BSHOT Magazin Issue 4

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Das Onlinemagazin von Fotografen f眉r Fotografen.

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wort Noch nie war reisen so einfach. Mit dem Flugzeug gelangt man innerhalb eines Tages auf die gegenüberliegende Seite des Erdballs. Die Infrastruktur bessert sich kontinuierlich und Grenzkontrollen werden einfacher und schneller. Nahezu jeder Reisende hat eine mehr oder minder professionelle Kamera im Gepäck. Allerdings hängt der „Ooooh“-Effekt beim Betrachten mitgebrachter Bilder nicht von der Kamera ab - wie so oft. Dass wesentlich mehr dazu gehört, eine gute Reisedokumentation zu schießen, erläutern uns Harald und Rita Schneider, Markus Rohrbacher gibt uns mit seinem Kollegen Sebastian Fischer ein Beispiel einer gelungenen Reisedokumentation und zahlreiche andere Fotografen präsentieren Fotoserien. Leider muss ich euch auch mitteilen, dass Jens Anders Fortsetzungsartikel über Lichtformer aus beruflichen Gründen in diesem Heft nicht zu finden sein wird - maybe next time.

herausgeber, chefredaktion Thomas Bergmüller lektorat Barbara Dorfer, Thomas Bergmüller kontakt Thomas Bergmüller, Maschl 98, 5600 St.Johann / Pg, Österreich, 0043 664 99 48 175, tom@bshotmag.com, skype: nichtessbar web www.bshotmag.com erscheinungsweise 4x jährlich, jeweils am Monatsersten März, Juni, September und Dezember verbreitung kostenlos via Internet als Onlinemagazin, bshotmag.com auflage daher unbegrenzt leserbriefe an leserbriefe@bshotmag.com

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2fach.com Vor genau einem halben Jahr (Ausgabe II) haben wir ein Interview mit Thomas Sporleder (der übrigens einen großen Beitrag zum aktuellen Layout leistete) und Jochen Abitz veröffentlicht. Die beiden fotografieren fast ständig zu zweit, assistieren sich gegenseitig und bieten so zwei verschiedene Sichten auf eine Sache - eine Methodik, die sich in veränderter Form weiter hinten im Heft wiederfinden wird.

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serie #1 escape the jungle von Jochen Abitz serie #2 palais du vent von Thomas Sporleder model laura-saffioti.com location Hannover, Deutschland web

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Reise

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fotografie Im Ausland und schöne Fotos gemacht – Reisefotografie? Nicht ganz. Wenn man wirklich reist um Fotos zu machen, gehört wesentlich mehr dazu. Die Arbeit im Vorfeld ist ebenso wichtig wie die Reise selbst. Alles beginnt mit der Auswahl des Reiselandes. Es gibt 192 + zwei (Taiwan und Vatikan) Länder, also insgesamt 194. Das sind viele Reiseziele, ganz abgesehen von den einzelnen, absolut sehenswerten Regionen, die sich auch in Mitteleuropa finden und jede Menge Geschichten bieten. >

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raussetzungen. Man wird auf wenig Verständnis stoßen, wenn man auf frühes Aufstehen im schwerverdienten Urlaub besteht, „nur“ um das schöne Licht einzufangen. Reisegruppen besuchen immer um die gleichen Zeiten die Sehenswürdigkeiten, nämlich zwischen neun und zwölf und zwischen 14 und 17 Uhr. Zwangsläufig wird man sich auf Menschenmassen und schlechtere Lichtverhältnissen einlassen müssen. Zusätzlich beschwört man den Zorn der ganzen Gruppe herauf, wenn man für

Wohin? Und wie?

ein tolles Foto die Busladung ständig warten lässt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich größere Gruppen hauptsächlich mit sich selbst beschäftigen, der Kontakt zu den Einwohnern kommt

Die Auswahl eines Reiselandes wird vom eigenen Interesse bestimmt. Unter dieser Voraussetzung hat man auch die besten Bedingungen, sich intensiv auf das Land einzulassen. Eine Reise muss berühren, um authentisch und mit Emotionen davon berichten zu können. Trotzdem spielen eine Menge anderer Faktoren eine Rolle bei der Auswahl des Ziels; nicht alle Länder lassen sich gefahrlos bereisen. Hier ist ein Blick auf die Seiten des Auswärtigen Amtes Pflicht1. Der nächste wichtige Punkt ist, sich mit dem Land detailliert auseinanderzusetzen. Es gilt, Informationen über Kultur, Religion, Geschichte und Gebräuche einzuholen. Dazu gibt es eine ganze Reihe hilfreicher Quellen (nebenstehend aufgelistet). Als Fotograf sollte man dann noch eine Reihe anderer Dinge beachten. Welche Jahreszeit wähle ich? Vor- und Nachsaison bieten meist (neben besserem Licht) kosten- und touristenmassentechnische Vorteile. Auch über die örtlichen Feste und Feierlichkeiten empfiehlt es sich, im Vorfeld Informationen zu beschaffen. Außerdem ist es wichtig, über Infrastruktur und Entfernungen im Land im Bilde zu sein. Sind diese “Pflichtpunkte“ abgehakt, kann man sich an die eigentliche Planung der Reise machen. Bei der Reisefotografie sind große Gruppen, die Familie oder ein nicht fotografierender mitreisender Freund(eskreis) keine guten Vo1

zu kurz. Das Reisen zu zweit (wie Harald und Rita es machen), beide fotografierend, ist dagegen ideal und bietet viele Möglichkeiten und Vorteile. Die entstandenen Fotos können sich aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen, Vorlieben und Möglichkeiten gut in einer gemeinsamen Reisedokumentation ergänzen. Beim Fotografieren von Menschen in ihrem natürlichen Umfeld kann man sich abstimmen. Nachdem das nötige Vertrauensverhältnis aufgebaut ist, übernimmt der Partner die Aufgabe, den Probanden abzulenken, während der andere – natürlich nach vorheriger Erlaubnis – die Fotos macht.

