Bund f端r Umwelt und Naturschutz Deutschland
BUNDmagazin Friends of the Earth Germany
25 Jahre Gr端nes Band Biotopverbund im BUND
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2/2014
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FORUM 4 Leserbriefe / Impressum
beständig ist nur der Wandel, heißt es. In der Natur wird das besonders anschaulich. Die Grenzen von Lebensräumen ändern sich stetig – des einzelnen Tieres wie ganzer Tierund Pflanzenarten. Wer unsere natürliche Vielfalt dauerhaft schützen will, darf diesen Wandel nicht aus den Augen verlieren.
MAGAZI N 6 Kurznachrichten
Doch wir alle wissen, wie schwer es in der Praxis fällt, flexibel darauf zu reagieren. Die Grenzen unserer Schutzgebiete sind ja genauestens festgelegt. Verlassen Tiere das ihnen von uns zugewiesene Reservat, so erwartet sie in der Regel das lebensfeindliche Terrain der industriellen Landwirtschaft. Dazu kommt, dass die meisten Naturschutzgebiete viel zu klein sind, um all ihren Bewohnern ein langfristiges Asyl zu bieten. Über kurz oder lang wird ihre Lebenswelt deshalb unweigerlich verarmen.
KOMMENTAR 10 Für ein Europa mit Zukunft
Aus diesem Dilemma hilft nur eines: die Verbindung naturnaher Flächen zu einem großräumigen Netz des Lebens. Dieser Gedanke stand schon Pate, als Naturschützer des BUND 1989 das Grüne Band aus der Taufe hoben. Unser Titelthema schildert, wie sich der Todesstreifen an der innerdeutschen Grenze zu einem Symbol des Lebens entwickeln konnte. Es zeigt, warum das Grüne Band zu einer Säule des deutschen Biotopverbunds wurde. Und es stellt weitere Naturschutzprojekte des BUND vor, denen die Vision des Grünen Bandes den Weg ebnete. Zu diesen Projekten zählt der »Grüne Wall im Westen«, ein Biotopverbund entlang verfallener Bunker und Panzersperren, mit denen Hitler einst seine Westgrenze befestigte. Wie das Grüne Band steht diese Lebenslinie heute auch für die Überwindung von Krieg und Konfrontation in Europa. Wer derzeit nach Osten blickt, erkennt, wie zeitlos aktuell diese Dimension ist. Apropos: Am 25. Mai ist Europawahl. Falls Sie sich noch fragen, ob Sie daran teilnehmen, lesen Sie unseren Kommentar – und stimmen Sie für ein Parlament, das die nachhaltige Entwicklung der Europäischen Union fördert. Viel Spaß beim Lesen dieses BUNDmagazins wünscht Ihr
GER ETTETE LAN DSC HAFT 9 Niedervieland bei Bremen
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JAH R E GRÜ N ES BAN D Vorbild für den Biotopverbund Mit Ausdauer zum Erfolg Feiern Sie mit! BUND als Wegbereiter Netz des Lebens Wo wilde Tiere wandern Lebendige Auen für die Elbe Grüner Wall im Westen Modell für Europa
Seite 12: Grünes Band Vom Todesstreifen zur Lebenslinie – diese visionäre Idee von Naturschützern im BUND trägt seit 25 Jahren reiche Früchte.
AKTION 24 Energiewende nicht abbremsen! GUT LEBEN 25 Sorglose Schwangerschaft BIOSPHÄR EN R ESERVAT 26 Schaalsee
S. Hoffmeister
ZU R ZEIT 28 Elbvertiefung: Sieg der Vernunft? 29 Gipskarst: Bohren verboten 30 Wandern, wo die Unken rufen 32 Einst Militärgelände, heute …
Seite 26: Biosphäre – ja, aber Nicht überall am Schaalsee wird nachhaltig gewirtschaftet – Porträt einer Modellregion mit zwei Gesichtern.
AKTIV 33 Neues aus dem BUND 38 Internationales 40 Die junge Seite MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen MEDI EN 44 Interessante neue Bücher
Severin Zillich, Redaktion
I N HALT
H. Bendl
Liebe Leserinnen und Leser,
Seite 40: Ganzjährig aktiv Die Kindergruppe in Alteglofsheim engagiert sich vor allem für den Artenschutz.
PERSÖN LIC H 46 Ulrike Mehl [2-14] BUNDmagazin
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FORUM
Titel der Ausgabe 1/14
Schwerpunkt Umweltcheck Als Gymnasiallehrer habe ich mich sehr über das BUNDmagazin 1/14 gefreut – denn die Infos Ihres Umweltchecks kann ich 1:1 im Unterricht für eine Gruppenarbeit samt Präsentation verwenden. Eine Anregung an die Online-Redaktion: Wenn Unterrichtsmaterialien im Internet gut verschlagwortet zu finden sind, werden sie auch von einer erstaunlich großen Gruppe von LehrerInnen genutzt – weil die eben immer auf der Suche nach Material sind. Der gebotene Stoff ist m.E. ab Klasse 9 in den Fächern Erdkunde, Gemeinschaftskunde, Biologie, Ethik und Religion einsetzbar. Herzlichen Dank für die tolle Arbeit. Tilman Gerstner, Stuttgart Mit Interesse habe ich das aktuelle BUNDmagazin gelesen. Zu meinem Erstaunen enthalten die Seiten 16 und 17 zu Klimaproblematik und
IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)
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BUNDmagazin [2-14]
Verkehr keinen Hinweise auf den effektivsten »Klimakiller«: den Flugverkehr. Warum verschweigen Sie die Luftfahrt? Flugreisen stellen eine wichtige individuelle Freiheit in unserer Gesellschaft dar. Andrerseits ist der Luftverkehr einer der am stärksten wachsenden Wirtschaftssektoren und damit eine große Bedrohung für Klima und Ökologie. Zwischen 1990 und 2007 hat er um 70 Prozent zugenommen. Im selben Zeitraum gab es kaum noch kalte Winter. Den Umweltverbänden obliegt es, diese Problematik einer breiteren Öffentlichkeit bewusst zu machen sowie Politik und Wirtschaft zu sensibilisieren und zu Lösungen zu drängen. Um Alternativen zur gegenwärtigen Luftfahrt zu finden, ist öffentlicher Druck nötig. Bitte werden Sie aktiv. Johannes Pein, Oldenburg Finden Sie es nicht seltsam, im aktuellen Magazin auf Seite 11 für Ökostrom aus Windkraft zu werben und direkt danach auf den Seiten 13 und 14 zu fordern, den Flächenverbrauch zu stoppen und Naturwälder auszuweiten? Bekanntermaßen sind Windkrafträder mit großflächigem Kahlschlag (auch von intakten Wäldern) verbunden und alles andere als ein Segen für die Natur. Meist dienen sie nur engstirnig-lokalen, politischen Interessen. Christian Karpp, Ludwigshafen
Mikroplastik Im letzten BUNDmagazin erschien ein Beitrag über Mikrokunststoffpartikel in Kosmetika mit einer Liste
Titelbild 2/14 (18. Jg): Grünes Band (Klaus Leidorf) Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro pro Jahr Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, (0 30) 2 80 181 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 22. Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte über-
der Artikel, die diese Teilchen enthalten. Als Zahnärztin haben mich besonders die Inhaltsstoffe der Zahnpasten interessiert. Erstaunlich, in wie vielen Produkten doch Mikropartikel enthalten sind! Die Vertreterin eines großen Herstellers, die ich daraufhin ansprach, versicherte, dass ihre Produkte diese Partikel seit Anfang 2014 nicht mehr enthalten. Ein kleiner Fortschritt … Christa Förster, Neukirchen
Besser gar kein Fleisch Weniger Fleisch zu essen ist sicher positiv und ein erster Schritt! Aber machen wir uns doch nichts vor: Das beste Fleisch ist lebendig und wird artgerecht gehalten. Die meisten Milchprodukte (und unzählige tierische Produkte, die wir, oft ohne es zu wissen, zu uns nehmen oder benutzen) werden in der Massentierhaltung erzeugt. Wenn wir hinsehen, kann die Konsequenz nur sein: vegan leben! Ich kann Ihnen und allen Lesern als Genießerin versichern: Veganes Essen ist köstlich, kreativ und durch Einsatz von Gewürzen und Kräutern ein echter Gaumen-, Nasen- und Augenschmaus! Unzählige Rezepte und Produkte findet man im Internet: Einfach vor die gesuchte Speise »vegan« setzen, und los geht es mit dem Probieren! Außerdem lassen sich alle herkömmlichen Rezepte (auch die der Großmama) veganisieren. Und das Angebot von Kochund Backbüchern sowie veganen Zutaten ist breit und wird immer vielfältiger. Tamara Kellberg, Frankfurt
weisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98; oder das Konto IBAN: DE24 3702 0500 0008 2802 02, BIC: BfS WDE33 der Bank für Sozialwirtschaft. Danke! (siehe dazu www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlags. Druckauflage: 171 670 Exemplare (IVW 1/2014); in der Natur + Umwelt: 121 852 Ex. (IVW 1/2014) Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält Beilagen von UmweltBank und Humanitas Buchversand. Das BUNDmagazin 3/2014 erscheint am 16. August mit dem Schwerpunkt »Wälder«.
Auf Seite 45 empfehlen wir ein neues Kochbuch für vegane – und umweltfreundliche – Ernährung. [Red.] Schade, dass Sie nur für »weniger Fleisch auf dem Teller« plädieren. Immer dieses Wischiwaschi. Es ist doch hinreichend bekannt, dass Fleisch essen nicht nur ungesund und umweltzerstörend ist. Von Ihnen hätte ich mir den Slogan »Friede auf dem Teller« gewünscht. Gleichzeitig werben Sie für einen Feuer-Wok des BUNDladens, und da liegen auch noch Würste und ein Kotelett drauf! Ich lebe schon seit 33 Jahren fleischlos, und es geht mir sehr gut dabei. Sie sollten hier klar Stellung beziehen! Ingrid Henss, Rüsselsheim
Strompreis & Spitzenverbrauch Die Industrie fordert immer neue Hochspannungsleitungen und Speicherseen, um Spitzenverbräuche abzudecken. Leider wird kaum be-
kanntgegeben, wann diese Spitzen auftreten. Ein System ähnlich der Tsunami-Warnung könnte uns Verbrauchern über eine App mitteilen, wann solche Grenzsituationen eintreten. Sicherlich werden dann Millionen Menschen in dieser Zeit – soweit es möglich ist – die Großverbraucher (wie Waschmaschinen, Geschirrspüler oder Kälteanlagen) ausschalten, um sie zu einer anderen Zeit zu betreiben, und eventuell vorhandene Blockheizkraftwerke einschalten. Dieses System (mittels App) ließe sich später automatisieren und würde die Großtrassen durch viele dezentrale Eingriffe erübrigen. Detlef Giese, Puchheim
die sonstige Lebenshaltung sind in der Regel (leider) kein Thema. Der BUND bleibe hier am Ball, und bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen bitte auch! Rainer Hennig, Naila
Widersinnige Werbung Auf Seite 6 werben Sie dafür, Produkte mit PE/PP nicht zu kaufen. Im gleichen Heft liegt ein Katalog von Waschbär, der für eine »Jute statt Plastik«-Tasche wirbt: ökologisch produziert – und innen mit PE-Folie kaschiert. Das kommt bei der kritischen, umweltbewussten Verbraucherin schlecht an. Ulrike Bausch, Tübingen
Danke für Ihre Rundfunkkolumne! Auch ich verstehe diese Fixierung der Medien auf das Thema Strompreise nicht. Höchste Zeit und Dank Ihnen, darauf einmal hinzuweisen. Die Kosten an der Tankstelle und für
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Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe.
Die Unbestechlichen
Natur in Wikipedia
Bilder und Texte gesucht Noch bis 30. Juni veranstaltet das Onlinelexikon Wikipedia den Fotowettbewerb »Wiki Loves Earth«. Sein Ziel ist es, möglichst viele freie Bilder deutscher Naturschutzgebiete zu sammeln und Wikipedia damit zu illustrieren. In erster Linie ist an Bilder eher einfacher Schutzgebiete gedacht. Denn während etwa Nationalparks bereits mit vielen Bildern und Artikeln vertreten sind, führen Naturparks, Natur- oder Landschaftsschutzgebiete im Lexikon bis heute meist ein Nischendasein. Jede/r kann eigene Bilder beisteuern. Mögliche Motive sind nicht nur Landschaften, Tiere und Pflanzen, sondern auch die Infrastruktur oder Pflegemaßnahmen in deutschen Schutzgebieten. Als Vorbild dient ein Fotowettbewerb zu Bau- und Kulturdenkmälern (»Wiki Loves Monuments«), der überraschend zum größten Fotowettbewerb der Welt wurde. Dieses Erfolgsmodell soll auf das Thema Natur- und Landschaftsschutz erweitert werden. Koordiniert wird der Wettbewerb unter de.wikipedia.org/wiki /WP:WLE. Neben Fotos wird auch um Texte zu Schutzgebieten gebeten – hier besteht in der deutschen Wikipedia ebenfalls noch großer Nachholbedarf.
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seit 25 Jahren Schutz, Pflege und Linderung Biozide sicher verwenden. Vor Gebrauch stets Kennzeichnung und Verbrauchsinformationen lesen.
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MAGAZI N
Die Zahl
Knappe Ressourcen
Wir haben es in der Hand!
80 000 000
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uropäer, Nordamerikaner, Australier und Japaner stellen etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung – verbrauchen aber rund 80 Prozent der weltweiten Ressourcen. Dieser verschwenderische Konsum führt dazu, dass Mineralien und Metalle, Wasser und Böden knapp werden.
Unser Lebensstil ist zudem hauptverantwortlich für Klimawandel und schwindende Artenvielfalt. Natürliche Ressourcen sind endlich: Nicht erneuerbare Rohstoffe wie Metalle und Öl gehen verloren; Ressourcen wie Böden, Wasser oder die Atmosphäre werden übernutzt. Unser Konsum verschlingt heute weit mehr Ressourcen, als die Erde dauerhaft bereitstellen kann. In den meisten Alltagsdingen stecken viel mehr Ressourcen und CO2Emissionen, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Eine neue BUNDBroschüre zeigt – anhand von Handys, Rindfleisch, T-Shirts und Individualverkehr –, wie viel Land, Wasser, Material und Atmosphäre wir täglich verschwenden. Und wie wir unseren Verbrauch drosseln können. Bezug (zu den Portokosten) beim BUND-Versand, Tel. (0 30) 2 75 864 80, bundladen@bund.net; www.bund.net/ressourcen
und die Hälfte unserer Lebensmittel landet heute im Müll. Welchen Effekt hätte es, diese Verschwendung bis 2030 um beispielsweise 60 Prozent zu verringern? Eine neue Studie des Europäischen Umweltbüros zur »Ressourceneffizienz« hat ein solches Szenario durchgerechnet. So ließe sich der Landverbrauch Europas dauerhaft um eine Fläche größer als Kroatien verringern – die nicht mehr für den Anbau von Lebensmitteln benötigt würde. Europas Haushalte würden zudem um über 73 Milliarden Euro/Jahr entlastet. Schließlich profitierte auch der Klimaschutz immens: 60 Prozent weniger Essen zu vernichten hieße den jährlichen Ausstoß von CO2 in Europa um mehr als 80 Millionen Tonnen zu senken. www.bund.net/ressourcen
»Allee des Jahres«
Bänder zwischen Lebensräumen
A
m 26. Mai startet der neue Fotowettbewerb »Allee des Jahres«. Unter dem Motto »Alleen – Bänder zwischen Lebensräumen« sind Sie dazu aufgerufen, uns schöne Bilder zuzusenden, die eins verdeutlichen: Alleen verbinden – sie verknüpfen natürliche Lebensräume ebenso wie die Orte der Menschen. »Nutzen Sie die Frühsommertage für eine Radtour oder Wanderung unter dem grünen Dach einer Allee. Und halten Sie Ihre Erlebnisse in Bildern fest«, rät Katharina Brückmann, BUND-Expertin für Baumund Alleenschutz. Schicken Sie Ihr Foto (digital oder als Papierbild) mit einem kurzen Kommentar an die Geschäftsstelle
des BUND in Schwerin. Einsendeschluss ist der 16. September. Aus allen Motiven wird eine Jury die »Allee des Jahres« küren. Sie wird am 20. Oktober, dem Tag der Alleen, der Öffentlichkeit präsentiert. Dem Gewinner winkt eine Übernachtung im Nationalpark Müritz. Ein Kontaktformular zum Hochladen Ihrer Fotos finden Sie unter www.bund-mv.de, Projekt Alleenschutz (plus weitere Informationen). Ihre Fotos können Sie zudem an katharina.brueckmann@bund.net oder an den BUND MecklenburgVorpommern senden, Wismarsche Str. 152, 19053 Schwerin. KontaktTelefon: (03 85) 52 13 39-0.
Alte Eichenallee bei Schlemmin unweit der Ostseeküste.
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BUNDmagazin [2-14]
KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch Positives aus unserem Verband und dem Umwelt- und Naturschutz tut einfach gut. Deshalb finden Sie hier gesammelte Neuigkeiten der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben.
Nach dem Start des Naturschutzgroßprojekts Hohe Schrecke in ThürinDie Projektpartner mit Umweltministerin Hendricks (4. von re.), rechts daneben Hubert Weiger.
T. Stephan
gen wurden Ende März zwölf Millionen Euro Fördermittel im Beisein der Bundesumweltministerin feierlich übergeben. Ziel der Naturstiftung David des BUND Thüringen als Projektträgerin ist es, 2 000 Hektar alten Buchenwald zur Waldwildnis zu entwickeln. Weitere 5 300 Hektar werden besonders naturnah bewirtschaftet. Geplant ist, gezielt Fledermäuse, Hirschkäfer und Wildkatze zu schützen sowie naturnahen Tourismus und Regionalentwicklung zu fördern. Mehr dazu im nächsten BUNDmagazin! Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat Japans Waljagd in der Antarktis weitestgehend verboten. Trotz internationaler Proteste sind japanische Walfänger seit über 25 Jahren im Südpazifik unterwegs. Allein seit 2005 töteten sie rund 3 600 Zwergwale – angeblich für Wissenschaft und Forschung. Diese Menge sei viel zu hoch, befand der Gerichtshof. Sein Urteil ist bindend, und Japan hat zugesagt, sich ihm zu beugen.
Zwergwale sind künftig sicherer vor Verfolgung. blickwinkel/A. Laule
Ungefähr 500 Millionen Zugvögel überqueren jedes Jahr Deutschland.
