StiftungsWelt 04-2010: Familie stärken!

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»Kinder stellen keinen Streitwert dar.« Helmut Mader

StiftungsWelt das magazin des bundesverbandes

deutscher stiftungen

04-2010 ISSN 1863-138X · Preis 15,90 €

» Mehr Bildungschancen für Kinder: Interview mit Ursula von der Leyen » Mehr Würdigung: Ideenwettbewerb der Allianz für Bürgersinn

Familie stärken!

Stiftungsengagement für die Keimzelle der Gesellschaft

» Mehr Synergien: Pool-Spezialfonds für Stiftungen


Der Bundesverband Deutscher Stiftungen trauert um

Birte Toepfer geb. Oldendorff * 21. April 1945 in Lübeck

† 11. November 2010 in Hamburg

Die Vorsitzende des Stiftungsrates der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. engagierte sich insgesamt über 13 Jahre, von 1993 bis 2006, mit großen Verdiensten im Vorstand und im Beirat des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen für das Stiftungswesen in Deutschland. Sie hat die Entwicklung des Bundesverbandes zum größten europäischen Dachverband von Stiftungen wesentlich mitgeprägt. Birte Toepfer war eine der bedeutendsten Vertreterinnen des Hamburger Stiftungswesens. Ihr jahrzehntelanges umfangreiches ehrenamtliches Engagement, vor allem in den von ihrem Schwiegervater Alfred Toepfer gegründeten gemeinnützigen Stiftungen, hat vielfältige Spuren hinterlassen. Wir werden Birte Toepfer als warmherzigmenschliche, stilvolle und couragierte Persönlichkeit in Erinnerung behalten.

Unser Mitgefühl gehört ihrer Familie und ihren Freunden. Wir sind sehr traurig. Im Namen von Vorstand, Beirat und Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Wilhelm Krull Vorsitzender des Vorstands

Hans Fleisch Generalsekretär


StiftungsWelt 04-2010 » » » Stiftungen

Liebe Leserinnen und Leser,

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Editorial

mit dem Jahr 2010 geht das „Luisenjahr“ zu Ende, in dem des 200. Todestages der preußischen Königin gedacht wurde. Luise war schon zu Lebzeiten ungewöhnlich populär. Kurz nach ihrem Tod entstanden zahlreiche nach ihr benannte Einrichtungen; dazu gehört auch eine bereits 1810 errichtete Stiftung zur Erziehung deutscher Erzieherinnen. Der Spendenaufruf für die AusstatCall for Papers: Die tung dieser Stiftung nannte Luise das vorbildgebende „MusSchwerpunktthemen ter, das sie selbst als Gattin und Mutter uns aufstellt“, worder StiftungsWelt 2011 unter besonders „ihr Sinn für Häuslichkeit, ihre treue Liebe stehen fest. zum Gemahl und zu ihren Kindern“ verstanden wurde. Dieses Muster illustriert die Vorstellung von Familie, die sich als priNäheres auf S. 75  vatisierte bürgerliche Kernfamilie zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland durchzusetzen begann. Hintergrund war die zunehmende Trennung von Erwerbsarbeit und Familienleben. Damit entstand gleichzeitig eine neue Form der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und ein polarisiertes Rollenbild von Mann und Frau. Über lange Zeit prägte das Bild der bürgerlichen Kernfamilie in Deutschland Recht und Rechtsprechung, auch die des Bundesverfassungsgerichts zu Art. 6 Abs. 1 des Grundgesetzes (Schutz der Ehe und der Familie). Familie als Gemeinschaft von Vater, Mutter und Kind(ern): Vielen schien diese Form als gleichsam naturgegeben. Die erhöhte Sichtbarkeit und Zunahme alternativer Formen schien in den 1990er-Jahren eine Krise aufzuzeigen. Die Familienforschung hat indes deutlich gemacht: In vorindustrieller wie in moderner Zeit hat es nie nur jeweils einen Typ von Familie, sondern immer eine Vielzahl von zum Teil außerordentlich verschiedenen Familienformen nebeneinander gegeben. Zwischen Gesellschaft und Familie ist die Beziehung Dr. Wilhelm Krull  wechselseitig. Unbestritten, nicht erst seit Hegel, ist FamiVorsitzender des Vorstands lie eine „Keimzelle der Gesellschaft“ (BundesverfassungsBundesverband Deutscher Stiftungen gericht); und sie ist für die meisten Menschen eine unmittelbare Erfahrung mit lebenslanger Prägekraft. Mit der Zunahme von Single- und Patchwork-Haushalten erodiert jedoch die klassische Form der bürgerlichen Familie zusehends. Doch das heißt nicht, dass damit die soziale Bedeutung von Familie schwindet. Sie könnte, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, in diversen Formen neue Aktualität gewinnen. Ihre Funktion für die Gesellschaft kann die Familie indes nur erfüllen, wenn die Infrastruktur z.B. im Bereich der Kinderbetreuung ausgebaut wird und dabei auch in der Wirtschaft der Wandel der Familienformen berücksichtigt wird. Ich wünsche Ihnen frohe und familiäre Weihnachten.

»»

Ihr


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StiftungsWelt 04-2010 » » » Familie stärken! 5

inhalt 04-2010

schwerpunkt: Familie 10 �����Stiftungen und Familie Engagement für die kleinsten Einheiten gesellschaftlichen Zusammenlebens » » » von Dr. Ursula Weidenfeld 16 �����Mehr Bildungschancen für Kinder! Interview mit Bundesministerin Ursula von der Leyen 18 �����Familienbildung! Die Kraft der Familie nutzen » » » von Dr. Roland Kaehlbrandt 20 �����Mehr Erfolg mit mehr Familie Die berufundfamilie gGmbH der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung » » » von Stefan Becker 22 �����Wenn Familie zerbricht „Allen Kindern beide Eltern“: Interview mit Rainer Sonnenberger 27 �����„Kinder stellen keinen Streitwert dar.“ Lobby für Trennungskinder: die Helmut Mader Stiftung » » » von Benita v. Behr 28 �����Kämpfer für neue alte Werte Die Immler Großfamilienstiftung » » » von Iris Rodriguez 30 �����Weltweit tätig, nachhaltig aktiv Die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie » » » von Daniela Kobelt Neuhaus 31 �����Seit 60 Jahren stark für Mütter Die Elly Heuss-Knapp-Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk » » » von Anne Schilling 32 �����Lesefutter für Familien Die Leseförderungsprojekte der Stiftung Lesen » » » von Sabine Bonewitz titelbild Weihnachten in der Familie: Die Illustrationen in diesem Schwerpunktteil hat Moritz Lichtwarck-Aschoff gezeichnet.

33 �����Lernen, auf eigenen Beinen zu stehen Die Evangelische Stiftung Alsterdorf » » » von Güde Lassen 34 �����Es bleibt in der Familie Privatnützige Familienstiftungen in Deutschland » » » von Dr. Andreas Richter


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StiftungsWelt 04-2010 » » » Familie stärken! 7

inhalt 04-2010

57 » » » Nachruf auf Loki Schmidt

71 » » » Stiftungen auf der Frankfurter Buchmesse

52 » » » Gute Kommunikation gewinnt: KOMPASS-Verleihung in Berlin

stiftungen

stiftungen

36______ 20 Jahre Deutsche Bundesstiftung Umwelt 38______ Interview mit Dr. Jörg Appelhans und Markus Hipp 40______ Trendsetter: Jung stiften! (Teil 2)

International

42______ Projekttransfer: Gastbeitrag des amerikanischen ________ Philanthropie-Experten Prof. Gregory Dees (Teil 2)

neuigkeiten

44__Personalia 44__Neuerrichtungen 46__Preisverleihungen 49__Spenden 50__Jubiläen 50__Mosaik

Interna Veranstaltungen und Termine 52______ Fünf Jahre KOMPASS: Preisverleihung in Berlin a 56______ Preisverleihung der Allianz für Bürgersinn 57______ Nachruf auf Loki Schmidt Mitglieder und Kooperationspartner

58______ Neue Mitglieder des Bundesverbandes 62______ Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes

blickpunkte 3 ���� Editorial 41 �� Nachgefragt: Anja Böllhoff 75 �� Impressum, Bildnachweis, In eigener Sache 76 �� Kulinarisches

64______ Schlau kommunizieren

DOKUMENTATION 78 �� Auszug aus der Nationalen Engagementstrategie

Service STIFTUNGSKOMMUNIKATION FINANZEN

a 66______ Pool-Spezialfonds für Stiftungen

STIFTUNGSRECHT

67______ Aktuelle Verfügungen und Urteile

Buchmarkt

71______ 72______ 73______ 74______

a Titelthema

Stiftungen auf der Frankfurter Buchmesse Neu: Spendenbericht 2010 des DZI Besprechungen Aktuelle Literatur


8 StiftungsWelt 04-2010

Panorama presseschau „Dr. Wilhelm Krull: ‚Dazu gehört auch, dass Stiftungen auf bestimmte Situationen flexibler reagieren und Gelder schneller bereitstellen können, als das der Fall ist, wenn die Entscheidung erst politische Gremien und öffentliche Verwaltungsprozesse durchläuft. Die von uns formulierten ‚Grundsätze Guter Stiftungspraxis‘ schließen daher eine Verquickung von Leitungs- und Aufsichtspersonen in derselben Person aus.‘“ „Bürgerstiftung als Königsweg“ | Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 17. September 2010

„‚Ich gehe davon aus, dass der Plan das bürgerschaftliche Engagement stärken wird‘, sagt der Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen in Berlin. Sein Interesse an der Nationalen Engagementstrategie kommt nicht von ungefähr, die Förderung des Ehrenamts ist ein wichtiges Thema im hiesigen Stiftungswesen. Einer Studie des Bundesverbandes und der Hamburger KörberStiftung zufolge fördern 60 Prozent der befragten 388 Stiftungen [...] freiwilliges beziehungsweise bürgerschaftliches Engagement.“ „Stiftungen stärken das Ehrenamt“ | Die Welt, 24. September 2010

„Ann Kathrin Linsenhoff, Mannschafts-Olympiasiegerin im Dressurreiten bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, erzählt im neuesten Nachschlagewerk des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen über ihre Gründe, eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen. Wie 25 weitere Frauen aus Deutschland schildert die Kronbergerin ihre Arbeit und Stiftungsziele. [...] Von der Autorin befragt, was sie heute im Nachhinein anders machen würde, antwortet Linsenhoff: ‚Ich würde die Stiftung viel früher gründen!‘“ „ Alles Frauenpower“ | Frankfurter Neue Presse, 18. Oktober 2010

Soziale Netzwerke gegen nazis

Es ist ein deutliches Signal gegen rechts: 20 soziale Netzwerke haben sich für die Kampagne „Netz gegen Nazis“ zusammengeschlossen, darunter Myspace, YouTube, Wer-kennt-wen und die VZ-Gruppe (SchülerVZ, StudiVZ und MeinVZ). Begleitet von intensiver Berichterstattung in den Medien hat eine Aktionswoche im Oktober auf die steigende Zahl neonazistischer Beiträge in sozialen Netzwerken aufmerksam gemacht. Angestoßen hat diese Kampagne zur Stärkung von OnlineZivilcourage die Amadeu Antonio Stiftung, die gemeinsam mit der Wochenzeitung DIE ZEIT das Informationsportal Netz-gegen-Nazis.de betreibt. Bei den Betreibern der Netzwerke rannte die Stiftung mit ihrer Idee offene Türen ein. Die allgemeine Datenflut erschwert dabei den Kampf gegen rechts: So wächst alleine das Videoportal YouTube minütlich um 24 Stunden Filmmaterial, was eine vorherige Prüfung unmöglich macht. Alle Betreiber sind

»»

daher auch auf Hinweise der Nutzer angewiesen. Doch „Netz gegen Nazis“ ermutigt nicht nur, Propaganda-Videos und Volksverhetzung zu melden. „Wichtiger noch als das Löschen rechtlich verbotener Inhalte ist aktives Einmischen in Diskussionen“, sagt Anetta Kahane, Vorsitanstifter zende der Amadeu Antonio Stiftung. Denn es sei deutlich schwieriger geworden, rechte Botschaften als solche zu erkennen. „Um Jugendliche über das Internet zu rekrutieren gehen Nazis inzwischen viel subtiler vor und besetzen Themen wie ‚Todesstrafe für Kinderschänder‘“, so Kahane. Über rechte Argumentationsmuster und Gegenstrategien klärt die Kampagne auf ihrer Internetseite auf. Die Amadeu Antonio Stiftung setzt sich seit 1998 für die Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft ein. Ihr Namensgeber, Amadeu Antonio Kiowa, war eines der ersten Todesopfer rassistischer Gewalt nach der Wiedervereinigung. Ph | www.netz-gegen-nazis.de | www.amadeu-antonio-stiftung.de

„Überraschend viele sind sehr stark in Stiftungen oder mit Spenden engagiert. Vier von fünf Reichen geben in irgendeiner Form einen Teil ihres Geldes für gemein­ nützige Zwecke. ... Wer durch eigene Arbeit reich wurde, der hat oft erfahren, dass es in der Welt nicht immer gerecht zugeht und dass zu seinem Erfolg auch Zufall und Glück beigetragen haben.“ Wolfgang Lauterbach im Interview mit Spiegel Online vom 12. Oktober 2010 auf die Frage, was Reiche mit ihrem Geld machen. Zusammen mit Thomas Druyen und Matthias Grundmann ist der Zitierte Herausgeber des Buches „Vermögen in Deutschland: Heterogenität und Verantwortung“, das im November im VS Verlag für Sozialwissenschaften erschienen ist.


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Stiftung zur Behandlung von Erdnussallergien

Weihnachtszeit, Nusszeit. Während sich Walnuss, Haselnuss und Paranuss in der Adventszeit gesteigerter Beliebtheit erfreuen und allerlei weihnachtlichem Backwerk beigemischt werden, wird die Erdnuss das ganze Jahr über gern vernascht. Eigentlich ist sie gar keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht und steht damit botanisch Erbsen und Bohnen näher als Nüssen. Deshalb wird sie auf Englisch auch peanut genannt – „Erbsnuss“. Neben ihrer Konsistenz und dem hohen Fettgehalt hat die ursprünglich aus Südamerika stammende Erdnuss, deren Früchte im Boden wachsen, noch eine andere Gemeinsamkeit mit ihren nüssischen Stiefgeschwistern: Überdurchschnittlich viele Menschen reagieren allergisch auf sie. Einer von ihnen ist der Enkel von Albert Jonker. Mit vier Jahren stand er schon einmal kurz vor dem Ersticken. Sein Leben wurde von Charité-Professor Bodo Niggemann gerettet. Dies motivierte den Großvater, 2009 AUSGEFALLEN in Berlin die Stiftung zur Behandlung von Erdnuss­ allergien ins Leben zu rufen. Diese hat sich auf die Fahnen geschrieben, über Erdnussallergien und deren Risiken aufzuklären, Schulungen für Betroffene zu finanzieren und wissenschaftliche Veranstaltungen und Forschung auf dem Gebiet der Erdnussallergien zu fördern. Außerdem soll zusammen mit Niggemann eine wirkBvB same Therapie entwickelt werden.

5,3

5,3 Jahre liegt die Lebenserwartung von Männern unter der von Frauen. Dies ist ein Ergebnis des Ersten Deutschen Männergesundheitsberichts der Stiftung Männergesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V., der die Gesundheitssituation von Männern in ihrer körperlichen, seelischen und sozialen Dimension darstellt. Die Meinung, dass ein Mann erst dann richtig krank sei, wenn er körperliche Symptome aufweist, ist

verbreitet. Männer selbst unterliegen oftmals dieser Meinung, indem sie psychische Probleme als Schwäche und Versagen sehen, was auch die deutlich höhere Suizidzahl von Männern erklären könnte. Männer gefährden zudem ihre Gesundheit stärker als Frauen durch riskante Verhaltensweisen wie Rauchen und Trinken, problematisches Essverhalten und riskantes Verhalten im Straßenverkehr. Na | www.stiftung-maennergesundheit.de

» » » Der Regisseur und Mitbegründer des DDR-Filmstudios DEFA Kurt Maetzig wurde für sein Lebenswerk mit dem mit 15.000 Euro dotierten Preis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet. Der 99-jährige Filmemacher hat Kinoklassiker wie „Ehe im Schatten“ (1947) und „Das Kaninchen bin ich“ (1956) gedreht. +++ Die selten geticker wordene Elsbeere wurde am 28. Oktober von der Dr. Silvius Wo­darz Stiftung zum Baum des Jahres 2010 gekürt. Da die Elsbeere Trockenheit und Hitze verträgt, könnte ihr der Klimawandel zugutekommen. +++ Den mit 100.000 Euro dotierten Alzheimer Forschungspreis der Hans und Ilse Breuer-Stiftung erhielt am 27. Oktober Prof. Dr. Paul Saftig von der Christian-Albrecht-Universität Kiel. Er trug entscheidend zur Forschung bei, indem er die Funktion von drei für die Krankheit maßgeblichen Genen identifizierte. +++ Dr. Sigrid Arnade, Stifterin der Stiftung LEBENSNERV – Stiftung zur Förderung der psychosomatischen MS-Forschung wurde am 4. Oktober von Bundespräsident Christian Wulff mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Als Vorkämpferin für die Rechte von Frauen mit Behinderungen hat sie sich in der Selbsthilfe verdient gemacht. +++ Gemeinsam mit Rainer Güttler und dem Rechtsanwalt Adam Krawczyk, dessen Kanzleipartner bei der Love-Parade-Massenpanik im Juli starb, hat Love-Parade-Erfinder Matthias Roeingh im November die LoveStiftung gegründet. Sie setzt sich für die Hinterbliebenen des Duisburger Unglücks ein, aber auch für die Aus-schöpfung der Rechtsmittel gegen die Verantwortlichen und für Prävention. +++ Der Gründer der dm-Drogeriemärkte Götz Werner hat seine Unternehmensanteile in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht und vererbt das Unternehmen somit nicht seinen sieben Kindern. Werner plädiert seit Jahren für ein bedingungsloses Grundeinkommen von Na monatlich 1.000 Euro für jeden Bürger.


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StiftungsWelt 04-2010 » » » Familie stärken! 11

Stiftungen und Familie Engagement für die kleinsten Einheiten gesellschaftlichen Zusammenlebens

von Dr. Ursula Weidenfeld

» » » Rund 2,2 Millionen Hartz-IV-Kinder in Deutschland, jeder achte Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss, in den Hauptschulen des Landes macht nahezu jedes vierte Kind vor dem Ende der Schulpflicht schlapp. Jede dritte Ehe wird geschieden, die Zahl der unverheirateten alleinerziehenden Mütter steigt. Das sind Zahlen, die niemanden kaltlassen. Und weil sich herumgesprochen hat, dass für die traurigen Bildungskarrieren (und manchmal auch die entsprechend traurigen Lebensläufe) von Kindern schon im Vorschulalter entscheidende Weichen gestellt werden, konzentriert sich hier auch das bürgerschaftliche Engagement, das Familien, Kindern und Jugendlichen gilt. In der Förderung von Kindern und Familien liegt einer der

Schwerpunkte von Stiftungen und Initiativen. Von den 4,6 Milliarden Stunden, die die Deutschen laut Generali-Engagementatlas im Jahr leisten, wird ein guter Teil in die Arbeit mit und für Kinder und Familien, für Senioren und Generationenprojekte investiert. Bei den Stiftungen ist es ähnlich: Wer sich nicht gerade um die Umwelt, die politische Bildung, lokale oder regionale Denkmale oder um die schönen Künste bemüht, der ist in der Welt der Kinder und Jugendlichen, der Familien angekommen. Hier wetteifert er mit dem Staat, den Kommunen, den Schulen und ihren Fördervereinen und anderen Stiftungen um die besten Wege, jungen Menschen zu einem guten Start in die Zukunft zu verhelfen. Oder Alten ein Leben in Würde zu ermöglichen. Das ist mehr als sinnvoll, und es ist auch besonders befriedigend für die Stifter. Erfolge lassen sich hier in Schulabschlüssen und der Zahl von Vorbildern, in gelungenen Integrationsprojekten oder schönen Geschichten über Dreigenerationenhäuser und Leseomas messen. Wer gute Ergebnisse bei der Integration von Bildungsfernen vorweisen kann, hat gute Aussichten, anerkannt und gehört zu werden. Vielen Stiftungen liegt das Thema Familie schon von ihrer eigenen Ge-


12 StiftungsWelt 04-2010

schichte her am Herzen: Diese Stiftungen sind selbst aus Familien entstanden – große Namen wie die der Familie Quandt oder der Familie Burda schmücken auch die dazugehörigen Stiftungen. Was aber läge näher, als aus dieser Keimzelle für zivilgesellschaftliches Engagement auch den Stiftungszweck oder zumindest einen der Arbeitsschwerpunkte abzuleiten: die Arbeit mit und für die kleinsten Einheiten gesellschaftlichen Zusammenlebens. Oder, um es mit Gisela Klaiber, Stiftungsrätin bei der Familiengründung Louis-Leitz-Stiftung auszudrücken: „Gerade weil den Kindern unserer Familie durch ihre Herkunft so viele Chancen offenstehen, freue ich mich über die Möglichkeit, auch weniger privilegierte Menschen in ihrem Recht unterstützen zu Dr. Ursula Weidenfeld  dürfen, ihre eigenen Fähigkeiten und Anist Wirtschaftsjournalistin, Kolumnistin und lagen besser entfalten zu können.“ Moderatorin. Nach Stationen als Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins Impulse und Wenn man aber auf den Erfolg all dieals stv. Chefredakteurin des Tagesspiegels, ses Engagements für den Zusammenhalt bei der Wirtschaftswoche und der Financial Times Deutschland betreibt sie seit 2009 der Gesellschaft, für die Aussichten bezusammen mit ihrer Kollegin Margaret nachteiligter Familien auf Teilhabe und Heckel das Portal www.das-tut-man.nicht. de. Im Jahr 2008 gründete sie zusammen Aufstieg schaut, wird man schnell ein mit Freunden und Kollegen die Deutsche bisschen nachdenklicher. Soziologen und Stiftung Kindergeld, eine Treuhandstiftung unter dem Dach der Deutschen Kinder- und Bildungswissenschaftler bescheinigen Jugendstiftung. Sie lebt mit ihrem Mann und dem Land schon lange nicht mehr, eine ihrer Tochter in Potsdam. offene Gesellschaft zu sein. Der BildungsWeitere Informationen weidenfeld@das-tut-man-nicht.de grad der Eltern ist immer noch entscheiwww.das-tut-man-nicht.de dend für die Bildungsaussichten der Kinwww.deutsche-stiftung-kindergeld.de der. Wäre die Situation von benachteilig-

ten Kindern und Jugendlichen noch schlechter, wenn es die Stiftungen und das Engagement nicht gäbe? Ist das bürgerschaftliche Streben nach besseren Lebensbedingungen für benachteiligte Familien nur unvollkommener Ersatz für eklatantes Staatsversagen? Warum haben wir es mit immer bedrückenderen Zahlen und Statistiken zu tun, wenn doch so viele so gerne helfen? Ist die Hilfe am Ende zwar teuer und gut gemeint – aber oft nicht so gut gemacht? Es sind unter anderem zwei große Stiftungen, die sich daran gemacht haben, diese Merkwürdigkeit zu ergründen. So hat die Robert Bosch Stiftung im vergangenen Jahr – neben ihrer Projektförderung im Bereich Familie und demografischer Wandel – ihre Experten gebeten, sich wieder einmal mit der Familie zu beschäftigen. Herausgekommen ist ein Bericht, der eine der Fragen rund um die Stiftungsaktivitäten zum Thema Familie überzeugend beantwortet: Es geht nicht um das Versagen des Staates in der Familienförderung, sondern es geht um das, was die Bürger selbst tun und tun können. Zuerst die Bürger, dann der Staat, das ist die richtige Reihenfolge – so argumentieren der Familienexperte Hans Bertram, der frühere sächsische Ministerpräsident und Demografie-Vordenker Kurt Biedenkopf und die ZEIT-Journalistin Elisabeth Niejahr. Und sie haben recht. Sie zeigen, dass die Zivilgesellschaft da am stärksten ist, wo sie den Familien und den „kleinen Lebenskreisen“ am nächsten kommt. In Kommunen und Städten, die das erkennen und fördern, lassen sich die erfolgreichsten Projekte in der operativen Arbeit finden, dort gibt es auch Anstren-


StiftungsWelt 04-2010 » » » Familie stärken! 13

gungen, das Lernen voneinander sinnvoll zu organisieren und fruchtbar zu machen. Dort sind auch die Stiftungen besonders erfolgreich, die sich um Familien und Bildung kümmern. Die Bertelsmann Stiftung hat dafür im Rahmen ihres Schwerpunktes „familienfreundliche Gesellschaft“ das Instrument „Kinder. Stiften. Zukunft“ entwickelt. Das ist nichts anderes als ein Planungsinstrument für Konferenzen, in denen sich lokale Initiativen und Stiftungen kennenlernen und austauschen und voneinander lernen können. In Wolfsburg fand eine solche Konferenz

im Jahr 2006 statt, in Nürnberg 2008 und in München im Oktober dieses Jahres. Gemeinsam mit lokalen Kinder-Stiftungen wie der Castringius-Stiftung in München sollen diese Veranstaltungen die erfolgreichen und guten Wege ausfindig machen. Damit nicht immer alles wieder neu erfunden werden muss – das ist einer der sinnvollsten Kernsätze für diese Konferenzen. Denn eines der Hauptprobleme der Zivilgesellschaft ist der Überblick: Was funktioniert, was nicht? Wer braucht Unterstützung, wer nimmt sie nur mit? Wer weiß das schon? Die meisten Stiftungen, die sich

Hilfe, wenn Familie fehlt: SOS-Kinderdorf-Stiftung Mit dem Ziel, die Arbeit des SOS-Kinderdorf e.V. im In- und Ausland zu unterstützen, wurde vor sieben Jahren die SOS-Kinderdorf-Stiftung gegründet – eine rechtlich eigenständige, gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Die Mittel des Stiftungskapitals kommen den benachteiligten Kindern und Jugendlichen sowie Familien zugute, die von den SOS-Kinderdorf-Einrichtungen betreut werden. Neben den SOS-Kinderdörfern – der Grundidee des Vereins – gibt es in Deutschland und der ganzen Welt, an den Bedarfen der Gesellschaft orientiert, inzwischen viele weitere Hilfsangebote: Jugendhilfen, Beratungs-, Mütter- und Familienzentren, Berufsausbildungszentren oder Dorfgemeinschaften für Menschen mit Behinderungen. Die Arbeit des Vereins, den Hermann Gmeiner vor über 50 Jahren ins Leben gerufen hat, kann einerseits durch Spenden, andererseits durch Stiften unterstützt werden. Das Kapital der SOS-Kinderdorf-Stiftung entwickelt sich konstant. Hatte es 2003 eine Höhe von 500.000 Euro, bilanziert man aktuell 7,4 Millionen Euro. Die Anzahl der Zustifter stieg von fünf im Jahr 2003 auf über 400. Dazu kommen 37 Treuhandstiftungen mit einem Kapital von 8,3 Millionen Euro. Die Stiftung hat drei strategische Schwerpunkte definiert: Kinder – das Herzstück der SOS-Kinderdorf-Arbeit, Schul- und Berufsausbildung sowie Hilfe für Notfälle. Weitere Informationen unter www.sos-kinderdorf-stiftung.de Uschi Vogg | www.sos-kinderdorf-stiftung.de


14 StiftungsWelt 04-2010

um Kinder und ihre Familien kümmern, sind lokal und regional verankert. Menschen, die sich engagieren oder stiften, sehen zuerst die Probleme, die es zu beheben gilt, in ihrem direkten Umfeld. Sie packen an und schauen manchmal nicht so genau hin, was andere auch schon einmal angepackt und dann vielleicht wieder beiseitegelegt haben. So haben die Bürgerstiftungen inzwischen einen großen Kreis von lokalen Initiativen zum Wohl von Kindern und Familien zusammengeführt. Da wird der früher oft unmögliche Sprung von Berlin-Zehlendorf nach Berlin-Neukölln dann auf einmal möglich. Auch wenn es immer noch ein Weitsprung bleibt. Noch komplizierter ist es, die wirklich Hilfsbedürftigen aufzuspüren. In der Bildung seien nicht einmal Schulen wie die Rütli-Schule die verzweifeltsten Kandidaten, sagt Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. An Schulen wie dieser knallt es irgendwann – und dann wendet sich das Blatt. Problematisch seien die Schulen, die total unauffällig vor sich hin wursteln und dabei eine Generation von Schulabbrechern nach der anderen produzie-

ren. Während sich die Rütli-Schule heute vor Freunden und Förderern kaum noch retten kann, vegetieren in der Nachbarschaft die unauffälligen Bildungsanstalten vor sich hin. Niemand sucht sie, niemand findet sie, und sie selbst machen sich auch nicht bemerkbar. Die Bürgergesellschaft kann prima leben mit diesen blinden Flecken. Die Betroffenen können das naturgemäß weniger gut. Es gibt eine ziemlich klare Vorstellung darüber, welche Familien das höchste Risiko für Armut und Bildungsnot haben: Es sind die Familien, in denen sich Alleinerziehende um die Kinder kümmern. Es ist unübersehbar, dass Armut vor allem in Familien zu Hause ist, in denen es keine festen Partnerschaften, keine stabile Beziehung zwischen den Erwachsenen gibt. Sie sind gestresster und unglücklicher als Familien, in denen die Partner zusammenleben. Politisch korrekt ist es – jedenfalls in den Großstadtregionen des Landes – nicht, darauf hinzuweisen, dass es vielen Kindern und Eltern materiell und emotional besser gehen würde, wenn sie sich in sicheren Beziehungen aufgehoben wüssten. Wahrscheinlich muss man im katholischen Westen

Was Eltern in Deutschland sich wünschen: Ravensburger Elternsurvey Die Wünsche der Eltern in Deutschland stehen im Fokus einer von der Stiftung Ravensburger Verlag geförderten repräsentativen 70-minütigen Befragung von 1.000 Müttern und 1.000 Vätern, die mindestens ein Kind unter sechs Jahren haben. Mit dem Forschungsprojekt wurden die Berliner Professoren Dr. Hans Bertram, Mikrosoziologe an der Humboldt-Universität, und Dr. C. Katharina Spieß, Familien- und Bildungsökonomin im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, beauftragt. TNS-Infratest Sozialforschung war für die Befragung verantwortlich. Die Studie beleuchtet die familiäre und berufliche Situation von Eltern, ihre Zukunftserwartungen an Politik und Gesellschaft sowie ihre Grund- und Werthaltungen. Die Stiftung förderte das wissenschaftliche Projekt mit 300.000 Euro. Zur Stiftungsintention erklärt die Vorsitzende Dorothee Hess-Maier: „Es liegt auf der Hand, dass das elterliche Wohlbefinden auch die Entwicklung der Kinder beeinflusst. Wenn man also die Ressourcen der Eltern stärkt, so wirkt sich das positiv auf die kindliche Entwicklung aus. Das sollte in Zukunft auch Richtschnur des politischen Handelns sein.“ Erste Auswertungsergebnisse liegen bereits vor. Demnach wünschen sich 97 Prozent der Eltern von ihren Arbeitgebern eine flexiblere Handhabung ihrer Arbeitszeit. 74 Prozent der Mütter und Väter wären zufriedener, wenn es mehr Tele- und Heimarbeit gäbe. Die Familienpolitik soll für eine angemessene Zeitpolitik sorgen, sagen 87 Prozent – dabei nannten sie besonders häufig flexiblere Kita-Öffnungszeiten. Auffällig an den Ergebnissen ist die aus Sicht der Eltern große gesellschaftliche Bedeutung der Großeltern für die Entwicklung von Kindern; sie helfen genauso häufig in Notsituationen als Babysitter aus wie der (Ehe-)Partner. Im Übrigen würden 45 Prozent aller Eltern (55 Prozent der Allein­ erziehenden) gern eigene Elternzeit-Ansprüche auf erwerbstätige Großeltern übertragen. Die vollständige Studie ist noch nicht abgeschlossen. Andrea Reidt | Projektleitung und Öffentlichkeitsarbeit, Stiftung Ravensburger Verlag | www.stiftung.ravensburger.de


StiftungsWelt 04-2010 » » » Familie stärken! 15

des Landes zu Hause sein, um das nicht nur laut aussprechen zu dürfen, sondern auch eine Stiftung dazu zu gründen. Die „Stiftung für Familienwerte Trier“ beruft sich auf Robert Schumann, wenn sie die christliche Überzeugung vertritt, dass Kinder am besten in intakten Familien aufwachsen – und dafür arbeitet. Weltanschaulich neutraler, verfolgen doch die Landesstiftungen in Hessen und Baden-Württemberg dasselbe Ziel: Strukturprobleme zu lösen, auch um das eigene Land familienfreundlich zu gestalten, hat sich die „Hessenstiftung – Familie hat Zukunft“ zur Aufgabe gemacht. Sie hat die veränderten Lebensrealitäten junger Familien im Blick, wenn sie sich um die neue Rolle der Väter kümmert oder wenn sie sich über die familiennahen Dienstleistungen Gedanken macht. Das Land Baden-Württemberg hat seine Stiftung Kinderland Baden-Württemberg mit 50 Millionen Euro ausgestattet, damit das Land eine erste Adresse für junge – und ältere – Familien wird und bleibt. Denn die zerbröselnde Kernfamilie trifft auch die Alten: Knapp 2,3 Millionen pflegebedürftige Senioren gab es im Jahr 2007 – davon lebten nur noch zwei Drittel in ihren Familien, Tendenz rapide sinkend. 1,1 Millionen Menschen leiden bereits heute an einer Demenz­ erkrankung, Tendenz rapide steigend. Während aber im Bereich der jungen Familie das Gedrängel von Stiftungen, Initiativen und Angeboten inzwischen ziem-

lich dicht ist, ist es bei den Alten noch vergleichsweise übersichtlich. Die Betonung liegt auf noch. « « «

Stiftung kinder- und familienfreundliches Melsungen Melsungen hat rund 15.000 Einwohner und liegt 20 km südlich von Kassel. Ziele der Stadt sind die Optimierung der Lebensqualität für Familien und ein Miteinander der Generationen und Kulturen. Um die Umsetzung dieser Ziele zu sichern, wurden im Februar 2005 unter Federführung der Stadt und unter Beteiligung der Bevölkerung, der pädagogischen Einrichtungen und der heimischen Wirtschaftsunternehmen die Stiftung kinder- und familienfreundliches Melsungen sowie der Förderverein für ein zukunftsfähiges Melsungen e.V. gegründet. 67 Gründungsstifter haben ein Stammkapital von 266.000 Euro zusammengetragen, 74 Personen traten dem Förderverein bei. Bis Jahresende 2009 hatte der Förderverein schon 241 Mitglieder; das Stiftungskapital war auf über 1,3 Millionen Euro angewachsen. Die Stiftung versteht sich als Netzwerk engagierter Bürger für ein kinder- und familienfreundliches Gemeinwesen. Die intensive Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Vereinen trägt dazu bei, dass viele Ak-

Deutsche Stiftung Kindergeld

teure ihre Angebote im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe erweitern und ihr Engagement vernetzen und bündeln. Gefördert werden u.a. Projekte in den Bereichen Bildung, Musikerziehung, Integration, Ge-

Die Stifter der Deutschen Stiftung Kindergeld sind

waltprävention, Bewegung, Vorsorge und Gesundheit,

meist junge Familien, denen es gut geht. Sie bekom-

gesunde Ernährung, Vereinbarkeit von Familie und Be-

men Kindergeld, obwohl ihre Kinder es nicht brau-

ruf sowie Unterstützung im Ehrenamt. Zu den Projek-

chen. Deshalb stiften sie ihr Kindergeld zugunsten

ten gehören z.B. die Begegnung von behinderten und

von Familien, in denen Musik- und Nachhilfeunter-

nicht behinderten Kindern und Jugendlichen, Unter-

richt, Sport und Ausflüge nicht drin sind – obwohl die

stützung beim Übergang von der Schule in den Beruf,

Eltern natürlich auch Kindergeld bekommen. Ähnlich

„Spaß am Lesen“ für Kinder und Jugendliche, Ferien-

wie die Deutsche Kindergeldstiftung in Bremen und

betreuung, eine Familienhebamme und Familienpa-

die Initiative Echtes Kindergeld in der Bürgerstiftung

tenschaften, die Kinderuni, Hausaufgabenhilfe, Koch-

Berlin haben sich hier Bürger zusammengeschlossen,

kurse für Kinder und Eltern und das Freiwillige soziale

um der Gesellschaft etwas zurückzugeben: das Kin-

Jahr im Sport. Um den Stiftungsgedanken zu verbrei-

dergeld. Wer mitstiften will – wir freuen uns!

ten, findet eine jährliche Haussammlung statt.

