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[New] Die Weihnachtswurst
Die nächsten Tage werden ziemlich ungemütlich und mild. Wind und Regen statt Schnee laden dazu ein, es sich drinnen bequem zu machen und auf das Christkind zu warten.
Bis zu den Festtagen ziehen teils kräftige Regenfälle durch. Die Temperaturen bleiben bei nahe 10 Grad. Ob die Niederschläge „zwischen den Jahren“ abklingen, steht noch nicht fest. wetteronline.de
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Zitat der Woche
„A bissl krumm und etwas schief,“ denkt sich der Bärtl objektiv „Auch d`Mitte könnte dichter sein, zwoa Spitzen hat er obendrein!“
Den Christbaum wollte niemand mehr, doch Bärtl gfiel der Baum sooo sehr!
Denn auf`s „Perfekte“ kommt`s net an, solang man sich noch freuen kann
Faktastisch
Von den 83,2 Millionen Menschen, die Anfang 2021 in Deutschland lebten, waren 10,7 Millionen Kinder im Alter bis einschließlich 13 Jahre.
Im hungrigen Jahr 1946 erzählte uns eine Nachbarin, dass einst zu Friedenszeiten der Hund ihrer Bekannten am Heiligabend einen Ringel Fleischwurst um den Hals gehangen bekommen habe, damit auch er merken sollte, dass heute ein besonderer Tag ist. Ich – damals 8½ Jahre alt – sagte hinterher zu meiner Mutter, dass ich gern „denen“ ihr Hund sein würde Und meine Mutter antwortete: „Ich auch.“ Im darauf folgenden Jahr 1947 erinnerte ich mich wieder an den Hund mit dem großen Ringel Fleischwurst um den Hals, denn es war ein großer Hund. Auch 1948 träumte ich von diesem Ringel, obwohl ich wusste, mein Weihnachtstraum konnte aufgrund der allgemeinen Ernährungslage nicht in Erfüllung gehen. Aber zu Weihnachten 1949 ging mein Wunsch in Erfüllung: Ich bekam ein Ringelchen Fleischwurst. Zwar war es nicht viel größer als eine Bock-
Kommentar
wurst, aber die Notjahre hatten mich Bescheidenheit gelehrt Ich war glücklich!
Ich beschloss, meine Kostbarkeit erst zu essen, wenn wir aus der Mitternachtsmette heimkamen, damit ich die Vorfreude richtig auskosten konnte Und so geschah es dann auch.
Für Vater und Mutter schnitt ich ebenfalls eine Kostprobe ab, die bei meinem Vater Begehrlichkeit nach mehr auslöste Aber Mama hatte nur diesen einen Ringel gekauft. Den Hinweis meines Vaters, dass ich Brot zur Wurst essen sollte, lehnte ich mit der Begründung ab, dass der Hund auch kein Brot brauchte Im folgenden Jahr war mein Ringel deshalb schon wesentlich größer und ich konnte freigiebiger sein. Und schließlich war er später so groß, dass wir alle eine zusätzliche Nachtmahlzeit hatten. Wir aßen den Ringel gleich kalt, denn das Feuer im Küchenherd war nach der Mette längst ausgegangen Und wer hatte schon Lust zu warten, bis der Ringel
Weihnachten – jetzt gehts um die Wurst
Fortsetzung Titelseite
Ich habe keine solch schöne Erklärung für diese Tradition wie Anna Körn in oben erzählter Geschichte „Die Weihnachtswurst“ aus der Buchreihe Zeitzeugen-Erinnerungen und frage mich schon, woher dieser Brauch denn stammt Ich recherchiere! Eine aktuelle online-repräsentative Studie von mydays in Zusammenarbeit mit StatistaQ meint, dass in jedem dritten Haushalt an Heiligabend traditionell Würstchen mit Kartoffelsalat auf dem Tisch stehen, in Ostdeutschland sogar in 44 Prozent der Haushalte. Mein Gefühl, dass es sich bei diesem Weihnachtsschmaus um kein Kommt-schon-mal-vor-Würstchen handelt, bestätigt sich also schon mal Auf meiner weiteren Suche nach der Weihnachtswurst-Wahrheit stolpere ich über folgende Erklärung:
„Dieses einfache Mahl soll an die Armut von Maria und Josef zum Zeitpunkt von Christi Geburt erinnern.“ Hm, ich weiß, was gemeint ist, aber ... na ja. Weiter: „Zudem passt der Kartoffelsalat zumindest ein wenig in die christliche Fastenzeit, wenngleich man mit dem Würstchen dazu auch ein bisschen schummelt.“ Fastenzeit vor Weihnachten? Ich suche weiter, finde und lerne dazu: „Die christliche Fastentradition spricht sich auch für ein Fasten vor Weihnachten aus Diese Buß- und Fastenzeit greift auf eine aus dem 4. Jahrhundert stammende Tradition zurück. Vorbild war die Fastenzeit Jesu in der Wüste. Auch diese christliche Fastenzeit dauert 40 Tage Nehmen wir den 25. Dezember als Weihnachten und ziehen 40 Tage ab, sind wir beim 11 November, – dem Martinstag.“
Mit der Gans zu Sankt Martin heiß ist? Diese Wurstnachtmahlzeit gehörte so nach und nach zu unserem Weihnachten. Das blieb so, bis ich mein Elternhaus verließ. Selber habe ich nie mehr einen Ringel Fleischwurst gekauft, denn in der Familie meines Mannes war es Brauch, dass man nach der Mette Sauerkraut aß, in welches pro Person eine Polnische (Wurst) und ein Stückchen Schinkenspeck hineingekocht wurden. Dazu wurde Brot gereicht Das Sauerkraut wurde vor dem Kirchgang angekocht, es köchelte auf dem ausgehenden Feuer weiter und war noch schön heiß, wenn wir aus der Christmette nach Hause kamen. Diesen schönen Brauch habe ich auch in unsere junge Familie übernommen. Unsere Kinder wuchsen damit auf und kannten es nicht anders. Als es keinen Mitternachtsgottesdienst gab, wurde das Sauerkraut unser Abendessen, welches sich gut schon mittags nebenbei vorbereiten ließ.
Quelle: Besinnliche und heitere Zeitzeugen-Erinnerungen beginnt also die Fastenzeit, die mit der Weihnachtsgans am 1. Weihnachtstag wieder endet. Aha! Dann haben wir das Rätsel um die Weihnachtsgans auch gleich gelöst.
Mein Fazit: Das Würstchen ist also die sündige Ausschweifung in der vorweihnachtlichen Fastenzeit, die von der Gans an Martinstag ein- und am 25.12. ausgeschnattert wird. Und wo wir schon dabei sind, welche Rolle spielt dann der Karpfen dabei? Kurz erklärt: Fisch zählt nicht wie Fleisch zu „den Tieren des Himmels und der Erde“ und ist damit an Fastentagen erlaubt. Früher war er zudem billiger als Fleisch und galt als „bescheidener“. So, jetzt habe ich Hunger – man findet mich am Christkindlsmarkt beim Fasten – mit der „Ein-bisserl-Fastenschummeln-Wurst“.
Und Ihnen wünsche ich von Herzen ein frohes Fest und besinnliche Weihnachtstage, Ihre Manuela Graßl