Nun liegt endlich auch eine Rote Liste wandernder Vogelarten vor. Dieses für den Naturschutz so wichtige Instrument gab es bisher nur für unsere Brutvögel. Von den 279 wandernden Vogelarten – denen nur 28 heimische Brutvogelarten gegenüberstehen, die gar nicht wandern – gilt demnach knapp ein Viertel als gefährdet. Auch wenn sich ihre Bewertung als nicht einfach erwies: Das Ergebnis überzeugt. Bezug für 15 € plus Porto beim LBV-Artenschutzreferat, Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein, bzv@lbv.de
blickwinkel/B. Lamm
Benötigt als wandernde Vogelart gezielten Schutz: die Sumpfohreule.
Große Resonanz auf unsere Kampagne zu Mikroplastik: Die BUND-Liste
»Mikroplastik in Kosmetika« fand online ein enormes Echo. Bis Ende April wurde sie rund 175 000 mal heruntergeladen. Viele Leser/innen haben uns weitere Kosmetikprodukte mit Mikroplastik gemeldet. Auch vier Hersteller reagierten: Sie versprachen die schädlichen Plastikpartikel bis Jahresende aus ihren Produkten zu entfernen. Siehe www.bund.net /mikroplastik
Mikroplastik des Duschpeelings »Nivea for Men«.
Das AKW Grafenrheinfeld soll aus Kostengründen schon im Frühjahr H. Inkoferer
2015 vom Netz – neun Monate früher als geplant. Der BUND wertet dies als großen Erfolg all jener, die für eine rasche Energiewende eintreten. Gleichzeitig fordert der BUND in Bayern gemeinsam mit der örtlichen Bürgerinitiative, den ältesten bayerischen Atommeiler sofort stillzulegen.
Demo vor dem Atomkraftwerk Grafenrheinfeld.
»Ein sehr ansprechender und überaus praktischer Kinderatlas, der natio-
Petronella Glückschuh, die Heldin des Kinderatlas’.
Die 15 deutschen UNESCO-Biosphärenreservate zwischen Südostrügen und Schwäbischer Alb sind wichtige Faktoren der regionalen Wirtschaftsentwicklung. Locken sie doch pro Jahr rund 65 Millionen Touristen an, was über 86 000 Menschen in den Modellregionen das Einkommen sichert. Dies ergab eine Studie im Auftrag von Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz. Gerade weniger bekannte Reiseziele scheinen von der Anerkennung als Biosphäre zu profitieren.
Unterwegs im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.
K. Ströhle
nale Naturlandschaften sichtbar macht und wertvolle Tipps für Ausflüge sowie Spiele und Unterhaltung für die Reise beigibt.« So warb die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur im April für ihren Klima-Buchtipp des Monats: den »Kinderatlas Deutschland – Umwelt – Tiere« vom Glückschuh-Verlag, erschienen in Kooperation mit dem BUND. Zeitgleich erhielt der Kinderatlas den Emys-Buchpreis des Vereins proWissen.
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MAGAZI N
BUND-Reisen
Mit der Transsib zum Baikalsee
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ach mehrjähriger Pause hat BUND-Reisen einen früheren Klassiker seines Angebots wieder ins Programm genommen: die Zugreise zum Baikalsee. Mit der Transsibirischen Eisenbahn geht es vom 20. August bis 8. September zum Baikal – und wieder zurück. Ab Berlin reist die Gruppe über Moskau, Jekatarin-
burg, Omsk und Novosibirsk bis ins ostsibirische Irkutsk. Das UNESCOWeltnaturerbe Baikalsee ist das größte Süßwasserreservoir der Erde. Es beherbergt allein 1 300 Tier- und Pflanzenarten, die ausschließlich hier vorkommen. Neben Wanderungen im Pribaikalski-Nationalpark bildet eine zwei-
tägige Schifffahrt und der Besuch der Insel Olchon (mit ihren schamanischen Stätten) den Höhepunkt der Reise. Eine lokale Umweltorganisation wird von ihrer Arbeit berichten. Die Rückfahrt mit der Bahn bietet dann viel Zeit, um die Eindrücke der Reise zu verarbeiten. Die Betonung von Umweltaspekten und der Verzicht auf das Flugzeug machen diese Baikaltour einzigartig. BUND-Reisen,
Tel. (09 11) 5 88 88-20, www.bund-reisen.de
Stolzes Personal – die Transsib ist eine Institution.
Lohn der langen Anreise: Schwertlilien am Ufer des Baikalsees.
Ökotipp
Schöner leben
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egelmäßig verbreitet der BUND seine Ökotipps. Bewährte Hausrezepte finden sich hier neben neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die BUND-Ökotipps
regelmäßig. Auch Privatpersonen können sie gratis über den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unter www.bund.net/oekotipps
Neues Siegel verwirrt Ist Ihnen das Lebensmittelsiegel Regionalfenster schon aufgefallen? Seit Jahresbeginn kann es Produkte mit überwiegend regionalem Ursprung kennzeichnen. Der BUND fordert schon lange eine verpflichtende Herkunftsangabe auf allen Lebensmitteln. Doch die Kriterien des Siegels sind zu lax. So muss bisher nur die Hauptzutat eines Produktes aus der Region kommen. Macht diese weniger als die Hälfte des Gesamtgewichts aus, müssen weitere Zutaten aus der Region stammen – bis mindestens 51 Prozent des Gesamtgewichts erreicht sind. Was auch heißt: Wo »regional« draufsteht, darf folglich bis zu 49 Prozent NichtRegionales drin sein.
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BUNDmagazin [2-14]
Ferner kann ein Tier, das regionales Fleisch liefert, mit gentechnisch veränderter Soja aus Übersee gefüttert worden sein. Denn Angaben zu Ausgangsprodukten (wie Futtermitteln) sind nicht vorgeschrieben. Schließlich wird »Regionalität« nicht näher definiert. Die Region, aus der ein Produkt stammt, muss nur kleiner als Deutschland sein. Das Siegel verwirrt so eher, als aufzuklären. Die Konzerne werden es zu nutzen wissen. Wer sichergehen will, ökologisch und tiergerecht produzierte Nahrungsmittel aus der Region zu kaufen, sollte regelmäßig regionale Wochenmärkte aufsuchen. Direkt am Stand können Sie dort erfragen, wie und wo die angebotene Ware hergestellt wurde. Auch Bioläden bemühen sich oft um ein möglichst breites Regionalsortiment und eine transparente Herkunft ihrer Ware. Mehr zu regionalen Biosiegeln: www.bio-siegel.de; zu Regionalinitiativen: www.regionalbewegung.de
Karin Menke
Gerettete Landschaft
FOTOSEITE
Tag für Tag verschwindet mehr Natur unter Asphalt und Beton. Seit seiner Gründung wehrt sich der BUND gegen den stetigen Flächenfraß, vielfach mit Erfolg. Im Bremer Niedervieland, einer reichhaltigen Marschlandschaft, rettete der BUND rund 1 000 Hektar vor der Bebauung. [0-03] [2-14] BUNDmagazin
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Europawahl
KOMMENTAR
Ihre Stimme für ein Europa
Julia Puder
Die AutorInnen Antje von Broock koordiniert die internationale Politik des BUND, Hubert Weiger ist der Vorsitzende des BUND.
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ozu brauchen wir die EU? Warum am 25. Mai wählen gehen, statt einen Frühlingstag im Grünen zu genießen? Stellt die EU nicht einzig und allein einen Binnenmarkt dar, der die Umweltstandards herunterregulieren will, um das Wachstum anzukurbeln und den zwischenstaatlichen Handel zu vereinfachen? Wenn dies Ihre Meinung ist, dann irren Sie zwar nicht. Sie haben aber auch nicht Recht.
Gerade der Binnenmarkt hat dazu geführt, dass 80 Prozent aller nationalen Umweltgesetze »harmonisiert« wurden – sprich: ihren Ursprung in Richtlinien und Verordnungen der EU haben. Denn ein verzerrter Wettbewerb stört den einheitlichen Markt natürlich. Immer dort, wo unterschiedliche Standards die Produktionskosten in einem Land absenkten, wurden sie nach und nach angeglichen. Nicht immer zum Schlechten: Denn die EU strebt auch verlässliche Umweltstandards an. Die Wasserrahmen-Richtlinie, die Luftqualitäts- und Natura 2000-Richtlinie sind Beispiele dafür. Die Harmonisierung hat Europa anfangs sogar richtig gut getan. Es waren zumeist die jungen und progressiven Beamten, die nach Brüssel gingen und für die EU-Kommission Gesetzesvorschläge erarbeiteten. Auch im Europäischen Parlament saßen viele Visionäre, die – frei vom Parteienzwang – Entscheidungen für ein zukunftsfähiges Europa trafen. Allen Unkenrufen zum Trotz führte dies zu keinem Wettlauf »nach unten« oder einer Einigung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Die ersten Richtlinien und Verordnungen orientierten sich stark an unseren – vergleichsweise
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BUNDmagazin [2-14]
hohen – deutschen Standards. Angelehnt an die skandinavische Gesetzgebung wurden später Prinzipien wie die Bürgerbeteiligung und Umweltqualitätsziele eingeführt. Die heutige Umweltverträglichkeitsprüfung, welche die Öffentlichkeit einbezieht und alle Umweltfaktoren berücksichtigt, würde es ohne die EU so nicht geben. Ebenso wenig hätten wir vermutlich ein Umweltinformationsrecht oder ein Verbandsklagerecht ohne die EU bekommen. Auch der länderübergreifende Naturschutz profitierte von der Harmonisierung. Mit »Natura 2000« strebt die EU ein Netz von Schutzgebieten an, das gefährdete Arten über die Grenzen hinweg schützt. Die gute Botschaft ist: Arten wie Wildkatze, Wolf oder Biber geht es heute besser als vor zwanzig Jahren, ebenso einigen Lebensräumen. Die Vorgaben der EU-Richtlinien wirken also. Doch seit der Wirtschaftskrise sind diese Errungenschaften in Gefahr. Schon in ihren Vorlagen scheint die Kommission nun oft bemüht, die Industrie zu schonen. Nur so lässt sich das unambitionierte Klimaschutzpaket erklären, welches Kommissionspräsident Barroso im Januar vorlegte. Rückenwind bekommen die Beamten von einzelnen Mitgliedsstaaten – wo nationalistische Stimmen wieder deutlich an Kraft gewinnen. Ebenso wie die Kommission bevorteilen Parlament und Rat unter den Vorzeichen der Krise zunehmend die Industrie. Dies zeigt sich gerade in der gemeinsamen Agrarpolitik. Während die Kommission noch einen progressiven Entwurf vorgelegt hatte, um Agrarsubventionen an Umweltkriterien zu koppeln, verwässerten konservative Kräfte im Europaparlament und der EU-Ministerrat diese Ideen bis zur Unkenntlichkeit – unter maßgeblicher Mitwirkung der deutschen Bundesregierung. Jüngste Beispiele einer Politik, die Konzerninteressen verfolgt, sind die Zulassung des Gentech-Mais’ von »Pioneer Dupont« und die Geheimverhandlungen zwischen USA und EU über ein »Freihandelsabkommen«, das zu einem massiven Abbau europäischer Umwelt-, Sozial- und Rechtsstandards zu führen droht.
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mit Zukunft
Doch als europäische Demokraten dürfen wir uns von dieser Entwicklung nicht entmutigen lassen. Wir brauchen unbedingt eine Mehrheit im Parlament, die Natur und Umwelt im Blick hat und eine nachhaltige Entwicklung der EU fördert. Wir brauchen Abgeordnete, die nicht allein am nationalen Wohl ihres Landes interessiert sind; die erkannt haben, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit einen Mehrwert bieten kann für Mensch und Natur. Das Parlament ist ebenso entscheidend für die Gesetzgebung und den EU-Haushalt wie der Ministerrat. Und die Abgeordneten haben das Recht, Gesetzesvorhaben anzustoßen, also aktiv Politik zu gestalten. Erstmalig wird der Kommissionspräsident in diesem Jahr sehr wahrscheinlich aus den Reihen der Europaabgeordneten gewählt. Alle Kandidaten sind langjährige Abgeordnete. Es ist damit zu rechnen, dass diese Wahl das Parlament weiter aufwertet. Von den 751 Abgeordneten, die wir am 25. Mai wählen können, werden 96 Deutsche ins Parlament einziehen. Es gibt keine größere Landesgruppe, »unsere« Politikerinnen und Politiker haben also Gewicht. Da im Europaparlament weniger strikt entlang von Parteilinien gestimmt wird, lohnt es sich die Kandidatinnen und Kandidaten genau anzugucken. Sofern sie bereits im Parlament waren, geben ihre Webseiten meist einen guten Überblick, wie sie umweltrelevante Fragen beurteilen. Auch unser KandidatInnen-Check zum Thema Freihandelsabkommen liefert Ihnen eine Orientierung. Das Bundesverfassungsgericht hat kürzlich die 3-Prozent-Hürde für die Europawahl ausgesetzt. Dies könnte dazu führen, dass die Zahl der im Europaparlament vertretenen Parteien (derzeit 13) deutlich ansteigt. Besonders rechtsextreme Splittergruppen wittern nun Morgenluft. Mit Ihrer Stimme können Sie hier Einfluss nehmen. Nutzen Sie die Gelegenheit, am 25. Mai für ein zukunftsfähiges Europa zu votieren. Gehen Sie zur Wahl!
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Mehr zur Europapolitik (und unserem Kandidatencheck) finden Sie unter www.bund.net/europawahl
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TITELTH EMA
Mit dem Projekt »Lückenschluss« engagiert sich der BUND für ein durchgängiges Grünes Band. Hier der Auftakt im Sommer 2013 bei Salzwedel.
Grünes Band
Vorbild für den Biotopverbund F
eiert jemand seinen 25. Geburtstag, gilt diese Person im Allgemeinen als jung. Blickt aber eines der bekanntesten deutschen Naturschutzprojekte auf ein rundes Vierteljahrhundert zurück, so darf es schon beinahe als ehrwürdig gelten. Hat sich doch ein großer Fundus von Wissen und Erfahrungen angesammelt, der es zu einem Vorbild und Modell für andere BUNDProjekte macht. Mit seinen 1 393 Kilometern Länge ist das Grüne Band der größte länderübergreifende Biotopverbund Deutschlands. Während der Jahrzehnte dauernden Teilung unseres Landes entwickelte es sich längs der innerdeutschen Grenze. Ganze Hundertschaften gefährdeter Arten fanden im Grenzstreifen ein Refugium. Der besondere Wert des Grünen Bandes liegt in seiner Funktion als Rückzugsraum – und mehr noch in der engen Verzahnung ganz unterschiedlicher Biotope. So grenzen hier Binnendünen an blühende Heiden oder Trockenrasen an Niedermoore.
Grenzen überwunden Experten des BUND hatten schon früh den Wert des außerplanmäßigen »Schutzgebietes« erkannt. Anders als ihre Kollegen aus dem Osten kamen sie dicht an die Grenze heran. Seit 1975 kartierten sie Aug’ in Aug’ mit argwöhnischen Grenzposten per Fernglas die Vogelwelt. Im Dezember 1989 war es dann soweit: Naturschützer aus Ost und West verabschiedeten auf Initiative des BUND einstimmig eine Resolution, in der erstmals der Begriff »Grünes Band« geprägt und die bis heute gültigen Ziele des Projekts umrissen wurden.
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BUNDmagazin [2-14]
Binnen eines Vierteljahrhunderts entwickelte der BUND diese Idee zu einer Naturschutzinitiative, die alle Verwaltungs-, Ressort- und Parteigrenzen überwand. Und sogar Staatsgrenzen. Auch entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Eismeer bis ans Schwarze Meer entstand ein einzigartiger Biotopverbund, ein lebendiges Denkmal für die Überwindung der europäischen Teilung: das Grüne Band Europa. Ganz nach dem Motto: Grenzen trennen – Natur verbindet.
Kooperation gefragt In Deutschland ist das Grüne Band auf höchster politischer Ebene angekommen: Die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung erwähnt es als »Leuchtturmprojekt« und hebt seine Bedeutung als Nationales Naturerbe und historisches Denkmal hervor. Seit 2009 ist das Grüne Band auch im § 21 (Biotopverbund und -vernetzung) des Bundesnaturschutzgesetzes zitiert. Seine rechtliche Würdigung als Element des nationalen Biotopverbundes stellt einen großen Erfolg unserer Schutzbemühungen dar. Der Biotopverbund kann aber nur gemeinsam realisiert werden. Länderübergreifende Aktivitäten für ein Schutzvorhaben dieser Größenordnung sind nur erfolgreich, wenn es gelingt, ein Projekt breit in der Gesellschaft und bei vielen Beteiligten zu verankern – als faszinierende Herausforderung. Das Grüne Band ist ein besonders positives Beispiel dafür, wie staatlicher und verbandlicher Naturschutz kooperieren. Gerade diese Zusammenarbeit wird von unseren europäischen Partnern und speziell unseren koreani-
25 Jahre Grünes Band Wer unsere Natur in all ihrer Vielfalt dauerhaft schützen will, muss in großen Dimensionen denken. Dies taten vor 25 Jahren bayerische Naturschützer mit ihrer Idee, die innerdeutsche Grenze in ein grünes Band des Lebens zu verwandeln. Dies »Grüne Band« ist heute ein Leuchtturm der BUND-Arbeit und eine Säule des nationalen Biotopverbunds. Und es hat anderen großen Naturschutzprojekten des BUND den Weg geebnet, die wir Ihnen in unserem Schwerpunkt vorstellen möchten.
schen Freunden mit großem Interesse verfolgt. Die Demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea ist dem Grünen Band sehr ähnlich. Für unsere Partner von »Friends of the Earth (Süd)Korea« sind unsere Aktivitäten und erfolgreichen Bündnisse eine Quelle der Inspiration. Mit gegenseitigen Besuchen und fachlichem Austausch versuchen sie die vielfältige Natur ihres Grenzstreifens auch in Zukunft zu bewahren.
Refugium gesichert Zahlreiche Kämpfe hat der BUND in den letzten 25 Jahren für das Grüne Band gefochten. 177 Quadratkilometer umfasst die Lebenslinie, 87 Prozent davon dürfen als naturnah gelten, zwei Drittel sind als Naturschutzoder FFH-Gebiet gesichert. Zu verdanken ist dies der guten Zusammenarbeit mit vielen Partnern, den hauptund ehrenamtlich Aktiven in den Landesverbänden des BUND und nicht zuletzt unserem Projektbüro, das seit 1998 als Anlaufstelle und Koordinationszentrale dient. Über 1 200 gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden im Grünen Band und in seiner Umgebung einen Rückzugsraum. Viele nutzen den Biotopverbund auch für ihre Wanderungen durch die häufig intensiv genutzte Agrarlandschaft. Die jüngste Bestandsaufnahme (gefördert vom Bundesamt für Naturschutz) ermittelte zudem 146 verschiedene Biotoptypen. Fast zwei Drittel gelten bundesweit als gefährdet.
