BV 424 - Wagner, Sämtliche Briefe Bd. 24

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RICHARD WAGNER · SÄMTLICHE BRIEFE 24


RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE herausgegeben im Auftrag der

Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth Herausgeberkollegium

Martin Dürrer Andreas Mielke (†) Angela Steinsiek

Band 24

BREITKOPF & HÄRTEL


RICHARD WAGNER SÄMTLICHE BRIEFE Band 24 Briefe des Jahres 1872 herausgegeben von

Martin Dürrer Redaktionelle Mitarbeit

Hans Gebhardt

BREITKOPF & HÄRTEL



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Vorwort Die Wagner-Chronik des Jahres 1872 kann mit vielen wichtigen und folgenreichen Ereignissen aufwarten. Dazu gehört ein abermaliger Wohnortwechsel, dem schon so viele in Wagners Leben vorangegangen waren. Diesmal ist es der letzte. Wagners bereits 1871 getroffene Entscheidung, die Aufführungen des Ring des Nibelungen gemäß seiner Festspielidee in Bayreuth zu veranstalten (ThK 2a), zieht die Konsequenz der dauerhaften Übersiedlung in die oberfränkische Provinzstadt nach sich. Das ruhige und beschauliche Leben der Familie Wagner auf der idyllisch gelegenen Halbinsel Tribschen bei Luzern geht damit im Frühjahr 1872 unweigerlich zu Ende (ThK 1a). Eine noch von Luzern aus unternommene Reise im Januar und Februar dient der administrativen Neuordnung des Festspielunternehmens. In Bayreuth installiert Wagner am 1. Februar unter der Führung des tatkräftigen Bankiers Friedrich Feustel ein Komitee, das die eingehenden Gelder der Unterstützer – der „Patrone“ und Wagnervereine – verwalten und den Bau des geplanten Festspielhauses leiten soll (ThK 2b). Noch am selben Tag erwirbt er ein Baugrundstück für sein Privathaus, wird, wenn man so will, gleichzeitig Bauherr zweier Häuser in Bayreuth (ThK 2d, f). Ende April erfolgt die Übersiedlung nach Bayreuth, zunächst in zwei provisorische Unterkünfte. Frühjahr und Sommer verbringt die Familie im Hotel Fantaisie vor den Toren Bayreuths, im September erfolgt der Umzug in ein angemietetes Stadthaus, das bis zur Fertigstellung von Haus Wahnfried im April 1874 Wohnsitz der Familie Wagner bleibt (ThK 1c). Öffentlichkeitswirksam inszeniert Wagner am 22. Mai die feierliche Grundsteinlegung zum Festspielhaus mit einer Aufführung von Beethovens neunter Symphonie, die zugleich zum erfolgreichen Testlauf für das kunstgenossenschaftliche Festspielprinzip wird (ThK 2c). Die Festspiele bleiben naturgemäß auch im weiteren Verlauf des Jahres ein beherrschendes Thema, vor allem der Theaterbau und seine von Anfang an schwierige Finanzierung. Vorbereitungen ganz praktischer Art sind Wagners Berufung des Violinvirtuosen August Wilhelmj zum Konzertmeister des zukünftigen Festspielorchesters und die Einrichtung einer Kopierstelle in Bayreuth, um das Stimmenmaterial für die geplanten Aufführungen ausschreiben zu lassen (ThK 2e). Im November und Dezem-


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Vorwort

ber unternimmt er zusammen mit seiner Frau Cosima eine große Theaterrundreise, um sich ein Bild vom deutschen Opernbetrieb zu verschaffen und zugleich nach jungen Gesangstalenten Ausschau zu halten (ThK 1f). In dem Wiener Maler Joseph Hoffmann findet er den gesuchten Künstler mit Theatererfahrung für die Gestaltung der Bühnenbilder. Im Oktober findet in Bayreuth ein erstes vielversprechendes Zusammentreffen statt. Angesichts all dieser Aktivitäten und Ereignisse ist es bemerkenswert, dass Wagner in der ersten Jahreshälfte den ganzen dritten Akt der Götterdämmerung komponieren kann (ThK 4a). Auch das schriftstellerische Schaffen des schon immer schreibfreudigen Komponisten zeichnet sich durch eine nie dagewesene Fülle und Vielfalt aus. Von rasch zusammengestellten Werbeschriften für die Festspiele, Aufrufen und offenen Briefen bis zur großangelegten Abhandlung Über Schauspieler und Sänger (ThK 4d) reicht das Spektrum. Nebenher redigiert er auch noch die letzten Bände seiner Gesammelten Schriften und Dichtungen (ThK 4b) und korrigiert den Druck des zweiten Bandes seiner Autobiographie Mein Leben. Ein langjähriger Korrespondenzpartner Wagners erscheint in einem neuen Kontext. Der Mainzer Weinhändler Carl Voltz bietet zusammen mit dem Schriftsteller Carl Batz seine Dienste zur Verwaltung und Bewirtschaftung der Wagner zustehenden Aufführungsrechte seiner Werke an. Hintergrund ist das Inkrafttreten eines neuen Reichsgesetzes hinsichtlich des Urheberrechts im Januar 1871. Die verlockende Aussicht auf rasch sprudelnde Tantiemenzahlungen von den Theatern verleiten Wagner zur Unterschrift unter einen Vertrag, den er in späteren Jahren noch bereuen wird (ThK 3). An seinen Verwaltungsrat Friedrich Feustel schreibt Wagner im Jahr 1872 die meisten Briefe (40), dicht gefolgt von Ernst Wilhelm Fritzsch (37), dem Verleger der Gesammelten Schriften und Dichtungen und Herausgeber von Wagners Hauszeitung Musikalisches Wochenblatt. Die zahlreichen Reisen, Besprechungen und Konferenzen Wagners sind der Grund dafür, warum die Korrespondenz des Jahres 1872 die ungewöhnlich hohe Zahl von 72 Telegrammen aufweist. Bestimmte Indizien, wie etwa die Tatsache, dass Wagner beim Eintreffen an einem seiner Reiseziele am Bahnhof erwartet wurde, deuten darauf hin, dass die Zahl der tatsächlich aufgegebenen Te-


Vorwort

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legramme noch deutlich höher war. Vielfach ließen sich diese Hinweise jedoch nicht zu Erschließungen verdichten. Im Anschluss an die Briefe des Jahres 1872 folgen im Editionsteil noch vier undatierte Briefe Wagners, die sich der Tribschener Zeit (1866–72) zuordnen lassen und deshalb Aufnahme in den vorliegenden Band fanden. Der Band enthält insgesamt 451 Briefe und Telegramme, davon sind 50 Erschließungen. Von den 401 überlieferten Briefen sind 84 hier erstmals, weitere 27 erstmals vollständig abgedruckt. Die Texte von 5 Briefen erscheinen erstmals in der Originalsprache. * Den nachfolgend genannten Bibliotheken und Archiven sei an dieser Stelle für die Bereitstellung von Editionsvorlagen herzlich gedankt: Öffentliche Bibliothek der Universität Basel; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv; Budapest, Országos Széchényi Könyvtár [Széchényi-Nationalbibliothek]; Cambridge / MA, Harvard University; Chicago / IL, The Newberry Library; Stadt- und Landesbibliothek Dortmund; Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden; Eisenach, Reuter-Wagner-Museum; Florenz, Conservatorio di Musica Luigi Cherubini; Graupa, Richard-Wagner-Museum; Generallandesarchiv Karlsruhe; Stadtgeschichtliches Museum Leipzig; Universitätsbibliothek Leipzig, „Bibliotheca Albertina“; London, The British Library – Music Library; Luzern, Richard-Wagner-Museum; Mainz, Archiv des Verlages Schott Music; Stadt Mannheim, Stadtarchiv; Deutsches Literaturarchiv Marbach/Neckar; Moskau, Gosudarstvennyj Archiv Rossijskoj Federacii [Staatsarchiv der Russischen Föderation]; München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Geheimes Hausarchiv; München, Bayerische Staatsbibliothek; New York / NY, The New York Public Library for the Performing Arts; New York / NY, The Pierpont Morgan Library; Rochester / NY, Eastman School of Music, University of Rochester; Stockholm, Stiftelsen Musikkulturens Främjande; Archives de la Ville et de la Communauté Urbaine de Strasbourg; Washington / DC, The Library of Congress; Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv; Wien, Wienbibliothek im Rathaus; New Haven/CT, Yale University, The Beinecke Rare Book and Manuscript Library; Stadtarchiv Würzburg; Zentralbibliothek Zürich – Kantons-, Stadt- und Universitätsbibliothek.


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Vorwort

Der Editionsleiter der Richard Wagner-Gesamtausgabe Herr Dr. Egon Voss war erneut so freundlich, Kontakte zu Privatbesitzern zu vermitteln, sodass einige Brieftexte, die ansonsten unzugänglich geblieben wären, für die Ausgabe herangezogen werden konnten. Frau Dr. Gabriele Meyer gab freundlicherweise Auskünfte zu Fragen bezüglich der Textbuchgestalt von Der Ring des Nibelungen. Herr Dr. Sven Friedrich, der Direktor des Nationalarchivs der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth, ermöglichte trotz der Einschränkungen, die die Neugestaltung des Richard-Wagner-Museums in den letzten Jahren mit sich brachte, jederzeit den Zugang zu den benötigten Archivalien. Frau Kristina Unger sei Dank gesagt für die stets zuvorkommende Unterstützung bei den Archivbesuchen und die Bereitstellung einiger wichtiger Quellen in Kopie. Die Leiterin des Bildarchivs Frau Dr. Gudrun Föttinger half bei der Identifizierung der in den Briefen erwähnten Porträts und stellte freundlicherweise einige der Abbildungsvorlagen für den vorliegenden Band zur Verfügung. Für die Kommentierung relevante Materialien und Auskünfte zu Sachfragen erhielt der Herausgeber dankenswerterweise von Herrn Dr. Roland Schmidt-Hensel (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv), Herrn Dr. Matthias Seeliger (Stadtarchiv Holzminden), Frau Angela Stilwell (Stadtarchiv München), Herrn Dr. Frank Teske (Stadtarchiv Mainz), Herrn Jochen Dollwet (Stadtarchiv Wiesbaden) An der Redaktion des Bandes beteiligt waren die studentischen Hilfskräfte Frau Judith Schumann, die den größten Teil der Rohtexte eingab, sowie Herr Stefan Kessemeier, der bei der Erstellung der Register und deren Korrektur half. Darüber hinaus wirkten Frau Patricia Kemmer und Frau Judith Raspe bei den verschiedenen Korrekturdurchgängen mit. Schließlich dankt der Herausgeber dem Verlag Breitkopf & Härtel für die wie immer angenehme Zusammenarbeit bei der Druckvorbereitung des Bandes. Herr Dr. Frank Reinisch übernahm in bewährter Weise die redaktionelle Betreuung. Ihm und Frau Katja Olbricht sei vor allem für die gründliche Durchsicht der Druckvorlage herzlich gedankt. Würzburg, im April 2015

Martin Dürrer


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Benutzerhinweise Inhalt Inhalt der Ausgabe Sämtliche Briefe sind die von Richard Wagner geschriebenen Briefe. Die an Richard Wagner gerichteten Briefe werden, soweit erhalten und zugänglich, für die Kommentierung ausgewertet, sind aber nicht Gegenstand der Edition. Briefe im Sinne der Edition sind persönliche Mitteilungen, die an einzelne Personen oder an eine begrenzte Personengruppe gerichtet sind (etwa an die Mitglieder eines Orchesters). Zu den Briefen werden auch Telegramme, durch Boten beförderte Mitteilungen auf Zetteln usw. gerechnet, nicht aber Widmungen, Albumblätter, Quittungen, Verträge und ähnliche Schriftstücke. In der Edition werden auch Briefe ohne edierbaren Text berücksichtigt. Das sind einerseits Briefe, deren gegenwärtige oder einstige Existenz durch einen Briefumschlag belegt ist oder durch Nachweise anderer Art, die sich auf den Brief als physisches Objekt beziehen (z. B. in Bibliothekskatalogen oder Verkaufsangeboten), sowie andererseits Briefe, die nur durch Indizien – zumeist in der Korrespondenz selbst – bezeugt sind („erschlossene Briefe“). Briefe ohne edierbaren Text werden im Textteil an der ihnen nach dem Datum zukommenden Stelle durch eine Kopfleiste repräsentiert, wobei erschlossene Briefe durch Asteriskus (*) gekennzeichnet sind.

