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Racletteplausch, Samstag, 19. November 2022

Europameisterschaften 2022 und Eidgenössiches Schwing- und Aelplerfest von innen

Ein Schulkollege konnte Stephi motivieren, als Volunteer bei den Europameisterschaften in München mitzuwirken. Die beiden fuhren mit einem Camper nach München. Es war nun nicht etwa so, dass das OK den Freiwilligen für ihre Dienste gleichsam „Vollpension“ anbot; Auch wurde kein Taggeld ausbezahlt. Stephi bekam ein blaues Leibchen, das ihn als „Offiziellen“ auswies und das er behalten durfte. Die öffentlichen Verkehrsmittel standen zudem unentgeltlich zur Verfügung. Zusätzlich hatten die Volunteers ein Essen zugut, jedoch nur, wenn sie im Einsatz standen. Für die weitere Verpflegung und die Uebernachtungen hatte jeder und jede selber aufzukommen. Pro Volunteer wurden schliesslich zwei Tickets für (kostenpflichtige) Wettkämpfe innerhalb von geschlossenen Stadien abgegeben. Diversen weiteren Entscheidungen wie dem Marathon und den Bike-Konkurrenzen konnte man/frau unentgeltlich beiwohnen.

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Hier als Freiwilliger mitzutun verlangte also eine gehörige Portion Idealismus.

Die sprichwörtliche „Bombenstimmung“ und die Begeisterungsfähigkeit des Publikums entschädigten wohl nicht nur Stephi für die über weite Strecken öde Warterei. Herumstehen nahm nämlich den grössten Teil der Zeit in Anspruch. Dafür liess auch die Stimmung unter den Volunteers nichts zu wünschen übrig. Man debattierte und scherzte untereinander.

Stephi wurde an einem der Info-Points eingesetzt. Dort hatte er allerlei dumme und gescheite Fragen zu beantworten. Seine Anweisungen und Verlautbarungen erfolgten in Form eines „allemand fédéral“, was diverse ZuhörerInnen zu einem Schmunzeln veranlasste. Eine Woche später tauchte Stephi beim ESAF in Pratteln auf. Hier sollte sein Einsatz „nur“ eine Nacht (Samstagabend bis Sonntagmorgen) dauern. Er stand vor dem Campingplatz, diesmal mit roter statt blauer Kappe, auch mit T-Shirt, aber – anders als in München - ohne Akkreditierungskarte. Die Schwingerszene ging offenbar davon aus, dass das blosse Outfit genügend Autorität ausstrahlt… Er hatte dafür zu sorgen, dass sich niemand ohne das legitimierende „Bändeli“ auf den Campingplatz begab. Allzu ereignisreich lief die Nacht freilich nicht ab. Immerhin musste Stephi nie Gewalt anwenden, um das Territorium von nicht berechtigten Elementen freizuhalten… Wie in München zählte auch in Pratteln das Wartenkönnen zur höchsten Tugend eines/einer Freiwilligen.

Die ESAF-Freiwilligen durften unentgeltlich in die Arena rein, mussten aber – wie die übrigen Zuschauer – auf der Tribüne Platz nehmen. Die diversen Griffe und Schwünge der Athleten im Detail zu beobachten war allerdings selbst von dort aus – ohne Fernglas – nahezu unmöglich.

Immerhin zahlte „Pratteln“ besser als „München“: Stephi liess sich vom Organisator mit CHF 6.— pro Stunde - im Gegensatz zum OK der European Championships - geradezu fürstlich entlöhnen. Spendiert wurde zudem ein Morgenessen.

Positiv aufgefallen ist im Uebrigen die Sauberkeit auf den Anlagen: Fast nie waren Unrat und Abfälle sichtbar… und wenn doch mal, dann wurde alles in kürzester Zeit weggeräumt. Was bleibt in der Erinnerung von Stephi primär haften? Das ist der gewaltige Volksaufmarsch an beiden Events – in Pratteln fanden sich 50000 ZuschauerInnen in der Arena ein - und deren permanente Anfeurungsrufe, welche die Grundlage für Höchstleistungen der Athleten/ Athletinnen gesetzt haben dürften. René W. Meier

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