Neuigkeiten aus dem Markt- und Schaustellermuseum Nr. 9 Weihnachtsmärkte & Adventskalender Wie lange dauern 24 Tage ? Süßigkeiten und vor allem Spielzeug auf den liebevoll gestalteten Zeitmessern auf.
Das Markt- und Schaustellermuseum besitzt eine große Grafiksammlung zum Thema Weihnachtsmarkt,darunter zahlreiche Adventskalender.
Spielzeugbude im Stil des 19. Jahrhunderts, KorschVerlag 1950er Jahre Der Nürnberger Chistkindlesmarkt, Holler-Verlag 1984, nach einem Original aus den 1920er Jahren
Der Adventskalender gleicht in seiner Funktion etwa den Tageszählern der Soldaten vor dem Abmustern – und wird sicherlich ebenso ungeduldig und erwartungsvoll behandelt.
Viele Schausteller und Marktkaufleute engagieren sich im Winterbrauchtum, organisieren Weihnachtsmärkte und nehmen mit ihren Geschäften daran teil.
Weihnachtsmarkt vor der prächtigen Kulisse der Münchener Marienplatzes.
Kalender aus den 1950er Jahren. Das HeiligabendTürchen ist, wie bei alten Kalendern üblich, auf der Kirche angebracht
Wie lange dauern 24 Tage? Eltern haben immer schon versucht, ihren Kindern die Zeit bis zum Weihnachtsfest mit Zahlen, Zeichen und Geschichten zu verdeutlichen.
Deshalb taucht so manches Karussell, so mancher schöne Stand mit weihnachtlichen
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Seit wann gibt es Adventskalender? 1885 nähte eine Mutter ihrem vierjährigen Söhnchen 24 Gebäckstücke an einen Karton, um ihm die Wartezeit aufs Christkind zu versüßen. Für Gerhard Lang, so hieß der Knabe, war diese schöne Erinnerung der Anstoß, später – 1908 - in seiner Münchener Lithographischen Anstalt den ersten in größeren Auflagen gedruckten Adventskalender zu produzieren.
Ein eher sommerliches Warenangebot und ein kleiner Zigeunerwagen mit Bärenführer - MarktMotive im Stil des 19. Jh., Sellmer-Verlag 1970er Jahre
Es gab Kreidestrichkalender, Kalender zum Abreißen, stückweise abbrennende Kerzen und Advents- oder Weihnachtsuhren, an denen der Zeiger täglich vorgerückt werden durfte.
Der erste gedruckte Adventskalender, Lithographische Anstalt Reichhold & Lang 1908. Nachdr. Ars Edition 2006
Er nannte ihn „Im Lande des Christkinds“. Diese Ausgabe hatte noch keine Türchen, sondern bestand aus zwei Teilen: einem Blatt mit 24 kleinen Bildern und einem bedruckten Kartonbogen, der mit nummerierten Kästchen versehen war. Jeden Tag durften die Kinder ein Bild ausschneiden und es auf die dafür vorgesehenen Stellen kleben, wo ein lustiger Vers stand.
Weihnachtsmarkt im Wirtschaftswunderland: gigantische Pakete und Säcke werden transportiert. Korsch-Verlag, 1960er Jahre.
Von Hand hergestellte und im Familienbereich verbreitete Vorformen gab es bereits im 19. Jahrhundert. Der Advent, die schrittweise Hinführung auf die Geburt des Erlösers in Andacht und Gebet, inspirierte fromme Menschen zu mancherlei Weihnachtsbräuchen und Symbolen.
Kalender mit Türchen und Fenstern zum Aufklappen gab es seit etwa 1920, waren bis in die 1930er Jahre aber nur ein Angebot unter vielen Handhabungen: es gab Ausschneide-, Abreiß-, Klebe-, Dreh- und Ziehbilder in vielfältigen Variationen.
Lore Hummel,1960er Jahre
Wichtel-Weihnachtsmarkt des beliebten Kinderbuchillustrators Fritz Baumgarten, Korsch-Verlag 1960er Jahre
Jetzt, 100 Jahre später, ist der gedruckte Adventskalender – aus produktionstechnischen Gründen fast ausschließlich mit Türchen - in weiten Teilen der Welt verbreitet. 2
Doch die meisten Verlage bleiben bei den gewohnten Themen: verschneite Städtchen, Engel und Wichtel, Märchen, und natürlich WEIHNACHTSMÄRKTE
Aber immer noch müssen Kinder viel Geduld und Selbstbeherrschung aufbringen, um sich nicht an den geheimnisvollen Türchen und Kläppchen der nächsten Tage zu „vergreifen“. Adventskalender-Verlage sind zum Teil allgemeine Kalenderbzw. Postkartenhersteller, es kommen aber auch immer mehr renommierte Kinderbuchverlage dazu. Die Graphiken stammen, soweit feststellbar, zum Teil von bekannten Kinderbuchillustratoren und –illustratorinnen wie z.B. Ida Bohatta oder Fritz Baumgarten.
Adventskalender als Werbeträger – hier für die Stadt Essen und den Weihnachtsmarkt. Alle Sehenswürdigkeiten sind gefällig arrangiert, der ungeliebte Hauptbahnhof weggelassen. Vera Hölter, Essen Marketing GmbH, 2005. Der Essener Weihnachtsmarkt der Nachkriegszeit wurde übrigens 1970 von Erich Knocke und Wilhelm Rosenblatt gegründet.
Blick aus der Vogelperspektive auf einen bayerischen Weihnachtsmarkt. Rotraut Hinderks-Kutscher, Korsch-Verlag, 1960er Jahre.
In den 1950er Jahren kam die Adventskalenderproduktion in der Bundesrepublik wieder in Fahrt. Weltliche Motive überwiegen die religiösen mittlerweile bei weitem. Den Illustrationen fehlt fast jeder Bezug zur aktuellen Gegenwart, was sie zeitlos macht und dem Verlag jahrzehntelange Wiederauflagen beschert. In den sechziger und siebziger Jahren fand zuweilen der Zeitgeist Eingang in die Gestaltung: es tauchten Comicfiguren auf, sogar eine Mondrakete (mit kirchturmähnlicher Spitze) und die Figuren waren plötzlich modisch gekleidet.
Frohe Weihnachten!
Literatuhinweise: Pieske, Christa: Das ABC des Luxuspapiers 1983 Gajek, Esther : Adventskalender 1988 Holldorf, Ullrich: Adventskalender. In: Troedler & Sammeln 1998, H. 229, S. 126-132 Andrea Naumann: Christkindlmarkt, Ars Edition 2003
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