Textteil Der Textteil enthält sämtliche überlieferten und erschlossenen Briefe von Richard Wagner in durchgehender chronologischer Reihenfolge. Mehrere am gleichen Tag geschriebene Briefe erscheinen in der alphabetischen Reihenfolge der Empfängernamen, falls die Schreibreihenfolge sich nicht eindeutig ermitteln lässt. Briefe, deren Niederschrift sich über mehrere Tage erstreckt hat, werden unter dem frühesten bekannten Datum eingeordnet. Briefe, deren Schreibdatum nur näherungsweise ermittelt werden kann, stehen in der Regel am Ende des in Frage kommenden Zeitraumes (Monat oder Jahr).


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Benutzerhinweise

Der Textteil enthält im Prinzip den reinen Brieftext. Als textbegleitende Orientierungshilfen werden hinzugefügt: – lebende Kolumnentitel am Kopf der Seite, die über die Nummer und das Datum des auf der jeweiligen Seite enthaltenen Briefes informieren – eine Kopfleiste über jedem einzelnen Brief, die Angaben über den Adressatennamen und -ort sowie Ort und Datum der Niederschrift enthält (Angaben aus Katalogen des Autographenhandels werden stillschweigend übernommen, sofern kein Zweifel an deren Zuverlässigkeit besteht) – eine Zeilenzählung für jeden Brieftext Im Falle von unvollständig oder gar nicht im Originaltext überlieferten Briefen wird auch auf Inhaltsangaben (auch fremdsprachige) und Übersetzungen zurückgegriffen. Erstere werden kursiv, letztere kursiv und in Anführungszeichen gesetzt. Zu den Briefen, die Wagner auf Französisch geschrieben hat, werden im Anhang des Textteils Übersetzungen gegeben. Für Notenbeispiele innerhalb von Briefen wird eine möglichst nahe am originalen Schriftbild bleibende Umschrift gegeben.

Prinzipien der Textkonstituierung Der Brieftext wird unter Wahrung von Rechtschreibung, Zeichensetzung und Absatzgliederung des Originals (bzw. der Vorlage) wiedergegeben; jedoch werden Überstreichungen von Konsonanten als Verdoppelungszeichen stillschweigend aufgelöst. Einfache und doppelte Unterstreichungen werden als solche wiedergegeben. Die in den Rahmenteilen (Orts- und Datumsangabe, Unterschrift, Adresse) vorkommenden Über- und Unterstreichungen, Trennlinien, Schnörkel, Schrägstriche u. ä. werden in der Edition nicht berücksichtigt, es sei denn, sie sind als inhaltliche Hervorhebungen zu interpretieren. Zeichnungen werden in Faksimile wiedergegeben. Hat Wagner selbst Korrekturen vorgenommen, so ist für die Edition die korrigierte Fassung maßgeblich; sofern der Korrekturvorgang für den Inhalt relevant ist, wird auf ihn im Kommentar hingewiesen. Die originale Orts- und Datumsangabe gilt als Bestandteil des Textes und wird in der gegebenen Form ediert, auch wenn dies im Verhältnis zur normierten Kopfleiste zu Re-


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dundanzen oder Widersprüchen führt. Nicht zum Brieftext gehören Vermerke des Empfängers oder späterer Besitzer; über sie wird entsprechend ihrer Bedeutung im Kommentar berichtet. Der Brief soll als reiner Text gelesen und zitiert werden können. Der Text wird deshalb nicht durch Erläuterungen erweitert; auch auf diakritische Zeichen und Anmerkungsnummern innerhalb des Textes wird verzichtet. Editorische Einschaltungen in den Text erfolgen nur zur Kennzeichnung von Auslassungen („[...]“), die durch die Überlieferungssituation bedingt sind (Unvollständigkeit des Originals oder anderer Überlieferungsträger). Kleinere Textverluste durch Beschädigung des Originals, die sich mit hinreichender Sicherheit rekonstruieren lassen, werden im Editionstext ergänzt und im Kommentar dokumentiert. Der Grundsatz, die originale Rechtschreibung und Zeichensetzung zu bewahren, wird mit möglichst wenigen Ausnahmen durchgeführt. Berichtigt werden offensichtliche Schreibversehen, wie ausgelassene oder versehentlich doppelt geschriebene Worte, Verschreibungen (Dreden statt Dresden) usw. Zur Vermeidung von Verständnisschwierigkeiten wird die nicht immer konsequente Groß- und Kleinschreibung der Personalpronomina korrigiert. Die Emendationen werden nicht innerhalb des Brieftextes als solche bezeichnet, sondern im Abschnitt „Textkonstituierung“ des Kommentars nachgewiesen. Nicht verbessert werden dagegen Irrtümer des Briefschreibers in Bezug auf Fakten und Schreibweisen (insbesondere von Namen und Fremdwörtern). Auch Inkonsequenzen bzw. wechselnde Schreibweisen werden beibehalten. Es versteht sich von selbst, dass die Entscheidung, ob ein Versehen vorliegt oder ob Wagner tatsächlich so schreiben wollte, nicht in jedem Fall sicher zu treffen ist. Einige Abweichungen vom modernen Sprachgebrauch seien hier exemplarisch angeführt: – Alte Formen und Schreibweisen: Einzelnheiten, Spatziergang, vertrauenvoll, Weihnachtgeschenk. Es wird nicht konsequent wieder / wider unterschieden, z. B. Widerherstellung, Wiederwillen. – Getrennt- und Zusammenschreibung: Gasthof Leben, zusammen zu kommen. – Gelegentlich kommen ungewöhnliche Beugungen vor, so wird nach alle das folgende Adjektiv oft parallel gebeugt, z. B. alle gute Mächte.


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Benutzerhinweise

– Mengen- und Zeitangaben: ein gross Stück, ein halb Jahr. – Die Rektion einiger Verben entspricht nicht dem heutigen Gebrauch, z. B. ich versichere Dich, ich bedeute Dich. Die französisch geschriebenen Briefe Wagners werden grundsätzlich ohne editorische Eingriffe wiedergegeben, d. h. Irrtümer hinsichtlich Orthographie, Grammatik und Syntax bleiben unverändert stehen. Nur ganz offensichtliche Schreibversehen, wie z. B. ausgelassene oder doppelt geschriebene Worte, werden korrigiert und im Kommentar dokumentiert. Ist ein Brief nur im Konzeptstadium erhalten, so wird das Konzept innerhalb des Editionsteils an der ihm chronologisch zukommenden Stelle abgedruckt. Der Konzeptzustand des Textes wird in der Edition dokumentiert, d. h. Streichungen bzw. überschriebene Worte (in „ “) und Einschübe (in „\ /“) sind aus der Textwiedergabe zu erkennen. Besonderheiten von Telegrammtexten, die sich aus dem Übermittlungsvorgang oder dem technischen Übermittlungsverfahren ergeben (Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion usw.), werden stillschweigend berichtigt bzw. an die Typographie der Sämtlichen Briefe angepasst. Ist die Redaktionsvorlage ein Druck, so werden dessen Hervorhebungen (Sperrung, Kursivdruck u. ä.) als Unterstreichung wiedergegeben, hervorgehobene Werktitel werden in Anführungszeichen gesetzt. Nicht übernommen werden dagegen Hervorhebungen in der Anrede und den Rahmenteilen (Orts- und Datumsangabe, Unterschrift, Adresse). Bei der Anrede und den Rahmenteilen wird gegebenenfalls eine den Schreibgewohnheiten Wagners entsprechende Absatzgliederung vorgenommen. Hiervon abweichende Verfahrensweisen werden im Kommentar vermerkt.

Kommentar Der Kommentar enthält sowohl Angaben zu den Einzelbriefen als auch Erläuterungen, die sich auf briefübergreifende Themen beziehen. Die letzteren werden zu Beginn des Kommentarteils in einem allgemeiner gehaltenen Abschnitt („Themenkommentar“) gegeben. Um den Einzelbriefkommentar zu entlasten, sind die Punkte ausgespart, die im Themenkommentar schon erläutert wurden; auf Querverweise wird verzichtet, sofern der Bezug auf das jeweilige Thema eindeutig ist.


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Der Kommentar für den Einzelbrief setzt sich aus folgenden Teilen zusammen: – – – –

Kopfleiste Grundkommentar Textkonstituierung Erläuterungen

Der Grundkommentar steht in einem auf die Kopfleiste folgenden Absatz ohne eigene Überschrift. Er enthält Angaben zu den Quellen und – soweit vorhanden – zu früheren Ausgaben. Hat sich im Rahmen der Textkonstituierung ergeben, dass Ausgaben unvollständig sind, so wird dies mitgeteilt; eine systematische Überprüfung findet nicht statt. Falls nötig, werden außerdem die Identität des Adressaten und das Schreibdatum diskutiert sowie weitere Angaben formeller Art gemacht (z. B. über Beilagen). Der Abschnitt „Textkonstituierung“ dokumentiert alle editorischen Entscheidungen bezüglich des vorgelegten Textes. Er ist erforderlich, wenn das Original Schreibversehen enthält, oder wenn über andere Besonderheiten des Originals zu berichten ist, die aus dem Editionstext nicht unmittelbar zu erkennen sind. Wenn nicht oder nur teilweise nach dem Original ediert werden kann, so wird die Redaktionsvorlage genannt. Sind mehrere gleichrangige Überlieferungsträger vorhanden, wird die Auswahl begründet. Signifikante Abweichungen der anderen Quellen werden dokumentiert. Der Abschnitt „Erläuterungen“ gibt in kurzer Form Informationen zu einzelnen Stellen des Briefes, deren Bedeutung oder Bezug aus dem Text selbst nicht erkannt werden kann. Die kommentierte Stelle wird durch Zeilennummer und ein Stichwort (Lemma) bezeichnet. Durch die Erläuterungen sollen auch alle im Brief vorkommenden Personen identifizierbar und somit im Personenregister auffindbar sein, wo nähere Informationen gegeben werden. Die Register verweisen grundsätzlich auf die Briefnummer, wobei Zeilenangaben mit Schrägstrich angeschlossen werden. Das Kürzel „K“ weist auf den entsprechenden Einzelbriefkommentar. Nicht berücksichtigt werden die Autoren der zitierten Sekundärliteratur. Die ohne Fundstellennachweis verzeichneten Personen erscheinen nur als Adressaten. Die entsprechenden Briefnummern können im Adressatenregister nachgeschlagen werden.



Nr. 1 / 2. Januar 1872

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A N T HEODOR KAFKA IN W IEN LUZERN , D IENSTAG , 2. JANUAR 1872

Hochgeehrter Herr und Freund!