Informationsquellen Institutionen > Reiseveranstalter > Fremdenverkehrsbüros > Kulturzentren Werbematerial > Reisemagazine > Reiseführer Literatur > Bibliothek > Fotobücher > Literatur des Landes (Fachbücher, Belletristik) Sonstiges > Internet

auswaertiges-amt.de/diplo/de/LaenderReiseinformationen.jsp

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Der jeweils zu Fotografierende wird sich so viel natürlicher verhalten

ten Informationen ist es jedoch grundsätzlich möglich, in Koopera-

und das sieht man auf den Bildern.

tion mit spezialisierten Anbietern eine gute Route festzulegen. Bei Ländern, die sprachlich und kulturell schwer zu bereisen sind, sollte

Sind die Reiseziele weiter entfernt und ist die zur Verfügung ste-

man sich einer Reisebegleitung anvertrauen, die man über die Reise-

hende Zeit kurz, bietet es sich an, sich einem Reiseveranstalter an-

agentur engagiert.

zuvertrauen. Unterkünfte und Fahrzeuge können vorgebucht werden und ersparen während der Reise abends das zeitraubende Suchen nach einem freien Hotel, wenn das Licht ideal ist. Der Nachteil einer festen Hotelbuchung: man ist gebunden und kann nicht spontan weiter reisen, sollte beispielsweise das Wetter einmal schlecht sein. Für eine vorgebuchte Reise ist eine sehr gute Planung Voraussetzung. Der Erfolg einer Fotoreise, selbst der eines Tagestrips, hängt in hohem Maß von der Planung und Zielsetzung der Reise ab. Eine weitere durchaus attraktive Reiseform ist es, gar nicht vorzubuchen. Hier bietet es sich an, die Hochs und Tiefs der Reise zu dokumentieren und als roten Faden einer Reiseschau zu nutzen. Durch die eigene ständig erforderliche Organisation wird man mit dem jeweiligen Land und dessen Einwohnern intensiv in Berührung kommen und kann sich Einblicke verschaffen, die man sonst nie bekäme. Diese Reiseform setzt - neben viel Zeit - eine sehr intensive Auseinandersetzung mit dem Reiseland voraus, die weit über den fotografischen Aspekt hinausgeht.

Ausrüstung Flexibel und leicht! Da gibt es einerseits die Kompaktkamera, die durch die „Größe“ besticht, in Qualität und Einstellmöglichkeiten allerdings Einbußen zu verbuchen hat. Andererseits gibt es Spiegelreflexkameras, die im professionellen Bereich eingesetzt werden. Sie wiederum sind groß und unhandlich mit all den Objektiven, allerdings wegen diverser Vorzüge (Brennweiten, Rauschverhalten, schnelle Einstellmöglichkeiten) trotzdem zu empfehlen. Als Drittes gibt es noch so genannte Bridge-Kameras, die einen Kompromiss aus den beiden Erwähnten machen. Was bei Reisen immer zu empfehlen ist, ist ein Ersatzbody. Sollte die Kamera kaputt gehen oder aus welchen Gründen auch immer abhanden kommen, war‘s das mit der Reisefotografie. Deshalb sollte sich beim Einsatz einer (D)SLR stets ein zweites Gehäuse im Gepäck befinden – allerdings möglichst weit entfernt von der Einsatzkamera entfernt, verschwindet beides, hat’s auch nichts geholfen. Unterwegs sind Zoomobjektive zu empfehlen. Harald und Rita reisen mit einem Duo aus 24-105mm und 100-400 mm Brennweite. Aus

Reiseroute

ihrem doch schon recht reichen Erfahrungsschatz lässt sich sagen,

Bei der konkreten Planung der Reiseroute wird man feststellen, dass

allzu viel Platz und Gewicht benötigt.

herkömmliche Reisebüros schnell überfordert sind, dafür gibt es

Zur Speicherung der Daten werden entweder analoger Film oder

spezialisierte Einrichtungen. „Normale“ Reisen sind für Fotografen

Speicherkarten verwendet. Beim Fliegen mit Filmen funktioniert es

nicht zu gebrauchen, die Verweildauer an den einzelnen Orten ist zu

meistes, sie bei der Röntgenkontrolle am Flughafen extra in einem

kurz und es wird viel zu viel herumgefahren. Mit vorher gesammel-

durchsichtigen Beutel mitzuführen und von Hand untersuchen zu

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dass diese Konstellation für 90% der Aufnahmen ausreicht und nicht

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lassen. Bei erhöhter Lichtempfindlichkeit (ISO 400+) könnte eventu-

kürzlich stattgefundenen Seminar. Weitere sind geplant, noch gibt

ell die Röntgenstrahlung zu einer Belichtung führen. Niedrigempfind-

es allerdings keine spezifischen Daten dazu – Wir halten euch aber

lichen Filmen kann das Röntgengerät für gewöhnlich nichts anhaben.

auf dem Laufenden!

