Welch: Ist das Leben nicht wunderschön?

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Bob Welch Ist das Leben nicht wunderschçn?

EL AS terial B G a LA es M R E zt N V schüt E N e UN ght-g R i B pyr Co


EL

F r alle, die die berzeugungBzum AS Glauben rial e t a AG s Mhaben. und den Mut zumLForschen R e t E sind Was vor allem nottut, 端tz nicht unsre Taten, N V das h c E s Glaube. N -gunser t e UN das ist

BR yrigh p Co Oswald Chambers


Bob Welch

Ist das Leben nicht wunderschçn? EL AS terial B G a LA es M R E zt N V schüt E N e UN ght-g R i B pyr Co

52 Inspirationen vom schçnsten Weihnachtsfilm aller Zeiten


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber www.dnb.de abrufbar.

Die zitierten Bibelstellen wurden, soweit nicht anders angegeben, EL al folgender bersetzung entnommen: AS i

r G B Mate A L es t by Biblica Inc. Hoffnung f r alle 1983, ER1996, z2002 V N schüt E N -ge t UN gh bersetzung: Christian Rendel, Witzenhausen R i B r y p Co Titel der amerikanischen Originalausgabe:

«Little lessons from It’s a Wonderful Life», 2012 by Bob Welch, published by Thomas Nelson, Nashville, Tennessee, U.S.A. 2013 by Brunnen Verlag Basel Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgçns Illustration Umschlag: 2010 NBC Universal, Inc. Satz: Innoset AG, Justin Messmer, Basel Druck: Aalexx, Großburgwedel Printed in Germany ISBN 978-3-7655-2013-6


Inhalt Einleitung............................................................................. Prolog: «Der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten!»........................

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1. Inspiration: Gott ehrt unseren «kindlichen Glauben» ............ 17 2. Inspiration: Auch Verlierer z hlen ...................................... 22 3. Inspiration: Manchmal muss man einfach tanzen................. 26 4. Inspiration: Du bist wichtig f r die Welt.............................. 30 5. Inspiration: Selbstmitleid verzerrt den Blick......................... 34 6. Inspiration: Die grçßten Abenteuer des Lebens drehen sich um Menschen, nicht um Orte oder Dinge.......... 38 7. Inspiration: Du kannst vor deinen Problemen nicht EL davonlaufen ................................................... 43 AS terial B 8. Inspiration: Wer klug ist, holt sich A Rat 47 G................................ a sM RLwas zdutehast........................ 9. Inspiration: Sei dankbar f r E das, 51 V hüt 10. Inspiration: Wer etwas bewirken will, muss auf EN N esc......................................... 56 N g Tuchf hlung gehen t U h igkritisiert BR yrdu 11. Inspiration: Wenn wirst, achte auf die Quelle...... 61 p o 12. Inspiration:C Such dir dein eigenes Bedford Falls; egal, wo du wohnst ......................................... 65 13. Inspiration: Die grçßte Not kommt vom Vergleichen............ 68 14. Inspiration: Es kommt immer auf die Perspektive an............. 73 15. Inspiration: Beten wirkt..................................................... 78 16. Inspiration: Freu dich an dem, was andere erreichen ............. 82 17. Inspiration: Wenn dir jemand etwas bedeutet, sag es ihm gleich ............................................. 87 18. Inspiration: Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung ... 92 19. Inspiration: Schau nicht auf das, was ist, sondern auf das, was werden kann............................................. 96 20. Inspiration: Indem wir anderen helfen, helfen wir uns selbst ....................................................... 101 21. Inspiration: Das Leben ist kein Zuckerschlecken................... 106

