberin Schw. Ursula realisiert. Verantwortet wird er vom Verein Generationenparcours St. ­Chrischona. In ihm sind Privatpersonen vom DMH, der evangelischen Kirchengemeinde und Chrischona International vertreten. Da der Generationenparcours gratis zugänglich ist, ist der Verein vollumfänglich auf Spenden angewiesen (IBAN: CH8500770253295172001). In der Schweiz können diese von der Steuer abgezogen werden.

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Der Generationenparcours schafft Begegnungen zwischen Generationen und Kulturen. Er erinnert an die christliche Verantwortung gegenüber dem Staat und hilft, achtsam in der Gegenwart zu leben und das eigene Leben vor Gott zu bedenken.

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AKTUELLES Schwester Therese Plüss, St. Chrischona

Einfach da sein Eigentlich ist die wichtigste Aufgabe im diakonischen Handeln das Zuhören und das schlichte „Da-sein“. Genau das aber erscheint mir heute als Mangelware Nr. 1. „Höher – schneller – weiter“ ist vielfach der Rhythmus unserer Zeit. Wie wohltuend ist da eine Schwester auf einer Bank, die einfach Zeit hat. So kenne ich Schwester Therese. Sie sitzt gerne vor der Chrischonakirche oder auf der Bank beim Generationenparcours und nicht selten setzt sich jemand neben sie und erzählt ihr ganze Lebensgeschichten. Und Schwester Therese hört zu und darf in schlichter Weise ein Zeugnis für die Güte und Barmherzigkeit Gottes sein. Ungezwungen, unaufdringlich, aber mit Herz und einem ganz freundlichen Gesicht und Lachen. Was für ein wichtiger Dienst. Eigentlich sollte es in jedem Dorf und jedem Stadtpark solche „Bänke“ geben mit „Zeit-haben-ZuhörenMenschen“. Und wenn ich Schwester Thereses „Bank-Ausblick“ lese, dann möchte ich mich jetzt einfach neben sie setzen und mit ihr einige Momente staunen und wahrscheinlich würde ich ihr auch manches erzählen. (FG)

Hommage an St. Chrischona In einem Aufsatz im April 2014 schreibe ich abschliessend: „Ich bin glücklich, hier leben zu dürfen, ich möchte nirgendwo sonst leben.“ Ja, so ist es: ich lebe gerne auf St. Chrischona! Wo könnte es schöner sein? Eine liebliche Landschaft breitet sich vor mir aus. Nicht genug kann ich schauen und staunen über diese natürliche Schönheit. Grosse Felder dehnen sich nach Süden und nach Westen, begrenzt durch Wälder, die jetzt im Frühling sich im schönsten Grün

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zeigen. Besonders freut es mich, wenn ich Rehe sehe, die aus dem Wald kommen und sich am Gras gütlich tun. Unvergessen bleibt mir der Auftritt einer Gruppe von Wildschweinen, die sich auf dem gegenüberliegenden Feld wie zum „Znüni“ einfand! Nicht zu vergessen die Viehherde, die sich nun, da der Winter vorbei ist, wieder zeigt. Welch schönes Bild, wenn die Kühe wie in einer stillen Prozession langsam auf ihr Feld gehen, grosse voraus, kleinere hinten nach. Ein weiterer Aspekt ist der Wald mit seinen schönen Wanderwegen. Wer kennt das Chrischonatal? Es liegt verborgen, ein Kleinod, eine Idylle der Stille und Beschaulichkeit! Wer es nicht kennt, der sollte sich

aufmachen, um es zu suchen. Ganz oben sind zwei Bänke für müde Wanderer. Von dort lässt sich das ganze Tal überblicken. Aber nicht nur das Chrischonatal ist es wert, entdeckt zu werden. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das Wylerloch, eingebettet in eine reizvolle Umgebung mit dem Rustelgraben, zu dessen Seiten romantische Wege nach Wyhlen führen. Es ist ratsam, nur bei trockenem Wetter diese Wege zu gehen, denn durch den Rustelgraben kann ein Bächlein fliessen. Unten angekommen, kehrt der Wanderer am besten gleich um und geht zurück, diesmal auf der anderen Seite des Rustelgrabens… Ja, so schön ist St. Chrischona! Ich lebe gerne hier und möchte nirgendwo sonst sein.

