Aus gabe01-2009 V探Vi et nam Buj i nk anDoj oSal z bur g Ver ei nf 端rj apani s c heKampf k 端ns t e Ges c hi c ht edesphi l i ppi ni s c hen St oc k k ampf s Mi namot onoYos hi t s une Derv er r at eneHel d B端c her&Co
ht t p: / / ez i ne. k ampf k uns t f or um. at
K a mp f K u n s t e Z i n e
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Inhalt Võ Vietnam Bujinkan Dojo Salzburg Verein für japanische Kampfkunst Geschichte des philippinischen Stockkampfs Minamoto-no-Yoshitsune – Der verratene Held Bücher & Co Werben im KampfKunst-eZine
Seite 2 Seite 5 Seite 9 Seite 12 Seite 16 Seite 17
Editorial Das KampfKunst-eZine bietet aktuelle Informationen, Berichte, Porträts und interessante News zum Thema Kampfkunst, Kampfsport und Selbstverteidigung in Österreich. Das eZine soll in Zukunft alle 2 Monate, wenn genügend Berichte eingereicht werden evtl. auch monatlich erscheinen. Wenn sie Interesse haben aktiv am Inhalt des KampfKunst-eZine mitzuarbeiten, senden Sie uns einfach Ihren Bericht inkl. 2 Fotos über den Link "Bericht einsenden" auf unserer Homepage http://ezine.kampfkunst-forum.at. Nach Prüfung des Berichts werden wir Ihn in der nächsten Ausgabe veröffentlichen. Für Verbesserungsvorschläge sind wir stets aufgeschlossen! Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KampfKunst-eZine ist der 25. April 2009!
Markus Behmer KampfKunst-eZine KampfKunst-Forum www.kampfkunst-forum.at
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 1
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Võ Vietnam Schule Son Long Quyên Thuât Die Geschichte des Võ Das Vietnamesische Wort "Võ" steht ursprünglich für die Idee des Kampfes, des Krieges. Vietnams Kampftechniken sind eng mit der Geschichte des Landes, kolonisiert während tausenden von Jahren, verbunden. Deshalb war es notwendig, eine Kunst zu entwickeln, die, wie schon vom gefeierten General Trân Hung Dao formuliert, das Lange mit dem Kurzen, das Viele mit dem Wenigen und das Harte mit dem Weichen bekämpft. Ursprünglich bestand Võ als Kriegskunst aus 18 verschiedenen Disziplinen: Der Kampf mit Händen und Füßen, Fixierung, verschiedene Waffen (Lanze, Schwert, Säbel, Bogen,...), Waffengebrauch zu Pferde, etc., aber auch die Strategie der Truppenführung. Heute nimmt Võ selbstverständlich einen anderen Platz in der Gesellschaft ein. Der kriegerische Aspekt ist stark in den Hintergrund getreten. Jetzt wird Võ-Viêtnam sportlich praktiziert, jedoch mit einer ganz eigenen Philosophie. Meister Moc definiert die Grundsätze der Schule: „Der Pfad der Tugend ist unser Fundament; Weisheit, Anstand und Redlichkeit sind unsere Wegweiser.“ Võ-Viêtnam in Europa Meister Nguyên Duc Môc wurde 1913 im Norden Vietnams, in Thôn Bô Son (heute Ha Bac) in der Provinz Bac Ninh geboren. Seine Familie lebte von der Landwirtschaft und der Viehzucht.Im Alter von 6 Jahren begann er Võ von seinem Vater zu erlernen. Anschliessend folgte er seinem Onkel mütterlicherseits ins nördlich gelegene Quang. Dort erlernte er "Võ Thuât Gia Truyên" (traditionelle Familienkampfkünste) und "Võ Nghe" (militärische Kunst und Strategie). Mit 16 also 1929 wurden er und sein Buder Schüler des Meisters Hoang Hao Ba, welcher aus dem südchinesischen Ma Duong Cuong Kloster kommt. Neben der Kampfkunst werden die beiden Brüder auch im Wissen um Heilkräuter unterrichtet. Die Jugend von Meister Nguyên Duc Môc wird auch durch Anlässe geprägt, welche ihn zwingen die erlernten Kampfkünste praktisch anzuwenden. Bis zum Alter von 26 Jahren befindet er sich in Ausbildung bei Meister Hoang Hao Ba, bis er 1939 den Befehl erhält einzuschiffen um in Frankreich, im Herzen der Kolonialarmee, zu kämpfen. So wird er im Laufe der Zeit in den früheren Kongo, Syrien und Libanon geschickt. Nach der Befreiung Frankreichs rüstet Nguyên Duc Môc ab und findet 1947 Arbeit im Renaultwerk in Boulogne-Billancourt. Dort ist er aufgrund von rassistischen Angriffen gezwungen, sich zu verteidigen. Von seiner Kampfkraft beeindruckt, fragen seine Kollegen, ob es sich bei seiner Kunst um Judo handelt, der einzigen bekannten asiatischen Kampfkunst zu dieser Zeit. Also erzählt er ihnen vom Võ-Viêtnam, der Kampfkunst aus Vietnam und erklärt sich bereit, sie darin zu unterrichten. Dies ist die Geburtsstunde der Schule Võ-Viêtnam Son Long Quyên Thuat. Zu Deutsch: Kampfkunst vom Berg des Drachen. Von da an verbreitet sich die Schule weiter über Frankreich, in die Schweiz, nach Algerien, nach Burkina Faso und schließlich auch nach Österreich.
