PB 5612 - J. S. Bach, Violinkonzerte BWV 1041, 1042, 1043

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PB 5612 Breitkopf & Härtel Partitur-Bibliothek

J. S. Bach – KONZERTE | CONCERTOS für Violine, Streicher und Basso continuo for Violin, Strings and Basso Continuo a-moll | in A minor BWV 1041 E-dur | in E major BWV 1042 für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo for two Violins, Strings and Basso Continuo d-moll | in D minor BWV 1043

ISMN 979-0-004-21509-8

www.breitkopf.com

9 790004 215098 PB 5612-07

Studienpartitur | Study Score



JOHANN SEBASTIAN BACH 1685–1750

KONZERTE für Violine, Streicher und Basso continuo a-moll BWV 1041 E-dur BWV 1042 für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-moll BWV 1043

CONCERTOS for Violin, Strings and Basso Continuo in A minor BWV 1041 in E major BWV 1042 for two Violins, Strings and Basso Continuo in D minor BWV 1043

herausgegeben von | edited by

Klaus Hofmann (Herbipol.)

Studienpartitur | Study Score

Partitur-Bibliothek 5612 Printed in Germany


Inhalt | Contents Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo a-moll BWV 1041 Concerto for Violin, Strings and Basso Continuo in A minor BWV 1041..............................................................

3

Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo E-dur BWV 1042 Concerto for Violin, Strings and Basso Continuo in E major BWV 1042 .............................................................. 23 Konzert für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-moll BWV 1043 Concerto for two Violins, Strings and Basso Continuo in D minor BWV 1043.............................................................. 45


3

Konzert

Concerto

für Violine, Streicher und Basso continuo a-moll

for Violin, Strings and Basso Continuo in A minor

BWV 1041

Aufführungsdauer

Performing Time

etwa 16 Minuten

approx. 16 minutes

Dazu käuflich lieferbar:

Available for sale:

Partitur mit Revisionsbericht

PB 5354

Score with “Revisionsbericht”

PB 5354

Streicherstimmen

OB 5354

String parts

OB 5354

Cembalostimme (Klaus Hofmann) OB 5354

Harpsichord part (Klaus Hofmann) OB 5354

Ausgabe für Violine, Tasten- instrument und Violoncello (ad lib) von Siegfried Petrenz EB 8693

Edition for Violin, Keyboard and Violoncello (ad lib.) by Siegfried Petrenz

Der Revisionsbericht und das Faksimile, auf die im Vorwort Bezug genommen wird, befinden sich in der Dirigierpartitur PB 5354.

The “Revisionsbericht” (Critical Commentary) and the faksimile, which are referred to in the Preface, are found in the full score PB 5354.

EB 8693


4

Vorwort Das Violinkonzert in a-moll BWV 1041 wird in der Literatur traditionell meist Bachs Köthener Hofkapellmeisterjahren (1717–1723) zugeordnet. Von der Werküberlieferung her lässt sich dies allerdings nicht stützen: Bachs Originalpartitur, die der verlässlichste Zeuge wäre, ist verschollen. Die einzige erhaltene Originalquelle ist ein Stimmensatz aus Bachs Leipziger Zeit um 1730 (Staatsbibliothek zu Berlin, Mus. ms. Bach St 145), der von der Hand Johann Sebastian Bachs, seines Sohnes Carl Philipp Emanuel (1714–1788), des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs (1713–1780) sowie von zwei unbekannten Schreibern stammt. Der Thomaskantor hatte im Frühjahr 1729 die Leitung des einst von Georg Philipp Telemann in Leipzig gegründeten Collegium musicum übernommen. Vielleicht stand die Anfertigung der Stimmen in Zusammenhang mit dieser Tätigkeit. Gewisse Quellenbefunde lassen allerdings vermuten, dass Bach das Konzert damals nicht neu geschaffen, sondern lediglich überarbeitet hat: Verschiedentlich finden sich in den Originalstimmen – besonders im ersten und zweiten Satz der Stimme der 2. Violine – korrigierte Schreibfehler, die auf eine in g-moll stehende Vorlage deuten. Hinzu kommt, dass der dritte Satz in fünf der sechs Stimmen von Bach selbst eingetragen ist. Dies deutet auf eine Ausnahmesituation, über die sich freilich heute nur noch spekulieren lässt: Vielleicht gehörte der Satz nicht derselben Vorlage an, aus der Bachs Mitarbeiter die beiden ersten Sätze kopierten; Bach könnte also den ursprünglichen Schlusssatz durch einen Satz aus einem anderen Werk ersetzt oder gar neu komponiert haben. Möglicherweise aber hatte er auch einfach den originalen Schlusssatz so stark überar­beitet, dass er das Ausschreiben der Stimmen nach der durchkorrigierten Partitur seinen Kopisten nicht zutraute – wir wissen es nicht. Um 1738 hat Bach das Violinkonzert a-moll zu einem Cembalokonzert in g-moll (BWV 1058) umgearbeitet. Die autographe Partitur dieser Werkfassung ist zusammen mit weiteren, ebenfalls durch Bearbeitung entstandenen Cembalokonzerten in der Sammelhandschrift Mus. ms. Bach P 234 der Staatsbibliothek zu Berlin enthalten. Merkwürdigerweise korrespondiert der Zeilenumbruch der Partitur des g-moll-Konzerts mit Merkzeichen, die sich im Notenbild der Originalstimmen des Violinkonzerts in Form von übergesetzten Punkten finden. Es könnte demnach sein, dass Bach – aus welchen Gründen auch immer – für die Anfertigung der Partitur der Cembalobearbeitung die Stimmen des Violinkonzerts anstelle der Originalpartitur oder zusätzlich zu dieser herangezogen hat. Vereinzelt kehren sogar Fehler des Stimmensatzes in der Partitur des Cembalokonzerts wieder. Unsere Ausgabe folgt grundsätzlich dem Originalstimmensatz. Dabei gibt sie den Notentext einheitlich nach heutigen Nota­tionsgepflogenheiten wieder. Zusätze zum Quellentext sind im Partiturbild durch Klammern, bei Bögen durch Strichelung gekennzeichnet. Die Ergänzungen beruhen im Allgemeinen auf dem Analogieprinzip und beschränken sich auch auf dieses, zielen also keineswegs auf eine vollständige Bezeichnung. Ein besonderes Problem stellt Bachs Bogensetzung dar. Sie ist vielfach ungenau, mehrdeutig und uneinheitlich. Unsere Wiedergabe kann daher nur als ein Deutungsversuch gelten, der andere Lösungen keineswegs ausschließt. Da das Problem insbesondere die Solopartie betrifft, geben wir die Originalstimme im Anhang der Dirigierpartitur PB 5354 als Faksimile wieder. Es ist jedoch zu beachten, dass Bachs Bogensetzung nicht „buchstäblich” gelesen werden darf: Nach den Erkenntnissen der neueren Forschung sind Bachs Bögen meist zu kurz.1 Das gilt besonders für die über den Noten angeordneten Bögen, die häufig sehr hoch stehen und dabei oft nach links, teils aber auch nach rechts versetzt erscheinen. Die Unterbögen dagegen geben insgesamt das Gemeinte etwas präziser an, beginnen allerdings häufig etwas nach rechts verschoben. Im übrigen rechnete Bach – selbst Geiger – offenbar mit einem sozusagen „kreativ” lesenden Spieler, der in


