Das Glßck der alten Tage In Alten- und Pflegeheimen abgeschoben – so will niemand leben. Die Bremer Heimstiftung zeigt, dass es auch ganz anders geht.
Text: Peter Laudenbach Foto: Antonina Gern
SCHWERPUNKT: STABILITÄT _WOHNEN IM ALTER
Endspiel Herr Hamm mag seine Eltern nicht besonders. Ein mürrisches „verfluchter Erzeuger!“ ist noch das Freundlichste, was er für seinen greisen Vater übrig hat. Hamms Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Auch seine Eltern machen sich nicht mehr die Mühe, Sympathie für ihren Spross zu heucheln. Alles, was sie noch mit ihrem Sohn verbindet, ist ihre Abhängigkeit. Er füttert sie mit Zwieback, das muss reichen. Auch das Zimmer, in dem die Eltern in Mülltonnen vegetieren, gehört Herrn Hamm. Der Generationenvertrag: eine lästige Alimentierungspflicht. Viel mehr als ein Gnadenbrot und ein Platz in einer möglichst billigen Verwahranstalt ist für die Alten nicht drin. Familie Hamm ist kein Beleg für die Härten des demografischen Wandels und den von Alarmisten herbeigeredeten „Generationenkrieg“ (Frank Schirrmacher). Herr Hamm und seine Eltern in der Mülltonne sind Theaterfiguren aus Samuel Becketts „Endspiel“, einem Klassiker des absurden Theaters. Mindestens so absurd wie Becketts Stück ist allerdings auch die Routine, mit der alte und pflegebedürftige Menschen der fürsorglichen Entmündigung der Heime überlassen werden. Aus dieser Perspektive sind die Alten dann wirklich nur noch ein Kostenfaktor für den Sozialstaat und ein interessanter Markt für Dienstleister. Einem Markt mit traumhaften Wachstumsraten und reichlich dysfunktionalen Rahmenbedingungen. Weil der Zuschuss der Pflegeversicherung für stationäre Betreuung ungleich höher ausfällt als bei ambulanter Pflege (für Pflegestufe 1 sind es stationär 1023 Euro, ambulant 420 Euro), wird die Einweisung ins Heim für Pflegeanbieter und Angehörige ökonomisch attraktiv. Fachleute sprechen vom „Heimsog“. Bis 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland um 1,3 Millionen Menschen auf dann 3,4 Millionen wachsen. Gleichzeitig lässt die Bereitschaft von Familienangehörigen nach, selbst die Pflege zu übernehmen, eine Folge von Individualisierung und längerer Berufstätigkeit. Ändert sich daran nichts, braucht man, einer Modellrechnung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe zufolge, in den nächsten 50 Jahren mehr als doppelt so viele Pflegeplätze. Das wird teuer für die Beitragszahler und unerfreulich für die im Zweifel möglichst kostengünstig abgefertigten Heiminsassen.