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 1
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine Technik im Võ-Viêtnam Ursprünglich lernte man Võ ausschließlich durch die Ausführung der Thao. Ein Thao ist eine vordefinierte Abfolge von Bewegungen, welche einen Kampf gegen einen oder mehrere Gegner simulieren, ähnlich den im Karate angewandten Kata. Durch das praktizieren und wiederholen der Thaos lag es am Schüler selbst, die praktischen Anwendungen zu verstehen, erklärt wurde nur wenig. Die Technik beinhaltet insgesamt 108 Bewegungen, welche sozusagen das Alphabet des VõViêtnam bilden. Wie bei der Sprache auch, ist es nötig, das „Alphabet“ zu kennen, um „Schreiben“ zu können. Man muss also die 108 Bewegungen verinnerlichen, um die Sprache des Võ-Viêtnam sprechen zu können. Diese Buchstaben werden in den geheimen Kombinationen, den „thê“ zu sinnvollen „Sätzen“ verbunden. Heutzutage übt man im Võ-Viêtnam, immer noch die Thao, sowohl Waffenlos als auch mit Waffen und die „thê“, jedoch arbeitet man heutzutage auch mithilfe einzelner Bewegungen, welche in Serien zusammengefasst sind: Faustschlagserien, Trittserien, Handkantenserien, etc. und Partnerübungen. Ein Großteil der weiter oben erwähnten 18 Disziplinen wird auch heute noch praktiziert; Kampf mit Händen und Füßen, Fixierungen, Würfe, Verwendung der gegnerischen Kraft, traditionelle Waffen usw. Andere, wie zum Beispiel der Waffengebrauch zu Pferde und das Bogenschiessen, werden nicht mehr praktiziert. Auch heute noch bedarf es für das individuelle Vorankommen im Võ-Viêtnam eines intensiven und geduldigen Studiums. Meister Moc vergleicht das Vo mit einem Rohdiamanten, dem man nach und nach seinen Schliff gibt, um ihm immer mehr Wert zu verleihen. Trainingsablauf Eine Võ-Viêtnam Trainingseinheit dauert eineinhalb Stunden und beginnt und endet mit dem Gruß der Schule. Zu Beginn steht ein etwa 15 bis 30 Minuten langer ganzheitlicher Aufwärmblock. Dieser beinhaltet einen Herz-Kreislauf-Teil, Aufwärmen aller Gelenke, Atemübungen, Kraftübungen, Dehnungsübungen, Gleichgewichtsübungen etc. Dem Aufwärmen folgt das Üben der Positionen, welche das Fundament jeder Technik sind, der Thao, der Serien und der Thê. Dieser Teil nimmt etwa 30-45 Minuten in Anspruch. Anschließend folgen Partnerübungen und Anwendungen. Hier werden Bewegungsabläufe die man vorher im Leeren geübt hat mit einem Partner vertieft und verinnerlicht. Auch dienen die Partnerübungen dem Abhärten gewisser Körperstellen, wie Unterarme, des Bauch etc. Am Schluss des Trainings können noch Atemübungen, Dehnungsübungen und Lernkämpfe stattfinden. Natürlich kann man den Kampf im Sportsaal, unter Trainingspartnern, nicht gleich wie den Kampf ums Überleben gegen einen Gegner gestalten, gerade wenn keinerlei Schutzausrüstung verwendet wird. Darum sprechen wir auch von Lernkämpfen. Um Verletzungen zu vermeiden, dürfen weder die Augen, Gelenke, Wirbelsäule, Geschlechtsorgane oder andere empfindliche Körperstellen angegriffen werden. Schläge müssen auf jeden Fall kontrolliert und dem Trainingsfortschritt entsprechend dosiert ausgeführt werden. Anders verhält sich das natürlich in einer realen Verteidigungssituation. Außer den beschriebenen „normalen“ Trainingseinheiten, gibt es auch solche mit Schwerpunkt auf Akrobatik oder Ausgabe 1 / März 2009
Seite 2
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine Gesundheit. Hier ist das Aufwärmen auf die folgende Einheit abgestimmt und auch der Trainingsablauf insgesamt anders. Võ-Viêtnam Vienna Der im Jahr 2008, als erste Võ-Viêtnam Schule im deutschsprachigen Raum, gegründete Verein in Wien, befindet sich noch in den Kinderschuhen. Er zählt zum jetzigen Zeitpunkt 15 Mitglieder. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist die kleine, heterogene Gruppe motiviert und enthusiastisch. Wir trainieren in einem von uns liebevoll renovierten Raum im 12. Bezirk. Mehrmals jährlich besuchen wir Trainingslager in der Schweiz und in Frankreich. Es kommen auch regelmäßig Trainer aus anderen Ländern zum Austausch zu uns nach Wien. Meist um eine Intensivwoche oder –Wochenende zu veranstalten. Jeder der Interesse an dieser reichen traditionellen Kampfkunst hat, ist eingeladen, Kontakt mit uns aufzunehmen. Weitere Informationen zum Stil, sowie Trainingsorte, Trainingszeiten und Kontaktmöglichkeiten finden sie auf der Website des Internatonalen Võ-Viêtnam Verbands : www.vo-vietnam.org Die Seite ist zurzeit leider nur in Englisch oder Französisch verfügbar. Die deutschsprachige Version wird ab Ende April abrufbar sein. Arnaud Foramitti
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 3
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Ausgabe 1 / M채rz 2009
Seite 4
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
BUJINKAN SALZBURG- Verein für japanische Kampfkunst Das Bujinkan Dojo Salzburg ist ein offizielles Mitglied der weltweiten Organisation von Bujinkan Dôjôs, ebenso der Bujinkan Austria Dojo- Gemeinschaft und widmet sich dem Training und der Verbreitung der ca. 900 Jahre alten japanischen Kampfkunst Bujinkan Budô Taijutsu / Ninjutsu.