5

der Lage war, die Artikulation spontan zu modifizieren, wo dies strichtechnisch nahe lag – eine Freiheit, die bis heute selbstverständliches Privileg jedes Violinsolisten ist. Über Einzelheiten der Textredaktion informiert der in der Dirigierpartitur PB 5354 abgedruckte Revisionsbericht. Der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sei für die Erlaubnis zur Verwendung ihrer Handschriften freundlich gedankt. Mein besonderer Dank gilt Sigiswald Kuijken, dessen Rat mir eine große Hilfe bei der Deutung der Bogensetzung in St 145 war. Göttingen, Frühjahr 2005

Klaus Hofmann (Herbipol.)

1 Hingewiesen sei besonders auf folgende Veröffentlichung: John Butt, Bach Interpretation: Articulation Marks in Primary Sources of J. S. Bach, Cambridge (G. B.) 1990.

Preface The Violin Concerto in A minor BWV 1041 has been tradi­tionally assigned by scholars to Bach’s years in Köthen (1717–1723) as court Kapellmeister. This assumption cannot be justified by the work’s transmission, however, since Bach’s orig­inal score, which would be the most reliable witness, is lost. The only extant original source is a set of parts from Bach’s Leipzig period, c. 1730 (Staatsbibliothek zu Berlin, Mus. ms. Bach St 145), which was transcribed by Bach himself along with his son Carl Philipp Emanuel (1714–1788), his pupil Johann Ludwig Krebs (1713–1780) and two unidentified scribes. In spring 1729 the Thomaskantor had assumed the direction of the Leipzig Collegium musicum, which had been founded by Georg Philipp Telemann. The preparation of the parts is perhaps related to this activity. Certain source findings do, however, give rise to the hypothesis that Bach did not compose the concerto at that time, but solely revised it. At various passages in the original parts – especially in the part of the second Violin, first and second movements – we find corrected transcription errors which suggest a source in G minor. Moreover, Bach personally trans­cribed the third movement in five of the six parts. This points to an exceptional situation about which one can only specu­ late today: Perhaps the movement did not belong to the same source from which Bach’s fellow scribes had copied the first two movements; Bach thus might have replaced the original closing movement with one from another work, or possibly even wrote it from scratch. But it is also possible that he had made such far-reaching changes in the original closing movement that he did not trust his copyists to write out the parts from the heavily corrected score. We will never know. Bach reworked the Violin Concerto in A minor into the Harpsichord Concerto in G minor (BWV 1058) around 1738. The autograph score of this version of the work is contained with other harpsichord concertos that originated from arrangements in the miscellany Mus. ms. Bach P 234 of the Staatsbib­liothek zu Berlin. Strangely enough, the break-up of the lines in the score of the G-minor concerto corresponds to marks found in the music text of the original parts of the violin


6

concerto in the form of dots placed above the staff. In preparing the score of the harpsichord arrangement, Bach possibly, and for reasons unknown to us, made use of the parts of the violin concerto instead of the original score, or in addition to it. At times one even finds errors from the part material in the score of the harpsichord concerto. Our edition, which basically follows the original set of parts, standardizes the musical text according to present-day nota­tional norms. Additions made to the source text are indicated with brackets in the score; added slurs are printed in broken lines. The additions are based in general on the principle of analogy and are limited to this principle; they are far from aiming at being exhaustive. One particular problem is Bach’s setting of slurs. They are often imprecise, equivocal and inconsistent. Our depiction of the slurs can thus only be considered as an interpretive attempt that does not exclude other solutions. Since this problem concerns the solo part in particular, we are reproducing the orig­inal part in facsimile in the Appendix of the full score PB 5354. One should note, however, that Bach’s slurring should not be read “literally”: accord­ing to recent findings,1 Bach’s slurs are generally too short. This concerns above all the slurs placed above the notes, which are often very high and appear to be shifted toward the left, but sometimes to the right as well. The lower slurs, in turn, are on the whole more precise in depicting what is actually intended, even if they often begin somewhat too much to the right. Bach, himself a violinist, apparently expect­ed his performers to read his music “creatively,” as it were, and to modify the articulation spontaneously, wherever the bowing technique made this clear – a freedom that is obviously still a privilege of every violin soloist today. Information concerning details of the textual redaction can be found in the “Revisionsbericht” (Critical Commentary) printed in the full score PB 5354. We wish to extend our cordial thanks to the music division of the Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz for its permission to use its manuscripts. My particular thanks go out to Sigiswald Kuijken, whose advice helped me greatly in interpreting the slurs in St 145. Göttingen, Spring 2005

Klaus Hofmann (Herbipol.)

1 The following publication deserves special mention here: John Butt, Bach Interpretation: Articulation Marks in Primary Sources of J.S.Bach, Cambridge (UK), 1990.


Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo a-moll

Johann Sebastian Bach BWV 1041 herausgegeben von Klaus Hofmann (Herbipol.)

[Tutti]

Violino solo [ ]

I Violino

[ ]

II [ ]

Viola [ ]

Basso continuo [ ]

7

14

[ ]

[ ]

22

Solo

[ ]

Studienpartitur PB 5612

© 2000 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden


8 29

[ ]

36

43

[Tutti]

50

Breitkopf PB 5612


9 [Solo]

57

[Tutti]

[Solo]

64

[Tutti]

[Solo]

71

[Tutti]

[ ]

[

[ ]

[ ] [ ]

]

[ ]

[ ] [ ]

[ ]

[Solo]

79

[ ] [ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


10 87

[ ]

[ ] [ ]

[ ]

[ ]

94

101

108

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


11 115

[ ]

122

[ ]

129

136

Breitkopf PB 5612


12 143

150

[Tutti]

[Tutti]

[Solo]

[Solo]

[Tutti]

[Solo]

157

[ ] [

]

[ ]

[ ]

164

[Tutti]

[ ]

[ ] [ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


13 Andante

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

5 3

3

[ ]

8

3

3

[ ]

11

3

Breitkopf PB 5612


14 14

[ ]

3

3

17 3

3

20

23 3

3

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


15 26

3

29

3

3

[ ]

32

35

[ ]

Breitkopf PB 5612


16 38

3

3

[ ]

[ ]

[ ]

41

[ ]

3

44

[ ]

3

[ ] [ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

Allegro assai [Tutti] [ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


17 6

12

18

24

Solo

Breitkopf PB 5612


18 31

36

41

46

52

Breitkopf PB 5612


19 56

62

68

[Tutti]

[Solo]

[ ]

74

Breitkopf PB 5612


20 80

85

89

94

[Tutti]

[Solo]

Breitkopf PB 5612


21 100

104

108

112

Breitkopf PB 5612


22 116

[Tutti]

[ ]

121

126

131

136

Breitkopf PB 5612


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Konzert

Concerto

für Violine, Streicher und Basso continuo E-dur

for Violin, Strings and Basso Continuo in E major

BWV 1042

Aufführungsdauer

Performing Time

etwa 17 Minuten

approx. 17 minutes

Dazu käuflich lieferbar:

Available für sale:

Partitur mit Revisionsbericht

PB 5355

Score with “Revisionsbericht”

PB 5355

Streicherstimmen

OB 5355

String parts

OB 5355

Cembalostimme (Klaus Hofmann) OB 5355

Harpsichord part (Klaus Hofmann) OB 5355

Ausgabe für Violine, Tasten- instrument und Violoncello (ad lib) von Siegfried Petrenz EB 8694

Edition for Violin, Keyboard and Violoncello (ad lib.) by Siegfried Petrenz

Der Revisionsbericht und das Faksimile, auf die im Vorwort Bezug genommen wird, befinden sich in der Dirigierpartitur PB 5355.

The “Revisionsbericht” (Critical Commentary) and the faksimile, which are referred to in the Preface, are found in the full score PB 5355.

EB 8694


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Vorwort Bachs Violinkonzert in E-dur BWV 1042 hat nach dem 1857 von Siegfried Wilhelm Dehn besorgten Erstdruck des Verlags C. F. Peters in Leipzig und der 1874 erfolgten Edition durch Wilhelm Rust in Band 21/1 der Gesamtausgabe der Bach-Gesellschaft nur allmählich den Weg in die öffentliche Konzertpraxis gefunden. Inzwischen freilich zählt es, zusammen mit dem Schwesterwerk in a-moll BWV 1041, seit fast hundert Jahren zum klassischen Violinrepertoire. Das Konzert wird in der Bach-Literatur traditionell Bachs Köthener Hofkapellmeisterjahren (1717– 1723) zugewiesen. Leider ist es nicht in Originalquellen, sondern nur in Abschriften aus späterer Zeit überliefert. Die früheste und wichtigste dieser Quellen ist eine gegen 1760 geschriebene Partitur beider Violinkonzerte aus dem Besitz des Berliner Musikers Johann Friedrich Hering (1724–1810), die heute in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin unter der Signatur Mus. ms. Bach P 252 aufbewahrt wird. Schreiber ist ein unbekannter Berliner Kopist, der offenbar für Hering tätig war. Hering selbst tritt in der Abschrift mit verschiedenen Ergänzungen in Erscheinung. Außerdem finden sich Zusätze (insbesondere zahlreiche Hinweise auf den Wechsel von „Solo“ und „Tutti“ im Solopart) von der Hand Carl Friedrich Zelters (1758–1832), der von 1800 an Direktor der Berliner Sing-Akademie war. Hier wurde das Werk in den Jahren 1812–1814 mehrfach aufgeführt. Die Berliner Staatsbibliothek bewahrt außerdem einen vom Schreiber der Partitur P 252 angefertigten Stimmensatz, der den Besitzvermerk „Hering: 1760“ trägt (Signatur: Mus. ms. Bach St 146), ferner eine von unbekannter Hand offenbar für Zelter geschriebene Partitur (Signatur: Mus. ms. Bach P 253) und eine Continuostimme des frühen 19. Jahrhunderts (Signatur: H 729). Alle drei Handschriften gehen jedoch – nach den Feststellungen des Kritischen Berichts zu dem von Dietrich Kilian besorgten Band VII/3 der Neuen Bach-Ausgabe1 – auf P 252 zurück. Für die Textredaktion ist somit nur diese Quelle von Belang. Eine bedeutsame Spur hat Bachs verschollene Originalpartitur außerhalb dieses Quellenbestandes hinterlassen in Gestalt der um 1738 erfolgten Umarbeitung des Werkes zum Cembalokonzert D-dur BWV 1054. Die autographe Partitur dieser Werkfassung ist in der Handschrift Mus. ms. Bach P 234 der Berliner Staatsbibliothek enthalten. Sie leistet bei zweifel- und fehlerhaften Lesarten der Quelle P 252 wichtige Dienste. Unsere Ausgabe folgt grundsätzlich der Handschrift P 252. Dabei gibt sie den Notentext einheitlich nach heutigen Notationsgepflogenheiten wieder; dies betrifft namentlich die Akzidentiensetzung2 und die Vortragsbezeichnungen3. An drei Stellen (Satz I T. 77, Satz II T. 31 und Satz III T. 140), an denen Zweifel aufkommen können, ob unsere Hauptquelle den Soloviolinpart richtig überliefert, geben wir als Alternative den Verlauf der Solostimme nach der Cembalofassung an; Näheres erläutert der Revisionsbericht in der Dirigierpartitur PB 5355. Aus anderen Gründen greifen wir außerdem für T. 119f. des ersten Satzes auf die Cembalofassung zurück: Hier bietet P 252 zwar offenbar die Originallesart, doch scheinen Bach später bei der Einrichtung für Cembalo Bedenken gegen die abspringenden Dissonanzen bei den Wechselnotenfiguren auf dem 3. Viertel von T. 119 und dem 1. und 3. Viertel von T. 120 gekommen zu sein, und so änderte er die bereits in die Partitur eingetragene ursprüngliche Version im Sinne des in unserer Ausgabe im Ossia-System wiedergegebenen Stimmverlaufs. Ein besonderes Problem stellt die Bogensetzung unserer Hauptquelle dar; sie ist außerordentlich nachlässig, uneinheitlich und ungenau. Man hat den Eindruck, dass der Schreiber die Bögen ziemlich sorglos „irgendwie“ gesetzt hat, ohne einen Gedanken an deren musikalische und technische Bedeutung zu verschwenden. Nicht auszuschließen ist freilich, dass auch seine Vorlage schon ähnlich unzuverlässig bezeichnet war. Das Ergebnis ist jedenfalls weithin ebenso unklar wie vieldeutig und zwingt zu einem ständigen Abwägen zwischen musikalischen und spieltechnischen Aspekten. Insgesamt kann unsere Wiedergabe daher nur als ein Versuch der Annäherung an das ursprünglich


