RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE Band 23 Briefe des Jahres 1871 herausgegeben von Andreas Mielke (†)
BREITKOPF & HÄRTEL
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Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Benutzerhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Briefe 1. Peters (C. F. Peters), 3. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . .
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2. *Dorothea Brockhaus, 4. Januar 1871 . . . . . . . . . . . .
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3. *Peter Cornelius, 4. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . .
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4. Friedrich Pustet, 4. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . .
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5. Franz Mrazek, 6. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . . .
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6. Michael Schloss, 6. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . .
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7. Johann Jakob Sulzer, 10. Januar 1871 . . . . . . . . . . . .
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8. Charlotte Chaillon, 10. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . .
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9. Walther Ludwig Am Rhyn, 12. Januar 1871 . . . . . . .
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10. Hans Herrig, 21. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . . .
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11. Karl Eckert, 25. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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12. Karl Klindworth, 25. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . .
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13. *Eliza Wille, 28. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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14. Johannes Schleich, 31. Januar 1871 . . . . . . . . . . . . . .
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15. *Breitinger (R. Breitinger), Januar 1871 . . . . . . . . . .
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16. Allwina Frommann, 1. Februar 1871 . . . . . . . . . . . . .
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17. Johann Hartmann, 9. Februar 1871 . . . . . . . . . . . . .
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18. Pavel AleksandroviÄ? Viskovatov, 10. Februar 1871 . . .
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19. Ernst Wilhelm Fritzsch, 13. Februar 1871 . . . . . . . . .
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20. Charles Nuitter, 14. Februar 1871 . . . . . . . . . . . . . .
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21. *Unbekannt, 16. Februar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . . .
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22. Gustav Schmidt, 19. Februar 1871 . . . . . . . . . . . . . .
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23. Gustav Schmidt, 19. Februar 1871 . . . . . . . . . . . . . .
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24. Carl Heitz, 20. Februar 1871 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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25. Allwina Frommann, 22. Februar 1871 . . . . . . . . . . . .
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Inhaltsverzeichnis
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314. Cosima Wagner, 15. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . 269 315. Cosima Wagner, 15. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . 271 316. Cosima Wagner, 16. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . 271 317. Cosima Wagner, 16. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . 271 318. August von Loën, 25. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . 271 319. Carl Brandt, 26. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . . . . 274 320. Ernst Wilhelm Fritzsch, 26. Dezember 1871 . . . . . . . 275 321. Christian Friedrich Kahnt, 26. Dezember 1871 . . . . . 276 322. Th. Muncker und Fr. Feustel, 26. Dezember 1871 . . . 277 323. Ludwig II. von Bayern, 27. Dezember 1871 . . . . . . . . 278 324. Lorenz von Düfflipp, 27. Dezember 1871 . . . . . . . . . 283 325. August Gauß, 28. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . . . . 284 326. Magistrat von Reichenhall, 28. Dezember 1871 . . . . . 285 327. Wilhelm Fricke, 29. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . . 285 328. Friedrich Feustel, 31. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . 286 329. Angelo De Gubernatis, 31. Dezember 1871 . . . . . . . . 288 330. Gaetano Ghezzi, 31. Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . 290 331. *August von Loën, Dezember 1871 . . . . . . . . . . . . . . 290 332. Hermann Brockhaus, 1871 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 Anhang: Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Kommentare Themenkommentar 1. Aufenthalte und Reisen a) Luzern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 b) Erste Deutschlandreise, April/Mai 1871 . . . . . . . . 309 c) Zweite Deutschlandreise, Dezember 1871 . . . . . . 312 2. Werke a) Siegfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314 b) Götterdämmerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 c) Kaisermarsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
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Inhaltsverzeichnis
3. Vorbereitungen zu den Festspielen in Bayreuth . . . . . 322 a) Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 b) Die Finanzierung der Festspiele . . . . . . . . . . . . . . 326 c) Das Festspielhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 4. Gesammelte Schriften und Dichtungen . . . . . . . . . . . 332 Kommentar zu den einzelnen Briefen . . . . . . . . . . . . . . . . 338 Verzeichnisse und Register Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659 Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660 Namen Personen und Firmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663 Institutionen Musik und Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 688 Sonstige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 691 Zeitungen und Zeitschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 692 Werke Richard Wagners B端hnenwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 693 Entw端rfe zu B端hnenwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696 Sonstige Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696 Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696 Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 700 Abk端rzungen Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 702 Fundorte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 716 Autographenhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717
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Vorwort 1871 – Wagners Zeit in Luzern nähert sich dem Ende; nach den dort verbrachten sechs Jahren wird er sich im April 1872 für immer in Bayreuth niederlassen. Die dort geplante Aufführung seines monumentalen Zyklus Der Ring des Nibelungen im eigenen Theater prägt Wagners Denken und Handeln im Jahre 1871 zu einem wesentlichen Teil – und damit auch seine Korrespondenz. So erhalten der zunächst als Architekt des Bayreuther Festspielhauses ausgewählte Wilhelm Neumann und der für die Einrichtung der Bühne zuständige Carl Brandt zusammen etwa zwanzig Briefe und Telegramme.1 Vierzehn Schreiben gehen an den bayerischen Hofsekretär Lorenz von Düfflipp, den Vermittler zwischen Wagner und König Ludwig II.; von diesem erbittet Wagner eine finanzielle Unterstützung der Festspiele sowie die Erlaubnis zu ihrer Durchführung auf bayerischem Boden (er bekommt beides). Um die Finanzierung der Festspiele geht es weitgehend auch in der ähnlich umfangreichen Korrespondenz mit dem Mannheimer Musikalienhändler Emil Heckel; der von Heckel zur Sammlung von Geldern für die Festspiele gegründete Wagner-Verein wird zum Vorbild zahlreicher Vereine in anderen Städten. Eine Fülle von Briefen und Telegrammen steht im Zusammenhang mit den beiden Reisen Wagners: Im Frühjahr ist er vier Wochen, im Dezember vierzehn Tage im neugegründeten Deutschen Kaiserreich unterwegs, um für das Bayreuther Projekt zu werben und den Bau des Festspielhauses auf den Weg zu bringen. Bei weitem am häufigsten, nämlich 57mal, schreibt Wagner an Ernst Wilhelm Fritzsch, den Verleger seiner Gesammelten Schriften und Dichtungen; mit ihm erörtert er eine Vielzahl von Fragen bezüglich Inhalt und Form der beiden ersten, im Oktober bzw. Dezember erscheinenden und der übrigen sieben Bände. Das kompositorische Schaffen – Wagner vollendet den Siegfried und arbeitet intensiv am zweiten Akt der Götterdämmerung – schlägt sich in den Briefen kaum nieder; allein der zwischen Ende Januar und Mitte März entstehende Kaisermarsch wird häufiger erwähnt. 1 Von den an Neumann gerichteten fünf Schreiben sind allein drei nicht überliefert, sondern nur zu erschließen; es ist zu vermuten, daß es weitere, nicht nachweisbare Schreiben an ihn gegeben hat.
