BUNDmagazin 3/2010

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Bund f체r Umwelt und Naturschutz Deutschland

BUNDmagazin Friends of the Earth Germany

Lebendige W채lder

www.bund.net

3/2010


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FORUM Liebe Leserinnen und Leser, 2010 ist das internationale Jahr der Biodiversität. Doch die Adressatin – die biologische Vielfalt – weigert sich bisher, all die zu diesem Anlass geäußerten Appelle und Reden zur Kenntnis zu nehmen. Sie schwindet weiter rapide, weltweit, auch bei uns. Dabei hatte die internationale Staatengemeinschaft doch beschlossen, den Rückgang der Vielfalt bis 2010 einzudämmen. Was tut nun die Bundesregierung? Sie hat diesen Sommer entschieden, das Geld, mit dem sie die heimische Vielfalt sichern will, auf 15 Mio. Euro pro Jahr zu kürzen. Diese Summe – weit weniger als die Gesamtkosten eines einzigen Autobahnkilometers – verdankt sich vor allem Umschichtungen im Etat des Umweltministeriums. Es käme einem Wunder gleich, wenn die Politik so den Verlust der biologischen Vielfalt etwas aufhalten könnte – von stoppen einmal ganz zu schweigen. Hier wird eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit sträflich vernachlässigt. Auch deshalb widmen wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe unserem größten natürlichen Lebensraum: dem Wald. Speziell für die Buche sind wir international stark verantwortlich. Sie hat bei uns ihr Verbreitungszentrum, und im Tiefland sind naturnahe Buchenwälder heute ganz auf Deutschland beschränkt. Doch unsere Wälder sind viel einförmiger und ärmer an Pflanzen, Pilzen und Tieren, als sie bei einer umsichtigen Bewirtschaftung sein müssten. Der BUND fordert, mehr biologische Vielfalt im Wald zuzulassen: durch eine ökologisch wie ökonomisch vernünftigere Holznutzung; und durch ein Netz von Waldreservaten, die sich frei vom Einfluss des Menschen entwickeln können. Unsere Wälder müssen wieder lebendiger werden! Der BUND fordert nicht nur, er tut auch was. Für die Wälder, für die Natur ganz allgemein, und für vieles mehr, was unser Leben lebenswert macht. Beispiele finden Sie in diesem BUNDmagazin. Einen schönen, nicht zu heißen Sommerausklang und viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr

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Kurznachrichten

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Großer Wiesenknopf

KOMMENTAR 10 35 Jahre BUND TITELTH EMA 12 13 14 16 18 19 20

Lebendige Wälder Unser Wald muss wilder werden Interview mit Dr. Manfred Klein Grüne Schätze schützen Deutsche Waldpolitik Wald vor Wild Globale Waldzerstörung

S. 12: Titelthema Wald Unser Wald darf sein Potenzial für die biologische Vielfalt nur auf 2 % seiner Fläche zeigen – viel zu wenig, meint (nicht nur) der BUND.

AKTION 24 Atomkraft: Schluss jetzt! RATGEBER 26 Zum neuen Schuljahr 27 Heiße Tipps für kühle Sparer DEUTSC H E NATIONALPAR KS 28 Müritz ZU R ZEIT 30 Postfossil mobil 31 Klimaskeptiker und ihre Lobby 32 Der BUND in Sachsen-Anhalt

S. 24: Aktiv gegen Atomkraft Längere Laufzeit für Atomkraftwerke? Nicht mit dem BUND. Protestieren Sie mit uns!

AKTIV 34 Neues aus dem BUND 38 Internationales 40 Die junge Seite MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen MEDI EN 44 Interessante neue Bücher

Redaktion BUNDmagazin

I N HALT

Leserbriefe / Impressum

PERSÖN LIC H 46 Harald Köpke

S. 28: Müritz-Nationalpark 20 Jahre alt ist Deutschlands größter Binnen-Nationalpark. Was ist aus diesem Tafelsilber der Einheit geworden?

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FORUM

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

BUNDmagazin Friends of the Earth Germany

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2/2010

Neue Wege gehen

Titel der Ausgabe 2/10

Neue Wege gehen

Die Redaktion freut sich über jeden Leserbrief, behält sich aber Kürzungen vor. Eine größere Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund. net/bundmagazin – schon etwa vier Wochen, nachdem die neue Ausgabe erschienen ist.

Ihre Überlegungen sind durchaus richtig, ihre Lösungen aber nicht ausgereift. Es wäre doch so einfach, den Energieverbrauch auf ein Mindestmaß zu begrenzen: Fliegen, Reisen in ferne Länder, Mobilfunk, überdimensionierte Autos, riesige Glasfassaden, Klimaanlagen, Kunstfasern, Wäschetrockner, all dies ist doch überflüssig. Ich denke, man würde es nach einiger Zeit nicht mehr vermissen. Aber woran wird gemäkelt? Am Essen, an der Heizung im Winter, am liebsten noch an der Luft zum Atmen! Man sollte doch einmal wieder auf den Boden der Vernunft zurückkommen. Gisela Walter, Berlin Dr. Niko Paech spricht in seinem äußerst lesenswerten Artikel »Strategien gegen Wachstumstreiber« Wahrheiten aus, um die derzeit (fast) alle einen großen Bogen ma-

IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Dr. Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, ꇴ (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)

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chen. Der Vergleich zum Märchen »Des Kaisers neue Kleider« der Gebrüder Grimm drängt sich auf. Nachhaltiges Wirtschaften und Wirtschaftswachstum gehen nun einmal nicht zusammen. Der Kreis muss sich ja immer wieder schließen (Recycling!), wenn wir Klima, Ressourcen etc. nicht ausbeuten und damit den Ast absägen wollen, auf dem wir sitzen. Herr Paech hat dies differenziert und lösungsorientiert aufgezeigt. Vielen Dank dafür! Kristin Frädrich, Achern Die Verteufelung des Wachstums generell und dann sogar des Ausbaus der erneuerbaren Energien ist stark vereinfachend, unpolitisch und unrealistisch. Schon in früheren Artikeln zur Studie »Zukunftsfähiges Deutschland« war eine Tendenz zu erkennen, dass der BUND propagiert, das Rad zurückzudrehen. Sie, Herr Paech, treiben dies nun auf die Spitze, indem Sie dafür werben, von einer »geldvermittelten« Ökonomie zur »urbanen Subsistenz« überzugehen. Es ist aber nur auf den ersten Blick eine schöne Idee, im Stadtgarten eigene Kartoffeln zu ziehen – nämlich solange es im Supermarkt jederzeit Kartoffeln zu kaufen gibt, wenn in meinem Garten etwas schiefgegangen ist. Subsistenzwirtschaften werden (mehr als unsere hochdynamische, facettenreiche, arbeitsteilige Welt) von den Betroffenen oft als Hamsterrad empfunden. Modernität und Mobilität haben immer auch sehr viel mit Freiheit, politischer Beteiligung, Bildung und nicht zuletzt mit medizinischer Versorgung zu tun.

Titelbild 3/10 (14. Jg.): Thomas Stephan (Hainich) Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: ꇴ (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro pro Jahr Anzeigenverwaltung: Christian Lipp, Zweiplus Medienagentur, Pallaswiesenstraße 109, 64293 Darmstadt, ꇴ (0 61 51) 81 27-2 07, Fax: 89 30 98. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 17. Druck: Brühlsche Universitätsdruckerei GmbH & Co KG Papier: 100 % Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

Ich halte Ihre Argumentation insgesamt für eine Sackgasse. Damit gewinnt man niemanden für aktiven Umweltschutz, kein Politiker kann diese Forderungen aufgreifen. Letztlich gefährden solche Artikel die Glaubwürdigkeit und Diskussionsfähigkeit des BUND. Zum Glück gilt das nicht für das restliche Magazin und erst recht nicht für den gesamten BUND. Wir treten gemeinsam für realistische und pragmatische Lösungen ein, von denen es ja zum Glück genug gibt: Ökosteuer, Atomausstieg, Einspeisevergütung, Umbau der Agrarpolitik, Verschärfung der Emissionsregeln etc. Natürlich muss man den Umweltverbrauch dringend reduzieren. Die grandiosen Fortschritte der letzten hundert Jahre möchte ich aber auf keinen Fall missen. Peter Stratmann, Bonn Die Antwort des Autors finden Sie im erweiterten Leserforum zur Ausgabe 2/10: www.bund.net/bundmagazin Vielen Dank für den Artikel von Ralf-Uwe Beck zu Kirche und Umweltschutz. Pfarrer Beck setzt sich nicht nur für die Solarenergie in den Kirchen ein. Immerhin hat er Ende der 80er Jahre zusammen mit seiner Frau den BUND-Arbeitskreis »Umweltethik und Frieden« mehrfach in den Kirchengemeinden Eisenach und Kreuzburg/Werra als Gäste empfangen. Man bedenke: Kreuzburg lag direkt an der Grenze im Sperrbereich. Damals unterhielt Pfarrer Beck eine Umweltbibliothek im ev. Gemeindehaus Eisenach. Doris Warlich, Usingen

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu: www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlages. Druckauflage: 152 690 Exemplare (IVW III/2009); in Natur + Umwelt: 98 500 Ex. (IVW I/2010) Beilagen: Diese Ausgabe enthält (in Teilauflagen) Beilagen von Grüne Erde Shop, Personalshop, Waschbär Versand und Wilhelm Egle GmbH. Das BUNDmagazin 4/2010 erscheint am 13.11. mit dem Titelthema »Nachhaltige Landwirtschaft«.


Dem Artikel »Klimahelden gesucht« von Dr. Michael Bilharz stimme ich voll und ganz zu. Zwei Hinweise: Den persönlichen CO2-Ausstoß berechnet auch der CO2-Rechner der Stadt Aachen (www.aachen.de). Kompensieren kann man ihn über das lokale Klimaticket der Agenda 21-Partnerschaft Aachen-Kapstadt: Mit den Spenden werden in Kapstadt Bedürftige im biologischen Gartenbau angeleitet. Sie erhalten eine Grundausstattung an Pflanzen und Geräten sowie kostenloses Land. Mit dem geernteten Gemüse können sie ihre eigene Ernährung verbessern und zudem bis zur Hälfte der Ernte verkaufen – wobei sie wiederum unterstützt werden –, um so ihr Einkommen zu verbessern. Näheres unter www.aachen-kapstadt.de. Spenden leiten wir ohne Abzug weiter. Frohlinde Weber, Aachen Inhaltlich stimme ich Herrn Bilharz zu. Doch dass wir, um unseren Res-

sourcen- und Energieverbrauch signifikant zu senken, den CO2-Ausstoß senken müssten, ist doch seit dem »Club of Rome« in den 60er Jahren klar. Bisher hat das Gerede darüber jedenfalls nicht genügend gefruchtet. Ich argumentiere eher moralisch: Wenn durch die jetzige Lebensweise der Mehrheit viele Menschen umkommen (allein durch Verkehrsunfälle Millionen), ist doch jeder Konsument, der sich daran beteiligt, mitverantwortlich. Die heutige Lebensweise der Mehrheit ist grundsätzlich unethisch. Warum traut sich auch der BUND nicht, dies zu sagen? Dietrich Strohmaier, Saarbrücken

Ratgeber »Zecken« Zecken beißen nicht, sie haben einen Stechapparat mit Widerhaken und Saugrüssel. Zudem nennen Sie falsche Zahlen, die die Borreliosegefahr verharmlosen: Das RobertKoch-Institut geht von einer Infektionsgefahr von 1:300 aus (nicht

1:2000), und in manchen Gebieten ist jede zweite Zecke Borrelien-infiziert. Borreliose ist darum nicht weniger kritisch als FSME! Sylvia Voß, Potsdam

Allgemein Ihre Artikel entfachen in mir ein Feuer der Wut (im positiven Sinne): Man muss doch etwas tun! Ich wusste, ich wollte etwas ändern, und fand immer wieder Bestätigung durch das BUNDmagazin. Durch einen Arbeitswechsel kann ich meine Vorstellungen von »umweltfreundlich« künftig aktiv leben. Ich freue mich auf das Leben in kleinen Kreisläufen, mit kürzesten Transportwegen, gesundem Essen und überwiegend in und mit der Natur. Vielen Dank für Ihre Anregungen und Ihr jahrelanges Engagement! Mögen Ihre Botschaften viele Menschen erreichen und zu einem realistischen, umweltverträglichen Handeln veranlassen! Mira Bettels, Hildesheim

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Wildnis Goitzsche

MAGAZI N

Eine Stinkfliege zum Geburtstag

LMBV

Richard Barz

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enau vor zehn Jahren startete das Wildnisprojekt des BUND in der Bergbaulandschaft Goitzsche bei Bitterfeld mit einem ersten Flächenkauf. Zum Jubiläum nahmen Experten am 12. Juni, dem Geo-Tag der Artenvielfalt, einen zentralen Teil der BUNDstiftungs-eigenen 1 300 Hektar Fläche unter die Lupe. Im Fokus stand ein kleines Auwaldrelikt und das angrenzende Offenland mit Feuchtgebieten. Trotz des schlechten Wetters entdeckten sie auf etwa 150 Hektar 512 Arten. Der Star des Tages war eine unscheinbare Fliege: Coenomyia ferruginea, zu deutsch »Stinkfliege«. Sie verströmt einen käsigen Geruch und ist wenig mobil. Scheucht man sie auf, lässt sie sich schon nach einigen Metern wieder nieder. Größere Strecken Offenland kann sie damit nicht überbrücken. Für den

Großer Goitzschesee mit weiten ungestörten Sukzessionsflächen. Fisch- und Seeadler leben hier erst seit wenigen Jahren wieder – die Stinkfliege (oben bei der Paarung) hat offenbar den Tagebau überlebt.

BUND ist sie dennoch ein Star: Denn vor 99 Jahren – am 6. Juni 1911 – wurde ein Tier dieser seltenen Art schon einmal an gleicher Stelle gefunden. Offenbar hat die Fliege trotz der umwälzenden Veränderungen des Tagebaus in dem kleinen Fleckchen unzerstörten Waldes überdauert. Viele andere Arten sind in den letzten 20 Jahren wieder in das Gebiet eingewandert. Die Rückeroberung der ehemals verwüsteten Fläche zeigt eindrucksvoll: Die steuernde Hand des Menschen ist hier nicht nötig, um die Wunden der Natur wieder zu schließen. Der Geo-Tag gehört in eine Reihe vielfältiger Aktionen aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums. Höhepunkt wird ein Fachkongress am 16. Oktober sein, zu dem auch Prof. Klaus Töpfer erwartet wird. 씰 www.bund.net/goitzsche

Mitglieder werben

BUNDbotschafter gesucht

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a mache ich mit! – das war die spontane Reaktion von Reinhard von Gehren, als er von dem Angebot des BUND erfuhr, BUNDbotschafter zu werden. Nun ist der langjährige Aktive, der dem BUND bereits seit 30 Jahren verbunden ist, Botschafter für den Landesverband Schleswig-Holstein. Dem naturverbundenen Büdelsdorfer liegen vor allem Familienmitgliedschaften am Herzen. »Wir müssen uns dafür einsetzen, dass auch unsere Kinder und Enkel in einer liebens- und lebenswerten Umwelt aufwachsen können«, so der frisch gebackene Großvater. Ein weiterer Schwerpunkt bei der Gewinnung von Mitgliedern sind für ihn die Aktionen von Kreisgruppen. Nach dem Motto »frag’ doch mal den Nachbarn« möchte Reinhard von Gehren auch von Tür zu Tür für

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den Natur- und Umweltschutz werben. Der BUND will mit der Aktion »BUNDbotschafter« neue Wege in der Mitgliederwerbung beschreiten. Dafür suchen wir Menschen, die sich mit Engagement und Begeisterung für die Gewinnung neuer Mitglieder einsetzen. Diese nicht immer einfache Tätigkeit wird angemessen vergütet, und die BUNDbotschafter werden mit Rat (Fortbildungsangebote) und Tat (theoretisches Handwerkszeug) unterstützt. Denn nur mit Hilfe vieler wird es gelingen, die magische Grenze von 500 000 Mitgliedern, Spendern und Förderern zu überschreiten und so die politische Wirkung und finanzielle Unabhängigkeit des BUND zu stärken. Sind Sie interessiert, kommunikativ und überzeugend? Sind Sie

Reinhard v. Gehren mit Enkelin Jola.

ehrgeizig und haben vielleicht schon Erfahrung in diesem oder ähnlichen Bereichen? Dann werden Sie BUNDbotschafter und melden sich bitte mit einer Kurzvorstellung unter »BUNDbotschafter@bund.net« – wir freuen uns auf Sie! Rosemarie Kleindl, Leiterin Marketing/Fundraising


KURZ + GUT »Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben. 씰 Ernst Paul Dörfler erhält am 5. Oktober den Preis der Naturschutzstiftung Euronatur. Zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung würdigt die Stiftung sein langjähriges und vielfältiges Engagement für die Flusslandschaft der Elbe. Der Leiter des BUND-Elbeprojektes hatte sich schon als grüner Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR für Umwelt und Natur stark gemacht (in einer Fraktion u.a. mit Joachim Gauck und Matthias Platzeck). Mehr dazu: www.bund.net /doerfler 씰 Zum Geo-Tag der Artenvielfalt am 12. Juni konzentrierten sich dieses Jahr über 120 Experten auf die Region Freiburg. Vom Feldberg bis zum Kaiserstuhl fanden sie in vier Gebieten rund 2 300 Tier- und Pflanzenarten, darunter allein elf Fledermausarten – ein Hinweis darauf, dass die Region zu den artenreichsten Deutschlands zählt. Wie jedes Jahr war auch der BUND am Geo-Tag aktiv: bundesweit mit vielen lokalen Begleitaktionen. 씰 Die Bundesregierung hat den Rat für Nachhaltige Entwicklung neu berufen. Für weitere drei Jahre werden ihm die beiden Ehrenvorsitzenden des BUND angehören, Angelika Zahrnt und Hubert Weinzierl. Sie beraten die

Regierung seit 2001 bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. 씰 Der BUND kooperiert mit dem oekom-Verlag. Künftig enthält jede Ausgabe der Zeitschrift »politische ökologie« einen BUND-Artikel zum Themenspektrum Nachhaltigkeit. BUND-Mitglieder können die Zeitschrift vergünstigt abonnieren: www.politische-oekologie.de 씰 Unter dem Titel »Nationales Naturerbe« hat die Bundesregierung den Ländern (vor allem Sachsen und Sachsen-Anhalt) über 2 500 Hektar am Grünen Band übertragen – ein großer Erfolg für den BUND, der jahrelang darauf gedrungen hatte. Die wertvollen Flächen wurden zu äußerst günstigen Konditionen übertragen, sind aber für den Naturschutz zu sichern. Als Sonderpreisträger »Gelebte Einheit« zählt das Grüne Band zu zwölf ausgewählten Orten, die 20 Jahre nach der Wiedervereinigung das Miteinander von Ost und West symbolisieren sollen. 씰 Der BUND-Jahresbericht 2009 ist erschienen. Einen kompakten Einblick in unsere Arbeit für Natur und Umwelt erhalten Sie unter www.bund.net /jahresbericht.