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22. Inspiration: Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen 23. Inspiration: Manchmal spricht ein stilles Leben am lautesten 24. Inspiration: Niemand ist eine Insel ..................................... 25. Inspiration: Gottes wertvollstes Geschenk ist das Leben ........ 26. Inspiration: Das grçßte Geschenk, das Sie machen kçnnen, ist Gnade ....................................................... 27. Inspiration: Es spricht eine Menge f r langfristige Bindungen 28. Inspiration: Taten sprechen lauter als Worte......................... 29. Inspiration: Such das Beste in den Menschen....................... 30. Inspiration: Die Rache ist nicht unser, spricht der Herr ......... 31. Inspiration: Niemand ist vollkommen – womit wir bei der Gnade sind........................... 32. Inspiration: Beziehungen sind das, was am meisten z hlt ...... 33. Inspiration: Echte Ver nderung geschieht durch echte Demut L SE rial 34. Inspiration: Ruhm ist nicht gleich Erfolg, A und B ate Unbekanntheit ist nicht gleich M Scheitern............ AG L s R zteder bitter ist............. 35. Inspiration: Bitterkeit schadet t VEnurhüdem, N 36. Inspiration: Wer einfach c was wirklich wichtig ist ... E lebt,esweiß, N g aller Ehre wert ....................... t-sind UNIdeale 37. Inspiration: R Hohe h g i B r 38. Inspiration: Verlorene opy Tr ume sind manchmal Cgefundene Mçglichkeiten................................. 39. Inspiration: Es ist nicht alles Gold, was gl nzt ...................... 40. Inspiration: Menschen reagieren auf gute Vorbilder .............. 41. Inspiration: Anderen helfen kostet Opfer ............................ 42. Inspiration: Such dir Freunde, die das Beste in dir zum Vorschein bringen .................................... 43. Inspiration: Verzweiflung kann ungeahnte Kr fte freisetzen ... 44. Inspiration: Wunder gibt es wirklich ................................... 45. Inspiration: Alter spielt keine Rolle – wie man lebt, dagegen schon ............................ 46. Inspiration: Die reichsten Leute haben manchmal wenig Geld 47. Inspiration: Die Welt braucht mehr Sentimentalit t.............. 48. Inspiration: Richte den Blick auf die Aufgabe vor deiner Nase ..............................................

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Inhalt

49. Inspiration: Menschen kçnnen sich ndern ......................... 50. Inspiration: Deine Welt wird grçßer, wenn du in die Welt eines Kindes eintauchst.................................... 51. Inspiration: Manche Blumen brauchen Zeit zum Bl hen ...... 52. Inspiration: Lebens nderungen machen das Drehbuch st rker ............................................

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Danksagung .......................................................................... 235 ber den Autor ..................................................................... 237 Anmerkungen ....................................................................... 238

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Einleitung Eine Bank in der Stadt, in der ich wohne, stellt allen ihren neuen Mitarbeitern w hrend ihrer Einarbeitungszeit eine interessante Aufgabe: Sie m ssen sich eine Reihe von Szenen aus dem Film Ist das Leben nicht schçn? anschauen. «Die Botschaft dieses Films», sagte mir der Vorstandsvorsitzende der Bank, «entspricht genau der Haltung, die wir uns jeden Tag von unseren Angestellten bei ihrer Arbeit w nschen: Es ist der Gedanke, dass unser Handeln in unserem Umfeld etwas bewirkt.» EL a1970er Ich habe den Film zum ersten Mal Mitte geseAS tder ri l B e G in den a Semesterferien hen, als ich gerade als Collegestudent LA es M R E der Jahrzehnte zu Hause war. Und im Lauf habe ich genau zt N V schüt E Nwas auch das sch tzen gelernt, e jener Bankvorstand an diesem UN ght-g R B Es yistri ein anderthalbst ndiger «lernbereiter Film sch tzt. op Moment». C ber all die Jahre habe ich mir hin und wieder einige dieser Denkanstçße notiert. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass ich eine Lektion pro Woche f r ein Jahr zusammenhatte – 52 mundgerechte Portionen Weisheit. So kann dieser Film mehr sein als nur eine weihnachtliche Unterhaltung. Auch in unserer Familie, wie in so vielen anderen, ist es Tradition, ihn im Dezember gemeinsam anzuschauen, aber er kann uns auch zu einem besseren Leben inspirieren. Zu der Erkenntnis, was wirklich wichtig ist. Zu einem Dasein als Menschen mit Ehre und Integrit t. Seit fast vier Jahrzehnten lebe ich davon, B cher, Zeit11