Dr. Ursula Weidenfeld | www.deutsche-stiftung-kindergeld.de

Karin Plötz-Hesse, Kinder- und Familienbeauftragte der Stadt Melsungen | www.melsungen-foerdert.de


16 StiftungsWelt 04-2010

Mehr Bildungschancen für Kinder! Bundesministerin Ursula von der Leyen lädt Stiftungen zur Kooperation ein.

Interview Benita v. Behr

Sie haben ein Paket geschnürt, das bedürftigen Kindern Bildungschancen eröffnen soll. Welche Komponenten hat die Initiative? Welche neuen Chancen bietet sie Kindern? Das Bundesverfassungsgericht hat uns im Februar den klaren Auftrag erteilt, mehr für bedürftige Kinder und Jugendliche zu tun. Das heißt, sie müssen nicht nur die Chance haben, in der Schule mit Gleichaltrigen mithalten zu können, sondern sie dürfen auch in der Freizeit nicht außen vor bleiben. Deshalb besteht das Bildungspaket aus vier Komponenten: Es soll eine Lernförderung für Kinder geben, die in der Schule nicht mitkommen und zu scheitern drohen. Das Schulmaterial muss da sein, aber auch die Teilnahme an eintägigen Schulausflügen muss gewährleistet sein. Bedürftige Kinder sollen zudem am Nachmittag nicht aus Geldmangel vor dem Fernseher oder an der Bushaltestelle abhängen müssen, sondern wie andere Gleichaltrige in die Musikschule gehen oder Mitglied im Sportim interview verein sein können. Und wir wollen auch Dr. Ursula von der Leyen  dafür sorgen, dass bedürftige Kinder in ist Bundesministerin für Arbeit und Soziales. der Schule oder Kita ein warmes MittagSie ist verheiratet und Mutter von sieben Kindern. essen bekommen, wo es angeboten wird. Damit der Rechtsanspruch der Kinder Weitere Informationen www.bmas.de auf das Bildungspaket im Januar schnell Wirklichkeit werden kann, wünsche ich mir, dass möglichst viele Beteiligte vor Ort mit anpacken, das heißt, Jobcenter, Kommunen, Schulen, Ver-

eine, aber auch etliche andere Engagierte der Zivilgesellschaft. Am 27. September haben Sie mit Vertretern von rund 30 deutschen Stiftungen und dem Bundesverband Deutscher Stiftungen ein Gespräch zu Möglichkeiten der Kooperation geführt. Was versprechen Sie sich von der Zusammenarbeit und wie kann sie gelingen? Von dem Bildungspaket profitieren in erster Linie Kinder und Jugendliche, deren Eltern langzeitarbeitslos sind. Doch prinzipiell sollten alle Kinder dieselben Möglichkeiten haben. Arbeitnehmerfamilien mit kleinen Einkommen müssen auch jeden Euro umdrehen und ganz genau überlegen, ob sie ihren Kindern den Gitarrenunterricht oder die Mitgliedschaft im Fußballklub bezahlen können. Ich möchte das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes nutzen, um Strukturen zu schaffen, von denen alle Kinder profitieren können. Die Finanzierung kann der Bund allerdings nur für die Kinder von Langzeitarbeitslosen übernehmen. Für die anderen Kinder müssen wir andere Finanzierungswege finden. Ich denke, dass sich große Stiftungen, Wirtschaftsunternehmen, aber auch private Spender dafür gewinnen lassen, sich für die Zukunft der Kinder zu engagieren und in ihre Bildung zu investieren. Denn später profitiert die ganze Gesellschaft, wenn möglichst alle Kinder das Rüstzeug erhalten, ihre Talente zu entfalten und das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Glücklicherweise haben viele Städte und Gemeinden schon heute hervorragende Angebote, an die wir anknüpfen können. Daran sollten wir uns orientieren und solche Projekte weiter ausbauen. Die Stiftungen sind schon heute an vielen Orten in unzähligen Projekten für das Gemeinwohl aktiv. Das wurde auch in dem Gespräch im September deutlich. Sie verfügen


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über einen großen Erfahrungsschatz, wie Projekte erfolgreich auf den Weg und zum Blühen gebracht werden können. Ich wünsche mir, dass sich die Stiftungen mit ihrem Ideenreichtum und ihrem Elan in den anstehenden Prozess einbringen. Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Gesprächs und wie geht es weiter? Wir haben uns in dem Gespräch darauf verständigt, dass wir gemeinsam Ideen sammeln und Konzepte erarbeiten wollen, wie aus staatlicher Fürsorgepflicht und bür-

gerschaftlicher Verantwortung ein starkes Netz für alle Kinder entstehen kann. Wir haben dazu eine Arbeitsgruppe gebildet, die vom Bundesverband Deutscher Stiftungen koordiniert wird. Da es sehr unterschiedliche Stiftungstypen gibt, müssen wir in einem ersten Schritt überlegen, wer am besten welche Aufgabe übernehmen kann. Der zweite Schritt wäre, Kontakte zwischen engagementbereiten Stiftungen und interessierten Akteuren vor Ort herzustellen. Erfreulicherweise gibt es eine Vielzahl von Stiftungen, die bereits im Bereich der Kinder- und Jugendförderung aktiv sind. Ziel muss sein, alle Interessierten zu erreichen. Je engmaschiger das Netz für die Bildungschancen bedürftiger Kinder wird, desto besser. « « «


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Familienbildung! Die Kraft der Familie nutzen

von Dr. Roland Kaehlbrandt

» » » Die Bildungsdebatte ist in Deutschland kurzsichtig auf die Schule fokussiert. So kritisiert der Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, „dass die Debatte sich auf Probleme der Schulorganisation und Leistungsstandardisierung verengt“ und betont: „Die Familien sind in der Regel der Ausgangspunkt für alle Bildungsprozesse.“ (Quelle: Die bildungspolitische Bedeutung der Familie – Folgerungen aus der PISA-Studie. Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen. Bd. 224. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Stuttgart 2002) Familienbildung ist eine stark unterschätzte Ressource für Bildung und Integration, obwohl jeder, der sich in Förderprogrammen für Bildungsungewohnte (um sie einmal so zu nennen) engagiert, die Erfahrung macht, dass man ohne die Einbeziehung und Gewinnung der Familien kaum zum Erfolg kommt. Denn die Familien haben nachgewiesenermaßen eine mindestens ebenso starke Prägewirkung wie die klassischen Bildungsinstitutionen. Das bestätigt auch das Ergebnis einer Langzeitstudie von Prof. Helmut Fend mit folgendem Ergebnis: „Die soziale Herkunft ... entscheidet hierzulande noch langfristiger über den Bildungserfolg der Kinder als bislang angenommen.“ Fends Schlussfolgerung: „Im Vordergrund muss die Hilfe für jene Eltern und Familien stehen, die die Chancen des Bildungswesens nicht nutzen oder nicht nutzen können.“ (Quelle: DIE ZEIT, 04.01.2008) Gerade deshalb ist es wichtig, nicht nur auf staatli-

che Lösungen wie Krippen und Ganztagsschulen zu vertrauen, sondern neue Wege zu den Familien in schwieriger Lebenslage zu suchen. Viele von ihnen leben recht isoliert. Sie finden nur schwer Zugang zu unseren hochkomplexen Stadtgesellschaften. Sie sind kaum zu erreichen über Hotlines, Internetseiten oder Faltblätter. Man muss sie mit anderen Mitteln ansprechen. Ist dies nicht eine klassische Aufgabe für Stiftungen? Sind es nicht immer wieder Stiftungen, die Wege bahnen, neue Formen der Ansprache suchen? Gewiss, es ist kein leichter Weg. Familien sind vielgestaltig und institutionell nicht leicht greifbar. Aber gerade in der jetzigen Integrationsdebatte ist es wichtig, dass Stiftungen zeigen, wie Familien in schwieriger Lebenslage, auch und gerade Zuwandererfamilien, doch erreichbar sind. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft hat sich vor vier Jahren entschieden, den Weg zu diesen Familien zu suchen. Wir tun dies mit zwei Projekten: Die „Willkommenstage in der frühen Elternzeit“ richten sich an Familien mit besonderen Belastungen, die nicht von sich aus auf die bestehenden Angebote in der frühen Elternzeit zurückgreifen. Das Projekt, das die Stiftung in Kooperation mit der katholischen Familienbildung Frankfurt und dem Internationalen Familienzentrum Frankfurt durchführt, spricht Familien an, auf deren Situation folgende Kriterien zutreffen: Junge Mütter, schwierige finanzielle


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oder soziale Situation, Fehlen von Schulabschluss oder Ausbildung, mangelnde Sprachkenntnisse. Die Willkommenstage bestehen aus drei verschiedenen, gleichgewichteten Säulen: Beziehung (individuelle Familienbegleitung), Bildung (Willkommenssamstage) und Vernetzung (Müttercafés). Zwei Familienbegleiterinnen haben die teilnehmenden Familien regelmäßig zu Hause besucht, sie in Alltags- und Erziehungsfragen unterstützt und so Vertrauen aufgebaut. Zu den drei Willkommenssamstagen ist jeweils die ganze Familie eingeladen. Auch die 14-tägig stattfindenden Müttercafés in der Familienbildungsstätte bieten Gelegenheit, Themen zu vertiefen und Kontakte zu knüpfen. Elementares Ziel ist es, den Zugang zu einer nahe gelegenen Familienbildungsstätte zu erschließen und beim Übergang zu begleiten. Das Pilotprojekt hat sich als erfolgreich erwiesen. Es ist gelungen, die betroffenen Familien anzusprechen, Vertrauen zu ihnen aufzubauen und sie mit der örtlichen Familienbildungsstätte in einen regelmäßigen Kontakt zu bringen. Besonders erfreulich ist, dass die Familien ihre natürliche Lernneugier wiederentdeckt haben. Wenn man bedenkt, dass es in Deutschland rund 1.500 Familienbildungsstätten gibt, hat das Projekt möglicherweise eine bildungspolitische Bedeutung. Vor zwei Jahren hat die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium, dem Hessi-

schen Sozialministerium und der Stadt Frankfurt am Main ein neuartiges Projekt begonnen, das „Diesterweg-Stipendium für Kinder und Eltern“. Es ist das erste Bildungsstipendium für Familien in Deutschland. Im Rahmen des Programms werden Kinder mit gutem Leistungspotenzial trotz förderbedürftiger Deutschkenntnisse gemeinsam mit ihren Eltern auf dem Bildungsweg von der Grundschule in die weiterführende Schule begleitet. Ziel ist es, den Kindern eine ihren Begabungen entsprechende schulische Laufbahn zu ermöglichen und ihre Eltern in die Lage zu versetzen, sie dabei bestmöglich zu unterstützen. Das zweijährige Programm umfasst Akademietage für Kinder und Eltern, Ausflüge für die ganze Familie, Kindertreffs zur Deutschförderung, Elterntreffs, regelmäßige Sprechstunden sowie einen Bildungsfonds für Sachmittel. Kinder und Eltern werden in enger Abstimmung mit den Grundschulen sorgfältig ausgewählt. Die Stipendiatenfamilien stellen eine faszinierende, beeindruckende Vielfalt an Familienbiografien und aktuellen Lebenslagen dar. Sie kommen aus vielen Herkunftsländern. Aber eines ist ihnen allen gemein: Sie wollen die bestmögliche Bildung für ihre Kinder, und sie wollen ihre Kinder auf deren Bildungsweg aktiv begleiten. Inzwischen ist die erste Stipendiaten-Generation verabschiedet worden. Alle Familien haben bis zum Schluss diszipliniert an dem Programm teilgenommen. Die Eltern sind aktiv geworden, ob in der Schulgemeinschaft, in der Nachbarschaft oder auch beim Deutschlernen. Und nicht zuletzt sind alle Kinder versetzt worden, wobei die Mehrheit von ihnen Gymnasien besucht. Inzwischen konnte dank einer Förderung der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft die zweite Generation aufgenommen werden – 30 Familien mit 128 Familienmitgliedern. Dr. Roland Kaehlbrandt  Unsere Erfahrung ist: Fast alle Familiist Vorstandsvorsitzender der Stiftung en wollen den Bildungserfolg ihrer Kinder. Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main sowie Mitglied des Vorstands des Fast alle sind letztlich erreichbar, nur eben Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. nicht mit herkömmlichen Mitteln. Aber seit Weitere Informationen wann haben sich Stiftungen um Herkömmwww.sptg.de kaehlbrandt@sptg.de liches gekümmert? « « «


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Mehr Erfolg mit mehr Familie Die berufundfamilie gGmbH der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung

von Stefan Becker

» » » Zeit ist ein wertvolles Gut, das Menschen beruflich und privat schätzen. Doch wie viel Zeit bleibt Berufstätigen für ihre Familie? Wie viel Beruf ist mit Familie möglich? Nahezu 90 Prozent der Eltern wünschen sich mehr Zeit für Verantwortung, Fürsorge und Zuwendung in der Familie, wie die vom Bundesfamilienministerium Mitte September vorgestellte Ravensburger Elternsurvey zeigt (siehe Kasten S. 14). „Zeit für Familie“ ist ein Schlüsselfaktor der familienbewussten Personalpolitik – und das nicht nur für Eltern. Mehr und mehr Arbeitnehmer sehen sich vor der Aufgabe, Angehörige zu pflegen. Ging es vor wenigen Jahren noch vorrangig um die Betreuung von Kleinkindern, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie heute wesentlich vielschichtiger geworden und stellt damit Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber vor neue Herausforderungen. Diesen Herausforderungen nimmt sich die 1998 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründete berufundfamilie gGmbH an. Als Pionier gestartet, hat sich die berufundfamilie gGmbH bundesweit zu einem Kompetenzträger in Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie entwickelt. Sie ist Begleiter der UnterStefan Becker  nehmen, der öffentlichen Hand und der ist Geschäftsführer der berufundfamilie Hochschulen. Diese unterstützt sie dargGmbH. in, eine familienbewusste Personalpolitik Weitere Informationen systematisch auf- und auszubauen und www.beruf-und-familie.de sich ihrer wachsenden Notwendigkeit zu

stellen, die aufgrund der gesamtwirtschaftlichen und demografischen Entwicklung noch zunehmen wird. Denn ohne tragfähige Lösungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie büßen Arbeitgeber an Attraktivität ein und laufen Gefahr, qualifizierte Beschäftigte zu verlieren oder werden die Folgen des Konflikts von Beruf und Familie in Form von Arbeitsausfällen und geringerer Produktivität tragen müssen. Das „audit berufundfamilie“ » » » Das zentrale Angebot der „berufundfamilie“ ist das „audit berufundfamilie“, das sich an private Unternehmen und öffentliche Institutionen richtet, beziehungsweise das „audit familiengerechte hochschule“ für Fachhochschulen und Universitäten. Das Audit ist ein strategisches Managementinstrument, das einen anhaltenden Prozess einer familienbewussten Personalpolitik initiiert. Nicht zuletzt aufgrund seiner Nachhaltigkeit hat sich das Zertifikat zum „audit berufundfamilie“ bzw. zum „audit familiengerechte hochschule“ zum anerkannten Qualitätssiegel familienbewusster Personalpolitik entwickelt. Es steht unter der Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin und des Bundeswirtschaftsministers und wird von den führenden deutschen Wirtschaftsverbänden BDA, BDI, DIHK und ZDH empfohlen. Rund 900 Arbeitgeber haben das Audit bislang durchlaufen. Dazu zählen mehr als 40 Prozent der DAX-Unternehmen, 30 Prozent der Hochschulen und alle oberen Bundesbehörden. Dank der individuellen Herangehensweise ist das Audit in allen Branchen und Betriebsgrößen einsetzbar. Auf die Analyse des betrieblichen Status quo folgen die systematische Ermittlung des betriebsspezifischen Entwicklungspotenzials sowie die Entwicklung aufeinander abgestimmter


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Maßnahmen, die sowohl die Bedürfnisse der Beschäftigten als auch die Möglichkeiten des jeweiligen Arbeitgebers berücksichtigen. Acht Handlungsfelder werden betrachtet, um die betriebsspezifischen Ziele und Maßnahmen passgenau entwickeln zu können. Innerhalb dieser Handlungsfelder wird zwischen insgesamt rund 160 Einzelmaßnahmen unterschieden. Viele Maßnahmen sind weder zeit-, personal- noch kostenintensiv (z.B. zeitweises Arbeiten von zu Hause) und dadurch sowohl in Großkonzernen als auch in Kleinbetrieben umsetzbar. Speziell qualifizierte und autorisierte Auditoren begleiten in den Betrieben den Auditierungsprozess, der in der Regel nach drei Monaten – mit der Vergabe des Zertifikats – abgeschlossen ist. Die Erarbeitung konkreter Ziele und Maßnahmen sorgt für den Fortlauf und den Ausbau des familienbewussten Engagements. Die praktische Umsetzung wird jährlich überprüft. Nach Erteilung des Zertifikats wird im Turnus von drei Jahren im Rahmen der Re-Auditierung festgestellt, inwieweit die Ziele erreicht wurden und welche weiterführenden Ziele zu vereinbaren sind. Die erfolgreiche Re-Auditierung ist Voraussetzung für die Bestätigung des Zertifikats.

Familienbewusstsein – Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber » » » Von einer systematisch aufgebauten familienbewussten Personalpolitik profitieren sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Eine Studie des von der berufundfamilie gGmbH gegründeten Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP) an der Universität Münster und der Steinbeis Hochschule Berlin zeigt, dass familienbewusste Unternehmen im Vergleich zu nicht familienbewussten Unternehmen bei allen relevanten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen eindeutig besser dastehen: Sie weisen eine um 17 Prozent höhere Mitarbeiterproduktivität auf. Dies ist u.a. zurückzuführen auf eine um 17 Prozent höhere Motivation der Beschäftigten, 13 Prozent geringere Fehlzeiten und eine um 17 Prozent höhere Bindung von Fachkräften. Damit gelingt es familienbewussten Unternehmen, ihre Kunden langfristiger an sich zu binden (12 Prozent). « « «

Die Handlungsfelder des „audit berufundfamilie“: Maßnahmenbeispiele » Arbeitszeit: flexible Arbeitszeiten, Teilzeit, Sabbaticals, lebensphasenorientierte Arbeitszeit » Arbeitsorganisation: Teamarbeit, Qualitätszirkel, Vertretungsregelungen, Überprüfung von Arbeitsabläufen » Arbeitsort: alternierende oder Telearbeit, Umzugsservice » Informations- und Kommunikationspolitik: Berichte in der Betriebszeitung, Kontaktperson zum Thema » Führungskompetenz: Beurteilungsgrundsätze, Führungsleitbild, Führung in Teilzeit » Personalentwicklung: Personalentwicklungsplan, Kontakthalte- und Wiedereinstiegsprogramm, Unterstützung aktiver Vaterschaft » Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen: Darlehen, Anrechnung von Erziehungszeiten, Personalkauf » Service für Familie: Servicestellen für Familie, Ausbau der Regel- und Ferienbetreuung, familiengerechte Gestaltung des Campus


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Wenn Familie zerbricht „Allen Kindern beide Eltern“: Interview mit Rainer Sonnenberger, Vorstandsmitglied des Vereins Väteraufbruch für Kinder

Interview: Benita v. Behr

Jedes Jahr werden in Deutschland 200.000 Ehen geschieden. In den Großstädten geht heute jede zweite Ehe in die Brüche. Neben 400.000 Erwachsenen sind davon jährlich 150.000 Kinder betroffen. Dazu kommt die wachsende Zahl von Trennungskindern, deren Eltern nie verheiratet waren. Wenn sich Eltern trennen, geht es oft dramatisch zu, und am meisten leiden darunter die Kinder – aber oftmals auch die Väter, die nicht nur die Trennung von ihrer Ehefrau oder Partnerin, sondern auch von ihrem Nachwuchs zu verkraften haben. In der Politik, der Rechtsprechung und in der Beratung muss ein Umdenken stattfinden, um mit dieser Realität adäquat umzugehen. Bis das passiert, werden jährlich Zigtausend weitere Kinder biografisch belastet, die sich mit den psychischen Folgen oft ein Leben lang herumschlagen. Das Thema ist bisher deutlich unterfördert. Es ist ein lohnendes Betätigungsfeld für Stiftungen, in dem man mit wenig Geldeinsatz viel bewirken kann.

StiftungsWelt: Herr Sonnenberger, Familie hat nicht nur schöne Seiten. Ihr Verein kümmert sich um Väter, denen nach der Trennung der Umgang mit ihren Kindern erschwert wird. Mit welchen Problemen haben sie zu kämpfen? Rainer Sonnenberger: In unserem Verein sind vor allem Väter, aber auch Mütter Mitglied, die nach einer Trennung getrennt von ihren Kindern leben müssen, die gerne mehr Zeit mit ihnen verbringen würden und sich mehr um sie kümmern möchten. Aber das ist auf-

grund der Art und Weise, wie Trennungen und Scheidungen organisiert werden, nicht möglich, weil in der Regel ein Elternteil überwiegend die Kinder betreut und das andere Elternteil die Kinder nur alle 14 Tage am Wochenende sieht – und noch ein paar Wochen in den Ferien. In vielen Fällen kommt es auch vor, dass der Kontakt zu den Kindern gar nicht mehr möglich ist und die Kind-Vater-Beziehung – meistens sind es ja die Väter, die getrennt von den Kindern leben müssen – darunter leidet oder ganz zerbricht, weil es keinen Kontakt mehr gibt, wenn die Mutter es nicht will. Unterhaltspflichtig sind Eltern unabhängig davon, ob sie ihre Kinder sehen dürfen. Das ist für viele Väter frustrierend. Wenn man Geschlechtergerechtigkeit anstrebt, muss man feststellen: Männer in ihrer Rolle als Väter haben im Moment vor allem Pflichten und wenig Rechte. Die Rechte sind schwer durchsetzbar. Es gibt in Deutschland einen großen Disput unter Fachleuten. Eine Gruppe sagt: Wenn sich die Eltern streiten, dann ist es am besten für das Kind, wenn ein Elternteil ganz von dem Kind getrennt wird und nur das andere Elternteil das Kind betreut. Die andere Gruppe sagt: Wir müssen uns um solche Konflikte kümmern, damit das Kind weiter Umgang mit seinen beiden Eltern hat. Es kann nicht sein, dass vor strittigen Situationen einfach kapituliert wird! Im Endeffekt ist es so, dass ein Elternteil es in der Hand hat, wie strittig die Situation dargestellt wird. Wenn das Kind, wie es im Standardfall ist, bei der Mutter lebt und die den Vater rauskanten will aus ihrem Leben, dann sorgt sie für eine hochstrittige Atmosphäre, zettelt Gerichtsverfahren an, stellt Strafanzeigen und hat eine Menge Möglichkeiten, im-


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mer wieder Unruhe reinzubringen, bis irgendwann ein Richter sagt: Das Kind muss zur Ruhe kommen, der Vater muss raus. Dann wird er rausgesetzt, hat es aber nicht selber verschuldet. Das ist das Schlimme an der ganzen Sache: dass bisher nicht oberstes Ziel ist, die Gemeinschaft der Eltern zu stärken. Das was Kinder eigentlich brauchen, nämlich dass sie auch und gerade in schwierigen Zeiten beide Eltern haben, wird nicht genug berücksichtigt, weder im Familienrecht, noch in den Beratungen. Die alte Rollenteilung, die heute so nicht mehr funktioniert in der Gesellschaft ... Ja, das zum einen – also diese Rollenteilung: Der Vater kümmert sich um das Materielle und die Mutter um die Erziehung. Aber auch das Know-how, wie in strittigen Fällen eine Gemeinschaft der Eltern gestärkt wird, fehlt. Das ist etwas, was wir entwickeln müssen. Dafür setzt sich unser Verein ein.

Was hat es für Auswirkungen auf die Lebensqualität des Vaters und der Kinder, wenn der Kontakt unterbunden wird oder abbricht? In den meisten Fällen ist es so, dass die Väter eine zeitlang mit ihrem Kind zusammengelebt haben und es auch zur Normalität, zur eigenen Identität dazugehört, dass man Vater ist und Zeit mit seinen Kindern verbringt. Wenn das einfach abgeschnitten oder sehr stark rationiert wird, alle 14 Tage, dann fehlt etwas in der Mitte des Lebens. Es gibt viele Väter in unserem Verein, die einen Übergabeblues haben, wenn sie ihre Kinder wieder zurückgeben an die Mütter, dann sind sie erstmal traurig, niedergeschlagen und vielleicht auch depressiv. Es dauert eine Zeit, sich da wieder herauszuarbeiten. Und das passiert alle 14 Tage. Es ist sehr schwierig, damit umzugehen.


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Wie hilft der Verein Väteraufbruch für Kinder ganz konkret? Wir machen zwei Dinge: Wir bieten Hilfe in der individuellen Situation der Trennungsbetroffenen – Beratung, Einzelgespräche, aber auch Gesprächskreise, die dabei helfen, akute Probleme zu lösen – z.B. wie man überhaupt den Umgang mit dem Kind organisiert. Das ist oft nicht einfach, wenn die Mutter blockt, z.B. wenn sie in eine andere Stadt umgezogen ist. Zum anderen sind wir auch politisch stark engagiert und machen Öffentlichkeitsarbeit. Und das alles ehrenamtlich? Es gibt eine halbe hauptamtliche Stelle für den Geschäftsführer, der Rest findet auf ehrenamtlicher Basis statt. Der Verein ist 1988 gegründet worden und hat fast

3.000 Mitglieder. Die Frauenquote liegt bei 10 Prozent. Das sind zum Teil Mütter, die ein typisches Trennungsvater-Schicksal erleiden, aber auch neue Lebenspartnerinnen und Großmütter. Der Verein hat sich in den ersten Jahren sehr positiv entwickelt, es wurde sehr begrüßt, dass sich Väter organisieren. Neben der Gründung des Bundesvereins sind in vielen Städten auch lokale Vereine entstanden. Dann kippte die Stimmung in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre. Da gab es sehr viele Leute, die hochgradig betroffen waren. Wir hatten zu viele Mitglieder, die mit ihrem eigenen Schicksal noch nicht so richtig durch waren und versuchten, ihre Wut über das, was ihnen und ihren Kindern zugemutet wird, in Vereinsarbeit umzusetzen. Das hat den Verein damals ziemlich zurückgeworfen. Und dann? Seit etwa 2005 ist der Verein wieder in einem ruhigeren, konstruktiveren Fahrwasser. Jetzt wird geguckt: Was können wir machen, wo brauchen wir mehr


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Zeit, an welche Themen sollten wir jetzt vielleicht noch nicht sofort ran? Wir merken die Wirkung unserer Arbeit z.B. an der wachsenden Akzeptanz durch die Medien. 2003 entschied das Bundesverfassungsgericht einen sehr wichtigen Fall zur gemeinsamen elterlichen Sorge. Damals wollten die Medien von uns Kontakte zu Trennungsvätern, um anschaulich darüber berichten zu können. Aber unsere Meinung war überhaupt nicht gefragt. Wir waren eigentlich nur Zulieferer für die Berichterstattung. Das hat sich inzwischen geändert. Wenn es was Neues gibt, wollen die Medien auch wissen, wie der Väteraufbruch darüber denkt. Dann können wir die Anfragen gar nicht alle bearbeiten. Wenn ein wichtiges Urteil oder eine wichtige politische Entscheidung gefällt wird, sind von uns rund zehn Leute im Einsatz, die parallel in ganz Deutschland Öffentlichkeitsarbeit machen. Es ist gut, dass wir inzwischen so viele Leute haben, die sich das zutrauen und die das auch gut machen. Was sind die politischen Ziele des Vereins? Unser Motto ist „Allen Kindern beide Eltern“ – das ist das Ideal, das wir verfolgen. Dass jedes Kind mit Mutter und Vater groß werden sollte, dass es Kontakt zu seinen beiden Eltern hat, auch wenn die Eltern kein Paar mehr sind. Daraus leiten sich unsere Ziele ab. Wir streben eine Gesetzgebung an, die gemeinsame Elternschaft fördert, nicht nur im Trennungsfall, sondern auch bei zusammenlebenden Eltern. Beispiel Elterngeld: Es ist zurzeit nur mit finanziellen Nachteilen möglich, dass berufstätige Eltern beide auf eine Halbtagsstelle reduzieren und dann wechselseitig arbeiten und ihr Kind betreuen. Beim Elterngeld hat man Einbußen, wenn man das so macht. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass das Teilelterngeld eingeführt wird. Welche Resonanz bekommen Sie aus der Politik? Immer mehr Zustimmung. Wir merken das zum einen an den Kontakten. Die Politik hat immer weniger Scheu, mit uns ins Gespräch einzusteigen. Ich glaube, es wird zunehmend klar, dass hier ein ganz großes Problem besteht. Es hängt damit zusammen, dass die demografischen Probleme nur gelöst werden können, wenn Eltern die Sicherheit geboten wird, dass sie Eltern bleiben, auch wenn es schwierig wird.

