colore 24 wallnussbraun

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Ökologisches Bauen Wegweisende Holzbauten bekräftigen auf der ganzen Welt die „Holz-Wende“ und damit die Verbindung von Architektur und Klimaschutz.

Natürlichkeit hat viele Gesichter

Ein französisches Hotel zeigt eine beeindruckende Interaktion von gebauter Architektur und natürlicher Landschaft.

Erst durch „Nutzungsanforderungen“ von Seiten des Raumes entwickeln sich Beziehungen zwischen Mensch, Raum und Funktion.

Farbbetrachtungen

OKT

2021

colore FARBRÄUME


eroloc


colore FARBRÄUME


Brillux Scala-Farbton 15.06.16


EDITORIAL

„Wir müssen alle harte Nüsse knacken, der eine heut, der andre morgen, das ist der ganze Unterschied.“ Theodor Fontane

Liebe Leserinnen und Leser, welche Assoziationen haben Sie, wenn Sie sich vorstellen, mit einer „harten Nuss“ konfrontiert zu werden? Dass sie geknackt werden muss? Dass ein hoher Kraftakt notwendig ist? Denken Sie an menschliche Charaktereigenschaften oder doch an die botanische Frucht? „Harte Schale, weicher Kern“ – Nuss oder Mensch? Es zeigen sich vielseitige Verbindungen zwischen den sogenannten Schließfrüchten und dem Menschen. Nicht umsonst gelten Nüsse als eines der gesündesten Lebensmittel, das auf jedem Speiseplan stehen sollte, egal welchem Ernährungsstil man folgt. Und nicht nur die Früchte und Samen der Pflanzen werden geschätzt, auch ihre Hölzer sind beliebt. So ist Walnussholz eines der begehrtesten und wertvollsten seiner Art und wird häufig für Musikinstrumente, Designermöbel und Unikate verwendet. Das 48° Nord Landscape Høtel in einem Naturschutzgebiet im Elsass kombiniert sogar wertvolle Inhaltsstoffe von Samen und Nüssen für sein regional orientiertes Restaurant mit dem witterungsbeständigen Holz umliegender Kastanienwälder als Konstruktions- und Fassadenholz der 14 heimeligen Übernachtungshütten. Damit überzeugt es nicht nur im Rahmen unseres Themas mit Ganzheitlichkeit. Überzeugen können auch neue Ansätze im Holzbau. Gerade Hochhäuser und Großbauprojekte setzen zunehmend auf Holz als nachwachsendes Baumaterial. Klimaschutz betrifft uns alle und kann vielfältig gestaltet werden, wie weg­ weisende Architekturen in unserem Fokusthema „Ökologisches Bauen“ zeigen. Auch unsere Referenzen folgen diesem Ansatz: Ein Hotel, ein Restaurant, eine Botschaft, Kindertagesstätte und Bibliothek – alles Architekturen, die das Wohl und den Menschen fokussieren. Umso schöner zu sehen, dass bei diesen Gebäudetypen Natürlichkeit, Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit auf unterschiedliche Weise im Mittelpunkt der Gestaltung stehen. Was alles drinsteckt, auch in der Nuss, können wir hier wahrlich nur anreißen: Aus Nussschalen entstehen Farben, eindrucksvolle Böden und Kunstwerke. Und über allem steht die Natürlichkeit – buchstäblich der Kern unserer Ausgabe: Die Natur hat einen positiven Einfluss auf uns Menschen und unsere Gesundheit – sie erdet uns, führt uns zurück zu unseren Wurzeln. Lassen Sie sich auf vollmundige Geschmäcker bringen! Ihr colore Team

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I N H A LT

WALNUSS

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BRAUN

Natürlichkeit hat viele Gesichter Ein ganzheitliches Hotelkonzept beeindruckt mit vielfältigen Sinneseindrücken im Elsass

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Nussiger Genuss Wissenswert – in einer Nuss steckt mehr, als ihre Schale auf den ersten Blick vermuten lässt

34

Der Computer als Schöpfer Die etwas andere Parkbank: Mit wurzelähnlicher Struktur überzeugt das überdimensionale Möbel

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Ein Dorf ist „nussverliebt“ Eine Gemeinde hat sich zum „Nussdorf“ ernannt und bietet alles, was „Nussliebhaber“ begehren

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Mondholz Ein besonderes Holz beeinflusst mit positiven Effekten das menschliche Wohlbefinden

74

Ein Leben für die Nussschale Kunsthandwerker Gerald Valdéz widmet sich einer der härtesten Nussschalen der Welt

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walnussbraun Brillux Scala-Farbtonfamilie 15

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MEHR ALS FARBE

FOKUS

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Königlich gebettet Hotel DAS TEGERNSEE, Tegernsee

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Farbbetrachtung und Farbräume

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Stadt – Land – Restaurant Restaurant „Im Original“, Lahr

Durch „Nutzungsaufforderungen“ von Räumen und Objekten entstehen Operatoren eines

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selbstgesteuerten Lebens

SOS-Kinderdorf Botschaft für Kinder,

Eva Filter

48

Ökologisches Bauen Wegweisende Holzbauten

Eine Botschaft mit vielen Gesichtern Berlin

58

Geschichte neu erzählt Zentralbibliothek Neude, Utrecht

bekräftigen auf der ganzen Welt die „Holz-Wende“

66

Klare Kante für eine Kita Kita St. Petrus Canisius, Freiburg im Breisgau

70

Dialog in Farbe Architektenfragen an das Beraterteam von Brillux

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WALNUSSBRAUN

NATÜRLICHKEIT hat viele Gesichter 8


„Frische Luft schnuppern“ bekommt bei diesem wirklich ganzheitlichen Hotelkonzept eine neue Bedeutung. In einem Schutzgebiet des EU-weiten Netzwerks Natura 2000 am Rande des elsässischen Dorfes Breitenbach hat das norwegische Büro um Reiulf Ramstad Arkitekter in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro ASP aus Ostfrankreich und der leidenschaftlichen Initiative des Hotelinhabers ein naturverbundenes Hotel geschaffen, das seinesgleichen sucht. Bereits der Name „48° Nord Landscape Høtel“ unterstreicht die Interaktion von gebauter Architektur und natürlicher Landschaft. Das Ergebnis beeindruckt mit einer Verschmelzung vielfältiger Sinneseindrücke.

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Einzigartig nachhaltig

bens. Diese Themen treiben auch Architekt ­Reiulf Ramstad und sein Büro an. Ihre

„ Mit dem Ort verschmelzen, aber nicht verschwinden – zeigen, dass Natur, Ökologie und Moderne nicht unvereinbar sind.“ REIULF RAMSTAD, ARCHITEKT

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Die Themen Nachhaltigkeit und ökolo-

Projekte sind von einer klaren und redu-

gisches Bewusstsein prägen das aktuelle

zierten architektonischen Palette geprägt,

Zeitalter mehr als je zuvor. Nicht um-

die auf natürlichen Materialien und der

sonst sind bereits 18,5 % der Landfläche

individuellen Besonderheit des Ortes ba-

der EU durch Natura-2000-Schutzgebiete

siert. Dabei soll sich die Architektur an der

abgedeckt, um die Vielfalt von Tier- und

Einzigartigkeit des Ortes orientieren und

Pflanzenarten durch strenge Regularien zu

diesen zugleich hervorheben. Somit ist es

schützen und zu erhalten. Dabei handelt

wenig überraschend, dass sich Emil Leroy-­

es sich aber nicht nur um ein notwendi-

Jönsson gerade Reiulf Ramstad ins Boot

ges Umdenken für den Klimawandel, son-

geholt hat, um seinen eigenen Traum von

dern auch um den zunehmenden Wunsch

einem ökologisch herausragenden Hotel

vieler Menschen nach mehr Wertschät-

zu verwirklichen. Gemeinsam ist ihnen in

zung für natürliche Ressourcen und einen

einem der über 27.000 Natura-Schutzge-

achtsamen Umgang mit sich selbst und

biete im Kanton Mutzig eine Akzentuie-

dem eigenen Umfeld. Ein starker Drang

rung des Ortes par excellence mit beein-

nach einer gewissen Einfachheit des Le-

druckender Aufenthaltsqualität gelungen.


Ein Zusammentreffen von Frankreich und Skandinavien Auf halber Strecke zwischen Straßburg und Colmar befindet sich die idyllische und besonders umweltfreundlich geprägte Gemeinde Breitenbach. Hier findet man ökologischen Landbau, eine Brauerei, Molkerei und Käserei – ebenfalls alle ökologisch ausgerichtet – sowie viele weitere nachhaltige Ansätze und Projekte. Nach einer Bauzeit von knapp acht Jahren ergänzt nun auch das Landscape Høtel dieses naturbewusst ausgerichtete Spektrum. 14 Hütten und ein Hauptgebäude bilden dabei den Hotelkomplex, der eine Gesamtfläche von 20.000 m2 umfasst. Der dänisch versierte Landschaftsarchitekt Emil Leroy-Jönsson wollte hier einen Lebens(t)raum kreieren, der seine eigenen Werte und kulturellen Leidenschaften repräsentiert und der zugleich Menschen mit Offenheit und Freude willkommen heißt. Gemeinsam mit Reiulf Ramstad Arkitekter und den Architekten von ASP ist so eine Symbiose aus Frankreich und Skandinavien, Natur und Architektur sowie Rückzug und Weite gelungen. Das wohlige Hygge-Gefühl in skandinavischem Design trifft französische Kultur. Und über allem steht eine Einfachheit in luxuriös anmutender Vollendung.

„ 48° Nord ist ein Aufeinandertreffen meiner beiden Leidenschaften, meiner beiden Kulturen. Natur und Architektur, Dänemark und Elsass.“ E MIL LEROY-JÖNSSON HOTELBESITZER UND LANDSCHAFTSARCHITEKT

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„ Jedes Projekt wird zu einem einzigartigen Aufbruch, wenn aus einer Reihe von klar definierten und kon­ trollierten Elementen ein höchst individuelles Design entsteht.“ REIULF RAMSTAD, ARCHITEKT

Minimalistisch und (multi)funktional Alle Gebäude folgen – für Reiulf Ramstad sehr typischen – kompakten und klar definierten Formen, die auf ein bis drei Etagen und 20 bis 60 m2 Fläche jeweils zwei bis vier Personen Platz bieten. Skandinavisches Flair ist dabei allgegenwärtig. Die 14 „­H ytten“ passen sich mit ihren Baukörpern dem Gelände an und lassen ihre jeweilige norwegische Bezeichnung als architektonisches Pendant erkennen. So befinden sich die vier „Gress-Hytten“ in der Nähe des Hauptgebäudes und entsprechen einem flachen, ebenerdigen und damit grasähnlichen Aufbau. Drei „Tre-­Hytten“ verfügen über drei Etagen und weisen eine schlanke hoch aufragende Silhouette wie ein Baum auf. Sie befinden sich auf gleicher Höhe wie die drei „Eføy-Hytten“, die ein etwas breiteres, aufgefächertes Raumprogramm erkennen lassen und sich an der Form eines Efeublattes orientieren.

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An der obersten Hangposition befinden sich vier Hütten mit der Bezeichnung „Fjell“. Wie Felsbrocken liegen sie dem Wort entsprechend in der Landschaft, symbolisieren die Schnittstelle zur wild wachsenden Umgebung und verfügen über geschützte, in ihrem Volumen integrierte Außenflächen – teilweise mit eigenem Whirlpool. Alle Hütten und Räume sind auf ein Minimum reduziert und weitestgehend aus naturbelassenem Holz gefertigt. Weniger wird hier mehr. In hochwertiger Qualität bieten Einbaumöbel originelle Details und eine bestmögliche Raumausnutzung. Die großflächigen Fenster ermöglichen dabei unverstellte Blicke in die Landschaft. Dies erfüllt nicht nur den planerischen Grundgedanken des Hotels, sondern entspricht auch dem klassischen skandinavischen Design- und Architekturansatz. Mithilfe minimaler, dezenter, natürlicher, heller und multifunktionaler Ästhetik soll das „einfache Leben“ gefeiert werden.

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Von hier – aber neu verortet

14

Der achtsame Umgang mit der gegebenen

onsholz stammt aus der Umgebung. Die

tronomie. So stammen viele der verwen-

Umwelt war innerhalb des Naturschutzge-

Schindeln für das Hauptgebäude, das dem

deten Zutaten aus dem eigenen Gemüse-

bietes nicht nur Voraussetzung, sondern

Passivhaus-Standard entspricht, gehen so-

garten. Was darüber hinaus benötigt wird,

den Architekten selbst ein wichtiges An-

gar aus den nur knapp 500 m entfernten

kommt von regionalen Biobauern aus einer

liegen. Lediglich vier Bäume mussten für

Kastanienwäldern hervor. Dies verleiht dem

maximalen Entfernung von 150 km. Ent-

die Anlage gefällt werden. Im Gegenzug

Herzstück der Anlage, das den Wellness-

sprechend sind auch die Gerichte von einer

wurden 1.000 neue Sträucher gepflanzt.

und Tagungsbereich sowie das Restaurant

starken Saisonalität und Regionalität ge-

Die 14 Hütten gründen auf Stelzenkons­

beinhaltet, ein besonderes Erscheinungsbild

prägt. Für den Küchenchef die Chance, seine

truktionen, wodurch sie bei Bedarf un-

und erweckt einen noch intensiveren Ein-

Kreativität stets aufs Neue herauszufordern

kompliziert und rückstandslos wieder ab­-

druck von Verwurzelung und Erdung. Eine

und das eigene Spiel mit Aromen perma-

gebaut werden können. Das Konstrukti­

perfekte Überleitung zur hauseigenen Gas-

nent weiter- und neu zu denken.


