Bund fĂźr Umwelt und Naturschutz Deutschland
BUNDmagazin Friends of the Earth Germany
BauernhĂśfe statt Agrarfabriken
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4/2010
„Bildgewaltiger BBC-Sechsteiler, aufwendig gedreht mit innovativer Technik.“ TV SPIELFILM
Den BBC-Naturfilmern ist es erneut gelungen, in spektakulären und einzigartigen Bildern die größten Ereignisse der Tierwelt wie z. B. die Reise der Lachse zu ihren Laichgründen, die Wanderungen riesiger Gnuherden in den Savannen Afrikas oder den langen Weg der Wale durch die Weltmeere aufzunehmen. In fulminanter Optik werden intime Geschichten emotional erzählt. Mit speziellen Kameras und hochauflösenden Slowmotion-Aufnahmen ist eine eindrucksvolle Serie entstanden, die zu Recht als ein würdiger Nachfolger von „PLANET ERDE“ gilt.
© 2009 BBC Worldwide Ltd. distributed by 2 Entertain Video Ltd. © + P 2010 polyband Medien GmbH. BBC and the BC logo are trademarks of the British Broadcasting Corporation and are used under Licence. © BBC logo © BBC 1996
Atemberaubende und packende Geschichten aus der Tierwelt – in einer bisher nie gesehenen filmischen Opulenz. Die neue, bildgewaltige Naturdoku der BBC in 6 fesselnden Teilen!
U N C U TV E R S IO N INKL. 60 MINUTEN BONUSMATERIAL
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Megaschwärme Die Macht der Masse
Kaltblütig – Die Welt der Drachen, Echsen und Amphibien
Das Leben der Vögel
Die Wunder unseres Sonnensystems Nachrichten aus der Tiefe des Alls
Human Journey Wie der Mensch die Welt eroberte
FORUM
Ein solches Korrektiv ist auch der geplanten EU-Agrarreform zu wünschen. Die zunehmende Industrialisierung unserer Landwirtschaft ist eine echte Gefahr: für unsere Ernährung, für unsere biologische Vielfalt und unsere Lebensgrundlagen als Ganzes. Derzeit wird um die Details dieser Reform gerungen. Der BUND fordert, die Agrarpolitik neu auszurichten – und stößt in Brüssel auf offenere Ohren als in Berlin. Während der Grünen Woche im Januar will der BUND die Bundesregierung mit einer Demonstration zu einer Reform drängen, die diesen Namen verdient. Lesen Sie dazu unser Titelthema, und unterstützen Sie uns nach Möglichkeit! Übrigens wäre auch Jonathan Franzen mit unserem Schwerpunkt ganz einverstanden. Mitte Oktober gab sich der Autor des Bestsellers »Korrekturen« auf einer »Matinee über Vögel« in Berlin als passionierter Vogelbeobachter und Vogelschützer zu erkennen. So verbrachte er diesen Sommer sechs Wochen lang am Mittelmeer, um die Jagd auf Singvögel zu recherchieren und deren massenhafte Tötung anzuprangern. Ungleich verhängnisvoller aber sei, so Franzen, die intensive Landwirtschaft für unsere Vogelwelt. Und dann sagte Franzen noch, die Schönheit der Vögel hätte ihn gelehrt, die Welt zu lieben und nicht nur wütend zu sein auf jene, die »die Welt beschmutzen«. Gerade weil die schlechten Nachrichten über den Zustand unserer Erde nicht abreißen, lässt sich daraus ein Vorsatz zum Jahresausklang gewinnen: dass uns all das, was wir schätzen und schützen, nicht aus dem Blickfeld gerate. Eine anregende Lektüre und alles Gute für 2011 wünscht Ihr
MAGAZI N 6
Kurznachrichten
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Herbstzeitlose
KOMMENTAR 10 Kniefall vor den Konzernen TITELTH EMA 12 16 17 18 20
Bauernhöfe statt Agrarfabriken Interview mit Lutz Ribbe Bioenergie auf dem Irrweg Verarmt, doch nicht verloren Gentechnik: 15 Hektar zu viel
S. 12: Unsere Landwirtschaft … … ist weit davon entfernt, nachhaltig zu sein. Die nächste EUAgrarreform bietet die Chance, ab 2013 umzusteuern.
AKTION 24 Wir haben es satt DEUTSC H E NATIONALPAR KS 26 Berchtesgaden RATGEBER 28 Weihnachten mit weißer Weste 29 Energieeffizienz – jetzt! ZU R ZEIT 30 Der BUND in M.-Vorpommern 32 Schutzengel für das Klima 33 Grünes Band: Übertragung geglückt
S. 26: NP Berchtesgaden Um Watzmann und Königssee liegt Deutschlands landschaftlich spektakulärster Nationalpark. Viel Licht und auch etwas Schatten zeigt unser Porträt.
AKTIV 34 Neues aus dem BUND 38 Internationales 40 Die junge Seite MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen MEDI EN 44 Interessante neue Bücher
Redaktion BUNDmagazin
I N HALT
Leserbriefe / Impressum
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es tut sich etwas in Deutschland. Eine neue, selbstbewusste Protestbewegung formiert sich, aus der Mitte der Gesellschaft. Sei es der Widerstand der Stuttgarter gegen ihren milliardenteuren Bahnhof oder die verbreitete Empörung über das neue atomlastige Energiekonzept – es scheint, als würde hier ein wirksames Korrektiv entstehen; eine demokratische Schutzmacht, die folgenreiche politische Beschlüsse nicht mehr ohne Weiteres passieren lässt, wenn diese sich offenkundig gegen unsere Zukunft richten.
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NP-Verwaltung
Liebe Leserinnen und Leser,
PERSÖN LIC H
S. 40: Was (s) erlebnis Was ist bloß ein »Blue Cache«? Und was verspricht sich die BUNDjugend davon? Lesen Sie unsere neue »Junge Seite«.
46 Achim Baumgartner [4-10] BUNDmagazin
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FORUM
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Lebendige Wälder
Titel der Ausgabe 3/10
Wald vor Wild?
Als alter Jäger hätte ich mir statt »Wald vor Wild« eher die Überschrift »Wald und Wild« gewünscht. Rehe und Hirsche gehören einfach zum Wald, auch wenn sie im Überfluss ein Problem sind, dem es mit gekonnter Jagd zu begegnen gilt. Durch die Mahd von Erdwegen entsteht rasch statt eintöniger Binsen ein vielfältiger Kräuterbewuchs. Dort kann bei der Ansitzjagd das Wild sorgfältig ausgewählt und ggf. präzise und qualfrei erlegt werden. So lassen sich auf meinen knapp 200 Hektar pro Jahr an die 40 Rehe erlegen – wohlgemerkt ohne dass das Wild seine Vertrautheit verliert. Bei der geforderten Bewegungsjagd (Treibjagd) isst man dagegen den Stress nachher im Wildbret mit … Dabei kann man schadstoffarmes Wildfleisch bekannter (regionaler) Herkunft guten Gewissens als eine große Gaumenfreude genießen! Dr. Jürgen Flatow, Ebhausen
IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Dr. Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)
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BUNDmagazin [4-10]
Ich bin Jäger und habe mich bei der Lektüre des letzten BUNDmagazins sehr aufgeregt. Ihre Beiträge zur Waldpolitik und Jagdreform und zu der in Jahrhunderten gewachsenen Kompetenz der Jägerschaft in Hege und Pflege von Wildtieren spielen denen in die Hände, die in der Anzeige auf Seite 18 traumhafte 11 % Rendite für Wiederaufforstung versprechen. Das Jagdrecht ist immer wieder reformiert worden, es ist aber vor den Angriffen ideologisierter jagdfremder Lobbygruppen zu schützen. Der Jägerschaft die Rolle von Schädlingsbekämpfern zuzuweisen, finde ich unerträglich. Michael Rösing, R.-Büchel Ihren Bericht »Wald vor Wild« fand ich sehr gut. Übrigens sieht das Jagdrecht höhere Strafen vor, wenn z. B. ein Wanderfalke ausgehorstet wird. Solche Tatbestände gelten als Wilderei, ein Relikt aus Mittelalter, Feudalismus und NS-Zeit. Wegen der höheren Strafen wird dann entsprechend Jagd- und nicht Naturschutzgesetz verurteilt. Der Naturschutz sollte aber zumindest den gleichen Stellenwert wie die Jagd erhalten. Erst dann können geschützte Tiere aus dem Jagdrecht genommen werden. Übrigens zahlen derzeit etliche Kfz-Versicherungen nur bei Schäden mit behaarten Tieren, die gemäß Bundesjagdrecht gejagt werden dürfen. Eckart Maier, Heidenheim
Nationalpark Müritz
Nationalparke sollen Archen der regionalen Biodiversität sein. Der NP Müritz hat zweifellos ein beacht-
Titelbild 4/10 (14. Jg.): www.delpho.de (Kalb vom Roten Höhenvieh, einer bedrohten Rinderrasse) Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro pro Jahr Anzeigenverwaltung: Christian Lipp, Zweiplus Medienagentur, Pallaswiesenstraße 109, 64293 Darmstadt, (0 61 51) 81 27-2 07, Fax: 89 30 98. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 17. Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Papier: 100 % Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.
liches Potenzial für einen Großteil der in Deutschland außerhalb der Küsten und des Hochgebirges ursprünglichen Pflanzen und Tiere. Leider wird sein Potenzial unter den jetzigen Verhältnissen auf absehbare Zeit nur unzureichend genutzt. So bilden seine zwei weitgehend isolierten Teile für viele Tierarten keinen verbundenen Lebensraum. Die Wälder im Müritzteil bestehen zudem überwiegend immer noch aus öden Kiefern-Altersklassenforsten, die offenbar erst zu wirtschaftlich verwertbarer Höhe heranwachsen sollen. Und die wunderschönen Wiesen im Nationalpark werden auch 20 Jahre nach seiner Einrichtung noch von modernen Fleischrindern und gebietsfremden Haustieren (Fjällrinder, Gotlandschafe und Ponys) offengehalten, statt dies unseren wilden großen Pflanzenfressern zu überlassen. Dr. Gottfried Schmidt, Kirchhundem
Stuttgart 21
Die Bahn versucht mit aller Gewalt ihr Projekt Stuttgart 21 durchzusetzen. Der BUND Stuttgart koordiniert mit größtem Einsatz und mit viel Phantasie den Widerstand. Als langjähriges Mitglied möchte ich ihm dafür herzlich danken. Er ist das Herzstück des Kampfes für die Erhaltung und den Ausbau des Kopfbahnhofes als umweltfreundliche Alternative. Bitte würdigen Sie das im Magazin bundesweit! Zumal S 21 alle Steuerzahler angeht, denn Bund und Bahn sind mit Milliarden beteiligt, die später für umweltfreundliche Bahnprojekte fehlen. Peter Götz, Stuttgart
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu: www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlages. Druckauflage: 152 690 Exemplare (IVW III/2009); in Natur + Umwelt: 98 500 Ex. (IVW I/2010) Beilagen: (in Teilauflage) von Geo/National Geographic, Umwelt Bank, Baum Invest, Verband Dt. Naturparke, atlas verlag, Personalshop, Waschbär Das BUNDmagazin 1/2011 erscheint am 19. Februar mit dem Titelthema »Klimaschutz«.
Drei Fragen an MdB Ruck
Wenn Herr Ruck schon als »führender Umweltpolitiker der CSU« gilt, dann muss einem wirklich angst und bange werden um die Kompetenz dieser Partei in Sachen Umweltund Naturschutz. Ich darf daran erinnern, dass Herr Ruck gegen einen naturverträglichen Donau-Ausbau entschieden hat und in der Atomfrage von einem raschen Abschalten nichts wissen will. So droht das Bemühen der CDU/CSU um mehr Umwelt- und Naturschutz ein nicht weiter ernst zu nehmendes Nischenanliegen zu werden. Paul Reisbacher, Vorsitzender BUND Augsburg
Elektromobilität
Sie sehen den Individualverkehr mit Elektroautos zu positiv. Solange wir keinen Überschuss regenerativer elektrischer Energie haben, fördert jede Art von individueller Elektromobilität den Bau von Kohlekraftwerken und längere Laufzeiten der
viel zu gefährlichen AKW. Als Atomkraftgegner sehe ich die neue Elektromobilität daher sehr skeptisch. Forschung: ja, Einführung im großen Stil: nein, noch nicht. Man sollte vielmehr überlegen, wie Verkehr zu vermeiden ist: durch kurze Wege zur Arbeit, mehr Radfahrten auf Strecken bis fünf Kilometer, Carsharing, verbrauchsminimale Autos (unter 3 Liter/100 km) … Hilbert Baldt, Bad Homburg Bei technischen Beiträgen sollten Einheiten, Bezugssysteme und -größen sorgfältig ausgewählt werden. So schreiben Sie über den eMini von BMW: »angetrieben von einer Riesenbatterie mit 35 kWh (205 PS) Leistung«. kWh ist aber keine Einheit für Leistung, sondern Arbeit, hier Batteriekapazität. Und PS ist als Leistungseinheit veraltet, auch hat die Leistung nur marginal mit der Batteriegröße zu tun. Dann Ihre Angabe »der 180 g CO2 ausstößt«: pro Kilometer, Lebensdauer oder was?
Schade – zumal Ihr Ziel (E’fahrzeuge zu fördern und leicht zu halten) voll auf meiner Linie liegt. Dietmar Dowe, Allensbach
Ungerechte Rundfunkgebühr
Der BUND will, dass jeder leicht an sachliche Nachrichten und qualifizierte Kommentare herankommen kann. Er hält deshalb für richtig, dass ab 2013 jeder Haushalt monatlich 18 Euro Rundfunkgebühr zahlt. Es ist grob ungerecht, dass auch zahlen soll, wer nicht fernsieht (z.B. aus Prinzip). Gerechter wäre öffentlichrechtliches Pay-TV verbunden mit gebührenfreiem Hörfunk bei stark reduzierter Anzahl öff.-rechtlicher Programme. Pay-TV würde auch zu sparsamem Umgang mit energiefressenden Apparaten anregen. Joachim von Peschke, Konstanz Die Redaktion freut sich über jeden Leserbrief, behält sich aber Kürzungen vor. Eine größere Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe.
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Klasse(n)fahrt
Die junge Schiene der Bahn
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[4-10] BUNDmagazin
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MAGAZI N
Neuer Newsletter »Biodiversität« Frischer Wind im Postfach: Der neueste elektronische BUND-Newsletter versorgt Sie künftig regelmäßig mit Informationen über Naturschutz, Landwirtschaft und biologische Vielfalt. Ob genmanipulierte Lebensmittel oder Massentierhaltung, Artenschutz oder Biotopverbund – das Themenspektrum des Newsletters ist denkbar breit. Genauso vielfältig ist unsere Arbeit und sind unsere Angebote für Sie. Lassen Sie sich von uns informieren über politische Aktionen, Mitmach-Angebote für die ganze Familie und die inhaltliche Arbeit unseres Biodiversitätsteams. Jetzt anmelden www.bund.net /newsletter
Fahrtziel Natur
Allgäuer Hochalpen ausgezeichnet
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as Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen hat den diesjährigen »Fahrtziel Natur-Award« bekommen. Für seine vorbildliche Vernetzung von Mobilität und touristischen Angeboten gab es ein Kommunikationspaket im Wert von 25 000 Euro. Der »Allgäu-Schwaben-Takt« macht es ganzjährig attraktiv, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. So verbindet die Allgäu-Walser-Card die touristischen Angebote der Gemeinden im Oberallgäu und im Kleinwalsertal mit dem stetig optimierten Ver-
kehrsangebot. Seit Mai besteht zudem das All-Inklusive-Angebot »Bad Hindelang PLUS«. Am Tor zum Naturschutzgebiet bieten jetzt über 200 Vermieter auf ihrer Gästekarte freie Fahrt mit regionalen Bussen und den Bad Hindelanger Bergbahnen an. Gratis für die Gäste sind damit auch das Naturbad, Tennis und im Winter sogar der Skipass. Das Engagement der Region wird einem Grundgedanken von Fahrtziel Natur gerecht: Biodiversität und Naturerbe langfristig zu sichern.
Fahrtziel Natur ist eine Kooperation der drei großen Umweltverbände BUND, NABU und VCD mit der Deutschen Bahn und setzt sich für einen nachhaltigen Tourismus ein. Mitmachen und gewinnen: Der Spezialpreis für gute Beherbergung ging dieses Jahr nach Bayerisch Eisenstein: Gewinnen Sie 3 Nächte zu zweit in einem der prämierten Ferienhäuser! www.bund.net/fahrtziel-naturgewinnspiel (bis 30. November)
Drei Fragen an …
SPD-Umweltexperte Matthias Miersch
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er BUND ist überparteilich. Verbündete unseres Engagements für Natur und Umwelt finden sich in allen großen Parteien. Zu ihnen gehört Matthias Miersch. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion (41) sitzt seit 2005 im Bundestag. Das BUNDmagazin stellte ihm drei Fragen. Matthias Miersch
Herr Miersch, wird die SPD die jüngst beschlossene Laufzeitverlängerung der AKW wieder rückgängig machen? Sofort, wenn es die parlamentarische Mehrheit dafür gibt. Wir kämpfen gegen die längeren Laufzeiten derzeit auf der Straße, vor Gericht und in den Parlamenten. Deswegen kann sich auch kein Konzern auf diese Beschlusslage berufen. Wir sagen ganz deutlich:
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BUNDmagazin [4-10]
Ihr habt dem Atomkonsens im Jahr 2000 zugestimmt, und wir werden diese Sachlage wiederherstellen.
eine wichtige Säule; doch auch auf anderen Politikfeldern sehe ich dazu in der SPD wachsende Bereitschaft.