Eine ganz kleine Kulturrevolution Wie es anders geht, führt die Bremer Heimstiftung mit ihrem „Haus im Viertel“ vor. Es liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Brotfabrik im Bremer Steintorviertel, einem Stadtteil mit schöner Architektur, etlichen Kneipen und vielen jungen Leuten. Das Haus im Viertel hat einen Innenhof mit Kopfsteinpflaster, es gibt ein BioRestaurant, in dem leise Musik der Beatles läuft, Räume der Volkshochschule, einen Kindergarten, einen Treffpunkt der örtlichen Buddhisten. Nach Altersheim sieht es hier nicht aus, eher nach ent94
Alexander Künzel, der Geschäftsführer der Heimstiftung
spanntem Wohnen mitten in der Stadt. Hier leben in 92 barrierefreien Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften, eine für Demenzkranke und eine für Körperbehinderte, rund hundert alte, zum Teil pflegebedürftige Menschen. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 80 Jahren. Das Projekt trägt sich selbst, die Bewohner zahlen für eine 47-Quadratmeter-Wohnung 750 Euro. Enthalten ist eine monatliche Pauschale von 132,60 Euro, die die Bezahlung der Sozialarbeiter und den Grundservice des Hauses abdeckt. Für Notfälle und Pflegebedürftige gibt es rund um die Uhr einen Pflegedienst im Haus, der extra bezahlt werden muss. Je nach Einstufung übernimmt die Pflegeversicherung die Kosten – allerdings nur zum Satz der ambulanten Betreuung. Alle anderen Serviceleistungen, etwa die Begleitung in die Stadt, Essen auf Rädern oder den Einkauf, zahlen die Bewohner nur, wenn sie sie in Anspruch nehmen. Das Haus im Viertel bietet alle Heim-Vorteile: Sicherheit, Schutz, Pflege, Hilfe. Zugleich erspart es den Bewoh-
SCHWERPUNKT: STABILITÄT
nern die heimtypische Bevormundung. Sie leben in eigenen Wohnungen. Und anstelle eines teuren All-inclusive-Pakets, das die Heime anbieten, können die Bewohner hier selbst entscheiden, welche Hilfe sie in Anspruch nehmen. Das erhöht die Selbstständigkeit, ist flexibler und billiger. Das Haus im Viertel, gegründet vor zehn Jahren, war das erste alternative Wohnprojekt der Bremer Heimstiftung, in deren Wohnanlagen, Alten- und Pflegeheimen rund 1500 Mitarbeiter etwa 3000 Bewohner betreuen. „Früher dachte ich, wenn es Probleme gab, wir brauchen mehr Mittel und müssen mehr Leute anstellen. Das haben wir dann auch getan“, berichtet Alexander Künzel, der Geschäftsführer der Heimstiftung. „Die bittere Erkenntnis war dann, dass sich an der Grundproblematik der Institutionen nichts ändert. Sobald man ein Heim betreibt, ist man der Funktionslogik der Institution und der Kostenträger ausgeliefert. Institutionen entwickeln automatisch ein obrigkeitsstaatliches Verhältnis zu den Leuten, die von ihnen abhängig sind.“ Für Künzel markiert das Haus im Viertel einen Bruch mit der Endspiel-Kultur der Verwahranstalten. Seine Prognose: „Wir werden weniger Pflegeheime haben. Von unseren heutigen Pflegeheimbewohnern müsste höchstens die Hälfte in einem Heim wohnen. Die anderen könnten gut in geschützten Wohngemeinschaften leben. Wir lehnen die alte Versorgungslogik ab. Die Zukunft liegt in unterstützenden Assistenzsystemen.“ Die praktischen Beispiele, die Künzel und seine Kollegen dafür entwickelt haben, gehen über bekannte Modelle wie Mehr-GenerationenHäuser und betreutes Wohnen hinaus. Die Öffnung hin zum Stadtteil und die gezielte Kooperation mit unterschiedlichsten Partnern ist Programm. Durch die Zu-
Katharina Schwuchow genießt das selbstständige Leben im Haus