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Ihren sehr freundlichen Brief empfing ich während meiner letzten Winterreise, und komme jetzt erst dazu, ihn zu beantworten. Mir erscheint es so, als ob ich Ihnen eigentlich bloss im Betreff des in Wien zu gebenden Konzertes Auskunft zu geben hätte, da im Uebrigen Ihre geneigten Mittheilungen über die Wirksamkeit des von Ihnen gegründeten Vereines sich auf die kurze, aber allerdings sehr ermuthigende Notiz: „der Verein florire“ beschränken. Ueber das Konzert lassen Sie uns sogleich einig werden. Als ich kürzlich wieder in Mannheim die Erfahrung von den ganz unverhältnissmässigen Anstrengungen machte, welche mich unter den unvermeidlichen aufregenden Umständen bei solchen Extra-Unternehmungen das persönliche Dirigiren kostet, frug ich mich von Neuem, ob es nicht unsinnig wäre, in dieser Weise – für die Aufbringung ganz ungenügender Mittel – meine Kräfte zu vergeuden, und ward von Neuem dazu getrieben, den Entschluss zu fassen, ähnliche Exzesse fortan gänzlich zu vermeiden. Schon war ich im Begriff, in diesem Sinne Ihnen mich mitzutheilen. Heute empfange ich einen Brief meines jungen Freundes, Hans Richter, aus Pest, in welchem mir gemeldet wird, dass dort, „sobald der Wiener Verein in das Leben getreten sein werde“, ein Zweigverein gegründet werden solle. In Pest weiss man demnach noch nichts davon, dass der Wiener Verein bereits in Thätigkeit sei. Ich gestehe, dass mich diess etwas nachdenklich gemacht hat. Mir ist der Gedanke angekommen, dass Sie in Wien der Meinung sein könnten, erst auf den Effekt eines von mir zu dirigirenden Konzertes warten zu wollen, um den Verein dann in eine rechte Thätigkeit treten zu lassen. Diess würde nun, da ich mir mehrere Monate volle Ruhe unter allen Umständen ausbedingen muss, eine Hinausschiebung des Beginnes dieser Action bis etwa Ende April zu bedeuten haben. Vor der Erwägung der Umstände dieser Annahme stehe ich nun. Der Gedanke, durch ein von mir zu dirigirendes Konzert die energische Theilnahme meiner Freunde für meine, über alle diese Betrachtungen hinausgehende, grosse Unternehmung erst anregen zu sollen, befremdet mich ausserordentlich, und könnte mich fast bestimmen, eine noch so ehrende Einladung zu solch einem Kon-


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zert geradeweges abzulehnen, da ich nicht begreifen könnte, woher ich die Kräfte nehmen sollte, um auf diese Weise die für mein Unternehmen nöthige Summe zusammenzubringen. Ich glaube nun, es werde an meinen Wiener Freunden sein, mich darüber zu belehren, dass ich sie misverstehe. Diess können sie nur dadurch, dass sie für mein Unternehmen, ganz als solches, mir ihre energische Unterstützung durch wirkliche Erfolge ihrer Bemühungen ankündigen. Gelingt es ihnen, im Laufe dieser nächsten Wintermonate mir diese beruhigende Zusicherung durch Thatsachen zu verschaffen, so kann ich hierin die beste Beruhigung für meine peinliche Befürchtung ersehen, und ich habe dann in der Annahme der Einladung zu einem Konzerte etwas Anderes zu erkennen, als was ich unter den gegenwärtigen Umständen annehmen zu müssen glaube. Einer ausgezeichneten Betheiligung der Wiener Freunde meiner Kunst an den Zeichnungen für meine Unternehmung, glaube ich gern mit einer noch so grossen Anstrengung meiner für andere Zwecke zu ersparenden Kräfte entsprechen zu müssen. In diesem Falle mögen Sie Ende April – oder lieber noch erste Hälfte des Mai – für unser Konzert bestimmen: aber – dieses Konzert bilde nicht die Einladung zu Zeichnungen, sondern – meinen Dank für eine bedeutende Betheiligung an ihnen! – Verzeihen Sie mir, hochgeehrter Herr und Freund, diese Schwere, mit welcher ich Ihnen vielleicht entgegentrete. Eine Mittheilung an die „Wagner-vereine“, welche Ihnen dieser Tage zukommen wird, unterrichtet Sie besser noch über den Standpunkt, welchen ich einzunehmen mich gedrungen fühle, und – Hoffentlich! – stimmen Sie mir bei. – Mit hochachtungsvollem Grusse Ihr ergebener Luzern. 2 Jan. 1872. Richard Wagner.

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A N J OSEF S TANDTHARTNER IN W IEN LUZERN , D IENSTAG , 2. JANUAR 1872

Lieber Freund! Ich muss wieder einmal in die demüthigende Stellung gerathen, Dir, der mir nicht antwortet, zu schreiben.


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Diessmal bedarf es aber keiner Antwort, sondern nur der Versicherung dessen, dass Du das, was ich Dir sage, am geeigneten Orte mündlich verwendest. Diess glaube ich ja bei Dir voraussetzen zu dürfen. – Demnach kann ich auch kurz sein. Ich habe so eben Kafka geschrieben. Sollte er meinen Brief nicht recht verstehen, so möchte ich, Du hälfest ihm vermöge der Kenntnissnahme folgender drastisch kurzen Erklärung meinerseits. Dieselbe heisst, in das Grobe übersetzt, so: – 1., Wird der Wiener „Wagner-Verein“ in kürzester Frist mir zeigen, dass er etwas ist, und zwar etwas Tüchtiges, so werde ich ihm Ende April, oder Anfang Mai ein Konzert geben. 2. Will dagegen der Wiener „Wagner-Verein“ durch ein Konzert von mir erst etwas werden, d. h. wollen die Herren eben nur in Loco mit mir flunkern, und unter sich mit mir sich wichtig machen, so haben sie sich in mir, der Wien und das dort brennende Stroh zur Genüge kennen gelernt hat, diessmal geirrt. – ————— Diese 2 Punkte, Theuerster, verschliesse gefälligst und gütigst in Dein Herz, wenn Du etwa den Berathungen beiwohnen solltest, zu welchen mein heutiger Brief an Herrn Kafka Veranlassung geben möchte. Aber, lass wissen, dass ich in dieser Angelegenheit, wie in mancher anderen, keinen Spass mehr verstehe. Gesegnet und gegrüsst sei Deine liebe Frau! Das – in Betreff ihrer liebenswürdigen Einladung an meine Frau – hast Du einmal wieder so schön gemacht, dass man Dir unmöglich böse sein kann, selbst nicht Dein Luzern. RW. 2 Jan. 1872

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A N LORENZ VON D ÜFFLIPP IN M ÜNCHEN LUZERN , M ITTWOCH , 3. JANUAR 1872

Lieber, verehrter Freund! Obgleich ich über gewisse schweigsame Zustände in einiges Bedenken gerathen sollte, muss ich doch wiederum die Initiative für das Schreiben ergreifen, da ich durch die Zusendung eines reichen


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und sinnigen Allergnädigsten Weihnachtgeschenkes so freundliche neue Bestätigung davon erhielt, dass mein erhabener Wohlthäter in Seiner Huld für mich ebenso wenig nachlässt, als Er für die Aeusserungen derselben im wohlgeneigtesten Sinne von meinem werthen Freunde berathen wird. Möchten Sie eine günstige Gelegenheit finden, meinen innigsten Dank für diese schönen Anzeichen, sowie für das schöne Geschenk selbst zu den Füssen unsres Allergnädigsten Herren niederzulegen. Nun aber habe ich – neben allem Uebrigen – noch eine Bitte zu wiederholen, welche ich bereits vor einiger Zeit durch meine liebe Frau an Sie richten liess. Diese betrifft das Original der Partitur von der „Walküre“ welches ich zu seiner Zeit so glücklich war, Seiner Majestät zueignen zu dürfen. Nun handelt es sich – wie ich hier wiederholen zu müssen glaube – darum, ein ganz correctes Copie Manuscript davon meinem Verleger Schott in Mainz, welcher dieses Werk vollständig auf seine Kosten stechen lassen will, hierfür zu übergeben. Nun besitze ich aber nur eine, wie ich jetzt mit Schreck ersehen musste, äusserst nachlässig verfertigte Copie von dieser Partitur: es ist unerlässlich, dass ein tüchtiger Musiker diese Copie noch einmal genau mit dem Original vergleiche und corrigire. Hierzu wünschte ich denn für – höchstens 14 Tage – das Original noch einmal mir geliehen. Um keine Zeit zu verlieren, würde ich Sie, im Falle der allergnädigsten Erlaubniss hierzu, ersuchen, das in Rede stehende Original sofort von München aus an Herrn Fr. Schott nach Mainz zu schicken, weil diesem der für diese Arbeit nöthige Musiker zur Verfügung steht, welcher seiner Aufgabe auf das Schleunigste sich entledigen würde. Dürfte ich hoffen, dass Sie dieser meiner Bitte sich gütig annehmen, sie am allerhöchsten Orte befürworten, und die Gewährung dann zur Ausführung bringen wollten? – Hierzu erlaube ich mir nun noch, Ihnen davon Nachricht zu geben, dass ich den allerausgezeichnetsten jungen Freund, den ich besitze, einen Mann, auf dessen Geist ich mit den stolzesten Hoffnungen blicke, – Herrn Professor Philologiae Friedrich Nietzsche an der Universität von Basel, dazu ermuntert habe, ein soeben von ihm veröffentlichtes Buch, betitelt: „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“, und mit einem bedeutenden Vorwort mir gewidmet, an Seine Majestät den König einzusenden. Wollen Sie, wenn Sie hierzu Gelegenheit finden, unsren Allergnädigsten Herrn davon in Kenntniss setzen, dass ich dieses Buch für das


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Schönste und Tiefsinnigste halte, was seit lange geschrieben worden ist, und dass ich glücklich sein würde, zu erfahren, dass auch Seine Majestät einiges Gefallen daran gefunden hätten? – Sie herzlichst grüssend, verbleibe ich im neuen, wie im alten Jahre Ihr dankbarst ergebener Luzern. 3 Jan. 1872. Richard Wagner.

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A N DEN WAGNER -V EREIN IN M ANNHEIM LUZERN , M ITTWOCH , 3. JANUAR 1872

Den fünf Gerechten Gruss und Segen!

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Haben Sie Dank, werthe Freunde, für Ihren treuen Eifer! Alles war schön, – nur hätte mein alter Freund R. Pohl sich mitunter etwas besser fassen können. „Selbstverständlich“ – beweis’t dass er „Deutsche Kunst u. deutsche Politik“ nicht genau genug gelesen hat. – Da war der Herr „Sprecher“ anders beschlagen! – Sie werden nun meinen „Bericht“ u.s.w. erhalten haben. Ganz besonders wird Sie aber angehen, was ich in einer „Mittheilung“ an die W. Vereine – in der 2ten Nummer des Musik. Wochenblattes sage. Ich denke, Ihnen – und somit uns – damit förderlich zu sein. Uebrigens erführe ich gern vom „massiven“ Bestande der Dinge. Ich baue da in Bayreuth darauf los, und weiss nicht, ob wir nicht am Ende stecken bleiben. Im Mai müssen sich Alle darauf gefasst machen, die Gemeindecasse in Bayreuth, bei meinem vortrefflichen Banquier Feustel zu decretiren. Wie ich denn überhaupt nun sehe, dass ich anfangen muss ein Wort mitzureden, um der Sache einen Mittelpunkt zu geben. Ich denke, die „Gerechten“ stimmen mir bei. – Der vortreffliche Loën konnte natürlich nur ein Wegweiser für das erste Stadium sein. Vorlesungen? – Ach, Gott! – Schön! Aber wer soll vorlesen? Jedenfalls muss er eine schönere Stimme haben, als der Regierungsrath Müller in Weimar, – auch könnte er weniger langweilig sein. Dieses ist ein schreckliches Wesen (unter uns sechs Gerechten gesagt!) Den Geist u. das Verständniss zu etwas hätte H. Porges in München, pensionirter Faullenzer des Königs v. B. Es wäre möglich,


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ihn dazu zu bringen. Wenden Sie sich doch an ihn, und sagen Sie ihm, dass ich ihn empfohlen hätte. Ich glaube, er steckt jetzt in Augsburg. Franz Mrazeck 3. Wittelsbacher Platz (meine Münchener Adresse) würde wissen, ihn mit einem Briefe aufzutreiben. – Im Uebrigen lebe ich jetzt der allerhand schönen Erwartungen auf den deutschen Nationalgeist, auf welche ich angewiesen bin. – Was mir Freude macht, sind Leute wie Sie, verehrte Freunde: Sie wissen, was – und warum? Das Uebrige möge sich finden, wie die fromme Rede des Herrn KM. Lachner! Tausend Dank für alle freundlichen Zeichen Ihrer Güte und Liebe; ich habe sie mit grosser Rührung empfangen! Seien Sie nochmals herzlichst gegrüsst von Ihrem ergebenen Richard Wagner. (ehemaliger Pflegling des Luzern. 3 Jan. 1872. europäischen Hofes.) P. S. Wenn ich die Gerechten nicht speziell von meiner lieben Frau grüsse, so geschieht dies in der Annahme, dass Sie wissen – und zwar aus Erfahrung – dass ich überhaupt nichts ohne sie thue, – sie somit überall mit dabei ist, wo ich etwas von mir gebe. RW.