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Gemeinte gelten, der andere Lösungen keineswegs ausschließt. Da das Problem fast ausschließlich die Solostimme betrifft (und hier auch die Cembalofassung von P 234 nur wenig weiterhilft), geben wir den Part im Anhang der Dirigierpartitur PB 5355 als Faksimile-Reproduktion der entsprechenden Partiturausschnitte nach P 252 wieder. So kann sich der Benutzer ein eigenes Bild vom Quellenbefund machen und gegebenenfalls auch andere Lösungen entwickeln.4 Für die genaue Deutung der Vortragszeichen in den Orchesterpar­tien erweist sich die Cembalofassung in P 234 als hilfreich. Bei dem fünfmal auftretenden Ritornell des Schlusssatzes, das in P 252 jedesmal etwas anders bezeichnet ist, ohne dass sich darin ein Sinn erkennen ließe, haben wir uns entschlossen, für alle Ritornelle einheitlich die aus P 234 ersichtliche Artikulationsform zu über­nehmen.5 Abgesehen von den hier genannten Ausnahmen sind Zusätze zum Quellentext im Partiturbild durch Klammern, bei Bögen durch Strichelung gekennzeichnet. Die Ergänzungen beruhen durchweg auf dem Analogieprinzip und beschränken sich auf dieses, zielen also keineswegs auf eine vollständige Bezeichnung.6 Die Generalbassbezifferung ist einheitlich in moderner Umschrift, aber ohne Ergänzung fehlender Ziffern wiedergegeben. Insgesamt ist sie sehr lückenhaft, bisweilen auch inkonsequent. Ob sie auf Bach oder etwa auf einen fremden Bearbeiter zurückgeht, lässt sich heute nicht mehr sagen. Im Blick auf die raschen Tonrepetitionen des Generalbasses im ersten Satz (T. 9f. und öfter) sei der Cembalist an die Empfehlung Carl Philipp Emanuel Bachs erinnert, in solchen Fällen jeweils nur die 1., 3., 5., 7. usw. Note einer Sechzehntelfolge anzuschlagen.7 Über weitere Einzelheiten der Textredaktion informiert der Revisionsbericht in der Dirigierpartitur PB 5355. Der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kul­turbesitz sei für die Erlaubnis zur Verwendung ihrer Handschriften freundlich gedankt. Mein besonderer Dank gilt Sigiswald Kuij­ ken, dessen Rat mir eine große Hilfe bei der Deutung der Bogensetzung in P 252 war. Göttingen, Frühjahr 2004

Klaus Hofmann (Herbipol.)

1 Johann Sebastian Bach, Konzerte für Violine, für zwei Violinen, für Cembalo, Flöte und Violine, herausgegeben von Dietrich Kilian (†), Notenband 1986, Kritischer Bericht 1989. 2 Erwähnt sei, dass die Quelle noch nach älterem Brauch statt des Doppelkreuzes ein einfaches Kreuz notiert. 3 Die in P 252 zur Bezeichnung des Staccato gesetzten Striche geben wir – in Anlehnung an P 234 – als Punkte wieder. 4 Zu bedenken bleibt dabei, dass freilich keineswegs gesichert ist, dass die Bogensetzung von P 252 in ihrer Gesamtheit überhaupt auf Bach zurückgeht. 5 Lediglich die in P 234 in T. 15 und an den Parallelstellen stets fehlenden, aber in P 252 fast durchweg vorhandenen Staccatozeichen (und den hier in P 234 meist fehlenden Triller) übernehmen wir aus unserer Haupt­quelle. 6 Angesichts der allgemeinen Unzuverlässigkeit der Bogensetzung in P 252 und um zu vermeiden, dass eventuelle Fehler oder Fehldeutungen auf Parallelstellen weiterübertragen werden, beschränken wir bei der Solopartie die Ergänzung von Bögen auf offenkundige und naheliegende Fälle wie Sequenzen und eng benachbarte motivische Entsprechungen. Als besonders problematisch erweist sich die Bogensetzung von P 252 in Satz I T. 17ff. und T. 35ff., in Satz II an nahezu allen Stellen mit der Rhythmus (namentlich T. 28ff.) und in Satz III T. 16–31. 7 Carl Philipp Emanuel Bach, Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen, Teil I, Berlin 1753, Einleitung, § 9 mit Anmerkung (S. 4–8).