Wer oder Was ist Bujinkan Budo Taijutsu / Ninjutsu? Bujinkan Budo Taijutsu ist ein Kampfkunst-System, welches eine Zusammenfassung aus drei authentischen Ninjutsu-Schulen (Ryu)
•
Togakure Ryu Ninjutsu Schule der verborgenen Tür
•
Gyokushin Ryu Ninjutsu Schule des Juwelenherzens
•
Kumogakure Ryu Ninjutsu Schule des "In den Wolken Versteckens"
und 6 Schulen der Samurai ist
•
Kukishinden Ryu Happo Hikenjutsu Neun Dämonen Götter Schule
•
Shinden Fudo Ryu Dakentaijutsu Schule des unverrückbaren Herzens
•
Koto Ryu Koppojutsu Tiger Niederschlagende Schule
•
Gikan Ryu Koppojutsu Schule der Gerechtigkeit und Loyalität
•
Gyokko Ryu Kosshijutsu Schule des Juwelentigers
•
Takagi Yoshin Ryu Jutaijutsu Schule des baumhoch erhobenen Herzens
Sensei Dr. Masaaki Hatsumi ist nachweisbar Grossmeister jeder dieser Schulen, deren dokumentierte Quellen bis in das 12. Jahrhundert zurück reichen.
Wie entstand Bujinkan Budo Taijutsu / Ninjutsu? Bujinkan Budo Taijutsu / Ninjutsu ist ein von Soke Dr. Masaaki Hatsumi gegründetes System um die verschiedenen Aspekte der einzelnen Ryu zusammen zu lehren, welche er zu Ehren und zum Andenken an seinen Lehrer Toshitsugu Takamatsu „BUJINKAN“ und die Form der Unterrichtung, „Bujinkan Ninpo Taijutsu“, nannte (BUJIN= göttlicher Krieger).
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 5
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine Vor ein paar Jahren änderte er die Unterrichtsform von „Bujinkan Ninpo Taijutsu“ in „Bujinkan Budo Taijutsu“. Durch das „Budo“ soll der Schüler mehr Möglichkeiten erhalten die Essenz der Kampfkunst zu erfahren. Das 1. Bujinkan Dojo (Tempel des göttlichen Kriegers) wurde 1972 von Dr. Masaaki Hatsumi, nachdem er von Toshitsugu Takamatsu den Großmeister-Titel über neun verschiedene Kampfkunst-Schulen (Ryu) erhielt, gegründet. Am 9. September 1998 eröffnete Hatsumi Sensei ein neues „Hombu Dojo“ mit dem Namen „Bujinden Dojo“, was soviel wie „Palast des göttlichen Kriegers“ bedeutet.
Was/ wie trainiert ihr? Beim Bujinkan Budo Taijutsu / Ninjutsu kommt es vorwiegend auf Kreativität und Gewandtheit an und eignet sich somit auch sehr gut für Frauen. Im Vordergrund des Trainings steht das Taijutsu (waffenlose Kampftechniken) wie: - Schläge - Tritte - Hebel - Würfe - Befreiungstechniken - Falltechniken usw. Unser Training deckt alle Bereiche des waffenlosen Kampfes ab und basiert auf natürlichen Ganzkörperbewegungen. Über die Vermittlung von Verteidigungstechniken wird eine positive geistig wie seelische Entwicklung des Ausübenden angestrebt. Nach der Schulung des Taijutsu wird das Studium mit traditionellen japanischen Waffen (Bujutsu) erweitert. Einige davon sind: - Hanbojutsu (Stocktechniken ) - Kenjutsu (Schwerttechniken) - Tantojutsu (Messertechniken) - Bojutsu (Langstocktechniken) - Kusari Fundo (kurze Kette mit Gewichten) - Jutte (Schwertfänger) Ausgabe 1 / März 2009
Seite 6
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine - Yarijutsu (Speertechniken) - Naginatajutsu (Hellebardentechniken) und vieles mehr...
Wo kann ich mir das ansehen/ trainieren? Jeder der neue Möglichkeiten erfahren möchte ist bei uns im Training herzlich willkommen! Unser Dojo befindet sich in Unterechingerstr. 5 5113- St. Georgen Ihr findet uns auch im Internet unter www.bujinkan-salzburg.at weitere Dojos und Infos findet ihr auch unter www.bujinkan.at. Viel Spaß beim stöbern! Euer Alex Schütz (Obmann-Stellvertreter) Tel.: +43 (0)660 12 0 87 57
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 7
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Ausgabe 1 / M채rz 2009
Seite 8
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Geschichte des philippinischen Stockkampfs Die historischen Wurzeln der Stockkampfkunst liegen auf den Philippinen. Escrima, Kali und Arnis, die sich aus der alten Kampfkunst Pangamut ableiten, sind dort Bezeichnungen denen man zwangsläufig begegnet, wenn man sich mit der Thematik beschäftigt. Dabei wird man auch feststellen, dass der Stockkampf eine sehr lange Tradition hat. Einflüsse aus anderen asiatischen Kampftechniken und auch aus dem europäischen Raum durch die Spanier haben die Fertigkeiten der Einheimischen immer weiter verfeinert und entwickelt. Ein Hinweis gibt schon der Name Eskrima, der sich aus dem spanischen „esgrima „ (fechten) bzw. „escriba“ (schreiben) herleiten lässt. Als erster Europäer soll Ferdinand Magellan mit für ihn tödlichem Ausgang im Jahre 1521 der philippinischen Kampfkunst begegnet sein. Als er am 27. April 1521 in Mactan an Land ging empfing ihn eine Überzahl von Kriegern des Häuptlings Lapu-Lapu, die spanischen Soldaten standen dabei knietief im Wasser. Über die damalige Bewaffnung der Einheimischen gibt es verschiedene Versionen. Es wird berichtet, dass die Krieger lediglich mit Stöcken bewaffnet gewesen seien, ebenso ist aber auch plausibel, dass mit Klingenwaffen gekämpft wurde, da in dieser Zeit die Filipinos wohl schon im Besitz von Klingenwaffen waren. So gibt es auch Berichte, dass hauptsächlich Pfeile und Lanzen den Spaniern zum Verhängnis wurden, da Lapu-Lapu und seine Mannen die verletzlichen Stellen