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schriftenartikel und Zeitungsberichte zu schreiben, und ein deutlicher Schwerpunkt liegt dabei auf Menschen, die andere inspirieren kçnnen. George Bailey, Mary Hatch und viele andere Figuren im Film Ist das Leben nicht schçn? kçnnen zweifellos als Vorbilder dienen – und so in all denen weiterleben, die sich die stillen, aber reichhaltigen Denkanstçße aus Bedford Falls zu Herzen nehmen. Bob Welch, Eugene, Oregon

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Prolog: «Der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten!» (Oder: Was im Film geschieht) Ein stiller Weihnachtsabend in dem kleinen St dtchen Bedford Falls. berall beten die Menschen f r George Bailey, der sich nach einem schlimmen Zwischenfall in seiner Bank mit Selbstmordabsichten qu lt. Gott entschließt sich, George den Schutzengel Clarence zu Hilfe zu schicken, jedoch nicht, ohne dem Engel zweiter Klasse kurz das bisherige LeEL ben seines Sch tzlings in spe zu schildern: AS terial B G Mein a klassisches OpGeorge, so stellt sich dabei heraus, LA ewar s R zt VE fer widriger Umst nde,N das seinen in die weite Welt ütWunsch, h c E s N hinaus zu ziehen, konnte. Als Kind rettete Nnie verwirklichen ge RU rightB George seinem Bruder das Leben, wurde dabei aber auf dem opy C linken Ohr taub. Kurz darauf korrigierte er einen furchtbaren Fehler des st dtischen Drogisten Mr. Gower, bei dem er zur Aushilfe angestellt war: Mr. Gower hatte ein wichtiges Medikament f r ein krankes Kind mit Gift verwechselt. Nur dank Georges Eingreifen kam es nicht zur Katastrophe. Aber George hatte auch den Traum, Bedford Falls eines Tages zu verlassen, um etwas Bedeutendes zu schaffen. Doch auch als Erwachsener ist er immer noch in der Stadt. Zwangsweise bernahm er nach dem Tod seines Vaters dessen Kleinbank «Bailey Building and Loan», um Bedford Falls nicht in die H nde des skrupellosen Henry Potter fallen zu lassen. 13


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F r sein Schulgeld ließ George seinen Bruder aufs College gehen, auf dem dieser zum Sportass wurde. Trost ber die verpassten Chancen fand George erst bei seiner alten Jugendfreundin Mary, die er schließlich heiratete. Aber selbst aus den Flitterwochen wurde nichts: An seinem Hochzeitstag verhinderte er im letzten Moment den Bankrott der Building & Loan, musste daf r aber das Geld, das er f r seine Hochzeitsreise verplant hatte, opfern. Damit machte er jedoch Mr. Potter das Leben schwer, dem nur noch die Building & Loan fehlte, um die Stadt vçllig zu bernehmen. Also bot Potter George eine hervorragende Stellung mit einem sehr hohen Gehalt an, um L so dessen WiE S schwer derstand zu brechen. Doch obwohl esBA ihm rial fiel, blieb e t G a George standhaft und lehnte ab. LA s M

R VE hützte N NE -gVater esc von vier Kindern, arbeitete N Jahre sp ter war George t U igh Familie in einem alten Haus. Als BR mityrseiner hart und lebte p Co der Zweite Weltkrieg ausbrach, blieb George auch weiterhin in Bedford Falls – wegen seines tauben Ohres war er f r den Milit rdienst untauglich. Seine einberufenen Br der dagegen, insbesondere Harry, der vom Pr sidenten persçnlich f r besondere Tapferkeit ausgezeichnet wurde, wurden im Kriegseinsatz zu Helden.

Inzwischen ist der 24. Dezember, der Tag, an dem der Engel Clarence George helfen soll. Dessen Onkel Billy macht gerade einen schwerwiegenden Fehler. In der Aufregung um die Ehrenmedaille, die Georges Bruder Harry verliehen bekommen hat, verliert er in der Bank wichtige 14


Prolog: «Der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten!» (Oder: Was im Film geschieht)