sammenarbeit mit den Paritätischen Diensten Bremen, einer gemeinnützigen GmbH, die die Körperbehinderten-Wohngemeinschaft betreiben, konnte das Haus im Viertel etwa den Notruf-Service rund um die Uhr deutlich günstiger finanzieren. Die Öffnung in den Stadtteil bedeutet zum Beispiel, dass eine junge Frau aus der Nachbarschaft, eine Sängerin, regelmäßig ins Heim kommt und mit den Mietern singt, ohne Bezahlung, einfach weil es ihr Spaß macht. Und weil die Hilfe zur Selbsthilfe zur HausPhilosophie gehört, hängt vieles von den Bewohnern selbst ab, von ihren Freundschaften und Interessen und dem Austausch untereinander. Das Haus bietet dafür den nötigen Rahmen. Zwei Beispiele: Ein älterer Herr hatte bei seinem Einzug eine Bibliothek, die viel zu groß für seine neue Wohnung war. Die Hausleitung bot ihm an, eine Bibliothek für alle Bewohner einzurichten, und stellte ihm dafür zwei schöne Räume zur Verfügung. Jetzt stehen seine Goethe- und Shakespeare-Werkausgaben dort in den Regalen, und alle haben etwas davon: Der Büchersammler muss sich nicht von seinen Schätzen trennen; es macht ihm Vergnügen, die Bibliothek zu betreuen. Und die Mieter haben Lektüre in großer Auswahl. Ein anderer Mieter, Anfang 80, hat sich im Hof eine kleine Werkstatt eingerichtet. Dort bastelt er regelmäßig mit den Kindern aus dem Kindergarten. Er strahlt, als er davon erzählt. Gut für ihn, gut für die Kinder – und völlig undenkbar in einem normalen Heim, das allenfalls eine schlecht bezahlte Animateurin aufbietet, die Bastelkurse veranstaltet und mit den Alten wie mit Kleinkindern redet. „Der Sozialarbeiter hat hier den Job, die Selbstständigkeit der Leute zu unterstützen“, sagt Alexander Künzel. Wenn jemand zum Arzt muss und das nicht allein schafft, kann er auch Nachbarn fragen, ob sie ihm helfen, bevor er einen Profi dafür bezahlt. Hier wohnen keine Insassen, die von einem allmächtigen Apparat durch den Tag geleitet werden, sondern Menschen, die ihren Alltag so weit sie können selber regeln und sich dabei nach ihren Möglichkeiten gegenseitig unterstützen oder von ihren Angehörigen und Bekannten helfen lassen. Künzel: „Das ist kein Konsumhotel mit langen Wahlleistungs-Listen.“ Offenbar ist das für viele Mieter attraktiv. In einer anderen Einrichtung der Bremer Heimstiftung, dem Stiftungsdorf Gröpelingen, ist neben einem Kindergarten auch ein Integrationsprojekt für Migranten untergebracht. Jetzt unterhalten sich die älteren Bewohner in Gesprächskreisen mit den Ausländern, die so nebenbei ihr Deutsch verbessern. Im Gegenzug kochen sie regelmäßig für die Bewohner. „So entsteht in einem Quartier etwas völlig anderes, als wenn wir dort einfach ein normales Pflegeheim hingestellt hätten“, sagt Künzel und wird dann grundsätzlich. „Das Hauptproblem in der alternden Gesellschaft ist die soziale Isolation, die Einsamkeit. Soziale Teilhabe sorgt für Würde und Sinn. Zivilgesellschaft heißt: Wir organisieren etwas gemeinsam. Dabei spielen Laien eine wichtige Rolle. Profis sind für die Qualitätsentwicklung zuständig und für schwierige Fälle. Wir haben 3 95
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etwa Pflegehausgemeinschaften für Altersverwirrte. Da kochen mittags ganz normale Hausfrauen. So etwas hat eine Psychologin vom Diakonischen Werk entsetzt: ,Reden da etwa Nicht-Professionelle mit den Dementen?‘, hat sie gefragt.“ So viel zu den Ängsten im Apparat. Künzel zählt die Vorurteile und AbwehrVokabeln auf: Entprofessionalisierung, neoliberal, Abbau des Sozialstaates. Solchen Blockaden setzt er entschlossen und kämpferisch entgegen: „Netzwerk statt Käseglocke, Leben in der Stadt statt irgendwo am Rand, normaler sozialer Austausch statt geschlossene Anstalt. Kulturell ist das eine kleine Revolution.“