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Vorwort
Mit dem Jahr 1871 beginnen einige über mehrere Jahre fortgesetzte Briefwechsel Wagners, vor allem die mit Emil Heckel und Friedrich Feustel, zwei unermüdlichen Förderern der Festspiele. Zu Ende geht die seit 1863 bestehende umfangreiche Geschäftskorrespondenz mit der Wiener Näherin Bertha Maretschek (geb. Goldwag); Wagners letzter Brief an den Pianisten Karl Tausig, einen langjährigen Freund und neuerdings tatkräftigen Unterstützer des Bayreuther Vorhabens, datiert vom 27. Mai 1871 – einige Wochen später stirbt Tausig. Der vorliegende Briefjahrgang 1871 enthält insgesamt 332 Schreiben Wagners (294 Briefe, 38 Telegramme).2 Bei 274 Schreiben ist entweder das Original vorhanden oder eine andere Quelle (zumeist eine Abschrift oder ein Druck, zuweilen nur eine Inhaltsangabe);3 von acht Briefen jedoch ist lediglich der Umschlag erhalten.4 Die 49 anderen Schreiben lassen sich erschließen, hauptsächlich auf der Grundlage von Erwähnungen im Tagebuch von Wagners Frau Cosima oder in Briefen von und an Wagner. 42 Briefe und Telegramme werden hier zum ersten Mal überhaupt veröffentlicht;5 weitere 18, die bisher nur unvollständig und/oder in eine andere Sprache übersetzt zugänglich waren, erscheinen erstmals vollständig und in der Originalsprache. Zu bedenken ist, daß viele Schreiben zwar schon zuvor gedruckt waren (vollständig oder unvollständig), dies allerdings an teilweise recht entlegener Stelle (z. B. in Katalogen des Autographenhandels). Hingewiesen sei noch auf die Beteiligung Cosima Wagners an der Korrespondenz ihres Mannes. Elf Briefe des Jahrgangs 1871 werden von ihr nach Diktat oder Konzept niedergeschrieben und von Wagner lediglich unterschrieben; bei den vier französischen Briefen ist zu vermuten, daß Wagner seiner Frau, deren Muttersprache Französisch war, auch die Ausformulierung überläßt.6 2 Nicht berücksichtigt ist ein 1871 an Heinrich Hochmann, einen angeblichen Jugendfreund Wagners gerichteter Brief (WBV 5999), bei dem es sich zweifellos um eine Fälschung handelt (vgl. SBr 16, „Vorwort“). 3 Von drei Briefen ist das Original bzw. die Abschrift z. Zt. nicht auffindbar (Nr. 147, 196, 219). 4 Nr. 6, 25, 34, 36, 143, 156, 157, 271. 5 Davon waren sechs Schreiben immerhin in Form einer Inhaltsangabe bekannt (Nr. 46, 57, 110, 162, 190, 193). 6 Nr. 109, 149, 160 (Abb. 1), 170, 191, 201, 253; in französischer Sprache: Nr. 237, 254, 257, 329. – Wagner, der die Sprache recht gut beherrscht, schreibt auch selbst französische Briefe, ohne Cosimas Mit-
Vorwort
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Darüber hinaus ist ein gutes Dutzend von Briefen erhalten, die Cosima im Laufe des Jahres 1871 im Auftrag und Namen ihres Mannes selbständig verfaßt und auch unterschreibt und die zumeist mit „Mein Mann ersucht mich Ihnen zu melden ...“7 oder ähnlich beginnen;8 außerdem sind an die zwanzig solcher Briefe zu erschließen,9 darunter allein „sieben Briefe in Bayreuther Angelegenheit“, die Cosima laut Tagebuch am 24. Juli schreibt.10 * Der Herausgeber ist allen Institutionen und Personen, die zum Entstehen des Bandes beigetragen haben, zu großem Dank verpflichtet. Die hier vorgelegten Briefe und die zur Kommentierung herangezogenen Dokumente stammen zu einem bedeutenden Teil aus dem Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung in Bayreuth und wurden in großzügiger Weise vom Direktor, Herrn Dr. Sven Friedrich, zur Verfügung gestellt. Frau Diplom-Bibliothekarin Kristina Unger und Frau Dr. Gudrun Föttinger vom Bildarchiv begleiteten die Arbeit an dem Band mit kompetenter Auskunft und Beratung zu allen Bayreuther Materialien. Folgenden Bibliotheken, Archiven, Museen und sonstigen Einrichtungen sei für die Überlassung der übrigen Briefe gedankt: Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität; Berlin, Staatsbibliothek
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wirkung, z. B. an seinen Pariser Freund Charles Nuitter (Nr. 20, 40, 49, 106, 116, 153, 206). So an Lorenz von Düfflipp, 3. Juni 1871 (München BHStA, GHA, Hofsekretariat 27, Nr. 51). – Vgl. Nr. 85 K/7–8, Nr. 99/9–11, Nr. 130 K/6–7. Ähnlich schrieb Hans Richter am 4. April 1871 aus Luzern – er hielt sich dort in Wagner Hause auf – einen Brief an die Redaktion der Illustrierten Zeitung (Leipzig): „Im Auftrage Herrn Richard Wagner’s erlaube ich mir Ihnen zur Kenntniss zu bringen, dass [...]“ (Leipzig StgM, A/4560/2005; Betreff: Urheberrecht im Zusammenhang mit Wagners Kaisermarsch). Vgl. Nr. 111 K/22–26, Nr. 148/2–4, Nr. 217/14–16. CWT, 25. Juli 1871, Bd. 1, S. 421; einer dieser sieben Briefe ist überliefert (an Marie von Schleinitz – Bayreuth RWG, Hs 190, Nr. 10). – Die von Cosima für Wagner selbständig geschriebenen Briefe (überlieferte wie erschlossene) sind nicht Gegenstand der vorliegenden Edition Richard Wagner: Sämtliche Briefe, werden jedoch soweit wie möglich erfaßt und für die Kommentare herangezogen (siehe z. B. Nr. 124 K/4–7).