an den Rüstungen schnell entdeckten. Andere Quellen berichten sogar von einer Verschwörung von Lapu-Lapu mit dem eigentlich verfeindeten Humabon. Demnach stellten sie Magellan eine Falle bei Mactan, da Humabon nach Berichten von Verwüstungen und Schändungen durch Magellans Leute sehr aufgebracht war und sich nun mit Lapu-Lapu zusammenschloss. Wie wir wissen wurden die Spanier trotz diesen Vorfalles nicht aufgehalten, die Philippinen rund 50 Jahre später endgültig zu unterwerfen. Lapu-Lapu wurde zum frühesten Freiheitsheld der Philippinen erklärt, seine überlebensgroße Statue in Lapu-Lapu Stadt sowie ein Denkmal für Magellan in Cebu-City sind heute noch Zeugen dieser historisch bedeutenden Ereignisse. Nach Lapu-Lapu ist die gleichnamige Stadt mit dem internationalen Flughafen auf der Insel Mactan benannt, die in direkter Nachbarschaft zur viel größeren Insel Cebu liegt. Während der spanischen Herrschaft war die Ausübung der Kampfkünste und das Tragen von Waffen für die Einheimischen durch die Eroberer unter Verbot gestellt, so dass die Filipinos gezwungen waren ihre Kampfkunst zu verschlüsseln und in Familienverbänden von Generation zu Generation weiter zu geben. Vor allem die Einführung der Moro Moro Bühnenspiele im 19. Jhd. erfreuten sich zunehmender Beliebtheit bei der einheimischen Bevölkerung. Inzwischen glaubt man, dass die Spiele und Tänze, bei denen die Akteuere mit Kali-Schwertern auftraten, nur zu dem Zweck eingeführt wurden, das Verbot zu umgehen. Dadurch konnten die Filipinos gefahrlos weiter trainieren und ihr Wissen für die Nachwelt erhalten. Im Jahre 1898 machten die Vereinigten Staaten von Amerika durch den amerikanisch-spanischen Krieg ihren Einfluss auf der Inselregion geltend. Dies wirkte sich spätestens in den zwanziger Jahren indirekt auf die philippinischen Kampfkünste aus, das strenge Verbot galt nicht mehr. Zu dieser Zeit begannen die Brüder Cañete auf den Philippinen mit dem Escrima-Training, später schlossen sich ihnen Mitglieder des Saavedra-Clans an. Mit anderen Großmeistern zusammen gründeten sie 1932 in Cebu den Doce-Pares-Club. Zur gleichen Zeit wanderten viele Pinoys in die USA aus und versuchten im Profi-Box-Sport unterzukommen. Zunächst bekam Escrima in den USA hauptsächlich in der militärischen Ausbildung nach und nach einen wichtigen Stellenwert. Eine wichtige Person war Angel Cabales, der 1939 nach Kalifornien auswanderte und dort seine Kampfkunst einführte. Durch ihn wurde im Jahr 1966 in Stockton Serrada Escrima zum erstenmal auch für Nicht-Filipinos zugänglich gemacht. Angel Cabales gilt seither als Vater des Escrima in den USA.
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 9
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine Nach dem zweiten Weltkrieg sind vor allem die Namen Ciriaco Cacoy Canete, Begründer des Doce Pares Escrima Systems sowie auch Remy A. Presas zu erwähnen, der in den 60-er Jahren zur Verbreitung des Arnis auf den Philippinen beitrug. Sein Bruder Ernesto unterrichtete auf den Philippinen weiter und entwickelte das Modern Arnis (seit 1999 Kombatan Arnis), während Remy 1975 in die Vereinigten Staaten emigrierte und von dort aus für eine weltweite Verbreitung der philippinischen Kampfkunst sorgte. Einen weiteren wichtigen Schub gab es durch Michael G. Inay, der 1979 die West Coast Eskrima Society gründete. Mike Inay entwickelte einen eigenen Stil, das Inayan-Escrima. Ein wichtiger Unterzeichner der Gründungsurkunde war ein persönlicher Schüler des legendären Bruce Lee: Dan Inosanto, der das Inosanto-Kali entwickelte. Man könnte noch viele andere wichtige Lehrer bzw. Vertreter von Arnis, Kali oder Escrima nennen, jedoch würde der Platz hier nicht reichen. Ebenso ist es unmöglich die vielen verschiedenen Stile zu nennen, denn es gibt trotz der Hauptzweige Arnis, Kali und Escrima die unterschiedlichsten Ausprägungen und Richtungen. Ebenso gibt es auch starke Einflüsse und „Vermengungen“ mit anderen Kampfkünsten. Nachfolgend eine Aufzählung verschiedener Stile und Systeme des Stockkampfes auf den Philippinen: Name
Beschreibung
Philippine Combat Arnis
gegründet von Cui J. Brocka; brachte den Stil 1979 nach Deutschland (Lehrgänge in Frei-burg); ein Stil, der spezielle Selbstverteidigungselemente enthält kommt von cerrado = eng, nah; Stil für den Nahkampf; jedem Schlag folgt ein Block oder Umlenken des Schlages zwölf Hände (6 Gründer); steht für die 12 Grundschläge und 12 Verteidigungen im Escrima Stil im Kali; pekiti = zerstückeln, tirsia (sprich tirschia) = Distanz; besonderes Kennzeichen ist die Fußarbeit, um die Distanz zu vergrößern oder verkleinern Vorläufer des bekannten Arnis
Serrada Stil Doce Pares Stil Pekiti Tirsia Stil
Pangamut
Arnis de mano