In etlichen Großstädten und sogar auf Landes- und Bundesebene muss die SPD derzeit fürchten, von den Grünen in der Wählergunst überholt zu werden. Braucht die SPD ein glaubwürdigeres Umweltprofil? Nun, die Grünen profitieren sicher davon, dass sie sich so lange nicht mehr mit Regierungsarbeit befleckt haben. Dennoch ist das Thema »Lebensgrundlagen/Natur/Umwelt« für viele Menschen ein ganz wichtiges. Was wir erreichen müssen, ist ein eigenständiges Profil aus dem Dreiklang Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit. Dieser Kern nachhaltigen Wirtschaftens muss noch viel stärker in unserer Programmatik berücksichtigt und innerhalb der SPD mit Leben gefüllt werden. Unsere Umweltpolitiker sind dabei
Die Krise ist noch kaum überwunden, da jubelt die Wirtschaft schon wieder über hohe Wachstumsprognosen. Jubeln Sie mit, oder sehen Sie den »Aufschwung« mit gemischten Gefühlen? Ich halte von diesen Prognosen und Wachstumsraten gar nichts. Gut ist es, wenn es Unternehmen gut geht und die Leute vernünftige Arbeit finden. Aber eine Perversion wie das »Wachstumsbeschleunigungsgesetz« ist Politik von Vorvorgestern. Mit den Grünen werden wir in Kürze eine Enquetekommission beantragen, die unseren Wachstumsbegriff hinterfragt: Von welchem Wachstum sprechen wir, führt uns das weiter? Sind unsere Indikatoren für Wirtschaftsleistung noch zeitgemäß? Und bieten sie noch Orientierung für eine gute Politik? sz
KURZ + GUT ÂťOnly bad news is good newsÂŤ heiĂ&#x;t es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, Ăźber die wir uns gefreut haben. 2011 ist ÂťMut zur NachhaltigkeitÂŤ. Der Einsendeschluss ist am 15. März. www.ipn.uni-kiel.de/projekte/buw Das Nationalparkhaus Dornumersiel im Weltnaturerbe Wattenmeer (Träger auch der BUND NDS) wurde am 8. Oktober neu erĂśffnet – mit einer Ausstellung, die besonders Kindern und Jugendlichen viel zu bieten hat. So treten beim Tischkicker WattwĂźrmer gegen ZugvĂśgel an, und zum Vogelstimmen-Rap kann ein eigener Hit komponiert werden. Finanziell ermĂśglicht haben den Umbau die NBank, die Niedersächsische Wattenmeer-Stiftung und die Bingo-Umweltstiftung. GroĂ&#x;er Erfolg fĂźr das BUND-Projekt ÂťEin Rettungsnetz fĂźr die WildkatzeÂŤ: Ăœber die A 6, die das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges Du Nord durchschneidet, wird Ăśstlich von Kaiserslautern ab Ende 2011 eine GrĂźnbrĂźcke fĂźhren. Bislang war die Autobahn fĂźr die groĂ&#x;e Population der Wildkatze im Pfälzerwald schier unĂźberwindlich. Der BUND hat sich auf allen Ebenen fĂźr die BrĂźcke eingesetzt, deren Bau nun begonnen hat.
Nationalparkhaus Dornumersiel.
Peter Schmenger
30 km2 des Manu-Biosphärenreservats mit der global grĂśĂ&#x;ten je beobachteten Vogelvielfalt konnten im SĂźden Perus gesichert werden. In dem zu 90% von ursprĂźnglichem Regenwald bedeckten Gebiet wurden bereits Ăźber 650 Vogelarten gesichtet. ÂťAmerican Bird ConservancyÂŤ und ÂťAmazon Conservation AssociationÂŤ halfen die gewässerreiche ÂťHacienda Villa CarmenÂŤ zu erwerben, die in 450 bis 1050 Meter HĂśhe am Ăœbergang der Anden zum Amazonas-Tiefland liegt. (www.abcbirds.org) Mit dem BUND-Klimamusical ÂťEisbär, Dr. Ping und die Freunde der ErdeÂŤ waren Schulen aus Baden-WĂźrttemberg und Hessen diesen Sommer erfolgreich. Sie gewannen beim bundesweiten Schultheaterwettbewerb einen ersten (BW) und zweiten Platz (HE). Besonderes Echo fand zudem eine AuffĂźhrung zum Abschluss des auĂ&#x;erschulischen GroĂ&#x;spielprojekts ÂťPrima KlimaÂŤ in Schramberg (Schwarzwald) mit 1 000 Zuschauern. Der BUND BW unterstĂźtzte das generationenĂźbergreifende Projekt als Kooperationspartner. (www.prima-klima-schramberg.de) Seit Mitte des Jahres ist der stellvertretende BUNDVorsitzende Klaus Brunsmeier neues Mitglied im ZDFFernsehrat. Der 77-kĂśpfige Rat stellt Richtlinien fĂźr die Sendungen des ZDF auf, wählt den Intendanten und berät ihn in Programmfragen. Die Herausgeber der Studie ÂťZukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten WeltÂŤ haben im Rahmen des 20. BundesUmweltWettbewerbs fĂźr Jugendliche ÂťVom Wissen zum nachhaltigen HandelnÂŤ einen Sonderpreis verliehen – fĂźr das Projekt ÂťEco AreaÂŤ (Antriebsformen fĂźr Autos) und das Ă–komodelabel ÂťKolibri FashionÂŤ. Die BUND-Ehrenvorsitzende Angelika Zahrnt hielt am 18. September die Laudatio. Motto des Sonderpreises
Am 5. Oktober erhielt der Leiter des BUND-Elbeprojektes, Ernst Paul DÜrfler, den renommierten EuroNatur-Preis – fßr seinen langjährigen Einsatz zum Schutz der Elbe.
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[4-10] BUNDmagazin
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MAGAZI N
Kurzumtrieb
Chancen und Risiken
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unehmend werden schnell wachsende Gehölze wie Weiden und Pappeln genutzt, um Hackschnitzel oder Holzpellets für Heizungen zu gewinnen. Der Anbau geschieht in »Kurzumtriebsplantagen«. Ihr Status war lange strittig: Sind sie Acker oder Wald?
Der BUND hat dazu nun Position bezogen. Kurzumtriebsplantagen im Wald – etwa nach Windwurf – werden abgelehnt, auch das neue Bundeswaldgesetz stuft diese eindeutig nicht mehr als Wald ein. Den landwirtschaftlichen Anbau sieht der BUND differenziert. Speziell im Vergleich zum Energiemais weist der Kurzumtrieb mit längerer Bodenruhe und Bodenbedeckung auch Vorteile auf. In Streifen angepflanzt könnten die Gehölze sogar ausgeräumte Agrarlandschaften bereichern. Neben Ausschlussflächen nennt der Wissenschaftliche Beirat des BUND erstmals fachliche Anforderungen für solche Plantagen. Die Position gibt es gedruckt im BUND-Versand oder unter www. bund.net/kurzumtriebsplantagen Ernte einer Kurzumtriebsplantage bei Finsterwalde (Brandenburg).
Naturschutztage
… auf Burg Lenzen
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um dritten Mal fanden Anfang Oktober auf der BUND-Burg Lenzen die Naturschutztage an der Elbe statt. Rund 90 haupt- und ehrenamtliche NaturschützerInnen nutzten die Gelegenheit, sich intensiv auszutauschen. Neben Vorträgen und Workshops standen spannende Exkursionen auf dem Programm, so zum Rambower Moor und zum Naturschutzgroßprojekt Lenzener Elbtalaue. Zum Auftakt der Veranstaltung wanderten die Teilnehmer zur Elbe und besuchten einen ehemaligen Grenzturm. www.burg-lenzen.de
Ökotipp
Schöner leben
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ede Woche verbreitet der BUND einen Ökotipp. Bewährte Hausrezepte finden sich hier neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die BUND-Ökotipps
regelmäßig. Auch Privatpersonen können sie gratis über den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unter www.bund.net/oekotipps
Vögel füttern?
pixelio/wrw
Eine geschlossene Schneedecke und Frost machen den Vögeln die Futtersuche schwer. Über 15 Millionen Euro geben die Deutschen darum jährlich für Körnerfutter oder Meisenkugeln aus. Der BUND sieht die Vogelfütterung kritisch. Wenn überhaupt, so sollten Sie nur in den härtesten Wintermonaten füttern. Denn Vögel sind als Wildtiere auf das jahreszeitlich wechselnde Futterangebot eingestellt. Verluste im Winter werden oft schon in der nächsten Brutzeit wieder ausgeglichen. Zudem erreicht die Fütterung nur wenige, meist häufige Arten. Kommen aber Standvögel wie die Kohlmeise dank Ihrer Hilfe vermehrt durch den Winter, finden Zugvögel wie Trauerschnäpper und Gartenrotschwanz bei ihrer Rückkehr keine freien Nistplätze mehr vor. Nachhaltiger helfen Sie Vögeln, wenn Sie im Herbst Gartenstauden stehen lassen, heimische Gehölze
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BUNDmagazin [4-10]
pflanzen und Kompost- oder Laubhaufen anlegen. So schaffen Sie Nischen für Insekten, die auf dem Speiseplan von Zaunkönig oder Rotkehlchen stehen. Das winterliche Vogelhäuschen kann jedoch dazu dienen, Kindern eine unserer faszinierendsten Tiergruppen näher zu bringen. Auch dann aber sollten Sie maßvoll füttern. Und darauf achten, dass Sie kein Körnerfutter mit Samen des – für uns Menschen – hoch allergenen Traubenkrauts (Ambrosia) kaufen, das sich derzeit aggressiv ausbreitet. Auf keinen Fall dürfen Sie gesalzene oder gewürzte Essensreste verfüttern – sie können für Vögel tödlich sein. Unsere Broschüre »Vögel im Winter – wie Sie ihnen am besten helfen können« gibt es für 2,20 Euro (+ Porto) unter Tel. (0 30) 2 75 86-4 80 oder www.bundladen.de
Aller Welt Arten
W. Willner
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Einst h채ufig, heute mancherorts selten geworden: die giftige Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). Der BUND setzt sich daf체r ein, dass unser aller Welt bunt und lebendig bleibt. [4-10] BUNDmagazin
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Kniefall vor den Konzernen
KOMMENTAR
Der Autor Thorben Becker leitet das Team »Klimapolitik« der BUND-Bundesgeschäftsstelle.
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nde September beschloss die Bundesregierung ihr »energiepolitisches Gesamtkonzept«. Auch wenn Kanzlerin Merkel und ihre Minister Röttgen und Brüderle in blumigen Worten von einer Revolution, von erneuerbaren Energien und Effizienz redeten, ging es im Kern nur um eins: die Verlängerung der AKW-Laufzeiten bis über das Jahr 2040 hinaus. Worum es nicht ging: ein zukunftsfähiges Energiekonzept als Brücke zu den erneuerbaren Energien. Denn diese könnten die Atomkraft deutlich früher als geplant ersetzen. Die Fachleute der Bundesregierung vom Sachverständigenrat für Umweltfragen und vom Umweltbundesamt fordern eine Richtungsentscheidung gegen die Atomkraft. Die Bundesregierung hat sie ignoriert.
Angela Merkel und ihren Ministern ist es nicht um ein ernst gemeintes Energiekonzept für Deutschland getan, sondern um eine grundsätzliche Richtungsentscheidung mit langfristigen Folgen. Sie planen das Aus für einen raschen und umfassenden Umstieg auf die erneuerbaren Energien. Anders als vorher angekündigt verzichtet die Bundesregierung auf Sicherheitsnachrüstungen für Atomkraftwerke. Je älter die Meiler werden, umso mehr häufen sich die Störfälle. Spätestens seit dem 11. September 2001 besteht zudem eine Bedrohung durch Terroranschläge. Gegen einen gezielten Flugzeugabsturz aber sind die Anlagen gar nicht oder nicht ausreichend geschützt. Und das neue Atomgesetz sieht vor, die alten Anlagen von höheren Sicherheitsanforderungen praktisch auszunehmen. So soll etwa der Schutz vor Flugzeugabstürzen erst in zehn Jahren nachgewiesen werden müssen. Die ältesten Meiler, denen die Bundesregierung mindestens acht weitere Jahre am Netz zugestehen will, können so bis zum Schluss ohne entsprechende Nachrüstung laufen. Außerdem wird eine Änderung des Atomgesetzes das künftig geforderte Sicherheitsniveau senken.
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BUNDmagazin [4-10]
Die einzigen, die von den längeren Laufzeiten profitieren werden, sind die Betreiber der Reaktoren. Und das massiv: Sie können Zusatzgewinne von rund 94 Milliarden Euro verbuchen. Nur knapp 27 Milliarden wird wohl der Staat abschöpfen, lediglich knapp die Hälfte davon soll einen Fonds für Energieeffizienz und Klimaschutz speisen. Von diesem Geld wird dann etliches wieder an die Stromkonzerne zurückfließen. Und entstehen den Betreibern Kosten für Sicherheitsnachrüstungen von über 500 Millionen Euro pro Jahr, so reduziert sich die Summe, die an den Staat abzugeben ist, weiter. Außer den Gewinnen der Konzerne ist kein einziger Grund für eine Verlängerung der Laufzeiten erkennbar, schon gar nicht aus energiepolitischer Sicht. Erneuerbare Energien könnten unsere Atomkraftwerke problemlos ersetzen. Vor kurzem erst hat der BUND berechnet, dass wir allein dadurch, dass wir gezielt unseren Stromverbrauch senken, bis 2020 sechs Atomkraftwerke zusätzlich einsparen könnten. Schreitet der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voran und wird endlich ernst damit gemacht, den Stromverbrauch zu mindern, so kann der Atomausstieg deutlich beschleunigt werden. Wohlgemerkt erzielte Deutschland im ersten Quartal 2010 mit gut 9 Milliarden Kilowattstunden den höchsten Strom-Exportüberschuss seiner Geschichte. Und das, obwohl die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel nicht eine einzige Kilowattstunde beisteuerten! Ohne Folgen für unsere Stromversorgung könnten nach BUND-Berechnungen acht Atomkraftwerke sofort stillgelegt werden. Die Bundesregierung aber steuert in die Gegenrichtung. Der BUND hat deshalb seinen Widerstand gegen die Atompolitik intensiviert. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt längere Laufzeiten für Atomkraftwerke ab. Mit großen Protestaktionen ist es dem BUND dieses Jahr an vielen Orten gelungen, die breite Ablehnung öffentlich sichtbar zu machen. Im kommenden Jahr nun wollen wir mit Demonstrationen und Aktionen den Druck auf die Politik weiter erhöhen. Dabei hoffen wir auch auf Ihre Unterstützung. Unsere Botschaft an die Bundesregierung lautet: Ihr kommt damit nicht durch!
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TITELTH EMA
istockphoto.com – PahaM
Bauernhöfe … Nichts beansprucht in unserem Land mehr Platz als die Landwirtschaft. Und den größten Teil unserer Ernährung sichern bis heute die heimischen Bauern, trotz aller globaler Warenströme. Zwei gute Gründe, um regelmäßig danach zu fragen, wie und unter welchen Bedingungen bei uns Landwirtschaft getrieben wird: ob unsere Bauern nachhaltig, im Einklang mit Natur und Umwelt wirtschaften, und ob sie gesunde Lebensmittel liefern und ihre Tiere ordentlich behandeln. Nun haben die allermeisten von uns kaum mehr Kontakt zu diesem zentralen Daseinsbereich, entsprechend gering ist unser Wissen. Gleichzeitig malen Bauernverband und Ernährungsindustrie nach Kräften am Idyll einer so unbegrenzt produktiven wie naturverbundenen Landwirtschaft. Die Realität aber sieht anders aus. Speziell die stetige Industrialisierung der Landwirtschaft kommt uns in vielerlei Hinsicht teuer zu stehen. Anstatt diesen Trend wie bisher zu stützen, muss die EU hier rasch gegensteuern. Lesen Sie auf den nächsten zehn Seiten, wie.
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BUNDmagazin [4-10]
EU-Reform
… statt Agrarfabriken Brüssel plant eine Reform der Agrarpolitik nach 2013 – und diese Reform ist bitter nötig. Doch Berlin blockiert. Dabei geht es um viel: Unterstützen Sie den BUND im Kampf gegen Gentechnik, Massentierhaltung und Exportdumping!
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oll, was es im Supermarkt alles gibt: Gummibärchen ohne Fett oder Kinderjoghurt mit Biene-MajaBild, angeblich besonders gesund für die Kleinen. Extra-Portionen Milch, wo immer man ins Kühlregal sieht, und das meiste soll auch noch Alpenmilch sein. Was diese Produkte eint? Sie enthalten viel Zucker und Milch und meist noch mehr Milchpulver. Warum? Weil es in Europa zu viel davon gibt und die Rohstoffe deshalb spottbillig sind. Für die Ernährungsindustrie ist es sehr lukrativ, viel Zucker und Milchpulver in ihre Produkte zu stecken und sie als gesund und gut für Kinder zu verkaufen. Gerne werden auch idyllische Weiden auf Milchpackungen abgebildet oder Käse gleich »Grünländer« genannt, selbst wenn die Kühe, von denen die Milch stammt, vor allem Mais und Soja aus Südamerika zu fressen bekommen. Man darf auf Masthühnerfleisch sogar »Wiesenhof« und auf das Fleisch gequälter Schweine »Bauernglück« schreiben, wie ausgerechnet der Billigdiscounter Aldi es tut, ohne den Bauern auskömmliche Preise zu garantieren.
Besser kennzeichnen
Der BUND fordert eine nachhaltige Agrarreform – wie hier im Frühjahr bei der Agrarministerkonferenz in Plön (Holsteinische Schweiz).
PROVIEH
All das ist möglich, weil Industrie und Handel nicht kennzeichnen müssen, wie das Fleisch und die Milch erzeugt wurden. Auch auf gentechnisch veränderte Futtermittel müssen sie nicht hinweisen – entgegen
dem Wunsch der Verbraucher, die Agro-Gentechnik mehrheitlich ablehnen. Nach einer Kampagne des BUND kennzeichnet immerhin Edeka-Nord nun die ersten Produkte (nicht ganz) freiwillig mit »ohne Gentechnik« und hat seine Produktion entsprechend umgestellt. Andere Marken wie »Landliebe« sind dem bereits erfolgreich zuvorgekommen. Kennzeichnung ist ein Beispiel für Marktregeln, die von der Politik bestimmt werden. Solange eine Kennzeichnung beliebig oder freiwillig ist, wird nachhaltig erzeugenden Landwirten ein fairer Marktzugang verwehrt. Das kann und muss sich ändern mit der anstehenden EU-Agrarreform. Momentan erarbeitet die Kommission Reformvorschläge, die von den Mitgliedsstaaten und dem Europaparlament diskutiert werden. Während die Bundesregierung am Bremshebel sitzt, wollen die skandinavischen Länder und Großbritannien die Agrarsubventionen kürzen oder streichen, wenn sie nicht umweltfreundlicher verwendet werden. Zu den Erwartungen des BUND an die Reform zählen klare Regeln für eine obligatorische Kennzeichnung. Hühner- und Schweinefleisch aus Massentierhaltung muss ebenso leicht erkennbar werden wie heute schon das Ei aus dem Käfig. Und gentechnische Eingriffe bei Tieren und Pflanzen gehören verboten oder zumindest (als erster Schritt) verbindlich gekennzeichnet.
