Linien, Zeichnungen
für Streichquartett for String Quartet
Spielpartitur | Performance Score
Kammermusik-Bibliothek 2502
Isabel
MundryLinien, Zeichnungen
für Streichquartett for String Quartet Kammermusik-Bibliothek 2502
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Isabel MundryLinien, Zeichnungen (1999/2004)
Aufführungsdauer | Performing Time etwa 12 Minuten | approx. 12 minutes
Uraufführung | World Premiere
Nomos-Quartett
Hannover | 4/12/2004
Linien, Zeichnungen ist eine neuere Komposition über eine ältere Komposition von mir, und zwischen beiden liegt ein zeitlicher Abstand von dreizehn Jahren – eine Kluft, die ich nicht überwinden, sondern fruchtbar machen wollte. Die Ausgangskomposition, 11 Linien für Streichquartett, widmet sich der Gestaltung linearer Prozesse in äußerster Reduktion. In elf Abschnitten, die jeweils siebenundsiebzig Sekunden dauern, durchziehen annähernd einstimmige, gelegentlich gespaltene, Klanglinien die im Quadrat positionierten Instrumente. Wie Umrisse einer Landschaft am Horizont, bleiben diese linearen Klangzeichnungen in der ersten Version schemenhaft.
Ursprünglich wollte ich dieses Stück nach vielen Jahren lediglich abschreiben, doch dieser Vorgang verselbständigte sich und entwickelte ein Eigenleben, der schließlich in eine neue Komposition mündete. So begann es mich zu interessieren, jene abstrakten Landschaften nun aus der Nähe zu betrachten und die ursprünglichen Linien wie mit einem Zoomobjektiv in die Nähe zu holen und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Auf dieses Weise haben sich differenzierte Konturen dort entwickelt, wo in der ersten Version nur grobe Umrisse zu erkennen waren, wie zum Beispiel ein linear fallendes Glissando oder eine statische Skala. Die Ferne und Nähe zu den einstigen Klangkonfigurationen und die Entdeckung ihres möglichen Innenlebens ist auf diese Weise zu einem zentralen Thema der zweiten Version geworden. So sind aus den 11 Linien schließlich sieben neue Kompositionen geworden, geprägt von dem Ineinandergreifen von abstrakten Linien und polyphon aufgefächerten Zeichnungen. Auf artifizielle Weise stehen sie nun in einer Beziehung zueinander wie eine eingefrorene Photographie im Verhältnis zu einem gelebten Augenblick.
(Isabel Mundry, 2010)