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200. GEBURTSTAG VON KAREL HAVLÍČEK

Ein Fremder unter Fremden

Vor genau 200 Jahren, am 31. Oktober 1821, wurde Karel Havlíček in Borová (deutsch: Borau) geboren. Der tschechische Journalist und Autor, der als Begründer des politischen Journalismus in Böhmen gilt, verbrachte mehrere Jahre im Zwangsexil in Brixen. Noch heute sind Spuren von ihm in der Bischofsstadt zu finden.

Im Dezember 1851 lebte Karel Havlíc ˇek zusammen mit seiner Frau Julie und der Tochter Zdenka in Ne ˇmecký Brod (Deutsch Brod, heute Havlìc ˇkov Brod), einer Kleinstadt in Böhmen. Das schmucke Haus am Hauptplatz gehörte seiner Mutter Josefa und wurde von ihr, den Söhnen Karel und František und deren Familien bewohnt.

Erst im November desselben Jahres war der umtriebige Journalist in einem Prozess freigesprochen worden. Umso größer dürfte der Schock gewesen sein, als er am 16. Dezember um zwei Uhr früh von Oberpolizeikommissar Franz Dedera aus dem Schlaf gerissen wurde. Havlíc ˇek wurde verhaftet und noch in derselben Nacht mit einer Kutsche weggebracht, auf eine beschwerliche Reise durch die österreichische Monarchie – ohne zu wissen, wohin es ging. Als die Kutsche am 20. Dezember Kufstein passierte und abends in Innsbruck ankam, atmete er auf, wie er später selbst schrieb, denn die Festung von Kufstein war der Schrecken aller politisch Gefangenen des Kaiserreichs. Am 21. Dezember wurde die Fahrt Richtung Süden fortgesetzt und in der „Post“ am Brenner zu Mittag gegessen. Anders als geplant, ließ Dedera am späten Nachmittag in Mittewald anhalten, wo man in der dortigen „Post“ der Familie von Pretz übernachtete. Im Amtshaus am Brixner Domplatz löste diese spontane Änderung große Unruhe aus. Es war nämlich nicht üblich,

IN DER GRIESGASSE: Das Zwitschern der Kanarienvögel hellte Havlí eks bedrückte Stimmung auf

dass ein Eilwagen die Strecke Innsbruck–Brixen nicht an einem Tag schaffte. Am Vormittag des 22. Dezember 1851 kam Havlíc ˇek in Brixen an. Dreieinhalb Jahre seines kurzen Lebens sollte er in der Bischofsstadt verbringen. war ein tschechischer Journalist, Dichter, Schriftsteller und politischer Agitator, dessen Werke heute zu den Klassikern der tschechischen Literatur zählen. Er gilt als der Begründer des politischen Journalismus in Böhmen. Während seiner Studienzeit in Prag kam er mit dem aufkeimenden Nationalbewusstsein der Tschechen in Berührung und sah zunächst, wie viele seiner Generation, den Panslawismus und die Lösung von Österreich als erstrebenswert an. Ein Ruf nach Moskau als Hauslehrer schien ideal, öffnete ihm jedoch die Augen vor den Gefahren, die vom russischen Imperialismus ausgingen. Schon bald kehrte er zurück und etablierte sich in kürzester Zeit als Journalist in Prag. Ernüchtert von den enttäuschten Hoffnungen, die er in die panslawische Idee und in Russland gesetzt hatte, war er nun einer der ersten, der vor dem russischen Imperialismus warnte. Als einer der Begründer des Panslawismus sah er die Zukunft für eine weitgehende politische Selbstbestimmung im Verbleib bei der österreichischen Monarchie.

Von den schlafenden Mitbürgern unbemerkt erfolgte die Verhaftung Havlí eks mitten in der Nacht

In Prag wurde er Redakteur der regierungstreuen „Pražské noviny“ (Prager Zeitung) und deren literarischen Beilage „Ceská Vc ˇela“ (Tschechische Biene). In seinen Texten gelang es ihm, Kritik elegant zu verpacken und mit Andeutungen zu spielen, deren Sinn den Lesern klar war, die ihn jedoch rein formal nicht gefährden konnten.

Nach dem Sturz des Staatskanzlers Fürst von Metternich im März 1848 gründete Havlíc ˇek seine eigene Tageszeitung „Národní noviny“ (Nationalzeitung). Er jubelte über das vermeintliche Ende der Zensur und forderte die Gleichberechtigung der Nationalitäten im Habsburgerreich. Als Politiker in der tschechischen Nationalversammlung und im Wiener Reichsrat behielt er seinen oppositionellen Kurs bei, verabscheute jedoch die Waffengewalt, die sich in mehreren Revolten Raum fraß. Mit seinen aufklärenden Texten gegen ein zentralistisch regiertes Kaiserreich und die Bevormundung der Kirche agierte er ganz offen gegen die Regierung. In Folge wurde seine Zeitung verboten und das Verbot erst zurückgenommen, als er Mäßigung versprach. 1850 wurde Havlíc ˇek der Aufenthalt in Prag verboten, sodass er nach Kutná Hora (Kuttenberg) ging und dort die Zeitung „Slowan“ (Slawe) gründete, die er jedoch bereits ein Jahr später einstellen musste. In Kuttenberg Am 21. Dezember 1851 überquerte ein Eilwagen mit dem Gefangenen den Brenner

schrieb er auch seine „Kuttenberger Elegien“, natürlich in tschechischer Sprache. Für die Regierung in Wien, die bereits die gesamte oppositionelle Presse in der Monarchie ruhiggestellt hatte, galt Havlíc ˇek trotz seiner pro-österreichischen Haltung als Staatsfeind. Schon seit seiner Rückkehr aus Russland wurde er genauestens beobachtet und überwacht. Der Freispruch Havlìc ˇeks im November 1851 bedeutete einen herben Schlag für die Regierung. Auf Betreiben des Innenministers Alexander von Bach wurde Havlìc ˇek im Dezember überraschend festgenommen. In Brixen glaubte man ihn sicher verwahrt und seiner Gestaltungsmöglichkeiten beraubt. Havlíc ˇek der Verfechter der tschechischen Sache war; seine Mitkämpfer hatten sich rasch in eine politische Gleichgültigkeit zurückgezogen.

Schon nach wenigen Wochen wurde für Havlíc ˇek ein Quartier mit Verpflegung in der Griesgasse 8 organisiert. Das Haus gehörte der Kirche und wurde von Anna und Maria Thalmann bewohnt,

Das Brixner Exil. Havlíc ˇek kam zunächst im Gasthof Elephant unter und schloss mit den Wirtsleuten Friedrich und Theresia Mayr Freundschaft. In der Buchhandlung Weger deckte er sich mit Lektüre ein und kaufte sich zur Unterhaltung einen Käfig mit zwei Vögeln. „Als kommunikativer Mensch“, so der Historiker Hans Heiss, „suchte und fand Havlíc ˇek Kontakt zu den Brixnern, denn schließlich gab es auch hier liberal Gesinnte, die mit den damaligen Verhältnissen in der Monarchie nicht einverstanden waren.“

Brixens Bezirkshauptmann Theodor von Knoll entging natürlich nicht, mit wem Havlíc ˇek Kontakt pflegte. Er wurde auch in der Bischofsstadt bespitzelt und bewacht. Dennoch erlaubte ihm Knoll Ausflüge in die Umgebung, und so konnte er nach Neustift, Vahrn, Milland oder Köstlan spazieren.

Schon bald erkannte Havlíc ˇek, dass er, wie er selbst schrieb, „die Ohrfeigen pro procura für die Anderen“ bekam. In Böhmen selbst war nämlich schnell klar geworden, dass vor allem Auch Tochter Zdenka war kein langes und glückliches Leben beschieden: Sie starb am 20. September 1872 im Alter von nur 23 Jahren an Tuberkulose

die für Havlíc ˇeks leibliches Wohl sorgten. Allein die dunklen Wohnräume voller Heiligenbilder und Devotionalien bedrückten ihn. Für seinen Unterhalt stellte der Staat vorerst 400, später 500 Gulden jährlich zur Verfügung.

Das Kellerhäusl in der Kachlerau. Im Mai 1852 durften Julie und Zdenka dem Ehemann und Vater nach Brixen folgen, und die Familie mietete von Friedrich Mayr, dem Eigentümer des „Elephanten“, das sogenannte Kellerhäusl in der Kachlerau. Kurz darauf schrieb Havlíc ˇek begeistert an seinen Bruder František: „Das Häuschen liegt nach allen vier

Auch heute noch zählt der Geburtsort des Nationaldichters nur rund 960 Einwohner

Seiten frei, mein Zimmer […] hat drei Fenster nach allen Seiten und eine Aussicht, die Tausende wert wäre, wenn sie in Böhmen läge. Eine so schöne Landschaft wie hier hast du bestimmt noch nicht gesehen.“ Weiters erzählte er von den großen Nussbäumen, dem kleinen Gärtchen, das er selbst angelegt hatte, und von den Wanderungen mit seiner Familie. „Man kann schon sehen, dass Julie und Zdenka hier kräftig und gesund werden, denn hier im Gebirge ist das Klima gesund, frisch und kräftigend.“ Das Kellerhäusl hatte Havlíc ˇek nicht ganz für sich allein: Im zweigeschossigen Keller unter dem Wohngebäude lagerten die Weinfässer des Gasthofs. Im Erdgeschoss befanden sich eine Ausflüge in die Umgebung. Überliefert sind auch Ausflüge von Havlíc ˇek in die Umgebung. So wanderte er im Juli 1852 mit den Familien seiner Brixner Freunde Johann Alois Schallhammer und Rudolph Hebra zur Kurbehandlung nach Bad Schalders. Im Gasthaus speisten die Ausflügler ausgezeichnetes Kalbfleisch und tranken reichlich Wein, wie aus dem tschechischen Vierzeiler hervorgeht, den Havlíc ˇek ins Gästebuch schrieb. Schallhammer schrieb ihn damals ab und rettete ihn so für die Nachwelt.