„ Es ist mehr als ein Hotel, es ist ein Universum.“ Qualität durch wertschätzende Einfachheit

E MIL LEROY-JÖNSSON HOTELBESITZER UND LANDSCHAFTSARCHITEKT

Qualitativ hochwertige, frische Zutaten werden hier liebevoll und wertschätzend zusammengestellt. Ein erneutes Aufgreifen eines Trends aus der skandinavischen Region, deren Küche heute zu den angesagtesten der Welt zählt. Der mit dunkel gewirktem Holz gestaltete Gastraum bietet dafür die ideale Kulisse: ein zurückgenommener, unaufdringlicher, neutraler Rahmen, der alle Sinne auf den Genuss konzentriert. Die Reduzierung auf die Wahrnehmung der menschlichen Sinneseindrücke wird so zum gesteigerten Bewusstsein für ein Leben im Einklang mit der Natur auf allen Ebenen. Eine neue, zunehmend geforderte Art von Luxus, die alle Projektbeteiligten auf eindrucksvolle Weise umgesetzt haben. Ein kleines skandinavisches Universum auf elsässischem Boden. Vielversprechend, denn nicht umsonst sagt man den Skandinaviern nach, sie seien die glücklichsten Menschen der Welt.

OBJEKT | STANDORT

48° Nord Landscape Høtel, Breitenbach, Frankreich ARCHITEKTEN

Reiulf Ramstad Arkitekter AS, Oslo, Norwegen mit ASP Architecture, Frankreich FOTOGRAFIE

Florent Michel @11h45, Yvan Moreau

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WALNUSSBRAUN

Nussiger Genuss Wer kennt sie nicht? Die Macadamia, die Haselnuss oder

Echt – unecht – lecker!

die Walnuss. Nüsse sind schmackhaft, gesund und lie-

Die Endung -nuss ist eigentlich ziemlich irreführend. Denn

fern wertvolle Energie. Gerade deshalb erfreuen sie sich

nicht alles, was nussig klingt, ist ein Genuss. Darüber hinaus

nahezu überall großer Beliebtheit.

gibt es einige Arten, die ihrem Namen nach keine Verbindung erkennen lassen und dennoch zu den Nüssen zählen.

Vor allem zur Herbst-, Winter- und Weihnachtszeit wird

Was ist zum Beispiel mit einem der beliebtesten Schein-

vielerorts der Nussknacker hervorgeholt und eine große

früchtchen – der Erdbeere? Gut, genau genommen steckt in

Anzahl der kleinen Nüsschen verzehrt. Fast schon kon-

ihrer korrekten Benennung „Sammelnussfrucht“ wieder die

templativ wird dabei jede einzelne Nuss von ihrer Schale

Nuss, aber den wenigsten ist bekannt, dass die aromatische,

befreit, genauer betrachtet und genossen. Aber was hat es

rote Beere botanisch betrachtet in die Nuss-Kategorie ge-

mit der Taguanuss – auch Corozonuss genannt –, der Pla-

hört. Die Abgrenzung zwischen Nüssen und Früchten kann

tanennuss, der Wassernuss oder der Waschnuss auf sich?

schwierig sein und ist teilweise auch nicht abschließend

Sind diese genauso schmackhaft und werden vielleicht in

geklärt, gerade was Inhaltsstoffe und ihre genauen ge-

anderen Ländern ähnlich gerne verspeist wie die bei uns

sundheitlichen Auswirkungen betrifft. Denn es ist nicht von

bekannten Klassiker? Hoffentlich nicht! Denn speziell diese

der Hand zu weisen, dass eine der häufigsten allergischen

genannten Nüsse sind, auf jeden Fall in ihrem rohen Zu-

Reaktionen von Erdnüssen hervorgerufen wird, wobei die

stand, ungenießbar, teilweise sogar giftig. Trotzdem haben

Erdnuss aber wiederum eigentlich zu den Hülsenfrüchtlern

sie Potenzial!

gehört. Auch die Pekannuss ist im botanischen Sinne keine Nuss und zählt wie die Cashewnuss, die Kokosnuss, die Pistazie und die Mandel zu den „unechten“ Nüssen. Einer der Gründe für diese Irritation liegt vermutlich in der umgangssprachlichen Abkürzung der Bezeichnung: Denn spricht man von Nüssen, sollte man eigentlich den Begriff Nussfrucht verwenden, was die oben genannten Verwandtschaftsgrade zwischen Nüssen und Früchten erkennen lässt.

Walnüsse gelten nicht nur dem botanischen Namen nach als „königliche“ Frucht. Sie zählen zu den gesündesten Nussarten!

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Präzise betrachtet, handelt es sich bei Nüssen somit um Schließfrüchte, deren Fruchtwand sich aus mehreren Schichten aufbaut, die verholzen. So besteht die Walnuss aus einem Walnusssamen, der von einer dünnen Haut und einer harten Schale umhüllt wird. Dieser Kern steckt in einem Mantel aus Fruchtschale und Fruchtfleisch. Da hier alle Schichten miteinander verholzt sind und lediglich ein zusammenhängender Samen existiert, gehört die Walnuss als eine der wenigen, neben der Hasel- und Macadamianuss sowie der Marone, zu den echten Nussarten. Wertvoll, was drinsteckt

Nutcycle-Projekt: Walnussschalen werden natürlicher Farbstoff

Ob Nuss oder Kern, eins eint alle: ihr Kraftpaket an Inhaltsstoffen. Hier trifft eine erstklassige Kombination aus Nährstoffen und Mineralien auf ungesättigte Fettsäuren, wenngleich bei einigen Arten Zellstrukturen durch Erhit-

Der Genuss von Kreislaufwirtschaft

zen aufgebrochen und abgebaut werden müssen, um sie

Die für nachhaltige Outdoor-Funktionsbekleidung bekannte

für den Menschen bekömmlich und zu einer wertvollen

Kleidermarke Ternua nutzt sogar die Schalen von Walnüssen

Nahrung zu machen. Sind zu hohe Konzentrationen von

als nachhaltiges Färbemittel ihrer Kleidungsstücke. Das aus

Stickstoffverbindungen vorhanden, die den Pflanzen als

dem Baskenland stammende Label kam für eine neue Pro-

Schutz gegen Fressfeinde oder Pilzbefall dienen, bleiben

duktlinie auf die Idee, eine landestypische Tradition ganz-

die komplexen, kleinen Herzstücke für den Menschen lei-

heitlich zu nutzen: Allein in der nordspanischen Region rund

der giftig und ungenießbar.

um Gipuzkoa werden pro Saison über 55.000 kg Walnüsse als Nachspeise oder Knab­berei zum Wein serviert. Ternua

Unabhängig von ihrer Verzehrfähigkeit haben alle Nüsse

hat sich gemeinsam mit dem ortsansässigen Provinzrat und

und verwandte Pflanzenarten einiges zu bieten. So wird das

der Vereinigung der Apfelweinhäuser sowie mit der Firma

umhüllende Fruchtfleisch von Pistazien – mit der Mango

Archroma zusammengeschlossen, um aus vier Apfelwein-

verwandt und aufgrund ihrer aufgebrochenen Schale als

lokalen deren Walnussschalen als anfallenden Reststoff zu

„lächelnde Frucht“ bezeichnet – als hochwertige Tiernah-

sammeln. Die Schalen werden gemahlen und anschließend

rung und Pflanzendünger geschätzt. Waschnüsse können

kann ein rundum natürlicher Farbstoff extrahiert werden –

ihrem Namen nach als natürlicher, geruchsneutraler Rei-

biosynthetisch und mit vollständiger Rückverfolgbarkeit.

nigungsersatz für Wäsche dienen und die Taguanuss eignet

Der Kleidungsstoff selbst besteht aus recycelter Baumwol-

sich ideal zur Schmuckherstellung. Die cremeweiße Farbe

le sowie recyceltem Polyester aus den Rückständen von

der Samen der (Tagua-)Steinnusspalme, ihr leichtes Ge-

PET-Flaschen. Ein Erfolg versprechendes Projekt – natürlich,

wicht, die anschmiegsame Oberfläche und Festigkeit nach

nachhaltig und natürlich voller GeNUSS. Auf diese Weise

der Trocknung verhelfen dem Tagua-Schmuck sogar zum

bekommt auch der Ausspruch „sich in Schale zu werfen“

Titel „Pflanzliches Elfenbein“.

eine erfrischende, neue Bedeutung. Vielfältig, so eine Nuss, von der Schale bis zum Kern. FOTOS

unten links: Tim UR, adobe.stock.com oben rechts: www.ternua.com

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MEHR ALS FARBE

Königlich gebettet Stück für Stück nähert sich das Hotel DAS TEGERNSEE einer wahren Vervollkommnung an exklusivem Weitblick. Umsichtig und vorausschauend modernisiert der Bauherr dieses Vier-Sterne-Luxushotel direkt am Tegernsee in der gleichnamigen Stadt. Historische Bausubstanz mit zeit­genössischen Stilelementen trifft so auf modernen Komfort in zeitlosem Design. Auf einer Höhe von 800 m fühlt sich der Besucher beinahe wie Gott in Frankreich – direkt neben deutsch-österreichischem Alpenpanorama. Landau + Kindelbacher werden mit ihrer neusten und hier vorerst letzten Umgestaltung einer königlichen Anmutung mehr als gerecht.

„Die Vision, die den Entwurf trägt, war es, das Schloss wieder zum Schloss werden zu lassen“, so Gerhard Landau zur aktuellen, abgeschlossenen Umbaumaßnahme innerhalb des weitläufigen Hotelkomplexes. Landau + Kindelbacher haben in der Umbauhistorie von DAS ­TEGERNSEE bereits mehrere Maßnahmen betreut. In diesem Fall stand die Neuinterpretation der Suiten und des Restaurants im Sengerschloss selbst im Fokus. Eine besondere Herausforderung, denn das Schloss ist innerhalb des Ensembles der fünf Gebäude, die der 40 ha großen Hotelfläche ihren Charakter verleihen, das älteste. 1842 wurde es errichtet und seitdem sowohl als bürgerliche Unterkunft und herrschaftliche Sommerresidenz als auch als Kriegslazarett und Schulungsstätte genutzt. FOTOS

Hotel DAS TEGERNSEE

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„ Bei solchen historischen Gebäuden warten Überraschungen an jeder Ecke – genau das ist die Herausforderung, Liebe zum Handwerk und das Besondere – wir wollen die Individualität eines Gebäudes vorantreiben!“ MARTIN SCHMID

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Bereits 2010 erhielt das gesamte Hotel einen Relaunch, doch nach der Neugestaltung der Suiten und der Gastronomie übernimmt das Schloss wieder die repräsentativste Aufgabe, die jeden Besucher ein königliches Gefühl spüren lässt.

Aufenthaltsqualität nach jedem Gusto Das gesamte Hotel punktet mit Vielseitigkeit und dem Wunsch, ein sehr breites Spektrum an individuellen Bedürfnissen der Gäste erfüllen zu können. Dafür stehen insgesamt fünf Häuser zur Verfügung. „Haus Tegernsee“ beherbergt die Rezeption und Lobby sowie Doppelzimmer und Suiten in bajuwarischem Stil. Dies soll eine Hommage an die Jahreszeiten sowie an ein typisches Bauernhaus sein. „Haus Wallberg“, benannt nach dem 1.722 m hohen angrenzenden Gebirge, ist mit einer Vielzahl an Zimmern und Suiten, Spa, Fitness- und Tagungsbereich das größte der Häuser. Die „Alpenchalets“ bieten mit ihren Appartements die Möglichkeit eines längeren Aufenthalts – mit oder ohne Familie – und die „Herberge Quirin“ besticht mit schlichtem Design und Funktionalität. Bei Letztgenannter soll weniger ein Herberge-Charakter entstehen als vielmehr eine Anlehnung an einstige Bediensteten-­ Unterkünfte, modern interpretiert. Daher hat dieses Gebäude auch eine direkte Verbindung zum Herzstück der Anlage – dem anmutigen Sengerschloss.

Gemächer mit exklusiver Note Das eigentliche Schlossgebäude steht bereits unter Denkmalschutz und bedurfte so einer sehr behutsamen Sanierung. Den Architekten war es wichtig, den aristokratischen, mondänen Charakter erneut aufleben zu lassen und zugleich die vorherrschende Vielseitigkeit des Hotels zu integrieren. Die acht Suiten folgen daher einer vornehmen Innenausstattung, die sich am Konzept eines Boutique-Hotels orientiert. Die Themen „Grand Chic“ und „Bohemian Bavaria“ sind allgegenwärtig und bestimmen die Atmosphäre der beiden oberen Etagen. „Jedes Bad sollte dabei in einer anderen Farbe gestaltet werden, was eine große Herausforderung wurde“, sagt Martin Schmid,

„ In so einer tollen Zusammenarbeit wirklich aller Beteiligten entsteht Energie, die einen selber anspornt!“

Maler- und Lackierermeister sowie Geschäftsführer der Malerwerkstätte Schlüter. „Um die Farben vor Ort auf die gewünschte Licht- und Farbwirkung prüfen zu können, wurde jeder einzelne Farbton auf transportablen Platten gestaltet – und es waren über 50 – definitiv ein Schlüssel

MARTIN SCHMID

zum Erfolg!“ Supraporten und stuckierte Wände, Himmelbetten und Marmorbäder sowie geschmackvoll aufeinander abgestimmte Polstermöbel verknüpfen zudem herrschaftliches Auftreten mit modernem Anspruch an Luxus und Komfort. Der feudale Panoramablick über die Weite des Tegernsees und die angrenzenden Alpen runden den glanzvollen und opulenten Stil der Premium-Suiten ab.