Ein Stil, der mit längeren Stöcken arbeitet (ca. 1 - 1,3 m). Der Stock wird mit beiden Händen gehandhabt und die Reichweite zum Gegner vergrößert; der Stil ist ähnlich dem japan. Kendo Stil des klassischen Stockkampfes, aber auch Technik in anderen Stilen, die dies übernommen haben; abanico = Fächer, der Stock wird fächerartig rotiert Stil des klassischen Stockkampfes; 'Schwert und Dolch'; von den Spaniern und ihrer Art mit Schwert und Dolch zu kämpfen übernommen und verfeinert Kali-Stil gegründet von Floro Villabrille und Ben Largusa; auch System genannt, da es meh-rere Stile beinhaltet Familienstil der Illustrissimos; äußerst aggressiver, auf den Angriff spezialisierter Stil, der kaum Elemente des Ausweichens enthält gegründet von Suro Mike Inay, der ihn aus dem Serrada-Stil abgeleitet hat Kali Stil, der das philippinische Alphabet auf seiner Kleidung trug, um es geheim weiter zuvermitteln ausgereifter und historisch gewachsener Arnis Stil
Banda y banda
Stil, der insbesondere mit Doppelstocktechniken arbeitet
Capesedario
Stil im long range fighting, auch Kabaroan genannt
Ianada-Arnis
Abanico
Espada y daga
Villabrille-Largusa-Stil Illustrissimo-Stil Inay-Stil Abecedario
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 10
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine Gsiyam-Stil Hirada Sikaran Arnis Sumbrada Redonda
Rumpida
ästhetischer Stil, der auf neun winkelbasierten Grundschlägen aufbaut Stil des traditionellen Stockkampfes Stil des Arnis, dessen Schwerpunkt Verbindung mit dem Stock liegt Stil des traditionellen Stockkampfes
auf
Fußtechniken
in
auch Redondo (je nach Region); Stil des traditionellen Stockkampfes; redondo = rund; der Stil ist gekennzeichnet von weichen, runden Bewegungen und Abläufen, fließenden Bewegungen, rhythmischer Fußarbeit, sowie mehrere Blocks und Konter Stil des traditionellen Stockkampfes, auch Technik. Bezeichnung kommt von span. romper = zerbrechen. Mit den RumpidaTechniken sollten die Rüstungen der Spanier zerschlagen wer-den; der Stil verwendet eine besondere als Totschläger bezeichnete Waffe
Einige andere Stile sind noch namentlich ohne weitere Beschreibung bekannt: • Balintawak • De Cuerdas • Fraile • Lameco • Largo Mano • Mano Mano • Ritriada • Abierta • Dos Manos • Toledo • Bergonia • Magalaya • Bohol • Moro • Tagalog • Pampango • Taosug oder Sulu • Numerado • Literada
Ausgabe 1 / März 2009
• Rompipan Cempiapa Eatalonia • Fondo Puerta • Reterida • Lastico • Larga Pesada • Etalanio • Herada Bantanqueno • Trisello oder Crosses • Precia Punilada • Toledo Collado • Derobio • Ilocano • Waray • Ilonga • Cebuano • Samar • Mountain • Repeticion
Seite 11
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Minamoto-no-Yoshitsune – Der verratene Held Am Ende des Gempai-Krieges gab es einen strahlenden Sieger: Minamoto-no-Yoshitsune. Er war der überragende Heerführer der Minamoto, der (im Auftrag seines Halbbruders, des Clanführers Minamoto-no-Yoritomo) die Familie der Taira besiegt und vernichtet hatte. In den großen Schlachten von Ichi-no-tani, Yashima und Dan-no-ura hatte er stellte sein Können unter Beweis gestellt und sicherte so dem Clan der Minamoto die Vorherrschaft über Japan und Yoritomo den Titel des Shogun. Aber vier Jahre nach dem großartigen Sieg in der Seeschlacht von Dan-no-ura musste der Held, als einsamer gejagter Flüchtling und verlassen von fast allen Getreuen, Seppuku begehen. Wie kam es zu solch einer dramatischen Wende? Um dies zu erklären, muss etwas weiter ausgeholt werden: Yoshitsunes Vater war Minamoto-no-Yoshitomo, der im Jahre 1160 in Folge einer Rebellion gegen Tairo-no-Kiyomori zusammen mit fast seiner gesamten Familie hingerichtet wurde. Sein Überleben verdankte der damals einjährige Yoshitsune der Schönheit seiner Mutter, der Hofdame Tokiwa. Von ihr war Kiyomori derart bezaubert, dass er sie zu seiner Konkubine machte und ihr Kind am Leben ließ. Da man schon damals an die Zukunft dachte, schickte man den Jungen weit weg vom Hofe in das Kloster des Kurama-Tempels, der in der unwegsamen Bergregion im Norden von Kyoto lag. Hier wurde alles getan, um ihn mit dem friedvollen Geist zu erfüllen, der sich für einen Mönch geziemt. Der Legende nach schlich er sich aber regelmäßig davon, um bei einem geheimnisvollen Bergeinsiedler (Yamabushi) die Waffenkünste zu erlernen. Damals wurde sein abenteuerlustiger und unabhängiger Charakter geprägt. Im Alter von zehn Jahren stieß Yoshitsune durch Zufall auf eine Ahnentafel der Minamoto und entdeckte dadurch seine wahre Identität, die ihm bis dahin verheimlicht worden war. Von nun an war er vom Wunsch beseelt, gegen die Taira zu kämpfen und den Tod seines Vaters zu rächen. Etwa in dieser Zeit begegnete er zum ersten Mal dem Menschen, der später sein engster Gefolgsmann und treuester Freund werden sollte: dem Mönch Benkai. Dieser war ein riesenhafter Kriegermönch, der in den Kampfkünsten wohl bewandert war. Mit seiner enormen Körpergröße, seinen breiten Schultern und seinen Bärenkräften wirkte er neben dem eher schmächtigen Yoshitsune wie ein Berg. Dieser Mönch hatte einst geschworen, 1.000 Samurai im Kampf die Schwerter abzunehmen und sie für den Wiederaufbau seines Heimattempels, der von den Taira zerstört worden war, zu stiften. Es war ihm schon gelungen, 999 Schwerter zu erbeuten, als ihm eines Nachts an der Gojo-Brücke nördlich von Kyoto eine einsame schlanke Gestalt begegnete. Der Jüngling spielte unbekümmert auf einer Bambusflöte, und ein seidener Umhang – wie ihn