Die Missstände betreffen eine Vielzahl von Vätern und Kindern in Deutschland, wir reden über ein Massenphänomen. Ich selber, in den 1970er-Jahren bei meinem Vater aufgewachsen, wurde erst durch meinen ehemaligen Freund, der betroffen war, auf die problematische Lage aufmerksam. Wieso ist darüber in der Öffentlichkeit so wenig bekannt? Wann war das? 2003. Die Medienberichterstattung hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. Seit etwa 2005 gibt es mehr und mehr Berichte und es hat sich eine Menge bewegt. In Tageszeitungen, in politischen Magazinen, in verschiedenen Genres, im Tatort z.B., werden Trennungssituationen thematisiert, es gibt Politsendungen dazu, im letzten Jahr der Dokumentarfilm „Der entsorgte Vater“ von Douglas Wolfsperger. Auch in Talkshows ist es Thema. Wir waren mit unserem Verein schon fast in jeder größeren Talkshow. Welche Resonanz bekommen Sie aus der Öffentlichkeit? Es ist insgesamt sehr schwierig, sich gegen ein bestimmtes Bild durchzusetzen, das immer noch dominiert. Der Mainstream ist noch der Meinung, dass ein Kind vor allem seine Mutter braucht. Der Vater ist eine variable Größe. Gerade engagierten Vätern schlägt diese Haltung sehr stark entgegen, begleitet von einem Misstrauen, ob sich Väter überhaupt um ihre Kinder kümmern. Aber bei der Mutter, da ist man sich sicher. Das führt zu einer Diskriminierung von Vätern, gerade von denen, die mehr machen möchten. Das beste Beispiel ist bei nicht miteinander verheirateten Eltern, dass der im interview Vater in der Vergangenheit die gemeinRainer Sonnenberger  same Sorge mit der Mutter nur erhalten ist seit 2007 ehrenamtliches Vorstandsmitkonnte, wenn die Mutter das ausdrücklich glied des Vereins Väteraufbruch für Kinder, für den er insbesondere die Öffentlichkeitswollte. Inzwischen wird geguckt, ob der arbeit verantwortet. Der gebürtige Hamburger Vater sich in diese Sorge einklagen kann ist Ingenieur und lebt in Berlin. Er ist Vater von drei Kindern. oder ob er sie vielleicht sogar grundsätzWeitere Informationen lich mit der Vaterschaftsanerkennung ersonnenberger@vafk.de | www.vafk.de hält. Also, da wandelt sich etwas. Ich glaube, dass wir leider auch bei diesem Thema sehen werden, dass die Politik noch nicht so weit ist, dass sie dieses blütenweiße Mutterbild und das dun-


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kelgraue Vaterbild wirklich über Bord schmeißt. Das wird die Lösung dieser Reform stark beeinflussen. Alte Rollenmodelle sind im Umbruch. Heute ist die Variationsbreite groß, innerhalb der junge Eltern ihren eigenen Platz definieren müssen. Viele Menschen sind damit vielleicht auch überfordert. Stichwort neue Väter – und neue Mütter: Was ist Ihre Vision im Interesse der Kinder? Wir haben bei den Vätern noch das Problem, dass eine gewisse Vielfalt oder eine gewisse Freiheit, den eigenen Mix aus Familie und Beruf zusammenzustellen, sehr eingeschränkt ist. Da haben Mütter mehr Möglichkeiten. Die haben aber das Problem, dass sie im Beruf dann nicht so gut vorankommen. Der Benachteiligung von Müttern im Beruf auf der einen Seite entspricht auf der anderen Seite die Benachteiligung von Vätern in der Familie. Die Gretchenfrage lautet, wie hier in beide Richtungen ein Ausgleich geschaffen werden kann. In dem Moment, wo Vätern mehr Vatersein erlaubt wird, wäre ja das Problem der Frauen automatisch mitgelöst, weil sie dann eben nicht mehr schlechter dastehen. Das genau ist die Vision: Wir müssen zu einer anderen Rollenaufteilung kommen, damit Väter auch stärker in der Familie präsent sind. Sie sollen aus dem Beruf ja nicht komplett aussteigen – und Mütter sollten auch früher wieder arbeiten gehen können. Wir müssen eine Mischung finden, mit der beide Eltern gut leben können. Diese Ziele ergänzen sich nicht nur gegenseitig, sondern sind auch die beste Risikovorsorge: Wenn Mutter und Vater als engagierte Eltern beide berufstätig sind, haben sie auch im Trennungs-, Krankheitsoder Todesfall oder bei Problemen mit dem Kind bessere Chancen, die Situation zu bewältigen. Das ist das Modell der Zukunft. Auf Väterseite muss dafür gesorgt werden, dass sich hier mehr Gestaltungsspielräume eröffnen. An welcher Stelle gibt es zurzeit besonderen Bedarf? Wo könnten sich Stiftungen effektiv und nützlich einbringen? Es gibt einen extrem großen Bedarf an Beratung und wir brauchen eine Infrastruktur, die Vätern hilft, den Kontakt zu ihren Kindern aufrechtzuerhalten. Wenn die Mutter mit dem gemeinsamen Kind z.B. in eine an-

dere Stadt zieht und der Vater zu den Umgängen alle 14 Tage hinfahren muss, dann muss der Vater neben dem Unterhalt auch die Fahrt- und Übernachtungskosten tragen und alles organisieren. Hilfreich dafür wäre eine Kontaktbörse im Internet wie „Betten für Eltern“, die wir schon mal hatten. Es ist im Grunde eine einfache Sache – eine Kontaktbörse, wie es sie z.B. auch bei Mitfahrgelegenheiten gibt. Die müsste regelmäßig gepflegt und möglichst breit bekannt gemacht werden. Leider schlief die Aktion wieder ein, weil diejenigen, die das ehrenamtlich gemacht haben, weggingen. Ich bekam übrigens über diese Börse Kontakt mit einem Vater, der in Nürnberg lebt und sich seit fünf Jahren mit seiner in Hamburg lebenden Tochter in meinem Haus trifft. Er hat mir gerade geschrieben: „Ich bzw. wir wissen es sehr zu schätzen, das du uns einen Ort für unsere gemeinsamen Wochenenden gibst. Ohne dich wäre das in dieser Regelmäßigkeit nicht möglich. Danke! Danke! Danke!“ Das war ein Klick, der das Leben dieses Mädchens mit ihrem Vater verändert hat. Und das ist seitdem für alle Beteiligten einfach nur schön und erfreulich. Für solche Projekte mit Hebelwirkung brauchen wir eine Grundfinanzierung, um sie dauerhaft verlässlich anbieten zu können. Außerdem sind Schulungsangebote für die Ehrenamtlichen, die in der Beratung tätig sind, sehr wichtig. Wir bieten das jetzt schon an, aber da müssten wir noch viel mehr tun. Auch für die Öffentlichkeitsarbeit wäre es gut, wenn wir mehr Leute haben, die wissen, wie man z.B. eine Pressemitteilung schreibt. Schulungen führen ja auch immer dazu, dass sich die Aktiven untereinander kennenlernen und stärker vernetzen. Das ist wichtig. Wir sind ein bundesweit organisierter Verein. Wir halten nur zusammen, wenn es immer wieder Kristallisationspunkte gibt, wo wir uns treffen und eine Gemeinsamkeit entwickeln, die trägt. Was macht einen guten Vater aus? Dass er da ist. Dass er Zeit für seine Kinder hat und sich Zeit nimmt, Interesse an ihnen hat und sie begleitet. Den Vätern, die das ihren Kindern bieten können, muss die Möglichkeit dazu gegeben werden. Wir können uns nicht leisten, dieses riesige Potenzial zu verschwenden. Hier sind Stiftungen gefragt, um neue Wege zu eröffnen. « « «


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„Kinder stellen keinen Streitwert dar.“ Lobby für Trennungskinder: die Helmut Mader Stiftung

von Benita v. Behr » » » Seinen 60. Geburtstag nahm Helmut Mader zum Anlass, mit einem lange gehegten Vorhaben ernst zu machen: „Ich habe beschlossen, nicht zu feiern und stattdessen eine Stiftung zu gründen.“ Er wollte zu einem Problem aktiv werden, für das es noch keine Stiftung gab und das unterfördert war. Am Anfang stand die Idee, mit der Stiftung Väterrechte zu stärken. Mader ist selbst Vater eines Sohnes und einer Tochter, die heute erwachsen sind, und hat nach seiner Scheidung eine schwierige Zeit durchlebt. „Im ersten Satzungsentwurf war dieser Aspekt noch sehr stark betont“, erinnert er sich. „Aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr wurde mir klar, dass ich die Kinder in den Mittelpunkt des Stiftungszweckes stellen will. Trennungskinder haben keine Lobby. Wenn Eltern sich trennen, möchten sie die Familie auflösen. Kinder aber wünschen den Fortbestand der Familie. Diesen Zielkonflikt löst eine Neuorganisation anstelle der üblichen Desorganisation der Familie. Für das Kind besteht dann die Familie weiter, nur in anderer Form. Kinder brauchen beide Eltern – auch ihren außerhalb der bisherigen häuslichen Gemeinschaft lebenden Vater.“ Ausgehend von der Erkenntnis, dass sich in unserer Gesellschaft ein alternatives Familienverständnis etabliert hat und Scheidun-

gen inzwischen ein „anderer Normalfall“ sind, wollte er etwas dafür tun, dass die Interessen der Kinder gestärkt und ins Zentrum der Überlegungen gerückt werden – auf privater, rechtlicher und politischer Ebene. Der Stifter erläutert: „Das Umgangsrecht wird von dem Elternteil, bei dem das Kind lebt, oft unterlaufen als Mittel der Auseinandersetzung mit dem Ex-Partner. Es wird als Waffe eingesetzt – davon müssen wir wegkommen. Die Eltern müssen sich von ihren Eigeninteressen lösen, wenn es ums Sorgerecht geht. Ich wäre dafür, statt des Anwaltszwangs vor dem Familiengericht einen Mediationszwang einzuführen. Kinder stellen keinen Streitwert dar.“ Die 2002 errichtete Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main stattete er zunächst mit einer halben Million Euro Kapital aus. Seitdem hat er selber mehrmals zugestiftet, außerdem kommen Spenden aus dem Bekanntenkreis des ehemaligen Investmentbankers. Bald gingen die ersten Anträge ein, und Mader stellte fest, dass die notwendige Einzelfallprüfung von einem vierköpfigen ehrenamtlichen Vorstandsteam nicht zu leisten war. Daher fiel zunächst die Entscheidung für einen Makroansatz: Die Stiftung investierte in ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Wassilios Fthenakis, Professor für Entwicklungspsychologie und Anthropologie an der Freien Universität Bozen und langjähriger Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München. Die Ergebnisse erschienen 2008 im Verlag C.H. Beck unter dem Titel „Die Familie nach der Familie. Wissen und Hilfen bei Elterntrennung und neuen Beziehungen“. Das Buch richtet sich an alle Berufsgruppen, die mit getrennten und neu zusammengesetzten Familien arbeiten, bietet aber auch für Familien Hilfe zur Selbsthilfe. Nach der Forschungsförderung der ersten Jahre setzt die Stiftung nun auf die Kooperation mit Partnern, die die Einzelfallprüfung leisten können. Aktuell ist das die START-Stiftung, bei der die Helmut Mader Stiftung Schülerstipendien für zwei von Elterntrennung betroffene Jungen mit Migrationshintergrund übernommen hat. « « «

Benita v. Behr  ist Chefredakteurin der StiftungsWelt und leitet den Verlag des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.

Weitere Informationen www.mader-stiftung.de  Buchtipp Wassilios Fthenakis u.a.: Die Familie nach der Familie. Wissen und Hilfen bei Elterntrennung und neuen Beziehungen. Verlag C.H. Beck, München 2008. ISBN 978-3-406-56669-1. XXIII, 381 Seiten. 35,00 Euro


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Kämpfer für neue alte Werte Im Allgäu haben zwei Brüder eine Stiftung gegründet, die Großfamilien unterstützt. Eine Rückbesinnung auf alte Werte, die nicht von allen gern gesehen wird.

von Iris Rodriguez

» » » Das Idealbild einer Familie: Zufriedene Erwachsene sitzen um einen langen, reich gedeckten Tisch im Garten, Kinder springen umher, gutmütig nicken die Großeltern über die Albernheit der Kleinen. Jeder ist für jeden da, das Glück ist perfekt. Zumindest in der Werbung, die mit jenen Wunschbildern arbeitet, die sie in langen Marktforschungen aus der Bevölkerung herausgelöst hat. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Familien- oder gar Kinderfreundlichkeit sucht man in unserem Land oft vergeblich, jedes vierte Kind hat keine Geschwister, Großeltern leben weit weg und liebäugeln bestenfalls mit der nahe gelegenen Alten-WG. Und taucht doch mal eine Familie mit vielen Kindern auf, weckt dieser Reichtum eher Mitleid als Anerkennung. Zwei Brüder aus dem Allgäu haben Iris Rodriguez  sich diese gesellschaftliche Entwicklung ist Journalistin, Texterin und Mitbegründerin lange genug angesehen. Einen großen des Kommunikationsbüros „Robert – Kommunikation in Form“ mit Schwerpunkt StifTeil ihres Vermögens haben sie gestiftet, tungskommunikation. Nach ihrem Studium um kinderreiche Familien zu unterstützen. hat die Betriebswirtin viele Jahre in großen Agenturen gearbeitet, später als Journalistin Karl (63) und Jakob Immler (60), durch für namhafte Publikationen geschrieben. Ihre Immobiliengeschäfte wohlhabend geworErfahrungen fließen heute ein in ihre kleine Berliner Agentur. dene Geschäftsleute aus Isny, gründeten Kontakt die Immler Großfamilienstiftung – Lerodriguez@robert-buero.de bensfreude im Familienverbund. Weihwww.robert-buero.de nachten 2004 gaben sie ihrer Idee einen Weitere Informationen www.immler-grossfamilienstiftung.de konkreten Rahmen. Drei-GenerationenHäuser wollten sie bauen und für einen

Euro pro Monat an große Familien mit mindestens vier Kindern vermieten. Das Ziel: Bürgern eine Chance zu geben, im großen Familienbund aufzuwachsen und alt zu werden. Die Brüder hatten in ihrem Umfeld beobachtet, dass sich viele Normalverdiener trotz latentem Kinderwunsch nicht mehr als zwei Kinder leisten können. Die Immlers dachten sich: Wenn Familien für viele Jahre in unseren Häusern für praktisch kein Geld wohnen können, würden sie – neben vielen anderen Vorteilen – auch monetären Nutzen haben. Die über die Jahre ersparten Summen könnten die Familien anlegen und sich später, wenn die Kinder aus dem Haus sind, Eigentum zulegen. Da kämen nach 10 bis 15 Jahren mietfreier Zeit schnell knapp 100.000 Euro zusammen. Das klingt nach einer wirklich guten Idee, doch anfangs stießen sie damit auf einigen Widerstand in ihrer Heimat. Vielleicht, weil es Neider gab, die es nicht gern sehen, dass Bauernsöhne durch harte Arbeit und Entbehrung Millionäre werden. Vielleicht, weil die Brüder nie ein Blatt vor den Mund nehmen und ohne Wenn und Aber für ihre Wertvorstellungen kämpfen. Vielleicht aber auch, weil es Ängste gab, dass dieses Projekt einer „Asozialen-Siedlung“ Vorschub leisten würde, wie es mancherorts geäußert wurde. „Das waren zum Teil wirklich haltlose Vorwürfe, die da von Presseseite kamen“, erklärt Annkathrin Immler, Tochter von Karl und in der Stiftung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Auch sechs Jahre später erinnert sie sich noch an die Vorwürfe. „Mit ihrem Geld wollen sie uns ihre Werte aufdrücken“ hieß es, oder „Die zwingen uns ein Immlerleben auf“. Sogar von Gutsherrenart war die Rede. Hatten sich die Kritiker nie die Mühe gemacht, einfach mal Großfamilien zu fragen, was sie


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von dieser Idee halten? Und warum fehlte ihnen die Einsicht, dass niemand zum Einzug in die großzügig gestalteten, neuen Häuser gezwungen wird? Heute sind die Kritiker verstummt. Familien konnten in die Häuser einziehen, sind glücklich, und genießen das Miteinander, das nicht nur innerhalb der Hausgemeinschaft funktioniert, sondern auch häuserübergreifend mit den Nachbarfamilien. Manche Familien wie die Sonntags aus Durach empfinden den Einzug in das Haus „wie einen Sechser im Lotto“. Die Auflagen, die sie erfüllen mussten, um einziehen zu können, empfanden die Familien nicht als Zumutung, sondern selbstverständlich und nachvollziehbar. Schließlich hat jede Stiftung Förderungsgrundsätze, die erfüllt werden müssen. Nur Familien, die zum Zeitpunkt des Einzugs mindestens vier Kinder haben, dürfen sich bewerben. Sie sollten seit drei oder mehr

glauben. Wir tragen das ja als Familienmitglieder alle mit“, legt Annkathrin Immler ihren Standpunkt dar. Die stiftungsfreudigen Allgäuer glauben fest da­ran, dass sie mit ihrem Projekt etwas bewegen können. „Kein Mensch würde so viel Geld geben, wenn er nicht überzeugt wäre, dass es richtig und wichtig ist“, fasst die junge Frau aus Isny zusammen. Sie weiß, wovon sie spricht. Sie hat zwei Brüder und ihr Vater und ihr Onkel sind ebenfalls zwei von sieben. Schon früh haben die beiden gelernt, die Vorzüge von vielen Geschwistern zu schätzen. Gleichzeitig haben sie wohl auch in dieser Zeit ihr Durchsetzungsvermögen erworben. Sie glauben, dass in der Großfamilie die Kinder nicht zur Belastung werden. Die Großeltern zu Hause ermöglichen den Eltern ihre eigenen Interessen ein bisschen mehr auszuleben. Durch die Betreuung vor Ort können beide Elternteile (wenn

Jahren am Ort leben und/oder arbeiten, von zwei Senioren (es müssen nicht die „echten“ Großeltern sein), die in einer separaten Einliegerwohnung leben, begleitet werden, und die Familien müssen insgesamt im Monat 20 Stunden ehrenamtliche Tätigkeiten erfüllen. Ist das ein Aufzwingen von Werten? Annkathrin Immler kann solche Fragen nicht mehr hören. „Mein Vater und mein Onkel haben einen großen Betrag gestiftet, weil sie sich gesagt haben: Mehr als ein Schnitzel kann man nicht essen.“ Dieser Grund für stifterisches Engagement klingt ehrlich und bodenständig – und passt zum Bild der beiden schwergewichtigen Brüder, denen man die Liebe zum Schnitzel genauso abnimmt wie ihre Heimatverbundenheit. Das Stiftungskapital beläuft sich derzeit auf 13 Millionen Euro, die Brüder wollen weiter zustiften. „Unsere Familie gibt ihr Geld aus, weil wir an die Werte der Großfamilie

sie wollen) arbeiten gehen, ohne sich um ihre Kinder Sorgen machen zu müssen. Auch gemeinsame Hobbys werden dadurch möglich. Die Senioren wiederum können ihr Wissen und ihren Erfahrungsreichtum an die Kinder weitergeben und die Kinder profitieren davon. In einer Zeit, in der zudem immer höhere Anforderungen an Weiterbildung gestellt werden, können es sich gerade Frauen nicht mehr erlauben, drei bis vier Kinder zur Welt zu bringen und zu erziehen. Es kommt zur Entscheidung: entweder Familie oder Karriere. Ist aber eine Betreuungsmöglichkeit zu Hause präsent, so hat die Frau ganz andere Möglichkeiten. Kurz: Großfamilie ist eine Lebensform, von der jeder profitieren kann. Eigentlich schade, dass es erst mutiger Stifter bedarf, um sie öfter möglich zu machen. « « «


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Weltweit tätig, nachhaltig aktiv Die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie

von Daniela Kobelt Neuhaus

Daniela Kobelt Neuhaus  ist Vorstandsmitglied der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie. Sie zeichnet für die deutschen Bildungsinstitute, die Inlandsarbeit, die Öffentlichkeitsarbeit und das Personalwesen der Stiftung verantwortlich. Weitere Informationen d.kobeltneuhaus@ kkstiftung.de www.kkstiftung.de www.karlkuebelpreis.de

» » » Die Karl Kübel Stiftung stärkt Familien, Eltern und Kinder, indem sie sich für unterstützende gesellschaftliche, bildungs- und familienpolitische Rahmenbedingungen einsetzt. Die Stiftung gründet auf einer Kombination von unternehmerischem Handeln und sozialer Verantwortung: Ihr Stifter Karl Kübel (1909– 2006) baute eines der führenden europäischen Möbelunternehmen auf – die 3K-Werke. Lange bevor das Thema Familie die politische Agenda mitbestimmte, war er davon überzeugt, dass die Eltern-Kind-Beziehung das Leben entscheidend prägt. In stabilen Familien erkannte er nicht nur die Voraussetzung für eine optimale kindliche Entwicklung, sondern auch für eine zukunftsfähige Gesellschaft. 1973 verkaufte Karl Kübel seine 3K-Werke und brachte den Erlös von 36 Millionen Euro zusammen mit dem größten Teil seines Privatvermögens in die nach ihm benannte Stiftung ein. Diese hat heute 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verfügt über ein Stiftungsvermögen von rund 112 Millionen Euro und steuert ihre internationalen Aktivitäten von ihrem Sitz im südhessischen Bensheim. Prävention und Nachhaltigkeit als Grundprinzi­ pien » » » Die gemeinnützige Stiftungsarbeit gliedert sich in die Bereiche Bildung, Entwicklungszusammenarbeit und Inlandsprojekte. Das Odenwald-Institut in Hessen, das Felsenweg-Institut in Sachsen, das Osterberg-Institut in Schleswig-Holstein und ein Institut in Indien richten ihre Bildungsangebote an Fachpersonal für familienunterstützende und -begleitende Maßnahmen, an Führungskräfte und an Familien. Die Entwicklungszusammenarbeit betreut derzeit 44 Projekte in Indien, auf den Philippinen und im Kosovo und beteiligt sich beispielsweise am „weltwärts“-Freiwilligenprogramm der Bundesregierung. Ziel der Auslandsaktivitäten ist es, die Lebensverhältnisse benachteiligter Kinder und Familien aus besonders bedürftigen Bevölkerungsgruppen zu verbessern und ihre Selbstwirk-

samkeit zu stärken. Im Inland initiiert und begleitet die Stiftung nachhaltig präventive Projekte mit Multiplikationswirkung. Die Vorhaben werden zusammen mit Kooperationspartnern durchgeführt und sichern das Wohl jüngster Kinder durch die Stärkung ihrer Bezugspersonen, z.B. in Eltern-Kind-Gruppen oder Treffs für jugendliche Schwangere. Ein weiterer Fokus liegt auf verlässlichen, qualitativ hochwertigen Angeboten der Kindertagespflege und der frühkindlichen Bildung. In den nächsten Jahren soll in jedem Bundesland eine Modelleinrichtung begleitet werden, die sich am britischen „early excellence“-Konzept orientiert. Karl Kübel Preis » » » Der mit 50.000 Euro dotierte Karl Kübel Preis wird alljährlich zu einem Schwerpunktthema aus dem Bereich „Familie und frühe Kindheit“ verliehen. Das Preisthema 2011 lautet „Macht uns stark – Familien lernen Zukunft“. Die Stiftung unterstützt damit die UN-Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. « « «


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Seit 60 Jahren stark für Mütter Die Elly Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk

von Anne Schilling » » » Sabine ist 31 Jahre alt und hat zwei Kinder, 3 und 5 Jahre alt: „Ich fühlte mich für alles verantwortlich, wollte den Kindern die perfekte Mutter sein, den Haushalt im Griff haben und im Beruf meinen Kolleginnen und Kollegen in nichts nachstehen. Die Migräneanfälle häuften sich, Schlafstörungen traten auf, der Körper streikte – und ich kam nicht mehr zur Ruhe. Verzweifelt saß ich bei meiner Mutter in der Küche und wusste nicht mehr weiter. Sie legte mir eine Telefonnummer von einer Beratungsstelle beim Müttergenesungswerk hin: ‚Lass dir helfen‘, sagte sie. Das war der erste Schritt zur Besserung. In der Kurmaßnahme habe ich dann gelernt, Nein zu sagen, auf mich und meinen Körper zu hören. Und ich hatte endlich wieder Zeit für meine Kinder. Denn nur wenn es mir gut geht, geht’s auch den Kindern gut. Mama hatte wieder mal den richtigen Tipp für mich.“ Über 4 Millionen Müttern und Kindern konnte seit der Gründung des Müttergenesungswerkes (MGW) geholfen werden auf ihrem Weg zu neuer Gesundheit

und neuem Lebensmut. Elly Heuss-Knapp, Ehefrau des ersten Bundespräsidenten, gründete die Stiftung 1950 als Zusammenschluss von Arbeiterwohlfahrt, Paritätischem Wohlfahrtsverband, des Deutschen Roten Kreuzes, des Evangelischen Fachverbandes für Frauengesundheit e.V. und der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung e.V. Gemeinsames Ziel ist die Gesundheit und Gesund­ erhaltung von Müttern. Hierfür bietet das MGW stationäre Vorsorge und Rehabilitation für Mütter bzw. Mutter und Kind an. Die Mütter werden ganzheitlich und frauenspezifisch behandelt. Das Prinzip der therapeutischen Kette sorgt für nachhaltigen Gesundheitserfolg. Es umfasst die vorbereitende Beratung, die stationäre Vorsorge oder Rehabilitation sowie die anschließende Nacharbeit am Wohnort der Mütter. Die 84 vom Müttergenesungswerk anerkannten Mütter- und Mutter-Kind-Kliniken und 1.400 Beratungsstellen arbeiten gemeinsam für die Gesundheit der Mütter und ihrer Kinder. Die speziell auf die besonderen Anforderungen von Müttern ausgerichteten Angebote des MGWVerbundes sind einzigartig in Deutschland und Europa. Nach wie vor ist es aber auch Stiftungsaufgabe, sich für die Gesundheitsförderung von Müttern politisch und gesellschaftlich einzusetzen. So ist es z.B. ein Ergebnis des jahrelangen politischen Wirkens des MGW, dass Mütter- und Mutter-Kind-Kurmaßnahmen seit 2007 zu den Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung gehören. Um diese Ziele weiterhin verfolgen zu können, war und ist das Müttergenesungswerk auf Unterstützung angewiesen. Neben den Sammlungen, die Elly HeussKnapp schon im Gründungsjahr als wunderbare Motivation rund um den Muttertag ins Leben rief, ist die finanzielle Unterstützung durch andere Zuwendungsgeber essenziell für die Arbeit des MGW. Hiermit werden z.B. die Frauen unterstützt, die sich die gesetzliche Zuzahlung oder die Kurnebenkosten nicht leisten können. Außerdem können so Nachsorge und Aufklärungsarbeit gewährleistet werden. « « «

Anne Schilling  ist seit 2001 Geschäftsführerin der Elly HeussKnapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk. Weitere Informationen www.muettergenesungswerk.de info@muettergenesungswerk.de


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Lesefutter für Familien Die Leseförderungsprojekte der Stiftung Lesen

von Sabine Bonewitz

Sabine Bonewitz  arbeitet seit Juni 2006 als Pressesprecherin im Referat Familie und Kindertagesstätte der Stiftung Lesen. Außerdem leitet sie das Projekt Lesestart. Die gelernte Buchhändlerin ist Dipl.Sozialpädagogin (FH) mit dem Schwerpunkt Medien und war 16 Jahre als Redakteurin beim ZDF-Kinder- und Jugendprogramm tätig. Weitere Informationen sabine.bonewitz@ stiftunglesen.de www.stiftunglesen.de

» » » Das Vorlesen im Familienalltag zu verankern und positive Zugänge zur Welt der Bücher eröffnen, sind zwei zentrale Ziele der Leseförderungsarbeit der Stiftung Lesen. Dafür entwickelt die bundesweit tätige Organisation mit Sitz in Mainz seit mehr als 20 Jahren Projekte für unterschiedliche Altersgruppen. Erfolgreiche Leseförderung muss bei den familiären Gegebenheiten anknüpfen und dabei schon die Jüngsten im Blick haben. Gleichzeitig sollen die Angebote auch dem modernen Lebensalltag von Familien gerecht werden. Ob Surfen im Internet, Prüfen der Sonderangebote im Supermarkt, Blättern in der morgendlichen Tageszeitung oder vermehrt auch im I-Pad – ohne Lesen geht das alles nicht. Je früher Kinder diese Erfahrung machen und je selbstverständlicher sie mit Büchern, Zeitschriften und Zeitungen groß werden, umso leichter finden sie Zugang zu Geschriebenem und zum Lesen – einer unverzichtbaren Fertigkeit in unserer modernen Wissensgesellschaft. Die Stiftung Lesen setzt mit ihrer Leseförderung schon ganz früh an: Bereits Babys und Kleinkinder sollen ihren Möglichkeiten entsprechend in ihrer sprachlichen und geistigen Entwicklung gefördert werden. Darum hat die Stiftung Lesen im Mai 2008 gemeinsam mit vielen Unternehmen der Druck- und Papierbranche, mit Verlagen, Sozial- und Bibliotheksverbänden die bundesweit größte Sprachförderungsmaßnahme für Kleinkinder gestartet: „Lesestart – Die Lese-Initiative für Deutschland“. Bis Mai 2010 konnten im Rahmen dieser Maßnahmen bundesweit mehr als 800.000 Familien mit einem kostenlosen Lesestart-Set ausgestattet werden, das die Eltern bei teilnehmenden Kinderund Jugendärzten im Rahmen der U6-Vorsorgeuntersuchung erhielten. Seit Juni 2010 können interessierte Praxen und soziale Multiplikatoren die Lesestart-Sets nun kaufen. Die Riege der Förderer hatte sich verkleinert und somit können die Taschen mit einem Ravensburger Bilderbuch, Ratgebern und vielem mehr nicht mehr kostenlos abgegeben werden, bis neue Förde-

rer gefunden werden. „Wenn alle Bundesländer und der Bund selbst zur Finanzierung einer Lesestart-Vollversorgung beitragen, kann Lesestart auf lange Sicht ein nachhaltiges Bildungsangebot sein, von dem alle jungen Familien profitieren“, sagt Heinrich Kreibich, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen und Lesestart-Vorreiter der ersten Stunde. Seiner Beharrlichkeit

ist es zu verdanken, dass nach dem Vorbild des erfolgreichen britischen Bookstart-Modells nun auch in Deutschland ein Leseförderungskonzept an den Start gehen konnte, das Kleinkinder in den Mittelpunkt rückt. An diese allererste Leseförderungsmaßnahme der Stiftung Lesen knüpfen zahlreiche Projekte für Kinder im Kindergartenalter, für Grundschulkinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien, Väter, Tagesmütter und Erzieherinnen an. Mit dem bundesweiten Vorleseclub, der mittlerweile mehr als 9.000 Mitglieder zählt, und vielen generationenübergreifenden Projekten wird schließlich auch die Brücke zu den Erwachsenen und der älteren Generation geschlagen. Leseförderung ist eben eine ganzheitliche Aufgabe, die einen Menschen im besten Fall sein Leben lang begleitet. « « «


StiftungsWelt 04-2010 » » » Familie stärken! 33

Lernen, auf eigenen Beinen zu stehen Die Evangelische Stiftung Alsterdorf unterstützt Familien, Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen.

von Güde Lassen » » » Als ein modernes und vielseitiges, diakonisches Unternehmen bietet die Evangelische Stiftung Alsterdorf Beratung und Diagnostik, Wohnen und Assistenz, Bildung und Arbeit, Medizin, Pflege und Therapie für Menschen mit und ohne Behinderung an. Rund 5.000

Mitarbeitende gestalten täglich die breite Palette der Dienstleistungs- und Serviceangebote an mehr als 160 Standorten – verteilt über Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Ein Schwerpunkt der Stiftung und ihrer Tochtergesellschaften sind vielfältige Unterstützungs-, Beratungs- und Therapieangebote für Familien, Kinder und Jugendliche. Damit eine Familie die besonderen Anforderungen, die durch eine Behinderung entstehen, im Alltag meistern kann, braucht sie umfassende Unterstützung. Das Angebot „Servicewohnen“ der Stiftungstochter alsterdorf assistenz ost gGmbH stärkt Familien mit behinderten Kindern und begleitet Jugendliche mit Assistenzbedarf auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Rollstuhlgerechte Wohnungen sowie individuelle Beratung und Assistenz erleichtern das Leben, Freizeitpro-

gramme und Kurzreisen bringen Kinder und Jugendliche mit Gleichaltrigen zusammen. Für Menschen mit Assistenzbedarf, die Eltern werden, gibt es in Hamburg das Projekt Tandem. In den Wohnungen innerhalb dieser Hausgemeinschaft werden Eltern und Kinder individuell betreut, damit sie Stabilität für ihr Familienleben erfahren. Ziel ist es, den Kindern zu ermöglichen, mit ihren Eltern zusammenzuleben und ihre Entwicklung so zu unterstützen, dass sie unbeschwert die Welt entdecken und soziale Beziehungen aufbauen können. Dabei stärken wir ihr Selbstvertrauen und begleiten sie bei der Auseinandersetzung mit der Behinderung ihrer Eltern. Familien mit Kindern und Jugendlichen, die sich in besonders schwierigen Lebenslagen befinden und die für eine Veränderung ihrer Situation Unterstützung benötigen, bietet die alsterdorf assistenz west gGmbH sozialpädagogische Hilfe an. Den individuellen Umständen und Bedürfnissen angepasst erhalten die Menschen im familiären Rahmen und im direkten Lebensumfeld Hilfe. Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen und Behinderungen erhalten im Werner Otto Institut vielfältige Therapieangebote. Neben dem sozialpädiatrischen Zentrum beherbergt das Institut auch eine Eltern-Kind-Klinik, die gemeinschaftlich mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf betrieben wird. Hier werden Kinder gemeinsam mit Eltern und eventuell auch Geschwistern aufgenommen, wenn die ambulante Behandlung nicht ausreicht. Mit den Familien werden individuelle Lösungen gesucht, damit sie ihren Alltag im normalen Lebensumfeld wieder bewältigen können. Bundesweit einmalig ist die Möglichkeit, dass Mütter von entwicklungsverzögerten oder behinderten Kindern, die psychiatrische Behandlung benötigen, während des Klinikaufenthaltes ebenfalls eine Therapie erhalten. Das geschieht in enger Kooperation mit dem Fachbereich für Psychiatrie und Psychotherapie des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf. « « «