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„ Farbe wird bewusst eingesetzt, um Emotionen zu wecken und Assoziationen hervorzurufen.“ GERHARD LANDAU

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Eine Tafel an kulinarischer Vielfalt Tafeln lässt es sich im neu gestalteten Sengerschloss ebenfalls wie ein König. Auf mehreren Etagen können die Gäste zwischen dem Restaurant, der Sonnenterrasse, einer Alpenbrasserie mit Weinstube und einem Biergarten wählen. Allen ist dabei der eindrucksvolle Blick auf den Tegernsee gemein. Das Restaurant besticht mit gehobener Küche und exklusiven Gerichten, während die Brasserie mit einem originellen Food-Sharing-Konzept punktet. Für die Gastronomie war es Landau + Kindelbacher ebenfalls wichtig, vielseitige Bereiche anzubieten, deren Übergänge harmonisch ineinanderfließen. Dafür eignet sich gerade die Verwendung unterschiedlicher Farben. „Farbe gibt Orientierung und zoniert zugleich Raumbereiche ohne bauliche Grenzen“, so Gerhard Landau. Aus diesem Grund haben sich die Architekten dafür entschieden, dass „im Bereich der Terrasse helle Farbtöne dominieren – bestens geeignet für das Tagesgeschäft mit externen Gästen, während im oberen Bereich gedeckte Farben für eine feierliche Atmosphäre beim Dinner sorgen“. Eine sehr feine und dezente Art und Weise, um der Gestaltung zusätzliche Emotionalität zu verleihen und den sinnlichen Genuss zu unterstreichen, der in diesem Hotel jeden Aufenthalt prägt. Denn ob nun während einer pompösen Feier im majestätischen Barocksaal oder bei einem stilvollen französischen Cognac an der eleganten Schlossbar mit Kaminlounge – ein Hauch fürstlicher Charme lässt sich hier in jeder Situation wahrnehmen.

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„ Jedes Gebäude des Ensembles steht für eine eigene Stilrichtung, die sich als Einheit komplettieren.“ GERHARD LANDAU

OBJEKT | STANDORT

Hotel DAS TEGERNSEE, Tegernsee BAUHERR | NUTZER

Bayerische Versicherungskammer, München | DAS TEGERNSEE, Tegernsee ARCHITEKTEN

Landau + Kindelbacher Architekten-Innenarchitekten GmbH, München TECHNISCHER BERATER

Markus Hummelbrunner, Brillux München AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Malerwerkstätte Schlüter GmbH, München BRILLUX PRODUKTE

Impredur Seidenmattlack 880 Glemalux ELF 1000 Silikat-Fassadenfarbe HP 1801 Vetrolux ELF 3100 CreaGlas 2K-PU-Finish 3471 Latexfarbe ELF 992 Dolomit ELF 900 BRILLUX SCALA-FARBTÖNE

75.03.12 (RAL 7035) 27.09.27 66.06.18 78.01.27

Abweichungen vom Originalfarbton sind drucktechnisch bedingt.

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FOKUS

Prof. Eva Filter, ehemals Dozentin an der Detmolder Schule für Innenarchitektur, widmet sich innerhalb der Rubrik „Farbbetrachtungen“ dieses Mal dem Thema Angebotscharakter von Räumen und Objekten. Durch eine gewisse ‚Affordanz‘ entstehen Nutzungsaufforderungen. Je eindeutiger sich diese zeigen, desto wahrscheinlicher werden sie vom Adressaten auch umgesetzt. Auf diese Weise entstehen Wechselbeziehungen und Aneignungen.

Räume als Operatoren selbstgesteuerten Lebens Farbe als Instrument „Wir formen

In seiner Rede 1943 anlässlich der Zerstörung und des Wiederaufbaus des House of

In Detmold haben wir ein Experiment gewagt

unsere Gebäude

Commons vertrat Winston Churchill den Standpunkt, den Saal in der vorherigen

Der Erweiterungsbau der Detmolder Schule

und danach

Weise wiederaufzubauen. Dabei sollte er

für Architektur und Innenarchitektur

weiterhin bewusst zu klein sein und nur

wurde mit zwei Hörsälen, Mensa, Bib-

427 Sitzplätze haben für 646 Parlaments-

liothek, Werkstätten, Verwaltung sowie

mitglieder. Dadurch würde, wer zu spät

15 Professorenräumen einschließlich deren

kam, am Eingang stehen müssen. Und

Seminarbereichen von Studierenden selbst

wenn es Wichtiges zu besprechen gab,

geplant und im hochschuleigenen Institut

würde es eben eng werden. Das betone

mit Studierenden umgesetzt. Der Neubau

vor allem die Bedeutung des Moments.

bildet zusammen mit den alten Kasernen-

Die Abgeordneten sollten nicht in Huf­

gebäuden den neuen Campus. Die Innen-

eisenform, sondern einander gegenüber-

räume der Seminarbereiche wurden als

sitzen. Genau diese Anordnung sei für die

eine offene Konzeption erdacht, in der die

Entstehung des Zweiparteiensystems und

Professoren Minimalbüros (Boxen) erhiel-

somit für das Kernstück der britischen

ten. Entstanden sind großzügige, fließende

Demokratie verantwortlich. So schaue man

Seminarzonen – für alle einsehbar und

dem politischen Gegner ins Gesicht – dicht

begehbar. Sie sind nicht immer akustisch

gedrängt, und das erlaube heftige und

kompatibel, aber dafür begeistern die

lebendige Debatten. Der Saal wurde danach

sichtbaren, individuellen Lehrergebnisse.

tatsächlich genauso wiederaufgebaut, wie

Sie inspirieren und initiieren eine vorher

er zuvor gewesen war. Ganz pragmatisch

nicht dagewesene Kommunikation. Das

wusste Churchill um das Erleben und Ver-

Wir-Gefühl wird begünstigt und der Team-

halten in diesem Sitzungssaal, als Reso-

geist forciert. Wenn an manchen Tagen

nanz auf die räumlichen Vorgaben.

das Leben überall gleichzeitig pulsiert und

formen sie uns.“ WINSTON CHURCHILL

gedämpftes Reden angesagt ist, überwiegt das beflügelnde Nebeneinander vielfältiger Sichtweisen. Raum lädt ein, ermutigt, unterstützt und befähigt den Nutzer zu eigenständigem Handeln. In dieser offenen Transparenz der Hochschule sollen sich Wissen und Verstehen ereignen. Dabei entsteht Motivation in Eigeninitiative an beziehungsstiftenden Orten.

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oben: englisches Unterhaus / Skizze E / F mittig: Detmolder Schule – Einblicke in die Ausstellung Möbel im Lehrgebiet Wohnen, Prof. E. Filter unten: Detmolder Schule – Essen der Teilnehmenden des Atmosphäre-Symposiums im langen Gang, 2. OG /  Ausstellungsvorbereitung, Malen von Plakatwänden / Arbeitsgruppe in Diskussion am Stehtisch (v.l.n.r.)

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Räume als Operatoren des selbstgesteuerten Lebens

Auch der Philosoph Walter Benjamin ruft

Ein Beispiel für diese These ist die Aneig­

in Erinnerung, dass die Weltbeziehung

nung eines Sessels: An einem kalten

des Menschen zunächst und zuerst aus

Wintertag wird ein stoffbezogener Sessel

Das Zeichen „+“ steht für einen Rechen-

Resonanzen erwächst. Folglich sollten wir

einem Ledersessel vorgezogen, weil durch

schritt und ist ein arithmetischer Operator.

Planer diesen Widerhall bewusst herstellen

die Erwartung des Nutzers sowie die Mate-

In dem hier genannten Sinn sind Operato-

und erzeugen, und zwar an allen Orten

rialität und Vorerfahrungen die Entschei-

ren „Bewirker“ und „Macher“. Im Sinne der

des Handelns.

dung eher unbewusst getroffen wird.

Handlungsorte

Aufenthaltsqualität

lenken und strukturieren können. Abstra-

An Handlungsorten werden funktiona-

Die eigentliche Qualität entsteht erst durch

hiert bestimmen sie damit das Verhalten

le Prozesse sichtbar und erlebbar. Im

die Bildung von Erlebnisorten, die den je-

der Nutzer. Operatoren orientieren sich

übertragenen Sinn wird eine Art Signal

weiligen Handlungen entsprechen und dazu

daran, mit welchen Mitteln und Methoden

ausgesendet, das eine Aktion oder Hand-

animieren, sie zu benutzen. Der Mediziner

sich der Mensch Räume aneignet, welche

lung definiert. Diese Signale aktivieren

und Physiker Prof. Dr. Ingo Rentschler be-

Signale, Symbole und Vorahnungen dazu

individuelle Erfahrungen, lösen Gefühle

schreibt die Interaktion von Wahrnehmung

auffordern, den Raum aktiv und selbstge-

aus – intendiert oder ungewollt – und

und Bewegung als wichtige Voraussetzung

steuert zu bewohnen. Operatoren sollten

entscheiden über individuelle Reaktionen.

für einen ganzheitlichen Gestaltkreis – den

eindeutig ankündigen, welche Möglichkei-

Weil der Mensch selbst das Maß der Dinge

Zusammenhang von Körper und Psyche

ten der Raum bietet. Sie sind somit eine

zur Raumgestaltung ist, müssen mögliche

sowie Mensch und Umwelt. Das Verständ-

Art Vorboten von Handlungsvorgängen,

Aktivitäten auf den ersten Blick ableitbar

nis für räumliche Relationen bildet sich

die dort stattfinden könnten.

und verständlich sein. So geht der Mensch

hier in der Verschränkung von Sensorik

wiederum in Resonanz und identifiziert sich

und Motorik: Indem ich den Raum begehe,

Mit den Worten von Marc Auge aus

mit dem Ort. Sein Verhalten, sei es Hin-

ihn als verschiedene Handlungsorte nutze,

seinem Buch „Nicht-Orte“ möchte ich

wendung oder Abwendung, lässt eine Art

bin ich aufmerksam und entwickle eine

das Antonym beschreiben:

System aus Wegen und Orten entstehen,

Vorstellung von ganzheitlichen Bildern, die

die einen Verhaltensraum bilden. Dieser

sich in meine Erkenntnis des Raumes ein-

Nutzung von Räumen sind sie im übertragenen Sinn Handlungsaufforderungen, die die Tätigkeiten von Menschen initiieren,

„Nicht-Orte sind keine anthropologischen

Verhaltensraum beinhaltet die Bewegung

prägen. „Ich gehe zum Fenster, schaue in

Orte“ (also keine Orte, an denen das Wissen

des Menschen: ein Blick aus dem Fens-

eine Wiesenlandschaft, setze mich auf die

vom Menschen und seinen Entwicklungen

ter, der Rückzug in eine Nische oder ein

niedrige Fensterbank aus Lärche, durch-

präsent ist), „man ist nicht heimisch in ihnen,

Gespräch zu zweit bzw. zu viert. Raumkon-

schreite mit meinen Blicken den Raum,

sondern es sind Orte des Ortlosen. Sie stiften

zepte initiieren dieses Verhalten. Orte sind

entdecke einen skurrilen Ohrensessel –

keine individuelle Identität, haben keine

nie nur geometrische Orte, sondern immer

bezogen mit rapsgelb gestreiftem Tweed

auch mit Erlebnissen und Erfahrungen

vor einer goldgelb bemalten Wand –, gehe

verknüpft. Dies bedarf einer gestaltaktiven,

in einem großen Bogen auf ihn zu, setze

gemeinsame Vergangenheit und schaffen keine sozialen Beziehungen. Sie sind Zeichen kollektiven Identitätsverlusts. Der Raum

emotionalen Entwicklung und Aufladung

mich und genieße den Rückzugsort mit

der Nicht-Orte schafft Einsamkeit

– mit Farbe, Material, Struktur, Textur,

Blick auf den warm knisternden Kamin

und Gleichförmigkeit.“

Muster, Form oder einer Positionierung.

aus Speckstein.“

Resonanzen fördern Handlungen Der Soziologe Hartmut Rosa regt in seinem Buch „Resonanz, eine Soziologie der Weltbeziehung“ an, Resonanzen zu fördern, um einer Entfremdung und Beziehungslosigkeit entgegenzusteuern. Der Gegenpol zur Beschleunigung ist seiner Meinung nach jedoch nicht die Entschleunigung,

Ding < Mensch > Raum = „geglückte Weltbeziehung“

sondern eine Beziehung und Resonanz (Rosa 2015, zur Dialektik von Resonanz und Entfremdung, S. 316ff.). Er nennt dies eine „geglückte Weltbeziehung“ und ich würde es um das Beziehungsgefüge aus Mensch, Ding und Raum erweitern. Das heißt, wenn der Mensch eine Beziehung zu den Dingen und zu einem Raum aufbauen kann, dann lässt sich von einer geglückten Umfeldintegra­tion sprechen.

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Durch Beziehungen, Resonanzen und Empfindungen fühlt der Mensch sich zu einer gewissen Handlung aufgefordert: Wirkt ein Sessel einladend oder möchte ich aus dem Fenster schauen?


Raumlabor TH OWL: Sitzzone und Stehzone sind klar lesbar durch die Möblierung und die horizontalen, auf die Augenhöhe bezogenen Farbflächen. Ein niedriger Horizont fördert das ‚Drinnensein‘. Die Nutzerin ist über der Wandfläche sitzend erhaben und fühlt sich auch innerhalb des Raumes als die ‚Alles-Überblickende‘. Sitzend ist sie geschützt und eingefasst. Die stehende Nutzerin hat die Höhe für eine Anlehnung des Armes als Andockpunkt und wird von der olivgrünen Wandfläche umfasst.

Ein Raum kann im übertragenen Sinn Interaktionen zwischen Mensch + Mensch und Mensch + Raum initiieren und fördern.

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Affordanz „Die gegenständliche Aneignung ist eine

1

Ein Impuls, den der Nutzer aus dem Raum empfangen kann, ist

ganzheitliche Eindeutigkeit im homoge-

3

Die Aufeinanderfolge (Auffädelung) von Räumen, beispiels-

weise eine Enfilade – eine Raumflucht,

Mensch-Objekt-Interaktion, es entsteht

nen Farbauftrag über alle Wände und die

wird farblich und damit atmosphärisch

eine Beziehung zwischen Mensch und Ding.