Drei Fragen an …

CSU-Umweltexperte Dr. Christian Ruck

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er BUND ist überparteilich. Umweltengagierte Politiker finden sich in allen Fraktionen des Bundestags. Einer der führenden Umwelt- und Entwicklungspolitiker der Union ist Dr. Christian Ruck (CSU, seit 1990 im BT). Das BUNDmagazin stellte ihm drei Fragen. Herr Ruck, Sie verstehen sich als »Kämpfer für die Schöpfung«. Nun geht im UN-Jahr der Biodiversität das Artensterben global ungebremst weiter. Wo setzen Sie in ihrer Regierungsverantwortung hier an? Als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU bin ich für Umwelt wie auch Entwicklung zuständig. Beides gehört für mich zusammen. Wir müssen die Situation der Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern durchgreifend verbessern, ohne dabei ihre Lebensgrundlagen zu zerstören. Wir müssen Mittel und Wege finden, gerade durch den Schutz von Ökosystemen Einkommen zu schaffen.

Auch international sind der Schutz von Klima und Schöpfung zu verbinden. Mit dem Schutz der Wälder, der Moore, der CO2-Senken kann und muss man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Deutschland hat sich international verpflichtet, 5 % seiner Wälder aus der Nutzung zu nehmen. Der BUND fordert hierfür u.a. einen neuen Nationalpark im Steigerwald. Ich habe gelernt, mit solchen Zielen und Zahlen vorsichtig zu sein. Fraglos müssen wir aber auch in Deutschland genügend Lebensraum erhalten und neu schaffen, um die Artenvielfalt zu bewahren. Was bei uns wild lebt, muss auch überleben können, in vernetzten Lebensräumen. Da haben wir noch viel zu tun. Zum Steigerwald: Schon früh habe ich erfolgreich für einen Nationalpark im Hainich gekämpft. So sehr Nationalparks zur Regionalentwicklung beitragen können – sie lassen sich in unserem dicht besiedelten

Land nicht aufoktroyieren, sie benötigen eine breite politische Mehrheit. Beim Steigerwald ist da noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Sie werben für eine Balance von Ökonomie und Ökologie. Wird die auf Dauerwachstum zielende Politik der CDU/CSU diesem Anspruch gerecht? Eine solche Diskussion können wir in Deutschland führen; den Entwicklungs- und Schwellenländern aber können wir nicht verbieten zu wachsen. Armutsbekämpfung ohne Wachstum ist schlicht unmöglich. Doch diese Länder mit ihren empfindlichen Ökosystemen dürfen unsere Fehler nicht wiederholen, dabei müssen wir ihnen helfen. Im eigenen Land halte ich ein Wachstum für viele Dinge nötig, allerdings ein ökologisch nachhaltiges Wachstum an der richtigen Stelle. Weniger Ressourcenverbrauch und mehr Energieeffizienz machen uns wettbewerbsfähiger und unabhängiger vom Ausland. sz

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Dr. Christian Ruck


MAGAZI N

Weltnaturerbe Wattenmeer

Noch 30 Jahre Ölförderung

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uch auf deutschem Meeresgrund steht eine Ölbohrinsel: Am Südrand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer liegt Deutschlands größtes Ölvorkommen. Seit 1987 fördern RWE und Wintershall auf der »Mittelplate« rund zwei Mio. Tonnen Öl pro Jahr an die Oberfläche – mitten im Unesco-Weltnaturerbe. Zwar wurde die Bohrinsel aus dem Gebiet herausgeschnitten, eine industrielle Nutzung mitten im Weltnaturerbe bleibt aber inakzeptabel. Da der Betrieb nur bis 2013 geneh-

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Bohr- und Förderinsel Mittelplate

Friedrichskoog Marne

! N 10

Brunsbüttel

20 km

Cuxhaven

씰 www.bund.net/oelfoerderung

BUND-Zeitplaner

Edition mit Memo

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n Kooperation mit der »Natur und Umwelt GmbH« des BUND bietet memo, das Versandhaus für ökologisch und sozial verträgliche Produkte, sein Zeitplansystem »memoTime« 2011 als BUND-Edition an. Auf zehn Sonderseiten werden Sie über Anliegen und Aktivitäten des BUND informiert. Die Kalendarien sind aus Recyclingpapier gefertigt, mit mineralölfreien Pflanzenfarben bedruckt und daher mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. Die gesamte Produktion erfolgt klimaneutral. Die Preise für die Ringbucheinlagen variieren von 9,95 €bis 29,90 €. Die »BUND-Edition« und dazu passende Ringbücher gibt es beim BUNDladen, www.bundladen.de, bestellung@bundladen.de, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, Fax: -4 66

Ökotipp

Schöner leben

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ede Woche verbreitet der BUND einen Ökotipp. Bewährte Hausrezepte finden sich hier nicht selten neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die

BUND-Ökotipps regelmäßig. Auch Privatpersonen können sie kostenlos über den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unter www.bund.net/oekotipps.

Umweltschonend Kaffee trinken Auf den meisten Kaffeeplantagen werden große Mengen gesundheits- und umweltschädlicher Pestizide eingesetzt. Sie belasten Böden und Grundwasser, bedrohen die Artenvielfalt und gefährden die Gesundheit Einheimischer. Jede Tasse Kaffee verschlingt durch Anbau, Transport, Rösten und Verpacken 140 Liter Wasser – und die Erdbevölkerung trinkt jährlich 590 Milliarden davon! Der weltweite Preiskampf drückt auf die Erlöse der Kaffeebauern, auch auf Kosten der Natur. Sie sollten deshalb umweltschonenden und fairen Bio-Kaffee kaufen: Er ist zwar etwas teurer, sichert jedoch die Existenz der Bauern und ihre Plantagen nachhaltig. Achten Sie auf das Fairtrade- und das Bio-Siegel oder das Label eines ökologischen Anbauverbandes.

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Zur Zubereitung: Besonders umweltfreundlich sind dänische Kaffeekannen. Gießen Sie kochendes Wasser auf den gemahlenen Kaffee und platzieren Sie darüber ein Sieb aus Edelstahl; Deckel darauf, einige Minuten ziehen lassen und das Sieb hinunterdrücken. Anschließend den Kaffee in eine Keramik- oder Thermostasse füllen – fertig! Aus konventionellen Kaffeemaschinen sollten Sie frischen Kaffee in eine Thermoskanne umfüllen, das erübrigt eine Heizplatte. Bodum

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Nord-Ostsee-Kanal

Heide Büsum

migt war, wurde sie geduldet. Doch nun, pünktlich zum 1. Geburtstag des Weltnaturerbes »Wattenmeer«, verlängerte das niedersächsische Landesbergamt die Genehmigung bis 2041 (!) – unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Verbände. Auch die Nationalparkverwaltung wurde nicht einbezogen. Im sensiblen Lebensraum Wattenmeer gilt höchste Priorität dafür, jeden Öleintrag zu verhindern. Ein Ölunfall würde die Lebewesen des Wattenbodens ersticken und vergiften. Die Nahrungskette unzähliger Meerestiere wäre zerstört. Verölte Vögel überleben die Vergiftung selbst bei artgerechter Reinigung nur zu fünf Prozent. Und eine mechanische Reinigung des Watts ist kaum möglich. Der BUND protestiert gegen die klammheimliche Laufzeitverlängerung und fordert, die Ölförderung im Wattenmeer sofort einzustellen. Zudem müssen Öl- und Gasfirmen Entschädigungsfonds für mögliche Unfälle einrichten und transparenter über ihre Aktivitäten im Wattenmeer informieren.

Mehr dazu unter www.oeko-fair.de, www.transfair.org und www.weltladen.de


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Aller Welt Arten

blickwinkel/J. Fieber

Einst vertraut, heute aber selten geworden: der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), die Wirtspflanze des bedrohten Ameisenbläulings. Der BUND setzt sich dafür ein, dass unser aller Welt bunt und lebendig bleibt.

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35 Jahre BUND

KOMMENTAR

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Julia Puder

is 1975 vertrat allein der Deutsche Naturschutzring als Dachverband in Bonn die Stimme der Umwelt. Er verstand sich mehr auf Umweltinformation denn auf politische Konfrontation. Dieses Vakuum rief prominente Persönlichkeiten auf den Plan. Ob Bernhard Grzimek, Robert Jungk, Horst Stern, Frederic Vester, Enoch zu Guttenberg, Hubert Weinzierl oder Gerhard Thielcke: Sie alle waren überzeugt von der Notwendigkeit einer neuen, unabhängigen Organisation, die auf Bundesebene unerschrocken die immer komplexeren Umweltprobleme angeht. 1975 gründen sie im fränkischen Marktheidenfeld den BUND. Nicht nur ich hoffte – mit damals 28 Jahren jüngstes Gründungsmitglied –, dass der BUND bald zur Speerspitze einer basisdemokratischen Umweltbewegung werde. Heute, 35 Jahre später, darf man wohl sagen: Der BUND hat die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt.

Hubert Weiger ist Vorsitzender und Mitbegründer des BUND.

Kontinuierlich wuchs der BUND auf die stattliche Zahl von über 460 000 Mitgliedern und Förderern. Zudem engagiert er sich in Deutschland am konsequentesten für alle zentralen Bereiche der Umweltpolitik. Wie ein roter Faden zieht sich durch unsere Geschichte ein ganzheitliches Naturschutzverständnis, auf das wir gemeinsam stolz sein können: So hat unser Einsatz für alle Tiere und Pflanzen, für den Schutz von Boden- und Grundwasser sowie für gesunde Lebensmittel aus bäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft eine lange Tradition. Auch Konzepte für Energiespartechnik, Bürgersolarkraftwerke und Biogasanlagen tragen zum überfälligen Friedensschluss mit der Natur und zu einer gerechteren Weltordnung bei. Gelingt es (wie vom BUND gefordert) unseren Energieverbrauch drastisch zu senken, wird dies drohende Kriege um immer knappere Ressourcen verhindern. Die Vielfalt der Persönlichkeiten, die ehrenamtlich im BUND tätig sind, spiegelt sich in der Fülle unserer Aktivitäten wider: Bei den Demonstrationen gegen die Atomkraft stehen wir ebenso in vorderster Reihe, wie wir jedes Jahr ehrenamtlich Hunderttausende von Amphibien vor dem sicheren Straßentod retten. Diese eindrucksvolle Breite der Verbandsarbeit wird auch durch 20 Arbeitskreise dokumentiert, die im Wissenschaftlichen Beirat zusammengefasst sind. Über 1 000

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fachlich sehr kompetente Persönlichkeiten stellen hier ihr Wissen und ihre Erfahrung dem BUND für die Fortentwicklung seiner Umweltarbeit bereit. Diese »fachliche Herzkammer« des BUND ist eng verknüpft mit den hoch motivierten hauptamtlichen Mitarbeitern auf allen Ebenen des Verbandes und mit den Bundes- und Landesvorständen. Sie alle haben Anteil daran, dass der BUND heute Schrittmacher gesellschaftlicher Themen im Natur- und Umweltschutz ist. Besonders dringlich arbeitet der BUND daran, eine breite gesellschaftliche Debatte über wirtschaftliches Wachstum auszulösen. Vor allem fordern wir eine globale Ordnung mit mehr Gerechtigkeit und einer demokratisierten Wirtschaft. Ein erster Schritt ist die Bewertung des wirtschaftlichen Wachstums durch neue qualitative Maßstäbe, ein ökologisch-sozialer Rahmen für eine faire Wirtschaft und ein neues Verständnis von Fortschritt nach dem Motto »weniger, besser, menschlicher«. Der BUND hat mit den zwei Studien »Zukunftsfähiges Deutschland« hier ein Zeichen gesetzt. Untrennbar ist die Geschichte des BUND auch mit dem Widerstand gegen die Atomkraft verknüpft. Heute wie schon in den ersten Jahren fordern wir den sofortigen Ausstieg aus dieser hochriskanten Technologie. Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zeigt, wie Klimawandel, Naturschutz und Wirtschaftswachstum verbunden sind. Sie zeigt auch, wie wichtig unsere politische und finanzielle Unabhängigkeit ist. Manche Umweltverbände verlieren heute wegen ihrer jahrelangen finanziellen Zusammenarbeit mit BP an Glaubwürdigkeit und stehen vor dem Aus. Mit der Hilfe und dem Einsatz unserer Mitglieder werden wir auch die nächsten Jahrzehnte für unsere Vision eines zukunftsfähigen Landes in einer zukunftsfähigen und friedfertigen Welt kämpfen. Mit 35 Jahren sitzen wir nicht nur in der ersten Reihe – wir kämpfen auch an vorderster Linie. Der BUND wird heute wie vor 35 Jahren seiner Rolle als unabhängiger, überparteilicher Vordenker, Wächter und Umsetzer gerecht. In unserer globalisierten Welt, in der ökologische wie menschliche Ressourcen schonungslos ausgebeutet werden, wollen wir ein Gegengewicht sein. Es ist ein Zeichen der Hoffnung, dass unsere Vision eines Grünen Bandes Europa auf dem Boden des ehemaligen Eisernen Vorhangs zunehmend Realität wird. Hoffen wir, dass auch unsere Vision eines zukunftsfähigen Deutschlands Realität wird. Denn nur so haben wir eine gemeinsame Zukunft.


Mit 35 Jahren steht man mitten im Leben. Man blickt nach vorn, ist aber auch schon alt genug, um Rückschau zu halten.

Gründergeneration

1978 Der BUND-Vorstand mit (von links) Hubert Weinzierl, Gerhard Thielcke und Enoch zu Guttenberg zu Gast bei Bundespräsident Walter Scheel.

1984 Wiedereinbürgerung: Der BUND-Ehrenvorsitzende Bernhard Grzimek entlässt im Spessart eine Wildkatze in die Freiheit.

International

1989 Hubert Weinzierl, Angelika Zahrnt (2. und 3. v. l.) sowie Gerhard Kneitz (rechts) als BUND-Delegierte eines Treffens von Friends of the Earth in Ghana.

2001 Das Rettungsboot von BUND und Friends of the Earth wirbt auf einer UN-Konferenz in Bonn für mehr Klimaschutz.

Der BUND ist bunt

2003 Die BUNDjugend protestiert mit einem »WTOpoly« gegen die Politik der Welthandelsorganisation.

2009 Für den Ausstieg aus der Atomkraft demonstrieren in Berlin Zehntausende – im Bild gemeinsam Bundes- und Landesvorstände des BUND.

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TITELTH EMA

Lebendige Wälder

Beate Hövelmans, www.zwei-de-sign.de

Werden und Vergehen: Zwischen diesen Polen spielt sich das Leben in seiner wunderbaren Vielfalt ab. Der dominierende Lebensraum unserer Breiten ist der Wald. Ihn finden wir in verschiedenster Gestalt, vom rauen Bergwald über die ausgedehnten Buchenwälder des Tieflandes bis zu den Auwäldern, in denen sich das Leben besonders üppig entfaltet. Viele heimische Waldtypen sind heute bedroht und bis auf kleine Reste verschwunden. Am bedrohtesten aber ist – unabhängig davon, welche natürlichen Einflüsse einen Wald an seinem Standort geprägt haben – der unversehrte Wald. Von einem wirklich wildwüchsigen Wald haben wir kaum eine Vorstellung. Wie auch? Es fehlt hierzulande an jeder Anschauung. Wir Deutschen und wir Mitteleuropäer haben da etwas gutzumachen. Der BUND will, dass sich größere Teile unseres Waldes wieder natürlich entwickeln können – um sein immenses Potenzial für die biologische Vielfalt zu nutzen.

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Biologische Vielfalt

Unser Wald muss wilder werden N

ur an ganz wenigen Orten in Deutschland lässt sich heute kleinflächig erahnen, wie ein Wald ohne Einfluss des Menschen funktioniert. Zwar werden inzwischen 1 bis 2% der deutschen Wälder nicht mehr genutzt. Doch viele dieser Wälder wurden noch vor kurzem forstlich bewirtschaftet. Sie sind oft weit entfernt von ihrem natürlichen Erscheinungsbild. Selbst auf diesen 1 bis 2 % wird es viele Generationen dauern, bis sich wieder ein dynamisches Nebeneinander verschiedenster Altersstadien und Waldzyklen eingestellt hat; bis all die Baum- und Pflanzenarten zurückgekehrt sind, die in einem strukturreichen Naturwald ihre Nische finden; und bis vor allem einzelne Bäume so mächtig, alt und morsch geworden sind, dass sie zusammenbrechen und damit der Vielzahl holzzersetzender Pilze und Insekten den Weg ebnen. Diese bilden das Gros des biologischen Reichtums natürlicher Wälder. Viele der Holz- und Mulmbewohner, die früher ihren festen Platz im natürlichen Kreislauf hatten, sind aus unserem Wirtschaftswald verschwunden. Käfer wie der Eremit oder Pilze wie der Igel-Stachelbart sind heute stark gefährdet, weil die Forstwirtschaft alle Bäume lange vor ihrer natürlichen Zerfallsphase fällt und verwertet. Doch wenn der BUND fordert, einen größeren Teil unserer Wälder wild wachsen zu lassen, so nicht, um einige Spezialisten unter den Flechten, Pilzen oder Käfern für die Nachwelt zu erhalten. Nein: Ganze Lebensgemeinschaften mit Tausenden von Arten sind auf liegendes und stehendes Totholz

im Wald angewiesen, auf Lichtungen, die ein umgestürzter Baumveteran gerissen hat, auf intakte Böden und vom Menschen weiträumig ungestörte Refugien. Bäume mit Faulstellen, starken Ästen, Schürfwunden oder Baumhöhlen sind überlebensnotwendig auch für Mittelspecht, Raufußkauz, Zwerg- und Halsbandschnäpper, für Bechsteinfledermaus und Haselmaus – sie alle sind auf Altbäume und Totholz angewiesen. Baumhöhlen sind Kinderstube und Überwinterungsort. Moderholz dient als Unterschlupf für Salamander und Kröten, Eidechsen und Ringelnattern. In hohlen Baumstrünken versteckt sich die Wildkatze.