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Preface Bach’s Violin Concerto in E major BWV 1042 only gradually found its way into public concert life after the publication of its first edi­tion, prepared in 1857 by Siegfried Wilhelm Dehn and published by C. F. Peters in Leipzig, and the edition prepared by Wilhelm Rust and published in 1874 as Volume 21/1 of the Bach-Gesellschaft’s Complete Edition. However, it has since entered the pantheon of classical violin literature along with its fellow work in A minor BWV 1041, and has been part of the repertoire for nearly a hundred years now. Bach scholars have traditionally attributed the concerto to Bach’s Köthen years, when he was court conductor (1717–1723). Unfortu­nately, its original sources have not been transmitted; it has come down to us only in copies made at a later date. The earliest and most important of these sources is a score of both violin concertos which dates from about 1760 and was part of the estate of the Berlin musician Johann Friedrich Hering (1724–1810). This score is located today in the Music Division of the Staatsbibliothek zu Berlin under the shelfmark Mus. ms. Bach P 252. The scribe is an unidentified Berlin copyist who seems to have worked for Hering. Hering himself manifests his presence in the copy through various addenda. Moreover, one finds a number of indications (in particular, many references to the alternation of “Solo” and “Tutti” in the solo part) which were added by Carl Friedrich Zelter (1758–1832). In 1800 Zelter became the director of the Berlin Sing-Akademie, where the work was performed several times between 1812 and 1814. The Berlin Staatsbibliothek also preserves a set of parts copied by the scribe of the score P 252, which bears the ownership note “Her­ing: 1760” (shelfmark: Mus. ms. Bach St 146) as well as a score written by an unknown scribe, presumably for Zelter (shelf­mark: Mus. ms. Bach P 253) and a continuo part from the early 19th century (shelfmark: H 729). All three manuscripts, however, are based on P 252, as is claimed in the Critical Notes of Volume VII/3 of the Neue Bach-Ausgabe1 prepared by Dietrich Kilian. This is why only this source was important in the preparation of this edition. Outside of these sources, Bach’s lost original score also left an important trace in the form of the revision and arrangement of the work into the Harpsichord Concerto in D major BWV 1054, pro­ duced around 1738. The autograph score of this version is found in the manuscript Mus. ms. Bach P 234 of the Berlin Staatsbibliothek. It fulfills a major service at dubious and erroneous readings of the source P 252. Our edition basically follows the manuscript P 252. It faithfully ren­ders the music text in a uniform manner according to modern-day notational practice; this concerns notably the setting of the accidentals2 and expression marks3. There are three passages (mvt. I m. 77, mvt. II m. 31 and mvt. III m. 140) in which doubts could arise as to whether our main source has transmitted the solo violin part correctly. At these passages we have provided an alternative, name­ly the reading of the solo part as found in the harpsichord version. Further information can be found in the “Revisionsbericht” (Critical Commentary) in the full score PB 5355. We were also prompted, albeit for different reasons, to borrow the harpsichord version for mm. 119f. of the first movement. P 252 apparently presents the original reading here, but Bach later – when arranging the piece for harpsichord – seems to have developed reservations about the last of the auxiliary-note figures on the third quarter of m. 119 and the first and third quarters of m. 120 which leap out of dissonances. He thus altered the original version that had already been entered into the score, changing it in the sense of the variant reproduced in the ossia staff in our edition. One special problem is the slurring found in the main source: it is extraordinarily negligent, irregular and imprecise. One has the impression that the scribe placed the slurs carelessly, at random, without troubling his mind in the slightest about their musical and performance-technical significance. Of course, it cannot be excluded that such unreliable markings were already contained in his


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source. At all events, the result is generally as unclear as it is equivocal, and forces one to constantly weigh both musical and performance-technical aspects. On the whole, our setting of the slurs can only be seen as an approach to what was originally meant. It does not exclude other solutions. Since this problem concerns almost exclusively the solo part (and here the harpsichord version of P 234 offers little help), we are reproducing the part in the Appendix in the full score PB 5355 as a facsimile of the respective sections of the score according to P 252. The performer can thus make his own picture of the source and eventually develop his own solutions.4 The harpsichord version in P 234 is helpful in determining the interpretation of the articulation marks in the orchestral parts. At the ritornello of the finale, which is heard five times and bears somewhat different markings each time in P 252 even though there is no vi­s­ible motivation for this, we have decided to uniformly borrow the articulation form found in P 234 for all the ritornellos.5 Aside from the exceptions mentioned here, we have indicated additions to the source text in the score through brackets and broken-line slurs. All of these additions are based on the principle of ana­l­ogy and are limited to this principle; they make no claim to provide an exhaustive marking.6 The thoroughbass figuring has been uniformly reproduced in modern transcription, whereby the missing figures have not been supplemented. On the whole, it is very fragmentary and occasionally inconsistent. It can no longer be determined whether the figures were set down by Bach or by an arranger. In view of the rapidly repeated thoroughbass notes in the first movement (mm. 9f. and often afterwards), the harpsichordist would do well to remember Carl Philipp Emanuel Bach’s recommendation to strike only the first, third, fifth, seventh etc. note of a sixteenth-note sequence in such cases.7 The “Revisionsbericht” in the full score PB 5355 provides further information concerning details of the editorial process. We wish to extend our cordial thanks to the Music Division of the Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz for its permission to use the manuscripts. My particular thanks go out to Sigiswald Kuijken, whose advice helped me enormously in my interpretation of the slurs in P 252. Göttingen, Spring 2004

Klaus Hofmann (Herbipol.)