Gelder der Building & Loan, die er eigentlich dort einzahlen sollte. Potter bemerkt das Missgeschick, steckt das Geld in die eigene Tasche und verst ndigt Presse und Staatsanwaltschaft von den angeblichen Betr gereien Georges. George steckt nun in echten Schwierigkeiten: Ohne das Geld ist er ruiniert. Verzweifelt l sst er seinen Unmut erst an Onkel Billy und schließlich an seiner Familie aus. Nach dem Streit verl sst er sein festlich geschm cktes Haus und fleht sogar Mr. Potter um Hilfe an. Doch Potter lehnt kalt l chelnd ab und will wegen Veruntreuung sogar einen Haftbefehl gegen George erwirken. L SE rial sich das Daraufhin beschließt George vçllig Averzweifelt, B te AG s Ma Leben zu nehmen. Mit seiner L Versicherungspolice w rde er R zte E t Vdie schlimmsten wenigstens seiner Familie Sorgen nehmen, EN eschü N N aufgeiner Br cke steht, um sich in das glaubt er. Als George RU rightB eisige Wasser eines opyFlusses zu st rzen, wird er von einem netC ten alten Mann beobachtet, der ihn von dem Schritt abh lt, indem er selbst in den Fluss springt und um Hilfe schreit. Sofort springt George ihm nach und rettet ihn. Der Alte stellt sich ihm nun als sein Schutzengel Clarence vor, der auf die Erde gekommen ist, um ihn zu retten und sich damit endlich seine Fl gel zu verdienen. George glaubt ihm kein Wort und w nscht sich in einem Anfall von tiefster Verzweiflung, nie geboren worden zu sein. Clarence sieht seine letzte Chance und versetzt seinen Sch tzling in eine Alternativwelt, in der es ihn – George Bailey – niemals gegeben hat. Tats chlich scheint etwas ver ndert zu sein: Die Taubheit 15


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auf Georges linkem Ohr ist verschwunden. Als sich George auf den Heimweg macht, erkennt er Bedford Falls, das nun auf einmal Pottersville heißt, nicht wieder. An der Hauptstraße stehen nur Bars und Striplokale; auf dem Friedhof findet er das Grab seines Bruders Harry, den er in jungen Jahren vor einem tçdlichen Unfall auf dem Eis bewahrt hat; Mary ist eine verh rmte Bibliothekarin geworden; ja, nicht einmal seine eigene Mutter erkennt ihn. George hat genug gesehen. Es ist tats chlich alles weit schlimmer, als er es sich je h tte tr umen lassen. Er rennt zur Br cke, wo er Clarence zum ersten Mal begegnet ist, und fleht ihn an, ihm sein Leben wieder zur ckzugeben. EL l Plçtzlich ist wieder alles wie fr her.BGl cklich George AS terial uft G a A s M dem er begegnet, zur ck in die Stadt und w nscht RL zjedem, E V hüt te Zwar wartet bei ihm von Herzen «FrçhlicheNWeihnachten». E esc NNdert-Anklage g zu Hause aufgrund von Mr. Potter bereits die U R righ B y auch das ist George jetzt egal. Er ist Polizei auf ihn, p o doch C nur froh, sein altes Leben und seine Familie wiederzuhaben. Unter dem Weihnachtsbaum berreichen ihm seine Freunde 8000 Dollar, die sie m hsam aus ihren Ersparnissen zusammengekratzt haben. Fast alle Einwohner von Bedford Falls haben gespendet, um George zu helfen. Weit mehr Geld, als er bençtigt. Der Bankrott ist abgewendet, der Haftbefehl wird zerrissen. Auch Harry kommt schließlich dazu und bringt einen Toast aus: «Auf meinen Bruder George, den reichsten Mann der Stadt.» In diesem Moment findet George noch einen Gruß von Clarence – er hat endlich seine Fl gel bekommen!1 16