Noch viel zu tun Noch bleibt viel zu tun, um das Grüne Band als Ganzes zu erhalten. Eine Spenderin aus Österreich fragte kürzlich zu Recht: »Wie ist es möglich, dass der deutsche Staat nicht in der Lage oder willens ist, die Flächen im Grünen Band zu erwerben und damit unter Schutz zu stellen?« Ja, wie ist es möglich, dass das Grüne Band auf immerhin 180 Kilometer Länge praktisch unkenntlich ist, überprägt von intensiver Landwirtschaft? Unser einziger nationaler Biotopverbund, im Ausland hoch angesehen, eine einmalige Erinnerungslandschaft der
jüngeren Zeitgeschichte? Wie kann es sein, dass für Tiere und Pflanzen immer wieder einmal Schluss ist auf ihrer Wanderung und auch Fußgänger und Radfahrer sich ratlos im Maisacker verlieren?
Lückenlose Lebenslinie Indem die Bundesregierung ihren Flächenbesitz im Grünen Band den Bundesländern zum Zwecke des Naturschutzes übertrug, hat sie eine langjährige Forderung des BUND erfüllt. Gut die Hälfte des Grünen Bands ist damit langfristig gesichert. Doch noch gehört viel Grund Privatleuten, Kommunen oder Institutionen wie Stiftungen, der Kirche oder der Bahn. Seit 2000 kauft der BUND – unterstützt von vielen Spender/inne/n und vornehmlich aus Privatbesitz – Flächen im Grünen Band und setzt hier Naturschutzmaßnahmen um. Doch das wird immer schwieriger. Immer größer ist der Flächenhunger derer, die das Land intensiv bewirtschaften wollen, etwa für den Maisanbau. Bei allen Landnutzern und bei Politikern jeder Ebene ist hier viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Wir werben für das Grüne Band, um unser paneuropäisches Naturerbe zu bewahren. Was dem Grünen Band bisher fehlt, ist ein rechtlicher Rahmen, der es endgültig sichert. Hier böte sich eine noch junge Schutzkategorie an, das »Nationale Naturmonument«. Das Grüne Band wäre dafür prädestiniert! Lässt sich ein passenderes Geschenk zu seinem 25. Geburtstag denken? Der BUND bedankt sich bei all seinen Partnern und wird sich gemeinsam mit ihnen in den nächsten Jahren dafür einsetzen, dass das Grüne Band »lückenlos« wird. Auf ganzer Länge wollen wir es durchgängig wiederherstellen. Dafür benötigen wir weiter Ihre Hilfe und Unterstützung! Liana Geidezis, Kai Frobel, Hubert Weiger Liana Geidezis ist die Projektleiterin, Kai Frobel der Initiator des Grünen Bandes. Auch der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger begleitet es von Anfang an.
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Rückblick
TITELTH EMA
Mit Ausdauer zum Erfolg
Ernst Sammer
Kai Frobel ist der »Vater« des Grünen Bandes. Der Naturschutzexperte des BUND in Bayern erinnert sich im Interview mit dem BUNDmagazin an die Anfänge des Projekts – und an schwierige Zeiten.
1989 in Hof, Geburtsstunde des Grünen Bandes – mit Kai Frobel (2. v. li.) und Hubert Weiger (2. v. re.).
Wie begann die Erfolgsgeschichte am Grünen Band? Am Anfang stand die Begeisterung einiger ehrenamtlicher Naturschützer, zu denen ich gehörte. Wir erkannten den überragenden Wert des Grünen Bandes seit den 70er Jahren vom Westen aus mit unseren Ferngläsern. Als die Mauer fiel, haben wir die Chance ergriffen für unsere Idee, ein »Grünes Band« aus der Taufe zu heben. In der Naturschutzszene war damals schnell ein Netzwerk von Mitstreiter(inne)n geknüpft. Und über die Jahre konnten wir entscheidende Personen auch in der Politik, in Fachbehörden und Medien für das Grüne Band gewinnen. Viele Menschen aus unterschiedlichen Kontexten, die sich für dieselbe Idee begeistern: Das ist das Erfolgsgeheimnis des Grünen Bandes. Der Erfolg liegt aber auch im Gehalt des Projekts: Eine fast 1 400 Kilometer lange Erinnerungslandschaft für die deutsche Wiedervereinigung, quer durchs Land und von enormem Wert für seltene Tiere und Pflanzen – das spricht einfach für sich.
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Was war im Rückblick die größte Herausforderung? Die schlimmsten Jahre waren 1990 bis etwa 1993. Die Schutzidee war jung, und die Naturschutzbehörden in Ostdeutschland erst im Aufbau. Beinahe 2 000 Hektar Biotope verschwanden im Grünen Band damals unterm Pflug und wurden zu Ackerflächen. 1996 dann die nächste Herausforderung: Der Bundestag beschloss ein »Mauergrundstücksgesetz«, wonach die bundeseigenen Flächen auf dem freien Markt verscherbelt werden sollten. Und die Hälfte des Grünen Bandes war Bundesbesitz! Wir forderten damals, diese mit der Zweckbestimmung »Naturschutz« als Nationales Naturerbe auf die Bundesländer zu übertragen. Bis wir die Politik so weit hatten, das zu unterstützen und vor allem umzusetzen, waren unsere Hartnäckigkeit, Geduld und Kreativität ganz schön auf die Probe gestellt. Zwölf Jahre hat es gedauert, und es ging zeitweise nur sehr zäh vorwärts, bis fast zum Stillstand. Doch die Ausdauer des BUND hat sich gelohnt. Denn die Flächen wurden tatsächlich übertragen und sind heute dem Naturschutz gewidmet. Woran erinnern Sie sich besonders gerne? An die balzenden Braunkehlchen auf dem Grenzzaun! Noch als die Grenze stand, war dies ein hoffnungsvolles Symbol dafür, dass die Natur eben keine Grenzen kennt. sz
Helmut Schlumprecht (2)
25 Jahre – über 70 Feste
Links: Naturschutzgebiet bei Frankenheim in der Thüringer Rhön. Rechts: Blühendes Jakobsgreiskraut vor einem alten Grenzturm bei Bömenzien im Kreis Stendal.
Feiern Sie mit! D
as Grüne Band feiert 2014 sein 25-jähriges Jubiläum. Nicht nur in Deutschland, in ganz Europa ist dieses Jahr ein besonderes: Denn vor einem Vierteljahrhundert fiel der Eiserne Vorhang, der bis 1989 den Kontinent trennte. Heute verbindet das »Grüne Band Europa« 24 Staaten – als einzigartiger ökologischer Korridor und lebendiges Symbol für die Überwindung des Kalten Krieges. Aus einer Vision wurde eine der weltgrößten Naturschutzinitiativen. Das deutsche Grüne Band stand dabei Pate. Das gesamte Jahr über bietet der BUND entlang des Grünen Bandes vielfältige Möglichkeiten, den einzigartigen Lebensraumverbund im Kontext von Natur, Kultur oder Geschichte zu erleben. Wir laden Sie herzlich ein, die Gelegenheit zu nutzen und eines der vielen Feste zu besuchen. Unsere Landesverbände, Kreisgruppen und Aktiven vor Ort haben mit dem Projektbüro in Nürnberg ein umfangreiches Programm zusammengestellt, gemeinsam mit vielen Partnern – von Grenzmuseen bis zum Bundesamt für Naturschutz. Mehr zu den über 70 großen und kleinen Veranstaltungen finden Sie unter www.bund.net/gb-termine; und für die Region »Elbe, Altmark und Wendland« gibt
es ein gesondertes Programm unter www.erlebnisgruenesband.de (Service). Den Höhepunkt bildet die große BUND-Jubiläumsfeier am 3. Oktober auf Burg Lenzen an der Elbe (unterstützt vom Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt). Sie ist der Auftakt zu den jährlichen Naturschutztagen, die diesmal ganz unter dem Motto »Grünes Band« stehen: Vorträge, Diskussionen, Aktionen und Exkursionen bieten am Wochenende die Chance, die vielschichtige Arbeit des BUND für das Grüne Band kennenzulernen. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme! Mehr dazu unter: www. bund.net/naturschutztage
Film ab für Videokünstler Zum Jubiläum hat der BUND einen Videowettbewerb gestartet. Bitte reichen Sie uns bis Ende Juni Kurzfilme und Videos ein, die sich mit dem Grünen Band beschäftigen. Mit pfiffigen Ideen und Handy oder Digitalkamera können Sie eine Erlebnisreise ans Grüne Band, Grüne-Band-T-Shirts und -Kapuzenpullis gewinnen: www.bund.net/videowettbewerb Liana Geidezis
Reisetipp zum Grünen Band
Neue Filme zu Wildkatze und Grünem Band
Anlässlich von »25 Jahren Grünes Band« bietet BUND-Reisen im Herbst eine Jubiläumsfahrt in den Harz an. Von der alten Fachwerkstadt Goslar aus geht es auf Wanderschuhen in die Umgebung. Ziele sind der Brockengipfel, das Infozentrum des Nationalparks Harz, der ehemalige Grenzstreifen und das Weltkulturerbe Rammelsberg. Noch sind einige Plätze vorhanden! Termin: 29. September bis 4. Oktober. www.bund-reisen.de
Ob die eleganten Wildkatzen und die Tatkraft ihrer vielen Retter oder die naturbelassene Schönheit und historische Kraft des Grünen Bandes – der BUND nimmt Sie mit auf eine Reise in die Natur und zu denen, die sie schützen. Zwei Kurzfilme stellen die BUNDProjekte »Wildkatzensprung« und »Grünes Band« mit einzigartigen Bildern vor und lassen ihre vielen Unterstützer zu Wort kommen. Sehen Sie selbst: www.bund.net /wildkatze und /gruenesband
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Biotopvernetzung
TITELTH EMA
BUND als Wegbereiter Um die biologische Vielfalt zu bewahren, müssen Schutzgebiete und andere wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen besser vernetzt werden. Der BUND plant den Biotopverbund zu einem besonderen Schwerpunkt seiner Arbeit zu machen – regional wie national und im internationalen Maßstab.
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leich zwei große Vernetzungsprojekte des BUND feiern dieses Jahr Jubiläum. Neben dem Grünen Band – nicht nur für den BUND der Vorreiter aller derartigen Projekte – kann auch das Rettungsnetz Wildkatze mittlerweile auf sehr viel Erfahrung zurückgreifen: Zum zehnten Mal jährt sich 2014 der Projektbeginn. Zusätzlich hat der BUND auf Landesebene weitere Vernetzungsprojekte gestartet: den »Grünen Wall im Westen«, unser Alleenprojekt oder diverse Aktivitäten zur Wiedervernetzung von Flusslebensräumen, speziell an der Elbe. Parallel arbeitet der BUND seit vielen Jahren daran, die politischen Rahmenbedingungen für eine Vernetzung von Biotopen zu verbessern – in Deutschland und auf europäischer Ebene. Auch die Vernetzungsprojekte selbst will der BUND stärker verknüpfen. So sollen mehr Erfahrungen ausgetauscht und die Projekte gemeinsam präsentiert werden, in den Medien und Fachkreisen und nicht zuletzt gegenüber der Politik. Ziel ist es, noch mehr Unterstützung aus allen Bereichen der Gesellschaft zu gewinnen und den Boden für weitere Aktivitäten zu bereiten. Über die Ziele des Vorhabens sprach das BUNDmagazin mit Mark Hörstermann. Er betreut als Teamleiter die Naturschutzprojekte des BUND.
Warum passt der Biotopverbund so gut zum BUND? Kein Verband hat wie wir so viele Jahre Erfahrungen damit gesammelt, Lebensräume zu vernetzen. Der
Alleen verbinden: Lückenschluss an einer alten Allee bei Malchin in der Mecklenburger Schweiz.
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BUND ist da im eigentlichen Wortsinn Wegbereiter für den Naturschutz – im Rahmen von Großprojekten, aber auch und gerade mit zahllosen regionalen Aktionen. Biotopvernetzung bedeutet ja nicht nur, in großem Maßstab durchgängige lineare Strukturen zu schaffen. Ganz wichtig sind die vielen kleinen Biotope, die unsere Orts- und Kreisgruppen pflegen – als »Trittsteine« für wandernde Tierarten. Diese Projekte wollen wir mittelfristig gerne in unseren Schwerpunkt einbinden. Unsere zweite Stärke ist es, die großflächige Naturschutzarbeit des BUND verknüpfen zu können mit politischer Schlagkraft in Europa, im Bund und in den Ländern. Wir setzen uns für bessere Gesetze ein und die gezieltere Förderung des Biotopverbunds. Bereits bestehende Möglichkeiten wollen wir besser umsetzen. Auch hier sind wir sehr gut aufgestellt. Was ist als nächstes geplant? Zunächst werben wir im BUND für die »Vernetzung der Vernetzung«. So wird es Workshops geben zum zentralen Anliegen des »Flächenerwerbs«. Wertvolle Natur zu vertretbaren Kosten zu sichern, ist eine essenzielle Herausforderung der nächsten Jahre. Ähnliches gilt für die Einbindung von Freiwilligen. In unseren Reihen finden Sie viele Fachleute mit Wissen und Engagement, von denen andere Projekte profitieren können. Außerdem arbeiten wir an übergreifenden Materialien zum Biotopverbund: einem Flyer, einer Internetpräsenz, einer Wanderausstellung. Damit wollen wir zeigen, wie Einzelprojekte durch eine Kooperation gewinnen. Es wäre doch schön, wenn all die, die im BUND Biotope vernetzen, künftig mit Stolz auch auf andere, ähnliche Projekte des Verbands verweisen würden. Als Netz der Netze erreichen wir mehr. Was könnte dieses »mehr« ausmachen? Unsere Projekte werden inhaltlich noch enger zusammenrücken. So kann der Schutz der Wildkatze vom Grünen Wall im Westen genauso profitieren wie von intakten Auwäldern entlang der Flüsse. Und um noch einen Schritt weiterzugehen: Unsere großen Verbundprojekte können erreichen, was am Grünen Band Europa schon gelungen ist: die internationale Verknüpfung von Naturschützern, um über alle Grenzen hinweg Wanderwege für bedrohte und nicht bedrohte Arten zu schaffen. Der BUND erkennt sich so noch besser als das, was er eigentlich schon ist: der Verband, der vernetzt. Mit einem Netzwerk von Menschen für ein Netz der Natur. Als treibende Kraft im Naturschutz. sz
Netz des Lebens
Klaus Leidorf
Nationaler Biotopverbund
E
in »länderübergreifender Biotopverbund« auf mindestens 10 Prozent der Landfläche – seit 2002 ist das als Auftrag im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Doch die Umsetzung ist ein Trauerspiel. Der einzige in diesem Sinne existierende nationale Biotopverbund ist bisher das vom BUND initiierte »Grüne Band«. Biotopverbund bedeutet ein System großer Kernflächen, die über linienhafte Korridore oder Trittsteinbiotope miteinander vernetzt sind. Dies soll gewährleisten, dass sich Arten ausbreiten, wieder ansiedeln und (auch vor dem Hintergrund des Klimawandels) an Veränderungen ihres Lebensraums anpassen können. Solch ein Biotopverbund ist zwingend, um die biologische Vielfalt in Deutschland zu sichern.
Vorbild Niederlande Daher fordert der BUND in ausgeräumten Agrarlandschaften und naturfernen Forsten kilometerlange Korridore von 100 bis 2 000 Meter Breite anzulegen und zu vernetzen. Fließgewässer und Auen ergänzen dies als breite – höchstens extensiv genutzte – Bänder. In der Feldflur ist der Verbund durch Biotope wie vielfältiges Grünland, Raine, Gehölze, naturnahe Waldränder und Kleingewässer anzureichern. Im Wald fordert der BUND Korridore und nutzungsfreie Areale zu schaffen, die viel Alt- und Totholz aufweisen. Das Bundesamt für Naturschutz hat 2010 in Zusammenarbeit mit den Bundesländern einen sehr guten nationalen Biotopverbund konzipiert. Die fachlich sinnvollen Kernflächen sind zumeist schon geschützt und umfassen etwa 6,5 Prozent des Bundesgebiets. Neu zu schaffen sind jedoch die Achsen dazwischen.
Dafür sind, so schätzt der BUND, weitere 4,5 Prozent des Bundesgebiets nötig. Etwa die Hälfte kann aus extensiv genutzten Biotopen der Agrarlandschaft bestehen. Während deutsche »Flurneuordner« unter Biotopverbund oft nur 2,5 Meter breite Heckensäume verstehen, zeigen die Niederlande, dass es auch anders geht. Dort investierte man Hunderte Millionen Euro in bis zu 30 Kilometer lange und zwei Kilometer breite Verbundachsen. Davon können wir nur träumen! Deutschland investiert noch immer vorrangig in die »graue« Infrastruktur, besonders Straßen. Deshalb fordert der BUND einen rechtsverbindlichen »Bundesnetzplan Biotopverbund« – analog dem »Bundesverkehrswegeplan«. Wir rechnen mit einem jährlichen Investitionsbedarf von etwa 2,5 Milliarden Euro. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD enthält als Ziel ein »Bundeskonzept Grüne Infrastruktur«. Hoffentlich ist dies der erste überfällige Schritt – für die großartige Herausforderung, ein Netz des Lebens über unser Land zu breiten.
Viel mehr grüne Bänder braucht das Land – das Grüne Band, hier zwischen Thüringen und Hessen, zeigt, wie sie aussehen können.
Mehr dazu in der BUND-Position »Naturschutz«: www.bund.net/ naturschutz
Kai Frobel, Sprecher des Arbeitskreises Naturschutz Anzeige
25 Jahre Grünes Band – feiern Sie mit! JA, ich wünsche mir Spenden statt Geschenke!
• Laden Sie Freunde zum Sommerfest ein und bitten Sie Ihre Gäste um Spenden für das Grüne Band!
Bitte schicken Sie mir alle nötigen Materialien wie Spendenbox, Überweisungsträger und Faltblätter für ca. Gäste.
• Nutzen Sie einen persönlichen Anlass zum Feiern: ob Geburtstag, Hochzeitstag oder Dienstjubiläum!
Mein Name:
• Steht bei Ihrer BUNDgruppe ein Fest an? Denken Sie an unser „Geburtstagskind“ und spenden Sie die Einnahmen!
PLZ/Ort: Telefon/E-Mail: istockphoto.com
Mehr Informationen: sabine.wegendt@bund.net, Tel.: (0 30) 2 75 86-565, Fax: -440, www.bund.net/spenden-statt-geschenke
Straße:
Meine Feier ist am: Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.
Bitte senden Sie den Bestellcoupon an: BUND e.V. · Spenden statt Geschenke · Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin
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Jörg Farys
Harry Neumann
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Trotz Regenwetter pflanzten im letzten November über 150 Freiwillige einen Korridor für die Wildkatze. Bei Gerzen in Niedersachsen setzten sie dafür 2 500 junge Bäume in die Erde.