Kurze Zeit später führte ein gemeinsamer Ausflug nach Bad Burgstall. Seinem Freund Franz Palacký schrieb Havlíc ˇek voller Freude, dass sich seine Frau geschlichen, dürfte seinen Arbeitseifer wohl ebenso gedämpft haben. Als Journalist und Publizist waren ihm ohnehin sämtliche Veröffentlichungsmöglichkeiten entzogen worden. So versuchte er sich an einer Darstellung der Geschichte von Russland – doch auch dieses Projekt ging nur schleppend voran und wurde nicht abgeschlossen. „Diese politische und publizistische Einschränkung“, so Hans Heiss, „hat ihn sicher sehr belastet. Er war ja noch ein junger Mann, der vor seinem Exil geradezu frenetisch aktiv gewesen war.“ Dennoch saß Havlíc ˇek tagelang am Schreibtisch und führte eine umfangreiche Korrespondenz, die wohl dank seines Freundes sah ihn beim Gärtnern, und als seine Frau geheilt schien, nahmen sie ihre Ausflüge wieder auf und bestiegen sogar den Hundskopf. In Briefen an die Lieben in Böhmen schilderte er seinen Tagesablauf: Nach dem Frühstück las er die Zeitung und setzte sich dann an den Schreibtisch. Auch den Nachmittag verbrachte er mit Studien, und um fünf Uhr ging er mit seiner Familie spazieren. Vor dem Abendessen genoss er noch ein frisches Bier im Glöcklgut in Burgfrieden.

Ganz von der Hand zu weisen war die Hoffnung auf die Rückkehr nicht: Johann Franz von Kempen, der Chef der Obersten Polizeibehörde, ließ entsprechende Gutachten in Böhmen, Tirol und Vorarlberg einholen, und gerade der Brixner Bezirkshauptmann sprach sich für Havlíc ˇeks Heimkehr aus. Doch wieder wurde die Familie enttäuscht. Ende September 1854 kehrten Julie und Zdenka nach Hause zurück, Havlíc ˇek musste in Brixen bleiben. Er gab sein Heim im Kellerhäusl auf und bezog zwei Zimmer im ersten Stock des Eckhauses Weißenturmgasse/Adlerbrückengasse, das dem Kaufmann Waitz gehörte.

Ein letzter Winter in Brixen. Havlíc ˇek führte nun ein sehr zurückgezogenes und einfaches

„Diese politische und publizistische Einschränkung hat ihn sicher sehr belastet“ _

Hans Heiss, Historiker

Diele und der Eingang in den Keller sowie eine Küche, oben drei Zimmer.

Hans Heiss, der das Gebäude heute mit seiner Familie bewohnt, erzählt, dass es oft von tschechischen Touristen aufgesucht und fotografiert wird. Dabei zeigen sich „viele erstaunt über die Lage und die guten Wohnverhältnisse mit Garten, denn gerade im Bewusstsein der Tschechen hat sich die falsche Vorstellung erhalten, Havlíc ˇek hätte während seines Exils unter gesundheitsschädlichen Wohnverhältnissen gelitten.“ Der Lebensstandard der Familie war nicht luxuriös, aber er entsprach mit Kosten von 1.200 Gulden pro Jahr ungefähr dem eines Universitätsprofessors. Julie kümmerte sich kaum um den Haushalt: Das Essen ließ man sich vom „Elephanten“ bringen, und das Dienstmädchen kam drei Mal täglich. sundheitlich erhole, die Tochter „gesund wie ein Luchs“ sei und auch er sich bester Gesundheit erfreue.

Wolken am Himmel. Das ruhige Familienleben, aus dem Havlíc ˇek wieder Kraft schöpfen konnte, war nicht von Dauer. Zwei Hausdurchsuchungen in der Kachlerau, denen Denunziationen in Prag zugrunde lagen, brachten allerdings nur ein paar verbotene Bücher sowie russische und tschechische Literatur zutage, aber keine kompromittierenden Schriften. Dass jedoch gerade in seiner Heimat immer wieder gegen ihn intrigiert wurde, muss Havlíc ˇek sehr geschmerzt haben. Er versuchte zu arbeiten, doch er fühlte sich abgeschnitten von seinen Kontakten, und Bücher in tschechischer Sprache ließen sich nur schwer beschaffen. Dass Gendarmen um das Kellerhäusl Schallhammer, der bei der Post angestellt war, weitgehend unbemerkt versandt werden konnte. Doch schon im April 1853 wurde angeordnet, Havlíc ˇeks Korrespondenz zu öffnen – unter anderem begründet durch das kursierende Gerücht, er könnte eine Flucht in die Schweiz planen. So blieb dem Brixner Bezirkshauptmann Knoll nichts anderes übrig, als Havlíc ˇek das Verlassen der Stadt zu verbieten und zu verlangen, dass er sich einmal täglich bei ihm zeigte.

Hoffnung auf die Rückkehr. Im Winter spielte sich das Leben der Familie weitgehend im Kellerhäusl außerhalb der Stadt ab. Julie, die an Tuberkulose litt, blieb in den dunklen Monaten vorwiegend zu Hause. Nach einem langen Winter 1853/54 ließ die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Böhmen Havlíc ˇek neuen Lebensmut schöpfen. Man Leben. Inzwischen versuchte František Jaroš erneut, in Wien für die Rückkehr seines Schwagers zu intervenieren. Auf Anraten des Innenministers Bach verfasste Havlíc ˇek selbst ein entsprechendes Bittgesuch an den Polizeiobersten Kempen. Unter der Bedingung, dass er sowohl seine journalistische als auch seine belletristische Tätigkeit einstelle, wurde die Rückkehr bewilligt – eine bittere Pille, die Havlíc ˇek erneut zu schlucken hatte. Doch die Sorge um seine kranke Frau trieb ihn an, und am Abend des 6. Mai 1855 konnte er endlich aufbrechen. Zu Hause in Böhmen erwartete den Heimkehrenden eine wahre Hiobsbotschaft: Seine Frau Julie war am 16. April der Tuberkulose erlegen. Für Havlíc ˇek brach erneut eine Welt zusammen. In Havlìc ˇkov Brod weitgehend zur Untätigkeit gezwungen, konnte Havlíc ˇek materiell kaum für

sich und seine Tochter sorgen. Er war ein gebrochener Mann, dem, selbst an Tuberkulose erkrankt, jegliche Lebensfreude fehlte. Verarmt und vereinsamt starb er am 29. Juli 1856. Er wurde nicht einmal 35 Jahre alt.

Spuren in Brixen. Namentlich lebt Havlíc ˇeks Exil in den „Tiroler Elegien“ fort, dem wichtigsten Werk, das er in Brixen schrieb, das jedoch erst Jahrzehnte nach seinem Tod veröffentlicht wurde. seiner unmittelbaren Nachbarschaft, beim Eisgruber Hans in der Kachlerau (4–6) ein Glas Wein genoss oder in der Kellerburg in Köstlan (Köstlaner Straße 7–12) einkehrte. Auch das Hotel Elephant und die beiden Häuser in der Griesgasse sowie der Weißenturmgasse haben sich erhalten. Die tschechische Stadt Havlìc ˇkov Brod, die sich heute nach ihrem berühmten Bürger so nennt, ist seit 2007 Partnerstadt von Brixen. Auch eine Straße in Brixen trägt

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In seiner eigenen Tageszeitung „Národní noviny“ forderte der Journalist die Gleichberechtigung der Nationalitäten im Habsburgerreich

Darin beschrieb er in satirischer Weise sein Exil und übte Kritik am politischen System.

Wer auf Havlíc ˇeks Spuren in Brixen wandeln möchte, findet noch heute Gebäude, in denen er gelebt und gewirkt hat oder in denen er eingekehrt ist.

Am Kellerhäusl in der Kachlerau wurde eine Gedenktafel angebracht. Überliefert ist, dass Havlìc ˇek Wanderungen nach Bad Schalders und Bad Burgstall unternahm, dass er gerne ein Bier beim Glöcklgut in Burgfrieden (Burgfriedengasse 16) trank, in Karel Havlíc ˇeks Namen. Und obwohl sein Urteil über Tirol und Brixen 1853 alles anderes als schmeichelnd ausfiel – er sprach von einem „verdorbenen Nest voller Dummköpfe und Heuchler“ – an der Städtepartnerschaft und dem gemeinsamen Austausch zwischen Südtirolern und Tschechen hätte er gewiss seine Freude.

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„Es gibt keine Alternative zum Dialog“

Bischof IVO MUSER nimmt sich im Interview mit dem „Brixner“ kein Blatt vor den Mund: Die Kirche müsse sich strukturell verändern, weil sie ärmer an Personen geworden ist, und die Gesellschaft in Europa sei durch den Wohlstand satt und selbstgenügsam geworden, was zu Individualisierung und Egoismus geführt habe.

Herr Bischof, im Interview mit dem „Brixner“ vor neun Jahren haben Sie erklärt, dass Sie Ihr Amt als Gnade empfinden und auf keinen Fall als Belastung. Sehen Sie dies heute genauso?

BISCHOF IVO MUSER: Das Amt selbst ist natürlich eine Gnade. Es wird mir immer mehr bewusst, dass dies ein Symbolamt ist, das viel größer ist als die Person, die es innehat. Es ist also nicht so wichtig, wer es ausübt. Im Gehen dieses Weges wurde mir das selbst auch immer mehr bewusst. Es gibt dabei Dinge, die einem mehr liegen, die man lieber macht, die man besser oder auch weniger gut kann. Ich würde also schon dabei bleiben, dass das Amt eine Gnade ist.