[4-10] BUNDmagazin
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Die gesetzlichen Mindeststandards müssen also deutlich gehoben werden. Und öffentliche Gelder darf es nur noch für Leistungen geben, die dem Gemeinwohl dienen, etwa für Klima- und Artenschutz: je höher die Umweltleistung, desto höher die öffentliche Unterstützung. Unser Druck auf die Politik trägt hier erste Früchte. Die EU-Kommission hat zur Agrarpolitik nach 2013 drei Wege beschrieben, einer entspricht weitgehend dem BUND-Modell. Demnach sollen die Direktzahlungen an Agrarbetriebe künftig an verpflichtende Umweltmaßnahmen gebunden werden. Auch ist eine Obergrenze für Zahlungen an Großbetriebe vorgesehen, unter Berücksichtigung der Zahl ihrer Arbeitskräfte. Das sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Doch wo ist der politische Willen, die Exportfixierung aufzugeben, zugunsten einer nachhaltigen Erzeugung für den Binnenmarkt? Direkte Exportsubventionen stehen zwar – wie von vielen Nichtregierungsorganisationen gefordert – auf der Streichliste. Inzwischen aber profitiert die Ernährungsindustrie in viel größerem Umfang von der direkten Förderung ihrer Zulieferer. Entscheidend für die Ausgestaltung der Reform wird also sein, dass die Politik die bisherige Wachstums- und
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Anteil der EU-Betriebe, die 2009 Agrarsubventionen in einer bestimmten Größenordnung erhalten haben.
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Anteil, den diese Betriebe 2009 vom Gesamtvolumen der EU-Agrarsubventionen erhielten.
Biologische Vielfalt: Ziel außer Sicht Quelle: BMLEV
Verteilung der EU-Agrarsubventionen
35 30 25
100 66 % in 2008
80 60 0 1970 1975 1990
20 15
1995
Prozent
Die Hälfte aller Betriebe erhält unter 5 000 € pro Jahr – und gemeinsam nur 5% der Subventionen. Umgekehrt streichen die 2% der Betriebe, die über 100 000 € erhalten, mehr als 30% des Gesamtvolumens ein.
Zielwert 2015
120
2015
Bei der nächsten Agrarreform muss es also darum gehen, den Durchmarsch der Konzerninteressen und damit die weitere Industrialisierung der Landwirtschaft zu bremsen. Wohlgemerkt: Brüssel und Berlin haben sich vertraglich zur Nachhaltigkeit verpflichtet. So sieht das EU-Klimapaket vor, dass die Landwirte 10 Prozent ihrer Klimaemissionen bis 2020 reduzieren. Der Verlust der Artenvielfalt sollte bereits dieses Jahr gestoppt werden. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie soll bis 2015 zu einem guten Zustand der Gewässer führen. Bis dahin sollen auch Armut und Hunger in der Welt halbiert werden. Für all diese Ziele ist die Agrarpolitik von zentraler Bedeutung. Und überall versagt sie.
Geld nur noch für Gemeinwohl
2010
Agrarpolitik vertragsbrüchig
Die »gute fachliche Praxis« definiert die Standards unserer Landnutzung. Doch ist sie alles andere als gut. Denn in völligem Einklang mit ihr wird in großem Umfang Grünland umgebrochen, werden Böden und Gewässer mit Dünger und Pestiziden geschädigt und wird die tierquälerische Massentierhaltung stetig ausgeweitet, samt riesiger Maismonokulturen und der Gabe gentechnisch veränderten Mastfutters. Die Gesetze sind einfach zu lasch. Als Ausnahme hat Lutz Ribbe (siehe das folgende Interview) in einer Studie gezeigt, dass die EU-Hygienestandards in Deutschland besonders streng ausgelegt werden – zum Schaden handwerklicher Käsereien und Fleischereien.
2005
Für die Ernährungsindustrie sind strenge Kennzeichnungsregeln und hohe Umwelt- und Tierschutzstandards vor allem eins: lästig und absatzschädlich. Sie sieht EU-weit kaum noch Spielraum für Wachstum. Die Bevölkerung ist satt und teils überernährt, fast ein Drittel der Lebensmittel landet bereits im Müll. Daher setzt die Industrie auf wachsenden Export. Mit üppigen direkten und indirekten Subventionen hat die Agrarpolitik dazu beigetragen, dass die deutsche Ernährungsindustrie heute schon jeden fünften Euro im Export außerhalb der EU umsetzt. Und das, obwohl Boden und Arbeit hierzulande teurer sind als in anderen Exportländern. Um auch künftig wachsen zu können, fordert die Industrie die Rohstoffe aus der EU weiter zu verbilligen. Ihr Rezept: teure Umweltstandards senken, Tierschutz herunterfahren, Rohstoffe aus Übersee einführen, Agrarfabriken statt Bauernhöfe und so viele Subventionen einstreichen wie möglich. Übrigens gehen rund 70 Prozent der EU-Agrarexporte in Entwicklungsund Schwellenländer. Dort zerstören oft schon kleine Mengen subventionierten Milchpulvers oder gefrorenen Hühnerfleisches die lokalen Märkte der Kleinbauern.
2000
Kein Interesse an Umweltstandards
Zielwerterreichung in Prozent
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Jahr
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≤ 5000
> 5000 ≤ 10 000
BUNDmagazin [4-10]
> 10 000 ≤ 20000
> 20000 ≤50000
>50000 >100000 >300000 Euro ≤100000 ≤300000
Für die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie hat das Bundesamt für Naturschutz einen Indikator »Agrarland« definiert. Der Zielwert ist weit entfernt, der Trend eindeutig negativ, eine Besserung nicht in Sicht.
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DAS NEUE HONIGETIKETT
Natürlicher Genuss in seiner schönsten Form Eine ausführliche Broschüre zur Agrarreform erhalten Sie zu den Portokosten im BUNDladen, Tel. (0 30) 2 75 86 -4 80, bundladen@bund.net
Exportideologie aufgibt. Die Weltmarktpreise für Agrarprodukte decken fast nie die Produktionskosten der Bauernhöfe in Europa, wie der EU-Rechnungshof moniert. Die EU-Kommission plant das Einkommensrisiko der Bauern mit neuen Programmen aus dem Fördertopf für ländliche Entwicklung (der »zweiten Säule«) abzufedern. Ein absurder Ansatz: Die Industrie zahlt den Bauern Dumpingpreise für deren (Über-) Produktion, und die Steuerzahler legen eine Überlebensprämie oben drauf. Einen Teil der Lohnkosten der Lieferanten sollen also wir übernehmen, damit die Industrie exportieren kann. Besonders die Milchbauern lehnen dieses System ab. Romuald Schaber, Präsident von etwa 30 000 deutschen und rund 80 000 europäischen Milchbauern, nennt die subventionierten Milchprogramme »einen Skandal, weil man den Steuerzahler zur Kasse bittet, und den Betroffenen hilft es nicht«.
Druck auf die Bundesregierung
Nun gilt es die Abgeordneten des Europaparlaments von der Notwendigkeit tief greifender Reformschritte zu überzeugen. Der BUND ist dafür mit Agrarsprecher Jochen Dettmer, Lutz Ribbe, Agrarreferentin Reinhild Benning und der Agrarkoordinatorin von »Friends of the Earth Europe«, Mute Schimpf, gut aufgestellt. Die Parlamentarier müssen auch in ihren Wahlkreisen spüren, dass Steuerzahler und Wähler von ihnen wirksame Reformen und Marktregeln erwarten – für Bauernhöfe statt Agrarfabriken. Der größte Widersacher sitzt allerdings in Berlin: Die Bundesregierung blockiert die Reform, statt den Rahmen zu setzen für eine ökologisch verträgliche Wertschöpfung im ländlichen Raum. Daher organisiert der BUND mit vielen Verbündeten eine Demonstration gegen Gentechnik, Massentierhaltung und Exportdumping: am 22. Januar vor dem Berliner Hauptbahnhof (siehe Aktionsseite). Nur wenn es uns gelingt, in den nächsten zwei Jahren erheblichen Reformdruck auch im Inland aufzubauen, können wir unsere Lebensgrundlage – eine vielfältige Kulturlandschaft – wirksam schützen. Reinhild Benning (BUND-Agrarexpertin) und Hubert Weiger (BUND-Vorsitzender und langjähriger Sprecher des AK Landwirtschaft)
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Europäische Agrarpolitik
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Vorsichtiger Optimismus Lutz Ribbe ist stellvertretender Agrarsprecher des BUND. Im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss hat er die Stellungnahme zur Agrarreform formuliert. Was lässt ihn hoffen, dass sich die EU diesmal zu einer echten Reform ihrer längst nicht mehr zeitgemäßen Agrarfinanzen durchringt?
Herr Ribbe, warum sollte die Neuordnung der Agrarfinanzen nicht nur den Bauernverband interessieren? Weil wir ja sehen, dass sich Agrarpolitik vielfältig auswirkt nicht nur auf die Art und Weise, wie Landwirtschaft betrieben wird, sondern auf die Qualität unserer Nahrungsmittel, auf den Tierschutz, auf den Zustand unserer Umwelt, auf die biologische Vielfalt usw. Alle Politikbereiche der EU sind heute zu mehr Nachhaltigkeit angehalten. Da der Agrarsektor allein 40 % der EU-Ausgaben bindet, ist er in besonderem Maße gefordert. Das hat auch die EU-Kommission erkannt.
Lutz Ribbe
Unterstützt Agrarministerin Ilse Aigner die EU dabei, dieser gesamtgesellschaftlichen Dimension durch eine Agrarreform gerechter zu werden? Nein, absolut nicht. Zum Auftakt der europäischen Debatte über diese Frage ist die Bundesregierung erst einmal unter den Tisch gekrochen, sie verweigert den Dialog und signalisiert: Wir wollen keine Veränderung. Dabei denkt sie v. a. finanzpolitisch: Sollten andere Mitgliedsstaaten künftig stärker partizipieren, käme bei deutschen Bauern weniger an. Bislang aber werden in Griechenland 700 Euro pro Hektar gezahlt, in Deutschland über 300 und in Lettland und Rumänien nur 80. Die Bundesregierung versucht also ein nicht mehr vermittelbares, ungerechtes und ökologisch abträgliches System zu konservieren. Dabei weiß sie genau, dass sie diese Position in der EU nicht wird halten können. Täuscht der Eindruck, dass die Politik einmal mehr weit von dem entfernt ist, was in der Sache geboten wäre? Ja, das lässt sich gut mit der Atomenergie oder auch mit Stuttgart 21 vergleichen. Hier wird jeweils eine Politik der Vergangenheit betrieben, die darauf ausgerichtet ist, Großstrukturen zu fördern und Klientelinteressen zu bedienen. Von den 6 Milliarden Euro Agrarzahlungen für Deutschland profitieren nur wenige sehr stark: 1,6 % der Bauern kassieren 30 % dieser Mittel. Was kritisieren Sie am gegenwärtigen System? Schon 1992 sagte der damalige Agrarkommissar MacSharry treffend: Es kann doch nicht angehen, dass wir Milliarden ausgeben und als Resultat bäuerliche Arbeitsplätze vernichten und die Umwelt zerstören. Doch dabei ist es bis heute geblieben. Die Landwirtschaft erleidet einen brutalen Strukturwandel in Richtung Industrialisierung. Und die Tatsache, dass unsere biologi-
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BUNDmagazin [4-10]
sche Vielfalt weiter schwindet, liegt auch und zentral an der Landwirtschaft. Bis heute verfestigt die europäische Agrarpolitik diese zentralen, nicht nachhaltigen Strukturen. Genau da wollen wir ansetzen. Ganz wichtig ist, dass wir nicht gleich darüber reden, wer wie viel Geld bekommt, sondern uns erst einmal fragen: Was will die Agrarpolitik eigentlich erreichen? Sie vertreten den BUND in Brüssel. Wird unsere Stimme dort gehört? Ja, hier können wir wohl von einer Erfolgsgeschichte sprechen: Gemeinsam mit Hubert Weiger und unserem Agrarsprecher Jochen Dettmer haben wir zuletzt viele vertrauliche Gespräche geführt, in der Generaldirektion Landwirtschaft wie im Kabinett des Agrarkommissars Ciolos. Ich sehe dem, was die Kommission im November zur Agrarreform mitteilen wird, relativ optimistisch entgegen. Da werden sich viele Aspekte wiederfinden, die der BUND eingebracht hat. Anschließend müssen wir diese positiven Ansätze verteidigen – auch gegen Deutschland, das mit seinem politischen Gewicht und seiner Finanzmacht gegensteuern wird. Erstmals kann das Europaparlament die Reform mitbeschließen. Wird der EU nach vielen Anläufen endlich eine echte Reform ihrer Agrarfinanzen glücken? Das Parlament ist diesmal eine entscheidende Größe. Bisher haben sich 27 Agrarminister in einem Raum eingeschlossen und faule Kompromisse ausgeschachert. Das Parlament hat vielfach gezeigt, dass es nationale Egoismen nicht mitträgt. Für die BUND-Strategie ist es ganz wichtig, jeden einzelnen der 99 deutschen Europaabgeordneten anzusprechen und ihm zu sagen: Agrarpolitik betrifft uns alle – und du hast eine Stimme! Was können wir alle für eine bessere Agrarpolitik tun? Viele unserer Gruppen könnten noch klarer erkennen, dass die europäische Agrarpolitik direkten Einfluss auf die Landschaft in ihrer Region hat. Dafür müssen wir vor Ort noch stärker werben, uns mehr einmischen, die EU-Abgeordneten ansprechen. Der zweite Ansatzpunkt ist: So wie jeder seinen Ausstieg aus der Atomenergie vollziehen kann, indem er Ökostrom bezieht, können wir alle aus der Agrarindustrie aussteigen, indem wir Qualitätsprodukte aus der Region stärker nachfragen, vom Bio- oder Neulandhof. Agrarpolitik bedeutet mehr, als nur in Brüssel Geld zu verteilen. Agrarpolitik ist auch unsere tagtägliche Kaufentscheidung. sz
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Bioenergie
Schöne neue Kulturlandschaft?
Auf dem Irrweg Als Teil ihres nationalen Energiekonzeptes geht die Bundesregierung von einem enormen Anstieg der Biogas-Erzeugung aus. Doch schon in den letzten Jahren entstanden riesige Maisfelder zur Energiegewinnung, mit allen negativen Folgen für Natur und Landschaft.
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inen Hektar Acker kann man jedes Jahr nur einmal nutzen: zum Anbau von Grundnahrungsmitteln wie Getreide, zum Futteranbau für die Fleisch- und Milchgewinnung – oder zur Energiegewinnung, etwa für Agrosprit und Biogas. Über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die Bundesregierung 2005 begonnen, einen Bonus für nachwachsende Rohstoffe in Biogasanlagen zu zahlen. Dies führte zu einer rapiden Ausweitung monotoner Maisäcker. Gegen diese »Vermaisung« hat sich vielerorts eine regelrechte Anti-Biogas-Bewegung gebildet. Auch BUND-Gruppen wehren sich dagegen, dass Abertausende Hektar Wiesen intensiv gespritzten Maisäckern weichen. Doch nicht die Biogaserzeugung an sich ist das Problem, sondern mit welchen Rohstoffen Biogas erzeugt wird. Biogas ist ein wichtiger Baustein für die Ära der postfossilen Energieversorgung. Deutschlands Biogasanlagen produzieren heute schon so viel Strom wie zwei durchschnittliche Atomkraftwerke. Und noch gibt es gewaltige Potenziale an biogenen Reststoffen, die zur Energiegewinnung herangezogen werden könnten. Besser im Einklang mit dem Umwelt- und Naturschutz ist der Anbau von Wildkräutermischungen, von Durchwachsener Sylphie, Rübsen oder Grasgemenge, die dem Biogasertrag von Mais oft nur wenig nachstehen. Der BUND kritisiert speziell, dass der Maisanbau in zu enger Fruchtfolge von der »guten fachlichen Praxis« gedeckt wird – unabhängig davon, ob der Mais später als Futtermittel, Energielieferant oder Industrierohstoff dient. Gegen die Vermaisung setzen wir uns in Brüssel für deutlich höhere gesetzliche Mindeststandards ein.
Biogas oder Massentierhaltung
»Meine Biogasanlage ist ein nicht gebauter Schweinestall«, erklärt ein Bauer aus dem Münsterland. »Bei den Niedrigpreisen für Agrarprodukte muss ich sehen, wie ich meine Familie versorge. Also investiere ich entweder in die Mast von Schweinen oder Hühnern, für die es hier Abnehmer gibt – oder in Biogas. Für Ökolandbau gibt es in meiner Region keine Verarbeiter.«
Dieser Bauer ist kein Einzelfall. Wer sich mit Investitionen in Ställe auf viele Jahre verschuldet und vorwiegend auf Maisanbau und Importfuttermittel setzt, wird von den Banken und Schlachthöfen eng ins Korsett genommen. Bauern, die Biogas erzeugen, sind flexibler im Anbau. Sie lassen sich von Genehmigungsbehörden, Bürgerinitiativen, Verpächtern oder Nachbarn durchaus mal mit guten Argumenten für eine vielfältige Fruchtfolge gewinnen. Greift dieser Druck nicht, sollte sie Biogasbauern auch verordnet werden können – dafür setzt sich der BUND in Brüssel und Berlin ein.
Fruchtfolge vorschreiben
Die Biogaserzeugung kann – anders als sonstige konventionelle Investitionsvorhaben in der Landwirtschaft – kurzfristig von Mais auf andere Rohstoffe umgestellt werden. Das EEG und die »gute fachliche Praxis« müssen verbindliche Abstände bei der Fruchtfolge vorgeben, damit Mais höchstens alle drei Jahre auf einer Fläche wächst. Zudem müssen heimische Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen in die Fruchtfolge integriert werden, um mehr Vielfalt auf die Äcker zu bringen und den Regenwald vom Landhunger der Soja-Bauern zu entlasten. Genau darüber diskutiert derzeit das Europäische Parlament, beraten von Friends of the Earth und BUND. Auf nationaler Ebene ist die Bundesregierung gefordert, den Bonus für nachwachsende Rohstoffe zu senken und nur bei einer Fruchtfolge von mindestens vier verschiedenen Feldfrüchten zu gewähren. Bioenergie für Kraftstoffe im Verkehr einzusetzen erweist sich als folgenschwerer, klimaschädlicher Irrweg. Dennoch hat die EU festgelegt, dass bis 2020 zehn Prozent des Sprits vom Acker kommen sollen. Friends of the Earth Europe belegt in einer Studie (www.foeeurope.org/agrofuels/FoEE_Africa_up_for_grabs_2010.pdf), dass auch deutsche Unternehmen in Afrika Hunderttausende Hektar für Agrosprit in Beschlag nehmen, auf Kosten der Lebensmittelversorgung vor Ort. Reinhild Benning und Adrian Bebb
[4-10] BUNDmagazin
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Landraub für Agrosprit in Afrika
Adrian Bebb ist Campaigner des BUND-Netzwerks Friends of the Earth Europe.