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Vorwort
– Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv; Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek; Den Haag, Koninklijke Bibliotheek; Eisenach, Reuter-Wagner-Museum; Eisenach, Thüringer Museum; Frankfurt/Main, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg; Genf, Conservatoire de Musique; Genf, Bibliothèque publique et universitaire; Gießen, Universitätsbibliothek; Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek; Karlsruhe, Badische Landesbibliothek; Leipzig, Sächsisches Staatsarchiv; Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum; Leipzig, Universitätsbibliothek „Bibliotheca Albertina“; Liestal (Schweiz), Dichtermuseum / Stadtmuseum; London, Royal College of Music; Mailand, Museo teatrale alla Scala, Biblioteca Livia Simoni; Mainz, Archiv des Verlags Schott Music International; Mannheim, Stadtarchiv; München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München, Bayerische Staatsbibliothek; München, Richard Wagner-Gesamtausgabe; New Haven (CT), Yale University, The Beinecke Rare Book and Manuscript Library; New York (NY), The Pierpont Morgan Library; Paris, Bibliothèque nationale de France; Preßburg, Archív mesta [Stadtarchiv]; Preßburg, Slovenské národné múzeum – Hudobné múzeum [Slovakisches National-Museum – Musik-Museum]; Regensburg, Bischöfliche Zentralbibliothek; Stuttgart, Stadtarchiv; Tribschen/Luzern, Richard-Wagner-Museum; Washington (DC), The Library of Congress; Weimar, Stiftung Weimarer Klassik, Goethe- und Schiller Archiv; Wien, Archiv des Wiener Männergesang-Vereins; Wien, Gesellschaft der Musikfreunde – Archiv, Bibliothek, Sammlungen; Wien, Österreichische Nationalbibliothek; Winterthur, Stadtbibliothek; Würzburg, Arbeitsstelle Richard-Wagner-Briefausgabe; Zürich, Zentralbibliothek – Kantons-, Stadt- und Universitätsbibliothek. Die Mitarbeiter verschiedener Institutionen waren so freundlich, einige für den Kommentar benötigte Informationen – insbesondere zu Personen – zu ermitteln: Herr Andreas Barth (Basel, Staatsbibliothek Basel-Stadt); Herr Walter Bartl (Bayreuth, Stadtarchiv); Frau Professor Annarosa Vannoni (Bologna, Biblioteca del Conservatorio di Musica „G. B. Martini“); Herr Dr. Jürgen Neubacher (Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek); Frau Kerstin Sieblist (Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum); Herr Archivrat Johannes Moosdiele M.A. (München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kriegsarchiv); Frau Rebekka Etterlin (Muri/Aargau, Regionales Zivilstandsamt); Frau Gattringer und Frau Oberarchiv-
Vorwort
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rätin Dr. Michaela Laichmann (Wiener Stadt- und Landesarchiv); Frau Anja Schuhn (Wiesbaden, Stadtarchiv); Frau Renate Schindler (Würzburg, Stadtarchiv); Herr Dr. Max Schultheiss (Zürich, Stadtarchiv); Frau Dr. Eva Hanke (Zürich, Zentralbibliothek). Frau Marina Walow erstellte dankenswerterweise die Computerdateien der Briefe von Wagner. Frau Patricia Kemmer M.A., Herr Hans Gebhardt M.A. und Frau Judith Raspe wirkten mit bei der Übertragung der Briefe an Wagner sowie der Briefe Cosima Wagners, außerdem bei verschiedenen Recherchen für den Kommentar und bei der Korrekturlesung und Überprüfung der Register. In bewährter Weise betreute Herr Dr. Frank Reinisch vom Verlag Breitkopf & Härtel die Erstellung des Bandes; nicht zuletzt dankt der Herausgeber ihm und Frau Katja Olbricht für die akribische Überprüfung der Druckvorlage. Würzburg, im Januar 2015
Andreas Mielke
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Benutzerhinweise Inhalt Inhalt der Ausgabe Sämtliche Briefe sind die von Richard Wagner geschriebenen Briefe. Die an Richard Wagner gerichteten Briefe werden, soweit erhalten und zugänglich, für die Kommentierung ausgewertet, sind aber nicht Gegenstand der Edition. Briefe im Sinne der Edition sind persönliche Mitteilungen, die an einzelne Personen oder an eine begrenzte Personengruppe gerichtet sind (etwa an die Mitglieder eines Orchesters). Zu den Briefen werden auch Telegramme, durch Boten beförderte Mitteilungen auf Zetteln usw. gerechnet, nicht aber Widmungen, Albumblätter, Quittungen, Verträge und ähnliche Schriftstücke. In der Edition werden auch Briefe ohne edierbaren Text berücksichtigt. Das sind einerseits Briefe, deren gegenwärtige oder einstige Existenz durch einen Briefumschlag belegt ist oder durch Nachweise anderer Art, die sich auf den Brief als physisches Objekt beziehen (z. B. in Bibliothekskatalogen oder Verkaufsangeboten), sowie andererseits Briefe, die nur durch Indizien – zumeist in der Korrespondenz selbst – bezeugt sind („erschlossene Briefe“). Briefe ohne edierbaren Text werden im Textteil an der ihnen nach dem Datum zukommenden Stelle durch eine Kopfleiste repräsentiert, wobei erschlossene Briefe durch Asteriskus (*) gekennzeichnet sind.
Textteil Der Textteil enthält sämtliche überlieferten und erschlossenen Briefe von Richard Wagner in durchgehender chronologischer Reihenfolge. Mehrere am gleichen Tag geschriebene Briefe erscheinen in der alphabetischen Reihenfolge der Empfängernamen, falls die Schreibreihenfolge sich nicht eindeutig ermitteln läßt. Briefe, deren Niederschrift sich über mehrere Tage erstreckt hat, werden unter dem frühesten bekannten Datum eingeordnet. Briefe, deren Schreibdatum nur näherungsweise ermittelt werden kann, stehen in der Regel am Ende des in Frage kommenden Zeitraumes (Monat oder Jahr).
Benutzerhinweise
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Der Textteil enthält im Prinzip den reinen Brieftext. Als textbegleitende Orientierungshilfen werden hinzugefügt: – lebende Kolumnentitel am Kopf der Seite, die über die Nummer und das Datum des auf der jeweiligen Seite enthaltenen Briefes informieren – eine Kopfleiste über jedem einzelnen Brief, die Angaben über den Adressatennamen und -ort sowie Ort und Datum der Niederschrift enthält (Angaben aus Katalogen des Autographenhandels werden stillschweigend übernommen, sofern kein Zweifel an deren Zuverlässigkeit besteht) – eine Zeilenzählung für jeden Brieftext Im Falle von unvollständig oder gar nicht im Originaltext überlieferten Briefen wird auch auf Inhaltsangaben (auch fremdsprachige) und Übersetzungen zurückgegriffen. Erstere werden kursiv, letztere kursiv und in Anführungszeichen gesetzt. Zu den Briefen, die Wagner auf Französisch geschrieben hat, werden im Anhang des Textteils Übersetzungen gegeben. Für Notenbeispiele innerhalb von Briefen wird eine möglichst nahe am originalen Schriftbild bleibende Umschrift gegeben.