Rettungsnetz Wildkatze
Wo wilde Tiere wandern Was der BUND 2007 als ehrgeiziges Ziel der Öffentlichkeit vorstellte, nimmt nach und nach Gestalt an: ein 20 000 Kilometer langes Waldnetz quer durch Deutschland, das bislang isolierte Wälder verbindet. Davon profitieren viele Tiere. Zur Leitart seines Rettungsnetzes hat der BUND die Wildkatze gekürt.
A
m Anfang stand ein Wegeplan. Er skizzierte, wie sich bestehende Wildkatzenwälder verknüpfen lassen mit potenziell geeigneten, doch verwaisten Lebensräumen. Denn wie so viele wandernde Waldbewohner stehen Wildkatzen vor dem Problem: Wie den nächsten Wald erreichen? Breite Straßen und ausgeräumte Feldfluren bilden oft unüberwindbare Hindernisse. Neue grüne Verbindungswege erfüllen ihren Zweck. Dies konnte der BUND bereits zeigen. 2007 schlossen wir in Thüringen mit 20 000 Büschen und Bäumen die größte Lücke zwischen Thüringer Wald und Nationalpark Hainich. Sechs Jahre später konnten wir auf diesem Korridor erstmals Wildkatzen nachweisen. Heute sind die scheuen Tiere im Thüringer Wald angekommen und siedeln sich dort wieder an. Auch in Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz hat der BUND schon grüne Korridore gepflanzt. Bis 2015 sollen in fünf Bundesländern weitere Korridore folgen.
Netzwerke verbinden Viele Hundert Freiwillige haben die Pflanzaktionen unterstützt und bei Wind und Wetter mit angepackt. Teilweise sind sie aus dem ganzen Bundesgebiet angereist, um sich an lokalen Aktionen zu beteiligen. Sie haben dem Projekt viel Kraft und Zeit gespendet. Andere Katzenfans haben uns mit einer Mitgliedschaft, mit Spenden und Patenschaften geholfen. Nur so gelang es, rund 300 000 Quadratmeter für grüne Korridore zu sichern und diese mit etwa 37 500 Bäumen und Sträuchern zu bepflanzen. 2014 kann das Rettungsnetz Wildkatze auf zehn erfolgreiche Jahre (seit der ersten Planung) zurückblicken – ein Anlass zu feiern und allen Beteiligten herzlich zu danken!
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BUNDmagazin [2-14]
Das Besondere an diesem Projekt ist: Der BUND verbindet hier nicht nur Lebensräume. In den letzten Jahren haben auch viele Menschen, die sich für den Schutz der Wildkatze engagieren, stabile Netzwerke gebildet. Neben BUND-Aktiven sind dies Politiker und Planerinnen, Jägerinnen und Förster, Umweltbildnerinnen, Medienleute, Landwirte, Anwohner, Kinder und Jugendliche. Viele halten dem Rettungsnetz seit Langem die Treue und springen immer wieder ein, wenn es eng wird für die Wildkatze.
Vielfalt sichern Das Rettungsnetz Wildkatze ist ein Generationenprojekt. Es wird noch viele Jahrzehnte wachsen müssen, bis wir die größten Lücken in der Landschaft nach und nach geschlossen haben. Auch wird der BUND die kompletten 20 000 Kilometer Waldverbund nicht selbst verwirklichen können. Wir versuchen daher vielerorts Pilotprojekte zu initiieren und so viele Menschen wie möglich von unserer Vision zu begeistern. Im besten Fall mündet diese Begeisterung in eigene Aktivitäten, die den Tieren unserer Wälder wieder mehr Bewegungsfreiheit schenken. Eine Freiheit, die für viele Arten überlebensnotwendig ist. Denn eines ist sicher: Wenn wir die biologische Vielfalt unserer Heimat erhalten wollen, müssen wir Tieren und Pflanzen wieder mehr Raum zum Leben geben. Das Rettungsnetz für die Wildkatze wird dabei helfen. Christiane Bohn … koordiniert das BUND-Projekt »Wildkatzensprung«, gefördert vom BfN im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (mit Mitteln des Umweltministeriums).
Frank Meyer, RANA
Die Hohe Garbe mit ihrem alten Auwald schiebt sich wie eine Halbinsel in die Elbe. Im Hintergrund liegen die der Elbe wieder angegliederten Auenflächen bei Lenzen.
Lebensader Fluss
Lebendige Auen für die Elbe Ein Auwald soll wieder von Elbwasser durchströmt werden – und Verbindungen zu anderen Auwaldresten schaffen. Über ein neues BUND-Projekt bei Lenzen.
W
ie ein blaues Band durchziehen und vernetzen Bäche und Flüsse unser Land. Das Kommen und Gehen des Wassers sorgte an ihren Ufern für ein kleinräumiges Mosaik von Kies- und Sandbänken, feuchten Senken oder dichten Auwäldern – und so für die artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Doch rund 90 Prozent der naturnahen Auen sind durch Deichbau, Landwirtschaft und Siedlungen verloren gegangen. Nur wenige intakte Auen säumen heute noch die Flüsse – Refugien für bedrohte Arten wie Fischotter, Flussuferläufer oder Grüne Keiljungfer. Diese meist geschützten Oasen liegen oft weit auseinander. Vielen Arten gelingt es nicht mehr, von einer zur nächsten zu gelangen, sich genetisch auszutauschen und zu verbreiten. Eines der verbliebenen Auenjuwele ist die »Hohe Garbe« im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Wie eine Halbinsel schiebt sie sich an der Grenze von Sachsen-Anhalt zu Niedersachsen in den Fluss. »Wer es in die Hohe Garbe geschafft hat, war eigentlich schon im Westen«, erzählen die Anwohner. Die Hartholz-Aue im Schatten der innerdeutschen Grenze blieb über Jahrzehnte fast unberührt. Eichen und Flatterulmen mit viel Alt- und Totholz bieten Mittelspecht, Schwarzstorch und Teichfledermaus bis heute Lebensraum.
Auen wiederbeleben Grund genug für den BUND, sich an diesem Teil des Grünen Bandes besonders zu engagieren. »Seit der Wende war klar: Wir müssen die einmaligen Flächen in der Hohen Garbe erhalten und weiterentwickeln«, sagt Dieter Leupold vom BUND Sachsen-Anhalt. »Und wir wollen sie mit anderen intakten Auen der Region vernetzen.« So entstand das Projekt »Auenrevitalisierung und Auenverbund an der Unteren Mittelelbe«, kurz »Lebendige Auen für die Elbe«. Das Bundesamt für Naturschutz fördert es seit Ende 2012 mit Geld aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Oberstes Ziel: Die Hohe Garbe wieder an die natürliche Dynamik der
Elbe anzuschließen und naturnahe, auentypische Wasserverhältnisse zu schaffen. Dazu ist der BUND zusammen mit dem Trägerverbund Burg Lenzen und weiteren Partnern aktiv. »Ein alter, teils löchriger Sommerdeich trennt die Hohe Garbe derzeit noch von der Elbe«, berichtet Leupold, der das Projekt koordiniert. »Zeitweise gelangt so Wasser in den Auwald, doch kann es kaum wieder abfließen. Stauwasser aber vertragen Eichen und Ulmen nicht auf Dauer.« Der Deich muss also geschlitzt werden, damit die Elbe ungehindert ein- und ausströmen kann. Dafür sollen Wald- und Wiesenflächen erworben werden. »Hier setzen wir auf Einvernehmlichkeit mit den Eigentümern und Nutzern«, so Projektleiterin Christine Kehl. »Wir informieren über den Wert der Hohen Garbe und unser Vorhaben« – um möglichst viele zu bewegen, ihre Flächen zu tauschen oder zu verkaufen. Am gleichen Strang zieht die Verwaltung der Elbe-Biosphäre, die hier eine Kernzone einrichten will.
Auen vernetzen Ein anderer Projektschwerpunkt liegt darin, den Auwald der Hohen Garbe mit anderen Waldresten der Elbaue zu vernetzen, etwa den stromabwärts liegenden neuen Auenflächen bei Lenzen – hier hat der BUND einen Deich zurückverlegt – oder dem vom Fluss abgeschnittenen »Elbholz« im Wendland. Weiter wollen wir den gesellschaftlichen Wert intakter Auen untersuchen. Und wir möchten die Hohe Garbe und die Besonderheit von Auen erlebbar machen – auf einem Gelände rund um das Besucherzentrum auf Burg Lenzen. Das Projektgebiet wird so ein weiteres lohnendes Ausflugsziel am Grünen Band. Katrin Evers … betreut die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des ElbeGarbe-Projekts. Mehr dazu: www.bund.net/elbauen
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Bedrohter Biotopverbund
Grüner Wall im Westen Mit riesigem Aufwand befestigte Nazideutschland einst seine Westgrenze. Was die Alliierten vom »Westwall« übrig ließen, wird seither planvoll eingeebnet. Ein über Jahrzehnte gewachsener Biotopverbund ist dadurch in Gefahr.
R
und 630 Kilometer reihen sich an der einstigen Westgrenze des Deutschen Reichs die Ruinen und Überreste von Bunkern, Laufgräben, Panzersperren und Unterständen. Ein typisches Beispiel: Bei Echternacherbrück ragt nackter Beton aus dem Waldboden. Rostige Moniereisen treten aus dem Moos hervor, das die abgesprengte Bunkerdecke überwuchert. Neben seltenen Moosen und Flechten fühlen sich hier auch Wildkatzen und Fledermäuse wohl – sie nutzen die Ruine als Unterschlupf. Inmitten einer offenen Agrarlandschaft können scheue Tiere wie die Wildkatze von hier aus ihren weiteren Weg überblicken. Das erleichtert ihre Wanderung und damit den genetischen Austausch zwischen verschiedenen Lebensräumen.
Natur- und Denkmalschutz Bis heute werden die Überreste alter Bunkeranlagen zertrümmert und mit Erde bedeckt. Die Begründung: Spaziergänger oder spielende Kinder könnten sich verletzen, Stichwort: Verkehrssicherung. Doch mehr und mehr Menschen setzen sich dafür ein, den einstigen Westwall zu erhalten. Schon in den 1970er Jahren begann sich der BUND Pirmasens zu engagieren. Mit Projekten in NordrheinWestfalen und im Saarland bleibt der BUND am Ball: Bunker werden kartiert, die ökologische Vielfalt rund um die Ruinen erfasst. Teilweise hat in den Behörden nun ein Umdenken eingesetzt. So steht der Westwall in
Baden-Württemberg seit 2005 unter Denkmalschutz. In Rheinland-Pfalz bewahrt die Kategorie »Streckenund Flächendenkmal« seit 2008 die Anlagen vor dem Totalabriss. Nicht so im Saarland und in NRW. Hier ist der Status weiter ungeklärt, und die Ruinen bleiben – samt Biotopverbund – akut gefährdet.
Alternativen gesucht Um der Verkehrssicherung Genüge zu tun, erprobt der BUND in Rheinland-Pfalz zur Zeit Alternativen, die dem Natur- und Denkmalschutz besser entsprechen. Als einziger Landesverband widmet sich der BUND hier auch dem Denkmalschutz. Seit 2010 gibt es in Trier ein Projektbüro. Es entwickelt neue Maßnahmen für die Verkehrssicherung, koordiniert ihre Umsetzung an ausgewählten Ruinen und berät die Landesbehörden in puncto Westwall. Unser Ziel ist es, einen länderübergreifenden Biotopverbund aufzubauen, ähnlich dem Grünen Band und offiziell anerkannt und unterstützt von den Eigentümern und zuständigen Ämtern. Teilweise scheint der Weg dorthin noch weit. Nicht so in Rheinland-Pfalz, das eine Landesstiftung »Grüner Wall« plant – vom Westwall zum Grünen Wall im Westen. Eva-Maria Altena Kontakt zur Projektleiterin: Tel. (0651) 48455, eva-maria. altena@bund-rlp.de, gwiw.bund-rlp.de
Mit über 20 000 Bunkern versah Nazideutschland einst seine Westgrenze. Wo Panzersperren die Zeit überdauerten – wie an dieser Höckerlinie in der Eifel (links) –, ist ein Biotopverbund entstanden. Rechts die Bunkerruine bei Echternacherbrück, die auch Wildkatzen als Unterschlupf nutzen.
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BUNDmagazin [2-14]
Blaupause Grünes Band
Modell für Europa Über den ganzen Kontinent hinweg will die Europäische Union natürliche Lebensräume verbinden. Als Muster dieser grünen Infrastruktur dient ihr das Grüne Band vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer.
ast 30 Prozent der EU sind durch Straßenbau, Verstädterung und technischen Hochwasser- und Lawinenschutz stark zerschnitten. Allein von 1990 bis 2003 wurden rund 15 000 Autobahnkilometer neu gebaut, über 8 000 km² in nur einem Jahrzehnt unter Beton begraben. Wichtige Lebensräume sind zwar im Netzwerk »Natura 2000« geschützt, doch die Mitgliedsstaaten erlauben hier immer wieder Ausnahmen. Auch innerhalb der Städte verschwindet mehr und mehr Grün unter Straßen und Häusern. Mit der 2011 verabschiedeten EU-Strategie zur biologischen Vielfalt haben sich die Mitgliedsstaaten verpflichtet, bis 2020 »Ökosysteme und ihre Dienstleistungen zu erhalten und durch grüne Infrastrukturen sowie die Wiederherstellung von mindestens 15 Prozent der verschlechterten Ökosysteme zu verbessern.«
Grünes Netzwerk »Grüne Infrastruktur« meint den Verbund von Schutzgebieten wie auch der Landschaft zwischen den Schutzgebieten. Miteinbezogen ist zudem städtisches Grün wie Parks, Grünanlagen und sogar begrünte Dächer. Ziel ist es, die vielfältigen Leistungen der Natur zu erhalten und zu nutzen – von ihrer kühlenden, luftreinigenden und wasserspeichernden Wirkung über die Bewahrung von Lebensräumen und Ausbreitungswegen der Tiere und Pflanzen bis zur Hochwasservorsorge oder dem Klimaschutz. Ferner plant die EU als Gegenstück zur europäischen Verkehrsinfrastruktur ein Netzwerk des Biotopverbundes zu schaffen. Es soll zerschnittene Räume wiederverknüpfen und den heutigen Biotopverbund dauerhaft vor Zerstörung schützen. Die Europäische Kommission erarbeitet derzeit eine Strategie für das grüne Netzwerk. BUND und Friends of the Earth Europe beteiligen sich intensiv, um diese Vision nach der Europawahl zu verwirklichen.
Grünes Band als Blaupause Fast 40 Jahre lang teilte der Eiserne Vorhang nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Auf über 12 500 Kilometern verknüpft das Grüne Band Europa heute vom arktischen Norden bis in den mediterranen Süden fast alle Naturräume des Kontinents. In 24 Staaten bildet es so die biologische Vielfalt Europas ab. Das Grüne Band ist damit die perfekte Blaupause, um grenzüberschreitend beim Schutz unseres Natur- und Kulturerbes zu kooperieren. Zum Aufbau einer grünen Infrastruktur bietet es – als Rückgrat eines Biotopverbundes quer über den Kontinent – herausragende Ansatzpunkte.
Josef Limberger
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Tatsächlich konnte der BUND die EU-Kommission davon überzeugen, das Grüne Band Europa als das Modellprojekt auszuwählen. Mehrfach präsentierten wir seitdem in Brüssel seine vielfältigen Potenziale. Wir diskutierten mit EU-Parlamentariern und Vertretern der Regionen. Und wir sprachen mit dem Direktor der Generaldirektion Umwelt, Karl Falkenberg, der für die EU zusagte, das Grüne Band Europa politisch umfassend zu unterstützen. Einer seiner Mitarbeiter untermauerte die herausragende Stellung des Projekts für die grüne Infrastruktur auf einer Konferenz des transnationalen »GreenNet«, an dem der BUND maßgeblich beteiligt ist. Schließlich ließ EU-Umweltkommissar Janez Poto nik auf eine aktivere Rolle der EU hoffen, als er sich 2013 auf einer Fachtagung zu »10 Jahre Grünes Band Europa« per Videobotschaft zuschaltete. Auch auf nationaler und regionaler Ebene rückt die »grüne Infrastruktur« in den Fokus. Denn eine Umsetzung hängt entscheidend von den Mitgliedsländern der EU ab, die das Grüne Band als Kernstück dieser Infrastruktur in ihre Raumplanung integrieren müssen. Hierfür wird sich der BUND weiter einsetzen. Liana Geidezis und Magnus Wessel Liana Geidezis leitet das BUND-Projekt Grünes Band, Magnus Wessel die Naturschutzpolitik des BUND. www.europeangreenbelt.org / www.gruenesband.info
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AKTION
Jakob Huber/Campact
8. April vor dem Kanzleramt: Protest gegen den Kabinettsentwurf zur EEG-Reform.
Energiewende nicht abbremsen! nfang April beschloss die Bundesregierung ihren Entwurf zur Reform des ErneuerbareEnergien-Gesetzes (EEG). Vollmundig verkündete Sigmar Gabriel einen »Neustart bei der Energiewende«. Das Gegenteil ist der Fall: Droht doch die Reform zu einem Instrument zu verkommen, das Industrie und konventionelle Stromerzeuger subventioniert.
in erneuerbare Energien investieren möchten. Das müssen wir verhindern!
Zwar konnten die Bundesländer einige Nachbesserungen erreichen. Doch grundsätzlich bleibt es dabei: Der Ausbau der Erneuerbaren wird künftig gedeckelt. Statt die großen Stromverbraucher in geringerem Umfang von der Zahlung der EEGUmlage auszunehmen, werden die Ausnahmen auf dem gleichen Niveau fortgesetzt – und die Verbraucher dafür wie bisher zur Kasse gebeten. Sogar Braunkohle-Tagebaue sollen weiter von der Zahlung der EEG-Umlage befreit bleiben.
Wir fordern: • Keine Geschenke für Industrie und Stromkonzerne: Beschränken Sie die Ausnahmeregelungen für die EEG-Umlage! • Bürgerenergie nicht abwürgen: Verzichten Sie auf die verpflichtende Direktvermarktung und einen Wechsel zu dem für die Bürgerenergie ungeeigneten Ausschreibungsmodell. • Weg mit dem Deckel für Wind und Sonne!
Zudem will die Bundesregierung für die Förderung der Erneuerbaren ab 2017 bürokratische und komplizierte Ausschreibungsmodelle entwickeln. Gerade kleinere Privatinvestoren, die hierzulande über die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren erzeugen, stellt dies vor unlösbare Finanzierungsprobleme. Schon durch die Ankündigung dieses Systemwechsels werden all jene verunsichert, die
Nehmen Sie an unserer Online-Aktion teil: Mailen Sie an die Vorsitzenden und energiepolitischen SprecherInnen der Fraktionen im Bundestag!