Decke hinweg. Auch der Boden kann farb-

durch unterschiedliche Stufen geprägt,

Der Anreiz kann darin bestehen, dass ein

lich angepasst sein und zum Beispiel die

die hinter­einandergeschaltet Emotionen

Objekt einen Angebotscharakter besitzt,

Erdverbundenheit oder Bodenständigkeit

erzeugt. Viele Gestaltsprachen sind dabei

der auch als Affordanz bezeichnet wird. Er

durch nussbraune oder cottonfarbene Töne

denkbar: Farbabfolgen, Verwendung von

beinhaltet die Aufforderung oder Motiva-

fördern. Er kann aber auch kontrastreich

Farbfamilien, Hell-Dunkel-Kontraste sowie

tion zur Nutzung und gibt Auskunft über

ausgeführt sein: ein fliederfarbener, hell-

Komplementär-Kontraste. Sie werden zu

mögliche Verwendungen. Je klarer und ein-

violetter Raum wirkt abgehoben, schwe-

künstlerischen Farbkonzeptionen.

deutiger die Nutzungsmöglichkeiten vom

bend oder fließend. Der Nutzer wird sich

Gegenstand kommuniziert werden, desto

demnach eher Denkprozessen widmen, sich

höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der

besinnen, Alternativen in Betracht ziehen

Adressat etwas damit anfangen kann.

oder sich erinnern. Die Eindeutigkeit der

Erst mit längerfristiger Nutzung entsteht

Botschaft aus dem Raum ist dabei präg-

flächig-kubisch oder mächtig-imposant!

Aneignung.“

nanter Ausdruck: Aktive Zonen werden far-

Welche Farben fallen Ihnen dazu ein? Wo-

big anregender gestaltet als passive Zonen.

durch werden Materialgegensätze sichtbar?

Hier entstehen „Schlüsselräume“.

Was darf sich ergänzen und was soll sich

(Celia Günther, Masterarbeit TH OWL)

Aneignung bedeutet eigenständige Auseinandersetzung und die erweiterte Erprobung meines Verhaltensrepertoires. Der Handlungsraum wird in Besitz ge-

2

4

Interpretieren Sie den Raum mal mit diesen Adjektiven: linear-ge-

reiht, stabhaft-fragil, filigran-differenziert,

distanzieren? Soll Harmonie erzeugt werEine Raumgliederung durch

den oder Polarität zum Ausdruck kommen?

Zonierungen an Boden, Wand und

Welche Strukturen und Texturen fügen sich

Decke begünstigt Aufteilungen innerhalb

hinzu? Was bedeutet dabei Affordanz für

in Nischen und Ecken verortet. Vielleicht

des Raumes. Die Orte des Handelns wer-

meine eigene Planungsaufgabe?

inszeniert er sich wie auf einer Bühne oder

den mit und in den Flächen des Raumes

er verändert sein Umfeld mit kreativen Ge-

verortet bzw. mit ihnen verknüpft, sodass

Affordanz initiiert Kommunikation: Durch

staltungsansätzen, sofern die Möglichkeit

umgebender Raum und Handlungsort eine

die Charakteristik der Orte und ihre farblich

dazu besteht. Wir brauchen „Möglichkei-

Einheit werden. Dabei assistiert der Einsatz

ausgewogene Gewichtung entstehen

tenräume“, in denen sich Kommunikation

waagerecht wahrnehmbarer Horizonte

Erlebnisorte, mit denen der Nutzer selbst

und Interaktion entfalten können.

durch Farbflächen und Linien. Sitzzonen

wiederum in Resonanz tritt. Diese Ver-

könnten durch farbige Wandflächen cha-

knüpfung schafft Beziehungsfelder. Räume

nommen, während sich der Nutzer selbst

An dieser Stelle möchte ich noch einmal

rakterisiert werden. Ebenso verhält es sich

werden zu ‚Möglichkeiten-Refugien‘ mit

die Möglichkeiten der Wechselbeziehung

mit Steh- und Gangzonen. Auch eine Ori-

programmierter Wandelbarkeit und können

zwischen Nutzer und Raum mit einem der

entierung nach Wege- und Möblierungs­

multifunktional bleiben. Das Instrument

stärksten Ausdrucksmittel – die Farbe –

zonen kann auf diese Weise erfolgen.

Farbe lässt hier viele Möglichkeiten zu.

in Erinnerung rufen:

Letztlich geht es um die kreative Nutzung räumlicher Angebote.

Prof. Dipl.-Ing. Eva Filter, ehemals Dozentin an der Detmolder Hochschule für Architektur und Innenarchitektur

Ausblick FARBBETRACHTUNGEN colore 25:

Größenvergleich Von der Innenarchitektur über die Architektur bis zur Stadtplanung

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Studentische Collagen zu einem Kaminplatz

29


MEHR ALS FARBE

Nahe der deutsch-französischen Grenze besticht das Restaurant „Im Original“ mit originellen Highlights, die nicht nur im Rahmen der zurückliegenden Landes­ gartenschau im Jahr 2018 überzeugen konnten. Das „Haus am See“, wie es auch genannt wird, ist mit seinem polygonalen Grundriss und der naturbe­lassenen Materialität eine eindrucksvolle Anlaufstelle für Besucher des Seeparks. Was dabei alles hinter der Fassade steckt, offenbart sich erst auf den zweiten Blick.

Unter dem Motto „wächst – lebt – bewegt“ drehte sich bei der Landesgartenschau in Lahr im Schwarzwald 2018 alles um die Vielfalt von Blumen. Aber auch das Thema Nachhaltigkeit hatte einen großen Stellenwert und sollte gerade für Kinder und Jugendliche verständlich und erlebbar dargestellt werden. Ein nachhaltig ausgerichtetes Leben beinhaltet selbstverständlich auch das nachhaltige Bauen. In diesem Zusammenhang gewinnt vor allen Dingen Holz als Werk- und Baustoff zunehmend an Bedeutung. Aus diesem Grund stand es für das mit dem Bau beauftragte Büro IFP2 Hangs außer Frage, das „Haus am See“ in Holzbauweise auszuführen und die Konstruktion und das Material in ihren sichtbaren Formen zu belassen. „Es war gleich am Anfang unser Wunsch, das Gebäude so nachhaltig wie möglich zu bauen“, so Dipl.-Ing. Patrick Hangs. „Holzwände im Innenbereich, Außenwände in Holzständerbauweise, Stützen in Holz entlang der Glasfassade sowie die Dachkonstruktion als Sparrendach machen es zu einem stimmigen Konzept – wir haben sogar die Brandwand in Holz umgesetzt“, konkretisiert der verantwortliche Ingenieur.

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Stadt Land Restaurant


„ Der Cortenstahl mit seiner rauen Wirkung steht im Kontrast zum hölzernen und als warm empfundenen Innenraum.“ TOBIAS ECKERT, STADT LAHR

FOTOS

Guido Erbring, Köln

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Das zuständige Ingenieurbüro für Planung und Projektmanagement aus Lahr hat auf Basis des Entwurfes, der von der Stadt Lahr konzipiert wurde, die Gestaltung und Umsetzung dieses Restaurants übernommen. Dieses soll an dem im Zuge der Landesgartenschau angelegten „Stegmattensee“ inklusive der angrenzenden Seepromenade sowie der Rad- und Rundwege für den gesamten Seepark als kulinarische Anlaufstelle dienen. Geometrie und Aufteilung des Grundrisses ergeben sich dabei aus den verschiedenen Wege- und Blickbeziehungen innerhalb der Parkfläche. Zugleich verleiht die Kubatur dem Gebäude einen skulpturalen, beinahe monolithischen Ausdruck. Daneben fallen die sich zum See hin öffnende Geste des Gebäudes und seine

Eine Schale – hart wie Stahl, aber zart wie ein Blatt

rückwärtig geschlossene Fassade direkt ins Auge. Auch der bewusst harmonisch gestaltete Übergang zum Dach und dessen Einbezug als fünfte Fassadenfläche sind eine

Rauer Cortenstahl wird hier buchstäblich

Besonderheit innerhalb der Kubatur – sie

zum einrahmenden Element. Die Unter-

ist einer möglichen Draufsicht vom Standpunkt der nahe gelegenen Brücke und Bundesstraße geschuldet.

„ Wir wollten das Holz in seiner Natürlichkeit sehen.“ PATRICK HANGS, IFP 2 HANGS

konstruktion der vorgehängten Fassade gründet auf einem umlaufenden Streifenfundament. Neben der Stahlbetonbodenplatte und dem Technikraum sind dies die einzigen Elemente, die nicht in Holz ausgeführt wurden, wenngleich auch hier der Rückgriff auf natürliche Baustoffe das nachhaltige Gesamtkonzept untermauert. Darüber hinaus fügt sich die „natürliche Ansicht des Cortenstahls in Rostrot-Rotbraun gut in die natürliche Landschaft“, so Patrick Hangs. Eine Anlehnung an die Natur auf allen Ebenen. So entstand selbst die Struktur der filigran perforierten Fassade, die den raumhohen Fensterflächen vorgesetzt wurde, auf Basis der Struktur eines Pappelblattes. Im weiteren Verlauf sowie für die praktische Umsetzung im 3D-Modell entwickelt und perfektioniert, waren dieser Wechsel innerhalb der Fassadenstruktur und „die damit verbundene spannungsreiche Wahrnehmung von innen und außen bereits Teil des Entwurfs“, erläutert Silke Kabisch, Leiterin des Gebäudemanagements der Stadt Lahr. „Gerade die Fassadenelemente übernehmen eine prägende Rolle für das markante Erscheinungsbild des Gebäudes“, führt ­Tobias Eckert weiter aus, der gemeinsam mit Silke Kabisch für den Entwurf verantwortlich zeichnet. Ein interessantes Spiel mit Gegensätzlichkeiten, welches das gesamte Gebäude bestimmt.

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Natürlichkeit trifft auf innovative Technologie Neben der aufwendigen Fassadenstruktur und -form, die dem computerbasierten 3D-Modell entspringt, wäre auch das verwendete Heiz- und Klimasystem noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen. Für das energetische Programm stand, dem Gesamtkonzept entsprechend, der regenerative Aspekt im Fokus. Gemeinsam mit dem E-Werk Mittelbaden und der Hochschule Offenburg wurde auf ein Verfahren zurückgegriffen, das den Effekt der Kristallisationsenergie nutzt. Bei diesem sogenannten Eisspeicher-Wärmepumpen­ system entsteht in der Übergangsphase zwischen Eis und Wasser, das heißt zwischen dem Gefrieren und Auftauen, so viel Energie, dass diese zum Heizen verwendet werden kann. Ein spannendes und beeindruckendes System, das jedoch an dieser Stelle einiges an zusätzlichem Aufwand erforderte. Denn durch den angrenzenden See und das dadurch anstehende Grundwasser musste ein Betonbehälter für den

„ Die Form des Gebäudes hat keine orthogonal angeordneten Außenwände – ohne 3D hätten wir Probleme gehabt, das Ganze zu entwickeln.“ PATRICK HANGS, IFP 2 HANGS

Tank von 6-7 m Durchmesser konzipiert und die Betonplatte für den Gegendruck so massiv gebaut werden, dass der Tank nicht aufschwimmen kann. Schlussendlich sehr innovativ und effizient, aber auch von einer beachtlichen Massivität, die man der luftigen, blank gebürsteten Struktur des Gastronomiegebäudes wahrlich nicht ansieht.

OBJEKT | STANDORT

Restaurant „Im Original“, Lahr BAUHERR | NUTZER

Stadt Lahr ARCHITEKTEN

IFP² Hangs GmbH Ingenieurbüro für Planung & Projektmanagement, Lahr GEBÄUDEMANAGEMENT

Stadt Lahr TECHNISCHER BERATER

Hugo Schächtele, Brillux Offenburg AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Wolfgang Müller Malerfachbetrieb, Lahr / Schwarzwald BRILLUX PRODUKTE

Floortec 2K-Epoxi-Siegel 848 Holzsiegel 262 Superlux ELF 3000 BRILLUX SCALA-FARBTÖNE

03.03.21

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WALNUSSBRAUN

Der Computer als Schöpfer Die Root Bench in Seoul

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PLANAR SPRAWLING FROM REACTION-DIFFUSION SYSTEM Branches are spread out from the center and make pattern with existing landscape in 30-meter diameter.

DIFFERENTIATION OF HEIGHT Based on three functions-child seat, adult seat and table, branches are heightened partailly in 250 mm, 450 mm and 750 mm.

UNDER-STRUCTURE BY SQUARE PIPES 40 x 40 steel square pipes frame overall shape structurally.

WOODEN DECK INSTALLATION ON TOP 120 x 30 hardwood deck covers steel structure and makes funtional space.

Ein riesiges, an die Oberfläche getretenes Wurzelwerk: Mit dem Projekt „Root Bench“ hat der Architekt Yong Ju Lee inmitten des Hangang Parks in Seoul eine ganz neue Art der Parkbank kreiert. Das Projekt ist aus einem Wettbewerb der Initiative „Hangang Art Park“ hervorgegangen, die mithilfe von Wettbewerben und Installationen den Fluss Han und seine Uferflächen ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken will. Das überdimensionale zirkuläre Outdoor-Möbelstück mit einem Durchmesser von 30 m breitet sich organisch vom Mittelpunkt nach außen aus. Entstanden ist die Form aus einem Computeralgorithmus, der wiederum auf chemischen Reaktionsdiffusionsgleichungen basiert. Bei Letzteren geht es um die zeitliche und räumliche Veränderung der Konzentration einer oder mehrerer chemischer Substanzen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Belousov-ZhabotinskyReaktion, die räumliche Muster in Form kreisförmiger Wellen entstehen lässt.

Type 5

Type 6 Type 4

OUTLINE OF CONCRETE FOOTING

Type 7

Type 3

Type 8

Type 2 Type 1

35


Kunst als Teil der Natur Entstanden ist eine Struktur aus pflegeleichten Holzlatten, die auf einem Metallrahmen befestigt sind, der wiederum auf einem Betonfundament fußt. In einer Rasenfläche des Parks ausgebreitet lässt die Root Bench die Grenzen zwischen Kunst und Natur wortwörtlich verschwinden. Die organische Installation stellt eine gekonnte räumliche Verbindung zur Umgebung her und lässt sich vielfältig nutzen. Die rhythmisch angeordneten, bis zu einem Meter hohen, sanften Erhebungen der „Wurzelbank“ schaffen Bänke und Tische, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen zum Verweilen einladen. Hier kann man schlafen, lesen, essen, klettern, sich einfach mal anlehnen und vieles mehr. Ein Umfeld für kleine, intime Treffen oder aber auch gemeinschaftliches Feiern.

