EB 8275 – Lachenmann, Ein Kinderspiel

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Ein Kinderspiel

Child’s Play

für Klavier | for Piano

Ein Kinderspiel

Child’s Play

Sieben kleine Stücke für Klavier

Seven Little Pieces for Piano

Edition Breitkopf 8275

Inhalt | Contents

1 Hänschen klein 4

2 Wolken im eisigen Mondlicht | Clouds in Icy Moonlight 6

3a Akiko 8

(Version für Klavier 3-händig oder für Klavier mit Tonhalte-Pedal) (Version for piano 3-hands or for piano with sostenuto pedal)

3b Akiko 9

(Version für Klavier ohne Tonhalte-Pedal) (Version for piano without sostenuto pedal)

4 Falscher Chinese (ein wenig besoffen) | Fake Chinese (Slightly Drunk) 10

5 Filter-Schaukel | Filter Swing 14

6 Glockenturm | Bell Tower 18

7 Schattentanz | Shadow Dance 20

Erläuterungen

In jedem der sieben Stücke kommt der folgendermaßen notierte Griff vor:

Notes

The following constellation appears in each of the seven pieces:

Mit diesem ist immer ein Cluster aus allen chromatischen Zwischentönen gemeint, der mit der Handfläche „stumm“ (also unhörbar) niedergedrückt und gehalten wird.

In den drei Stücken Hänschen klein, Akiko und Glockenturm werden auszuhaltende Töne dann mit verdickten Linien notiert, wenn sie innerhalb einer Hand nacheinander einsetzen. Durch diese Abweichung von der üblichen Notation soll ein zu kompliziertes Notenbild vermieden werden:

This signifies a cluster consisting of all chromatic half-steps pressed down and held “mutely” (thus soundlessly) with the flat of the hand.

In the three pieces Hänschen klein, Akiko and Bell Tower, the long-held tones are notated with thick bars whenever they enter one after another within one hand. The avoidance of the usual notation thus allows for a clearer presentation:

In den beiden Stücken Wolken im eisigen Mondlicht und Schattentanz stehen die Pedalanweisungen nicht, wie üblich, unter den Systemen, sondern dazwischen, weil hier der Rhythmus des Pedaltretens mit dem Rhythmus der rechten Hand sehr genau verknüpft werden muss.

Das dritte Stück Akiko wird am besten zuerst in der a-Fassung eingeübt, wobei eine zweite Person die Aufgabe des Tonhaltepedals mit einer Hand übernehmen kann. Wenn das Stück auf diese Weise erarbeitet ist, kann das Tonhaltepedal – soweit vorhanden – benutzt oder auch relativ schnell die Einstudierung der b-Fassung vorgenommen werden. Diese erfordert weder einen weiteren Mitwirkenden noch ein Tonhaltepedal.

Im fünften Stück Filter-Schaukel sind in den letzten Takten Notenköpfe notiert, die nicht das Niederdrücken, sondern das Loslassen von bereits niedergedrückten Tasten anzeigen. Diesen Tasten entspricht logischerweise keinerlei Zeitdauer.

In the two pieces Clouds in Icy Moonlight and Shadow Dance, the pedal indications do not appear as expected under the staves, but rather between them, since the rhythm of the pedal action must be precisely coordinated with the rhythm of the right hand.

The third piece Akiko can be practiced most conveniently in the a) version, whereby a second person can take over the function of the sostenuto pedal with his hand. After the piece has been learned in this manner, the sostenuto pedal – should there be one – can be used, or else the b) version can be quickly learned. This version requires neither an additional performer nor the sostenuto pedal.

The note heads which appear in the last measures of the fifth piece Filter Swing do not indicate the depression, but rather the release of keys previously depressed. Consequently, these notes do not express any duration.

In den Stücken 2, 4, 5 und 7 werden durch die Zeichen Vi- und -de Kürzungsmöglichkeiten angegeben für den Fall, dass – etwa bei jüngeren Spielern – physische Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit überfordert sind.

Die Metronomanweisungen sind Annäherungswerte.

Der Komponist dankt Herbert Henck für nützliche Hinweise zur Notation.