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Gott ehrt unseren «kindlichen Glauben» Ja, er hat den Glauben eines Kindes – das gen gt. Der Engel Franklin Die Erçffnungsszene von Ist das Leben S nicht EL schçn? enth lt A terial B eine jener Lebenslektionen, dieAman G leicht a verpasst, wenn L es M R E derenzt tiefer Sinn leicht berman auch nur blinzelt, und N V schüt E sehen wird. HochNoben N ame Himmel debattieren die Engel U ght-g R Joseph und B Franklin, i dargestellt durch zwei pulsierende Sterpyr o C man am besten hinunter auf die Erde schine, dar ber, wen cken kçnnte, um sich um einen selbstmordgef hrdeten Mann namens George Bailey zu k mmern. Joseph meint, ein Engel namens Clarence sei an der Reihe. Allerdings gibt er zu bedenken: «Er ist doch so einf ltig.» «Ja», erwidert Franklin, «er hat den Glauben eines Kindes – das gen gt.» Das ist ein hohes Lob. Schließlich kommt es nicht nur von einem Engel, sondern offenbar von einem hochrangigen Engel, denn Franklin hat immerhin das Sagen, wer zur Erde geschickt wird, um das Leben eines Menschen zu retten. Vermutlich unterstehen ihm noch weitaus mehr Engel 17


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als nur Joseph und Clarence. Und doch ist Clarence in diesem Fall f r Franklin der «Auserw hlte». Warum? An seiner Erfolgsquote kann es bestimmt nicht liegen. Immerhin ist Clarence ja nur ein Engel zweiter Klasse. Er hat sich noch nicht einmal seine Fl gel verdient, und Franklins Kommentar, man kçnne «ihn so selten einsetzen», denn er habe «sich noch nicht bew hrt», deutet darauf hin, dass es nicht daran liegt, dass er noch keine Chance gehabt h tte, sich zu beweisen. Clarence selbst deutet an, seine bisherige Bilanz sei eher d rftig, und er sagt zu Franklin, er warte schon seit ber zweihundert Jahren darauf, sich seine Fl gel zu verdienen: «Die anderen lachen L mich schon alle E S Probleme, aus!» Offensichtlich hat dieser Engel B soAseine und rial e t G a A sM sein MinderwertigkeitskomplexList das geringste davon. R znicht e t E t eine Leuchte unter den V Dass Clarence nichtNunbedingt E eschü N N seinen g Nachnamen «Odbody» (etwa: Engeln ist, wirdUdurch R rightB «sonderbarer Kauz») opy noch unterstrichen. Dieser weist nicht C nur darauf hin, dass er selber ein bisschen schrullig ist, sondern auch aus einer langen Reihe schrulliger Ahnen hervorgegangen ist. Kçrperlich macht er nicht viel her – er wirkt wie eine Art Karl Valentin in einem spitzenbesetzten Nachthemd aus dem siebzehnten Jahrhundert. Und seine Unf higkeit wird noch unterstrichen durch Josephs Bemerkung, er sei «einf ltig». Immer vorausgesetzt, versteht sich, Josephs Ansichten ber ihn sind nicht durch irgendeine Befangenheit in Schieflage geraten. Aber das scheint nicht der Fall zu sein, denn Franklin widerspricht ihm in dieser Hinsicht nicht. Seine Reaktion hçrt sich etwa so an: Ja, das mag wohl stimmen, aber hier sind wichtigere Dinge im Spiel. 18


1. Gott ehrt unseren «kindlichen Glauben»

Und das wichtigste dieser anderen Dinge, so meint Franklin, sei der Glaube des Engels. Und der ist so wichtig, dass er alles andere bertrumpft. Was genau ist also dieser «kindliche Glaube», den Franklin so hoch achtet? Zun chst einmal ist er nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Als in Matth us 19,13–14 die J nger die Leute zurechtweisen, weil sie kleine Kinder zu Jesus bringen, was sagt Jesus da? «Lasst die Kinder zu mir kommen und haltet sie nicht zur ck, denn f r Menschen wie sie ist Gottes neue Welt bestimmt.» Offensichtlich h lt Jesus viel von Kindern. Er sieht etwas ganz Besonderes in ihnen. Er verteidigt sie, L so wie auch E Franklin etwas in Clarence sieht undBsich ASsch tzend rial vor ihn e t G a stellt. LA es M R E ützt an der Art und Weise, Aber was ist eigentlich N Vso spackend ch E N -geherangehen? N wie Kinder an den Glauben Jesus f hrt das zwar RU right B y die Antwort liegt in der Art und Weise, nicht n her aus, p oaber C wie sie an das ganze Leben herangehen. Als Kinder sind wir noch nicht abgebr ht und welterfahren. Wir sind echt. Wir sind bescheiden. Wir geben bereitwillig zu, was f r Bed rfnisse wir haben, und vertrauen darauf, dass andere uns helfen kçnnen. Wir sind anspruchslos und abenteuerlustig. Wir sind unbeschwert und voller Fantasie. Und wir sind furchtlos, bereit, Risiken einzugehen – eine kindliche Version dessen, was Oswald Chambers, ein Bibellehrer des fr hen zwanzigsten Jahrhunderts, «unbek mmerte Freude» nannte.2 Und dann freilich wachsen wir heran. Und was geschieht? In vielen F llen stumpfen wir an der Welt ab. Statt echt zu sein, ziehen wir alle mçglichen Erkl rungen f r unser Verhal19