Güde Lassen  leitet seit Sommer 2010 den Bereich Kommunikation der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg. Zuletzt war die Kulturwissenschaftlerin beim Lebensmittelhersteller Kraft Foods Pressesprecherin und für die externe Kommunikation verantwortlich. Weitere Informationen  www.alsterdorf.de


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Es bleibt in der Familie Privatnützige Familienstiftungen in Deutschland

von Dr. Andreas Richter

Dr. Andreas Richter  ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht und Partner bei P+P Pöllath+Partners in Berlin. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten gehören die rechtliche und steuerliche Beratung von Familienunternehmen, privaten Großvermögen und Stiftungen. Er ist Beiratsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und leitet dort das Treffen der Familienstiftungen. Kontakt andreas.richter@pplaw.com

» » » Bei Familienstiftungen handelt es sich um eine Anwendungsform des allgemeinen Rechtsinstituts der Stiftung. Sie unterscheiden sich von anderen Stiftungsformen vorrangig durch ihren Stiftungszweck. Während etwa gemeinnützige Stiftungen Zwecke des Gemeinwohls verfolgen und kommunale Stiftungen der Erfüllung öffentlicher Aufgaben einer Gebietskörperschaft dienen, ist die Familienstiftung ganz oder teilweise den Interessen einer oder mehrerer bestimmter Familien gewidmet. Dabei sind es in den meisten Fällen keine steuerlichen Erwägungen, die die Wahl auf diese Rechtsform fallen lassen. Im Vordergrund stehen vielmehr zivilrechtliche oder, bei der unternehmensbezogenen Familienstiftung, wirtschaftliche Motive, die die Familienstiftung zu einer interessanten Gestaltungsmöglichkeit machen. In ihr können große Familienvermögen auf ­Dauer angelegt und es kann verhindert werden, dass Erbstreitereien oder die normale Erbfolge sie zersplittern. Das Stiftungsvermögen ist rechtlich selbstständig, an ihm gibt es keine Anteile im Rechtssinne. Die Verfügungs-, Stimm- und Kontrollrechte, die im normalen Erbgang die Erben erhalten würden, werden mit dem Stiftungsvermögen an die Stiftung übertragen und durch deren Organe wie den Vorstand als gesetzliche Vertreter der Stiftung und den Beirat als fakultatives Kontrollorgan ausgeübt. Satzungsmäßige Beschränkungen gewährleisten, dass die Destinatärstellung nur Familienmitgliedern eingeräumt werden kann. Die Unterstützung der Familienmitglieder erfolgt durch Zuwendungen aus den Erträgen des Stiftungsvermögens, die entweder voraussetzungslos nach einem festen Schlüssel oder aufgrund einer Ermessensentscheidung der Organe gewährt werden oder an Bedingungen, z.B. den Eintritt von Bedürftigkeit, geknüpft sind. Steuerlich ist die Familienstiftung weniger attraktiv. In ihrer laufenden Besteuerung unterliegt sie dem vollen Körperschaftsteuersatz, für Zustiftungen fällt

Erbschaft- oder Schenkungsteuer an, Leistungen an Destinatäre können als Kapitaleinkünfte der Abgeltungssteuer unterliegen. Zudem wird mit Blick auf die hinter der Stiftung stehende Familie mit ihrem natürlichen Erbgang alle 30 Jahre ein Erbgang zum Zwecke der Erbschaftsteuer fingiert. Spätestens seit Einführung dieser Erbersatzsteuer hat die Familienstiftung gegenüber anderen Rechtsformen keine grundlegenden Steuervorteile. Die damit überwiegend im Zivilrecht liegenden Vorteile machen sich derzeit in Deutschland geschätzt etwa 3 bis 5 Prozent der Stiftungen zunutze, womit die absolute Zahl der Familienstiftungen zwischen 500 und 700 liegen dürfte. Beim Bundesverband Deutscher Stiftungen sind etwa 300 Familienstiftungen bekannt, wobei das Spektrum von kleinen, vermögensverwaltenden Familienstiftungen mit nur wenigen Destinatären über Familienstiftungen mit Mehrheitsbeteiligungen an großen Unternehmen bis hin zu jahrhundertealten Familienstiftungen reicht, die über 1.000 potenzielle Begünstigte haben. Bekannte Beispiele für unternehmensverbundene Familienstiftungen sind die Peter Eckes- und Ludwig Eckes-Familienstiftung sowie die Anita-Thyssen-Familienstiftung. « « «


StiftungsWelt 04-2010 » » » Familie stärken! 35

Service » » » Familienstiftungen waren bisher weniger in der Öffentlichkeit zu finden, sodass dieser Bereich in den Statistiken etwas unterrepräsentiert war. Nach der bisherigen Unsicherheit lässt sich inzwischen doch sehr gut sagen, dass deren Anteil an der Gesamtzahl der rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts zwischen 4,2 Prozent und 4,4 Prozent liegt. Dazu trugen die Informationen der Stiftungsaufsichtsbehörden bei, die sich mit detaillierten Zahlen an der jährlichen Umfrage zu den Bestands- und Errichtungszahlen beteiligten. In seltenen Fällen mussten noch Schätzungen erfolgen, die auf der Grundlage der Datenbank des Bundesverbandes erfolgten. Wenn man in den Bundesländern die jeweiligen Anteile an der Gesamtzahl der Stiftungen betrachtet, fällt die unterschiedliche Verteilung auf. Bremen hat mit 8 Prozent den höchsten Anteil, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 6,3 Prozent. Die sonst bestätigte Erwartung, dass in den östlichen Bundesländern im Verhältnis weniger Famili224 200

130 98

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3 1300-99

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enstiftungen existieren, wird in diesem Fall nicht erfüllt. Das ist vor allem auf die aktiv betriebene Suche und Reaktivierung von Altstiftungen zurückzuführen. Es folgen Berlin mit 5,4 Prozent und Hamburg mit 5,2 Prozent. In der Grafik zur Verteilung der Familienstiftungen nach Errichtungszeiträumen ist zu sehen, dass auch die Errichtungszahlen von Familienstiftungen wachsen. Deren Anteil an der Gesamtzahl der Stiftungserrichtungen liegt aber weit unter dem Bestandsdurchschnitt. Zu den 130 Familienstiftungen muss man noch einige dazurechnen, die dem Bundesverband nicht bekannt sind oder bei denen keine Angabe zum Errichtungsjahr vorliegt. Bei insgesamt 8.767 Stiftungserrichtungen seit dem Jahr 2000 liegt der Anteil der Familienstiftungen zwischen 1,5 und 2 Prozent. Frank Schmidtke | Referent Datenbanken und Statistik im Bundesverband Deutscher Stiftungen

Zunahme der Errichtungen von Familienstiftungen in Deutschland Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Familienstiftungen nach Errichtungszeiträumen Angaben von 505 der ca. 730 Familienstiftungen, die heute noch existieren, waren auswertbar. Im Gegensatz zu den Säulen 1 bis 7 bezieht sich die letzte Säule nicht auf die Gründungen in einem Jahrhundert, sondern im letzten Jahrzehnt. Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen

Bestand von Familienstiftungen in Deutschland Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts (Stand: 31.12.2009)

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3*

730* insgesamt

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3

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5

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29 6 103

113

Anteil an allen Stiftungen: 4,2% bundesweit   < 2%  2,0–3,9%  4,0–5,9%  6,0–8,0% Die Zahlen beruhen auf Auskünften der Stiftungsaufsichtsbehörden. Wenn keine genauen Angaben zu erhalten waren, sind Schätzungen, gekennzeichnet mit (*), auf der Grundlage der Datenbank Deutscher Stiftungen erfolgt und die Zahlen ggf. aufgerundet worden. Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen


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neues aus der stiftungsszene

Stiftungen

Stiftungen

20 Jahre DBU Was als Vision im Bundesfinanzministerium begann, wurde zur größten Umweltstiftung weltweit – die DBU feiert ihr 20-jähriges Bestehen. » » » Der erste Arbeitstag fand im Wohnzimmer statt. An einem kühlen Märztag 1991 saß Dr. Fritz Brickwedde in seinen eigenen vier Wänden und schmiedete Pläne, wie er die neu gegründete Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) aufbauen könnte. „Alles musste gleichzeitig passieren: Büroräume organisieren, Personal rekrutieren, Projekte initiieren“ – mit leichter Wehmut in der Stimme denkt der DBUGeneralsekretär an die Anfangszeit der Stiftung zurück. Eine Zeit, die alles andere als geregelt, aber sehr spannend für den heute 62-Jährigen war. Die ersten Möbel stellte die Bundeswehr. Stephanie Kassing M.A.  „Und auch die Sekrestudierte Politikwissenschaft, Kommunitärin war zunächst nur kationswissenschaft und Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster geliehen“, sagt Bricksowie der Universitat Autònoma de Barcewedde und lacht. lona. Seit Mai 2009 ist sie Volontärin in der Pressestelle der Deutschen Bundesstiftung Heute – rund 20 Umwelt (DBU). Jahre später – ist die Weitere Informationen DBU zur größten Umwww.dbu.de weltstiftung weltweit

herangewachsen. Gearbeitet wird nicht mehr im Wohnzimmer, sondern in einem energiesparenden Ökobau in Osnabrück. Rund 100 Mitarbeiter sitzen hinter der futuristisch anmutenden Glasfassade und treiben das Ziel der Stiftung voran: Die Förderung innovativer Modell-Projekte zum Schutz der Umwelt. Und die Palette der Anträge ist breit: Ob Pflastersteine, die mit einer Spezialbeschichtung Schadstoffe aus der Luft filtern, Hanf, der als natürlicher Dämmstoff beim Häuslebau dient oder Theaterstücke, die Kindern die Idee der Nachhaltigkeit vermitteln – es sind Vorhaben aus der Umwelttechnik und -forschung, dem Naturund Kulturgüterschutz genauso wie der Umweltkommunikation und -bildung, die die Stiftung finanziell unterstützt. Die geistigen Väter der DBU sind Dr. Theo Waigel und Prof. Dr. Hans Tietmeyer. Kurz vor der Wiedervereinigung hatten der Bundesfinanzminister und sein Staatssekretär die Idee, eine Stiftung ins Leben zu rufen, die umweltscho-

nende Innovationen engagierter Forscher und mittelständischer Unternehmen fördert. Im Sommer 1990 war das Gesetz zur Gründung der Stiftung beschlossen. Das Kapital dafür kam aus dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG. Die Summe – rund 1,3 Milliarden Euro – hat die Stiftung bereits wieder erfolgreich investiert: In über 7.600 Projekte hat sie bislang mehr als 1,34 Milliarden Euro gesteckt. Etwa die Hälfte davon floss in den Mittelstand. Und aufgebraucht ist das Kapital dennoch nicht: Durch kluge Anlagepolitik beläuft es sich heute

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StiftungsWelt 04-2010 » » » Stiftungen

auf über 1,8 Milliarden Euro. Doch die DBU konzentriert sich nicht nur auf die reine Förderarbeit. Einmal im Jahr vergibt sie den Deutschen Umweltpreis, den mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas. Seit 1999 existiert zudem das Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK). Die gemeinnützige Tochter-GmbH trägt das Wissen über neue Innovation nach außen. „Denn was nützen uns neue Lösungen, wenn niemand davon erfährt“, so Brickwedde. Seit 2007 hat die DBU noch eine zweite Tochter: die DBU Naturerbe GmbH. Sie übernimmt vom Bund rund 46.000 Hektar wertvoller Flächen des Nationalen Naturerbes und sichert sie für die Zukunft. Bei den beiden Töchtern sind weitere 130 Mitarbeiter beschäftigt. Neben Forschung und Technik liege auf dem Nationalen Naturerbe künftig ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit, betont Brickwedde. Denn die Flächen seien nicht nur ein wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen und vom Aussterben bedrohte Tiere. Sie böten auch die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche für den Natur- und Umweltschutz zu begeistern – eine Aufgabe, die Brickwedde seit den Anfän-

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Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) » Aufgabe: Die DBU fördert innovative und modellhafte Projekte aus den Bereichen Umwelttechnik, Umweltforschung und Naturschutz sowie Umweltkommunikation und Kulturgüterschutz. » Gründung: Das Gesetz zur Errichtung der rechtsfähigen Stiftung bürgerlichen Rechts wurde im breiten politischen Konsens am 18.7.1990 erlassen. Die Geschäftsstelle arbeitet seit dem 1.3.1991. » Finanzierung: Das Stiftungskapital (des Bundes) stammt aus dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG: damals rund 1,3 Milliarden Euro, heute 1,8 Milliarden Euro. Die Erträge aus dem Vermögen stehen für Förderaufgaben zur Verfügung. » Geschäftsstelle: Sitz der Geschäftsstelle ist Osnabrück. Leiter der Geschäftsstelle und gleichzeitig Generalsekretär der Stiftung ist seit der Gründung Dr. Fritz Brickwedde, der von 2002 bis 2008 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen war und heute Ehrenmitglied ist. Bei der DBU und ihren beiden Tochter-GmbHs arbeiten insgesamt rund 230 Mitarbeiter. » Kuratorium: Das Kuratorium – bestehend aus 14 Mitgliedern und berufen von der Bundesregierung – ist der Vorstand der Stiftung und somit ihr wichtigstes Organ. Es übt Kontrollfunktionen aus und stimmt über wichtige Entscheidungen ab. Aktueller Kuratoriumsvorsitzender ist Hubert Weinzierl.

1 Das auf der Insel

Rügen liegende Naturerbe-Gebiet Prora gehört zu den insgesamt 33 bedeutsamen Liegenschaften, die die DBU Naturerbe GmbH in den nächsten Jahren sukzessiv vom Bund übernimmt. Besonders wertvoll sind hier die noch großflächig erhaltenen, alten Laubwaldbestände.

2 Auch mit seinem gen der Stiftung umtreibt. Drei Jahre wird er die nächsten Schritte der DBU noch leiten. Wo sieht er sie in der Zukunft? Der DBU-Generalse-

kretär schmunzelt: „Dann wird die Stiftung einen neuen Geschäftsführer haben, der eigene Akzente setzt.“ « « «

energiesparenden Verwaltungsgebäude setzt die DBU ein Zeichen für die Umwelt. Als die Bauarbeiten für den neuen Stiftungssitz 1993 begannen, wurde zum Beispiel erstmals in Deutschland RecyclingBeton im Hochbau verwendet.

3 Die Umwelt­technik

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zählt zu den zentralen Arbeitsschwerpunkten der DBU. Die diesjährigen Träger des Deutschen Umweltpreises, die Gründer der Firma Clean-Laser­systeme, Dr. Winfried Barkhausen (r.) und Edwin Büchter (2.v.r.), entwickelten eine umweltschonende Reinigungstechnik mittels Laser.


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Stiftungen

„Wir investieren in Köpfe“

Das Stiftungsmotto von Herbert Quandt ist heute aktueller denn je. Wie trägt man heute seine Idee weiter?

In diesem Jahr wäre Herbert Quandt 100 Jahre alt geworden und die BMW Stiftung Herbert Quandt, eine Unternehmensstiftung der BMW AG, feiert ihr 40-jähriges Bestehen. Anlass, das philanthropische Engagement der Familie Quandt einmal näher zu beleuchten. Zum Gespräch in Berlin trafen sich Markus Hipp, geschäftsführender Vorstand der BMW Stiftung Herbert Quandt, und Dr. Jörg Appelhans, kommissarischer Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung, mit unserer Autorin Iris Rodriguez.

StiftungsWelt: Herbert Quandt wird häufig als Jahrhundert­ unternehmer bezeichnet. Sie, Herr Dr. Appelhans, sind als enger Mitarbeiter der Familie Quandt sehr nah dran – was haben Sie über den Menschen Herbert Quandt erfahren? Appelhans: Bemerkenswert finde ich, dass er – aufgrund seines schon in jungen Jahren aufgetretenen schweren Augenleidens – ein unglaubliches akustisches und haptisches Wahrnehmungsvermögen entwickelt und in sein im interview Unternehmen eingeDr. Jörg Appelhans  bracht hat. Er hat z.B. ist Geschäftsführer der Consiqua GmbH die Modelllinien von und kommissarischer Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung mit Sitz in Bad Homburg. BMW im wahrsten SinEr glaubt an die Optimierbarkeit von ne ertastet und dagesellschaftlichen Strukturen – und an die Menschen, die bereit sind, kreativ, durch ganz entscheibeharrlich, innovativ und ideengetrieben dende Aspekte der an Veränderungen zu arbeiten. Die Kraft des sich neu Erfindens hält er für Unternehmen Designsprache beeingenauso wichtig wie für Gesellschaften. flusst, wie etwa die Langfristig erfolgreich werden seiner Meinung nach nur diejenigen sein, die zum typische BMW-Niere, permanenten Wandel bereit sind. die er als unverzicht-

bar wahrgenommen hatte. Außerdem besaß er die erstaunliche Fähigkeit, Menschen aufgrund ihrer Stimme einzuschätzen. Herbert Quandt hat Ende der fünfziger Jahre sein gesamtes Vermögen bereitgestellt, um BMW zu retten. Da hat er viel riskiert. Appelhans: Ja, das ist Unternehmertum at it’s best. Das Risiko hat er als innovativer, nach vorne gehender und veränderungsbereiter Mensch allein getragen. Wir haben den Geburtstag genutzt, um ihn wiederzuentdecken und uns zu fragen: Was ist das Erbe, zu dem er uns verpflichtet? Viele seiner Erkenntnisse sind hochaktuell: Z.B. findet man darin alle Leitsätze der modernen Führungsphilosophie antizipiert. Das ist genial. Herbert Quandt hat immer daran geglaubt, dass Menschen positiv verändern können. Es gibt heute drei Stiftungen der Familie Quandt sowie die BMW Stiftung Herbert Quandt. Haben diese Stiftungen eine gemeinsame

Philosophie oder einen übergeordneten Anspruch? Appelhans: Sie verfolgen alle eine Art Plattformstrategie. Das heißt, wir sind mit dem Ansatz unterwegs, Gespräche und Begegnungen zwischen Menschen zu ermöglichen, die sonst nicht zusammenkommen würden. Hipp: Wir möchten den Menschen aufzeigen: Ihr könnt euch qualifiziert für das Gemeinwohl und die Entwicklung unserer Gesellschaft einbringen. Ihr könnt verändern. Wir sind davon überzeugt, dass die komplexen Probleme unserer Zeit vor allem auch Führungskräfte brauchen, die nicht nur ein Handlungssystem und eine Handlungssprache kennen. Appelhans: Und deshalb geht es in allen genannten Stiftungen darum, veränderungsbereite Akteure aufzuspüren und zu unterstützen. Diese Menschen zu finden, ist manchmal sehr, sehr schwer. Hipp: Es ist aber auch interessant zu sehen, dass uns doch – trotz unterschiedlicher Satzungen – ganz viel verbindet. Das ist eine Art Genetik, die wohl vor allem Familienunternehmen haben. Denn die schauen: Wo geschehen Innovationen? Wir von der BMW Stiftung laufen daher wie Trüffelschweine durch die Republik und die ganze Welt, um zu finden, was funktioniert, damit es dann auch anderswo erfolgreich etabliert werden kann. Dafür machen wir uns stark.


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40 Jahre BMW Stiftung Herbert Quandt, 30 Jahre Herbert QuandtStiftung – wie haben sich die Stiftungen in den Jahrzehnten verändert? Appelhans: Die Stiftungen haben sich von den Unternehmen emanzipiert und agieren heute als eigenständige Organisationen mit eigenen Zielsetzungen, mit eigener Kultur und selbstständigem Management. Sie haben sich zu Gesprächs- und teilweise auch zu Projektpartnern für die Unternehmen entwickelt. Hipp: Das war vorher anders. Da hieß es: Wir Unternehmen verdienen das Geld und ihr gebt es aus für Soziales. Dazwischen war nicht viel. Das bricht auf. Die Kernaufgabe im Emanzipationsprozess, den Herr Dr. Appelhans beschreibt, lautet: Wie kriegt man unsere 40 Jahre alte Kernformulierung „moderne Gesellschaften brauchen einen Dialog zwischen den Sektoren“ auf die heutige Zeit aktualisiert? Appelhans: Dieser Emanzipationsprozess ist z.B. bei der BMW Stiftung Herbert Quandt von Herrn Hipp angestoßen worden. So wird die Wahrnehmung gestärkt, dass Stiftungen entwicklungsfähige, transformierbare Organismen und nicht etwa ein gesellschaftspolitisches Feigenblatt für die Unternehmen sind. Wir begreifen alle, dass wir heute nicht mehr auf das Modell Florence Nightingale setzen können, sondern die gesellschaftlichen Herausforderungen innovativ bewältigen müssen. Was ist der stifterische Beweggrund von Johanna Quandt, Stephan Quandt und Susanne Klatten? Woran glauben die Stifter Quandt?

Appelhans: Sie glauben auch daran, dass Menschen etwas verändern können. Dass es viele Menschen gibt, die ideengetrieben sind, denen aber die Plattform und das Netzwerk fehlen, um ihre Ideen umzusetzen. Das ist ein sehr positives Menschenbild der Familie. Frau Klatten hat einmal gesagt: Ich möchte Menschen unterstützen, die etwas unternehmen wollen. Genau das ist das Elementarteilchen des philanthropischen Engagements – ein Vertrauen in die Möglichkeiten des Einzelnen. Wenn er gestärkt wird, kann er etwas bewegen. Hipp: Was wir beobachten, sind neue, tastende Versuche wie z.B. soziale Geschäftsmodelle, in denen Menschen mit neuen Instrumenten und Herangehensweisen etwas ausprobieren. Es ist spannend, die Frage zu wecken: Wie kann ich neben meiner beruflichen Zuständigkeit und meinem privaten Interesse eine Rolle in der Gesellschaft spielen? Wenn sich Menschen diese Sinnfrage stellen, dann passiert viel Neues. Schauen sich die Quandts die Arbeit der Stiftungen vor Ort auch persönlich an? Appelhans: Ja, es ist den Familienmitgliedern ganz wichtig, auch in die Furche zu gehen. Das lässt sich nicht jeden Tag bewerkstelligen, aber sie sind in den Stiftungen präsent, bringen ihre Ideen ein, und so sind ihre Stiftungen Werkstätten, die auch die Ideen und Impulse der Familienmitglieder aufnehmen und dann entwickeln. Hipp: Wichtig ist, dass jede stifterische Persönlichkeit sich mit dem Engagement der Stiftung immer wieder vertraut macht, um nicht

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das Interesse zu verlieren. Denn eines ist klar: Es gibt nichts Bedauerlicheres als eine Stiftung, die das Interesse ihres Stifters verloren hat. Wie wird der philanthropische Geist von Herbert Quandt innerim interview halb der Familie weiMarkus Hipp  tergegeben? ist geschäftsführender Vorstand der BMW Appelhans: Herbert Stiftung Herbert Quandt mit Sitz in München und Berlin. Er glaubt daran, dass Europa in Quandts Leitsatz „Wir einem Wettbewerb der globalen Systeme gut wollen nicht in Steine, positioniert ist. Voraussetzung sei, dass sich das System immer wieder von innen heraus sondern in Köpfe inerneuert und dass pfiffigere Lösungen und vestieren“ wird von ih- kreative Ideen sich durchsetzen. Die Führungselite sollte ermächtigt werden, nicht nur nen mit Leben erfüllt in einem Bereich Führung zu übernehmen und glaubhaft weiterund gut zu sein, sondern ihre Kompetenz in andere Bereiche mit einzubringen. getragen. Es gibt mit der Consiqua eine eigene Gesellschaft, die die philanthropischen Aktivitäten der Familie begleitet und auf eine professionelle Ebene hebt. Vielleicht hätte Herbert Quandt das heute genauso gemacht, denn er war zeitlebens sehr daran interessiert, dass unternehmerisch gestiftet wird. Philanthropie sollte seiner Meinung nach nicht nur eine Garnitur des Unternehmens sein, sondern zum Selbstverständnis des Unternehmertums dazugehören. « « « Interview: Iris Rodriguez | rodriguez@ robert-buero.de


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Stiftungen

Jung stiften! Frischer Wind im Stiftungswesen (Teil 2)

Den ersten Teil dieser dreiteiligen Serie finden Sie in der StiftungsWelt 03-2010 auf S. 38. Der letzte Teil folgt in der StiftungsWelt 01-2011. » » » Für junge Stifter, die nicht früh geerbt haben oder durch eine Sportlerkarriere zu Geld gekommen sind, sind Gemeinschaftsstiftungen attraktiv. Damit lässt sich nebenbei auch der Berufseinstieg vorbereiten, denn zielgerichtetes Engagement schmückt jeden Lebenslauf. Umgekehrt entdecken immer mehr Stiftungen sie als Zielgruppe – nicht zuletzt, weil generationenübergreifendes Engagement einfach Spaß macht. Seit 2009 gibt es z.B. unter dem Dach der Bürgerstiftung Stuttgart den Initiativkreis Junge Stifter, der sich im Sommer 2010 zum zweiten Mal getroffen hat. Seit dem ersten Treffen hat sich die Gruppe auf 40 Personen verdoppelt. Sie hat für ein konkretes Projekt, den „Kindertaler“, gestiftet. Auch unter dem Dach der Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau ist eine Gruppe junger Stifter aktiv, die sich im Sommer 2010 erstmals traf und eine eigene Facebook-Seite unterhält. Zielgruppe sind Europäer bis 35 Jahre. Mit einer Zustiftung in Höhe von 150 Euro ist man dabei. Das nächste Treffen ist für Februar 2011 geplant. Die Vorreiterin im Feld junger Stifter war die 2002 gegründete Stiftung Schüler Helfen Leben. Ihr Kapital stammt aus Einnahmen, die beim Sozialen Tag gene-

riert werden, den der Verein Schüler Helfen Leben ausrichtet. Dabei arbeiten Schüler bundesweit einen Tag lang und spenden ihren Arbeitslohn: 40 Prozent davon fließen direkt in Förderprojekte, dieselbe Summe vergrößert jährlich das Stiftungskapital, 10 Prozent werden für die Organisation benötigt. Bei zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro Einnahmen aus dem Sozialen Tag sind das immerhin 600.000 bis 800.000 Euro jährlich, um die das Stiftungskapital wächst – ein geniales Modell. Verein und Stiftung haben für ihr Engagement schon eine Reihe von Preisen bekommen, u.a. den Sonderpreis der Manfred-Lautenschläger-Stiftung im Rahmen der Feri Stiftungspreisverleihung 2009. Zwei Jahre früher ging dieser an die Treuhandstiftung „unternehmen selbst!beteiligen. Studentenstiftung Dresden“, die Studierende 2005 unter dem Dach der Bürgerstiftung Dresden errichtet hatten. Alle diese Stiftungen setzen auf die Kraft der Gemeinschaft und halten die monetäre Einstiegsschwelle niedrig. Stifter werden kann man mit einem finanziellen Einsatz, der eigentlich eher die Höhe einer Spende hat – nur dass es dem Stiftungskapital zugute kommt. Dass das Geld eben nicht sofort ausgegeben wird, sondern

langfristig wirkt, scheint auf die jungen Engagierten einen speziellen Reiz auszuüben. Der prominenteste Typus des jungen Stifters ist der des erfolgreichen Profi-Sportlers. Profi-Sportler bekommen sehr früh im Leben extreme Chancen. Zugleich wird von ihnen bedingungsloser Einsatz gefordert. Wenn für andere die Karriere losgeht, neigt sich ihre erste Karriere dem Ende zu. Dann gilt es, neue Ziele und Betätigungsfelder zu finden – z.B. das Engagement in einer Stiftung, für die sich auch die Prominenz für eine gute Sache einsetzen lässt: Die ist auf der Einnahmenseite mindestens so viel Wert wie das Stiftungskapital. Mittlerweile haben viele Fußballer Stiftungen errichtet (siehe SW 01-2010, S. 12–19). Unter den Tennisspielern engagieren sich Michael Stich (siehe SW 02-2010, S. 38 und 58), Steffi Graf und Boris Becker mit einer eigenen Stiftung. Als stiftende Schwimmerin ist Sandra Völker Vorreiterin (siehe Porträt in Vera Bloe­mer: Stifterinnen. Frauen erzählen von ihrem Engagement. Bundesverband Deutscher StiftunBvB gen, Berlin 2010). « « «


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Nachgefragt: Anja Böllhoff StiftungsWelt: Wie kamen Sie das erste Mal mit dem Thema Stiftungen in Berührung? Anja Böllhoff: Zunächst als Mitarbeiterin im Fundraising der Caritas in Linz. Mein Umzug nach Bielefeld fiel in die Zeit, als nach dem Vorbild der „Community Foundations“ in Gütersloh die erste deutsche Bürgerstiftung gegründet wurde. Der Kontakt zu den Akteuren hat, als ich Vorstandsmitglied des Vereins Pro Bielefeld wurde, in mir und im Verein den Gedanken keimen lassen, dass eine Bürgerstiftung auch für Bielefeld Chancen eröffnen könnte. Sind Sie Gründungsstifterin der Bielefelder Bürgerstiftung oder kamen Sie später dazu? Als Vorstandsmitglied des Vereins Pro Bielefeld war ich Mitorganisatorin des ersten Bielefelder Stiftertages im November 2001, der das öffentliche Interesse an einer Bürgerstiftung in Bielefeld geweckt hat. In den Folgemonaten durfte

ich mit anderen Interessierten in einem zehnköpfigen Initiativkreis die Gründung der Bielefelder Bürgerstiftung vorbereiten und zehn Monate später zur Gründungsveranstaltung einladen – selbstverständlich dann auch als Gründungsstifterin zusammen mit meinem Mann. Was macht Ihnen am meisten Spaß bei der Stiftungsarbeit? Menschen zusammenzubringen, die aus den unterschiedlichsten Gründen und mit ihren Kompetenzen für Bielefeld etwas bewegen wollen und dabei festzustellen, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Ihre Erfolgsrezepte? Das Gespräch mit anderen suchen und kooperativ statt konkurrierend gestalten. Woraus schöpfen Sie Motivation? Aus den Begegnungen mit anderen Menschen in meinem familiären

Bielefelder Bürgerstiftung 74 Bielefelder gründeten 2001 die Bielefelder Bürgerstiftung mit einem Kapital von 174.000 Euro. Inzwischen stehen über 200 Bürgerinnen und Bürger hinter der Stiftung, die ein Vermögen von knapp 2 Millionen Euro verwaltet (inkl. Treuhandvermögen). Die Stiftung möchte als Netzwerk von engagierten Bürgern und Initiativen Projekte in verschiedensten Bereichen des städtischen Lebens initiieren, fördern und koordinieren. Die Zwecke reichen von Bildung und Erziehung über Jugend- und Altenhilfe, Gesundheit, Kunst und Kultur bis hin zur Hilfe für Bedürftige. „Bildungschancen für alle“ und „Förderung von Bildung“ sind die aktuellen Herausforderungen, denen sich die Bielefelder Bürgerstiftung stellt. Exemplarisch hierfür stehen Projekte wie „Kein Schulkind ohne Mittagessen“, „Allergie und Schule – was juckt mich das“, „START“, „Kunst ist Klasse“ oder „Musik im Kindergarten“.

und beruflichen Umfeld sowie aus Reisen. Was beflügelt Ihre Kreativität? Die tiefe Überzeugung, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt – selbstredend, dass manche persönlichen Schicksalsschläge und Krankheiten ausgenommen sind.

im interview Anja Böllhoff  ist seit 2001 Vorsitzende des Vorstands der Bielefelder Bürgerstiftung und seit dem 1. Oktober 2010 Regionalkuratorin der Initiative Bürgerstiftungen in Nordrhein-Westfalen. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach als Marketingspezialistin bei der Citibank und im Spendenmarketing der Caritas der Diözese Linz. Seit 1996 engagiert sich die Kauffrau ehrenamtlich im Vorstand des Vereins Pro Bielefeld e.V., wo sie u.a. für die Bielefelder Stiftungsinitiative, die Organisation des ersten Bielefelder Stiftertages und das Handbuch Bielefelder Stiftungen verantwortlich war. Anja Böllhoff ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.