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GEBET Christa Geiß, Seelsorgerin

Beten – mit allem, was i „Für mich ist das Gebet so etwas wie ein Haken, den ich in den Himmel werfe. Habe ich erst ein paar Haken dort oben festgemacht, dann kann ich daran schaukeln, wenn mir jemand die Welt unter den Füssen wegzieht.“ Der Jugendliche, von dem dieses Zitat stammt, hat gespürt, dass Beten sich nicht auf ein Formulieren von Worten oder Sätzen beschränkt, sondern dass man zum Beten all seine Sinne gebrauchen kann, eben „alles, was in mir ist“. Auch ich mache das gerne, besonders wenn ich auf meinen Spaziergängen alleine in Gottes wunderbarer Schöpfung unterwegs bin. Nein – ich mache es gar nicht, es kommt ganz von selbst, dass ich „Haken dort oben festmache“:

„Ich bin Gottes geliebtes Geschöpf, von unendlichem Wert, für die Ewigkeit bestimmt.“ Unüberhörbar ist es – das Konzert der Vögel, das von allen Seiten durchs Tal schallt. Ich muss einen Moment stehen bleiben, um diese Klänge zu geniessen und in mich aufzunehmen. „Alles in mir“ dankt Gott für diesen Genuss und dafür, dass ich Ohren habe, ihn zu hören. Im Wald ein weisses Meer von Buschwindröschen, an den steilen Wiesenhängen zartgelbe Schlüsselblumen, funkelnde Tautropfen auf jedem Grashalm, auf jedem Blatt. Beim Ausblick etwas weiter oben: Mein Dorf, in dem ich zuhause sein darf, und noch weiter in die Ferne: Die Berge der Schweiz und des Südschwarzwaldes. Und über allem Gottes weiter Himmel. Wie

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von selbst formen sich Worte und Melodie: „Herr deine Güte reicht soweit der Himmel ist und deine Wahrheit soweit die Wolken gehen!“ Inzwischen ist es Sommer geworden, die Luft riecht sogar schon herbstlich. Erste Felder sind gepflügt. Ich freue mich über die grossen frischen Erdschollen, nehme einen Klumpen davon in die Hand, zerkrümele ihn mit den Fingern und schnuppere – wie gut diese Erde riecht! Und diesen guten Erdboden Gottes darf ich bearbeiten, darauf wohnen und leben! Aber auch anderes, „was in mir ist“, kann sich bei einem Spaziergang Luft machen: Ich werde erinnert an Menschen, die mir und meiner Familie bitteres Unrecht zugefügt, Vertrauen zerstört und missbraucht haben. Mich packt die Wut, ich stampfe auf den Boden, nehme Steine vom Wegrand und werfe sie ein paar Meter weit. Ich erschrecke über meine eigene Aktion. „Entschuldige bitte, Herr, ich weiss, das tut man nicht. Ich konnte einfach nicht anders.“ Und ich spüre, wie Gott mich, sein trotziges Kind, in die Arme nimmt und sagt: „Ist ja schon gut. Ich halte das aus. Bei mir darfst du das!“ Was für ein guter Vater Gott doch ist!

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n mir ist Ein anderes Mal befindet sich ein kleiner Zettel in meiner Hand. Nach etlichen hundert Metern schnellen Schrittes halte ich inne und lese: „Ich bin Gottes geliebtes Geschöpf, von unendlichem Wert, für die Ewigkeit bestimmt.“ Ich gehe langsam weiter, lese immer und immer wieder laut, eine Melodie formt sich und ich singe

diese Worte. Vor Freude laufe und springe und singe ich: „…Gottes geliebtes Geschöpf, von unendlichem Wert…“ Diese zwei Erlebnisse liegen schon mehrere Jahre zurück, und es gab durchaus Zeiten, in denen der Boden unter meinen Füssen zu schwinden drohte und ich keine Worte zum Beten fand. Doch die Worte und die Melodie dieses Zettels sind bis heute in mir. Und gleichzeitig sind sie so fest verankert in Gott, dass sie tatsächlich „Haken sind, an denen ich schaukeln kann, wenn mir jemand die Welt unter den Füssen wegzieht“.

IMPRESSUM Die Zeitschrift MIT & FÜR des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona erscheint viermal jährlich kostenfrei. Auflage: 3200 Exemplare Herausgeber: Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona Chrischonarain 135 CH-4126 Bettingen Tel.: +41 (0)61 606 65 65 Mail: mitundfuer@dmhchrischona.org Redaktionsteam: Schw. Gisela Binz, Friedhelm Geiß (Ltg.; V.i.S.d.P.), Larry Leuenberger, Lena Leuenberger, Gianpaolo Di Matteo, Schw. Ursula Seebach Grafik und Layout: Variation Design L. Leuenberger www.variation-design.de Bilder: © DMH außer, Titelbild: christophe papke/photocase.de; S.4 simonsdog/photocase.de ©free­images: S. 3 u. 5, lianaS, S.1415 AssassinM, S.16-17 MicahBurke, S.18-19 Fernando­Audibert; S.19 ©photodune, Guru3D; ©Freepik. com S.3-5 u. S.12-13 Druckerei: Lautertal-Druck Franz Bönsel GmbH D-64686 Lautertal Bankverbindungen: Basler Kantonalbank IBAN: CH55 0077 0016 0503 1447 8 Sparkasse Lörrach-Rheinfelden IBAN: DE69 6835 0048 0001 0084 16 BIC: SKLODE66

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{ } Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen: Jenes bedrängt, dieses erfrischt: So wunderbar ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich presst, und danke ihm, wenn er dich wieder entlässt. Johann Wolfgang v. Goethe

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| Diakonisch Missionarisch Handeln


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