Oft wird der Fehler gemacht, die Filme abschirmen zu wollen, mit Rita und Harald Schneider, deveser-fotografen.de

dem Resultat, dass für das Sicherheitspersonal eine Blackbox am Monitor erscheint und sie die Intensität hochdrehen, um zu sehen was da drinnen ist – das genaue Gegenteil des Beabsichtigten. Bei Speicherkarten sollte man einen Kompromiss aus Größe und Schreibgeschwindigkeit finden. Größere Karten benötigen länger um die Daten zu schreiben, das hat mit der internen Speicheradressierung zu tun. Man sollte aber mindestens 4-8 GB bei sich

10 Tipps

haben, schließlich kommt man unterwegs nicht immer täglich dazu,

01. Fototasche, Größe und Art vorher individuell ausprobieren und testen. Besonders empfehlenswert sind Taschen, die mittels eines Tragesystems dicht am Körper getragen werden. Wenn möglich, sollte die Tasche auf der Vorderseite des Körpers getragen werden.

die Bilder umzuspeichern. Apropos Umspeichern – wohin denn? Ein Notebook nimmt viel Platz weg und ist potenzielles Ziel – wie auch die Kameraausrüstung – von Dieben. Ein Kompromiss wäre ein 7‘‘ Netbook, mit dem Bearbeiten und Verschicken bei verringertem Komfort immerhin noch möglich wäre, oder aber ein Imagetank. Das ist ein Speicher, vergleichbar mit einer „StandAlone“ externen Festplatte, der manchmal noch ein Display zum Anzeigen der Bilder hat. Welche dieser drei Möglichkeiten man verwendet, bleibt einem selbst überlassen, jedes System hat seine Vor- und Nachteile, die sich im Großen und Ganzen die Waage halten. Ein Rat sei gegeben, in der technischen Welt ist nichts perfekt. Lieber die Bilder doppelt speichern und die beiden Speicher wieder so unabhängig wie möglich voneinander transportieren, als am Ende gar nichts mehr zu haben weil was schiefgegangen ist.

Das Drehbuch Am besten funktioniert es meistens, wenn man ein Drehbuch vor der Reise erstellt. So verfolgt man einen roten Faden, der die Dokumentation der Reise zusammenhängend erscheinen lässt. Am besten überlegt man wo der Schwerpunkt der Dokumentation liegen soll. Wie will man das Reiseland präsentieren, was will man ausdrücken? Hier zählt Erfahrung viel. Es gibt Leute die viel Erfahrung haben und diese auch weitergeben, eben wie Harald und Rita in ihrem erst

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02. Einen Systemblitz für die Aufnahmen, die nun wirklich nicht anders zu machen sind. 03. Ein stabiles Dreibeinstativ, was dennoch ein möglichst geringes Gewicht hat. 04. Ein oder mehrere Ersatzakkus für die Fotokamera + wiederaufladbare Mignonzellen. Ein Ersatzladegerät für die wichtigen Kameraakkus. 05. Vorteilhaft und bereits für 60 Euro erhältlich ist eine Funkfernbedienung, um sich auch mal selber in der einen oder anderen Situation fotografieren zu können. 06. Adapter für die unterschiedlichen Stromsteckdosen. Außerdem ein Spannungswandler von 12V auf 220V, falls man mit dem Auto unterwegs ist. Außerdem Mehrfachsteckdosen (Tischverteiler), da in Unterkünften oft nur eine Steckdose pro Zimmer vorhanden ist. 07. Einen Handblasebalg, um aus der Spiegelreflexkamera Staub auszublasen. Hartnäckiger Staub auf dem Sensor sollte mit einem Stempel herausgestempelt werden (keine Flüssigkeiten oder schabende Teile verwenden). 08. Diverse Mikrofasertücher sowie Linsenreinigungstücher. 09. Wenn es der Reiseort nötig macht, dann sollten wasser- und staubdichte Hüllen für die Kamera + Objektiv mitgenommen werden. 10. Etwas Klebeband, Wattestäbchen, Sekundenkleber und ein paar kleine Schraubendreher.

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90 min Zu der Fotoserie „90 min in El Quseir“ habe ich mich ganz spontan entschlossen, nachdem mir mein All-Inclusive-Relax-am-Pool-Urlaub doch etwas zu langweilig wurde. Nur 20 km durch die Wüste und man erreicht die kleine Stadt El Quseir, wo man das echte alltägliche Leben und die Armut der Ägypter sieht. Frei von jeglichem Luxus, der praktisch nur für Touristen reserviert ist.

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Als Hochzeitsfotograf bin ich es gewohnt, ständig unter Zeitdruck zu stehen, deshalb habe ich mir auch hier nur 90 min Zeit genommen, um die Gegensätze und interessante Momente aufzunehmen. Street photography bietet mir die perfekte Möglichkeit, abzuschalten und nach lebendigen, ehrlichen Bildern zu suchen. Ganze Serie: alexginis.com/gallery/90min/ Alex Ginis, alexginis.com

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Chasing

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snow Die Sonne scheint, es ist warm draußen. Sommer eben. In Boardshorts und T-Shirts schleppen wir kiloweise Ski- und Photoequipment in die Eingangshalle des Münchner Flughafens. Zehn Zeitzonen weiter östlich scheint die Sonne immer noch als wir nach 30 Stunden Flug endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Shorts und Shirts sind allerdings längst in den Rucksäcken verschwunden, es ist Winter in Neuseeland. Gemeinsam mit Photograph Markus Rohrbacher starte ich Anfang August 2009 einen sechswöchigen Roadtrip auf der Südinsel Neuseelands um den zuhause längst verschwundenen Schnee zu ersetzen. Die nötige Mobilität verschafft uns ein alter Toyota Campingvan, der uns stets zu den bestmöglichen Schneeverhältnissen bringen soll. >

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dauern, in einem Gebiet das noch nie eine Pistenraupe gesehen hat. Vor allem wenn man sich den Berg mit nur etwa 50 Gleichgesinnten teilt. Laut Aussage eines Ortskundigen „a busy day“! Der Einstieg in die neue Saison ist somit mehr als nur gelungen. Am darauffolgenden Tag machen wir uns auf den Weg ins benachbarte Craigieburn Valley, wie Broken River eines von mehreren „Clubfields“ mit den obligatorischen Nutcracker-Liften. Die Zufahrt ist – wie bei allen Skigebieten in Neuseeland - nicht weniger abenteuerlich, die Atmosphäre ähnlich entspannt. Das Terrain ist jedoch

Neuseeland, August 2009

eine Stufe anspruchsvoller als am Tag zuvor. Nach einigen guten Runs durch die vielen unpräparierten Rinnen und Mulden liebäugle ich mit einigen steileren Felsrinnen oberhalb des lifterschlossenen