Ökologischer = ökonomischer Die Gesamtzahl der Waldbewohner in Mitteleuropa wird auf 40 000 Arten geschätzt. Bis zu 15 000 Arten lassen sich auf einem einzigen Hektar naturnahen Laubwaldes feststellen – fünfmal mehr als in den sterilen Nadelholzforsten, die noch immer so weite Teile Deutschlands prägen. Seit Jahrhunderten verändert der Mensch den Wald nicht nur, indem er Bäume schlägt, bevor sie natürlich altern und sterben. Vor allem hat er die je nach Standort kleinräumig differenzierten Waldökosysteme großflächig durch Monokulturen schnellwüchsiger »Brotbäume« wie Fichte und Kiefer ersetzt. Diese »Holzäcker« mit meist gleichaltrigen Bäumen nur einer Art sind für einen Großteil unserer natürlichen Waldbewohner unbesiedelbar. Nicht nur das: Sie sind so anfällig für

Unter den Käfern gibt es besonders viele Arten, die totes und vermoderndes Holz besiedeln. Naturnahe Wälder kennzeichnen (von oben) Schluchtwald-Laufkäfer, Alpenbock und Eremit sowie (S. 15) Kopfhornschröter und Blauer Laufkäfer. (A’bock/Bl. L.: W. Willner, K’schr.: Konrad Lackerbeck)

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Nutzungsfreier Wald

»Eine Riesenherausforderung« Deutschland hat sich in der Nationalen Biodiversitätsstrategie das Ziel gesetzt, bis 2020 insgesamt fünf Prozent seiner Waldflächen dauerhaft der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Im Bundesamt für Naturschutz als oberster Fachbehörde begleitet Dr. Manfred Klein die Umsetzung dieses Ziels. Herr Dr. Klein, was genau sind »Wälder mit natürlicher Waldentwicklung«? Das sind die derzeit noch zu kleinen Bereiche unseres Waldes, wo die Natur ihren freien Lauf nehmen kann. Gekennzeichnet sind sie durch Charakterarten vor allem bei Insekten, Totholzbewohnern und Pilzen, die in normalen Wirtschaftswäldern kaum noch vorkommen oder bereits ausgestorben sind. Typisch sind auch dynamische Prozesse, die nur hier möglich sind. Warum brauchen wir solche Wälder? Reicht es nicht, den Wald ökologisch zu bewirtschaften? Natürliche Prozesse zu sichern ist laut Naturschutzgesetz ein Wert per se. Wir können so die Evolution beobachten, was in gelenkten Ökosystemen unmöglich ist. Sichtbar wird das an einer Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten sowie Entwicklungsstadien, die außerhalb solcher Gebiete heute unbekannt sind. Wie behilft sich die Natur selbst? Diese Anschauung ist für Forstwirtschaftler und Naturschützer gleichermaßen aufregend.

Dr. Manfred Klein

Die Forstwirtschaft argumentiert bisweilen, dass Wälder ohne ihre Nutzung und Pflege überaltern, instabil und anfällig für Krankheiten werden. Hier spiegelt schon die Wortwahl eine rein ökonomische Betrachtung. Ein Wald-Ökosystem kann ja nicht überaltern, hier können sich nur verschiedene Altersstadien ablösen. Diese Sichtweise ist geprägt von einem naturfernen Ausgangswald. Ein Fichtenforst kann in der ersten Phase nach einer Nutzungsaufgabe sehr wohl instabil werden. Doch dann wird sich natürlich ein stabileres, artenreicheres Waldökosystem aufbauen. Wie viel Wald ist in Deutschland bereits dauerhaft aus der Nutzung genommen? Wir schätzen ein bis zwei Prozent, je nachdem, wie wir z. B. den Status der Nationalparkwälder einschätzen. Diese Zahl hoffen wir in den nächsten zwei Jahren wissenschaftlich unterfüttern zu können, als Basis für unsere Zielgröße »5 % nutzungsfreie Wälder«. Bindet dieses Ziel die Bundesregierung rechtlich? Hierzu hat sich der Bund im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie selbstverpflichtet – und damit die Internationale Konvention für biologische Vielfalt umgesetzt. Es gibt zwar keine Sanktionsmechanismen für Staaten, die dieser Verpflichtung nicht nachkommen.

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Doch die nationale Verpflichtung basiert auf einem Beschluss des ganzen Kabinetts, und darauf kann man sich berufen. Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich bezüglich nutzungsfreier Wälder da? Da ist Deutschland sicher kein Vorbild, obgleich etliche Länder noch weniger Wald ungenutzt lassen. Sind die 5 % eine sinnvolle Zielmarke? Wäre die biologische Vielfalt unserer Wälder damit dauerhaft gesichert? Wie so oft bei politischen Normsetzungen wird diese Zahl nicht allen Anforderungen gerecht. Es ist aber vorläufig auch müßig, über eine exakte Prozentzahl zu streiten. Von den 5 % sind wir weit entfernt, dort wollen wir erst einmal hin. Die Bilanz wird dann zeigen, ob wir damit eine Trendwende zugunsten der biologischen Vielfalt erreichen. Wie groß sollte eine natürliche Entwicklungszone sein? Als moderne Richtgröße bei Naturwaldreservaten gelten mindestens 20 Hektar, um möglichst alle Waldzyklen darin beobachten zu können. Im Rahmen des 5 %Ziels müssen wir neben der Größe auch die Wertigkeit, die Verteilung und Vernetzung solcher Gebiete in Deutschland diskutieren. Allein mit zwei neuen großen Wald-Nationalparken etwa wäre das Ziel nicht erreicht, wir möchten die Vielfalt der Wälder auf ganzer Fläche fördern. Dafür müssen wir im Dialog mit den Ländern, der Forstwirtschaft und den Naturschutzverbänden eine Strategie entwickeln – ein länger währender Prozess. Welche Rolle spielt der öffentliche Wald bei der Umsetzung dieses Ziels? Der hat hier sicher eine Vorbildfunktion. So kann der Bund etwa das großteils bewaldete Nationale Naturerbe hier miteinbringen, so weit er direkten Zugriff hat. Die Rahmenbedingungen sind in den letzten Jahren nicht besser geworden, die Forstwirtschaft unterliegt immer mehr kurzsichtigen ökonomischen Zwängen. Insofern steht die Politik vor der Riesenherausforderung, sektorale Strategien unter einen Hut zu bringen. Neben dem Klimawandel ist der Schwund der Biodiversität ein gleichrangiges Problem unseres Jahrhunderts und unserer Gesellschaft. Wenn uns eine Lösung nicht im Wald gelingt – einem der noch naturnähesten Nutzungssysteme –, wie soll uns das erst in anderen Ökosystemen gelingen? Interview: Severin Zillich


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Stürme oder »Schadinsekten«, dass eine nachhaltige Holznutzung gar nicht möglich ist (obwohl die Förster sie seit bald 300 Jahren für sich beanspruchen). Mit jeder Art, die wir – bewusst oder unbewusst – aus dem natürlichen Netzwerk entfernen, wird ein Wald instabiler. Dies hat – nach etlichen verheerenden Sturmschäden – auch die Forstwirtschaft zur Kenntnis nehmen müssen. Welcher Wald an welchem Standort wirklich langfristig stabil und damit nachhaltig nutzbar ist, kann uns nur die Natur lehren. Was wir wissen, ist, dass zwei Drittel unserer Wälder von Natur aus Buchen- und Buchenmischwälder wären, über 20 % Eichenmischwälder und nur 1,35 % Nadelwälder. Worüber wir jedoch viel zu wenig wissen:

Wie sieht ein natürlicher, von Menschen unbeeinflusster Wald aus? Um das zu erfahren, haben die Forstverwaltungen 1970 begonnen, Naturwaldparzellen und -reservate anzulegen. Leider gibt es davon viel zu wenige. Und diese nutzungsfreien Flächen sind in der Regel zu klein und zu schlecht vernetzt. Sie vermögen daher nur ansatzweise zu leisten, was heute ökologisch und ökonomisch geboten ist: Ein Netz großflächig ungenutzter Wälder, ergänzt um Programme für mehr Totholz und wertvolle Biotopbäume im Wirtschaftswald. Nur so hat die biologische Vielfalt in unserem wichtigsten natürlichen Lebensraum eine Chance. Severin Zillich

Mai 2006

Mai 2010

Ein Wald darf sich frei vom Menschen entwickeln: Hier im Serrahn (Müritz-Nationalpark – siehe S. 28) findet seit zwanzig Jahren keinerlei Eingriff mehr statt. Seit 2006 werden Teile des Waldes jedes Jahr zur gleichen Zeit fotografiert, um den Wandel zu dokumentieren.

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Steigerwald Pressetermin im Rahmen der BUND-Kampagne für einen neuen Nationalpark.

BUND aktiv

Grüne Schätze schützen Die meisten Bundesländer privatisieren ihren Wald und wandeln Forstämter in renditeorientierte »Verwertungsgesellschaften« um. In alten Baumbeständen lärmen heute viel zu oft die Harvester und Motorsägen. Selbst Naturschutzgebiete sind vor dem Ausverkauf nicht sicher. Der BUND ist darum in ganz Deutschland aktiv, um wertvolle Wälder besser zu schützen.

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ieles haben wir bereits erreicht: So hat der BUND erfolgreich für die Waldnationalparke Eifel und Kellerwald gekämpft, die 2004 gegründet wurden. In der Hauptstadt hat der BUND eine hochwertige Zertifizierung der Berliner Wälder erreicht. Auch an der Elbe hat sich unser jahrelanger Einsatz gelohnt: Die Reliktwälder der Elbtalaue stehen unter Schutz, und bei Lenzen ebnen die Rückverlegung eines Deiches und Initialgehölze einem neuen Auwald den Weg. Mit dem »Rettungsnetz Wildkatze« hat der BUND das größte Biotopverbundprojekt Europas in Angriff genommen: Über eine Länge von 20 000 Kilometern soll es Deutschlands Wälder wieder miteinander verbinden. In Hessen liefert zudem unser Modellprojekt »Ökokonto im Wald« (mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt) wertvolle Hinweise, wie eine ökologische Waldwirtschaft gefördert werden kann. Eines ist klar: Ohne das Engagement der vielen Menschen, die uns dabei tatkräftig, finanziell oder ideell unterstützt haben, sind diese Erfolge nicht denkbar. Vielen Dank Ihnen allen! Auch die drei folgenden Großprojekte sollen dazu beitragen, die letzten naturnahen Wälder zu erhalten.

Steigerwald: Etappenziel erreicht Seit 2007 kämpft der Bund Naturschutz (der BUND in Bayern) in einer Allianz für einen Nationalpark Steigerwald. Eine Studie belegte den hohen ökologischen Wert des Steigerwalds mit seinen alten Buchen und seiner einzigartigen Fauna und Flora. 11 000 Unterschrif-

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ten für 11 000 Hektar Nationalpark-Wald hat der BN bereits gesammelt – besonders bei den Menschen aus der Region, aber auch aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. Damit ist das erste Etappenziel der Aktion »Ja zum Nationalpark Steigerwald« erreicht. Nun sammeln auch die Gegner eines Nationalparks Unterschriften. Deshalb geht unsere Aktion weiter: Mit 22 000 Unterschriften wollen wir unser Ergebnis verdoppeln und ein mächtiges Signal an die Politik setzen. Helfen Sie, dieses Waldnaturerbe dauerhaft zu schützen – mit Ihrer Unterschrift unter www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de.

Alter Wald mit Zukunft Die Hohe Schrecke ist ein rund 7 000 Hektar großes, fast unzerschnittenes Waldgebiet in Nordthüringen. Nach Jahrhunderten extensiver Bewirtschaftung und 50 Jahren als militärisches Sperrgebiet haben sich dort reich strukturierte Waldlebensräume mit viel Altholz erhalten. 600 nachgewiesene Großpilzarten belegen die überwältigende Artenvielfalt der Hohen Schrecke. Seit fast zehn Jahren setzt sich der BUND mit seiner Naturstiftung David, mit Partnerorganisationen und den 14 angrenzenden Kommunen für den Schutz des Waldes und eine angepasste Regionalentwicklung ein. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse waren dem lange im Weg. Doch als Sieger im Wettbewerb »Idee Natur« des Bundesamtes für Naturschutz kann die Naturstiftung David nun endlich beginnen, mit Fördermitteln


Eine Waldwildnis entsteht Die BUNDstiftung besitzt 1 300 Hektar Fläche im ehemaligen Tagebaubereich Goitzsche. Etwa ein Drittel der Fläche ist bewaldet. Auf vielen überbaggerten Flächen haben sich bereits Pionierwälder entwickelt. Dominierende Baumart dieser etwa 30- bis 40-jährigen Vorwälder ist die Sandbirke. Daneben gibt es zwei kleinere Restbestände von 80bis 120-jährigen Eichen-Hainbuchenwäldern. Hier blühen in der Krautschicht anspruchsvolle Pflanzen wie Busch-Windröschen, Bärlauch, Weißwurz, Aronstab und Türkenbund-Lilie. Die sehr artenreiche Vogelwelt reicht vom winzigen Zaunkönig über mehrere Spechtarten bis zum Seeadler. Die Idee, in der Goitzsche eine »Waldwildnis« entstehen zu lassen, wird auch vom Land Sachsen-Anhalt unterstützt. Es erkannte eine 67 Hektar große Fläche Pionierwald als Naturwaldzelle an.

Aktionsnetz für die Natur Engagieren auch Sie sich vor Ort für den Wald? Führen Sie Waldexkursionen durch, setzen Sie sich für eine Zertifizierung »Ihres« Waldes mit dem FSC-Siegel ein oder kämpfen Sie für den Schutz alter Eichen? Dann lassen Sie es uns wissen! Tragen Sie Ihr Projekt in unsere Projektdatenbank »Aktionsnetz Naturschutz« ein. Unter www.bund-intern.net finden Sie ähnliche Projekte und können sich mit Gleichgesinnten austauschen. Mechthild Klocke

W. Willner

und Spenden rund 1 000 Hektar ökologisch wertvollen Wald dauerhaft aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. Weitere 3 500 Hektar sollen naturnah mit einem hohen Anteil von Altholz bewirtschaftet werden. Einige Waldflächen werden touristisch erschlossen – etwa durch einen »Urwald«-Kletterpfad, eine Aussichtsplattform sowie Wander- und Radwege.

… leitet das Biodiversitäts-Team des BUND.

Scheuer Bewohner reich strukturierter Wälder: die Wildkatze.

LINKS 씰 www.burg-lenzen.de (Auenschutz an der Elbe) 씰 www.bund.net/wildkatze (Rettungsnetz Wildkatze) 씰 www.naturstiftung-david.de/ausschreibung/files/

Hohe_Schrecke_Antrag.pdf (Hohe Schrecke) www.oekokonto-im-wald.de 씰 www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de 씰 www.goitzsche-wildnis.de 씰

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TITELTH EMA

Deutsche Waldpolitik

Ordnungsgemäß statt gut Welche politischen Schritte sind aus Sicht des BUND nötig, um die biologische Vielfalt unserer Wälder zu erhalten und – vor allem – auf großer Fläche wiederherzustellen?

D

Der Igelstachelbart – eine Pilzrarität an alten Buchen und Eichen. (W. Willner)

ass die deutsche Waldpolitik gefordert ist, ergibt sich aus der Nationalen Biodiversitätsstrategie. Dort heißt es: »Aus ökologischer Sicht besonders wertvolle alte Wälder (mit Bäumen älter als 180 Jahre) sind mit etwa 2 % Anteil an der Waldfläche kaum mehr vorhanden. Die für natürliche Wälder typische biologische Vielfalt ist gefährdet. Vor allem solche Tier-, Pflanzenund Pilzarten sind überproportional stark gefährdet, die auf typische Strukturen naturnaher Wälder spezialisiert sind.« Deutschland hat sich als einer von 193 Vertragsstaaten dazu verpflichtet, das »Übereinkommen über die Biologische Vielfalt« einzuhalten. Dazu hat das Kabinett 2007 eine Biodiversitätsstrategie verabschiedet. Darin finden sich Ziele wie »2020 beträgt der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung 5 % der Waldfläche«, die »Erhaltung großräumiger, unzerschnittener Waldgebiete« oder die »Erhaltung und Entwicklung natürlicher und naturnaher Waldgesellschaften«.

Ziellinie weit entfernt Doch Bund und Länder sind weit davon entfernt, diese – richtigen – Ziele konsequent anzusteuern, geschweige denn, sie zu erreichen. Im Gegenteil: Das kürzlich novellierte Bundeswaldgesetz verschenkt Chancen für mehr Naturund Artenschutz im deutschen Wald. Gegen die Stimmen von SPD und Grünen wurde darauf verzichtet, verbindliche und bundesweit gültige Standards einer »guten fachlichen Praxis« zu fixieren, die über die Grundsätze der »ordnungsgemäßen Forstwirtschaft« hinausgehen. Wichtige Aspekte des Waldschutzes bleiben ungeregelt – wie das Kahlschlagsverbot, der Bodenschutz, die Bestandsverjüngung, der Schutz von Biotopbäumen. So droht nun ein Wettlauf der Bundesländer hin zu möglichst niedrigen Schutzstandards. Auch finden sich keinerlei Vorgaben, Wälder der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Um die biologische Vielfalt in unseren Wäldern zu erhalten, ist nicht nur ein effektiver Naturschutz in Wirtschaftswäldern geboten. Nötig sind eben auch Flächen, die als »Urwälder von morgen« für immer aus der Nutzung genommen werden. Der BUND fordert mindestens 5 % der Waldfläche in großen Prozessschutzgebieten dauerhaft der natürlichen Entwicklung zu

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überlassen. Gemäß seiner Vorbildfunktion hat der öffentliche Wald hierzu 10 % seiner Flächen bereitzustellen. Diese Gebiete sind durch kleinere Trittsteine auf weiteren 5 % der Waldfläche zu ergänzen – um als Netz von Naturwäldern die heimischen Waldökosysteme angemessen repräsentieren zu können. Auch daher ist der Verkauf von Staatswald unverzüglich zu stoppen.