Prinzipien der Textkonstituierung Der Brieftext wird unter Wahrung von Rechtschreibung, Zeichensetzung und Absatzgliederung des Originals (bzw. der Vorlage) wiedergegeben; jedoch werden Überstreichungen von Konsonanten als Verdoppelungszeichen stillschweigend aufgelöst. Einfache und doppelte Unterstreichungen werden als solche wiedergegeben. Die in den Rahmenteilen (Orts- und Datumsangabe, Unterschrift, Adresse) vorkommenden Über- und Unterstreichungen, Trennlinien, Schnörkel, Schrägstriche u. ä. werden in der Edition nicht berücksichtigt, es sei denn, sie sind als inhaltliche Hervorhebungen zu interpretieren. Zeichnungen werden in Faksimile wiedergegeben. Hat Wagner selbst Korrekturen vorgenommen, so ist für die Edition die korrigierte Fassung maßgeblich; sofern der Korrekturvorgang für den Inhalt relevant ist, wird auf ihn im Kommentar hingewiesen. Die originale Orts- und Datumsangabe gilt als Bestandteil des Textes und wird in der gegebenen Form ediert, auch wenn dies im Verhältnis zur normierten Kopfleiste zu Redun-
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Benutzerhinweise
danzen oder Widersprüchen führt. Nicht zum Brieftext gehören Vermerke des Empfängers oder späterer Besitzer; über sie wird entsprechend ihrer Bedeutung im Kommentar berichtet. Der Brief soll als reiner Text gelesen und zitiert werden können. Der Text wird deshalb nicht durch Erläuterungen erweitert; auch auf diakritische Zeichen und Anmerkungsnummern innerhalb des Textes wird verzichtet. Editorische Einschaltungen in den Text erfolgen nur zur Kennzeichnung von Auslassungen („[...]“), die durch die Überlieferungssituation bedingt sind (Unvollständigkeit des Originals oder anderer Überlieferungsträger). Kleinere Textverluste durch Beschädigung des Originals, die sich mit hinreichender Sicherheit rekonstruieren lassen, werden im Editionstext ergänzt und im Kommentar dokumentiert. Der Grundsatz, die originale Rechtschreibung und Zeichensetzung zu bewahren, wird mit möglichst wenigen Ausnahmen durchgeführt. Berichtigt werden offensichtliche Schreibversehen, wie ausgelassene oder versehentlich doppelt geschriebene Worte, Verschreibungen (Dreden statt Dresden) usw. Zur Vermeidung von Verständnisschwierigkeiten wird die nicht immer konsequente Groß- und Kleinschreibung der Personalpronomina korrigiert. Die Emendationen werden nicht innerhalb des Brieftextes als solche bezeichnet, sondern im Abschnitt „Textkonstituierung“ des Kommentars nachgewiesen. Nicht verbessert werden dagegen Irrtümer des Briefschreibers in bezug auf Fakten und Schreibweisen (insbesondere von Namen und Fremdwörtern). Auch Inkonsequenzen bzw. wechselnde Schreibweisen werden beibehalten. Es versteht sich von selbst, daß die Entscheidung, ob ein Versehen vorliegt oder ob Wagner tatsächlich so schreiben wollte, nicht in jedem Fall sicher zu treffen ist. Einige Abweichungen vom modernen Sprachgebrauch seien hier exemplarisch angeführt: – Alte Formen und Schreibweisen: Einzelnheiten, Spatziergang, vertrauenvoll, Weihnachtgeschenk. Es wird nicht konsequent wieder / wider unterschieden, z. B. Widerherstellung, Wiederwillen. – Getrennt- und Zusammenschreibung: Gasthof Leben, zusammen zu kommen. – Gelegentlich kommen ungewöhnliche Beugungen vor, so wird nach alle das folgende Adjektiv oft parallel gebeugt, z. B. alle gute Mächte.
Benutzerhinweise
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– Mengen- und Zeitangaben: ein gross Stück, ein halb Jahr. – Die Rektion einiger Verben entspricht nicht dem heutigen Gebrauch, z. B. ich versichere Dich, ich bedeute Dich. Die französisch geschriebenen Briefe Wagners werden grundsätzlich ohne editorische Eingriffe wiedergegeben, d. h. Irrtümer hinsichtlich Orthographie, Grammatik und Syntax bleiben unverändert stehen. Nur ganz offensichtliche Schreibversehen, wie z. B. ausgelassene oder doppelt geschriebene Worte, werden korrigiert und im Kommentar dokumentiert. Ist ein Brief nur im Konzeptstadium erhalten, so wird das Konzept innerhalb des Editionsteils an der ihm chronologisch zukommenden Stelle abgedruckt. Der Konzeptzustand des Textes wird in der Edition dokumentiert, d. h. Streichungen bzw. überschriebene Worte (in „ “) und Einschübe (in „\ /“) sind aus der Textwiedergabe zu erkennen. Besonderheiten von Telegrammtexten, die sich aus dem Übermittlungsvorgang oder dem technischen Übermittlungsverfahren ergeben (Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion usw.), werden stillschweigend berichtigt bzw. an die Typographie der Sämtlichen Briefe angepasst. Ist die Redaktionsvorlage ein Druck, so werden dessen Hervorhebungen (Sperrung, Kursivdruck u. ä.) als Unterstreichung wiedergegeben, hervorgehobene Werktitel werden in Anführungszeichen gesetzt. Nicht übernommen werden dagegen Hervorhebungen in der Anrede und den Rahmenteilen (Orts- und Datumsangabe, Unterschrift, Adresse). Bei der Anrede und den Rahmenteilen wird gegebenenfalls eine den Schreibgewohnheiten Wagners entsprechende Absatzgliederung vorgenommen. Hiervon abweichende Verfahrensweisen werden im Kommentar vermerkt.
Kommentar Der Kommentar enthält sowohl Angaben zu den Einzelbriefen als auch Erläuterungen, die sich auf briefübergreifende Themen beziehen. Die letzteren werden zu Beginn des Kommentarteils in einem allgemeiner gehaltenen Abschnitt („Themenkommentar“) gegeben. Um den Einzelbriefkommentar zu entlasten, sind die Punkte ausgespart, die im Themenkommentar schon erläutert
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Benutzerhinweise
wurden; auf Querverweise wird verzichtet, sofern der Bezug auf das jeweilige Thema eindeutig ist. Der Kommentar für den Einzelbrief setzt sich aus folgenden Teilen zusammen: – – – –
Kopfleiste Grundkommentar Textkonstituierung Erläuterungen
Der Grundkommentar steht in einem auf die Kopfleiste folgenden Absatz ohne eigene Überschrift. Er enthält Angaben zu den Quellen und – soweit vorhanden – zu früheren Ausgaben. Hat sich im Rahmen der Textkonstituierung ergeben, daß Ausgaben unvollständig sind, so wird dies mitgeteilt; eine systematische Überprüfung findet nicht statt. Falls nötig, werden außerdem die Identität des Adressaten und das Schreibdatum diskutiert sowie weitere Angaben formeller Art gemacht (z. B. über Beilagen). Der Abschnitt „Textkonstituierung“ dokumentiert alle editorischen Entscheidungen bezüglich des vorgelegten Textes. Er ist erforderlich, wenn das Original Schreibversehen enthält, oder wenn über andere Besonderheiten des Originals zu berichten ist, die aus dem Editionstext nicht unmittelbar zu erkennen sind. Wenn nicht oder nur teilweise nach dem Original ediert werden kann, so wird die Redaktionsvorlage genannt. Sind mehrere gleichrangige Überlieferungsträger vorhanden, wird die Auswahl begründet. Signifikante Abweichungen der anderen Quellen werden dokumentiert. Der Abschnitt „Erläuterungen“ gibt in kurzer Form Informationen zu einzelnen Stellen des Briefes, deren Bedeutung oder Bezug aus dem Text selbst nicht erkannt werden kann. Die kommentierte Stelle wird durch Zeilennummer und ein Stichwort (Lemma) bezeichnet. Durch die Erläuterungen sollen auch alle im Brief vorkommenden Personen identifizierbar und somit im Personenregister auffindbar sein, wo nähere Informationen gegeben werden. Die Register verweisen grundsätzlich auf die Briefnummer, wobei Zeilenangaben mit Schrägstrich angeschlossen werden. Das Kürzel „K“ weist auf den entsprechenden Einzelbriefkommentar. Nicht berücksichtigt werden die Autoren der zitierten Sekundärliteratur. Die ohne Fundstellennachweis verzeichneten Personen erscheinen nur als Adressaten. Die entsprechenden Briefnummern können im Adressatenregister nachgeschlagen werden.
Nr. 4 / 4. Januar 1871
1.
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A N P ETERS (C. F. P ETERS ) IN L EIPZIG LUZERN , D IENSTAG , 3. JANUAR 1871
An C. F. Peters Bureau de Musique. Leipzig.
