StiftungsWelt 03-2016: Gesund ernähren

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StiftungsWelt das magazin des bundesverbandes

deutscher stiftungen

03-2016

ISSN 1863-138X · 15,90 Euro

FLÜCHTLINGSHILFE Neuer Fonds 41 STUDIE Wenig Budget für Kommunikation 44 REFORM Ideen für das Stiftungsrecht 64 COMPLIANCE Risiken erkennen, Fehler vermeiden 76 NACHGEFRAGT Eske Nannen 90

Gesund ernähren Stiftungen als Impulsgeber


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StiftungsWelt 03-2016 » » » Stiftungen

Liebe Leserinnen und Leser,

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Editorial nur 10,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland verzehren laut einer Studie die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag. Dass es schon beim Essen in Kitas an genügend Obst mangelt, hat die Bertelsmann Stiftung gezeigt (siehe Infografik S.­17). Das Bewusstsein für gesunde Ernährung weiter zu steigern – darum geht es nicht nur im Schwerpunktthema dieser Ausgabe, sondern auch bei der Arbeit vieler Stiftungen. Eine davon ist die Stiftung der Köchin Sarah Wiener, die mit ihrer bundesweiten Initiative „Ich kann kochen!“ bei Kindern die Lust an frischen Lebensmitteln und am Kochen wecken will (siehe S.­28). Wie viel Spaß das machen kann, zeigen die ­Fotos der Sarah Wiener Stiftung, die wir kostenfrei im Schwerpunkt dieser StiftungsWelt nutzen dürfen. Herzlichen Dank dafür! Nach den Sommermonaten gibt es viel Neues aus dem Bundesverband. Der von der Software AG – Stiftung und weiteren 25­Partnern initiierte Fonds „Auf Augenhöhe“ unterstützt Bürgerstiftungen jetzt bei der Integrationsarbeit (S.­41). Am 30. ­September feiern wir das 20-jährige Bestehen der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland. Dabei wird auch die 300. Bürgerstiftung mit dem Gütesiegel ausgezeichnet (S.­9 und S.­68). Das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung hat die Ergebnisse einer Befragung zur Kommunikation von Stiftungen vorgestellt (S. 4 ­ 4), über die auch beim Forum Stiftungskommunikation am 17./18.­Oktober in Berlin diskutiert werden wird, Bitte mitmachen: einem der zahlreichen Treffen der Arbeitskreise und Foren im Startschuss für die Herbst (siehe www.stiftungen.org/arbeitskreise). Und vom Stiftungsumfrage!  Treffen des AK Kirchen und dem zweiten ökumenischen Kongress kirchlicher Stiftungen am 20. und 21.­Oktober werden sicher wichtige Impulse ausgehen. Der Bundesverband engagiert sich weiter, um das Stiftungszivilrecht zu verbessern. Welche Reformvorschläge dabei im Fokus stehen, fasst Prof. Dr. Stephan Schauhoff in dieser Ausgabe zusammen (S.­64). Außerdem startet die alle drei Jahre stattfindende Stiftungsumfrage (zuletzt 2013), die wichtigste Datenerhebung im deutschen Stiftungssektor (­S.­62). Bitte beteiligen Sie sich! Merken Sie sich bitte außerdem bereits jetzt die Schwerpunktthemen der StiftungsWelt für 2017 vor: Vermögensanlage (01-2017), Stadtnatur (02-2017), „Internationales – Zusammenarbeit über Grenzen“ (03-2017) und „Die Impulsgeber – Projekte und Ideen zum Nachmachen“ (04-2017). Auf Ihre ­inhaltlichen Impulse freuen wir uns.

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Birgit Radow  ist stellvertretende Generalsekretärin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.

Foto: Timon Kronenberg

Herzliche Grüße Ihre


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inhalt 03-2016

titelbild

Die Bilder im Schwerpunkt dieser Ausgabe sind von ­Volker Debus, der für die Sarah Wiener Stiftung Kinder beim Kochen begleitet hat. Mehr Infos: S. 36.

schwerpunkt: Gesund Ernähren 10 �����Gesundheit fördern durch Ernährung Eine Einführung mit Anstößen für Stiftungen » » » Prof. Dr. Hans Hauner 18 �����„Unsere Lebensstile haben einen erheblichen Anteil an der Überernährung“ » » » Interview mit Dr. Susanne Schultz-Hector und Bettina Model 20 �����Was kostet unser Hunger nach Fleisch wirklich? Plädoyer für eine internationale Agrarpolitik, die den Grenzen von Mensch, Tier und Umwelt gerecht wird » » » Barbara Unmüßig 22 �����Man ist, was und wie man isst? Essen dient heute zunehmend als Medium zum Ausdruck von Wertvorstellungen » » » Dr. Thomas Schröder 24 �����Die Zukunft der ­Welternährung Ein globales Netzwerk entwickelt Kriterien für das Sustainable Food Systems Programme der UNEP » » » Peter Augustin 25 �����Für Vielfalt in der Landwirtschaft Ein virtueller Werkzeugkasten für die Zusammenarbeit von landwirtschaftlichen ­Betriebsgemeinschaften » » » Matthias Middendorf 26 �����Expertennetzwerk, Ideenschmiede, ­Themenanwalt Seit 25 Jahren setzt sich die Dr. Rainer Wild-Stiftung für gesunde Ernährung ein » » » Dr. Monika G. Wilhelm

StiftungsWelt als E-Paper

28 �����Kinder, kocht! Die Sarah Wiener Stiftung macht jungen ­Menschen Lust auf gesunde Ernährung und den Umgang mit frischen Lebensmitteln » » » Anne Lorenz und Sabrina Banze 30 �����Vom Acker bis auf den Teller Die Domäne Dahlem vermittelt Ernährungswissen für mündige Konsumenten » » » Dr. Thomas Steller

Weitere Informationen  www.stiftungen.org/e-paper

31 �����Eine warme Mahlzeit am Tag Der Lübecker Bildungsfonds ermöglicht Mittagessen in Kinder­ tagesstätten und Schulen » » » Nathalie Brüggen und Martina Wagner 32 �����Vorbildhafte Stiftungsprojekte Schaufenster

36 _____Service


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Fotos (v.l.n.r.): Björn Hänssler / Robert Bosch Stiftung, Timon Kronenberg, David Ausserhofer

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38 » » » Interview: Robert Bosch Stiftung im Strategieprozess

62 » » » Forschung: Aufruf zur Teilnahme an der Stiftungsumfrage

78 » » » MAnagement: Wie Stiftungen Personalentwicklung für Innovationen nutzen können

stiftungen 38 �����„Wir wollen nachhaltige Wirkung für die Gesellschaft erzielen“ » » » Interview mit Prof. Dr. Joachim Rogall und Uta-Micaela Dürig a 41 �����Auf Augenhöhe » » » Franziska Rötzsch 42 �����Gemeinsam sind wir stärker » » » Veronika Renkes a 44 �����Wenig Budget für Kommunikation » » » Matthias Deggeller und Judith Engelke 45 �����Ideen für die Digitalisierung » » » Anna Wohlfarth 46 �����Kooperation für Bildungschancen » » » Sascha Wenzel 48 �����Ein Transfermarkt für soziale Innovationen » » » Henrik Flor 50 �����Verantwortung lernen » » » Jan Vollendorf 52 �����Ausgefuchst zum Ziel » » » Interview mit Norbert Fröhndrich 54 �����Personalia  56 _____Soziales  58 Wissenschaft  60 _____Mosaik

Interna 62 �����Die Stiftungsumfrage 2016 startet » » » Ralf Krebstakies a 64 �����Ideen für das Stiftungsrecht » » » Prof. Dr. Stephan Schauhoff 68 �����20 Jahre Bürgerstiftungen » » » Initiative Bürgerstiftungen 70 �����Neue Mitglieder stellen sich vor 74 �����Die Premiumpartner des Bundesverbandes

Service a 76 �����Risiken erkennen, Fehler vermeiden » » » Dr. Christian Kirchhain 78 �����Personalentwicklung professionalisieren » » » Dr. Cornelia Knoch 82 �����Das Prinzip Selbstbedienung » » » Prof. Dr. Andreas Moring 84 �����40 Jahre Gerda Henkel Stiftung » » » Dr. Sybille Wüstemann und Björn Schmidt 86 �����Aktuelle Verfügungen und Urteile » » » Dr. Emily Plate-Godeffroy a 90 �����Nachgefragt: Eske Nannen 3 ������Editorial  8 _____Panorama 89 �����Impressum  89 _____In eigener Sache

a Titelthema


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Panorama presseschau „Das Bundesinnenministerium will mit einem digitalen Flüchtlingsgipfel das Angebot an Smartphone-Apps und Websites für Flüchtlinge besser koordinieren. (…) Einen intensiveren Erfahrungsaustausch forderte Birgit Radow vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. ‚Es gibt wenige geeignete Stellen dafür.‘ So lerne ein Projekt aus Lüneburg nicht von einer Initiative in Mainz, ‚weil man gar nicht weiß, dass es dort was gibt‘.“ „Wir brauchen neue Ideen“, dpa, 14.06.2016

Stifterfamilie

tes zu tun, muss Philanthropie auch neue Wege gehen“, begründete Frank Stangenberg-Haverkamp, Vorsitzender des Familienrates der E. Merck KG, diese Entscheidung. Stiftungszwecke sind u.a. die Förderung des öffentlichen Gesundheitsweanstifter sens und des Bil­dungssystems sowie die Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement und konkreten Forschungsvorhaben. Das erste Förderprojekt soll sich dem Bereich Gesundheit widmen. Dg www.merck.de/presse

Benefiz-Motorradtour

sammen. Einen weiteren Scheck über 30.000 Euro nahm der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Franz-Josef Fischer, bei der Abschluss-

Mit einer neuen Stiftung will die Unternehmerfamilie Merck nicht nur ihre bisherigen Spendenaktivitäten bündeln, sondern die Gemeinwohlaktivitäten deutlich ausweiten. Rund 150 Gesellschafter repräsentieren die Familiengemeinschaft in der Merck ­Family Foundation, die in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH gegründet worden ist. Sie wird ausschließlich aus den finanziellen Mitteln der Familie dotiert und verfügt über kein klassisches Grundstockvermögen. „Um Gu-

„40 Prozent der Stifter bringen 1 Million Euro oder mehr ein, zeigt eine Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Dabei braucht man nicht zwangsläufig ein Millionenvermögen, um eine Stiftung zu gründen. (…) Für den guten Zweck kann man nur ausgeben, was an Zinseinnahmen jährlich hereinkommt. Deshalb kann es durchaus Sinn machen, sich einer bestehenden Stiftung anzuschließen, statt gleich selbst eine zu gründen.“ „Immer mehr Reiche gründen im Alter eine Stiftung“, Der Tagesspiegel, 03.07.2016

„Erstaunlich ist, dass trotz fehlender Zins­ erträge Stiften weiterhin en vogue ist, wie die Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zeigen. (…) Gut ein Fünftel aller Stiftungen investiert inzwischen ‚wirkungsorientiert‘, wie eine Umfrage des Verbands ergab. (...) Voraussetzung dafür ist freilich auch, dass Politik und Aufsicht bestehende Blockaden beseitigen.“ „Stiftungen denken wegen Nullzinsen um – Politik lahmt“, Börsen-Zeitung, 11.08.2016

„Besonders Stiftungen setzen auf sogenanntes Erbschaftsmarketing. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hält seine Mitglieder dazu an, und ein Großteil seiner Mitglieder will diese Strategie weiter ausbauen.“ „Stifter und Wohltäter“, Süddeutsche Zeitung, 25.08.2016

Da staunten die Heppenheimer nicht schlecht, als sich am 19. Juni rund 200 Motorradfahrer auf dem Europaplatz versammelten, um zu einer Tour durch den Odenwald aufzubrechen. Zu dieser Aktion hatte nicht etwa der örtliche Motorradclub aufgerufen, sondern die Strahlemann-Stiftung. Unter dem Motto „Cruisen für den guten Zweck“ veranstaltete sie die inzwischen 7. Strahlemann-Benefiz-Motorradtour. Allein durch die Startgelder der Biker und großzügige Spenden von Firmen aus der Region kamen 12.500 Euro zu-

Fundraisingtipp veranstaltung entgegen. Auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen war bei der Tour vertreten. Der Erlös der eintägigen Aktion wird der Strahlemann Talent Company zugutekommen, die Schüler bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt, sowie der Schule der Hoffnung auf Haiti. Sz www.strahlemann.org


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Fotos: Klaus Mai (Fundraisingtipp), fotolia.com / Wolfilser (Kopfbild Bayern im Karwendelgebirge mit Isar), Deutsche Tafelkultur e.V. (Ausgefallen)

Es ist angerichtet

Ob Feinschmecker, Hobbykoch, Historiker oder Kunstinteressent – das Deutsche Museum für Kochkunst und Tafelkultur in Frankfurt am Main hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. In den Vitrinen und Schaukästen der Ausstellungsräume sind Exponate wie handgeschriebene Kochbücher, Speisekarten, Küchengeräte, Bestecke und Porzellan zu finden. Bereits 1909 hatte in Frankfurt ein Kochkunstmuseum eröffnet, das 1937 jedoch geschlossen wurde. Die komplette Sammlung ging verloren. Für die Wiederbelebung einer Kochkunstsammlung setzt sich seit Ende der 1980er-Jahre der Verein „Deutsche Tafelkultur“ ein. Um die Arbeit nachhaltig zu sichern und zudem ein Museum dauerhaft unterhalten zu können, rief der Verein 1995 die TafelkulturStiftung ins Leben. Mit Erfolg: Im November letzten Jahres eröffnete das Museum nach fast 30-jähriger Vor­arbeit wieder. Als ein Ort interkultureller KommunikatiAUSGEFALLEN on lockt es seither Liebhaber der Tafelkultur in die Mainmetropole. Nach der Eröffnungsausstellung mit dem Titel „Es ist angerichtet“ lädt derzeit die Sonderausstellung „Die Serviette: Dekoration – Funktion – Kommunikation“ dazu ein, sich ein neues Bild von diesem oft unterschätzten Alltagswerkzeug zu machen und sich selbst im Serviettenfalten zu üben. Sz www.tafelkultur.com

300

Pünktlich zum 20-jährigen Beste- ­Euro. Angesichts der Niedrigzinsphase hen der Bürgerstiftungsbewegung in sind Spenden von großer Bedeutung: Deutschland (siehe S. 68) hat die Bür- Schätzungsweise 15,4 Millionen Euro gerstiftung Lutherstadt Wittenberg nahmen die Gütesiegel-Bürgerstiftunam 30. September das 300. Güte­siegel gen 2015 ein. Die 29.000 Bürgerstiferhalten. Insgesamt tragen damit bun- terinnen und -stifter sind hierzulandesweit 307 Bürgerstiftungen diese de die größte Gruppe von Stiftenden. Auszeichnung. Ihr Gesamtvermögen Knapp ein Viertel der Bürgerstiftungen ist laut Initiative Bürgerstiftungen 2015 beschäftigt inzwischen Hauptamtliche um 29 Millionen Euro auf 334 Millionen – die Professionalisierung des Sektors Euro gewachsen. Im Vorjahr lag das schreitet voran. BÜ Wachstum noch bei etwa 40 Millionen www.buergerstiftungen.org

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» » » Einen Einblick in die Küchen- und Esskultur des 18. und 19. Jahrhunderts gibt das Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar bis zum 22. Dezember: Die Ausstellung „Sardellen Salat sehr gut“ zeigt u.a. handgeschriebene Rezepte aus den Familien Goethe, Schiller, Arnim und Nietzsche und kunstvoll illustrierticker te Menükarten aus der herzoglichen Hofküche. +++ Erkenntnisse zur Verbesserung der Welternährung: Am 19. September hat die Ulmer Stiftung ­fiat panis drei hervorragende wissenschaftliche Arbeiten mit dem „Josef G. Knoll Europäischer Wissenschaftspreis 2016“ in Höhe von insgesamt 30.000 Euro prämiert. Daneben erhielten drei weitere Arbeiten den „Hans H. Ru­ thenberg-Graduierten-Förderpreis 2016“. +++ Neuer Vorsitzender des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration ist Prof. Dr. Thomas K. Bauer. Der Ökonom wurde am 7. September von den Mitgliedern des Sachverständigenrats einstimmig gewählt. Bauer gehört dem unabhängigen wissenschaftlichen Expertengremium bereits seit 2011 an. +++ Bis zum 1. November können sich engagierte Umweltschützer für den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis bewerben oder Vorschläge einreichen. Die Schweisfurth Stiftung vergibt den mit 20.000 Euro dotierten Preis seit 2015 für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften. +++ Die Stiftung Naturschutz Berlin hat am 5. September die Klinik für seelische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter des St. Joseph Krankenhauses und die Künstlerin Barbara Geiger („Fräulein Brehms Tierleben“) mit dem Berliner Naturschutzpreis ausgezeichnet. +++ „Aufrunden bitte!“ für START-­ Stipendien: Frankfurter START-Stiftung kooperiert mit der Stiftung „Deutschland rundet auf“, um Schülerstipendien für junge Zuwanderer Kro und Geflüchtete zu finanzieren.

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Gesundheit fördern durch Ernährung Eine Einführung mit Anstößen für Stiftungen

von Prof. Dr. Hans Hauner

Der moderne Lebensstil in westlichen Industriegesellschaften hat einen negativen Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten. Eine Vielzahl moderner Zivilisationskrankheiten ließe sich mit gesünderer Ernährung drastisch reduzieren. Durch die Finanzierung von Forschung im Bereich Ernährungsmedizin, politische Arbeit und Aufklärung in der Bevölkerung können Stiftungen dazu beitragen, einer gesundheitsfördernden Ernährung Vorschub zu leisten.

verdienen in diesem Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit: Erstens unterliegt die Ernährung in der Bevölkerung einem deutlichen Wandel. Dies betrifft sowohl das Angebot an Lebensmitteln als auch das Ernährungsverhalten. Zweitens kommt der Ernährung bei der Entstehung und beim Verlauf vieler chronischer Zivilisationserkrankungen eine Schlüsselfunktion zu. Beide Punkte sollen im Folgenden näher erläutert werden. Klar ist: Die Medizin hat viele gute Gründe, sich mit diesem Thema stärker zu befassen und dem jungen Fach Ernährungsmedizin mehr Beachtung zu schenken. Diese Entwicklung könnte auch für die Förderstrategien von Stiftungen interessant sein.

» » » Unsere Lebensweise hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Nicht nur techErnährung in der Bevölkerung heute nologische Fortschritte wie etwa Internet und SmartUnser heutiges Lebensmittelangebot wird in zunehphone, sondern auch Trends in den allgegenwärtigen mendem Maß von industriell produzierten, meist Medien beeinflussen und prägen unser Leben wie nie verzehrfertigen „Convenience“-Produkten bestimmt. zuvor. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im GeDies ist in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass sundheitssystem wider. Dort haben sich die Krankdie Menschen heute immer weniger bereit sind, Zeit heitsbilder und damit verbundenen für die Zubereitung ihrer MahlzeiHerausforderungen deutlich veränten aufzubringen. Das traditioneldert: Lebensstilassoziierte, chronile Leitbild einer Familie, in der sich Ernährungsberatung sche Krankheiten stehen heute im vor allem die Frau um die Ernähwird als entbehrlich Vordergrund und verbrauchen etwa rung kümmert, ist fast zum Ausbetrachtet und ist zwei Drittel aller zur Verfügung stelaufmodell geworden. Die durchhenden finanziellen Mittel, allerschnittliche Haushaltsgröße liegt keine Kassenleistung. dings ausschließlich für kurative in Deutschland derzeit bei zwei Dies ist angesichts Zwecke, obwohl es sich vielfach um Personen. In den Großstädten sind der dargestellten vermeidbare Krankheiten handelt. 50 Prozent der Haushalte Einper­Zusammenhänge Vor diesem Hintergrund gesonenhaushalte. In Familien mit absurd. winnt das Thema Ernährung immer Kindern sind immer mehr Frauen mehr an Bedeutung. Zwei Aspekte berufstätig. Die Folge: Essen muss

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schnell zubereitet werden und darf zumindest im Alltag keinen großen Aufwand erfordern. Dies zeigt sich auch daran, dass die Zeit, die für die Zubereitung von Mahlzeiten aufgebracht wird, seit Jahrzehnten kontinuierlich zurückgeht und die Mikrowelle inzwischen zum meist genutzten Küchengerät geworden ist. Parallel dazu nehmen der Absatz verzehrfertiger Mahlzeiten in Supermärkten und der Außer-Haus-Konsum von „Fast- und Convenience-Foods“ überproportional zu. Dies ist nicht zuletzt an der wachsenden Zahl von Fastfood-Restaurants, Metzgereien, Backstuben und Tankstellen mit Imbissecken sowie anderen Fastfood-Gelegenheiten wie Döner, Wurststand und Pizzadienste abzulesen. Lieferdienste vor die Wohnungstür werden derzeit stark nachgefragt. Mehr Angebote dieser Art führen offenkundig zu einem höheren Konsum solcher Fastfood-Produkte und fördern letztlich Adipositas (vgl. T. Bourgoine; N.G. Forouhi; S.J. Griffin; N.J. Wareham; P. Monsivais: Associations between exposure to takeaway food outlets, takeaway food consumption, and body weight in Cambridgeshire, UK. Population-based cross sectional study. BMJ 2014, March 13, 348: g1464). In den USA hat das Department of Agriculture diese Entwicklung im Jahr 2010 anhand einiger Analysen dargestellt (vgl. Dietary Guidelines Advisory Board: Report of the dietary guidelines advisory Prof. Dr.med. Hans Hauner  committee on the dietary guidelines for wurde 2003 auf den neu gegründeten Americans. US Department of Agriculture, Lehrstuhl für Ernährungsmedizin an der TUM berufen. Der Internist, Ernährungsmediziner, Washington, D.C. 2010). Demnach nahm Endokrinologe und Diabetologe ist seitdem die Zahl der Fastfood-Restaurants alleine Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin mit Standorten zwischen 1972 und 1995 um 147 Prozent am TUM-Klinikum rechts der Isar und am zu und die Zahl der dort konsumierten Wissenschaftszentrum Weihenstephan. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen bei Mahlzeiten und Snacks stieg um 200 Proder Erforschung von ernährungsmitbedingten zent. Gleichzeitig sanken die Ausgaben chronischen Krankheiten wie Adipositas und Typ 2 Diabetes. Darüber hinaus beschäftigt für Mahlzeiten, die zu Hause ­zubereitet er sich u.a. mit Ernährung in der Schwangerwerden, zwischen 1970 und 2008 um schaft und fötaler Programmierung sowie mit der Entwicklung neuer Ernährungskonzepte. 42 Prozent (vgl. Dietary Guidelines AdviHauner ist Sprecher des Kompetenznetzes Adipositas und des Kompetenzclusters für sory Board: Report of the dietary guideErnährungsforschung „enable“, das im südlines advisory committee on the dietary bayerischen Raum Ernährungsexperten und die Lebensmittelindustrie zusammenbringt, guidelines for Americans. US Department um gesündere Lebensmittel zu entwickeln of Agriculture, Washington DC 2010). Ein und die Bevölkerung besser zu informieren. Problem dabei ist, dass der EnergiegeWeitere Informationen  hans.hauner@tum.de halt von außer Haus verzehrten Mahlzeiwww.em-tum.de ten besonders hoch ist. Laut einer in der

Region Boston durchgeführten Studie lag der mittlere Energiegehalt von Mahlzeiten in Restaurants bei 1.274 kcal oder 64 Prozent des gesamten täglichen Energiebedarfs (vgl. L.E. Urban; A.H. Lichtenstein; C.E. Gary; J.L. Fierstein; A. Equi; C. Kussmaul; G.E. Dallal; S.B. Roberts: The energy content of Restaurant foods without stated calorie information. JAMA Intern Med 2013 July 22; 173: 1292–1299). Für Deutschland existieren zu dieser Frage leider kaum Daten, die Entwicklung dürfte aber ähnlich verlaufen. Bei vielen Fastfood-Produkten und „Ready-­to-eat“Mahlzeiten handelt es sich um ernährungsphysiologisch ungünstige Produkte, die sich durch einen hohen Fett-, Zucker- und Salzgehalt, aber auch durch einen niedrigen Ballaststoffanteil auszeichnen. Mit anderen Worten: Sie entsprechen nicht dem, was wir üblicherweise unter einer gesundheitsförderlichen Er-


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Foto: Michael Strobrawe (Hauner)

Die Medizin hat viele gute Gründe, sich stärker mit Ernährung zu befassen und dem jungen Fach Ernäh­ rungs­medizin mehr Beachtung zu schenken. Diese Entwicklung könnte auch für die Förder­strategien von ­Stiftungen interessant sein.

nährung verstehen. Nährstoffanalysen solcher Angebote ergaben ein erschreckendes Bild: In einer kanadischen Untersuchung lag der Natriumgehalt von Mahlzeiten in Restaurants weit über den Zufuhrempfehlungen (vgl. M.F. Jacobson; S. Havas; R. McCarter: Changes in sodium levels in processed and restaurant foods, 2005–2011. JAMA Intern Med 2013, July 22; 173: 1285–1291). Eine Untersuchung für die Region München mit ähnlicher Fragestellung zeigte ein ähnlich besorgniserregendes Ergebnis (C. Holzapfel; H. Hauner: Außer-Haus-Verzehr, „Snacking“ und XXL-Portionen: Ernährungstrends und deren Einfluss auf das Körpergewicht. Adipositas 2015; 9: 205–209). Ein anderes, hierzulande wenig beachtetes Phänomen ist, dass die alte Tradition geregelter Essenszeiten in Auflösung begriffen ist und vor allem bei jüngeren Menschen durch „Snacking“ ersetzt wird, also Es-

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung Die Stiftung wurde 1983 von der Unternehmerin Else Kröner, geborene Fernau, gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die gemeinnützige Else Kröner-­ Fresenius-Stiftung (EKFS) dient der Förderung medizinischer Wissenschaft und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Die Stiftung fördert satzungsgemäß nur solche Forschungsaufgaben, deren Ergebnisse der Allgemeinheit zugänglich sind. Bis heute hat die Stiftung mehr als 1.450 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 235 Millionen Euro gefördert. Weitere Informationen  Dr. Ulrike Schneider | Leitung Stiftungskommunikation | Else Kröner-Fresenius-Stiftung u.schneider@ekfs.de | www.ekfs.de


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sen nach Lust und bei Gelegenheit. Dieses Phänomen ist durch Daten der amerikanischen NHANES-Erhebungen gut belegt: Dort wurde in den letzten 15 Jahren eine Zunahme der Essgelegenheiten („eating occasions“) beobachtet, die mit einer weiteren Zunahme der Energieaufnahme verbunden war (vgl. K.J. Duffey; B.M. Popkin: In den letzten JahrEnergy density, portion size, and eating occasions. Contributions to increased zehnten hat eine energy intake in the United States, 1977– Vielzahl von Studien 2006. PLoS Med 2011 8: e1001050). Bei gezeigt, dass die Snacks dominieren energiedichte FastErnährung einen food-Produkte, die mit einer ausgewogeerheblichen Einfluss nen Kost schwer kompatibel sind.

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auf die Entwicklung von chronischen Wohlstands­ erkrankungen hat.

Ernährung und Gesundheit In den letzten Jahrzehnten hat eine Vielzahl von Studien gezeigt, dass die Ernährung einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung von chronischen

Wohlstands­erkrankungen hat. Der Anteil der Ernährung an der Entstehung von Krankheiten, die durch Ernährung mitbedingt werden, reicht dabei von etwa 30 Prozent bei allen Krebserkrankungen bis hin zu 70 bis 90 Prozent bei den Volkskrankheiten Adipositas und Typ 2 Diabetes. Besonders dramatisch ist der Effekt der Adipositas, von der in Deutschland inzwischen jeder vierte Erwachsene betroffen ist und die als entscheidender Schrittmacher für die meisten Zivilisationskrankheiten gilt. Diese Zusammenhänge werden bislang im deutschen Gesundheitssystem weitgehend ignoriert. Adipositas ist nicht als Krankheit anerkannt, Ernährungsberatung wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss als entbehrlich betrachtet und ist daher keine Kassenleistung. Dies ist angesichts der dargestellten Zusammenhänge absurd. Eine Auswertung der Global Burden of Disease-Studie für Deutschland ergab kürzlich, dass insbesondere Fehlernährung und Adipositas bei Männern und Frauen die wichtigsten Risikofaktoren für die Krankheitslast der Bevölkerung sind (D. Plass; T. Vos; C. Hornberg; C. Scheidt-Nave; H. Zeeb; A. Krämer: Entwicklung der Krankheitslast in Deutschland. Ergebnisse, Potenziale und Grenzen der Global Burden of Disease-Studie. Deutsches Ärzteblatt International; 111: 629–639). Die ökonomischen Folgen sind gewaltig: So wurde kürzlich berichtet, dass sich die Folgekosten der Adipositas alleine in Deutschland auf rund 63 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, davon 29,4 Milliarden Euro direkte und 33,6 Milliarden Euro indirekte Kosten (T. Effertz; S. Engel; F. Verheyen; R. Linder: The costs and consequences of obesity in Germany. A new approach from a prevalence and life-cycle perspective. Eur J Health Econ 2015, December 23). Die Gesamtausgaben für alle von Ernährung mitbedingten Krankheiten in Deutschland werden auf ca. 100 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Neben den Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Krankheiten gibt es viele andere von Ernährung mitbedingte Krankheiten, die Millionen Menschen betreffen. Dazu zählen Krebskrankheiten, Osteoporose, Demenz, Gicht und viele andere. Als ein Beispiel sei der Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs kurz dargestellt. Im Jahr 2007 hat der World Cancer Research Fund zusammen mit dem American Institute of Cancer Research einen umfassenden Bericht mit dem Titel „Food, nutrition, physical activity and the prevention of cancer“ veröffentlicht. Dort wurde detailliert beschrieben,


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welche Ernährungskomponenten bei welchen Krebsarten eine Rolle spielen und welchen Beitrag eine gesunde Ernährung und andere Lebensstilfaktoren zur Prävention von Krebserkrankungen leisten können. Diese Erkenntnisse konnten in den letzten Jahren weiter erhärtet werden und sollten auch den Betroffenen vermittelt werden, was bisher noch viel zu selten passiert. Wie sieht eine gesundheitsförderliche Ernährung aus? Bei diesen unterschiedlichen Krankheiten findet sich interessanterweise immer ein sehr ähnlicher Ernährungseinfluss. Ungünstig scheint vor allem die „westliche Ernährung“ zu sein, die sich durch ein Übermaß an Kalorien, Fett, Zucker, tierischem Eiweiß bei gleichzeitig niedriger Ballaststoffzufuhr auszeichnet. Adi-

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positas und Bewegungsmangel erhöhen die Risiken zusätzlich und verkürzen die Lebenserwartung. Alle verfügbaren Erkenntnisse aus zahlreichen Studien weisen darauf hin, dass eine vielseitige, pflanzlich betonte Kost mit wenigen tierischen Lebensmitteln am günstigsten für die Gesundheit ist und gleichzeitig vor allen weitverbreiteten Wohlstandskrankheiten schützt. Mangelernährung Die andere Seite der Medaille beim Thema Ernährung ist das unterschätzte Problem der Mangelernährung vor allem älterer Menschen. Mangelernährung schwächt den Körper, besonders bei kranken Menschen, und erhöht dann insbesondere das Risiko für Infektionen. Auch hier geht es darum, einen guten Ernährungszustand zu sichern. Eine ausgewogene Er-

Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin

Brückenbauer zwischen Medizin und Ernährungswissenschaft In den 1990er-Jahren wurde deutlich, dass Krankheiten, die von Ernährung mitgeprägt sind, in Deutschland auf dem Vormarsch sind. Dies führte zu einer Neuausrichtung der Ernährungswissenschaft. An der Technischen Universität München sollte die Ernährungswissenschaft am Wissenschaftszentrum Freising-Weihenstephan mit der Fakultät für Medizin in München verbunden werden. Durch eine großzügige Donation der Else Kröner-FreseniusStiftung konnte erstmalig in Deutschland ein eigenständiger Lehrstuhl für Ernährungsmedizin eingerichtet werden, der mit weiteren Professuren ausgestattet war und den Namen Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin erhielt. Das EKFZ umfasst heute den Lehrstuhl für Ernährungsmedizin (Leiter: Prof. Dr. Hans Hauner), den Lehrstuhl für Molekulare Ernährungsmedizin (Leiter: Prof. Dr. Martin Klingenspor) und die Professur für Pädiatrische Ernährungsmedizin (Prof. Dr. Heiko Witt). Insgesamt sind an den beiden Standorten des EKFZ in München und Freising etwa 70 Mitarbeitende aus unterschiedlichen Disziplinen tätig. Das EKFZ nimmt damit eine Brückenfunktion zwischen Medizin und Ernährungswissenschaft ein. Das EKFZ ist vor allem in Forschung und Lehre aktiv. Hauptschwerpunkt ist die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Ernährung bzw. einzelnen Ernährungskomponenten und modernen Wohlstandserkrankungen, insbesondere Adipositas, Typ-2-Diabetes und Krebs. Weitere Schwerpunkte sind die Ernährung in der Schwangerschaft und die Prüfung neuer bzw. reformulierter Lebensmittel. Mit dem Bachelor-Studiengang Ernährungswissenschaft und dem Master-Programm „Biomedicine and Nutrition“ ist das EKFZ stark in die Lehre eingebunden. Zusätzlich zu diesen Studiengängen engagiert es sich in den Fakultäten für Medizin sowie für Sport- und Gesundheitswissenschaft in der Lehre. Der Lehrstuhl für Ernährungsmedizin bietet in München ernährungsmedizinische Leistungen für Menschen mit ernährungsmitbedingten Krankheiten an und hat eine Vielzahl von Ernährungsempfehlungen bei definierten Krankheiten formuliert. Gleichzeitig werden regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte und Ernährungs­ experten durchgeführt. In den letzten Jahren wurde auch die Öffentlichkeitsarbeit aufgrund des großen Interesses der Bevölkerung an Ernährungsthemen intensiviert. Mitarbeitende des EKFZ sind inzwischen in viele lokale, nationale und internationale Netzwerke integriert, aber auch in vielen Gremien engagiert. Am Wissenschaftszentrum Weihenstephan ist das EKFZ Teil des Zentral­ instituts für Ernährungs- und Lebensmittelforschung (ZIEL, Institute for Food and Health der TU München).