1 Johann Sebastian Bach, Konzerte für Violine, für zwei Violinen, für Cembalo, Flöte und Violine, ed. by Dietrich Kilian (†), music volume, 1986, Kritischer Bericht, 1989. 2 It should be said that the source notates a simple sharp instead of a double sharp, according to the practice of the time. 3 The dashes found in P 252 to indicate the staccato are reproduced as dots here, in conformity with P 234. 4 One should take into consideration, however, that there is no way of ascertaining whether the slurring in P 252 even stems from Bach himself in its entirety. 5 From our main source we have borrowed solely the staccato signs (and the trills that are generally missing here in P 234) that are always missing at m. 15 and parallel passages in P 234, but are found nearly consis­ t­ently in P 252. 6 In view of the general unreliability of the slurring in P 252 and in order to avoid introducing possible errors or false interpretations into parallel passages, we are limiting the addition of slurs in the solo part to overt and logical cases such as sequences and closely related motivic cor­respondences. Particularly problematic in P 252 is the slurring in mm.17ff. and 35ff. of the first movement, in practically all passages with the rhythmic figure (namely mm. 28ff.) in the second movement, and in mm.16–31 of the third movement. 7 Carl Philipp Emanuel Bach, Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen, Part I, Berlin, 1753, Introduction, § 9 with Note (pp. 4–8).


28

Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo E-dur

Johann Sebastian Bach BWV 1042 herausgegeben von Klaus Hofmann (Herbipol.)

Allegro Violino solo [ ]

I Violino

[ ]

II [ ]

Viola [ ]

7 6

6

6

6

9

8

Basso continuo [ ]

5

7

6

6

6

5 2

6

6

6 4

6 5

6 5

9 ] [

6

6

7

5

6

9 7

7 5

6

9 7

7 5

6

6

6

7

6

[ [ ]

Breitkopf PB 5612

© 2004 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden


29 13 [ ]

[ ]

]

6

]

6

6 5

[ 9

8

6

6

6

[ ]

17

] [

[

] ]

[ 9

]

]

[ [ ] [ ]

6 5

[

] [

[ ]

6

8

[ ]

[

6

]

21

[ ]

6

6

6 5

6 4

7 6

6 5

7

6 4

7

[ ]

25

[ ]

[ ] 5+

7

7 6

[ ]

Breitkopf PB 5612

5 2+

6

6

6

6

6 4


30 29

[ ]

[ ]

6 5

7

7

6 5

6

[ ]

7

6

6

7

6

[ ]

[ ]

32

[ ] [ ] [ ] [ ]

9 7

5

[ ]

[ ]

6 4

6

6 5

6

[ [ ]

] [ ]

[ ]

36

[ ]

[ ]

[

]

[ ] [ ]

[

]

[ ] [ ]

[ ]

6

[

]

6

6

6

[ ]

40

[ ]

6

5

6

7

6 5

[ ]

7 7

Breitkopf PB 5612

7

6 4


31 44

7

6

5 2

6

6 4

6 5

48

[ ]

6

6

6

7

7 5

[ ]

[ ] 7 5

6

[ ] [ ]

51

[ ]

[ ] 6

5

6

6

6

6

6

[ ]

[ ]

Fine

55

[ ]

[ ]

7 7

6

6

6 5

6

6 5

Breitkopf PB 5612

4 2

6 5

7

9 4

7


32 59

3

6 4 2

6 5

6 4

6 5

7

9 4

5 3

6

63

7 5

6

7

9

7

6

6

7

5

67

7

[

71

] [

[ ]

7

[ [ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612

]

]


33 ossia:

75

[ ]

[ ]

[ ] [

[ ]

]

[ ]

[ ] 7

[

[ ]

9

] [ ]

[ ]

8

[ ]

79

[

[

7

6

7

6

6 5

[ ]

83

[sim.]

]

]

7

6 4 3

7

6 5

7

] [

87

[

[

7

6

6 5

6

[

Breitkopf PB 5612

]

6 4

6

6 5

7


34 91

]

]

[ ] 6

[ ]

7

6

6

7

[ ]

7

6 5

7

[ ]

95

[ ]

7

6 5

7

7

6

5

] ]

[

6 5

]

4

3

[

[

99

[ ]

6 5

5

6

6 5

7

7

7

[ ]

6 5

6

7

[ ]

103

6

6

6

6

7

5

[ ] Breitkopf PB 5612


35 107

[ ]

[

[

]

]

6 5

7 6

7

[

]

111

6 4

[

6

6 5

7

]

6 4

[ ]

[ ]

[ ]

7

[ ]

115

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

7

[ ]

6

[ ]

adagio

Violino solo ossia:

119

6 5

7 5

9 7+ 5

da capo Breitkopf PB 5612


36 Adagio

sempre piano

sempre piano

[sempre piano]

6 5

7

6 4

6 5

6 5

6

[sempre piano]

6

7

6 4

6 4

11

6 4

6 5

6 4

7

6

6

6

15

7 6

Breitkopf PB 5612

6 5

7

6 5

6 4

5


37 19

7

6

6

6

6

6

24

6

6

6

6

6

6

5+

Violino solo ossia:

28

32

6

7

6

Breitkopf PB 5612

7

4

3


38 36

4

7 5

3

4

6 5

3

7

40

7

7

7

7

7

44

6 4

6 5

7

6

6 5

7

6

48

7 6

7

6

Breitkopf PB 5612

6 5


39 52

6 4

7

6 5

6 5

6 5

6

5+ 6

Allegro assai

6

6

6

6

6 5

6

6

10

5

6

7

6

6

7

[ ]

20

7

7

7

Breitkopf PB 5612

6

6


40 29

6 5

6 5

7

7 5

6

6

6

6

6

[ ]

38

6

6 5

6

5

47

[ ]

57

Breitkopf PB 5612

6

7

6


41 66

6

6

6

6

6 5

6

6

5

75

6

6 5

6

7

[ ]

85

6

7

6 5

7

6

94

6 5

[ ] 6

[ ]

Breitkopf PB 5612

6

6

6

6


42 103

6 5

6

5

6

6

7

111

[ ]

118

6

7

124

6

6 4

6 5

Breitkopf PB 5612

7


43 131

6

6

4

6

6

Violino solo ossia:

138

7

6

6 5

7

6

6 5

144

6

6

6

6

152

6

5

6

7

Breitkopf PB 5612

6

6

6 5



45

Konzert

Concerto

für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-moll

for two Violins, Strings and Basso Continuo in D minor

BWV 1043

Aufführungsdauer

Performing Time

etwa 18 Minuten

approx. 18 minutes

Dazu käuflich lieferbar:

Available für sale:

Partitur mit Revisionsbericht

PB 5356

Score with “Revisionsbericht”

PB 5356

Streicherstimmen

OB 5356

String parts

OB 5356

Cembalostimme (Klaus Hofmann) OB 5356

Harpsichord part (Klaus Hofmann) OB 5356

Ausgabe für zwei Violinen, Tasten- instrument und Violoncello (ad lib) von Siegfried Petrenz EB 8695

Edition for two Violins, Keyboard and Violoncello (ad lib.) by Siegfried Petrenz

Der Revisionsbericht, auf den im Vorwort Bezug genommen wird, befindet sich in der Dirigierpartitur PB 5356.