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BUNDmagazin [2-14]
Nun sind die EnergiepolitikerInnen des Bundestags gefragt, die Fehler des Regierungsentwurfs zu beseitigen und ein Gesetz zu formulieren, das die Energiewende beschleunigt – statt sie abzuwürgen – und die Kosten gerechter verteilt.
Und drucken Sie sich Unterschriftslisten aus und sammeln Sie Unterschriften!
www.bund.net/aktion
Schadstoffe meiden
GUT LEBEN
Sorglos durch die Schwangerschaft Schwangere sollten ganz besonders darauf achten, den Kontakt mit Schadstoffen möglichst zu vermeiden. Die wichtigsten Tipps hat der BUND in einem Faltblatt zusammengefasst.
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erdende Mütter wollen nur das Beste für ihr Baby. Und verzichten daher in der Schwangerschaft auf Alkohol, Zigaretten und bestimmte Lebensmittel. Weniger bekannt ist, dass auch Alltagschemikalien die Entwicklung des Ungeborenen gefährden können. Der BUND informiert in einem neuen Faltblatt * über eine schadstofffreie Schwangerschaft – mit Tipps, die auch Eltern von Kleinkindern beherzigen sollten, sowie Menschen, die sensibel auf Chemikalien reagieren. [* www.bund.net/schwangerentipps; Bezug: BUNDVersand, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bundladen@bund.net]
Ungeborene besonders gefährdet Föten im Mutterleib reagieren besonders empfindlich auf Schadstoffe. Vor allem Chemikalien, die wie Hormone wirken, sind ein Problem: denn das Hormonsystem steuert die gesunde Entwicklung des Körpers. Hormonell wirksame Stoffe können hier »dazwischenfunken«. Gesundheitliche Probleme äußern sich oft erst Jahre oder Jahrzehnte später. Die Weltgesundheitsorganisation vermutet einen Zusammenhang mit Krankheiten, die in den letzten Jahrzehnten weltweit gehäuft auftreten. Dazu gehören hormonbedingte Krebsarten wie Brust-, Hoden- und Prostatakrebs, eine reduzierte Spermienqualität oder Lern- und Gedächtnisprobleme.
Obst und Gemüse aus Bio-Anbau ist frei von Pestiziden. Dagegen sollten Sie Raubfische und langlebige Meeresfische, die am Ende der Nahrungskette stehen, vom Speiseplan streichen: In Heilbutt, Schwert- oder Thunfisch reichert sich Quecksilber an. Auch fette Fische wie Lachs, Hering und Aal sollten Sie nur in Maßen essen, da sie langlebige Schadstoffe enthalten können.
Fünf Tipps, wie Sie Schadstoffe vermeiden • Minimieren Sie den Kontakt mit Chemikalien: Vermeiden Sie Spraydosen, Haarfärbemittel, Farben, Lacke. • Bevorzugen Sie Produkte mit Umweltsiegeln wie dem Blauen Engel oder der EU-»Euroblume«. • Lüften Sie Ihre Wohnung mehrmals täglich für etwa fünf Minuten und saugen Sie regelmäßig Staub. • Nutzen Sie die BUND-ToxFox-App oder unser OnlineFormular, um Körperpflegemittel ohne hormonell wirksame Stoffe auszuwählen: www.bund.net/toxfox • Bei Babykleidung ist Secondhand eine gute Wahl. Die Kleinen wachsen ohnehin schnell aus allem heraus. Und bei gebrauchten Sachen sind eventuelle Schadstoffe meist schon ausgewaschen. Sarah Häuser … ist Mitarbeiterin des BUND-Chemieteams.
Richtig vorbereiten Die Vorfreude ist groß, ein Kinderzimmer wird eingerichtet, die Wände frisch gestrichen, neue Möbel angeschafft. Doch Vorsicht: In Farben, Lacken, Klebern, Möbeln und Baumaterialien lauern Schadstoffe, denen sich eine Schwangere nicht aussetzen sollte. Das Renovieren sollte sie daher anderen überlassen. Perfekt ist, wenn die Arbeiten frühzeitig beendet sind. So kann die Wohnung noch auslüften. Denn auch das Baby sollte nicht in ein frisch renoviertes Zimmer einziehen. Beim Wohnungsputz sollten Sie es ebenfalls nicht übertreiben: Viele Chemikalien in Reinigungsmitteln sind gefährlich für Umwelt und Gesundheit. Sie können Haut und Atemwege reizen sowie Allergien auslösen. Ein milder Allzweckreiniger und ein Essig- oder Zitronenreiniger reichen meist aus. Duftstoffe sowie antibakterielle und bleichende Zusätze sind überflüssig und können der Gesundheit schaden. Frauke Weinholz
Guten Appetit Konservendosen enthalten in ihrer Innenbeschichtung meist den hormonellen Schadstoff Bisphenol A, der auf den Inhalt übergehen kann. Besser sind frische, selbst gekochte Speisen und abwechslungsreiche Kost.
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E. Dornblut
BIOSPHÄR E
Morgens ganz im Süden des Schaalsees bei Zarrentin.
Schaalsee
Kleinod mit Perspektive Agrarwüste und vielfältige Natur – selten prallen Gegensätze so direkt aufeinander wie am Ostufer des Schaalsees, am Grünen Band in Mecklenburg. Obwohl als Modellregion ausgewiesen, ist ein nachhaltiges Wirtschaften hier von vornherein nur auf Teilflächen möglich.
M
itten durch den Schaalsee verlief einst die innerdeutsche Grenze. Als der Eiserne Vorhang fällt, zählt die Region östlich davon zum Tafelsilber der Deutschen Einheit. Seit 1952 DDR-Sperrgebiet, hat sich im Schatten der Grenzanlagen viel Natur erhalten: nährstoffarme Seen und ihre Verlandungszonen, dazu Moore und Reste naturnaher Laubwälder, verzahnt mit Wiesen und Weiden. Um diesen Schatz – unweit der Ballungszentren Lübeck, Schwerin und Hamburg – vor dem drohenden Ausverkauf zu bewahren, ist nach dem Mauerfall rasches Handeln gefragt. Der DDR-Ministerrat sichert den Norden und Osten des Schaalsees 1990 in seiner letzten Sitzung als Naturpark.
Modellregion mit Geburtsfehler Doch die fast vergessene, äußerst dünn besiedelte Region benötigt mehr Perspektive – beiderseits des alten Grenzstreifens. Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein planen in den 90er Jahren ein länderübergreifendes Biosphärenreservat. Eine handfeste Basis dafür gibt es bereits. Seit 1992 (und bis 2009) fördert das Bundesumweltministerium den Naturschutz mit dem Großprojekt »Schaalsee-Landschaft«: 26 Millionen Euro stehen für den Kauf wertvoller Flächen bereit. Die Landkreise Ludwigslust und Nordwestmecklenburg im Osten haben dafür mit dem Kreis Herzogtum Lauenburg im Westen und der WWF-Umweltstiftung einen Zweckverband gegründet. Doch politische Versäumnisse lassen die Modellregion in Holstein an lokalem Widerstand scheitern. Das im Jahr 2000 gegründete Biosphärenreservat umfasst daher nur die Osthälfte der Schaalseeregion; im Westen
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BUNDmagazin [2-14]
schließt sich der Naturpark »Lauenburgische Seen« an. Die Biosphäre zu komplettieren ist derzeit nicht geplant. Die rot-grüne Landesregierung in Kiel unterstützt aber jedes zarte Pflänzchen einer Neubesinnung vor Ort.
Pufferzone geschaffen Kernstück der Biosphäre ist der namensgebende Schaalsee. Mit 72 Metern ist er der tiefste See Norddeutschlands. Ihn allseitig vor großen Bauprojekten und Nährstoffen aus der Landwirtschaft zu schützen, war das oberste Ziel der Flächenkäufe. Stück für Stück entstand eine Pufferzone, die das Ökosystem Schaalsee dauerhaft bewahren soll. So wird ufernahes Grünland extensiv beweidet, hier grasen viele Bio-Rinder. Auch die Forstwirtschaft hat sich angepasst: Die Wälder von Zweckverband und Land (größter Waldbesitzer vor Ort) tragen das FSC-Siegel für nachhaltige Waldnutzung. Ein guter Puffer tut not: Ist das Biosphärenreservat Schaalsee doch das einzige bundesweit mit sehr guten Böden. Über die Hälfte seiner Fläche wird intensiv beackert. Biobauern sind auf den oft riesigen Schlägen die absolute Ausnahme. Die Landwirte haben es schlicht nicht nötig, zum anspruchsvolleren Ökolandbau zu wechseln und mehr auf Direktvermarktung zu setzen. Für das Ziel, am Schaalsee ein Vorbild an Nachhaltigkeit zu schaffen, ist das fatal. Doch der Verwaltung der Biosphäre sind praktisch die Hände gebunden, die Weichen der Agrarpolitik werden in Brüssel gestellt. Einzige Nutznießer der deckungsarmen Agrarwüsten sind Wintergäste wie Kranich, Sing- und Zwergschwan oder Bläss- und Saatgans, die beim Fressen und Ruhen viel Übersicht zu schätzen wissen.
S. Hoffmeister
Kraniche rasten nicht nur am Schaalsee, sie brüten auch, wo immer sich ein Nistplatz bietet.
Patient Schaalsee
Wertschöpfung
Mehr Einfluss hat das Biosphärenamt auf den 47 Prozent Fläche, die nicht beackert werden. Als Fachbehörde für Naturschutz kann es viele Aktivitäten im Sinne der Modellregion steuern. Beispiel Schaalsee: Hier strebt das Amt derzeit das Bio-Siegel für die drei verbliebenen Fischer an, womit (bundesweit erstmalig) eine ganze Seefischerei zertifiziert wäre. Zweitens plant es die Große Maräne in der hier ursprünglichen Form wiedereinzubürgern. Beim Wiederbesatz des wertvollen Speisefisches war lange nicht auf die richtige Herkunft der Jungtiere geachtet worden. Vor allem aber soll der Schaalsee wieder – über Schaale und Elbe – in die Nordsee entwässern können. Seit 90 Jahren unterbindet dies ein Kanal, der das Wasser des Sees zum tiefer gelegenen Ratzeburger See (und somit Richtung Ostsee) führt. Das bisschen Energie, das ein altes Wasserkraftwerk dadurch erzeugt, steht in krassem Missverhältnis zum ökologischen Schaden am Schaalsee. Seit 15 Jahren versucht das Amt diese »Katastrophe« rückgängig zu machen. Immerhin soll noch in diesem Jahr ein Wehr an der Schaale wieder für den Aal und andere Fische passierbar werden.
Nachhaltige Landnutzung und intakte Natur – davon sollen die Menschen in der Biosphäre profitieren. Als Reiseziel für Naturliebhaber bietet der Schaalsee schon heute viel. Schöne Infotafeln und reich beschilderte Wander- und Radwege führen durchs Gelände. Zur Wertschöpfung trägt auch die Regionalmarke »Für Leib und Seele« bei. Das Biosphärenamt hat ein Netzwerk von 83 Partnern geknüpft und fördert den Wandel von einem Herkunfts- zu einem Qualitätssiegel. Vorreiter sind die »Gläserne Molkerei« mit Hofladen in Dechow oder die Bio-Fleischerei mit Schlachthof in Gallin. Leider bieten nur wenige örtliche Gastronomen deren Produkte bisher an. Tausende Besucher lockt der monatliche Markt der Biosphäre in Zarrentin. Über 30 Direktvermarkter verkaufen hier, vor dem Infozentrum »Pahlhuus«. Mit seiner runderneuerten Ausstellung bleibt das Haus erster Anlaufpunkt für Besucher des Schaalsees. Und stärkt die Identität einer Region, die nach Jahrzehnten am Todesstreifen vieles aufzuholen hat. Die Biosphäre liefert ihr dafür eine zeitgemäße Perspektive. Severin Zillich
S. Hoffmeister, A. Dürst, K. Didt (v. l.)
Von links: Der Biosphärenmarkt am Infozentrum Pahlhuus. Von hier aus beginnen Ranger Exkursionen in ein nahes Kalkmoor. Die Natur am Ostufer des Schaalsees ist vielfältig. So haben Fischotter ringsum alle passenden Reviere besetzt.
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Urteil zur Elbvertiefung
ZU R ZEIT
Siegt die Vernunft? Beim Thema Elbvertiefung stehen sich Befürworter und Gegner meist unversöhnlich gegenüber. Im Juli will das Bundesverwaltungsgericht eine Entscheidung treffen. Dabei geht es um mehr als die Wahl zwischen den Arbeitsplätzen im Hafen und dem seltenen Schierlings-Wasserfenchel.
S
pricht Manfred Braasch über die Elbe bei Hamburg, kommt er regelmäßig ins Schwärmen. Der Landesgeschäftsführer des BUND erzählt dann von Salzwiesen und Süßwasser-Watten, von Wanderfischen wie Lachs und Meerforelle oder vom Schierlings-Wasserfenchel, der weltweit nur in der Unterelbe vorkommt. Wo die Elbe in die Nordsee mündet, liegt ein einzigartiges Naturrefugium und Deutschlands längstes und größtes Ästuar. Hier gibt es wertvolle Reste ursprünglicher Tide-Auwälder, Deichvorland und Flussinseln mit seltenen Tieren und Pflanzen. Nicht ohne Grund hat die Europäische Union die Unterelbe und ihre Ufer von Hamburg bis zur Nordsee per Fauna-Flora-HabitatRichtlinie geschützt.
steigen die Hochwasserstände. Die Niedrigwasserstände sinken so stark, dass Nebenflüsse verlanden und Uferbereiche täglich mehrere Stunden trockenfallen. Mit den Flachwasserzonen verschwinden wertvolle Laichgebiete für Fische, Röhricht wird freigespült, bei wenig Strömung verschlickt der Gewässergrund. Seit der letzten Elbvertiefung 1999 kommt es verstärkt zu »Sauerstofflöchern«: Oft hat das Flusswasser weit unter 3 Milligramm Sauerstoff pro Liter. Selbst die unempfindlichen Aale verenden dann tonnenweise. Wissenschaftler befürchten, die Elbe könne bei einer weiteren Vertiefung im Sommer komplett »umkippen« und zur lebensfeindlichen Kloake werden.
Ausbau vorläufig gestoppt Elbe bald eine Kloake?
Frank Allmer, J. Neubecker (o.)
Der SchierlingsWasserfenchel – und die Elbinsel Pagensand.
Die größte Gefahr für die Elbe und ihre Auen sind das enge Korsett der Deiche, die Industrieanlagen am Fluss und vor allem der Hamburger Hafen, der ein immer breiteres und tieferes Fahrwasser beansprucht. Bereits vor 200 Jahren wurde die Unterelbe ab Hamburg das erste Mal ausgebaggert. Ging es damals um eine durchgängige Tiefe von 5,4 Metern, planen Politik und Hafenwirtschaft inzwischen mit 18,2 Metern. Die Folgen dieser ständigen und gravierenden Eingriffe in das Ökosystem Elbe sind offensichtlich. Mit dem größeren Flussquerschnitt
Grund genug also für den BUND, eine erneute Ausbaggerung zu verhindern. Seit 2006 begleiten wir die Planung und weisen auf Ungereimtheiten, fehlende Gutachten und nicht bedachte Umweltfolgen hin. Im Bündnis »Lebendige Tideelbe« konnten wir (mit NABU und WWF) das Verfahren bis vors Bundesverwaltungsgericht bringen. Zum Entsetzen von Hafenwirtschaft und Teilen der Politik stoppte es die Pläne im Oktober 2012 vorläufig. Erst seien Fragen des Arten- und Gewässerschutzes zu klären, bevor Baumaßnahmen Fakten schaffen. Im Juli kommt es zur Verhandlung. Sicher ist: Hier geht es nicht um »Arbeitsplätze oder Wasserfenchel«. Auch ohne eine weitere Elbvertiefung lassen sich die Erfordernisse der Schifffahrt gemeinsam mit den norddeutschen Seehäfen perfekt organisieren. Denn die meisten Schiffe werden Hamburg auch künftig anlaufen können. Nur die (ganz selten voll beladenen) Containerriesen der allerneuesten Generation müssten ihre Fracht zumindest teilweise schon in Wilhelmshaven löschen. Dieser Hafen wurde extra für solche Fälle geplant und kürzlich mit über einer Milliarde Euro öffentlicher Mittel fertiggestellt. Wegen der Konkurrenz unserer Seehäfen werden dort derzeit nur ein bis zwei Schiffe pro Woche abgefertigt. Höchste Zeit, den föderalen Ausbauwahn an unseren Flüssen zu beenden und Bund und Länder auf ein nationales Hafenkonzept zu verpflichten. Von der Umsetzung der BUND-Vorschläge – wir fordern zur Kooperation der Häfen und gezielten Investitionen in deren Hinterland auf – würde die Natur und die ganze deutsche Wirtschaft profitieren. Paul Schmid … betreut die Pressearbeit des BUND Hamburg.
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BUNDmagazin [2-14]
Etappensieg im Südharz
Bohren verboten Der »Alte Stolberg«, ein bewaldeter Höhenzug im Thüringer Gipskarst, steht großteils unter Naturschutz. Doch der Bergbaukonzern Knauf will auch geschützte Bereiche für den Gipsabbau erschließen. Der BUND wehrte sich – mit Erfolg.
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ber Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen hinweg erstreckt sich als schmales Band der »Südharzer Gipskarstgürtel«. Da das oberflächlich anstehende Gipsgestein intensiv verkarstet, vereint das Gebiet unterschiedlichste Biotope auf engstem Raum. Eine Besonderheit stellt der »Alte Stolberg« dar, mit seinen Schluchtwäldern, Trockentälern, Gipsbuckeln und -felsen, Höhlen und Quellgebieten. Dieser Höhenzug ist das größte zusammenhängende Waldgebiet im Thüringer Gipskarst. Ungeachtet seiner Bedeutung für den Naturschutz ist der Karstgürtel im Visier der Gips verarbeitenden Industrie. Was vor dem 2. Weltkrieg mit einem kleinen Steinbruch im Bereich des »Alten Stolbergs« begann, hat heute riesige Ausmaße angenommen.
Abbau im Naturschutzgebiet? Zu DDR-Zeiten wurde der »Alte Stolberg« partiell als Naturschutzgebiet gesichert. Als nach 1990 Teile des Waldes zum Verkauf ausgeschrieben waren, verzichtete die öffentliche Hand auf ihr Vorkaufsrecht – zugunsten der Firma Knauf. Diese konnte ein 315 Hektar großes Bergwerksfeld erwerben und verfügt heute nach eigenen Angaben über eine Rohstoffbasis von 50 Millionen Tonnen. 1999 wies der Freistaat Thüringen das 623 Hektar große Naturschutzgebiet (NSG) »Alter Stolberg« aus und meldete es zudem als FFH- und Vogelschutzgebiet an die Europäische Union. Ein scheinbar guter Kompromiss zugunsten der Natur. Doch Knauf ist sein Bergwerksfeld nicht genug. Zur »Flächenoptimierung« will Knauf über seine Grenzen hinaus auch im NSG Gips und Anhydrit abbauen. Als Ausgleich bietet Knauf an, vereinzelte Randflächen des Feldes dem Naturschutz zu überlassen. Ein Rahmenbetriebsplan soll die neue Abbauführung regeln, wofür Knauf Erkundungsbohrungen im NSG beantragte. Doch der BUND Thüringen konnte nachweisen, dass kein öffentliches Interesse daran besteht, die NSG-Verordnung aufzuweichen. Zumal Knauf noch über Rohstoffvorräte für mindestens 50 Jahre verfügt.