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nährung, eventuell unterstützt durch proteinreiche Trinknahrung, kann vorbeugend wie therapeutisch hilfreich sein und Kosten sparen. Gleichzeitig ist ein Gewinn an Lebensqualität zu erwarten. Ernährung in den Medien Ein positives neues Phänomen ist das enorm gestiegene Interesse der Bevölkerung an Ernährungs­themen, das seinen Niederschlag in allen Medien findet. Ständig werden neue Ernährungstrends ausgerufen, die Bewertungen zu Nährstoffen widersprechen sich aber nicht selten diametral. Häufig verbergen sich hinter solchen Trends wirtschaftliche Interessen, die nicht offengelegt werden und es mit den (Werbe-)Aussagen

nicht so genau nehmen. Die meisten Bürger sind damit längst überfordert und es fällt ihnen sehr schwer, sich eine fundierte eigene Meinung zu bilden. Hier können gerade Stiftungen durch ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit einen wertvollen Beitrag leisten. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit dem von ihr initiierten und unterstützten Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ, siehe Kasten) Hilfe in diesem Dickicht anzubieten und interessierten Bürgern wissenschaftlich begründete und interessenunabhängige Informationen und Bewertungen bereitzustellen. « « «

Das Menschenrecht auf Nahrung Das Recht auf Nahrung ist ein fundamentales Menschenrecht und in vielen internationalen Menschenrechtskonventionen verankert. Die wichtigste rechtliche Basis ist Artikel 11 des internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (kurz: Sozialpakt), der 1966 von der UN-Vollversammlung angenommen wurde und 1976 ratifiziert wurde. Der Sozialpakt befasst sich ausführlicher als jedes andere bindende internationale Rechtsinstrument mit dem Menschenrecht auf Nahrung (MaN). Artikel 11 erkennt zwei Dimensionen dieses Rechtes an: »» Gemäß Artikel 11 (1) „das Recht eines jeden auf einen angemessenen Lebensstandard für sich und seine Familie, einschließlich ausreichender Ernährung, Bekleidung und Unterbringung, sowie auf eine stetige Verbesserung der Lebensbedingungen“. »» Laut Artikel 11 (2) ist „das grundlegende Recht eines jeden, vor Hunger und Mangelernährung geschützt zu sein“, zu gewährleisten. Eine besondere Verpflichtung haben die Staaten gegenüber verletzlichen Gruppen wie Kindern, Frauen, kranken und alten Menschen sowie gegenüber Landlosen und Armen. Die Pflichten der Vertragsstaaten des Sozialpaktes im Hinblick auf das MaN sind in drei Ebenen unterteilt worden, die eine unterschiedliche Intensität von staatlichen Verpflichtungen ausdrücken: »» Achtungspflicht: Staaten müssen einen existierenden Zugang zu Nahrung respektieren, d.h. Handlungen unterlassen, die Menschen ihres vorhandenen Zuganges zu Nahrung berauben. »» Schutzpflicht: Staaten müssen den Zugang zu Nahrung vor Übergriffen Dritter schützen, sei es durch legislative oder polizeiliche Maßnahmen. So muss der Staat z.B. schützend eingreifen, wenn eine ölfördernde Firma so massive Umweltverschmutzungen herbeiführt, dass den in diesem Gebiet lebenden Menschen die Lebensgrundlage entzogen wird. »» Gewährleistungspflicht: umfasst sowohl eine Förderungspflicht als auch eine Bereitstellungspflicht. Die Förderung beinhaltet, dass der Staat aktiv darauf hinwirken muss, den Menschen den Zugang zu und die Nutzung von Ressourcen und Mitteln zur Sicherung ihres Lebensunterhalts, namentlich die Ernährungssicherheit, zu erleichtern. Schließlich hat der Staat die Pflicht, immer dann, wenn eine Einzelperson oder eine Gruppe aus Gründen, auf die sie keinen Einfluss hat, nicht in der Lage ist, sich mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln selbst zu versorgen, Nahrung zur Verfügung zu stellen (Bereitstellung). Diese Verpflichtung beinhaltet internationale Hilfe, wenn der jeweils betroffene Staat nicht angemessen reagieren kann. Quelle: www.bpb.de/internationales/weltweit/welternaehrung/178491/menschenrecht-auf-nahrung


Infografik für die StiftungsWelt: Joana Kelén / www.joanakelen.com

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„Unsere Lebensstile haben einen e­ rheblichen Anteil an der ­Überernährung“ Das Engagement für gesunde Ernährung impliziert für Stiftungen auch, sich für kulturelle ­Veränderungen einzusetzen. Warum, erklären Dr. Susanne Schultz-Hector und Bettina Model

Interview: Veronika Renkes

aus falscher Ernährung kann u.U. eine lebenslange, gesundheitliche und auch psychische Beeinträchtigung entstehen.

Frau Dr. Schultz-Hector, Sie sind Medizinerin und ­ aren u.a. in der Gesundheitsforschung aktiv. w Was verstehen Sie unter ungesunder Ernährung? Dr. Susanne Schultz-Hector: Ungesund sind eine hochkalorische, wenig abwechslungsreiche Ernährung sowie der Verlust der inneren Balance zwischen Hunger und Bewegungslust. Die Mahlzeiten als Phasen der Entspannung und des Gesprächs haben auch eine seelische Funktion. Deshalb bezeichne ich Fertigmahlzeiten, die ohne Rhythmus, ohne Ritual oder Gesellschaft eingenommen werden, ebenfalls als ungesund.

im interview PD Dr. med. Susanne Schultz-Hector  ist habilitierte Strahlenbiologin. Sie war von 2008 bis 2016 Mitglied des Vorstands der Else Kröner-Fresenius-Stiftung. Zuvor wirkte sie an der Technischen Universität München als Geschäftsführerin der Medizinischen Fakultät und arbeitete im Forschungsmanagement bei der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Frau Model, warum engagieren Sie sich als Geschäftsführerin der Deutschen Kinder­rheuma-Stiftung für das Thema gesunde Ernährung? Bettina Model: Weil die Themen gesunde Ernährung und Bewegung die Ent­ wicklung von Kindern maßgeblich beeinflussen.

>m<

Weitere Informationen  sschultzhector@googlemail.com

Was sind aus Ihrer Sicht die ­wichtigsten Indikatoren für falsche Ernährung von Kindern und Jugendlichen? Und was sind die schlimmsten Auswirkungen? Model: Übergewicht und das Zusammenspiel mit mangelnder Bewegung. Die schlimmsten Auswirkungen kann man nur schwer auf einen Nenner bringen, denn

Armut, Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen ­ chichten, Unkenntnis: Was sind die wichtigsten S ­Ursachen für falsche Ernährung? Schultz-Hector: Statistisch gesehen gibt es einen Zusammenhang zwischen Sozialstatus und Übergewicht. Ob dies ein ursächlicher Zusammenhang ist, ist jedoch nicht klar. Ausgewogene Ernährung muss nicht teurer sein. Unkenntnis scheidet ebenfalls aus, denn die meisten Menschen wissen, dass zu viel Essen und zu wenig Bewegung ungesund sind. Wesentliche Ursachen sind vermutlich: Das Maß an Bewegung nimmt im normalen Alltags- und Arbeitslebens ab. Zudem lösen sich tradierte Sozialstrukturen zunehmend auf, die unsere alltägliche Esskultur bisher prägten. Anstelle von Mahlzeiten, die zu festen Zeiten, am Tisch sitzend und im Gespräch eingenommen werden, tritt zunehmend ein hastiges Essen zwischendurch – im Stehen, alleine, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Ohne Sozialkontakte mit Tischgenossen wird der ungesunde Snack leicht zur emotionalen Kompensation und wohlverdienten Selbstbelohnung. Unsere Lebensstile haben einen erheblichen Anteil an der Überernährung. Wie können Stiftungen hier helfen? Model: Stiftungen können zielgerichtet, schnell und unbürokratisch Hilfe anbieten, aufklären, informieren und ihre Mittel passgenau dort einsetzen, wo sie gebraucht werden. Falsche Ernährung ist ein Problem der ganzen Familie. Wir müssen oft zusehen, wie gut


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Fotos: Deutsche Kinderrheuma-Stiftung (Model), EKFS (Schultz-Hector)

gemeinte staatliche Konzepte nicht funktionieren, da diese von Experten konzipiert werden, die die doch recht unterschiedlichen Bereiche überhaupt nicht kennen. Deshalb ist es so wichtig, dass sich Stiftungen engagieren, denn sie arbeiten meistens direkt vor Ort mit den Betroffenen. So bietet die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung bundesweit kindergerechte Sporttherapien an und leistet Aufklärungsarbeit mittels Broschüren, Filmen, Veranstaltungen und sozialen Medien. Zugleich unterstützen wir die Erforschung und Einführung neuer Behandlungsmethoden. Wo sind Stiftungen bereits erfolgreich tätig? Schultz-Hector: Das Engagement von Stiftungen in diesem Bereich ist sehr vielfältig. So beschäftigen sich z.B. die Dr. Rainer Wild-Stiftung und die VolkswagenStiftung mit Ernährungsbildung und Esskultur. Die Bertelsmann Stiftung engagiert sich in dem großen bundesweiten Projekt „Küchen für Deutschlands Schulen“. Regionale Stiftungen, wie die „Stiftung zur Unterstützung von Kindergärten und Schulspeisungen“, bieten konkrete Hilfestellung vor Ort an. Und einige Stiftungen widmen sich der Erforschung von Ernährung und Bewegung, wie die Else Kröner-Fresenius-Stiftung mit ihrem Zentrum für Ernährungsmedizin oder die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die den Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht herausgibt. Model: Ein weiteres Beispiel ist die Cleven-Stiftung, die mit den Modulen Bewegung, Ernährung und Brainfitness direkt in Grundschulen aktiv ist. Ohne das Engagement von Stiftungen würden viele gute Ideen nicht umgesetzt werden. Handlungsbedarf besteht vor allem beim Thema Familie. Die Betreuer in unseren Einrichtungen berichten immer wieder, dass das

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Thema Ernährung gerade bei Kindern schwierig umzusetzen ist, wenn man nicht deren Familien mit einbezieht. Einer der elementaren Faktoren ist auch hier die Zeit. Immer weniger Familien nehmen sich Zeit für ihre Mahlzeiten. Gemeinsames Essen hat Symbolkraft und stiftet eine Verbindung. „Eine gemeinsame Mahlzeit sättigt nicht nur physiologische, sondern auch seelische Bedürfnisse“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach. Es bleibt also noch viel zu tun für Stiftungen. Das Forum Gesundheitsstiftungen, ­heute Arbeitskreis, entwickelte 2008 eine Stellungnahme für den ­Deutschen Ethikrat zur Frage der „Staatlichen ­Verantwortung für gesunde Ernährung“. Was hat sie bewirkt? Schultz-Hector: Als eine wichtige konkrete Maßnahme wurde die Entwicklung der Kita- und Schulspeisungen zu vorbildlichen Mahlzeiten gefordert, die als gutes Beispiel in die Familien hinein wirken sollten. Seit 2008 gibt es den Nationalen Aktionsplan „In Form – Deutschlands Initiative für Gesunde Ernährung und mehr Bewegung“. Dieser versucht mit einem Bündel von Aktivitäten und Veranstaltungen eine Verbesserung des allgemeinen Ernährungs- und Bewegungsverhaltens zu erreichen. Dafür stehen rund 5 Millionen Euro an Steuergeldern pro Jahr zur Verfügung. Eine Abschätzung der Wirkung und Effizienz des Programms ist für 2020 geplant. « « «

im interview Bettina Model  ist seit 2013 Geschäftsführerin der Deutschen Kinderrheuma-Stiftung. Die ausgebildete Drogistin hat sich viele Jahre beruflich mit dem Thema Ernährung beschäftigt. Nach einer beruflichen Neuorientierung als Managerin und Geschäftsführerin in der Wirtschaft, hat sie in der Stiftungsszene ihre persönliche Mitte gefunden. Model engagiert sich u.a. im Arbeitskreis Gesundheitsstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen, dessen stellvertretende Leiterin sie ist. >m<

Weitere Informationen  model@dkr-stiftung.de www.kinder-rheumastiftung.de www.stiftungen.org/gesundheitsstiftungen


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Was kostet unser Hunger nach Fleisch wirklich? Plädoyer für eine internationale Agrarpolitik, die den gesundheitlichen Grenzen von Mensch, Tier und Umwelt gerecht wird

Von Barbara Unmüßig

Morgens Wurst aufs Brot, mittags schnell eine Currywurst um die Ecke, und abends Salat mit Hähnchenbruststreifen. Dreimal Fleisch am Tag, das läppert sich – auf 60 Kilogramm Fleisch, um genau zu sein. So viel Fleisch essen die Deutschen im Schnitt pro Jahr. Wissen Sie, wo all das Fleisch herkommt? Wie es produziert wird? Warum es so billig ist? Und ob es wirklich gesund ist? » » » Die Art und Weise, wie wir uns in den Industrie­ ländern ernähren, ist weder gesund, noch gerecht, noch nachhaltig. In Deutschland essen Männer im Schnitt über 1.000 Gramm Fleischerzeugnisse pro Woche, Frauen 600 Gramm. Damit überschreiten wir deutlich die von der Deutschen Gesellschaft für ErHunderte Tiere werden nährung empfohlenen 300 bis 600 in Massenställen geGramm. Und im globalen Süden, halten, verletzen sich, insbesondere in China, geht der werden krank. Daher Trend in dieselbe Richtung. 300 Millionen Tonnen Fleisch folgt die ­pauschale werden im Jahr weltweit produziert, Behandlung mit Antidas sind viele Milliarden Schweine, biotika, die auch uns Hühner und Rinder. Die Welt-Landals Konsumenten zu wirtschaftsorganisation FAO geht denken geben sollte. davon aus, dass es bis 2050 mehr als 500 Millionen Tonnen Fleisch im Jahr sein werden. Solche Mengen Fleisch können nur industriell produziert werden. Das geht zulasten des Tierwohls und unserer Gesund-

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heit. Hunderte Tiere werden in Massenställen gehalten, verletzen sich, werden krank. Daher folgt die pauschale Behandlung mit Antibiotika, die auch uns als Konsumenten zu denken geben sollte. Darüber hinaus zieht die industrielle Fleischproduktion indirekt verheerende politische, soziale und ökologische Konsequenzen nach sich. Sie ist eine sehr ineffiziente Art landwirtschaftliche Flächen zu nutzen. 1,6 Kilogramm Futter wandelt ein Huhn in 1 Kilogramm Fleisch um, ein Schwein benötigt 3 Kilogramm, ein Rind sogar 8 Kilogramm. Wir brauchen also deutlich mehr Futter, um unsere Nahrung zu füttern, als wir bräuchten, wenn wir die Kalorien direkt essen würden. Auswirkungen des Fleisch­konsums auf ­Lebensbedingungen, Klima und Natur Dadurch erlebt die wichtigste Futterpflanze, das Soja, derzeit einen Boom. Die Nachfrage nach Soja ist global von 190 Millionen Tonnen in 2002 auf 328 Millionen Tonnen in 2015 gestiegen. 80 Prozent davon wird verfüttert, vor allem in China (70 Millionen Tonnen) und Europa (31 Millionen Tonnen). Damit ist der weltweit steigende Fleischkonsum die Hauptursache für die Ausweitung des Sojaanbaus. Auf mehr als 110 Millionen Hektar Land, hauptsächlich in Brasilien, Argentinien und Paraguay, wird weltweit Soja angebaut. Das entspricht einer Fläche dreimal so groß wie die der Bundesrepublik. Land ist hiermit ein zunehmend knapper Faktor geworden, und daher im Preis gestiegen. Als Resultat wird kommunales Land im globalen Süden zunehmend privatisiert, Regenwälder werden gerodet und Kleinbauern von Großbetrieben zugunsten des Sojas von ihrem Land vertrieben. Es wird geschätzt, dass seit 2006 weltweit


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zwischen 15 und 20 Millionen Hektar landwirtschaftliwie z.B. die Güteklassen bei Eiern, haben maßgeblich che Flächen von ausländischen Regierungen oder Indazu beigetragen, dass inzwischen kaum noch Eier vestoren gepachtet oder gekauft aus Käfighaltung verkauft werden. wurden. Gleichzeitig ist immer Verbrauchern Informationen über noch rund ein Drittel der WeltbeHerkunft und Qualität ihrer LeDer weltweit steigende völkerung von Landwirtschaft als bensmittel zur Verfügung zu stelAppetit auf Fleisch ihrer Existenzgrundlage abhängig. len, befördert den Konsum lokaler, verursacht LandnutDiese wird genauso zerstört, wie heimischer Bio-Produkte, die herzungsänderungen, die Biodiversität vor Ort. gestellt wurden, ohne das Tierwohl Umweltverschmutzung, Darüber hinaus wirkt sich die zu verletzen, die Umwelt zu zerstöintensive Nutzung von landwirtren, und die der lokalen Kleinbäutreibt den Klimawandel schaftlichen Flächen für die Proerin eine stabile Lebensgrundlage an, zerstört Biodiverduktion von Futtermitteln nefür ihren Betrieb liefern. Quality, sität, kleinbäuerliche gativ auf unser Klima aus. Der not quantity ist hier die Devise. Lebensgrundlagen Agrarsektor erzeugt weltweit und gefährdet die etwa 14 Prozent der klimaschädEine bessere internationale Gesundheit von uns lichen Treibhausgase. Zählt man ­Agrarpolitik ist ­notwendig Konsumenten. auch die indirekten AuswirkunZweitens ist die Politik dringend gen von Regenwaldrodungen und gefragt, Weichen für eine ökoloden Energieverbrauch in der Hergischer orientierte Landwirtschaft stellung von Düngemitteln hinzu, dann sind es sogar zu stellen. Ein wichtiger Hebel in Europa ist die EU-Ag24 Prozent. rarpolitik. Noch immer sind industrielle 99 Prozent des weltweit angebauten Sojas sind gen- Mast- und Schlachtbetriebe riesige Nutztechnisch verändert und werden mit Pestiziden und nießer öffentlicher Subventionen. StattDünger behandelt. Diese belasten Böden und Gewäsdessen könnte maßgeblich in eine nachser genauso, wie die riesigen Mengen Mist und Gülle haltige und ökologische Produktion von aus der Massentierhaltung. Zusätzlich kommt es durch Fleisch und Futtermittel investiert werden. den großflächigen Einsatz von Pestiziden, wie z.B. GlyZum Beispiel indem man Bauern finanphosat, vermehrt zu Atemwegs-, Haut- und Krebserziell dabei unterstützt, Maßnahmen zur krankungen bei Bauern und Arbeitern in der LandwirtVerbesserung des Tierwohls zu ergreifen. schaft. Das würde nicht nur der Qualität unserer heimischen Fleischprodukte dienen, sonQualität geht vor Quantität bei Produktion und dern auch die Notwendigkeit des FutterBarbara Unmüßig  ­Konsum von Nahrungsmitteln mittelanbaus im globalen Süden auf Kosist seit 2002 Vorstand der Heinrich-Böll-StifDas so produzierte Fleisch landet dann zu Discounten von Mensch und Natur eindämmen. tung. Sie verantwortet die internationale Arbeit der Stiftung in Lateinamerika, Afrika, ter-Preisen in unseren Supermärkten und als billiDer weltweit steigende Appetit auf Asien, dem Nahen und Mittleren Osten ge Importware im globalen Süden. Doch zu welchem Fleisch verursacht Landnutzungsänderun- und die des Gunda-Werner-Instituts für Feminismus und Geschlechterdemokratie. Preis? gen und Umweltverschmutzung, die den Die thematischen Schwerpunkte der Stiftung Um nicht nur unsere Gesundheit zu wahren, sonKlimawandel antreiben, die Biodiversität wie Globalisierung, Menschen- und Frauenrechte, Geschlechterpolitik, internationale dern auch die Umwelt zu schützen und unseren zerstören, und die kleinbäuerliche LeKlima-, Agrar- und Ressourcenpolitik sowie Fleischkonsum zukunftsfähig zu machen, ist eine bensgrundlagen genauso gefährden, wie Demokratieförderung und Krisenprävention werden von ihr strategisch verantwortet. grundlegende Transformation unseres Konsumverhaldie Gesundheit von uns Konsumenten. Sie ist außerdem Vorsitzende der Jury tens und unserer Agrarpolitik nötig. Es wird höchste Zeit sich einzugestehen, des Anne-Klein-Frauenpreises. Zuletzt veröffentlichte sie gemeinsam mit Lili Fuhr Sich als Konsument zu informieren und bewusst dass wir eine internationale Agrarpoliund Thomas Fatheuer das Buch „Kritik der Grünen Ökonomie“. zu machen, welche Folgen es hat, Tiere im großen Stil tik brauchen, die den gesundheitlichen als Nahrung zu verwenden, ist ein erster Schritt in eiGrenzen von Mensch, Tier und Umwelt ge- Weitere Informationen  vorstand@boell.de ne am Tierwohl, der Umwelt und globaler Gerechtigrecht wird. Und Konsumenten, denen wewww.boell.de keit orientierten Landwirtschaft. Aufklärende Etiketten, niger Fleisch besser schmeckt. « « «

Foto: Bettina Keller (Umüßig)

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Man ist, was und wie man isst? Essen dient heute zunehmend als Medium zum Ausdruck von Wertvorstellungen

von Dr. Thomas Schröder

Die Rolle, die das Essen in unserem Leben spielt, hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Historisch gesehen hat das Essen mindestens zwei Funktionen: Es dient der Ernährung und zugleich als Ausdruck der Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen. » » » Menschen nutzen das Essen als Ausdruck ihrer sozialen Position – bewusst oder unbewusst, in freier Wahl der Speisen oder in Ermangelung von Alternativen. So war im Mittelalter der Verzehr von Wild dem Adel vorbehalten. Für alle anderen standen Jagd und Verzehr unter Strafe. Heute sind die Zugangsbarrieren niedriger. Niemand wird für den Verzehr eines bestimmten Lebensmittels bestraft – aber nicht jeder kann sich alles leisten. Über das Essen kann der Einzelne sich mit seiner Lebenssituation und mit seiner sozialen Lage identifizieren. Essen ist eines von vielen „Medien“ zur Identifikation. Auch heute nutzen Menschen das Essen als Distinktionsmerkmal, allerdings in einem geringeren Umfang als es früher Dr. Thomas Schröder  der Fall war. Dies trifft vor allem auf staist Konsum- und Ernährungssoziologe. tusorientierte soziale Milieus zu. Für die Einer der Schwerpunkte seiner Arbeit ist die Erforschung von Ernährungstrends und breite gesellschaftliche Mitte gewinnt das -innovationen aus Sicht von Verbrauchern, Essen immer stärker eine neue Funktion. Herstellern und Märkten. Essen dient als Medium zum Ausdruck Weitere Informationen  thomas-schroeder@posteo.de von Wertvorstellungen. Doch wie funktioniert das?

Nahrungsaufnahme mit Werteorientierung Noch nie wurde so viel über Essen geredet wie heute. Wir beobachten aktuell den historischen Präzedenzfall eines Booms an Ernährungstrends, die dem Einzelnen jeweils ein ganz bestimmtes Essverhalten vorgeben. Dies sind neue Trends wie Paleo-Diät, Raw-Food-Diät, Clean Eating, Nordic Diet, Soylent, Low-Carb, Frei-von(Ovo-Lacto-Gluten-etc.-)Ernährung, aber auch längst etablierte wie der Vegetarismus oder der Veganismus. Essen ist heute stark mit Bedeutung aufgeladen, wie ein einfaches Beispiel zeigt. Noch vor wenigen Jahrzehnten war ein Ei ein Lebensmittel, das es nicht täglich gab und das die meisten Menschen ganz selbstverständlich gern aßen. Heute kann ein Ei symbolisch für ganz unterschiedliche, teils konträre Sinnzusammenhänge und Kontexte stehen. Es kann Symbol für (hohe) Cholesterin(werte) in einem Gesundheitskontext oder gar für die medizinische Kontroverse um Cholesterin sein. Es kann für hochwertiges Eiweiß in einem Ernährungs- und Selbstoptimierungskontext stehen oder für artgerechte ebenso wie für Massentierhaltung in einem (tier-)ethischen Kontext. Beim Fleisch ist das Spektrum an Anknüpfungspunkten zu unterschiedlichen Sinnzusammenhängen noch weitaus größer. Wer als Konsument ein Lebensmittel verzehren will, muss sich fast unweigerlich die Frage stellen, wofür dieses steht. Für das Individuum verbindet sich mit dieser Frage ein Reflexionsprozess, der in der nicht trivialen und herausforderungsvollen Frage mündet: Was ist mir wichtiger? Soll es ein gesundes, ein ökologisch verträgliches, ein „fair gehandeltes“ importiertes oder ein lokales bzw. regionales Produkt sein? Soll (oder muss) es günstig sein oder einfach nur gut schmecken? Abstrakter formuliert, lautet die Frage: Womit


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identifiziere ich mich? Oder: Was sind meine Wertvorstellungen? Essen als Lifestyle-Produkt Essen wird so zum Ausdruck von Wertvorstellungen, mit denen sich der Essende identifiziert. Dabei geht es keineswegs nur um moralische Werte, sondern viel allgemeiner darum, was Individuen wichtig ist. Und dies können auch ästhetische Kriterien wie Geschmack, die Qualität eines Lebensmittels oder ein Coolheitsfaktor bei Lifestyle-Produkten sein. Die Wahl des Essens ist zugleich eine Wahl der eigenen Identität. Ernährungstrends setzen genau hier an. Sie fangen jeweils unterschiedliche Wertehaltungen auf und bündeln sie. Der Einzelne schließt sich nur jeweils einem Trend an, der ins eigene Wertespektrum passt und erhält damit, quasi im Gegenzug, eine sozial etablierte Handlungsvorgabe für den Alltag bzw. für dessen kulinarische Gestaltung. So folgt die Paleo-Diät zum Beispiel dem Credo „zurück zu den Ursprüngen“. Paleo-Köstler verzehren aber nichts von dem, was die menschliche Zivilisation in den vergangenen 10.000 Jahren hervorgebracht hat. Dies geschieht einerseits unter der Prämisse, sich damit gesund zu ernähren. Andererseits transportiert Paleo eine Sehnsucht nach vermeintlicher Ursprünglichkeit, die ihren Ausdruck in einer massiven Zivilisationskritik sucht. Den ernährungsphysiologischen Errungenschaften der menschlichen Zivilisation steht der Paleo-Anhänger grundsätzlich skeptisch gegenüber. Kulturelles ist in dieser dichotomen Lesart böse und Natürliches gut.