Raum für Ruhe und Entspannung Sich an dem Kunstwerk erfreuen und sich einfach auf und an ihm wohlfühlen – das sollen laut dem Architekten Yong Ju Lee die Besucher/-innen der Root Bench, die die Dynamik der dreidimensionalen Geometrie zeigt und einen vollkommenen Kreis darstellt. Als Mischobjekt aus Kunstinstallation und öffentlichem Möbelstück lässt sich die Root Bench nur schwer kategorisieren. In jedem Fall fügt sie sich derart harmonisch in die natürliche Umgebung ein, als wäre sie an Ort und Stelle organisch gewachsen. In der Nacht verströmt das Werk dank einer versteckten Beleuchtung eine mystische Atmosphäre und erlaubt eine Nutzung auch nach Sonnenuntergang. Ein schönes Beispiel dafür, dass moderne Technologien uns nicht zwangsläufig der Natur entfremden, sondern uns ihr auch näherbringen können.

FOTOS

yongjulee.com Kyungsub Shin

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37


MEHR ALS FARBE

Eine Botschaft mit vielen Gesichtern Hier wird der Name buchstäblich zum Programm. Mit diesem Gebäude haben Ludloff Ludloff Architekten aus B ­ erlin nicht nur auf eindrucksvolle Weise das Portfolio von SOS-Kinderdorf erweitert. Sie haben auch der Intention einen Raum gegeben, eine Botschaft zu gestalten, die für die Vermittlung von Rechten und Anliegen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht. Die Botschaft vereint ganz unterschiedliche Aufgaben und Funktionen und erfüllt dabei sehr konträre Bedürfnisse, die schlussendlich jedoch alle dazu führen, junge Menschen in der Gestaltung ihres Lebens zu unterstützen und zu begleiten.

FOTOS

Werner Huthmacher, Berlin

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Berlin-Moabit ist ein multikulturelles Stadtgebiet, das sich in vielen Bereichen durch eine hohe Divergenz auszeichnet und aktuell einen aufstrebenden Umbruch erlebt. Das Regierungsviertel auf der einen Seite, bilden der Berliner Großmarkt und das alte Bahndepot an den anderen Gebietsgrenzen die Einfassung. Politik und Verwaltung, Industrie- und

„ Und wenn sie das Haus betreten, dann werden sie in einem großen zweigeschossigen Raum stehen und unter ein weißes Schutzkleid treten – das empfanden wir als angemessen.“ PROF. JENS LUDLOFF

Grünflächen, Arbeits- und Wohnraum – eine entsprechende Heterogenität zeigt sich auch innerhalb der verorteten sozialen Struktur. Hier will SOS-Kinderdorf mit einem neuen Bildungs- und Begegnungszentrum eine offene Kommunikationsplattform bieten, wo man auf Augenhöhe ins Gespräch kommen kann und vorrangig junge Leute – teilweise auch geflüchtete – Unterstützung und Schutz finden. Auf diese Weise werden 20 Jahre Tradition mit aktuellen Bedürfnissen und Innovationen vereint. Dabei bekennen die Architekten buchstäblich Farbe – und das über ein überzeugendes, ganzheitliches Farbkonzept hinaus.

Für schwellenlose Chancen Integration und Vermittlung haben bei diesem Konzept höchste Priorität. Dafür galt es ein Gebäude zu entwerfen, das sich vor allem durch eine hohe Niederschwelligkeit auszeichnet. „Wir haben uns überlegt, was es für ein Haus sein muss, das diese Last stemmen will: einerseits Botschafter zu sein und die Politik einzuladen, um auf sich und seine Werte aufmerksam zu machen, aber andererseits dem verwaisten Kind, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen ein Angebot zu unterbreiten, das ebendiese Gruppe ohne Hemmung und Angst einer zu großen Preisgabe der eigenen Persönlichkeit in Anspruch nehmen kann“, so Architekt Prof. Jens Ludloff.

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Ein hochpolitisches Haus für variable Nutzungen Neben Bildung und Ausbildungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen – beispielsweise Gastronomie, Hotellerie und Facility Management sowie in Fremdsprachen und Medien – existieren Räume für Tagungen, Schulungen und Konferenzen, ein ‚Kiez‘-Restaurant und Hotelzimmer für externe Gäste. Alle Räumlichkeiten beinhalten dabei auch immer Lehrangebote, was für die architektonische Planung von Bedeutung war. So musste zum Beispiel anstatt einer normalen Kochküche eine Lehrküche integriert werden. Eine große Vielfalt, die es zu vereinen gab und die man dem Gebäude ansehen sollte. „Die bewusste Verschränkung war uns wichtig, damit im Blick bleibt, was bewusst gefördert und propagiert werden soll, aber zugleich auch Schutzräume präsent sind, ohne diese auslagern zu müssen“, so Laura Fogarasi-Ludloff, Architektin des Projekts. Ferner handelt es sich bei der sozialen Einrichtung um einen inklusiven Betrieb für körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen. Aus diesem Grund wurde das ganze Haus auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn schwellenlos gedacht, geplant und ausgeführt – nicht nur in praktischer Hinsicht ohne Stufen, mit Aufzügen und barrierefreien Sanitärbereichen, sondern auch in akustischer Hinsicht. „Wir haben beinahe ein Überangebot an akustischen Maßnahmen unterschiedlich integriert, weil gerade das Thema Sprachverständlichkeit für verschiedene Nutzer/-innen des Gebäudes – von

„ Politiker finden hier genauso Anschlussfähigkeit wie kleinere Kinder.“ PROF. JENS LUDLOFF

behinderten Menschen bis zu Geflüchteten mit Sprachbarrieren –, eine entscheidende Rolle spielt“, sagt Laura Fogarasi-Ludloff. So lassen sich Akustikdecken, -segel und -baffeln in allen sechs Geschossen finden, die das Changieren zwischen offenen, repräsentativen und kokonartig geschützten Bereichen unterstützen.

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Bewusste Gestaltung transportiert Wertschätzung Das Konzept des vielseitigen Angebots wird durch eine Multifunktionalität der meisten Räume unterstrichen. Prof. Jens Ludloff ist der Meinung, dass eine flexible und doppelte Nutzung von Räumen zunehmend relevant sein wird. „Allerdings nicht, indem wir die Räume ständig anpassen, sondern indem sie aneignungsoffen sind.“ Dabei geht es nach Meinung des Architektenduos nicht darum, lediglich mit weißen Boxen zu arbeiten, sondern um das atmosphärische Angebot für den Nutzer mitsamt seinen Bedürfnissen. Farb- und Materialkompositionen sind hier entscheidende Werkzeuge. „Dass Farbe nicht trennbar vom Raum ist, haben wir nicht erfunden, aber dem folgen wir und setzen Farbe und Materialien raumbildend ein“, sagt Ludloff. So wurden die Handläufe der Treppen zu Handschmeichlern, während sich raue und glatte Flächen, weiche und harte Bodenbeläge abwechseln – eine Kontrastierung zur bewussten Wahrnehmung und zum Erleben unterschiedlicher Plätze inklusive ihrer Stimmungen. Im Erdgeschoss wird beispielsweise mit Holzverkleidungen und einem erdig-roten Farbraum Wohnlichkeit hervorgerufen, derweil die Tagungsebene von blauen Farbfamilien bestimmt wird, die ein konzentriertes Arbeiten anregen und eine beruhigende Lernatmosphäre schaffen. Dieses bewusste Hineinversetzen und die Möglichkeit des eigenen Ausdrucks sind mehr als ein unterschwelliges Angebot. „Wir haben die Rückmeldung bekommen, dass gerade die Kinder und Jugendlichen sich zusätzlich wertgeschätzt fühlen, weil sie diese Räumlichkeiten als so bewusst gestaltet wahrnehmen“, sagt Laura Fogarasi-Ludloff.

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Eine Hülle für Geborgenheit Die Sinnbildlichkeit von Geborgenheit, Reinheit und Schutz zeigt sich dem Betrachter bereits von außen. Doch

Stadtloggia Bezug zur Stadt

die weiße textile Verhüllung ist nicht nur ein künstlerischer Akt, der Interesse wecken und sinnbildlich einladen soll. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit wurde für den Hybrid-

5. OG Inklusionshotel Bar des Vertrauens Seminar Schulung

bau Holz als Hauptwerkstoff eingesetzt. Die Fassade ist eine Holzelementfassade, die im EG und 1. OG – für den offenen Charakter – als verglaste Pfostenriegelfassade und in den oberen Etagen als Lochfassade ausgeführt wurde. 4. OG Inklusionshotel

In den Schulungsgeschossen sind es große Fenster mit Lüftungs- und Nachtauskühlungsmöglichkeiten und in den Bürogeschossen klassische Bandfassaden. Die Hotelzimmer haben wiederum französische Fenster. Auch hier

3. OG Verwaltung

führen also die unterschiedlichen Nutzungen zu einem heterogenen Erscheinungsbild, das durch ein mit Polytetra fluorethylen (PTFE) beschichtetes Glasgewebe gestalterisch zusammengehalten wird. Zugleich kann dieses ein Drittel der Sonneneinstrahlung abfangen. Da das Gewebe 2. OG Ausbildung Schulung Jugendliche Laufbahnberatung

sowohl als fixe als auch verschiebbare Module umgesetzt wurde, entsteht eine bewusste Aneignung der Fassade. Das eigene Eingreifen steht damit der zunehmenden Automation gegenüber – psychologisch von essenzieller Bedeutung,

1. OG Veranstaltung „Hausbalkon“

da es den Nutzer hier erneut in seiner Eigen­initiative stärkt. Ein von Kopf bis Fuß eindrucksvoll durchdachtes Projekt, was allen Nutzergruppen auf jeder Ebene die Möglichkeit lässt zu entscheiden, wann sie hinter dem schützenden Terrasse Bezug zum Quartier

EG Restaurant Lehrküche

„ Damit ist das Haus ein Botschafter seiner inneren Nutzung und der Anliegen von ‚SOS-Kinderdorf‘, unser Bild ist das von Schutzraum und Bühne.“ LAURA FOGARASI-LUDLOFF

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Vorhang hervor mit ihrer ganz eigenen Botschaft ins Rampenlicht treten möchten.


OBJEKT | STANDORT

SOS-Kinderdorf Botschaft für Kinder, Berlin BAUHERR | NUTZER

SOS-Kinderdorf e. V., München ARCHITEKTEN

Ludloff Ludloff Architekten GmbH, Berlin TECHNISCHER BERATER

Manuel Steiner, Brillux Berlin / Neukölln AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Marotzke Malerbetrieb GmbH, Schönefeld BRILLUX PRODUKTE

CreaGlas 2K-PU-Finish 3471 Lacryl-PU Seidenmattlack 270 Superlux ELF 3000 Profisil 1906 Creativ Hydro-Imprägnierung 81 Sensocryl ELF 266 Sensocryl ELF 267 Vetrolux ELF 3100 Dolomit ELF 900 BRILLUX SCALA-FARBTÖNE

72.09.18 93.06.24 57.09.33 (RAL 5011) 18.06.30 93.15.21 und nach individueller Kundenrezeptur

Abweichungen vom Originalfarbton sind drucktechnisch bedingt.

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WALNUSSBRAUN

Ein Dorf ist „nussverliebt“ Wer in der kleinen Ortschaft Frümsen in der Schweiz Halt macht, sollte ein wahrer Nussliebhaber sein, denn hier dreht sich alles um die Baumnuss – besser bekannt als Walnuss. Ob Nusslikör, Nussriegel oder Nussbaumöl, in Frümsen stellt man aus dem kleinen Kraftpaket so ziemlich alles her. Kein Wunder also, dass sich die Gemeinde selbst zum „Nussdorf“ ernannt hat, stehen hier doch schweizweit die meisten Walnussbäume, die dank Föhnlage und viel Sonnenschein optimal gedeihen.

Die Faszination für diese feine Schalenfrucht reicht bereits

Kleines ganz groß

viele Jahrhunderte zurück und ist zur Tradition geworden. So wurden vor circa 300 Jahren sogar die Steuern mit Nüssen

Mehr als naheliegend ist also, dass jeder Reisende, der mit

bezahlt. Um dieses schmackhafte Gut zu bewahren, grün-

der Seilbahn das auf dem Grat liegende Berggasthaus Stau-

dete sich 2010 der Verein „Nussdorf Frümsen“, der jedes

bern besuchen möchte, beim Warten im Tal auf eine über-

Jahr zum Erhalt der Vielfalt verschiedene Nussbaum-Sorten

dimensionale, 13 m lange Nuss trifft. Das Vorbild des 40 m2

pflanzt. Zudem eröffnete er erst vor Kurzem den Baum-

großen Warte- und Gastroraums: natürlich die Frümsner

nuss-Weg, der auf einer Strecke von rund 5 km ein ganz

Baumnuss, deren 3D-Scan als Vorbild zum Erstellen der

besonderes Nuss-Erlebnis schafft.

zehntausendfach vergrößerten Form diente. Die Idee für die außergewöhnliche Geometrie hatte der Bauherr und

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Der Warte- und Gastroraum der Bergbahn Staubern dient als Hommage an die traditionsreiche Frümsner Baumnuss.

Betreiber des Gasthauses Daniel Lüchinger, der das Projekt zusammen mit dem Architekturbüro Atelier Drü 2018 und dem Holzbaubetrieb Frei Holzbau AG umsetzte. „Wir suchten etwas Spezielles für die Talstation der Bergbahn Staubern. Wichtig für uns war, dass es in die Region passt“, erklärt der Bergwirt, der als bekennender Nussliebhaber selbst zwölf Nussbäume in seinem Garten stehen hat. 93 m3 Holz, das zum Großteil aus der Schweiz stammt, wurden für den Bau verwendet, darunter – wie sollte es auch anders sein – Nussholz.

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Für die Nutzung lokaler Ressourcen wurde der Warteraum

Nussboden mal anders

sogar mit dem Herkunftszeichen Schweizer Holz (HSH) ausgezeichnet. „Eine der größten Herausforderungen be-

Wer jedoch in der Zwischenzeit einen Blick nach unten zu

stand jedoch darin, die verschiedenen Formen der Nuss, die

seinen Füßen wagt, wird schnell feststellen, dass sich das

alle einzigartig sind, zu verbinden“, sagt Daniel Lüchinger.