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A N F RANZ S CHOTT IN M AINZ LUZERN , M ITTWOCH , 3. JANUAR 1872

Hochgeehrtester Freund!

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Da ein von mir sehr bedauertes Unwohlsein Sie leider von einem Zusammentreffen mit mir in Mannheim abhalten musste, fühle ich mich heute zunächst veranlasst, auf diesem Wege eine Rücksprache mit Ihnen wegen unsrer Copie-Angelegenheiten nachzusuchen. Hierfür müssen wir jedenfalls eifrig an das Werk gehen, da sich bis jetzt Alles so anlässt, dass ich mich für genöthigt halte, meinerseits auf die Einhaltung des Termines von 1873 für unsre grossen Festaufführungen bedacht zu sein. Seitdem Sie vorigen Sommer so


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freundlich waren, auf meinen Wunsch im Betreff der Uebernahme der Copie einzugehen, habe ich nichts weiter darüber erfahren können, in welchem Geiste diese Arbeit vorschreite. Da Sie auf die Einrichtung geriethen, erst stechen, und dann copiren zu lassen, was ich jedenfalls äusserst zweckmässig finden muss, komme ich nun aber auf den Gedanken, dass es vortheilhaft sein könnte, wenn Sie die Arbeiten am „Rheingold“ sogleich mit der an der „Walküre“ combinirten. Ich hätte Ihnen sofort die Partitur zugeschickt, wenn ich nicht von dieser nur eine Copie besässe, welche, wie ich zu meinem Schrecken bei näherem Einblicke ersehen musste, in der ersten Hälfte, besonders im Betreff der Zeichen u.s.w. ungemein nachlässig abgefasst ist. Nothwendig muss nun ein zuverlässiger Musiker zuerst diese erste Hälfte der Copie genau nach dem Original noch berichtigen. Dieses habe ich mir daher, da es in Seinem Besitze ist, vom Könige von Bayern jetzt noch einmal auf kurze Zeit ausgebeten. Es soll sogleich von München aus an Sie nach Mainz abgeschickt werden, während ich Ihnen alsbald schon die Copie von hier aus ebenfalls zuschicke. Haben Sie doch nun ja die Güte, den rechten Mann für diese nächste nöthige Arbeit an der Partitur der „Walküre“ zu bestellen, damit, wenn das Original ankömmt, die Arbeit schnell erledigt werde. Natürlich geht diess auf die allgemeinen Copie-Kosten. – Ungemein hat es auch mich gefreut, Ihre verehrte Frau Gemahlin in Mannheim in so guter Laune anzutreffen, wenn es uns Beiden auch leid that, im Drange der aufregenden Beschäftigung so wenig ihres Umganges geniessen zu können. Uebrigens ist meine liebe Frau in fortgesetzter Aufregung, sowohl über das von Ihnen ihr zugedachte Geschenk des Manuscriptes meines Arrangement’s der 9ten Symphonie, als auch – über die immer noch stattfindende Verzögerung der Ankunft des Versprochenen. Man muss auf meine armseligen Manuscripte so wahrhaft versessen sein, wie diese liebe Frau, um ihren Zustand begreifen zu können. Sie glaubte gewiss, ich würde es ihr zu Weihnacht bescheren! Also – Erbarmen mit uns Beiden! – Sonst geht und steht Alles sehr gut: jetzt beginne ich den letzten Akt des ungeheuren Nibelungenwerkes. – Mit den herzlichsten Grüssen von Haus zu Haus Ihr Luzern. hochachtungsvoll ergebener 3 Jan. 1872. Richard Wagner.



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Themenkommentar 1. Reisen und Aufenthalte a) Landhaus Tribschen in Luzern Nach langen Jahren des unsteten Lebens, das in dem Münchener Intermezzo der Jahre 1864 und 1865 seinen Höhepunkt erreichte, fand Wagner 1866 mit dem idyllisch gelegenen Anwesen am Vierwaldstätter See den lange vermissten Anker- und Ruhepunkt, der ihm die Wiederaufnahme des konzentrierten Schaffens ermöglichte. Weitgehende und kostspielige Umbauarbeiten, die er 1867 nach der Verlängerung seines Mietvertrags um sechs Jahre1 in Auftrag gab, dokumentieren seine Entschlossenheit zu einem dauerhaften Aufenthalt in der Schweiz. Tribschen wird für Wagner auch zum Schauplatz des persönlichen Glücks. Dort kommt 1869 sein Sohn Siegfried zur Welt und 1870 kann er dort die Trauung mit seiner Lebensgefährtin Cosima, vormals verheiratete von Bülow, vollziehen lassen.2 Die im Laufe des Jahres 1870 gereifte Entscheidung, die Münchener Nibelungen-Pläne unter der Schirmherrschaft König Ludwigs II. endgültig fahren zu lassen (ThK 2a), läutet das Ende des Aufenthalts in der Schweiz ein. Ein Besuch in Bayreuth im April 1871 bekräftigt die schon zuvor getroffene Wahl der oberfränkischen Provinzstadt zum Standort der geplanten Festspiele (ThK 2a) und zum Ort der persönlichen Niederlassung (ThK 1c, 2f). Nachdem alle Arrangements der Übersiedlung geklärt sind und auch eine vorübergehend eingetretene Verstimmung Wagners verflogen ist, fällt am 16. April 1872 die Entscheidung zur Aufgabe Tribschens. Seinen Vermieter Walther Am Rhyn informiert Wagner kurz darauf. Im Tagebuch Cosima Wagners findet sich unter dem Datum des 18. April folgende Notiz: „Nachmittags geht er zu Herrn Am Rhyn und ist froh, denselben gentlemanlike zu finden, so daß der Fortgang ohne unangenehme Auseinandersetzungen vor sich gehen wird.“3 Eine Kündigung erfolgt übrigens nicht, 1 Siehe SBr 19, Nr. 192 K/8–9. 2 Siehe SBr 22, ThK 3. 3 CWT, Bd. 1, S. 512. – Diese Annahme sollte sich nicht bewahrheiten, denn Am Rhyn forderte Ende 1872 eine größere Summe wegen angeblich nötiger Reparaturarbeiten in seinem Hause (siehe Nr. *416 K).


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denn eine solche wäre laut Vertrag nur zum 1. April mit halbjähriger Kündigungsfrist möglich gewesen.4 Wagner bleibt also noch bis zum April 1873 Mieter von Landhaus Tribschen in Luzern. b) Reise nach Berlin, Weimar und Bayreuth Die letzte Reise, die Wagner von Luzern aus unternimmt, ist vor allem der administrativen Neuorganisation des Festspielunternehmens und der Vorbereitung der eigenen Übersiedlung gewidmet. Enttäuschende und widersprüchliche Nachrichten über die bisher erfolgten Patronatschein-Zeichnungen veranlassen Wagner, persönlichen Kontakt mit seinen bisherigen Bevollmächtigten August von Loën und Moritz von Cohn zu suchen, um sich Aufklärung zu verschaffen. Zugleich beabsichtigt er, den Kaufmann Bernhard Loeser, den Vorsitzenden der geheimnisvollen Gesellschaft Wagneriana in Berlin, zu treffen (ThK 2b). Um nicht die Komposition der Götterdämmerung (ThK 4a) unterbrechen zu müssen, erwägt Wagner einen Moment, Emil Heckel in Mannheim, den Gründer des ersten Wagnervereins, mit der schwierigen Mission zu betrauen (Nr. 19). Dieser kann sich jedoch nicht sofort freimachen. Am Mittwoch, den 24. Januar um 13.35 Uhr5 macht sich Wagner schließlich selbst auf die Reise. In Basel hat er einen Aufenthalt von mehreren Stunden – von 17 bis 20.45 Uhr –, die er mit Friedrich Nietzsche und seinem Neffen Friedrich Brockhaus verbringt. Mit dem Nachtzug geht es über Frankfurt weiter nach Berlin. Am nächsten Tag, um 14.45 Uhr, steigt in Erfurt der Weimarer Intendant August von Loën in den Zug und fährt bis zur nächsten Station Weimar mit. Wagner hatte ihn brieflich um dieses unkonventionelle Zusammentreffen gebeten (Nr. 21). Am Abend gegen 20.30 Uhr kommt Wagner in Berlin an. Nietzsches Freund Carl von Gersdorff und Bernhard Loeser, der ein Zimmer im Hotel Windsor besorgt hat, erwarten ihn am Bahnsteig.6 Die 4 Wie Anm. 1. 5 Alle Angaben zu den Reiseverbindungen nach dem Kurs-Buch der Königlich Württembergischen Verkehrsanstalten, nebst den Eisenbahnverbindungen in den süddeutschen Staaten und der Schweiz, ... bearbeitet von A. Rimmele, Nr. 19 (Fahrplan ab 1. November 1871), Nr. 20 (ab 1. Juni 1872), Nr. 21 (ab 1. November 1872), Stuttgart 1871/72. 6 Ein Telegramm Wagners nach Berlin, mit dem er sein Eintreffen anzeigt, ist nicht überliefert. Es ist jedoch sicher anzunehmen, dass es eine solche Ankündigung gegeben hat. Unklar bleibt, an wen sie ge-


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nächsten drei Tage sind Konferenzen mit Bernhard Loeser, dem Bankier Moritz von Cohn (ThK 2b), dem Architekten des Festspielhauses Wilhelm Neumann (ThK 2d) und dem Chorleiter Julius Stern gewidmet. Letzteren möchte Wagner für sein KonzertProjekt anlässlich der Grundsteinlegung zum Festspielhaus am 22. Mai gewinnen (ThK 2c). Außerdem besucht Wagner die unermüdlich für die Bayreuther Sache agierende Freundin Marie von Schleinitz, und er trifft auch überraschend auf Friedrich Feustel, seinen Bevollmächtigten in Bayreuth, der gleichzeitig zu Gesprächen mit Neumann nach Berlin gekommen war.7 Wagner sagt zu, auf der Rückreise in Bayreuth Station zu machen. Am Montag, den 29. Januar, um 8.15 Uhr verlässt Wagner Berlin wieder und trifft gegen 13.30 Uhr zu weiteren Gesprächen mit August von Loën in Weimar ein. Am folgenden Tag wird Wagner noch zu einer zweistündigen Audienz von Großherzog Carl Alexander empfangen,8 bevor er sich nach Leipzig begibt. Dort erwarten ihn Ernst Wilhelm Fritzsch, Verleger seiner Gesammelten Schriften und Dichtungen (ThK 4b) und der Chorleiter Carl Riedel, den Wagner auch für sein Konzertvorhaben in Bayreuth (ThK 2c) engagieren will. Abends besucht er die Familie seines Schwagers Hermann Brockhaus, bei der er auch übernachtet. Am Morgen des 31. Januar um 6.30 Uhr begibt Wagner sich Feustels Wunsch gemäß auf die Fahrt nach Bayreuth. „Ungeheitzt bis Hof“, klagt er seiner Frau Cosima brieflich (Nr. 40/31–32). Er ist Gast im Hause Feustels, der sich am folgenden Tag als glänzender Organisator erweist. Wagner erwirbt für die eigene Niederlassung in Bayreuth ein Grundstück, das ihm schon bei seiner ersten Besichtigung der Stadt im April 18719 aufgefallen war (ThK 2f). Am selben Tag wird der neue Verwaltungsrat des Festspielunternehmens eingerichtet, dem außer Feustel der Oberbürgermeister Theodor Muncker und der Advokat Ferdinand Käfferlein angehören (ThK 2b). Auch besichtigt Wagner die beiden Wohnungen, die Feustel ihm als Provisorien für die Übersiedlung

richtet war (Gersdorff und/oder Loeser?) und ob Wagner sie selbst aufgab. Siehe dazu auch das Vorwort. 7 Siehe Nr. 26/5–12. 8 Siehe Nr. 40/36–42. 9 Wagner war bereits im Sommer 1835 einmal durch Bayreuth gereist. Siehe dazu Mein Leben, S. 112–113.