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Eine Fülle von Identifikationsmöglichkeiten Auf der Werteebene steht Paleo für Gesundheit, Industrie- und Zivilisationskritik. Doch bei der Auswahl des Essens kommen noch weitaus andere Kriterien zum Tragen. Menschen wählen ihre Ernährungsweise aus gesundheitlichen, ökonomischen, ökologischen, ästhetischen, politischen, spirituellen, sozialen, diätetischen, ethischen, religiösen, kosmetischen oder hygienisch-toxikologischen Erwägungen. Diese Aufzählung ließe sich beliebig erweitern und verdeutlicht, welche Fülle von Anknüpfungspunkten für mögliche Identifikationen das Essen dem Einzelnen bietet. Jedem Ernährungstrend lässt sich das eine oder andere hier aufgezählte Adjektiv zuordnen, meistens sogar mehrere zugleich. Aktuelle Trends kombinieren und bündeln diese neu. Hierin liegen sowohl Originalität als auch der Neuigkeitswert eines erfolgreichen Trends. Ernährungstrends bieten dem Einzelnen eine Fülle von Ausdrucks- und Identifikationsmöglichkeiten. Wer sich einem Trend anschließt, kann sich über das Essen mit bestimmten, selbst gewählten Wertvorstellungen identifizieren und diesen routinemäßig Ausdruck verleihen. Die tägliche Wiederholung dieses Prozesses schafft Stabilität und dient zugleich der Orientierung im komplexen Ernährungsalltag. Ernährungstrends erzeugen so neue Zugehörigkeitskategorien. Man ist, was man isst: Raw-Foodler, Veganer, Paleo-Purist und so weiter. Als soziales Phänomen haben Ernährungstrends damit einen Nerv unserer Zeit getroffen und vieles deutet darauf hin, dass Ernährungstrends noch lange im Trend sein werden. « « «


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Die Zukunft der ­Welternährung Ein globales Netzwerk entwickelt Kriterien für das Sustainable Food Systems Programme der UNEP

von Peter Augustin

Peter Augustin  ist Direktor Kommunikation und Internationale ­Beziehungen bei der Software AG – Stiftung. Weitere Informationen  p.augustin@sagst.de www.sagst.de www.organicfoodsystem.net www.unep.org

» » » Wie kann die Welternährung in Zukunft nachhaltig gestaltet werden? Mit dieser Frage befasst sich aktuell ein Rahmenprogramm der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, UNEP). Mit dabei ist das „Organic Food System Programme“ (OFSP), ein Zusammenschluss von zurzeit 82 Akteuren aus Wissenschaft und Praxis aus 31 Ländern, der von der Software AG – Stiftung mitgefördert wird. Ziel eines der Projekte ist es, sinnvolle und umfassende Kriterien für Nachhaltigkeit der Ernährung aus den Erfahrungen u.a. der ökologischen Landwirtschaft auf wissenschaftlich fundierter Basis zu entwickeln. Ermittelt werden Prinzipien, die global gültig sind und die regional und lokal angepasst umgesetzt werden können. Ernährungsbedingte Krankheiten und Schäden, die durch die Lebensmittelproduktion entstehen, nehmen zu. Vor diesem Hintergrund setzt sich weltweit immer mehr die Erkenntnis durch, dass es Veränderungen bedarf. Aber welche und wie? Um dem nachzugehen, haben die Vereinten Nationen ein Rahmenprogramm für dieses Thema aufgelegt. Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sollen Kriterien erarbeiten, die in UN-Empfehlungen für die Mitgliedsstaaten einfließen und dann in europäisches Recht umgesetzt werden. „Was bürokratisch und langwierig klingt, wird, ähnlich wie die Klimavorgaben, wesentlichen Einfluss auf die Forschung und Entwicklung haben, die mit der Produktion und dem Konsum von Lebensmitteln zusammenhängt“, erklärt Cornelius Sträßer, Projektleiter bei der Software AG – Stiftung. Einer der Koordinatoren des OFSP ist Dr. Johannes Kahl von der Universität Kopenhagen. Er betont: „Dieser Prozess will gestaltet werden, denn unsere Zukunft hängt davon ab, wie wir als Weltgemeinschaft ganz zentrale Fragen beantworten: Was verstehen wir unter Nachhaltigkeit? Was ernährt uns wirklich? Was ist Ge-

sundheit? Wie ist unser Verhältnis zur Natur? Und wie funktioniert partnerschaftliche Zusammenarbeit unter den Menschen?“ Die Lösungsansätze, die die Partner des OFSP in die Diskussion einbringen wollen, berücksichtigen, dass Lebensmittelerzeugung in und mit der Natur stattfinden soll, wobei diese nicht nur geschont, sondern im Sinne des Erhalts der Artenvielfalt gestaltet wird. Bei der Frage, was uns ernährt und was ein Lebensmittel gesund macht, soll nicht allein die chemische Zusammensetzung analysiert werden, sondern auch darauf geachtet werden, wie es auf den ganzen Menschen wirkt. Dazu hat ein Team um Dr. Machteld Huber in den Niederlanden gerade einen dynamischen Gesundheitsbegriff in die Gesundheitspolitik eingeführt. „Wir treten in diesen Diskussionsprozess nicht mit fertigen Antworten ein, sondern sind gemeinsam mit allen Beteiligten auf der Suche nach Lösungen, wie aus global gültigen Nachhaltigkeitsprinzipien für Ernährungssysteme regionale und lokale Anpassungsformen entwickelt werden können“, so Kahl. Dieser Prozess ist eine große und wichtige Herausforderung für das 21. Jahrhundert. « « «


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Für Vielfalt in der Landwirtschaft Ein virtueller Werkzeugkasten ­unterstützt landwirtschaftliche ­Betriebsgemeinschaften bei der Zusammenarbeit

von Matthias Middendorf » » » Mit dem Projekt „wir-kooperieren.org“ stelwurden, stehen auf der Internetseite www.wir-kolen die Schweisfurth Stiftung, die Cocreatio Stiftung operieren.org zur Verfügung. Hierzu zählt z.B. eine für Kooperation und kollektive Entwicklung sowie die Checkliste, die dabei hilft, den Status quo und auch Software AG – Stiftung einen Werkzeugkasten mit pradie Schwachstellen im Betrieb zu analysieren und zu xisnahem Fachwissen für landwirtschaftliche Betriebs- erkennen: Haben wir ein gemeinsames Leitbild und gemeinschaften zur Verfügung. Seit 2015 fördert das gemeinsame Ziele? Wie sind die Aufgaben im Betrieb Projekt auf diese Weise Kooperaverteilt und wie soll dieser in zehn tionen mit praktischen HilfsmitJahren aussehen? Nach der Diagteln und geeigneten Methoden. nose können Schritt für Schritt weiGemeinschaftliches Das Angebot unterstützt Höfe, die tere Werkzeuge angewendet wergemeinsam von mehreren Einzelden. So helfen Hofbeispiele bei der Entscheiden und personen oder Familien geführt Wirtschaften kann man Formulierung eines Leitbildes, unwerden. In der biologischen und terstützen beim Rollenverständnis lernen! biodynamischen Landwirtschaft der Akteure im Betrieb oder zeigen, steigt die Zahl solcher Betriebe. Vor wie transparente Budgetpläne erallem bei jungen Menschen und stellt werden können. Wenn am EnFamilien sind sie sehr beliebt, da ihre Mitglieder sich de mehr Klarheit über das gemeinsame Zukunftsbild gegenseitig vertreten, unterstützen und beraten köndes Betriebes besteht, sind die Grundlagen für die nen. Wenn eine Betriebsgemeinschaft funktioniert, ist Freude an der Zusammenarbeit geschaffen. sie oft kreativ und innovativ, wie z.B. die HofgemeinDie Informationen und Materialien wurden von schaft Heggelbach in Baden-Württemberg. Dieser Hof ­Experten erarbeitet und können kostenlos herunterwird seit 30 Jahren gemeinschaftlich und biologisch geladen werden. Solch ein frei zugängliches Angebot bewirtschaftet, inzwischen von fünf Familien. Das begab es bisher nicht. Die Erfahrungen zeigen: Gemeindeutet auch, es gibt immer wieder Neuerungen zu beschaftliches Entscheiden und Wirtschaften kann man werkstelligen: So muss der Wohnraum erweitert werlernen! Jeder Betrieb ist in seiner Struktur einzigartig, den, unterschiedliche Anbau- und Verarbeitungsbedeshalb müssen die Werkzeuge individuell angewenreiche sind zu organisieren und der Generationswechdet werden. Wenn dies gelingt, macht es die Gemeinsel muss koordiniert werden. Besonders der soziale schaft ökonomisch, ökologisch und auch sozial sta­Aspekt ist hier eine große Herausforderung. Um geeigbiler. Durch die Professionalisierung der Kooperation nete und gerechte Lösungen zu finden, ist Know-how fördern die Betriebsgemeinschaften eine Ernährungsfür eine gelungene Zusammenarbeit notwendig. souveränität. Denn die Höfe bauen eine Vielfalt in der Hier kommt der Werkzeugkasten zum Einsatz und Landwirtschaft und Ernährungssicherung in Zusamleistet Hilfe zur Selbsthilfe. Die zwölf Werkzeuge, die menarbeit mit den Konsumenten auf. « « « von Stephan Illi und Thomas Schmid dafür entwickelt

Foto: Charlotte Fischer (Augustin)

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Matthias Middendorf  ist seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektmanager bei der Schweisfurth Stiftung für nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft in München. Dort verantwortet er das Programmfeld „Stadt – Land – Tisch“. Weitere Informationen  mmiddendorf@schweisfurth-­ stiftung.de www.wir-kooperieren.org www.schweisfurth-stiftung.de www.software-ag-stiftung.de Twitter: @Agrarkultur


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Expertennetzwerk, Ideenschmiede, ­Themenanwalt Seit 25 Jahren setzt sich die Dr. Rainer Wild-Stiftung für gesunde Ernährung ein

» » » Lebensmittel sind heute im Überfluss verfügbar. Trotzdem sind immer mehr Menschen von Fehl- und Mangelernährung betroffen. Ernährungsabhängige Erkrankungen zählen zu den führenden Todesursachen, auch in Deutschland. Sie sind weltweit für 46 Prozent aller Erkrankungen verantwortlich (bis 2020 wird ein Anstieg auf 57 Prozent erwartet), belasten das Gesundheitssystem und die Wirtschaft in Milliardenhöhe, verkürzen die Lebensdauer, verringern die Lebensqualität und sind mit großem persönlichen Leid der Betroffenen verbunden. Dies veranlasste Prof. Dr. Rainer Wild 1991, eine Stiftung für gesunde Ernährung zu gründen, die als neutrale und unabhängige Einrichtung der Wissenschaft und dem Gemeinwohl verpflichtet ist. Seitdem richtet sich die Arbeit der StifDr. Monika G. Wilhelm  tung an Interessierte entlang der gesamist Diplom-Ökotrophologin (TUM) und seit ten Wertschöpfungskette der Ernährung: Februar 2016 Geschäftsführerin der Dr. Rainer Wild-Stiftung in Heidelberg. an Erzeuger, den Handel, Lebensmittelhandwerk und Industrie, an ErnährungsWeitere Informationen  wilhelm@gesunde-ernaehrung.org wissenschaftler, Mediziner und Wissenwww.gesunde-ernaehrung.org schaftler angrenzender Fachgebiete, an Lehrende in Schulen, Fachhochschulen und Universitäten und an Vertreter von Verbänden, Medien und Politik. Die überwiegend operativ tätige und international ausgerichtete Stiftung hat es sich auf die Fahnen geschrieben, wissenschaftliche Arbeiten und Forschung

auf dem Nahrungsmittel- und Ernährungssektor anzustoßen, zu unterstützen und selbstständig durchzuführen. Erziehungs- und Bildungsaufgaben sowie anspruchsvolle kulturelle Aktivitäten bilden einen weiteren Schwerpunkt. Neben eigener Forschung setzt sich die Stiftung für den Wissenstransfer, die Kommunikation und die Vernetzung der Akteure im Ernährungsbereich ein. Sie greift aktuelle Themen auf und stellt sie ihren Zielgruppen mit Veranstaltungen, Publikationen und online zur Verfügung. Zu ihren Aktivitäten gehören z.B. Tagungen und Workshops, die unterschiedliche Zielgruppen zusammenbringen und den fachübergreifenden Dialog fördern. Zugunsten der Themenvielfalt werden natur-, kultur- und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse gleichermaßen in den Blick genommen. So soll ein breiteres Verständnis für Ernährung geschaffen werden. Im Fokus stehen dabei auch die sich rasch verändernden persönlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die unsere Ernährung und Esskultur prägen. Stiftungsaktivitäten konkret Seit 1993 verleiht die Stiftung den mit 15.000 Euro dotierten Dr. Rainer Wild-Preis, der seitdem elfmal vergeben wurde. Er würdigt herausragende Leistungen auf dem Gebiet der gesunden Ernährung – wissenschaftliche Arbeiten und außergewöhnliche, vorbildliche Leuchtturmprojekte. Auch das Heidelberger Ernährungsforum, das spezifische Fragestellungen in den Blick nimmt, findet seit 1993 statt. Es richtet sich vor allem an Fachleute und Multiplikatoren, die sich im interdisziplinären Dialog begegnen. Beim 20. Heidelberger Ernährungsforum vom 28. bis 29. September 2016 ging es – im Jahr des

Foto: avisio München / Uta Kellerman (Wilhelm)

von Dr. Monika G. Wilhelm


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25. Stiftungsjubiläums – z.B. um die Frage „Warum wir essen, was wir essen“: Thema sind die Einschnitte und Wendungen im menschlichen Leben und ihre Auswirkungen auf das Ernährungsverhalten. Damit greift die Stiftung einen bisher in Forschung und Lehre noch selten bearbeiteten Aspekt der Essbiografie auf. Seit 2010 gibt es den „Life Science Dialogue Heidelberg“, der bislang elfmal stattgefunden hat. Diese als Kamingespräch konzipierte Veranstaltungsreihe befasst sich mit der Zukunft von Medizin, Gesundheit und Ernährung. Eine interdisziplinäre Runde von Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutiert aktuelle Entwicklungen, deren Möglichkeiten und Risiken. Neben ihren Aktivitäten im Bereich der Veranstaltungen hat die Dr. Rainer Wild-Stiftung bisher 24 Fachbücher herausgebracht. Veröffentlicht werden nicht nur die Ergebnisse der eigenen Arbeit, sondern auch weitere Beiträge zu Ernährungsthemen. Ausblick Ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung ist die Stiftung ein anerkannter Player im gesellschaftlichen Einsatz für gesunde Ernährung und kann auf zahlreiche Erfolge zurückblicken. Als kompetente, unabhängige Einrichtung ist sie Ansprechpartner für Politik und Medien. So flossen etwa die Ergebnisse aus dem Internationalen Arbeitskreis für Kulturforschung des Essens, dessen Träger die Stiftung 1996 bis 2014 war, in die Lehr- und Bildungspläne mehrerer Bundesländer ein. Medial wirkte die Stiftung aktuell an der 300. Sendung von „Die Kochprofis – Einsatz am Herd“ im RTL-Fernsehen mit, die Ende September ausgestrahlt und zum Teil am Stiftungssitz gedreht wurde. Dafür berieten Experten der Stiftung die Redaktion und traten in der

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Sendung auf. Das zeigt: Die Arbeit wirkt auch in den Mainstream hinein. Im Jahr ihres 25. Jubiläums wurde die Stiftung personell neu aufgestellt. Unter neuer Führung soll die wissenschaftliche Ausrichtung gestärkt und die Arbeit international weiter ausgebaut werden. Geplant sind neue Veranstaltungsformate und zusätzliche Serviceleistungen. « « «

Gesunde Ernährung

Themenfenster Mit folgenden Themen hat sich die Dr. Rainer Wild-Stiftung bereits befasst: »» Das Verständnis von Gesundheit im Wandel: Kann, darf oder muss der Mensch zu seinem gesundheitlichen Glück gezwungen werden? »» Ernährungsberatung: Was ist aus Verbrauchersicht sinnvoll? »» Bewegung: Welche Rolle spielt sie im Zusammenhang mit Ernährung? »» Nachhaltigkeit: Sind die vorhandenen Konzepte zukunftsgerecht? »» Essbiografie: Warum mögen wir, was wir essen? Wie beeinflusst die ­Biografie den Ernährungsstil? »» Esskultur ›› Essen als kulturelle Identität ›› Essalltag: Wie haben sich Ernährungsmuster im Laufe der Zeit verändert? Welche Folgen hat der Überfluss an preiswerten Nahrungsmitteln? ›› Welche Rolle spielt Zeit für die Ernährung? ›› Ethik: Wer bestimmt, was der Mensch essen darf? ›› Individualisierung: Ernährung als L­ ifestyle und Ersatzreligion ›› Wie wichtig ist Genuss für eine gesunde Ernährung? ›› Die Bedeutung von Snacks im modernen Alltag »» Sensorik: Welche Faktoren beeinflussen unser Geschmacksempfinden? »» Essverhalten von Jugendlichen: Präventive Strategien »» Verbraucherforschung: Effektive Kommunikation mit Verbrauchern


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Kinder, kocht! Die Sarah Wiener Stiftung macht jungen ­Menschen Lust auf gesunde Ernährung und den Umgang mit frischen Lebensmitteln

von Anne Lorenz und Sabrina Banze

» » » Wie sieht Schnittlauch aus? Sind Tomaten immer rot? Und wie schneidet man eigentlich unterschiedliche Gemüsesorten (und sich dabei nicht in die Finger)? Viele Kinder – sowie manch ein Erwachsener – können Fragen wie diese nicht beantworten. Wem aber Ernährungswissen und grundlegende küchenpraktische Fertigkeiten fehlen, dem fehlt auch die Möglichkeit, sich für eine ausgewogene Ernährungsweise zu entscheiden, die fit und gesund hält. „Kochen schult das Vertrauen in den eigenen Körper und macht unabhängig“, sagt die Stiftungsgründerin und Köchin Sarah Wiener. Dass Heranwachsende immer weniger über Herkunft, Vielfalt und Zubereitung unserer Lebensmittel wissen, will sie nicht einfach so hinnehmen. Stattdessen möchte sie Kindern Lust aufs Kochen machen und ihnen Küchenkompetenz vermitteln, damit sie sich selbstbestimmt, genussvoll und gesund ernähren und zu kritischen Verbrauchern heranwachsen. Deshalb hat sie 2007 gemeinAnne Lorenz  sam mit Dr. Alfred Biolek, Karsten Böhrs, leitet seit 2016 den Kommunikationsbereich Dr. Henner Ehringhaus sowie mit Demeder Sarah Wiener Stiftung. Davor war sie für das Goethe-Institut, die Falling Walls ter e.V. und ihrer Sarah Wiener ­GmbH die Foundation und New Philanthropy Capital gemeinnützige Sarah Wiener Stiftung ins (NPC) tätig. Leben gerufen, die sich mit praktischer Weitere Informationen  lorenz@sw-stiftung.de Ernährungsbildung „für gesunde Kinder www.sarah-wiener-stiftung.de und was Vernünftiges zu essen“ engawww.ichkannkochen.de giert.

Kochen als Alltagskompetenz mit Begeisterung ­vermitteln Um möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen, arbeitet die Stiftung mit einem Multiplikatoren-Ansatz. Im Zentrum stehen Fortbildungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte, die in Kitas und Schulen sowie an außerschulischen Lernorten praktische Ernährungsbildung betreiben wollen. Wir als Sarah Wiener Stiftung sind überzeugt: Menschen, die selbst kochen, leben gesünder. Ein gesundes Essverhalten entwickelt sich nur durch selbst gemachte Erfahrungen. Und jedes Kind kann Kochen lernen. Kochen ist für uns eine wichtige Alltagskompetenz. Kindern und Jugendlichen diese mit viel Begeisterung zu vermitteln, ist zudem eine Möglichkeit, Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Adipositas oder Diabetes Typ 2 entgegenzuwirken. 1,9 Millionen Heranwachsende gelten heute als übergewichtig, 800.000 gar als fettleibig. Kinder in Deutschland ernähren sich zunehmend ungesund, das lässt sich in Studien etwa des Robert Koch-Instituts nachlesen. Die junge Generation trinkt zu viel gesüßte Getränke, isst zu wenig Obst und Gemüse, dafür zu viele Süßigkeiten sowie vermehrt Fast Food – und kann nach eigener Einschätzung kaum kochen. Die Initiative „Ich kann kochen!“ macht aus ­Pädagogen Genussbotschafter Die neue bundesweite Ernährungsbildungsinitiative „Ich kann kochen!“, die die Stiftung gemeinsam mit der BARMER GEK im Herbst 2015 ins Leben gerufen hat, baut auf dem auf, was wir bereits seit Stiftungsgründung begonnen haben: Lehrer und Erzieher werden kostenfrei zu sogenannten Genussbotschaftern


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fortgebildet. Wir qualifizieren die Pädagogen innerhalb eines Fortbildungstages dafür, in ihren Einrichtungen selbstständig Koch- und Ernährungskurse anzubieten. Im Zentrum steht dabei das von der Stiftung entwickelte Bildungsprogramm. Dazu gehören neben Rezepten in vier saisonalen Varianten z.B. Ernährungsgrundsätze, Hygieneregeln, Tipps zur Durchführung und Küchentechniken. Im praktischen Teil der Fortbildung gestalten wir exemplarisch eine Kochkursstunde: Verkostung, Warenkunde, Küchenpraxis und Rezept & Kochen (natürlich!) sowie gemeinsames Essen sind Elemente jeder Einheit. Die wichtigste Aufgabe der Genussbotschafter ist es, in den Kindern die Freude am Umgang mit frischen Lebensmitteln zu wecken. Warenkunde heißt bei uns auch Riechen, Schmecken und Fühlen. Die Kinder dürfen und sollen selbst schnippeln, brutzeln und rühren. Küchenpraxis schult die Motorik und ganz nebenbei auch die Teamfähigkeit. Und selbst gemacht schmeckt besser als fertig serviert! Das bestätigen auch die Genussbotschafter: „Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie die Kinder selbst zubereitete Gerichte essen, mit Zutaten wie Vollkornbrot, das viele das erste Mal im Kochkurs probieren“, schildert etwa eine Erzieherin aus Jena. Ernährungsbildung beginnt dort, wo unsere ­Lebensmittel herkommen Praktische Ernährungsbildung beginnt bei uns nicht erst am Kühlschrank oder im Supermarkt: Rund 100 Exkursionen zu Bauernhöfen im Jahr ergänzen das Ernährungsbildungsprogramm der Sarah Wiener Stiftung. Damit die Kinder lernen, wo unsere Lebensmittel eigentlich herkommen und wie sie verarbeitet werden, nehmen wir jährlich rund 2.500 von ihnen mit in den Stall und aufs Feld. Einmal selbst beim Ausmisten, Füttern und Ernten geholfen zu haben, lehrt die Kinder mehr über die Herkunft und Vielfalt von Lebensmitteln als alle Theorie. Am Lernort Bauernhof erleben sie anschaulich die Prinzipien einer nachhaltigen und ökologischen Landwirtschaft und begreifen diese als einen Teil von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.

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Bauernhof zukommen zu lassen, ist ein ambitioniertes Ziel für uns als Stiftung. Daher freuen wir uns, dass wir durch die Zusammenarbeit mit der BARMER GEK, die uns im Rahmen des Präventionsgesetzes fördert, unser Fortbildungsprogramm ausbauen können. Noch stehen wir am Anfang, haben aber innerhalb der nächsten fünf Jahre das große Ziel, 1,4 Millionen Kinder mit Koch- und Ernährungskursen zu erreichen. Das Genussbotschafternetzwerk soll von knapp 3.000 auf mehr als 50.000 Pädagogen wachsen. Bis zu 50 Fortbildungen wollen wir künftig jeden Monat deutschlandweit anbieten. Die Skalierung einer solchen bundesweiten Fortbildungsinitiative ist eine Herausforderung, der wir mit großem Tatendrang entgegensehen. Natürlich wollen wir auch wissen, ob unsere Arbeit erfolgreich ist. Die ersten Weichen dafür sind gestellt, derzeit arbeiten wir an einem Evaluationskonzept. Für uns ist es wichtig zu sehen, was funktioniert und was wir noch verbessern müssen – wir verstehen uns als lernende Organisation, die hinterfragt, ob ihre Programme auch Wirkung zeigen. Unseren Förderer- und Unterstützerkreis möchten wir gerne erweitern. „Als Stiftung wollen wir uns vernetzen und sind auf der Suche nach Kooperationen mit öffentlichen und privaten Partnern: Ministerien, Kommunen, Kita- und Schulträgern, Fortbildungsinstituten, Verbänden sowie Stiftungen, aber auch Unternehmen, die unsere Vision teilen“, so Anja Schermer, geschäftsführende Vorständin. „Ihnen bieten wir die Möglichkeit, bei der Initiative mitzumachen, diese um weitere Bausteine auszubauen – oder gemeinsam neue Programme zu entwickeln.“ Wir wollen die Freude am Kochen und eine ausgewogene Ernährung nachhaltig bei Heranwachsenden und in deren Umfeld verankern. Die Rückmeldungen stimmen zuversichtlich. Jüngst meldete sich eine Mutter und sagte: „Haben Sie neue Rezepte für uns? Meine Tochter steht Sabrina Banze  momentan jeden Tag in der Küche und ist Referentin im Bereich Kommunikation der möchte für uns kochen!“ Das ist doch ein Sarah Wiener Stiftung. guter Anfang. « « «

Gesucht: langfristige Partnerschaften und ­Kooperationen Im besten Fall jedem Kindergarten- und Schulkind in Deutschland eine praktische Ernährungsbildung in Form eines Kochkurses und eines Besuchs auf dem


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Vom Acker bis auf den Teller Mit ihrem Bio-Bauernhof, einer Ausstellung und vielseitigen Bildungsangeboten vermittelt die Domäne Dahlem Ernährungswissen für mündige Konsumenten von Dr. Thomas Steller

Dr. Thomas Steller  ist Kulturhistoriker und Ausstellungsmacher. Er war Teil des Vorbereitungsteams für das CULINARIUM und hat den Ausstellungsaufbau betreut. Zuvor war er u.a. am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr tätig und hat zur Geschichte von Museen und Gesundheitsaufklärung im 20. Jahrhundert geforscht. Weitere Informationen  steller@domaene-dahlem.de www.domaene-dahlem.de

» » » Zur gesunden Ernährung gehören nicht nur gesunde Lebensmittel. Die Grundlage bildet die bewusste und gut informierte Entscheidung der Konsumenten für eine nachhaltig gesunde Ernährung. Die Domäne Dahlem in Berlin hat sich als Landgut und Museum zum Ziel gesetzt, ihren Besuchern wissenschaftlich und praktisch fundierte Informationen als Hilfe zur alltäglichen Entscheidungsfindung anschaulich zu vermitteln. Dafür eignet sich dieser ländliche Ort, an dem seit mehr als 800 Jahren Lebensmittel erzeugt werden, besonders gut. Heute befindet sich hier ein bildungsorientiertes Freilandmuseum für Landwirtschafts- und Ernährungskultur mit besucheroffenem Bio-Bauernhof in Stiftungsträgerschaft. Der Bioland-zertifizierte Bauernhof wird gefördert durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und ist ein Arche-Hof. Mit ihrer neuen Dauerausstellung im CULINARIUM und ihrem vielfältigen Bildungsangebot ist die Domäne Dahlem ein innovativer und mehrfach preisgekrönter Bildungs- und Erholungsort geworden. Anschauen und anfassen, mitmachen und erleben, erkennen und verstehen – mit Ausstellungen, Demonstrationsbetrieben, Führungen, Workshops und Tagungen unterstützen wir unsere Besucher dabei, zu aufgeklärteren Verbrauchern zu werden. Dabei verbinden sich auf der Domäne Dahlem, draußen und drinnen, sinnliche Erfahrung und Information. So erleben Besucher auf den Feldern und in den Gärten ökologische Landwirtschaft im Arbeitsalltag. Sie können Herkunft und Verarbeitung selbst nachvollziehen und werden sich so der vielen Schritte und der komplexen Zusammenhänge bewusst, in denen Lebensmittel produziert, gehandelt und verzehrt werden. Hauptziel ist es, zum Nachdenken darüber anzuregen, welche Wege die Nahrungsmittel vom Acker bis auf den Teller zurücklegen. Vertieft wird die Darstellung der Nahrungskette im CULINARIUM mit Informationen rund um die Frage „Warum essen wir, was wir essen?“. Die Dauerausstel-

lung thematisiert in der Verschränkung mit der historischen Perspektive aktuelle und zukunftweisende Fragen nach gesunder, politisch, ökologisch und bioethisch vertretbarer Ernährung und den Bedingungen des Konsums. Geschaffen wurde eine multiperspektivische Ausstellung, die durch die Verknüpfung verschiedener Informations- und Kommunikationsformen vielseitige Zugänge eröffnet. Daher stehen technische Exponate gleichberechtigt neben Alltagsgegenständen und Kunstwerken, grafisch aufbereitete Statistiken neben interaktiven, spielerischen Lernangeboten. Über 80 Filme verknüpfen Information mit Unterhaltung. Um das schier endlose Thema Essen und Ernährung auf nur 800 Quadratmetern darzustellen, bedurfte es der Fokussierung. Zentrale Themen sind neben Grundnahrungsmitteln die Entwicklung des Einzelhandels vom Markt zum Supermarkt, Koch-, Ess- und Tischkultur, Fast Food, Essen im geteilten Deutschland und Hunger. Mit dem CULINARIUM wurde die Domäne Dahlem Preisträger des Bundeswettbewerbs „Ideen für die Bildungsrepublik“. Zukünftig will sie sich noch stärker zu einer Austauschplattform für aktuelle Themen der Ernährung zwischen Experten und Verbrauchern entwickeln. « « «


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Eine warme Mahlzeit am Tag Der Lübecker Bildungsfonds ermöglicht Mittagessen in Kindertagesstätten und Schulen

Von Nathalie Brüggen Und Martina Wagner

Fotos: Domäne Dahlem (Steller), privat (Brüggen), Thorsten Wulff (Wagner)

» » » Eine warme Mahlzeit pro Tag ist für viele Kinder und Jugendliche heute nicht mehr selbstverständlich. Gerade bei von Armut betroffenen Familien wird auf gesunde Ernährung häufig nicht geachtet. Es bleibt den Kindern meist selbst überlassen, was sie wann und wie essen. Daher ernähren sie sich meist von Fastfood und Süßigkeiten. Mit dem Ergebnis, dass sie zusätzlich zu ihrer schwierigen Lebenssituation auch noch mit Übergewicht und gesundheitlichen Problemen belastet werden. Aus den Lübecker Kitas und Schulen bekamen wir die Rückmeldung, dass es Kinder und Jugendliche gab, die an den gemeinsamen Mahlzeiten nicht teilnehmen konnten, da sie diese nicht bezahlen konnten. Ein Zustand, der für uns unhaltbar war. Darum ist die Finanzierung des täglichen Mittagessens in Kita und Schule für diese Kinder eine wichtige Säule des Lübecker Bildungsfonds. Ein starkes Bündnis für unseren Nachwuchs Im Jahr 2009 haben die Hansestadt Lübeck und ein Verbund von sechs Lübecker Stiftungen den Bildungsfonds ins Leben gerufen. Ursprünglich lag der Fokus auf der Förderung und Finanzierung des Mittagessens sowie der Sprachförderung. Inzwischen ermöglicht der Bildungsfonds auch über 10.000 Kindern die Teilnahme an den vielfältigsten Bildungs- und Betreuungsangeboten in Kitas und Schulen. Fast alle Kinder, die Mittel aus dem Bildungsfonds beziehen, nehmen ebenfalls am Mittagessen teil. Auch die Kommune, Stiftungen und das Lübecker Jobcenter haben ihre Angebote, wie etwa die Bildungsund Teilhabepakete, mit dem Bildungsfonds verzahnt. Für alle Förderungen, die über die Leistungen der Bildungs- und Teilhabepakete hinausgehen, stehen die Mittel der Stiftungen zur Verfügung. Insgesamt werden Lübecker Kinder mit über 3,5 Millionen Euro im Jahr gefördert. Davon wurden 2015 allein für das Mittagessen 1,52 Millionen Euro aufgewandt. Refinanziert wur-

den hiervon 1,21 Millionen Euro aus den Bildungs- und Teilhabepaketen, die Differenz wurde aus Stiftungsmitteln getragen. Die Hansestadt Lübeck stellt die unbürokratische Abwicklung des Bildungsfonds sicher. Die Anträge werden auf nur einer DIN-A4-Seite für jedes Kind in der Schule oder Kita gestellt. Sie sind leicht verständlich, in einfacher Sprache gehalten. Über die Förderung wird unbürokratisch vor Ort von Lehrern mit Unterstützung des Schulsekretariats oder der Kita-Leitungen entschieden. Zudem wurden für die Schulen und Kitas eigene Bankkonten eingerichtet, mit denen sie eigenständig fördern können. Die Bedürftigkeit wird also von der Schule oder Kita festgestellt. Denn wir sind der festen Überzeugung, dass die Fördernotwendigkeit hier am ehesten und frühzeitig erkannt werden kann. Dort erreichen wir gerade auch bildungsferne Eltern. Keine Institution kann diese wichtigen Aufgaben alleine bewältigen. In Lübeck ist es gelungen, Kräfte und Kompetenzen unter einem Dach – dem Lübecker Bildungsfonds – zu bündeln. Das Modell hat inzwischen in anderen Kommunen ähnliche Kooperationen und Fondsentwicklungen begünstigt. « « «