Was muss sich ändern? Die besondere Gemeinwohlverpflichtung des öffentlichen Waldes sollte sich zudem in seiner Bewirtschaftung widerspiegeln und ökologisch vorbildlich sein. Dass dies nicht überall gängige Praxis ist, hat der BUND 2009 im »Schwarzbuch Wald« anhand von 15 Fallstudien aus elf Bundesländern angeprangert – übrigens keine Einzelfälle, sondern Vorkommnisse, wie sie dem BUND immer wieder gemeldet werden. Weiter fordert der BUND, bei der forstlichen Ausbildung den gestiegenen Ansprüchen an den Lebens- und Erholungsraum Wald Rechnung zu tragen. Die Forstverwaltung muss für eben diese Ansprüche über genügend – gut geschultes – Personal verfügen. Zudem ist der Grundsatz »Wald vor Wild« endlich flächendeckend umzusetzen. Einkünfte durch Jagdpacht sind dabei mit den Kosten durch Wildschäden und Zäunung abzuwägen. Unter Umständen kann es günstiger sein, Jäger für ihre Arbeit zu bezahlen.

Skepsis geboten Und dann muss endlich »eine Strategie von Bund und Ländern zur vorbildlichen Berücksichtigung der Biodiversitätsbelange für alle Wälder im Besitz der öffentlichen Hand bis 2010 und ihre Umsetzung bis 2020« vorgelegt werden (Zitat Biodiversitätsstrategie). Der BUND ist skeptisch, ob die »Waldstrategie 2020«, die derzeit das Landwirtschaftsministerium erarbeitet, dieser Aufgabe gerecht wird. Deshalb wird der BUND ein waches Auge auf den Prozess haben, seine Stimme erheben und sich einmischen. Nicola Uhde … ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Naturschutz in der Bundesgeschäftsstelle.


Jagd reformieren

Wald vor Wild Viele Wälder werden zu stark von Rehen oder Hirschen verbissen. Sie können sich kaum noch natürlich verjüngen, ihre biologische Vielfalt sinkt, sie werden instabil. Eine Änderung des Bundesjagdgesetzes ist deshalb überfällig.

G

rundlage für das Leben ist die grüne Pflanze. Je mehr Pflanzenarten, umso größer der Artenreichtum. Stirbt eine Pflanzenart aus, verschwinden auch die Arten, die an ihr leben. Dass unsere Wälder unter starkem Wildverbiss leiden, belegen Jahr für Jahr einschlägige Inventuren. Selektiver Verbiss von Eichen, Edellaubbäumen und Tannen führt dazu, dass diese Baumarten schleichend aus den Wäldern verschwinden. Besonders an der Eiche leben viele Arten. Über 400 Schmetterlings- und andere Insektenarten tummeln sich in ihrer Krone. Auch für Käfer, die im Holz leben, sind Eichen wichtig. In ihrem Stamm können sich Großhöhlen ausbilden, mit Raritäten wie dem Eremit. Die bodennahe Flora leidet ebenfalls unter dem Verbiss. Fehlt die Strauchschicht, verschwinden Waldvögel wie die Gartengrasmücke, deren Nest vom Unterwuchs geschützt wird. Und Hasenlattich oder Weidenröschen können nur bei voller Entwicklung Stickstoff aus der Luft binden. Doch weil die Waldkräuter den Rehen so gut schmecken, bleiben sie oft klein oder sterben ab. Kein Wunder, dass starker Wildverbiss Wälder instabil werden lässt. Artenarmut lässt das ökologische Netz löchrig werden. Monokulturen sind das Ergebnis. Kann sich ein Wald nicht mehr von selbst verjüngen, ist dies in Zeiten des Klimawandels besonders fatal: Die nötige Umwandlung in Richtung Laubwald gelingt dann nur noch im Schutz teurer Zäune.

finden sich über 100 Tierarten im Jagdgesetz. Dazu gehören Wisent, Fischotter oder Luchs, obwohl sie keine Jagdzeit haben und bei uns bereits vor Jahrhunderten ganz oder fast ausgerottet wurden.

BUND fordert andere Jagd

… ist der Sprecher des BUND-Arbeitskreises »Wald« und Forstbetriebsleiter im fränkischen Ebrach.

»Wald vor Wild« fordert deshalb der BUND. Der Bayerische Landtag hat diesen Grundsatz inzwischen ins Gesetz geschrieben. Wobei es weniger um das Wild als um die Jagd geht – eine Jagd, die sich im Selbstverständnis etlicher Jäger noch immer nicht von der Tradition der Feudaljagd gelöst hat. Eine Jagd, die einzelne Arten auf Kosten Tausender anderer hegt. Eine Jagd, die am Trophäenkult festhält und den Abschuss von Rehböcken ohne Gehörn mit Bußgeld ahndet. Eine solche Jagd gehört dringend reformiert. Und tatsächlich gibt es hoffnungsvolle Entwicklungen. Seit über 20 Jahren organisieren sich verantwortungsbewusste Jäger im ökologischen Jagdverband (ÖJV). Zunächst von den Jägerkollegen belächelt, ist der ÖJV heute ein Gesprächspartner, der von der Politik ernst genommen und von den Umweltverbänden unterstützt wird. Es gilt nämlich noch mehr Relikte der Feudaljagd aus dem Jagdrecht zu streichen. So

Neue Strategie überfällig Die herkömmliche Jagd muss deshalb gründlich hinterfragt werden. Störungen durch die Jagd müssen verringert, Einzel- und Bewegungsjagd effektiver werden. Unsere langen Jagdzeiten gehören auf den Prüfstand. Solange bei einem toten Rehbock im Winter die Polizei ermittelt, wird die Bewegungsjagd uneffektiv bleiben. Weitere Ungereimtheiten sind zu klären: Warum veranstaltet der Staat Trophäenschauen? Sind Bezahljagden mit angepassten Wildbeständen vereinbar? Auch das Bundesamt für Naturschutz hat sich jüngst in den seit vielen Jahren schwelenden Wald-Wild-Konflikt eingeschaltet. Eindrucksvoll dokumentiert sein Gutachten die Schäden durch zu hohe Schalenwilddichten und macht detaillierte Lösungsvorschläge. Der BUND setzt sich für eine Jagdreform ein. Verweigern sich die traditionellen Jagdverbände einer Weiterentwicklung der Jagd, werden Gesellschaft und Politik die Jagd nach und nach ohne die Jäger neu regeln. Besser wäre es, diese würden die Jagdpraxis mitgestalten und gemeinsame Lösungen entwickeln. Ulrich Mergner

Rehe sind Kulturfolger. Reichliche Nahrung auf den Feldern, Hege und fehlendes Raubwild haben ihre Zahl stark anwachsen lassen.

Mehr über die Position des BUND zur Jagdreform unter www.bund.net/jagd Anzeige

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Globale Waldzerstörung

TITELTH EMA

Verantwortung übernehmen Obwohl tropische Regenwälder nur sechs Prozent der Landoberfläche einnehmen, beherbergen sie die Hälfte aller Arten weltweit. Ihre ursprüngliche Fläche wurde bis heute bereits halbiert. Und die Wälder der Erde schrumpfen weiter: Jede Sekunde vernichtet der Mensch etwa einen Hektar.

Rosel Eckstein

bot auf den Weg gebracht. Hoffen wir, dass es Wirkung zeigt und dass andere große Verbraucher wie die USA oder China nachziehen. Die Gefahr, dass Waldflächen gerodet und fortan landwirtschaftlich genutzt werden, zeigt: Bei der ökonomischen Betrachtung eines Waldes ist ja nicht nur die Frage relevant, wie viel Geld sich mit dem Holz erlösen lässt. Es geht vielmehr darum, ob nicht eine alternative Nutzung der Fläche als Plantage, Viehweide oder Sojafeld lukrativer ist. Der Ansatz des FSC-Siegels, weltweit eine umweltverträgliche, nachhaltige Waldbewirtschaftung zu fördern, setzt hier richtige Anreize, damit Wälder überhaupt stehen bleiben. Noch ist die Kontrolle von FSC-Wäldern in Übersee schwierig, gerade in Ländern mit schwacher Rechtsstaatlichkeit und großer Korruption. Diese müssen gelöst werden. Bis dahin sollten Verbraucher möglichst auf FSC-Produkte deutscher oder europäischer Herkunft zurückgreifen.

Schutzgebiete für unberührten Tropenwald müssen von der Weltgemeinschaft unterstützt werden.

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ine Ursache der Waldzerstörung ist der Hunger nach Holz. Auch Viehweiden und der Anbau von Futterund Nutzpflanzen beanspruchen viel Fläche. So wurde in Brasilien allein von 2000 bis 2006 eine Fläche von der Größe Griechenlands gerodet, vor allem für den Anbau von Sojabohnen – großteils Viehfutter für Europa. Die immens gestiegene Nachfrage nach Palmöl ist ebenfalls ein großer Regenwaldvernichter. Riesige Flächen werden abgeholzt, um Plantagen anzulegen. Das Palmöl findet sich in unseren Autotanks wieder, fälschlich »Biosprit« genannt. Es ist höchste Zeit, dass die Politik diesen Irrweg korrigiert. Der BUND fordert die Beimischungsquote für Agrosprit völlig abzuschaffen. Auch muss Palmöl in Nahrungsmitteln und Kosmetika gekennzeichnet sein. Nur so können verantwortungsbewusste Verbraucher Produkte meiden, in denen der Tropenwaldkiller enthalten ist. Die palmölhaltigen Kerzen von Ikea sind ein Beispiel.

Erste Fortschritte Ein großer Teil des Tropenholzes, das auf die Märkte gelangt, wird illegal geschlagen, oft sogar in Nationalparks. So wurden laut einer britischen Studie in Indonesien, Kamerun, Brasilien, Malaysia und Ghana 2009 insgesamt 100 Mio. Kubikmeter Holz illegal geschlagen. Reihte man diese Stämme aneinander, so würden sie zehnmal den Erdball umrunden. Gemeinsam mit anderen hat der BUND für ein Importverbot von illegal geschlagenem Holz in der Europäischen Union gekämpft. Erfolgreich: Endlich hat die EU ein solches Ver-

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Was Sie tun können Fast jeder zweite industriell geschlagene Baum wird heute zu Papier verarbeitet. Deutschland verbraucht mit über 250 kg pro Kopf und Jahr so viel Papier wie die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen – übertroffen nur noch von Finnland und dem Spitzenreiter USA mit 300 kg. Der BUND rät: Überlegen Sie, wie Sie weniger Papier verbrauchen können. Und greifen Sie wo immer möglich zu Produkten aus 100 % Altpapier (z. B. Blauer Engel) – auch bei Taschentüchern, Klopapier und Küchenrolle. Muss es unbedingt Frischfaserpapier sein, achten Sie auf das FSC-Siegel. Sie können zudem Ihre Gartenmöbel etwas länger behalten und neue nur noch mit FSC-Siegel kaufen. Und Sie können Energie sparen, um Pläne für HolzKraftwerke überflüssig zu machen; so will Vattenfall in Berlin seine Heizkraftwerke unter anderem mit Holz aus Liberia befeuern. Schließlich können Sie weniger tierische Produkte verzehren und beim Kauf darauf achten, ob die Futtermittel für Schwein, Rind oder Huhn aus den Tropen kamen – von Flächen, wo statt der Sojabohne ein Regenwald viel nachhaltigeren Nutzen verspräche. Nicola Uhde


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Schluss jetzt Wir widersetzen uns dieser unverantwortlichen Atompolitik. Wir dulden es nicht, dass wir dem Risiko schwerer Atomunfälle ausgesetzt bleiben. Dass die Atommüllberge weiter in die Höhe wachsen, deren Verbleib weltweit ungelöst ist. Und dass der Fortbetrieb der Atomreaktoren den Weg in eine klimaverträgliche Zukunft mit erneuerbaren Energien verbaut. Wir haben es satt, mit dem Ausstieg auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertröstet zu werden. Wir wollen die Atomkraftwerke abschalten – und zwar jetzt! Wir müssen dran bleiben Unser Widerstand zeigt Wirkung: Die Bundesregierung ist mit ihren Atomplänen in der Defensive und uneins. Sie spürt den Druck, der von einer neu erstarkten Anti-Atom-Bewegung ausgeht und von einer breiten Mehrheit in der Gesellschaft getragen wird. Jetzt kommt es auf unseren gemeinsamen Protest an! Mit unserer Großdemo läuten wir einen heißen Herbst ein, der im November in vielfältigen Protesten gegen den Castor-Transport nach Gorleben gipfeln wird. enn Bundestag und Bundesregierung über ein »Energiekonzept« diskutieren, haben auch wir ein Wörtchen mitzureden. Am Samstag, dem 18. September, organisieren der BUND und andere Organisationen deshalb eine Großdemo gegen Atomkraft in Berlin. Unsere Botschaft: Die Zukunft der Atomenergie heißt Abschalten.

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Gegen die Mehrheit der Bevölkerung hält die schwarz-gelbe Bundesregierung an ihren Atomplänen fest. Sie will die Laufzeiten für Atomkraftwerke verlängern – und den Bundestag womöglich noch im September entscheiden lassen.

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Kommen auch Sie Am 18. September wollen wir mit Zehntausenden Menschen in Berlin auf die Straße gehen und das Regierungsviertel umzingeln. Treffpunkt ist am Berliner Hauptbahnhof um 13 Uhr. Alle weiteren Informationen zu Sonderzügen und Bussen nach Berlin etc. finden Sie unter www.bund.net www.anti-atom-demo.de


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4. Auftragserteilung Ich beauftrage die NaturStromHandel GmbH mit der Lieferung von elektrischer Energie in Höhe meines Gesamtbedarfs für die oben bezeichnete Stromabnahmestelle. Ich beauftrage und bevollmächtige die NaturStromHandel GmbH, meinen gegenwärtigen, mit dem bisherigen Stromversorger bestehenden Stromversorgungsvertrag zu kündigen und, sofern notwendig, die erforderlichen Verträge mit dem örtlichen Netzbetreiber abzuschließen. Ich ermächtige die NaturStromHandel GmbH hiermit widerruflich, die fälligen Abschlags- und Rechnungsbeträge von folgendem Konto einzuziehen:

Name des Geldinstituts

Bankleitzahl

Kontonummer

Name des Kontoinhabers (Nur falls abweichend von Antragssteller) Unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) finden Anwendung. Diese sind, wie unser Stromherkunftsnachweis unter www.naturstrom.de einsehbar. Gerne senden wir Ihnen die AGB auf Anfrage auch zu.

Ort/Datum

Unterschrift Auftraggeber

Widerrufsbelehrung Mir ist bekannt, dass ich den Vertrag innerhalb von zwei Wochen nach Vertragsunterzeichnung schriftlich widerrufen kann. Zur Fristenwahrung genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufschreibens. Der Widerruf ist zu richten an: NaturStromHandel GmbH, Achenbachstr. 43, 40237 Düsseldorf.

Bitte senden oder faxen Sie diesen Vertrag an: VM-1151, VA-264 NaturStromHandel GmbH, Achenbachstraße 43, 40237 Düsseldorf , www.naturstrom.de Kundenservice-Center (Mo. bis Fr. von 8 bis 18 Uhr), Tel 0211-77900-233, Fax 0211-77900-599

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BUNDservice Natur & Umwelt GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin www.bund.net/bundservice

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RATGEBER

Zum neuen Schuljahr

Weniger Umweltballast im Ranzen Zum Schulanfang steht den Eltern ein Großeinkauf bevor: Ein Schulranzen muss ausgesucht, Hefte und Stifte besorgt, die Schultüte bestückt werden. Nicht nur die Optik sollte dabei entscheiden. Denn Schulmaterial kann viele Schadstoffe enthalten. Unnötige Plastikprodukte belasten zudem die Umwelt.

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um Glück gibt es Öko-Schulprodukte heutzutage nicht mehr nur in mausgrau. Und sie sind mittlerweile fast überall zu finden. Ein verlässliches Siegel ist der Blaue Engel. Außerdem kann man sich an den Tests von Stiftung Warentest oder Öko-Test orientieren, die regelmäßig Schulmaterialien unter die Lupe nehmen. Mit dem Papier fängt es an: Recyclingpapier schont die natürlichen Ressourcen und steht in seiner Qualität den Frischfaserpapieren in nichts mehr nach. Das Ökopa-Plus-Siegel, der Blaue Engel oder das vup-Zeichen kennzeichnen Papiere in Ökoqualität.

Reinhard Blumenschein

Kein PVC! Für die übrigen Schulmaterialien gilt als wichtigste Regel: PVC vermeiden. PVC – eine Art Endlager der Chlorchemie – belastet die Umwelt spätestens bei der Abfallverbrennung. Weich-PVC enthält Phthalate, die als Weichmacher dienen und hormonartig wirken. Bereits extrem kleine Mengen können die körperliche Entwicklung stören. Vorsicht also bei allen »geschmeidigen« Kunststoff-Schulsachen wie Ranzen, Federmäppchen, Schnellheftern und Radiergummis. PVC erkennen Sie am Recyclingsymbol 3, dem Kürzel »PVC« und der typisch speckigen Oberfläche. Angeboten werden auch PVC- und Phthalat-freie Kunststoffprodukte. Wenn möglich, greifen Sie lieber zur Alternative aus Stoff, Leder oder Papier. Auch bei Brotdosen sollten Sie der Metalldose den Vorzug geben. Fetthaltige Lebensmittel nehmen Weichmacher besonders gerne auf. Der Lack von Buntstiften kann ebenfalls Weichmacher und sogar Schwermetalle enthalten. Greifen Sie deshalb zu Stiften aus unbehandeltem Holz. Tabu sollten im Federmäppchen Textund Permanent-Marker sein. Sie enthalten leicht flüchtige Lösungsmittel und sind im Papiereinsatz ruckzuck leergesogen. Auch Filzstifte oder »Tintenkiller« sind für Grundschulkinder meist nicht nötig. Muss es dennoch sein, sollten Sie darauf achten, dass die Stifte frei von Lösungsmitteln (auf Wasserbasis) sind. Auch bei Klebern sind

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Lösungsmittel tabu. Ob welche drin sind, erkennen Sie am Etikett: Bei unbedenklichen fehlt das Symbol für Feuergefährlichkeit. Kaufen Sie am besten nie Mäppchen und Taschen mit komplettem Inhalt. Sie bekommen hier ziemlich sicher problematische und teilweise unnütze Billigware. Auch für die Schultüte sollte man auf billige Wegwerfprodukte aus Plastik verzichten. Umweltverträgliche Geschenkideen wie Natur-Pflasterkreide oder bunte Bio-Knete gibt es zum Beispiel im BUND-Laden (www.bundladen.de). Sollten Sie im Schreibwarenladen auf Lücken im Ökosortiment stoßen, haken Sie nach! Angebot entsteht durch Nachfragen. Oder weichen Sie auf spezialisierte Anbieter im Internet aus. Schließen Sie sich dafür aber möglichst mit anderen Eltern zusammen. Mit einer Sammelbestellung erhalten Sie Mengenrabatte, sparen Versandkosten und entlasten Autobahn und Atmosphäre von unnötigen Transporten und Emissionen.