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Für den ehrenwerthen Antrag, den Sie mir gemacht, habe ich Ihnen meinen anerkennungsvollen Dank zu sagen. Es würde mir jedoch schwer fallen, zur Zeit Ihnen eine bestimmte Antwort zu geben; vor einiger Zeit fühlte ich mich aus eigenem Antriebe gestimmt, wenn es so weit sein werde, zu der von mir vorausgesetzten grossen Trauerfeier für die Gefallenen die Ausführung eines entsprechenden Musikfeststückes zu übernehmen. Man sagte mir, ein grosser Siegesmarsch würde dem Geschmack des Königs Wilhelm besser zusagen. Es ist nun möglich, dass dafür der Gedanke einer Festmusik zur Kaiserkrönung mich zu einem Tonstück stimmen könnte. Dieses würde ich Ihnen dann gern Ihrem Antrage entsprechend zur Herausgabe überlassen. Wollen Sie gefälligst mit dieser Antwort für heute vorlieb nehmen, und für alle Fälle meiner Hochachtung versichert sein. Ergebenst Luzern. Richard Wagner. 3 Jan: 1871.
2.
*A N D OROTHEA B ROCKHAUS IN L EIPZIG (T ELEGRAMM ) LUZERN , M ITTWOCH , 4. JANUAR 1871
3.
*A N P ETER C ORNELIUS IN M ÜNCHEN LUZERN , M ITTWOCH , 4. JANUAR 1871
4.
A N F RIEDRICH PUSTET IN R EGENSBURG LUZERN , M ITTWOCH , 4. JANUAR 1871
Geehrter Herr!
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Wollten Sie gefälligst dem Verfasser der Schrift über „das Dirigiren Katholischer Kirchenmusik“, als Erwiderung der freundlichen Zusendung derselben an mich, die heute, zugleich mit diesen Zeilen, unter Kreuzband an Sie abgehende Brochüre über „Beet-
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Nr. 5 / 6. Januar 1871
hoven“ von mir zustellen, und zugleich mir die Bitte erlauben, die von Ihrem Verlage besorgten 4 Bände der „Musica Divina“ Partitur allein mir unter billiger Berechnung des Preises an meine Adresse hierher senden zu wollen. Mit grösster Hochachtung Ihr Luzern. ergebenster 4 Dez. 1871. Richard Wagner.
5.
A N F RANZ M RAZEK IN M ÜNCHEN LUZERN , F REITAG , 6. JANUAR 1871
Lieber Franz!
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Ich werde den Schnupftabak, wenn er ankommt, wieder an Sie zurückschicken, da ich von anderwärts sehr viel Vorrath davon bekommen habe. Bitten Sie nun den Tabakhändler Gross, diesen Schnupftabak wieder zurückzunehmen, und mir dafür Cigarren zu schicken. Ich wünschte gern von den Intimidads, leichter Sorte; er kann mir von diesen, oder ähnlichen, für welche ich sonst 60 fl. das 1000 bezahle, einige Kisten von 100 Stück schicken, und den Ueberschuss von Ihnen sich nachzahlen lassen, oder auch durch Postvorschuss nehmen. Wir Alle grüssen schön zu Neujahr und wünschen dass es Euch recht wohl gehen möge. Mit bestem Grusse Rich. Wagner. Luzern. 6 Januar 1871. – Uebrigens ist der Tabak noch gar nicht angekommen. – Wenden Sie um!! Jetzt fällt mir ein, dass kürzlich aus der Gegend von Genf her 2 Päckchen französischen Rauchtabak’s für mich angekommen sind, von denen ich mir gar nicht erklären kann, wer sie mir geschickt hat. Sollte vielleicht der Münchener Tabakhändler diesen von dort aus direct für mich besorgt haben? Fragen Sie ihn doch. Wenn dem so wäre, so möchte ich ihm diesen zum Austausch gegen Ci-
Nr. 8 / 10. Januar 1871 25
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garren zuschicken, da ich keinen Rauchtabak gebrauche, und das Ganze demnach ein Misverständniss gewesen wäre. RW.
6.
A N M ICHAEL S CHLOSS IN K ÖLN LUZERN , F REITAG , 6. JANUAR 1871
7.
A N J OHANN JAKOB S ULZER IN W INTERTHUR LUZERN , D IENSTAG , 10. JANUAR 1871
Lieber alter Freund!
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Voll der angenehmsten Erinnerungen an Deinen so freundschaftlichen Besuch bei uns, grüssen wir Dich herzlichst, indem ich Dich zugleich ersuche, den Band „Leben“, den Du mitnahmst, falls Du bereits Musse hattest, Dir ihn vorlesen zu lassen, mir wieder zurückschicken zu wollen. Solltest Du je wieder ein Interesse haben, hineinzusehen, so steht er Dir jeder Zeit wieder zu Gebot. Gewiss verzeihst Du mir meine Bitte, und bleibst für immer gewogen Deinem Tribschen, treu ergebenen Freunde Richard Wagner. 10 Jan. 1871.
8.
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A N C HARLOTTE C HAILLON IN M AILAND LUZERN , D IENSTAG , 10. JANUAR 1871
„[...] I am very pained [...] to be always late for the payment of your notes, and so much more, that you have treated me with the greatest kindness in every respect. I should have thought that you would have read my anxiety in my silence; but then as justifiably this silence seems to make you uneasy, I am breaking it at this moment when I still cannot send you money, which I hoped to be able to do the last time. As it will be difficult to make you understand the harm that the war is causing our revenues, I refer only to the explanations that Mad. Wagner gave you during your kind visit to Tribschen and who“ faisaient comprendre, que nous sommes
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Themenkommentar 1. Aufenthalte und Reisen a) Luzern Wagner hatte sich im April 1866 in der Schweiz niedergelassen, wo er das in der Nähe von Luzern gelegene Landgut Tribschen bewohnte.1 Der 1870 entstandene Plan zur Aufführung des Ring des Nibelungen in dem oberfränkischen Städtchen Bayreuth nahm während des Jahres 1871 zunehmend Gestalt an (ThK 3a), und damit die Notwendigkeit zur Übersiedelung dorthin.2 Im April 1872 zog Wagner mit seiner ganzen Familie – unter Auflösung seines noch ein Jahr länger gültigen Mietvertrags3 – nach Bayreuth.4 Er selbst fuhr am 22. April voraus, eine Woche später folgte seine Frau Cosima mit den fünf Kindern.5 b) Erste Deutschlandreise, April/Mai 1871 Im April 1871 machte sich Wagner nach zweieinhalb Jahren erstmals wieder von Luzern aus zu einer Reise auf;6 diese und eine zweite, im Dezember unternommene Reise (ThK 1c) hatten beide das seit dem 18. Januar zum Deutschen Reich vereinigte Deutschland zum Ziel, und beide standen ganz im Zeichen der geplanten Festspiele in Bayreuth (ThK 3a). Die Etappen auf der ersten, vom 15. April bis zum 16. Mai dauernden Deutschlandreise, die außer dem Bayreuther Projekt dem Besuch der in Sachsen lebenden Verwandten galt,7 waren: 1 2 3 4 5 6