Biologische Vielfalt
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Verarmt, doch nicht verloren Das Internationale Jahr der biologischen Vielfalt geht dem Ende zu. Doch sein Anliegen bleibt hochaktuell. Der BUND wird sich weiter für eine vielfältige Natur einsetzen, nicht nur innerhalb eng umgrenzter Schutzgebiete. Eine umweltverträgliche und strukturreiche Landwirtschaft ist dabei von essenzieller Bedeutung.
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s ist Herbst geworden im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, nordöstlich von Berlin. Auf den Feldern rund um Brodowin lichtet sich erst Stunden nach Sonnenaufgang der Nebel. Hier und dort werden Gruppen nordischer Bless- und Saatgänse sichtbar, auch Kraniche suchen vereinzelt noch nach Fressbarem. Erst allmählich sind Scharen von Kiebitzen, Dohlen und Saatkrähen zu erkennen. Grauammern, die im Schilf des nahen Parsteiner Sees nächtigen, haben sich zu ersten Wintertrupps zusammengeschlossen. Dass all diese Vögel gerade hier über Wochen und Monate rasten, ist kein Zufall: Die Gegend ist von Hecken, Gehölzen sowie kleinen und größeren Wasserflächen geprägt, die den Durchzüglern und Wintergästen Nahrung und Schutz bieten. Einen großen Anteil daran hat der Agrarbetrieb »Ökodorf Brodowin«. Er sorgt nicht nur für eine schonende Bearbeitung des Bodens, sondern spart Rückzugsorte für die Natur aus und wertet diese ganz gezielt auf.
Verarmte Vielfalt
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BUND-Projekt Landschaftspflege mit alter Ziegenrasse bei Halle.
So modellhaft geht es in unseren Breiten nur selten zu – leider. Denn die Landwirte bestimmen dadurch, wie sie ihre Felder und Wiesen nutzen, ganz maßgeblich die biologische Vielfalt der Kulturlandschaft. Welche Fruchtfolge wählen sie, wie intensiv düngen sie, welche Pestizide setzen sie ein? Welche Schlaggrößen prägen die Region? Ferner: Wie oft pro Jahr werden die Wiesen und Weiden gemäht, wie dicht steht das Vieh?
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BUNDmagazin [4-10]
Wo bringen schließlich Bäume, Hecken, Acker- und Uferrandstreifen oder Brachflächen etwas Abwechslung in die Feldflur? All dies entscheidet über die Vielfalt der Lebensräume, der Pflanzen und Tiere. In den letzten Jahrzehnten hat eine stetig intensivere, spezialisierte und auf Höchsterträge orientierte Landwirtschaft zu einer immensen Verarmung dieser Vielfalt geführt. Zoologen schätzen, dass von den etwa 1 200 Tierarten der Äcker seit 1950 ca. 90% stark dezimiert oder ganz verschwunden sind. Allein seit 2003 wurden bundesweit über 200 000 Hektar Wiesen und Weiden umgepflügt – meist zugunsten von Mais oder Raps. Mit jedem Hektar artenreicher Wiese geht zum Beispiel eine Vielzahl von Insekten verloren: Jede Pflanzenart bietet die Lebensgrundlage für durchschnittlich 12 Insektenarten. Und wo nicht umgepflügt wird, regiert der Dünger: Rund 100 Kilo Stickstoff je Hektar und Jahr lassen nährstoffarme Biotope mit ihrer besonderen Lebenswelt nach und nach verschwinden. Selbst ehemals verbreitete Feldbewohner leiden unter der Intensivierung. Der einst als Schädling bekämpfte Feldhamster ist heute vom Aussterben bedroht. Auch Feldhasen, Rebhühnern und Feldlerchen (siehe Kasten) geht es von Jahr zu Jahr schlechter.
Bewahrte Vielfalt
Dem entgegenzuwirken versucht der BUND seit seiner Gründung vor 35 Jahren, politisch wie praktisch. So engagieren sich zahllose Gruppen für eine vielfältige Agrarlandschaft – mit Beweidungsprojekten, der Pflege von Magerrasen und Streuobstwiesen oder dem gezielten Schutz von Arten wie dem Feldhamster. Eine Fülle politischer Initiativen von der lokalen bis zur Bundesebene gilt derzeit dem Schutz von Wiesen und Weiden. Per »Wiesencheck« prüfte der BUND in diesem Sommer, wie artenreich extensiv und ökologisch genutztes Grünland ist. In Bayern und Baden-Württemberg prämieren wir seit einigen Jahren die schönsten, buntblumigsten Wiesen und Weiden. Darüber hinaus kämpft der BUND im Rahmen der Reform der EU-Agrarpolitik dafür, den Artenschutz verbindlich auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche auszuweiten. Bisher gibt es hier kaum rechtliche Vorgaben ohne Hintertüre, die auch kontrolliert würden. Der Vertragsnaturschutz ist für Landwirte vielfach unattraktiv geworden, weil geringen Prämien ein gewaltiger bürokratischer Aufwand gegenübersteht; und in einigen Bundesländern wird er gar nicht mehr angeboten.
Die wichtigste BUND-Forderung lautet daher: Jeder Betrieb muss, um weiter Subventionen zu empfangen, mindestens ein Zehntel seiner Fläche für biologische Vielfalt reservieren. Das würde Lebensräume bewahren und neue schaffen. Zudem wäre der Biotopvernetzung so am besten gedient. Die EU hat die Idee aufgegriffen, konkrete Vorschläge aus Brüssel liegen derzeit noch nicht vor.
Zur spezifischen Vielfalt in der Landwirtschaft zählen nicht nur Tiere und Pflanzen, die mit dem Ackerbau von selbst einwanderten, wo von Natur aus Wald herrschte. Über die Jahrhunderte haben Bauern eine große Vielfalt regionaltypischer, kleinräumig perfekt angepasster Nutztierrassen hervorgebracht. Robustheit und einfache Haltung zeichnen sie genauso aus wie ein oftmals geschmackvolles Fleisch. Doch wachsen sie langsam und geben nicht allzu viel Milch, so dass eine Handvoll profitablerer Rassen die gewachsene Vielfalt verdrängte. Rund 90 Nutztierrassen gelten in Deutschland heute als gefährdet, weltweit ist jede dritte Rasse vom Aussterben bedroht, Woche für Woche verschwindet eine für immer. Auch hier muss die Agrarpolitik umsteuern. Denn unsere Nutztiere – und ebenso die Sortenvielfalt unserer Nutzpflanzen – stellen einen wertvollen Genpool für die Zukunft bereit. Der BUND unterstützt Höfe und Beweidungsprojekte mit traditionellen Haustieren. So pflegen BUNDGruppen ihre Flächen oft mit bedrohten Schaf- oder Rinderrassen. Zum Einsatz kommen Rhönschafe ebenso wie Skudden oder Moorschnucken. In Niedersachsen betreibt der BUND einen Naturbauernhof mit alten Rassen wie dem Bunten Bentheimer Schwein und Diepholzer Gänsen. In der Sude-Niederung grasen mit Unterstützung des BUND wieder Deutsch-Schwarzbunte Niederungsrinder und Deutsche Shorthorns. Daneben haben sich viele Neuland- und Ökohöfe sowie speziell die Archehöfe der Rettung traditioneller Rassen verschrieben, getreu dem Motto: erhalten durch nutzen. Doch das allein wird die Vielfalt der Wiesen, Weiden und Äcker, der Rinder, Schweine und Gänse auf Dauer nicht retten. Dafür muss es uns gelingen, die Brüsseler Agrarpolitik ab 2013 neu auszurichten. Jochen Dettmer, BUND-Agrarsprecher, und Heidrun Heidecke, Naturschutzexpertin des BUND
blickwinkel/McPHOTO
Gezüchtete Vielfalt
Eines der vielen Opfer der intensiven Landwirtschaft: Wann haben Sie zuletzt ein Rebhuhn gesehen?
Bedrohte Feldvögel Die Situation vieler Vögel unserer Agrarlandschaft ist kritisch. Einst allgegenwärtige Arten wie Rebhuhn und Kiebitz, Feldlerche und Feldsperling sind heute bedroht, ihre Bestände vielerorts regelrecht zusammengebrochen. In der ausgeräumten Feldflur finden sie immer weniger Nahrung und geeignete Nistplätze. Besonders Wiesenbrüter wie Bekassine, Uferschnepfe, Großer Brachvogel und Kampfläufer verzeichnen in den letzten zwei Jahrzehnten drastische Verluste: Die vier genannten Arten sind heute bundesweit vom Aussterben bedroht. Die Gründe dafür sind vielfältig, haben aber eine gemeinsame Ursache: die weiter zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft. Dagegen zeigen Untersuchungen, dass Feld- und Wiesenvögel wie Wachtel, Braunkehlchen oder Grauammer von einer ökologischen Landnutzung deutlich profitieren. Mehr dazu zum Beispiel im Statusbericht »Vögel in Deutschland 2009« unter www.bfn.de.
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Gentechnik
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15 Hektar zuviel Trotz mächtiger Lobbyarbeit haben die Gentechnikkonzerne auf Europas Äckern noch kaum Fuß fassen können. Und Deutschland ist bislang fast gänzlich gentechnikfrei. Doch das könnte sich schon 2011 ändern. Unser Widerstand geht darum weiter. Zur Ernte der Amflora-Kartoffel am 31. August in Zepkow legte auch Bundeswirtschaftsminister Brüderle mit Hand an. Direkt am Feld versammelten sich Kritiker – unter ihnen der BUND – zu buntem Protest.
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wei gentechnisch veränderte Pflanzen sind in der EU derzeit zum Anbau zugelassen: Seit 1998 der Mais MON 810 von Monsanto, seit März 2010 die Kartoffel Amflora der BASF. Spanien baut als einziges EULand nennenswert Gentech-Pflanzen an – 2010 auf 75 000 bis 80 000 Hektar MON 810. Amflora wurde in Tschechien auf 150 Hektar, in Schweden auf 80 und in Deutschland auf 15 Hektar angebaut. Der Anbau des Genmaises ist bei uns seit 2009 verboten.
Amflora auf dem Acker
Die BASF jubilierte, die Umweltorganisationen reagierten unisono empört: Im März genehmigte der zuständige EU-Gesundheitskommissar Dalli (Malta) den kommerziellen Anbau der Gentech-Kartoffel Amflora. Und brach ein Tabu. Seit 1998 hatte keine EU-Kommission mehr gewagt, grünes Licht für den Anbau neuer Gentech-Gewächse auf den Äckern der EU zu geben. Doch nicht nur das: Obwohl Amflora nur für die industrielle Nutzung und als Futtermittel zugelassen ist, darf sie auch Lebensmittel verunreinigen – ohne jede Zulassung, ohne jede Kennzeichnung und bis 0,9 Prozent. Damit hat die EU-Kommission einen Präzedenzfall geschaffen. Bisher galt besagter Schwellenwert für die Kennzeichnung nur für zugelassene gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Der Sinn der Übung: Die Kommission rechnet offenbar mit Verunreinigungen der Lebensmittelkette – und hat die BASF vorsorglich gegen Haftungsansprüche abgesichert.
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BUNDmagazin [4-10]
Amflora wuchs hierzulande auf 15 Hektar, in Zepkow (Landkreis Müritz) im Süden Mecklenburgs, auf dem Acker eines einzigen Bauern. Inzwischen ist die ganze Ernte beschlagnahmt. Der Grund: BASF hat den Anbau der Amflora nicht im Griff. Ende August wurde bekannt, dass auf dem Acker in Schweden, wo Pflanzgut für die nächste Saison vermehrt werden sollte, außer Amflora noch Amadea wuchs – die Nachfolgerin von Amflora, bisher im Versuchsstadium und damit illegal. Da die Zepkower Amflora-Knollen in Schweden vermehrt wurden und eine Verunreinigung nicht auszuschließen ist, ließ der Landesagrarminister sämtliche Knollen sicherstellen. Nun sollen die Kartoffeln getestet und – falls die Amadea darunter ist – vernichtet werden.
Anbauverbot für MON 810
Der Gentech-Mais MON 810 darf bei uns seit 2009 nicht mehr angebaut werden. Allerdings haben sich das Bundesagrarministerium und Monsanto darauf verständigt, das vom US-Konzern angestrengte Verfahren auf Wiederzulassung ruhen zu lassen. Das nützt vor allem Monsanto. Denn nachdem Gerichte in zwei Instanzen die Rechtmäßigkeit des Verbots bestätigt hatten, war unwahrscheinlich, dass die dritte und letzte Instanz anders entscheidet. So wartet Monsanto ab, dass die EU-Kommission seinen Mais für ein weiteres Jahrzehnt zulässt. (GVO müssen alle zehn Jahre neu zugelassen werden; die Entscheidung darüber zögert die EU seit 2008 hinaus.) Damit wären alle sechs nationalen Anbauverbote hinfällig, auch das deutsche. Ob Ministerin Aigner den Genmais ein zweites Mal verbietet, ist ungewiss.
Sollen die Mitgliedsstaaten entscheiden?
Gerade zwei Gentech-Pflanzen dürfen also EU-weit kommerziell angebaut werden, zwölf Jahre lagen zwischen der ersten und zweiten Zulassung. Zudem haben sechs Länder den MON 810 auf ihrem Territorium verboten, darunter große Agrarländer wie Frankreich und Deutschland. Den Anbau der Amflora untersagten Österreich, Ungarn und Luxemburg. Eine extrem ma-
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gere Ausbeute, findet die EU-Kommission. Was also tun? Wie neuen Gentech-Pflanzen den Weg bereiten, ohne Prügel für den eigenen gentechnikfreundlichen Kurs zu beziehen? Die Zauberformel der Kommission lautet: Lassen wir die Mitgliedsstaaten selbst über den Anbau entscheiden. Das soll so gehen: Die Kommission erteilt Anbauzulassungen, die Mitgliedsstaaten können Verbote verhängen. Noch ist völlig unklar, ob ein schlichtes »Nein, nicht bei uns« ausreicht. Doch nicht nur die Frage, welche Gründe ein Anbauverbot rechtfertigen, ist offen, sondern auch, ob die Mitgliedsstaaten dem Vorschlag der Kommission überhaupt folgen.
Farbe bekennen
Deutschland jedenfalls ist Wortführer der Länder, die keine nationalen Kompetenzen wollen. Ihr Hauptargument: Es gelte einen einheitlichen EU-Binnenmarkt zu bewahren und mögliche Turbulenzen mit der Welthandelsorganisation WTO zu vermeiden, die den freien Handel bedroht sehen könnte. In Wahrheit aber will Deutschland wohl keine Verantwortung übernehmen. Denn sobald die Staaten selbst über den Anbau von Gentech-Pflanzen entscheiden können, müssen ihre Regierungen Farbe bekennen. Dann ist nicht mehr der böse Kommissar in Brüssel schuld daran, dass bei uns riskante Mais- oder Kartoffelsorten angebaut werden dürfen. Sondern die böse Kanzlerin und die böse Agrarministerin. Heike Moldenhauer
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Argumente Der BUND ist gegen den Einsatz der Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Warum? Unsere Argumente finden Sie unter www.gentechnikfreie-regionen.de/aktiv-werden/material; den Infoflyer »Keine Gentechnik auf dem Acker und dem Teller!« gibt es auch gedruckt: im BUNDladen, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bundladen@bund.net
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STOPPT Gentechnik, industrielle Tierhaltung und Dumpingexporte
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Demonstration am Samstag, dem 22. Januar in Berlin, 12 Uhr vom Hbf./Washingtonplatz zum Brandenburger Tor
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ährend der »Grünen Woche« in Berlin treffen sich am 22. Januar auf Einladung der Bundesregierung die EU-Agrarminister und internationale Agrarkonzerne. BASF, Monsanto, Müller-Milch, Wiesenhof und Co wollen vor allem eines: die Industrialisierung der Landwirtschaft vorantreiben – und damit Gentechnik, MegaMastställe und Dumpingexporte. Die Konzerne fordern für Gensaat, Agrochemie und Industriefood grenzenlose Märkte und weitere Milliarden an EU-Subventionen. Dies alles unter dem Deckmantel, den Welthunger und den Klimawandel zu bekämpfen. Unterstützt werden sie dabei von Kanzlerin Merkel und ihrer Bundesregierung. Diese Agrarpolitik haben wir satt!
Bundeskanzlerin Merkel, Agrarministerin Aigner und ihre Lobbyfreunde wollen jetzt die Weichen für die künftige EU-Agrarpolitik stellen. Und die bestimmt, was wir heute und morgen essen; was auf unseren Feldern wächst und wie viel Ökolandbau es gibt; ob wir Gentechnik in Lebensmitteln erkennen und ablehnen können; ob täglich mehr Massentierställe in unseren Dörfern entstehen; und ob die biologische Vielfalt weiter schwindet.
Politik über unsere Köpfe hinweg – das war gestern. Jetzt entscheiden wir über unser Essen. Deshalb ein klares »Nein« zur Agrarpolitik von EU und Bundesregierung! Denn die … fördert die Gentechnikkonzerne. … zerstört unsere Umwelt und die biologische Vielfalt. … zerstört lokale Märkte und schafft Hunger in Entwicklungsländern. … macht krank, erlaubt Tierquälerei und mästet die Agrarindustrie. … schafft unmenschliche Arbeitsbedingungen auf Plantagen, in Ställen und Schlachthöfen. … macht Lebensmittel zu Agrosprit und heizt den Klimawandel weiter an. Die EU hat unsere Forderung aufgenommen, Subventionen künftig an verpflichtende Umweltmaßnahmen auf jedem Hof zu binden. Die Bundesregierung aber blockiert diese Reform. Darum müssen wir unseren Protest auf die Straße tragen. Überlassen wir die Agrarpolitik nicht länger den Lobbyisten der Industrie. Auf nach Berlin!
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Berchtesgaden
NATIONALPAR K
Alpine Perle Die Alpen sind ein europäischer Brennpunkt der biologischen Vielfalt. Ihr deutscher Teil ist lediglich am Watzmann und Königssee als Nationalpark geschützt. Wie steht es um Berchtesgaden, unseren zweitältesten Nationalpark an der Grenze zu Österreich?
Blick auf den tiefblauen Königssee.