Der Alte Stolberg in Thüringen ist ein landschaftliches Kleinod. Selbst dort, wo er unter Naturschutz steht, bedroht ihn der Rohstoffhunger der Gipsindustrie.
Präzedenzfall für Thüringen. Da Knauf weitere Flächen im Südharzer Gipskarst besitzt, hätte eine andere Entscheidung fatale Folgen für die bundesweit einzigartige Karstlandschaft gehabt. Wer vor dem Rohstoffhunger der Industrie zurückweicht, opfert diese Landschaft der Produktion billiger Gipskartonplatten. Der Karstgürtel hat das nicht verdient! Ziel des BUND Thüringen ist es, den Karst mit dem Prädikat »UNESCO-Welterbe« als Biosphärenreservat zu entwickeln. Nur so könnten mehr Menschen vor Ort von dem Wert dieser Landschaft tatsächlich profitieren – durch eine nachhaltige Nutzung und regionale Wirtschaftskreisläufe. Die Gipsindustrie leistet dazu keinen überzeugenden Beitrag. Burkhard Vogel
Biosphäre statt Gipskartons Die zuständige Naturschutzbehörde folgte unseren Argumenten und untersagte die Bohrungen. Diese Entscheidung ist nicht nur ein Meilenstein im Kampf für den Schutz des »Alten Stolbergs«. Er ist auch ein
… ist Geschäftsführer des BUND Thüringen.
Mehr dazu: www.bund-nordhausen.de
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Paul Riederer, langjähriger Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Landshut, in der »Ochsenau« im Norden des Schutzgebietes.
K. Schertler
Stephan
ZU R ZEIT
Gebietsbetreuer Philipp Herrmann (im Hintergrund rechts) auf einer Frühlingsexkursion mit angehenden Biobauern.
Militärische Folgelandschaft
Wandern, wo die Unken rufen Vom militärischen Übungsgelände zum Erholungs- und Naturschutzgebiet – diese Entwicklung hat ein 280 Hektar großes Areal im Osten der niederbayerischen Stadt Landshut genommen. Eine BUNDKreisgruppe setzt sich seit vielen Jahrzehnten für den Schutz der wertvollen Fläche ein.
Ü
ber 100 Jahre lang wurde er militärisch genutzt, der ehemalige Standortübungsplatz Landshut. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1880 zurück. Vom Exerzierplatz des 2. Königlich-Bayerischen SchwereReiter-Regiments wurde er zum Übungsgelände der deutschen Wehrmacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg übte hier die US-Armee und ab 1968 dann eine Panzereinheit der Bundeswehr. Seine militärische Vergangenheit macht das Gelände für den Naturschutz so ungewöhnlich wertvoll: Zum einen blieb es, abgesehen vom zeitweiligen Übungsbetrieb, weitgehend ungestört. Zum anderen sind viele besondere Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten überhaupt erst durch die Übungen entstanden.
Unermüdlich eingesetzt Gemeinsam mit der Bundeswehr pflegte die Kreisgruppe Landshut des BUND Naturschutz über 20 Jahre lang das Areal, im Sinne des Arten- und Biotopschutzes. Aus Rücksicht auf die Natur wurde der intensive Übungsbetrieb auf bestimmte, mit dem BUND ausgearbeitete Zonen beschränkt. Nach dem Abzug der Bundeswehr 1994 erwog die Stadt Landshut hier Bauland auszuweisen. Die Kreisgruppe setzte sich vehement dafür ein, das Naturjuwel zu bewahren. Mit der Stadt einigte sie sich schließlich darauf, nur rund 20 Hektar zur Bebauung vorzusehen
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BUNDmagazin [2-14]
und den mit 280 Hektar größten Teil unter Schutz zu stellen. 2001, im Rahmen der Ausweisung zum Naturschutzgebiet, organisierte die BUND-Gruppe ein aufsehenerregendes Kulturprojekt: »Terra incognita«, das Gemeinschaftswerk von 25 Landshuter KünstlerInnen.
Landesweite Bedeutung Den Norden des einstigen Übungsplatzes, das weitläufige Isartal, prägen magere Weideflächen und eingestreute Kleingewässer. Nach Süden geht er in die Steilhänge der Isarleite mit ihren Buchenmischwäldern und vielen Kalktuffquellen über. Noch weiter südlich beginnt ein malerisches Hügelland mit ausgedehnten Weideflächen, unterbrochen von Streuobstwiesen, besonnten Tümpeln und offenen Bodenstellen. Für den Artenschutz ist das vielfältige Gelände überregional bedeutsam: Knapp 600 Pflanzenarten gibt es hier, dazu äußerst seltene Pilze. Zur Fauna zählen über 180 Wildbienenarten, der Deutsche Sandlaufkäfer, Gelbbauchunke und Kammmolch sowie Wespenbussard, Hohltaube und (als Baumbrüter!) die Dohle. Südlich grenzt ein Landschaftsschutzgebiet mit wertvollen Wiesen an. Diese drohten kürzlich in einen Maisacker umgebrochen zu werden. Auch hier reagierte die Kreisgruppe. Mit amtlicher Unterstützung und gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds konnte sie die Wiesen für vorerst zehn Jahre pachten.
Gornicky (2)
Herrmann (2)
Türkenbundlilie und Großblütiger Fingerhut zählen zur reichhaltigen Flora des alten Übungsplatzes.
Den Lebensraum der bedrohten Gelbbauchunke haben früher die Panzer geschaffen. Heute sorgen Naturschützer mit schwerem Gerät für flache Tümpel und Fahrspuren.
Wichtig ist das weitläufige Areal auch als Erholungsgebiet, nicht nur für die Landshuter selbst. Auch deshalb fand es Aufnahme in den Wanderführer »Gerettete Landschaften« (erschienen 2013 im Bergverlag Rother). Das Areal gehört heute der Stadt Landshut und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Seit 2008 hat der einstige Übungsplatz einen Gebietsbetreuer, welcher – als Teil der kommunalen Biodiversitätsstrategie – bei der Stadt Landshut angestellt ist und von der EU gefördert wird. Er gehört zu einem bayernweit agierenden Netz von 36 Gebietsbetreuern, welche sich um besonders wertvolle Landschaften und Schutzgebiete kümmern. Seit 2011 hat Philipp Herrmann ein offenes Ohr für die Anliegen der Grundstückseigentümer, er koordiniert die Schäfer, überwacht die Tier- und Pflanzenwelt und kümmert sich sowohl um das Gebietsmanagement als auch die Pflege der Biotope. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung arbeitet Herrmann eng mit dem BUND Naturschutz zusammen. So bietet er, auch gemeinsam mit Paul Riederer, regelmäßig naturkundliche Exkursionen im Naturschutzgebiet an. Ein Besuch lohnt sich! Termine und weitere Informationen finden Sie unter www.landshut.bund-naturschutz.de
Klaus Leidorf
Gut betreut
Blick von oben auf den Südteil des ehemaligen militärischen Übungsgeländes – von Paul Riederer liebevoll als »Kleine Rhön« betitelt.
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Im Zentrum des GEO-Tags: Haßberge in Unterfranken, betreut vom BUND.
ZU R ZEIT
Truppenübungsplatz Ebern
Zentrum der Artenvielfalt
J
ede Art zählt: »Wie Vielfalt die Natur stabil hält« – so lautet das Motto des GEO-Tags der Artenvielfalt am 14. Juni. Was bedeutet biologischer Reichtum für Lebensräume? Um das im Rahmen der »größten Feldforschungsaktion Europas« herauszufinden, sollen wieder viele
Tausend Kinder und Erwachsene – Laien genauso wie Experten – die Natur vor ihrer Haustür unter die Lupe nehmen. Auch Gruppen des BUND engagieren sich jedes Jahr mit eigenen Aktionen. Der Hauptakt wird diesmal in Unterfranken über die Bühne gehen,
im FFH-Gebiet »Ehemaliger Standortübungsplatz Ebern«. Partner ist das Biodiversitätszentrum des BUND Naturschutz Haßberge. Der bemüht sich seit 2004 darum, das Gelände als Naturschutzgebiet zu sichern. Gerichtlich verhinderte er eine geplante Offroadnutzung. Mit rundum akzeptierten Kompromissen, »Festen für die Natur« und nun der Hauptveranstaltung zum GEO-Tag könnten die Weichen endgültig pro Naturschutzgebiet gestellt sein. Die Ergebnisse der Inventur finden Sie im nächsten BUNDmagazin. Beteiligen Sie sich aktiv am Tag der Artenvielfalt! Nutzen Sie diese Gelegenheit, um mit einer eigenen Veranstaltung auf die biologische Vielfalt Ihrer Heimat aufmerksam zu machen – und Mitstreiter für ihren Schutz zu gewinnen. www.geo.de/artenvielfalt
Truppenübungsplatz Stegskopf
Nationales Naturerbe gesichert
D
Harry Neumann
westerwald. bund-rlp.de
er ehemalige Truppenübungsplatz Stegskopf ist Nationales Naturerbe! Für diesen Erfolg – einen der größten im Naturschutz von Rheinland-Pfalz – hat der BUND viele Jahre gekämpft. Und sich dagegen gewehrt, hier Windräder zu errichten. Bietet das fast 2 000 Hek-
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tar große Gelände doch noch völlig unverbaute Ausblicke. Mit seinen historischen Huteweiden spiegelt es zudem eine Landschaft wider, wie sie vor 100 – 200 Jahren typisch war.
Künftig Biosphäre? Noch ist der Stegskopf Heimat eines Großteils der in Rheinland-Pfalz schutzwürdigen Tiere und Pflanzen. Einige montane Arten leben sogar landesweit nur hier. Der ehemalige Übungsplatz zählt zum FFH-Gebiet »Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes« und zum europäischen Vogelschutzgebiet »Westerwald«. Der BUND schlägt gemeinsam mit anderen Umweltverbänden vor, dieses herausragende Netz von Schutzgebieten im Dreiländereck mit NRW und Hessen zu einem länderübergreifenden Biosphärenreservat zu entwickeln.
180 Vogelarten wurden am Stegskopf schon beobachtet, darunter 19 europaweit geschützte wie Schwarzstorch, Bekassine, Haselhuhn oder Rotmilan. Auch vier seltene Tagfalter genießen europäischen Schutz. Zu den besonders geschützten Lebensräumen zählen vegetationsreiche Fließgewässer, trockene Heiden, Borstgrasrasen und Bergmähwiesen, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Moor- und Auenwälder sowie artenreiche Magerweiden, Röhrichte und Quellen. Schließlich zeugen Vorkommen der Wildkatze und vieler Fledermausarten von der großen Bedeutung des Gebiets. Die Aufnahme in das Nationale Naturerbe krönt den jahrelangen Einsatz der Naturschutzverbände und bestätigt den Wert des Stegskopfes für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Rheinland-Pfalz.
Wertvolle Teile des Westerwalds – wie diese Huteweide – sind nun gesichert.
Energiewende retten
AKTIV
Sonne und Wind statt Atom und Fossile
Länder sind gefordert Auf Kritik stießen unter anderem die Pläne der Bundesregierung, die Fotovoltaik und die Windkraft an Land weniger zu fördern. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger forderte als Redner in Wiesbaden die Bundesländer dazu auf, »jeden Versuch der Bundesregierung, den Ausbau erneuerbarer Energien einzuschränken, klar und deutlich zurückzuweisen. Wenn die Politik den Willen einer Mehrheit der Bundesbürger umsetzen will, dann muss sie auf jeden Fall verhindern,
dass die Energiewende abgewürgt wird. Das ist sie den folgenden Generationen und dem Schutz von Umwelt und Klima schuldig.«
Energiewende zu teuer? Auch landesspezifische Forderungen wurden laut – in Hannover etwa die Schließung der Atomanlagen in Gorleben und des Endlagers Asse. Dazu Jochen Stay von der AntiAtom-Organisation ». ausgestrahlt«: »Wir wollen jetzt raus aus der Atomkraft, nicht erst 2022. Wir wollen ein Kohleausstiegsgesetz und keine neuen Tagebaue. Wir wollen Windund Solarenergie zügig weiter ausbauen – und kein Fracking. Wer behauptet, die Energiewende sei zu teuer, verschweigt, wie teuer uns die Klimakatastrophe und das Atommülldesaster zu stehen kommen.«
energiewende.retten (3)
twa 30 000 Menschen gingen am 22. März für die Energiewende auf die Straße. In sieben Landeshauptstädten – Düsseldorf, Hannover, Kiel, Mainz, München, Potsdam und Wiesbaden – sowie in Freiburg warnten sie davor, die Energiewende zu bremsen. Nötig sei es vielmehr, Wind- und Solarkraftwerke schneller auszubauen und sich rasch von der Atomkraft und fossilen Energieträgern zu verabschieden. Zu den Demonstrationen hatte der BUND mit vielen Verbündeten aufgerufen.
Am 10. Mai fand in Berlin zudem eine Großdemonstration unter dem Motto »Energiewende nicht kentern lassen« statt – nach dem Druck dieses BUNDmagazins. Mehr dazu:
Martina Keller
E
www.bund.net/energiewende
RozsikaMuc1
Tausende BUND-Mitglieder beteiligten sich an den Protesten gegen die Pläne der Bundesregierung, die Energiewende auszubremsen. Von oben im Uhrzeigersinn: Wiesbaden (mit Hubert Weiger), Mainz, Potsdam, Düsseldorf und München.
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AKTIV
Energiesparen im Krankenhaus
Klimamanager/innen gesucht
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er BUND hat ein neues Klimaschutz-Projekt für Krankenhäuser gestartet: »KLIK – Klimamanager für Kliniken«. 50 Krankenhäuser wollen wir so beim Energiesparen unterstützen. Pro Klinik wird dafür ein/e Klimamanager/in ausgebildet. In deutschen Krankenhäusern lässt sich enorm viel Energie sparen, bei den Gebäuden wie auch bei der Technik im Dauerbetrieb. Zehn Pro-
zent CO2-Einsparung sind meist ohne große Investitionen möglich – etwa durch eine angepasste Klimatisierung, sparsamere Beleuchtung oder optimierte Warmwasserpumpen. Auch einfache Änderungen des Verhaltens beim Personal und bei den Patient/inn/en zahlen sich hier oft schon aus. Der BUND Berlin wird die Kliniken mit der Stiftung viamedica als Partnerin bis Ende 2016 begleiten.
Das Bundesumweltministerium fördert KLIK im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative. Infos für interessierte Kliniken unter: www.klik-krankenhaus.de
MarktChecker
Elektrogeräte echt effizient?
Sony Europe Limited
A
, B, C oder D? Zu welcher Energieeffizienzklasse haben Sie beim letzten Lampenkauf gegriffen? Keine Frage, meist lohnt sich der Kauf einer LEDLampe der Klasse A gegenüber einer Halogenlampe der Klasse C oder D – 80 Prozent Energieersparnis machen einen großen Unterschied. Einige dieser Halogenlampen dürften übrigens gar nicht mehr in Umlauf gebracht werden – denn ihr hoher Stromverbrauch zieht uns Verbrauchern das Geld
unvermutet schnell aus der Tasche. Noch liegt manches im Argen bei der Kennzeichnung und gesetzeskonformen Weitergabe von Lampen oder Fernsehern, Kühlschränken und Waschmaschinen. Versäumnisse von Herstellern und Handel führen dazu, dass Europa pro Jahr etwa 100 Terawattstunden mehr Energie verbraucht – 72 Prozent des Strombedarfs aller deutschen Haushalte. Dieser Mehrverbrauch belastet uns Verbraucher und beschleunigt den Klimawandel. BUND und Verbraucherzentrale Bundesverband wollen deshalb mit dem Projekt »MarktChecker« gegensteuern. Zusammen mit 14 europäischen Partnern prüfen wir, ob
Energiewende
Gemeinschaftsprojekt bedroht
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on der Politik ausgebremst, von der Industrie zerredet – die Energiewende ist gefährdet. Sie ist Gemeinschaftsprojekt und Generationenvertrag: Wir heute gestalten und finanzieren den ökologischen Umbau unseres Energiesystems, um Kinder und Enkel vor fundamentalen Risiken zu schützen. Wie führt man die Energiewende zum Erfolg? Das skizziert der BUND in einem Buch, das jüngst im oekom
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verlag erschien, herausgegeben mit dem Verband Deutscher Wissenschaftler. Es zeigt, wie nötig eine langfristig orientierte Politik ist, die endlich auch die Verringerung des Energieverbrauchs in Angriff nimmt. www.bund.net/energiewende-buch
Hubert Weiger u.a. (Hg.): Gemeinschaftsprojekt Energiewende, 2014. 112 Seiten, 14,95 €, oekom
Produkte halten, was sie bezüglich ihrer Energieeffizienz versprechen. Zum Jahreswechsel untersuchten wir in 42 Verkaufsstellen des Onlineund Einzelhandels stichprobenartig die Richtigkeit von Energielabel und Ökodesignvorgaben. Ein erstes Ergebnis: Etwa jeder sechste Fernseher im Einzelhandel erwies sich als nicht korrekt gekennzeichnet. Mit dem Projekt »MarktChecker« wollen wir das Vertrauen in Instrumente wie Energielabel und Ökodesign stärken und gegen schwarze Schafe vorgehen – durch neue Netzwerke, mehr Marktüberwachung und Öffentlichkeitsarbeit. www.bund.net/marktchecker
Mit der Familie im BUND
Geschenk 1 Das Manfred MistkäferMagazin Das Jahresabo des beliebten Mitmach-Magazins für die kleinen Naturfreunde (8 bis 12 Jahre – inkl. Begleitheft für Erwachsene)
Ein Familienausflug in die Natur ist etwas Besonderes. Gemeinsam gibt es viel zu entdecken, verschlungene Waldpfade zu erkunden oder ein Picknick auf der Wiese zu erleben. Auch zu Hause legen viele junge Familien Wert auf ein natürliches Leben, ohne giftige Chemikalien in Textilien und ohne Gentechnik in Lebensmitteln. Die Familienmitgliedschaft im BUND lädt Sie zu spannenden Naturerlebnissen und Aktionen ein. Unsere Ökotipps und aktuelle Artikel im BUNDmagazin unterstützen Sie in Fragen rund um Energiesparen, ökologische Ernährung und Verbraucherschutz. Melden Sie Familienmitglieder nach bzw. stellen Sie auf eine Familienmitgliedschaft um – ganz einfach per E-Mail oder Telefon (rechts). Jede Stimme zählt, damit Natur- und Umweltschutz noch mehr Gewicht erhalten.