Sie sind seit Herbst Regionalkuratorin der Initiative Bürgerstiftungen. Was ist dabei Ihre Motivation? Es macht mir große Freude, Bürgerstiftungsakteure aus anWeitere Informationen deren Städten kenwww.bielefelder-buergerstiftung.de nenzulernen. Jeder Kontakt erweitert auch meinen Horizont. Ich freue mich, meine Erfahrungen einzubringen und gleichzeitig etwas für uns mitzunehmen. Außerdem ist es schön, daran mitzuwirken, dass das Bürgerstiftungswesen in Deutschland sich weiterentwickelt. Ihre drei besten Tipps für Bürgerstifter? Unterschiedliche Akteure in der Stadt an einen Tisch holen. Kooperation statt Konkurrenz. Transparenz statt Verschlossenheit. « « « Fragen: BvB


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Internationales

Vom „Ob“ zum „Wie“ Durch Projekttransfer breite gesellschaftliche Wirkung erzielen (Teil 2)

Dritter Schritt: Breite Wirkung als gemeinsame Verantwortung » » » Wir müssen anerkennen, dass es nicht die alleinige Aufgabe von gemeinnützigen Organisationen sein kann, umfassend und nachhaltig zu wirken. Vielmehr sind wir hier alle gefragt. Gute Lösungen erfordern die Mitarbeit zahlreicher Akteure in vielen Bereichen. Soziale und ökologische Probleme haben ihren Ursprung in der Regel in Verhaltensweisen und Normen oder auch in Institutionen, sozialen StruktuDen ersten Teil dieses Artikels finden Sie in ren und politischen der StiftungsWelt 03-2010 auf S. 40 ff. Prozessen. Zwar können gemeinnützige Akteure hier innerhalb ihres Verantwortungsbereichs eine wichtige Rolle spielen – z.B. als Erneuerer, Beschleuniger und Visionär oder als Wegbereiter von Bündnissen –, doch darf man ihnen die Verantwortung für den Erfolg ihrer Innovationen nicht allein zuschieben. Etwaige Misserfolge sind ebenso sehr auch als Scheitern der Gesellschaft zu betrachten, in der der Sozialunternehmer operiert. Wenn es unserer Gesellschaft nicht gelingt, die Innovationskraft und das Know-how von sozialen Unternehmern in gesellschaftlichen Fortschritt umzumünzen, so weist dies auf Mängel in unseren Institutionen und Schwächen in der Politik hin. So ist Dorothy Stonemans „YouthBuild“ im Grunde ein

schlagkräftiges Programm, das Highschool-Abbrechern Bildung und Berufskompetenzen vermitteln soll. Doch dass es ihr nicht gelingt, jeden interessierten jungen Menschen in den USA zu erreichen, ist nicht nur ihr eigenes Problem. Es ist auch das Problem aller Amerikaner. Warum verbreiten sich in der US-amerikanischen Gesellschaft effektive soziale Innovationen nicht so weit, dass sie alle Menschen erreichen, die von ihnen profitieren könnten? Dieses Scheitern ist unser Scheitern und der Verlust ist unser Verlust. Viele Länder bemühen sich, ein günstiges Umfeld für gewinnorien­ tierte Unternehmen zu schaffen. Aber nur wenige haben entsprechende Überlegungen für gemeinnützige Unternehmen angestellt.

Der Erfolg von Gesellschaften mit florierendem Unternehmertum ist aber in hohem Maß auch darauf zurückzuführen, dass es eine geeignete unterstützende Infrastruktur gibt – z.B. mit gezielten Finanzdienstleistungen, Beratungsleistungen oder guten Ausbildungs­ voraussetzungen – sowie eine Kultur der Bestärkung und günstigere gesetzgeberische Rahmenbedingungen und Regulierungsmechanismen. Die Infrastrukturen jedoch, die gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen und traditionelle Non-Profit-Organisationen erfolgreich machen, sind nicht notwendigerweise auch auf die Bedürfnisse gemeinnütziger Unternehmer ausgerichtet. Weder die K ­ apitalmärkte und Finanzins­ trumente noch die Leistungskenn-

Zu diesem Artikel Der Bundesverband Deutscher Stiftungen und die Bertelsmann Stiftung untersuchen im Rahmen des Projekts Effektn Methoden, um gute Lösungsansätze von Projekttransfer erfolgreich zu verbreiten und dadurch deren Wirkung zu erhöhen. Damit greifen sie ein Thema auf, das in Deutschland noch eher in den Kinderschuhen steckt, während es, insbesondere in den USA und Großbritannien, bereits weiter verbreitet ist. Prof. J. Gregory Dees, Autor des amerikanischen Originalartikels, gilt als einer der international führenden Experten zu den Themen Projekttransfer und soziales Unternehmertum. Dies ist der zweite Teil des erstmals unter http://whatmatters.mckinseydigital.com/social_entrepreneurs/creating-large-scale-changenot-can-buthow- publizierten Aufsatzes. Den ersten Teil der deutschen Übersetzung finden Sie in der StiftungsWelt 03-2010, S. 40 ff.


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zahlen für Sozialunternehmer sind hinreichend entwickelt. In einigen Ländern beginnen Bildungseinrichtungen gerade erst damit, sich für soziales Unternehmertum zu interessieren, aber das Angebot an Fachkräften ist nach wie vor eher gering. In vielen Fällen entsprechen auch die Rechts- und Besteuerungsvorgaben nicht den von Sozialunternehmern häufig genutzten hybriden Strukturen. Selbst eine so erfolgreiche Organisation wie BRAC sieht sich daher dazu gezwungen, wegen steuerlicher Fragen vor den Obersten Gerichtshof von Bangladesch zu ziehen. Noch dazu werden in vielen Kulturen Sozialunter­ nehmer mit purer Mildtätigkeit in einen Topf geworfen. Auf diese Weise lässt sich kaum die passende Unterstützung dafür finden, Prob­leme ernsthaft anzugehen und Fähigkeiten zu entwickeln, die Sozial­unternehmer und gemeinnützige Projekte benötigen. Angesichts der mangelnden ins­titutionellen und gesellschaftlichen Unterstützung, die sich speziell an den Erfordernissen von Sozialunternehmern ausrichtet oder ihnen hilft, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, ist es wirklich erstaun-

lich, dass sie überhaupt schon so viel erreicht haben. Bei der Suche nach konstruktiven Lösungen sollten wir also die Infrastruktur sowie das kulturelle und politische Umfeld berücksichtigen, in dem gemeinnützige Unternehmen agieren. Denn ihr Erfolg ist für uns alle wichtig. Und viele von uns gestalten die Bedingungen mit, die dafür entscheidend sind, ob und wie sich dieser Erfolg erreichen lässt. Es wäre daher unklug, Sozialunternehmer allein für ihren Erfolg sorgen zu lassen. Wenn wir uns also fragen, wie bessere Skalierungseffekte erreicht werden können, sollten wir auch überlegen, inwieweit andere Akteure zu den Bedingungen beitragen. Hieran haben z.B. auch Regierungen, multilaterale Hilfsorganisationen, Stiftungen, Spender, Förderer, Finanzdienstleister, Universitäten, Berater, Wirtschaftsunternehmen sowie die Medien ihren Anteil. Allgemein formuliert stellt sich die Frage, wie wir ein System schaffen können, das den gesellschaftlichen Gewinn des sozialen Unternehmertums zu optimieren vermag. Und jeder Einzelne sollte sich die Frage stellen, was er dazu beitragen kann, genau diese

Kanzlei Jackwerth

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Veränderungen herbeizuführen. Wenn wir dies alles beherzigen, können wir eine konstruktivere, zielgerichtetere Diskussion darüber führen, wie soziale Unternehmen möglichst viel bewirken. « « « Prof. J. Gregory Dees  ist Professor of the Practice of Social Entrepreneurship and Nonprofit Management und Gründungsdirektor des Center for the Advancement of Social Entrepreneurship an der Fuqua School of Business der Duke University in Durham, North Carolina, USA. Zu seinen Schwerpunkten gehören die Themengebiete Social Entrepreneurship, Nonprofit Management, Philanthropie und die Bezüge zwischen Ethik und Ökonomie. Prof. Dees gilt als einer der weltweit führenden Experten zu den Themen Projekttransfer und soziales Unternehmertum. Weitere Informationen www.stiftungen.org/projekttransfer www.caseatduke.org

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neuigkeiten

PERSONALIA KURT GRAULICH Der Bauunternehmer Kurt Graulich wurde von der Taunus Sparkasse mit dem mit 5.000 Euro dotierten Bürgerpreis ausgezeichnet. Der Preis wird in vier Kategorien vergeben und ehrt Menschen, Unternehmen und Projekte der Taunus-Region, die sich für Menschen einsetzen und Benachteiligten Chancen zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben eröffnen. Graulich gründete 1995 eine Stiftung, die Menschen, die in Not geraten sind, schnelle und unbürokratische Hilfe leistet. Die Stiftung unterstützt Einzelpersonen und soziale Projekte. Seit Bestehen förderte die Stiftung mit rund 700.000 Euro. SUSANN GRÜNWALD-ASCHENBRENNER Für ihre Verdienste um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche hat die Stifterin Susann Grünwald-Aschenbrenner von Bundes-

präsident Christian Wulff das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Die Ehrung geht auf einen Vorschlag von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen zurück, die den Orden am 14. Dezember in Berlin überreichen wird. Grünwald-Aschenbrenner ist Initiatorin und Vorsitzende der

Stiftung Mittagskinder, die in Hamburg zwei Einrichtungen betreibt, in denen mehr als 200 Kinder unentgeltlich sozialpädagogisch betreut und mit gesunden Mahlzeiten versorgt werden. Eine weitere Ehrung erhielt die Stiftung mit der Ernennung zum „Ausgewählten Ort 2010 im Land der Ideen“ am 16. Oktober. HEINRICH KREIBICH Heinrich Kreibich, der langjährige Geschäftsführer der Stiftung Lesen, scheidet mit 59 Jahren zum 1. Februar 2011 aus dem Dienst der Stiftung aus. Es ist sein Wunsch, sich mit Vollendung des 60. Lebensjahres anderen Lebenszielen zuzuwenden. Als einer der führenden Fundraising-Manager in Deutschland hatte er in den letzten 15 Jahren rund 50 Millionen Euro für die Stiftung und deren Leseförderungsprojekte eingeworben. Nachfolgen wird ihm eine dreiköpfige Geschäftsführung: Dr. Jörg Maas als Hauptgeschäftsführer, Sabine Uehlein als Geschäftsführerin Programme und Projekte sowie Johannes Altschäfl als kaufmännischer Geschäftsführer. PHILIP KURZ Neuer Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung wird der 41-jährige Philip Kurz. Sein Vorgänger Georg Adlbert ist seit August im Ruhestand. Der studierte Architekt und

Immobilienökonom Kurz wird zukünftig alle Belange der Stiftung vertreten, die ihren Arbeitsschwerpunkt im Bereich des Planens, Bauens und Wohnens hat. Aktuell wurde am 28. Oktober der mit 15.000 Euro dotierte Gestaltungspreis des Architekturwettbewerbs „Neues Wohnen in der Stadt“ verliehen. Ausgezeichnet wurden die Planungsgemeinschaft Braunger Wörtz Architekten und Rapp Architekten aus Ulm für den beispielhaften Umbau vorhandener Gebäudesubstanzen als ein wesentliches Zukunftsthema beim Wohnen in der Stadt.

NEUERRICHTUNGEN DEUTSCHE HOSPIZ- UND PALLIATIVSTIFTUNG Im Rahmen einer Festveranstaltung zum Welthospiztag am 8. Oktober wurde in Berlin die neugegründete Deutsche Hospiz- und PalliativStiftung vorgestellt. Dr. Birgit Weihrauch, Vorsitzende der Stiftung, nahm die Gründungsurkunde von Monika Helbig, Staatsse-


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kretärin und Beauftragte für das bürgerschaftliche Engagement des Landes Berlin, entgegen. Die Stiftung soll den weiteren Aus- und Aufbau der Hospiz- und Palliativversorgung unterstützen. Eine wesentliche Aufgabe wird es sein, im Rahmen einer Hospiz- und Palliativ-Akademie die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken und Information und Fortbildung für die zahlreichen Akteure in der Hospizund Palliativarbeit anzubieten. Schirmherrin der Stiftung ist Gesundheitsministerin a.D. Ulla Schmidt. GENOSSENSCHAFTSSTIFTUNG Am 5. Oktober stellte sich in Hannover die neugegründete Genossenschaftsstiftung vor. Ziel der Stiftung ist es, Impulse für nachhaltige Entwicklungen im Bereich kooperativer Wirtschafts-

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und Sozialformen zu geben und als Plattform für regionale Aktivitäten mit kooperativem Charakter zu dienen. Die ersten beiden mit 50.000 Euro geförderten Projekte sind ein Ideenwettbewerb für nachhaltige Schülerfirmen und Genossenschaften in Niedersachsen sowie ein Fachkongress zur kommunalen Kooperation in Hessen. MITMENSCHLICHKEIT Das Diakonische Werk Hamburg hat im Oktober die Stiftung MitMenschlichkeit gegründet. Grundstock ist das Vermächtnis des Hamburger Unternehmers Hermann Haltermann in Höhe von 500.000 Euro. Die Stiftung unterstützt arme Kinder und Familien, fördert Projekte für demenzkranke Menschen und bekämpft Armut. Ein erster Förderpreis in Höhe von 12.000 Euro wurde an die Kindertagesstätten in Hamburg-Altona und Eimsbüttel für die Einrichtung von flexiblen Öffnungszeiten vergeben. Alleinerziehende Mütter und Väter mit geringem Einkommen können hier für ihre Kinder zusätzliche Betreuungszeiten in den Abendstunden

oder am Wochenende erhalten, um an Bildungskursen und Kulturveranstaltungen teilzunehmen. Damit soll einer drohenden Isolation der Eltern vorgebeugt werden.

neuigkeiten

STIFTUNG STUTTGARTER HYMNUS-CHORKNABEN Im Oktober 2010 wurde die Stiftung Stuttgarter Hymnus-Chorknaben gegründet, die den traditionsreichen Knabenchor langfristig finanziell absichern soll. Neben vielen Einzelstiftern ist der Stuttgarter Architekt Rolf Mühleisen Hauptinitiator der Stiftungsgründung, die über ein Kapital von

200.000 Euro verfügt. Der vor 110 Jahren gegründete Chor besteht aus fast 200 Jungen und jungen Männern, die – bisher größtenteils vom Evangelischen Kirchenkreis Stuttgart getragen – geistliche Vokalmusik vom Frühbarock bis zur Gegenwart singen.

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neuigkeiten

PREISVERLEIHUNGEN

mit der Universität Oldenburg hat die Stiftung am 30. November zum sechsten Mal den Klaus-von-Klitzing-Preis für engagierte Lehrerper-

EWE STIFTUNG Am 22. Oktober hat die EWE Stiftung in Kooperation mit der Universität Oldenburg den mit 10.000 Euro dotierten Helene-Lange-Preis für herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen in MINT-Fächern (Fachgebiete Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vergeben. Der erste Preis ging an die Physikerin Prof. Sarah Köster. Zwei zweite Preise erhielten Prof. Dr. Hannah Markwig und Dr. Dai Zhang. Ebenfalls in Kooperation

sönlichkeiten in naturwissenschaftlichen Fächern verliehen. Der Namensgeber und Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing übergab den mit 15.000 Euro dotierten Preis persönlich.

Gerda Henkel Stiftung Die Berliner Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Krämer ist am 8. November in Düsseldorf mit dem Gerda Henkel Preis 2010 ausgezeichnet worden. In der Kunstsammlung NRW-K21 begrüßte Dr. Michael Hanssler, Vorsitzender des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, die rund 300 Gäste. Nach einem Bericht des


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Vorsitzenden der Jury Prof. Dr. Dr. h.c. mult Wolfgang Frühwald hielt der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Gerda Henkel Stiftung Prof. Dr. Rudolf Schlögl die Laudatio. Die Vorsitzende des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung Julia Schulz-Dornburg überreichte die Auszeichnung. MARION DÖNHOFF-STIFTUNG UND ZEIT-STIFTUNG EBELIN UND GERD BUCERIUS Der Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung von der Marion Dönhoff-Stiftung, der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Wochenzeitung DIE ZEIT wurde am 28. November an Michail Gorbatschow verliehen. Als Präsident der Sowjetunion leitete er das Ende des Kalten Krieges ein und bereitete den Weg für die deutsche Einheit. Mit der von ihm gegründeten

Gorbatschow-Stiftung setzt er sich weltweit für Frieden und humanitäre Hilfe ein. Als Gründer von Green Cross International engagiert er sich für den Schutz der Umwelt. Den Förderpreis für internationale Verständigung und Versöhnung erhält die Farmschule Baumgartsbrunn. Die Auszeichnung würdigt den Einsatz der Helmut-Bleks-Stiftung in Afrika, wo diese in einer Farmschule in Namibia Jugendlichen und jungen Frauen durch Bildungsprojekte hilft.

MIRIAM-STIFTUNG Der Förderpreis InTakt 2010 der miriam-stiftung wurde am 26. September im Dortmunder Rathaus verliehen. Er zeichnet Menschen und Gruppen aus, die einen besonderen Beitrag zur kulturellen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen leisten. Preisträger ist der Pädagoge und Musiker Prof. Dr. Dierk Zaiser von der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen. Den Gruppenpreis erhielt die Gruppe Autigroup aus dem Nürnberger Land, ein Zusammenschluss von professionellen Musikern und Menschen mit dem Asperger Autismus-Syndrom. OSCAR UND VERA RITTER-STIFTUNG Der X. RITTER PREIS der Oscar und Vera Ritter-Stiftung wurde am 9. November in Hamburg an den Trompeter Andre Schoch verliehen. Dieser erhält die mit 15.000 ­Euro dotierte Auszeichnung für seine präzise und ausgereifte Technik und den außergewöhnlich warmen Klang seines Spiels. Die 1963 errichtete Stiftung fördert Menschen und Institutionen bei der Berufsausbildung und Begabtenförderung für Musiker und Komponisten.

RUDOLF KNUPP-STIFTUNG Die Rudolf Knupp-Stiftung hat am 2. Oktober drei Gewinner mit dem Kurt Kreuser Preis 2010 ausgezeichnet. Das Haus der kleinen Forscher, „Jugend aktiv in Arbeit – Das Patenprojekt“ und die Astrid-Lindgren-Schule in Wuppertal sind die Gewinner der insgesamt mit 10.000 Euro dotierten Preise. Zudem wurde ein Stiftungs-Son-

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derpreis an das Solinger Unternehmer-Ehepaar Karolina und Harald Wüsthof für ihre geplante Stiftungsneuerrichtung verliehen. Der Preis war erstmalig für beispielhafte Projekte im Städtedreieck Solingen-Remscheid-Wuppertal ausgeschrieben, die sich in innovativer und wirksamer Weise für Kinder und Jugendliche in den Bereichen Bildung, Integration und seelische Gesundheit einsetzen. SCHERING STIFTUNG Die 1971 in Brasilien geborene Künstlerin Renata Lucas ist Preisträgerin des Kunstpreises 2010 der Schering Stiftung. Die Preisträgerin wurde am 10. September erstmalig mit ihren Werken in den KW Institute for Contemporary Art in Berlin in Deutschland vorgestellt und erhält zudem ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Der Kunstpreis der Schering Stiftung zeichnet internationale Künstler aus, die als wichtigste Neuentdeckung der letzten zwei Jahre im Bereich der Bildenden Kunst gelten und einen künstlerisch herausragenden, eigenständigen Ansatz verfolgen.

STIFTUNG „ AUFMÜPFIGE FRAUEN“ Die afghanische Agrar-Ingenieurin Shaima Ghafury bekam am 24. September in Dortmund den Preis der Stiftung „Aufmüpfige Frauen“ überreicht. Die Auszeichnung erhielt sie für ihren Einsatz für Migrantinnen in Deutschland und für ihr Engagement in Afghanistan durch die Einrichtung von Schulen für Mädchen und Projekte zur ökonomischen Selbstständigkeit von Bäuerinnen.

neuigkeiten


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STIFTUNG FÜR ÖKOLOGIE UND DEMOKRATIE E.V. Der Vorsitzende der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. Hans-Joachim Ritter hat am 24. September zusammen mit der rheinland-pfälzischen Umweltstaatssekretärin Jacqueline Kraege in einer Feierstunde auf Schloss Mainau den Ökologia-Preis an Bettina Gräfin Bernadotte, Geschäftsführerin der Mainau GmbH, übergeben. Das Unternehmen

jungen bedürftigen Eltern gibt. Die Stiftung unterstützt junge Menschen, die durch Schwangerschaft

STIFTUNG „SAG JA ZUM KIND DARMSTADT“ Die Stiftung „Sag Ja zum Kind Darmstadt“ wurde von der Hessischen Landesregierung im Rahmen der Ehrenamtskampagne „Gemeinsam aktiv“ zur „Stiftung des Jahres 2010“ ernannt. Überreicht wurde die Ehrung durch Ministerpräsident Volker Bouffier, der gemeinsam mit dem Vorstandsmitglied der Sparkassen-Versicherung Dr. Stefan Korbach die Auszeichnung in der Staatskanzlei Wiesbaden verlieh. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt die Stiftung für die vorbildliche Hilfe, die sie

SPENDEn DIETMAR HOPP STIFTUNG

oder Geburt eines Kindes während der Berufs- oder Schulausbildung in finanzielle oder seelische Not geraten. WERNER UND INGE GRÜTER-STIFTUNG

wurde für sein langjähriges und beispielhaftes Umweltengagement ausgezeichnet. Die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung ist ein bedeutendes Unternehmensziel.

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Der Werner und Inge Grüter-Preis für gelungene Wissenschaftsvermittlung der Werner und Inge Grüter-Stiftung geht in diesem Jahr an den Wissenschaftsjournalisten Ulrich Schnabel. Er erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis für seine erfolgreichen Schriften zu hochaktuellen Themen mit disziplinübergreifenden Einblicken aus Natur- und Geisteswissenschaften, die dem Leser fundierte Urteile ermöglichen. Der studierte Physiker und Publizist sowie Mitbegründer des Bereichs „Sachbuch“ der Wochenzeitung DIE ZEIT bekam den Preis am 27. Oktober im Museum Mensch und Natur München-Nymphenburg überreicht.

Die Dietmar Hopp Stiftung spendete im Rahmen der Aktion „Starke Weggefährten“ Fortbildungsgutscheine für Sterbebegleiter im Wert von 500.000 Euro. Diese werden an Hospize in der Rhein-NeckarRegion verteilt. Zudem spendete die Stiftung 300.000 Euro an die Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg zur Anschaffung und für die laufenden Kosten eines Ultra­ schallsimulators. Mit dem Gerät werden zukünftig Ärzte üben, Schwangere und ihre ungeborenen Babys zu untersuchen, um frühzeitig Krankheitsbilder erkennen zu können.

STIFTUNG GIERSCH Der Stifter und Senator E.h. Prof. Carlo Giersch übergab dem Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky im Namen des Kuratoriums der Stiftung Giersch einen Scheck über 25.000 Euro. Die Spende ist Teil einiger Sonderaktionen, die das Museum Giersch unter dem Motto „Spenden statt feiern“ zu seinem zehnjährigen Bestehen angekündigt hatte. Die überreichte Summe soll dem Ankauf von Skulpturen August Gauls und somit einer bereits bestehenden Sammlung der Stadt Hanau dienen, die bis Ende Januar 2011 noch in dem Museum Giersch zu sehen ist.

neuigkeiten


50 StiftungsWelt 04-2010

neuigkeiten

JUBILÄEN INTEGRATA-STIFTUNG Die Integrata-Stiftung feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Die Stiftung setzt sich für den gesellschaftlichen Mehrwert durch Informations- und Kommunikationstechnologien ein, um diese nicht nur zur Rationalisierung und Funktionalisierung der Lebens- und Arbeitsprozesse zu nutzen. Ziel ist es, zum Mitdenken und Mitgestalten der sich entwickelnden Informationstechnologien anzuregen. Neben Kongressen und Publikationen zur humanen Nutzung der Informationstechnologien vergibt die Stiftung jährlich den mit 10.000 Euro dotierten Wolfgang-Heilmann-Preis. Diesjährige Preisträger sind die Autoren des Buches „Freie Netze. Freies Wissen“; Prof. Volker Wulf für „Interkulturelles Lernen mittels computergestützter Projektarbeit“ und das Team der Ott-Goebel-Jugend-Stiftung für das Kinderprojekt „Medienpartner“.

MOSAIK

STIFTUNG LIEBENAU Mit einem Festakt im Liebenauer Gallussaal hat die Stiftung Liebenau am 22. Oktober ihr 140-jähriges Bestehen gefeiert. Mit sechs Pfleglingen und vier Ordensschwestern hatte 1870 die Geschichte des Sozial-, Gesundheitsund Bildungsunternehmens begonnen. Nach der Aufbauphase der

Stiftung in den ersten Jahrzehnten folgten die Gräueltaten der Nationalsozialisten, die die Hälfte der seinerzeit 1.000 Bewohner deportierten und ermordeten. Nach dem Krieg und Wiederaufbau entwickelte sich die Stiftung zu einem Unternehmen, das heute mit seinen Standorten in 90 Städten und Gemeinden und seinen rund 5.800 Mitarbeitern vielfältige Hilfs- und Unterstützungsangebote für insgesamt 15.000 behinderte, alte und bedürftige Menschen bereitstellt.

VERMÖGENSVERWALTUNG UND ANLAGEBERATUNG FÜR STIFTUNGEN

KEMPOWSKI STIFTUNG „HAUS KREIENHOOP“ Das Haus Kreienhoop, zugleich Stiftung des Schriftstellers Walter Kempowski in Nartum bei Bremen, ist auf dem Weg, ein kulturelles Zentrum von nationaler Bedeutung zu werden. Der Schriftsteller hatte die Kempowski Stiftung „Haus Kreienhoop“ 2005 gegründet. In den nächsten Jahren wird sie vom Land Niedersachen, dem Kreis und der Gemeinde 1,2 Millionen Euro erhalten. Als Chronist der Nachkriegsgeschichte gehört Kempowski (1929–2007) zu den meistgelesenen deutschen Gegenwartsautoren. Die Stiftung und Kempowskis Witwe möchten Haus Kreienhoop verstärkt mit Literaturnachmittagen, Lesungen, Ausstellungen, Führungen, wissenschaftlichen Tagungen und monatlichen Musikabenden weiterentwickeln.

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StiftungsWelt 04-2010 » » » Stiftungen

Klaus Tschira stiftung und Bundesverband deutscher stiftungen 16 Journalisten folgten der gemeinsamen Einladung vom Bundesverband Deutscher Stiftungen und der Klaus Tschira Stiftung zum 4. Stiftergespräch nach Heidelberg. Dieses Mal stellten Margit Leitz,

Stiftungsvorstand Louis Leitz Stiftung, Dr. h.c. Beate Heraeus, Vorstandsvorsitzende der Heraeus Bildungsstiftung, und Dr. h.c. Klaus Tschira, SAP-Mitgründer und Stifter, ihre Stiftungsaktivitäten vor. Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, moderierte die Veranstaltung und gab einen Einblick in die aktuelle Stiftungslandschaft. STIFTUNG DARMERKRANKUNGEN Zwölf junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren, die von der chronisch entzündlichen Darmerkran-

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kung Morbus Crohn betroffen sind, erhielten am 8. Oktober Ausbildungsstipendien der Stiftung Darmerkrankungen. Die Gewinner hatten das Stiftungskuratorium mit ihren außergewöhnlichen Berufsplänen und viel Enthusiasmus überzeugt. Ein Jahr werden sie nun mit bis zu 10.000 Euro gefördert. Die in industrialisierten Ländern zunehmend häufige Krankheit verläuft schubweise, weshalb Betroffene in ihrer Lebensplanung und damit auch ihrem Ausbildungsund Berufsweg immer wieder eingeschränkt und Unterbrechungen Na ausgesetzt sind.

neuigkeiten

Ihre Stiftung – ein Baum der Früchte trägt.

Die Stiftung hat wegen ihrer „ewigen“ Lebensdauer und der Verantwortung für den Einsatz des Stiftungskapitals in zweierlei Hinsicht nachhaltige Ansprüche zu erfüllen. Nachhaltigkeit heißt für uns, dass die heutige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt, ohne künftigen Generationen diese Möglichkeit zu nehmen. Hier begegnen sich Finanzwelt und Stiftungsgedanken: Die Stiftung, die ihre Anlageentscheidungen nachhaltig trifft, handelt auch bei ihren Vermögensfragen glaubwürdig. Sie ist wie ein gesunder Baum, der Früchte trägt. Informationen über unsere Stiftungsberatung und nachhaltige Angebote der Bank für Kirche und Diakonie – KD-BANK finden Sie im Internet unter www.KD-BANK.de oder rufen Sie uns einfach an. Wir beraten Sie gern und freuen uns, gemeinsam mit Ihnen die Zukunft Ihrer Stiftung zu gestalten.

Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-BANK  www.KD-BANK.de Stiftungskoordinatorin Christiane Wicht-Stieber  Fon 0231-58444-242  Stiftung@KD-BANK.de


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Interna

aus dem bundesverband deutscher stiftungen und mitgliedernetzwerk

Termine und veranstaltungen

Fünf Jahre KOMPASS Am 11. November zeichnete der Bundesverband Stiftungen für ihre gute Kommunikation aus.

» » » Seit der ersten Ausschreibung im Jahr 2006 erreichten den Bundesverband fast 400 Bewerbungen um den Kommunikationspreis KOMPASS – darunter kleine Bürgerstiftungen und große unternehmensverbundene Stiftungen, Treuhandstiftungen und kirchliche Stiftungen mit den unterschiedlichsten Kommunikationsmaßnahmen, Projekten und Kampagnen. Mitinitiiert wurde der deutschlandweit einzige Kommunikationspreis für Stiftungen vom Bankhaus Sal.