Nathalie Brüggen  Possehl-Stiftung, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit Weitere Informationen  stiftung.brueggen@ possehl.de www.possehl-stiftung.de

Die Partner des Lübecker ­Bildungsfonds Hansestadt Lübeck | Jobcenter Lübeck | Stiftungsverbund Lübecker Bildungsfonds: ­Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung | Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck | Jürgen Wessel-Stiftung | Margot und Jürgen Wessel-Stiftung | Michael-Haukohl-Stiftung | Reinhold-Jarchow-Stiftung www.bildungsfonds-luebeck.de

Martina Wagner  Gemeinnützige Spar­ kassenstiftung zu Lübeck, Geschäftsführerin Weitere Informationen  martina.wagner@ ­sparkasse-luebeck.de


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Schaufenster

Vorbildhafte Stiftungsprojekte Bürgerstiftung Göttingen

Entdeckungsreise Essen

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Das Projekt „Entdeckungsreise Essen“ der Bürgerstiftung Göttingen fördert ein bewussteres Ernährungsverhalten bei Jugendlichen (6. bis 8. Klasse). Ausgangspunkt des Schulprojekts, das 2008 an der Voigt-Realschule Göttingen begann, war die Beobachtung zunehmender Fehlernährung. Durch regelmäßiges gemeinsames Kochen und Genießen lernen Schülerinnen und Schüler spielerisch die Vielfalt von Lebensmitteln sowie deren Zubereitung kennen. Sie besuchen Erzeuger vor Ort, wie den auf ökologischen Landbau spezialisierten Käsehof Landolfshausen, erfahren in einem Lebensmittelquiz, woher das Obst und Gemüse kommt, und entdecken in einem Test den typischen Geschmack eines frisch gepressten Obstsafts. Eine weitere Station ist das Kennenlernen saisonaler und regionaler Lebensmittel. Zielgruppen der Entdeckungsreise sind Schulklassen. Voraussetzung für die Umsetzung ist, dass die teilnehmende Schule kostenlos eine Lehrküche bereitstellt und das Thema „Aktive Ernährungsbildung“ im Lehrplan verankert hat. Eine Entdeckungsreise besteht dabei aus 15 Koch­terminen pro Halbjahr. Hierbei entsteht ein Kochbuch mit Rezepten und der Beschreibung der Menüs, das die Freude am Kochen auch in die Familien tragen soll. Die Sachkosten, wie für den Einkauf von Lebensmitteln und Ausflüge, trägt die Bürgerstiftung Göttingen. Alle Köche arbeiten ehrenamtlich. Bislang haben rund 1.000 Jugendliche die „Entdeckungsreise Essen“ miterlebt. Kontakt:  Andreas Schreck | Geschäftsführer | Bürgerstiftung Göttingen post@buergerstiftung-goettingen.de | www.buergerstiftung-goettingen.de

Stiftung Kindergesundheit

Die App-Trilogie für Schwangere und junge Familien

Die Stiftung Kindergesundheit bietet in Kooperation mit dem KErn (Kompetenzzentrum für Ernährung Bayern) und dem aid-Infodienst Bonn seit 2015 eine App-Trilogie für Schwangere und junge Familien an. Die drei kostenlosen, werbe­freien Apps „Schwanger & Essen“, „Baby & Essen“ und „Kind & Essen“ widmen sich den Themen Ernährung, Bewegung und gesundes Aufwachsen. Mit aktuellem Expertenwissen, wissenschaftlich fundierten Informationen und vielen praktischen Features sollen die unter www.familie-­gesundernaehrt.de erhältlichen Apps den Alltag von jungen Familien erleichtern. Alle drei kommen sehr gut bei Eltern an und verzeichnen hohe Downloadzahlen. Ab Herbst 2016 werden die beiden Apps „Schwanger & Essen“ und „Kind & Essen“ per Onlinebefragung von der Abteilung für Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin des Dr. von Haunerschen Kinderspitals der LMU München evaluiert. Unter der Leitung von Prof. Dr. Berthold Koletzko wird als Bestandteil des ENABLE-Projekts (Gesunde Ernährung in allen Lebensphasen) untersucht, ob sich das Ernährungsverhalten von Schwangeren und jungen Familien durch die Nutzung der Apps tatsächlich verändert hat. Dazu werden möglichst viele neue Benutzer der Apps gesucht. Gefördert wurde das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Kontakt:

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Dr.med. Astrid Rauh-Pfeiffer Projekt­leitung Stiftung Kindergesundheit info@kindergesundheit.de www.kindergesundheit.de


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Ott-Goebel-Jugend-Stiftung

Essend bereise ich die Welt

Fotos: Bürgerstiftung Göttingen (1), Stiftung Kindergesundheit (2), Catja Spreter-Hoh (3)

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Regelmäßige Mahlzeiten in der Familie und ein Bewusstsein für gesunde Ernährung sind heute nicht mehr selbstverständlich. Hier setzt das Projekt „Essend bereise ich die Welt“ der Ott-Goebel-Jugend-Stiftung für Grundschüler an. An der Stuttgarter Grundschule Riedenberg erarbeiten jeweils eine 1. und eine 3. Klasse in Tandems das Thema Essen unter drei Gesichtspunkten: gesunde Ernährung, die Herkunft der Nahrungsmittel sowie soziale Aspekte der Ernährung. Das Projekt nutzt auch die kulturelle Vielfalt der Schule und ihrer Stadtgesellschaft, um fremde Essgewohnheiten kennenzulernen. Soziale Aspekte, wie das Essensritual in der Gemeinschaft, werden bewusst gestaltet und erfahrbar. Bereits sechs Schulklassen haben das Projekt durchlaufen. Besondere Höhepunkte waren dabei Exkursionen in ein historisches Backhaus zum Backen von Broten und Hefezöpfen, Apfelsaft pressen im Stuttgarter Mostbesen und Ausflüge zum Ökobauernhof. Zudem gab es internationale Länderaktionstage, wie den Mexiko-Tag, an dem Eltern mexikanische Teigtaschen herstellten, sowie das Purim-Fest mit dem typischen Purimgebäck, Hamantaschen, hebräischen Liedern und einem Film über das Judentum. Ein besonderes Highlight war das Tischsitten-Seminar: Unter Anleitung einer Knigge-Trainerin erlebten die Kinder bei einem Drei-Gänge-Menü in einem Restaurant die wichtigsten Regeln zum Essen und Trinken in der Gemeinschaft. Über Vorträge von Ernährungswissenschaftlern und das jährliche, internationale Herbstsuppenfest wurden auch die Eltern mit einbezogen. Mit Erfolg: Eltern berichten über veränderte Essgewohnheiten der Kinder, die sich jetzt begeistert gesünder und vielfältiger ernähren. Eine ausführliche Dokumentation des Projekts ist auf der Internetseite der Stiftung veröffentlicht. Nachahmung erwünscht! Kontakt:

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Brigitte Ott-Göbel | Vorstandsvor­sitzende | Ott-Goebel-Jugend-Stiftung admin@ogjs.org | www.ogjs.org


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Stiftung Kinderjahre

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Frühstück, Pausenbrot und Mittagessen in Schulen

Kontakt:

Hannelore Lay | Vorsitzende des ­Vorstands | Stiftung Kinderjahre info@stiftung-kinderjahre.de www.stiftung-kinderjahre.de

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MAHLE-STIFTUNG

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Wesensgemäße und wirtschaftliche Milchviehhaltung

Seit Jahrzehnten dominiert das Kraftfutter die Milchviehhaltung. Aber steigende Kosten, eine schlechte Tiergesundheit, verbunden mit einer kurzen Lebensdauer der Milchkühe, stellen die stets gepriesene Wirtschaftlichkeit der intensiven Milcherzeugung erheblich infrage. 2014 startete der Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Onno Poppinga ein Projekt, bei dem 52 Milchviehbetriebe in ganz Deutschland untersucht wurden, die vollständig oder fast ganz auf Kraftfutter verzichten. Unter Berücksichtigung wichtiger betriebswirtschaftlicher Aspekte wie etwa Herdengröße, Milchleistung, Nutzungsdauer, Arbeitseinsatz oder Tiergesundheit wurden deren Leistungen und Kosten miteinander verglichen. Für die analysierten Betriebe zeigte sich ein erstaunliches Ergebnis! Egal, ob das Einkommen pro Kuh, pro Kilogramm erzeugter Milch oder pro Arbeitskraft betrachtet wurde: Betriebe ohne Kraftfutter hatten ein besseres Einkommensergebnis als der Durchschnitt der Vergleichsgruppen mit Kraftfuttereinsatz. Und das, obwohl in den unkonventionellen Betrieben deutlich weniger Milch pro Kuh produziert wurde als in konventionellen. Zu der besseren Wirtschaftlichkeit kam es u.a., weil die Ausgaben für das zugekaufte Futter, den Mineraldünger und die Pestizide in den konventionell fütternden Betrieben deutlich höher waren. Einfluss auf diese positive Bilanz hatten außerdem die verbesserte Tiergesundheit, die längere Lebensdauer der Tiere und die Ökoprämie, die konventionelle Betriebe nicht erhalten. Kontakt:

Alexander Lerch | Leitung Projektbereich | MAHLE-STIFTUNG GmbH lerch@mahle-stiftung.de | www.mahle-stiftung.de

Foto: Silvia Ivemeyer (5)

Die Stiftung Kinderjahre wurde 2004 mit dem Ziel gegründet, allen Kindern in Hamburg gesellschaftliche Teilhabe durch bessere Bildung an Schulen zu ermöglichen. In Gesprächen mit Schulleitungen erfuhren die Stifter, dass auch Unterstützung für grundlegendere Bedürfnisse wie Kleidung und Ernährung nötig ist – und bieten diese daher seit 2006 mit an. Somit lernen Kinder in Hamburg durch die Stiftung Kinderjahre nicht nur, wie sie ihre Stärken erkennen und sich Zukunftsperspektiven erschließen, sondern erhalten bei Bedarf auch vor Unterrichtsbeginn und in der Mittagspause von der Stiftung ­finanzierte Mahlzeiten. Denn trotz der Leistungen und Ansprüche aus dem Bildungspaket ist es vielen Familien nicht möglich, die Kosten für Schul­essen aufzubringen. Hier leistet die Stiftung mit der Finanzierung eines Caterers oder einer Schulküche, in der selbst gekocht wird, an mehreren Hamburger Schulen unkomplizierte Hilfe. Frühstück und Mittagessen werden dabei täglich angeboten. Zudem lernen die Schüler, welche Nahrungsmittel gesund sind und wie sie zubereitet werden können. Beim gemeinsamen Essen erfahren sie mehr über die gesellschaftlichen Regeln der Tischkultur. Und das gemeinsame Abräumen der Tische im Speiseraum der Schule führt zu mehr Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Einrichtung und den Mitmenschen.


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Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

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Vegan-Projekte mit Unternehmen

Foto: himmelbeet gGmbH (7)

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Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt setzt sich seit dem Jahr 2000 gegen die Massentierhaltung und für die Verbreitung der veganen Lebensweise ein. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit sind Projekte mit Unternehmen, bei denen es darum geht, Qualprodukte wie Käfigeier oder Stopf­ leber nicht zu verwenden und das Angebot an veganen Produkten auszuweiten. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn (DB). Hier regte die Stiftung zunächst kleinere Rezepturumstellungen an, um zu zeigen, wie einfach es ist, bereits vorhandene Rezepte rein pflanzlich zu gestalten und sich damit auch eine neue, wachsende Zielgruppe zu erschließen. Die DB ließ diese Idee in ihre Produktentwicklung mit einfließen und bot in ihren Bordrestaurants ein veganes Pastagericht an. Bei einem weiteren Treffen mit Gastronomie-Verantwortlichen wurde über die zukünftige Ausrichtung des veganen Angebots gesprochen und der Grundstein für einen konstruktiven Austausch gelegt. In den folgenden Monaten landeten immer wieder neue vegane Gerichte auf der Speise­karte der Bordrestaurants, z.B. ein Glasnudelsalat, eine Gemüsepfanne mit Artischocken und Kurkuma-Reis sowie eine Focaccia mit Tomate und Olive. Die Stiftung hat die Einführung dieser Gerichte auf ihren Social-Media-­Kanälen begleitet und sie so direkt bei der veganen Zielgruppe bekannt machen können. Die Rückmeldungen zeigen: Das vegane Angebot der DB wird von den Unterstützern der Stiftung sehr begrüßt. Kontakt: Robin Rader | Projektmanager | Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt rr@albert-schweitzer-stiftung.de www.albert-schweitzer-stiftung.de

Interkultureller Gemeinschaftsgarten

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Seit 2013 lädt das Projekt „himmelbeet“ als interkultureller Gemeinschaftsgarten seine bunte Nachbarschaft zum Mitgärtnern und Mitgestalten ein – unterstützt von der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis, der Stiftung Naturschutz Berlin und der Heidehof Stiftung. Unabhängig von Alter, Herkunft oder Einkommen trifft man sich, fachsimpelt über natürliche Düngemethoden, baut mit am Steinbackofen oder trinkt einen Kräutertee im müllarmen Gartencafé. Auf 1.700 Quadratmetern beackern die Stadtgärtner 300 Hochbeete. 170 davon bestellen Pächter oder soziale Einrichtungen. Auf den übrigen Beeten wird Gemüse für die Gemeinschaft produziert. Im Inklusionsprojekt „tuml“ gestalten Menschen mit und ohne Behinderung den Garten barrierefrei oder nehmen an Bildungsangeboten teil. Das himmelbeet will nicht nur einen alternativen Umgang mit Lebensmitteln zeigen, sondern experimentiert auch mit neuen Konzepten von Arbeit und gesellschaftlichem Miteinander. Denn das Ziel ist, durch die eigene Produktion und Verarbeitung die Wertschätzung für Lebensmittel zu steigern, Berührungsängste abzubauen und gegenseitigen Respekt zu leben. Das Projekt fördert Austausch und soziale Beteiligung und will zur Bildung eines lebendigen Quartiers beitragen. Es erhielt mehrmals den Umweltpreis Berlin-Mitte, den Deutschen Natur­schutz­preis und zwei Preise vom Bund Deutscher Architekten für das „Europaletten­café“. Kreatives bürgerschaftlichen Engagements ist eben wichtig für eine zukunftsweisende Stadtentwicklung. Kontakt:

Anja Rillcke | Öffentlichkeitsarbeit | himmelbeet gGmbH presse@himmelbeet.de | www.himmelbeet.de

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Service Wettbewerb »

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Best Practice Der bundesweite Schülerwettbewerb KLASSE, KOCHEN! belohnt die kreativsten Bewerbungen rund ums Kochen und ausgewogene Ernährung. Ziel ist es, den Schülern zu zeigen, dass Kochen gar nicht so schwer ist, selbst zubereitetes Essen gut schmecken kann und auch noch gesund macht. Angesprochen sind alle Schulformen und Altersklassen. Die 25 besten Beiträge kommen ins Finale und haben die Chance, eine von zehn Übungsküchen zu gewinnen. Ermöglicht wird der Wettbewerb vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Tim Mälzer, der Bertelsmann Stiftung und Nolte Küchen. Weitere Informationen: www.klasse-kochen.de

StiftungsReport 2014 „Gesundheit fördern“ Welche Stiftungen engagieren sich wie und warum im Bereich Gesundheit? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen 2014 eine Umfrage durchgeführt, mit der erstmalig die Landschaft der gesundheitsfördernden Stiftungen beleuchtet wird. Das Ergebnis zeigt: Das Thema Gesundheit ist für viele Stiftungen ein Querschnittthema und nicht jede Stiftung versteht unter dem Begriff Gesundheit dasselbe. Zudem betrachten sich nur wenige Stiftungen Report 2014 als gesundheitsfördernde Stiftung, insbesondere wenn nur ein geringer Teil der Stiftungsarbeit auf das Thema Gesundheit entfällt. Hinzu kommt, Gesundheit dass Stiftungen sich innerhalb unterfördern schiedlicher Satzungszwecke für Gesundheit engagieren, je nach Schwerpunkt ihrer Stiftungsarbeit. Weitere Informationen: www.stiftungen.org/shop

Prävention: Was Stiftungen leisten, um Gesundheit zu erhalten

Stiftungen im Umgang mit Krankheiten

Stiftungen als Begleiter in schwierigen Situationen

+ Umfrage: Stiftungen und Gesundheit

Publikationen

in Kooperation mit

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FLEISCHATLAS Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel

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Fleischatlas Deutschland regional 2016 Immer mehr Menschen möchten wissen, wie ihre Lebensmittel und vor allem das Fleisch, das sie essen, hergestellt werden. Sie stellen sich Fragen nach den Auswirkungen der Fleischproduktion auf Umwelt, Gesundheit und Gerechtigkeit. Doch gleichzeitig werden immer neue Megaställe genehmigt und die Fleischproduktion wird für internationale Märkte ausgeweitet. Der 2016 neu herausgegebene Fleischatlas wirft einen Blick in die Bundesländer und zeigt anhand vieler Beispiele anschaulich, wie die gesellschaftlichen Ansprüche und die Realität der Fleischproduktion an vielen Orten auseinanderklaffen. Der Fleischatlas ist ein Kooperationsprojekt der Landesstiftungen der Heinrich-Böll-Stiftung, des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland und der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin. Weitere Informationen: www.boell.de/de/fleischatlas

2016

DEUTSCHLAND REGIONAL

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BODENATLAS Daten und Fakten über Acker, Land und Erde

2015

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Bodenatlas 2015 Warum wird Land immer teurer? Wie viel Boden geht jedes Jahr verloren? Wie viele Quadratkilometer Acker- und Weideflächen „importieren“ wir für unsere Ernährung? Der Bodenatlas präsentiert Daten, Grafiken und Fakten über die Bedeutung, Nutzung und den Zustand von Land, Böden und Agrarflächen in Deutschland, Europa und weltweit. Er informiert über Tendenzen und Marktstrukturen, die eine verantwortungsvolle und nachhaltige Landwirtschaft weltweit unter Druck setzen. Der Bodenatlas ist ein Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung, Institute for Advanced Sustainability Studies, Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland und Le Monde diplomatique. Weitere Informationen: www.boell.de/de/bodenatlas

4. Auflage

Bilder im Schwerpunkt Die Bilder des Hamburger Fotografen Volker Debus im Schwerpunkt dieser ­StiftungsWelt-Ausgabe stammen von der Sarah Wiener Stiftung. Sie sind in diesem Sommer in Berlin bei einem Shooting für die bundesweite I­ nitiative „Ich kann kochen!“ (siehe Artikel auf S. 28) entstanden. Wir bedanken uns sehr herzlich für die kostenfreien Nutzungsrechte. www.sarah-wiener-stiftung | www.debusfoto.de >w<

>w/<

Tipps und Leitfäden »

Ausgewogene Ernährung Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) hat zehn ­Regeln formuliert, die auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse helfen, genussvoll und ausgewogen zu essen. Sie sollen zudem jede Diät überflüssig machen. Die Tipps liegen in mehreren Sprachen vor. Weitere Informationen: www.dge.de » Ernährungspraxis » vollwertige Ernährung

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IN FORM Leitfäden als Praxishilfen für Profis Diese Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) als nationaler Aktionsplan initiiert. Sie ist seitdem bundesweit mit unterschiedlichen Projektpartnern aktiv. Darunter befinden sich große Akteure, aber auch kleine Initiativen. Gemeinsam wollen sie erreichen, dass Kinder gesünder aufwachsen, Erwachsene gesünder leben und alle von einer höheren Lebensqualität profitieren. Die nachfolgenden Leitfäden sollen dabei die Arbeit in Projekten unterstützen: » Der Leitfaden „Qualitätssicherung“ wurde zur Qualitätsentwicklung in Projekten der Gesundheitsförderung und Prävention konzipiert. » Der Leitfaden „Evaluation“ zeigt, wie Projektverantwortliche Schritt für Schritt bei der systematischen Bewertung von Maßnahmen vorgehen können. » Der Leitfaden „Kommunikation“ dient als digitales Nachschlagewerk mit Checklisten und hilfreichen Links für die Projekt­arbeit. Weitere Informationen: www.in-form.de » Projekte

KES


StiftungsWelt 03-2016 » » » Gesund Ernähren

Rezept

Rote-Bete-Apfel-Cremesuppe als Mittagessen, Vorspeise, Abendessen Geeignet für: Vorschüler, ­Grundschüler, ­Jugendliche Jahreszeit: Herbst / Winter Zutaten für 4 Portionen, Werkzeuge und Materialien: »» 500 g Rote Bete »» 1 großer roter Apfel »» 1 kleine Zwiebel »» 1 EL Öl »» 750 ml Gemüsebrühe »» 1/2 Becher Sahne (100 g) »» 1/2 Bund Majoran »» Salz, Pfeffer, Muskat »» Schneidebrett, Messer »» Großer Kochtopf »» Kochlöffel »» Pürierstab »» Becher / hohe Schüssel »» Schneebesen / Handrührgerät »» Messbecher »» Gemüseschäler »» Gummihandschuhe zum ­Bearbeiten der R ­ ote Bete

Fotos:Volker Foto: 123 ### Debus / Sarah Wiener Stiftung

Und so wird’s gemacht: 1. Gummihandschuhe anziehen, die Rote Bete mit dem Gemüseschäler schälen und in kleine Würfel schneiden. 2. Zwiebel pellen, in kleine Würfel schneiden. 3. Den Kochtopf auf mittlerer Stufe erhitzen. Öl in den Topf geben und die Zwiebel darin ohne Farbe anschwitzen. 4. Die zerkleinerte Rote Bete zugeben und etwa 3 Minuten dünsten. 5. Mit der Gemüsebrühe ablöschen. Alles bei mittlerer Hitze in etwa 20 Minuten weichkochen. 6. Apfel waschen, entkernen, mit Schale in kleine Stücke schneiden. Zum Gemüse geben, etwa 5 Minuten mitkochen. Anschließend pürieren. 7. Inzwischen die Hälfte der Sahne (50 g) mit dem Hand­rühr­gerät oder dem Schneebesen steif schlagen. Majoran waschen und trockenschütteln. Die Blätter abzupfen, fein hacken und unter die geschlagene Sahne rühren. 8. Die andere Hälfte der Sahne in die pürierte Suppe geben, noch einmal aufkochen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. 9. Die fertige Suppe in Suppentassen füllen und jeweils ein Teelöffel Kräutersahne obenauf geben. Vorsicht: Rote Bete färbt sehr stark die Hände, Kleidung und auch Arbeitsgeräte. Tipp: Finden Sie mit den Kindern die beste Suppeneinlage: Apfelwürfelchen, geröstete Brotwürfel, geröstete Samen, Kerne, Nüsse … Quelle: Sarah Wiener Stiftung und Barmer GEK. Das Rezept stammt aus den „Ich kann kochen!“-Bildungsmaterialien der Sarah Wiener Stiftung. Die Materialien sind für den Kita- und Schulalltag entwickelt worden und werden pädagogischen Fach- und Lehrkräften, die in ihren Einrichtungen praktische Ernährungsbildung mit Kindern betreiben möchten, kostenlos zur Verfügung gestellt. Alle Rezepte gibt es in vier saisonalen Varianten. Die Rote-Bete-Apfel-Cremesuppe kann im Herbst und Winter gekocht werden und stammt aus dem Kochmodul Wasser.

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38 StiftungsWelt 03-2016

neues aus der stiftungsszene

Stiftungen

Interview

„Wir wollen nachhaltige Wirkung für die Gesellschaft erzielen“ Neue Schwerpunkte, mehr Entscheidungsfreiheiten: Deutschlands größte Stiftung im Strategieprozess

StiftungsWelt: Die Robert Bosch Stiftung ist jetzt 52 Jahre alt. Sie bilden seit Sommer letzten Jahres die neue Doppelgeschäftsführung. Wie sieht Ihre Vision für die nächsten zehn Jahre aus? Prof. Dr. Joachim ­Rogall: In meinen 20 Jahren in der Robert Bosch Stiftung hat sie sich kontinuierlich erneuert und den Herausforderungen der Weltentwicklung gestellt. Als ich 1996 anfing, waren wir 30 Mitarbeiter – heuim interview te sind wir 185. Die Prof. Dr. Joachim Rogall  jährlich verfügbaist seit dem 1. April 2013 Geschäftsführer ren Mittel haben sich der Robert Bosch Stiftung. Ehrenamtlich engagiert er sich als stellvertretender Vormehr als vervierfacht. standsvorsitzender für den Bundesverband Das große Wachstum Deutscher Stiftungen. Rogall hat Osteuropäische Geschichte, Slawische Philologie und an Fördermitteln und Germanistik an den Universitäten Mainz, Mitarbeitern bedeutet Posen/Polen und Heidelberg studiert. Er ist seit 1996 bei der Robert Bosch Stiftung und auch eine größere Verwar dort zuletzt Bereichsdirektor Völkerverantwortung und die ständigung Mitteleuropa, Südosteuropa, GUS und China. Notwendigkeit, StrukWeitere Informationen  turen und Strategie www.bosch-stiftung.de anzupassen.

Uta-Micaela Dürig: Wir wollen nachhaltige Wirkung für die Gesellschaft erzielen – aus der Kraft des Menschen, ganz im Sinne Robert Boschs. Dafür identifizieren wir mutige, relevante Akteure und Themen und nutzen unser breites Wissensspektrum, um gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. Wie überträgt die Robert Bosch Stiftung das konkret auf ihre ­Arbeit? Dürig: Mitte 2015 sind wir in einen intensiven Diskussionsprozess mit allen Mitarbeitern über die aktuelle und künftige Strategie, globale Herausforderungen, inhaltliche Aufstellung, Organisation etc. eingestiegen und haben Veränderungen vorgenommen. Wir haben drei aktuelle thematische Schwerpunkte identifiziert, die wir aufgrund der Relevanz in der kommenden Zeit stiftungsübergreifend neben den bisherigen Fördergebieten Gesundheit, Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft und Völkerverständigung bearbeiten werden. Konkret

sind dies „Migration, Integration und Teilhabe“, „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland und Europa“ und „Zukunftsfähige Lebensräume“. Wie sieht die Arbeit in diesen ­neuen Schwerpunkten aus? Rogall: Mit dem Schwerpunkt „Zukunftsfähige Lebensräume“ verbinden wir u.a. ein verstärktes Engagement in Afrika. Im Vordergrund stehen dort Wissenschaft, z.B. die Förderung von Nachwuchskräften und des Next Einstein Forums, einer panafrikanischen Wissenschaftskonferenz, sowie Bildung, Frieden und Völkerverständigung. Wir wollen hier auch in Kooperation mit anderen Stiftungen und öffentlichen Institutionen den afrikanischen Partnern Unterstützung bei der Entwicklung der Potenziale Afrikas geben. Bei der Stärkung des Zusammenhalts in Europa geht es u.a. um die Einbeziehung bislang europaferner Zielgruppen und die Schaffung von Plattformen für den Austausch en-


StiftungsWelt 03-2016 » » » Stiftungen

gagierter Europäer zu Zukunftsfragen. Dürig: Beim Thema Integration hat unsere Expertenkommission unter Vorsitz von Armin Laschet 99 Handlungsempfehlungen für die deutsche Flüchtlingspolitik veröffentlicht. Parallel unterstützen wir viele Modellvorhaben, die mit neuen Ansätzen zeigen, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland gestärkt werden kann. Generell werden wir uns auch regional verstärkt auf multilaterale Projekte in Nordamerika, Asien, Europa und Afrika konzentrieren. Sich neu öffnende Länder wie den Iran beobachten wir zurzeit sehr aufmerksam und setzen erste thematische Akzente.

»»

Fotos: Björn Hänssler / Robert Bosch Stiftung

Der Bundesverband leistet hervorragende Arbeit, von der jede Stiftung ­profitieren kann.