Sie stapeln etwas tief, denn natürlich hängt ein Amt auch von der Person ab und davon, wie diese Person das Amt ausübt.

Ja, das stimmt schon, und natürlich braucht es vielleicht ein paar Voraussetzungen, damit man für dieses Amt überhaupt ausgesucht wird. Und trotzdem: Das Amt ist ein Symbol, und ein Blick in die Kirchengeschichte unterstreicht diese Aussage. Es hat im Laufe der Jahrhunderte ganz verschiedene Amtsträger gegeben, mit hellen und weniger guten Seiten, mit Schwachstellen. Ich wiederhole: Das Amt ist viel größer als die Person.

Wie sehen Sie Ihre Arbeit als Bischof? Was verbuchen Sie als Erfolg der vergangenen zehn Jahre, was als weniger erfolgreich?

Ich weiß nicht, ob ich überhaupt imstande bin, eine Bilanz zu ziehen. Dazu müsste man Leute zu Wort kommen lassen, die mit mir

Fotos: Oskar Zingerle und er wird einfach nie damit fertig – das ist ein Bild, das mich prägt. Ich würde gern mal eine Baustelle abschließen und eine neue beginnen, aber es kommen immer wieder neue Aufgaben dazu, und die Baustelle bleibt immer offen. Damit zu leben ist eine Herausforderung – vor allem auch im Vergleich zu meinem früheren Leben. Unabhängig davon: In diesen zehn Jahren hat sich das äußere Gesicht der Kirche noch einmal verändert: Wir sind ärmer an Personen geworden.

Bischof Ivo Muser: „Was stark zugenommen hat, ist ein grenzenloses Fordern in allen Bereichen: Die Menschen glauben, auf alles ein Anrecht zu haben“

gearbeitet und mich wahrgenommen oder die sich an mich gewandt haben. Das Bischofsamt ist ein ausgesprochenes Beziehungsamt: Alles, was mit Beziehungen zu tun hat, ist die starke Seite dieses Amtes. Das fordert heraus und ist manchmal auch anstrengend, aber es ist jene Dimension, mit der ich selbst beschenkt werde. Mich erstaunt manchmal, wie viel Sind Sie ein Selbstzweifler?

Nein. Ich bin viel mehr ein nachdenklicher Mensch, einer, der gern reflektiert. Manchmal habe ich zu wenig Zeit zur Reflektion, weil mein Leben ausgefüllt ist von Anliegen, Sorgen, Freuden, Feiern, Begegnung. Ich bin jemand, der hin und wieder auch mal gern stehenbleiben würde, einfach In diesem Nebensatz scheinen Sie die nächste Frage eigentlich bereits beantwortet zu haben: Geht es der Kirche heute im Vergleich zu vor zehn Jahren besser oder schlechter?

Besser oder schlechter – das ist nicht so leicht zu beantworten. Sie ist aber auf jeden Fall anders geworden. Wenn ich irgendwann meinen Hirtenstab abgeben werde, wird man die Kirche und die Diözese nicht mehr wiedererkennen.

Zum Beispiel?

Die Strukturen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten gebildet haben, werden in Zukunft zum Beispiel vollkommen anders aus-

„Manche Leute fühlen sich heute für alles zuständig und in allem kompetent“_

Bischof Ivo Muser

Vertrauen mir entgegengebracht wird und wie viel ich bei persönlichen Gesprächen erfahre. Ich bin sehr dankbar für die Beziehungen, die ich in diesen Jahren hatte und die es mir vielleicht auch erlaubt haben, das eine oder andere zu gestalten. so, zum Nachdenken. Das ist in diesem Amt leider nicht so gut möglich. Ich sage dann zu mir selbst: Bemühe dich, zumindest ganz präsent zu sein bei dem, was du im Augenblick tust. Stellen Sie sich jemanden vor, der eine Baustelle besichtigt und bearbeitet, sehen. Das liegt daran, dass wir weniger Menschen zur Verfügung haben, die diese Strukturen mit Leben füllen. Dabei muss man bedenken: Aus der Kirchengeschichte wissen wir, dass sich diese Strukturen immer wieder verändert haben; sie dürfen und

Bischof Ivo Muser: „Der Wohlstand macht uns nicht automatisch zufriedener und ausgeglichener“

sollen sich verändern. Das macht mir im Grunde keine Angst. Was mich aber schon nachdenklich stimmt, ist eben, dass es immer schwieriger wird, diese Strukturen mit Leben zu füllen. Und wir haben Strukturen, die sehr viel Energie absorbieren. Auch darüber müssen wir nachdenken. Es kommt also einiges auf uns zu; es wird Dinge geben, die wir einfach lassen müssen.

Da kommt jetzt ein Managerdenken zum Vorschein …

Manchmal beneide ich den Hl. Paulus, der mit einem weißen Blatt Papier beginnen konnte: Alles, was er schuf, war neu. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin nicht gegen unsere Strukturen, aber wir sind heute in einer Situation, in der wir viele Strukturen haben, von denen wir einige nicht werden halten können.

Das Nachwuchsproblem der Kirche ist offensichtlich. Ist es aber in Südtirol spürbarer als anderswo?

Wenn ich an Europa denke, sitzen wir eigentlich alle im selben Boot. Weitet man aber den Blick auf die Welt aus, sieht es vollkommen anders aus: Mir gibt es Rückhalt und Hoffnung, dass es in der Welt durchaus katholische Kirchen gibt, die derzeit regelrecht aufblühen. Wir sind ja Gott sei Dank keine Nationalkirche, sondern eine weltweite katholische Gemeinschaft. Papst Franziskus drückt es so aus: Europa ist müde geworden.

Warum hat sich die Gesellschaft in Europa anders als anderswo entwickelt? Was ist passiert, dass die Gesellschaft mit traditionsreichen Strukturen so kritisch umgeht?

Vielleicht ist es eine bestimmte Selbstgenügsamkeit – die nehme ich manchmal wahr. Was zudem stark zugenommen hat, ist ein grenzenloses Fordern in allen Bereichen: Die Menschen glauben, auf alles ein Anrecht zu haben …

… aber keine Pflichten.

Ja, genau. Und was der Wohlstand meiner Meinung nach schon in sich trägt: Er macht den Menschen satt, eben selbstgenügsam. Grundfragen werden oft kaschiert; man tut so, als ob alles in Ordnung wäre. Es gibt aber eine Diskrepanz: Der Wohlstand macht uns nicht automatisch zufriedener und ausgeglichener. Das beschäftigt mich sehr, und eigentlich ist das ja, was Religion ausmacht. Es geht im Letzten um große Fragen, die sich jeder Mensch stellt und stellen muss: Woher, wohin, wo liegt der Sinn des Lebens, was kommt nach meinem Tod? Religion bedeutet letztendlich auch die Fähigkeit, die Kraft und das Bedürfnis, sich anzubinden, festzumachen.

Damit gibt sie Orientierung?

Ja, natürlich. Was ich aber gerade in Europa und bei uns feststelle, ist der Trend hin zu ganz starkem Subjektivismus: „Alles muss mir entsprechen, das „Ich“ ist nicht mehr zurückgebunden auf ein „Wir“. Zur Covid-19-Pandemie brauchen wir zum Beispiel eine gemeinsame Diskussion zu Freiheit und Verantwortung. Freiheit

©Fotograf Gustav Willeit

wird heute fast absolut gesetzt: Wenn ich etwas nicht will, dann mache ich es auch nicht. Ich bin Menschen begegnet, die mir gesagt haben, dass sie sich nur deshalb nicht impfen lassen wollen, weil ihnen dies vorgegeben wird. Andere sagen, dass sie sich schon oft haben impfen lassen, um zum Beispiel auf eine Reise zu gehen, aber die Covid19-Impfung lassen sie sich nicht vorschreiben. Dieses Thema muss in unserer Gesellschaft ausdiskutiert werden: Der Umgang und das Verständnis von Freiheit, aber auch die starke Rückbindung von Freiheit an Verantwortung und, umgekehrt, von Verantwortung an Freiheit.

Sie haben das als Subjektivismus bezeichnet, aber im Grunde handelt es sich doch um Egoismus, oder?

Starker Subjektivismus und Individualismus drückt sich aus im Egoismus: „Ich mach mich selbst zum Nabel der Welt. Der Einzige, der Wirklichkeit interpretieren kann, bin ich selbst.“ Wenn diese Denkweise extremisiert wird, löst sich Zusammenleben und Gesellschaft auf.

Im Moment habe ich das Gefühl, dass wir uns auf dem besten Weg dorthin befinden …

In der Tat; darüber müssen wir wirklich nachdenken. Als diese Pandemie begann, war ich viel optimistischer: Ich dachte mir, diese Situation mute uns allen jetzt zu, dass wir über die Grundfragen nachdenken. Im Moment hingegen erlebe ich eine starke Spaltung der Gesellschaft, und ich hoffe, dass wir nicht irgendwann aufeinander losgehen. Religion, Kirche und Glaube hätte in dieser Situation viel zu sagen. Religion ist Bischof Ivo Muser: „Ich bin viel mehr ein nachdenklicher Mensch, einer, der gern reflektiert“

gerade in einer solchen Situation für den Menschen gut. Selbst die Gesundheit ist nicht der oberste Wert, auch wenn wir alle für unsere Gesundheit Verantwortung übernehmen müssen.

Was ist der oberste Wert?

Mein Leben bekommt andere Koordinaten und andere Prioritäten, wenn es Gott gibt, weil es ein personales Gegenüber gibt, das mich gewollt und geliebt hat, das meinem Leben Orientierung gibt, und sogar im Sterben weiß ich mich von diesem Gegenüber gehalten. Das gibt meinem Leben Weite, Hoffnung und Perspektive und ist der Grund dafür, dass ich sage, dass Religion für den Menschen gut ist.