Ursache für die Vielfalt sind unterschiedlichste geologische Verhältnisse, Böden, Gewässer und Kleinklimata sowie die große Höhendifferenz: vom Königssee auf 603 Metern bis hinauf zum 2 713 Meter hohen Gipfel des Watzmanns. Beinahe alle Vegetationszonen von der montanen bis zur nivalen Stufe sind mit ihren typischen Tieren und Pflanzen vertreten. Bisher fand man 15 Fisch-, 8 Amphibien- und 6 Reptilienarten, ferner etwa 100 verschiedene Brut- und 40 Gastvögel sowie 55 Säugetiere. Dazu kommen rund 2 000 verschiedene Pilze, 640 Flechten, 400 Moose und 1 000 Gefäßpflanzen. In Quellen des Parks wurden etwa 700 Wirbellose nachgewiesen, davon acht erstmalig in Deutschland. Überhaupt leben in den deutschen Alpen viele Arten, die nirgendwo sonst bei uns vorkommen.
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Bayern
Nationalpark Berchtesgaden
as für eine Idee: 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, planten national gesinnte Kreise am Königssee einen riesigen assyrischen Löwen in den Fels meißeln zu lassen. Doch der Vorsitzende des erst drei Jahre zuvor gegründeten Bund Naturschutz (BN), Karl Freiherr von Tubeuf, wusste das zu verhindern. Es kam noch besser: 1921 erweiterte man den bereits 1910 ausgewiesenen »Pflanzenschonbezirk« im Südosten des heutigen Nationalparks und erklärte ihn auf 20 400 Hektar zum »Naturschutzgebiet Königssee«. Als fruchtbar entpuppte sich dann eine weitere Attacke: Die Idee, den Watzmann per Seilbahn zu erschließen, konterte der Deutsche Naturschutzring 1953 mit der Forderung nach einem Nationalpark. Die Seilbahn blieb ungebaut, die Parkidee aber wurde erst im Europäischen Naturschutzjahr 1970 wieder aufgegriffen. Am 1. August 1978 endlich war es dann so weit. Der Nationalpark Berchtesgaden umfasst 210 km2. Zwei Drittel davon sind Kernzone, angestrebt wird der internationale Sollwert (75 %). Seit 1991 sind der Nationalpark und sein Vorfeld zudem ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat.
Natürliche Vielfalt
Der Nationalpark repräsentiert einen großen Ausschnitt alpiner Lebensräume und Arten – vom Gletscher und Schneetälchen über Quellen und Flüsse, alpine Rasen und Felsfluren bis zu diversen Waldtypen.
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BUNDmagazin [4-10]
Almwirtschaft und Klimawandel
Die Bahn auf den Watzmann konnte vereitelt werden. Doch bis heute droht dem Nationalpark Ungemach. So konnte der BN nur per Klage einen überdimensional geplanten Weg zur Engertalm verhindern. Und von der Entwässerung eines Moores auf der Gotzenalm erfuhren wir so spät, dass wir nur noch die Wiederherstellung (soweit möglich) fordern können. Die Almwirtschaft ist zwar ein typisches Element des Parks, doch muss sie hier den Vorrang des Naturschutzes beachten und vorbildlich naturnah wirtschaften. Auch werden Arten wie die Königsseeforelle durch eine schleichende Verschlechterung ihres Lebensraumes stetig seltener. Einst ausgerottete Tiere wie Luchs und Bär fehlen bis heute. Für sie sind spezielle Schutzmaßnahmen nötig. Besondere Gefahr droht im Alpenraum vom Klimawandel. Untersuchungen im Nationalpark zeigen erste Folgen für die alpine Flora und Fauna. So kann der Gletscherhahnenfuß nur begrenzt nach oben ausweichen – bis eben der Berg nicht mehr höher reicht. Einer der beiden Gletscher des Nationalparks, der Blaueisgletscher, ist seit 1980 um ein Viertel kleiner geworden, von 16 auf 12 Hektar. Diesen nördlichsten und niedrigst gelegenen Gletscher der Alpen wird es wohl bald nicht mehr geben. Nicht nur deshalb müsste gerade in Berchtesgaden besonders viel in Forschung und Entwicklung inves-
tiert werden. Doch die Finanzmittel wurden in den letzten Jahren stetig reduziert. Der BN fordert wieder ausreichend Geld für Personal, Umweltbildung, Forschung und Umsetzung bereitzustellen. Nötig sind vor allem mehr Ranger, die den Besuchern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Bildung und Biotopverbund
Doch es gibt auch Fortschritte. Endlich begonnen hat der Bau des »Hauses der Berge«, ein allseits sehnlich erwartetes Zentrum für Naturerlebnis, ökologische Information und Umweltbildung. Ende 2012 soll es fertig sein. Auch sind Bär und Luchs schon nahe dem Nationalpark gesichtet worden, sie könnten ihren Lebensraum allmählich zurückerobern. Einige heftige Stürme haben in den Wäldern zudem Schneisen für eine »neue Wildnis« geschlagen. Zu den Positiva zählt schließlich das steigende Interesse am tollen Umweltbildungsangebot. Das beliebte Winterprogramm mit Schneetouren, Pferdeschlittenfahrten und Themenwanderungen zeigt, dass es auch ohne Skifahren geht. Als eine von sieben Pilotregionen im Projekt »Econnect« (www.econnectproject.eu) arbeitet der Nationalpark Berchtesgaden mit daran, die Alpenkonvention umzusetzen und einen großräumigen, biologisch wirksamen Verbund herzustellen. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist der Austausch mit Wanderkorridoren zwischen den Reservaten wichtiger denn je. Die Umsetzung des Nationalparkplanes mit dem Ziel, bis 2010 75 % des Parks zur Kernzone zu machen, hat sich allerdings verzögert. Durch Stürme und die Bekämpfung des Borkenkäfers in der Pflegezone ist der planvolle Umbau der naturfernen Wälder in Bergmischwälder ins Stocken geraten.
Der Nationalpark ist mit seiner hervorragenden Natur- und Kulturlandschaft das »Alleinstellungsmerkmal« und die »Perle« des Berchtesgadener Landes – wie es in der Sprache der Touristiker heißt. Dass dies so ist, ist auch ein Verdienst des BN (schon seit 1916). Und damit dies auch künftig so bleibt, wird sich der BN weiter engagiert für den Nationalpark einsetzen. Christine Margraf … kümmert sich für den Bund Naturschutz (BUND in Bayern) um den Artenschutz in Südbayern.
Erleben Sie den Nationalpark mit den BUND-Reisen (www.bund-reisen.de) oder auf eigene Faust: So können Sie auf einer Wanderung im Wimbachgries die Entstehung eines alpinen Flusses erleben. Zu empfehlen sind auch Touren in den Tälern (z. B. Klausbachtal) oder von Hütte zu Hütte. 230 km lang ist das Netz der Wanderwege und Bergsteige im Nationalpark. Tipps + Infos: www.fahrtziel-natur.de; www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de
Wikipedia/Tigerente
BUND
Der schwindende Blaueisgletscher (links). Auch 2011 wieder im Angebot: Bergwanderung im Nationalpark unter kundiger Führung des BUND (mitte). Deutschlandweit nur im Nationalpark Berchtesgaden: das Pyrenäen-Drachenmaul (rechts).
NP-Verwaltung Berchtesgaden (2)
Steinernes Meer mit blühender Alpenrose.
[4-10] BUNDmagazin
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RATGEBER
Festtage für die Umwelt
Weihnachten mit weißer Weste Wenn in den Konsumtempeln die Glöckchen klingen, schlägt der Umwelt eine schwere Stunde. Feiern Sie das Fest der Liebe bewusster, behutsamer und zugleich ökologisch verträglicher.
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ichtigste Regel für Ihre Weihnachtsvorbereitung: Rücken Sie das Ideelle in den Vordergrund – weg vom aufwendig Gegenständlichen hin zum fantasievoll Immateriellen. Das gilt besonders fürs Schenken. Selbst Gedichtetes oder Gebackenes, eigens Zusammengestelltes wie eine MP3- oder Rezeptsammlung, Kulturelles und Praktisches wie ein Konzertabo, eine Monatskarte oder ein Wartungsgutschein fürs Fahrrad – all das ist viel persönlicher und freut auch die Umwelt. Vollständig neutral oder gar positiv ist die Ökobilanz bei weitgehend ideellen Geschenken. Mit Umweltpatenschaften wie einem Anteilschein am Grünen Band (siehe Seite 33) oder ökologischen Geldanlagen schenken Sie ein gutes Gefühl und tun direkt etwas für Natur und Umwelt.
Reinhard Blumenschein
Ökocheck für Materielles
Alles andere als ideell sind Schmuck und Edelmetalle: Deren Glanz trägt tiefe ökologische Kratzer. Besonders beim Gold führt die hohe Nachfrage derzeit zu massiven Rodungen und Kinderarbeit etwa in den Regenwäldern von Peru. Für jedes Gramm wird tonnenweise Gestein abgebaut. Überdies werden bei der Aufbereitung oft Quecksilber oder Cyanide frei. Wenn, dann schenken Sie doch »fair« gehandelten Schmuck. Manche Präsente wie Spielsachen oder elektronische Geräte sind unvermeidbar stofflicher Natur. Achten Sie darauf, nur Qualität und Passendes zu schenken. So vermeiden Sie Enttäuschungen – und Müll. Hilfreich sind dafür Umweltlabels wie der Blaue Engel oder das FSC-Siegel. Bei größeren Anschaffungen sollten Sie auf jeden Fall die Ergebnisse von Ökotest oder der Stiftung Warentest studieren. Auf der sicheren Seite liegen Sie mit Geschenken und Weihnachtsartikeln aus dem BUND-Laden. Dort finden Sie so schöne Dinge wie aluminiumfreie Teelichter oder einen Schmelztiegel, der Wachsreste direkt zu Kerzenschein recycelt.
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BUNDmagazin [4-10]
Nachhaltiges Schenken erfordert oft mehr Gedanken und Zeit. Darum sollten Sie Ideen sammeln, am besten in einer Tabelle, die Sie stets im Notizbuch oder PDA-Phone bei sich tragen. So können Sie jeden Einfall gleich notieren – und rechtzeitig aktiv werden.
Wie grün sind deine Blätter?
Beim wichtigsten Requisit sollten Sie Vor- und Nachteile abwägen: Weihnachtsbäume mit Naturland-, Bioland- oder FSC-Zertifikat gibt es nur relativ vereinzelt. Bevor Sie Ihr CO2-Konto mit viel Autofahren belasten, lohnt es bei Ihrem Forstamt anzuklopfen. Ein Baum aus Durchforstung ist allemal ökologischer als weit gereiste Ökotannen – zu schweigen von gespritzten und gedüngten Plantagenbäumen aus Skandinavien. Keine Kompromisse sollten Sie dagegen beim Festessen eingehen. Was Sterneköchen im Alltag lieb ist, sollte uns (nicht nur) an Weihnachten ruhig etwas teurer sein: Biolebensmittel sind kulinarisch unschlagbar – und kleckern nicht auf weißer Weste.
Zehn Tipps für grüne Weihnachten
• Keine Christbäume zum Einpflanzen: Sie überleben meist nicht. • Hochwertige Geschenke aus fairem Handel kaufen. • Statt Klarsicht- oder Metallfolien besser RecyclingGeschenkpapier verwenden. • Kerzen aus Bienenwachs. Paraffin ist aus Erd-/Palmöl. • Keine Kerzen mit Lacküberzug: Sie können Schadstoffe freisetzen. • Lichterketten höchstens mit Zeitschaltuhr und/oder LED-Technik. • Essbaren Baumschmuck aus Äpfeln, Nüssen und Gebäck verwenden. • Wunderkerzen nur draußen abbrennen und von Kindern fernhalten. • Vorsicht Stopfleber: keine Weihnachtsgans aus Frankreich oder Ungarn. • Reisen zu Eltern oder Enkeln per Bus und Bahn.
Rat holen – nachlesen
• Ökologisch nachhaltig schenken: www.bundladen.de, www.service.bund-naturschutz.de, www.bn-reisen.de, www.lohas-guide.de • Bundesweite Bezugsquellen für Öko-Weihnachtsbäume: www.robin-wood.de • Gold und Schmuck: www.faire-edelsteine.de • Label-Datenbank der Verbraucher-Initiative e.V.: www.label-online.de Tino Schlagintweit
Kampagnenbilanz
Energieeffizienz – jetzt! Drei Jahre lang engagierte sich der BUND für die Kampagne »energieeffizienz – jetzt!«, um den Energieverbrauch zu senken. Trotz vieler Fortschritte stieg der private Verbrauch seitdem weiter an.
m Sommer 2008 deckte der BUND auf, dass Versandhändler und Elektromärkte größtenteils billige Kühlund Gefriergeräte der Effizienzklasse A verkauften. Die Kunden hatten das Nachsehen, denn das Energielabel verrät nicht eindeutig, dass A-Geräte doppelt so viel Energie verbrauchen wie sparsame »A++«-Geräte. Wir forderten den Handel zur Umstellung der Sortimente auf, informierten die Verbraucher und riefen zwei Aktionsmonate aus, in denen viele Händler die Preise für ihre sparsamsten Gerät senkten. Inzwischen sind AGeräte zu Auslaufmodellen geworden, über 20 Prozent der verkauften Kühlgeräte tragen ein A++. Daneben haben wir in der von uns mitgegründeten europäischen Allianz »Cool products« die Entwicklung von Effizienzstandards auf EU-Ebene begleitet. Ab Juli 2012 dürfen die dann ineffizientesten A-Geräte nicht weiter vermarktet werden. Ähnliche »Ökodesign«-Standards gelten seit diesem Jahr u. a. für Standby-Verluste, Elektromotoren und Haushaltsbeleuchtung. Ein Wermutstropfen: Es gelang uns nicht durchzusetzen, dass die Effizienzklasse A nur den sparsamsten Geräten vorbehalten bleibt und die Einstufung entsprechend dem technischen Fortschritt ständig angepasst wird.
Mit dem BUND sparen
Der TV-Finder – unsere mit dem Öko-Institut entwickelte interaktive Übersicht der Verbrauchskosten – ist inzwischen eine echte Institution geworden, nicht nur für klimabewusste Verbraucher. Auch Hersteller, die Energieeffizienz ernst nehmen, orientieren sich an unserem Ranking zur Weiterentwicklung ihrer Produkte. Erst ab 2012 müssen alle Hersteller ihre Geräte mit einem Energielabel kennzeichnen. Mit unserer Marktkenntnis gelang es außerdem die Einteilung der Effizienzklassen für TV-Geräte zu beeinflussen. So hoffen wir, dass hier das künftige Label sinnvoll die Spreu (G) vom Weizen (A) trennt. Für Computer ist kein Effizienzlabel geplant. Um zu zeigen, dass dies – entgegen der Aussage der Hersteller – sinnvoll möglich ist, regten wir die Zeitschrift »Computer-Bild« an, zur Cebit 2010 eine eigene Kennzeichnung der Energiekosten einzuführen.
Brauche ich das wirklich?
Der BUND nahm in den letzten Jahren eine Vielzahl energieverbrauchender Produkte ins Visier. Mit den in Brüssel geplanten Effizienzanforderungen und Kennzeichnungen für Heizkessel und Warmwasserbereiter stehen die folgenschwersten Entscheidungen noch aus. Auch auf Bundesebene setzen wir uns weiter ein: für
Wolfgang Kumm/dpa
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einen Energieeffizienzfonds, der sparsamster Technik zu breiter Anwendung verhilft; und gemeinsam mit Gewerkschaften und Verbraucherverbänden für ein starkes, umfassendes Energieeffizienzgesetz. Neben der Kampagne »energieeffizienz – jetzt!« unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings gibt es eine Reihe weiterer politischer Aktivitäten und guter Beispiele. So zeigt das Öko-Institut unter »www.ecotopten.de« die Sparsamsten aus vielen Produktgruppen, überprüft die DUH die ordnungsgemäße Nutzung von Energielabeln im Handel, und startete die Umweltinitiative der Wirtschaft »B.A.U.M.« einen Fernlehrgang für betriebliche Energieeffizienz-Manager. Doch trotz aller Bemühungen für mehr Effizienz steigt der private Energieverbrauch weiter. Die Herausforderung besteht nun darin, den verbreiteten Wunsch nach mehr – dem neuesten digitalen Spielzeug, dem hoch auflösenden, noch größeren TV-Bildschirm – durch nachhaltige Konsummuster zu ersetzen. Die Kennzeichnung relativ sparsamer Modelle greift da zu kurz, wo uns in immer rascherem Abstand technische Innovationen als modisches »Muss« aufgedrängt werden. Hier haben die Umweltverbände weiterzudenken – und wir alle uns zu fragen: Brauche ich das wirklich, und wenn ja, wie viele? Christian Noll … betreut beim BUND bis zum Jahresende die von der DBU geförderte Kampagne »energieeffizienz – jetzt!«. http://energieeffizienz-jetzt.de
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IFA 2010 Unterhaltungselektronik schon für die Jüngsten.