Die Wettervorhersage meldet Neuschnee über Nacht. Um keine Zeit

Bereichs. Unsicher aufgrund derzeit herrschender Lawinenwarnungen

zu verlieren, steuern wir gleich das nächstgelegene Skigebiet an. Wir

kontaktiere ich die Ski-Patrol: „I was thinking about doing one of the

staunen nicht schlecht, als wir vom Highway auf eine Schotterpiste

steeper chutes over there!?“ Die Antwort fällt eindeutiger aus als

abbiegen, doch auf dem pfeilförmigen Schild stand eindeutig: “Ac-

erwartet: „Go for it!“ Und im Nachsatz mit mahnender Stimme: „But

cess to Broken River Skifield“. Ein paar hundert Meter später folgt

don’t hurt yourself.“ Wenig später erklimme ich über einen schma-

in Großbuchstaben die Aufforderung „Fit Chains Here“. Die maximal

len Grat den Einstieg in meine favorisierte Line. 400 Höhenmeter

eineinhalbspurige Straße schlängelt sich steil durch den dichten

felsdurchsetzter Steilhang der Kategorie 40°+ liegen vor, bezie-

Wald. Es folgen zahlreiche Warntafeln wie „Avalanche Zone – No

hungsweise unter mir. Das alles innerhalb der Skigebietsgrenzen,

Stopping“, doch das hatten wir auf der mit Schlaglöchern übersäten

überwacht und kontrolliert von der Ski-Patrol. Unten angekommen

Eis- und Schneefahrbahn ohnehin nicht geplant. Dass am Parkplatz

brauche ich eine ausgedehnte Pause, um erstens zu verschnaufen

dann fast ausschließlich Allradfahrzeuge abgestellt sind, erstaunt

und zweitens das soeben Erlebte zu verarbeiten. Es sollte nicht die

uns kaum mehr.

einzige Abfahrt durch dieses Felslabyrinth gewesen sein.

Das Skigebiet von Broken River wird mit Nutcracker-Liften betrie-

Obwohl wir die Clubfields mit ihrem familiären Charme sofort ins

ben, welche für den sesselliftverwöhnten Durchschnittseuropäer

Herz schließen, brechen wir bald darauf Richtung Süden auf. Ein Tief

bereits die nächste Herausforderung darstellen. Ein Seil läuft in

soll in den nächsten Tagen die Gegend um Queenstown und Wa-

Hüfthöhe den Berg hinauf, angetrieben von einem ausrangierten

naka großzügig bedienen. Der Regen prasselt ungehemmt auf das

Traktorenmotor. Um nach oben zu kommen klemmt man das Seil in

Dach unseres Vans, ohne Rücksicht auf die darin Schlafenden. Als

einen metallenen „Nussknacker“ welcher mit einer kurzen Schnur an

wir am Morgen ins Skigebiet „The Remarkables“ aufbrechen, regnet

einem Hüftgurt befestigt ist. Eine erstaunlich angenehme und vor

es weiterhin wie aus Kübeln. Über zahlreiche Serpentinen führt die

allem sehr schnelle Möglichkeit an Höhe zu gewinnen. Nach nur we-

mittlerweile zweispurige aber immer noch unasphaltierte Straße

nigen Fehlversuchen haben wir den Dreh raus und beginnen, die gut

den Berg hinauf. Schon bald wird aus dem Regen Schneefall und wir

20 Zentimeter Neuschnee zu zerpflügen. Das kann schon eine Weile

sind erneut gezwungen, Ketten anzulegen. Wenig später beginnt

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es im Radkasten heftig zu klopfen und ein kurzer Lokalaugenschein

Um unseren Endorphinüberschuss ein wenig abklingen zu lassen,

bestätigt, dass unsere Schneeketten beginnen sich aufzulösen.

legen wir ein paar Downdays in Wanaka ein. Selbst im Hochwinter

Da einige hundert Meter weiter oben frischer Neuschnee auf uns

pendelt sich die Schneegrenze in Neuseeland um die 1000 Meter ein,

wartet, „reparieren“ wir die Ketten notdürftig und setzen unsere

was in den Tälern für ein angenehmes Herbstklima sorgt. So kann

Fahrt fort. Mit mehr Glück als Verstand befördern wir den Van bis

man gemütlich die Seepromenade entlangspazieren und in einem der

zum Parkplatz. Kettenfetzen zieren noch das linke Hinterrad, die

vielen Cafés einen Cappuccino schlürfen. Mit Einbruch der Dunkelheit

Kette rechts mussten wir zwei Kehren zuvor gänzlich entfernen,

wird Wanaka dann richtig lebendig. Aufgrund der Nähe zu den wohl

um Annäherungsversuche an den Antriebstrakt zu unterbinden. Wir

besten Terrainparks der Südhalbkugel, ist Wanaka zu dieser Zeit

überlegen erst gar nicht wie wir den Berg wieder hinunterkommen

quasi das Zentrum der Freestyleszene. Zahllose Partys sowie Vorp-

sollten, sondern konzentrieren uns auf das Wesentliche: 25 Zenti-

remieren der neuesten Filmreleases stehen hier am Abendprogramm.

meter Neuschnee. Aufgrund schlechter Sicht sind die Möglichkeiten

Mit den NZ Freeski Open findet rund um Wanaka auch ein Contest

jedoch eingeschränkt, der etwas feuchte Neuschnee hält uns aber

statt, der jährlich internationale Top-Rider nach Neuseeland lockt.

lange genug bei guter Laune. Mit etwa halber Schrittgeschwindigkeit rollen wir am Nachmittag Richtung Tal mit der Absicht, morgen mit

Unser Hunger nach frischem Schnee ist noch lange nicht gestillt,

neuen Schneeketten und besserer Sicht zurückzukehren. Als wir am

so rollt unser Van schon bald wieder über einsame Landstraßen.

nächsten Tag problemlos den Parkplatz erklimmen, überblicken wir

Diesmal geht es ins Mackenzie County, das die höchsten Gipfel des

bei strahlendem Sonnenschein ein schier endloses Nebelmeer.