Natürlich kann man mit Religion auch Missbrauch betreiben, Menschen unterdrücken, aber die Grunddimension von Religion ist Lebensförderung und damit eine Antwort auf die großen grundlegenden Sinnfragen. Der Mensch ist von seinem Wesen her religiös, davon bin ich überzeugt. Menschen gehen mit Religion zwar unterschiedlich um und lehnen vielleicht sogar die Antwortbarkeit dieser Fragen ab – auch das ist aber eine Form, die deutlich macht, wie sehr wir religiös sind. Alle ganz großen Fragen sind religiöse Fragen, und die Religion hilft uns dabei, sie einzuordnen, sie zu beantworten, damit zu leben und hoffentlich auch fruchtbar zu machen für ein Wertesystem, ein Zusammenleben.

Früher waren der Dorfpfarrer, der Lehrer und der Bürgermeister unantastbare Instanzen, deren Meinung man nicht in Frage stellte. Alle drei Autoritäten haben in der Wahrnehmung der Leute an Glaubwürdigkeit verloren. Warum ist das so?

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Das waren in der Tat jene Autoritäten, auf die man sich berufen hat. Die Problematik betrifft aber nicht nur diese drei Instanzen: Der Umgang mit Autorität und Vertrauen hat sich grundsätzlich maßgeblich verändert. Manche Leute fühlen sich heute für alles zuständig und in allem kompetent. Ich selbst erlebe es hingegen als entlastend, dass es so viele Bereiche in meinem Leben gibt, die mir wichtig sind und bei denen ich den entsprechenden Fachleuten glaube und vertraue, weil ich ihre fachliche Kompetenz anerkenne. Schauen Sie, ein Beispiel ist ja die derzeitige Diskussion, die Kinder aus der Schule herauszunehmen. Nichts liegt mir ferner als mit dem erhobenen Zeigefinger gewisse Verhaltensweisen zu kritisieren, aber das Schwinden des gegenseitigen Vertrauens in unserer Gesellschaft beschäftigt mich schon sehr. Das ist auch eine Folge der modernen Medien, die viele positive, aber eben auch viele negative Aspekte haben. Pinco Pallino, Papst Franziskus, der Arzt Soundso – alle Aussagen sind plötzliche auf derselben Ebene, alle sind gleich wichtig, und viele Leute nehmen sich die Freiheit, alle zu kritisieren und die jeweiligen Aussagen so zu verwenden, dass sie ihrem eigenen Weltbild entsprechen.

Wenn jemand hingegen etwas postet, das nicht mit dem Weltbild des Betrachters zusammenpasst, kommen aggressive Kommentare.

Ja. Ich fordere schon seit einiger Zeit die Einführung der Klarnamenpflicht in Internetforen, weil die derzeitige Situation geradezu die Demokratie gefährdet. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, und öffentliche Personen müssen sich besonders auch gefallen lassen, dass sie kritisiert werden – aber Kritik soll bitte mit Gesicht und Namen passieren. Damit schafft man die Voraussetzung für ein ganz neues Diskussionsniveau, das leider abhandengekommen ist. Kritik muss erlaubt sein, aber nicht in der heutigen Form, die soziale, politische und persönliche Beziehungen gefährdet. Ich beobachte zudem, dass man vor allem Verantwortungsträgern und auch anderen Mitmenschen heutzutage nicht mehr zugesteht, Fehler zu machen. Wenn Sie an die ersten Entscheidungen zur Pandemie zurückdenken: Da war die gesamte Menschheit einer vollkommen neuen Gefahr ausgesetzt; alle waren Stotterer und nach einer Lösung Suchende. Natürlich sind dann auch Fehler passiert, weil Menschen eben nicht perfekt sind, weshalb diese Fehler auch verziehen werden müssen, weil jede Alternative unmenschlich und unbarmherzig wäre.

Entscheidungen aus der Vergangenheit werden oft aus der heutigen Perspektive kritisiert …

Ja, genau. Da merkt man dann, dass manche Leute einen sehr individualistischen Umgang mit dem Leben haben.

Ich bin etwas überrascht über Ihre klaren Aussagen, denn in den letzten Jahren hatte ich den Eindruck, dass sich die Kirche gerade zu gesellschaftlichen oder politischen Themen eher zurückhält.

Das Evangelium ist ja politisch – aber nicht tages- oder parteipolitisch. Wenn die Kirche Position bezieht, kann sie sich aber auch leicht verbrennen. Eine ganz interessante Diskussion war zum Beispiel vor einigen Jahren die Geschichte mit dem Doppelpass. Ich habe mich damals geäußert und musste schnell feststellen, dass man aneckt, und darauf folgt dann die Meinung, der Bischof solle sich bitte aus der Politik heraushalten.

Auch in diesem Fall: Vor 30 oder 40 Jahren hätte sich niemand getraut, eine Aussage des Bischofs zu kritisieren …

Ich habe kein Problem damit, dass eine Aussage einer Autorität hinterfragt wird, aber heute geht man einer direkten Auseinandersetzung aus dem Weg, weil man nicht dazu bereit ist, die eigene Meinung in Frage zu stellen. Aber Sie haben in Ihrer Grundaussage natürlich recht: Die Stimme der Kirche ist heute eine Stimme neben vielen anderen geworden. Es ist nicht mehr so, dass man den Aussagen einer Autorität zuhört, weil man wissen will, was die Person zu sagen hat, weil es sich lohnt, über dessen Aussage nachzudenken.

In einer individualistischen Gesellschaft ignoriert man Aussagen, die einem nicht gefallen, weil man sowieso eine gefestigte Meinung hat, von der man nicht abgehen will. BRIXEN, JULIUS-DURST-STR. 100

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Ja, eindeutig.

Die Frage, die sich mir stellt, ist also: Wie kommen die Leute wieder zusammen?

Wahrscheinlich nur durch die redliche Auseinandersetzung.

Allein die Auseinandersetzung scheint keine Lösung zu sein, weil man oft keine Ebene mehr findet, in der Leute verschiedener Meinung miteinander vernünftig reden können.

Letztlich ist es eine Wertediskussion. Ich glaube, dass es ganz schwierig ist, mit einem Menschen zu reden, der von sich selbst und von seiner eigenen Meinung und Ideologie besetzt ist.

Sie haben aber vollkommen recht: Mit manchen Menschen kann man über bestimmte Themen nicht mehr reden, sie lassen die Fragen nicht mehr an sich heran. Es gibt aber keine Alternative zum Dialog: Man darf nicht aufgeben, und man darf nicht zulassen, dass solche unversöhnte Bischof Ivo Muser: „Mich erstaunt manchmal, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wird und wie viel ich bei persönlichen Gesprächen erfahre“

Positionen unsere Gesellschaft spalten.

Trotzdem darf man schon feststellen, dass diese Spaltung eine kleine Minderheit der Gesellschaft betrifft; die große Mehrheit hält zusammen, verhält sich altruistisch und hilfreich.

Gerade in Südtirol sollten wir in der Tat stolz sein über unser Ehrenamt; es gibt viele Menschen, die sich in den verschiedensten Bereichen für andere einsetzen. Andererseits merken wir aber, dass es immer weniger Menschen gibt, die bereit sind, Verantwor-

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tung zu übernehmen – zum Beispiel auch in der Politik. Das liegt möglicherweise daran, weil sie wissen, dass sie dann in Zukunft von allen Seiten angegriffen werden. Unsere Gesellschaft muss wieder lernen, Fehler zuzugestehen – das ist doch etwas zutiefst Menschliches. Autorität zu haben war früher also leichter als heute. Viele Menschen nutzen ja nicht einmal mehr das aktive WahlMan darf die Problematik nicht nur auf die Kirche beziehen: Gesellschaftliche Entwicklungen sehen wir in der Kirche, und kirchliche Entwicklungen sehen wir in der Gesellschaft. Individualisierung oder egoistische Züge – da sitzen wir alle im selben Boot. Ich hoffe aber, dass Menschen merken, dass sich ohne das „Wir“ Zusammenleben auflöst. Auch das „Ich“ braucht das „Wir“. ne kirchliche Kunst, keine Kirchenmusik, kein Weihnachten, keine Taufe, kein Ostern, keine christliche Beerdigung. Wollen wir das? Welche Konsequenzen hätte das auf unsere Gesellschaft? Dass es das alles aber gibt, hat wiederum mit uns selbst zu tun. Der häufigste Weg, den ich zurückzulegen habe, ist immer noch Bozen-Brixen, und auf diesem Weg blicke ich jedes Mal nach

„Im Moment erlebe ich eine starke Spaltung der Gesellschaft, und ich hoffe, dass wir nicht irgendwann aufeinander losgehen“_

Bischof Ivo Muser

recht – ich beobachte mit Sorge, wenn die Wahlbeteiligung bei politischen Wahlen abnimmt. Auch für die Pfarrgemeinderatswahlen haben wir größte Probleme, Kandidaten zu finden. Das alles hängt zusammen mit dem Individualisierungsschub, der unserer Gesellschaft nicht guttut.

Wie schafft man es, dass sich wieder mehr Menschen in der Kirche engagieren? Können wir dieses Gespräch trotzdem mit einer positiven Perspektive beenden?

Ja. ich würde sogar sagen, dass ich ausgedient hätte, wenn ich keine Hoffnung mehr hätte. Mein Wunsch, wenn es um die Kirche geht, wäre also, dass wir darüber nachdenken, wie es wäre, wenn es all die kirchlich geprägten Feierlichkeiten nicht geben würde – kein Sonntag, kein Kreuz, keiSäben, dem Ursprungsort unserer Diözese: Ich bin der 103. Bischof dieser Diözese, die ja eine lange Historie hat, in der sie öfter die geographische Umschreibung gewechselt hat und drei Mal auch den Namen. Als Bischof hilft mir der lange Atem der Kirchengeschichte. Dieser lange Atem hat etwas zu tun mit Hoffnung. Wer heute sagt, die Kirche befindet sich in ihrer bisher schlimmsten Phase, der kennt die KirchengeNun, Kloster Säben könnte man auch als Symbol des chronischen Personalmangels der Kirche sehen ...