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Siehe SBr 18, ThK 1b. Vgl. Nr. 328/23–35. Siehe Nr. 328 K/69–70. Zu Wagners ersten Wohnungen in Bayreuth siehe Nr. 328 K/37–39. Siehe CWT, Bd. 1, S. 513–515. – Die Kinder waren Daniela, Blandine, Isolde und Eva von Bülow (vgl. Nr. 16 K/20) sowie Siegfried Wagner. Siehe Nr. 16 K/25–29; vgl. SBr 22, ThK 1. – Zu Wagners Besuch bei Otto und Mathilde Wesendonck in Zürich und Eliza und François Wille in Mariafeld am 17./18. Februar 1871 siehe CWT, Bd. 1, S. 358–359; Fehr, Bd. 2, S. 322. Hauptquelle für die Dokumentation der Reise ist das Tagebuch Cosima Wagners (CWT, Bd. 1, S. 377–389); verschiedene zeitgenössische
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Themenkommentar
15. April – 15./16. April – 16./17. April – 17. bis 20. April – 20. bis 22. April – 22. bis 25. April – 25. April bis 8. Mai – 8. bis 13. Mai – 13./14. Mai – 14./15. Mai – 15./16. Mai 16. Mai
Luzern Augsburg8 Nürnberg Bayreuth Leipzig Dresden Berlin Leipzig Darmstadt Heidelberg Basel Luzern
Am frühen Morgen des 15. April verließ Wagner in Begleitung seiner Frau Cosima Luzern und fuhr mit der Eisenbahn bis Augsburg, wo er abends sowie am Vormittag des folgenden Tages seine Bayreuther Pläne mit dem Königlich bayerischen Hofsekretär Lorenz von Düfflipp besprach.9 Am Nachmittag des 16. April ging es weiter bis Nürnberg, von dort am 17. April nachmittags in vierstündiger Fahrt nach Bayreuth, neben Berlin Hauptziel dieser Reise. „Lieblicher Eindruck der Stadt“, notierte Cosima in ihr Tagebuch.10 Das für die Ring-Aufführung ins Auge gefaßte Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth besichtigte Wagner, den am 18. April ein „Fieberfrost“ zur Bettruhe zwang,11 erst am 19. April; da es sich für die von ihm konzipierten Festspiele als untauglich erwies, beschloß er den Bau eines eigenen Theaters (ThK 3c). Am selben Tag suchte sich das Ehepaar Wagner auch ein Grundstück für ihr künftiges Wohnhaus in Bayreuth aus.12 Am späten Abend des 20. April trafen Wagner und Cosima nach neunstündiger Zugfahrt in Leipzig ein. Im dortigen Stadttheater konnte Wagner am nächsten Tag zum ersten Mal seinen Kaiser-
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Berichte zu einzelnen Stationen der Reise finden sich in Otto, Lebensbild, S. 443–453. Zu den Hotels, in denen Wagner und seine Frau übernachteten, siehe Nr. 53 K/7–13 (Augsburg), Nr. 289 K/30 (Bayreuth), Nr. 44 K/3–6 (Leipzig), Nr. 176 K/24–25 (Dresden), Nr. 65 K/31 (Berlin), Nr. 79 K/1–2 (Darmstadt); zu den Hotels in Nürnberg, Heidelberg und Basel ist nichts Näheres bekannt. Siehe Nr. 53 K/7–13. CWT, Bd. 1, S. 378. CWT, Bd. 1, S. 378. Siehe Nr. 65 K/19–22.
Themenkommentar
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marsch hören (ThK 2c), der, wie zuvor verabredet (Nr. 45/2–18, Nr. 58/2–11), unter der Leitung von Gustav Schmidt in einer Sonderprobe durchgespielt wurde.13 Bis zur Weiterrreise nach Dresden am 22. April sah Wagner mehrmals seine Schwester Ottilie Brockhaus und ihre Familie.14 In Dresden, wo er bis zum 25. April blieb, besuchte er seine Schwester Luise Brockhaus und seinen alten Freund Anton Pusinelli.15 Im Laufe der vierzehn Tage in der Reichshauptstadt Berlin (25. April bis 8. Mai) gab es allein vier öffentliche Veranstaltungen für und mit Wagner: den Vortrag Wagners in der Königlich Preußischen Akademie der Künste (28. April),16 das Festessen zu seinen Ehren im Hôtel de Rome (29. April), den Empfang und das Konzert in der Singakademie (30. April) und sein Benefiz-Konzert im Königlichen Opernhaus (5. Mai).17 Über alles wurde in der Presse ausführlich berichtet.18 Dazu kamen private Veranstaltungen, wie der „Besuch im Hausministerium“ bei Alexander von Schleinitz, das „Diner bei Frau von Schleinitz“ am 26. bzw. 27. April,19 der Besuch bei Otto von Bismarck in der Reichskanzlei am 3. Mai20 sowie zahllose Begegnungen mit Verwandten (Cäcilie Avenarius, Johanna und Alfred Jachmann), alten Freunden und Bekannten (z. B. Allwina Frommann, Mathilde und Otto Wesendonck, Karl und Käthe Eckert, Lothar Bucher) und neuen (z. B. Hans Herrig, Bernhard Loeser). Bei all diesen Gelegenheiten warb Wagner unermüdlich für seine Festspiele; für den 6. Mai beispielsweise hält Cosima fest: „Wir lernen Gräfin Danckelmann, eine leidenschaftliche Enthusiastin, kennen, Werbungen für Bayreuth.“21 Der bedeutendste Ertrag des Berlin-Aufenthalts dürfte für Wagner aber wohl der Plan zur Fi13 14 15 16 17 18
Siehe Nr. 45 K/13–18. Siehe Nr. 44 K/3–6. Siehe Nr. 44 K/13–14. Siehe Nr. 16 K/37–40. Siehe Nr. 68 K/5. Siehe z. B. AmZ 6 (1871), S. 314–315; Blätter für Theater, Musik u. Kunst (Wien) 17 (1871), S, 144; MWBl 2 (1871), S. 303, 311, 318– 319, 326–328; NZfM, Bd. 67 (1871), S. 186, 195, 200–201, 212– 213; Signale 29 (1871), S. 344, 361. 19 CWT, Bd. 1, S. 381. 20 Siehe CWT, Bd. 1, S. 383, 384; Otto, Lebensbild, S. 452–453. – Vgl. CWT, 1. Mai 1871, Bd. 1, S. 383. 21 CWT, Bd. 1, S. 385.
