Themenschwerpunkt Die Anfänge der deutschen Fitnessbranche
„Schon in den 80-er Jahren gingen Fitnessstudios und Vereine getrennte Wege“
Interview Jonathan Schneidemesser
Claus Umbach war Zeit seines Lebens für Fitness und Bewegung in unterschiedlichen Richtungen aktiv. Vom eigenen Fitnessstudio über Verbände und Ausbildungsinstitutionen bis hin zur eigenen Zeitschrift bewegte er sich auf allen denkbaren Branchenparketts. Mit über 70 Jahren reist er mit uns noch einmal in die Vergangenheit der deutschen Fitnessbranche, insbesondere im Hinblick auf das Thema Vereine. BODYMEDIA: Claus, wie hast du die Anfangszeit der deutschen Fitnessbranche wahrgenommen? Claus Umbach: Meine ersten Erfahrungen im Fitnessbereich stammen bereits aus dem Ende der 60er-Jahre. 1969 und 1970 war ich zu Studienpraktika in Hannover. Als leistungsorientierter Gewichtheber war ich immer auf der Suche nach passenden Trainingsmöglichkeiten. In den Vereinen waren die Trainingsräume nicht offen, daher habe ich in einem der bis dahin noch rar gesäten Fitnessstudios in Hannover angefangen zu trainieren. Den Namen weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen. Es hieß „Ullmanns Studio“ und war damals ein Begriff in Hannover. Da ich Trainingspläne schreiben und exakte Techniken vormachen konnte, war ich dort äußerst willkommen. Nach dem Erstkontakt ließ mich das Thema Fitness nie wieder los. Weitere Recherchen in den 70er-Jahren führten mich dann u. a. nach England. In Bristol Downtown bspw. habe ich im Seitenflügel einer Kirche trainiert. Hier konnte ich die soziokulturellen Bezüge erfah68
ren. Der Ingenieur trainiert gemeinsam mit dem Stahlarbeiter. Das war äußert interessant. Ende der 70er-Jahre zog es mich dann in Richtung Bayern. Durch die Getriebe-Erfindung und das kreative Fertigen von Maschinen der Firma Schnell wurde ich ein begeisterter Anhänger dieser Trainingsmaschinen. Dazu gab es einige Studios im Raum München, die mit diesen Maschinen ausgestattet waren, bei denen ich hinter die Kulissen schauen konnte. BODYMEDIA: Reifte dann hier auch schon die Idee, ein eigenes Fitnessstudio zu eröffnen? Claus Umbach: Es sollte noch ein kleines bisschen dauern, aber nach ausgiebiger Planungs- und Bauphase war es dann so weit: Das Sportstudio Baunatal öffnete am 4. November 1983 seine Pforten. Wir hatten eine Halle mit einer Grundfläche von 700 qm gebaut und dort Umkleiden, Duschen, Toiletten, Trainingsfläche Geräte, Trainingsfläche Langhanteltraining und Gewichtheben, Sauna, Bistro mit Bierausschank und Sportshop untergebracht. Besondere Vorschriften, wie
was zu machen war, gab es damals nicht. Was uns aber ausgezeichnet hat, war, dass wir bereits 1983 Fitnesstraining für jedermann, sprich von jung bis alt, angeboten haben. Mit dem Wettbewerb musste man sich trotzdem schon beschäftigen. Es gab noch ein anderes Fitnessstudio in Baunatal, das sich mehr auf Bodybuilding konzentrierte und eine kleinere Fläche hatte. BODYMEDIA: Wie ging es dann weiter? Claus Umbach: Innerhalb von 5 Jahren verzeichneten wir mehr als 1.000 Mitglieder. Da wir nicht rückschreiten wollten, planten wir 1988 auf dem Grundstück mit einem Erweiterungsbau von insgesamt 2.000 qm Fläche. Dieser wurde 1991 in Betrieb genommen. Damals sind wir in den Bereich Gesundheitstraining eingestiegen und haben seinerzeit unseren Schwerpunkt gelegt. Durch diesen Weitblick kamen junge Orthopäden auf mich zu, die sich mit einer eigenen Praxis selbstständig machen wollten. Schon haben wir wieder geplant und gebaut und so den 3. Bauabschnitt 1996 umgesetzt. Es ka-