Wir werden alles unternehmen, dass uns dieser Symbolort erhalten bleibt, und das gelingt nur, wenn es eine Gemeinschaft gibt, die diesen Ort mit Leben füllt. Es braucht immer wieder auch Generationen, die in einer Krise durchhalten und nicht aufgeben. Nach wie vor halte ich Jesus von Nazareth und seine Grundbotschaft für konkurrenzlos. Ich bin immer noch ein hoffnungsvoller Mensch.

willy.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

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Politik & Gesellschaft Der Dorfbrand vor 100 Jahren

Ein Dorf wird durch einen verheerenden Brand fast vollständig zerstört. Die Nachwirkungen dieses traumatischen Ereignisses lähmten die Weiterentwicklung der Gemeinde für Jahrzehnte. Lüsen schaut zurück ins Jahr 1921.

Was könnte Geschichte besser sichtbar machen als Bilder? Bilder halten in der Regel Ereignisse besser fest als Worte, und man prägt sich Bilder leichter und länger ein als schriftliche Informationen. Also stellte die Schützenkompanie zusammen mit der Gemeindeverwaltung von Lüsen im ganzen Ort mehrere Tafeln auf, die an die tragische Brandkatastrophe vom 10. Oktober 1921 erinnern. Sie bleiben bis zum 3. November stehen und machen dem Betrachter bewusst, wie schnell sich die vertraute Welt innerhalb weniger Stunden komplett verändern kann.

Der Brand legte damals fast das ganze Dorf in Schutt und Asche und traf die Lüsner Bevölkerung in einer ohnehin schon schweren Zeit, denn schließlich war der Erste Weltkrieg erst seit Kurzem vorbei. Die getätigten Kriegsanleihen hatte man verloren, etwaige Ersparnisse waren durch die Geldentwertung zunichte gemacht worden. Die Not war allgegenwärtig!

Das ganze Dorf in Flammen. Eng standen die Häuser in Lüsen nebeneinander, wie ein vor dem Brand aufgenommenes Foto zeigt, teilweise ineinander geschachtelt. Gemauert war meistens nur das Erdgeschoss. Die Obergeschosse der Gebäude bestanden zum Großteil aus Holz, die Dächer aus Lärchenschindeln. Gleich nebenan standen reichlich gefüllte Brennholzlegen. Außerdem waren nicht nur die Futterhäuser, sondern auch die meisten Dachgeschosse der Wohnhäuser mit Heu und Stroh für eine Kuh oder für ein paar Ziegen vollgestopft – eine zusätzliche Gefahr.

Da brach am 10. Oktober 1921 gegen acht Uhr abends im Kramerhaus des Karl Salvador, wo heute das Hotel Rosenthal steht, Feuer aus. Sofort eilten von allen Seiten Menschen herbei, denn viele waren gerade vom Rosarimarkt in Brixen heimgekehrt. Auch die Feuerwehr unter ihrem tüchtigen Kommandanten Josef Ploner, Gannbauer, war mit ihren zwei Handspritzen rasch zur Stelle, konnte jedoch wegen Wassermangel und starkem Wind nur wenig ausrichten.

Zunächst griff das Feuer auf das Oberwirtsfutterhaus über (heute: Geschäft Mair). Dann drehte der Wind und trug die Flammen weiter zum Gasthaus und auf die darunterliegende Häuserreihe, bis zum Strummer. Nun änderte der Wind abermals die Richtung und steckte die an der Nordseite des Dorfes gelegenen Häuser in Brand: das Klamper-, Binder- und Prasthaus.

Die zwei letzten Schläge der Turmuhr. Das Schulhaus und das Großhaus waren bis zum Dach gemauert, aber das Feuer fraß sich durch das Treppenhaus nach oben, sodass auch das Dach bald brannte. Nun befand sich die Kirche in unmittelbarer Gefahr, aber man hoffte stark, sie retten zu können. Da blieb plötzlich das Wasser ganz aus. Der Turmhelm fing Feuer, brannte lichterloh zum Himmel, und brennende Teile stürzten auf das Kirchendach nieder, das nun gleichfalls in Brand geriet.

Um halb elf Uhr tat die Turmuhr ihre zwei letzten Schläge auf die Eisenbahnschiene, die man im Krieg statt einer Glocke zum Lautgeben eingebaut hatte. Um Mitternacht stürzten der Dachstuhl und mit ihm das Gewölbe über dem Kirchenschiff nieder. Das Allerheiligste rettete man noch rechtzeitig über die Gfase hinüber ins Bäckenhaus (Schönbrunn). Am nächsten Tag wurde es in der St.Kilian-Kirche untergebracht, wo fortan die Gottesdienste gehalten wurden. Für die Sonn- und Feiertage war diese Kirche freilich viel zu klein.

Nur eine Woche vor dem Brand – am 3. Oktober – hatten Fürstbischof Johannes Raffl und der Stadtdekan Georg Schmid, ein Bruder des Pfarrers Josef Schmid, in Lüsen eine Visitation abgehalten, woran ebenso ein Foto auf den Tafeln erinnert.

„Alles rennet, rettet, flüchtet“. Bereits nach einer Stunde stand das ganze Dorf in Flammen. In der ersten Zeit des Brandes konnte unter Anleitung der Feuerwehr noch manches aus den Häusern gerettet werden, indem man die Gegenstände von Hand zu Hand weiterreichte. Die Sachen wurden teils im Obstgarten hinter dem Widum und im angrenzenden Mairhofer-Feld gelagert. Auch die Pfarrkirche und die Kiliankirche, die Sakristei und das Widum wurden ausgeräumt.

Damals gab es in Lüsen noch kein Telefon. Trotzdem erschien die Feuerwehr von Brixen schon um 23 Uhr; eine halbe Stunde später traf jene von Rodeneck ein, und schließlich rückten noch 15 Mann von der Feuerwehr Natz an. Sie alle konnten nur noch versuchen, mit dem wenigen verfügbaren Wasser durch Abspritzen

Der Brand von 1921 legte das ganze Dorf Lüsen in Schutt und Asche

die Höfe Rader, Koch und den etwas abseits gelegenen Mairhof vor den Feuerfunken zu retten.

„Leergebrannt ist die Stätte“. Gegen Mitternacht lag das ganze Dorf in Schutt und Asche: 14 Wohnhäuser, vier Futterhäuser, Pfarrkirche und Pfarrturm waren dem Feuer zum Opfer gefallen. Mitverbrannt war auch die bereits vollständig eingebrachte Ernte. Verschont blieben die Kiliankirche, das Widum mit Futterhaus, Rader, Koch und Mairhof. 129 Personen wurden obdachlos, aber zumindest waren keine Menschenleben zu beklagen. Die allermeisten waren nur mit dem nackten Leben davongekommen. Es hatten sich auch keine größeren Unfälle ereignet. Auch alle Haustiere konnten, abgesehen von einigen Hennen und Katzen, gerettet werden.

Die Obdachlosen wurden, so gut es ging, in verschiedenen Häusern in Dorfnähe, bei Verwandten und im Widum untergebracht und verköstigt. Wohltätige Leute brachten Kleider, Mehl, Brot und andere Lebensmittel. Außer diesem Beispiel unmittelbarer Nachbarschaftshilfe gab es auch Unterstützung von offiziellen Institutionen, von Einzelpersonen und Vereinen aus dem ganzen Land, aber auch in allen Kirchen der Diözese wurde für Lüsen gesammelt. Versichert waren die Leute damals nur schlecht; zudem machte gerade die Landesversicherung größte Schwierigkeiten bei der Auszahlung.

Wiederaufbau und Folgen. Was mögen wohl die vier Männer gedacht und gefühlt haben, die ein Fotograf wenige Tage später vor den geschwärzten Ruinen fotografierte? Das Dorf war nur noch ein wüster Trümmerhaufen. Auf den Schultern der Lüsner Bevölkerung lastete der schwierige Wiederaufbau.

Ein Foto aus dieser Zeit zeigt, dass man das Schulhaus rasch instandsetzte, um den Schulbetrieb wieder aufnehmen zu können. Natürlich bemühte man sich auch um einen raschen Aufbau der Kirche und der Häuser, wobei es durchaus zu Meinungsverschiedenheiten kam. Insbesondere der Mairhofer Franz Hinteregger, der damals Gemeindevorsteher war, setzte sich vehement für den gleichzeitigen Aufbau der Wohnungen und der Kirche ein, wofür er auch ein Stück Grund und eine reiche Geldspende zur Verfügung stellte. Es wurden zwei Komitees gebildet – das eine zum Wiederaufbau der Kirche, dem Pfarrer Josef Schmid und Kooperator Josef Tschenett vorstanden, während Mairhofer das Komitee zum Wiederaufbau des Dorfes anführte.

Auch mit einer konkreten Spende von Holz suchte die Gemeinde den Abbrändlern zu helfen: Jedem Abbrändler wurde für den Wiederaufbau des Hauses erlaubt, im Dorfer Interessentschaftswald 150 Stämme Holz zu schlagen. Aber das reichte natürlich nicht! Trotz vieler Spenden aus nah und fern verschuldeten sich Gemeinde und Einzelpersonen. Schließlich musste auch die örtliche Raiffeisenkasse Konkurs anmelden. Dazu kam die faschistische Misswirtschaft, wodurch die Gemeinde in noch größere Schulden gestürzt wurde und manchen um Haus und Hof brachte.