Mitglieder werben Mitglieder, damit die BUND-Familie weiter wächst. Unsere Mitglieder garantieren unsere politische und finanzielle Unabhängigkeit von Wirtschaft und Politik. Machen deshalb auch Sie mit und werben Sie neue Mitglieder. Entweder mit dem Coupon (unten) oder unter www.bund.net.
Haben Sie noch Fragen? Telefon: (0 30) 2 75 86-479, E-Mail: mitgliederservice @bund.net
Sommerausflug 2013 im Nationalpark Harz Nach Eingang des ersten Mitgliedsbeitrags senden wir Ihnen dann als kleines Dankeschön das von Ihnen ausgesuchte Geschenk.
Pixelio/Andreas Hermsdorf
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Manfred Mistkäfer
KosmosNaturführer für unterwegs
앬
Fahrradband
앬
AKTIV
Lemgo macht mobil
Wider die Plastikflut
K
Lieber ganz ohne Plastik: Marktleute in Lemgo.
aum zu glauben: Über 200 000 Plastiktüten geben allein die Händler des Lemgoer Wochenmarktes Jahr für Jahr an ihre Kunden aus. Das ergab eine Umfrage der BUNDOrtsgruppe in der ostwestfälischen Kleinstadt. Um die Plastikflut einzudämmen, wendete sie sich an den Sprecher der Marktbetreiber, HansPeter Marx. Der war schnell überzeugt und bat alle KollegInnen, sich an einer Aktion gegen die Plastiktüten zu beteiligen. Mit Erfolg: An jedem der Obst-, Gemüse- und Blumenstände hängt nun ein kleines Plakat des BUND
Lemgo. Es weist darauf hin, dass man den Einkauf gerne auch in mitgebrachte Behälter packt. Und es bittet darum, für Natur und Umwelt auf Plastiktüten zu verzichten. Hans-Peter Marx rechnet vor: »Wird jede ausgegebene Plastiktüte nur zweimal genutzt, würde dies allein in Lemgo 100 000 Plastiktüten sparen.« Initiator Willi Hennebrüder vom BUND Lemgo hofft darauf, die Marktbesucher grundsätzlich zu sensibilisieren: »Es muss doch möglich sein, Korb, Tasche oder Stoffbeutel mitzubringen und sein Obst und Gemüse darin zu verstauen.«
Erfolg von Dauer? 5,3 Milliarden Plastiktüten verbrauchen wir Deutschen jedes Jahr – hergestellt aus rund 230 Millionen Litern Erdöl. Eine riesige Verschwendung, die nicht nur unserem Klima schadet. Das in Lemgo überall prä-
sente BUND-Plakat zeigt Wirkung: Immer mehr Kunden verzichteten auf Plastiktüten, so Marx. Auch packen die Verkäufer ihre Ware nun nicht mehr ungefragt in Plastik ein, sondern bieten alternativ Leinenbeutel an, die ihnen der BUND zur Verfügung gestellt hat. Wichtig ist offenbar auch, dass alle Händler mitmachen. So fehlt an keinem Stand die freundliche Bitte, doch auf Plastiktüten zu verzichten. Alle Beteiligten hoffen, der Plastikverschwendung in Lemgo damit ein dauerhaftes Ende zu setzen. BUND-Gruppen oder Betreiber von Marktständen und Hofläden, die ebenfalls gegen Plastiktüten aktiv werden wollen, können gratis über »kontakt@bund-lemgo.de« Infomaterial und Druckvorlagen ordern. www.bund-lemgo.de
Und wie halten Sie es mit Plastik? Das fragten wir unsere Leser/innen im letzten BUNDmagazin. Die vielen engagierten Zuschriften finden Sie hier: www.bund.net /leserumfrage ; desgleichen unsere neue Frage an Sie: Energiesparen ist der Schlüssel zur Energiewende. Die Bandbreite persönlicher Maßnahmen ist groß. Was tun Sie, um keine Energie zu verschwenden? Berichten Sie uns!
Ich wurde geworben. Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark und werde jetzt BUNDmitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag: (mind. 50 €) .................................................................. 앬 Einzelmitglied 앬 Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) .................................................................. 앬 Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) .................................................................. (einmalig mind. 1500 €) .................................................................. 앬 Lebenszeitmitglied
Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Jede Stimme zählt! Name/Geburtsdatum
Name/Geburtsdatum
Zahlungsweise: 앬 jährlich 앬 halbjährlich 앬 vierteljährlich Name/Geburtsdatum Name/Vorname
Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung
Straße
und spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.
PLZ/Ort
KontoinhaberIn
Beruf
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XM0214
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Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.
Premiere
Naturschutztage am Rhein
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om 1. bis 3. August finden in Königswinter bei Bonn die ersten »Naturschutztage am Rhein« statt. Die »Rhein AG« der BUNDLandesverbände NRW, RheinlandPfalz, Hessen und B.-Württemberg hat ein anspruchsvolles Programm erarbeitet – Motto: »Biodiversität am und im Fluss«. Treffpunkt und mögliche Unterkunft ist das Arbeitnehmerzentrum direkt am Rhein. Den Auftakt am Freitag bildet ein Multivisionsvortrag zur Wildkatze. Am Samstag widmen sich Vorträge der biologischen Vielfalt am Rhein und seinen Nebenflüssen. Benannt werden Probleme und Defizite, aber
auch Wege zu mehr Biodiversität und einem natürlichen Auen- und Hochwasserschutz. BUND-Gruppen stellen Naturschutzprojekte am Fluss vor, und die Landesverbände diskutieren ihre Strategie für die BUND-Arbeit entlang des Rheins. Abends kann zu mittelalterlicher Musik der Sommer auf der Rheinterrasse genossen werden. Am Sonntag schließlich führt eine Exkursion ins nahe Siebengebirge. Eingeladen sind BUND-Mitglieder und alle, die uns und dem Gewässerschutz nahestehen. Mehr dazu: www.naturschutztageamrhein.de
Abenteuer Faltertage
Von lauen Lüften angelockt
F
rüh startete in diesem Jahr die Schmetterlingssaison. Bereits Anfang März gingen beim BUND die ersten Meldungen ein. Zitronenfalter und Kleiner Fuchs ließen sich von lauen Temperaturen verleiten – noch vor dem Start der bundesweiten Schmetterlingszählung, zu der der BUND auch dieses Jahr aufruft. Im Rahmen des »Abenteuers Faltertage« können Sie uns bis zum 31. Oktober zehn leicht erkennbare Tagfalter melden: vom Admiral über
das Landkärtchen bis zum Zitronenfalter. Machen Sie mit! Wir geben Ihnen Tipps rund um den Schutz unserer Schmetterlinge. Und wir werten Ihre Daten am Ende der Saison aus und vergleichen sie mit denen der Vorjahre.
Staat, Land, Einfluss Karlsruhe hat geurteilt: Das ZDF ist zu staatsnah. Und das ist verfassungswidrig. So weit, so gutes Urteil. Ab Juli 2015 muss die Zahl der »staatsnahen Vertreter« von derzeit 44 Prozent auf ein Drittel reduziert werden. Ein großer Schritt für das ZDF. Ein kleiner Schritt hin zu mehr Staatsferne: Es erschließt sich nämlich nicht, urteilte Richter Andreas Paulus in seinem Minderheitsvotum, »warum die Präsenz der Exekutive in Fernseh- und Verwaltungsräten (…) der Rundfunkfreiheit dienen soll«. Ein Hinweis, der auch für die ARD gilt. Unabhängige Medien sollen der Exekutive auf die Finger schauen. Es ist nicht ihr Auftrag, staatsgenehm zu sein. Im Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk als eine gesamtgesellschaftliche Veranstaltung gekennzeichnet. Etwas weniger Staat kann helfen, dem näher zu kommen. Aber solange die Zuschauerinnen und Zuschauer nur als Quote interessieren und keine Möglichkeit der Mitgestaltung haben, bleibt noch viel zu tun. Und das ist nicht nur eine Aufgabe der Gerichte. Norbert Franck, Leiter der BUND-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bestellen Sie jetzt gratis unsere bebilderten Zählbögen und die Broschüre »Schmetterlinge schützen«: Tel. (0 30) 27586-442, schmetterling@bund.net, www.bund.net/faltertage
Im Bund mit Biene Maja
Blumen blühen lassen
B
lumen für die wilden Geschwister der Biene Maja säen: Darum geht es bei »Dings… Maja«. Mittels Poster (Foto), Bildungsmaterial und Samentütchen bringen der BUND und die Biene Maja den Wildbienenschutz in die Kindergärten. Mehr als jede zweite unserer über 550 Wildbienenarten gilt als gefährdet. Knapp ein Drittel ist sogar vom Aussterben bedroht. Als Bestäuber sorgen Wildbienen dafür, dass Pflanzen fruchten und sich vermehren
können. Damit sind sie auch für unsere Nahrungsproduktion wichtig. Den wirtschaftlichen Nutzen von Bestäubern wie Bienen und Hummeln für Europas Landwirte schätzt die Weltnaturschutzunion auf über 22 Milliarden Euro im Jahr. Der BUND ermutigt Familien und Kinder, ErzieherInnen und andere NaturliebhaberInnen, für unsere Wildbienen aktiv zu werden. Gestalten Sie Ihren Balkon oder Garten bienenfreundlich!
Laden Sie unter www.bund.net/dingsmaja unser Bildungsmaterial herunter und ordern Sie Poster und Wildbienenbroschüre. Oder schreiben Sie an BUND e.V., Stichwort: Dings… Maja, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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I NTER NATIONAL
BUNDjugendliche protestieren im Hamburger Schanzenviertel gegen den Ölmulti Shell. Für PassantInnen gab’s verölte Rosen.
Shell im Nigerdelta
Ignorant und untätig Ölförderung angeprangert Mit eigenen Aktionen beteiligt sich die BUNDjugend an der Kampagne »Umwelt schützen – Shell stoppen«. Sie trägt den Protest auf die Straße und sorgt so für Öffentlichkeit. Ende Februar ging es in Hamburg los: Wie bei einer Promotiontour wurden PassantInnen mit Blumengeschenken angelockt – die Blumen aber kurz vor der Übergabe in Öl getaucht. So machten die jungen Aktiven auf die ökologischen und sozialen Probleme der Erdölförderung im Nigerdelta aufmerksam. Die ganze Aktion wurde – samt dem Protest vor einer Shell-Tankstelle – filmisch festgehalten, siehe: http://is.gd/ bundjugendvideo Die BUNDjugend freut sich auf viele weitere Aktionen im laufenden Jahr. Es ist höchste Zeit, dass Shell Verantwortung für das verseuchte Nigerdelta übernimmt!
Unterschriften übergeben Mit ihrer Aktion trug die BUNDjugend dazu bei, Tausende von Unterschriften für unsere OnlinePetition »Umwelt schützen – Shell stoppen« zu sammeln. Am 3. März
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BUNDmagazin [2-14]
übergaben wir online 40 815 Unterschriften. Da »Shell Deutschland« es ablehnte, unsere Unterschriften entgegenzunehmen, posteten wir – mit Hilfe vieler BUND-Aktiver – Hunderte Male unseren Protest mit den Stichwörtern #ShellCleanUp
und #WirÜbergebenUnsOnline via Facebook und Twitter. Doch Shell leugnet nicht nur seine Verantwortung für die Ölkatastrophe in Nigeria, sondern ignoriert auch unseren Protest in den sozialen Medien. Wir machen weiter – bis Shell auf unsere Forderungen reagiert.
Besuch aus Nigeria Unterstützung bekommen wir von Nnimmo Bassey, Träger des Alternativen Nobelpreises und Vorstandsmitglied von Friends of the Earth Nigeria. Er kommt Mitte Juni nach Deutschland. Wiederholt musste er bei seinen Besuchen im Nigerdelta feststellen: Viele der Säuberungsmaßnahmen werden nicht umgesetzt, weshalb die Menschen vor Ort resignieren. Bassey berichtet: »Dass du in Ogoniland bist, merkst du am beißenden Geruch, der hämmernde Kopfschmerzen verursacht.« Auf den Gewässern schwimmen Ölteppiche, darin planschen Kinder und Jugendliche. »Als ich sie mahnte, das verseuchte Wasser schnell zu verlassen, erwiderten sie, das sei ihr einziger Spaß im Leben.« Wer selbst sehen und hören will, wie das Leben inmitten der Ölkatastrophe ist, findet online die Veranstaltungsorte zu den Terminen. Die Stationen von Nnimmo Bassey: 18.6. Stuttgart, 19.6. München, 20.6. Berlin und 21.6. Köln. Verfolgen Sie unsere Shell-Kampagne auch unter www.bund.net/shell
Anzeigen
Online-Petition gegen TTIP
Gemeinwohl vor Wirtschaftsinteressen
D
as geplante Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen EU und USA gefährdet unsere Gesetze für Umweltund Verbraucherschutz. Der BUND hat daher mit anderen Nichtregierungsorganisationen eine Online-Petition gestartet. Gleiche rechtliche Standards – dafür soll das Freihandelsabkommen sorgen. Damit droht sich in der Gesetzgebung Europas und der USA der kleinste gemeinsame Nenner mit dem geringsten Schutzniveau durchzusetzen. Zudem
sollen Unternehmen viel Einfluss auf künftige Gesetze bekommen. Staaten, die neue Gesetze zum Schutz ihrer BürgerInnen oder der Umwelt planen, müssten Klagen auf Entschädigung fürchten. Ob in der Landwirtschaft, der Chemikalienpolitik oder beim Naturschutz – Fortschritte im Sinne von Umwelt und Natur wären kaum noch durchsetzbar. Unterzeichnen Sie daher unsere Petition: www.bund.net/StopTTIP
FoE Ungarn
Kulturzentrum für Fischotter
I
m Jahr 1980 gründete sich SPANC, einer der ersten Naturschutzverbände Ungarns, zur Rettung von Fischotter und Seeadler im Südwesten des Landes. Doch der Zweig des BUND-Partners »Friends of the Earth Ungarn« erkannte bald, dass es rein mit Landschaftspflege nicht getan ist. Was früher – als sich die Waldweidewirtschaft noch lohnte – Hunderte von Rindern geleistet hatten, war für eine Handvoll Naturschützer alleine nicht zu stemmen. Ein ganzheitlicher Ansatz musste also her. So gründeten die Naturschützer im beschaulichen Dorf Somogyfajsz ein Bil-
dungs- und Kulturzentrum. Im Angebot führt es Exkursionen in die Natur, Pferdetrecks, Fotokurse, Umweltbildung und Kulturelles. Eine Herde imposanter Graurinder wurde angeschafft und lockt seitdem viele Touristen an. Für Gäste stehen mehrere Zimmer bereit. Sie erwartet eine wunderschöne Landschaft – und königliche Mahlzeiten im alten Herrenhaus. Aufgetischt werden vor allem Produkte aus den Dörfern der Umgebung. Ein Höhepunkt ist das Räucherfleisch der Rinder, die auf den Wiesen des Vereins grasen. Über 800 Hektar erstreckt sich sein Grund, vom Südufer des Plattensees bis zum Fluss Drava. Was einst als kleines Naturschutzprojekt begann, hat sich zu einem nachhaltigen Gesamtkonzept für die Region entwickelt – das Natur und Kultur bewahrt und vor Ort Arbeit schafft. Anreise über Budapest: Déli (Süd)Bhf. über Fonyód mit Umstieg bis Osztopán (Richtung Kaposvár). Shuttelservice bis H-8708 Somogyfajsz. Buchung unter spanc@t-online.hu, Tel. +36 70 6 19 6312 Beim Besuch der FoE-Partner in Somogyfajsz wurden auch die Graurinder bestaunt.
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DI E J U NGE SEITE
Ganzjährig aktiv Sie säubern den Dorfweiher, servieren ihren Eltern regionale Kost und schaffen Tieren ein Zuhause: Die Kindergruppe im bayerischen Alteglofsheim macht vor, wie man sich schon in jungen Jahren für die Natur einsetzen kann.
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m Sommer, wenn hier Insekten summen und Vögel zwitschern, ist dieser Wald voller Leben. Doch jetzt? Bis die Bäume ergrünen, wird es noch dauern, und der letzte Schnee dämpft die Geräusche im stillen Forst. »Was tun eigentlich die Tiere im Winter?«, fragt Christina Murrmann, die mit ihrer Rasselbande in den Wald geradelt ist. Zehn Kinder überlegen: Welche Tiere bleiben hier? »Adler und Eichhörnchen, Fuchs und Igel«, fassen die Geschwister Laura und Luisa das Ergebnis der Beratung zusammen. Und nun ist »Action« angesagt: Die einen kratzen Moos vom Baum, andere schaffen Tannenzweige herbei. Es gilt den Waldbewohnern, die in der kalten Jahreszeit ausharren, ein komfortables Bett zu bauen. Als das geschafft ist, brauchen die Kinder eine Pause. Aber nur eine kurze: Bald tobt eine wilde Schneeballschlacht, bis alle außer Puste sind …
Hilfe für Wildtiere
Kochen und saubermachen Zur Zeit ziehen in Alteglofsheim zwei Kindergruppen durch Wald und Flur. Seit Anfang des Jahres sind bei den »Wildschweinen« zehn Erstklässler aktiv – ein Mädchen und neun Jungs. Bei den »Rehen« ist es umgekehrt: Hier ist Mathis der einzige Junge, neben neun Mädchen im Alter von acht bis elf Jahren. »Wir haben schon viel gemeinsam gemacht«, erinnert er sich. Da gab es den Besuch beim Imker und viele Touren in den Wald, um zu beobachten, was da kreucht und fleucht.