übergreifende Thema auch durch den Boden zieht, denn

Die vorgefertigten circa 800 Bauteile mussten vor Ort mit

dieser enthält eindeutig Spuren von Nüssen. Das fugenlose

viel Fingerspitzengefühl und Geduld zusammengebaut und

und einzigartige Belagsystem Giomoflex® naturo stammt

anschließend auf das Fundament aus Stahlbeton gesetzt

von der Firma UNIQUEFLOOR SWITZERLAND AG, die in ihre

werden. Um auch die Struktur der Nussschale realistisch

Böden natürliche Komponenten einarbeitet – in diesem Fall

nachzuahmen, wurde das Dach mit Kupferschindeln verse-

Nussschalen. Seit 2015 hat sich das Unternehmen auf den

hen, die dem Bauwerk sein nussiges Äußeres verleihen.

Bereich des Gummigranulat-Bodenbelags spezialisiert und schafft so ganz besondere, natürliche Flächen im Innen-

Im Kern authentisch Die wahre Detailverliebtheit offenbart sich jedoch erst im Inneren, denn dort fühlen sich Besucher in den Kern einer echten Nuss hineinversetzt. Die hellen Holzwände wölben sich organisch durch den Raum und erwecken dadurch den FOTOS

Berggasthaus und Bergbahn Staubern Uniquefloor Switzerland AG

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Eindruck, das Innenleben einer Walnuss erkunden zu können. Eine umlaufende Lichtschiene sorgt für ein gemütliches Ambiente, wodurch das Warten schon mal schnell in Vergessenheit geraten kann.

bereich. Neben Überbleibseln der Nuss kommen teilweise auch Holzrinden, Muschelschalen oder Aprikosenkerne zum Einsatz. So ist jeder Bodenbelag ein Unikat, das sich nicht nur durch seine Einzigartigkeit, sondern auch seine Nachhaltigkeit auszeichnet. In Frümsen erstreckt sich der Boden mit seinen eingearbeiteten Nussschalen über den gesamten Warteraum und erinnert bei genauerer Betrachtung durch seine braune Farbgebung und authentische Optik in gewisser Weise an zartschmelzende Schokolade – der Sorte Nuss natürlich.


Durch die Einarbeitung von Nussschalen erhält der in mehreren Arbeitsgängen gefertigte Boden seine einzigartige Struktur und Authentizität.

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FOKUS

FOTOS

Mjøstårnet Øystein Elgsaas Sivilarkitekt / Partner Vortex-Studierendenwohnheim Fernando Guerra ciAsa Aqua Bad Cortina Gustav Willeit Tiny House Kynttilä Marc Goodwin, ARCHMOSPHERES

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ÖKO LOGI SCHES BAU EN


Die Holz-Wende Holz ist ein nachwachsendes Baumaterial mit Tradition und Zukunft. Die Möglichkeiten sind dabei so vielschichtig wie das Material selbst: Wegweisende Holzbauten aus Skandinavien, Südtirol und der Schweiz zeigen, wie sich Architektur und Klimaschutz verbinden lassen.

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Holz hat viele starke Argumente Die schlechte Nachricht zuerst: Bauen ist nicht nachhaltig. Neubau heißt immer graue Energie, graue Emissionen. Vor allem Beton und Stahl setzen bereits in der Herstellung enorme Emissionen frei. Der Kreislauf eines Gebäudes umschließt zusätzlich – neben der Errichtung – auch seine Nutzung und Instandhaltung sowie dessen eventuellen Abriss und Entsorgung. Klimafreundliche Bauweisen denken alle diese Punkte mit. Immer mehr Architekten und Planer setzen sich mit dem Problem auseinander und zeigen hier Verantwortung. So muss sich auch die globale Bauwirtschaft radikal neu erfinden. Bauweise, Baustoffe, Lebensdauer: Nachhaltige Architektur basiert auf ganzheitlichen Konzepten. „Die Menschheit hat kein Energieproblem. Sie hat ein Emissionsproblem“, schreibt Werner Sobek in seinen 17 Thesen zur Nachhaltigkeit.1 Der Stuttgarter Architekt betont schon 2019: „Das Bauschaffen verbraucht zu viele Ressourcen. Die Menschen müssen anders bauen.“ Und weil Holz das Baumaterial für eine nachhaltige Zukunft ist, mahnt Sobek: „Wir brauchen mehr Bäume.“ 2019 gründet sich auch die Initiative Architects for future2 und ruft zum klimagerechten, nachhaltigen Bauen auf. Es sollte jedoch noch anderthalb Jahre dauern, bis das Bundesverfassungsgericht im März 2021 festsetzte: Klimaschutz gehört zum Grundrechtsschutz: Es gibt ein Recht auf Zukunft! Die Grundsatzentscheidung3 hat Tragweite. Und weitreichende Auswirkungen auf die Baubranche, um das Klimaziel aus dem Pariser Abkommen 2030 zu erreichen. Wir müssen also wirklich anders bauen. Bauen mit Holz erfordert Wissen, Expertise und Know-how. Holz ist sensibel, das Material hat eine eigene Seele. Und ja, Holz wird knapp, und zwar überall. Während seine Renaissance seit Jahren längst nicht mehr allein von Fachkreisen proklamiert wird, schwinden weltweit die Holzvorräte. Aber Holz wächst nach. Es lässt sich auch schnell und präzise verbauen. Holzbau überzeugt mit Effizienz, Vorfertigung und Planbarkeit, was wiederum Zeit und Kosten spart. Holz ist der Baustoff mit positiver Primärenergiebilanz. Weil Holz Kohlenstoff bindet, gelten Wald und Holzbauten als eine Lösung zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Das Material ist hochleistungsfähig und dank Hybridbauweisen können stetig mehr Geschosse realisiert werden. Holz ist pur, biegsam und regional. Der Holzbau kennt viele starke Argumente. „Die norwegischen Waldbesitzer pflegen eine Tradition für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Waldressourcen“, sagt Architekt Øystein Elgsass von VOLL Arkitekter und erklärt: „Wenn Wälder in Norwegen abgeholzt werden, sind die Waldbesitzer verpflichtet, neues Waldwachstum zu ermöglichen.“ In der Forstwirtschaft findet das Prinzip der Nachhaltigkeit seinen Ursprung. FOTOS

Mjøstårnet Øystein Elgsaas Sivilarkitekt / Partner Vortex-Studierendenwohnheim Fernando Guerra ciAsa Aqua Bad Cortina Gustav Willeit Tiny House Kynttilä Marc Goodwin, ARCHMOSPHERES

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Über 85 m hoch und mit 18 Geschossen: In Brumunddal steht aktuell das höchste Gebäude in Holzbauweise. Der Turm wird dabei multifunktional genutzt und beinhaltet Büro- und Konferenzräume, Apartments, ein Hotel sowie ein Restaurant.

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Schon 1795 forderte der deutsche Botaniker und Oberlandforstmeister Georg Ludwig Hartig einen schonenden Umgang mit den Forstbeständen: „Es lässt sich keine dauerhafte Forstwirtschaft denken und erwarten, wenn die Holzabgabe aus den Wäldern nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist.“ 4 Zielt Nachhaltigkeit darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen Nutzung und Regeneration der Ressourcen zu schaffen, zeichnet sich ein nachhaltiges Gebäude durch eine hohe ökologische, ökonomische und soziokulturelle Qualität aus. Mjøstårnet heißt das bekannteste Projekt aus dem Büro von VOLL Arkitekter, was übersetzt so viel wie Turm am See Mjøsa bedeutet. Für das Haupttragwerk wurde das Brettschichtholz, das aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern direkt aus der Umgebung stammt, in einem benachbarten Sägewerk vorproduziert. Auch die Holzfassade wurde aus Sandwichpaneelen vorgefertigt und mit einer nicht brennbaren Dämmung versehen. Mit 85 m belegt der 18-Geschosser in Brumunddal seit Fertigstellung 2019 international Platz eins der höchsten Holzbauten, womit es das Brock Commons Tallwood House in Vancouver ablöst. Das Studierendenwohnheim, ein kanadisches Pilotprojekt von Russell Acton und dem österreichischen Architekten und Holzbaupionier Hermann Kaufmann, galt 2017 mit 53 m noch als höchstes Holzgebäude der Welt. Superlative im Holzbau entstehen auf allen Kontinenten, zunächst als wegweisende Experimente, um sich dann als klimafreundlichere Alternative zu Stahlbetonkonstruktionen zu etablieren. Ø ­ ystein Elgsass und sein Trondheimer Büro möchten mit ihrem Leuchtturmprojekt Mjøstårnet ebenfalls neue Möglichkeiten für große und komplexe Holzgebäude demonstrieren sowie zu weiteren gebauten Innovationen aus Holz inspirieren – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.

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Dass Holzbau in großen Dimensionen auch andere Formen als ein gestapeltes Hochhaus haben kann, zeigten 2020 die Schweizer Büros IttenBrechbühl Architekten aus Lausanne und Dürig Architekten aus Zürich mit einem Dreiklang aus Form, Funktion und Schönheit. Der Wohnheimkomplex Vortex für die Olympischen Winterspiele in Lausanne fasst 700 Wohneinheiten, die sich kreisförmig um einen großen, begrünten Innenhof organisieren. Die Besonderheit des 30 m hohen Rundbaus ist außerdem seine spiralförmige innere Rampe, die aus Betonplatten besteht. Mit einer leichten Steigung zieht sie sich über eine Gesamtlänge von fast 3 km durch das Wohnheim. Vorgefertigte Fichtenholzpaneele bilden einen Teil der Konstruktion und schützen die Fassaden. Darüber hinaus dienen sie als gedämmte Verkleidung der tragenden Betonwände, die sich im Inneren verbergen. „Das Fichtenholz ist imprägniert, damit es während des Alterungsprozesses unter dem Einfluss von UV-Strahlung ein einheitliches Erscheinungsbild bewahrt“, erklären die Architekten. „Die Gebäudegeometrie schützt die Holzelemente vor Witterungseinflüssen und erleichtert gleichzeitig den Zugang für ihre Instandhaltung.“ Der Hybridbau für die Athleten wurde nach den Olympischen Winterspielen in ein Studierendenwohnheim für die Hochschulen umfunktioniert. Die ersten Studierenden sind im Juli 2020 eingezogen.

Mjøstårnet Øystein Elgsaas Sivilarkitekt / Partner Vortex-Studierendenwohnheim Fernando Guerra ciAsa Aqua Bad Cortina Gustav Willeit Tiny House Kynttilä Marc Goodwin, ARCHMOSPHERES

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Der Wohnheimkomplex Vortex in Lausanne besteht aus 700 Wohneinheiten. Die geometrischen Figuren, wie die fast 3 km lange Rampe, finden sich in Wechselspielen aus Holz und Beton innen wie außen.

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Abseits solcher architektonischen Großprojekte mit Holz als Hauptbaustoff sind in den letzten Jahren viele weitere Innovationen innerhalb der Holzbaukunst entstanden. Zum Beispiel in Südtirol, wo sich viele Architekturbüros auf lokale Ressourcen und das Handwerk fokussieren. „Es wäre nicht richtig, ein Material nur einem Trend zuzuschreiben. Es gehören mehrere Überlegungen dazu, um sich am Ende auf ein Material festzulegen“, findet Armin Pedevilla, der mit seinem Bruder Alexander Pedevilla 2005 das Büro pedevilla architekten gegründet hat. „Manchmal ist Holz dabei das richtige Material, um ein Gebäude daraus zu entwickeln.“ Wurden während des Studiums eher Holzbauweisen gelehrt, die auf mehreren Schichten und zusätzlichen Dämm- und Abdichtungsmaterialien basieren, kommen heute vermehrt massive Bauweisen zum Einsatz, die eher monolithische Bauten ermöglichen. Pedevillas dreigeschossige „ciAsa“ am Hotel Aqua Bad Cortina in St. Vigil in Enneberg zelebriert die Möglichkeit der lokalen Holzbaukunst bis in den letzten Winkel. Weil der trapezförmige Holzbau in seiner Gesamtheit von der Fassade bis zum Dach präzise, leimfrei und fugenlos mit handgehobelten Lärchenschindeln verkleidet ist, erinnert das Haus an einen Tannenzapfen. Der Vorteil an Lärchenholz ist seine Widerstandsfähigkeit und Witterungsbeständigkeit – selbst ohne Behandlung. Durch die insgesamt großzügige Wandstärke wurde ein sehr niedriger Wärmeübertragungswert erreicht, weshalb auf zusätzliche Dämmung komplett verzichtet werden konnte. Die Wände im Inneren sind aus massivem Zirbelholz. „Wir müssen wieder zurück zu einem einfachen Bauen“, wünschen sich auch die Architektenbrüder Pedevilla. „Wenig Materialien und wenig Technik. Architektur, die vermehrt auf die Gegebenheiten des Ortes reagiert.“ Für die Südtiroler bedeutet nachhaltiges Bauen nicht nur die technische Messbarkeit von Energieeffizienz, sondern vor allem ein bewusster Umgang mit sozialen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Komponenten des alltäglichen Lebens. Ein Schlüssel für nachhaltiges Bauen ist Wertschätzung. Armin Pedevilla ist überzeugt: „Werden Gebäude so konzipiert, dass sie einem das Gefühl geben, sie erhalten zu wollen, weil sie uns emotional berühren, werden sie mehr zum Klimaschutz beitragen als mathematisch errechnete Kennwerte. Genau aus dieser Überlegung schätzen wir ja historische Gebäude und Räume, weil sie uns berühren, begeistern und staunen lassen. Gelingt es uns auch in der Gegenwart, solche Gebäude zu schaffen, bedeutet das: gelebte Nachhaltigkeit. Dann stimmt auch die Klimabilanz.“

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Mjøstårnet Øystein Elgsaas Sivilarkitekt / Partner Vortex-Studierendenwohnheim Fernando Guerra ciAsa Aqua Bad Cortina Gustav Willeit Tiny House Kynttilä Marc Goodwin, ARCHMOSPHERES

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Feingliedrig, detailliert, massiv und rustikal – die Projekte von pedevilla architekten sind charakteristisch für ihre Vielseitigkeit. Doch über dieser Ambivalenz steht das Material Holz als homogene Verbindung im allgegenwärtigen Fokus.