Zehn Tipps zum Schulstart • Gründen oder nutzen Sie eine Einkaufsgemeinschaft an Ihrer Schule. • Kaufen Sie nur Recyclingpapier und FSC-zertifizierte Holzprodukte. • Malkästen sollten austauschbare Näpfe zum Nachkaufen haben. • Klebstoffe auf Wasserbasis oder Klebestifte nutzen. • Eingetrocknete Filzstifte mit Essig auffrischen. • Füllertinte nur in Schwarz oder Blau. Andere Farben können problematische Stoffe enthalten. • Zum Text-Markieren genügen Buntstifte oder fluoreszierende Trockentextmarker. • Mäppchen, Taschen und Behälter müssen robust genug für den Schulalltag sein. • Brotzeit: viel Abwechslung und gesundes Buntes. • In die Schultüte passt auch Immaterielles – zum Beispiel ein Gutschein fürs Schwimmbad oder Kino.

Rat holen, nachlesen • Umweltfreundliches Schul- und Büromaterial im Internet: www.schuelershop.de, www.memo.de • Umfangreiche Broschüre zum Thema: »Schulzeit 2010«, Download unter www.stiftung-naturschutz.de • Aktuelle Testberichte zu Schulranzen und Filzstiften: www.oekotest.de • BUND-Broschüre »Gefährliche Lieblinge«: Bei welchen Gaben für die Schultüte ist Vorsicht geboten? Download unter www.bund.net/gift-stoppen Sarah Häuser + Tino Schlagintweit


Sparsame Haushaltsgeräte

Heiße Tipps für kühle Sparer Energiesparende Kühl- und Gefriergeräte verbrauchen heute bis zu 70 % weniger Strom als noch vor zehn Jahren. Sie finden ihren Weg aber noch zu langsam in die Haushalte. Die Politik muss hier mehr Anreize setzen. Auch wir Verbraucher sind gefragt, beim Kühlen das Klima zu schützen.

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b Juli 2012 soll endlich kein EU-Bürger mehr in die Verlegenheit kommen, einen neuen Kühlschrank zu kaufen, der nicht die Anforderungen der Effizienzklasse A+ erfüllt. Dafür sorgt die europäische »Ökodesign-Richtlinie«. Da die Geräte im Schnitt 14 Jahre halten, wird es aber noch lange dauern, bis das Surren des letzten Stromfressers aus dem vorigen Jahrtausend verstummt. Für den Klimaschutz zu lange: Der Austausch aller alten Kühlgeräte könnte ein ganzes Kraftwerk überflüssig machen. Daher fordert der BUND von der Bundesregierung die sparsamsten »Top-Runner« jeder Geräteklasse zu fördern und die Stromkosten, die während der Lebensdauer der Geräte entstehen, im Handel ebenso klar ausweisen zu lassen wie vermeintliche Schnäppchenpreise.

Ihr Kühlschrank ein Stromfresser? Das Label macht es nicht auf den ersten Blick ersichtlich: Ein Kühlgerät der Klasse A++ verbraucht bis zur Hälfte weniger Strom als ein A-Gerät und spart so langfristig bis zu 500 Euro Kosten. Daher ist selbst der Austausch von Geräten, die äußerlich noch auf der Höhe der Zeit sind, ökologisch und wirtschaftlich oft sinnvoll. Doch egal wie effizient – je mehr gekühlt werden muss, desto höher ist der Stromverbrauch. Für ein bis zwei Personen reichen in der Regel 150 Liter Kühlvolumen, für größere Haushalte 60 Liter pro Person. Wer viele frische oder ungekühlt lagerfähige Lebensmittel einkauft, kommt mit einem kleinen Gefrierfach aus – oder sogar ganz ohne und spart zusätzlich bis zu 40 % Strom. Außerdem sollte der Kühlschrank mindestens zu etwa zwei Dritteln gefüllt sein, damit beim Öffnen möglichst wenig kalte Luft entweicht.

Der BUND setzt sich mit Friends of the Earth und der Allianz »cool products for a cool planet« für energieeffiziente Produkte ein – wie hier vor der EU-Kommission in Brüssel (2009).

ratur kostet ebenfalls mehr Strom – bei Kühlschränken plus 6 % und bei Gefriergeräten plus 3 %. Lassen Sie Gefrorenes im Kühlschrank auftauen, auch das senkt den Energieverbrauch. Mindestens einmal im Jahr sollte abgetaut werden: Mit jedem Millimeter Eisschicht im Gefrierfach steigt der Verbrauch. Auch sollten Kühl- und Gefriergeräte nicht in der Nähe von Herd oder Heizung stehen und Lüftungsschlitze stets frei gehalten werden.

Mehr coole Tipps • Unterziehen Sie sich unserem Kühlcheck: unter www. bund.net/stromsparen • Die aktuell sparsamsten Geräte: www.ecotopten.de • Einkäufe besser planen und klimafreundlich lagern – das Klimakochbuch verrät, wie: Verlag Kosmos, 12,95 € Christian Noll

Was Sie beachten sollten Eine Kühltemperatur von 7 bis 8° C reicht völlig aus, um Lebensmittel frisch zu halten. Speisen, die kälter gelagert werden müssen, sollten Sie ganz hinten im Kühlschrank deponieren. Für den Gefrierschrank reichen –18° C. Zwei Grad kälter bedeuten 10 % mehr Stromverbrauch. Jedes zusätzliche Grad Raumtempe-

… betreut beim BUND die Kampagne »energieeffizienz – jetzt!«, gefördert von der DBU. Ab November können die sparsamsten Kühlgeräte die Effizienzklasse »A+++« erhalten – mit klaren Symbolen für Kühl- und Gefriervolumen sowie Geräuschpegel.

Finger weg von Nano-Silber Viele Kühlschrank-Anbieter werben mit antibakterieller Innenbeschichtung mittels kleinster Silberteilchen. Doch Vorsicht: Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat wegen ungeklärter Risiken vor Nano-Silber gewarnt. Überflüssig ist es außerdem: Regelmäßiges Auswischen reicht, um Keime in Schach zu halten. Seit dem 1. Januar ist der Einsatz in Kühlschränken und vielen anderen Produkten nicht mehr erlaubt. Davor hergestellte Geräte dürfen aber noch verkauft werden. Wir empfehlen: Finger weg!

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Müritz

NATIONALPAR K

Wälder, Moore, Seen Auf halber Strecke zwischen Berlin und Rostock liegt an der Müritz der größte Nationalpark des deutschen Binnenlands. Am 1. Oktober feiert er seinen 20. Geburtstag. Wie hat sich das vielfältige Schutzgebiet entwickelt?

Auf einen Blick Momentaufnahme der biologischen Vielfalt im Nationalpark Müritz – jedes Jahr werden weitere Arten entdeckt.

MüritzNationalpark MecklenburgVorpommern

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rühsommer im Serrahn, dem buchenreichen Ostteil des Müritz-Nationalparks. Aus dem schattigen Laubwald führt ein schmaler Holzweg aufs Moor hinaus. Zwischen silbrigem Wollgras blüht eine Fülle botanischer Raritäten: weiß die elegante Sumpf-Calla, der Fieberklee und die Wasserfeder, gelb ein (unbestimmter) Wasserschlauch und der Straußblütige Gilbweiderich, rosa die Moosbeere, tiefrot das Sumpf-Blutauge. Nichts trübt diesen stillen Augenblick, da weder Auto noch Mensch zu hören ist, selbst die Mücken sind im Wald geblieben. Merke: Auch dieser im Sommer so viel besuchte Nationalpark hat seine ruhigen Ecken. Zurück im Wald zieht ein gewaltiger Buchenstamm den Blick auf sich. Rundum bemoost liegt er da, über und über mit Pilzen geschmückt. Selbst der Laie hat im Nu ein Dutzend Arten entdeckt: hier einige wuchtige Zunderschwämme, dort eine Kaskade filigraner Blätterpilze. Ganz in der Nähe sind 244 Hektar Buchenwald als Weltnaturerbe angemeldet, ein Wald, der sich seit 60 Jahren ungenutzt entfalten darf.

Buchen und Kiefern Das Teilgebiet Serrahn, mit 62 qkm deutlich kleiner als der namensgebende Hauptteil des Nationalparks am Ostufer der Müritz (260 qkm), besticht durch seine prächtigen Buchenwälder – die man an der Müritz umsonst suchen wird. Drei Viertel der Wälder im Nationalpark sind (noch) von der Kiefer dominiert, erst allmählich kommen Eichen, Birken oder Vogelbeeren auf. In

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ihrem Gefolge wird einst die Buche wieder zu alter Herrschaft gelangen. Hier und da hilft die Parkverwaltung nach: Wo standortfremde Kiefern oder Lärchen zu dicht stehen, wird aufgelichtet, als Starthilfe für einen natürlicheren Wald. 2018 aber soll damit Schluss sein. Dann kehrt Ruhe im Wald ein, und das Netz der Forstwege kann weiter ausgedünnt werden. Damit der natürliche Waldumbau gelingt, muss auch in diesem Nationalpark viel gejagt werden. Weil am Ostufer der Müritz erst Nazi-, dann DDR-Prominenz exklusiv zur Hirschjagd schritt, fraß noch in den 90er Jahren viel zu viel Rot- und Damwild am zarten Laub der Sprösslinge. Heute sind die Bestände halbiert, und doch: »Wir können uns noch nicht zurücklehnen«, meint Jürgen Krüger, verantwortlicher Dezernent der Parkverwaltung, »der Wildverbiss ist immer noch zu hoch.« Auch eine aktuelle Studie des Landesumweltministeriums hält die »nachhaltige Absenkung der Schalenwildbestände« für »dringend geboten«. Die geplante Umstellung auf bleifreie Munition hat letztes Jahr das Landesumweltministerium vereitelt: Wegen angeblicher Sicherheitsbedenken gäbe es noch Forschungsbedarf. Dabei hatte ein Praxistest an der Müritz beste Ergebnisse geliefert. Und die Zeit drängt: Allein von 2004 bis 2008 sind im Nationalpark elf Seeadler an einer Bleivergiftung verendet.

Seen und Moore Zwar nehmen Wälder mit 72 % die meiste Fläche ein. Doch was wäre der Müritz-Nationalpark ohne seine Seen? 108 an der Zahl, verschieden nach Größe und Tiefe, Wasserversorgung und Nährstoffgehalt, keiner wie der andere. Am prominentesten fraglos: die Müritz – der größte See Norddeutschlands. Sie steuert einen 500 Meter breiten Streifen am Ostufer zur Parkfläche bei. Eingriffe des Menschen ließen ihren Wasserspiegel Ende des 18. Jahrhunderts um fast zwei Meter sinken. Am flachen Ostufer bildeten sich einige Restseen und rundherum weite Moore und ausgedehntes Röhricht, Lebensraum für imposante Großvögel wie Kranich und Rohrdommel sowie Fisch- und Seeadler, die hier dichter als irgendwo sonst in Deutschland brüten. Mittels gezielter Eingriffe wurden große Moorflächen wiedervernässt und so zu neuem Leben erweckt. Seit


Ulrich Meßner

Jahren schon packen BUND-Aktive aus Neubrandenburg mit an, um alte Entwässerungsgräben zu verschließen. Bleiche Baumgerippe zeugen nicht nur in der Kernzone am Specker Horst davon, dass der Wald nun partiell dem Wasser weichen muss.

Kostbare Weiden Auch wenn sie nur 2% des Nationalparks umfasst und eigentlich der Grundphilosophie des »Natur Natur sein lassen« widerspricht: Die Pflegezone am Ostufer der Müritz ist für den Artenschutz von höchstem Wert. Rings um den Müritzhof beweidet das Lebenshilfswerk (das Menschen mit Behinderungen fördert) mit robusten Fjällrindern und Gotlandschafen rund 230 Hektar Feuchtwiesen. Und die haben es in sich: Nirgendwo in Deutschland blühen mehr Sumpf-Enziane und SumpfLöwenzahne; Kriechender Scheiberich und Großer Augentrost haben hier ihre größten Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern; und die Mücken-Händelwurz (eine Orchidee) kommt landesweit nur hier vor. Zudem bildet das seltene Schneidried eines seiner größten Röhrichte in Deutschland aus. Für interessierte Besucher gibt es Führungen, ansonsten ist der Müritzhof per Fahrrad gut erreichbar und bietet ganzjährig Gerichte aus der Region, dazu Kaffee und Kuchen an. Anderswo aber überlässt man die Natur sich selbst. Durch die rasche Wiederbewaldung eines Truppenübungsplatzes bei Granzin – im Kern des Müritz-Teilgebietes – sind bereits einige Raritäten offener Sandflächen verschwunden. Doch mit dem Wald, der hier unbeeinflusst vom Menschen aufwachsen darf, wird dereinst ein ungleich vielfältigeres Leben Einzug halten.

Erfolgsmodell in Gefahr Der Müritz-Nationalpark hat sich seit 1990 zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber entwickelt. Jedes Jahr besuchen bis zu eine Million Menschen

den Park, die Übernachtungszahlen ringsum steigen von Jahr zu Jahr. In acht Infostellen geben Mitarbeiter des Parks Auskunft, 40 regionale Dienstleister haben sich als Nationalpark-Partner registrieren lassen. Dazu kommt eine vorbildliche Infrastruktur – mit attraktiven Wander- und Radwegen sowie einer eigenen Buslinie. Um dem Besucherandrang bestmöglich Herr zu werden, unterzieht sich der Nationalpark derzeit einer Stärken-Schwächen-Analyse. Angepeilt wird ein Zertifikat als Modellregion für nachhaltigen Tourismus. Zu kämpfen hat die Verwaltung jedoch mit den rigiden Sparvorgaben der Landesregierung: Von einst 150 Stellen sind ihr 100 geblieben, bis 2013 soll der Abbau auf dann nur noch 70 Mitarbeiter vollzogen sein. Speziell bei den Rangern gibt es tiefe Einschnitte. Eine angemessene Betreuung der Besucher, die Kontrolle der Schutzzonen und naturschutzfachliche Untersuchungen sind so mehr und mehr in Frage gestellt. Groß aber war die Erleichterung, als die Bundeswehr Ende April ihre Pläne für das etwa 30 km südlich gelegene »Bombodrom« aufgab. Ein Teil der Jagdbomber wäre direkt über die Müritz gedonnert … Kaum vorzustellen, was das für den Nationalpark bedeutet hätte – und für die vielen Menschen, die ihn seit 1990 an den verschiedensten Stellen gefördert haben. Müritz und Serrahn bleiben also einen Besuch wert! Severin Zillich

Enzian: L. Jeschke

Von links: Per Fahrrad lässt sich der Nationalpark am weitaus besten erkunden. In der Infostation Federow kann man über eine Kamera dem Fischadler direkt in den Horst schauen. Der vom Aussterben bedrohte Baltische Enzian ist eine der vielen Raritäten in der Pflegezone am Müritzhof.

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Blick übers Ostufer der Müritz – als »Fahrtziel Natur« auch auf Initiative des BUND hin bestens per Bahn erreichbar. 씰 www.fahrtzielnatur.de (viele Tipps und Infos)


Streitpunkt Elektroautos

ZU R ZEIT

Postfossil mobil Bundesregierung und Autokonzerne feiern die Elektromobilität als entscheidende Innovation für einen vom Öl unabhängigen und CO2-freien Verkehr. Die meisten Umweltverbände schießen dagegen: Das gehe technisch nicht, sei zu teuer und vom Autofahrer nicht gewollt. Der BUND sieht Elektromobilität durchaus positiv und plädiert dafür, sie in die richtigen Bahnen zu lenken.

D

ie Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zeigt die Umweltfolgen einer Mobilität, die zu 95 % am Rohöl hängt, überdeutlich. Die hoch motorisierten Nordamerikaner und Europäer verbrennen in ihren Sprit fressenden Pkw noch immer viel zu viel Öl. Hinzu kommt die rasch steigende Nachfrage nach Autos in den Schwellenländern. Der Ölpreis wird bald wieder steigen. Dann werden immer mehr Tiefsee-Ölvorkommen risikoreich abgebaut, Teersande ausgebeutet und Pflanzen – auch in der Regenwaldregion – für den Tank statt den Teller angebaut. Wer das nicht will, muss sich für Alternativen einsetzen. Elektromobilität ist ein wesentlicher Teil postfossiler Mobilität.

hat, suchen sie jetzt weitergehende (und teurere) Effizienzreserven für ihre Elektroautos. Klar ist: Wer ein EAuto mit über 120 km/h fährt – und die Batterie schon nach 30 oder 50 statt 100 km leert –, vernichtet wertvolle Energie. Zumal die E-Autos in Deutschland mit regenerativem Strom betankt werden sollen, so auch der Wille der Bundesregierung. Der BUND fordert speziell wertvolle Ressourcen wie Lithium sparsam und effizient einzusetzen. Eine Batterieleistung von 15 bis 20 kWh reicht für leichtere Autos völlig aus, da 90 % der Energie an den Rädern ankommt. Dann fährt man mit 250 kWh – dem Jahresverbrauch einer A++ Kühl-/Gefrierkombination – etwa 3 000 km weit und stößt damit (bei Nutzung regenerativer Energie) im Betrieb kein CO2 mehr aus.

Ext raE ner gy. org

E-Autos richtig einsetzen

Elektrisch gestütztes Lastenrad und Konzeptauto eines zweckmäßig leichten Elektrowagens (Gewicht ca. 1 000 kg) auf Basis des Trabant.