„Das ist jetzt mein Zuhause“ Katharina Schwuchow, eine höfliche Dame, spricht nicht von Revolution. Dafür ist die 92-jährige Hanseatin zu kultiviert. Frau Schwuchow lebt seit zweieinhalb Jahren im Haus im Viertel und sagt, dass das Leben hier ganz normal weitergehe. „Ich habe meine Möbel mitgenommen. Ich wohne in meiner eigenen Wohnung. Ich mache mir mein Frühstück, wasche ab, mache mir mein Bett.“ Einmal die Woche kommt ihre Tochter zu Besuch und kocht und putzt für sie. „Ich mache das gerne, das sind schöne Besuche“, sagt Eva-Maria Schwuchow, die Tochter. „Seit meine Mutter dort lebt, müssen wir keine Angst mehr um sie haben.“ Für den Notfall hat die alte Dame immer einen Notruf-Piepser dabei – ein Knopfdruck, und ein Pfleger kommt. „Ich war im Pflegeheim, als ich nach einem Sturz krank war, aber da wollte ich nicht bleiben“, berichtet sie. „Das war ein teures Heim, aber die Schwestern waren nicht so freundlich wie hier, das Essen hat mir nicht geschmeckt. Da saßen die alten Leute den ganzen Tag auf dem Gang, und wenn man sie gegrüßt hat, hat keiner zurückgegrüßt.“ Marianne Schröder, mit 85 Jahren noch sehr rüstig, ist Frau Schwuchows Nachbarin und gerade zum Kaffeetrinken und Plaudern zu Besuch. Sie wohnt erst seit einem halben Jahr hier. „Das ist jetzt mein Zuhause“, sagt sie. „Schön ist es hier. Man fühlt sich so wohl, als wäre man schon ewig hier.“ Das klingt unspektakulär und selbstverständlich, als hätten die Frauen eine gute Zeit und genössen ihr Leben. Und die Kranken? „Zurzeit leben hier etwa 25 Mieter, die ohne uns in ein Heim müssten“, sagt Ursula Schnell, die Hausleiterin, eine aufgeräumte und energische Frau. „Unser nachbarschaftliches Netz und die Sicherheit stabilisiert die Lebenssituation ungemein.“ Eine über 90-jährige Mieterin ist blind. Sie ist auf den Rollstuhl angewiesen, braucht Hilfe bei der Körperpflege und im Haushalt. Ein „Hilfemix“ (Schnell), zu dem der Pflegedienst, die Angehörigen, ein Nachbarschaftshelfer, Nachbarn, der Hausmeister und der Sozialdienst gehören, sorgt dafür, dass sie in der Wohnung bleiben kann. Sie pflegt ihre Bekanntschaften, nimmt am Gedächtnistraining teil, wird in die Stadt gefahren. Das Hilfsangebot der ehrenamtlichen und professionellen Helfer richtet sich nach den Kranken – nicht umgekehrt. Das Ziel ist 96
Oben: Hans Jürgen Hahnenfeld teilt seine Bibliothek mit den Nachbarn Unten: Treffpunkt im „Haus im Viertel“: das Bio-Restaurant
simpel und mit üblichen Heimen kaum vereinbar: so viel Unterstützung wie nötig, so viel Autarkie wie möglich. Das alles ist erst der Anfang. Was die Bremer Heimstiftung aus den Erfahrungen im Haus im Viertel lernt, nutzt sie für weitere Einrichtungen. Schon jetzt wohnt etwa ein Drittel der Mieter in solchen Service-Wohnanlagen. Das neueste Projekt: zehn Wohnungen samt Gemeinschaftsräumen für alte und pflegebedürftige Menschen auf einer Hochhaus-Etage in Bremen-Tenever, einer Siebziger-Jahre-Hochhaussiedlung im Bremer Osten. Auch dort wird so kalkuliert, dass die staatliche Grundsicherung zur Finanzierung von Miete und Basis-Service reicht. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft überlässt der Heimstiftung die Wohnungen zu einer günstigen Miete, um so die Wohnanlage auch für ältere Mieter attraktiv zu machen. Hier werden Menschen mit kleinen Renten wohnen, wie alt gewordene Arbeitslosengeld-II-Bezieher, die von Grundsicherung leben. Ein PflegeBRAND EINS 07/09
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dienst, finanziert aus den Ansprüchen der Mieter auf Hilfe aus der Pflegeversicherung, sorgt rund um die Uhr für Hilfe. Und schon bevor die ersten Mieter eingezogen sind, ist die Sozialarbeiterin dabei, das Projekt im Stadtteil zu vernetzen. Gekocht zum Beispiel wird jeden Tag von Mitarbeitern eines benachbarten Mütterzentrums. Das ist billiger, als Essen auf Rädern kommen zu lassen, und sorgt nebenbei für Kontakte und sozialen Austausch. Genau wie im Haus im Viertel: So viel professionelle Hilfe wie nötig, so viel Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, gegenseitige und nachbarschaftliche Hilfe wie möglich.