Sie wollen mit dieser Bündelung in Schwerpunkten besser auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen reagieren. Was bedeutet das für Ihre Arbeitsweise? Rogall: Wir haben viele Entscheidungskompetenzen nach unten verlagert. Das beginnt beim Kuratorium, das früher über alle Projekte ab 150.000 Euro entschieden hat. Seit diesem Jahr sind die Kuratoren vor allem strategische Ratgeber und bewilligen nur noch Rahmenbudgets für Themen im Millionenbereich. Auch wir als Geschäftsführung haben Entscheidungsbefugnisse an die Mitarbeiter abgege-

ben. Das ist möglich, weil wir eine neue Kultur der Zusammenarbeit entwickelt haben, die auf Vertrauen beruht und jeden entsprechend seiner Leistungen fördert und fordert. Dürig: Empowerment aller Mitarbeiter gleich welcher Funktion oder Hierarchiestufe sowie Teamgeist, dafür moderne Unterstützungsinstrumente wie IT-Systeme – das ist das Ziel! Weshalb hat die Robert Bosch ­Stiftung jüngst einen Thinktank ins Leben gerufen? Dürig: Es gibt derzeit drei erfahrene Mitarbeiter für strategische Entwicklung, die sich voll darauf konzentrieren, neue Themen zu entwickeln, vorzubereiten und teils auch voranzutreiben. Wir sind überzeugt, dass dies eine angemessene Reaktion auf die dynamischen Veränderungen in unserem Arbeitsumfeld ist. Rogall: Es ist auch eine Form der Mitarbeiterentwicklung. Schließlich ermöglicht diese Tätigkeit eine viel intensivere Form der Vernetzung sowohl im Haus zwischen den Bereichen als auch zu externen Partnern. Diese Arbeit ist auch nur für einen bestimmten Zeitraum oder mit einem Teil der Arbeitszeit möglich. Um gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen, wird in Ihrer Studie „Zukunft des Stiftens“ die Zusammenarbeit mit Partnern als entscheidender Hebel genannt. Wo zeigt sich das in Ihrer Arbeit? Dürig: Kooperationen mit unterschiedlichen Partnern waren immer wichtig, werden aber in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, wenn man schneller nachhal-

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tige Wirkung erzielen will. Erst vor Kurzem haben wir mit vier weiteren Stiftungen das Forum Bildung Digitalisierung ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Schulen und Experten wollen wir dazu beitragen, dass mit digitalen Medien und in einer digitalen Welt noch besser gelehrt und gelernt werden kann. Mit afrikanischen Stiftungen und verschiedenen internationalen Partnern haben wir außerdem eine strategische Partnerschaft geschlossen, um Bildung in Afrika zu fördern. Rogall: Ein weiteres Beispiel ist das in Gründung befindliche Bosch Alumni Center (BAC), das im Herbst seine Arbeit aufnehmen wird. Es soll Teil eines größeren, globalen Alumni-Hubs werden. Gemeinsam mit anderen Stiftungen wie der BMW Stiftung Herbert Quandt, der Stiftung Mercator oder der Europäischen Kulturstiftung wollen wir damit neue Maßstäbe für die Arbeit mit Alumni setzen, sie zu globalen Changemakern machen. Auch unsere künftigen Aktivitäten bei der Förderung von Sozialunternehmern stimmen wir mit Partnern wie den globalen Impact Hubs oder Yunus Social Business im interview ab. Eine wichtige KoUta-Micaela Dürig  operation ist auch das ist seit dem 1. Juli 2015 Geschäftsführerin der Bündnis gegen Krebs, Robert Bosch Stiftung. 2004–2014 war sie das die Stiftung in die- verantwortlich für die weltweite Unternehmenskommunikation, Markenmanagement sem Sommer mit dem und Nachhaltigkeit des Unternehmens Bosch. Dürig hat eine Ausbildung zur TageszeitungsRobert-Bosch-Kranredakteurin absolviert. Berufsbegleitend kenhaus (RBK) und studierte sie am Institut für Publizistik und Kommuni­ka­tions­wissenschaften der Robert Bosch an der Freien Universität Berlin. Sie ist ­GmbH begründet hat, u.a. Mitbegründerin der Akademischen Gesellschaft für Unternehmensführung und um Forschung, DiagKommunikation, Mitglied im Stiftungsrat des nostik und Therapie Caritas-Stadtverbandes Stuttgart sowie der Bürgerstiftung Stuttgart. im Kampf gegen die


40 StiftungsWelt 03-2016

se Krankheit optimal zu verbinden. Dazu entsteht am RBK ein neues Krebsforschungszentrum – in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg und der Universität Tübingen. Ein Blick ins Tagesgeschäft: Sie führen die Stiftung als Doppel­ spitze. Wie charakterisieren Sie ­Ihre Zusammenarbeit? Dürig: Joachim Rogall und ich bringen ganz unterschiedliche Erfahrungshorizonte ein, haben aber die gleichen Vorstellungen, wie wir die Stiftung weiterentwickeln wollen. Deshalb konnten wir uns schnell über die strategischen Weichenstellungen verständigen. Dabei

sind uns Teamgeist, ein offener und vertrauensvoller Umgang, der Abbau von Bürokratie sowie die Übertragung von Verantwortung an möglichst viele Mitarbeiter wichtig. Die disziplinarische Verantwortung für einzelne Abteilungen ist damit weniger entscheidend, wir vertreten uns auch gegenseitig und agieren in allen wichtigen Fragen als eine Geschäftsführung. Die Robert Bosch Stiftung engagiert sich stark im und für den Bundesverband Deutscher Stiftungen, als Mitglied und Förderin ebenso wie durch Ihr ehrenamt­ liches Mandat, Herr Rogall, als stellvertretender Vorsitzender des

Vorstands. ­Weshalb sollten Stiftungen ­Mitglied im Verband sein? Rogall: Der Bundesverband leistet hervorragende Arbeit, von der jede Stiftung profitieren kann. Wir haben viele gemeinsame Interessen, die wir auch gemeinsam vertreten sollten. Mit dem Bundesverband können wir die Stimmen der über 20.000 Stiftungen in Deutschland bündeln und unserem Sektor eine große Relevanz verleihen. Darüber hinaus stellt der Verband Informationen für Dritte bereit, die sich für den Stiftungssektor interessieren. Das wird mit der steigenden Verantwortung von Stiftungen in der Gesellschaft in Zukunft noch wichtiger werden. « « « Fragen: Kro

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StiftungsWelt 03-2016 » » » Stiftungen

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Bürgerstiftungen

Auf Augenhöhe Ein neuer Fonds unterstützt Bürgerstiftungen bei der Flüchtlingsarbeit

Foto: Timon Kronenberg

» » » Mit mehr als 500.000 ­Euro unterstützt ein breites Bündnis, bestehend aus Software AG – Stiftung und weiteren 25 Partnern, bundesweit Bürgerstiftungen in ihrem ehrenamtlichen Engagement für Geflüchtete. „Auf Augenhöhe“ heißt der am 21. Juli in Köln vorgestellte Fonds unter dem Dach der GLS Treuhand, der von der Initiative Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen begleitet wird. „Jede und jeder Einzelne ist gefragt, wenn es darum geht, wie wir unsere Gesellschaft zukünftig mit Geflüchteten und Angekommenen gestalten wollen – gemeinsam und auf Augenhöhe“, so Andreas Rebmann, Projektleiter der Software AG – Stiftung. Die Stiftung hat den Fonds initiiert und mit 500.000 Euro ausgestattet. Gefördert werden Projekte zur Integration, bei der gleichberechtigte Dialoge und kulturelle Vielfalt als Bereicherung geschätzt werden. „Es geht uns um Gestaltungs-, Entwicklungs- und Begegnungsräume“, so Rebmann. „Mit dieser Form, die Freiräume lässt, setzt sich der Fonds von den meisten anderen Unterstützungsarten ab.“ Bürgerstiftungen als Partner Bei der Realisierung wird auf Expertise vor Ort gesetzt: Der Fonds unterstützt gezielt Flüchtlingshilfe-Initiativen im Umfeld von Gütesiegel-Bürgerstiftungen. „Bürgerstiftungen sind für lokales bür-

gerschaftliches Engagement genau die richtigen Partner. Sie kennen die Bedürfnisse vor Ort und können Lösungsansätze konkret, passgenau und unbürokratisch entwickeln und umsetzen“, so die Leiterin der Initiative Bürgerstiftungen Ulrike Reichart. Pilotphase mit Integrationsradio Die Stiftung KalkGestalten aus Köln ist eine von zwölf Bürgerstiftungen, deren Engagement in der Pilotphase gefördert wird. Ihre Projektidee: Ein Integrationsradio, das Geflüchteten eine Stimme gibt. „Wir versuchen, die Menschen zu motivieren: Zeigt was ihr könnt und wir unterstützen euch auf dem Weg dahin“, so Elizabeta Khan vom Vorstand der Bürgerstiftung. Besonders wichtig sei es der Bürgerstiftung in ihrer Arbeit mit Geflüchteten, diese einzubinden, sie selbst zu Engagierten zu machen – Jakleen Rafo aus dem Nordirak zum Beispiel, die sich heute bei der Stiftung KalkGestalten engagiert und das Integrationsradio mit auf den Weg bringen will. „Wir machen das wegen der Liebe“, sagt sie über die Motivation der Bürgerstifter. „Die Liebe hat keine Grenzen und wir lieben alle Menschen, egal woher sie kommen.“ Bis zu 5.000 Euro für Projekte Ab Anfang 2017 können sich alle Gütesiegel-Bürgerstiftungen und ihre Partnerorganisationen bewerben. Jedes Projekt wird mit bis zu

5.000 Euro gefördert. Zu den weiteren Teilnehmern der Pilotphase gehören die Gütesiegel-Bürgerstiftungen in Chemnitz, Halle, Isernhagen, Rheda-Wiedenbrück, Stuttgart, Weimar, Wiesloch, die Stiftung kinder- und familienfreundliches Melsun­ gen, die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck, die Wiesbaden Stiftung und die Bürgerstiftung Unser Schwabach. « « «

Franziska Rötzsch  ist Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, BürgerstiftungsWerkstatt, bei der Initiative Bürgerstiftungen. Weitere Informationen  franziska.roetzsch@stiftungen.org www.fonds-auf-augenhoehe.de >w<

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Kooperationspartner Die folgenden 25 Partner aus der Wirtschaft und der ­Zivilgesellschaft unterstützen den Fonds „Auf Augen­ höhe“ s­ owohl ideell als auch mit Einlagen: Alanus Hochschule | ALNATURA Stiftung | Andreas-­ Tobias-Kind-Stiftung | Anthropoi | Astoria-Stiftung | Barkhoff & Partner | Hans Erich und Marie Elfriede ­Dotter-Stiftung | Ernst-Michael-Kranich-Stiftung | Freudenberg Stiftung | Gemeinwohl Ökonomie | Germanwatch | GWK Gesellschaft für Wirtschafts- und Kulturfragen | Hannoversche Kassen | Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg | KOMPASS Projekte | Mehr Demokratie! | Michael Stiftung | NORDMETALL-­ Stiftung | Paul Schatz Stiftung | Stiftung Edith Maryon | Stiftung Evidenz | Stiftung trias | Triodos Bank | WALA Stiftung | Waldorf-Stiftung >n<


42 StiftungsWelt 03-2016

Flüchtlinge

Gemeinsam sind wir stärker Das Bundesprogramm „Willkommen bei Freunden – Bündnisse für junge Flüchtlinge“

Um diese vielfältigen Aktivitäten mit Koordination und Kooperatiodabei zu helfen, junge Flüchtlinge gut in die deutsche Gesellschaft nen aufeinander abzustimmen, Syaufzunehmen und an ihr teilzuhaben, hat die Deutsche Kinder- und nergieeffekte zu nutzen und ErfahJugendstiftung sechs regionale Servicebüros in Berlin, Hamburg, Köln, rungen gegenseitig auszutauschen, wurde im Mai 2015 das BundesproFrankfurt am Main, Magdeburg und München eingerichtet. gramm „Willkommen bei Freunden – Bündnisse für junge Flüchtlinge“ » » » Nach dem neuesten rechtskonvention und Artikel 24 der ins Leben gerufen. Es wird vom BunUNICEF-Lagebericht kamen 2015 Europäischen Grundrechtecharta, desministerium für Familie, Seniüber 1 Million Flüchtlinge nach sondern auch das bundesdeutsche oren, Frauen und Jugend und der Deutschland, darunter mehr als „Gesetz zur Verbesserung der Unter- Deutschen Kinder- und Jugendstif300.000 Kinder und Jugendliche. Ihr bringung, Versorgung und Betreutung (DKJS) gemeinsam realisiert. Anteil unter den Flüchtlingen liegt ung ausländischer Kinder und JuDas mit 12 Millionen Euro ausgekonstant hoch und betrug bis März gendlicher“, das Ende 2015 in Kraft stattete Bundesprogramm, das bis dieses Jahres 35 Prozent. Gerade trat. Es gewährleistet, dass Kinder 2018 durchgeführt wird, trägt ganz Kinder- und Jugendliund Jugendliche dort untergebracht konkret dazu bei, die Lebenssituche auf der Flucht, die werden, wo es Kapazitäten gibt, wo ation von jungen Flüchtlingen in zu uns nach Deutschsie eine angemessene Betreuung, Deutschland zu verbessern. MitarWeitere Informationen  land kommen, sind Unterkunft und Versorgung erhalten. beiter und Freiwillige aus den KomBundesprogramm „Willkommen bei Freunden – Bündnisse für junge Flüchtlinge“ besonders schutzwürDarüber hinaus stellt das Gemunen erhalten jetzt in sechs regioMeike Reinecke | Programmleitung | ­ dig. Eine Gleichstelsetz klar, dass ausländische Kinder nalen Servicebüros der DKJS AngeDeutsche Kinder- und Jugendstiftung meike.reinecke@dkjs.de lung von Flüchtlingsund Jugendliche Zugang zu Leisbote, die sie v.a. bei der Etablierung www.willkommen-bei-freunden.de kindern mit deutschen tungen der Kinder- und Jugendhilfe lokaler Bündnisse aus BehörKindern ist rechtlich haben. Das bedeutet, sie können den, Vereinen sowie Bildungs- und vorgesehen und gewollt. Dies gaz.B. eine Kita oder einen Hort besu- Flüchtlingseinrichtungen vor Ort unrantieren nicht nur die UN-Kinderchen oder an Sportangeboten der terstützen. Sie bieten u.a. folgende Jugendarbeit teilnehmen. Unterstützung an: » Hilfe bei der Analyse von ResNoch mehr erreichen – dank einer sourcen und Kompetenzen, guten lokalen Vernetzung » Prozessbegleitung und CoaTrotz Rückgang der Zuzugszahlen ching beim Aufbau funktioniesind Kommunen, Länder und der render Bündnisse und NetzwerBund in Deutschland weiter mit der ke vor Ort, Bewältigung der Situation stark be» Beratungsangebote für Ämter lastet. Ohne die freiwillige Unterder Kommunalverwaltung, freie stützung Hunderttausender ehrenTräger und engagierte Bürger, amtlicher Unterstützer und dank » Qualifizierungsangebote für des enormen Einsatzes der ZivilgeMitarbeiter der Kommunalversellschaft wären diese Herausforwaltung und freier Träger sowie derungen nur schwer zu bewältigen. für engagierte Bürger,

Foto: Steffen Freiling (Ferienschulen)

Um Kommunen, Städten, Landkreisen und engagierten Bürgern


StiftungsWelt 03-2016 » » » Stiftungen

» Informations- und Kommunikationsangebote, Durchführung von Bürgerdialogen, » Austausch von empfehlenswerten Praxisansätzen und Hospitationsangebote in Kommunen, bei denen es bereits erfolgreich erprobte Konzepte gibt. Interessierte Kommunen können sich mit ihren individuellen Anfragen an das jeweils zuständige Servicebüro wenden. Gemeinsam wird dann überlegt, wie eine gute Begleitung und Unterstützung durch das Programm aussehen kann. Das Konzept scheint aufzugehen. Mehr als 60 Kommunen beteiligen sich derzeit am Programm. An zehn Standorten haben sich

neue Bündnisse gegründet und an weiteren 22 werden Bündnisse neu aufgebaut. Außerdem haben bereits mehr als 400 ­Initiativen in der neu entwickelten App „Willkommen bei Freunden“, die freiwillige Helfer und Projekte in der Flüchtlingshilfe zusammenbringt, ihre entsprechenden Aktivitäten hinterVeronika Renkes legt. « « «

Lesetipp  Welche Flüchtlingsprojekte kann man sofort nachmachen? Was brauche ich dafür und wo bekomme ich Unterstützung, Kontakte und die richtigen Tools? Im E-Book „Refugees. Richtig gute Projekte, Tipps & Tools“ teilen Praktiker ihr Wissen. Die kostenfreie Publikation der Stiftung Bürgermut ist kostenlos erhältlich unter www.opentransfer.de.

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Neues Projekt der DKJS

Al-Farabi Musikakademie Mit dem Schuljahr 2016/17 gestartet, bietet die Al-Farabi Musik­akademie Kindern und Jugendlichen mit und ohne Fluchtgeschichte die Chance, Teil eines Orchesterprojekts zu werden. Das Angebot ist offen für die Altersgruppe von 12 bis 20 Jahren. Kinder und Jugendliche mit instrumentalen Vorkenntnissen erhalten an mehreren Tagen in der Woche ein hochwertiges musikalisches Förderangebot in Gruppen, Einzelunterricht und Orchesterspiel. Hinzu kommen Ausflüge, Workshops und Kompetenztrainings. Schirmherr ist der Stardirigent Daniel Barenboim. Die ­DKJS finanziert die Initiative aus privaten Spenden und lädt interessierte Stiftungen dazu ein, daran mitzuwirken.

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44 StiftungsWelt 03-2016

Studie

Wenig Budget für Kommunikation Aktuelle Befragungsergebnisse zur Öffentlichkeitsarbeit von Stiftungen

Judith Engelke  ist wissenschaftliche Volontärin im Kompetenzzentrum Stiftungsforschung. Weitere Informationen  www.stiftungen.org/stiftungspanel

Auf Pressearbeit ­setzen zwei ­Drittel der Stiftungen Weitere oft genannte Kommunikationsziele sind: „ein positives Image gewinnen“ (94,7 Prozent) und „bekannter werden“ (93,2 Prozent). Stiftungen setzen

dafür unterschiedliche Mittel ein: 80,3 Prozent der Befragten haben eine Internetseite und 79,8 Prozent nutzen gedruckte Publikationen. Über zwei Drittel der Stiftungen geben an, Pressearbeit zu betreiben (68,7 Prozent). Social Media: Facebook ist Spitzenreiter Jede dritte Stiftung setzt außerdem auf Social Media, Tendenz steigend. Fast 90 Prozent nutzen soziale Netzwerke häufiger als noch vor fünf Jahren. Facebook ist, wenig überraschend, unter den befragten Stiftungen am beliebtesten (94 Prozent). Der Arbeitsaufwand lohne sich, sagen drei Viertel derjenigen Stiftungen, die Social Media nutzen. Für über 80 Prozent der Stiftungen, die auf Social Media verzichten, ist gerade dieser Arbeitsaufwand ein Hindernis. Überwiegend geringe ­Kommunikationsbudgets 65 Prozent der Stiftungen haben für Sach- und Personalkosten ein jährliches Kommunikationsbudget von unter 25.000 Euro, 23 Prozent sogar unter 500 Euro. Fest angestelltes Personal allein für die Öffentlichkeitsarbeit ist dafür kaum zu rekrutieren. Welche Instrumente Stiftun-

gen für ihre Kommunikation wählen, ist laut den Ergebnissen abhängig von der Höhe des Budgets. Zu erkennen ist das z.B. an der Pressearbeit: Diese bestreiten zwei Drittel der Stiftungen mit einem Kommunikationsbudget von unter 500 Euro (66,7 Prozent), bei Stiftungen mit einem Budget zwischen 5.000 Euro und 25.000 Euro sind es hingegen schon 89,3 Prozent. Pro-bono-Leistungen Um die Kosten für Öffentlichkeitsarbeit geringer zu halten, versuchen Stiftungen zum Teil Pro-­bonoLeistungen einzuwerben. Das sind professionelle Dienstleistungen, die ohne Bezahlung für einen guten Zweck getätigt werden. Immerhin 25,3 Prozent der befragten Stiftungen konnten bereits erfolgreich Dienstleistungen auf Pro-­ bono-Basis einwerben. Detaillierte Ergebnisse der Befragung sind im Stiftungsfokus Nr. 8 „Externe Kommunikation von Stiftungen“ veröffentlicht. Die digitale Reihe ist kostenfrei abrufbar unter www.stiftungen.org/stiftungsfokus. « « «

Eckdaten der Befragung Zeitraum:

19. April bis 1. Mai 2016

Im StiftungsPanel:

542 Stiftungen

Rücklaufquote:

43,0 Prozent

Fotos: Timon Kronenberg

» » » Bekannter werden, mehr Spenden einwerben, Ehrenamtliche gewinnen: eine Stiftung kann verschiedene Ziele haben, die sie mit Öffentlichkeitsarbeit erreichen will. Einigkeit besteht vor allem beim Thema Transparenz: 95,2 Prozent der Stiftungen wollen durch ihre Öffentlichkeitsarbeit transparent sein. Dies zeigt eine aktuelle Befragung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zum Thema externe Kommunikation. Allerdings wird dies noch nicht immer systematisch umgesetzt. So machen nur 55,8 Prozent der befragten StiftunMatthias Deggeller  gen ihren Jahresbeist Volontär Medien & Kommunikation beim richt öffentlich. UnBundesverband Deutscher Stiftungen. ter den Stiftungen mit einer Internetseite veröffentlichen lediglich 42,8 Prozent hier Angaben zu ihren Finanzen.


StiftungsWelt 03-2016 » » » Stiftungen

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DENKFABRIK

Ideen für die Digitalisierung

Foto: Stiftung Neue Verantwortung

Die Stiftung Neue Verantwortung richtet sich strategisch neu aus

» » » Die Stiftung Neue Verantwortung (SNV), 2008 als Plattform für junge Nachwuchskräfte in Berlin gegründet, richtet sich neu aus. Die Organisation spezialisiert sich zukünftig als Thinktank auf die aktuellen gesellschaftliche Trends, die mit den technologischen Veränderungen der Digitalisierung zusammenhängen. Die neue Denkfabrik in der Hauptstadt verfügt über ein jährliches Startbudget von 1,2 Millionen Euro. 14 Expertinnen und Experten werden an Themen wie dem Wandel der Arbeit, dem Gemeinwohl im digitalen Zeitalter oder der Überwachung im Internet arbeiten. Aufgabe der Stiftung wird es sein, konkrete und umsetzbare Vorschläge zu entwickeln, wie Gesellschaft und Politik verantwortungsvoll den technologischen Wandel in Gesellschaft, Wirtschaft und Staat gestalten können. Mit der Fokussierung und Ausrichtung auf aktuelle Debatten soll eine Lücke in der deutschen Instituts- und Think­tankLandschaft gefüllt werden. Anders als ein klassisches Forschungsinstitut ist die gesamte Arbeitsweise intersektoral ausgerichtet. In Workshops wird die Stiftung Expertinnen und Experten aus der politischen Praxis, aus der Wirtschaft, aus NGOs und aus Forschungsinstituten zusammenbringen, um unterschiedliche Perspektiven zu beteiligen, Vorschläge schnell zu testen und Ideen praxis­ tauglich zu machen. Mit dieser

Methodik sollen Ideen produziert werden, die nicht nur einer Interessengruppe nützen, sondern gesellschaftlich tragfähig sind und damit dem Gemeinwohl dienen. Mitfinanzierung durch Stiftungen Die Stiftung Neue ­Verantwortung versteht sich als ­unabhängiger Thinktank. Sie versucht sich des-

»»

Akteuren des Dritten Sektors scheint nicht ausreichend bewusst zu sein, wie wichtig digitalpolitische Weichenstellungen für das Gemeinwohl sind. >tiz/<

halb durch viele verschiedene Quellen zu finanzieren – ein für die deutsche Thinktank-Landschaft bisher ungewöhnliches Modell. 66 Prozent des Gesamtbudgets stammt von zehn verschiedene Stiftungen, darunter die Robert Bosch Stiftung, die Open Society Foundation und die Stiftung Mercator. Weitere 11 Prozent kommen von öffentlichen Organisationen, wie z.B. dem Auswärtigen Amt. 23 Prozent des Budgets werden durch Unternehmensspenden gedeckt, wobei kein einzelnes Unternehmen mehr als 5 Prozent des Gesamtbudgets stellen darf. Die Räumlichkeiten wurden der Stiftung von

der Beisheim Holding zur Nutzung überlassen. Neue Impulse auch für den Stiftungs­sektor Ein Themenfeld des Thinktanks wird auch die Stiftungslandschaft selbst betreffen. In den Digitalisierungsdebatten sind gemeinnützige Akteure weit weniger aktiv als in den anderen, klassischen Politikfeldern. Den Akteuren des Dritten Sektors scheint weder ausreichend bewusst zu sein, wie wichtig digitalpolitische Weichenstellungen mittlerweile für das Gemeinwohl sind, noch welche strategischen Interventionsund Handlungsmöglichkeiten es für sie gibt. In Deutschland fehlt es an Räumen, in denen gemeinwohl­ orientierte Lösungsansätze entwickelt werden. Die Stiftung Neue Verantwortung möchte hierfür eine Plattform bieten und Anna Wohlfarth  die relevanten Akteuist geschäftsführender Vorstand bei der re des Dritten Sektors Stiftung Neue Verantwortung. Die Expertin für transdisziplinäres Management arbeitete zur Teilnahme an eizuvor für den Bereich Zukunft der Demokratie nem Austausch und bei der Bertelsmann Stiftung. Dort entwickelte sie Online-Beteiligungsformate und innozur Entwicklung eigevative Formen repräsentativer Demokratie. ner Beiträge aktivieUnterstützung in der Geschäftsführung erhält sie durch Ben Scott, der u.a. als Berater für ren. « « « den Bereich Digitalisierung im US-amerikanischen Außenministerium sowie für die renommierte Bürgerrechtsorganisation Free Press arbeitete.

Weitere Informationen  www.stiftung-nv.de


46 StiftungsWelt 03-2016

Projekte

Kooperation für Bildungschancen Vor zehn Jahren ging das Programm „Ein Quadratkilometer Bildung“ an den Start. Eine Zwischenbilanz

» » » „Kein Kind, kein Jugendlicher geht verloren“, lautet das Motto von „Ein Quadratkilometer Bildung“. Seit 2006 hat es sich mittlerweile zu einem bundesweiten Programm in zehn Quartieren in Klein-, Mittel- und Großstädten entwickelt. Angeschoben haben es die Freudenberg Stiftung und die Karl-Konrad-und-Ria-GroebenStiftung zuerst in Berlin-Neukölln. Bekannt wurde der Stadtteil durch den Brandbrief der Rütli-Hauptschule, in dem Lehrerinnen und Lehrer beklagten, dass sie „am Rande ihrer Kräfte sind“. Schulen mit erheblichem Entwicklungsbedarf, aber auch mit dem Bewusstsein, dass „es so nicht weitergehen kann“, werden nach der Vision von „Ein Quadratkilometer Bildung“ vom Teil des Problems zum Teil der Lösung. Die feste Koppelung von geringem Bildungserfolg und niedrigem sozialen Status wird dadurch aufgelöst, dass Kinder, Jugendliche und ihre Eltern anschlussfähige pädagogische Konzepte, die jeden Einzelnen fördern, in allen lokalen Bildungsorten wiederfinden. Auf diese AufgaSascha Wenzel  be konzentriert sich ist Geschäftsführer der Freudenberg Stiftung der ganze Stadtteil, GmbH. sodass im Handeln Weitere Informationen  Netzwerke von Persowww.freudenbergstiftung.de www.ein-quadratkilometer-bildung.eu nen und Institutionen

entstehen. Haltungen und Professionalität von Lehrenden und Erziehenden verändern sich – quasi mitlernend – dauerhaft. Vorhersehbar war, dass Veränderungsprozesse langsam und konfliktgeladen verlaufen und dass

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„Kein Kind, kein Jugendlicher geht verloren“

sich in Krisensituationen Herausforderungen vervielfachen. Deshalb fielen vorab drei Entscheidungen: „Ein Quadratkilometer Bildung“ ist ein räumlich überschaubarer Handlungsansatz rings um eine Schlüsselschule, er besitzt eine sichere, mindestens zehnjährige Perspektive und ein Vor-Ort-Unterstützungssystem. In dieser Pädagogischen Werkstatt arbeiten Personen mit Zugängen zu allen Arten von Bildungseinrichtungen und mit Kiezkenntnis. Gelingensbedingungen Im weiteren Prozess, der in allen zehn Stadtteilen unterschiedlich verlief, kristallisierten sich sieben Gelingensbedingungen heraus. 1. Problembewusstsein Schulen in Stadtteilen unter sozialem Druck finden nicht immer angemessene pädagogische

oder auf die eigene Organisation bezogene Antworten – teils aus Überforderung, teils aus Verantwortungslosigkeit. Menschen können Bildungseinrichtungen dann verändern, wenn sie die Fähigkeit besitzen, sich zuerst das eigene dysfunktionale Handeln bewusst zu machen, ohne sofort auf andere Ursachen für Fehlentwicklungen zu verweisen. Entscheidend ist, ob sie sich mit den Bildungsbedürfnissen von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen wollen. 2. Experimente Ein erster Schritt zum Lösen von Problemen ist zunächst das zeitlich begrenzte Probehandeln in kleinen Gruppen. Dafür ist die Adaption fremder Modelle nützlich. Im Vordergrund steht aber die Entwicklungsanstrengung vor Ort. Sie kann aus einzelnen Hoffnungsinseln umfassende Lösungsansätze entstehen lassen, wenn immer mehr Menschen möglichst intensiv darüber sprechen, welchen Gewinn Kinder aus Veränderungen ziehen. Ob sich deren Bildungssituation bessert, bewerten in Neukölln die Prozessbeteiligten selbst durch regelmäßige Audits. 3. Führung Ohne Menschen, die aktiv darin bestärkt werden, in einen Wirkungsdialog miteinander zu treten und jenseits von Zuständigkeiten Verantwortung zu übernehmen, gelingen Veränderungen nicht. Lei-


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tungshandeln blickt dabei allerdings nicht nur auf die unternehmungslustigen Pioniere, sondern auch auf, so nennt sie Everett M. Rogers, die Last Adopters. Diese „Nachzügler der Innovation“ sind wichtig für jede Veränderung. Zu guter Führung gehört aber auch, sich in aller Fairness von Menschen zu trennen, die neue Wege nicht mitgehen wollen. 4. Netzwerke und Unterstützung Lokale Bündnisse für Bildung sind keine Alternative, sondern eine eigene Antwort auf top down angestoßene Reformprozesse. Diese Netzwerke brauchen Koordination und institutionalisierte Unterstützer. In Netzwerken können Ressourcen besser geteilt werden, zivilgesellschaftliche und sozialräumliche Perspektiven gelangen leichter in die Schulen und Bildung kann Biografien begleitend organisiert werden. Effekte in Bildungsnetzwerken stellen sich allerdings nicht rasch ein. Sie können zudem nur schwer einer einzelnen Interventionslogik zugerechnet werden. Damit entziehen sie sich einfachen Kosten-Nutzen-Analysen. 5. Ressourcen Neben motivierender Anerkennung ist ein bewegliches Entwicklungsbudget unabdingbar. Bildungseinrichtungen bekommen mit ihm einen finanziellen Rückhalt, um Neues experimentell zu erproben. 6. Zeit Veränderung verlangt nach vielen kleinen Schritten und braucht Zeit. Die garantierte zehnjährige Förderperspektive von „Ein Quadratkilometer Bildung“ steht auch

für die Einsicht, dass es selten Sinn macht (und Ressourcen verschwendet), auf langfristig entstandene komplexe Problemlagen mit kurzfristigen, isolierten Modellprojekten zu reagieren. 7. Sprache Alle Beteiligten in einem Bildungsnetzwerk müssen sich vor Augen führen, wie viel Verachtung darin steckt, wenn über Generationen hinweg von Kindern nicht deutscher Herkunft geredet und nicht die Chance betont wird, die sich mit gut geförderter Mehrsprachigkeit verbindet. Probleme klar zu benennen und gleichzeitig das soziale Kapital eines vielfältigen Stadtteils positiv zu beschreiben, ist entscheidend für die Akzeptanz eines Netzwerkes in einem Quartier. Lernerfahrungen Was hat die Freudenberg Stiftung in der Zwischenzeit gelernt? In Deutschland gibt es über 33.000 allgemeinbildende Schulen. In Berlin allein sind es 800, davon steht jede vierte unter starkem sozialen Druck. „Ein Quadratkilometer Bildung“ kann vor dem Hintergrund der immensen Aufgabe, die sich allein mit diesen Zahlen verbindet, keine ausgeprägte Wachstumsstrategie verfolgen. Dass andererseits staatliches Handeln in seiner notwendigen Orientierung auf die Breite manchmal den scheiternden Einzelfall übersieht, ihn zu spät registriert oder lediglich versäult – also in einem Teilbereich – auf ihn reagiert, macht zivilgesellschaftliches Handeln mit seinen geringeren, aber beweglicheren Möglichkeiten interessant. Es geht in „Ein Quadratkilometer Bildung“ um

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exemplarische Tiefenbohrungen, für die es vor allem in den kommunalen Verwaltungen Partner gibt. Sich mit ihnen, mit deren Reformprogrammen – wie in Neukölln mit dem Campus Rütli – zu verbünden, dafür gemeinsam passgenaue Steuerungsszenarien zu entwickeln, sich an einer übergreifenden kommunalen Koordinierung zu beteiligen, erscheint sinnvoll – auch um den Preis, dass die Sichtbarkeit des eigenen Anteils nach außen gewissermaßen verstellt wird. Das Erfolgsmodell liegt zusammengefasst in der langfristigen Strukturförderung bei gleichzeitiger Flexibilität im Einsatz von Entwicklungsmitteln. Angesichts leerer kommunaler Kassen, mehr aber noch durch die Verregelung staatlicher Förderprogramme, entsteht in der Praxis aber auch der Zwang, stark in staatliche Aufgaben zu investieren. Gerade deshalb müssen staatliche Partner auf Wirkungen in einem bottom up organisierten Veränderungsprozess, auf die Bedeutung von lokalen Unterstützungssystemen und auf die Möglichkeiten, die sich mit einer Art Venture Capital für Bildungsnetzwerke verbinden, hingewiesen werden. In Berlin-Neukölln belegt gerade ein Evaluationstandem von Staat und Stiftung, dass die Pä­da­ gogische Werkstatt als Regeleinrichtung benötigt wird, und fragt danach, wie in ihr öffentliches und zivilgesellschaftliches Engagement dauerhaft ineinandergreifen können. « « «


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Online

Ein Transfermarkt für soziale Innovationen Die neue Plattform openTransfer MARKET bietet schlüsselfertige Projekte zum Nachmachen

Henrik Flor  ist Redaktionsleiter bei der Stiftung Bürgermut. Das Programm openTransfer hat er von Anfang an mit konzipiert und umgesetzt. In seiner Freizeit hat er ein Transferprojekt in einer Berliner Notunterkunft aufgesetzt. Weitere Informationen  henrik.flor@buergermut.de www.buergermut.de http://market.opentransfer.de

Partnerbörse für ­Projekte Der neue openTransfer MARKET versteht sich als Matching-Plattform für beide Gruppen. An diesem digitalen Ort finden sich diejenigen, die eine Idee verbreiten wollen. Jedes Projekt und Programm wird kompakt vorstellt. Alle aufgeführten Angebote sind prämiert oder wissenschaftlich evaluiert. Es wird genau benannt, welche Voraussetzungen zum

Nach- und Mitmachen gefordert sind, wie groß das Team sein sollte und welche finanzielle Ausstattung emfohlen wird. Wer sich etwa für Inklusion stark machen will, findet hier das Programm „LEA Leseklub®“ und erfährt auf einen Blick, was man braucht, um eine wöchentliche Leserunde für Menschen mit und ohne Behinderung aufzusetzen. Von der Onlineplattform sollen alle Beteiligten profitieren: die Organisation, die wachsen will und in Kontakt mit neuen lokalen Partnern kommt, und die Veränderer, die eine bewährte Lösung für eine Herausforderung vor der Haustür finden. Stiftungsprojekte groß machen Im Juni 2016 ist der digitale Marktplatz für schlüsselfertige Projekte zum Nachmachen mit einer kleinen, aber feinen Auswahl an Transferprojekten gestartet, die noch Großes vorhaben. Darunter ist etwa das „Diesterweg-Stipendium“ der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main oder das Programm „Lilo Lausch“ der Stiftung Zuhören. Weitere Stiftungen sind eingeladen, Projekte, die sie initiiert haben oder unterstützen, für die Aufnahme in den openTransfer MARKET vorzuschlagen und deren Verbreitung voranzutreiben. Stiftungen und andere Förderer finden hier zudem Projekte und Programme, deren Verbreitung sie

finanziell unterstützen können. Da ausschließlich wachsende Organisationen vertreten sind, erzielen soziale Investoren mit ihrer Hilfe eine besondere Hebelwirkung. Hinter der neuen Plattform und dem gesamten openTransfer-Programm, das Skalierungsvorhaben mit Events, Workshops, Webinaren und Beratungsformaten begleitet und unterstützt, steht die Stiftung Bürgermut. Der openTransfer MARKET wird gefördert von der aqtivator gGmbH. « « «

Foto: Stefan Erhard

» » » Bei vielen hat es sich schon herumgesprochen: „Mach neu!“ ist oft nur die zweitbeste Lösung. Wovon wir mehr brauchen ist: „Mach mit!“ Suchen Sie sich ein Projekt aus, das schon bewiesen hat, dass es funktioniert, und holen Sie es in Ihre Stadt! Projekttransfer nennt man dieses Verfahren. Es ist der Gegenentwurf zum Aufsetzen von immer neuen Leuchttürmen und kurzlebigen Innovationen. Doch wie finden sich Initiatoren, die eine Idee groß machen wollen, und diejenigen, die ihre Nachbarschaft verändern wollen? Bisher trafen sie sich manchmal zufällig, meistens aber gar nicht. Eine flächendeckende Verbreitung funktioniert anders.