Neue Konzepte gefragt Noch haben Elektroautos mit geringer Leistungsdichte und teuren Batterien zu kämpfen. Die heutigen, umgebauten E-Autos sind bislang reine Lernfahrzeuge. Man denke nur an den 1,4 Tonnen schweren eMiniZweisitzer von BMW, der 180 g CO2 ausstößt (deutscher Strommix), angetrieben von einer Riesenbatterie mit 35 kWh (205 PS) Leistung. Gefragt aber ist eine neue Modellgeneration kleinerer Fahrzeuge, die serienmäßig in Leichtbau gefertigt werden. Am Trend zu leichteren Modellen kommt wegen der Elektroautos künftig wohl kein Hersteller mehr vorbei. Auch Ratingagenturen schauen genau hin, wer die nötige Kompetenz aufbaut.

Gemeinsam gilt es darauf zu achten, Fehlentwicklungen zu verhindern. So sollten Elektroautos nicht als Zweitwagen angeboten oder als Konkurrenz zum ÖPNV aufgebaut werden. Sinnvoll sind aus Sicht des BUND dagegen Elektroautos im Carsharing, bei Autovermietungen, in Taxi- und Dienstwagenflotten. So kann das Regierungsziel von einer Million Elektroautos bis 2020 mit dem größtmöglichen Nutzen für saubere Luft, Klimaschutz und Lärmminderung verknüpft werden. Wegen der geringeren Reichweite von E-Autos werden die Hersteller auch neue Dienstleistungen – wie Kooperationen mit Carsharing-Firmen oder Autovermietern – angehen müssen. Leider fördert die Bundesregierung mit 150 Mio. Euro fast ausschließlich die großen Autohersteller und die vier Energieriesen, die auf Atom- und Kohlestrom setzen. Doch Elektromobilität besteht aus mehr als Elektroautos. Elektrisch gestützte Fahrräder, Elektrooder Solarscooter sind höchst interessante und förderwürdige Konzepte, um die Reichweite von Fahrrädern zu verbessern und Autofahrer zu bewegen, auf solche Zweiräder umzusteigen – oder noch besser gleich auf den elektromobilen öffentlichen Verkehr. Denn der ist in Sachen Flächenausnutzung viel effizienter als das beste Elektroauto. Richard Mergner, Sprecher des BUND-AKs »Verkehr«, Werner Reh, Verkehrsexperte des BUND in Berlin

Ressourcen sparen Auch bei E-Autos muss Ressourceneffizienz an erster Stelle stehen. Nachdem BMW die CO2-Emissionen seiner Flotte in drei Jahren um ein Viertel gesenkt

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Download der BUND-Position »Für eine zukunftsfähige E’mobilität« 씰 www.bund.net/elektromobilität


Organisierter Zweifel am Klimawandel

Wer steckt dahinter? Das Heimatland derer, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, sind die USA. Doch die Zweifel, die dort mit viel industrieller Unterstützung geschürt werden, sollen den Klimaschutz weltweit in Verruf bringen.

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eit der Veröffentlichung des ersten men, das nicht an der Börse notiert ist. Berichts des Weltklimarates IPCC Weit mehr noch als die Öl-Giganten streut die Lobby der Öl- und Kohfinanziert es Kampagnen, um glolekonzerne gezielt Zweifel am bal Klimaforscher und die KliKlimawandel, um die Politik mapolitik zu diskreditieren. Der davon abzubringen, MaßnahMischkonzern ist weltweit an men für mehr Klimaschutz Öl-Raffinerien und Pipelines, durchzusetzen. In dem von an Düngemittel-, Papier- und Greenpeace veröffentlichten Zellstofffirmen beteiligt und Bericht »Dealing in Doubt: hat zwischen 1997 und 2008 The Climate Denial Industry rund 50 Millionen US-Dollar and Climate Science« wird der an Skeptiker-Organisationen Öl-Konzern ExxonMobil als wie »Americans for Prosperity« einer der größten Strippenzieher fließen lassen. Geschickt bedient des weit gespannten Netzes von man sich dabei liberal und libertär Ra i n e l i p Geldgebern der »Klimaskeptiker« ausklingender Scheinargumente: Zweifel u r- Ka gemacht: Seit 1998 hat das Unternehmen müssten doch erlaubt sein, und zuviel demnach Zweifelkampagnen bzw. deren BeteiStaatsintervention – ob über die Wissenschaftsligte mit über 23 Mio. US-Dollar gefördert. 28 einschlä- förderung oder Umweltgige Organisationen wurden finanziell unterstützt, dar- vorschriften – sei doch nicht unter »Thinktanks« wie das Heartland-, das Cato- und wünschenswert, oder? das American Enterprise-Institut, die in vorderster Mittels zahlreicher firReihe wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klima- meneigener Stiftungen hawandel in Frage stellen. ben die Koch-Brüder nicht nur versucht, kleine Fehler Klimarat im Visier der Skeptiker der Klimaforscher aufzuHauptziel des organisierten Zweifels ist der Weltkli- bauschen, oder fragliche marat IPCC. Es begann mit seinem ersten Bericht: Je Studien mitfinanziert – zugesicherter die Erkenntnisse der Wissenschaft, umso letzt etwa ein Werk zur stärker werden die Bemühungen, diese in Frage zu stel- »Überbewertung« der Windlen. Zunächst stuft man die Ergebnisse der Klimafor- kraft in Dänemark. Auch im scher als unglaubwürdig ein. Fruchtet dies nicht, wird zähen Ringen um das USargumentiert, es gehe eben um die Anpassung an den Klimagesetz hatte »Koch Wandel. Dies erinnert stark an Strategien der Tabaklob- Industries« seine Finger im by, die über Jahrzehnte versucht hat, die schädlichen Spiel: 35 Organisationen Folgen des Rauchens herunterzuspielen. und 21 Abgeordnete bekaZweifel wird gegenwärtig vor allem gesät, worüber men offenbar direkt oder sich die Wissenschaft längst einig ist: dass wir Men- indirekt Geld von den Brüschen zur Erwärmung des Klimas beitragen. Ein neuer dern. Aspekt kommt hinzu: Die Kampagnen der Skeptiker Thorben Becker sind heute koordinierter, breiten sich viral über das Internet aus und sind weitaus immuner gegen rationa- … leitet das Klima-Team in le Argumente. der Bundesgeschäftsstelle des BUND.

Unauffällige Bruderschaft Ganz besonders tun sich die Brüder David und Charles Koch bei der Förderung von Zweifelkampagnen hervor. Ihr wenig bekanntes Industrie-Konglomerat »Koch Industries« ist das zweitgrößte US-Unterneh-

Ein BUND-Hintergrund widerlegt die »Klimaskeptiker«: www.bund.net/klimaschutz

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Gletscherschmelze – kein Problem?

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Der BUND im Osten (III)

ZU R ZEIT

Achtung: Umweltschützer! 1990 war in Ostdeutschland ein Jahr des Aufbruchs. Auch der BUND Sachsen-Anhalt ist in jenem Jahr gegründet worden – und hat sich zu einem engagierten Anwalt für Umwelt und Natur entwickelt.

Überall in Sachsen-Anhalt pflanzt der BUND Alleebäume, gemeinsam mit aktiven Paten von der Schulklasse bis zum Sportverein.

Die Samenbank in Gatersleben bewahrt das Saatgut Tausender Pflanzensorten auf. In direkter Nähe der Erhaltungsfelder wurde Genweizen angebaut, wogegen auch der BUND protestierte.

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m 4. September hat der BUND in Magdeburg etwas zu feiern. Zum 20. Geburtstag des Landesverbands werden nachmittags einige umweltpolitische Illusionen platzen – in Form beschrifteter Ballons. Abends gibt es ein Fest mit Kabarett, Musik und Reden, der Theaterjugendclub Magdeburg darf sich dazu über die »Ökos« lustig machen. Zudem zeichnet der MDR drei Fachforen zur Agrarpolitik, zu Energie und Klimaschutz sowie zum Naturschutz in Sachsen-Anhalt auf.

Flexible Struktur Mit etwa 1 000 Mitgliedern und 800 Förderern ist der BUND Sachsen-Anhalt der zweitkleinste Landesverband, kleiner selbst als viele süddeutsche Kreisgruppen. Das Land ist arm und von hoher Arbeitslosigkeit gezeichnet, ein schwieriges Pflaster für Mitgliederverbände. Doch der BUND wächst auch hier, langsam, aber kontinuierlich. Und viele Mitglieder sind jung und engagiert. Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit in den Kreisen hat die Landesgeschäftsstelle ein eigenes Modell entwickelt. Von Magdeburg aus koordiniert sie einige Dutzend Aktionsgruppen und Initiativen, die meist ein konkretes Anliegen verfolgen. Diese Gruppen wählen sich einen Sprecher und werden vom Landesverband logistisch gefördert – auch wenn nicht alle Aktiven von vornherein Mitglied im BUND sind. Mit dieser flexiblen Struktur und großem Einsatz sei es der Geschäftsstelle in Magdeburg gelungen, in beinahe allen Landkreisen präsent zu sein, so Oliver Wendenkampf, seit 1995 Landesgeschäftsführer des BUND.

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Bemerkenswert ist, dass sich etliche Gruppen nicht wie üblich im klassischen Naturschutz bewegen, sondern auch kulturell und sozial stark engagieren. Ein Dauerthema im Agrarland Sachsen-Anhalt ist vielerorts der Kampf gegen riesige Schweinemästereien. Der BUND hat hier früh ein Aktionsbündnis geschaffen, das die Gruppen vor Ort mit Argumenten und Material versorgt und juristisch berät. Nicht von ungefähr gründete sich das vom BUND mit initiierte bundesweite Netzwerk »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« im letzten Herbst in der Landeshauptstadt Magdeburg.

Gesellschaftliche Kraft Dass der BUND Sachsen-Anhalt von vielen jungen Aktiven getragen wird, hat Tradition. Julia Wendenkampf, heute stellvertretende Geschäftsführerin, war bereits mit 19 stellvertretende Landesvorsitzende, die jüngste im ganzen BUND. Sie beschreibt den Landesverband – jenseits von Umwelt- oder Naturschutz – in erster Linie als gesellschaftliche Kraft mit ganzheitlichem Anspruch. Das Leitbild sei die vom BUND herausgegebene Studie »Zukunftsfähiges Deutschland«: »Dem Motto ‘Gut leben statt viel haben’ kommt in unserer Region eine besondere Bedeutung zu. Um aus der Not eine Tugend zu machen, kooperieren wir viel mit sozialen Trägern.« Eine Ehrenamt-Ausstellung reist derzeit mit dem Vortrag »Ökologischer Wohlstand« landesweit durch Bibliotheken und Rathäuser. Seine Umsetzung findet das Leitbild der Nachhaltigkeit wie erwähnt vor allem in der Agrarpolitik – vom


Bio-Einkaufsführer über die gemeinsame Regionalvermarktung mit der BioHöfeGemeinschaft bis zum Aktionsbündnis »Keine Gentechnik auf Sachsen-Anhalts Feldern«. Die Lobbyarbeit wird durch die räumliche Nähe zum Agrar- und Umweltministerium erleichtert, das in Sichtweite der BUND-Geschäftsstelle liegt. Mit den Sachbearbeitern des Ministeriums teilt man sich seit Jahren das Straßencafé vor der Tür. Energiepolitisch von bundesweiter Relevanz ist das Endlager für Atommüll in Morsleben. Der BUND hatte 1998 erfolgreich gegen die weitere Einlagerung radioaktiver Abfälle geklagt. Nun soll das Lager stillgelegt werden. Anlass für den BUND, die langfristige Sicherheit dieses Pilotvorhabens kritisch zu hinterfragen.

vorsitzende ein international renommierter Gewässerökologe ist: Prof. Volker Lüderitz hat sich die Rettung der Alten Elbe zur persönlichen Aufgabe gemacht. Für das Grüne Band beschäftigt der BUND SachsenAnhalt einen eigenen Mitarbeiter. Dieter Leupold koordinierte erst jüngst neue Flächenkäufe in der Altmark. Schließlich steuert der kleine Landesverband auch die Kampagne zum Schutz der Alleen, die von BUND-Mitarbeitern in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt umgesetzt wird. Die Naturschutzund Alleenreferentin Melanie Medau-Heine hat mit Aktiven bereits über tausend Bäume gepflanzt. Übrigens deckt ein ausgewachsener Baum täglich den Sauerstoffbedarf von zehn Menschen. So schnell also wird dem BUND in Sachsen-Anhalt nicht die Puste ausgehen. sz

Spannende Naturschutzprojekte Doch zwischen der Altmark im Norden und dem Thüringer Vorland im Süden kommt auch der Naturschutz nicht zu kurz. Der BUND betreut hier einige hochkarätige Schutzgebiete. Über die rasante Entwicklung der Goitzsche-Wildnis bei Bitterfeld berichtet das BUNDmagazin regelmäßig – die BUNDstiftung besitzt hier über 1 300 Hektar im einstigen Braunkohletagebau. Nicht minder spannend: Der BUND will die Dornburger »Alte Elbe« revitalisieren. Der mit 21 km längste noch erhaltene Altarm Deutschlands glänzt durch seinen enormen Artenreichtum. Wie gut, dass der Landes-

씰BUND Sachsen-Anhalt, Tel. (03 91) 5 63 07 80, info@bundsachsen-anhalt.de; weitere Infos gibt es gedruckt oder als Download unter www.bundsachsen-anhalt.de

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Ausführliche Informationen finden Sie hier: www.bundladen.de/bundservice/altersvorsorge BUNDservice Natur & Umwelt GmbH · Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin

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25 Jahre Rhönschafprojekt

AKTIV

Rückkehr einer alten Haustierrasse

V

Schutz der Magerrasen, Quell- und Hochstaudenfluren vor der Verbuschung besann man sich auf das Rhönschaf als idealen Landschaftspfleger. Die alte Rasse ist bestens an das raue Klima der Rhön angepasst. Die Idee ging auf, die Herde wuchs auf 400 Tiere, und das Rhönschaf wurde wieder zum Markenzeichen der Region. Viele Schafhalter gründeten mit weiblichen Tieren des Bund Naturschutz neue Herden. Erfolg hatte die Rettungsaktion, weil sie von einer geschickten Vermarktung der Schafprodukte begleitet

wurde. Vor allem das Fleisch erfreut sich in der Gastronomie großer Beliebtheit. Und als charakteristisches Element der Landschaft ist das Rhönschaf für den Tourismus ganz allgemein ein wichtiger Sympathieträger. Die Verbindung der drei Aspekte Artenschutz, Ökonomie und Landschaftspflege war seinerzeit einzigartig in Deutschland – und diente als Vorbild für mehrere Hundert ähnliche Projekte. Der BUND gratuliert seinem bayerischen Landesverband zu diesem nachhaltigen Erfolg!

Kolb

or 25 Jahren bewahrte der Bund Naturschutz (BUND in Bayern) das Rhönschaf vor dem Aussterben. Auf Anregung von Prof. Gerhard Kneitz und unterstützt von der IslerStiftung (Berlin) gründete er eine 30-köpfige Herde. Die Schafe sollten – wie im 18. Jahrhundert noch Abertausende ihrer Artgenossen – die wertvollen Wiesen der Rhön beweiden; konkret die »Gassenwiesen« bei Ginolfs am Südrand der Langen Rhön, die der Bund Naturschutz gekauft hatte, um eine Bebauung mit Ferienhäusern zu verhindern. Zum

Rhönschafe sind heute wieder ein alltäglicher Anblick in der Rhön, auch dank Schäfer Josef Kolb, der die BUND-Herde betreut.

Burg Lenzen

3. Naturschutztage an der Elbe

D

ie Naturschutztage an der Elbe finden dieses Jahr bereits zum dritten Mal auf der BUND-Burg Lenzen statt: Der Termin für ehren- und hauptamtliche Naturschützer aus Nord- und Ostdeutschland hat sich etabliert. Auch in diesem Herbst lädt der BUND wieder nach Lenzen ein – vom 1. bis 3. Oktober. Freitagabend stehen BUND-Projekte im Vordergrund: Wildnis aus zweiter Hand am Beispiel der Goitzsche, Erfahrungen aus verschiedenen Beweidungsprojekten etc. Ein Vortrag über biologische Vielfalt in Kleingärten rundet den Tag ab. Der Samstag bietet Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops.

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BUNDmagazin [3-10]

Neben klassischen Themen wie dem Moor- und Libellenschutz kommt die Rückkehr von Wolf, Luchs und Co. zur Sprache. Wie Natur- und Umweltschutz interagieren, wird für die Themen Energie und Agrarförderung diskutiert. Zum Abend geht es dann gemeinsam ins Rambower Moor, um den Einflug von Gänsen und Kranichen zu beobachten. Mit Musik und Meinungsaustausch wird dieser Tag beschlossen. Am Sonntag werden die Ergebnisse der Workshops zusammengefasst. Exkursionen zur Natur und Geschichte des Grünen Bands im Vierländereck bilden das Finale dieser Naturschutztage.

Mehr zu Programm und Anmeldung www.bund.net/naturschutztage oder auf Burg Lenzen, Tel. (03 87 92) 50 78-12 21, info@burg-lenzen.de


Projekt 500 000 – die Erde braucht mehr Freunde

Auf jedes Mitglied kommt es an!

Geschenk 1 Von wegen Mistviecher Kleine Krabbeltiere wimmeln, stechen, beißen, sind lästig, aufdringlich und widerlich – sagt man. Wenn man aber Insekten und Spinnentiere mal selbst zu Wort kommen lässt, können sie mit allen Missverständnissen und falschen Vorstellungen aufräumen.

Geschenk 2 Kresseschale Ihre Hilfe für biologische, schmackhafte und gesunde Ernährung: Mit der Schale haben Sie das ganze Jahr über Kresse, Rucola oder Senfsaat immer frisch zur Verfügung. Die Sprossen sind bereits nach sieben bis zehn Tagen erntereif. Guten Appetit.

Mit über 460 000 Unterstützern und Unterstützerinnen ist der BUND inzwischen der größte Umweltverband Deutschlands. Dieses Jahr feiern wir sein 35-jähriges Bestehen. Helfen Sie uns, zum Jubiläum ein großes Ziel zu erreichen: 500 000 Menschen im BUND. Das Ziel ist zum Greifen nah – dank Ihrer wertvollen Unterstützung!