Die Erfahrungen mit den durch den Wiederaufbau entstandenen Schulden, die einsetzende Weltwirtschaftskrise, die Option und die Folgen der beiden Weltkriege trugen zu Spannungen in der Dorfgemeinschaft bei und lähmten für Jahrzehnte jeglichen Aufbau im privaten und öffentlichen Bereich. Erst nach einer weiteren Katastrophe, nämlich nach den Unwettern von 1966, konnte eine gewisse Lähmung in der Gemeindepolitik überwunden werden, wie der langjährige Bürgermeister und nunmehrige Ehrenbürger Franz Kaser öfter betonte. Neben aller Eigeninitiative brauchte es freilich auch Hilfe von außen, die durch die öffentliche Hand in der Folgezeit auch der Gemeinde Lüsen – man denke nur an den Straßenbau – zuteil wurde.

Ein Bild der Zuversicht soll das Foto der Glockenweihe zeichnen: 1923 konnte eine neue Glocke den Kirchenpatronen Georg und Nikolaus geweiht und am 29. Juni beim 30-jährigen Gründungsfest der Lüsner Feuerwehr erstmals geläutet werden.

125 Jahre Feuerwehr Lüsen. Beim Gedenktag am 10. Oktober stellten der Dorfchronist Paul Detomaso und der Kommandant Klaus Mitterrutzner auch die neue Festchronik „125 Jahre Feuerwehr Lüsen“ vor. Durch den beherzten Einsatz der damaligen Feuerwehrmänner konnten immerhin alle Menschen gerettet werden.

Ernst Delmonego

„Hinsehen, hinhören, handeln“

Mehr als 15 Jahre gibt es das Brixner Frauenhaus schon, noch viel länger die Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen. BARBARA WIELANDER, die Leiterin des Frauenhausdienstes der Bezirksgemeinschaft, möchte diese noch bekannter machen.

Frau Wielander, in Kürze startet der Frauenhausdienst eine Informationskampagne, um die Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen bekannter zu machen. Was war der Anlass?

BARBARA WIELANDER: Im Vorjahr feierte das Brixner Frauenhaus sein 15-jähriges Bestehen. Wir wollten dies zum Anlass nehmen, um auf die steigende Anzahl von Frauen, die häusliche Gewalt erfahren, aufmerksam zu machen. In der Vorbereitung der Feierlichkeiten, die dann coronabedingt um ein Jahr verschoben werden mussten, wurde uns aber bewusst, dass wir den Fokus nicht auf das Frauenhaus selbst, sondern vielmehr auf die Beratungsstelle legen müssen. Diese ist nicht so bekannt wie sie sein sollte.

Was genau ist die Beratungsstelle?

Die Beratungsstelle gibt es seit 1999 und ist ein Dienst des Frauenhausdienstes der Bezirksgemeinschaft Eisacktal. Die Beratungsstelle ist eine öffentliche Anlaufstelle für alle Frauen, die Gewalt erleben. Wir unterstützen Frauen in der Entscheidungsfinerarbeiten. Es ist mir sehr wichtig zu betonen, dass nichts geschieht, was die Frau nicht will. Es wird gemeinsam geschaut, wie es weitergehen kann. Das Thema ist hochsensibel und soll auch so behandelt werden. Die Betroffenen müssen sich darauf verlassen können, dass das, was bei uns deponiert wird, auch hier bleibt.

Fotos: Oskar Zingerle

Was ist häusliche Gewalt?

Es gibt vier Formen der häuslichen Gewalt: physische, psychische, sexuelle und ökonomische. Es ist oft schwer, hier Grenzen zu ziehen, deshalb wissen die Frauen oft auch nicht, wann der richtige Zeitpunkt ist, sich an die Beratungsstelle zu wenden. Ein Schubser, ein scharfer Ton oder die Kontrolle über das Einkommen – das alles kann schon der Beginn von häuslicher Gewalt sein. Oft ist es so, dass häusliche Gewalt vom Freundes- und Bekanntenkreis zwar gesehen, aber nichts unternommen wird. Auch Drittpersonen können sich an die Beratungsstelle wenden, damit man gemeinsam überlegen kann, welche weiteren Schritte getätigt werden können: Soll man die Betroffene ansprechen? Barbara Wielander: „Ein Schubser, ein scharfer Ton oder die Kontrolle über das Einkommen – all das kann schon der Beginn von häuslicher Gewalt sein“

Wir haben in Brixen schon öfters einen Infostand am 25. November aufgestellt, dem Tag gegen Gewalt an Frauen. Heuer wollen wir auch die Peripherie erreichen: Ab Ende Oktober werden wir in allen 13 Gemeinden der Bezirksgemeinschaft einen Stand hen, hinhören und handeln – die Gesellschaft, die Politik und auch die Wirtschaft. Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit – es muss auf breiter Ebene gehandelt werden, nur wir Mitarbeiterinnen des Frauenhausdienstes schaffen es nicht.

„Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit – es muss auf breiter Ebene gehandelt werden, nur wir Mitarbeiterinnen schaffen es nicht“ _

Barbara Wielander, Leiterin des Frauenhausdienstes

dung, um der Gewalt zu entfliehen. Wir klären auf, was alles in den Bereich häusliche Gewalt fällt. Die Frauen melden sich bei uns über unsere Grüne Nummer oder direkt in der Beratungsstelle. Die Beratung erfolgt anonym; wer den Namen nicht preisgeben will, wird trotzdem beraten. Gemeinsam versuchen wir, Antworten auf Fragen zu geben, Lösungen zu Soll man ihr empfehlen, sich an die Beratungsstelle zu wenden? Viele wissen leider auch nicht, dass es eine Anlaufstelle gibt, an die man sich mit solchen Fragen wenden kann.

Inwiefern hilft diese Kampagne nun, die Beratungsstelle bekannter zu machen? aufstellen und gemeinsam mit den Bürgermeistern sowie Gemeindereferentinnen Gadgets und Flyer verteilen. Wir wollen mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen. Am 25. November werden wir in der neuen Stadtbibliothek in Brixen eine Podiumsdiskussion organisieren, um über dieses Thema zu diskutieren. Wir müssen alle gemeinsam hinse-

Alle zusammen müssen erarbeiten, was wir tun können, welche Handlungen anstehen, wer in die Verantwortung gezogen werden kann und wie wir bei diesem Thema noch hellhöriger und sensibler werden können.

Ja! Wir müssen hellhörig werden, wenn uns Freundinnen oder Bekannte Vorfälle erzählen, die uns vielleicht anfangs auch eher als Lappalie vorkommen. Häusliche Gewalt schleicht sich langsam an, sie beruht auf einem ungleichen Machtverhältnis zwischen Mann und Frau. Es gibt immer noch Männer, die sich ermächtigt fühlen, sich über die Frau und über die Familie zu stellen und Handlungen zu setzen, die nicht auf Augenhöhe passieren. Zu Beginn der Beziehung, in der ersten Verliebtheit, wird dies gerne von der Frau als Beschützerinstinkt interpretiert; erst später wird es als Gewaltakt, als Übergriff wahrgenommen.

… und was passiert dann?

Häusliche Gewalt ist eine Straftat, so ist es im Strafgesetzbuch festgehalten. Es kann jederzeit Anzeige erstattet werden, dann werden weitere Schritte gesetzt – über das Gericht. Der Beratungsdienst ist die eine Schiene; um die strafrechtlichen Angelegenheiten kümmert sich die Justiz. Bei einer Anzeige werden die Frauen auch

Fokus

Was ist häusliche Gewalt?

Physische Gewalt: Ohrfeigen, Faustschläge, Tritte, Stöße, Würgen, Fesseln, Angriffe mit Waffen aller Art oder mit Gegenständen, bis hin zu Morddrohungen und Mord … Psychische Gewalt: Drohungen, sich selbst, der Partnerin, den Kindern etwas anzutun. Drohungen, die Kinder wegzunehmen. Beleidigungen, Demütigungen, Lächerlich machen in der Öffentlichkeit … Soziale Gewalt: Die Isolation des Opfers von Familie und Freundeskreis, die Kontrolle der Kontakte, Verbot von Kontakten, Einsperren … Sexuelle Gewalt: Nötigung, Vergewaltigung oder Zwangsprostitution … Finanzielle Gewalt: Arbeitsverbote oder Arbeitszwang, alleinige Kontrolle der Finanzen durch den Täter, also: Das Erzeugen von finanzieller Abhängigkeit …

Beratungsdienst bei häuslicher Gewalt

Grüne Nummer (24 Stunden): 800 601 330 Beratungsstelle: 0472 820587 von uns begleitet, wenn sie das wünschen – wir stärken ihnen dabei den Rücken.

Hat häusliche Gewalt durch Corona zugenommen?

Das kann ich mit einem klaren Ja beantworten. Auch wenn wir während der beiden Lockdowns nicht wirklich mehr Anrufe erhalten haben, wissen wir über Dritte, dass es zu viel mehr Übergriffen gekommen ist. Wenn der Keim dieses Umgangs bereits in der Familie steckt, kann es durch Kleinigkeiten zum Ausbruch kommen – Corona hat dies begünstigt. Nach dem ersten Lockdown haben wir dann viele Anfragen erhalten: Viele Frauen muteten sich keinen zweiten Lockdown zusammen mit ihrem Partner auf engstem Raum zu. Während des ersten Lockdowns haben die Frauen die Situation noch ausgehalten, danach haben sie sich gemeldet.

Welche Rolle spielt dann das Frauenhaus?

Wenn sich Frauen in Situationen befinden, in denen es gefährlich wird, weil sie Aggressionen befürchten, weil sie sich beispielsweise trennen wollen, dann melden sie sich bei uns. Die Zeit der Trennung ist die gefährlichste Zeit, in der wir den Frauen – auch mit ihren Kindern – einen Platz im Frauenhaus anbieten können. Es ist wichtig zu sagen, dass die Frau freiwillig ins Frauenhaus geht! Diese Entscheidung liegt einzig und allein bei der Frau selbst. Dort kann sie sechs Monate bleiben; wenn sie allerdings nachher keine Alternative hat, kann der Zeitraum auch verlängert werden. Das ist leider immer häufiger der Fall, weil es für die Frauen schwer ist, eine bezahlbare Wohnung oder eine passende Arbeitsstelle zu finden.