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Themenkommentar
nanzierung der Festspiele in Bayreuth durch sog. Patronatscheine gewesen sein, den Karl Tausig und Marie von Schleinitz entwikkelt und ihm mitgeteilt hatten (ThK 3b). Nach den Berliner Turbulenzen und Anstrengungen hatte die vom 8. Mai an erneut in Leipzig verbrachte knappe Woche einen eher privaten und ruhigen Charakter: Stadtbesichtigung, Ausflug ins Rosental, Arztbesuch, Einkauf, Zusammensein mit Familie Brockhaus ... Am Vormittag des 13. Mai wurde die Reise fortgesetzt, von Leipzig nach Darmstadt, mit Ankunft in der Nacht. Am 14. Mai hatte Wagner dort vormittags mit Carl Brandt eine wichtige Besprechung;22 am Nachmittag fuhren er und Cosima nach Heidelberg, um die Stadt und die Schloßruine zu besichtigen. Von Heidelberg aus traten sie am frühen Nachmittag des 15. Mai die Rückreise über Basel an; am Abend trafen sie sich dort mit Friedrich Nietzsche und Friedrich Brockhaus. „Nach Hause!“ – so beginnt Cosimas Tagebucheintrag vom 16. Mai. „Große Ungeduld anzukommen, trübes Wetter, gegen 2 Uhr endlich da!“23 c) Zweite Deutschlandreise, Dezember 1871 Bei seiner zweiwöchigen „Winterreise“ (Nr. 290/21, 49), der zweiten Reise im Jahre 1871 (9.–22. Dezember), verband Wagner wieder Geschäftliches mit Privatem: Nach Bayreuth und Mannheim wandte er sich, um sein Bayreuther „Unternehmen“ – wie er sich auszudrücken pflegte24 – voranzubringen (ThK 3a), nach München, um dort ein Geschenk für seine Frau Cosima vorzubereiten.25 Die einzelnen Stationen waren: 9. Dezember – 9. bis 13. Dezember
Luzern München26
22 Siehe Nr. 76 K/28–29. 23 CWT, Bd. 1, S. 389. 24 Z. B. Nr. 65/23, Nr. 325/15–16, häufig auch „Unternehmung“, z. B. Nr. 32/30–31, 38, Nr. 322/19. 25 Die Hauptquelle für die folgende Reisebeschreibung sind Wagners Briefe und Telegramme aus dem zeitlichen Umkreis, bis zum 16. Dezember insbesondere die an Cosima Wagner; deren Tagebuch enthält vom 17. Dezember an zahlreiche Einzelheiten (siehe CWT, Bd. 1, S. 468–470). 26 Zu den Hotels, in denen Wagner bzw. das Ehepaar Wagner übernachtete, siehe Nr. 282 K/31–35 (München), Nr. 289 K/30 (Bay-
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Kommentar zu den einzelnen Briefen 1.
A N P ETERS (C. F. P ETERS ), 3. JANUAR 1871
ORIGINAL: Privatbesitz; Umschlag: letzter Nachweis: Meyer & Ernst, Aukt.-Kat. 41 (1934), Nr. 477 (S. 62). – ADRESSE: „C. F. Peters. Bureau de Musique in Leipzig.“ (nach Meyer & Ernst). – AUSGABEN: Henri Hinrichsen, Briefe berühmter Meister der Musik – Aus meiner Autographensammlung, Leipzig 1922, Bl. 8–9 (Faks.). – WBV 5724. TEXTKONSTITUIERUNG Original: 7 Gefallen. ERLÄUTERUNGEN Antwort auf den Brief vom 26. Dezember 1870 (SW, Bd. 18/III, Dok. 148). – Beantwortet durch den Brief vom 7. Januar 1871 (ebd., Dok. 150). 1 C. F. Peters ... Leipzig.] Siehe Nr. 27 K/1–2. 2 Antrag] In Folge dieses Antrags entstand Wagners Kaisermarsch (siehe ThK 2c). – Vgl. Z. 10–13. 5–10 vor einiger Zeit ... Musikfeststückes ... Wilhelm ... zusagen] Am 4. September 1870, zwei Tage nach der Kapitulation Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg (siehe Nr. 10 K/14), hatte Cosima Wagner in ihrem Tagebuch notiert: „Gestern sagte mir R., er möchte die Trauermusik für die Gefallenen schreiben, er wünsche wohl, daß ihm dies bestellt würde, keine Siegeshymne, das verstünde er nicht. Ich schreibe dies an Marie Muchanoff, damit sie ihren Einfluß dahin gebrauche, daß ihm die Bestellung werde.“ (CWT, 4. September 1870, Bd. 1, S. 280– 281). – In dem 1878 entstandenen Teil seiner Schrift Was ist deutsch? erinnert Wagner sich: „Bei der Rückkehr unseres siegreichen Heeres ließ ich in Berlin unter der Hand nachfragen, ob, wenn eine große Todtenfeier für die Gefallenen in Aussicht genommen wäre, mir gestattet sein würde, ein dem erhabenen Vorgange zu widmendes Tonstück zur Ausführung hierbei zu verfassen. Es hieß aber, bei der so erfreulichen Rückkehr wünsche man sich keine peinlichen Eindrücke noch besonders zu arrangiren. Ich schlug, immer unter der Hand, ein anderes Musikstück vor, welches den Einzug der Truppen begleiten, und in welches schließlich, etwa beim Defiliren vor dem siegreichen Monarchen, die im preußischen Heere so gutgepflegten Sängercorps mit einem volksthümlichen Gesange einfallen sollten. Allein dieß hätte bedenkliche Änderungen in den längst voraus getroffenen Dispositionen veranlaßt, und mein Vorschlag ward mir abgerathen.“ (SSD, Bd. 10, S. 52). – Der Brief Cosima Wagners an Maria Muchanov ist nicht überliefert. Als Personen in Berlin, mit denen Wagner mutmaßlich korrespondierte, kom-
Briefe Januar 1871
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men hochgestellte Freunde und Bekannte in Frage, etwa Lothar Bucher oder das Ehepaar Alexander und Marie von Schleinitz; Albert Heintz vermutet, Wagner habe sich an Wilhelm Wieprecht gewandt (Heintz, Kaisermarsch, S. 122 Anm. [2]; vgl. Nr. 38/23–25).
2.
*A N D OROTHEA B ROCKHAUS , 4. JANUAR 1871
Erschlossen aus Cosima Wagners Brief an Friedrich Nietzsche vom 4. Januar 1871: „Dass Sie uns den Neffen in die Nähe bringen ist wirklich höchst ergötzlich und erfreulich, der heutige Tag wird demnach in der Querstrasse als ein Glückstag erscheinen; wir haben in diesem Sinn an die Braut telegraphirt.“ (Br Nietzsche, Bd. 2/2, S. 308). – Wagners Neffe Friedrich Brockhaus hatte einen Ruf als Professor für Jura an die Universität Basel erhalten – nicht zuletzt auf Betreiben Nietzsches, der dort selbst als Altphilologe lehrte. Die Eltern Hermann und Ottilie (eine Schwester Wagners) und die Schwester Dorothea wohnten in der Querstraße Nr. 15 in Leipzig. Der 4. Januar 1871 war der Tag der Hochzeit von Dorothea Brockhaus mit Alexander von Berckefeldt. Wagner und seine Frau Cosima hatten dazu eine Einladung erhalten (siehe CWT, 26. Dezember 1870, Bd. 1, S. 330), der sie jedoch nicht folgten.
3.
*A N P ETER C ORNELIUS , 4. JANUAR 1871
Erschlossen aus Cosima Wagners Tagebucheintrag vom 4. Januar 1871: „R. schreibt an Peter Cornelius, ihn ermahnend, bei der Schule auszuhalten.“ (CWT, Bd. 1, S. 337) sowie aus Cornelius’ Brief an seinen Bruder Carl vom 10. April 1871: „[...] W a g n e r [...] schreibt mir: ‚Deine Lieder sind Cornelianisch!‘“ (Cornelius, Briefe, Bd. 2, S. 662); ähnlich im Brief an Carl Riedel vom 20. April 1871 (ebd., S. 663). – Wagner antwortet hier auf einen am 3. Januar eingetroffenen Brief, der in Cosima Wagners Tagebuch verzeichnet ist: „Langer Brief von Peter Cornelius, große Klagen über seine Leiden an der Schule, und Auseinandersetzung von dem, was er ist und nicht ist [...]“ (CWT, Bd. 1, S. 336; vgl. Cosima Wagners Brief an Friedrich Nietzsche vom 4. Januar 1871 – Br Nietzsche, Bd. 2/2, S. 309). Die beiden von Cornelius angesprochenen Themen, nämlich seine Tätigkeit an der Königlichen Musikschule in München (siehe SBr 21, Nr. 259 K/2–3, Nr. 261 K/4–6) und sein Selbstverständnis als Künstler, spielen auch in den erwähnten Briefen an den Bruder Carl und an Riedel eine Rolle. Mit seiner Bemerkung über Cornelius’ Lieder – darunter der Ende 1870 veröffentlichte sechsteilige Zyklus Weihnachtslieder (siehe Anzeige im MWBl, Jg. 1, 1870, S. 840; Rezension ebd., Jg. 2, 1871, S. 628– 630; vgl. Hofmeister, Monatsbericht, November 1871, S. 257) – erkennt Wagner diese als besonders eigenständige künstlerische Leistungen an.