Angehörige eines Tempels trugen – bedeckte seinen Kopf. Aber er führte ein Schwert mit sich, was ihn als Samurai auswies. Benkai forderte ihn auf, seine Waffe freiwillig zu übergeben, da er das zarte Bürschlein nicht als ernstzunehmenden Gegner ansah. Doch der Jüngling stellte sich zum Kampf begann und Benkai wurde schnell klar, dass er sich verrechnet hatte. Yoshitsune (der wieder einmal aus dem Kloster ausgebüxt war) hatten die heimlichen Lektionen bei dem Yamabushi unbesiegbar gemacht. Die Legende besagt, dass Yoshitsune am Ende sein Schwert wegwarf und Benkai mit seinem Fächer niederschlug. Der Kriegermönch war von diesem Beweis an Geschicklichkeit und Kampfeswillen so beeindruckt, dass er seinem Gegner auf der Stelle ewige Treue und Gefolgschaft schwor. Etwa fünf Jahre später gelang es Yoshitsune endlich, dem Kloster und damit der Aufsicht der Taira zu entfliehen. Nach vielen Abenteuern und Gefahren, denen er nur knapp entrann und immer in Ausgabe 1 / März 2009
Seite 12
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine Begleitung des treuen Benkai, gelangte er nach Oshu, einer abgelegenen Region im Nordosten der Hauptinsel Honshu. Dort hatte sich seit mehreren Generationen ein entfernter Zweig der Familie der Fujiwara, des einstmals mächtigsten Clans bei Hofe, als quasi unabhängige Herrscher eingerichtet. Sie konnten sich auf Grund ihrer wirtschaftlichen und militärischen Stärke relativ sicher fühlen. Hidehira, der Clanführer, bot Yoshitsune seinen Schutz an. Dieser blieb fünf Jahre bei ihm, sicher vor der Verfolgung durch die Taira. Im Jahre 1181 begann sein kometenhafter Aufstieg als Heerführer der Minamoto. Allerdings zuerst nicht im Kampf gegen die verhassten Taira. Da ihm sein Halbbruder Yoritomo, Clanführer und politisches Oberhaupt der Minamoto, schon immer misstraute (sein angriffslustiger und unabhängigkeitsbedachter Charakter waren ihm sehr verdächtig), stellte er ihn auf die Probe. Yoshitsune bekam den Auftrag, zusammen mit seinem Bruder Noriyori, seinen aufrührerischen Cousin Yoshinaka, der sich gegen Yoritomo gestellt hatte, zu bekämpfen. Dies erledigte er mit großem Erfolg, was seine Berühmtheit äußerst steigen ließ. Durch sein überschäumendes Temperament und seine kompromisslos offensive und risikobereite Haltung in militärischen Fragen machte er sich allerdings nicht nur Freunde. Besonders ein Mann namens Kajiwara-no-Kagetoki, ein General aus Yoshitsunes Armee, versuchte immer wieder, seinen Heerführer bei Yoritomo anzuschwärzen. Wie man später sah, mit Erfolg. In den nächsten vier Jahren errang Yoshitsune Sieg auf Sieg gegen die Taira, bis er sie schließlich in der Seeschlacht von Dan-no-ura endgültig vernichtete. Nach seinem triumphalen Einzug in Kyoto wurde er von Kaiser Go-Shirakawa mit Ehrungen und Geschenken überhäuft. Dies erboste Yoritomo, der meinte, dass die Ehre des Sieges über die Taira ihm als Oberhaupt der Minamoto zustände. Zusätzlich versuchte Kajiwara, Yoshitsune beim Clanführer in Misskredit zu bringen. Er behauptete, der Heerführer hätte zusammen mit seinem Onkel Yukiie eine Verschwörung geplant, um Yoritomo zu beseitigen und selbst die Minamoto zu führen. Einige Wochen später brach Yoshitsune nach Kamakura zu Yoritomos Hauptquartier auf, um seinem Clansfürsten über den Sieg Bericht zu erstatten und ihm die gefangen genommenen hochrangigen Taira zu übergeben. Man ließ ihn aber gar nicht ans Ziel kommen. Auf einer nahegelegenen Poststation wies man ihn an, zu halten und auf weitere Befehle zu warten. Er blieb dort ungefähr eine Woche lang in einem Zustand wachsender Besorgnis. Als er schließlich erkannte, dass man ihn verleumdet hatte, sandte er wiederholt Beteuerungen seiner Aufrichtigkeit und Treue zu Yoritomo. Sie blieben alle unbeantwortet. Stattdessen erhielt er den beleidigenden Befehl, unverzüglich nach Kyoto zurückzukehren, ohne einen Fuß nach Kamakura setzen zu dürfen. Yoritomo steigerte die Demütigung noch, indem er ihm alle Güter der Taira, die sein Bruder als Lohn für seine militärischen Taten erhalten hatte, wieder entzog und ihn – das Schlimmste von allem – aus den Reihen der Minamoto-Lehnsmänner verstieß. Eine Woche später trat ein deprimierter Yoshitsune den Rückweg nach Kyoto an. Einige Monate danach versuchte Yoritomo, den ungeliebten Halbbruder ganz aus der Welt zu schaffen. Dazu sandte er einen Kriegermönch nach Kyoto, mit dem Auftrag, Yoshitsune zu ermorden. Der Anschlag konnte aber von Benkai vereitelt werden. Dieses Attentat überzeugte sogar Yoshitsune davon, dass es keine Hoffnung auf Versöhnung mehr gab und er Verbündete gewinnen musste, wollte er überleben. In der Hoffnung, Anhänger zu rekrutieren, zog er mit seinem Onkel Yukiie und ein paar hundert Kriegern nach Westen. Doch das Glück hatte Yoshitsune verlassen. Kurz nachdem er Kyoto verlassen und sich auf der Inlandsee eingeschifft Ausgabe 1 / März 2009
Seite 13