ZU R ZEIT
Keine Kohle Protest vor der prächtigen Kulisse des Schweriner Schlosses.
statt Agrarfabriken« und »Gentechnikfreie Regionen« organisiert. Der BUND kämpft als Teil des »Agrarbündnisses M.-V.« für mehr Nachhaltigkeit und richtet seit sieben Jahren Wintertagungen zur Landwirtschaft aus. Dadurch hat sich der BUND zu einer Plattform entwickelt, auf der nicht nur Biobauern, sondern auch Regionalentwickler und Expertinnen für Tourismus und nachhaltiges Wirtschaften miteinander diskutieren. Nicht von ungefähr stoßen Publikationen wie die Tagungsmappe »Leben, Arbeiten und Erholen im ländlichen Raum« auf starke Nachfrage. Sie spiegelt die Probleme und Chancen einer Region wider, die von jeher dünn besiedelt ist und seit dem Mauerfall noch einmal eine viertel Million Menschen verloren hat. Für die überwiegend Der BUND im Osten (IV) ehrenamtlichen Strukturen des BUND bedeutet dies – wie in anderen ostdeutschen Bundesländern – eine spezielle Herausforderung. Mecklenburg-Vorpommern ist dünn besiedelt und lebt vor allem Neben der Zentrale in der von Tourismus und Landwirtschaft. Seit genau 20 Jahren setzt Hauptstadt Schwerin unterhält der sich der BUND hier für überregional bedeutsame Naturschätze BUND in Rostock (Ostseeschutz) und Neubrandenburg (Jugendund eine nachhaltige Regionalentwicklung ein. arbeit) regionale Geschäftsstellen. Obwohl mit knapp 1 000 Mitgliechwerin, Wismarsche Str. 152: Hier hat der BUND- dern der bundesweit kleinste Landesverband, ist er Landesverband 2008 neue Geschäftsräume bezo- doch flächendeckend präsent, auch dank der Vernetgen. Für den Standort spricht die Nähe zum politischen zung mit Bürgerinitiativen. Entlang der Ostseeküste ist Zentrum der Landeshauptstadt – und die Nähe zum der BUND mit dem Projekt »Grünes Band am OstseeBahnhof. Denn wer die BUND-Arbeit im weitläufigen strand« aktiv. Nordosten Deutschlands koordinieren will, darf beim ständigen Wechsel zwischen Landtag, Ministerien, Bü- Kampf um die Küste Wer heute von Travemünde ostwärts segelt, erlebt ro und Bahn nicht viel Zeit verlieren. Geschäftsführerin Corinna Cwielag ist bereits seit 14 Jahren rastlos zwi- an der einstigen innerdeutschen Grenze eine scharfe schen Elbe und Oder, Müritz und Rügen für Natur und Zäsur: hüben die vom Massentourismus gezeichnete Umwelt unterwegs. Über eine erfolgreiche Bürgerini- Lübecker Bucht, drüben immer wieder großräumig tiative kam sie damals zum BUND – der klassische Ein- unversehrte Natur. Wo der Eiserne Vorhang zwischen stieg für viele Aktive in Mecklenburg-Vorpommern. Ost und West über 1 700 Kilometer entlang der OstseeDer BUND ist hier eng mit diversen Umweltinitiativen küste verlief, konnte sich die Natur vielerorts 40 Jahre vernetzt. Sie wenden sich an den BUND, um fachlichen lang entfalten. Speziell die Kette militärischer SperrRat und politische Rückendeckung zu bekommen und gebiete – ob auf der Halbinsel Wustrow bei Rerik, in der ihre Arbeit mit Gleichgesinnten zu koordinieren. Zu Rostocker Heide, auf Zingst und Rügen oder am Peeneihrer Unterstützung hat der Landesverband das Projekt münder Haken – bot vielen seltenen Arten über und »Bürgerbeteiligung« entwickelt: Wer Rat sucht, kann unter Wasser ein Refugium. Diese und andere Küstensich auf Seminaren und in einem Onlineportal detail- streifen gilt es heute vor der Zerstörung zu schützen. Der BUND hat kürzlich 69 Brennpunkte identifiziert. liert über die oft komplizierten Genehmigungsverfahren Von der Kiesgewinnung, von Ferienanlagen, Hafenbauinformieren. ten oder Offshore-Windparks sind unterseeische Riffe Plattform für Regionalentwicklung genauso bedroht wie Sandbänke, Salzwiesen, Dünen Einen Schwerpunkt der Umweltarbeit im Nordosten und Küstenwälder. Der BUND streitet an all diesen Stelbildet die Landwirtschaft. Viele Bürgerinitiativen und len für naturverträgliche Alternativen. Zudem entBUND-Gruppen sind in den Netzwerken »Bauernhöfe wickelt er gemeinsam mit Partnern aus Polen, dem
Weit vernetzt S
Bilanz der BuGa 2009 in Schwerin.
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Baltikum und Russland ein ökologisches Netzwerk unter dem Dach des Grünen Bandes Europa, das vom arktischen Eismeer bis hinab zum Schwarzen Meer den einstigen Eisernen Vorhang markiert. (Das EU-Förderprojekt »Baltic Green Belt« stellen wir 2011 ausführlich im BUNDmagazin vor.)
David gegen Goliath
Auch im Binnenland hat der BUND Mecklenburg-Vorpommern viel wertvolle Natur zu verteidigen. Ein Dauerthema ist der Alleenschutz, für den der BUND ein Netzwerk von BUND-Gruppen, Bürgerinitiativen und Alleenpaten gewoben hat. Dass langjähriger Einsatz sich auszahlt, zeigt der erfolgreiche Widerstand gegen einen riesigen Luft-Boden-Schießplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide: 2009 gab die Bundeswehr ihre Pläne für das »Bombodrom« auf. Ein Teilerfolg war dem BUND letztes Jahr auch bei der Bundesgartenschau in Schwerin beschieden. Per Klage gelang es das Ausmaß der geplanten Zerstörung eines natürlichen Seeufers zu begrenzen. Als im Dezember dann der Hauptinvestor für ein Steinkohlekraftwerk in Lubmin absprang, knallten im nahen Greifswald und in Schwerin die Sektkorken. Inzwischen ist das klimaschädliche Vorhaben endgültig gescheitert. Der BUND ist also im Nordosten Deutschlands vielseitig aktiv und erfolgreich – auch mit vergleichsweise wenigen Mitgliedern. Immerhin: Ihre Zahl steigt langsam, aber stetig. Und die BUNDjugend wirbt fleißig für Nachwuchs, indem sie Kinder die Natur entdecken lässt – in Kajaks auf Mecklenburger Seen oder auf Skiern durch Norwegen. Dazu kommen jedes Jahr etwa 25 Bildungsseminare für Kinder und Jugendliche. Nicht zu vergessen die konsumkritischen Stadtführungen durch Schwerin, die Ausbildung von Jugendgruppenleitern etc. pp. Bei so viel jungem Engagement blickt auch der Landesvorsitzende Mathias Grünwald, Hochschullehrer aus Neubrandenburg, optimistisch in die Zukunft: »Gut Ding muss bei uns Weile haben. Der BUND jedenfalls ist hier nach 20 Jahren Umweltarbeit gut verankert!« Severin Zillich
BUND M.-V., Landesgeschäftsstelle, Tel. (0385) 521339-0, bund.mv@bund. net, www.bund-mecklenburg-vorpommern.de, http://bundjugend-mv.de
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Umweltbildung zum »Grünen Band am Ostseestrand«, hier in Vitte auf Hiddensee.
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Starthilfe nötig
ZU R ZEIT
Schutzengel für das Klima Der Blaue Engel wird zum Symbol für Klimaschutz, um Hersteller bei der Entwicklung umweltverträglicher Produkte zu beflügeln. Der BUND empfiehlt Verbrauchern künftig auf dieses Gütesiegel zu achten. Unterstützen Sie den Start des Klimaengels!
G
iftige Chemikalien in Kunststoffen, Teppichen oder Möbeln, Feinstäube aus Laserdruckern und hohe Strahlenbelastung bei DECT-Telefonen: Viele Verbraucher/innen fühlen sich verunsichert. Gut, dass es den Blauen Engel gibt: Seit 1978 zeichnet er Produkte und Dienstleistungen aus, die – ganzheitlich betrachtet – besonders umweltfreundlich sind. Recyclingpapiere, Farben und Lacke mit Blauem Engel sind allen bekannt. Insgesamt gibt es ihn für über 10 000 Produkte in etwa 90 Kategorien rund ums Wohnen, um Haushalt, Büro, Renovieren und Garten, aber auch für Dienstleistungen wie die Nassreinigung.
Orientierung nötig
Helmut Horn
Über 30 Jahre nach seiner Einführung soll der Blaue Engel nun auch für Klimaschutz stehen, so bei energieeffizienten Heizkesseln und einer Vielzahl sparsamer Elektrogeräte, vom Backofen bis zum Wasserkocher. Für viele Produktgruppen gibt es kein Energielabel mit den Klassen A bis G, die eine Orientierung über den Energieverbrauch liefern. Der Blaue Engel geht darüber noch hinaus. Er zeichnet nicht nur ausschließlich die effizientesten Geräte aus, sondern stellt weiterreichende Ansprüche bezüglich geringem Schadstoffgehalt, hoher Gebrauchstauglichkeit, Recyclingfähigkeit und – je nach Produktgruppe – zusätzlichen Aspekten wie etwa elektromagnetischer Strahlung. Außerdem basiert er auf Standards wie der TCO-Norm für strahlungsarme Bürogeräte, der EUBlume oder dem Energy Star und ist dabei in der Regel noch anspruchsvoller. Die schwierige Diskussion um das Ende der Glühlampe hat gezeigt: Verbraucher wollen wissen, ob das
Zum Beispiel Fernsehgeräte: Machen Sie mit! Viele Fernseher verbrauchen heute mehr Strom als ein Kühlschrank – das zeigt unsere Verbrauchsübersicht auf www.bund.net /tv-finder. Außerdem enthalten viele Geräte Quecksilber und Blei und sind schwer zu recyceln. Umweltfreundliche TV-Geräte bleiben indes im Verborgenen. Das muss nicht sein! Schicken Sie Ihrem Lieblingshersteller eine E-Mail oder einen Brief mit der Bitte, künftig den Blauen Engel zu nutzen. www.bund.net /klimaengel
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BUNDmagazin [4-10]
Erreichen bestimmter Umweltziele nicht anderswo Mensch und Natur gefährdet. Da es ökologisch folgenlose Produkte nicht gibt, kann auch der Blaue Engel nur zu deren stetiger und dabei ganzheitlicher Verbesserung beitragen. So werden die Vergabekriterien regelmäßig vom Umweltbundesamt und von der unabhängigen »Jury Umweltzeichen« überarbeitet, in der Umwelt- und Verbraucherverbände, Gewerkschaften, Wissenschaft, Handel und Industrie vertreten sind.
Klimaengel mit Startproblemen
Nun aber zeichnet sich ein Henne-Ei-Problem ab: Als Anreiz für die Herstellung fortwährend umweltschonenderer Produkte kann der Blaue Engel nur dienen, wenn Verbraucher und öffentliche Beschaffung ihn als wichtiges Kaufkriterium wahrnehmen. Doch damit sich Verbraucher an ihm orientieren können, müssen Unternehmen erst einmal den Blauen Engel beantragen und nutzen. Bisher boykottieren vor allem die Branchenverbände den Blauen Engel und üben Druck auf die Mitgliedsunternehmen aus. Sie befürchten zu Recht, dass durch die Auszeichnung mit dem Blauen Engel die meist energiefressenden und qualitätsarmen Billigprodukte zu Ladenhütern werden. Eine kurzsichtige Politik, steht doch der Blaue Engel weltweit für hohe Ansprüche an Qualität und Umweltschutz. Er ist damit ein gewichtiges Verkaufsargument gerade für deutsche Unternehmen.
Der BUND gibt Starthilfe
Damit der Klimaengel möglichst schnell abheben kann, braucht er Ihre Hilfe. Mit Ihrem Mitgliedsbeitrag unterstützen Sie schon unsere Beteiligung an der Kriterienentwicklung. Und auf der Internationalen Funkausstellung haben wir in Ihrem Namen Überzeugungsarbeit bei den Herstellern geleistet. Bitte fragen Sie selbst stets nach Geräten mit dem Blauen Engel und fordern Sie Hersteller dazu auf, ihre Geräte prüfen und kennzeichnen zu lassen. Helmut Horn … ist Vorsitzender des BUND Bremen und Mitglied der Jury Umweltzeichen.
Verschenken Sie ein Stück Natur zu Weihnachten! Legen Sie Ihren Liebsten ein ganz besonderes Schmuckstück unter den Weihnachtsbaum! K. Leidorf
Ab einer Spende von 65 € erhalten Sie einen exklusiven Anteilschein und verschenken damit symbolisch ein Stück vom Grünen Band. Damit tragen Sie dazu bei, dass Deutschlands größter Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze auch kommenden Generationen erhalten bleibt.
Leider kein Einzelfall: Ein Acker unterbricht die Lebenslinie – hier im Eichsfeld.
Grünes Band
Übertragung geglückt Nach Thüringen haben nun auch die anderen ostdeutschen Länder und Niedersachsen (Amt Neuhaus) die bundeseigenen Flächen am Grünen Band übernommen. Rund 3 000 Hektar könnten damit zusätzlich für den Naturschutz gesichert werden.
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eit 1989 setzt sich der BUND für den Schutz des Grünen Bandes ein. Über 600 bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind hier zu Hause. Seit Mitte der 90er Jahre fordert der BUND die Flächen in Bundesbesitz mit der Zweckbestimmung Naturschutz an die Länder zu übertragen. Denn bei uns sind die Länder für Naturschutz und die Ausweisung von Schutzgebieten zuständig. Jahrelang verhandelten die Länder mit dem Bundesfinanzminister die Kosten der Übernahme. Besonders die damit verbundenen Personalkosten waren strittig. Zuerst einigte sich Thüringen mit dem größten Anteil am Grünen Band. Zwei Jahre später haben nun auch die anderen Bundesländer nachgezogen. Ein großer Erfolg unseres langjährigen Engagements! Besonders wichtig war die Übernahme in Sachsen-Anhalt. Mit fast 1 700 Hektar auf 343 Kilometer Länge hält es den zweitgrößten Anteil am Grünen Band. Zugleich ist die Lebenslinie hier vielerorts zerstört. Östlich von Wolfsburg und Helmstedt sowie im nördlichen Harzvorland ist der Verbund sehr lückenhaft. Dabei wäre das Grüne Band
gerade in diesem intensiven Agrarland ein wichtiger Rückzugsort für viele Arten. Mit der Übertragung müssen endlich auch hier viele Lücken geschlossen werden.
Wir machen weiter
Doch jetzt müssen die Verträge mit Leben gefüllt werden. Welche Naturschutzmaßnahmen sind sinnvoll und nötig? Viele Bundesländer haben Arbeitsgruppen eingerichtet, um alle künftigen Schritte zu planen und zu koordinieren. Hier werden wir unsere Erfahrung einbringen. Zudem wurden bisher nur die Flächen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übertragen, nicht aber viele Flächen der Bodenverwertungs- und Verwaltungs-GmbH (ebenso in Bundesbesitz). Und natürlich bleibt unser Hauptaugenmerk auf den Flächen in Privatbesitz – immer noch 26 % des gesamten Grünen Bandes. Hier droht jederzeit die Zerstörung durch intensive Landwirtschaft, Bebauung oder anderes. Mit Ihrer Hilfe werden wir weiterhin alles tun, um diese Flächen in unsere Obhut zu nehmen. BUND-Projektbüro Grünes Band
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Ihre Spende schreibt Geschichte – wir sagen DANKE: Für Ihre Spende ab 65 Euro erhalten Sie bis Ende 2010 von uns ein Grünes Band Teelicht. Füllen Sie einfach den Coupon aus oder bestellen Sie direkt im Internet unter www.dasgrueneband.info
Ja, ich möchte ........ Anteile vom Grünen Band verschenken für mich selbst erwerben
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Name, Vorname / AbsenderIn Straße / PLZ, Ort
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an mich persönlich direkt an die/den Beschenkte(n). EILT! Zusenden bis zum ...........................
Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für den BUND e.V. elektronisch erfasst und ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. auch zum Zweck vereinsbezogener Information und Spendenwerbung verarbeitet und genutzt. Ihre Daten werden selbstverständlich nicht an Dritte weitergegeben.
Bitte überweisen Sie 65 Euro pro Anteilschein auf unser Spendenkonto 232, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Wichtig: Stichwort „Grünes Band“ angeben. Vielen Dank!
Bitte senden Sie den Coupon an: BUND e.V., Das Grüne Band, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, E-Mail: dasgrueneband@bund.net, Fon 0 30 / 2 75 86-4 24, Fax 0 30 / 2 75 86-4 40
Jörg Farys
AKTIV
Nach der skandalösen Aufkündigung des Atomkonsenses hat eine breite Protestbewegung der Bundesregierung und den Energiekonzernen einen heißen Herbst beschert: 100 000 Menschen umzingelten am 18. September auf einer vom BUND mitveranstalteten Großdemonstration das Berliner Regierungsviertel (oben). In Stuttgart umringten am 6. Oktober unter dem Motto »Keine Laufzeitverlängerungen – Energiewende sofort!« Tausende Menschen den Landtag (unten li.). Zwei Tage darauf rief der Bund Naturschutz in München zu einer Menschenkette für erneuerbare Energie – und 50 000 kamen (unten re.). Zuletzt protestierte der BUND am 6. November im Wendland mit einem breiten Bündnis gegen die Castortransporte.
BUND-Rechtshilfefonds
Die Natur braucht Schutz – mehr denn je
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er BUND sieht sich verstärkt gezwungen, die Rechte von Natur und Umwelt auch auf dem Klageweg zu erstreiten. Erfolge stellen sich dabei nicht selten erst nach vielen Jahren ein. So verhindern wir auf Rügen seit über zwölf Jahren den Kiesabbau in einem Naturschutzgebiet. Doch auch wenn der BUND Recht bekommt, folgen oft weitere, kostspielige Instanzen. Hier gilt es die bereits errungenen Erfolge für unsere Umwelt zu verteidigen.
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Im kommenden Jahr betrifft dies zum Beispiel den Prozess um das Kohlekraftwerk in Lünen, wo wir unseren letztjährigen Klageerfolg gegen den Genehmigungsbescheid wiederholen wollen, etwa indem wir parallel eine Klage vor dem europäischen Gerichtshof unterstützen. Die Rechte der Natur zu schützen ist teuer. Nur mit Ihrer Hilfe wird es uns gelingen, auch in Zukunft die nötigen Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten aufzubringen, um
dort, wo es geboten erscheint, mit langem Atem und Erfolg für Natur und Umwelt zu prozessieren. Deshalb hier unsere große Bitte: Spenden Sie für den Rechtshilfefonds des BUND! Spenden Sie direkt auf das Konto
232 bei der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98
Oder spenden Sie online unter www.bund.net/rechtshilfe
Projekt 500 000 – die Erde braucht mehr Freunde
Auf jedes Mitglied kommt es an!
Geschenk 1 Vogeldach für Meisenknödel Durch das Vogeldach bleibt das Futter geschützt, der Unterschlupf muss nicht gereinigt werden – eine Freude für Vögel und Vogelfreunde. Das Vogeldach findet auch in kleinen Winkeln auf Balkonen seinen Platz. Die Meisenknödel können Sie einfach tauschen.
Geschenk 2 Bio-Espresso Ihre Hilfe für biologische, schmackhafte und gesunde Ernährung: Mit der Schale haben Sie das ganze Jahr über Kresse, Rucola oder Senfsaat immer frisch zur Verfügung. Die Sprossen sind bereits nach sieben bis zehn Tagen erntereif. Guten Appetit.
Mit über 460 000 Unterstützern und Unterstützerinnen ist der BUND inzwischen der größte Umweltverband Deutschlands. Dieses Jahr feiern wir sein 35-jähriges Bestehen. Helfen Sie uns, zum Jubiläum ein großes Ziel zu erreichen: 500 000 Menschen im BUND. Das Ziel ist zum Greifen nah – dank Ihrer wertvollen Unterstützung!
Warum eine halbe Million? Die politische Kraft des BUND steigt mit jedem neuen Mitglied. Mit 500 000 Menschen im BUND sind wir so stark wie die großen Volksparteien – und öffnen uns so wichtige Türen für den Naturschutz! Auch gegenüber der Wirtschaft können wir mit 500 000 umweltbewussten Verbrauchern im Rücken großen Druck aufbauen und Nachfragen nach umweltfreundlichen Produkten deutlich beeinflussen. Der BUND finanziert seine Kernaufgaben aus Mitgliederbeiträgen und Spenden, um von Politik und Wirtschaft unabhängig zu sein. Jedes Mitglied hilft damit, unsere finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren.