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vorgeschlagen hatte (ThK 1c), und natürlich den neuen Bauplatz des Festspielhauses (ThK 2d). Samstag, den 3. Februar, um 10.55 Uhr reist Wagner weiter nach München, wo er um 22.10 Uhr ankommt. Er ist bei seiner alten Freundin Maria Muchanov zu Gast, der er sein Bayreuther Vorhaben genauestens erläutert,10 um sich genau 24 Stunden später mit dem Nachtzug auf die Heimreise in die Schweiz zu begeben. Am 5. Februar gegen Mittag ist er wieder in Luzern. Da Wagner die erste Reise des Jahres ohne seine Frau, d. h. ohne die Chronistin des gemeinsamen Lebens unternahm, fehlt es in den Tagebüchern Cosimas an detaillierten Aufzeichnungen zu diesen 12 Tagen. Wagner selbst muss das in Bezug auf die intendierte Funktion der Tagebücher11 als Mangel empfunden haben, denn am 10. Februar begann er, Cosima einen Bericht über die Reise zu diktieren, der allerdings schon mit den Ereignissen des ersten Berliner Tages endet.12 c) Niederlassung in Bayreuth Die Entscheidung für Bayreuth als Standort des zukünftigen Festspieltheaters ist zugleich die Standortentscheidung für die persönliche Niederlassung. Nach dem Besuch im April 1871 ist für Wagner klar, dass beide Häuser neu gebaut werden müssen: Das alte Markgräfliche Opernhaus erweist sich als ungeeignet für seine Intentionen und ein passendes verkäufliches Wohnhaus ist in der Umgebung von Bayreuth nicht aufzufinden. Die Konsequenz hieraus ist, dass Wagner bis zur Fertigstellung des eigenen Hauses in Bayreuth (ThK 2f) eine Wohnung für sich und seine Familie benötigt. Am 31. Dezember 1871 teilt er Friedrich Feustel seine Bedürfnisse brieflich mit, die sich nicht eben durch Bescheidenheit auszeichnen. Wagner denkt an „einen jener grösseren, ehemaligen adligen Landsitze, welche man mir als ‚Schlösser‘ mit Gärten, oder gar ‚Parks‘, in einer Entfernung von 1 bis 2 Stunden von

10 Siehe Nr. 40 K/49–50. 11 Die Tagebücher sollten eine Fortsetzung der Autobiografie Mein Leben darstellen und waren für Siegfried Wagner bestimmt, um ihn dereinst authentisch über das Leben und Schaffen seines Vaters zu unterrichten und ihn zugleich in die Lage zu versetzen, falschen Darstellungen entgegentreten zu können. 12 Siehe CWT, Bd. 1, S. 488–489.


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der Stadt bezeichnete“.13 Wenige Tage später, am 8. Januar 1872, kann sich Feustel bei einem Besuch in Luzern selbst ein Bild von Wagners Lebensstil machen. Am 19. Januar teilt er diesem das Resultat seiner Recherchen und Verhandlungen in Bayreuth mit. Für Frühjahr und Sommer 1872 schlägt er Wagner die Anmietung von Räumen im Hotel Fantaisie in Donndorf bei Bayreuth vor. Das Hotel liegt unmittelbar neben der Sommerresidenz Schloss Fantaisie mit seiner gepflegten Parkanlage, die Wagner mitbenutzen kann.14 Ab Herbst 1872 hat Feustel für Wagner ein von Baumeister Carl Wölfel neu erbautes Wohnhaus in der Dammallee zur Anmietung reservieren lassen, das bis dahin bezugsfertig sein wird. Die an ihn gerichteten Schreiben des Hotelpächters Carl Riederer und Wölfels versieht Feustel mit Anmerkungen für Wagner und legt sie seinem Brief bei.15 Die beiden Wohnungen besichtigt Wagner gleich nach seiner Ankunft am 31. Januar (ThK 1b) und berichtet seiner Frau Cosima am nächsten Tag seine positiven Eindrücke.16 In München kursierende Gerüchte über seinen angeblich luxuriösen Hausbau in Bayreuth17 verärgern Wagner Ende März derart, dass er die getroffenen Arrangements seiner Übersiedlung noch einmal ernsthaft in Frage stellt. Doch am 16. April teilt er Friedrich Feustel die endgültige Entscheidung für Bayreuth mit (Nr. 150). Zu eng ist das Schicksal des gesamten Festspielunternehmens bereits mit dem Standort Bayreuth „verwachsen“,18 als dass eine geänderte Disposition noch vorstellbar wäre. Am 22. April um 13.35 Uhr verlässt Wagner Tribschen für immer und reist zunächst zu einer Besprechung mit Bühnenmeister Carl Brandt nach Darmstadt. In Basel hat er von 17 bis 21 Uhr Aufenthalt19 bis zur Abfahrt des Nachtzuges und trifft frühmorgens um 4.35 Uhr in Darmstadt ein. Nach der Konferenz setzt Wagner die Fahrt am nächsten Morgen um 6.55 Uhr fort und trifft um 16.35 Uhr in Bayreuth ein. Er ist zunächst wieder Gast im Hause Feustel, bevor er am Abend des 27. April das Ho13 14 15 16 17 18 19

SBr 23, Nr. 328. Siehe Nr. 241 K/10. Siehe Nr. 18 K/5–6. Siehe Nr. 40/19–27. Siehe ThK 2f. Vgl. Nr. 139/26–30. Siehe dazu Nr. 156 und Nr. 162/15–21.


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tel Fantaisie bezieht. Cosima – mit Kindern, Kindermädchen und dem Hund Russ – kommt am 30. April an. „Abends gleich auf Fantaisie spazieren, herrlicher Park, noch vollständigere Abgeschiedenheit als auf Tribschen“, heißt es im Tagebuch.20 Der Umzug von Donndorf nach Bayreuth wird auf den 21. September terminiert. Viel Mühe macht das unterdessen aus Luzern angekommene Umzugsgut. Es ist schlecht geordnet und das Mobiliar hat unter dem Transport gelitten. Auch erweist es sich als große Schwierigkeit, in Bayreuth eine Köchin zu finden, sodass Wagner sogar seine Nichte Franziska Ritter in Würzburg um Hilfe bei der Suche bittet (Nr. 336). Die Vor- und Nachbereitungen des Umzugs überanstrengen Cosima Wagner derart, dass sie erkrankt und vom 3. bis 13. Oktober das Bett hüten muss.21 Der erste Gast im fertig eingerichteten Haus ist vom 15. bis 21. Oktober Cosimas Vater Franz Liszt. In dem Provisorium Dammallee Nr. 7 werden Richard und Cosima Wagner bis zur Fertigstellung des eigenen Hauses (ThK 2f) im April 1874 wohnen. d) Konzertreise nach Wien Aus Briefen des Jahres 1871 ist zu erschließen, dass Wagner seinen Wiener Freunden schon für den Herbst jenes Jahres die Direktion eines Konzertes in Aussicht gestellt hat, das aber zunächst nicht zustande kommt. Gleich im ersten Brief des Jahres 1872 an Theodor Kafka wird das Thema wieder aufgenommen. Wagner verlangt zuerst effektive Nachweise von der Tätigkeit des Wiener Wagnervereins, bevor er bereit ist, die Mühen einer Konzertreise auf sich zu nehmen. Kafkas Antwort22 beruhigt Wagner über diesen Punkt und die weitere Konzertplanung nimmt konkrete For-

20 CWT, Bd. 1, S. 515. 21 Siehe CWT, Bd. 1, S. 580. – In einem Brief Cosima Wagners an Marie von Schleinitz vom 16. Oktober 1872 heißt es: „Ich habe wirklich diese grösste Thorheit begangen, ich bin krank geworden, und zwar in Folge meiner Installation’s Nöthen; wenn Sie Ihr Mobiliar in Ihrem Palais rücken, und dafür sorgen dass ihre Stellung nicht wie eine geometrische Figur aussieht, so ist es der Mühe werth, und kommt etwas dabei heraus, bei meinem Richten und Rücken der Schweizer Krüppel [beschädigte Möbel], kommt nichts heraus als eben meine Halsentzündung!“ (Bayreuth RWG, Hs 190/34). 22 Siehe Nr. 1 K/21.


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men an. Festgelegt wird als Termin der 12. Mai,23 der genau zwischen der Übersiedlung nach Bayreuth Ende April (ThK 1c) und der Grundsteinlegungsfeier am 22. Mai (ThK 2c) liegt. Am 12. März schickt Wagner seinem Freund Josef Standthartner das Konzertprogramm und die Tannhäuser-Partitur zum Ausschreiben der Orchesterstimmen des noch ungedruckten „Bacchanals“ (Nr. 93). Mit dem Brief vom 3. November 187124 hatte Wagner sich schon selbst bei Standthartner eingeladen für den Fall, dass das Konzert zustande kommen sollte. Eine Zeit lang erwägen Richard und Cosima Wagner auch, für den Aufenthalt in Wien eine Wohnung zu mieten, was aber bald wieder verworfen wird.25 Am 5. Mai reisen beide um 17 Uhr ab. In Schwandorf ist ein gut einstündiger Aufenthalt zu überbrücken, bevor es um 22.15 Uhr mit dem Nachtzug weitergeht, der Wien am nächsten Vormittag um 10 Uhr erreicht. Tatsächlich wird, wie ursprünglich geplant, bei Familie Standthartner Quartier bezogen.26 Nach zwei Proben und einer Generalprobe findet das Konzert am Sonntag, den 12. Mai mittags im ausverkauften Musikvereinssaal statt. Das Programm entspricht dem Entwurf im oben genannten Brief. Lediglich die Iphigenien-Ouvertüre von Gluck wird in letzter Minute aus Zeitgründen gestrichen. Das Konzert ist für Wagner ein außerordentlicher künstlerischer Triumph, den auch seine Kritiker anerkennen müssen, und erbringt mehr als 16 000 Gulden Reinerlös zugunsten des Festspielunternehmens.27 Am Tag des Konzerts trifft auch Hans Richter aus Pest in Wien ein. Wagner hatte ihn um sein Kommen gebeten, um ihm beim Festkonzert am 22. Mai in Bayreuth zu assistieren (Nr. 46). Gemeinsam wird am 13. Mai um 16.30 Uhr die Rückfahrt nach Bayreuth angetreten, wo die kleine Reisegesellschaft am Vormittag des folgenden Tages um 9 Uhr ankommt. 23 24 25 26 27

Siehe Nr. 49/32–61, K/33–34. SBr 23, Nr. 248. Siehe Nr. 168 K/5. Siehe Nr. 168 K/4. Siehe dazu die Berichte: G. W., Wagner-Concert in Wien, in: Neue Zeitschrift für Musik, Bd. 68 (1872), S. 252–253; Musikalisches Wochenblatt 3 (1872), S. 329–330; Eduard Hanslick, Das WagnerConcert im großen Musikvereinssaale, in: Neue Freie Presse Nr. 2773 vom 14. Mai 1872 (Morgenblatt), S. 1–3 (Nachdruck in Signale für die musikalische Welt 30, 1872, S. 417–421); Wiedergabe des Programmzettels in SW, Bd. 25, Nr. 456, S. 301.