Wo befindet sich in Brixen das Frauenhaus?

Das ist streng geheim. Das Brixner Frauenhaus besteht aus acht Kleinwohnungen – wie ein Kondominium, nur mit strengen Regeln: Man darf keinen Besuch empfangen, sich nicht dorthin begleiten lassen, und jede Bewohnerin muss dafür sorgen, dass der Standort geheim bleibt – zum Schutz für sich selbst, aber auch für die anderen. Derzeit sind es sechs Frauen und acht Kinder. In Brixen wurden von Anfang 2021 bis jetzt 24 Frauen aufgenommen – das sind mehr als im ganzen vorigen Jahr. 106 Frauen wurden landesweit in eines der fünf Frauenhäuser aufgenommen

Die Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen begleitet Frauen auch anonym

– 13 davon kamen aus dem Bezirk Eisacktal. Zum Vergleich: 2020 haben wir in Brixen 15 Frauen neu aufgenommen. 84 Frauen haben sich 2020 an die Beratungsstelle Brixen gewandt; rund 70 Prozent davon sind einheimische Frauen, 30 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Im Frauenhaus werden mehr Frauen mit Migrationshintergrund als Einheimische aufgenommen – das hat einen einfachen Grund: Die Einheimischen haben mehr Ressourcen. Bevor sie ins Frauenhaus gehen, kommen sie bei Freunden, Familie oder Bekannten unter. Zudem gehen sie in den meisten Fällen einer Arbeit nach – und bekommen auch wesentlich schneller eine Wohnung auf dem freien Markt.

Was ist abschließend Ihr Appell an die Gesellschaft?

Hinsehen, hinhören und handeln! Häusliche Gewalt geht uns alle an. Über die Grüne Nummer sind wir 24 Stunden am Tag erreichbar. Wir haben zwar keine Handhabe, wenn in einer Familie viel gestritten wird, denn wir können nicht einfach hingehen und interagieren. Was wir aber tun können, ist beraten, informieren und dazu beitragen, dass häusliche Gewalt erkannt und benannt wird.

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BRIXEN Kürzere Konzessionsdauer

z Bisher mussten die Konzessionen für Familien- und Arkadengräber im Brixner Friedhof alle 15 Jahre erneuert werden; ab 1. Jänner wird dieser Zeitraum auf zehn Jahre reduziert. „Wir kommen damit den Familienangehörigen entgegen“, sagt die für Friedhof und Senioren zuständige Gemeinderätin Paula Bacher. Die Jahresgebühr ändert sich zwar nicht, aber „für die Familien war es manchmal schwierig, für 15 Jahre im Voraus zu bezahlen.“ Den Konzessionszeitraum auf unter zehn Jahre zu drücken wäre indes nicht möglich gewesen: „Wir richten uns an die gesetzlich vorgesehene Ruhefrist der Gräber von zehn Jahren“, sagt Bacher. Die Regelung gilt nicht für die Rotationsgräber im neuen Friedhof. Die neue Konzessionsdauer muss noch vom Brixner Gemeinderat beschlossen werden, bevor sie für all jene Familien- und Arkadengräber in Kraft tritt, deren Konzessionen nach dem 1. Jänner 2022 verfallen. wv

P&G Politik & Gesellschaft

BRIXEN Eine Investition in die Zukunft

z Wer sich Brixen von Norden nähert, dem öffnet sich neben der neuen Musikschule eine Blickachse auf den Weißen Turm. Auch der Innenhof des neuen Gebäudekomplexes versteht sich als Tor zur Stadt. Er verbindet aber auch „drei Einrichtungen, die hier eine Bleibe gefunden haben“, wie Hans Peter Stifter, der Direktor der Musikschule, bei der Eröffnungsfeier Mitte Oktober sagte: die Musikschule, die Bürgerkapelle Brixen und die AVS-Sektion Brixen. Über 1.300 Kinder und Jugendliche besuchen die Musikschule nun in einem neuen Gebäude, das mit großzügigen Unterrichtsräumen und einem eigenen Konzertsaal aufwartet. Martin Rastner, Obmann der Bürgerkapelle, freute sich über das neue Probelokal und die Aufenthalts- und Lagerräume. Der neue Vereinssitz der AVS-Sektion Brixen biete, wie der Vorsitzende Herbert Kircher ausführte, ausreichend Platz für Büros, Bibliothek und Archiv und liege nahe bei der Kletterhalle Vertikale. Aufgrund der pandemiebedingten Regelungen war die langersehnte Eröffnungsfeier geladenen Gästen vorbehalten. Alle Festredner, darunter Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Philipp Achammer sowie Landesmusikschuldirektor Felix Resch, waren sich einig: Der Neubau sei eine wichtige Investition in Bildung und Kultur. Auch Landesrat Massimo Bessone und Bürgermeister Peter Brunner freuten sich über den Zuspruch, den der Neubau erfährt. Dekan Florian Kerschbaumer segnete die Räumlichkeiten. job

kurz

notiert

Mit dem EURO-Schlüssel erhalten Menschen mit Behinderung europaweit Zugang zu behindertengerechten öffentlichen Toiletten. Hier in Brixen kann er auf Initiative der Stadtgemeinde bei der Ortspolizei gegen ein Entgelt von 30 Euro erworben werden. Einen Tag nach Drucklegung dieser Ausgabe des „Brixner“ wurde die neue Stadtbibliothek feierlich eingeweiht. Für die Bevölkerung war das neue Gebäude in der Altstadt bereits seit Anfang des Monats geöffnet. Mitte Oktober genehmigte die Landesregierung eine

Zusatzvereinbarung zur Gemeindenfinanzierung.

Die Gemeinde Brixen wird 1,86 Millionen Euro erhalten, die zur Deckung der laufenden Ausgaben bestimmt sind.

NACHGEFRAGT „Eine andere Sichtweise“

BRIGITTE VALLAZZA aus Aicha über ihre Zuständigkeiten als neue Gemeindereferentin in Natz-Schabs – und warum sie sich mehr Frauen in der Politik wünscht.

Frau Vallazza, nach dem Rücktritt von Arnold Plank rückten Sie vor Kurzem in den Gemeindeausschuss von NatzSchabs nach. Was hat Herrn Plank zum Rücktritt bewogen?

Arnold Plank ist sehr aktiv, privat wie auch beruflich. Aufgrund seiner hohen Arbeitsbelastung entschied er sich, kürzer zu treten und seine politischen Ämter niederzulegen.

Was sind Ihre Aufgaben als neue Gemeindereferentin?

Ich übernehme genau die Zuständigkeiten von Arnold. Dazu gehören Themen, die die gesamte Gemeinde betreffen, wie der soziale und geförderte Wohnbau, der Natur-, Umweltschutz, die Pfarreien und der Bildungsausschuss, die Beziehungen zu den Bürgerinnen und Bürgern der italienischen Sprachgruppe, die öffentlichen Park- und Grünanlagen, die Spielplätze sowie das Straßen- und Spazierwegenetz. Daneben bin ich Ansprechpartnerin für die Fraktion Aicha und für die Führung der dortigen öffentlichen Gebäude zuständig.

Was motiviert Sie in Ihrer Tätigkeit als Gemeindereferentin?

Für mich ist noch vieles neu, doch ich freue mich, mit der Aufgabe zu wachsen, neue Menschen kennenzulernen und für die Bevölkerung da zu sein. Wir Frauen bringen oft eine andere Sichtweise mit, erleben zum Beispiel das Familienleben mit der Kinderbetreuung anders als die Männer. Ich engagiere mich schon lange ehrenamtlich in den Vereinen und bin ein ausgesprochener „Vereinsmensch“. Nun möchte ich meine Erfahrungen und Ideen auch auf einer politischen Ebene einbringen. Ich finde, wir Frauen müssen stärker in der Politik vertreten sein. In Natz-Schabs sind wir jetzt immerhin zwei Frauen im Gemeindeausschuss.

johanna.bampi@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

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NEUSTIFT Neue Heimat für den Stifts- und den Männerchor

z Die Umsiedlung des Stifts- und des Männerchors in das neue Probelokal fand zwar bereits im vergangenen Mai statt, Anfang Oktober konnte das neue Zuhause im Augustiner Chorherrenstift nun offiziell gesegnet und seiner Bestimmung übergeben werden. Bereits vor fünf Jahren hatten es sich die Chöre von Neustift zur Aufgabe gemacht, aufgrund von Platzmangel eine neue und zeitgemäße Unterkunft zu suchen. 2019 wurden diese Pläne von der Gemeinde Vahrn konkretisiert; im Oktober vergangenen Jahres wurde mit den Arbeiten begonnen, die etwa ein halbes Jahr in Anspruch nahmen. Bürgermeister Andreas Schatzer wünschte bei der feierlichen Einweihung den Chören „Motivation und weiterhin Freude am Gesang. Möge das neue Probelokal auch die Gemeinschaft zwischen den beiden Chören stärken!“ Die Kosten der Gemeinde für das neue Probelokal beliefen sich auf rund 460.000 Euro. Die Einweihung wurde vom Stiftschor unter der Leitung von Rudi Chizzali und vom Männerchor mit Chorleiter Benedikt Baldauf musikalisch umrahmt. av

z Mit der Gründung des Vereins „Marieta Frauenwerkstatt“ wurde bereits 2014 ein sozialpolitisches Thema aufgegriffen: Frauen mit Migrationshintergrund sollten in die Gesellschaft integriert und involviert werden. Bei diversen Aktivitäten und Treffen konnten sich die Frauen in gemütlicher Atmosphäre austauschen und kennenlernen. Zugleich sollte der Erwerb der deutschen Sprache gefördert werden. Von der Grundschule – der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund liegt in Mühlbach derzeit bei etwa