Unabhängigkeit? Das mögen Experten nicht Wohnanlagen wie das Haus im Viertel schaffen bei geringeren Kosten eine bessere Lebensqualität für die Bewohner als konventionelle Heime. Das lässt sich belegen: Eine groß angelegte empirische Studie der Bertelsmann Stiftung („Soziales neu gestalten – Song“) hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren das Haus im Viertel und drei ebenfalls gemeinwesen-orientierte Wohnmodelle anderer Träger untersucht. Wissenschaftler des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg fragten nach dem „Social Return on Investment“. Sie verglichen den Gesundheitszustand und die Kosten bei 350 Bewohnern dieser Anlagen mit denen einer gleich großen, hinsichtlich Altersstruktur, Gesundheitszustand und soziokultureller Zusammensetzung ähnlichen Vergleichsgruppe. Danach liegen die Kosten pro Person je nach Alters-Mix 30 bis 50 Prozent unter denen konventioneller Heimangebote. Hauptursache: Der Zeitpunkt, zu dem Pflege notwendig wird, tritt später ein. Größere Eigenverantwortung und sozialer Austausch tun den Menschen gut. „In der Sozialkapitalforschung ist es unstrittig, dass Menschen, die in dichteren sozialen Netzen mit zahlreichen Kontakten leben, gesünder bleiben und eine höhere Lebenserwartung haben“, sagt der Heidelberger CSI-Direktor Volker Then dazu. „Diese Korrelation ist empirisch nachweisbar.“ Diese neuen Wohn- und Lebensmodelle sind schon weiter als der alte, verwaltende Sozialstaat. Das heißt auch: Sie können ihr Angebot nicht automatisch aus dem Versicherungssystem und den Finanzierungsströmen des Sozialstaates finanzieren – obwohl der auf diese Weise sparen könnte. Die Betreiber mussten kreative Lösungen finden, zum BRAND EINS 07/09
Beispiel durch die Verwertung von Grundstücken der Gemeinde oder durch eine Quersubventionierung des Trägers, für den das Projekt ein strategisches Investment ist. „Das ist eine klare politische Lücke“, sagt Then. Die sozialen Sicherungssysteme profitieren von den Neuerern, ohne sich ausreichend an den Kosten zu beteiligen. Lieber investieren sie in herkömmliche Heime. „Selbstverantwortung und Selbstorganisation kann vom Sozialstaat bestärkt oder behindert werden“, stellt Alexander Künzel von der Bremer Heimstiftung fest. „Zurzeit wird sie behindert. Eigenverantwortung und gegenseitige Hilfe sind uns seit den siebziger Jahren durch die Professionalisierung und Spezialisierung in der Sozialarbeit systematisch ausgetrieben worden. Das führt zu einer unglaublichen Fehlleitung öffentlicher Mittel. Wenn man es hart sagen will: Die Spezialisten produzieren Abhängige als Legitimation für ihren eigenen Job.“ Kein Wunder, dass Künzel wütend ist. Neue Modelle für ein besseres Leben im Alter sind erprobt. Aber von der Umsetzung zum Wohle aller sind wir noch weit entfernt.
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Hauptsache Kontakt halten: Katharina Schwuchow, 92