Warum eine halbe Million? Die politische Kraft des BUND steigt mit jedem neuen Mitglied. Mit 500 000 Menschen im BUND sind wir so stark wie die großen Volksparteien – und öffnen uns so wichtige Türen für den Naturschutz! Auch gegenüber der Wirtschaft können wir mit 500 000 umweltbewussten Verbrauchern im Rücken großen Druck aufbauen und Nachfragen nach umweltfreundlichen Produkten deutlich beeinflussen. Der BUND finanziert seine Kernaufgaben aus Mitgliederbeiträgen und Spenden, um von Politik und Wirtschaft unabhängig zu sein. Jedes Mitglied hilft damit, unsere finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren.

Gewinnen Sie Freunde für den BUND und Sie gewinnen selbst! Haben Sie Freunde oder Nachbarn, die sich für den Naturschutz interessieren? Haben Sie Arbeitskollegen, die sich mehr Klimaschutz wünschen? Sprechen Sie Interessierte an und empfehlen Sie uns weiter. Für jede Werbung erhalten Sie ein kleines Geschenk als Dankeschön. Jedes einzelne neue Mitglied bringt uns einen wichtigen Schritt weiter im Natur- und Umweltschutz.

Haben Sie noch Fragen? Telefon (030) 27586-479, info@bund.net

Werden Sie Botschafter für den BUND – und damit für eine lebenswerte Zukunft, für uns, für unsere Kinder und Kindeskinder. Die Natur wird es Ihnen danken! Ich zähle auf Sie und freue mich auf viele neue Mitglieder.

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger Vorsitzender des BUND

Geschenk 3 · Pilzmesser Dieses Messer wurde von Opinel eigens für das Sammeln und die Zubereitung von Pilzen entwickelt. Mit der feinen, gekrümmten Sandvik-Edelstahlklinge mit gezahntem Rücken können Pilze problemlos gehäutet werden. Ihr kleiner Assistent für eine perfekte Pilzsaison. bitte wenden ➔

Ich habe ein Mitglied geworben. Bitte kr euzen Sie unten Ihr gewünschtes Geschenk an.

Ich habe ein neues BUNDmitglied geworben und mein gewüschtes Geschenk angekreuzt.

Name/Vorname

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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Mitgliederverwaltung Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin

Beruf

Geburtsdatum

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Mitgliedsnummer

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Von wegen Mistviecher

Kresseschale

Pilzmesser


AKTIV

Berthold Budell

Nachruf

Aktive Vorsorge

Berthold Budell

… für Umwelt und Gesundheit

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L

er BUND trauert um Dr. Berthold Budell, der Ende Mai 80jährig in Homburg starb. Mit anderen gründete er 1971 den BUND im Saarland und war bis 1977 dessen Vorsitzender. Auch bei der Gründung des Bundesverbandes wirkte er maßgeblich mit. Als entschiedener Atomkraftgegner hatte es das CDU-Mitglied mit seiner Partei nicht leicht. 1984/85 ein engagierter Umweltminister an der Saar, scheute er sich nicht, auch den Mächtigen aus der Wirtschaft Kontra zu geben. Berthold Budell genoss bei den Umweltverbänden hohes Ansehen und hatte immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen. Als Ökologe trat er dafür ein, dass es Naturschutz ohne Umweltschutz nicht geben kann – und umgekehrt. Seine Leidenschaft für alles Lebendige und seinen Schutz begeisterte viele Menschen und hinterließ nicht nur im Saarland deutliche Spuren. Auch die Linderung der Not in Afrika lag ihm am Herzen. 1998 erfüllte er sich einen lang gehegten Traum – er reiste nach Äthiopien. Die Armut dort ließ ihn nicht mehr los. Seit seiner Rückkehr sammelte er Spenden für das Land. Der BUND wird sein Andenken in Ehren halten. Berthold Budell war ein wahrer »Freund der Erde«.

ebenswert leben – Leben lebenswert machen«: Unter diesem Titel lädt der Wissenschaftliche Beirat des BUND Ende September zu einer gemeinsamen Suche nach einem anderen Lebensstil. Verantwortung für die Qualität unseres Lebens tragen wir alle – ob als Bürgerinnen und Verbraucher oder als Entscheider in Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Gedankenlosigkeit und Gewinnstreben führen zu unmäßiger, zerstörerischer Ausbeutung unserer Lebensgrundlagen.

Viele Initiativen engagieren sich für eine Politik, die eine gesunde Lebenswelt und intakte Umwelt sichert. Sie geben Hinweise, wie wir selbst Umweltschutz praktizieren und lebensfördernde Entscheidungen treffen können. Hier setzt die Tagung an: Mit möglichst vielen Initiativen wollen wir gemeinsam erkunden, wie wir unsere Lebensund Umwelt neu wahrnehmen, ein Umdenken in Gang setzen und die Verhältnisse im Kleinen und Großen ändern können. Als Kristallisationspunkt könnte ein Parlament für Gesundheit und Umwelt dienen, das den herrschenden und lähmenden Mechanismen durch intelligente Alternativen Paroli bietet und Dinge selbst in die Hand nimmt. Motto: »Wir warten nicht auf eine bessere Politik!« Wilfried Kühling, Wissenschaftlicher Beirat des BUND Anmeldung zur Veranstaltung vom 24. bis 26.9. in der ev. Tagungsstätte Haus Villigst, 58239 Schwerte, Iserlohner Str. 25: www.kircheundgesellschaft.de/veranstaltungen

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein.

Ich wurde geworben Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark und werde jetzt BUNDmitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag: 앬 Einzelmitglied (mind. 50 €) .................................................................. 앬 Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) .................................................................. 앬 Schüler, Azubi, Studentin (mind. 16 €) .................................................................. 앬 Erwerbslose, Alleinerziehende, Kleinrentner (mind. 16 €) .................................................................. 앬 Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1500 €) ..................................................................

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

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Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung Name/Vorname

und spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.

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Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.

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Telefon

xm0310

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Rundfunkgebühren: zu kurz gesprungen Dreiste GEZ-Spione auf der Jagd nach Schwarzsehern oder 1€-Jobber als GEZ-Schnüffler sollen der Vergangenheit angehören. Die Länder haben sich auf ein neues Modell für die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verständigt: Ab 2013 sollen die Rundfunkgebühren pro Haushalt erhoben werden, Fernsehen, Hörfunk, Telemedien, Internet und Autoradio umfassen. Und es soll bei 17,98 € pro Monat bleiben.

Helga Habekost und Jochen Dettmer vom BUND mit einem Rinderhalter des Neuland e.V. (mi.) auf einer artenreichen Weide bei Celle.

Wiesen und Weiden

Neulandbauern überprüft

A

ugen auf für unsere Wiesen und Weiden – dazu rief der BUND in diesem Sommer auf. Neben vielen lokal aktiven BUND-Gruppen beteiligte sich der Verein Neuland für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung an der Aktion. Gemeinsam mit dem agrarpolitischen Sprecher des BUND und Geschäftsführer des Vereins Jochen Dettmer ließen Neulandbauern in mehreren Bundesländern ihre Wiesen und Weiden von den Experten des BUND begutachten. Das Ergebnis war überall positiv: Viele der Charakter-

pflanzen artenreicher Wiesen blühten auf den Neulandflächen – ein Beweis, dass sich die artgerechte Tierhaltung und der Schutz biologischer Vielfalt hier sehr gut ergänzen. Dank der geladenen Presse konnte der BUND mit seinen Kontrollen zur Sensibilisierung der regionalen Bevölkerung und Politik beitragen. Zudem beteiligten sich alle Hofläden von Neuland an der Verteilung unserer Faltblätter, um ihre Kunden auf die Bedeutung eines vielfältigen Grünlands hinzuweisen.

Das neue Finanzierungsmodell ist ein richtiger Schritt, um die Akzeptanz für eine Gebühr zur Finanzierung des öffentlichrechtlichen Rundfunks zu erhöhen. Es ist aber nur ein kleiner Schritt: Die wichtige Entscheidung über das künftige Schicksal von Werbung und Sponsoring wurde auf Ende 2013 verschoben. Kleiner Trost: Ab 2013 wird Sponsoring nach 20 Uhr nicht mehr zulässig sein. Vertan wurde die große Chance, das zu beschließen, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk signifikant und wohltuend von den Privaten unterscheiden sollte: Werbefreiheit. Klaus Brunsmeier, stellvertretender Vorsitzender des BUND

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www.bund.net/wiese

Kitas unter der Lupe

Zukunft ohne Gift

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inder sind unsere Zukunft – und schon früh Schadstoffen ausgesetzt, die noch viele Jahre später zu Krankheiten führen können. Daher müssen für Orte, an denen sich Kinder aufhalten, besonders strenge Maßstäbe gelten. Doch Spielzeug, Plastikmöbel und Bodenbeläge in Kitas enthalten oft Weichma-

cher und andere schädliche Chemikalien. Der BUND bietet Eltern und Kitas Analysen des Kita-Staubs an, um die Innenraumbelastung zu ermitteln. Zusätzlich geben wir Tipps zur Vermeidung von Schadstoffen. Mehr zur Kampagne: www. bund.net/zukunft-ohne-gift

[3-10] BUNDmagazin

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I NTER NATIONAL

Anfang Juni bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn: Das Staatenmikado geht weiter. Doch nur wer sich bewegt, kann auch gewinnen. Der BUND fordert schnellere Fortschritte beim internationalen Klimaschutz – und blockierte vor dem Konferenzzentrum symbolisch einen Kohletransporter.

FoE Europe

Südafrika

Wachsendes Netzwerk

Wo Stahl die Zukunft stiehlt

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G

riends of the Earth Europe kann sich über immer stärkere und engagiertere Gruppen freuen. Zwar zählen wir unverändert 31 Mitgliedsgruppen, doch zeichnen sich viele erfreuliche Entwicklungen ab. Zyprioten und Ukrainer, deren Mitgliedschaft über Jahre quasi ruhte, bringen sich seit einiger Zeit speziell im Bereich Klimaschutz aktiv ein. In Nordirland gelang es ein Büro mit drei festen Angestellten aufzubauen.

rünes Weideland vor einem Sperrzaun, dahinter dunkle Schornsteine. All seine Ersparnisse hat Strike Matsepe in ein Stück Land nahe dem Stahlwerk Vanderbijlpark investiert – eine blühende Farm, seine Altersversicherung sollte es werden. Doch der Plan ging nicht auf: Land und Grundwasser sind verseucht, das Vieh verendete, die Ernten blieben aus. Fast 500 Familien mussten ihre Farmen aufgeben. Obwohl die Umstände seit langem bekannt sind, weigert sich der Stahlkonzern ArcelorMittal bis heute, eigene Informationen herauszugeben – gedeckt von der Regierung, die sich wegen der wirtschaftlichen Macht des Unternehmens scheut, gegen die Umweltvergiftung vorzugehen.

Petition gestartet

Gruppenfoto der europäischen Freunde der Erde in Südfrankreich.

In Estland hat sich die FoE-Gruppe durch ihre Kampagne gegen die Gentechnik einen Namen gemacht – das Verdienst einer überaus engagierten Ehrenamtlichen. Und in Norwegen vermochten unsere Partner den Import von Futtermitteln aus Afrika für die vielen Hochsee-Fischfarmen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und einzuschränken. Überhaupt kann sich das Netzwerk über zunehmend aktive Gruppen freuen. Immerhin 26 von 31 Mitgliedsgruppen kamen vom 18. bis 22. Juni im südfranzösischen St. Privat (Ardèche) zusammen – um die internationale Mitgliederversammlung im Oktober in Malaysia vorzubereiten und Schwerpunkte für 2011 zu definieren. Auch der zehnköpfige Vorstand wurde wieder gewählt. Ihm gehören vom BUND wie bisher Olaf Bandt und Antje von Broock an.

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BUNDmagazin [3-10]

Im September 2009 erzählte Strike Matsepe seine Geschichte einer Gruppe internationaler Journalisten, die auf Einladung von Friends of the Earth Europe und unserem südafrikanischen Partner »GroundWork« den Fall recherchierten. Ihm und anderen Betroffenen soll nun Gerechtigkeit widerfahren. GroundWork hilft mit juristischer Expertise und politischen Aktionen vor Ort. Unser Europabüro organisiert die nötige Medienpräsenz hierzulande und kämpft mit dem BUND und über 400 weiteren Bündnispartnern dafür, Konzerne gesetzlich haftbar machen zu können: Verantwortung muss der übernehmen, der die Entscheidungsmacht hat. Jetzt sind Sie gefragt! Sammeln Sie mit uns mehr als 100 000 Unterschriften. Unterzeichnen Sie die Petition »Rechte für Menschen – Regeln für Unternehmen« und holen Sie sich Unterschriftenlisten auf www.bund.net/ rechtefuermenschen. Daniel Pentzlin … ist Campaigner bei Friends of the Earth Europe und Sprecher des BUND-Arbeitskreises Internationale Umweltpolitik.


Lee Sung-su

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Protest gegen das zerstörerische 4-Flüsse-Projekt. Bilder unter http://koreawetlands.blogspot.com zeigen die Verwüstung.

4-Flüsse-Projekt

Fatales Konjunkturprogramm

A

ls Reaktion auf die Finanzkrise startete in Südkorea 2009 ein großes Konjunkturprogramm. Ziel des »Green New Deals« ist es, ein CO2-sparendes Wachstum zu generieren. Im Zentrum steht das 4-Flüsse-Projekt, das der »Sanierung« der großen Flüsse Han, Geum, Nakdong und Youngsan dient. Neben Parks, Brücken und Radwegen sind Dämme und Wasserspeicher geplant. Sie sollen die Wasserqualität erhöhen und vor Überschwemmungen oder Wasserknappheit schützen. Der BUND-Partner FoE Korea wehrt sich gegen das Bauprojekt: »Die 16 Dämme sind schon deshalb unnötig, weil die Regionen entlang der vier Flüsse kaum von Überschwemmungen betroffen sind«, so Ma Young-un von FoE Korea. Die Bauarbeiten aber zerstören auf großer Fläche naturnahe Auen- und Flussbiotope und verschlechtern die Wasserqualität erheblich. Seit März dieses Jahres kämpft Ma zusammen mit Lee, einem weiteren Aktivisten von FoE, in Yeoju

gegen die Pläne der Regierung. An diesem Brennpunkt sind vier Dämme geplant, große Teile des Feuchtgebiets Bawi-neupgubi wurden bereits zerstört. Doch leben hier bedrohte Arten wie Koreanische Tigerechse, Eurasischer Flussotter und Langschnabel-Wasserläufer. Die Aster altaicus (Foto), die nur in den Auen Yeojus vorkommt, konnte vorläufig durch die Besetzung einer Baustelle gerettet werden. FoE klärt über die Folgen auf und berichtet über die Geschehnisse vor Ort. FoE Korea fordert die Regierung auf, das Zerstörungswerk sofort zu beenden und sich an deutschen Renaturierungsprojekten ein Beispiel zu nehmen. Derzeit wird ein alternativer Vorschlag erarbeitet. In der Bevölkerung findet FoE wachsenden Rückhalt. Nach einer Niederlage bei Kommunalwahlen hat nun auch die Regierung erste Dialogbereitschaft signalisiert. Yann Prell, FoE Korea (K’n Federation for Environmental Movements)

Internationale Arbeit des BUND Nicht nur die Bundesgeschäftsstelle unterhält Kontakte zu Umweltgruppen in aller Welt. Viele BUND-Gruppen pflegen Partnerschaften oder Projekte in anderen Ländern. Doch dringt nur wenig über diese Aktivitäten nach außen. Das wollen wir ändern. Künftig werden wir regelmäßig über die internationale BUND-Arbeit auf allen Ebenen berichten. Berichten Sie uns von Ihrem Projekt, Ihren Kontakten und Erfahrungen! Redaktion BUNDmagazin, Tel. (0 30) 2 75 86-4 57, redaktion@bund.net

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Wild auf Natur

DI E J U NGE SEITE

Ein Buchenurwald mitten in Franken: Aktive der Jugendorganisation des Bund Naturschutz (JBN) erkundeten den Steigerwald – engagiert und mit allen Sinnen.

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www.ja-zumnationalparksteigerwald.de

aradiesische Ruhe? Wer’s glaubt, wird selig. Zumindest hier ist das Paradies ein Ort voller Leben: Die Natur gibt ein frühsommerliches, meisterhaft komponiertes Symphoniekonzert. Das frische Grün des Waldes ist die Bühne der Musiker, die man hört, bevor man sie sieht. Sie zwitschern und zirpen, summen und surren. Wir stehen inmitten einer Arche Noah, die nicht in Kleinasien, sondern in Süddeutschland gestrandet ist: im Steigerwald. In der Buchenregion zwischen Bamberg und Würzburg darf sich an wenigen Stellen der Urwald von morgen entwickeln. Und wird eines Tages vielleicht Nationalpark, wie es der BUND fordert …

Gar nicht einsam: der Eremit Das Grün des Blätterdachs schützt vor gelegentlichen Regenschauern, süßlich duftet der Waldboden. Auf einem schmalen Pfad geht es durch ein urwaldartiges Dickicht aus mächtigen Baumveteranen, Totholz, Moosen, Flechten und Pilzen. Allen voran ein Urgestein der Nationalpark-Befürworter im Steigerwald, der ehemalige Forstdirektor Georg Sperber; dahinter eine kleine Prozession junger Leute. Gut 20 Aktive der JBN wollen – in bunte Outdoor-Klamotten gehüllt – eines der schon seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschafteten Naturwaldreservate erkunden. So wie hier könnte es auch anderswo im Steigerwald aussehen, wenn – ja wenn tatsächlich einmal auf 11 000 Hektar Staatswald die Motorsägen schweigen und die Natur sich selbst überlassen bleibt. »Eine Sensation«, ruft Georg Sperber, der eben im Totholz stochernd nach Käferlarven sucht. »In der Re-

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BUNDmagazin [3-10]

gion galt er längst als ausgestorben, doch genau hier haben wir den Eremit wieder gefunden!« Der seltene schwarze Käfer ist eines der vielen Kleintiere, die vom Mulm alter Laubbäume leben. »Das Leben hier hängt von ihnen ab«, so der Forstexperte, der den Wald rund um Ebrach über ein Vierteljahrhundert naturgemäß bewirtschaftet hat und heute für einen Nationalpark kämpft. »Ob Mittelspecht, Halsbandschnäpper oder Bechsteinfledermaus: Lassen wir unsere Bäume in Ruhe, explodiert die Artenvielfalt.« Vor uns ragen mehrhundertjährige Veteranen auf. Daneben vom Sturm geworfene Riesen mit tellergroßen Zunderschwämmen. In der Lücke streben junge Bäume nach oben, in Konkurrenz um Licht und Nährstoffe.