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50 StiftungsWelt 03-2016

Projekte

Verantwortung lernen In der Jugendschule Strausberg üben junge Menschen, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und mit den Konsequenzen ihres Handelns umzugehen

Jan Vollendorf  ist kaufmännischer Vorstand der Montessori Stiftung Berlin. Der Diplom-Betriebswirt und Stiftungsmanager beriet viele Jahre lang gemeinnützige Organisationen bei ihrer Weiterentwicklung. Weitere Informationen  vollendorf@montessori-stiftung.de www.montessori-stiftung.de

Wir brauchen ­Menschen, die Verantwortung übernehmen Eine Ursache liegt ­sicher in einem Schulsystem, das Kindern von klein auf bei-

Erfahrungsschule des sozialen ­Lebens Ein verlassenes Gelände vor den Toren Berlins mit altem Gebäudebestand, einem Teich und landwirtschaftlichen Flächen bietet zahllose Möglichkeiten, die von Natur aus in jedem Kind angelegten sozialen Kompetenzen auszubilden. Hier, in der Jugendschule Strausberg, dürfen die Kinder einfach machen. Sie können Ideen entwickeln und diese umsetzen. So erproben junge Menschen zwischen 12 und

15 Jahren den respektvollen Umgang miteinander, die Wertschätzung gegenüber ihrer Umwelt, und sie lernen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen. Die Jugendschule, wie sie in Strausberg nach den Grundideen Maria Montessoris umgesetzt wird, transformiert die Sekundarstufe in ein „Studien- und Arbeitszentrum“ mit Stätten der Produktion, des Vertriebs und der Begegnung. Es entstehen Landwirtschaft, Gastronomie und eine Herberge, die Jugendliche Seite an Seite mit Erwachsenen mit dem Ziel der wirtschaftlichen Unabhängigkeit führen. Hier machen sie reale Erfahrungen und erleben ein soziales Miteinander unter Gleichaltrigen – eine Erfahrungsschule des sozialen Lebens. Die Montessori Stiftung Berlin ­engagiert sich Seit einigen Jahren engagiert sich die Montessori Stiftung Berlin hier gemeinsam mit dem Verein Jugendschule Strausberg e.V. An der Organisation dieses Schulreformprojektes sind die Schulen in Trägerschaft der Stiftung beteiligt. Aufgabe der Stiftung ist es zunächst, die notwendigen Gelder zu akquirieren, um die maroden Gebäude nutzbar zu machen. Ein Jugendparlament berät derzeit, was die jungen Projektteams als Nächstes angehen. Auch anderen Schulen soll die Nutzung der Jugendschule zukünftig offen stehen. « « «

Fotos: Jörg Kretschmann / Montessori Stiftung Berlin

» » » „Ich konnte nichts dafür“, ist einer der am häufigsten gesprochenen Sätze heutzutage. Politik und Medien machen es vor: Ob der Flughafen BER, Stuttgart 21, Preis­ erhöhungen bei der Deutschen Bahn, Angst in der Bevölkerung oder die Finanzkrise – die Verantwortlichen verweisen gern auf die Umstände als Ursache ihrer Entscheidungen. Nicht nur Topmanager und Politiker: Wir alle tun uns schwer damit, Verantwortung zu übernehmen. Aber warum?

bringt: Fehler sind etwas Schlechtes. Wer einen macht, wird bestraft. Schon die Kleinsten üben fleißig, jeden Fehler auszumerzen und sich zu schämen, sollte einer passieren. Und so macht eigentlich keiner mehr Fehler. Alle sind Opfer der Umstände. Die Folge sind Schuldzuweisungen anstatt Verantwortung zu übernehmen. Dabei brauchen wir gerade in diesen Zeiten mehr denn je Menschen, die dazu bereit sind. Frauen und Männer, die für das einstehen, was sie tun. Die ihre Fehler erkennen, anerkennen und aus ihnen lernen. Aber wie lernt man, Verantwortung zu übernehmen? „Wir Menschen lernen durch unsere Erfahrungen“, sagt der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther. Um Verantwortung zu lernen, müssen wir diese erleben. Wir brauchen Freiraum, uns auszuprobieren. Wir müssen auch scheitern dürfen – und dann damit umgehen üben.


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VERMÖGENSANLAGE

Ausgefuchst zum Ziel Wie findet eine Stiftung den richtigen Vermögensverwalter? Ein Interview mit Norbert Fröhndrich über den Weg der Alfred-Flakowski-Stiftung

StiftungsWelt: Die Alfred-Flakows­­­ ki-Stiftung hat Ende 2015 die ­Verwaltung ihres Vermögens in ­Höhe von 2,1 Millionen Euro neu ausgeschrieben. Was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst? Norbert Fröhndrich: Nach einer zehnjährigen Zusammenarbeit hielten wir es für angebracht, den Vermögensverwalter zu wechseln. Es hatte sich eine gewisse Unzufriedenheit ergeben: Wir konnten Entscheidungen des Verwalters nicht nachvollziehen und das Berichtswesen war zu wenig aussagekräftig. Wir hatten uns in den Gremien verständigt, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen mit einem anderen vermögensverwaltenden Institut anzugehen.

im interview Norbert Fröhndrich  ist Vorstandsvorsitzender der Alfred-Flakows­ ki-Stiftung, die vor allem in Brandenburg an der Havel und Umgebung aktiv ist. Die 1993 von Horst Flakowski aus dem Verkaufserlös des Familienbesitzes gegründete Stiftung fördert u.a. die Kinder-, Jugend- und Altenhilfe, das Gesundheits- und Wohlfahrtswesen, Denkmalschutz, Kunst und Kultur. Sie unterstützt außerdem Menschen, die infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes auf Hilfe angewiesen sind. Weitere Informationen  www.alfred-flakowski-stiftung.de www.fuchsbriefe.de >w<

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Wie war das Vermögen zu diesem Zeitpunkt aufgeteilt? Die 2,1 Millionen Euro waren zu 15 Prozent in Aktien, zu 75 Prozent in Renten und zu 6 Prozent in Immobilien angelegt. Der Rest waren liquide Mittel. Darüber hinaus gehört zum Anlagevermögen ein Grundstück mit Immobilie, das Haus der Begegnung, im Wert von etwa 900.000 Euro.

Inwiefern war der Weg Ihrer Ausschreibung besonders? Zunächst haben wir uns mit der Bitte um Unterstützung an den Bundesverband Deutscher Stiftungen gewandt, der uns auf den Vermögensverwaltertest der FUCHSBRIEFE aufmerksam machte. Dies war aus heutiger Sicht ein absoluter Glücksgriff. Im Gespräch stellten wir gemeinsame Interessen fest, die zu einer Win-win-Situation führten: Die Alfred-Flakowski-Stiftung wurde Partner im Test des FUCHS-Reports. Wir schrieben das Management des Vermögens aus, ohne dabei auf die nachfolgende Prüfung der Angebote hinzuweisen. Dies erfolgte erst nach der Einreichung. Für Ihre Ausschreibung wurde ein mehrseitiger Anforderungskatalog formuliert. Welche ­Aspekte sollten unbedingt berücksichtigt werden? Wichtig war und ist für uns, dass bei zulässigem Risiko Erträge erwirtschaftet werden, die der Erfüllung des satzungsgemäßen Stiftungszwecks dienen. Darüber hinaus soll nach Möglichkeit auch ein Beitrag zum (realen) Werterhalt des Stiftungsvermögens geleistet werden. Für die Ertragserzielung sollten Anlageformen benannt werden, die ein hohes Maß an Sicherheit bieten sowie eine optimierte Rendite und eine planbare Ertragsausschüttung ermöglichen.

Anforderungen, die die meisten Stiftungen sicher unterschreiben … Ein weiterer wichtiger Aspekt war für uns auch, dass das Berichtswesen so aufgebaut wird, dass es für Menschen verständlich ist, die sich vor allem im Ehrenamt engagieren und nicht täglich mit der Anlage von Vermögen und Werten vertraut sind. Die Vertreter der Stiftungsorgane sollten in die Lage versetzt werden, ihre Entscheidungen auf der Basis eines nachvollziehbaren, anschaulichen und verständlichen Berichtswesens treffen zu können. Gab es Ausschlusskriterien? Ein risikoreiches Vorgehen bei der Vermögensverwaltung haben wir ausgeschlossen. Ansonsten haben wir uns hier bei der Formulierung zurückgehalten. Welche Resonanz gab es? Wir haben gezielt vermögensverwaltende Institute angeschrieben. Insgesamt 36 Institute aus vier Ländern haben ihr Interesse bekundet und Angebote eingereicht. Hier musste eine Vorauswahl stattfinden, um mit letztlich elf Instituten jeweils eine einzelnen Vorstellung einschließlich Präsentation durchzuführen – die mündliche Endauswahl, der sogenannte „Beauty Contest“. Und wie haben Sie die Spreu vom ­Weizen getrennt? Bei der Auswahl haben uns Ralf Vielhaber, FUCHSBRIEFE, und


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Dr. Jörg Richter, IQF, mit einem Bewertungssystem anhand von fünf Kategorien sehr geholfen. Sie verfügten über das Know-how zu erkennen, welche Angebote den Anforderungen der Alfred-Flakows­ ki-Stiftung am ehesten gerecht werden. Schließlich gab es bei einzelnen Angeboten schon mal 50 Seiten Tabellen und Grafiken zu lesen. Natürlich konnten die Gremienmitglieder der Stiftung jederzeit ihr Veto einlegen, wenn sie mit einem Vorschlag nicht einverstanden waren. Beim „Beauty Contest“ wurden die elf Bewerber dann im persönlichen Gespräch nochmals auf Herz und Nieren geprüft. Die abschließende Entscheidung wurde demokratisch getroffen. Hierbei spielten fachliche Aspekte ebenso eine Rolle wie die Art und Weise der Vorstellung und Präsentation sowie die Aussagen zum Risikomanagementsystem. In die Entscheidung floss auch die Einschätzung ein, inwieweit zwischen den Partnern eine harmonische und kommunikative Zusammenarbeit möglich sein würde. Drei Bewerber kamen in die Endauswahl.

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Weshalb fiel die Wahl auf die Braunschweiger Privatbank mit der DZ Privatbank, die es auf Platz 1 im FUCHS-Report schaffte? Die Braunschweiger Privatbank überzeugte die Stiftungsgremien mit dem aufgezeigten Risikomanagement, mit einer sehr verständlichen Präsentation und der Kontinuität der handelnden Personen. Hat die Neuausschreibung zu einer Professionalisierung bei der Stiftung geführt? Die Frage kann ich ganz klar mit einem Ja beantworten. Dieser Prozess hat nicht nur zu einer Professionalisierung der Mitglieder der Stiftungsorgane geführt, sondern hat sie insgesamt deutlich näher zusammengebracht. Wir ­haben sehr intensiv über die Fragen der Vermögensverwaltung, der Ertrags­ausschüttung, des Vermögenserhalts und des zweckgerichteten Mitteleinsatzes diskutiert. Ich bin fest davon überzeugt, dass Finanzangelegenheiten zukünftig anders wahrgenommen werden und diesen von den Gremienmitgliedern eine andere Bedeutung eingeräumt wird.

Was haben Sie dabei gelernt? Es hat sich gezeigt, dass wir ohne die professionelle Hilfe des Bundesverbandes und der FUCHSBRIEFE nicht annähernd an dieses zufriedenstellende Ergebnis gekommen wären, und Lesetipp  dass auch in der heuWeitere Informationen zum Thema finden Sie in den Beiträgen „Mit dem Auftrag fängt tigen Zeit nicht allgees an. Tipps für die Auswahl von Vermögensmein davon auszugeverwaltern“ sowie „Mit Systematik zum Ziel. hen ist, dass Bankins- Vermögensausschreibung: Auf der Suche nach dem geeigneten Vermögensverwalter“ titute für den Kunden in Bundes­verband Deutscher Stiftungen (Hg.): Mit Vermögen gestalten. Anlagemögtransparent arbeiten. lichkeiten, Strategien und Perspektiven für Die große Resonanz Stiftungen in der Niedrigzinsphase, Berlin 2016. Kostenfrei unter www.stiftungen.org/ auf unsere Ausschreishop. bung hat aber auch verdeutlicht, dass es sich durchaus lohnt, sich diesem Thema zu stellen und eine Auswahl zu haben. >n<

Ihr Rat für andere Stiftungen? Holen Sie sich einen Partner ins Boot, dem Sie vertrauen und der Ihnen bei der Bewältigung der auf Sie zukommenden Aufgaben behilflich ist. Ein Experte aus dem Finanzwesen sollte immer mit an Bord sein. Und zuallererst: Nutzen Sie das Wissen, die Kontakte und die Erfahrungen des BundesverInterview: Kro/Wr bandes. « « «

Foto: Senioren- und Pflegezentrum Brandenburg

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Neuigkeiten personalia Heinz-Eberhard Holl Am 5. August ist Heinz-Eberhard Holl, ehemaliger Vorstand der ­Stiftung Stahlwerk Georgsmarien­ hütte, plötzlich verstorben. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen verliert einen Freund und Wegbereiter kommunalen Bildungsmanagements unter Beteiligung von Stiftungen, erst als eine der treibenden Kräfte im Stiftungsverbund Lernen vor Ort, danach im Netzwerk Stiftungen und Bildung. Er wusste die Bedeutung von Bildung im kommunalen Kontext zu vermitteln, wobei er sich auf seine Erfahrungen aus seiner Tätigkeit als Oberkreisdirektor des Landkreises Osnabrück stützte. Bei all seinem Engagement jedoch waren ihm immer die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen vor Ort Antrieb und Motivation für die große Aufgabe, die Lebensbedingungen jedes Einzelnen durch optimale Bildungszugänge zu verbessern. Damit hat er die Entwicklung der BilSüß dungsstiftungen nachhaltig inspiriert.

Kai Jahns Am 4. September hat Kai Jahns die Geschäftsführung der Bürgerstiftung Barnim Uckermark übernommen. Jahns hatte sich als Gründungsstifter bereits seit 2012 ehrenamtlich in der Projektarbeit und im Vorstand engagiert. Er tritt die Nachfolge von Helga Thomé an, die sich beruflich neu orientiert. www.buergerstiftung-barnim-uckermark.de

Nicola Jones Zum 24. Oktober übernimmt Nicola Jones die Geschäftsführung der Deutschen Kindermedienstiftung GOLDENER SPATZ und die künstlerische Leitung des gleichnamigen Festivals. Die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin war zuletzt für die Filmförderungsanstalt tätig und tritt die Nachfolge von Margret Albers an. www.goldenerspatz.de

Ernst-Jürgen Gehrke

Helmut Kneppe

Wechsel im Vorstand der Bürger-Stiftung Stormarn: Ernst-Jürgen Gehrke ist neuer Vorsitzender, wie die Stiftung am 24. Juni bekannt gab. Zuvor war Gehrke als Mitglied der Geschäftsführung im Unternehmen Hako tätig. Seine Vorgängerin Christa Zeuke unterstützt den Vorstand weiterhin als aktives Mitglied. www.buerger-stiftung-stormarn.de

Der in den Vorstand berufene Helmut Kneppe leitet seit dem 1. Juli die Geschäfte des Kuratoriums Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V. Der Kommunalbeamte war zuletzt Bau- und Umweltdezernent sowie Leiter des Schul- und Kulturdezernats im Landkreis Siegen-Wittgenstein. www.kda.de

Helmut Heinen

Josef Krieg

Der Herausgeber der Kölnischen Rundschau, Helmut Heinen, ist seit dem 9. August Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung Kölner Dom. Zuvor war Heinen Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger e.V. Der Kölner folgt auf Monika Piel, die ihr Amt nach fünf Jahren abgegeben hat. www.kulturstiftung-koelnerdom.de

Bei der Stiftung Mercator verantwortet Josef Krieg seit dem 15. Juli die externe und interne Kommunikation. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten verschiedene Leitungsfunktionen im Bundesministerium der Verteidigung, bei der Robert Bosch Stiftung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er folgt auf Christiane Duwendag. www.stiftung-mercator.de


Fotos S. 54: Claudia Höhne / Joachim Herz Stiftung (Holl), Daub (Heinen), Deutsche Kindermedienstiftung GOLDENER SPATZ (Jones), Josef Krieg (Krieg), Michael Schurmann / Bürger-Stiftung Stormarn (Gehrke), obs / Kuratorium Deutsche Altershilfe (Kneppe), Torsten Stapel (Jahns); S. 55: Die Hoffotografen (Spang), Michael Fuchs / Vector Stiftung (Wolf), Hans-Jürgen Heyer (Zacharowski), Oliver Nauditt (Lüke), Götz Schleser (Schmid), Michael Strauch (Mronz)

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Marianne Lüke

Esther Spang

Seit dem 1. Juli ist Marianne Lüke Mitglied im Vorstand der Stiftung help and hope aus Bönen. Zuvor war sie fünf Jahre als pädagogische Leiterin der Stiftung tätig. Als Vorstandsmitglied verantwortet Lüke nun die Aktivitäten auf dem Dortmunder Gut Königsmühle, das die Stiftung kürzlich erworben hat. www.helpandhope-stiftung.com

Seit Juli leitet Esther Spang das Forum Stiftungskommunikation im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Sie ist Bereichsleiterin Kommunikation bei der Stiftung Haus der kleinen Forscher. Neuer Co-Leiter des Forums ist Peter Augustin, Direktor Kommunikation und Internationale Beziehungen bei der Software AG – Stiftung. www.stiftungen.org

Michael Mronz

Edith Wolf

Der Sportmanager Michael Mronz wurde zum Vorstandsvorsitzenden der Westerwelle Foundation berufen, wie die Stiftung am 19. Juli mitteilte. Mronz tritt damit die Nachfolge seines verstorbenen Lebens­ partners Dr. Guido Westerwelle an. Westerwelle hatte die Stiftung 2013 mit dem Unternehmer Ralph Dommermuth gegründet. www.westerwelle-foundation.com

Seit dem 1. Juli ist Edith Wolf hauptamtlicher Vorstand der Vector Stiftung. Die Wirtschaftswissenschaftlerin leitete bei der Robert Bosch Stiftung zuletzt den Bereich Evaluation, Organisation und Prozesse. Wolf tritt die Nachfolge von Dr. Jörg Sauer an, der weiterhin beratend für die Stiftung tätig ist. www.vector-stiftung.de

Nils Schmid

Kai Zacharowski

Am 25. Juli hat die Gesellschafterversamm­ lung der Kunststiftung Baden-Württemberg Dr. Nils Schmid (MdL) zum Kuratoriumsvorsitzenden gewählt. Schmid ist Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landtags Baden-Württemberg und hatte das Amt bereits von 2003 bis 2011 inne. www.kunststiftung.de

Die Lohfert Stiftung hat Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerz­ therapie am Universitätsklinikum Frankfurt, am 14. Juni zum Vorstandsvorsitzen­ den ernannt. Der Stifter Dr. Christoph Lohfert hatte das Amt niedergelegt und ist nun Geschäftsführer der Stiftung. www.lohfert-stiftung.de Anzeige

Tagung Arbeitsmarkt Stiftungswesen: Berufsbilder und Karrierewege Sie engagieren sich in einer Stiftung für die Gesellschaft? Unsere Konferenz engagiert sich für Ihre Karriere! Welche Jobs bieten Stiftungen? Was sind die wichtigsten Komponenten für einen erfolgreichen Berufsweg? Hierzu diskutieren wir u.a. mit Felix Oldenburg, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und vielen weiteren profilierten Stiftungsmanagern. Interaktive Workshops ergänzen das Programm. 18. Treffen des Kreises Junge Menschen und Stiftungen am 28.–29. Oktober in der Joachim Herz Stiftung in Hamburg Programm und Anmeldung: www.edb-stiftung.de/tagung

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Soziales 250. evangelische Stiftung in Bayern gegründet Die Zahl der kirchlichen Stiftungen in Bayern wächst: Die Evangelische Landeskirche überreichte am 21. Juli die Anerkennungsurkunde an die 250. evangelische Stiftung und gratulierte ihrem Stifter Peter Witzer aus Schwabach. Witzer rief in Erinnerung an seine verstorbene Ehefrau die Inge-Witzer-Stiftung ins Leben, die Kinder und Jugendliche unterstützen soll. Insgesamt verfügen die 250 evangelischen Stiftungen in Bayern über ein Grundstockvermögen von 51 Millionen Euro. www.stiftungen-evangelisch.de

­Ehrung für Peter ­Maffay Am 16. September hat Peter Maffay den Karl Kübel Preis erhalten. Damit würdigte die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie das langjährige und persönliche Engagement des Musikers für Kinder und Familien. Seit 2000 kümmert sich Maffay mit seiner gleichnamigen Stiftung in verschiedenen Ländern um benachteiligte sowie traumatisierte Kinder und bietet ihnen Schutzräume. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert. www.kkstiftung.de | www.petermaffaystiftung.de

Hamburger Obdachlosenprojekt ausgezeichnet Der mit 20.000 Euro dotierte Max-Brauer-Preis der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. ging in diesem Jahr an den Mitternachtsbus der Diakonie, den es seit 20 Jahren in Hamburg gibt. Jeden Abend versorgt ein Team von 140 Freiwilligen Obdachlose in der Innenstadt. Die Preisverleihung fand am 7. September statt. www.toepfer-stiftung.de

Eugen-Biser-Preis an Charlotte Knobloch vergeben Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, hat den Eugen-­BiserPreis erhalten. Knobloch ist die erste jüdische Preisträgerin. Die nach dem Theologen Eugen Biser benannte Auszeichnung würdigt Persönlichkeiten, die sich für die Stärkung von Freiheit, Menschenwürde, Toleranz und Frieden einsetzen. Die Eugen-­BiserStiftung überreichte den Preis am 12. September in München. www.eugen-biser-stiftung.de


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30 Jahre Stiftung für Kinder Die Stiftung für Kinder aus Freiburg im Breisgau setzt sich seit 30 Jahren für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland sowie in Ländern der Dritten Welt ein. 1986 von der Freiburger Familie Arnsperger ins Leben gerufen, unterstützt sie auch den Gesundheits- und Umweltschutz sowie die Entwicklung nachhaltiger sozialer und bildungspolitischer Strukturen in Fernost, insbesondere auf den Philippinen. Ihr Jubiläum beging die Stiftung am 23. September mit einem Kinder- und Familienfest bei der Alten Feuerwache, einem von ihr geförderten Bürgerzentrum in Köln. www.stiftung-fuer-kinder.de

Fotos S. 56: Ute Baumann / Landeskirchenstelle (evangelische Stiftung), Diakonie Hamburg (Mitternachtsbus), Stefan Obermeier / Eugen-Biser-Stiftung (Biser-Preis), Margaretha Olschewski (Maffay); S. 57: Dietmar Hopp Stiftung (Spende), Philip Jahn (Stiftungskooperation), Stiftung für Kinder

500.000 Euro für die Modernisierung Die Dietmar Hopp Stiftung hat am 21. Juli eine Spende in Höhe von 500.000 Euro an die Braun’sche Stiftung Rülzheim übergeben, um die Modernisierung des Altenund Pflegeheims der Braun’schen Stiftung zu unterstützen. Katrin Tönshoff, Leiterin der Dietmar Hopp Stiftung, sagte bei der Spendenübergabe: „Zwischen den beiden Stiftungsgründungen liegen 147 Jahre. Gleichwohl verbindet die beiden Stifter die Sorge um das Wohl der älteren Generation in ihren jeweiligen Heimatstädten.“ www.dietmar-hopp-stiftung.de

Stiftungskooperation schafft Begegnungsräume Knapp 10.000 geflüchtete Kinder wurden im letzten Schuljahr in Berlin in Willkommensklassen eingeschult. Um ihre Integration in Regelklassen zu unterstützen, haben die Bürgerstiftung Berlin und die Arne Friedrich Stiftung das ­Kooperationsprojekt „VIF – Verantwortung, Integration, Freundschaft“ initiiert. Das aus AGs mit mehreren Modulen bestehende Projekt wurde bei einem Fußball- und Motivationstraining mit Grundschülern am 18. Juli in Berlin vorgestellt. www.buergerstiftung-berlin.de | www.arne-friedrich-stiftung.de

Kiefer-Kate-Stiftung gegründet Der Unternehmer Henning Meissner verkaufte fast 30 Jahre lang Massivholzmöbel und Wohnzubehör, bevor er sich 2009 aus dem Geschäft zurückzog und seine drei Möbelhäuser schloss. Den Ruhestand nutzt Meissner nun, um sich stärker gesellschaftlich zu engagieren. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Anke hat er die Kiefer-Kate-Stiftung ins Leben gerufen, die am 14. Juni als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts anerkannt wurde. Ihr Name geht zurück auf Meissners Möbelgeschäfte. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche zu fördern, indem sie materielle und soziale Notlagen beseitigt und Chancengleichheiten für eine fundierte Bildung und Ausbildung schafft.