Bob Welch · Ist das Leben nicht wunderschçn?

ten heran. Wir lernen, unsere Unzul nglichkeiten zu bem nteln, statt uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Wir werden anmaßend. Wir st rzen uns in alle mçglichen physischen Abenteuer, aber wenn es um Beziehungen geht, werden wir zu Feiglingen und flattern von einer Person zur n chsten, weil uns der Mut fehlt, uns zu binden. Wir verstecken unsere Bed rfnisse vor anderen. Vor Gott. Vor uns selbst. Wir gehen auf Nummer sicher und geben uns im Leben mit viel zu wenig zufrieden. Statt aus dem Glauben zu leben, halten wir uns an irgendeine Form von Gesetzlichkeit, ob nun eine weltliche oder eine fromme. Statt zu versuchen, Gott mit einem einfachen Glauben L zu gefallen, E verheddern wir uns in dem Versuch, ASihm ial unsere rdurch B e t a AGseiner MAnerkennung Werke zu beweisen, wie w rdig Lwir sind. s R e t E z Vaber wirt tarnen sie mit allem MçgWir stecken voller Furcht, EN eschü N Nhektischer g Betriebsamkeit, Suchtverhalten lichen, sei es mit RU rightB oder rationalisierenden opy Ausfl chten, und versuchen verzweiC felt, uns selbst einzureden, wir seien zufrieden. In Wirklichkeit wissen wir kaum etwas von Chambers’ «unbek mmerter Freude». Aber nicht Clarence. Oh nein. Er ist waschecht und lebt f r hçhere Ideale, anstatt einfach mit dem Strom zu schwimmen; Ideale, die seiner kindlichen Herangehensweise an das Leben entspringen. In Nicks Bar bekommt man zwar eigentlich nur «harte Sachen» f r Leute, «die schnell betrunken werden wollen», aber Clarence bestellt sich einen «Gl hwein mit viel Zimt und wenig Nelken». Er ist bescheiden und ehrlich («Ich hatte keine Zeit, mir moderne Unterw sche anzuziehen. Diese hat mir meine Frau zum letzten Geburtstag ge20


1. Gott ehrt unseren «kindlichen Glauben»

schenkt. Darin bin ich verschieden»). Er ist fantasievoll. Erinnern Sie sich: Die Einsicht, die die Wendung im ganzen Film herbeif hrt – indem George zu sehen bekommt, wie das Leben der Menschen in seiner Stadt ohne ihn verlaufen w re –, war Clarences Idee. Und schließlich ist er ein einfacher Mann – h, Engel – voll kindlichen Glaubens. Clarence glaubt an George Bailey. Er glaubt an seinen Plan zu dessen Rettung. Aber vor allem glaubt er an den, der ihn gesandt hat, und man merkt ihm an, dass er sich des hohen Vorrechts bewusst ist, auserw hlt zu sein, in diesem Plan eine Rolle zu spielen. Ja, er ist ein einf ltiger Engel namens Clarence. Doch die L E l Art und Weise, wie Regisseur FrankBCapra AS teihn ria in diesem G a A s M ber einen Gott, Sinne darstellt, bekr ftigt tiefe L R Wahrheiten e E tztausgesucht Vdie Leute der sich schon oft gerade hat, von deü N h E esc N N nichtsgwissen wollte: den einfachen Hirnen die große Welt RU rightB ten David zum Beispiel; oder Mose, einen Maulfaulen, der opy C sich nichts zutraute; und Rahab, eine Prostituierte. Durch die Figur des Clarence best tigte Capra wissentlich oder unwissentlich eine Wahrheit ber kindlichen Glauben, die in 1. Korinther 1,27 so ausgedr ckt wird: «Nein, denn Gott hat sich die aus menschlicher Sicht Tçrichten ausgesucht, um so die Klugen zu besch men. Gott nahm sich der Schwachen dieser Welt an, um die Starken zu dem tigen.» So gesehen, kçnnte er dann nicht auch unvollkommene Leute wie Sie und mich gebrauchen?