Landes beheimatet. Fast 3000 Meter ragen die Berge hier über das Hochland, allen voran Neuseelands Höchster, der markante Mt.

Zu unserer großen Freude hat die Kälte über Nacht auch noch die

Cook. Skigebiete gibt es hier keine, noch nicht einmal Straßen die

gesamte Feuchtigkeit aus der Schneedecke gezogen, somit finden

in die Bergwelt führen. Wer hier Skifahren will braucht zwei Dinge:

wir in den bisher noch unbefahrenen Abschnitten zum ersten mal

einen Guide und einen Helikopter. Die Preise für Heliskiing sind in

richtig trockenen Pulverschnee vor. Gegen Mittag beginnt die Ski-

Neuseeland vergleichsweise billig und man bekommt für sein Geld

Patrol dann nach und nach die vielen back bowls zu öffnen, was uns

wirklich einiges geboten. Entlang kilometerlanger Gletscherzun-

viele weitere Schwünge durch unberührten Schnee ermöglicht. Im

gen und über schroffe Bergkämme befördert uns der Helikopter in

Rausch des stiebenden Pulverschnees bemerken wir erst spät, dass

eine menschenleere Bergwelt aus Schnee und Eis. Eine unberührte

auf der gegenüberliegenden Seite bereits eine Ameisenstraße auf

Landschaft, geformt von Wind und Wetter, glänzt in der Sonne unter

einen Berggipfel führt, welchem eine endlos scheinende unberührte

wolkenlosem Himmel. Unser Guide deutet auf eine Serie fast senk-

Abfahrt zu Füßen liegt. Ohne zu zögern machen auch wir uns auf

rechter alaska-ähnelnder Spines auf der gegenüberliegenden Seite.

den Weg dahin. Mit dem Sessellift bewältigt man schon einiges an Höhendifferenz, doch gute 300 Höhenmeter sind danach noch ohne

„That one is called the shower curtain. They’ve only skied it once

technische Hilfsmittel zu bewältigen. Bei der Abfahrt werden wir

last season.“ Nach dem ersten Run blickt er in unsere vor Freude

dann jedoch für jeden Schritt belohnt. Ohne auch nur ein einziges

strahlenden Gesichter und meint: „Not too bad, ey?“ Mit nur wenigen

mal anzuhalten schweben wir dem Tal entgegen. Irgendwann treffen

Metern Abstand überfliegen wir auf dem Weg nach oben die blanken

wir aber doch auf die Zufahrtsstraße und wir müssen abschwingen.

Felswände. Die riesigen Berge erscheinen zum Greifen nah.

Wortlos blicken wir zurück nach oben, der Gipfel liegt in weiter Ferne.

In dieser atemberaubenden Umgebung über unberührte Hänge

High Five! Ein würdiger Abschluss für einen unglaublichen Tag.

Richtung Tal zu gleiten, ist ein Erlebnis das sich nur sehr schwer in

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Worte fassen lässt. Doch die Bilder des Erlebten laufen noch heute

weit in das majestätische Mt. Cook Massiv. Der Grat verläuft leicht

in aller Klarheit wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab.

ansteigend zum flachen Gipfel des Mt. Sutton, Abfahrten zurück ins Skigebiet sind jederzeit möglich. Unser Interesse gilt aber einer Va-

Als wir im Tal zufrieden ein Bierchen trinken bemerken wir, dass es

riante, die vom Gipfel steil in ein Nebental abfällt und weit unterhalb

mittlerweile ziemlich warm geworden ist. Leider müssen wir in den

des Parkplatzes auf die Zufahrtsstraße stößt. Eine knappe Stunde

Tagen darauf feststellen, dass die frühlingshaften Temperaturen

später blicken wir in den tiefen Kessel, an dessen Seitenwänden

das gesamte Land heimsuchen und somit für suboptimale Schnee-

Felstürme wie Säulen emporragen. Voller Demut genieße ich einen

verhältnisse sorgen. Wir fahren kreuz und quer über die Insel, in der

Moment lang die totale Stille. Dann überlasse ich meinen Körper

Hoffnung doch noch irgendwo gute Bedingungen aufzufinden, doch

der Schwerkraft und fühle, wie mir der Fahrtwind um die Ohren

die Suche ist vergebens. Nach einigem Herumnörgeln versuchen wir

pfeift. Es ist das Gefühl purer Lebendigkeit! Mit einem zufriedenen

das Beste aus der Situation zu machen und nutzen den Warmwet-

Lächeln gehen wir über die Straße zurück zum Parkplatz, besteigen

tereinbruch, um ein wenig mehr von der Südinsel zu sehen. Bei der

den Sessellift und wiederholen den eben beschriebenen Vorgang bis

Fahrt entlang der West Coast bleibt uns fast durchgehend der Mund

zum Liftschluss. Unter Anfeuerung des enthusiastischen Liftperso-

offen. Mal führt die Straße durch dichtesten Dschungel, dann ent-

nals werden wir nicht müde, die Ski zu schultern. Wir begegnen dem

lang einsamer Sandstrände. Gletscher schieben ihre Eismassen fast

Kellner aus der Bar und dem Mädchen vom Service, beide versi-

bis ans Meer, der Wind und die Brandung formen an der Küste fas-

chern uns, dass heute der beste Tag der Saison sei. Es gibt keinen

zinierende Gebilde aus dem Karstgestein. Auf dem Weg zum Milford

Wettkampf um First Tracks, im Vordergrund steht die Freude diesen

Sound ragen blanke Felswände tausende Meter in die Höhe, Wasser

wunderbaren Tag gemeinsam zu teilen. Es wird gescherzt und ge-

rinnt in Kaskaden über uralte Gletscherschliffe. Die landschaftliche

lacht, alle haben eine gute Zeit. Zurück in der Lodge sinken wir auf

Vielfalt ist überwältigend.

der Terrasse erschöpft in den Whirlpool und sehen der Sonne beim Untergehen zu.