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Wissenschaft

Stiftung Planetarium Berlin gegründet Nach einem vierjährigen Prozess vereint seit dem 1. Juli eine rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts die Berliner Archenhold-Sternwarte, die Wilhelm-Foerster-Sternwarte mit dem Planetarium am Insulaner und das Zeiss-Großplanetarium. Mit der Fusion in der Stiftung Planetarium Berlin werde das Ziel verfolgt, zum ersten Standort für astronomische Populärwissenschaft in Deutschland zu werden. Die Archenhold-Sternwarte und das Zeiss-Großplanetarium gehörten bisher zur Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, ein Verein trug die anderen beiden Institutionen. Für das Jahr 2016 erhält die Stiftung vom Land Berlin einen Zuschuss von über 1,7 Millionen Euro, der sich ab 2017 auf über 2,4 Millionen Euro jährlich erhöht. www.planetarium.berlin

Neues Bündnis gegen Krebs Die Robert Bosch Stiftung, das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) und die Bosch-Gruppe kämpfen gemeinsam gegen Krebs. Dazu haben die drei Partner am 18. Juli ein Bündnis geschlossen und mehrere Initiativen gestartet. Zentraler Baustein ist das neu gegründete Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen in Stuttgart sowie die geplante Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Robert Bosch Stiftung unterstützt den Aufbau des Centrums für Tumorerkrankungen mit Fördermitteln über die bestehende Grundförderung des RBK hinaus: Insgesamt 24 Millionen Euro fließen bis 2020 gezielt in die Krebsforschung. www.bosch-stiftung.de


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Fotos S. 58: Robert-Bosch-Krankenhaus (Krebsbündnis), Uwe Steinert / Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin (Planetarium); S. 59: Berthold Leibinger Stiftung (Innovationspreis), Museum für Natur und Umwelt (Skelett)

Preise für Lasertechnologie vergeben Am 9. September hat die Berthold Leibinger Stiftung Prof. Gérard Mourou den mit 30.000 Euro dotierten Berthold Leibinger Zukunftspreis verliehen. Der Franzose gilt als ein Wegbereiter starker Ultrakurzpulslaser bis hin zum „extremen Licht“. Seine Erfindungen ermöglichten die Femtolasik, die bei Augenoperationen und Sehkorrekturen angewendet wird. Außerdem würdigte die Stiftung vier Preisträger mit dem internationalen Innovationspreis für angewandte Lasertechnologie. Das Preisgeld betrug insgesamt 80.000 Euro. www.leibinger-stiftung.de

Norddeutschland: 11 Millionen Jahre alte Fossilien aus dem Urmeer entdeckt Das Lübecker Museum für Natur und Umwelt hat bei einer Forschungsgrabung in einer Kiesgrube in Groß Pampau am 23. Juli einen nach eigenen Angaben spektakulären Fund gemacht – das Skelett einer 11 Millionen alten fossilen Robbe. Nur wenig später stieß das G ­ rabungsteam außerdem auf die Knochen eines Wals, der ebenfalls vor 11 Millionen Jahren in der Ur-Nordsee gelebt hat. Das Museum gehört zum Verbund „Lübecker Museen“ unter dem Dach der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck. F­ inanzielle Unterstützung erhält das Grabungsprojekt in Schleswig-Holstein von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck. www.die-luebecker-museen.de | www.gemeinnuetzige-sparkassenstiftung-luebeck.de

Organe im M ­ iniaturformat

Bertha Benz-Preis verliehen

Preise für Grundlagen­forschung

Prof.  Dr.  Hans Clevers hat den mit 750.000 Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2016 erhalten. Der niederländische Biologe und Mediziner hat ein Standardverfahren entwickelt, mit dem er rudimentäre Organe im Miniaturformat züchten kann. Damit lassen sich Medikamente lebensecht in der Petrischale testen sowie schadhafte Organe heilen und möglicherweise ersetzen. Die Körber-Stiftung überreichte die Auszeichnung am 7. September im Hamburger Rathaus. www.koerber-stiftung.de

Für ihre wissenschaftliche Untersuchung diamantbeschichteter Werkzeuge hat Dr. Fiona Sammler am 7. Juli den Bertha Benz-Preis erhalten. Mit der Auszeichnung würdigt die Daimler und Benz Stiftung die Forschungserfolge der Ingenieurin, die zum besseren Verständnis von Schädigungsmechanismen diamantbeschichteter Werkzeuge beitragen. Der Preis für herausragende Promotionen junger deutscher Ingenieurinnen ist mit 10.000 Euro dotiert. www.daimler-benz-stiftung.de

Für seine herausra­gen­den For­schungs­ arbeiten zur Rolle der Chaperone bei der Proteinfaltung in der lebenden Zelle hat die Schering Stiftung Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried mit dem Ernst Schering Preis 2016 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wurde am 26. September in Berlin überreicht. Außerdem erhielt die Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Barbara Treutlein den mit 10.000 Euro dotierten Friedmund Neumann Preis 2016. www.scheringstiftung.de


60 StiftungsWelt 03-2016

Mosaik Theaterkritiker erhält Deutschen Sprachpreis

Wie kann Nachhaltigkeit fest in den Strukturen der deutschen Bildungslandschaft verankert werden? Gute Beispiele gelebter Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche UNESCO-Kommission am 11. Juli in Berlin geehrt. Zu den Gewinnern in der Kategorie „Netzwerke“ zählten u.a. zwei Stiftungen: Die Klimastiftung für Bürger aus Sinsheim wurde für ihre Bildungsprojekte ausgezeichnet, mit denen sie die Themen Klima- und Energiewandel im Schul­unterricht verankert. Außerdem erhielt die S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung aus Hamburg eine Auszeichnung für ihre Initiative KITA21, die Kindertageseinrichtungen bei der Gestaltung lebendiger Bildungsarbeit zu zukunftsrelevanten Themen unterstützt. www.klima-energie-stiftung.de | www.save-our-future.de | www.bne-portal.de

Lohfert-Preis in Hamburg verliehen Der Lohfert-Preis 2016 geht an das Projekt „Therapiebegrenzung: Verbesserung der gemeinsamen Entscheidungsfindung mit onkologischen Patienten“ am Klinikum der Universität München sowie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 21. September in Hamburg vergeben. Seit 2013 verleiht die Lohfert Stiftung den Preis an praxiserprobte und nachhaltige Konzepte, die den stationären Patienten im Krankenhaus, seine Bedürfnisse und seine Interessen in den Mittelpunkt rücken. www.lohfert-stiftung.de

Zoo Karlsruhe gründet Stiftung Am 23. August wurde die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe im Exotenhaus des Zoologischen Stadtgartens vorgestellt. Zweck der Stiftung ist die Förderung des weltweiten Artenschutzes durch den Erhalt der biologischen Vielfalt. Erste Projekte wird die Stiftung, die mit einem Kapital von 60.000 Euro ausgestattet ist, in Ecuador und Sri Lanka umsetzen. www.karlsruhe.de/artenschutz

Bielefelder Bürgerstiftung: Große Treuhandstiftung ins Leben gerufen Mit einem Stiftungskapital von 1 Million Euro ist mit der Helga und Ulrich Zierold Stiftung die bisher größte Treuhandstiftung unter dem Dach der Bielefelder Bürgerstiftung entstanden. Sie erhöht das von der Bürgerstiftung verwaltete Vermögen auf 3,3 Millionen Euro. Der Ingenieur und Unternehmer Ulrich Zierold und seine Ehefrau Helga wollen künftig Schüler, Auszubildende und Studierende für technische und naturwissenschaftliche Ausbildungen begeistern. www.zierold-stiftung.de

Fotos S. 60: Thomas Koehler / photothek.net (BNE), Zoo Karlsruhe (Artenschutzstiftung); S. 61: Timon Kronenberg (Möwe)

Preiswürdige Bildung für nachhaltige Entwicklung

Gerhard Stadelmaier hat den Deutschen Sprachpreis 2016 erhalten. Mit dieser Auszeichnung ehrt die Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache im Stifterverband erstmals einen Theaterkritiker. Stadelmaier habe sich große Verdienste um die sprachliche und literarische Qualität des deutschen Theaters erworben, nicht zuletzt durch die beispielhafte sprachliche Gestalt seiner journalistischen Texte. Die Preisverleihung fand am 23. September in Weimar statt. www.henning-kaufmann-stiftung.de


StiftungsWelt 03-2016 » » » Stiftungen

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PHINEO startet Spendenfonds ­Integration

Carl Orff-Preis verliehen

Um das Engagement für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlingen nachhaltig zu stärken, hat PHINEO den Spendenfonds Integration ins Leben gerufen. Dieser richtet sich an Stiftungen, Unternehmen und Philanthropen. Nach einer Bedarfsanalyse erhalten Organisationen finanzielle Zuwendungen, aber auch Workshops zur wirkungsorientierten Projektumsetzung und zum Reporting. Ab Oktober werden die ersten Fördervorhaben bis Ende 2017 umgesetzt. Initiativpartner des Spendenfonds ist die Deutsche Bank Stiftung. Zu den ersten Spendern gehören die Bundesliga-Stiftung, die HIT-Stiftung, die Schöpflin Stiftung und die Wübben Stiftung gGmbH. www.spendenfonds-integration.de

Christian von Gehren hat am 30. August den Carl Orff-Preis erhalten. Die unregelmäßig vergebene Auszeichnung würdigt u.a. seinen Einsatz für das Werk des gleichnamigen Komponisten sowie seine Arbeit als langjähriger Dirigent der Carl Orff-Festspiele in Andechs. Der Preis der Carl Orff-Stiftung ist mit 20.000 Euro dotiert. www.orff.de

Neue Stiftung fördert Naturfilmer Die Deutsche Wildtier Stiftung und der Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft haben auf dem Darß die Deutsche NaturfilmStiftung ins Leben gerufen. Die Stiftung soll helfen, das Genre für Filmemacher, Sender, das Publikum, aber auch für Naturschutz und Politik interessanter zu machen. Gleichzeitig will die neue Stiftung engagierten Naturfilmern Rückenwind und eine Plattform zum Erfahrungsaustausch bieten. SZ www.deutscher-naturfilm.de Anzeige


62 StiftungsWelt 03-2016

Interna

aus dem bundesverband deutscher stiftungen

Forschung

Die Stiftungsumfrage 2016 startet Alle drei Jahre: die größte Befragung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

» » » Startschuss für die wichtigste Daten­ erhebung im deutschen Stiftungssektor: Seit 1989 bittet der Bundesverband Deutscher Stiftungen alle ihm bekannten Stiftungen im Turnus von drei Jahren um die Teilnahme an der StifRalf Krebstakies  tungsumfrage – zuist Projektleiter beim Bundesverband letzt 2013. Ziel der in Deutscher Stiftungen. diesem Oktober starWeitere Informationen  tenden Vollerhebung, Telefon: (030) 89 79 47-24 stiftungsumfrage@stiftungen.org deren Auswertung dihttps://stiftungsumfrage.stiftungen.org rekt durch den Bundesverband erfolgt, ist die Aktualisierung der in der Datenbank Deutscher Stiftungen gespeicherten Angaben wie z.B. Stiftungszweck, Adresse, Ansprechpartner und Kontaktmöglichkeiten. Je mehr Stiftungen teilnehmen, desto besser kann der Verband seine Aufgabe erfüllen – die Vertretung der Interessen von Stiftungen und die Förderung des gemeinnützigen Stiftungswesens. Aus den Befragungsergebnissen speisen sich u.a. Statistiken, die der Bundesverband den Medien, der Öffentlichkeit und der Forschung zur Verfügung stellt, die Online-Stif

tungssuche und das mehrbändige Verzeichnis Deutscher Stiftungen. Das Standardwerk zum deutschen Stiftungswesen wird im Herbst 2017 in der neunten Auflage erscheinen. Ob überhaupt und welche Angaben veröffentlicht werden, entscheiden die teilnehmenden Stiftungen dabei selbst. Die Aufnahme in das Verzeichnis und in die Online-Stiftungssuche bleiben weiterhin kostenfrei. Gründe für die Teilnahme an der Befragung des Dachverbandes „Sie anerkennen Transparenz als Ausdruck der Verantwortung von Stiftungen gegenüber der Gesellschaft und als ein Mittel zur Vertrauensbildung“, heißt es in den Grundsätzen guter Stiftungspraxis, die die Mitglieder des Verbandes 2006 einhellig verabschiedet haben. Die Stiftungsumfrage bietet die Möglichkeit, sich klar und transparent in der Familie der deutschen Stiftungen zu positionieren. » Werden Sie Teil eines aktiven Netzwerkes: Finden Sie passende Partner, z.B. in Ihrer Region, und werden Sie gefunden. » Erhalten Sie dank Ihres aktualisierten Stiftungsporträts Förder­

anträge, die besser zu Ihrem Portfolio passen. » Profitieren Sie von der guten Verbandsarbeit, die nur möglich ist, wenn der Bundesverband Deutscher Stiftungen über möglichst viele Informationen zum Stiftungssektor verfügt. » Stärken Sie das Ansehen der Stiftungen in Deutschland und das Vertrauen der Öffentlichkeit in Ihre und unsere Arbeit insgesamt. Datenschutz Der Bundesverband Deutscher Stiftungen behandelt Stiftungsdaten vertraulich. Das bedeutet: » Grundsätzlich keine Veröffentlichung von Stiftungsdaten. Nur die im Fragebogen besonders gekennzeichneten Informationen werden im Verzeichnis Deutscher Stiftungen und in der Online-Stiftungssuche veröffentlicht, wenn Sie diese nicht gesperrt haben. » Personenbezogene Daten werden nur veröffentlicht, wenn Sie dies explizit so mitteilen. » Die erhobenen Daten werden nur so ausgewertet, dass keine Rückschlüsse auf einzelne Stiftungen möglich sind.


StiftungsWelt 03-2016 » » » Interna

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Wie nehme ich teil? tung unterbrechen und später » Einfache Registrierung für den wieder aufnehmen. Onlinefragebogen unter https:// » Wenn Sie die Bearbeitung bestiftungsumfrage.stiftungen. endet haben, schließen Sie den org. Dazu benötigen Sie ledigFragebogen bitte ab und senlich die Stiftungskennung aus den ihn per Klick an uns. der Einladungs-E-Mail und eine gültige E-Mail-Adresse. Falls Sie Wichtige Änderungen den Onlinefragebogen in der Bitte warten Sie nicht auf einen geVergangenheit bereits genutzt druckten Fragebogen: Im Gegenhaben, sind Ihre Zugangsdaten satz zu den vergangenen Stiftungsweiterhin gültig. umfragen werden Mitglieder in » Nach erfolgreicher Registriediesem Jahr erstmals ausschließrung melden Sie sich mit Ihrer lich per E-Mail (sofern diese vorE-Mail-Adliegt) eingelaresse und den und nur Ihrem Passeinmalig angeMitglieder werden in wort an, um schrieben. Dies im geschlosschont nicht nur diesem Jahr erstmals senen Bedie Umwelt und ausschließlich per reich die Dareduziert PortoE-Mail eingeladen. ten für Ihre sowie DruckStiftung zu kosten erhebbearbeiten. lich, sondern » Im Onlinefragebogen sind die verhindert auch Fehler, die beim uns vorliegenden Informationen Abschreiben der Daten per Hand bereits vorausgefüllt und lassen nicht ausbleiben. Um Stiftungen sich einfach korrigieren. die Teilnahme zu erleichtern, wur» Sie können den Fragebogen jede der bisherige Fragebogen deutderzeit speichern, die Bearbeilich gekürzt. « « «

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Stiftungsumfrage 2016

Das Wichtigste auf einen Blick

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Durchführung: Bundesverband Deutscher Stiftungen Turnus: alle drei Jahre Start: Oktober 2016 Onlinefragebogen: https://stiftungsumfrage.stiftungen.org Zielgruppe: alle deutschen Stiftungen unabhängig von ihrer Rechtsform (z.B. Stiftungsvereine oder Stiftungs-GmbHs) und von der Mitgliedschaft im Verband, auch unselbstständige Stiftungen »» Zweck: Statistiken u.a. für Öffentlichkeitsarbeit, Politik und Forschung; Aktualisierung der Datenbank Deutscher Stiftungen; kostenlose Einträge im Verzeichnis Deutscher Stiftungen und in der Online-Stiftungssuche »» Förderer: Fritz Thyssen Stiftung

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64 StiftungsWelt 03-2016

Verbandsarbeit

Ideen für das Stiftungsrecht Die Reformvorschläge des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

» » » Das Stiftungsrecht ist altehrwürdig und hat sich in seinen wesentlichen Teilen bewährt. Auch wenn Stiftungen im Regelfall von ihren Organen verwaltet werden, ohne dass das Stiftungszivilrecht und dessen Regelungen sonderProf. Dr. Stephan Schauhoff  lich bemerkt ­werden, ist seit 2011 Mitglied des Vorstandes des so mehren sich die Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und leitet seit 2009 den Arbeitskreis Fälle, in denen sich Stiftungssteuerrecht. Der Rechtsanwalt und ein Reformbedarf Fachanwalt für Steuerrecht ist Partner in der Partnerschaft Flick Gocke Schaumburg in zeigt. Der BundesverBonn. band Deutscher StifWeitere Informationen  tungen hat daher nach www.fgs.de intensiver Diskussion in seinen Gremien, mit Rechtswissenschaftlern und Praktikern des Stiftungsrechts detaillierte Reformvorschläge verabschiedet (siehe Stiftungsposition 03-2015, abrufbar unter www.stiftungen.org/positionen). Mit Erfolg: Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe prüft derzeit den Reformbedarf (siehe Kasten). >w<

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Problem der Rechtszersplitterung Der von Stiftungsorganen zu beachtende rechtliche Handlungsrahmen ist in Deutschland in drei verschiedenen Gesetzen geregelt. Die wichtigsten Bestimmungen finden sich in den §§ 80–89 BGB, in denen insbesondere Geburt und Tod der Stiftung niedergelegt sind. Dagegen richtet sich die laufende Verwaltung der Stiftung regelmäßig

nach den knappen Bestimmungen der Landesstiftungsgesetze, deren Vereinbarkeit mit den Grundlagen im BGB an vielen Einzelpunkten zweifelhaft geworden ist, da das Stiftungsrecht vorrangig durch den Bundesgesetzgeber geregelt wird. Die Landesstiftungsbehörden bilden sich ihre Auffassung anhand des jeweiligen Landesstiftungsrechtes, wodurch es faktisch zu einer unterschiedlichen Rechtsanwendung je nach Bundesland kommt. Die Rechtssicherheit würde bedeutend verbessert werden, wenn das materielle Stiftungsrecht bundeseinheitlich im BGB angesiedelt würde und allein Regelungen über das Verfahren der Stiftungs-

aufsicht weiterhin in den jeweiligen Bundesländern niedergelegt würden. Das dritte Gesetz, das für 95 Prozent der deutschen Stiftungen den Handlungsrahmen bestimmt, ist das Gemeinnützigkeitsrecht. Es findet sich in der Abgabenordnung. Gelegentlich erleben Stiftungen, dass Stiftungsaufsicht und Finanzbehörde zum selben Sachproblem ganz unterschiedliche Handlungsweisen fordern. Bislang fehlt eine Regelung dazu, in welchem Verhältnis die Vorgaben der Abgabenordnung zum Stiftungsrecht stehen. Auch dies sollte bei einer Rechtsvereinheitlichung des Stiftungsrechtes klargestellt

Stiftungsrecht

Reformkommission Seit einiger Zeit bemüht sich der Bundesverband Deutscher Stiftungen, das Stiftungszivilrecht in Deutschland weiter zu verbessern. Auf Anregung des Verbandes haben die Konferenz der Innenministerinnen und -minister am 13. Juni 2014 sowie die Konferenz der Justizministerinnen und -minister am 25./26. Juni 2014 eine gemeinsame Kommission des Bundes und der Länder eingesetzt, die den Reformbedarf überprüfen soll. Diese Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll Vorschläge auf dem Gebiet des Stiftungsrechts ausarbeiten. Insbesondere folgende Fragen sollen erörtert werden: »» die Rechte von Stifterinnen und Stiftern zu deren Lebzeiten »» die Möglichkeit der Bündelung von Ressourcen nicht überlebensfähiger Stiftungen »» eine Steigerung der Transparenz im Stiftungswesen »» die Schaffung und Verbesserung bundeseinheitlicher rechtlicher Rahmenbedingungen »» die Absicherung von Stiftungen in Zeiten niedriger Erträge >n<


StiftungsWelt 03-2016 » » » Interna

werden. Würde das materielle Stiftungsrecht bundeseinheitlich im BGB geregelt, würde die einheitliche Auslegung derselben Normen künftig zu deutlich mehr Rechtssicherheit führen. Den Stifterwillen stärken Einigkeit besteht darüber, dass im Zentrum jeder Stiftung der Stifterwille steht. Mit der Errichtung legt der Stifter im Regelfall auf Dauer fest, welchen Zweck die Stiftung verfolgen soll. Die Stiftungsaufsichtsbehörden möchten Stiftenden bislang allerdings keine Kompetenz zubilligen, zu ihren Lebzeiten den einmal gewählten Zweck abzuändern, es sei denn, dessen Verfolgung sei tatsächlich oder rechtlich unmöglich geworden oder wesentliche Änderungen der ursprünglichen Verhältnisse würden zur grundlegenden Satzungsänderung legitimieren. Nach Auffassung des Bundesverbandes sollte es den Stiftern aber erlaubt werden, in der Satzung vorzusehen, dass sie den Stiftungszweck, sofern er weiterhin gemeinnützig bleibt, zu ihren Lebzeiten modifizieren können. Damit wird der Stifterwille ernst genommen, sich Feinjustie-

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rungen bei dem nachhaltig zu verge aus einem gestifteten Vermögen folgenden Zweck vorzubehalten. dauerhaft oder zeitlich beschränkt Das Rechtsproblem stellt sich zum Verbrauch eingesetzt werden insbesondere auch deswegen, sollen. Der Stifter kann dabei im weil das Gemeinnützigkeitsrecht Rahmen dieser Grundlagenentin § 60 AO vorschreibt, dass entscheidungen in der Satzung selbst sprechend den festlegen, insteuerrechtliwiefern die Orchen Vorgaben gane ermächWürde das ­materielle detailliert die tigt sind, den Stiftungsrecht zu verfolgenden Stiftungszweck ­bundeseinheitlich Zwecke und die zu modifizieren im BGB geregelt, jeweils gewollte oder unter welArt der Zweckchen Umstänwürde die einheitliche verwirklichung den die Stiftung Auslegung derselben aufzunehmen grundlegend Normen künftig zu sind. Da der geändert werdeutlich mehr RechtsBundesfinanzden darf oder sicherheit führen. hof wiederum welche Formen gemeinnütder Vermögenszige Tätigkeianlage getätigt ten, die nicht vom Zweck gedeckt werden dürfen. Es kommt auf den sind, mit dem Verlust der Steuerbe- Stifterwillen an, der klar formuliert günstigung sanktioniert, erfordert sein muss. Aber natürlich sollte die Harmonisierung von Stiftungseine auf Dauer errichtete Stiftung recht und Gemeinnützigkeitsrecht, den Organen die Möglichkeit lasStiftern mehr Flexibilität bei der sen, Regelungen an die Zeitläufe Ausformulierung des Zweckes zu anzupassen, es sei denn, der Stifgeben, als dies das Stiftungsrecht ter schließt dies ausdrücklich aus. gegenwärtig erlaubt. Stiften ist eiNicht die Stiftungsaufsicht, sonne höchst individuelle Möglichkeit, dern der Stifterwille gibt das Proüber den eigenen Tod hinaus festgramm für die Stiftung vor, und zulegen, für welchen Zweck Erträdies darf ein Stifter in der Satzung

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auch durch klare Vorgaben zum Ausdruck bringen.

lich gestiftete Vermögen real zu erhalten, oder ob der ursprünglich gestiftete Gegenstand zu behalFür ein öffentliches ten ist, sei es eine Immobilie oder ­Stiftungs­register eine Unternehmensgruppe, oder Seit vielen Jahren setzt sich der ob die Stiftungsorgane legitimiert Bundesverband dafür ein, dass sind, Erträge aus dem Vermögen Stiftungen in einem öffentlich zur Verfolgung der gemeinnützigen einsehbaren Zwecke einzuRegister, versetzen, wenn gleichbar dem das ursprüngliDer Verunsicherung Vereins- oder che DotationsHandelsregister, kapital wenigsvon Stiftungs­ geführt werden. tens in Höhe organen gilt es Nunmehr bietet des Nominal­entgegen­zutreten. sich die Chance, wertes erhalten dass dadurch bleibt. Offen mehr Transpaist auch, inwierenz in das Stiftungswesen kommt fern einmal angesparte Umschichund sich die Berechtigung der Ortungsrücklagen zur Verwendung gane, ihre Stiftung zu vertreten, angegriffen werden dürfen, oder ohne Weiteres aus einem Register ob sie als Puffer für Wertschwanmit öffentlicher Publizität ersehen kungen des Vermögens vorgehallässt. Dessen Einführung wird inten werden müssen. Der gesetztensiv von der Kommission geprüft. liche Handlungsrahmen sollte klarstellen, in welchem Maße die Verwaltung des Organe legitimiert sind, Vermö­Stiftungs­vermögens gensanlagen auszuwählen. Die jeIn der gegenwärtigen Niedrigzins­ weiligen Landesstiftungsgesetze phase ist es ein Kunststück, aus sprechen häufig von einer sicheren dem Vermögen Erträge zu erwirtund wirtschaftlichen Anlage, ohne schaften und dessen Wert gleichdass deutlich wird, was damit gezeitig auf Ewigkeit zu erhalten. Bis- meint ist. In heutiger Zeit ist eine lang regeln die Landesstiftungswirklich sichere Anlage, die auch gesetze allein, dass das Vermögen noch wirtschaftlich ertragreich ist, dauerhaft zu erhalten ist, ohne zu nur schwer zu realisieren. Vielverraten, was dieser Satz rechtmehr erfordert die Vermögensanlich mit drohenden Haftungskonlage ein ständiges Beobachten der sequenzen für die Organe eigentMarktentwicklungen und ein Relich genau bedeuten soll. Uns sind agieren auf veränderte Marktentvermehrt Fälle bekannt, in denen wicklungen, wobei den Stiftungseine Aufsichtsbehörde Stiftunorganen bei der Auswahl der eingen, die mit einer Vermögensanlazelnen Vermögensanlagen ein weige Verluste erlitten haben, auffortes Ermessen zukommt. Dies alles dert, die verantwortlichen Orgasollte im neuen Stiftungsrecht präne in Regress zu nehmen. Eine zisiert werden, um den Organen Rechtsfrage ist, ob die Organe mehr Rechtssicherheit über ihren verpflichtet sind, das ursprüngHandlungsrahmen zu geben und

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diesen nicht nur für die Stiftungsaufsicht, sondern auch für Zivilgerichte, die über die persönliche Haftung von Organen entscheiden, verbindlich zu machen. Der Verunsicherung von Stiftungsorganen gilt es entgegenzutreten. ­Lösungsansätze für ­Not leidende ­Stiftungen Aufgrund der Kapitalmarktlage gibt es immer häufiger Stiftungen, die nicht in der Lage sind, weiterhin den Zweck zu verwirklichen und gleichzeitig das Vermögen zu erhalten. Es stellt sich dann für die Organe die Frage, welche Durststrecke die Stiftung abwarten muss, bevor grundlegende Satzungsänderungen beschlossen werden können, wie z.B. die Umwandlung in eine Verbrauchsstiftung, die Zusammenlegung mit einer anderen Stiftung oder die grundlegende Zweckänderung. Bislang regelt das Gesetz dazu kaum etwas, weswegen die Praxis der Stiftungsaufsichtsbehörden vollkommen uneinheitlich ist. Klargestellt werden soll, dass es in erster Linie Aufgabe der Stifter ist, sich bei der Gestaltung der Satzung darüber Gedanken zu machen, wann und wie in derartigen Notsituationen reagiert werden darf. Aber auch wenn es keine entsprechenden Vorgaben in der Satzung gibt, obliegt es den Stiftungsorganen, bei einer lang andauernden nachhaltigen Ertragsschwäche strukturändernde Maßnahmen zu beschließen, die die Stiftungsaufsicht unter bestimmten Bedingungen genehmigen darf. Jede Veränderung zu verhindern ist auch keine Lösung.


StiftungsWelt 03-2016 » » » Interna

Ausblick Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat sich mit seinen Reformvorschlägen bemüht, einerseits für Stiftungen einen weiten Handlungsund Entscheidungsspielraum abzustecken, andererseits aber die nötige Rechtssicherheit zu geben, welche Entscheidungen wegen des zu beachtenden Stifterwillens nicht getroffen werden dürfen und welche Handlungspflichten bestehen. Gegenwärtig plant die Reformkommission, im Herbst 2016 einen Bericht zur Änderung des Stiftungsrechts aus ihrer Sicht den Innenund Justizministern der Länder vorzulegen, die dann gemeinsam

mit dem Justizministerium entscheiden werden, ob und wie die Gesetze verändert werden. Leider verzögert sich dessen Fertigstellung, sodass offen ist, ob es noch in dieser Legislaturperiode zu einer Änderung kommen wird. Jedenfalls ist es gelungen, die intensive Diskussion darüber anzustoßen, welchen Rechtsrahmen Stiftungen benötigen. Auch der Dialog mit den Stiftungsaufsichtsbehörden konnte in den letzten Jahren intensiviert werden. Schon dies wird für Stiftungen zu weiterer Rechtssicherheit führen. Dennoch sollte das Stiftungsrecht mit den aktuellen Reformvorschlägen im BGB gere-

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gelt werden, damit anstelle einer Vielzahl vertretbarer Rechtsauffassungen mit der Autorität des Gesetzgebers klargestellt wird, welcher Handlungsrahmen für Stiftungen gilt. « « «

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68 StiftungsWelt 03-2016

DEUTSCHLAND

20 Jahre Bürgerstiftungen Eine Geschichte der Bürgerstiftungsbewegung in 20 Objekten

» » » Was haben ein Blumentopf und eine orangefarbene Plastiktischdecke mit der deutschen Bürgerstiftungsbewegung zu tun? Warum verraten eine Haarbürste und ein Brötchen deren Erfolgsgeheimnis? Und wieso wäre ohne Fahrrad und Colaflasche das 300. Gütesiegel in diesem Jahr wohl nicht vergeben worden? Die Suche nach Antworten beginnt im Bücherregal bei einem Autor, der ähnliche Fragen stellt, wenn auch in größeren Dimensionen: Neil MacGregor nimmt seine Leser in „Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten“ mit – so heißt es zu Beginn des über 800 Seiten starken Bestsellers – „auf zu einer Reise zurück in die Vergangenheit und quer über den Globus, um zu erfahren, wie die Menschen in den letzten 2 Millionen Jahren unsere Welt geprägt haben und ihrerseits von ihr geprägt wurden“. Daran angelehnt erzählt die Initiative Bürgerstiftungen (IBS) „Eine Geschichte der Bürgerstiftungsbewegung in 20 Objekten“, die zugleich roter Faden der Festveranstaltung am 30. September 2016 in Berlin ist. Für die Anfänge der Bürgerstiftungsbewegung steht eine halb volle Colaflasche. Halb voll, weil der Erfolg einer Idee davon abhängt, dass Menschen an sie glauben. Davon, dass für sie die Flasche halb voll und nicht halb leer ist, dass sie Neues wagen, Innovatives vorantreiben. All das gilt für

Karl Konrad von der Groeben. 1951 legte der Unternehmer und spätere Stifter in Gießen mit einer Coca-Cola-Abfüllanlage den Grundstein seines Getränkeimperiums. Viele Jahre später machte er sich für die Bürgerstiftungsbewegung stark. So gehörte er zu den ersten Bürgerstiftern Hannovers – mit 1 Million D-Mark. Begeistert für die Idee der Bürgerstiftungen hat ihn ein anderer Vater der Bewegung: Prof. Dr. Christian Pfeiffer, der damals in Hannover und anderswo eifrig nach Mitstreitern zur Gründung von Stiftungen von Bürgern für Bürger suchte. Pfeiffer war beeindruckt vom Wirken der Community Foundations in den USA, deren Konzept er ebenso wie Reinhard Mohn nach Deutschland bringen wollte. Die Geschichte des Bürgerstifters Pfeiffer erzählt ein weiteres Objekt: ein Fahrrad. Mit einem solchen fuhr der Kriminologe 2012 quer durch Deutschland und warb in flammenden Reden für die Bürgerstiftungsidee. 2015 reiste ein anderer auf den Spuren Pfeiffers durchs Land: das gelbe Puzzleteil Ibsi ist die Symbolfigur der IBS und ein weiteres Objekt in der Geschichte der Bürgerstiftungsbewegung. ­Ibsi schaute den Engagierten über die Schulter, war bei Jubiläen und Gründungen dabei, besuchte den IBS-Projektbeirat, den Deutschen StiftungsTag, den Bürgerstiftungskongress. Ibsi schmökerte beim