The “Revisionsbericht” (Critical Commentary), which is referred to in the Preface, is found in the full score PB 5356.

EB 8695



47

Vorwort Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen hat nach dem 1852 von Siegfried Wilhelm Dehn besorgten Erstdruck bei C. F. Peters in Leipzig und der 1874 erfolgten Edition durch Wilhelm Rust in Band 21 der Gesamtausgabe der Bach-Gesellschaft früh den Weg in die Hausmusik- wie in die Konzertpraxis gefunden und gehört seit mehr als einem Jahrhundert zum klassischen Violinrepertoire. Das Konzert wird in der Bach-Literatur traditionell in Bachs Köthener Zeit um 1720 datiert, von der neueren Forschung werden aber auch die Leipziger Jahre um 1730 in Betracht gezogen. Aus dieser späten Zeit nämlich stammen die einzig erhaltenen originalen Dokumente: zwei von Bach selbst ausgeschriebene Stimmen für die beiden Soloviolinen und eine unter Mitwirkung des jungen Carl Philipp Emanuel Bach von einem unbekannten Kopisten geschriebene unbezifferte Continuo-Stimme. Diese drei Stimmen sind Teil eines aus dem Nachlass C. Ph. E. Bachs stammenden Stimmensatzes, der über den Sammler Georg Poelchau 1841 an die Königliche, nachmals Preußische Staatsbibliothek zu Berlin gelangte und ein Jahrhundert später durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs in die Obhut der Biblioteka Jagiellońska in Krakau geriet. Der Stimmensatz mit der Berliner Signatur Mus. ms. Bach St 148 trägt von der Hand des Komponisten selbst folgenden Umschlagtitel: Concerto. | à 6. | 2. Violini Concertini | 2 Violini e | 1 Viola Ripieni | Violoncello | e | Continuo | di | Joh: Sebast: Bach. Das Material umfasst außer den drei genannten Stimmen („Violino 1. Concertino“, „Violino 2 Concertino“, „Continuo“) drei wohl erst später, vermutlich im Berliner, vielleicht aber auch schon im Frankfurter Umkreis C. Ph. E. Bachs von Kopistenhand gefertigte Orchesterstimmen („Violino Primo“, „Violino Secondo“ und „Viola“) sowie eine vom gleichen Kopisten stammende Abschrift der vorliegenden zweiten Soloviolinstimme („Violino 2 Concertino“). Neben diesem Stimmensatz haben sich verschiedene weitere Abschriften des Konzerts aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert erhalten. Sie gehen jedoch – nach den Feststellungen des Kritischen Berichts zu dem von Dietrich Kilian besorgten Band VII/3 der Neuen Bach-Ausgabe – sämtlich direkt oder indirekt auf St 148 zurück (zum Teil mit Basso-continuo-Bezifferung als fremder Zutat) und sind demnach für die Textredaktion ohne Interesse. Ein bedeutsame Spur hat Bachs verschollene Originalpartitur allerdings außerhalb dieses Quellenbestandes hinterlassen in der Umarbeitung des Werkes zum Konzert für zwei Cembali und Streicher in c-moll BWV 1062. Die autographe Partitur dieser Transkription ist in der Handschrift Mus. ms. Bach P 612 der Staatsbibliothek zu Berlin erhalten und leistet als Vergleichsquelle bei zweifel- und fehlerhaften Lesarten der Quelle St 148 wichtige Dienste. Unsere Ausgabe folgt dem Stimmensatz St 148, weicht dabei allerdings in einem grundsätzlichen Punkte von ihm ab: Das d-Moll der Ecksätze ist in der Quelle „dorisch“, d. h. ohne Generalvorzeichen notiert; an die Stelle dieser älteren Schreibweise aber tritt in unserer Ausgabe die heute übliche Notation mit einem j – was um so mehr gerechtfertigt erscheint, als Bach selbst die c-moll-Bearbeitung BWV 1062 „modern“ mit drei j notiert. Zusätze zum Quellentext sind im Partiturbild durch Klammern, bei Bögen durch Strichelung gekennzeichnet. Die Ergänzungen beruhen durchweg auf dem Analogieprinzip und beschränken sich auf dieses, zielen also keineswegs auf eine vollständige Bezeichnung. Über weitere Einzelheiten der Textredaktion informiert der Revisionsbericht in der Dirigierpartitur PB 5356. Zu dieser Partiturausgabe legt der Verlag Solo- und Orchesterstimmen einschließlich einer vom Herausgeber bearbeiteten Generalbassaussetzung für Cembalo sowie einen Klavierauszug von Siegfried Petrenz vor. Göttingen, Herbst 1999

Klaus Hofmann (Herbipol.)