Zurück in der Zivilisation suchen wir sofort ein Internetcafé auf, um Wettervorhersagen einzuholen und siehe da, ein Sturmtief ist im

Die letzten Tage unseres Trips brechen an und wir versuchen unser

Anrollen. Nach gekonntem Abschätzen der vorhandenen Informati-

Glück noch einmal in den Clubfields. Am Fox Peak, der unter der

onen steuern wir zielstrebig Lake Ohau an, um dort auf den Schnee

Woche geschlossen bleibt, finden wir samstags noch jede Menge

zu warten. Tags darauf wütet der Schneesturm bereits im Ohau

Unverspurtes. Am Mt. Olympus stoßen wir in „Little Alaska“ auf

Skifield. Die Lifte sind geschlossen, so verbringen wir den Tag in der

ordentliches Steilgelände und letzte Pulverreste. Danach toben wir

äußerst gemütlichen Lake Ohau Lodge, in deren Videosammlung wir

uns sonnseitig noch ein wenig im Sulz aus und nehmen zur Kenntnis,

einige Meisterwerke Warren Miller’s finden. Der Tag ist gerettet! Am

dass auch hier der Winter irgendwann zu Ende gehen muss. Was uns

nächsten Morgen ist es windstill und die Sonne scheint. Der Wetter-

bleibt, sind jede Menge Erinnerungen an ein wunderschönes Land

gott ist uns noch einmal gnädig und beschert uns einen klassischen

mit wunderbaren Leuten. Und der nächste Winter kommt diesmal

bluebird powderday. Um das weitläufige Backcountry von Ohau zu

schon wieder in ein oder zwei Monaten.

erkunden, muss man erst mit einem kurzen aber steilen Hike den breiten Grat oberhalb des Sessellifts erklimmen. Der Ausblick ist gigantisch. Die umliegenden Berge spiegeln sich im türkisfarbenen Wasser des Sees. Auf der anderen Seite des Grates sieht man bis

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text Sebastian Fischer photos Markus Rohrbacher, markusrohrbacher.blogspot.com

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Israel ist seit seiner Proklamation durch David Ben Gurion im Jahr 1948 einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Egal ob anfangs im Sechstagekrieg oder auch aktuell durch den iranischen Regierungschef und bekennenden Antisemiten Mahmud Ahmadinedschad. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass bewaffnete Soldaten und Soldatinnen das Alltagsbild dieses Landes prägen. Hält man sich jedoch nicht in den gefährdeten Gebieten, wie dem Gaza-Streifen, sondern in Tel-Aviv oder Jerusalem auf, erkennt man, wie schön Israel ist. Neben dem angenehmen Klima, dem leckeren Essen und der eindrucksvollen Landschaft, haben auch die zahlreichen Märkte Tel-Avivs und die Altstadt Jerusalems ihren besonderen Reiz.

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Fotografen Diese Serie 眉ber Israel ist aus den Bildern zweier unabh盲ngig voneinander reisenden Fotografen entstanden, die nichts voneinander wussten. Zwei Perspektiven einer Sache - objektiv?

#1 Jochen Berger, behance.net/jocsti #2 Ricardo Wiesinger, flickr.com/photos/bh3jjj

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S眉dafrika, November 2009. Michael Mulde, mpressions.de

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Covershot Das Cover entstammt der Serie „the coke side of life“ des Neunkirchner Fotografen Johannes Ginsberg. johannesginsberg.de

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Fotokids Keine Aussicht auf eine erfolgreiche Zukunft? Jugendamt und kein Ausbildungsplatz? Genau hier klinkt sich Chris Enderer mit seinem Projekt ein. >

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In den Medien kann man immer wieder mitverfolgen, dass es zu schrecklichen Überfällen und Angriffen Jugendlicher gegenüber „Passanten“ kommt. Aber warum handeln „unsere“ Jugendlichen so unüberlegt und brutal? Ganz einfach, weil sie oft keine Chance bekommen. In Ihrem bisherigen Leben konnten sie sich selbst nie wirklich etwas beweisen, mit einem Sonder- oder Hauptschulabschluss, wird ihnen von unserer Außenwelt immer wieder ein „Nichtkönnen“ und „Unfähigkeit“ aufgedrückt.

Fotos für die Zukunft

Freilich mag man nun sagen: „Aber sie hätten doch auf eine ande-

Unsere Kinder und Jugendlichen haben heute längere Ausbildungs-

ein Gymnasium oder eine Hauptschule besucht, entscheidet sich

wege und Berufswahlmöglichkeiten denn je. Allerdings sind ihre

im zarten Alter von zehn Jahren. Bei dieser Entscheidung, die ja

Chancen am Arbeitsmarkt im Vergleich zu früher gesunken.

anscheinend richtungweisend für das weitere Leben ist, ist natür-

re Schule gehen können, sind doch selbst schuld“. Nun ja, ob man

lich die volle Verantwortung bei den Kindern zu suchen. Eltern oder Die größten Hürden für einen Jugendlichen sind der Übergang von

Erziehungsberechtigte haben sich da nicht einzumischen, jeder Zehn-

der Grundschule in die Berufsbildenden oder Lehrberuf und der Ein-

jährige weiß doch selbst, was für sein späteres Leben gut für ihn ist.