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine hatte, wurde seine kleine Armee von einem plötzlich losbrechenden Sturm fast völlig vernichtet. Nur durch Zufall überlebten Yoshitsune, sein Onkel Yukiie, der treue Benkai und wenige Männer das Unglück. Die ohnehin nur schwache Hoffnung auf militärische Unterstützung war nun ganz dahin. Jetzt konnte man nur noch versuchen, der Gefangennahme durch die sie von allen Seiten einkreisenden Truppen zu entkommen. Yoshitsune verabschiedete sich von seinem Onkel, der allein weiterziehen wollte. (Er wurde einige Monate später gefasst und getötet.) Yoshitsune war jetzt ein Ausgestoßener, und Yoritomo organisierte nun die aufwendigste Menschenjagd in der japanischen Geschichte. Die Krieger aller Provinzen wurden in Alarmbereitschaft versetzt und beauftragt, jede Spur zu verfolgen, die zu einem Versteck führen könnte. Nun war Japan im 12. Jahrhundert durch seine mangelhaften Verkehrsverbindungen und langen Kommunikationswege ein riesiges Land, und die unübersichtliche, gebirgige Landschaft bot ideale Zufluchtsorte für einen findigen Flüchtling, besonders wenn er (wie Yoshitsune) viele heimliche Sympathisanten hatte. Die große Jagd setzte sich über Monate fort. Nachdem er einige Male nur knapp entkommen war, gelang es Yoshitsune, seine Spuren völlig zu verwischen und sich in Kyoto zu verstecken. Als die Lage in der Hauptstadt für ihn zu gefährlich geworden war, beschloss er, zu seinem alten Gönner Fujiwara-no-Hidehira nach Oshu zu flüchten. Um die zahllosen Sperren und Schranken auf dem Weg dahin passieren zu können, verkleideten sich Yoshitsune und seine Männer als Mönche, die Spenden für ihren Tempel sammelten. Von der über sechsmonatigen Reise ist uns heute vor allem eine Begebenheit übermittelt, die seitdem in vielen Theaterstücken verarbeitet wurde: „Eines Tages kamen die Flüchtlinge an die neu errichtete Wegsperre von Ataka am Japanischen Meer, die von Fürst Togashi, einem treuen Gefolgsmann Yoritomos, bewacht wurde. Da das Aussehen Yoshitsunes jedermann im Land bekannt war, schlug Benkai vor: „Gebt Eure Brokatstola dem Träger und setzt Euch selber den Tragkorb auf den Rücken. Wenn Ihr uns dann in kurzem Abstand folgt, so wird man Euch gewiss für einen echten Träger halten.“ Genau so geschah es, und die Gruppe gelangte an die Sperre, wo Benkai eine laute Diskussion mit Togashi begann, der sie nicht durchlassen wollte. Schließlich verlangt dieser, die Spendenliste einzusehen, welche die Mönche auf einer solchen Mission gewöhnlich mit sich führten. Obwohl Benkai eine solche Liste nicht hatte, zog er aus dem Korb des Trägers eine Schriftrolle, und begann mit donnernder Stimme, die Geschichte ihres (angeblichen) Heimattempels zu rezitieren. Die Wachen waren davon so beeindruckt, dass sie die Gruppe passieren ließen. Als jedoch der vermeintliche Träger die Sperre durchqueren wollte, erkannte ihn Togashi trotz seiner Verkleidung und befahl ihm, stehen zu bleiben. Benkai erkannte die Ausweglosigkeit der Situation und gab den Träger die Schuld an der Verzögerung. Mit Fußtritten, Stockschlägen und wüsten Beschimpfungen ob seiner Faulheit begann er, den Träger anzutreiben. Da es normalerweise kein Untergebener gewagt hätte, seinen Herren so zu behandeln, waren Fürst Togashi und seine Wächter jetzt überzeugt, sich geirrt zu haben und ließen die Mönche weiterziehen. Außer Sichtweite der Schranke bat Benkai seinen Herren, Seppuku begehen zu dürfen, um die Schmach, die er diesem angetan hatte, zu sühnen. Yoshitsune jedoch verzieh Benkai, und weinend sanken sich die Männer in die Arme.“ Ende 1187 erreichte Yoshitsune Oshu, wo er von Fürst Hidehira gastlich aufgenommen wurde und eine Villa am Koromo-Fluss zur Verfügung gestellt bekam. Doch die Ruhe währte nur kurz. Ausgabe 1 / März 2009
Seite 14
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine Anfang 1189 verstarb Hidehira im (für die damalige Zeit märchenhaften) Alter von 92 Jahren. Kurz vor seinem Tode hatte er jedoch seinen Söhnen das Versprechen abgenommen, Yoshitsune weiterhin zu unterstützen. Doch sie hielten sich nicht an ihr gegebenes Wort und verrieten den Gast an Yoritomo. Dieser befahl daraufhin Fujiwara-no-Yasuhira, einem der Söhne, Yoshitsune anzugreifen und gefangen zu nehmen. Am 13. Juni 1189 stand Yoshitsune und seinen zehn Gefährten eine Armee von 30.000 Mann gegenüber. Die Villa lag an einer schwer zugänglichen Stelle, an der immer nur wenige Männer zugleich angreifen konnten. So konnten Benkai und seine Kämpfer die Angreifer lange genug aufhalten, um Yoshitsune Zeit für sein Seppuku zu verschaffen. Schließlich waren nach furchtbarem Kampf bis auf Benkai alle Männer gefallen. Dieser griff seine Feinde immer wieder an und metzelte sie dutzendweise nieder, bis sich niemand mehr wagte, ihn anzugreifen. Schließlich trat Stille ein. In der Mitte stand eine riesige Gestalt, deren schwarze Rüstung von den abgeschossenen Pfeilen und Lanzen aufrecht gehalten wurde. Schließlich traf ein Windstoß Benkai, der schon eine Weile tot war, und er brach endgültig zusammen. Yoritomo hatte über seinen Bruder triumphiert. Zehn Jahre später zog sich Yoritomo eine tödliche Verletzung zu, als er vom Pferd geworfen wurde. Man erzählte sich, sein Reittier sei vom Geiste Yoshitsunes erschreckt worden, der vor dem ihm aufgetaucht war.