MÜHLBACH Sprachentreffs fördern Inklusion

50 Prozent – wird die Arbeit des Vereins sehr geschätzt und vom Direktor sowie der Integrationslehrerin unterstützt. Im Sommer 2021 war es bereits zum zweiten Mal in Folge möglich, ein zweiwöchiges Angebot für Schülerinnen und Schüler umzusetzen, das sich großer Nachfrage und positiver Rückmeldungen erfreute. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres hat der Verein das Angebot einer unterstützenden Betreuung für Schüler mit Migrationshintergrund wieder aufgenommen. Dabei wird bei der Erledigung von Hausaufgaben geholfen und der deutsche Wortschatz auf spielerische Weise gefestigt. Ein Ziel von Marieta ist es später auch, Sprach- sowie Kulturkurse anzubieten, mit denen die Familien um den Erhalt des Familien- und Kindergeldes des Landes ansuchen können. Mittlerweile ist der Verein unter dem Vorsitz von Elisabeth Thaler gut aufgestellt; im Vorstand sind Susanne Rieder, Marlene Kranebitter sowie Sandra Costa. Dazu kommen eine treue Gruppe von Frauen, die Talente, Wissen, berufliche Erfahrung und vor allem Zeit zur Verfügung stellen. ss

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Brixen

BRIXEN Die Stadt von morgen gestalten

z Anfang Oktober stellte die Gemeinde Brixen in einer Pressekonferenz ein Jugendbeteiligungsprojekt vor: „Werkstatt Chance Officina“ soll die Jugend in den Fokus stellen. Die jungen Brixnerinnen und Brixner sollen die Chance bekommen, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, ihre Ziele und Visionen mitzuteilen und so die Stadt Brixen der Zukunft mitzugestalten. Ein erster Schritt ist eine Online-Erhebung: Jugendliche von elf bis 25 können online 60 kurze Fragen beantworten – zu ihren Gewohnheiten, ihrer Meinung zu Freizeitangeboten innerhalb der Gemeinde, den Bildungsangeboten sowie zu Themenbereichen wie Umwelt, öffentlicher Nahverkehr, aber auch Nachtleben, Arbeit und ehrenamtliches Engagement. Als nächsten Schritt sollen Workshops zu bestimmten Themen abgehalten werden. Am Ende soll laut Gemeinde ein Leitbild der Brixner Jugendlichen entstehen, das richtungsweisend für zukünftige politische Entscheidungen stehen soll. Initiiert wurde das Projekt unter Peter Natter, Stadtrat für Jugend, in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Jugendring mit seinem Kompetenzzentrum für Kinder- und Jugendpartizipation. „Mit diesem Prozess geben wir den Jugendlichen als Experten die Chance mitzureden, denn echte Zukunftspolitik funktioniert gemeinsam mit jungen Menschen. Jetzt liegt es auch in der Hand der Jugendlichen, ihre Meinung abzugeben!“, erläutert der Stadtrat. Auf der Website des Projekts finden sich weitere Informationen zum Projekt sowie der Fragebogen, der voraussichtlich bis Mitte November verfügbar sein wird: www.jugend.brixen.it av

Auf knapp 200 m2 Ausstellungs äche entfaltet sich in den suggestiven historischen Räumen der Festung Franzensfeste die Darstellung des Auf knapp 200 m2 Ausstellungs äche entfaltet BBT-Projektes in seiner faszinierenden technisich in den suggestiven historischen Räumen schen Vielseitigkeit bis hinzu Natur und Kultur. der Festung Franzensfeste die Darstellung des Highlights sind interaktive Scannerfahrten BBT-Projektes in seiner faszinierenden techniin den Tunnel genauso wie das multimediale schen Vielseitigkeit bis hinzu Natur und Kultur. Erleben des Tunnelvortriebs. Highlights sind interaktive Scannerfahrten in den Tunnel genauso wie das multimediale Erleben des Tunnelvortriebs.

Den Brenner Basistunnel Den Brenner Basistunnel hautnah erleben hautnah erleben

Öffnungszeiten der Ausstellung im BBT-Infopoint Öffnungszeiten der Ausstellung im BBT-Infopoint

Von Mai bis Oktober: Dienstag–Sonntag 10:00–18:00 Uhr Von Mai bis Oktober: Dienstag–Sonntag 10:00–18:00 Uhr Von November bis April: Dienstag–Sonntag 10:00–16:00 Uhr Montag geschlossen Von November bis April: Dienstag–Sonntag 10:00–16:00 Uhr Montag geschlossen KontaktKontakt www.bbtinfo.eu / info@bbtinfo.eu / BBT-Infopoint www.bbtinfo.eu / info@bbtinfo.eu / BBT-Infopoint Brennerstraße, 39045 Franzensfeste (BZ), Südtirol – Italien Brennerstraße, 39045 Franzensfeste (BZ), Südtirol – Italien T +39 0472 057200 / F +39 0472 057219 T +39 0472 057200 / F +39 0472 057219

Foto: Alessandra Chemollo Foto: Alessandra Chemollo

BRIXEN Soziale Vereine sichtbar machen

z Zehn Vereine aus dem Sozialwesen waren an einem sonnigen Samstag Mitte Oktober mit Ständen in der Brixner Altstadt verteilt und hatten mit verschiedenen kreativen Aktionen Passanten zum Einhalten und Mitmachen eingeladen. Ziel der Veranstaltung „Wir mit Euch“ war es, auf das große Angebot an sozialen Vereinen in Brixen aufmerksam zu machen – und das ist auch gelungen, meint Stadträtin Bettina Kerer: „Obwohl die Veranstaltung zum ersten Mal stattfand, war sie schon ein Riesenerfolg! Wir konnten viele neue Menschen erreichen, und die Vereine haben neue Mitglieder und Aufmerksamkeit gewonnen“, freut sie sich. Eine zweite Auflage der Informationsveranstaltung stehe deshalb bereits fest: „Es haben sich zahlreiche Vereine gemeldet, die in Zukunft auch gerne mitmachen würden. Wir arbeiten bereits an einem Projekt für nächstes Jahr, das dann vielleicht in etwas größerer Form stattfinden kann“, erklärt die Stadträtin. av

SÜDTIROL Neues Online-Portal für Gesundheit

z Heutzutage versucht sich ein Großteil der Bevölkerung vor dem Arztbesuch als Diagnostiker: Online wird nach Symptomen gesucht und daraufhin auf mögliche Krankheiten geschlossen. Oft stützen sich die Betroffenen dabei auf nicht verlässliche Informationen, die weder medizinisch belegbar sind noch von einer qualifizierten Person verfasst wurden. Das Institut für Allgemeinmedizin der Claudiana hat deshalb in den letzten Monaten ein zweisprachiges Online-Portal zusammengestellt, das Bürger, Medizinerinnen und Forschende über Gesundheitsthemen und Forschungsprojekte aufklären soll. Die Idee des Portals stammt vom Brixner Allgemeinmediziner Adolf Engl (im Bild), Präsident des Instituts: „Wir wissen aufgrund internationaler und eigener Untersuchungen, dass durchschnittlich 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bei Gesundheitsproblemen nicht gleich einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren, sondern entweder zuwarten, eine Selbsttherapie versuchen oder Angehörige und mittlerweile sehr häufig das Internet befragen. Doch das Überangebot im Netz führt nicht selten zu Überforderung, Falschinformation und Verunsicherung“, beobachtet Dr. Engl. Mit dem Online-Portal möchte das Institut wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse der Südtiroler Bevölkerung in verständlicher Sprache näherbringen und die Sensibilität gegenüber der Allgemein- und Präventivmedizin stärken. Weitere Informationen finden sich unter https://www. institut-allgemeinmedizin.bz.it/.

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BRIXEN Für den Notfall gerüstet

z In der Gemeinderatssitzung vom September wurde der überarbeitete Zivilschutzplan einstimmig genehmigt. Brixen verfügte bereits seit 15 Jahren über einen Gemeindezivilschutzplan, „es ist aber nötig, diese Pläne immer wieder zu aktualisieren“, erklärt der Leiter der technischen Dienste der Gemeinde Brixen, Alexander Gruber. Der Plan dient insbesondere der Gemeinde und den Einsatzkräften dazu, für den Notfall gerüstet zu sein: „Der Gemeindezivilschutzplan wird in Zusammenarbeit mit den lokalen Einsatzkräften ausgearbeitet, um auf alle möglichen Notfallszenarien zeitnah und einheitlich reagieren zu können.“ Laut Landesgesetz müssen alle Gemeinden einen Zivilschutzplan nach vorgefertigten Richtlinien erstellen.„Jede Gemeinde hat jedoch die Möglichkeit, auf ihre lokalen Eigenheiten einzugehen. In Brixen haben wir zum Beispiel insbesondere die bereits bestehenden Einsatzpläne im Bereich Hochwasserschutz berücksichtigt“, so Gruber. Außerdem wurden detaillierte Einsatzpläne für unterschiedliche Notsituationen in Form von Checklisten ausgearbeitet, eine Bestandsaufnahme von Einsatzgeräten, Mannschaftsstärken der Einsatzkräfte sowie deren Gerätschaften durchgeführt, und der Plan wurde in den verschiedensten Szenarien erprobt. Die Freiwillige Feuerwehr Brixen bleibt die wichtigste Informationsquelle, aber auch die Kommandanten von anderen Freiwilligen Feuerwehren wurden miteinbezogen. Das neue Einsatzmodell ist in den verschiedenen Landesbrowsern wie vorgeschrieben veröffentlicht. av

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