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Auch Verlierer z hlen berlegen Sie mal, Mr. Potter: Es handelt sich dabei um diejenigen Menschen, die die bei weitem grçßte Gruppe in der Bevçlkerung dieser Stadt ausmachen. George Bailey

L SE rial A B Es ist das Jahr 1928. Peter Bailey istGgestorben, te VorstandsmitA s Ma L R zte glied Henry F. Potter mçchte «Building and t VE diehüBausparkasse N E eSohn Loan» auflçsen, und sc George, der gerade im AufNNPeters g t U R riist, bruch zum B College gh eilt zur Verteidigung des guten Nay p mens seines Vaters Co herbei. Egal, ob unten das Taxi wartet, vermutlich um George zum Bahnhof zu bringen, wo er seinen Zug zur Ingenieurschule erreichen will, um zu lernen, wie man «Dinge baut». (Und bitte, lieber Leser, vergeuden Sie keine Nanosekunde damit, sich dar ber den Kopf zu zerbrechen, wie Potter damals, lange bevor es behindertenfreundliche Bauvorschriften gab, in seinem Rollstuhl dort hinauf ins Obergeschoss der Building and Loan gekommen sein mag.) Tatsache ist, Peter Baileys Leichnam ist noch nicht einmal kalt, und schon ist der m rrische alte Potter dabei, den Namen seines Rivalen anzuschw rzen. Doch dann tritt George auf den Plan. Am Jacken rmel 22


2. Auch Verlierer z hlen

tr gt er eine schwarze Trauerbinde, und sein Zorn steigt auf wie die Asche des Mount St. Helens im Jahre 1980. Vergessen wir nicht, die Konfrontation zwischen Potter und Peter besteht schon mindestens seit einem Jahrzehnt – seit dem Tag, als der kleine George sich w hrend des Vorfalls mit Mr. Gower und dem Gift bei seinem Vater Rat holen will und mit anhçren muss, wie Potter seinen Vater einen «Versager» nennt, der am besten gleich Konkurs anmelden solle. Schon damals machte sich George f r seinen Vater stark – «Mein Vater ist kein Versager!» –, und dasselbe tut er auch jetzt. Als Potter sich ber den «weltfremden Tr umer» Peter Bailey lustig macht, der das Gesch ft zugrunde L richtete, inE l dem er sich um die «faule und unzuverl ssige AS teriaKundschaft» B G MKragen. a in der Stadt k mmerte, platzt George LA eder s R t E Geld «Er hat sogar vergessen, ütz f r unsere Ausbildung N V das h c E s NN er tzu. zur ckzulegen»,Ugibt -ge«Aber daf r half er ein paar Leuh R ig B Elendsquartieren ten, aus Ihren herauszukommen.» Potter pyr o C verdreht die Augen und g hnt. Aber George ist noch nicht fertig. « berlegen Sie mal, Mr. Potter: Es handelt sich dabei um diejenigen Menschen, die die bei weitem grçßte Gruppe in der Bevçlkerung dieser Stadt ausmachen. Wenn sie hier schon leben und Steuern zahlen, warum soll man ihnen dann nicht zu einer anst ndigen Wohnung verhelfen? Das Problem versuchte mein Vater zu lçsen.» Die Baileys waren – und sind dank George noch immer – F rsprecher der Verlierer und Ausgegrenzten, die nach Matth us 5,42 handeln: «Gib jedem, der dich um etwas bittet, und weise keinen ab, der etwas von dir leihen will.» Offenkundig ist die Building and Loan ein menschenfreundliches 23


Bob Welch · Ist das Leben nicht wunderschçn?