Outdoor Care Retreat des Universitätsklinikums Oslo

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Die kleine Waldhütte auf der ostfinnischen Halbinsel Nunnanniemi ist einer der Holzbauten, die das Studio ORTRAUM aus Helsinki entworfen und geplant hat. Mit nur 15 m2 gilt das Projekt „Kynttilä“ noch als Tiny House und stellt somit das kleinste Haus im Portfolio der deutsch-finnischen Architekten dar. Das Kleinod dient als Gästehaus und Meditationsraum für ein Sommerhaus am Saimaa-See. Die Auftraggeber sind Schauspieler und Musiker. Inspiriert ist das Holzhaus allein von der Umgebung, einem Naturschutzgebiet auf einem schmalen Arm der Halbinsel inmitten des unberührten Waldes. Das Konzept basiert auf der Zen-Philosophie-Definition von „Nichts“. Weil die Gestaltung auf ein Minimum reduziert ist, bietet der ruhige Raum spirituell und visuell einen Fokus und rahmt den Blick auf den See ein. Die gesamte Gebäudestruktur einschließlich Möbeln und Eingangstür wurde wie die Holzhochhäuser aus kreuzweise verleimten Brettschichtholzelementen (Cross-Laminated Timber, kurz: CLT) gefertigt. Auf diese Weise konnte die Montage vor Ort reduziert werden, was wiederum die Waldvegetation schonte. Während die Brettschichtholzelemente im Inneren sichtbar bleiben, wurde das Äußere mit Lärchenholz verkleidet. „CLT bietet alle Vorteile der Elementgestaltung, ist jedoch gleichzeitig vollständig anpassbar“, bekräftigt Lukasczyk von ORTRAUM Architects. „Alle technischen Installationen können vollständig integriert werden.“ Wie viele andere Architekten sieht auch er die Zukunft im Holzbau. Neue Baustoffe wie zum Beispiel Laubholz-Träger aus hochwertiger BauBuche5 von Ralf Pollmeier ermöglichen heute konstruktiv größere Spannweiten als noch vor ein paar Jahren. Mit vorgefertigten Leichtbaukonstruktionen aus Nadelholz lassen sich außerdem bestehende Gebäude nachträglich aufstocken, was in dicht besiedelten Metropolen ebenso gefragt sein dürfte wie auf dem Land. Die gute Nachricht zum Schluss: Das Baumaterial Holz kann also eine Lösung sein – nicht nur für das Klima.

1 17 Thesen zur Nachhaltigkeit, Prof. Werner Sobek, veröffentlicht im Geschäftsbericht 2019/20 der Zumtobel Group, www.wernersobek.de/news/archiv/2021-3/17-theseson-sustainability/ 2 www.architects4future.de 3 BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021 - 1 BvR 2656/18 -, Rn. 1-270, www.bverfg.de/e/rs20210324_1bvr265618.html 4 Georg Ludwig Hartig: Anweisung zur Taxation und Beschreibung der Forste. Band 1: Theoretischer Theil. (2., ganz umgearbeitete und vermehrte Auflage.) Heyer, Gießen 1804 5 www.pollmeier.com/de/produkte/ueber-baubuche#gref FOTOS

Mjøstårnet Øystein Elgsaas Sivilarkitekt / Partner Vortex-Studierendenwohnheim Fernando Guerra ciAsa Aqua Bad Cortina Gustav Willeit Tiny House Kynttilä Marc Goodwin, ARCHMOSPHERES

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Auch wenn große Holzbauten punkten, faszinieren kleine, charmante Projekte ebenfalls: hier ein Kleinod am finnischen Saimaa-See.

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MEHR ALS FARBE

Geschichte neu erzählt In der Vergangenheit zu stöbern funktioniert bei dieser Bibliothek auf mehrfache Art und Weise. In dem ehemaligen Postamt im Herzen der Niederlande haben die Architekten von Rijnboutt und Zecc Architecten für das Nationaldenkmal eine neue ‚Geschichte‛ aufgeschlagen. Bereits in seiner einstigen Funktion als Amt war es von öffentlicher Bedeutung. Seit seiner Wiedereröffnung im Frühjahr 2020 ist es nun ein echtes Kulturgebäude.

Architektur ist immer auch ein Sinnbild

ten die Kunden während der Wartezeit auf

legten

ihrer Zeit. So symbolisieren organische

markante Weise. Ehemals der Endpunkt

punkte. Rijnboutt Architects sanierten und

Formen, die mit kantigen, harten Bauma-

eines Anliegens, wird diese monumentale

erweiterten das Gebäude durch einen ge-

terialien hergestellt werden, die Ambiva-

Halle nun zum Startpunkt für eine Entde-

radlinigen Kubus auf dessen Rückseite.

lenz zwischen dynamischem Aufschwung

ckungsreise durch die Bibliothek und die

„Als Architekt agiert man an so einem Ge-

und Spannungen in der vorherrschenden

geöffnete Geschichte des Gebäudes.

bäude eher demütig und bescheiden“, sagt

Gesellschaft. Ein Bild, das sich intensiv im Backsteinexpressionismus in Deutschland

Aufgeblüht aus Vergangenem

und als „Amsterdamer Schule“ in den Nie-

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dabei

unterschiedliche

Schwer-

­Karianne ­Vandenbroucke von ­Rijnboutt. Der Anbau mit massivem Sockel, Glaselementen und Keramik-Rippen verleiht der

derlanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Trotz der bereits vorhandenen weitläufi-

zur Oudegracht gewandten Fassade be-

zeigte. Ein Beispiel stellt die ehemalige

gen Fläche bedurfte es einer Erweiterung

hutsam und doch radikal ein neues Er-

Hauptpost in Utrecht von Joseph Crouwel

auf schlussendlich knapp 9.000 m2 und ei-

scheinungsbild – und der zuvor versteck-

dar. Noch bis vor zehn Jahren herrschte

nes aufwendigen Umbaus über fünf Jahre,

ten Freifläche einen nützlichen Mehrwert.

hier – im letzten Postamt der Niederlan-

damit die Zentralbibliothek zur Gänze in

Auch der ehemalige Haupteingang wurde

de – Hochbetrieb. Gerade die parabelför-

diesen Räumen Platz finden konnte. Ent-

durch zusätzliche Eingänge ergänzt und

mige, sakral anmutende Gewölbestruktur

standen sind Orte zum Arbeiten, Lernen,

tritt nun in eine neue, starke Interaktion

aus sandsteinfarbenen Klinkern und Glas­

aber auch zum Treffen und Entspannen.

mit dem Außenraum und dem angrenzen-

elementen in der Haupthalle beeindruck-

Die beiden beauftragten Architektur­ büros

den historischen Stadtkern.


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Faszinierend verbunden „ Ich hätte mir keine bessere Funktion für das Gebäude vorstellen können: Als Postamt ging es darum, Menschen auf der ganzen Welt zu verbinden – als öffentliche Bibliothek machen wir nun das Gleiche.“ BART KELLERHUIS, ZECC ARCHITECTEN

Für Rijnboutt waren nach Karianne Vandenbroucke „die ‚Verbindung‘ und der ‚Dialog‘ die Leitmotive für dieses Projekt“. Da Zecc Architecten mit ähnlicher Grundhaltung die Gestaltung der Innenräume übernahmen, entstand ein sehr harmonisches Gesamtkonzept. Dafür wurden auf Basis der vorhandenen Struktur und der sehr klaren Grundrisse horizontale und vertikale Achsen aufgegriffen und zusätzliche Verbindungen geschaffen. „Dabei galt es hohe Erwartungen zu erfüllen, denn jeder Einwohner kennt dieses Gebäude“, so Bart Kellerhuis, Partner von Zecc und Architekt des Projekts. „Uns war es wichtig, den Aspekt der Verbindung von Menschen auf mehrfache Weise zu transportieren.“ Dafür haben sie sechs große Fenster über den Durchgangstüren integriert, die Blicke von der Halle in die dahinterliegenden Räume öffnen. „Dass diese Fenster von vielen gar nicht als neu wahrgenommen werden, ist für uns ein großes Lob – gerade hinsichtlich des Denkmalschutzes“, sagt Kellerhuis. Auch die weiteren Umsetzungen des Architekturbüros aus Utrecht bestechen mit Schlichtheit, klaren Linien und Kreativität. So werden beispielsweise die für die Bücherregale und Lesetische verwendeten Hölzer und ihre jeweilige natürliche Farbgebung mit jeder aufsteigenden Etage heller. Eingestellte Glaskuben und Zwischenebenen bieten Zonierungen und bewahren dennoch den Blick auf die Historie. Ein charmantes Changieren, denn so stehen rustikale Holzbinder im entkernten und sanierten Dachgeschoss neben freigelegtem Mauerwerk und massiven Säulenstrukturen in den unteren Etagen feinen Leuchten, farbigen Glaselementen sowie pfiffigen Details gegenüber. Gerade die Fahrrad-Tisch-Möbel, an denen die Besucher Strom für ihre Laptops erzeugen können, sind in diesem Zusammenhang erfrischend und repräsentativ –

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Imre Csány, Apeldoorn VISUALISIERUNG

Rijnboutt und Zecc Architecten, Niederlande

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eben typisch niederländisch irgendwie!


Neue Offenheit für die ganze Stadt Mitten in der Stadt, zwischen dem Stadtplatz Neude und dem bedeutsamen Handelsfluss Oudegracht, ist so ein Ort entstanden, der der Öffentlichkeit nicht nur eine Bibliothek, sondern auch ein Lebensmittel-

„ Wir brauchen kulturelle Orte als Wohn­zimmer für die Stadt, an denen man neue Leute treffen und diskutieren kann – ohne kommerziellen Hintergrund.“

geschäft, eine Brasserie und ein Auditorium bietet. Damit öffnet sich das zuvor nach innen orientierte Gebäude, verbindet Alt und Neu und zugleich sich selbst mit den Stadtbewohnern. „Jeder kann das Gebäude betreten und sich nun auch von Bereichen faszinieren lassen, die der Allgemeinheit zuvor unzugänglich waren“, sagt Kellerhuis. Bei einem so prägnanten Bauwerk ein wichtiges Statement für die Gesellschaft und ihre Stadt.

KARIANNE VANDENBROUCKE, RIJNBOUTT

OBJEKT | STANDORT

Zentralbibliothek Neude, Utrecht, Niederlande BAUHERR | NUTZER

Jurriëns BV, Utrecht, Niederlande Burgland Bouw BV, Dodewaard, Niederlande ARCHITEKTEN

Zecc Architecten BV, Utrecht, Niederlande / Rijnboutt, Amsterdam, Niederlande TECHNISCHER BERATER

Bas Prenger, Brillux Enschede AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Multi Protect Schilderwerken, Rijssen, Niederlande BRILLUX PRODUKTE

Superlux ELF 3000 Hydro-PU-Tec Seidenmattlack 2088 Hydro-PU-Tec Vorlack 2020 Lacryl Allgrund 246 BRILLUX SCALA-FARBTÖNE

75.03.03 (RAL 9016) 03.03.09 (RAL 9002)

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WALNUSSBRAUN

Mondholz Das Besondere für erholsamen Schlaf

Der Kraftort Aletsch Arena bietet mit Zimmern aus dem patentierten Holz100-System die perfekte Umgebung, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken. ‚Je ursprünglicher das Holz, umso besser die Wirkung auf den Menschen‘, lautet dabei die Devise.

Nachhaltiger Tourismus dank ökologischer Bauweise: Im Walliser Hotel Waldhaus gibt es jetzt Mondholz-Zimmer. Nun mag sich der eine oder andere fragen, was denn wohl Mondholz sei. Der Name kommt daher, dass das Holz unter Berücksichtigung des forstwirtschaftlichen Mondkalenders gefällt wird. Die Preise für dieses auf ungewöhnliche Weise gewonnene Material liegen denn auch bis zu 30 % über dem für konventionelles Holz. Immerhin werden ihm besondere Qualitäten hinsichtlich Stabilität, Haltbarkeit, Härte, Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und vieles mehr nachgesagt. Tatsächlich erwiesen ist hingegen, dass Holz generell die Herzfrequenz beruhigt, das Immunsystem stärkt und einen tiefen, erholsamen Schlaf fördert. Im ökologischen Holzbau ist das allgemein bekannt, und auch renommierte Architekten wie Matteo Thun setzen auf diese Eigenschaften des natürlichen Baustoffs Holz.

Große Unterstützung für nachhaltigen Umbau Doch zurück zum Mondholz: Im Jahr 2016 lancierten die Inhaber des Hotels Waldhaus, die Familie Berchtold, das Projekt „Holz100“. Dahinter stecken nachhaltige, zu 100 % aus Holz gefertigte Zimmer. Der Umbau kostete 1,8 Millionen Schweizer Franken und konnte mittels Crowdfunding und zahlreicher Unterstützer realisiert werden. Die bestehenden Südzimmer wurden komplett entkernt und mit „Holz100“-Elementen erweitert, sodass die Gäste in diesen Zimmern nun von reinem, massivem Holz umgeben FOTOS

S. 62: Dirk, adobe.stock.com S. 63: @michelphotographych S. 64-65: @waldhausbettmeralp

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sind. 2018 wurde das Hotel Waldhaus mit dem Projekt für den Hotel Innovations-Award nominiert.


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Massives Holz für massive Erholung Mit den neuen Zimmern will das Hotel Waldhaus zu einer Art „Energie-­ Tankstelle“ werden. Ideale Voraussetzungen dafür bietet es schon allein aufgrund der Lage am Kraftort Aletsch Arena, der Erholungsuchende zur ultimativen Entspannung einlädt. Jetzt soll die Kraft der Natur auch in den Zimmern des Hotels spürbar sein, und deshalb wurde das Interieur entsprechend gestaltet: mit Betten aus Arvenholz, Schrankgriffen aus unbehandelten Baumästen und weiteren hölzernen Elementen.