stieg in die Arbeitswelt. Zweimal hat der junge Erwachsene gewichti-

Außerdem braucht man seinen Kindern auch nicht beizubringen, wie

ge Entscheidungen zu treffen, die manchmal überfordern – vor allem

man richtig lernt, motivieren muss man sie schon gar nicht, schließ-

dann, wenn die dringend benötigte Unterstützung seitens der Eltern

lich lernt doch jeder freiwillig…

oder anderen Vertrauenspersonen bei dieser Entscheidung fehlt. Was passiert, wenn ein Heranwachsender nie positives Feedback beDass so manche Entscheidung danebengeht, liegt auf der Hand. Ir-

kommt? Natürlich, er sucht sich andere Herausforderungen, etwas,

gendwann kommt der Moment, wo man realisiert, dass die getroffe-

wo er für einen kurzen Moment jemand ist und leider läuft das in

ne Entscheidung die falsche war und viele beginnen dann, sich ziellos

vielen Fällen Richtung Kriminalität! Spätestens jetzt sollte sich jeder

treiben zu lassen.

die Frage stellen, warum alles so läuft. Warum setzen wir nicht einfach dort an, wo Kriminalität und Brutalität ihre Wurzeln haben? Wir

Zusätzlich leben Kinder und Jugendliche heute größtenteils im finan-

müssen die Kids unterstützen, ihnen zeigen, dass sich mit Mühe und

ziellen Überfluss. Es fehlt ihnen an nichts.

Fleiß vieles erreichen lässt, das man selbst für fast unmöglich hält.

Falsch, ihnen fehlen häufig Chancen, Verantwortung zu übernehmen, etwas selbst zu schaffen und sich somit gesellschaftliche Anerken-

Genau da klinkt sich Christoph Enderer ein. Die Fotografie setzt eine

nung zu verdienen oder einfach nur die Möglichkeit, sich auf das

intensive Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit der Umge-

vorzubereiten was sie später erwartet – ein eigenes Leben, in dem

bung voraus und fördert die Sensibilität für eigene Gefühle und jene

die gesamte Verantwortung bei ihnen liegt.

anderer.

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Ein Fotograf setzt mit der kreativen und konstruktiven Ausdrucks-

Durch die persönliche Wertschätzung und die gesellschaftliche Aner-

form der Fotografie andere Menschen oder Dinge in Szene. Vorr-

kennung ihrer Leistungen, wird das Selbstwertgefühl der Teilnehmer

aussetzung für gelungene Aufnahmen sind, unter anderem, ein guter

gestärkt und ihre Persönlichkeitsentwicklung positiv unterstützt.

Kontakt zu und Einfühlungsvermögen für das Motiv und die Fähig-

Dieser Rollenwechsel erleichtert es den Teilnehmern, neue persönli-

keit des Fotografen, eigenständig Handlungsoptionen zu entwickeln,

che Ziele und Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

auszuprobieren und Entscheidungen zu treffen. Allein die Tatsache, dass Chris als erfolgreicher Actionfotograf die Teilnehmer ernst nimmt, ihnen etwas zutraut und den Teilnehmern

Chris, wie sieht denn deine Zielgruppe genau aus?

die wertvolle technische Ausstattung anvertraut, trägt zur Förderung ihres Selbstvertrauens bei und drückt Wertschätzung aus.

Also meine Zielgruppe ist altersmäßig oft zwischen 14-18 angesiedelt, beispielsweise Schulabgänger, junge Leute, die lernen müssen /

Die regelmäßige Zusammenarbeit im Projekt und die Projektdauer

sollten, was arbeiten bedeutet, dass man da auch Sozialkompetenz

ermöglichen den Aufbau von tragfähigen Beziehungen zwischen den

wie Pünktlichkeit, Vertrauen, Pflichtbewusstsein und Teamfähigkeit

Teilnehmern untereinander sowie den Teilnehmern und Projektlei-

mitbringen sollte. Es sollten nie mehr als sechs Personen in einer

tern.

Gruppe sein, da immer individuell auf die Kids eingegangen wer-

Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen, zielorientiertes Arbeiten, Ver-

den soll und auch so jeder die Möglichkeit bekommt, sich selbst zu

antwortungsbewusstsein und

entfalten.

Zusammenarbeit im Team sind Voraussetzung für den persönlichen Erfolg, der sich in sehr kurzer Zeit einstellt. Im direkten VorherNachher-Vergleich der Bilder wird der Erfolg sofort und unzweifel-

Das Motiv gibst du vor. Inwieweit bleibt da Platz, dass die Kids

haft sichtbar und damit die Tatsache, dass die Teilnehmer durchaus

selbst gefordert werden etwas zu organisieren? Kannst du mal

in der Lage sind, etwas zu leisten und zu bewirken.

erklären wie das abläuft, dass es zu einem Foto kommt (Lichtsetzung, wo greifst du helfend ein, ...)

Im Zuge des Projekts werden drei Bereiche gefördert; die Vermittlung von Grundzügen der digitalen Fotografie und Bildbearbeitung,

Also die ersten zwei Kurse gingen übers Jugendamt -> Konzeptvor-

die den Teilnehmern in Form eines

stellung - Zielgruppe usw. Zusammen überlegten wir uns, welcher

Zertifikates am Ende des Projektes bestätigt wird, Motivationshilfe

Ort / Brennpunkt das Projekt am meisten gebrauchen könnte und

für die eigene berufliche Orientierung und der Aufbau von tragfähi-

haben uns dann vor Ort mit den Jugendpflegern auseinanderge-

gen Beziehungen zwischen den Teilnehmern und den vor Ort tätigen

setzt. Im Prinzip läuft es so; ich arbeite immer mit den jeweiligen

Sozialpädagogen, damit über das Projekt hinaus die Möglichkeit für

Sozialpädagogen zusammen, die sollten die Auswahl treffen, welche

die Teilnehmer besteht, diese als Anlaufstelle und Unterstützung zu

Kids dabei sein sollten und ich kümmere mich um das Fotografische,

nutzen.

wobei das natürlich nicht immer klappt und sich die Rollen durchaus oft vermischen ;-)

Außerdem bietet es eine öffentlichkeitswirksame Plattform für die

Wenn ich einen Sponsor für ein Projekt habe , beispielsweise die

Teilnehmer (vom Bürgermeister eröffneten Ausstellung im Rat-

VR-Bank , dann trete ich einfach an den jeweiligen, in der Gemeinde

haus,...), die dem Gemeinwesen zeigt, welche Fähigkeiten und Quali-

zuständigen, Jugendarbeiter ran und dann ergibt sich alles weitere.

täten in den Teilnehmern stecken.