Unternehmen, das Leuten, denen es schlecht geht, einen Vertrauensvorschuss gibt. Ihre Haltung ist nicht: Beweise mir, dass du unsere Hilfe verdienst. Nein, ihre Haltung ist: Wie kçnnen wir dir helfen, dir selbst zu helfen? Potter lehnt einen Darlehensantrag von Ernie Bishop ab, dem Taxifahrer, der «Tag f r Tag von morgens bis abends in seinem Taxi sitzt und wartet». Die Building and Loan dagegen gew hrt ihm ein F nftausend-Dollar-Darlehen, damit er und seine Familie sich ein Haus bauen kçnnen. Den Besitzer des italienischen Restaurants mit Bar, Mr. Martini, bezeichnet Potter indirekt als einen «armseligen Bettler». Die Building and Loan dagegen Lverhilft Martini E al nicht nur zu einem eigenen Haus, sondern AS tan B eri dem Tag, als G a A s M und Mary auch die Familie es in Besitz nimmt,Lsind R zteGeorge E t ihnen feiern. V die Ersten, die das große Ereignis mit EN eschü N N in dem g Film zugegebenermaßen als ein Violet Bick wird RU rightB recht leichtfertiges opyM dchen dargestellt, das nicht gerade das C Schießpulver erfunden hat. (Vielleicht ist Ihnen in der Tanzszene aufgefallen, dass sie als einziges M dchen Schwarz tr gt, was sie ein bisschen verrucht erscheinen l sst.) Doch w hrend Potter in ihr nur ein Flittchen sieht und, als George am Heiligabend zu ihm kommt, gar andeutet, George und Violet h tten ein Techtelmechtel miteinander, behandelt George sie mit großem Respekt. Der Anblick Marys beim Tanz bringt George zwar dazu, einen Tanz mit Violet sausen zu lassen, aber immerhin hat er den Anstand zu sagen: «Entschuldige mich, Violet.» Mehr noch, an jenem entscheidenden Heiligabend, inmitten all der Aufregung um seinen Bruder Harry, der die Ehrenmedaille des Kongresses verliehen bekommen hat, und 24


2. Auch Verlierer z hlen

trotz aller Furcht vor dem Bankrevisor, der einen Blick in die B cher der Building and Loan werfen will – wobei George dem Bankrevisor gegen ber zugeben muss, die Firma stehe «vorm Konkurs» –, nimmt er sich Zeit, Violet zu empfangen, als sie in seinem B ro vorbeischaut. Und nicht nur das; wir d rfen auch annehmen, dass in dem Umschlag, den er ihr gibt, ein Empfehlungsschreiben f r ihren Umzug nach New York steckt. Dann gibt er ihr auch noch etwas von seinem eigenen Geld als Starthilfe. Auf ihren Protest hin wiegelt er ab: «Du kannst es ja mal zur ckzahlen. Es ist schließlich mein Gesch ft, Geld zu verleihen.» Es ist eine tief eindr ckliche Szene: Im LGrunde gibt da E eine bankrotte Person einer anderenBbankrotten AS terial Person ein G Mes a berhaupt kein Darlehen, von dem wir alle wissen, LA edass s R E üteinfach zt Darlehen ist. Es ist schlicht ein Geschenk. In N V sund h c E N N der,geder bei seinem Tod am meisten Potters Welt gewinnt RU rightB Geld und Macht opyhat. Sein hçchstes Gut ist Macht, und C Macht ist gleichbedeutend mit Tugend. Doch in Baileys Welt sollte derjenige, der etwas hat – und sei es nur ein bisschen –, mit denen teilen, die nichts haben. In den Augen der Welt – oder zumindest in denen des alten Potter – kommt es nur darauf an, was man an sich raffen kann. Bei den Baileys z hlt das, was man anderen geben kann. (Achten Sie auf den Wandspruch in Peter Baileys B ro: «Das Einzige, was du mitnehmen kannst, ist das, was du verschenkt hast.»3) Wer f hrt das reichere Leben? Fragen Sie Mr. Potter am Heiligabend, wenn er allein in seinem B ro sitzt, w hrend die ganze Stadt die Gl ser auf George Bailey erhebt. 25


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