30 BUNDmagazin 3 | 20 › ZUR ZEIT
NATIONALPARKE IN DEUTSCHLAND
MEHR MUT ZUR WILDNIS! Vor 50 Jahren wurde im Bayerischen Wald der erste deutsche Nationalpark gegründet. Seitdem sind 15 weitere hinzugekommen – doch die Bilanz fällt sehr gemischt aus. ist der Sprecher des BUND- Arbeitskreises Naturschutz.
MAGNUS WESSEL leitet die Naturschutzpolitik des BUND.
N
ationalpark: Da schwingt vieles mit. Sehnsuchtsziele überall in der Welt, Premiumqualität für den Naturschutz, Landschaften, mit denen sich Erlebnisse erster Güte verbinden: der laut tönende Einflug der Kraniche im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft; die nebelverhangenen Moore im Hochharz; oder uralte Baumriesen im Bayerischen Wald. Unser hochtechnisiertes Land weckt bei vielen Menschen das Grundbedürf nis, ursprüngliche Natur zu erfahren. Und wo ginge das besser als in den 16 deut schen Nationalparken? Nicht von unge fähr führt im Nationalpark Bayerischer Wald ein »Seelensteig« durch die Wald wildnis. Mit ihrem Motto »Natur Natur
sein lassen« sind Nationalparke nicht nur Refugien für Wildnis und seltene Arten. Sie sind auch Seelenschutzgebiete.
ZÄHES RINGEN Viel Zeit verging, bis 1970 im Bayerischen Wald der erste deutsche Nationalpark entstand, wesentlich initiiert vom BUND Naturschutz – und fast ein Jahrhundert nach Yellowstone, dem weltweit ersten seiner Art, gegründet 1872 in den USA. 1939 gab es in Europa bereits 31 Nationalparke in zwölf Ländern. Nicht aber in Deutschland, obgleich der Naturschutzpionier Wilhelm Wetekamp bereits 1898 im preußischen Landtag gefordert hatte, Teile des Landes in seiner »ursprünglichen, naturwüchsigen Form« zu bewahren. Nach amerikanischem Vorbild regte er an, auch bei uns »Staatsparks« auszuweisen.
Kreideküste im Nationalpark Jasmund auf Rügen.
blickwinkel/W. Willner
KAI FROBEL