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e) Besuch bei Franz Liszt in Weimar Wagners Besuch in Weimar leitet die Wiederannäherung der einstigen Freunde und künstlerischen Weggefährten ein, die sich mehr als zehn Jahre lang nichts zu sagen hatten.28 Mit seinem pathetischen Einladungsschreiben (Nr. 197) zur Grundsteinlegungsfeier in Bayreuth am 22. Mai (ThK 2c) nimmt Wagner die direkte Korrespondenz wieder auf. Liszt antwortet seinem Schwiegersohn zwar ablehnend, aber sehr verbindlich und versöhnlich.29 Die gemeinsame Freundin Maria Muchanov versucht, über Cosima Wagner eine Begegnung zu vermitteln,30 aber erst ein weiterer direkter Briefwechsel (Nr. 308) klärt die Situation. Am 2. September um 11.05 Uhr machen Richard und Cosima Wagner sich auf den Weg nach Weimar, wo sie um 20.17 Uhr ankommen und von Liszt abgeholt werden. In den drei Weimarer Tagen kommt es neben täglichen Treffen mit Liszt zu Begegnungen mit der alten Freundin Allwina Frommann, mit Liszts Freundin und Vertrauter Olga von Meyendorff, mit Intendant August von Loën und dessen Frau sowie mit Hofrat Carl Gille. Nach den Tagebuchaufzeichnungen Cosima Wagners zu schließen, ist Wagner guter Laune und bemüht sich, die Gesellschaft zu unterhalten. Erst auf der Rückfahrt, die am 6. September frühmorgens um 4.55 Uhr angetreten wird, kommt es wieder zu einem Ausbruch gegen Liszt: „R. bricht in der Eisenbahn in Unmut der Eifersucht gegen den Vater aus, der sich bald aber besänftigt.“31 Um 15.30 Uhr trifft das Ehepaar Wagner wieder in Bayreuth ein. Im darauffolgenden Monat, vom 15. bis 21. Oktober,32 erwidert Liszt den Besuch. f) Theaterinspektionsreise Schon im Brief vom 4. Januar 1872 an Hans Richter (Nr. 9) erwähnt Wagner sein Vorhaben, nach erfolgter Ansiedlung in Bayreuth die deutschen Theater bereisen zu wollen, um geeignete junge Sänger für die geplanten Festspiele ausfindig zu machen. Die Reise gehört also in den Kontext der direkten Aufführungs28 29 30 31 32

Siehe Nr. 197 K/7–8. Siehe Nr. 197 K/4. Siehe CWT, 24. August 1872, Bd. 1, S. 566. CWT, Bd. 1, S. 572. Vgl. auch Nr. 197 K/7–8. Siehe CWT, Bd. 1, S. 581–583.


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vorbereitungen (ThK 2e). Zu diesem Zeitpunkt geht Wagner noch davon aus, den ursprünglichen Termin Sommer 1873 für die ersten Festspiele einhalten zu können. Verzögerungen und Hindernisse unterschiedlicher Art sorgen nicht nur für die Verschiebung um zunächst ein Jahr, sondern sind auch verantwortlich dafür, dass Wagner seine Inspektionsreise erst im November antreten kann. Der nachfolgende Überblick über die Reise in tabellarischer Form beschränkt sich neben der Rekonstruktion der Fahrtbewegungen33 im Wesentlichen auf den Nachweis der besuchten Theatervorstellungen34 und der persönlichen Kontakte zu einzelnen Sängerinnen und Sängern. Bayreuth Abfahrt: Sonntag, 10. November, 11.05 Uhr Würzburg Ankunft: Sonntag, 10. November, 17.05 Uhr Theater: Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni35 Abfahrt: Dienstag, 12. November, 10.35 Uhr Frankfurt/Main Ankunft: Dienstag, 12. November, 13.50 Uhr Theater: Giacomo Meyerbeer, Der Prophet36 Abfahrt: Donnerstag, 14. November, 16.30 Uhr Darmstadt Ankunft: Donnerstag, 14. November, 17.20 Uhr Theater: Daniel-François-Esprit Auber, Maurer und Schlosser37 Abfahrt: Freitag, 15. November, 20.00 Uhr Mannheim Ankunft: Freitag, 15. November, 22.05 Uhr Theater (Sonntag, 17. November): Der fliegende Holländer38 33 Angaben nach Hendschel’s Telegraph. November-Dezember 1872. Uebersicht der Eisenbahn-, Post-, Dampfschiff- und TelegraphenVerbindungen, ... bearbeitet von E. Hendschel, Frankfurt/Main 1872. 34 Bezüge auf die besuchten Vorstellungen im Tagebuch Cosima Wagners und in Wagners Reisebericht Ein Einblick in das heutige deutsche Opernwesen (SSD, Bd. 9, S. 264–287) sind durch Verweise oder Zitate nachgewiesen. 35 Siehe Nr. 378 K/3–4; SSD, Bd. 9, S. 265, 275. 36 Siehe Nr. 383 K/1; SSD, Bd. 9, S. 267, 270–271, 280. 37 Siehe Nr. 386 K/1; SSD, Bd. 9, S. 272–275. 38 Siehe Nr. 384 K/4–5; SSD, Bd. 9, S. 268–269.


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Abfahrt: Dienstag, 19. November, 17.00 Uhr Darmstadt Ankunft: Dienstag, 19. November, 21.00 Uhr39 Theater: Friedrich Hebbel, Die Nibelungen40 Sänger (Mittwoch, 20. November): Louise Jaide41 Abfahrt: Donnerstag, 21. November, 11.15 Uhr Stuttgart Ankunft: Donnerstag, 21. November, 15.48 Uhr Theater: Giacomo Meyerbeer, Die Hugenotten42 Abfahrt: Freitag, 22. November, 12.00 Uhr Straßburg Ankunft: Freitag, 22. November, 17.05 Uhr Kein Theaterbesuch Abfahrt: Sonntag, 24. November, 17.20 Uhr Karlsruhe Ankunft: Sonntag, 24. November, 20.25 Uhr Theater (Montag, 25. November): Tannhäuser43 Abfahrt: Dienstag, 26. November, 14.00 Uhr Mainz / Wiesbaden Ankunft (Mainz): Dienstag, 26. November, 17.30 Uhr Theater (Mainz, Donnerstag, 28. November): Ludwig van Beethoven, Fidelio44 Abfahrt (Wiesbaden): Samstag, 30. November, 11.25 Uhr Köln (Bonn) Ankunft: Samstag, 30. November, 17.15 Uhr 39 40 41 42 43

Siehe Nr. 389 K/1. Ebd. Siehe Nr. 389 K/2. Siehe Nr. 391 K/4–5. CWT: „Abends Tannhäuser; Tempi vom guten Kmeister Kalliwoda entweder geschleppt oder gejagt; die Regie noch von Herrn Devrient datierend, unmöglich lächerlich (die Gäste im 2ten Akte führen förmlich eine Chasse [?] anglaise aus, dann verliert sich Elisabeth im 3ten in den Wald, weil Herr Devrient es nicht für natürlich hielt, daß sie in der kurzen Zeit hinauf und als Leiche herabkam, sie wird im Wald gefunden, so fällt auch das ganze Nachblicken des Wolfram und die Idee des Abends weg; dies unter andrem); eine gute Sängerin (Venus)“ (Bd. 1, S. 601); siehe SSD, Bd. 9, S. 264–265, 266–267. 44 Siehe Nr. 396 K/15; SSD, Bd. 9, 284–285.


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Theater (Sonntag, 1. Dezember): Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte45 – (Bonn, Dienstag, 3. Dezember): DanielFrançois-Esprit Auber, Die Stumme von Portici46 Sänger (Montag, 2. Dezember): „Sängerprobe“47 – (Dienstag, 3. Dezember): Henriette Müller-Marion48 Abfahrt (ab Deutz): Donnerstag, 5. Dezember, 16.00 Uhr Düsseldorf Ankunft: Donnerstag, 5. Dezember, 17.05 Uhr Konzert: Georg Friedrich Händel, Solomon49 Abfahrt: Donnerstag, 5. Dezember, 20.29 Uhr Hannover Ankunft: Freitag, 6. Dezember, 1.53 Uhr Theater: Carl Maria von Weber, Oberon50 Sänger: Besuch Max Stägemann51 Abfahrt: Samstag, 7. Dezember, 16.00 Uhr Bremen Ankunft: Samstag, 7. Dezember, 18.35 Uhr Theater (Sonntag, 8. Dezember): Die Meistersinger von Nürnberg52 Abfahrt: Dienstag, 10. Dezember, 10.40 Uhr Magdeburg Ankunft: Dienstag, 10. Dezember, 18.18 Uhr Kein Theaterbesuch53 Abfahrt: Mittwoch, 11. Dezember, 11.20 Uhr 45 Siehe Nr. 400 K/24–25; SSD, Bd. 9, S. 267, 283. 46 Siehe Nr. 260 K/7. 47 CWT: „Darauf Sängerprobe, die Sänger, die wir hier in der Oper nicht gehört, tragen R. einiges vor (auch Diener). Nicht viel wird hier zu gewinnen sein“ (Bd. 1, S. 605). 48 CWT: „Bevor wir nach Bonn fahren, sang vor Richard noch eine junge Frau (Müller Marion), eine Deutsche, jetzt in Lüttich an der fr. Oper angestellt, die aber die Ortlinde in München unter Richter schon gesungen; sie wirft den Ruf und den Triller zu R.’s Freude und zeigt sich als ‚gutes Kind‘, so daß er sie vermutlich gebrauchen wird“ (Bd. 1, S. 606). 49 Siehe Nr. 408 K/10; SSD, Bd. 9, 282–283. 50 Siehe Nr. 412 K/26; SSD, Bd. 9, 285. 51 Siehe CWT, Bd. 1, S. 608. 52 Siehe Nr. 408 K/10. Siehe auch SSD, Bd. 9, 277–278, 285–286. 53 Siehe Nr. *442 K.


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Dessau Ankunft: Mittwoch, 11. Dezember, 13.51 Uhr Theater: Christoph Willibald Gluck, Orpheus und Eurydike54 Abfahrt: Donnerstag, 12. Dezember, 14.50 Uhr Leipzig Ankunft: Donnerstag, 12. Dezember, 17.05 Uhr Kein Theaterbesuch55 Sänger (Samstag, 14. Dezember): Emil Scaria und Eugen Gura56 Abfahrt: Sonntag, 15. Dezember, 6.30 Uhr Bayreuth Ankunft: Sonntag, 15. Dezember, 13.10 Uhr Wenige Tage nach der Rückkehr beginnt Wagner, seine Eindrücke in dem Aufsatz Ein Einblick in das heutige deutsche Opernwesen zu verarbeiten. Gleich zu Beginn des neuen Jahres 1873 erscheint die Schrift in seiner Hauszeitung, dem Musikalischen Wochenblatt von Ernst Wilhelm Fritzsch (ThK 4h).