H. Bendl (3)
www.jbn.de/ termine
Vor etwa 20 Jahren gründete sich in Alteglofsheim, einem Dorf bei Regensburg, eine Gruppe des BUND. Und die fördert seitdem aktiv ihren Nachwuchs. Bis zu vier Kindergruppen gab es zeitweilig in dem 3300-Einwohner-Ort. So wie jetzt die »Rehe«-Truppe bauten Mädchen und Jungen schon damals den Tieren erst ein paar symbolische Nester – und dachten dann darüber nach, was sie konkret für den Artenschutz tun konnten. Waren die Probleme erkannt und benannt, griffen die Kinder mit Feuereifer zu Säge, Hammer und Nägeln. »Wir haben Holzkästen gezimmert und
verteilt, um Fledermäusen ein Quartier zu bieten«, erzählt Tina Dorner, unter deren Regie die Kindergruppen von Alteglofsheim gegründet wurden. »Dann fiel uns auf, dass kaum jemand Notiz davon nimmt, wenn im Frühling die Kröten wandern. Spontan haben wir Schilder gemalt und die Autofahrer um mehr Rücksicht gebeten.« Der Turmfalke bekam einen Nistkasten in der Kirche, an der Grundschule wurden Mauersegler angesiedelt. Ein alter Trafoturm wurde als »Tierhotel« für Gebäudebewohner umfunktioniert, und der ungenutzte Teil des Dorfspielplatzes verwandelte sich im Laufe einiger Jahre in einen Schmetterlingsgarten mit Trockenmauer, Sumpfbeet, Magerrasen – und einer zunächst kritisch beäugten Brennnesselwildnis. Als einige Anwohner die Nase rümpften, gaben die Kinder Kontra: Sie wussten nämlich, dass Schmetterlinge zwar die bunten Blumen lieben, ihre Raupen aber gerne an dem ungeliebten »Unkraut« knabbern.
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Am meisten hat Mathis eine Aktion gefallen, bei der man richtig Hand anlegen musste. »Der Dorfweiher war total vermüllt. Warum schmeißen die Leute da immer ihre Flaschen und anderes Zeug hinein? Wir haben ihn gesäubert, und der Bürgermeister fand das so toll, dass er uns zum Eis eingeladen hat!« Am Dorfteich fand dann auch das »perfekte Dinner« statt: Die »Rehe« bekochten ihre Eltern mit Bio-Zutaten aus der Region. »Da gab es nichts aus der Dose. Alles war frisch und selbst gemacht. Sogar das Mehl für das Stockbrot haben wir selbst gemahlen«, erzählen Laura und Luisa. »Mit eigenen Sachen zu kochen ist gar nicht so schwer«, meint Sophie. »Für den Kräuterquark haben wir Pflanzen aus den Gärten gesammelt. Und die frischen Erdbeeren waren echt der Hammer!«
Freiräume … Die Grundschüler erinnern sich noch an viele ihrer Treffen – obwohl die Gruppe nur einmal im Monat zusammenkommt. »Erstklässler haben manchmal einen Terminplan wie Erwachsene«, seufzt Christina Murrmann, die mit ihren Mitstreiterinnen die beiden Kin-
dergruppen koordiniert. »Für die Treffen gibt es deshalb kein großes Programm. Natur erleben vor Ort ist wichtiger. »Viele Kinder kommen von selbst nicht in den Wald zum Spielen. Sie brauchen freie Zeit, um ihre Umgebung zu erfahren. Nur dann fällt ihnen auf, wie verdreckt der Dorfweiher ist. Und nur dann überlegen sie, was man da tun kann.«
Seit dem Frühling organisieren BUNDund Naturfreundejugend wieder gemeinsam Exkursionen zum Thema »Transformation«. Wir besuchen Orte, an denen sich ein sozial-ökologischer Wandel erleben lässt. Auf Wanderungen beschäftigen wir uns ein Wochenende lang mit spannenden Themen wie Eigentum, Bildung, Gender oder Transition-Towns. Im Angebot haben wir Vorträge in der Natur, »Stilles Wandern« oder Diskussionsrunden mit PolitikerInnen am abendlichen Kaminfeuer. Du hast Lust, Dich einer unserer Exkursionen anzuschließen? Mehr findest Du auf: www.beweg-gruende.org
… statt »Naturetainment« »Kinder muss man nicht bespaßen. Spielen können sie von alleine, das braucht ihnen niemand beizubringen«, sagt Lioba Degenfelder, Bildungsreferentin der BUNDjugend für 150 bayerische Kindergruppen. Bei einer Fachtagung für Kinder- und Jugendgruppenleiterinnen, Eltern und Erzieher soll im November darüber diskutiert werden, wie es in der Umweltbildung weitergehen soll. Eher »Let me naturetain you«, wie die Tagung provokant betitelt ist – oder weg vom Konsum und hin zu mehr Naturverbundenheit vor Ort? »Kinder sollen beobachten, Probleme erkennen, Verantwortung übernehmen«, betont Lioba Degenfelder. »Und dazu brauchen sie vor allem Freiräume.«
Rehe sehen In Alteglofsheim werden die Kinder ihren Schmetterlingsgarten bald mit bunten Holzfiguren verschönern, die möglichst viele Flatterwesen und Vögel anlocken sollen. Sie werden den Weiher besuchen und, wenn nötig, wieder vom Müll befreien. Doch der Höhepunkt des Jahres wird sicherlich sein, wenn sie im Sommer mit Rucksäcken für eine Nacht in den Wald aufbrechen, ganz ohne ihre Eltern. In einer Art hölzernen Arche wollen sie schlafen, mitten in einem Wildgehege. Mit etwas Glück – und wenn die Kinder es schaffen, ganz leise zu sein – werden die »Rehe« dann auch echte Rehe beobachten können …
Naturtagebuch ausgezeichnet Nun ist es amtlich – der Wettbewerb »Naturtagebuch« setzt ein wichtiges Zeichen zum Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland. Am 29. März wurde er als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr ruft unser Manfred Mistkäfer alle Kinder zwischen 8 und 12 dazu auf, sich am Wettbewerb um die pfiffigsten Naturtagebücher zu beteiligen: Mit Lupe und Notizbuch geht es raus in die Natur! Alle wissbegierigen Kinder sollten ihre Entdeckungen in einem Tagebuch festhalten und bis 31. Oktober an die BUNDjugend schicken. www.naturtagebuch.de
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Die Herrschaft der Geldökonomie
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»Geld regiert die Welt.« Dieses Credo scheint das Denken und Handeln der Menschen zu bestimmen. Die Kunstfigur »Homo oeconomicus« ist mutiert zum Fleisch gewordenen Wirtschaftsmenschen. Konsumenten wie Produzenten, Politiker und Bürger, Medien und Öffentlichkeit unterliegen der Vorstellung, geldorientiertes Handeln sei das Gebot wirtschaftlicher Vernunft. Jürgen Freimann analysiert die Folgen der geldgesteuerten Ökonomie: soziale und ökologische Konflikte, ungebremster Verbrauch natürlicher Ressourcen, der weitgehend verdrängte Klimawandel und ausbeuterische Produktionsbedingungen, denen Menschen
und Natur ausgeliefert sind. Freimann nennt auch die Ursachen dieser Entwicklung. Zentral sei der Wunsch, sich die Warenwelt möglichst billig anzueignen. Die damit verbundenen Kollateralschäden blendeten die meisten Menschen unserer Überflussgesellschaft aus. Freimann zeigt die Auswege aus dieser Sackgasse. Wirtschaftliches Handeln ist mit Verantwortung für Gesellschaft und Natur eng verbunden. Wir alle sind aufgefordert, die Folgen unserer Entscheidungen zu bedenken. Für den Autor ist dies eine zentrale Herausforderung, um die Wirtschaft in vernünftige Bahnen zu lenken und möglichst vielen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen.
Jürgen Freimann: Des Menschen Wolf – Wie die Herrschaft der Geldökonomie unser Leben zerstört und was wir dagegen tun können, 2013. 188 Seiten, 19,80 €, Metropolis
Das Elend nach der Katastrophe Ein Fotojournalist aus dem Wendland ist nach Fukushima gereist. Als Ergebnis dieser Reise entstehen 17 000 Bilder und 44 Reportagen, verarbeitet zu einem eindrucksvollen Buch. Es zeigt, was gewöhnlich ausgeblendet wird: das Elend nach der Katastrophe. Die Kernschmelze in Fukushima schafft es heute nur noch zum Jahrestag in die Medien. So wurden am 11. März wieder für kurze Zeit die Bilder von brennenden Atomruinen und von Menschen in Schutzanzügen präsentiert – bis dann schnell wieder Ruhe einkehrte.
Alexander Neureuter setzt dem etwas entgegen. Sein Buch ist eine Anklage gegen die japanische und internationale Politik und die Atomindustrie. Neureuter hat mit vielen Menschen gesprochen, hat viel fotografiert und recherchiert. Er fragt: Wie erging es den Menschen in der Katastrophe, wie geht es ihnen damit heute? Und wann werden die Risiken einer Technologie gesellschaftlich, wirtschaftlich und ethisch untragbar? Neureuter will wieder mehr Aufmerksamkeit für Fukushima. Mit diesem Buch sollte das gelingen.
Alexander Neureuter: Fukushima 360º – Das atomgespaltene Leben der Opfer vom 11. März 2011, 2014. 204 Seiten, 29,80 €, Eigenverlag. Bezug: www.bundladen.de/fukushima
Fundgrube für Pflanzenschützer 25 Jahre nach dem Mauerfall liegt erstmals ein gesamtdeutscher Verbreitungsatlas unserer Farn- und Blütenpflanzen vor – das Ergebnis eines Kraftaktes, an dem Hunderte ehrenamtliche Kartierer/innen beteiligt waren. Der neue Atlas bildet die Verbreitung aller 3 000 in Deutschland wild wachsenden Farne und Blütenpflanzen ab. Rasterkarten verschaffen einen raschen und aktuellen Überblick zum Vorkommen jeder Art. Symbole bezeichnen, ob und wo eine Art als einheimisch, eingebürgert, unbeständig oder kultiviert gilt. Ein QRCode erlaubt (dem, der ihn einlesen kann) den Zugriff auf weitere Informationen – zur Ökologie, Gefährdung etc. – und Fotos der Arten.
Fachleute und Praktiker haben lange auf diese Daten gewartet. Der Atlas ist eine exzellente Grundlage für den Schutz bedrohter Pflanzen, dokumentiert die stetige Verarmung der heimischen Flora und ist als Werkzeug für Behörden und Verbände unentbehrlich. Ein – nicht ganz – kleiner Wermutstropfen, trotz QR-Code: Das einzige Foto des über 900 Seiten dicken Wälzers befindet sich vorne auf dem Umschlag, im Innenteil hat man ganz auf Pflanzenbilder verzichtet. Auch wenn die Verbreitungskarten deshalb nicht weniger aussagekräftig sind: Die spartanische Gestaltung schmälert doch etwas die Anschaulichkeit und das Vergnügen beim Durchblättern.
BfN: Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen D’s, 2013. 912 Seiten, 69,95 €, Landwirtschaftsverlag
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BUNDmagazin [2-14]
Vegan und umweltbewusst Noch ein veganes Kochbuch? Ja! Denn dieses hier fßhrt vegane Ernährung und klimafreundliche Rezepte zusammen. Aus gutem Grund: Vegane Ernährung ist nicht automatisch umwelt- und klimafreundlich, wenn exotisches Obst, Reis aus Fernost oder Gewächshaustomaten auf dem Speiseplan stehen. Lisa Pfleger betreibt einen Selbstversorgerhof und einen erfolgreichen Blog (experimentselbstversorgung.net). Sie hat in 144 Rezepten zusammengetragen, wie sich eine vegane und regionale Ernährung einfach in den Alltag integrieren lässt. Vegan, regional, saisonal
bietet fĂźr jede Jahreszeit Salate, Hauptgerichte, Suppen, Brotzeiten und SĂźĂ&#x;es. Zudem liefert Pfleger einfache Grundrezepte, einen Saisonkalender und viele appetitliche Bilder. Besonders schĂśn ist: Die Rezepte sind ganz unkompliziert, benĂśtigen wenige Zutaten und kommen ohne moralische Dogmen und eine abgehobene KĂźchensprache aus. Sie zeigen: Wer sich vegan und klimafreundlich ernährt, muss nicht verzichten, sondern bereichert vielmehr seinen Speiseplan. Ob WirsingMond-Suppe, GrĂźnkohl-Chips oder Brennnessel-Erbsen-Quiche – kochen Sie es nach!
Lisa Pfleger: Vegan, regional, saisonal – Einfache Rezepte fßr jeden Tag, 2014. 192 Seiten, 19,90 ₏, Ulmer
Beste Argumente Brandaktuell ist das Buch ÂťDas StrompreisKomplottÂŤ von Malte Kreutzfeldt – und hätte doch mindestens ein Jahr frĂźher geschrieben werden mĂźssen. Denn es ist ein hervorragendes Handwerkszeug im argumentativen Streit um den angeblichen Kostentreiber Energiewende, womit bis heute der GroĂ&#x;angriff auf die erneuerbaren Energien organisiert wird. Kreutzfeldt räumt auf mit dem Mythos, die Energiewende sei maĂ&#x;geblich verantwortlich fĂźr die gestiegenen Strompreise der letzten Jahre. Er zeigt, wem es nĂźtzt, sie als SĂźndenbock zu brandmarken. Und er klärt auf, was hinter den Kosten steht – und wie die Preise wirklich niedriger und gerechter werden. Malte Kreutzfeldt: Das Strompreis-Komplott, 2014. 128 Seiten, 7 â‚Ź, Knaur
Wer all dies gelesen hat, versteht, dass die Regierung trotz vollmundiger Ankßndigungen das Erneuerbare-Energien-Gesetz bestimmt nicht reformiert, um damit die Strompreise zu senken. Anschaulich, faktenreich und gut strukturiert erläutert Malte Kreutzfeldt die komplizierte Welt der Strompreise. Und liefert beste Argumente gegen eine verengte und interessensgeleitete Debatte, wie sie unsere Energiewende derzeit am stärksten bedroht. Sehr lesenswert!
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Naturperle in Mecklenburg Reisetipp: Die Lewitz sĂźdlich von Schwerin ist geprägt von Teichen und Kanälen und beherbergt eine FĂźlle seltener Tiere und Pflanzen. Fotograf und BUND-Mitglied Ralf Ottmann hat der Niederung einen groĂ&#x;en Bildband gewidmet. AusfĂźhrlich beschreibt er Entwicklungsgeschichte und Natur, schĂśne Radtouren sowie die Orte am Rand der Lewitz. Viele Naturfreunde steuerten Fotos und Daten zu Tieren, Pflanzen und Pilzen bei. Einen Besuch wert! Ralf Ottmann: Die Lewitz, 2013. 562 Seiten, 29,90 â‚Ź, Edition Lewitz, www.lewitz-rangertour.de
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Man muss etwas tun
PERSÖN LIC H
ung gezahlt wird, wenn ich für den BUND auf Reisen ging. Das hat dann auch geklappt.
Ulrike Mehl heute und vor 25 Jahren mit Paul McCartney (und BUNDPartnern von FoE Niederlande).
Ob als junge Kreisvorsitzende, im Landes- und Bundesvorstand des BUND oder als langjährige Bundestagsabgeordnete: Ulrike Mehl war auf vielen Ebenen für Umwelt und Natur aktiv. Nun hat sich ihr Lebensmittelpunkt erneut verschoben.
Frau Mehl, auf eigenen Wunsch sind Sie Ende letzten Jahres aus dem BUND-Vorstand geschieden. Wissen Sie die neu gewonnene Zeit zu nutzen? Tatsächlich habe ich begonnen, Geschichte zu studieren, eines meiner Lieblingshobbys. Kein Vollstudium, sonst hätte ich ja auch im Vorstand bleiben können. Ich wollte aber wieder freier über meine Zeit verfügen. Schon früh scheinen Sie klare Ziele verfolgt zu haben. Wie kamen Sie als 24-jährige Hessin dazu, eine BUNDKreisgruppe in Rendsburg-Eckernförde zu leiten? Nach meinem Studium konnte ich in Schleswig-Holstein beruflich Fuß fassen. Dort erlebte ich die Gründungsphase des Landesverbandes mit. Als Förstertochter war ich ja vorbelastet, der BUND interessierte mich. Schnell fanden sich damals sehr engagierte Leute, die den Verband auf Kreisebene aufgebaut haben. Da habe ich mich eingeklinkt. Und Aufgaben in einem ehrenamtlichen Verband zu bekommen, ist dann nicht allzu schwierig. 1985 wurden Sie Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein und 1988 stellvertretende Bundesvorsitzende. Wie haben Sie als junge Frau den BUND erlebt? Der Vorstand war von eher gesetzten Herren geprägt. Da ich zwei kleine Töchter hatte und kein Einkommen, musste ich durchsetzen, dass mir eine Kinderbetreu-
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BUNDmagazin [2-14]
Aus dieser Zeit gibt es ein Foto, das Sie mit Paul McCartney zeigt. Wie kam es denn dazu? Die Sitzungen des BUND-Vorstandes fanden damals u.a. im Frankfurter Intercityhotel statt. Im Herbst 1989 versuchte uns – nachdem wir schon zwei Jahre diskutiert hatten – der Weltvorstand von Friends of the Earth endgültig zu überzeugen, FoE Deutschland zu werden. Nach der Sitzung, in der wir uns dafür entschieden, fragte mich Bundesgeschäftsführer Lorenz Graf überraschend, ob ich Paul McCartney treffen wolle. Am selben Abend nämlich war der FoE-Vorstand mit dem ExBeatle verabredet – der seine Welttournee den FoE gewidmet hatte und ein Konzert in Frankfurt gab. Klar wollte ich Paul McCartney treffen, und so hatten wir ein kleines exklusives Gespräch kurz vor dem Konzert. Nach 15 Jahren für die SPD im Bundestag kehrten Sie 2007 in den BUND-Vorstand zurück. Was hat Sie die Zeit in der Politik gelehrt? Dass man sich rühren muss. Hat man bestimmte Vorstellungen, wie sich eine Gesellschaft entwickeln soll, so muss man etwas tun, um Einfluss zu bekommen. Zweitens muss man man oft sehr dicke Bretter bohren. Das ist mir auch in der Verbandsarbeit bewusst geworden. Um nicht in Gefahr zu geraten, bloßen Aktionismus zu betreiben, ist es ganz wichtig, sich ab und zu neben sich zu stellen und die Dinge von außen zu betrachten. Mit Ihrem Mann bieten Sie in Berlin seit Jahren Stadtführungen an. Dabei sind Sie erst 1999 zugezogen. Haben Sie hier Wurzeln geschlagen? Ja, das kann man so sagen. Und doch habe ich für den Einstieg einige Jahre gebraucht. Erst 2005, nach meinem Abschied von der Politik, hatte ich überhaupt Zeit, mich mit Berlin auseinanderzusetzen. Der echte Kenner der Stadt ist natürlich mein Mann, der hier fast sein ganzes Leben verbracht hat. Von ihm habe ich sehr viel gelernt. Ich selbst habe mir Umwelt und Naturschutz in der Stadt und eigenes Geschichtswissen erarbeitet. So befruchten wir uns wechselseitig mit unserem Wissen, und das macht unheimlich Spaß. Bleiben Sie dem BUND in irgendeiner Form erhalten? Im Moment bin ich gerne frei von äußeren Terminzwängen. Deshalb habe ich unter meine BUND-Arbeit vorerst einen Strich gezogen. Ich verfolge aber mit Interesse, was der BUND tut, und werbe weiter für unsere Ziele. Wer weiß, vielleicht ändert sich ja dieser Status wieder einmal … sz
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