Oppenheim jr. & Cie. Etwas später wurde NEXIA Deutschland, ein Zusammenschluss unabhängiger Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften, weiterer Hauptförderer. Mit dem Museum für Kommunikation in Berlin konnte im letzten Jahr ein neuer Partner für gute Stiftungskommunikation hinzugewonnen werden. Hier fand auch die diesjährige Preisverleihung statt. Zum fünften Mal wurde am 11. November 2010 der KOMPASS verliehen. Rund 200 Gäste

feierten im festlichen Museum für Kommunikation in Berlin das kleine Jubiläum und vor allem die Gewinner des Jahres 2010. Die von einem weiteren langjährigen Förderpartner – der Agentur Molthan van Loon – erstellten Präsentationen über die nominierten Stiftungen ließen erahnen, wie schwer sich die Jury mit der Entscheidung getan haben muss. 14 Fachleute aus dem Stiftungswesen und der Unternehmenskommunikation sowie namhafte Journalisten und Me-


StiftungsWelt 04-2010 » » » Interna

dienwissenschaftler hatten sich im September getroffen, um aus den 60 Einreichungen die neun besten auszuwählen. Die Gewinner erfuhren erst bei der Preisverleihung, dass sie die gläserne Trophäe mit dem eingelassenen Kompass entgegennehmen können. Kategorie Gesamtauftritt Gemeinsam mit der Juryvorsitzenden Dr. Heike Kahl, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, überreichte der Vorstandsvorsitzende Dr. Wilhelm Krull die Auszeichnung in der Kategorie Gesamtauftritt der St. Dominikus Stiftung Speyer. Die kirchliche Stiftung wurde 2003 als Dach der zwölf Einrichtungen der Diözese Speyer errichtet. Es galt, einen neuen Gesamtauftritt zu finden, der zu Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen ebenso passt wie zu Hospiz und Krankenhaus. Seit dem 19. Jahrhundert engagieren sich Dominikanerinnen in der Diözese Speyer. In den vergangenen

Jahrzehnten wurden immer mehr Mitarbeiter zur Unterstützung der Ordensschwestern eingestellt. Damit die dominikanischen Werte in der täglichen Arbeit dennoch weiter gelebt werden, setzte die Stiftung auf eine starke interne Kommunikation. Unter Einbindung der über 1.500 Mitarbeiter wurde ein mehrjähriger Identitätsprozess in Gang gesetzt und die Ergebnisse in einem Identitätshandbuch festgeschrieben. Um die einheitliche Wahrnehmung der Einrichtungen in der Öffentlichkeit zu gewährleisten, einigte man sich auf ein gemeinsames Corporate Design, das besonders durch eine sensible Bildsprache beeindruckt. Das schaffte sowohl interne als auch externe Erfolge: Als Grundvoraussetzung für die Umsetzung der Kommunikationsmaßnahmen konnten Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den Mitarbeitern aufgebaut werden. Die dadurch erlangte Authentizität wirkt auch nach außen, wie die fast 100 neuen eh-

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renamtlichen Helfer in der Stiftung beweisen. Kategorie Projektkommunikation Auf das Engagement der Bevölkerung setzt auch die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung mit ihrem Schulwettbewerb „Go Ahead“. Schüler im Alter von 11 bis 20 Jahren sind aufgefordert, TV-Spots, Foto­storys, Kurzgeschichten oder Songtexte über die Gefahren des Fahrradfahrens ohne Helm auszuarbeiten. Der Kreativwettbewerb ist damit zum einen ein Anlass für Jugendliche, sich mit der Verkehrssicherheit auseinanderzusetzen. Zum anderen entwickeln sie zielgruppenadäquate Argumente dafür, den oft


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ungeliebten Helm zu tragen und verbessern so das Image des Fahrradhelms. Die strategische Zusammenarbeit mit Multiplikatoren, eine Reihe pädagogischer Lehrmaterialien und die Website führten zu einer herausragenden Weitere Informationen Resonanz. In sechs Nina Leseberg WettbewerbsjahReferentin Medien & Kommunikation nina.leseberg@stiftungen.org ren beteiligten www.stiftungen.org/kompass sich 3.500 Schüler. 60 Millionen Leserkontakte zeigen, dass die Aufklärungskampagne auch die breite Öffentlichkeit erreicht hat. Kategorie Einzelne Kommunikationsmaßnahme Gewinner der Kategorie Einzelne Kommunikationsmaßnahme ist die Klaus Tschira Stiftung. Mit einem außergewöhnlichen Kinderkochbuch werden naturwissenschaftliche Themen altersgerecht aufbereitet und die Faszination der Naturwissenschaften wird an Kinder und Jugendliche weitergegeben. „Schlau kochen. Ein Entdeckerkochbuch für neugierige Kinder und Erwachsene“ erläutert in zahlreichen Experimenten spiele-

risch die chemischen und physikalischen Geheimnisse des Kochens: Was macht das Sauerkraut so sauer und warum kommt beim Wasserkochen ein Deckel auf den Topf? Wie funktioniert eine Essigrakete? Wo kaufe ich ein und warum ist Kugelfisch giftig? Über eine lockere Sprache und lustige Bilder wird Kindern vermittelt, dass selber kochen nicht nur gesund ist, sondern auch Spaß macht. Das kam bei Kindern und Eltern gleichermaßen gut an: Die erste Auflage des Buches war bereits nach wenigen Monaten vergriffen, bis Juli 2010 wurden bereits 4.000 Exemplare verkauft (siehe auch S. 64 f.). Sonderpreis Bester Jahresbericht Eine ebenfalls außergewöhnliche Publikation wurde mit dem Sonderpreis für den besten Jahresbericht ausgezeichnet. Die Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur hatte 2009 erstmalig einen Tätigkeitsbericht erarbeitet, um ihre Aktivitäten bekannter zu machen und weitere Förderer zu gewinnen. Alle für eine transparente Stiftungsarbeit notwendigen Informationen werden im ungewöhnlichen For-

mat eines Reisepasses komprimiert. So will die Stiftung Neugier wecken, aber auch irritieren. Mit kurzen Texten und einer ästhetischen Bildsprache führt der Jahresbericht den Leser durch die Aktivitäten des Jahres und in die von der Stiftung geschützten Naturregionen. Als Appetitanreger bietet der klimafreundlich gedruckte Bericht einen soliden Überblick, detaillierte Informationen sind auf der Internetseite zu finden. Der Träger des alternativen Nobelpreises Prof. Dr. Michael Succow errichtete 1999 die erste Naturschutzstiftung bürgerlichen Rechts in den neuen Bundesländern. Sie ist nun auch die erste ostdeutsche Stiftung, die den KOMPASS gewinnt. Der KOMPASS ist nicht dotiert, die Preisträger gewinnen indes öffentliche Wahrnehmung in Form eines Advertorials in den Stiftungssonderseiten der Wochenzeitung DIE ZEIT. Im Frühjahr 2011 wird der Kommunikationspreis erneut ausgeschrieben. Alle Bewerber haben die Möglichkeit, an einem kostenlosen Seminar zur Stiftungskommunikation der Deutschen StiftungsAkademie teilzunehmen. « « « LES


Schon gehört...?

Gerüchte 1. Oktober 2010 bis 27. Februar 2011 www.mfk-berlin.de

Museum für Kommunikation Berlin Leipziger Straße 16 10117 Berlin-Mitte Telefon (030) 202 94 0 Telefax (030) 202 94 111 E-mail mfk-berlin@ mspt.de www.mfk-berlin.de

Eine Ausstellung des Museum für Kommunikation, Bern Das Museum wird getragen durch eine Stiftung der Schweizerischen Post und von Swisscom


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stiftungen

Engagement hat (s)einen Preis Feierliche Preisverleihung des ersten Ideenwettbewerbs der Allianz für Bürgersinn

» » » Unter dem Motto „Engagement hat (s)einen Preis“ hat die Allianz für Bürgersinn in diesem Jahr ihren ersten Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Den Kooperationspartnern der Allianz, die Herbert Quandt-Stiftung und die Initiative Bürgerstiftungen, ging es da­rum, Ehrenamtsprojekte in Bürgerstiftungen auszuzeichnen. Innovativ sollten die Beiträge sein, sozial relevant und nachhaltig – und dabei so vorbildlich, dass sie auch andernorts begeisterte Nachahmer finden könnten. Inhaltlich sollten sie Elemente der Qualifizierung, Vernetzung und Anerkennung enthalten, um es Ehrenamtlichen zu ermöglichen, ihre Kompetenzen zu erweitern, einander neu und besser kennenzulernen und für ihren Einsatz Würdigung zu erfahren. Der Ideenwettbewerb richtete sich an alle deutschen GütesiegelBürgerstiftungen, 45 Bewerbungen gingen ein. Die Bürgerstiftungen aus Wiesbaden, Erlangen, Braunschweig, Hamburg, Werra-Meißner und Achim konnten sich schließlich über Preisgelder im Gesamtwert von insgesamt 60.000 Euro freuen. Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung am 27. Oktober 2010 dankte Bundesministerin Kristina Schröder in ihrer Festrede allen Engagierten und unterstrich den Wert des bürgerschaftlichen Engagements für die Gesellschaft: „Mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen, das ist der Kern des Zusammenhalts in jeder Demokra-

tie. Dafür sind die ausgezeichneten Bürgerstiftungen ein hervorragendes Beispiel. Sie greifen ganz pragmatisch gesellschaftliche Probleme auf und setzen sich für deren Lösung ein. Damit stehen die Bürgerstiftungen für eine neue Kultur lebendiger Nachbarschaften.“ Gemeinsam mit Susanne Klatten, Stiftungsratsvorsitzende der Herbert Quandt-Stiftung, überreichte sie den Gewinnern die Urkunden. Die Wiesbaden Stiftung gewann mit ihrem dreistufigen Fortbildungsprogramm „BürgerKolleg Wiesbaden“, maßgeschneiderten Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für alle Wiesbadener Ehrenamtlichen, den mit 20.000 Euro dotierten 1. Preis. Den 2. Platz (14.000. Euro Preisgeld) belegte die Bürgerstiftung Erlangen mit ihrem Projekt „Benefizkonzertreihe für den Sonderfonds Kinderarmut“. Der Fonds wird u.a. aus Spenden, die im Anschluss an die jährlich stattfindenden, ehrenamtlich organisierten Benefizkonzerte eingehen, gespeist. Der 3. Preis mit

je 7.000 Euro Preisgeld ging an drei Stiftungen: an die Bürgerstiftung Braunschweig mit ihrem Projekt „Zweisprachiges Lesen“, bei dem ­Lesepaten Kindern mit Migrationshintergrund in Deutsch und ihrer Muttersprache vorlesen; an die BürgerStiftung Hamburg und ihr Projekt „Yoldaş“ (Weggefährte), ein Mentorprogramm, das Ehrenamtliche und Kinder mit Migrationshintergrund zu Weggefährten macht; und an die Bürgerstiftung WerraMeißner, die mit ihrem Wettbewerb „Mach MitMensch!“ die Verständigung zwischen den Generationen unterstützen möchte. Mit 5.000 Euro und einem 4. Platz würdigte die Jury schließlich das Projekt „Generationenpark“ der Bürgerstiftung Achim. Aus unbelebten Grünflächen haben 40 Ehrenamtliche einen Ort geschaffen, der für die ganze Stadt eine gemeinsame Identität stiftet. « « « Ulrike Reichart | Projektreferentin der Initiative Bürgerstiftungen


StiftungsWelt 04-2010 » » » Interna

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stiftungen

Abschied von einer charismatischen Streiterin für Naturschutz Nachruf auf Loki Schmidt (* 3. März 1919 – † 21. Oktober 2010)

» » » Sie war eine Stifterin. Formal. Die der „Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt zum Schutze gefährdeter Pflanzen“, wie sie etwas sperrig heißt. Die hat sie 1979 gegründet. Und ihr zur Seite standen damals Senator Wolfgang Curilla, Hanna Duve, die Arbeitsgemeinschaft Geobotanik Schleswig-Holstein/Hamburg e.V., die Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung und die Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die Umweltbehörde. Sie war eine Stifterin. Emotional vor allem. Die einer ausgewiesenen Liebe vor allem zu Pflanzen, einer tief empfundenen Achtung für Fauna und Flora. Und diese Liebe für die Natur und ihren Schutz hat sie in breite Kreise der Bevölkerung hineingeimpft. Sie hat, wie sie sagte, die Prominenz ihres Mannes, Altbundeskanzler Helmut Schmidt, für die Sache der Natur „schamlos ausgenutzt“: bescheiden, beharrlich, begeistert. Sie war eine „charismatische Streiterin für den Schutz pflanzlicher Artenvielfalt, die für sie immer eine Herzenssache war“, wie es Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), formulierte. Die Expertise der gelernten Volks- und Realschullehrerin war in Fachkreisen anerkannt, sie galt als Kapazität. 2004 zeichnete sie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt für ihre Lebensleistung für den Natur- und Artenschutz mit ihrem nur selten vergebenen Ehrenpreis aus.

Lange vor der Internationalen Umweltkonferenz von Rio de Janeiro (1992) forderte „Loki“ Schmidt wissenschaftliche Schutzkonzepte für gefährdete Pflanzen und Ökosysteme. Seit den siebziger Jahren setzte sie sich ein für die Botanischen Gärten als wichtige Institutionen zur Erforschung und Erhaltung biologischer Vielfalt und als Standorte zur Kommunikation der ethischen Verantwortung des Menschen. Von ihren Studienreisen brachte sie neue Pflanzenarten in europäische Sammlungen ein. Als eine der Ersten wies sie auf die dringende Notwendigkeit hin, das genetische Erbe der Pflanzenwelt zu erhalten und Saatgut für die Nachwelt zu sammeln. Auf sie zurückzuführen war die erste vollständige Übersicht der teilweise weltweit bedeutenden Sammlungen der Botanischen Gärten Deutschlands. Mit der 1980 gestarteten Initiative zur Auslobung der „Blume des Jahres“, die beispielsweise mit dem „Baum des Jahres“ oder dem „Vogel des Jahres“ viele Nachahmer fand, hat sie es verstanden, ihre Anliegen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Dem Fleißigen Lieschen entsprach nach Ansicht des Biologen Prof. Dr. Wilhelm Barthlott Loki Schmidt am ehesten. „Loki wusste genau, was sie wollte. Sie war bescheiden wie ein Lieschen, gleichzeitig aber eine ungeheure Persönlichkeit“, sagte der Direktor der

Botanischen Gärten der Universität Bonn und Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU. Barthlott schätzte ihr „ausgesprochen fundiertes botanisches Wissen“ und ihr „unglaubliches Gespür für Zusammenhänge“. Und Bundespräsident Christian Wulff formuWeitere Informationen lierte es so: „Sie war www.stiftung-naturschutz-hh.de auf eine souveräne Weise bescheiden.“ Ende Oktober ist „Loki“ Schmidt in Hamburg im Alter von 91 Jahren gestorben. « « « Franz-Georg Elpers | Pressesprecher, Deutsche Bundesstiftung Umwelt


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Mitglieder und kooperationspartner

Neue Mitglieder des Bundesverbandes Herzlich willkommen!

STIFTUNGEN UND STIFTUNGSVERWALTUNGEN BÜRGERSTIFTUNG ALFELD E.V. Oberer Amselstieg 2 31061 Alfeld Telefon (05181) 28 08 20 Fax (05181) 28 08 21 behrens@buergerstiftung-alfeld.de www.buergerstiftung-alfeld.de Die BürgerStiftung Alfeld versteht sich als uneigennütziger Mittler zwischen Stiftern, Spendern und ehrenamtlich Tätigen.

Dies erachtet die Stiftung als wichtig, weil der Staat zukünftig nicht mehr über das ausreichende soziale Kapital verfügen wird, um freiwillige Leistungen für die Stadt und seine Menschen zu erbringen. Vor diesem Hintergrund will die Bürgerstiftung sich nicht darauf beschränken, Missstände zu beklagen, sondern handelt nach dem Motto: „Frage nicht, was deine Stadt für dich tun kann, sondern frage, was du für deine Stadt tun kannst.“ Förderschwerpunkte liegen derzeit in der Jugendarbeit, sozialen und kulturellen Projekten. Beispielsweise erhält jedes Kind aller Alfelder Grundschulen in der ersten Klasse von der Stiftung geförderten Musikinstrumentalunterricht.

BÜRGERSTIFTUNG SEELZE c/o Evelyn Werner, Vorsitzende Ilmenauweg 7 30926 Seelze Telefon (05137) 929 21

Die Stiftung wurde im Jahr 2009 von 21 Gründungsstiftern – sowohl engagierten Privatpersonen als auch Unternehmen – errichtet. Die Bürgerstiftung will in der Stadt Seelze Mitverantwortung für die nachhaltige Gestaltung des Gemeinwesens übernehmen. Es engagieren sich Bürger, die Geld, Ideen und Zeit zur Verfügung stellen. Auch durch eingeworbene Spenden werden Projekte im Bereich der Bildung von Kindern und Jugendlichen unterstützt. In Vorbereitung befindet sich als operatives Projekt in Zusammenarbeit mit Seelzer Grundschulen die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sprachlichen Mängeln. Die Vorstandsarbeit erfolgt durch ehrenamtlichen Einsatz. CARITAS-STIFTUNG DEUTSCHLAND Werthmannstraße 3a 50935 Köln Telefon (0221) 941 00-20 | Fax -78 menschlichkeit-stiften@caritas.de Die 1999 gegründete Stiftung unterstützt die soziale Arbeit der deutschen Caritas im In- und Ausland. Sie bietet Privatpersonen die Möglichkeit, sich nachhaltig humanitär zu engagieren. Diese können unter dem Dach der Stiftung eine eigene Treuhandstiftung gründen oder einen Stiftungsfonds einrichten. Die Dachstiftung verwaltet das Kapital und entlastet die Stifter von allen administrativen Tätigkeiten. Sie vermittelt ihnen über das Netzwerk der Caritas die geeigneten sozialen Projekte für ihren jeweiligen Stiftungszweck. Die Stiftung hat sich die Grundsätze Guter Stiftungspraxis ­zueigen gemacht. Ethische Anlagerichtlinien sind Teil ihres verantwortungsbewussten Stiftungsmanagements.

DEUTSCHE DUCHENNE STIFTUNG AKTION BENNI & CO E.V. Nikolaistraße 2 44866 Bochum Telefon (02327) 96 04 58 Fax (02327) 60 55 33 info@benniundco.de www.deutsche-duchenne-stiftung.de www.benniundco.de

Die Stiftung hilft durch ihre Forschungsförderung, muskelkranken Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Ziel ist es, Therapien für die bisher unheilbare Erkrankung Muskeldystrophie Duchenne zu finden. Mit vielen Problemen haben die betroffenen Familien zu kämpfen. Die Deutsche Duchenne Stiftung hilft mit Informationen, Beratungen, sozialen und psychologischen Projekten, den Alltag für die betroffenen Kinder und Eltern zu erleichtern. DEUTSCHLANDSTIFTUNG INTEGRATION Haus der Presse Markgrafenstraße 15 10969 Berlin Telefon (030) 726 29 81-35 | Fax -03 info@deutschlandstiftung.net www.ich-spreche-deutsch.de www.deutschlandstiftung.net

Die Deutschlandstiftung Integration ist eine Initiative des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Im Dialog mit Politik und Gesellschaft, insbesondere mit Anzeigenkampagnen, erzeugt sie Aufmerksamkeit und Sensibili-

tät für das Thema Integration durch Sprache. Erfolgreiche Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund wirken mit und sind Vorbilder für eine gelungene Integration. Die Stiftung bietet Kontakte zu Sprachschulen sowie Tutoren- und Patenschaftsprogrammen. Sie hilft, Informationen über bestehende Integrationsaktivitäten zu sammeln und Akteure zu vernetzen. Mit dem Preis „Goldene Viktoria für Integration“ ehrt die Stiftung jedes Jahr Persönlichkeiten, die sich um Integration verdient gemacht haben. FÖRDERSTIFTUNG FREUNDESKREIS FRIEDENSAU An der Ihle 19 39291 Möckern-Friedensau ibheitmann@gmx.de Der Förderverein „Freundeskreis Friedens­au international“ e.V. hat seine Stiftung im Jahr 2009 gegründet. Zweck der Stiftung ist es, die Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Bildung und Erziehung zwischen ehemaligen Studenten, Eltern und Freunden der Theologischen Hochschule Friedensau und deren Studenten ideell und materiell zu fördern. Dabei liegt ein Schwerpunkt in der Vergabe von Stipendien an Studierende, die sich dem Stiftungszweck verbunden fühlen und gewillt sind, diesen in ihrem Berufsleben positiv zu unterstützen. FRANK HIRSCHVOGEL STIFTUNG Hirschvogel Holding GmbH Mühlstraße 6 86920 Denklingen Telefon (08243) 29 13 66 Fax (08243) 291 54 17 karin.baumeister@hirschvogel.de www.hirschvogel.com

Die Stiftung wurde im Jahr 2007 von Dr. Manfred Hirschvogel mit einem Stiftungskapital von 100.000 Euro gegründet – in Gedenken an seinen 2006 tödlich verunglückten Sohn Frank. Wesent-


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Neu bei edition.fundraiser-magazin.de

Freunde und Spenden gewinnen: so gelingt’s

licher Stifterwille ist es, dass die Stiftung den Fortbestand der Unternehmensgruppe Hirschvogel als mittelständisches und eigenständiges Familienunternehmen auf Dauer sicherstellt. Mit ihren Projekten unterstützt die Stiftung gemeinnütziges, gesellschaftliches Engagement durch gezielte Förderung in Wissenschaft und Forschung, sowie Bildung und Erziehung. Dies soll gemeinsam mit Hochschulen (überregional) und Schulen (regional) an den sogenannten „Hirschvogel-Standorten“ erfolgen. JOHANN-ANDREAS-SCHUBERT STIFTUNG Bautzner Straße 17 01099 Dresden Telefon (0351) 255 93-26 | Fax -78

Der Professor für Mathematik und Mechanik an der Dresdner Technischen Bildungsanstalt Johann Andreas Schubert war Schöpfer der ersten Elbpersonendampfschiffe und der ersten deutschen Lokomotive „Saxonia“. Im Jahr 1845 konstruierte er die größte Ziegelsteinbrücke der Welt, die Göltzschtalbrücke. Schubert trug wesentlich dazu bei, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die besten deutschen Maschinenbauanstalten ihre englischen Lehrmeister übertrafen. Die Arbeit Johann Andreas Schuberts als Unternehmer, Wissenschaftler und Techniker prägte die Industrialisierung Sachsens maßgeblich. Die Johann-Andreas-Schubert Stiftung fördert die nachhaltige Entwicklung der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Grundlagen des Freistaates Sachsen. KATHOLISCHE FRIEDENSSTIFTUNG Herrengraben 4 20459 Hamburg Telefon (040) 37 50 30-40 | Fax -88 info@katholische-friedensstiftung.de www.katholische-friedensstiftung.de

Frieden beginnt im Kopf: Die Katholische Friedensstiftung fördert die Arbeit des Instituts für Theologie und Frieden (ithf),

das seit 30 Jahren die ethischen Grundlagen des Friedens erforscht und für die aktuelle politische Debatte zugänglich macht. Frieden ist Voraussetzung eines menschenwürdigen Lebens. Frieden ist jedoch nicht möglich ohne ethische Grundlagen und heute auch nicht mehr ohne interkulturelle Verständigung und den Dialog der Religionen. Neue Szenarien von Krieg und Terror entstehen und erfordern dringend eine neue Ordnung, in der die Stärke des Rechts das Recht des Stärkeren ablöst. Bereits Immanuel Kant brachte die Herausforderung auf den Punkt: Frieden muss gestiftet werden. LEESTER-MUSIKSCHUL-STIFTUNG HILDESHEIM Steuerwalder Straße 103 31137 Hildesheim Telefon (05121) 51 94-41 | Fax -43 Gerd.Leester@Leester.de

Die Stiftung hat einen Teil einer alten Kaserne aus dem 19. Jahrhundert erworben und diese in ein Haus für Kunst und Kultur umgebaut. Die Stiftung fördert die Ausbildung begabter und finanziell bedürftiger Schülerinnen und Schüler der Musikschule Hildesheim durch finanzielle Zuwendungen. Ferner wird die breit gefächerte und pädagogisch wichtige Ensemblearbeit der Musikschule gefördert. Außerdem ist die Stiftung auch bei der Beschaffung von Inventarien, Notenmaterial und Instrumenten behilflich. SCHIERMANN STIFTUNG ABC-Straße 19 20354 Hamburg Telefon (040) 349 94 0-0 | Fax -388 m.castell@schiermann-stiftung.de www.schiermann-stiftung.de

Die Schiermann Stiftung wurde im Jahr 2010 durch den in der Sozialwirtschaft tätigen Stifter Marcus Schiermann ins Leben gerufen. Kernziel der Stiftung und des Fördervereins ist es, das Wohlbefinden der Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen sowie die Pflegequalität, Be-

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treuungs- und Dienstleistungsqualität und die Entwicklung neuer, innovativer Pflegekonzepte zugunsten der Pflegebedürftigen in Deutschland wesentlich mit einer effizienten Förderung nachhaltig zu verbessern. Weiterer Förderzweck ist die Verbesserung der schulischen Ausbildung für Pflegepersonal in Europa. ST. ANTONIUS-STIFTUNG An St. Kathrin 4 36041 Fulda Telefon (0661) 109 72-05 | Fax -08 info@antoniusheim-fulda.de www.antoniusheim-fulda.de

„Jeder Mensch möge in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert werden und die Möglichkeit haben, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben.“ Dieses Ziel verfolgt die St. Antonius-Stiftung auf uneigennützige Weise. Die 1998 gegründete Stiftung setzt sich für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des vorrangig behinderte Kinder betreuenden Antoniusheimes ein. Im Sinne der UN-Konvention werden innovative Projekte gefördert, die von bürgerlichem Engagement getragen werden. Eine ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit soll die Bürger in der Region Fulda sensibilisieren und somit das Gemeinwesen stärken. Die Stiftung ist wirtschaftlich und politisch unabhängig, konfessionell und parteipolitisch ungebunden. Als Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung sorgen die Stiftungsorgane für Transparenz. STIFTUNG ALTES FORSTHAUS REHSIEPEN Zum Alten Forsthaus 4 57392 Schmallenberg Telefon (02975) 273 info@stiftung-altes-forsthaus.de www.stiftung-altes-forsthaus.de In einem Seitental des Schmallenberger Sorpetals am Südrand des Naturschutzgebiets Hunau liegt das ehemalige Revierförster-Dienstgehöft Rehsiepen. In dem 1885 errichteten Querdeelenhaus sind Wohnbereich und landwirtschaftliche Nutzräume unter einem Dach vereint. Die jetzigen Eigentümer Peter und Bärbel Michels bewahrten das Haus mit Back-

ofen, Räucherkammer und historischer Gartengestaltung in seiner Authentizität bzw. versetzten es wieder in den ursprünglichen Bauzustand. Schon vor Jahren wurde die Gesamtanlage in die Denkmalliste aufgenommen. Zentrale Aufgaben der Stiftung sind die dauerhafte Bewahrung und Nutzung des Ensembles und die Unterstützung von Projekten im Denkmal- und Naturschutz sowie die Erforschung historischer Bau- und Lebensformen in Südwestfalen. STIFTUNG KLAUS GROHE Auestraße 25 77761 Schiltach Die Stiftung wurde im Jahr 2009 vom Unternehmer Klaus Grohe in Schiltach mit einem Kapital von 1 Million Euro errichtet. Der Stiftungszweck ist ganz bewusst breit angelegt und umfasst unter anderem Wissenschaft und Forschung, Jugendund Altenhilfe, Kunst und Kultur, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Naturund Umweltschutz, Internationale Gesinnung, Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens, Heimatpflege und Heimatkunde sowie die Errichtung, Ausschmückung und Unterhaltung von Gotteshäusern. Eine regionale Begrenzung gibt es nicht. Einziges Organ der Stiftung ist ein aus drei Mitgliedern bestehender Vorstand, dem auch der Stifter angehört. STIFTUNG SOZIALE GESELLSCHAFT – NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Luisenstraße 38 10117 Berlin www.stiftung-soziale-gesellschaft.de Die Stiftung setzt sich weltweit gleichermaßen für gute Arbeit, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz ein. Dabei arbei-

tet sie vor allem zusammen mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Vertretern. Im Jahr 2004 wurde die Stiftung von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) gegrün-

det. Zu ihren Projekten gehören der Einsatz gegen Kinderarbeit in Nepal und der Aufbau einer Grundschule im Gebiet der Massai in Tansania. Die Stiftung wirkt am langfristigen Aufbau demokratischer Institutionen mit, die eine angemessene Vertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Arbeitsplatz gewährleisten. Sie ist sowohl fördernd als auch operativ tätig.

re des 20. und 21. Jahrhunderts – engagiert sich die Stiftung vor allem durch den Betrieb eines allgemein zugänglichen Museums: das SCHAUWERK Sindelfingen. Seit Juni 2010 wird dort die über 3.000 Werke umfassende Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst von Peter Schaufler und Christiane SchauflerMünch präsentiert.

STIFTUNG ZUR FÖRDERUNG DER EV.LUTH. KIRCHENGEMEINDE PR. OLDENDORF Diekrieder Weg 21 32361 Pr. Oldendorf Telefon (05742) 703 76

FREUNDE DES STIFTUNGSWESENS Im Mai 2004 wurde die Stiftung zur Förderung der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Pr. Oldendorf gegründet. Engagierte Mitglieder trugen das Gründungskapital zusammen, um ihre Kirchengemeinde in Zeiten wegbrechender Kirchensteuern auch in Zukunft finanziell handlungsfähig zu erhalten. Unterstützt werden die Jugendarbeit, die gemeindeeigenen Kindergärten, die Gebäudeunterhaltung und die allgemeine Gemeindearbeit. Das Stiftungskapital ist in mehrere Photovoltaikanlagen investiert, die für eine hohe Rendite von durchschnittlich 7 Prozent pro Jahr des mittlerweile verdreifachten Stiftungskapitals sorgen. THE SCHAUFLER FOUNDATION Eschenbrünnlestraße 15 71065 Sindelfingen Telefon (07031) 93 21 10 contact@the-schaufler-foundation.com contact@schauwerk-sindelfingen.de www.schauwerk-sindelfingen.de Die Stiftung wurde im Jahr 2005 von Se-

nator h.c. Peter Schaufler gegründete. Sie fördert Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Kältetechnik, des Umweltschutzes und des Unternehmertums, u.a. durch die Einrichtung der BITZER Stiftungsprofessur für Kälteund Kompressorentechnik an der Technischen Universität Dresden. Auf dem Gebiet der Kunst und Kultur – insbesonde-

Juristische Personen IMMAC HOLDING AG ABC-Straße 19 20354 Hamburg Telefon (040) 34 99 40-0 | Fax -388 M.Castell@immac.de www.immac.eu SOLIDARIS GGMBH Gemeinnützige Gesellschaft Prinz-Alfons-Straße 12 A 85521 Ottobrunn Telefon (089) 66 07 76 70 Fax (089) 608 44 42 info@solidaris-ggmbh.de www.solidaris-ggmbh.de


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Ihr in bester

Gesellschaft DIE ZEIT Stiftungssonderseiten 2011 Stellen Sie Ihre Stiftungsarbeit dort vor, wo aktuelle gesellschaftliche Themen auf das Interesse von 2,01 Millionen anspruchsvolle Leser stoßen (AWA 2010).

Termine und Themen 2011 27. Januar 24. Februar 24. März 28. April 26. Mai 22. Juni 28. Juli 25. August 29. September 27. Oktober 24. November 22. Dezember

Stiftungen & Unternehmen, Nachhaltigkeit & Entwicklung Bildung & Schulen, Kinder & Jugend

Forschung & Wissenschaft, Gesellschaft & Zukunft Internationale Aktivitäten, Stiftungsland Schweiz Soziales, Integration & Migration Deutschland – Land der Stifter, Bürgerschaftliches Engagement Stiftungen & Kommunikation, Kunst & Kultur Bildung & Beruf, Qualifikation Forschung & Wissenschaft, Gesundheit Internationale Aktivitäten, Nachhaltigkeit & Entwicklung Soziales, Kinder & Jugend Rückblick & Ausblick, Leuchtturmprojekte Eine Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen

Wir beraten Sie gern Martina Zippermayer · Tel.: 040/554 226 40 · zeitverlag@cmc-web.de


62 StiftungsWelt 04-2010

Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes DIE unternehmenspartner Auf dieser Seite stellen wir Ihnen ausgewählte Unternehmenspartner des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen vor. Unsere Unternehmenspartner gliedern sich, je nach Höhe der jährlichen Zuwendungen, in die Kategorien Premium-Partner, ProjektPartner und Dialog-Partner. Wenn Sie sich als Unternehmen ebenfalls für eine Förderpartnerschaft interessieren, bitte kommen Sie auf uns zu. Gern informieren wir Sie über die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

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tion? Was sind die Rechtsfolgen von Verlusten im Vermögensmanagement? Wie kann ich als Stiftungsorgan meine persönliche Verantwortung bestmöglich erfüllen und Haftungsrisiken vermeiden? Profitieren Sie von unserem Wissen und unserer Erfahrung. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen haben wir das Produkt „StiftungsInvest“ entwickelt, für das Mitglieder Sonderkonditionen erhalten. Das Produkt zeichnet sich durch stetig planbare und im Vergleich mit Euro-Staatsanleihen oder Pfandbriefen attraktive Renditen aus, und zwar bei niedrigeren Wertschwankungen und höchster Ausfallsicherheit. Für weitere Informationen wenden Sie sich an die Allianz Pension Consult, eine Beratungsgesellschaft der Allianz Gruppe.

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Susanne Zeidler | Marie-Curie-Straße 30 60489 Frankfurt am Main Telefon (069) 95 87-27 32 | Fax -28 79 szeidler@kpmg.com | www.kpmg.de

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StiftungsWelt 04-2010 » » » interna

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Geschäftsfeld: Spezielle Vermögensverwaltung und Beratung für Stiftungen

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Herr Andrea Valdinoci Postfach 100829 | 44708 Bochum Telefon (0234) 57 97-227 | Fax -188 andrea.valdinoci@gls.de

Dipl.-Bw. Bert-Ardo Spelter, CEFA, Geschäftsführer Am Justizzentrum 7 | 50939 Köln Telefon (0221) 25 87 98-10 | Fax -19 ardo.spelter@icfb.de

Gunhild Peiniger Tesdorpfstraße 22 | 20148 Hamburg Telefon (040) 413 45 32-0 | Fax -16 gpeiniger@pp-business.de

PREMIUM-PARTNER Nexia Deutschland gmbh

PREMIUM-PARTNER Sal. Oppenheim jr. & Cie. ag & Co. KGAA

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Franziska Grüner Taunusanlage 17 60325 Frankfurt am Main Telefon (069) 714 497 351 franziska.gruener@sarasin.de www.sarasin.de/stiftungen

» » » Sal. Oppenheim wurde im Jahr 1789 gegründet und ist heute eine der führenden Privatbanken in Europa. Sie steht für Kontinuität in der Kundenbetreuung und folgt einem partnerschaftlichen Geschäftsprinzip. In der Vermögensverwaltung werden Lösungen sowohl für vermögende Privatkunden und Familien als auch für institutionelle Anleger sowie Unternehmen angeboten. Mit einem Investmentprozess, der private und institutionelle Anforderungen gleichermaßen berücksichtigt und ergänzt, sowie produktunabhängiger Beratung richtet sich Sal. Oppenheim ganz an den besonderen Anforderungen ihrer Kunden aus. Werte, Identität und Kultur sind das höchstes Kapital des traditionsreichen Bankhauses. Sein Erhalt zum Wohle der Kunden genießt oberste Priorität. Die Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH ist als Tochtergesellschaft in der Beratung und Betreuung von komplexen Vermögen und von Stiftungen und Stiftern tätig. Sal. Oppenheim betreut das Vermögen von mehr als 180 gemeinnützigen Stiftungen mit einem Volumen von rund 2 Milliarden Euro.