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 15
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Bücher & Co Samurai - Geist: Der Weg eines Kriegers in den japanischen Kampfkünsten von Thomas Preston
Das Vermächtnis eines alten Samurai, eines Schwertkämpfers der Tokugawa-Zeit, der vertraut ist mit der Frage von Leben und Tod, von Sieg und Niederlage: die überlieferten und über Jahrhunderte erprobten Prinzipien und Werte der Ausbildung zum Samurai, ihr Nutzen im Alltag und im sportlichen Wettkampf. Ein Buch für alle, die praktisch oder theoretisch an den traditionellen Kampfkünsten interessiert sind, gleich ob an Kendô, Iaidô, Karate-dô, Aikidô, Jûdô oder anderen. Es beschreibt, was alle diese Praktiken verbindet: den Weg zur menschlichen Vervollkommnung.
Auf den Spuren von Kobo Daishi: Eine Pilgerreise zu den 88 Tempeln von Shikoku von Oswald Stock
Als erster Österreicher bzw. Tiroler hat Ossi Stock alle 88 Tempel von Shikoku/Japan besucht. Zu Fuß, Schritt für Schritt. ?Zur Kirschblüten Zeit ist für mich Japan am schönsten?, sagt Ossi, der jetzt schon zum vierten Mal in Shikoku auf Pilgerreise war und 1000te km in Japan gepilgert ist. „Die Kirschblüte zaubert allen Japanern ein Lächeln ins Gesicht“ sagt Ossi. Über 1300 km bin ich in 34 Tagen über Berg und Tal gewandert, und von meinen Eindrücken und 4 Pilgerreisen erzähle ich in meinem Buch "Auf den Spuren von Kobo Daishi - Eine Pilgerreise zu den 88 Tempeln von Shikoku. ISBN: 978-3-9502513-0-2
ISBN: 978-3921508763
Ausgabe 1 / März 2009
Seite 16
KampfKunst-eZine Austrian Martial Arts online Magazine
Werben im KampfKunst-eZine Formate & Preise
½ Seite DIN A4 1 Seite DIN A4
Preisliste für Vereine, Veranstaltungen und Lehrgänge:
Preisliste für gewerbliche Anzeigenschaltung:
EUR 7,50 pro Veröffentlichung EUR 15,00 pro Veröffentlichung
EUR 25,00 pro Veröffentlichung EUR 50,00 pro Veröffentlichung
Alle hier gelisteten Preise sind Endpreise inkl. MwSt.! Auftrag & Rechnung Anzeigenaufträge werden nur schriftlich entgegengenommen bzw. müssen schriftlich bestätigt werden. Bei Auftragseingang wird die Rechnungssumme vorab in Rechnung gestellt. Der Zahlungseingang ist Voraussetzung für den garantierten Abdruck des Inserats. Der Verlag ist jederzeit berechtigt, das Erscheinen weiterer Anzeigen von der Vorauszahlung und dem Ausgleich offen stehender Rechnungen abhängig zu machen. Die endgültige Anzeigenrechnung erhalten Sie mit Erscheinen des Magazins. Der Auftraggeber hat bei unleserlichem Text, unrichtigem oder bei vollständigem Abdruck der Anzeige, soweit dies auf Verschulden des Verlages zurückgeht, Anspruch auf Zahlungsminderung oder eine Ersatzanzeige, aber nur im Ausmaß, in dem die Anzeige beeinträchtigt wurde. Anfragen richten Sie bitte an info [at] mbwebdesign.at.
Impressum
Weitergeben erwünscht…
Herausgeber: Markus Behmer Glashüttenstr. 12 A-6330 Kufstein
Das KampfKunst-eZine ist kostenlos und die Verbreitung in dieser Originalform (komplette PDF-Datei) erwünscht. Ihr könnt es gerne auf Eurer Homepage bereitstellen oder per E-Mail an Freunde und Bekannte versenden.
Erscheinungsweise: unregelmäßig Internet: ezine.kampfkunst-forum.at E-Mail: ezine [at] kampfkunst-forum.at Redaktion: Markus Behmer
Ausgabe 1 / März 2009
Die Übernahme von Texten und Bildern in digitale Angebote oder Printpublikationen jeglicher sonstiger Art ist nur mit der besonderen Einwilligung des Herausgebers und der Autoren erlaubt.
Seite 17