Gewinnen Sie Freunde für den BUND und Sie gewinnen selbst! Haben Sie noch Fragen? Telefon (030) 27586-479, info@bund.net
Haben Sie Freunde oder Nachbarn, die sich für den Naturschutz interessieren? Haben Sie Arbeitskollegen, die sich mehr Klimaschutz wünschen? Sprechen Sie Interessierte an und empfehlen Sie uns weiter. Für jede Werbung erhalten Sie ein kleines Geschenk als Dankeschön. Jedes einzelne neue Mitglied bringt uns einen wichtigen Schritt weiter im Natur- und Umweltschutz. Werden Sie Botschafter für den BUND – und damit für eine lebenswerte Zukunft, für uns, für unsere Kinder und Kindeskinder. Die Natur wird es Ihnen danken! Ich zähle auf Sie und freue mich auf viele neue Mitglieder.
Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger Vorsitzender des BUND
Geschenk 3 · Mach mit! Erneuerbare Energien, Klimawandel, Globalisierung – was ist das eigentlich? In den Nachrichten wimmelt es nur so vor komplizierten Wörtern. Dieses Buch verrät Kindern ab 8 Jahren, wie es unserer Erde geht, und zeigt ihnen, wie sie selbst die Welt verbessern können.
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AKTIV
Stuttgart 21
BUND seit 1994 im Widerstand
W Vielseitiger Bürgerprotest gegen ein unsinniges Milliardenprojekt.
oche für Woche protestieren in Stuttgart Zehntausende gegen das Prestigeprojekt Stuttgart 21. Für offiziell über vier Milliarden Euro soll ein nur 8-gleisiger unterirdischer Durchgangsbahnhof den 16-gleisigen Kopfbahnhof ersetzen.
Seit über 15 Jahren macht der BUND dagegen mobil und koordiniert federführend das »Aktionsbündnis Kopfbahnhof 21«. Auch wenn das Projekt eine parlamentarische Mehrheit fand – die Mehrheit der Bürger /innen im Ländle lehnt »S 21« ab. Aus der Taufe gehoben wurde S21 1994. Der BUND und seine Partner entwarfen daraufhin das Konzept »Kopfbahnhof 21«. 1996 wurde S 21 zum Thema im OB-Wahlkampf – nur knapp unterlag der Grüne Rezzo Schlauch dem CDU-Kandidaten Wolfgang Schuster. Seit 2002 konzentrierte sich das Engagement des BUND auf das Planfeststellungsverfahren. Trotz fachlicher Stellungnahmen und pfiffiger Aktionen wurde es beschlossen, unsere Klage dagegen blieb erfolglos. 2006 protestierte der BUND gegen die Zweckentfremdung von Nahverkehrsgeldern für S 21. BUNDAktive verteilten 100 000 Postkarten mit der Botschaft »Stuttgart 21 – kein guter Zug für Baden-Württemberg«. 2008 belegte unser Gutachten, dass der neue Bahnhof statt 3,1 (wie kalkuliert) mindestens 6,9 Milliarden Euro kosten wird. Der Bundesrechnungshof bestätigte die Kostenexplosion, selbst die Bahn räumte erhebliche Kostensteigerungen ein. Im gleichen Jahr forderten 62 000
Ich wurde geworben
Stuttgarter einen Bürgerentscheid, was die Behörden ablehnten. Die Konsequenz: Der Widerstand nahm zu, und die Kommunalwahl 2009 wurde zur Volksabstimmung gegen S 21 mit historischen Verlusten für jene Parteien, die sich für dieses Prestigeprojekt aussprachen. Dann der Abriss des Nordflügels. Das Fällen der ersten 25 Bäume am 1. Oktober wurde zur brutalen Demonstration der Staatsgewalt mit Wasserwerfern und Pfeffersprays – eine völlig grundlose Eskalation. Seit Ende Oktober nun reden Befürworter und Gegner von S 21 miteinander. Geleitet von Heiner Geißler begann eine »Sach- und Faktenschlichtung«, die bis Ende November alle strittigen Fragen prüfen soll. Unser Widerstand überdauerte bereits die Amtszeit von drei Bahnchefs und zwei Ministerpräsidenten. Stuttgart 21 könnte auch für Ministerpräsident Stefan Mappus das Ende seiner Amtszeit bedeuten. Nicht zuletzt die Bundesregierung ist gefordert, S 21 zu stoppen. Wegen der explodierenden Kosten entbehren frühere Entscheidungen für S 21 jeder Grundlage. BUND Baden-Württemberg, Tel.
(0711) 620306-0, klaus-peter.gussfeld @bund.net; www.kopfbahnhof-21.de
Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. – Jede Stimme zählt!
Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark
und werde jetzt BUNDmitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag: Einzelmitglied (mind. 50 €) .................................................................. Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) .................................................................. Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) .................................................................. Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1500 €) ..................................................................
Name/Geburtsdatum
Name/Geburtsdatum
Name/Geburtsdatum
Zahlungsweise: jährlich halbjährlich vierteljährlich
Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung Name/Vorname
und spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.
Straße
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PLZ/Ort
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Bankleitzahl
Geburtsdatum
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Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.
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xm0410
Bank
(Un-)Gewissheiten öffentlich-rechtlich
Ein Hoffnungsschimmer …
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m Internationalen Jahr der Biodiversität 2010 sollte der Verlust der biologischen Vielfalt merklich gebremst sein – so hatte sich die Weltgemeinschaft vorgenommen. Die EU wollte bis dahin das Artensterben und die Zerstörung von Lebensräumen gar gestoppt haben. Beide Ziele – in dem Punkt sind sich alle einig – wurden verfehlt. So deutlich, dass sich die Bundesregierung nicht traut, den ersten Indikatorenbericht zur Nationalen Biodiversitätsstrategie vorzulegen. Zu klar belegen die Zahlen, dass etwa die Vogelarten der Agrarlandschaft deutlich seltener geworden sind. Und hier wird das Problem deutlich: Die Bundesregierung hat versäumt, den Schutz der biologischen Vielfalt in andere Politikfelder zu integrieren. So zerstören intensive Land-, Forstwirtschaft und Fischerei sowie die Verkehrspolitik, was eigentlich bewahrt werden soll.
Norbert Franck, Leiter der BUND-Presse-/Öffentlichkeitsarbeit
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Neuer strategischer Plan
Der Indikatorenbericht sollte bis zur Weltnaturschutzkonferenz im japanischen Nagoya vorgelegt werden, die der BUND Ende Oktober vor Ort begleitete – mit dem Vorsitzenden Hubert Weiger, mit Kai Frobel, Sprecher des Arbeitskreises Naturschutz, und mit Nicola Uhde, wissenschaftliche Mitarbeiterin des BUND. In Nagoya verabschiedeten die 193 Vertragsstaaten der »Konvention über die Biologische Vielfalt« einen neuen »strategischen Plan«. Dieser nennt erstmals konkrete und messbare Unterziele, wie der weltweite Verlust der Biodiversität zu stoppen ist. Fast wäre der Plan nicht zustande gekommen, da die Länder des globalen Südens ihre Zustimmung davon abhängig machten, dass ein Protokoll gegen Biopiraterie verabschiedet und zusätzliche finanzielle Ressourcen mobilisiert würden. Sie signalisierten damit u. a., dass die Strategie ohne eine deutlich höhere Finanzierung so unrealistisch bliebe wie das verfehlte 2010-Ziel. Nicht zuletzt auch auf Druck des BUND und anderer NGOs haben sich die Industrienationen in beiden Punkten bewegt und sind den Ländern des Südens ein kleines Stück entgegengekommen. Die Ergebnisse von Nagoya sind für die Biodiversität ein Hoffnungsschimmer. Jetzt kommt es darauf an, dass die Zusagen eingehalten und wie vereinbart umgesetzt werden. Der BUND wird dies kritisch verfolgen und speziell der Bundesregierung auf die Finger schauen – auch wie weit sie ihre Hausaufgaben erledigt. Diese hat der BUND in einem Positionspapier zusammengestellt.
GELD
FAIR SCHENKEN Im Leben kriegt man nichts geschenkt. Es sei denn, man betreibt Atomkraftwerke oder ist Großspekulant im Finanzgeschäft. Die Leidtragenden von Klimawandel und Globalisierung aber haben keine Lobby. Denen fühlen wir uns verbunden. Wir bieten an, Teile Ihrer Zinserträge 3 konkreten Förderprojekten zu stiften. Bewirken Sie viel, mit ein wenig Fairzicht. Mehr unter 036691 - 862345
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SEHSTERN
Weltnaturschutzkonferenz in Nagoya
Nach Abschluss des Drei-Stufen-Tests hat die ARD ihr Onlineangebot drastisch ausgedünnt. Allein tagesschau.de stellte mehr als 800 000 Dokumente offline. Die GebührenzahlerInnen haben jetzt die Gewissheit: Online wird ihnen weniger geboten, weil einflussreiche Medienunternehmen das so wollten. Gewiss ist, dass die CSU nichts gelernt hat aus der Debatte um das ZDF und die Staatsferne der öffentlich-rechtlichen Sender. Ex-Ministerpräsident Stoiber scheidet nach 17 Jahren aus dem ZDF-Verwaltungsrat aus und schlägt unverfroren den amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten als seinen Nachfolger vor. Ungewiss ist noch die neue ARD-Programmstruktur: Wer kommt, wenn Jauch den Sonntag erhält, wann auf welchen Sendeplatz? Und bekommen wir wirklich von Sonntag bis Donnerstag täglich Talk – weil, so der Programmdirektor Herres, »Talk geil ist«? Plauderei statt Hintergrund, Selbstdarstellung statt Information, Beliebigkeit statt Recherche – der Legitimation der neuen Gebührenordnung dient das nicht. Gewiss auch nicht, dass künftig nur noch Nuhr die politische Satire in der ARD repräsentieren soll. Gewiss scheint zu bleiben: Die Quote ist nach wie vor die Heilige Kuh auch der Öffentlich-Rechtlichen.
I NTERNATIONAL
CO2-Zertifikate
Freikaufen gilt nicht!
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eutschland hat sich in Kyoto verpflichtet, seine CO2-Emissionen von 1990 bis 2012 um 21% zu senken. Doch diese Reduktion können Industriestaaten oder deren Unternehmen auch verrechnen: indem sie in Reduktionsprojekte etwa in China oder Indien investieren und so CO2-Zertifikate gewinnen. Dieser Clean Development Mechanism (CDM) ist zu einem Milliardengeschäft geworden. Deutschland als Staat bezieht zwar keine Zertifikate, dafür sind Unternehmen wie RWE und Vattenfall umso aktiver. Kohlekraftwerke werden bei uns neu gebaut oder
fortbetrieben, da sich Konzerne von ihren Sünden freikaufen können. So will RWE Zertifikate eines Kohlekraftwerks in China beziehen, das als sehr effizient gilt. Und ein Stahlwerk in Salzgitter hat Zertifikate eines indischen Stahlwerks erworben. Doch was bewirkt dieser Handel? Bestenfalls in Indien 1000 Tonnen CO2 weniger und bei uns 1000 mehr. Die meisten Maßnahmen jedoch wären auch ohne Zertifikathandel realisiert worden, weshalb letztlich kein CO2 gespart wird. Verlierer sind die Umwelt und die Menschen der Entwicklungsländer, die besonders unter dem Klimawandel leiden.
Zudem sollen CDM-Handel und Technologietransfer die nachhaltige Entwicklung unterstützen. Auch dieses Versprechen wird nur selten erfüllt. Denn der größte Teil des Geldes fließt in große Schwellenländer. Hier aber sind die meisten unserer Technologien (z.B. Wasserkraft) nicht unbekannt. Stattdessen finanzieren die Industriestaaten häufig dreckige Fabriken, die zwar CO2-ärmer werden, aber weiter Luft und Wasser verschmutzen. Bewegen diese unbestrittenen Mängel die Politik dazu, den Mechanismus zu beseitigen oder auslaufen zu lassen? Stellen sich die Industrieländer der Herausforderung, ihre viel zu geringen Reduktionsziele wenigstens daheim zu erfüllen? Nein, im Gegenteil: Auf UN-Ebene diskutiert man neue Projekttypen, so im Bereich der Atomenergie. Die EU-Staaten beschließen ihre Ziele für 2020 zu über 50 % mit CDMZertifikaten erfüllen zu dürfen. Und Deutschland schafft eine Bundesstelle, die Unternehmen bei ihrem Ablasshandel noch unterstützt. Die Industrielobby lässt grüßen … Der BUND tourte Anfang November mit einer CDM-Expertin aus Indien durch Deutschland. Auf neun Veranstaltungen informierten wir die Öffentlichkeit über den Zertifikateschwindel und tauschten Erfahrungen aus beiden Ländern aus. Mehr dazu unter 씰 www.bund.net/cdm
Nnimmo Bassey erhält Alternativen Nobelpreis Nnimmo Bassey ist einer der vier Preisträger des »Right Livelihood Award 2010«, der am 6. Dezember im schwedischen Reichstag verliehen wird. Der Nigerianer, seit 2008 Vorsitzender von Friends of the Earth International (FoEI), erhält den Preis, weil er »die Kosten der Ölforderung für Natur und Mensch aufzeigt und mit seinem Einsatz Umweltbewegungen in Nigeria und auf der ganzen Welt stärkt«, so die Jury. Als Gründer und Leiter von FoE Nigeria vertritt der 52-jährige Architekt arme Dorfgemeinden vor Gericht, macht Ölaustritte öffentlich und setzt sich für die Beseitigung von Umweltschäden ein. Die Auszeichnung nannte Bassey eine »Genugtuung im globalen Kampf für mehr Umweltgerechtigkeit.« Bassey, den seine Arbeit bereits ins Gefängnis brachte, betonte außerdem: »Umweltverbrechen großer Ölkonzerne müssen weltweit ein Ende haben. Was im Golf von Mexiko passiert ist, spiegelt wider, was täglich auf den Ölfeldern Afrikas geschieht.« Jakob von Uexküll, Gründer der Right-Livelihood-Award-Stiftung, würdigte Bassey als Vorbild, »dessen Arbeit und Engagement weltweit beispielhaft ist«. Der BUND freut sich mit dem Vorsitzenden seines Dachverbandes und gratuliert Nnimmo Bassey zu dieser wertvollen Auszeichnung sehr herzlich.
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BUNDmagazin [4-10]
BUND in Cancún Der Klimagipfel in Kopenhagen endete letztes Jahr ergebnislos. Auch der nächste Gipfel in Cancún ab 29. November macht wenig Hoffnung darauf, dass 2011 in Johannesburg ein globaler Klimapakt geschlossen werden kann. Dennoch werden wir gemeinsam mit unserem Netzwerk FoE die Verhandlungen vor Ort nach Möglichkeit beeinflussen. www.bund.net /cancun
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solarfonds P r o j e k t 2 010 Zu Besuch in Deutschland: Carlos Quintero (Ascamcat), Judith Maldonado (Anwaltskollektiv), Insa Wagner (AKK) und Ashcayra Arabadora (Motilón Barí).
Vorbild für das vom BUND Koblenz unterstützte Projekt: Büffelherde von Bauern im Cimitarra-Tal.
Unsere Solarstromanlagen werden nur auf Dachflächen gebaut und somit keine zusätzlichen Flächen versiegelt. Wir bieten trotzdem hohe Renditen.
Klimaschutz in Kolumbien
Büffel statt Briketts
H
undert Hektar kolumbianischer Regenwald stehen derzeit in der Region Catatumbo zum Verkauf. Der Arbeitskreis »Kohle und Kolumbien« (AKK) und der BUND Koblenz wollen helfen, diese Fläche zu erwerben – mit 30 000 Euro für den Bauernverband Ascamcat, der eng mit dem indigenen Volk der Motilón Barí kooperiert. An der Grenze zu einem Naturschutzgebiet soll hier eine Ökofarm entstehen, welche die Lebensweise der Menschen vor Ort respektiert. Der enorm wasser- und artenreiche Catatumbo grenzt an Venezuela, seine Bewohner sind arm. Nun hat die Regierung beschlossen, etwa 300 Millionen Tonnen Steinkohle im Tagebau zu fördern. Den Abbau und Transport werden internationale Konzerne besorgen. Dieser Plan bedroht die Lebensgrundlagen der Motilón Barí. Nur noch etwa 3 000 leben in der Region. Kolumbien besitzt die größten Kohlelager Lateinamerikas, wenn
Keine Freilandanlagen!
Interessiert Sie unser Genussrechtsangebot? Fordern Sie Infos an:
nicht der Welt. 90% dieser Kohle werden exportiert, die Hälfte nach Europa, davon ein Zehntel nach Deutschland: 7 Mio. Tonnen (2007). Das Engagement in Catatumbo soll helfen, mit der Natur und ihrem Reichtum leben zu lernen. Zur Zeit läuft ein Büffelprojekt an, das die selbstständige Verwaltung ohne Hilfe von außen voranbringen soll. Neben der Viehzucht soll nach dem Kauf des Landgutes auch ökologischer Landbau betrieben werden. Und vor allem soll die unter der Erde liegende Steinkohle dauerhaft im Boden bleiben. Erst am 3. November konnte der BUND zwei Menschen aus dem Catatumbo in Koblenz begrüßen und von ihren Erfahrungen hören. Die Reise wurde von »Brot für die Welt« koordiniert und begleitet. Werner Huffer-Kilian Spendenkonto: BUND Koblenz, Kto. 182782, Sparkasse Koblenz, BLZ 570 501 20, Stichwort: Finca-Kolumbien
Internationale Arbeit des BUND Viele BUND-Gruppen pflegen Partnerschaften oder Projekte in anderen Ländern. Doch dringt nur wenig darüber nach außen. Deshalb berichten wir regelmäßig über die internationale BUND-Arbeit auf allen Ebenen. Schreiben Sie uns von Ihren Kontakten und Erfahrungen! Redaktion BUNDmagazin, Tel. (0 30) 2 75 86-4 57, redaktion@bund.net
Tel. 0751 /97 71 97 70 Fax 0751 /97 71 97 72 www.oberschwaben-solar.de info @ oberschwaben-solar.de
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Was (s) erleben
DI E J U NGE SEITE
Schnitzeljagd per GPS: Die BUNDjugend entwickelt derzeit 30 Geocaching-Strecken rund um das Thema Wasser. Junge Hamburger haben nun eine Pilotroute getestet.