» » » Die Bank Sarasin ist eine 1841 gegründete, unabhängige Schweizer Privatbank mit Standorten in Europa und Asien und beschäftigt über 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie wurde von der „Welt/Welt am Sonntag“ im Rahmen der Untersuchung „Die Elite der Stiftungsexperten“ mit der „goldenen Pyramide“ für besonders herausragende Beratungsqualität im Stiftungswesen ausgezeichnet. In der Sarasin-Gruppe wird das Vermögen von über 100 Stiftungen verwaltet. Die Stiftungsbetreuung wird von Franziska Grüner geleitet, die auf über acht Jahre Erfahrung im deutschen Stiftungswesen zurückblickt. Die Bank Sarasin berät Stiftungen in der Gründung, in Fragen der Administration sowie in der Vermögensverwaltung. Die speziell für deutsche Stiftungen konzipierten Produkte, z.B. Fonds und andere banknahe Dienstleistungen, erhalten Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zu Sonderkonditionen. Die deutsche Tochtergesellschaft der Bank ist in Frankfurt am Main und in München vertreten.

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Volkmar Heun Carmanstraße 48 53879 Euskirchen Telefon (02251) 70 09 80 npo@nexia.de www.nexia.de

» » » NEXIA – ein Netzwerk von Fachleuten mit regionaler Verankerung und internationaler Orientierung – ist ein weltweit tätiger Zusammenschluss von unabhängigen, selbstständigen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften. NEXIA gehört zu den Top Ten der Wirtschaftsprüfungsunternehmen in Deutschland. Heute ist die NEXIA an 29 Standorten in Deutschland vertreten. Diese Vernetzung von Fachleuten im Kompetenzzentrum NPO lässt keine Frage unbeantwortet. Das bedeutet für Sie als (inter)national tätige Stiftung: gute regionale Abdeckung und kurze Wege – unkompliziert und rasch, Verbundenheit im lokalen Umfeld, Synergien aus unserem Netzwerk. Ihre Vorteile: transparente, effiziente und praxisbezogene Beratung für heute und (über) morgen, Dienstleistung aus einer Hand zur Steigerung der Effizienz und zur Vermeidung von doppelten Wegen, damit Zeit eingespart wird. Fazit: Wir begleiten Sie sicher auf Ihrem Weg, bei der Realisierung Ihrer Ziele und Visionen.

Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH

Dr. Cordula Haase-Theobald, Christine Guder Oppenheimstraße 11 | 50668 Köln Telefon (0221) 145 24 00 stiftungen@oppenheim.de www.oppenheim.de

PREMIUM-PARTNER Bank Sarasin AG Kontakt


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service

Tipps und Beratung für Stiftungen zu Management, Recht und Finanzen

Stiftungskommunikation

Schlau kommunizieren Was sind die Zutaten für effektive, erfolgreiche und zielführende Projektkommunikation? Mit „Schlau kochen“, einem Kinderkochbuch, hat die Klaus Tschira Stiftung kommunikativ alles richtig gemacht und dafür am 11. November den KOMPASS verliehen bekommen (siehe S. 53 ff.). Wir haben bei der Stiftung nachgefragt, welche Faktoren zum Erfolg des Projektes beitrugen und was andere Stiftungen davon lernen können.

» » » Kochbücher, auch für Kinder, liegen im Trend – und es gibt sie in Massen. Deshalb ist es umso bemerkenswerter, dass die Erstauf­ lage des im Herbst 2009 erschienenen Kinderkochbuchs „Schlau kochen“ innerhalb weniger Monate ausverkauft war. Das Kochbuch ist die erste Kommunikationsmaßnahme für das Projekt „Naturwissenschaften zu Hause entdecken“ der Klaus Tschira Stiftung. Man nehme eine Gruppe experimentierfreudiger Kinder, einen gehäuften Esslöffel voll Experten und eine Prise Begeisterung. Gut umrühren! Das sind die maßgeblichen Zutaten, die das Kinderkochbuch „Schlau BUCHTIPP kochen“ der Klaus Klaus Tschira Stiftung gGmbH (Hg.): Schlau kochen. Ein Entdeckerkochbuch für neugierige Tschira Stiftung zu eiKinder und Erwachsene. Neuer Umschau nem Erfolgsprojekt geBuchverlag, Neustadt a.d. Weinstraße 2009. 264 Seiten. ISBN 978-3-86528-608-6. macht haben. Kochen 24,90 Euro macht Kindern Spaß

– und wirft gleichzeitig viele Fragen auf: Wie finde ich heraus, ob ein Ei frisch ist? Warum muss man Hefeteig kneten? Oder warum sollte ich eigentlich Kräuter immer mit einem scharfen Messer schneiden? Daher finden die Entdeckerköche neben den Kochrezepten Antworten zu Fragen wie diesen und Anleitungen zu Experimenten, die naturwissenschaftliche Prozesse beim Kochen verständlich machen. Im Titel „Schlau kochen – Ein Entdeckerkochbuch für neugierige Kinder und Erwachsene“ stecken Zielgruppe, Konzeption und Anspruch des Buchs. Die Rezepte sind außergewöhnlich und wurden von dem prominenten Koch Wolf Schönmehl kreiert – was für Qualität bürgt und vor allem die Erwachsenen zum gemeinsamen Ausprobieren anregt. Trotzdem sind die Kreationen kindgerecht, denn alle

Rezepte wurden von einem Kinderteam ausprobiert und zum Essen freigegeben. Zum schlauen Kochen gehören auch die Themen „Gesunde Ernährung“ und „Produktqualität“, die das Buch ausführlich behandelt. Die Physikdidaktikerin Prof. Dr. Manuela Welzel-Breuer lieferte die Hintergrundinformationen und Anleitungen für die naturwissenschaftlichen Experimente, wobei sie besonders auf die altersgerechte Ansprache und Umsetzbarkeit achtete. Das Buch ist optisch sehr ansprechend, besonders hochwertig verarbeitet, mit einem Verkaufspreis von 24,90 Euro jedoch erschwinglich. Farbenfrohe Bilder, viele Zeichnungen und ein fantasievolles Layout ziehen Kinder an. Viele Köche verderben den Brei? Ganz und gar nicht! Um ein anspruchsvolles und ansprechendes Buch zu gestalten und dieses erfolgreich zu verbreiten, holte sich die Klaus Tschira Stiftung viele erfahrene Experten ins Boot. Die (zum großen Teil ehrenamtlichen) Partner haben eine weite, virale Verbreitung gewährleistet, ohne dass die Stiftung viel Geld, Zeit und Personal investieren musste. Gerade die Zusammensetzung der


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Expertenrunde aus unterschiedlichen Fachgebieten führte zu herausragender Begeisterung für das Projekt und zu außergewöhnlichen Ansätzen bei der Umsetzung des Vorhabens. Ein besonders wichtiger Partner ist der renommierte Umschau-Verlag, der sich auf Kochbücher spezialisiert hat und dessen bewährte Vertriebswege genutzt werden. Im Zuge eines Vorschauversandes schickte der Verlag das Buch an ausgewählte Journalisten aus den Bereichen Wissenschaft, Ernährung und Kulinaria, bot Redaktionsreisen an und wies in Newslettern auf die Neuerscheinung hin. Zur Markteinführung präsentierte die Stiftung das Buch mit einer Koch- und Experimentier-Pressekonferenz. Sowohl von der Stiftung als auch vom Verlag wurden Pressemitteilungen an Journalisten und Multiplikatoren versendet. Darüber hinaus wurden in ausgewählten Buchhandlungen Kinderkochevents mit „Schlau kochen“ ausgerichtet, die ganz im Sinne des Projektes zum Anfassen und Mitmachen einluden. Experimente, Kochshows und Gewinnspiele haben die Besucher eingebunden, was wiederum zu Berichterstattungen in den Medien geführt hat. Hier liegt ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor: Es ist ein Mitmach-Buch, das Ansatzpunkte für viele interaktive Veranstaltungen bietet und sich deshalb von der Masse abhebt. Auch auf der Frankfurter Buchmesse konnte „Schlau kochen“ zentral positioniert werden. Mit einem Riechgewinnspiel wurde dort auf das Buch aufmerksam gemacht. Das besondere Aroma: Weihnachtsduft. Die Hochwertigkeit, der interaktive und gesellige Cha-

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rakter machen das Buch zu einem idealen Geschenk. Um es in Werbemaßnahmen zum Weihnachtsgeschäft einzubinden, wurde der Erscheinungstermin strategisch in den Herbst gelegt. Sie möchten das Rezept für dieses Experiment? Suchen Sie sich etablierte und begeisterungsfähige Partner, die über bewährte Kommunikationswege verfügen. Schauen Sie über den Tellerrand hinaus und wagen Sie Neues. Binden Sie auch Ihre Zielgruppen selbst mit ein. Denn wer weiß besser, was diesen schmeckt? « « «

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66 StiftungsWelt 04-2010

Finanzen

Alles in einen Topf Pool-Spezialfonds für Stiftungen

» » » Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat deutlich gezeigt, welchen Schwankungen die weltweiten Kapitalmärkte unterliegen können. Auch viele Stiftungen mussten seitdem trotz konservativer Anlagestrategien entsprechende Kursverluste hinnehmen. Die Folgen sind noch spürbar: Es stehen weniger Mittel für neue Förderprogramme, Projekte und gemeinnützige Einrichtungen zur Verfügung. Auch wenn sich viele Stiftungsvermögen in den letzten Monaten durch den Kursanstieg an den Aktienmärkten erholt Franziska Grüner  haben dürften, bleibt ist Abteilungsdirektorin und Leiterin der ein Problem: Das hisStiftungsbetreuung bei der Bank Sarasin AG in Frankfurt am Main. Im Anschluss torisch sehr niedrige an ihre Ausbildung bei der Weberbank Zinsniveau mindert studierte sie Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Banken an der Fachhochinsbesondere bei den schule für Technik und Wirtschaft in Berlin. risikoarmen VermöParallel arbeitete sie als Kundenbetreuerin im Bereich Institutionelle Kunden bei der gensanlagen die ErWeberbank. Dort war sie zuletzt als Prokuträge und damit die ristin für die Betreuung von Stiftungen und kirchlichen Anlegern im Asset Management Fördermittel. Hinzu verantwortlich, bevor sie 2008 zur Bank kommen hohe Kosten Sarasin wechselte. für die VermögensverWeitere Informationen  franziska.gruener@sarasin.de waltung, unter dewww.sarasin.de/stiftungen nen vor allem mittlere und kleinere Stiftungen leiden. Viele Stiftungen sehen daher Änderungsbedarf bei ihrem Vermögensmanagement. Sie wollen ihre Geldanlagen professionalisieren.

Kooperation bei der Vermögensanlage » » » Das Produktangebot für die Anlage von Stiftungsvermögen ist sehr umfangreich und vielfältig. Stiftungen haben spezielle Anforderungen wie z.B. eine transparente Anlagestrategie und niedrige Kosten, die viele Produkte teils nicht erfüllen. Eine Alternative zu den bestehenden Anlageformen ist das Pooling von Stiftungsvermögen im Sinne einer vermögensbezogenen Kooperation. Eine solche Idee kann über das Konstrukt eines Pool-Spezialfonds umgesetzt werden, in dem mehrere Stiftungen ihre Anlageinteressen bündeln und ein breit diversifiziertes Anlageuniversum abdecken. Als Ergebnis erhalten insbesondere mittlere und kleine Stiftungen Zugang zu einem professionellen und zugleich individuellen Anlagevehikel. Transparent, flexibel und kostengünstig » » » Der Pool-Spezialfonds ist ein flexibles Anlageinstrument, der Stiftungen noch weitere Vorteile bietet. So sind die investierten Stiftungen „Miteigentümer“ des Fonds und können in dieser Funktion die Anlagepolitik und -strategie, die Vermögensstruktur sowie Zeitpunkt, Häufigkeit und Höhe der Ausschüttungen selbst steuern. Damit ist eine vollständige Transparenz für den Anleger gewährleistet. Bei den Vermögensverwaltungskosten kann nahezu die Hälfte gegenüber Publikumsfonds oder individuellen Vermö-

gensverwaltungsmandaten eingespart werden – ein wesentlicher Aspekt, da viele Stiftungen aktuell über deutlich weniger Einnahmen verfügen. Mitbestimmung gewährleistet » » » Die angeschlossenen Stiftungen können ihre Interessen im Anlageausschuss vertreten. Dieses Gremium gibt den Stiftungsvertretern die Möglichkeit, ihre individuellen Vorstellungen bei der Fondsstrukturierung, bei Vermögensumschichtungen innerhalb des Fonds oder Ausschüttungsvorhaben einzubringen. Das Fondsmanagement hat diese Kundenwünsche und -restriktionen bei der Anlagepolitik zu berücksichtigen und ist darüber hinaus in regelmäßigen Zeitabständen zur Bericht­ erstattung verpflichtet. Fazit » » » Ein Pool-Spezialfonds bietet im Vergleich zu einem Publikumsfonds insbesondere mittleren und kleineren Stiftungen einen guten Zugang zu den Kapitalmärkten, mit einem breit diversifizierten Anlageuniversum, sowie Transparenz der Anlage und Mitbestimmung. « « «


StiftungsWelt 04-2010 » » » Service

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Stiftungsrecht

Aktuelle Verfügungen und Urteile Für Sie zusammengestellt am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen der Bucerius Law School, Hamburg

Zur Amtsdauer von Kuratoriumsmitgliedern (OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 27.05.2010 – 20 W 175/10) Auf einen Blick Die Amtsdauer von Kuratoriumsmitgliedern kann zeitlich durch die Satzung beschränkt werden. Mit Ablauf der Amtszeit endet die Organbestellung nicht zwingend, wenn die Satzung eine Übergangsregelung zur Vermeidung einer Vakanz bis zur Neubestellung eines Nachfolgers vorsieht. Die Satzung der vom Antragsteller und seiner zwischenzeitlich verstorbenen ersten Frau gegründeten rechtsfähigen Stiftung sieht neben dem Vorstand ein Kuratorium vor, das für die Bestellung der bis zu drei Vorstandsposten zuständig ist. Daneben regelt die Satzung in § 7 betreffend das Kuratorium, dass dieses aus bis zu zwölf Mit-

gliedern besteht, das erste Kuratorium vom Stifter bestellt wird und danach die Neubestellung im Wege der Kooptation (Wahl durch die verbliebenen Kuratoriumsmitglieder) erfolgen soll. Die Bestellung bzw. Wahl eines Kuratoriumsmitglieds erfolgt gemäß der Satzung auf fünf Jahre, wobei eine Wiederwahl zulässig ist. Weiter sieht die Satzung vor, dass die Kuratoriumsmitglieder ihr Amt unbeschadet ihrer Amtszeit bis zur Bestellung eines Nachfolgers weiterführen. Im Jahre 2009 schieden zwei Vorstandsmitglieder aus. Vorstandsmitglied war nur noch der Antragsteller. Dieser äußerte daraufhin in der Kuratoriumssitzung im Oktober 2009 den Wunsch, seine zweite Ehefrau in den Vorstand zu wählen. Das Kuratorium kam dem nicht nach, sondern bestellte stattdessen im Dezember 2009 zwei Herren in den Vorstand. Daraufhin beantragte der Antragsteller beim Amtsgericht im Namen der Stiftung

az_184x50_mmi_Stiftungsmanagement_4c

01.10.2010

10:59 Uhr

die Bestellung von zwei neuen Vorstandsmitgliedern bis zur Neubestellung des Vorstands durch ein neues Kuratorium. Zur Begründung seines Antrags auf Notbestellung eines Vorstands gemäß §§ 86, 29 BGB durch das Amtsgericht führte er aus, dass die Bestellung der beiden Herren durch das Kuratorium unwirksam sei. Das Kuratorium sei im Dezember 2009 nicht beschlussfähig gewesen, da die Amtszeit der ersten Kuratoriumsmitglieder im Juni 2001 abgelaufen sei, ohne dass später eine Wiederwahl erfolgt ist. Eine automatische Verlängerung der Amtszeit bis zur Neubestellung bzw. Neuwahl könne trotz der dahin missverständlichen Satzungsregelung in Analogie zu § 102 Aktiengesetz (AktG) nicht angenommen werden. Aus diesem Grund hätten auch die später hinzugewählten Mitglieder nicht wirksam bestellt werden können. Das Oberlandesgericht Frankfurt folgt der Argumentation wie Seite 1

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schon das Amtsgericht nicht. Vielmehr sieht es die Bestellung der Herren in den Vorstand als wirksam an, weil das Kuratorium in der Sitzung im Dezember 2009 beschlussfähig war. Für die zentrale Frage zur Beschlussfähigkeit des Kuratoriums ließ das Gericht allerdings offen, ob die satzungsgemäße Begrenzung der Amtszeit auf fünf Jahre – wie vom Antragsteller vorgetragen – dahingehend zu verstehen sei, dass sie für alle Kuratoriumsmitglieder gilt und damit auch für jene, die vom Antragsteller und seiner ersten Frau bei der Stiftungserrichtung bestellt worden waren. Denn selbst wenn man dem Antragsteller folge und damit die Amtszeit der ersten Kuratoriumsmitglieder abgelaufen sei, ergibt sich nach Ansicht des Gerichts die Beschlussfähigkeit des Kuratoriums aus der Regelung in der Satzung, in der festgelegt ist, dass die Kuratoriumsmitglieder ihr Amt unbeschadet ihrer Amtszeit bis zur Bestellung eines Nachfolgers weiterführen. Eine solche Regelung sei zweckmäßig und üblich, um eine Vakanz zu vermeiden und damit die Notwendigkeit der Bestellung von Organmitgliedern durch das Amtsgericht oder die Stiftungsaufsicht. Etwas anderes könne auch nicht aus der vom Bundesgerichtshof zu § 102 AktG entwickelten Rechtsprechung über die zwingende Beendigung des Aufsichtsratsmandates nach Ablauf der vierjährigen – gesetzlich vorgeschriebenen! – Amtshöchstdauer hergeleitet werden: Die Aktiengesellschaft und die Stiftung seien insoweit nicht vergleichbar. Denn bei der Stiftung ist die Errichtung eines Aufsichtsrats fakultativ, das Stiftungsrecht kenne keine zwin-

gende zeitliche Begrenzung der Amtsdauer und schließlich fehle es aufgrund der nicht körperschaftlichen Struktur an einem demokratischen Legitimationsbedürfnis, das in periodischen Abständen eine Neuwahl der Mitglieder des Aufsichtrates erfordert, wie es bei der Aktiengesellschaft der Fall ist. Der Vakanzregelung hat das Gericht schließlich auch nicht die Geltungswirkung unter dem Gesichtspunkt des Rechtsmissbrauches im Einzelfall abgesprochen. Bis zur streitgegenständlichen Wahl der beiden Herren in den Vorstand entsprach es der offensichtlichen Überzeugung und Übung aller Beteiligten, dass es für die bei der Errichtung der Stiftung ernannten Kuratoriumsmitglieder keiner periodischen Wiederwahl bedürfe. Auch der Antragsteller ging offensichtlich bis dato von der Beschlussfähigkeit des Kuratoriums aus, da er anderenfalls diesem nicht im Oktober 2009 seine zweite Ehefrau für die Wahl in den Vorstand vorgeschlagen hätte. Unter dem Aktenzeichen III ZB 33/10 ist das Rechtsmittel beim Bundesgerichtshof anhängig.

Rundfunkgebührenbefreiung für Fahrzeuge zum Transport behinderter Menschen (BVerwG, Urteil vom 28.04.2010 – 6 C 6.09) Auf einen Blick Radios in Fahrzeugen, die ausschließlich dem Transport behinderter Menschen dienen, sind von der Rundfunkgebührenpflicht befreit. Eine gemeinnützige kirchliche Stiftung des privaten Rechts in Nordrhein-Westfalen, die Einrichtungen für kranke, behinderte und sozial benachteiligte Menschen betreibt, beantragte für ihre 66 Fahrzeuge, die ausschließlich der Beförderung von Behinderten dienten, die Befreiung von den Rundfunkgebühren. Die zuständige Behörde erteilte die Befreiung für die Fahrzeuge nur befristet. Das Verwaltungsgericht verpflichtete die Behörde zu einer unbefristeten Befreiung. Das Oberverwaltungsgericht hob das Urteil des Verwaltungsgerichts auf und wies die Klage der Stiftung gegen die Befristung ab. Das Bundesverwaltungsgericht hat der Klage der Stiftung stattgegeben, soweit die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts einer revisionsrechtlichen Überprüfung gemäß § 10 Rundfunkgebührenstaatsvertrag (RGebStV) für die Zeit ab dem 01.07.2007 zugänglich war.


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Anerkennung einer kommunalen Stiftung trotz Missachtung haushaltswirtschaftlicher Vorschriften der Gemeindeverordnung (Verwaltungsgericht Münster, Urteil vom 21.05.2010 – 1 K 1405/09) Auf einen Blick Die Errichtung einer Stiftung unter mittelbarer Verwendung von Gemeindevermögen ist nicht unwirksam, wenn dabei gegen haushaltswirtschaftliche Regelungen der Gemeindeordnung verstoßen wird.

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Die Klägerin errichtet die Stadtwerke Stiftung für S., mit dem Zweck, andere gemeinnützige Körperschaften im Rahmen der Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, des Umweltschutzes, der Jugendund Altenhilfe, des Wohlfahrtwesens, Sportes und des Heimatgedankens zu unterstützen. Die Klägerin ist eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke S. GmbH, deren alleiniger Gesellschafter wiederum die Stadt S. in NordrheinWestfalen ist. Durch die Stiftung, die mit einem Grundstockvermögen von 1 Million Euro durch die Klägerin ausgestattet worden ist, sollten die sozialen Aktivitäten der

Stadt S. sowie ihrer Töchter- und Enkelgesellschaften organisatorisch zusammengefasst und zugleich durch die Gemeinnützigkeit Steuern gespart werden. Die Stiftungsaufsicht lehnte die Anerkennung der Stiftung unter Hinweis auf § 100 Abs. 3 GO NRW ab. Nach dieser Vorschrift darf Gemeindevermögen nur im Rahmen der Aufgabenerfüllung der Gemeinde und nur dann in Stiftungsvermögen eingebracht werden, wenn der mit der Stiftung verfolgte Zweck auf andere Weise nicht erreicht werden kann. Das Verwaltungsgericht hat der Klage der Stifterin auf Anerkennung stattgegeben. Die Anerken-

Machen Sie den Stiftungs-vermögenscheck! Exklusives Angebot für Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Stiftungen Die Euro-Krise setzt Stiftungsvermögen unter Druck. Die Portfolios haben einen hohen Anteil an Staatsanleihen, um laufende Zinserträge zu generieren. Besorgt fragen sich die Verantwortlichen nun, welche Ausmaße die Löcher in den Staatskassen der EU noch annehmen und wie darauf zu reagieren ist. Hier kann der Stiftungs-Vermögenscheck helfen, den die V-BANK AG als Projektpartner exklusiv für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen in Zusammenarbeit mit bankenunabhängigen Vermögensverwaltern anbietet. Dabei analysieren ausgesuchte Vermögensverwalter kostenlos das Portfolio Ihrer Stiftung und machen Vorschläge zur Optimierung. Machen Sie mit – eine zweite Meinung kann sich durchaus lohnen! So melden Sie Ihre Stiftung an: Sie können sich an allen Tagen der Woche zwischen 8 und 20 Uhr bei der Telefon-Hotline der V-BANK AG, der Bank der Vermögensverwalter, anmelden (08 00/4 50 0800). Geben Sie dazu das Stichwort „Bundesverband Deutscher Stiftungen“ an. Alternativ können Sie sich unter www.stiftungsprofis.de registrieren lassen („Stiftungs-Check starten“). Mehr Informationen zur Aktion und den beteiligten Vermögensverwaltern finden Sie unter www.stiftungsprofis.de.


70 StiftungsWelt 04-2010

nung einer Stiftung ist nach der Reform der §§ 80 ff. BGB im Jahre 2002 ein gebundener Verwaltungsakt. Bei Vorliegen der in § 80 Abs. 1 und 2 BGB abschließend genannten gesetzlichen Voraussetzungen besteht kein Raum für ein verwaltungsbehördliches Ermessen. Das Gericht sah insbesondere die drei Voraussetzungen des § 80 Abs. 2 BGB als erfüllt an. Im Kern problematisch war allein die Frage, ob das Stiftungsgeschäft rechtswirksam ist. Dahingehende Bedenken verneint das Gericht jedoch. Eine Unwirksamkeit konnte sich allenfalls aus § 134 BGB in Verbindung mit § 100 Abs. 3 GO NRW ergeben. Zwar können grundsätzlich auch lan-

desrechtliche Vorschriften ein zur Nichtigkeit führendes gesetzliches Verbot im Sinne des § 134 BGB darstellen. Bei der insoweit einzig in Betracht kommenden Regelung des § 100 Abs. 3 GO NRW handelt es sich nach Ansicht des Gerichts aber nicht um ein gesetzliches Verbot, dessen Verletzung zur Nichtigkeit des Stiftungsgeschäftes führt. Den haushaltswirtschaftlichen Regelungen spricht das Verwaltungsgericht nur interne Bindungswirkung zu, solange nicht eine Verschleuderung von Gemeindevermögen (sog. Verschleuderungsverbot [vgl. § 90 Abs. 1 GO NRW]) stattfindet. Letzteres sei bei der Errichtung einer Stiftung nicht der Fall.

Dr. Gregor Roth | Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Steuerrecht und im Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen an der Bucerius Law School, Hamburg


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Buchmarkt

Zeigt her eure Bücher! Jetzt anmelden: Gemeinsamer Stiftungsstand auf der Frankfurter Buchmesse 2011

» » » 100.000 Bücher erscheinen jedes Jahr in Deutschland. Stiftungen betrachten es nur selten als Kerngeschäft, Bücher zu fördern oder zu verlegen. Dabei gehen jährlich 10.000 Titel mit Unterstützung von Stiftungen in den Druck – eine unglaubliche Zahl. Die wenigsten Stiftungen haben einen eigenen Verlag. Doch auch andere Verlage sind von der Unterstützung der Stiftungen abhängig. Die Edition Hamburger Köpfe bei Ellert & Richter, die Polnische Bibliothek und der Verlag der Weltreligionen bei Suhrkamp, die Willy-Brandt-

hätten nicht Stiftungen das finanzielle Risiko mindern geholfen. Auf der weltgrößten Buchmesse – in diesem Herbst kamen 280.000 Besucher – konnte man die Bedeutung der Stiftungen für den Buchmarkt lange Zeit kaum erkennen. Bertelsmann Stiftung und KörberStiftung waren stets mit Ständen präsent, Stiftung Denkmalschutz, Stiftung Lesen und Stiftung Buchkunst, andere nur sporadisch. In diesem Herbst hat sich das geändert. Erstmals präsentierten sich zwölf Stiftungen an einem Gemeinschaftsstand in der schöns-

lich: Der gemeinsame Nenner ist das stifterische Engagement. Über die inhaltlichen Schwerpunkte hinaus entsponnen sich daher viele Gespräche über Wesen und Wirken der Stiftungen. Die Stiftungen erreichten neue Zielgruppen. Denn oft informieren Stiftungen bei Veranstaltungen, bei denen ohnehin nur die Stiftungsexperten versammelt sind. Hier aber trafen sie auf Skeptiker (und halfen Vorurteile abbauen), auf Neugierige, Multiplikatoren, Lehrer, Buchhändler, Verleger, Journalisten – und die schon lange im Stiftungswesen Engagierten hatten einen neuen Anlaufpunkt. Ulrich Brömmling

Gesamtausgabe im Dietz-Verlag: Alles wäre undenkbar ohne die finanzielle, oft auch inhaltliche Unterstützung von Stiftungen. Wissenschaftspublikationen, Ausstellungskataloge, Monografien würden häufig das Doppelte kosten,

ten Messehalle 3.1 – der einzigen mit Tageslicht. Von A wie Allianz Umweltstiftung bis Z wie Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius war eine bunte Vielfalt an Stiftungen und Themen vertreten. Die inhaltliche Vielseitigkeit machte deut-

ist seit zwölf Jahren im Stiftungswesen Jetzt anmelden » » » aktiv und berät Stiftungen in Kommunikations- und Strategiefragen. Er hilft bei der Auf der Frankfurter Errichtung von Stiftungen ebenso wie beim Buchmesse 2011 wird Entwurf von Förderkonzepten, bei Projektentwicklung und Alumni-Arbeit. Zugleich ist er es wieder einen Geals Autor für überregionale Medien tätig. Er meinschaftsstand der hatte die Idee zu einem Gemeinschaftsstand für Stiftungen auf der Frankfurter Buchmesse, Stiftungen geben. Inden er in diesem Jahr erstmals anbot. teressierte Stiftungen Weitere Informationen können sich noch bis Ulrich Brömmling Ende Januar bei Ulrich Brömmling · Stiftungen · Kommunikation Potsdamer Straße 71 Brömmling melden. 10785 Berlin 0177 / 785 18 98 Der Bundesverband ulrich@broemmling.de Deutscher Stiftungen www.stiftungsverlage.de www.broemmling.de unterstützt das Projekt 2011 als Kooperationspartner und wird den Stand zusammen mit Ulrich Brömmling personell betreuen. « « «


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Buchmarkt

Neu: Spendenbericht Deutschland 2010 DZI veröffentlicht Daten und Analysen zum Spendenverhalten.

» » » Mit dem Spendenbericht Deutschland 2010 hat das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) jetzt eine aktuelle und neuartige Bestandsaufnahme des Spendenverhaltens hierzulande veröffentlicht. 53 Abbildungen und Tabellen werden von Analysen erschlossen. Wissenschaftlich fundiert informiert der Bericht z.B. über die verschiedenen Ansätze zur Berechnung des Spendenvolumens, der individuellen Spendenhöhe, der Spendenbeteiligung und auch über soziodemografische Merkmale der Spenderinnen und Spender. Die Daten stammen im Wesentlichen aus den laufenden Wirtschaftsrechnungen und der Einkommensteuerstatistik des Statistischen Bundesamts, dem Freiwilligensurvey, einer vom DZI selbst im Auftrag gegebenen Bevölkerungsumfrage sowie den frei zugänglichen Teilen der kommerziellen Erhebungen GfK Charity Scope und TNS Infratest Deutscher Spendenmonitor. Ein Exkurs untersucht das Spendenverhalten von Migranten und ein eigener Abschnitt ist den Erkenntnissen zu Unternehmensspenden gewidmet. Zusätzlich enthält das Buch fünf Fachbeiträge Buchtipp  weiterer Experten und Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen Wissenschaftler zur (DZI) (Hg.): Spendenbericht Deutschland 2010. Daten und Analysen zum SpendenverSpendenforschung, halten. ISBN 978-3-9812634-2-8. 143 Seiten. so z.B. von Karsten 39,80 Euro. Schulz-Sandhof über Bestellung verwaltung@dzi.de die Spendenerfassung beim DZI und den DZI

Spenden-Index sowie von Gabriele Lingelbach mit einem kurzgefassten Überblick zur Geschichte des Spendens. Obwohl das Spenden von Geld und Gütern eine jahrhundertealte Tradition hat und im Sinne bürgerschaftlichen Engagements zugleich hoch aktuell ist, befindet sich die Spendenforschung in Deutschland erst am Anfang. Der vom DZI herausgegebene Spendenbericht Deutschland 2010 leistet aus sozialwissenschaftlicher Sicht grundlegende Beiträge. Er zeigt außerdem Wege für den Aufbau einer regelmäßigen Spendenberichterstattung in Deutschland auf und versteht sich selbst als wichtigen ersten Schritt zu diesem Ziel. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen verstärkt mit der Herausgabe des Spendenberichts sein Engagement für eine größere allgemeine Transparenz des Spendenwesens in Deutschland. Mit dem seit 2003 jährlich veröffentlichten DZI Spenden-Almanach legt es bereits detaillierte Statistiken zur Struktur sowie zu den Einnahmen und Ausgaben der jährlich wachsenden Gruppe der SpendenSiegel-Organisationen vor. Der Spendenbericht Deutschland soll vom DZI in den kommenden Jahren systematisch zu einer nationalen Spendenstatistik ausgebaut werden, die zusätzlich auch neueste Erkenntnisse der Spendenforschung kommuniziert. Dazu stimmt sich das DZI eng mit weiteren Fach-

leuten und Organisationen im Inund Ausland ab, z.B. innerhalb des European Research Network on Philanthropy (www.ernop.eu). « « «

Burkhard Wilke  ist Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) in Berlin.


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Buchmarkt

Besprechungen

Reich & gut Helmut Spudich: Reich & gut. Wie Bill Gates & Co. die Welt retten. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2010. ISBN 978-3-8000-7470-9. 191 Seiten. 19,95 Euro.