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Ein Shootingstag beginnt zum Beispiel um 10 Uhr und dauert bis 14 Uhr. Gleich danach werden die Bilder bearbeitet, damit jeder sofort sieht, was er oder sie geleistet hat. Anfangs werden die Shootings von mir geplant, da wird mit Leichtem angefangen, damit sich alle untereinander aber auch mit der Kamera vertraut machen können, ohne gleich überfordert zu werden. Ein Beispiel: Beim ersten Treffen machen wir ein ABC-Shooting, da gehen wir durch ihre Umgebung und suchen nach Buchstaben, ohne uns viel um Licht usw. zu kümmern. Jeder sucht seine Buchstaben und am Ende bemerken sie dann, was es bedeutet, trotzdem für das Team zu arbeiten. Hat sich jemand wenig Mühe gegeben, sieht man es bei der Zusammenstellung sofort und somit gibt es kein schönes Gesamtergebnis. Beim zweiten Shooting, Portrait, lernen sie was ein Weißabgleich ist, wir bauen die Lichtanlage auf (wird auch alles erklärt; Lichtformer, hartes/weiches Licht,.. ) und machen dann ein Unterwassershooting, denn dort muss sich jeder beweisen: „Wer nicht ins Wasser geht, hat auch keine Bilder“. Der Schwierigkeitsgrad ist bei dieser Aufgabe für Anfänger doch recht hoch, da sie auf alles achten müssen: Bewegung, Kameraeinstellung, Licht, Model und Zeitpunkt. Es gibt bei jedem Shooting eine Steigerung dessen, was wir den Jugendlichen abverlangen. Die nächsten Shootings werden zusammen geplant, wie das Elfenshooting: Wo soll das stattfinden? Was brauchen wir alles? Eine Liste wird erstellt und ich verteile dann die Aufgaben, wer was besorgen muss. Das sind dann oft die Shootings, bei denen es richtig zur Sache geht und ganze Teamarbeit gefragt ist: eine/r macht die Seifenblasen, jemand anders den Nebel, der nächste schmeißt die Blätter, … So setzt sich das Ganze dann fort.

Ein Projekt geht oft über mehrere Wochen, in einer Gemeinde dauerte es sogar fast fünf Monate. In dieser Zeit kann man eine ganze Menge lernen, weitergeben und vor allem ist es interessant zu sehen, wie sich die Kids in dieser Zeit verwandeln. Aus unpünktlich wird Überpünktlichkeit, stinkend faul transformiert zu übereifrig… Einfach toll, wie schnell diese jungen Menschen negative in positive Energie umwandeln, wenn man ihnen nur die Chance dazu gibt. Am Ende eines Projekts bekommen die Kids, die durchgehalten haben, ein Zertifikat, das ihre positiven Eigenschaften beinhaltet, bestätigt, dass sie Grundkenntnisse in Photoshop gesammelt haben und vieles andere. Dieses Zertifikat kann zusätzlich zu einem sozialpädagogischen Schreiben als Referenz einer Bewerbung beigefügt werden. Es ist mir auch wichtig, dass vom vorhandenen Budget eine Kamera und eine Photoshoplizenz für die jeweilige Gemeinde gekauft werden, damit die Fotografie immer genutzt werden kann. Die Kids fotografieren ein Gemeindefest und bringen ihre Bilder in die örtliche Zeitschrift, … Somit können sie aktiv ihn ihre Umgebung integriert werden. Was war deine Motivation für das Projekt? Wie viel Arbeit steckst du hinein? Mir selbst hat im entsprechenden Alter eine Entscheidungshilfe oder jemand, der für einen da ist, dem man vertrauen kann, gefehlt.

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Außerdem hatte ich nichts, worin ich mich beweisen konnte. Keine Aktivität, wo mir Vertrauen geschenkt worden wäre wie hier, durch das Anvertrauen des teuren Equipments, wo meine andere Ansicht nicht unbedingt schlecht war. Ich konnte nirgends lernen, dass viele Wege ans Ziel führen und dass ich, wenn ich etwas unbedingt möchte, ich das auch erreichen kann. Zusätzlich bekomme ich durch meine Bilder Anfragen von Jugendlichen, ob sie bei mir ein Praktikum oder sogar eine Lehre machen könnten. Der Spaß mit jungen Leuten, das Positive aus ihnen herauszukitzeln und einige andere Umstände haben mich dazu gebracht, das Projekt Fotokids ins Leben zu rufen. Ich habe zwar viele Leute, die mich gerne und tatkräftig unterstützen, trotzdem höre ich fast jeden Monat bei etwa 250 Stunden zu zählen auf. Die ganze Zeit teilt sich in Aquise, Presse, Web, Planung, Treffen, Buchhaltung, Fotografieren, Organisieren, Ausstellungen, Bearbeitung und so weiter. text Thomas Bergmüller, Christoph Enderer bilder Projektanten des fotokids.de Projekts

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United States Im Gegensatz zur digitalen Reisefotografie, gibt es natürlich noch die analoge. Eine Sonderform für alle besonders ungeduldigen stellt das vom Aussterben bedrohten Polaroid dar. Diese Fotos entstammen Steffi Zelchs Fuji Instax Mini während einer USA-Reise im August 2009.

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