M
al schillert es im herbstlichen Sonnenlicht bunt wie ein Regenbogen, weil sich die Farben des Kais auf der Oberfläche spiegeln. Mal wirkt es dunkel und verschlammt von den Sedimenten, die die Elbe mit sich führt. Mal verleiht ihm eine Brise etwas weiße Gischt. Wasser gibt es im Hamburger Hafen in allen Variationen. Nur: Wo findet man hier »virtuelles Wasser«? An einem Herbstnachmittag stehen Lara, Lena, Pauline, Theresa und Jan-Ove von der BUNDjugend an den Landungsbrücken und wollen es herausfinden. Sie kennen die ersten Koordinaten ihrer Satelliten-Schnitzeljagd: N 53° 32.538’ und E 09° 58.043’. Um diesen und alle weiteren Punkte zu finden, haben sie zwei GPSGeräte bei sich. Doch die alleine reichen nicht aus – ein wenig Grips gehört auch dazu.
Der Weg zum Schatz
Virtuelles Wasser? Die Pfeile auf den Displays der GPS-Empfänger weisen zuerst einmal in ganz reales Nass, nämlich das der Elbe. Wie nun trocken auf die andere Seite kommen? »Wir könnten durch den Elbtunnel gehen, vielleicht führt uns der zum ersten Ziel«, meint Jan-Ove Weichel, mit 15 der Älteste im Team. Ein paar Minuten später verschwindet die Gruppe im Untergrund. Kurz darauf beweisen die Jugendlichen ihre Widerstandskraft, als sie die süßen Verlockungen eines Eisverkäufers ignorieren. Und dann ist die erste Position erreicht. Mit Blick auf die Container des Freihafens gilt es zu berechnen, wie viel Wasser die Produktion eines T-Shirts verbraucht – nämlich 2 250 Liter.
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»Jede/r Deutsche verbraucht täglich 4 000 Liter oder 27 volle Badewannen virtuelles Wasser – Wasser, das zur Produktion von Waren oder zum Anbau von Pflanzen benötigt wird«, liest Lara Thörner auf einem mitgeführten Infoblatt. Nur wer die dort gestellten Fragen richtig beantwortet, kann die nächste Position errechnen. Am Ende wartet wie bei jeder Schnitzeljagd ein Schatz. Was genau, und wo? Das darf, Ehrensache für jeden GPS-Schatzsucher, nicht verraten werden – die nächsten Gruppen sollen es nicht zu einfach haben.
Unterhaltsam lernen
Über 150 000 Routen für die Schatzsuche per GPSGerät gibt es bereits in Deutschland – »Geocaching« liegt im Trend. Oft geht es bei der modernen Version der Schnitzeljagd mehr um Technik und Schnelligkeit als um Inhalte. Das soll sich ändern: Die BUNDjugend und die Jugend der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft werden in den nächsten zwei Jahren 30 neue Bildungsrouten anlegen, die sich als »Blue Caches« um das Thema Wasser drehen. Die Hamburger Tour war ein Probelauf, um zu sehen, wie das Konzept bei der Zielgruppe ankommt. Anderswo wird es neue Schwerpunkte geben. »Man könnte mit Strandgut lernen, wie die Nordsee zugleich Schatztruhe und Müllkippe ist. Oder sich an einem Fluss mit Hochwasser und Klimawandel beschäftigen. Oder entlang von Altarmen mehr über die Renaturierung von Flüssen erfahren«, erzählt Martin Malkmus, der das Projekt »WASsERLEBNIS« für die BUNDjugend
Neues ausprobieren
Zuerst müssen die 30 Strecken jedoch angelegt werden. Keine leichte Aufgabe: »Eine Geocaching-Route soll Spaß und viel Abwechslung bieten. Aber uns geht es auch darum, ein abstraktes Thema zu vermitteln und dafür spannende Fragen und Rätsel zu entwickeln«, meint Mara Ort, Praktikantin bei der BUNDjugend Hamburg. Die 22-Jährige Geographiestudentin hat die Pilotroute konzipiert und musste sich mit Katrin Mehrer vom »Haus der BUNDten Natur« erst mal thematisch einarbeiten. Hierfür soll es in Zukunft einen Leitfaden geben: »Wir bereiten ein Handbuch vor, als Basis für zehn Fortbildungen im nächsten Jahr«, so Martin Malkmus. »150 Jugendgruppenleiter oder interessierte Jugendliche ab 18 können lernen, wie man einen
Blue Cache anlegt.« Die Strecken sollen schwerpunktmäßig rund um Seminarhäuser oder Jugendtreffs entstehen, damit diese ihre Besucher auf die Caches hinweisen und sie in ihre Programme einbauen können.
Viel Lob zum Auftakt
Die Organisatoren hoffen auf mindestens 2000 Blue-Cache-Sucher in den kommenden zwei Jahren. Für den Probelauf in Hamburg gab es jedenfalls viel Lob. »Erst konnte ich mir unter Geocaching nichts vorstellen. Aber es macht wirklich Spaß, so durch die Stadt zu streifen«, meint Lara Thörner. Die Elfjährige glaubt, dass auch ihre Klassenkameraden dabei wären: Eben weil Inhalte anders vermittelt werden als bei einer klassischen Führung. Vor allem Themen-Caches sind noch recht selten, weiß Jan-Ove Weichel, der schon über hundert Routen abgelaufen ist. »Viele Leute brennen darauf, etwas Neues auszuprobieren. Wenn sie dabei mehr zum Thema Wasser erfahren und mitbekommen, dass die BUNDjugend sich hier engagiert – umso besser!« Helge Bendl (Text und Fotos)
Das Projekt nimmt Fahrt auf! Auf der neuen Webseite finden sich viele Ideen, wie Geocaching und kreative Bildungsangebote rund ums Thema Wasser verknüpft werden können. Für interessierte Pädagogen bieten wir 2011 mehrere Fortbildungen an. Außerdem suchen wir noch Bildungszentren, die Lust darauf haben, Caches zum Thema Wasser anzulegen. Interessenten melden sich bitte bei: martin.malkmus@bundjugend.de
www.wasserlebnis.de
WELTbewusst
Was mit KonsumGlobal – den globalisierungskritischen Stadtführungen – begann, wird nun unter dem Namen WELTbewusst weitergeführt: Wie kann bewusster Konsum ökologische und soziale Missstände in aller Welt positiv beeinflussen? Die BUNDjugend und der Weltladen-Dachverband bieten 2011 und 2012 bundesweit Workshops für Stadtführer, Vernetzungstreffen und Sommerkongresse an. Geplant sind zudem Projekttage, die auch für Schulen konzipiert sind. Interessiert an einer Stadtführung oder daran, selbst aktiv zu werden?
www.weltbewusst.org Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Am Köllnischen Park 1a, 10179 Berlin, Tel. (0 30) 2 75 86-50, Fax: -55, info@bundjugend.de, www.bundjugend.de
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DI E I N FOSPALTE DER BU N DJ UGEN D
WASsERLEBNIS koordiniert. »Wir wollen der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine neue Form geben, um auch Leute zu erreichen, die sich sonst nicht für Natur, nachhaltigen Konsum oder den Lebensraum Wasser interessieren.« Angesprochen sind Jugendliche von 11 bis 15, gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
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Erfüllendes Ehrenamt
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»Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben« – soll Wilhelm Busch gereimt haben. Weit über 20 Millionen Menschen in Deutschland sehen das anders und engagieren sich ehrenamtlich. Claudia Pinl fragt in ihrem neuen Buch, wie sich Beruf und Ehrenamt verbinden lassen, wie und ob man neben dem Beruf im Ehrenamt Erfüllung finden und eventuell Karriere machen kann. Die Autorin schränkt ihren Blick stark ein: auf das öffentliche Ehrenamt, das gesetzlich »vorgeschrieben bzw. reguliert« ist – Schöffen, Personalräte, ehrenamtliche Politiker zum Bei-
spiel. Im Bereich Natur und Umwelt behandelt sie daher nur ehrenamtliche Naturschutzhelfer in den unteren Naturschutzbehörden sowie Landschafts- und Naturschutzbeiräte; Umweltverbände werden nur mit wenigen Worten gestreift. Pinl begründet nicht, warum sie das gesamte Feld der NGOs, der sozialen Bewegungen ausklammert. Das Engagement gegen Armut und für Artenschutz, für Klimaschutz und zivile Konfliktlösungen bietet vielleicht nur begrenzt Karrierechancen, wichtig und sinnstiftend ist es allemal. nf
Claudia Pinl: Ehrenamt: Neue Erfüllung – Neue Karriere. Wie sich Beruf und Öffentliches Ehrenamt verbinden lassen, 2010. 176 S., 19,95 €, Walhalla Fachverlag
Kampf um die Tiefsee Die Tiefsee umfasst 60 Prozent der Erdoberfläche und ist damit der weltgrößte Lebensraum. Bizarre Tiere beleben das Dunkel der Meere, eine Region, die für uns Menschen lange unerreichbar war. Inzwischen können Roboter Bilder auf Forschungsschiffe übertragen, die erste Einblicke in das Ökosystem ermöglichen. Doch erkundet sind erst ein bis zwei Prozent dieser Wunderwelt. In der Tiefe aber schlummern auch wertvolle Rohstoffe: Gold, Silber, Kupfer, Zink, Mangan sowie Erdgas und Öl. Mit der Entdeckung großer Vorkommen ist ein internationaler Wettlauf um ihren Abbau entbrannt.
Sarah Zierul bringt uns in »Der Kampf um die Tiefsee« neueste Forschungsergebnisse nah und deckt den Kampf um die Ausbeutung der Rohstoffe auf. Welche Rolle spielt deutsche Forschung bei der Exploration der Tiefsee? Haben von RWE, Eon und Vattenfall geförderte Forscher Interesse daran, die Meeresumwelt zu schützen? Wo in der Tiefsee findet bereits Raubbau statt? Wäre nicht ein Moratorium nötig, um die Meerestiefen besser schützen zu können? Diese und weitere Fragen verfolgt das Buch, spannend wie ein Krimi und sehr informativ geschrieben. Erschreckend nur, dass es um eine wahre Geschichte geht …
Sarah Zierul: Der Kampf um die Tiefsee – Wettlauf um die Rohstoffe der Erde, 2010. 352 S., 22 €, Hoffmann und Campe
Esst Pflanzen! Jonathan Safran Foer gelingt mit »Tiere essen« ein unterhaltsames, faktenreiches und nachdenklich stimmendes Buch über unseren Fleischkonsum – ein Plädoyer für einen bewussten Umgang mit unserer Schöpfung. Was veranlasst den erfolgreichen US-Romancier, sich mit der brutalen Welt der industriellen Lebensmittelindustrie auseinanderzusetzen? Es sind die bohrenden Fragen seines Sohnes. »Kinder konfrontieren uns mit unseren Paradoxien und Heucheleien, und wir sind ihnen ausgeliefert.« Ausliefern muss sich auch der Leser. Auf 380 Seiten spart Foer keinen Bereich unserer scheinbar unstillbaren Lust auf Fleisch
und den daraus erwachsenden Konsequenzen aus. Ob Massentierhaltung, Fischbeifang oder Hühnerfarmen, die Fakten, die er recherchiert hat, sind nicht neu. Aber die kindliche Fragestellung und Foers mal philosophische, mal polemische Reflektionen unserer Essgewohnheiten machen dieses Buch lesenswert. Aufschlussreich sind auch die ergänzten 15 Seiten mit Anmerkungen zur Sachlage in Deutschland. Hier wird die US-amerikanische der deutschen Situation gegenübergestellt. Als Fazit liegt nahe: Tiere essen – nein danke! Jonathan Safran Foer lesen? Unbedingt: Infotainment at its best!
Jonathan Safran Foer: Tiere essen, 2010. 400 S., 19,95 €, Kiepenheuer & Witsch
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BUNDmagazin [4-10]
Kein Dreck »Erde ist der natürliche Rohstoff, den wir am geringsten schätzen« – und doch eine zentrale Ressource der Menschheit. Der sechste und jüngste Band der »Stoffgeschichten« aus dem oekom-Verlag ist diesem Spannungsfeld gewidmet. Wobei es eben nicht um »Dreck« geht, wie der etwas irreführende Titel lautet – sondern um die Bedeutung dessen, was wir manchmal wie Dreck behandeln: unseren fruchtbaren Boden. Der US-Geologe David Montgomery beschreibt faktenreich und unterhaltsam, wie eng die Geburt von Hochkulturen an das Vorhandensein fruchtbarer Böden gebunden war – und wie fatal sich, von der Antike bis heute, die Übernutzung dieser Böden auswirkt. Katastrophale Verluste hat es in allen Erdteilen gegeben: ob zur Römerzeit im Mittelmeerraum, ab dem 19. Jahrhundert im Mittleren Westen der USA oder im 20. Jahrhundert
in Zentralasien (Aralsee). Doch Gefahr droht heute mehr denn je. Auf 24 Milliarden Tonnen wird der jährliche Verlust fruchtbarer Erde durch Erosion geschätzt. Da eine stetig wachsende Menschheit bereits das gesamte für die Bewirtschaftung geeignete Land nutzt, werden Land und Getreide zunehmend knapp. Und mit dem Klimawandel drohen weitere Bodenverluste. Als Antwort darauf plädiert der Autor für eine schonendere Bodennutzung. Speziell die ökologische Landwirtschaft sei damit das Gebot der Stunde: weil sie vor Erosion schützt, langfristig mehr Ertrag liefert und zudem weniger Energie benötigt. Dass Nordamerika inhaltlich einen Schwerpunkt bildet, macht diese neue Stoffgeschichte um nichts weniger lesenswert. Montgomery präsentierte sein Werk übrigens Mitte Oktober auch in der BUND-Bundeszentrale.
David Montgomery: Dreck – Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert, 2010. 352 S., 24,90 €, oekom
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Im Gespräch mit Achim Baumgartner
PERSÖN LIC H
Nun versteht sich der BUND ja zuallererst als ehrenamtlich strukturierter Verband. Doch ehrenamtlicher Einsatz stößt zuweilen an Grenzen. Die Anforderungen an die Gruppen sind hoch: In Verfahren muss man professionell auftreten, Dinge längerfristig begleiten. Auch größere Drittmittelprojekte verlangen Kontinuität. Ich würde mir daher wünschen, dass wir in der Fläche mehr Hauptamtliche hätten, die unsere Gruppen vor Ort unterstützen.
Der BUND Rhein-Sieg wurde mehrfach zur »Kreisgruppe des Jahres« in Nordrhein-Westfalen gewählt. Kein Wunder: Die Gruppe ist sehr aktiv und wirbt kontinuierlich und in großem Umfang neue Mitglieder und Fördermittel ein. Ihr Sprecher ist der Gartenarchitekt Achim Baumgartner (39). Herr Baumgartner, Ihre Kreisgruppe hat in den letzten drei Jahren über eine halbe Million Euro für Naturschutzprojekte akquiriert.Wie kamen Sie zu der enormen Summe, und wie haben Sie das Geld verwendet? Wir haben einfach versucht, die Fördermöglichkeiten, die sich uns boten, auch zu nutzen. Zunächst verfolgen wir viele kleinere Projekte – ein Brutfloß hier, Nistkästen für den Mauersegler da, der Ankauf eines Grundstücks dort. Unser größtes Projekt ist derzeit die Sanierung der Quarz- und Sandgrube bei Bornheim, für die der BUND bundesweit um Spenden geworben hat, und für die wir auch EU-Mittel erhalten. Das Geld kommt hier bedrohten Tieren wie Steinkauz und Flussregenpfeifer, Wechselkröte und Springfrosch zugute.
www.bund-rsk.de
Aber das ist doch rein ehrenamtlich nicht zu schaffen. Wer schultert denn die Umsetzung? Wir haben eine große starke Kreisgruppe mit engagierten Leuten, darunter viele Mittvierziger, die voll im Berufsleben stehen und nebenbei etwas Sinnerfülltes tun möchten. Zudem profitieren wir davon, dass Bonn einmal Hauptstadt war und sehr fitte, gut ausgebildete Rentner sich an unserer Arbeit beteiligen. Dann kooperieren wir in einem Netzwerk mit vielen Bürgerinitiativen, Landschaftsschutzverbänden usw. Außerdem koordiniere ich die Umsetzung neben meiner Arbeit als Gartenplaner quasi hauptamtlich, von morgens bis abends. Das geht, weil meine Familie das mitmacht, und weil meine Arbeit vom BUND auf Kreisebene finanziell etwas gefördert wird.
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Natur- und Umweltschutz kollidieren oft mit anderen Interessen. Als 2005 der Abschluss des Weltjugendtages samt Papstbesuch in der wertvollen Hangelarer Heide stattfinden sollte, forderten Sie erfolgreich einen Ersatzstandort – und wurden dafür offen angefeindet. Lässt Sie so etwas unberührt? Unberührt sicher nicht, weil man sich in solchen Situationen schon stärker fragt: Ist das, was ich mache, auch richtig? Doch es ist ja Kerngeschäft des BUND, den Finger in die Wunde zu legen, anderen zu zeigen, dass sie z.B. den Naturschutz stärker berücksichtigen müssen. Solange die Gegenseite keine Argumente hat, sondern nur polemisiert, kann ich mit Anfeindungen gut leben. Vom Naturell her bin ich da durchaus konfliktfreudig. Ihre Arbeit zeigt, wie viel sich auf lokaler Ebene für Natur und Umwelt erreichen lässt. Fehlentwicklungen auf nationaler oder gar globaler Ebene können Sie dagegen kaum beeinflussen. Was motiviert Sie, dennoch das vor Ort Mögliche Tag für Tag anzugehen? Im Grunde die persönliche Betroffenheit. Wenn ich mitbekomme, dass fünf Laichtümpel der Kreuzkröte zugeschüttet werden, dann bedeutet das ja nicht nur abstrakt: »Es gibt nun weniger Kreuzkröten.« Da wird ja auch ein Teil meines eigenen Lebensumfeldes zerstört. Zudem werde ich als lokaler BUND-Ansprechpartner von vielen Seiten um Hilfe gebeten, von Bekannten oder befreundeten Initiativen. Und das erzeugt einen positiven sozialen Druck, dem ich mich nur schlecht entziehen kann und mag. Was sind Ihre nächsten Pläne? Was wir bald angehen müssen, ist eine eigene Geschäftsstelle mit mehreren Arbeitsplätzen, etwa für Unterstützung im Rahmen des FÖJ. Viele Ehrenamtliche helfen uns, aber das findet bisher auch in meinem Wohnhaus statt und stößt nun einfach an Grenzen. Interview: Severin Zillich
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Catalunya DO 2007
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Deutscher weißer Perlwein, Rheinhessen 2009
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