» » » Bill Gates will Malaria bekämpfen, Warren Buffet verspricht, 99 Prozent seines Vermögens der Gemeinnützigkeit zu spenden und Danone errichtet unrentable Joghurtwerke als Sozialunternehmen für arme Kunden – wie kleine Wunder reihen sich die Kapitel von „Reich & gut“ aneinander. In seinem Buch mit dem so griffigen Titel will Autor Helmut Spudich dem Leser erklären, „wie Bill Gates & Co. die Welt retten“. Spudich ist Wirtschaftsjournalist, kein Wissenschaftler, und dementsprechend locker und leicht liest man sich durch die fast 200 Seiten. Der „Philanthrokapitalismus“ boomt, weiß Spudich und zeichnet in teilweise ganz persönlichen Geschichten die Porträts von Superreichen, denen es nicht mehr genügt, Geld nur zu besitzen. Er verrät die Geschichte hinter dem Vermögen, die Motive für die Wohl-

tätigkeit und die Ideen der Milliardäre. Außerdem zeigt er, dass die Methoden der Wohltäter durchweg kapitalistisch sind, ohne dass diese etwas daran verdienen – zumindest kein Geld. Doch auch wer keine Milliarden zur Verfügung hat, kann aus diesem Buch etwas lernen. Denn in der Philanthropie gelten laut Meinung des Autors ebenfalls die Regeln der freien Wirtschaft: Gute Ideen zahlen sich aus, es müssen Fehler gemacht werden, um zum Erfolg zu gelangen. „Die größtmögliche Kooperation privater und staatlicher Organisationen führt zum Ziel“, da ist sich Helmut Spudich sicher. Am Ende bleibt dennoch die Erkenntnis, dass die Wahrheit nie ganz so pauschal betrachtet werden kann, wie es der Buchtitel verspricht. Denn wenn eine Milliardärin ihr gesamtes Vermögen einer Stiftung für das Wohlergehen ihres Schoßhundes vermacht oder ein großes Unternehmen durch soziale Projekte eigentlich nur ein neues Produkt einführen will, kann man nicht von reich und gut sprechen. Es sind eben gerade die richtigen Ideen, die richtige Umsetzung und die richtige Motivation, die einen reichen Wohltäter auch zum guten Menschen machen. « « « Miriam Hinner | Internetredaktion des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

wer, wenn nicht wir Else Kröner-Fresenius-Stiftung (Hg.): Wer, wenn nicht wir. Else Kröner – Unternehmerin und Stifterin. August Dreesbach Verlag, München 2010. ISBN: 978-3-940061-44-7. 256 Seiten. 38 Euro.

» » » Wie erfreulich, dass die Else Kröner-Fresenius-Stiftung sich und uns allen dieses schöne, in jeder Hinsicht gut gemachte Buch geleistet hat! Und wie erfreulich, dass über das interessante und erstaunliche, in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Leben Else Kröners, geb. Fernau, nun in einer Biografie nachzulesen ist. Was war das für eine faszinierende Frau! Else Fernau wurde 1925 in Frankfurt am Main geboren. Der Vater starb, als sie drei Jahre alt war. Else wuchs im großbürgerlichen Haushalt des Frankfurter Apothekers Dr. Eduard Fresenius und seiner Frau Else auf, in dem ihre Mutter als Haushälterin arbeitete. Das kinderlose Ehepaar nahm sich des Mädchens wie einer eigenen Tochter an. Else hatte gerade ein Pharmaziestudium begonnen, als Fresenius 1946 plötzlich starb und sie eine seiner drei Erbinnen


74 StiftungsWelt 04-2010

Buchmarkt wurde. Nach Abschluss ihres Studiums übernahm sie 1951 mit nur 26 Jahren die Leitung der Frankfurter Apotheke und des chemisch-pharmazeutischen Unternehmens in Bad Homburg, das Fresenius ebenfalls gehört hatte. In den folgenden drei Jahrzehnten baute sie das Unternehmen kontinuierlich weiter aus, wobei ihr ab Mitte der 1950erJahre der Volkswirt und Jurist Hans Kröner zur Seite stand, der später die Leitung zusammen mit ihr übernahm. 1964 heirateten die beiden. 1982 wurde das Unternehmen, das inzwischen 1.300 Mitarbeiter hatte, in eine AG umgewandelt. Fünf Jahre vor ihrem überraschenden Tod 1988 gründete Else Kröner zur Regelung ihrer Nachfolge im Unternehmen die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die sie als Erbin einsetzte. Sie ist heute die fünftgrößte deutsche Stiftung. „Mit der vorliegenden Biografie möchte die Else Kröner-Fresenius-Stiftung die Erinnerung an die große Unternehmerin und Stifterin wachhalten und Else Kröner zugleich in einer Weise ehren, die zu ihr passt“, ist in der Einleitung der Biografie zu lesen. „For-

men der Überhöhung und Stilisierung fielen daher von vorneherein aus. Else Kröner wusste zwar, wer sie war und war stolz auf das, was sie geleistet hatte, aber sie blieb bescheiden. Das kam im persönlichen, unprätentiösen Umgang mit ihren Mitarbeitern genauso zum Ausdruck wie in ihrer Erscheinung. Ihr Leben lang kaufte sie Kleider von der Stange und freute sich darüber, wenn sie nicht gleich auf den ersten Blick als ‚die Chefin‘ ihres Unternehmens zu erkennen war.“ Autoren des Buches sind die Historiker Dr. Michael Kamp und Dr. Florian Neumann, die für das Werk nicht nur Archivschätze gehoben haben, sondern auch zahlreiche Zeitzeugen befragten. Mögen Else Kröners Persönlichkeit und ihr Lebenswerk mit diesem Buch viele Menschen inspirieren. Und mögen weitere Stiftungen ihre Stifter mit gut gemachten Büchern würdigen. Damit wir uns von ihrem Vorbild inspirieren und begeistern lassen und ihre Botschaft BvB weitertragen. « « «

Aktuelle Literatur » Allianz Umweltstiftung (Hg.): „Früher war selbst die Zukunft besser“ (Karl Valentin) – Wirtschaft, Politik und Wissenschaft präsentieren Visionen für eine nachhaltige Zukunft. Dokumentation der 14. Benediktbeurer Gespräche. München 2010. (Die 94-seitige Broschüre kann angefordert werden bei: info@ allianz-umweltstiftung.de) » Centre for Philanthropy Studies CEPS (Hg.): Schweizer Stiftungsreport 2010. Universität Basel 2010. Kostenloser Download: www.ceps.unibas.ch/forschung/publikationen » Mohn, Liz: Positionen – Unternehmenskultur und Werte. Ausgewählte Veröffentlichungen. Gütersloh 2010.

Professionelles Projektmanagement Profitieren Sie von meinen vielfältigen Erfahrungen in der Konzeption und Koordinierung von Projekten im Stiftungssektor.

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StiftungsWelt 03-2010

» » » SERVICE

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In eigener Sache Die StiftungsWelt im Abonnement

Anzeigen in der StiftungsWelt

Call for papers: StiftungsWelt-themen 2011

Mit vier Ausgaben im Jahr und einer Auflage von 5.000 Exemplaren bietet die StiftungsWelt Informationen rund um das Stiftungswesen – mit Interviews, Kurzmeldungen und Praxistipps, mit Hinweisen auf Veranstaltungen, Publikationen und Aktuellem zum Gemeinnützigkeits- und Stiftungsrecht. Ein Schwerpunktteil in jeder Ausgabe beschäftigt sich mit wechselnden Themen aus der Stiftungsarbeit oder dem Stiftungsmanagement. Das  Magazin richtet sich an die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, an Entscheider und Führungskräfte in Stiftungen, Stifter und Stiftungsberater sowie Multiplikatoren aus Politik und Gesellschaft. Die StiftungsWelt ist auch für Nichtmitglieder im Abonnement erhältlich. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte Mira Nagel, Telefon (030) 89 79 47-73, mira.nagel@stiftungen.org

Wollen auch Sie mit einer Anzeige die Zielgruppe der Stiftungs­ interessierten erreichen? Möchten Sie dem Versand des Magazins eine Beilage zufügen? Wir bieten Ihnen farbige Anzeigen in vielen Formaten und gewähren attraktive Rabatte auf Anzeigenserien. Wenden Sie sich gern bei allen Fragen zum Thema Anzeigen an Mira Nagel, Telefon (030) 89 79 47-73, mira.nagel@stiftungen.org

Die StiftungsWelt widmet sich im kommenden Jahr folgenden Schwerpunktthemen:

Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 15. Februar 2011 (Auftragsschluss)

Vorschau StiftungsWelt 01-2011: Stiftungen und Unternehmen In der Ausgabe zum Deutschen StiftungsTag 2011 wird es einerseits um unternehmensverbundene Stiftungen und um Unternehmen und Unternehmer als Stifter gehen, aber auch um die Frage, was sich Stiftungen von Unternehmen abgucken können, um professioneller zu handeln. Haben Sie Themenvorschläge, Ideen

und Anregungen? Wir freuen uns über Ihre Hinweise. Redaktionsschluss ist der 31. ­Januar 2011. Kontakt: benita.v.behr@stiftungen.org Telefon (030) 89 79 47-76 Die nächste Ausgabe erscheint am 29. März 2011.

» 01-2011: Stiftungen und Unternehmen Erscheinen: 29. März » 02-2011: Personalwesen und Stiftungswesen Erscheinen: 5. Juli » 03-2011: Hospizarbeit und Palliativmedizin Erscheinen: 27. September » 04-2011: Tiere Erscheinen: 6. Dezember Wenn Sie Ideen und Themenvorschläge haben, freut sich das Redaktionsteam auf Ihre Anregungen. Bitte beachten Sie dabei unsere langfristige Termin- und Themenplanung. In der Regel konzipieren wir den Schwerpunkt noch vor Erscheinen der vorhergehenden Ausgabe. Für Ihre Themenvorschläge bitten wir Sie um ein kurzes Exposé. Näheres dazu auf unserer Internetseite: www.stiftungen.org/ stiftungswelt

Impressum

StiftungsWelt. Das Magazin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Herausgeber © 2010 Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V. Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -11 post@stiftungen.org · www.stiftungen.org www.stiftungen.org/verlag V. i. S. d. P.: Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär Chefredaktion: Benita von Behr (BvB) benita.v.behr@stiftungen.org Redaktion: Mira Nagel (NA), Timon Pohl (PH), Nina Leseberg (LES) Bildredaktion: Benita von Behr, Mira Nagel Korrektorat: Nicole Woratz Verlag: Bundesverband Deutscher Stiftungen Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Auflage dieser Ausgabe: 5.000 Exemplare Gestaltung, Satz: www.pacificografik.de E. Girardet, V. Eizenhöfer, M. Lichtwarck Druck: Oktoberdruck | 10245 Berlin Gedruckt auf Munken Pure (FSC Mixed Sources Zertifikat). Sowohl der Papier-Lieferant „arctic paper“ als auch Oktoberdruck bemühen sich darum, die hohen Umweltbelastungen des Druckvorgangs weitestmöglich zu reduzieren und haben das anspruchsvolle EMAS-Zertifikat erhalten. Illustrationen im Schwerpunkt: Moritz Lichtwarck, Pacifico Grafik Fotonachweis: David Ausserhofer: 7 Mitte, 7 rechts, 52-54, 71; DBU: 37 links; DBU/ Andreas Herrmann: 37 rechts; Mario Gräfe: 76; Herbert Quandt-Stiftung/Sabeth Stickforth: 56; Mainau GmbH: 49 links; Stiftung Lesen: 44 (Foto H. Kreibich); Hessische Staatskanzlei: 49 rechts; Gerda Henkel Stiftung/Stephan Brendgen: 46; Pixelio/Olaf Schneider: 10-11 (Kopf); Norbert Rosing: 36 rechts; schemmi_pixelio: 9 Soweit nicht anders angegeben, liegen die Rechte bei den jeweils im Artikel bzw. in der Meldung genannten Stiftungen/Organisationen oder Personen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser, nicht unbedingt die des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wieder. Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 7. Dezember 2010 ISSN 1863-138X


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Kulinarisches Die Stiftungs-Schokoladenseite Gutes tun und genießen mit der Stifterpraline der Bürgerstiftung Zwischenraum

» » » Mit Marzipan gibt es sie, mit Nougat, mit Kaffee und mit Chili: Seit 2008 wartet die Bürgerstiftung Zwischenraum in Jena mit einer Stifterpraline auf. So will sie nicht nur zum süßen Genuss verführen, sondern auch dazu, etwas für das Gemeinwohl zu tun. „Gutes tun und genießen“ lautet das Motto. Die Idee dazu hatte die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Doris Voll schon gut ein Jahr vorher. Aber manchmal will gut Ding Weile haben, und so verging einige Zeit, bis die ersten offiziellen Stiftungspralinen auf der Zunge von engagierten Naschkatzen zergingen. Entwickelt hat die Rezepturen Konditor Mario Gräfe, Juniorchef der Konditorei Gräfe in Eisenberg, wo die Pralinen hergestellt werden. In deren Jenaer Filiale können Bürger und Unternehmen, die mit jeder Packung des „Hüftgoldes“ einen Euro in das lokale Gemeinwohl investieren, die Köstlichkeit erstehen. 500 Schachteln wurden in den ersten zwei Jahren bereits verkauft. Die Zusammenstellung der neun Pralinen variiert je nach Saison. Im Sommer kombiniert Gräfe gern etwas Fruchtiges dazu, z.B. Cassis oder PasWeitere Informationen sionsfrucht, im WinBürgerstiftung Zwischenraum ter dunkle Schokolade. Stifterpraline@buergerstiftungzwischenraum.de Besonderen Wert legt www.buergerstiftung-zwischenraum.de der Konditor auf die Bestellung traditionelle HerstelKonditorei Gräfe lungsweise sowie auf Telefon (036691) 529 36 info@kaffeehausgraefe.de frische und reine Zutawww.kaffeehausgraefe.de ten ohne Zusatz künstPreis: 9,90 Euro pro Packung licher Aromen: Butter,

Schokolade, Milch und Karamell aus eigener Produktion. Der Gewinn für die Stiftung erschöpft sich bei Weitem nicht im Finanziellen. Eine Pralinenschachtel ist auch ein Kommunikationsmedium, mit dem man neue Zielgruppen erreicht und sich ins Gespräch bringt. So konnte die Stiftung z.B. jüngst eine neue ehrenamtliche Mitstreiterin gewinnen, die über die Praline zum Engagement bei der Bürgerstiftung verführt wurde. Ihr

ten Rede in der Hand behielt und immer wieder auf sie Bezug nahm. Den Bundesverband Deutscher Stiftungen und insbesondere die Initiative Bürgerstiftungen konnte die Bürgerstiftung Zwischenraum inzwischen als Stammkunden gewinnen. Nicht nur, dass in den Büros der IBS regelmäßig „Schokoladennotstand“ ausgerufen wird, in dessen Folge die Mitarbeiter zu verzweifelten Akquise- und Betteltouren in die umliegenden Büros aufbrechen.

Mann hatte ihr, als sie krank war, die Stifterpralinen mitgebracht. So wurde sie auf die Stiftung neugierig, nahm Kontakt auf – und ließ sich für die Mitarbeit begeistern. Würdigung vom höchsten Mann im Staate erfuhr der Praline im Januar 2008. Bundespräsident Horst Köhler hatte Vertreter deutscher Bürgerstiftungen ins Schloss Bellevue eingeladen, unter ihnen auch Doris Voll. Sie brachte ihm den Prototyp der damals noch in Entwicklung befindlichen Pralinenpa­ckung mit, die er während seiner gesam-

Die Stifterpraline eignet sich auch hervorragend als kleines Dankeschön für Geschäftspartner und Referenten. Wer eine größere Zahl verschenkt, hat die Möglichkeit, gegen Gebühr individualisierte Einleger dazuzubestellen. Denken Sie an Adventssonntage, Weihnachtsgeschenke und Ihren Weihnachts-Festschmaus: Auch nach einem üppigen Mahl gibt es immer noch einen „Zwischenraum“ im Magen, in den eine kleine PraliBvB ne passt. « « «


Deutsche StiftungsAkademie Aktuelle Termine 2011 Thema

Ort

Termin

Preis

Bonn Bonn Berlin Bonn Berlin Bonn Bonn München Stuttgart Berlin Berlin Berlin Bonn

02.02. 03.02. 08.06. und 30.08. 22.03. 08.09. 08.11. 09.11. 31.03. 11.05. 22.06. 07.09. 13.09. 19.11.

295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 199 Euro­ 99 Euro 99 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro

Textwerkstatt: Die Kunst der Sprache – richtig schreiben Fundraising für Hochschulen Die Stiftung als Unternehmer: Wirtschaftliche Aktivitäten und Umsatzsteuer Stiftung und Testamentsvollstreckung

Berlin Bonn Berlin Bonn

03.03. 05.04. 14.04. und 27.10. 27.04.

295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro

Methoden der Projektplanung und Evaluation in der Stiftungsarbeit

Berlin

05.10.

295 Euro* / 395 Euro

Stiftung und Steuern: Steuererklärung und Zuwendungsbestätigung Fundraising für Stiftungen – Großspender Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Stiftungen

Berlin Berlin Bonn

06.10. 13.10. 23.11.

295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro 295 Euro* / 395 Euro

Bonn

15.03.

295 Euro* / 395 Euro

Seminare Nachhaltige Kapitalanlage für Stiftungen Stiftungsmanagement – die Grundlagen Stiftungsmanagement – die Grundlagen Basiswissen Stiftung: Gemeinnützigkeit, Spenden und Steuern Basiswissen Stiftung: Stiftungsorganisation und -administration Basiswissen Stiftung: Vermögensmanagement Basiswissen Stiftung: Rechnungslegung und Prüfung Die Stiftung in der Praxis Kooperationen und Netzwerkbildung in der Stiftungsarbeit Das Management einer Stiftung Der Jahresabschluss in gemeinnützigen Einrichtungen Gestaltungsmöglichkeiten bei Treuhandstiftungen EDV für Stiftungen

Workshops

Kongress Neuerungen im Stiftungs-, Gemeinnützigkeits- und Spendenrecht

Zertifizierungslehrgänge: Stiftungsberater Modul 1: Stiftungsrecht Modul 2: Stiftungssteuerrecht Modul 3: Rechnungslegung und Vermögensanlage Modul 4: Stiftungsstrategien Mündliche Prüfung

2.475 Euro* / 2.975 Euro Bonn Bonn Bonn Bonn Bonn

04.-05.03. oder 02.-03.09. 25.-26.03. oder 23.-24.09. 15.-16.04. oder 14.-15.10. 06.-7.05. oder 04.-05.11. 17.06. oder 16.12.

Bonn Bonn Bonn Berlin Berlin Bonn

04.-05.03. oder 02.-03.09. 25.-26.03. oder 23.-24.09. 15.-16.04. oder 14.-15.10. 06.-.7.05. oder 04./05.11. 27.-28.05. oder 25./26.11. 17.06. oder 16.12.

Zertifizierungslehrgang: Stiftungsmanager Modul 1: Stiftungsrecht Modul 2:Stiftungssteuerrecht Modul 3: Rechnungslegung und Vermögensanlage Modul 4: Stiftungsmanagement Modul 5: Öffentlichkeitsarbeit Mündliche Prüfung

2.970 Euro* / 3.570 Euro;

Sommerakademie: Stiftungsmanager Kompaktlehrgang

4.450 Euro*/ 4.950 Euro Berlin

09.08.-20.08.

Anmeldung und Kontakt

Dr. Andrea Rudolph Leiterin Deutsche StiftungsAkademie Haus Deutscher Stiftungen | Mauerstr. 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-47 | Fax (030) 89 79 47-81 andrea.rudolph@stiftungen.org | www.stiftungsakademie.de Die Deutsche StiftungsAkademie ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.

* Ermäßigter Preis für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Studierende, Erwerbslose und Referendare zahlen die Hälfte des Mitgliederpreises (ausgenommen Zertifizierungslehrgänge).


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übersicht

dokumentation Nationale Engagementstrategie (Auszüge) Am 6. Oktober 2010 legte ein Kabinettsbeschluss der Bundesregierung die Grundzüge der Nationalen Engagementstrategie fest. Grundlage war der 70-seitige Entwurf einer Nationalen Engagementstrategie der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Dr. Kristina Schröder, in deren Zuständigkeit das Thema bürgerschaftliches Engagement fällt. Die Einleitung sowie Passagen, die sich explizit auf Stiftungen beziehen, finden Sie auf den folgenden Seiten. Den vollständigen Text der Nationalen Engagementstrategie finden Sie als PDF auf unserer Internetseite unter: www.stiftungen.org/nationale_engagementstrategie Dem Beschluss vorangegangen waren Beratungen des Nationalen Forums für Engagement und Partizipation, das im Frühjahr 2009 mit Unterstützung des BMFSFJ im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) eingerichtet wurde. In dem informellen Forum kommen unabhängige Expertinnen und Experten aus der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und aus Politik sowie Verwaltung in thematischen Dialogforen zusammen. Und was sagen die Bürger dazu? Auf der Dialogplattform www.engagementzweinull.de haben Sie bis zum 17. Dezember 2010 die Möglichkeit, online über ein wichtiges Vorhaben der Bundesregierung zu diskutieren und dieses mit weiterzuentwickeln. Angeboten wird der Online-Dialog vom Nationalen Forum für Engagement und Partizipation im BBE. Die Beiträge und Diskussionen auf der Seite Engagementzweinull sind ein wichtiger Baustein für die Weiterentwicklung der Nationalen Engagementstrategie, die sich über die gesamte Legislaturperiode erstrecken wird. Weitere Informationen zum Kabinettsbeschluss finden Sie auch unter: www.bmfsfj.de/BMFSFJ/aktuelles,did=161502.html


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Nationale Engagementstrategie A. Engagementstrategie als Leitfaden für eine lebendige Bürgergesellschaft Bürgerschaftliches Engagement ist eine tragende Säule jedes freiheitlichen, demokratischen, sozialen und lebendigen Gemeinwesens. In Deutschland ist über ein Drittel der Bevölkerung in Vereinen, Verbänden und Initiativen engagiert, sei es im Sportverein, bei der freiwilligen Feuerwehr, in Kirchen und karitativen Organisationen, in Freiwilligenagenturen, in der Hospizbewegung, in Nachbarschaftsinitiativen, kulturellen Einrichtungen, Selbsthilfegruppen oder Sozialunternehmen. Das freiwillige Engagement der Bürgerinnen und Bürger sorgt für Zusammenhalt und Gemeinschaft und wirkt in einem Maße solidaritätsstiftend wie es der Staat allein nie bewirken könnte. Ihr Engagement verändert das Leben der Engagierten selbst, es verändert das Leben ihrer Mitmenschen, und schließlich verändert es auch unser Land, das durch jede menschliche Zuwendung gestärkt und durch jede neue Idee zur Lösung einer gesellschaftlichen Herausforderung vorangebracht wird. Von diesen Herausforderungen gibt es viele – sie reichen vom demografischen Wandel, der gesellschaftlichen Integration, der Gewährleistung fairer Chancen in der Bildung bis zum Umwelt-, Natur und Klimaschutz. Bei aller Individualität und Selbstbestimmtheit des bürgerschaftlichen Engagements steht es nicht losgelöst von den politischen Aufgaben unserer Zeit. Im Gegenteil: Die Bürgerinnen und Bürger leisten mit ihrem Engagement einen unverzichtbaren Beitrag zur Bewältigung dieser Aufgaben und zur Sicherung von Wachstum und Wohlstand für alle. Bürgerschaftliches Engagement hat in schwierigen Zeiten, wie der Aufbauphase nach dem Krieg und nach der Wiedervereinigung zur Entwicklung unseres Landes erheblich beigetragen und findet vor dem Hintergrund, dass Staat und Kommunen nicht mehr alles leisten können, vielfach neue Wertschätzung. Nicht zuletzt durch die Förderung eines Gemeinschaftsgefühls ist dies auch in der heutigen Zeit ein wichtiger Aspekt im Zusammenleben der Menschen. Diese starke, sich vielfältig ausdrückende Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, und ihren Mut, freiwillig und in Selbstorganisation an Problemlösungen zu arbeiten, will die Bundesregierung stärken. Es geht dabei um die Zukunft unserer Gesellschaft und die Möglichkeit eines jeden einzelnen, seine Fähigkeiten und Talente in Freiheit und Selbstbestimmtheit in unser Zusammenleben einzubringen. Die Bundesregierung ist in der Bewältigung der vor ihr liegenden Aufgaben nicht nur angewiesen auf die Initiative und Verantwortungsbereitschaft eines jeden Einzelnen. Sie ist auch angewiesen auf wirksame Partnerschaften mit der Bürgergesellschaft und der Wirtschaft,


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durch die die Aufgaben-, Teilhabe- und Verantwortungsteilung neu justiert wird. Wichtig für das Gelingen solcher Partnerschaften sind eine Offenheit aller Akteure und eine enge Kooperation von Verwaltung, Wirtschaft und Bürgergesellschaft. [...] Stiftungen wenden sich zunehmend der Engagementförderung zu. Sie sind richtungweisende Impulsgeber für die Innovation und Entwicklung in unserer Gesellschaft. Die vielen in Deutschland neu gegründeten Bürgerstiftungen haben das Potenzial, in Zukunft eine noch wichtigere Rolle in der Förderung der Infrastruktur des Engagements in Deutschland auf der lokalen Ebene zu spielen. Die Bundesregierung setzt mit der Engagementstrategie einen Rahmen, der das bürgerschaftliche Engagement der Wirtschaft, der Stiftungen und der Bürgerstiftungen nicht nur anerkennt, sondern auch systematisch unterstützen wird. Die Bundesregierung will damit auch einen Beitrag zu einem demokratischen Selbstverständnis leisten, nach dem Bürgergesellschaft, Staat, Wirtschaft und Stiftungen gemeinsam Verantwortung für die Bewältigung der Herausforderungen übernehmen.1 [...] D. Förderung der Zusammenarbeit von Staat, Wirtschaft und Stiftungen für mehr Engagement und Innovation Unternehmen wirken auf die Gesellschaft nicht allein durch die Bereitstellung von Produkten, Waren oder Dienstleistungen ein, also durch ihr Kerngeschäft. Sie engagieren sich darüber hinaus bürgerschaftlich auf lokaler regionaler und nationaler Ebene. Unternehmen und Gesellschaft verbinden sich beispielsweise dort, wo Unternehmen Vereine oder Stiftungen gründen, Stadtquartiere beleben, Förderpreise ausschreiben oder das bürgerschaftliche Engagement der Beschäftigten unterstützen. Aus dieser Verbindung gehen oftmals Engagementimpulse und gesellschaftliche Innovationen hervor. Unternehmen stehen dabei vor der Herausforderung, Strategien des mittel- oder langfristigen unternehmerischen Nutzens eines bürgerschaftlichen Engagements zu konzipieren und mit dem gesellschaftlichen Nutzen zu verbinden. Ähnlich nutzen Stiftungen und Bürgerstiftungen die Möglichkeit als zivilgesellschaftlicher Akteur mit begrenzten Mitteln weit reichende Impulse zur Fortentwicklung unserer Gesellschaft zu geben. Sie sind als Förderer des bürgerschaftlichen Engagements von Dritten und operativ mit eigenen 1

Bei der Förderung entsprechender Ansätze ist darauf zu achten, dass wirtschaftliche oder sonstige Interessen Einzelner nicht so im Vordergrund stehen, dass der Anteil des gemeinwohlorientierten Engagements eher als subsidiär erscheint.


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Programmen und Projekten in verschiedenen Feldern des bürgerschaftlichen Engagements aktiv. Sie fördern Engagement u.a. im Kontext von Stiftungszwecken wie Soziales, Kultur, Umwelt, Wissenschaft, Bildung, sowie Kunst. Unternehmen und Stiftungen sind damit wichtige Partner des Bundes, der Länder und Kommunen und der Bürgergesellschaft. Die Bundesregierung setzt sich zur Aufgabe, die Zusammenarbeit von Staat, Wirtschaft und Stiftungen unter Einbeziehung der Bürgergesellschaft im Bereich der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements auf allen Ebenen zu fördern. Möglichkeiten und Hemmnisse für Kooperation und Vernetzung sollen stärker untersucht werden, ebenso wie geeignete Formen der Zusammenarbeit in der Entwicklung, Gestaltung und Umsetzung von Projekten. Fragen der dauerhaften Anschlussfinanzierung von Projekten durch Dritte wie auch deren Überführung in selbsttragende Strukturen sollen dabei berücksichtigt werden, ebenso wie ein sich wandelndes Selbstverständnis von Unternehmen, die sich zunehmend als gesellschaftspolitisch relevante Akteure sehen und wahrgenommen werden wollen, was neue Formen der Kooperation mit Bund, Ländern und Gemeinden notwendig macht. I. Strategische Partnerschaften mit Stiftungen und Bürgerstiftungen (BMFSFJ) 1. Mit Stiftungen als Entwicklungspartner für die Gesellschaft kooperieren. Bürgerschaftliches Engagement ist erst seit einiger Zeit als Stiftungszweck anerkannt. Viele Stiftungen und insbesondere Bürgerstiftungen sehen darin seit langem ein zentrales Betätigungsfeld. Stiftungen sind damit zivilgesellschaftliche Akteure, die vielfach weitreichende Impulse zur Fortentwicklung unserer Gesellschaft geben. Gerade die Bürgerstiftungen werden für die Förderung der Infrastruktur des bürgerschaftlichen Engagements in den Kommunen in Zukunft eine hohe Bedeutung haben. Aus diesem Grund sind Stiftungen wichtige Partner für die Bundesregierung sowie die Länder und Kommunen. Zur Bewältigung vieler Herausforderungen wird es in Zukunft unumgänglich sein, dass staatliche Stellen mit Stiftungen noch enger zusammenarbeiten. Eine strategische Partnerschaft soll unter völliger Respektierung der Unabhängigkeit des Stiftungssektors Potenziale der Zusammenarbeit in möglichst allen Politikfeldern, in denen Engagement eine Rolle spielt, ausloten und in konkrete Abstimmungen wie aber auch gemeinsame Projekte übersetzen. In der letzten Legislaturperiode hat der Deutsche Bundestag auf Anregung der Bundesregierung die steuerlichen Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement erheblich verbessert. Damit haben Vereine, Stiftungen und die Engagierten bereits viel Anerkennung erfahren. Neben einer stärkeren finanziellen Förderung wurden das Gemeinnützigkeits- und Spendenrecht vereinfacht. Positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Stiftungssektors hatte beispielsweise die Anhebung des Höchstbetrags für die Ausstattung

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von Stiftungen mit Kapital. Die Höchstgrenzen für den steuerlichen Spendenabzug wurden umgestaltet. Der Spendenabzug wurde dabei erheblich vereinfacht und ausgeweitet. Diese Maßnahme wird die Spendenbereitschaft in Deutschland positiv beeinflussen. Die Bundesregierung strebt strategische Partnerschaften mit Stiftungen an. Diese Partnerschaften sollen sich auf die verschiedenen Themenfelder der Engagementstrategie beziehen und zu einer abgestimmten Bündelung der Kräfte beitragen. Dazu gehören verschiedene Themenfelder wie z. B. Integration und Zusammenhalt in der Gesellschaft, Förderung und Bildung, Bewältigung des demografischen Wandels und Generationenverbundenheit oder Corporate Citizenship. Stiftungen sind Partner, die wir möglichst frühzeitig in die Entwicklung von Projekten einbeziehen wollen. Die strategischen Partnerschaften, die nur unter Respektierung der Unabhängigkeit von Stiftungen erfolgreich sein können, sollen in konkrete Kooperationen und Projekte münden. Im Rahmen der Nationalen Engagementstrategie soll mit dem Forum Engagementförderung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zusammengearbeitet werden. Die Bundesregierung fördert Maßnahmen zur Stärkung der Bürgerstiftungen, zur Steigerung der Zahl von Bürgerstiftungen sowie zu ihrer Professionalisierung und Vernetzung vor Ort. 2. Initiative Bürgerstiftungen ( BMFSFJ) Die Bundesregierung fördert das Projekt „Initiative Bürgerstiftungen (IBS)“ des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Ziel des Projektes ist die Stärkung von Bürgerstiftungen, die Steigerung der Anzahl von Bürgerstiftungen und deren Professionalisierung sowie eine bessere Vernetzung unter den einzelnen Bürgerstiftungen um Wissens- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und die Kooperation mit anderen auf demselben Themengebiet aktiven Akteuren. Mit dem Modul „Bürger- und Gemeinschaftsstiftungen“ Ost werden neue engagementfördernde und modellhafte Strukturen in Form von Bürger- und Gemeinschaftsstiftungen im Osten Deutschlands gefördert. [...]


Wir sind bereit. Ausgezeichnet. Die Kapitalmärkte der jüngeren Vergangenheit haben Stiftungen vor große Herausforderungen gestellt. Vor diesem Hintergrund testete der Fuchsreport Stiftungsvermögen 2010 namhafte Anbieter von Finanzdienstleistungen. Zum zweiten Mal in Folge wurde das Stiftungsmanagement des Private Wealth Managements der Deutschen Bank ausgezeichnet und erhielt das Prädikat „Top-Anbieter“. Wir bieten Antworten auf die aktuellen Fragestellungen von Stiftungen und Stiftern. Sehr gerne beantworten wir Ihnen alle weiteren Fragen persönlich. Sie erreichen uns direkt unter stiftungen.pwm@db.com.


Es mag sich ja vieles ändern, aber unsere Leistung nicht: deutsches institut für service-qualität – studie risikomanagement von vermögensverwaltern 2010 1. platz Gesamtsieger Risikomanagement-Qualität in der Vermögensverwaltung

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