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4.
Kommentar
A N F RIEDRICH P USTET, 4. JANUAR 1871
ORIGINAL: Regensburg BZB, Proskesche Musikabteilung, WagnerR 1871.12.04. – ZUM DATUM: Korrektur nach dem inhaltlichen Zusammenanhang (siehe K/7–10). – AUSGABEN: Johannes Hatzfeld, Richard Wagner und die katholische Kirchenmusik, Tl. 1, in: Musica Sacra (Regensburg) 46 (1913), S. 125–134, hier S. 133 (Faks.). – WBV 5963. TEXTKONSTITUIERUNG Original: 5–6 Ueber „Beethoven“. ERLÄUTERUNGEN 2–4 Verfasser ... Schrift ... Dirigiren ... Zusendung] Im Vorjahr war die Broschüre Über das Dirigieren katholischer Kirchenmusik nebst Bemerkungen über den Gesangsunterricht &c. anonym in Pustets Verlag in Regensburg herausgekommen, laut Titelseite als Dritte Vereinsgabe des allgemeinen deutschen Cäcilien-Vereins für das Jahr 1870. Der Autor Franz Xaver Witt war Leiter dieses 1868 von ihm gegründeten Vereins, dessen Ziel die Restauration der katholischen Kirchenmusik auf der Grundlage eines an Palestrina angelehnten A-capella-Stils war. – Wagners ebenfalls 1870 publizierte Broschüre Über das Dirigieren (siehe SBr 21, ThK 7b) hatte Witt für seine Schrift „manchen Stoff“ geboten und war von ihm „ausgiebig verwerthet“ worden (S. III, Anm. [2]); an einer Stelle verteidigt Witt Wagner gegen eine ihm ungerechtfertigt erscheinende Rezension (S. VI), an einer anderen zitiert er eine Auslassung Wagners gegen die „Unfähigkeit der großen Herrn Kapellmeister“ (S. VII; vgl. SSD, Bd. 8, S. 334). – Möglicherweise hatte Witt auch bei der Zusendung der Broschüre an Wagner seinen Namen nicht genannt, weshalb Wagner sich wegen seines Dankes nicht an den Autor wandte, sondern an den Verleger. – In einem Brief an Wagner von Ende Januar klagt Witt „über den üblen Zustand der Dinge; er sagt, wie in München Bülow da war, da konnte er noch hoffen, jetzt aber siege der Schlendrian überall.“ (CWT, 27. Januar 1871, Bd. 1, S. 348). 5–6 Brochüre ... „Beethoven“] Wagners Aufsatz Beethoven war zur Feier des 100. Geburtstags des Komponisten im Dezember 1870 als Broschüre im Verlag E. W. Fritzsch in Leipzig erschienen (Kühnel, Schriften, Nr. 133; Ausg.: SSD, Bd. 9, S. 61–126; siehe SBr 22, ThK 5b). – Siehe auch Nr. 48 K/24–25. 7–10 Verlage ... „Musica Divina“ Partitur ... senden] Wagners Interesse war vermutlich durch die hintere Umschlagseite von Witts Broschüre (siehe K/2–4) geweckt worden, auf der Pustet auf die beiden von Karl Proske herausgegebenen und in seinem Verlag erschienenen Sammlungen geistlicher Vokalpolyphonie von Palestrina, Lasso u. a. aufmerksam machte: Musica Divina (4 Bde., 1853, 1855, 1859, 1863) und Selectus Novus Missarum
Briefe Januar 1871
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(Bd. 1, 2 Tle., 1856, 1857; Bd. 2, 2 Tle., 1861). – Laut Vermerk des Verlags Pustet auf Wagners Brief wurde die Musica Divina am 6. Januar abgeschickt. – Am 7. Februar notiert Cosima Wagner in ihrem Tagebuch: „Ankunft von der Kirchenmusik aus Regensburg, was R. und mir viel Freude macht.“ (CWT, Bd. 1, S. 352). Dies bezieht sich vermutlich auf die zweite Sammlung, wenngleich diese nicht bestellt worden war; beide Sammlungen – wunschgemäß nur die Partitur, nicht die Stimmen – sind in Wagners Bibliothek vorhanden (Bayreuth NA, Wahnfried-Bibliothek).
5.
A N F RANZ M RAZEK , 6. JANUAR 1871
ORIGINAL: Eisenach RWM, Inv.-Nr. 16 (Oesterlein, Nr. 3436). BEN: Oesterlein, Nr. 3436 (Bd. 2, S. 17) (Ausz.); Br Mrazek, WBV 5726.
– AUSGANr. 14. –
TEXTKONSTITUIERUNG Original: 4 Bitte Sie / 8 ein Kisten. ERLÄUTERUNGEN 2–5 Schnupftabak ... Gross ... zurückzunehmen] Während seiner Luzerner Zeit (1866–72) ließ Wagner sich durch Mrazek wiederholt Bier und Wein sowie Zigaretten, Zigarren und Schnupftabak aus München schicken (siehe K/5–6; vgl. Nr. 268 K/10); am 26. Dezember des Vorjahres hatte er Mrazek gebeten, bei dem Tabakhändler Karl Groß „ein ganzes Pfund von dem ächten Pariser-Schnupftabak“, den er selbst dort früher „immer“ gekauft hatte, zu besorgen (SBr 22, Nr. 267/3–4). 5–6 Cigarren ... Intimidads, leichter Sorte] Wagner hatte sich die von ihm offenbar besonders geschätzte Sorte auch früher schon schicken lassen (siehe Briefe an Hans von Bülow und Franz Mrazek vom 5. Januar 1866 bzw. 14. April 1869 – SBr 18, Nr. 5/31–36; SBr 21, Nr. 118/22–25). 11 Wir Alle] Wagners Familie (Cosima Wagner, die Kinder Daniela, Blandine, Isolde und Eva von Bülow und Siegfried Wagner) sowie die Bedienstete Verena Stocker (siehe Nr. 268 K/10). 11 Euch] Mrazeks Ehefrau Anna und die Kinder Auguste, Karl, Ludwig und Marie. 19–23 kürzlich ... 2 Päckchen ... besorgt] Näheres nicht bekannt.
6.
A N M ICHAEL S CHLOSS , 6. JANUAR 1871
ORIGINAL: Verbleib unbekannt; Umschlag: letzter Nachweis: Heck, Kat. 28 (1925), Nr. 233 (S. 29). – ADRESSE: „Herrn Musikhändler Schloss in
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