2. Bayreuth a) Bayreuth als Rückkehr zur Festspielidee Der im Laufe des Jahres 1870 gereifte Entschluss Wagners, sein Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen in dem oberfränkischen Städtchen Bayreuth der Welt erstmals vollständig vorzuführen, mag zunächst überraschen, hatte doch sein enthusiastischer Gönner König Ludwig II. von Bayern die ersten beiden Teile des Zyklus – Das Rheingold und Die Walküre – schon mit großem Aufwand in München auf die Bühne bringen lassen. Eben diese Aufführungen sind es jedoch, die Wagner künstlerisch von seinem königlichen Schirmherrn forttreiben. Die Uraufführungen in den Jahren 1869 und 1870 hatten in seiner Abwesenheit und letztlich gegen seinen Willen im normalen Spielbetrieb des Hof- und Nationaltheaters stattgefunden. Um weitere derartige Aufführungen in München 54 Siehe Nr. 413 K/2–3; SSD, Bd. 9, 286–287. 55 Siehe Nr. 409 K/5. 56 CWT: „Scaria und Gura – die R. nicht hatte, weder im Gewandhaus noch im ‚Margarethen‘-Theater, sehen wollen; R. ist mit beiden zufrieden, am meisten mit Scaria, welcher [den] Riesen Fafner, Hunding und Hagen machen soll“ (Bd. 1, S. 612). Vgl. dazu Nr. 409 K/5, K/6.



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Kommentar zu den einzelnen Briefen 1.

A N T HEODOR KAFKA , 2. JANUAR 1872

ORIGINAL: Budapest OSK, Fond XII/1131. – AUSGABEN: Br Kafka, Nr. 4 (S. 9–10). – WBV 6000. TEXTKONSTITUIERUNG Original: 51 Betheilung. ERLÄUTERUNGEN Antwort auf einen Brief Kafkas (erschlossen aus Z. 2). – Beantwortet am 12. Januar 1872 (Bayreuth NA, III B 17-1, Nr. 1). 2–3 meiner letzten Winterreise] Eine vom 9. bis 22. Dezember 1871 dauernde Reise nach München, Bayreuth und Mannheim, die unter anderem der Finanzierung des Bayreuther Festspielunternehmens gewidmet war. In München führte Wagner Gespräche mit Hofrat Lorenz von Düfflipp, außerdem saß er dem Maler Franz Lenbach für ein Porträt (siehe Nr. 37 K/9). In Mannheim traf er sich mit dem Vorstand des dortigen Wagner-Vereins und dirigierte ein Konzert (siehe Nr. 4 K/3–4). – Siehe zu der Reise auch SBr 23, Nr. 273 K/4–6. 5 in Wien zu gebenden Konzertes] Das Konzert fand am 12. Mai statt. Siehe ThK 1d. 7 von Ihnen gegründeten Vereines] Der von Kafka im Jahr 1871 mit begründete Wiener Wagner-Verein. Siehe SBr 23, Nr. 140 K/39–40. 10–13 in Mannheim ... das persönliche Dirigiren] Das Konzert fand am 20. Dezember 1871 statt. Siehe Nr. 4 K/3–4. 14–15 Aufbringung ... Mittel] Bezieht sich auf die Finanzierung des Festspielunternehmens u. a. durch Konzertaufführungen unter Wagners Leitung. Siehe ThK 2b. 19–20 Brief ... Hans Richter] Nicht überliefert. 21 „sobald ... sein werde“] Das Zitat aus Richters Brief veranlasste Kafka zu einer energischen Entgegnung: „Der hiesige WagnerVerein ist in voller Thätigkeit, hat zahlreiche Einzahlungen auf Patronatscheine entgegengenommen, bekommt täglich neue Aufträge sowol aus Wien, als auch aus den Provinzen, hat seinen Aufruf in sämmtlichen Zeitungen Wiens vor geraumer Zeit veröffentlicht und bedauert es lebhaft, daß er dem Herrn Hanns Richter nicht bekannt geworden sein soll. Dieser Herr, der schon einige Male Mißverständnisse zwischen Ihnen und Ihren wärmsten Freunden und Anhängern hervorgerufen hat, thäte entschieden besser daran, sich vorerst genauer zu informiren, bevor er es wagt das Gebahren eines Vereines, dessen Mitglieder nur von der Idee des Gelingens des großen Unternehmens beseelt sind, zu verdächtigen! [...] Ich denke also, daß Sie


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nicht mehr glauben werden, daß das Ende April zu veranstaltende Concert die ‚Einladung zu Zeichnungen‘ bilden soll?“ (Bayreuth NA, III B 17-1, Nr. 1). Siehe auch ThK 2b. Zweigverein] Der Wagner-Verein in Pest konstituierte sich am 20. Februar 1872 (siehe MWBl 3, 1872, S. 174; siehe auch CWT, 3. März 1872, Bd. 1, S. 496). grosse Unternehmung] Das Bayreuther Festspielunternehmen. Siehe ThK 2. Zeichnungen für meine Unternehmung] Die Patronatscheine. Siehe ThK 2b. nicht die Einladung zu Zeichnungen] Siehe K/21. Mittheilung ... „Wagner-vereine“] Richard Wagner, Eine Mittheilung an die deutschen Wagner-Vereine, in: MWBl 3 (1872), Nr. 2 vom 5. Januar, S. 17–19 (SSD, Bd. 16, S. 134–140).

A N J OSEF S TANDTHARTNER , 2. JANUAR 1872

ORIGINAL: Privatbesitz. – WBV 6001. ERLÄUTERUNGEN 3 der mir nicht antwortet] Den Vorwurf, seine Briefe gar nicht oder nur unzureichend zu beantworten, hatte Wagner gegenüber Standthartner schon häufiger erhoben. Mit der Zeit wurde dies zu einer immer wiederkehrenden, durchaus freundschaftlich gemeinten Stichelei. 9 Ich habe so eben Kafka geschrieben] Nr. 1. 13 Wiener „Wagner-Verein“] Siehe Nr. 1 K/21. 16 Konzert] Das Konzert fand am 12. Mai statt. Siehe ThK 1d.

3.

A N LORENZ VON D ÜFFLIPP, 3. JANUAR 1872

ORIGINAL: München BHStA, GHA, Hofsekretariat Nr. 28/59. – AUSGABEN: Petzet, Nr. 61 (S. 812). – WBV 6002. TEXTKONSTITUIERUNG Original: 36 allerausgezeichtnesten. ERLÄUTERUNGEN Beantwortet am 5. Januar (Bayreuth NA, III B 9–3, Nr. 20) und 6. Januar 1872 (Bayreuth NA, III B 9–3, Nr. 21; Petzet, Nr. 62 [nach Konzept München GHA]). 2 schweigsame Zustände] Die Antwort des Königs vom 3. Januar 1872 (Br Ludwig, Bd. 2, Nr. 461) auf Wagners Brief vom 27. Dezember und seine Geschenksendung vom 4. Dezember 1871 (SBr 23, Nr. 287) kreuzte sich mit dem vorliegenden Brief und ging erst am 7. Januar – zusammen mit Düfflipps Antwort – in


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Kommentar

Tribschen ein (siehe CWT, Bd. 1, S. 472). Schon am 27. Dezember 1871 hatte Wagner an den König geschrieben: „Im Schweigen verharrend, sprechen Sie jetzt nur noch durch Wohlthaten zu mir. Das ist so königlich, dass ich es durch mein stets innigeres Dankgefühl begreifen lernen muss!“ (SBr 23, Nr. 323). – Die Kommunikation Ludwigs II. mit Wagner erfolgte häufig nicht mehr im direkten brieflichen Verkehr, sondern über Hofsekretär Düfflipp. Weihnachtgeschenkes] Den Eingang der Geschenksendung hielt Cosima Wagner am 31. Dezember 1871 in ihrem Tagebuch fest: „Der König schickt Photographien nach Tristan!“ (CWT, Bd. 1, S. 472). Wahrscheinlich handelt es sich um die sechs Szenenillustrationen zu Tristan und Isolde, die Michael Echter 1867–68 für Ludwig II. schuf (siehe Petzet, S. 750, Kat. 44–49; Abb. ebd., Nr. 46, 52, 55–56, 61–62). Eine entsprechende Fotoserie findet sich in einem späteren Katalog des Hoffotografen Joseph Albert (siehe Verlags-Katalog Vereinigte Kunstanstalten A.-G. München vormals Hofkunst-Anstalt und Kunstverlag Jos. Albert, München 1902, S. 118, Taf. 75). Im Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung (Bayreuth NA) sind vier Reproduktionen dieser Illustrationen vorhanden, deren Provenienz jedoch unbekannt ist. mein erhabener Wohlthäter] Ludwig II. von Bayern. noch eine Bitte ... an Sie richten liess] Ein entsprechender Brief Cosima Wagners an Düfflipp ist nicht überliefert. Siehe auch K/25–26. Partitur von der „Walküre“] Die heute verschollene Reinschrift der Partitur (WWV 86B, Musik IV), die Wagner 1866 dem König zum Geburtstag geschenkt hatte (siehe SBr 18, Nr. 225 K/7–9). dieses Werk ... stechen lassen will] Siehe ThK 4a. nachlässig verfertigte Copie] Den ersten, von Wagner als nachlässig qualifizierten Teil der Abschrift (WWV 86B, Musik V) hatte Heinrich Porges 1866 angefertigt, der zweite Teil stammt von einem nicht identifizierten Kopisten in München. Das Manuskript befindet sich heute in der Zentralbibliothek Zürich. Siehe die Quellenbeschreibung in SW, Bd. 11/III, Kritischer Bericht, S. 312–313, und SBr 18, Nr. 222 K/4–9. wünschte ich ... das Original ... geliehen] Düfflipp antwortete darauf: „Die verlangte Partitur werde ich erst in nächster Woche besorgen können, da ich für besser erachte, hierüber mit Seiner Majestät mündlich zu sprechen, als zu schreiben. – Das gleiche frühere Ansuchen habe ich nämlich schriftlich weiter verfolgt und bin auf diesem Wege zu keinem entsprechenden Resultate gekommen“ (Bayreuth NA, III B 9–3, Nr. 20). Die Partitur wurde dem Verleger Franz Schott Ende Januar direkt aus München zugeschickt, und Wagner ließ am 5. Februar die


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zu korrigierende Abschrift folgen (siehe Nr. 47/2–9). Am 20. März teilte Franz Schott Wagner mit, dass die Korrektur abgeschlossen und die Partitur nach München zurückgesendet worden sei (siehe Br Schott, S. 147–148). – Siehe auch ThK 4a. für diese Arbeit nöthige Musiker] Nicht ermittelt. Nietzsche ... Geburt der Tragödie ... einzusenden] Cosima Wagner hatte Nietzsche mit einem Brief vom selben Tag dazu aufgefordert (Br Nietzsche, Bd. 2/2, Nr. 255). Wann Nietzsche das Exemplar übersandte, ist nicht bekannt. Am 7. Februar 1872 dankte Düfflipp Nietzsche im Namen des Königs für die Zusendung (Br Nietzsche, Bd. 2/2, Nr. 282). – Zu der Abhandlung Nietzsches siehe Nr. 7 K/2. Wollen Sie ... in Kenntniss setzen] Düfflipp antwortete darauf: „Die Sache des Herrn Professor Nietzsche von Basel werde ich Seiner Königlichen Majestät wärmstens zu empfehlen nicht unterlassen“ (Bayreuth NA, III B 9–3, Nr. 21).