48

Preface Bach’s Double Concerto for two violins found its way into private and public music-making shortly after the publication of its first edition, prepared by Siegfried Wilhelm Dehn, by C. F. Peters in Leipzig in 1852. This edition was followed by Wilhelm Rust’s version of 1874 in volume 21 of the Complete Edition of the Bach-Gesellschaft. The work has been part of the classical violin repertoire for over a century now. Bach scholars traditionally dated the concerto to Bach’s Köthen years, around 1720; recently, however, they have also begun to take the Leipzig years around 1730 into consideration. The only two surviving original documents stem from this later period: two parts in Bach’s hand for the two solo violins and an unfigured continuo part written by an unidentified copyist but with the collaboration of the young Carl Philipp Emanuel Bach. These three parts belong to a set of performance parts once in the estate of C. P. E. Bach and which were given by the collector Georg Poelchau in 1841 to the Royal – later Prussian State – Library in Berlin. Owing to the upheavals of World War II, the parts ultimately turned up at the Biblioteka Jagiellońska in Cracow a hundred years later. The set of parts with the Berlin call no. Mus. ms. Bach St 148 bears the following cover title in the hand of the composer: Concerto. | à 6. | 2. Violini Concertini | 2 Violini e | 1 Viola Ripieni | Violoncello | e | Continuo | di | Joh: Sebast: Bach. In addition to the three specified parts (“Violino 1. Concertino,” “Violino 2 Concertino,” “Continuo”), this material also comprises three orchestral parts (“Violino Primo,” “Violino Secondo” and “Viola”) transcribed at a later date by a copyist perhaps in C. P. E. Bach’s Berlin circle, but possibly also in his earlier Frankfurt circle, as well as a copy produced by the same scribe of the second solo violin part found in the performance material (“Violino 2 Concertino”). In addition to this set of parts, several copies of the concerto dating from the 18th and 19th centuries have also been transmitted. They, however, are each based directly or indirectly on St 148 (at times with continuo figures added by an unidentified hand), according to the findings of the “Kritischer Bericht” in Dietrich Kilian’s edition of the work in volume VII/3 of the Neue Bach-Ausgabe. They were consequently of no interest to us for the preparation of our text. Bach’s lost original score did leave one important trace outside of this source inventory, namely in the arrangement of the work as the Concerto for two Harpsichords and Strings in C minor BWV 1062. The autograph score of this transcription is found in the manuscript Mus. ms. Bach P 612 preserved in the Berlin Staatsbibliothek. It provides highly useful information for comparisons of dubious and erroneous readings in the source St 148. Our edition follows the set of parts St 148, but diverges from it in one fundamental matter: the D minor of the outer movements is notated in the “Dorian” mode in the source, i.e. without a key signature. Instead of reproducing this early form of notation, we have notated the movements in the now customary form with one flat. This, moreover, seems all the more justified as Bach himself notated the C minor arrangement BWV 1062 in the “modern” style with three flats. Additions made to the source text are distinguished in the score by brackets, and added slurs by broken lines. The additions are always based on the principle of analogy and limit themselves to this principle; a comprehensive marking was not intended. The “Revisionsbericht” (Critical Commentary) in the full score PB 5356 provides further information concerning details of the editorial process. In addition to this edition of the score, the solo and orchestral parts, including a thoroughbass realization for harpsichord arranged by the editor and a piano score prepared by Siegfried Petrenz, are also available from the same publisher. Göttingen, Fall 1999

Klaus Hofmann (Herbipol.)


49

Konzert für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-moll

Johann Sebastian Bach BWV 1043 herausgegeben von Klaus Hofmann (Herbipol.)

Vivace Violino solo I

Violino solo II

Violino I [ ]

Violino II

Viola Basso continuo

5

9

Breitkopf PB 5612

© 2000 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden


50 13

17

21

Solo

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


51 25

Solo

29

33

] [

Breitkopf PB 5612


52 37

41

45

Tutti

Tutti

[ ]

[ ]

[ ]

[ ] Breitkopf PB 5612


53 49

Solo [Solo]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

53

Tutti [Tutti]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

57

[Solo]

[Solo]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


54 61

65

69 ] [ ] [

Breitkopf PB 5612


55 73

77

81

Breitkopf PB 5612


56 [Tutti]

85

[ ]

Tutti

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

Largo ma non tanto

[ ]

[ ]

[ ]

poco

4

Breitkopf PB 5612


57 7

10

13

Breitkopf PB 5612


58 16

[ ]

19

[

22

[

]

[ ]

Breitkopf PB 5612

]


59 25

27 II

30

Breitkopf PB 5612


60 33

[

36

39

Breitkopf PB 5612

]

[ ]


61 42

45

[

[

48

Breitkopf PB 5612

]

]


62 Allegro

5

10

3

3

3

3 3

3

3

3

3

3

3

Breitkopf PB 5612

3

3

3

3

3


63 14

3

3

3

3 3

3

3

3

3

3

3

3

[ ] [ ]

[ ] [ ]

[

]

18

[ ]

[

]

Solo

[ ]

[ ]

23

[Solo]

[ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612

[ ]

[

]


64 28

33

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

38

Breitkopf PB 5612


65 43

48

[Solo]

[Solo]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

53

Breitkopf PB 5612


66 57

3

62 3

3

3

3

3 3

[ ]

66

3

3

[ ]

[ ] [ ]

3

3

3

3

3

[ ] 3

3

3

[ ]

3

3

3

3

3 3

3

[

] [

[ ]

[ ] [ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612

[ ]

]


67 70

[ ]

[ ]

[ ]

[ ] [ ]

[ ]

[ ]

[ ]

75

80

Breitkopf PB 5612


68 85

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

90

95

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

Breitkopf PB 5612


69 100

105

109

Breitkopf PB 5612


70 114

119

[ ]

[ ]

[ ]

123

[ ]

Breitkopf PB 5612


71 127

132

137

Breitkopf PB 5612


72 142

3

3

3

3 3

3 3

3

3

146

3

3

3

3

3

3

3

3

3 3

3

3

3

] [ ]

3

150

3

[ ]

[ ]

[

3

3

3

[ ]

[ ]

3

]

Breitkopf PB 5612

[

[ ]

[

]





PB 5612 Breitkopf & Härtel Partitur-Bibliothek

J. S. Bach – KONZERTE | CONCERTOS für Violine, Streicher und Basso continuo for Violin, Strings and Basso Continuo a-moll | in A minor BWV 1041 E-dur | in E major BWV 1042 für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo for two Violins, Strings and Basso Continuo d-moll | in D minor BWV 1043

ISMN 979-0-004-21509-8

www.breitkopf.com

9 790004 215098 PB 5612-07

Studienpartitur | Study Score


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