Was hat es mit dem Mondholz auf sich? Das Institut für Forstnutzung und Forsttechnik der TU Dresden hat sich mit dem Thema beschäftigt und informiert über die Erkenntnisse: Unter „Mondholz“ bzw. „Mondphasenholz“ sei solches Holz zu verstehen, das bei einer bestimmten, als „günstig“ angesehenen Mondphase geerntet wird und dadurch eine Reihe außergewöhnlicher Holzeigenschaften besitzen solle. Die Einhaltung des adäquaten Zeitpunkts könnte zahlreiche positive Effekte auf die Holzeigenschaften haben, betont wird zumindest von unterschiedlichen Seiten: Es fault, wurmt und arbeitet nicht.

Historische Quellen für das Prozedere In historischen Schriften finden sich eindeutige Hinweise auf die Fällung von Holz nach Mondphasen – allerdings fehlt eine allgemein gültige Regel. Im Gegenteil: Es gibt widersprüchliche Aussagen, die wohl auf Gegebenheiten wie Klima, Geografie, hoheitliche Interessen basieren. Zudem gehen die Forscher davon aus, dass sich im Laufe der Jahrhunderte Fehler bei der Übertragung der Regeln eingeschlichen haben. Heute herrscht weitgehend Konsens darüber, dass – wenn überhaupt – der abnehmende Mond positiven Einfluss auf die Eigenschaften des Holzes hat. Unterstützt wird dies auch durch die Mehrzahl der Natur- und Bauernregeln aus dem deutschsprachigen Raum.

Die Suche nach Beweisen Historische Holzbauten – wie die Stabkirchen in Skandinavien, die Holzhäuser der Alpen oder die Pagoden in Asien – belegen die Langlebigkeit des Baustoffs Holz. Häufig werden die genannten Beispiele in einem Atemzug mit „Mondholz“ genannt, jedoch fehlen die Beweise. Das verwundert nicht, schließlich sind zum Teil viele Jahrhunderte seit der Erbauung vergangen. Vielmehr erkennt der geschulte Betrachter, dass die jeweiligen Baumeister die Regeln des konstruktiven Holzschutzes berücksichtigten. Nichtsdestotrotz – oder gerade deshalb: Warum nicht einmal testen, wie wohltuend eine Übernachtung in einem „Holz100“-Zimmer bei Familie Berchtold in der wunderschönen Umgebung des Wallis sein kann?!

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MEHR ALS FARBE

Klare Kante für eine Kita

Eingebettet zwischen zwei großen Naturschutzgebieten, ist die Großwohnsiedlung Land­ wasser einer der westlichen Stadtteile von Freiburg im Breisgau. Die katholische Pfarr­ gemeinde St. Petrus Canisius benötigte hier für ihre Kita eine zusätzliche Gruppe sowie ein Kinderbistro. Die Architekten von bhk architekten haben dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude­ensemble daher zu einer Erweiterung mit einer eleganten und doch spielerischen Fassaden­struktur verholfen.

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„Mit dem Sonnenverlauf entsteht eine lebhafte Fassade.“ THOMAS GLOCKNER

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Das Gebäudeensemble aus den 1970erJahren, bestehend aus Kirche, Pfarrhaus und Kindergarten, stammt aus der Hand des für den deutschen Kirchenbau bekannten Architekten Rainer Disse. Seinem dem Brutalismus zuzuordnenden Stil entsprechend, werden auch hier alle Gebäudeteile von einer klaren Linienführung und Sichtbeton geprägt. Auf den ersten Blick nicht unbedingt eine Architektur, die man mit spielenden Kindern assoziiert. Die Architekten sahen sich daher mit der Herausforderung konfrontiert, mit ihrem Anbau zugleich dem schützenswerten Baudenkmal sowie einem einladenden, kindgerechten Raumprogramm nachzukommen. Entstanden ist eine Art offener Monolith mit großformatigen Glasflächen und flexiblen Fensterelementen. Auf diese Weise wird der umliegende Wald gestalterischer Teil des Innenraums und Spielflächen können unkompliziert in den Außenraum erweitert werden. So wird das Erleben der Natur für die Kinder und das Agieren des Bestands mit dem Stadt-LandRaum intensiviert.

Neue Schattenspiele Nicht nur im Hinblick auf die Kubatur und das Raumprogramm, sondern auch hinsichtlich der Fassadenoberfläche galt es

„Die helle Farbwahl unterstützt zusätzlich das Schattenspiel des horizontal gezogenen Kammputzes.“

einen dezenten Übergang zum Bestand zu kreieren, der dennoch kreativ und eigenständig agiert. Die Wahl fiel auf einen zeitlosen Kammputz. Seine horizontale Struktur greift die Stringenz von Dissens

THOMAS GLOCKNER

Entwurf auf und begegnet ihr belebend: Mit dem Sonnenverlauf über einen Tag und das ganze Jahr hinweg entstehen hier ganz unterschiedliche Erscheinungsbilder mit spannungsvollen Schattenspielen aus Hell-Dunkel-Werten. Die gleichmäßige Fassadenfarbe unterstützt dabei das Spiel aus feinen Schattierungen. Zugleich dient sie als eine unaufdringliche, harmonische Grundierung für ein weiteres Spiel – mit farblichen Kompositionen: Der angrenzende Laubwald zeigt sich in den verschiedenen Jahreszeiten in wechselnden und vielfältigen Farbnuancen. Thomas Glockner von bhk architekten berichtet, dass ihnen dieser Bezug zur Natur ein wichtiges Anliegen war. Die Fassade greift den natürlichen Wandel auf, begegnet ihm dezent und wirkt darüber hinaus angenehm aufgelockert.

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OBJEKT | STANDORT

Kita St. Petrus Canisius, Freiburg im Breisgau BAUHERR | NUTZER

Kath. Pfarrgemeinde St. Petrus Canisius, Freiburg ARCHITEKTEN

bhk architekten GbR, Freiburg TECHNISCHER BERATER

Henrik Eiling, Brillux Freiburg AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

B. Sope GmbH, Schallstadt BRILLUX PRODUKTE

Brillux WDV-System MW Top Mineral-Leichtputz G 3679 Extrasil 1911 2K-Aqua Seidenmattlack 2388 BRILLUX SCALA-FARBTÖNE

93.03.06 (RAL 9010) 51.03.12 (RAL 7047)

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DIALOG IN FARBE

Architekten fragen …

Holz geschützt und » Kann gleichzeitig seine natürliche Optik erhalten werden? Holz erfreut sich als Werkstoff aktuell zunehmender Beliebtheit. Im Hinblick auf seine Funktionalität und seine Eigen­ schaften findet er in der Statik sowie im Innen- und Außen­ bereich viel­fältigen Einsatz. Dabei wird meist ein naturbelassenes Erscheinungs­bild geschätzt. Um seine umfangreichen Vorteile erhalten zu können, benötigt Holz trotz allem eine ­hochwertige Pflege. Zunehmend gewünscht sind daher Lasuren, die die Holz­ oberfläche je nach Anforderung und Einsatzbereich optimal schützen, aber zugleich die natürliche Optik des Holzes perfekt in Szene setzen – und das, ohne seine Charakteristik zu überdecken.

Einzigartige Atmosphäre: Studiensaal unter der freigelegten hölzernen Dachkonstruktion Bibliothek Utrecht, Zecc Architecten, Utrecht / Rijnboutt, Amsterdam Foto: Imre Csány, Apeldoorn

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… das Brillux Beraterteam antwortet:

»

Sogar für wohngesundes (Raum-)Klima! Sowohl im Außen- als auch im Innenbereich können spezielle Lasuren von Brillux Holzoberflächen und -bauteile rundum schützen. Die Produkte Grenodecor 236 und Mattlasur 618 zeichnen sich zum Beispiel durch einen matten Look und den Erhalt einer beeindruckend naturbelassenen Holzoptik aus. Die Gel-Lasur 510 Metallic erhöht hingegen die Widerstandsfähigkeit des Holzes gegen Witterungseinflüsse, während ihre abtönbaren Metallicfarben Holzbauteilen einen gleichmäßigen Effekt von natürlicher

Grenodecor 236 Emissions- und schadstoffarme Holz­ lasur für umweltschonende Anstriche mit natürlicher Holzanmutung Gel-Lasur 510 Metallic Klassische, aromatenfreie Gel-Lasur: tropffrei und thixotrop – ideal für Arbeiten über Kopf und die Imitation natürlicher Holzvergrauung

Vergrauung verleihen.

Für innen und außen Alle drei Lasuren sind jeweils innen und außen einsetzbar. Doch gerade die wasserbasierte, emissions- und schadstoffarme Lasur Grenodecor 236 punktet im Innenraum mit einem wohngesunden Raumklima. Eine unkomplizierte Verarbeitung ist bei allen Beschichtungen genauso selbstverständlich wie die Langlebigkeit der Produkte. Ganz nach dem Motto, dass selbst Holz als organischer, nachwachsender Rohstoff nur bei einem dauerhaft geschützten Einsatz wirklich nachhaltig sein kann.

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Mattlasur 618 Aromatenfreie Alkydharz-Lasur: dezent-matte Oberfläche für eine natürliche Holzanmutung


Metallic-Farben in unterschiedlichen Holzlasurfarbtönen verleihen gerade großen Holzflächen einen edlen, charakterstarken Effekt und schützen zugleich vor Verwitterung.

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AUFGESTÖBERT

Ein Leben für die Nussschale

Diese Krippendarstellung ist mit ca. 100 cm eines der größeren und komplexeren Kunstwerke, die Gerald Valdéz auf sehr filigrane Weise aus Nogal-Nussschalen zusammensetzt.

Das hat sich auch Kunsthandwerker Gerald Valdéz gedacht und sich seiner Leidenschaft der „Arte en Nogal“, frei übersetzt Nusskunst, gewidmet. Faszinierend, was er dabei aus der kleinen Nussschale kreiert – praktisch und künstlerisch.

In seinem Heimatort, der Provinzhauptstadt Chacha­ poyas, wird traditionell die regionale Wal­nuss­sorte mit der dicken, harten Schale geerntet. Alles begann 1995. Damals spaltete Gerald Valdéz erstmals eine solche Nuss und staunte über das Innere, das ihn sofort inspirierte, daraus alles Mögliche herzustellen. Er, der schon als Jugendlicher selbstgemachte Schnitzereien im Laden seines Vaters verkauft hatte, begann, dekorative und nützliche Objekte wie Truhen,

Wenn der Peruaner in seiner Werkstatt mit der

Rahmen, Behälter und vieles mehr herzustellen. Der

eigens für dieses einzigartige Handwerk herge-

Samen des Nussbaums wird dabei immer wieder zu

stellten Kreissäge die heimische, robuste Walnuss

neuem Leben erweckt. Das ist nur folgerichtig, denn

zersägt, ist die Neugier des Zuschauers auf das Er-

wie sagt es der Künstler selbst so treffend: „Die Größe

gebnis ebenso groß wie die Sorge um die kreativen

des Baumes liegt in seinem Samen.“

Künstlerhände. Die aus der Mitte der Nuss herausgetrennten Scheiben weisen bereits ein hübsches,

Diese Aussage ist zugleich ein Leitspruch für den

natürliches Muster auf. Aus diesem Rohstoff ent-

Künstler, der weit über seine Arbeit hinausgeht. Er

stehen hier, in der Region Amazonas, Lampen,

möchte eine nachhaltige „Nusswirtschaft“ in sei-

Tische, Spiegel, Glas- und Handtuchhalter, auch

ner Region stärken, unterstützt die Aufforstung mit

Truhen, kleine Möbelstücke sowie vieles mehr. Die

den heimischen Walnussbäumen und klärt über seine

einzigartigen Nuss-Objekte verkauft der innovative

vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten auf – Vorträge

Erschaffer vor allem auf Messen.

und Workshops zum Thema mussten wegen der Pandemie leider ausfallen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Derweil produziert Gerald Valdéz’ Frau, die im Hauptberuf Lehrerin ist, aus der heimischen

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­Walnuss Schokolade und Kuchen. Das dürfte auch die

Gerald Valdéz

beiden gemeinsamen Kinder freuen …


Abweichungen vom Originalfarbton sind drucktechnisch bedingt.

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Brillux Musterservice

Farbtöne und mehr als Original Farbtöne kann man im großflächigen Original und in höchster Farbtongenauigkeit am besten beurteilen. Brillux stellt 1.514 Originalmuster in verschiedenen Varianten als Farbfächer, in DIN A4 und DIN lang zur Verfügung. Bestellen Sie Ihre Muster per Fax (+49 251 7188-8788) oder per E-Mail bei uns. Erfahren Sie mehr unter www.brillux.de/farbtoene-muster/musterservice/


IMPRESSUM

Brillux GmbH & Co. KG Weseler Straße 401 48163 Münster Telefon: +49 251 7188-8799 E-Mail: kontakt@brillux.de www.brillux.de Idee, Konzeption, Realisation: gambit marketing & communication GmbH colore Ausgabe 24, Oktober 2021

36325/210/33,3/1021 8826.9651.0024

Weitere Inhalte finden Sie im Brillux Blog: www.brillux.de/blog

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colore 24 Ökologisches Bauen Hotel DAS TEGERNSEE | Tegernsee Restaurant „Im Original“ | Lahr SOS-Kinderdorf Botschaft für Kinder | Berlin Zentralbibliothek Neude | Utrecht Kita St. Petrus Canisius | Freiburg im Breisgau ISSN 2625-7297 DE/AT 12,80 EUR CH 14.80 CHF

# WALNUSSBRAUN

COLORE 24


Ökologisches Bauen Wegweisende Holzbauten bekräftigen auf der ganzen Welt die „Holz-Wende“ und damit die Verbindung von Architektur und Klimaschutz.

Natürlichkeit hat viele Gesichter

Ein französisches Hotel zeigt eine beeindruckende Interaktion von gebauter Architektur und natürlicher Landschaft.

Erst durch „Nutzungsanforderungen“ von Seiten des Raumes entwickeln sich Beziehungen zwischen Mensch, Raum und Funktion.

Farbbetrachtungen

OKT

2021

colore FARBRÄUME


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