Camp der Artenvielfalt So also sieht er aus, der deutsche Urwald. Der so dramatisch schön sein kann wie der tropische Regenwald, und den viele nicht kennen, obwohl er gleich um die Ecke liegt. Ein Wochenende lang sind junge Leute aus ganz Bayern zu Gast im Steigerwald, um bei einem Zeltlager des bayerischen Ablegers der BUNDjugend in diesen wundersamen Kosmos einzutauchen. Es ist kühl, und statt Badehose und Bikini werden Jeans und Pullover getragen. Zur Entschädigung gibt’s abends Stockbrot und Käsefondue am Lagerfeuer, später weht der Wind zum Einschlafen Gitarrenklänge ans Zelt. Wer hat hier geknabbert? War es eine Buchenblattgallmücke – oder eher die Blattrandrollgallmilbe? »Der Termin für unser Zeltlager fiel mit dem Geo-Tag der


Vom 15. bis 17. Oktober treffen sich BUNDjugend-Aktive aus ganz Deutschland, um sich auszutauschen und zu vernetzen. Wir wollen eine gemeinsame Vision entwickeln, wie wir uns unsere Zukunft vorstellen und wofür wir als BUNDjugend stehen. Also: Sei dabei und lerne viele andere BUNDjugend-Mitglieder kennen!

Artenvielfalt zusammen. Für uns ein idealer Anlass, um selbst auf Spurensuche zu gehen und die Artenvielfalt im Steigerwald zu dokumentieren«, erzählt Sonja Strohmenger von der Münchner JBN-Geschäftsstelle. Mit dem BUND-Experten Dr. Klaus Mandery und Bestimmungsbüchern zieht die Truppe also los – um mit reicher Beute zurückzukehren. Nicht nur Winzlinge sind ins Netz gegangen, auch allerlei größere Exemplare wie der Scharlachrote Feuer- oder der Pappelblattkäfer. Nur der Hirschkäfer, der hier ebenfalls vorkommt, fliegt heute lieber im Verborgenen. In Abstimmung mit dem Forstamt schlagen die JBNAktiven in eine krumme, für die Forstwirtschaft uninteressante Buche eine Kerbe, um ihren Verfall zu beschleunigen. Vielleicht ist die so entstehende Höhle eines Tages der Ausgangspunkt für ein neues Hirschkäfer-Heim.

Auf Schatzsuche »Ich bin heute zum ersten Mal wirklich tief drin im Steigerwald und würde ihn gerne noch besser kennen lernen. Es ist schon verrückt, dass man etwas nicht im Blick hat, das so nahe am eigenen

Zuhause liegt«, meint Maria Kaiser von der Bamberger JBN. So ähnlich geht es wohl vielen in der Region, vermuten die jungen Naturschützer. »Wir haben überlegt, wie wir mehr Menschen in den Wald locken und so für seinen Schutz werben können – ein Nationalpark geht schließlich alle an«, erklärt Anja Zubrod. Die 23-Jährige, ebenfalls aus Bamberg, legt mit Helfern einen »Geocaching«Pfad an. Per GPS-Gerät (oder Handy mit GPS-Empfänger) bewegt man sich auf einer Art Schnitzeljagd durch den Wald. »Unsere Strecke führt entlang des Methusalem-Pfads, niemand muss also quer durch den Wald stapfen. Besonders für Familien mit Kindern wird es spannend sein, den Steigerwald auf diese Weise spielerisch zu entdecken.« Nur wer an den Einzelstationen alle im Internet veröffentlichten Rätsel löst, findet die Koordinaten des Endpunktes. Dort, in einer gut getarnten blauen Tupperdose, haben die JBN-Aktiven nun einen Schatz versteckt. Wer ihn suchen geht, wird en passant auch die vielen anderen Schätze entdecken, die im Steigerwald verborgen sind. Helge Bendl (Text und Fotos)

www.bundjugend.de/aktiventreffen

Anti-Atom-Demo + Klimateam Zeitgleich zur großen Anti-AtomDemo am 18. September (Aktionsseite in diesem Heft) wird sich das BUNDjugend-Klimateam vom 16. bis 19. September in Berlin treffen, um weitere Aktionen zu planen. Wenn du dich an den Aktionen zur Demo oder am Klimateam der BUNDjugend beteiligen möchtest, schreibe einfach eine E-Mail an »bjoern.obmann@bundjugend.de«.

Neues von den Klimaköchen Gerade wird die dritte Auflage unseres Klimakochbuchs gedruckt – ein Riesenerfolg! Als Dankeschön für die positive Resonanz gibt es neue Rezepte der Klimaköche gratis zum Herunterladen: www.klimakochbuch.de

»Das Klimakochbuch – Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen« ist im Buchhandel und im BUNDladen für 12,95 € erhältlich. Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Am Köllnischen Park 1a, 10179 Berlin, Tel: (0 30) 2 75 86-50, Fax: -55, info@bundjugend.de, www.bundjugend.de

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DI E I N FOSPALTE DER BU N DJ UGEN D

Aktiventreffen »Zukunftsvision«


Ferien

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BUNDmagazin [3-10]

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Bitte hier für die Teilnahme eintragen: Name, Adresse, Anschrift

Bitte senden Sie uns Ihre Antworten bis zum 30. September 2010: Natur & Umwelt GmbH · Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin bundmagazin-gewinnspiel@gmbh.bund.net · Fax: 0 30/27 58 63 70 · Kennwort: „Gewinnspiel BUNDmagazin 3“

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Besser essen

MEDI EN

In ihrem neuen Buch lädt uns die Bestsellerautorin Tanja Busse an den globalen Mittagstisch ein. Und der verschlägt uns den Appetit: Nur für jeden siebten ist der Tisch gedeckt, eine Milliarde Menschen hungert, obwohl genug für alle da wäre, und zwei Milliarden sind übergewichtig, essen zu viel, zu fettig, zu nährstoffreich. Detailliert deckt die Autorin die Hintergründe dieses düsteren Szenariums auf. Die globale Lebensmittelwirtschaft beschert uns übervolle Tische – und hat doch weltweit Millionen von Bauern verarmen lassen. Bevorzugt werden »cash crops« wie Mais und Soja angebaut, die schnell wachsen und damit viel Geld bringen. Diese werden mitunter bis zur Unkenntlichkeit verarbeitet:

Zucker, Salz, (künstliche) Aromen, Vitamine und andere Zusatzstoffe müssen den Geschmack wiederherstellen, der durch die Verarbeitung verloren ging. Das Dilemma am globalen Mittagstisch besteht darin, dass wir Verbraucher heute meist weder wissen, wo und wie die Pflanzen und Tiere, die wir essen, angebaut bzw. gehalten, noch wie sie verarbeitet wurden. Die Politik begünstigt diese Tatsache, indem sie die Hersteller nicht gesetzlich dazu zwingt, mit offenen Karten zu spielen. Tanja Busse leistet wichtige Aufklärungsarbeit und zeigt, wie wir uns aus der Ernährungsdiktatur befreien können. Der Weg dorthin führt auf Bio-Bauernhöfe und zurück in die Gärten.

Tanja Busse: Die Ernährungsdiktatur – Warum wir nicht länger essen dürfen, was uns die Industrie auftischt, 2010. 336 S., 16,95 €, Blessing

Vögel schützen Wo immer Menschen leben, leben auch Vögel. Sie begleiten uns von morgens bis abends und durch alle Jahreszeiten. Egal, ob durch die Brille des Naturliebhabers, der aktiven Naturschützerin oder des Ornithologen: Vögel zu beobachten macht Spaß. Es liefert uns viele Einblicke in eine faszinierende Tiergruppe – und Kenntnis darüber, wie es ganz grundsätzlich um unsere Umwelt bestellt ist. Einen wirklich aktuellen Überblick über die Welt der Vögel und ihre Gefährdung bietet der Wissenschaftsjournalist Daniel Lingenhöhl.

Wie wirken sich die stetig intensivere Landund Forstwirtschaft, wie die Jagd auf unsere heimischen Vögel aus? Wie passen sich Vögel an den Klimawandel an? Wie sind die millionenfachen Verluste durch Katzen und Füchse zu bewerten, und wie bedrohlich sind Scheinwerfer, Glasfassaden oder Windräder für bestimmte Arten? Was schließlich sind derzeit die wichtigsten Aktionsfelder im Vogelschutz? Fragen über Fragen … Die Antworten gibt’s – kurzweilig und leicht verständlich formuliert – in diesem Buch.

Daniel Lingenhöhl: Vogelwelt im Wandel – Trends und Perspektiven, 2010. 282 S., 24,90 €, Wiley-VCH Bezug: www.bundladen.de/vogelwelt, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80

Wald richtig nutzen Nicht allein für Privatwaldbesitzer – denn wer im BUND ist das schon? –, sondern für aktive und interessierte BUND-Mitglieder ist »Der eigene Wald« des Publizisten und Försters Peter Wohlleben eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Liefert er doch viele wertvolle Tipps für die schonende und ökologische Bewirtschaftung von Privatwald: Wissenswertes zum Lebewesen Baum, zu vielfältigen Baumarten, Waldtieren und -pflanzen sowie zu Waldböden und pfleglichen Schutzmaßnahmen. Dazu kommen praktische Hinweise für den Holzverkauf und die Anpassung eines Waldes an den Klimawandel.

Peter Wohlleben vertritt engagiert seine Überzeugung, dass Wald auch dem Besitzer Spaß machen kann. Gleichzeitig warnt er vor den Gefahren einer industriellen Nutzung. Die bringt zwar manchmal das schnelle Geld, hat aber keine Zukunft, da eine falsche Bewirtschaftung und Raubbau die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zerstören. Hinter jeder Zeile spürt man den erfahrenen Praktiker, der kenntnisreich sein Wissen und seine Erfahrung vermitteln möchte. Dank der fachlich-präzisen Sprache ist der Leitfaden leicht verständlich und nachvollziehbar. Horst Meister, BUND-AK Wald in NRW

Peter Wohlleben: Der eigene Wald – Privatwald optimal bewirtschaften, 2010. 144 S., 24,90 €, Ulmer

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Wie ohne Wachstum leben? Trotz vieler kritischer Stimmen orientieren sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weiter am Wirtschaftswachstum. »Nachhaltige Entwicklung« wird als »nachhaltiges Wachstum« vereinnahmt, der Schutz der Umwelt steht unter Wachstumsvorbehalt. Warum ist die Fixierung auf ökonomisches Wachstum so stark? Weil unsere sozialen Sicherungssysteme (Altersversorgung, Gesundheitswesen etc.) davon abhängen. Und weil wir darauf eingestellt sind, dass alles immer größer wird: das Staatsbudget, die Aktienkurse, die Unternehmensumsätze, das eigene Einkommen, unser Konsum – so die Ausgangsthese von Irmi Seidl und der BUND-Ehrenvorsitzenden Angelika Zahrnt, den Herausgeberinnen des Buchs »Postwachstumsgesellschaft. Konzepte für die Zukunft«. Das westliche Entwicklungsmodell ist strukturell auf fortdauerndes Wirtschaftswachstum ausgerichtet und angewiesen.

Das neue Buch nimmt die Wachstumskritik auf und geht über sie hinaus. Es zeigt die systemischen Zwänge, die uns am Wachstumspfad festhalten lassen. Und es skizziert alternative Perspektiven für eine Gesellschaft, die nicht auf Wachstum angewiesen ist und in der es sich dennoch gut leben lässt. Dazu nehmen die Autor(inn)en des Sammelbands zentrale Gesellschaftsbereiche und Institutionen unter die Lupe, so die Alterssicherung und das Gesundheitswesen, den Bildungsbereich, das Steuersystem, die Unternehmensverfassung, Finanzmärkte und Bankenwesen, aber auch Demokratie, Bürgerschaft und Partizipation. Dieses Buch kommt genau zur rechten Zeit. Es lädt zu einer Diskussion darüber ein, wie wir die Wachstumszwänge überwinden können. Und wie wir neue Perspektiven gewinnen: Perspektiven für eine »Postwachstumsgesellschaft«.

Irmi Seidl und Angelika Zahrnt: Postwachstumsgesellschaft. Konzepte für die Zukunft, September 2010. 220 S., 18 €, Metropolis-Verlag. Bestellungen nimmt der BUNDladen entgegen: www.bundladen.de, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80. Präsentiert wird das Buch am 7. September von 19 bis 20:30 Uhr im Kulturkaufhaus Dussmann, Friedrichstr. 90, 10117 Berlin.

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Im Gespräch mit Harald Köpke

PERSÖN LIC H

Acht Jahre lang war Harald Köpke (62) Vorsitzender des BUND Hamburg. Der passionierte und mehrfach ausgezeichnete Naturschützer ist weiter aktiv – zum Beispiel als Storchenretter.

Herr Köpke, im April haben Sie den Vorsitz des BUND Hamburg abgegeben. Da hat Ihre Geschäftsstelle wohl erst einmal aufgeatmet … Wieso das denn? Sie galten als regelrechte Ideenmaschine, die Mitarbeiter hatten oft Mühe, alles aufzugreifen und umzusetzen … In dem Sinne ja, da atmen wohl einige durch, das kann ich mir vorstellen! Aber die Maschine läuft ja weiter, gerade erst habe ich den Geschäftsführer angerufen, um … Herr Köpke, darf ich Ihnen einige kurze Fragen stellen? – Warum wollten Sie nicht länger Vorsitzender sein? Aus ganz pragmatischen Gründen. Mit den Jahren habe ich eine zu starke Nähe zu manchen Leuten aufgebaut. Manches kann man nur gemeinsam mit Politik und Verwaltung aufbauen, und dafür ist ein Vorstandsamt schon hilfreich. Hier und da aber muss ich auch auf den Putz hauen können, man darf ja Dinge auch mal überziehen. Ich habe ein anderes Naturell als viele Leute, die gerne schnell einen Konsens schließen – und dann schon die Hälfte verloren haben. Ich will mich wieder mehr dem praktischen Naturschutz widmen und schöne neue Projekte angehen. Auf Sie geht u.a. der Kauf einer Wiese im Stadtteil Neuland zurück, die seit 1994 dem BUND gehört. Diese Fläche haben wir damals gegen den Widerstand der umliegenden Bauern erworben, die wollten unter sich bleiben. Die Storchenwiese ist nur 1,6 Hektar groß, aber einen Kilometer lang – ein ideales Sperrgrund-

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stück quer durch wertvolle Wiesen. Als BUND wollten wir damals verhindern, dass hier entlang der A1 großflächig Gewerbe angesiedelt wird. Und ich wollte etwas für die Artenvielfalt tun, speziell für den Weißstorch. Mit Hilfe eines kleinen Windrades haben wir den Wasserstand wieder erhöht und auf einem alten Strommast eine Nisthilfe installiert. Zehn Jahre haben die Störche hier nach Nahrung gesucht, seit 2005 brüten sie. Die diesjährige Brut haben Sie eigenhändig gerettet … Ja, Anfang Mai hat eine große Sturmböe den Mast umgerissen. Zwei der drei Eier blieben heil, die waren noch lauwarm, als ich mit einem unguten Gefühl nachguckte. Ich habe das Nest dann notdürftig zusammengeklaubt und samt der Eier mit einem Lattenrost auf dem umgestürzten Mast befestigt. Als ich mit einer Brutmaschine vom Bauern zurückkam, um die Eier zu retten, flog einer der Störche eben den Horst an, stocherte ein wenig herum und ließ sich dann nieder [siehe Foto]. Jetzt, Anfang Juli, geht’s den zwei Jungstörchen prächtig! Wie haben Sie zum Ehrenamt beim BUND gefunden? Ich bin 1981 auf die grüne Elbinsel Wilhelmsburg gezogen, und hier lebt ein ganz engagiertes Bürgervolk. Zu der Zeit hat die Stadt einen Landschaftsplan aufgestellt. Über einen Kontakt zum BUND habe ich mich daran beteiligt. Richtig aktiv wurde ich, als ich merkte, dass da viel schönes Papier produziert wurde, aber ganz ganz wenig umgesetzt. Bald darauf wurden hier Feuchtwiesen umgebrochen, der Wasserstand abgesenkt, die Bewirtschaftung verstärkt etc., alles entgegen dem, was die Verwaltung mit viel Bürgerbeteiligung ausgearbeitet hatte. Da musste ich dann am Ball bleiben. Beruflich hatten Sie mit dem Naturschutz nichts zu tun? Nein, ich bin Versicherungskaufmann gewesen, ein Job, der mir Spaß gebracht hat. Gleichwohl suchte ich nach einem Ausgleich, und statt Tennis zu spielen gehe ich lieber in die Natur, ins Gelände. Für einen aktiven Naturschützer ist auch eine Großstadt wie Hamburg ein lohnendes Aktionsfeld? Oh ja, am nahen Elbhafen hatten wir die größten Hamburger Kolonien von Säbelschnäbler und Kiebitz, dazu großflächig Rebhühner und Austernfischer. Gegen die ständig intensivere Nutzung hat der BUND viele Jahre gekämpft. Erst jetzt, sehr spät, scheinen die Feuchtwiesen gerettet, mit einem Mal hat die Stadt Schutzprogramme entwickelt und Flächen gesichert. Auch darum konnte ich mich ein wenig zurücklehnen. Mein Fazit: Im Naturschutz lässt sich noch viel erreichen! Interview: Severin Zillich


Zukunft f端r die Natur, durch ein Verm辰chtnis an den BUND.

... f端r Ihre Unterst端tzung! Wir haben gemeinsam viel erreicht. Und wir haben viel vor. Die Zukunft der Natur beginnt jetzt. Mit Ihnen? Erbschaftsunterlagen erhalten Sie unter www.meine-erben.de oder direkt bei Almuth Wenta Tel. 030 / 275 86 - 474


«Den besten Wein macht die Natur.» Was ist der Grund, dass immer mehr Spitzen-Weingüter auf biologischen Weinbau umstellen? Jürgen von der Mark, Master of Wine, kennt die Antwort: «In der Weinbereitung sind kaum mehr technische Verbesserungen möglich. Zulegen können Winzer aber noch durch die Umstellung auf biologischen Weinbau. Bio-Trauben sind besonders reich an Aromastoffen. Sie ergeben fast von selbst gehaltvolle Weine.»

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