In pieces 2, 4, 5, and 7 the mention Vi- and -de points out passages which can bet cut, should the entire piece prove too demanding for the physical capacity or the concentration span of the young performer.

The metronomic indications are only approximative. The composer wishes to thank Herbert Henck for his valuable advice concerning the notation.

Helmut Lachenmann

„... wobei es eben mehr um die Demonstration am Kindermodell als um die Beschwörung von Kindheit geht ...“

(Theodor W. Adorno an Walter Benjamin über sein Singspiel Der Schatz des Indianer-Joe)

meinem Sohn David gewidmet

Ein Kinderspiel

Sieben kleine Stücke für Klavier

Helmut Lachenmann, 1980

1 Hänschen klein

Edition Breitkopf 8275 © 1982 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden

2 Wolken im eisigen Mondlicht | Clouds in Icy Moonlight

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3a Akiko

(Version für Klavier 3-händig oder für Klavier mit Tonhalte-Pedal) (Version for piano 3-hands or for piano with sostenuto pedal)

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3b Akiko

(Version für Klavier ohne Tonhalte-Pedal | Version for piano without sostenuto pedal)

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4 Falscher Chinese (ein wenig besoffen) | Fake Chinese (Slightly Drunk)

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Helmut Lachenmann

Ein Kinderspiel (1980)

Aufführungsdauer | Performing Time etwa 17 Minuten | approx. 17 minutes

Uraufführung | World Premiere

Helmut Lachenmann (Klav | pno) Toronto | 17/02/1982

Obwohl für meinen Sohn David geschrieben und – in Teilen – von meiner damals [1980] siebenjährigen Tochter Akiko zum ersten Mal öffentlich gespielt, ist Ein Kinderspiel keine pädagogische Musik und nicht unbedingt für Kinder.

Kindheit und daran gebundene musikalische Erfahrungen sind tiefer Bestandteil der inneren Welt jedes Erwachsenen. Im übrigen sind diese Stücke entstanden aus den Erfahrungen, die ich in meinen letzten größeren Werken (Tanzsuite mit Deutschlandlied und Salut für Caudwell) entwickelt hatte: nämlich Erfahrungen strukturellen Denkens, projiziert auf bereits vertraute, in der Gesellschaft vorhandene Formeln und Muster wie etwa Kinderlieder, Tanzformen und einfachste grifftechnische Modelle. Wichtig erschien mir also, die in meinen Stücken angebotene Veränderung des Hörens und des ästhetischen Verhaltens hier nicht in einen Bereich des Abstrakten zu verdrängen, sondern mit der „Provokation“ dort zu beginnen, wo der Hörer (wie auch der Komponist) sich zuhause fühlt, wo er sich geborgen weiß. Was herauskommt, ist leicht zu spielen, leicht zu verstehen: ein Kinderspiel, aber ästhetisch ohne Kompromisse – „... wobei es eben mehr um die Demonstration am Kindermodell als um die Beschwörung von Kindheit geht ...“ (Theodor W. Adorno an Walter Benjamin über sein Singspiel Der Schatz des Indianer-Joe). (Helmut Lachenmann, 1982)

Although it was written for my son David and partly played in public by my daughter Akiko, who at that time [1980] was seven years old, Ein Kinderspiel [Child’s Play] is not a pedagogical music or a music intended specially for children either. Childhood and musical experiences related to it are an essential part of every adults inner world. Moreover, these pieces resulted from the experiences acquired in my last bigger works (Tanzsuite mit Deutschlandlied [Dance Suite with German Anthem] and Salut für Caudwell [Salute for Caudwell]), i.e. experiences in structural thinking projected on already existing forms and patterns accepted by society like children’s songs, dance forms and very easy models of fingering technique. To me it seemed important not to shift this change of listening and aesthetic behaviour offered in my pieces into an abstract field but to start with a provocation where the listener (as well as the composer) feels at ease, where he thinks to be safe. The result of all this is something easy to play and easy to understand: a child’s play but aesthetic, without compromises. “...here is actually a question of the demonstration using a child’s model rather than of the conjuration of childhood...” (Theodor W. Adorno to Walter Benjamin about his “singspiel” Der Schatz des Indianer-Joe [The treasure of Joe, the Indian]).

(Helmut Lachenmann, 1982)

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