A N DEN WAGNER -V EREIN IN M ANNHEIM , 3. JANUAR 1872

ORIGINAL: Mannheim StadtA, NL Heckel, Nr. 64. – ZUM ADRESSATEN: siehe K/1. – AUSGABEN: Br Heckel, S. 32–34; Br Bayreuth, Nr. 31 (S. 48– 50). – WBV 6003. ERLÄUTERUNGEN Antwort auf Emil Heckels Brief vom 30. Dezember 1871 und ein Telegramm vom 1. Januar 1872 (Abschrift: Mannheim StadtA, NL Heckel, Nr. 62 und 63). – Beantwortet am 9. Januar 1872 (Abschrift: Mannheim StadtA, NL Heckel, Nr. 66). 1 Den fünf Gerechten] Scherzhafte Titulierung der fünf Vorstandsmitglieder des Mannheimer Wagner-Vereins Emil Heckel, Albrecht Hänlein, Friedrich Koch, Ferdinand Langer und Heinrich Zeroni. – Heckel antwortete darauf: „Ueber die Gerechten, hab ich im ersten Buch Moses Capitel 18 Vers 28 nachgelesen und gefunden dass Abraham nachdem er ächt jüdisch unseren Herrgott von 50 auf 10 Gerechten heruntergehandelt hatte, doch nur 5 Gerechte auftreiben konnte. – Soll nun Mannheim wegen seinen Fünf dasselbe Schicksal wie Sodom und Gomora treffen?“ (Abschrift: Mannheim StadtA, NL Heckel, Nr. 66). 2–3 Alles war schön] Anspielung auf Wagners Aufenthalt in Mannheim vom 16. bis 21. Dezember 1871, der der Unterstützung des Bayreuther Festspielprojekts (ThK 2b) diente. Siehe SBr 23. 3–4 Pohl ... besser fassen können] Über Wagners Konzert in Mannheim am 20. Dezember 1871 und das anschließende Festbankett hatte Richard Pohl einen ausführlichen Bericht geschrieben (Das Wagner-Concert in Mannheim, in: NZfM, Bd. 68, 1872, S. 13–16, 25–29). Siehe auch SBr 23, Nr. 273, K/4–6.


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„Selbstverständlich“] In seiner Schrift Deutsche Kunst und deutsche Politik aus dem Jahr 1867 hatte Wagner den Ausdruck ‚selbstverständlich‘, den Pohl in seinem Bericht (K/3–4) mehrfach verwendet, als modernes Unwort gegeißelt (siehe SSD, Bd. 8, S. 30–124, hier S. 88). Möglicherweise geht dies auf die Lektüre von Arthur Schopenhauers Materialien zu einer Abhandlung über den argen Unfug, der in jetziger Zeit mit der deutschen Sprache getrieben wird zurück. Dort heißt es in einem Abschnitt über Unworte, sinnlose und abgeschmackte Worte: „‚Selbstverständlich‘ ist sinnlos: es müßte wenigstens heißen ‚von selbst verständlich‘“ (Aus Arthur Schopenhauer’s Nachlaß. Abhandlungen, Anmerkungen, Aphorismen und Fragmente, hrsg. von Julius Frauenstädt, Leipzig: F. A. Brockhaus, 1864, S. 87). Die zitierte Ausgabe ist jedenfalls in Wagners Bibliothek in Haus Wahnfried (Bayreuth NA) vorhanden. Herr „Sprecher“] Gemeint ist Heinrich Zeroni, der auf dem Festbankett zu Wagners Ehren die Begrüßungsrede hielt. Diese ist vollständig in Pohls Bericht (K/3–4) abgedruckt. meinen „Bericht“] Richard Wagner, Bericht an den Deutschen Wagner-Verein über die Umstände und Schicksale, welche die Ausführung des Bühnenfestspieles „Der Ring des Nibelungen“ begleiteten, Leipzig: E. W. Fritzsch, 1872. Das Manuskript hatte Wagner am 7. Dezember 1871 abgeschlossen (siehe CWT, Bd. 1, S. 466). Für die Veröffentlichung in den Gesammelten Schriften und Dichtungen (GSD) teilte Wagner den Text auf. Der erste Teil (S. 3–25) erschien unter dem Titel Epilogischer Bericht über die Umstände und Schicksale, welche die Ausführung des Bühnenfestspieles „Der Ring des Nibelungen“ bis zur Veröffentlichung der Dichtung desselben begleiteten, in Band 6, S. 367–384 (SSD, Bd. 6, S. 257–272). Der Zweite Teil (S. 29– 38) bildet in Band 9 den Haupttext des Schlußbericht über die Umstände und Schicksale, welche die Ausführung des Bühnenfestspieles „der Ring des Nibelungen“ bis zur Gründung von Wagner-Vereinen begleiteten, S. 371–383 (SSD, Bd. 9, S. 311– 322). Siehe zu diesem zweiten Teil auch Nr. 67 K/16–17. „Mittheilung“ an die W. Vereine] Siehe Nr. 1 K/61–62. „massiven“ Bestande der Dinge] Gemeint ist die Höhe der bisher eingeworbenen Mittel. Siehe ThK 2b. baue da in Bayreuth darauf los] Der Bau des Festspielhauses. Siehe ThK 2d. Gemeindecasse in Bayreuth ... decretiren] Wagner beabsichtigte, dem Patronats- und Wagner-Vereinswesen eine zentrale Leitung und Verwaltung in Bayreuth zu geben. Tatsächlich passierte dies schon am 1. Februar. Siehe ThK 2b. Loën ... Wegweiser für das erste Stadium] Am 3. September 1871 (SBr 23, Nr. 188) hatte Wagner August von Loën mit der


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Leitung der Patronatsverwaltung beauftragt. Bald war er jedoch mit dessen Geschäftsführung unzufrieden. Siehe ThK 2b. Vorlesungen?] Heckel hatte geschrieben: „Unser Sieg über die Gegner ist ein vollständiger und da ein guter Stratege seinen Sieg ausnützen muss, so beabsichtige ich diesen Winter noch mit Vorlesungen über Ihre Werke und hohes Kunststreben vorzugehen; wesshalb ich bitte mir doch gefälligst mitzutheilen an Wen ich mich in dieser Angelegenheit zuerst wenden soll – Nohl geht nach Petersburg – Hofrath Müller in Weimar oder???“ (Mannheim StadtA, NL Heckel, Nr. 62). Eine Vorlesungsreihe des Musikhistorikers Ludwig Nohl organisierte der Verein im Herbst 1872 unter dem Titel Fünf populäre Vorträge über das deutsche Musikdrama. Die erste dieser Vorlesungen über Gluck erlebten Richard und Cosima Wagner am 16. November in Mannheim: „Abends entsetzliche Vorlesung des Schwätzers Pr. Nohl, welchen der Wagner-Verein aufgefordert hat. Unsägliche Pein, darauf Souper bei Heckels!“ (CWT, Bd. 1, S. 598). Der Ankündigungszettel der Vorlesungen ist abgebildet bei Anja Gillen, Von Feuerzauber und Gralsgesang: Emil Heckel und Richard Wagner in Mannheim, Mannheim 2013 (Beiträge zur Mannheimer Kunst- und Stadtgeschichte, Bd. 3), S. 47. H. Porges ... Faullenzer des Königs] Anspielung auf Heinrich Porges’ Stellung in München. Siehe SBr 22, Nr. 10 K/190–193. Wenden Sie sich doch an ihn] Heckel schrieb am 5. Januar an Porges. Dieser antwortete aber erst am 6. April, da er nicht in München war und Wagners Faktotum Franz Mrazek den Brief nicht weitergeleitet hatte (Mannheim StadtA, NL Heckel, Nr. 558,1). Erwartungen ..., auf welche ich angewiesen bin] Anspielung auf die Finanzierung des Festspielunternehmens durch Patrone und Wagner-Vereine. fromme Rede des Herrn KM. Lachner] Die Ansprache des Mannheimer Hofkapellmeisters Vinzenz Lachner, der Wagner vor der ersten Probe zum Konzert am 20. Dezember (K/3–4) das Orchester vorstellte (siehe dazu Br Heckel, S. 26, 34). – Die Lachner-Brüder Franz, Ignaz und Vinzenz – alle drei in der Position eines Hofkapellmeisters – zählte Wagner zu seinen Gegnern. Pflegling des europäischen Hofes] Im Hotel Europäischer Hof hatte das Ehepaar Wagner während des Aufenthalts in Mannheim gewohnt. Dort hatte auch das Festbankett stattgefunden.

A N F RANZ S CHOTT, 3. JANUAR 1872

ORIGINAL: Mainz, Schott. – AUSGABEN: Altmann, Ring, S. 246 (Ausz.); Br Schott, Nr. 142 (S. 143–144). – WBV 6004.


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Kommentar

TEXTKONSTITUIERUNG Original: 20 näherern. ERLÄUTERUNGEN 2 Unwohlsein] Näheres nicht bekannt. 3 Zusammentreffen ... in Mannheim] Wagner hatte dort im Dezember 1871 ein Konzert dirigiert (siehe Nr. 4 K/2–3, K/3–4). 5 Copie-Angelegenheiten] Wagner hatte Schott am 17. September 1871 (SBr 23, Nr. 202) gebeten, neben dem Stich der Nibelungen-Partituren das Kopieren des Stimmenmaterials für die ersten Aufführungen zu übernehmen. Schott hatte sich in seiner Antwort vom 25. September 1871 (Br Schott, Nr. 140) bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen. Im Herbst 1872 engagierte Wagner dann aber selbst einige Kopisten – die sogenannte Nibelungenkanzlei –, die in Bayreuth das Ausschreiben der Stimmen besorgten. Siehe ThK 2e. 9–10 1873 ... grossen Festaufführungen] Die für das Jahr 1873 geplanten Bayreuther Festspiele. Siehe ThK 2a. 10–12 vorigen Sommer ... Uebernahme der Copie] Das Ehepaar Schott hatte Wagner am 13. Juli 1871 in Tribschen besucht (siehe CWT, Bd. 1, S. 413–414). Siehe auch die Briefe an Hans Richter vom 29. Juli 1871 (SBr 23, Nr. 151) und Franz Schott vom 17. September 1871 (SBr 23, Nr. 202). 17 Arbeiten am „Rheingold“] Der Druck der Partitur, der im März 1873 abgeschlossen war (WWV 86A, Musik IX). Siehe ThK 4a. 18 „Walküre“ ... Partitur] Siehe Nr. 3 K/15–16. 19–22 Copie ... nachlässig abgefasst] Siehe Nr. 3 K/22. 24–26 Dieses habe ich mir ... ausgebeten] Nr. 3/13–34. 28 die Copie ... zuschicke] Siehe Nr. 3 K/25–26. 33–34 Frau Gemahlin ... anzutreffen] Betty Schott besuchte Wagners Konzert (siehe CWT, 20. Dezember 1871, Bd. 1, S. 469). 38–39 Geschenk ... der 9ten Symphonie] Es handelt sich um den von Wagner arrangierten Klavierauszug der 9. Symphonie Ludwig van Beethovens (WWV 9, Reinschrift), den er dem Hause Schott 1830 und 1832 zur Publikation angeboten hatte (siehe SBr 1, Nr. 1 und Nr. 7). Zur Veröffentlichung kam es jedoch nicht, und das Manuskript verblieb für 40 Jahre im Verlagsarchiv. – Am 9. Januar erinnerte Cosima Wagner Betty Schott nochmals an die zugesagte Rückgabe: „Weihnachten ist dahin, Sylvester ist vorüber, und immer keine neunte Symphonie! So komme ich denn betteln, (ein übles Omen zu Beginn des Jahres!) und frage an ob Sie mich denn nicht bald beglücken wollen?“ (Strecker, S. 221). Das Manuskript traf schließlich am 15. Januar in Tribschen ein (siehe CWT, Bd. 1, S. 481). 45–46 beginne ... den letzten Akt des ... Nibelungenwerkes] Mit der Komposition des 3. Aktes der Götterdämmerung begann Wagner am 4. Januar. Siehe ThK 4a.






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