Bücherbasar auf Borkum, informierte sich beim Forum Ehrenamt in Chemnitz und büffelte im Hörsaal der Kinderuni Barnim-Uckermark. In Wasserburg wurde er zum Ritter geschlagen, in Halle sang er auf der Würfelwiese, in Hirschberg machte er den Ernährungsführerschein. Und Ibsi stellte fest: Vielfältig, bunt und ideenreich ist die Bürgerstiftungsbewegung 20 Jahre nach ihrem Entstehen (die R ­ eise ist nachzulesen unter www.buergerstiftungen.org/ibsi). Ein Fragezeichen – als Frage an jede einzelne Bürgerstiftung, was diese ausmacht – ist deshalb ein weiteres, der Vielfalt geschuldetes Objekt der Bürgerstiftungsgeschichte. Auch auf die orangefarbene Plastiktischdecke wird Ibsi gestoßen sein, steht sie doch für den Bürgerbrunch und damit für den Ideenreichtum der Bürgerstifter, mit dem sie vor Ort Gemeinschaft mitgestalten. 2005 lud die Bürgerstiftung Braunschweig erstmals zu Tisch: An mehr als 1.000 Biertischen kamen die Braunschweiger gegen eine Tischmiete zusammen. Der Erlös kam der Bürgerstiftung zugute. Das Format war so erfolgreich, dass heute in zahlreichen anderen Städten regelmäßig gebruncht wird. Für Zeit und Geld im charakteristischen Dreiklang des Bürgerstifter-Engagements stehen zwei weitere Objekte: eine Postkarte, mit der neue Bürgerstifter geworben werden, und eine Haarbürste. Deren


Foto: Timon Kronenberg

StiftungsWelt 03-2016 » » » Interna

nicht weniger kreative Geschichte führt nach Freiburg. Immer wieder lassen sich die Bürgerstifter hier ausgefallene Sachen schenken, die sie dann zugunsten ihrer Bürgerstiftung zu Geld machen. So auch ein Kontingent an Haarbürsten, das Hanna Lehmann, eingeladen zu einer Gründungsinitiative, dort spontan versteigerte, um das Kapital der jungen Bürgerstiftung aufzubessern. Lehmann ist heute eine von 14 Regionalkuratoren der IBS, die unermüdlich in den Regionen für die Bürgerstiftungen im Einsatz sind, sie beraten und begleiten. Steht für die IBS, ihre Expertise und Erreichbarkeit ein Telefon, ist das Symbol ihrer Regionalkuratoren ein Brötchen – je nach Region auch Schrippe, Semmel, Wecken, Weckl, Laabla, Kipf genannt. Wie man ans Frühstückbackwerk kommt, das wissen die Regionalkuratoren. Sie kennen sich aus in ihrer Region, auch in Sachen Bürgerstiftungen und ihrer regionalen Besonderheiten. Zurück in der Geschichte: Da ist noch der Schokoladen-Nikolaus. Er kam ins Spiel, als die ersten Bürgerstiftungen im Land gegründet worden waren und die Bewegung sich weiter verbreitete. (Die Verbreitung der Idee symbolisiert übrigens eine Deutschlandkarte.) Es stellte sich heraus, dass es einen Ort brauchte, an dem Bürgerstifter zusammenkommen und sich austauschen. Und es brauchte, wenn man so will, einen Nikolaus: jemanden, der ermutigt und wertschätzt, aber auch mal mit der Rute warnen kann. 1999 entstand im Bundesverband Deutscher Stiftungen der Arbeitskreis Bürgerstiftungen. Sein Leiter wurde Nikolaus Turner. Im Jahr 2000 gaben sich die

Bürgerstifter im Arbeitskreis die 10 Merkmale – ihr „Objekt“: ein Zettel mit einem Ausschnitt aus dem Protokoll der Sitzungen. Die Erfüllung dieser 10 Merkmale ist seit 2003 Voraussetzung für die Bewerbung um das Gütesiegel des Bundesverbandes. Das 300. wurde am 30. September 2016 im Rahmen der Festveranstaltung verliehen. Gesungen wurde dort das Bürgerstiftungslied, für das symbolisch eine Gitarre steht. Wohin die Reise der Bürgerstiftungen gehen soll, das schrieben die Bürgerstifter 2013 im Strategiepapier „Aufbruch 2030“ nieder. Vermögensverwalter, Plattformen bürgerschaftlichen Engagements und Moderatoren vor Ort wollen sie sein – drei Funktionen, für die die Objekte Runder Tisch, Plattform und Apfelbaum stehen. Letzterer symbolisiert nicht nur die Streuobstwiesen als Kapital einiger Bürgerstiftungen, sondern auch die Ernte der Früchte des Bürgerstiftungskapitals. Und nicht zuletzt ist der Blick über den lokalen und nationalen

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Das Team für die Bürgerstiftungen  Tellerrand zu erwähKatharina Lippold-Andrae, Burkhard nen, der mit Kontakten Küstermann, Franziska Rötzsch, Marleen Vock, Sebastian Bühner, Ulrike Reichart, Axel zu BürgerstiftungsakHalling, Caroline Gleim und Anja Böllhoff teuren in Europa be(v.l.n.r.). Die Initiative Bürgerstiftungen ist das unabhängige Kompetenzzentrum zum gann und seit Januar Thema Bürgerstiftungen. ECFI fördert den eu2016 von der European ropäischen Austausch der Bürgerstiftungen. Community Foundation Weitere Informationen  Initiative (ECFI) intensi- www.buergerstiftungen.org/geschichte viert wird. Das passende Objekt sind Fahnen verschiedener europäischer Länder. Und der Blumentopf? In ihm wachsen zarte Setzlinge zu starken Pflanzen heran – wenn sie fruchtbaren Boden vorfinden, ihre unscheinbaren Samen von jemandem gesät werden, der ahnt, dass Großes daraus werden kann, und wenn sie von Menschen gehegt werden, denen ihr Gedeihen am Herzen liegt. Was für Pflänzchen gilt, gilt auch für Bürgerstiftungen. Dass aus diesen zarten Gewächsen heute blühende, ertragreiche Pflanzen mit starken Wurzeln geworden sind, ist ein Grund zu feiern. Also Prost! Auf die Bürgerstiftungen! Das 20. Objekt ist dann auch – ein Sektglas. « « «


70 StiftungsWelt 03-2016

Mitglieder

Neue Mitglieder stellen sich vor Herzlich willkommen im Bundesverband Deutscher Stiftungen!

Stiftungen und Stiftungsverwaltungen BACH-ARCHIV LEIPZIG Institut an der Universität Leipzig Thomaskirchhof 15 / 16 04109 Leipzig info@bach-leipzig.de www.bach-leipzig.de Das Bach-Archiv Leipzig versteht sich als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Im Bewusstsein der Bedeutung Bachs erfüllt es im historischen Bosehaus am Thomaskirchhof einen umfassenden und vielfältigen Auftrag für eine breite internationale Öffentlichkeit. Zugleich leistet es damit einen Beitrag zur Profilierung der Musikstadt Leipzig, deren kulturelle Identität der Name Bach maßgeblich prägt. Die wissenschaftliche Arbeit des Bach-Archivs bietet die Grundlage für die Gestaltung des Bach-Museums und prägt auch das jährliche Bachfest und den zweijährlichen Bach-Wettbewerb. BÜRGERSTIFTUNG OSTFALEN für die Region Elm-Lappwald Kornstraße 2 38350 Helmstedt Telefon (05351) 53 11 11 kontakt@buergerstiftung-ostfalen.de www.buergerstiftung-ostfalen.de

Im Oktober 2003 wurde die Bürgerstiftung Ostfalen von der Volksbank Helmstedt gegründet. Die Stiftung schafft und koordiniert Angebote für ehrenamtliches Engagement in der Region Elm-Lappwald, Niedersachsen. Sie fungiert als Plattform für Menschen, die Ideen haben und Unterstützung benötigen, und denen, die Zeit, Fähigkeiten, Interesse und / oder

finanzielle Mittel haben, ein aus ihrer Sicht unterstützenswertes Vorhaben zu fördern. Die Stiftung bringt diese Vorhaben in die Öffentlichkeit, sammelt gezielt Spenden und unterstützt die Umsetzung auch aus eigenen Mitteln. Die Bürgerstiftung Ostfalen fungiert zudem als Dach für stifterisches Engagement und verwaltet zwischenzeitlich zehn Treuhandstiftungen.

CALLIAS FOUNDATION GGMBH Bergstraße 25 10115 Berlin jmo@callias-foundation.org www.callias-foundation.org

BÜRGERSTIFTUNG SCHLEIDEN Stadt Schleiden Blankenheimer Straße 2 53937 Schleiden buergerstiftung@schleiden.de www.buergerstiftung-schleiden.de

Die Bürgerstiftung Schleiden wurde mit Urkunde vom 16. September 2015 als rechtsfähig anerkannt und möchte sich mit eigenen Aktivitäten und Förderungen im Bewusstsein der Schleidener Bevölkerung etablieren. Die Bürgerstiftung soll die Wertschätzung des gesellschaftlichen Engagements im Rahmen der Stiftungszwecke Kunst und Kultur, Heimatpflege und Heimatkunde, Sport sowie Erziehung, Volks- und Berufsbildung im Schleidener Stadtgebiet fördern und verbessern. Mithilfe von initiierten und geförderten Projekten bzw. Maßnahmen sollen die Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, sich ehrenamtlich und nachhaltig für die Stiftungszwecke zu begeistern.

Die Callias Foundation wurde im Februar 2016 von Daniel Gerlach, Rafael Ziegler, Cristina d’Alessandro und Jan Moritz Onken gegründet. Ziel ist es, mittels klassischer Musik die interkulturellen Beziehungen zwischen den Menschen aus den Ländern an den Seidenstraßen-Rou-

ten zu verbessern. Denn vermehrte Konflikte zwischen diesen Ländern drängen die gemeinsame Kultur in den Hintergrund. Entlang der Seidenstraße soll durch ein neues Konzertformat, in dem verschiedene musikalische Genres miteinander kombiniert werden, das gemeinsame kulturelle Erbe der Menschen im Vordergrund stehen. Dazu unterstützt die Stiftung das Silk Road Symphony Orchestra, das das Publikum über eine Internetplattform, den „Silk Road Cultural Belt“, auf besondere Weise einbindet. Menschen aus den Ländern entlang der Seidenstraßen-Routen, die sich für klassische Musik begeistern, platzieren hier Konzertideen für ihre gemeinsame Kultur.

CHRISTIAN BÜRKERT STIFTUNG GGMBH Christian-Bürkert-Straße 13–17 74653 Ingelfingen mail@burkert-stiftung.com www.burkert-stiftung.com

Die Christian Bürkert Stiftung trägt den Namen des Erfinders und Unternehmers Christian Bürkert (1915–1971), der 1946 die Christian Bürkert GmbH & Co KG in Ingelfingen gegründet hat. Der besondere Auftrag der Stiftung ist die Förderung junger Menschen, die sich durch fachliches Können, Verantwortungsbewusstsein und Dynamik auszeichnen und die sich persönlich für die Belange der Allgemeinheit einsetzen. Darüber hinaus werden weitere gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Aufgaben unterstützt. Christian Bürkert kam 1971 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Seine Absicht, das von ihm gegründete Unternehmen in eine Stiftung einzubringen, verwirklichte seine Frau Dorothee Bürkert (1926–2012). Sie errichtete 1978 die Christian Bürkert Stiftung und vermachte dieser ihre Anteile am Firmenkapital. Die Übertragung der Anteile wurde im September 2015 vollzogen. CURA STIFTUNG PLAIDT Rudolf Mürtz Karl-Marx-Straße 21a 56637 Plaidt Telefon (02632) 96 91 63 www.cura-plaidt.de Die Cura Stiftung Plaidt wurde im März 2015 von Rudolf Mürtz gegründet. „Helfen ist unser Anliegen und unsere Aufgabe“ und das auf schnellem, unbürokratischem, diskretem Weg. Für Einwohnerinnen und Einwohner in Plaidt, die unverschuldet in Not geraten und auf Hilfe angewiesen sind. Neben der konkreten Einzelfallhilfe fördert die Stiftung Plaidter Schulen, Kindertagesstätten und Altenheime in humanitären Angelegenheiten. Konkrete Beispiele sind: Zuschuss für Mittagessen, Ferienfreizeiten und Ausflüge, in Schule und Kita; Anschaffung von Haushaltsgegenständen und Elektrogeräten; die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen sowie die Finanzierung einer Haushaltshilfe für eine Familie mit totkranker Tochter. Not lindern, Menschen


StiftungsWelt 03-2016 » » » Interna

in Plaidt fördern, gesellschaftliches Engagement zeigen – das ist das Ziel der Stiftung und ihrer Förderer. DR. RUTH DAUSCH-STIFTUNG Emilie Springer Stiftsbogen 74 81375 München Telefon (089) 70 96 16 31 info@dausch-stiftung.de www.dausch-stiftung.de Sterbende Menschen auf ihrem letzten Weg umsichtig zu begleiten, deren Bedürfnisse zu respektieren, Not zu erkennen, Leid zu lindern, Angehörige zu unterstützen – professionell und doch voller Mitgefühl –, war das Anliegen der Medizinerin Dr. Ruth Dausch. Angemessene Versorgung erfordert Spezialwissen in

Palliative Care. Die im Jahr 1991 gegründete Dr. Ruth Dausch-Stiftung unterstützt Hospizinitiativen in ihrem Bemühen, die Lebensqualität von Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung und ihrer Familien zu verbessern. Sie fördert u.a. Fort- und Weiterbildung der hauptund ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Fotos: Lemrich (Franziskustreff-Stiftung), Matthias Hornung (Stiftung Friedehorst)

FRANZISKUSTREFF-STIFTUNG Schärfengäßchen 3 60311 Frankfurt am Main Telefon (069) 29 72 96-40 | Fax -20 kontakt@franziskustreff.de www.franziskustreff.de

Der Kapuziner Bruder Wendelin (†) gründete 1992 im Schatten der Liebfrauenkirche mitten in Frankfurt am Main einen Frühstücksraum für wohnungslose und arme Menschen, den er nach dem Gründer des Kapuzinerordens Franziskustreff

nannte. Zum Erhalt des Vermächtnisses wurde 2013 die Franziskustreff-Stiftung gegründet. Täglich werden bis zu 200 Gäste von ehren- und hauptamtlichen

Mitarbeitenden bedient. Über 2.000 Wohltäterinnen und Wohltäter tragen die Einrichtung mit ihren Spenden. Manchen Gast motiviert die besondere Gastfreundschaft, es noch einmal zu versuchen, der Obdachlosigkeit zu entkommen. Die Stiftung stellt ihnen dafür Wohnraum zur Verfügung und begleitet sie sozialpädagogisch. Mit Kooperationspartnern betreut sie darüber hinaus wohnungslose Menschen medizinisch und berät jene, die aus Osteuropa kommend in der Bankenstadt auf der Straße leben. GERHARD BÜRGER STIFTUNG Im freien Felde 5 38895 Blankenburg (Harz) / OT Derenburg stiftung@harzkristall.de www.harzkristall.de Die Gerhard Bürger Stiftung wurde 2013 gegründet. Der Stifter Gerhard Bürger hat die von ihm betriebene Glasmanufaktur Harzkristall, eine der letzten noch in Deutschland produzierenden Glashütten, in die Stiftung eingebracht. Ihr Zweck ist die Förderung von Forschung und Kultur sowie der Berufsbildung und Studentenhilfe. Gefördert werden v.a. Projekte, die mit dem Material Glas in Verbindung stehen und die Fortentwicklung der Tradition der Glasmacherkunst unterstützen. Besonders förderwürdig sind auch Initiativen, die bei Kindern ein Bewusstsein für die Pflege und Erhaltung von Kulturwerten schaffen und Integrationsmaßnahmen zur Erziehung von lernschwachen Jugendlichen betreiben. Aktuell hat die Stiftung in Zusammenarbeit mit der Glasmanufaktur Harzkristall einen „Glasdesign-Wettbewerb“ durchgeführt, an dem sich mehr als 50 Design-Studierende aus Deutschland und Dänemark beteiligten. Die sehr kreativen Ideen konnten in konkrete Glasprodukte umgesetzt werden. Für die Preisträger übernahm die Stiftung, neben Geldpreisen, auch die Kosten für ein mehrwöchiges Praktikum in der Glasmanufaktur. RUTH UND WILLI BIERMANN-STIFTUNG Klausheide 11 32130 Enger Telefon (05224) 28 22 willibiermann@teleos-web.de Die Stiftung wurde 2005 von den Eheleuten Ruth und Willi Biermann gegründet. Ihr Zweck ist die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens, insbesondere von krebskranken Kindern in Form von Unterstützung bedürftiger Personen, von Einrichtungen zur Behandlung krebskranker Kinder und der Unterstützung von Forschung und Lehre zur Bekämpfung von Krebserkrankungen bei Kindern sowie die Förderung der Altenhilfe, insbe-

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sondere die Hilfe von alten bzw. bedürftigen Personen mit oder ohne Demenz, ebenso die Unterstützung und / oder die Unterhaltung von Einrichtungen. STIFTUNG DIE GRÜNE STADT Kapellstraße 17a 40479 Düsseldorf Telefon (0211) 68 78 30-0 | Fax -68 info@die-gruene-stadt.de www.die-gruene-stadt.de

Im Herbst 2009 gründete sich aus dem gleichnamigen Forum die Stiftung DIE GRÜNE STADT. Zweck ist die Förderung des Umweltschutzes, der Wissenschaft und Forschung sowie des bürgerschaftlichen Engagements. Die Stiftung bietet Städten und Gemeinden, Unternehmen, Organisationen und Bürgern Informationen und Kontakte zu Freiraum- und Grün-

themen. Das Spektrum reicht von Themen der Stadtklimatologie über Biodiversität zu Gesundheit und Lebensqualität. Ziel ist die Bewusstseinsbildung bei jeglichen Entscheidungsträgern, dass Art, Größe und Gestaltung von Grünflächen bei Neu- und Umbauten in Städten feste Bestandteile der Planung sind. STIFTUNG FRIEDEHORST Rotdornallee 64 28717 Bremen Telefon (0421) 63 81-0 info@friedehorst.de www.friedehorst.de

Die Stiftung Friedehorst in Bremen, gegründet 1946/47, bietet Pflege, Betreuung, Rehabilitation und Hilfe zur beruflichen Neuorientierung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie umfasst Einrichtungen für ältere und behinderte Menschen, ein Berufsförderungswerk und ein Neurologisches Rehabilita-

tionszentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Zudem sind ein ambulanter Kinderhospizdienst, der Familien mit lebensbedrohlich erkrankten Kindern betreut, das evangelische Nebelthau-Gymnasium sowie eine Altenpfle-

geschule Teil von Friedehorst. Mit rund 1.400 Mitarbeitenden gehört der Anbieter sozial-diakonischer Dienstleistungen zu den größten Arbeitgebern in Bremen-Nord und betreut mit seinen Angeboten rund 2.000 Menschen jährlich. Die Stiftung Friedehorst ist Mitglied im Diakonischen Werk Bremen und gehört zur Bremischen Evangelischen Kirche. STIFTUNG GESELLSCHAFT MACHT SCHULE GEMEINNÜTZIGE GMBH Waltherstraße 23 80337 München Telefon (089) 54 47 96 85-11 info@gesellschaft-macht-schule.de www.gesellschaft-macht-schule.de

Die seit 2003 tätige Stiftung setzt sich für mehr Chancen von Kindern und Jugendlichen mit herkunftsbedingten Bildungsnachteilen ein. Diese haben überwiegend einen Migrations-, teilweise auch

einen Fluchthintergrund. Die Stiftung arbeitet eng mit Grund- und Mittelschulen in sozialen Brennpunkten in München zusammen. Ihre Projekte verfolgen ein übergeordnetes Ziel: Werte des Miteinanders vermitteln, das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen stärken sowie deren Potenziale fördern. Die Stiftung ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und wurde für ihre Arbeit im Rahmen von „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. 2015 erhielt sie für das Projekt „Team und Sport“ das PHINEO-Wirkt-Siegel. Ihre Projekte werden durch Spenden und öffentliche Gelder ermöglicht.


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Deutsche Bank Deutsche Bank Wealth Management Kontakt

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Bank J. Safra Sarasin (Deutschland) AG Vermögensanlage Kontakt

Detlef Lau | Institutionelle Kunden Taunusanlage 17 | 60325 Frankfurt am Main Telefon (069) 71 44 97-352 | Fax -199 detlef.lau@jsafrasarasin.com www.jsafrasarasin.de

» » » Die Bank J. Safra Sarasin agiert mit einer konsequent nachhaltigen Ausrichtung. An weltweit 30 Standorten beschäftigt die Gruppe mehr als 2.100 Mitarbeiter. Sie wurde von der Welt / Welt am Sonntag im Rahmen der Untersuchung „Die Elite der Stiftungsexperten“ mit der goldenen Pyramide für besonders herausragende Beratungsqualität im Stiftungswesen ausgezeichnet. In der J. Safra Sarasin-Gruppe wird das Vermögen von über 100 Stiftungen verwaltet. Die Bank berät Stiftungen in Fragen der Administration sowie in der Vermögensverwaltung. Die speziell für deutsche Stiftungen konzipierten Produkte, z.B. Fonds (SarasinFair­Invest) und andere banknahe Dienstleistungen, erhalten Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zu Sonderkonditionen.

Evangelische Bank eG Kontakt

Dr. Franziska Nocke Seidlerstraße 6 | 34117 Kassel Telefon (0561) 78 87-1300 | Fax -4670

» » » Die Evangelische Bank eG ist ein genossenschaftlich organisiertes, nachhaltiges Kreditinstitut. Als moderner Finanzdienstleister bietet sie Spezial-Know-how und umfassende Finanzlösungen für den kirchlich-diakonischen und sozialen Bereich. Dazu zählt ein kompetentes Stiftungsmanagement von der Gründung bis zur professionellen Verwaltung des Stiftungsvermögens. Mit einer Bilanzsumme von 7 Milliarden Euro stellt die Evangelische Bank die größte Kirchen­bank dar und zählt zu den zehn größten Genossenschaftsinstituten in Deutschland. Als nachhaltig führende Kirchenbank Deutschlands ist sie ein spezialisierter Finanzpartner der Kirchen, Diakonie, Caritas, Freien Wohlfahrtspflege und der Sozialwirtschaft. Rund 500 Mitarbeiter betreuen bundesweit etwa 19.000 institutionelle Kunden und ca. 72.000 private Kunden an 16 Standorten.

DATEV eG Kontakt

Manuela Spinger Paumgartnerstraße 6–14 | 90329 Nürnberg Telefon (0911) 319 33 07 manuela.spinger@datev.de www.datev.de

» » » Die DATEV eG zählt zu den größten Informationsdienstleistern und Softwarehäusern in Europa. Seit 1966 nutzen Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und mittelständische Unternehmen die Lösungen der DATEV. So bietet DATEV unter anderem ein Branchenpaket für Stiftungen an, welches auf dem Standardkontenrahmen (SKR49) basiert. Mit der Kostenrechnung können Stiftungen den Nachweis der Mittelherkunft und -verwendung erbringen und einzelne Treuhandvermögen und geförderte Projekte voneinander abgrenzen. Mit dem Spendentool lassen sich Spender verwalten und Spendenquittungen erzeugen. Der Steuerberater ist dafür der richtige Ansprechpartner.

GLS Bank Kontakt

Rebecca Weber, Vermögensmanagement Telefon (0234) 57 97-54 92 | Fax -51 40 rebecca.weber@gls.de www.gls.de/vermoegensmanagement

» » » Als erste sozial-ökologische Bank setzt die GLS Bank konsequent auf Nachhaltigkeit und Transparenz. Seit mittlerweile über 40 Jahren begleitet die GLS Bank Stiftungen dabei, ihr Stiftungsvermögen auch als gesellschaftliches Gestaltungsmittel einzusetzen. Im Rahmen unserer Beratung bieten wir sogar ausschließlich Vermögensanlagen an, die sich ganz sicher auch im Einklang mit Ihrem Stiftungsauftrag und den Ihrer Stiftungsidee zugrunde liegenden Werten befinden. Ihre Anforderungen bezüglich Sicherheit, Verfügbarkeit und ökonomischer Rentabilität berücksichtigen wir dabei gezielt. Ganz im Sinne von Mission Investing beraten wir auch Sie gerne bei der Identifikation von Anlagen, die Ihren Stiftungszweck aktiv befördern.


StiftungsWelt 03-2016

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KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und allgemeine Stiftungsberatung Kontakt

Sascha Voigt de Oliveira Klingelhöferstraße 18 | 10785 Berlin Telefon (030) 20 68 44 66 | Fax 0180 21 19 91-06 22 svoigtdeoliveira@kpmg.com www.kpmg.de/stiftungen

» » » KPMG ist ein Firmennetzwerk mit mehr als 162.000 Mitarbeitern in 155 Ländern. Auch in Deutschland gehört KPMG zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen. KPMG ist seit Jahrzehnten eng mit dem Stiftungssektor verbunden. Reinhard Goerdeler, Gründungsmitglied unserer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, faszinierte das Stiftungswesen schon im Studium. Später war er auch Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Dieser Tradition fühlen wir uns verpflichtet. Wir wissen, was Stifter bewegt und wie wichtig ihr Engagement für die Gesellschaft ist. Neben fachlichem Know-how verfügen unsere Spezialisten über umfangreiche Branchenkenntnisse und langjährige Erfahrung in der Beratung von Stiftungen und Stiftern.

VESCORE Kontakt

Foto: rawpixel.com / fotolia.com

Frank Wettlauffer Leiter Institutionelle Kunden Deutschland Freie Strasse 90 4051 Basel (Schweiz) Telefon +41 58 7020 480 frank.wettlauffer@vescore.com

» » » Die Beratung und Betreuung deutscher Stiftungen im Bereich nachhaltiger Kapitalanlagen ist ein Schwerpunkt der Vescore AG. Das aus der Notenstein Asset Management hervorgegangene Unternehmen verfügt über langjährige Kompetenzen auf den Gebieten nachhaltige und quantitative Investments. Vescore, ein Unternehmen der Raiffeisen Schweiz, beschäftigt 190 Mitarbeitende und betreut Vermögen in Höhe von 13 Milliarden Euro. Ansprechpersonen sind unsere langjährigen Stiftungsexperten Sonja Gebhard und Frank Wettlauffer. Für die nachhaltigen Investments sind Andreas Knörzer und sein seit vielen Jahren eingespieltes Team verantwortlich. Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erhalten Sonderkonditionen bei ihren Kapitalanlagen.

Pictet-Gruppe Kontakt

Frank Böhmer Pictet Asset Management Neue Mainzer Straße 1 60311 Frankfurt am Main Telefon (069) 79 50 09-24 | Fax -49 www.pictet.com

» » » Die 1805 in Genf gegründete Pictet-­ Gruppe zählt heute zu den führenden unabhängigen Vermögensverwaltern Europas. Die von ihr verwalteten und verwahrten Vermögen beliefen sich Ende Dezember 2014 auf rund 362 Milliarden Euro. Die Pictet-Gruppe ist ein ausschließlich von derzeit sieben Eigentümern geführtes Unternehmen, deren Grundsätze bezüglich Eigentumsübertragung und Nachfolgeregelung sich seit Gründung nicht verändert haben. Diese Grundsätze bilden die Basis für eine kollegiale Geschäftsführung und einen ausgeprägten Unternehmergeist. Darüber hinaus führen sie zu einer auf Langfristigkeit ausgelegten Geschäftsstrategie, einem nachhaltigen Engagement der Teilhaber sowie einem vorsichtigen Risikomanagement.

Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA Stiftungsspezifische Vermögensverwaltung, Beratung von Stiftern und Stiftungen Kontakt

Stephan George Direktor Stiftungsmanagement Telefon (0221) 145-19 17 stephan.george@oppenheim.de www.oppenheim-stiftungen.de

» » » In der Vermögensverwaltung betreut und berät das traditionsreiche Bankhaus Stifter, Stiftungen und kirchliche Institutionen. Mit einem einzigartigen Investmentprozess, der private und institutionelle Anforderungen gleichermaßen berücksichtigt, sowie produktunabhängiger Beratung richtet sich Sal. Oppenheim ganz an den besonderen Bedürfnissen seiner Kunden aus. In der Tradition eigenen gesellschaftlichen Engagements ist nachhaltiges und ethisch verantwortungsvolles Investieren für Sal. Oppenheim gelebte Praxis. Für ihre Expertise in der stiftungsspezifischen Vermögensanlage und in der Beratung von Stiftern wurde die Bank vielfach ausgezeichnet. So führt Sal. Oppenheim seit sechs Jahren die „Ewige Bestenliste“ im Stiftungsmanagement des Fachmagazins FUCHSBRIEFE an.

Weberbank Actiengesellschaft Unabhängige Vermögensverwaltung Kontakt

Karin Kohler Hohenzollerndamm 134 | 14199 Berlin Telefon (030) 89 79 8-176 | Fax -599 karin.kohler@weberbank.de www.weberbank.de

» » » Die Hochachtung vor dem, was Menschen geleistet haben, beeinflusst jede ­Entscheidung. Die nachhaltige Anlagephilosophie der Weberbank, die den Werterhalt und langfristigen Erfolg in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt, entspricht dem Wesen der meisten Stiftungen. Mit individueller Beratung und Zeit für ein Gespräch erarbeitet die Weberbank gezielt Chancen für den Erhalt und das Wachstum des Vermögens ihrer Kunden. Die Weberbank ist als Privatbank in allen Bereichen rund um das Thema Finanzen hervorragend aufgestellt. Kompetenz und Klasse, Unabhängigkeit und Objektivität sowie Maßarbeit und Individualität sind die Eckpfeiler ihres Erfolges.

Stiftungspartner-Suche

Rund 230 Stiftungspartner des Bun­des­verbandes Deutscher Stiftungen finden Sie über die Stiftungs­ partner-­Suche unter www.stiftungen. org/stiftungs­partner. Stiftungspartner sind als kommerzielle Freunde des ­Stiftungswesens Mitglied im Bundesverband und h ­ aben sich auf die spezifischen Anforderungen von Stiftungen eingestellt. Recherchieren Sie online nach Dienstleistungen für ­kleine, mittlere und große ­Stiftungen, ­sortiert nach Bundes­ ländern, sowie nach Sonderkondi­ tionen für M ­ itglieder. Weitere Informationen  berenike.wiener@stiftungen.org Telefon (030) 89 79 47-45


76 StiftungsWelt 03-2016

Service

Tipps und Beratung für Stiftungen zu Management, Recht und Finanzen

RECHT

Risiken erkennen, Fehler vermeiden » » » Die Organe und Mitarbeiter von Stiftungen stehen vor der Herausforderung, eine immer größer werdende Masse an Gesetzen, Verwaltungsanweisungen, zunehmend auch an Gerichtsentscheidungen zu beachten. Hinzu kommen Empfehlungen und Vorgaben des In­ stituts der Wirtschaftsprüfer (IDW), des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), des Spendenrats etc. Die Liste der Regeln ist lang: das stiftungsrechtliche Gebot der Werterhaltung, das gemeinnützigkeitsrechtliche Gebot der zeitnahen Mittelverwendung, die Möglichkeiten und Grenzen der Rücklagen- und Vermögensbildung, die Angemessenheit der Organvergütung sowie der Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit und Spendenwerbung, das gemeinnützigkeitsrechtliche ProbDr. Christian Kirchhain LL.M.  lem defizitärer Verist Rechtsanwalt, Fachanwalt für mögensanlagen und Steuerrecht und Steuerberater. Kirchhain ist Assoziierter Partner im Bonner Büro der steuerpflichtiger TätigSozietät Flick Gocke Schaumburg mit dem keiten, die „richtige“ Beratungsschwerpunkt „Recht und Steuern gemeinnütziger Organisationen“. Ausschüttungspolitik Weitere Informationen  eines Beteiligungswww.fgs.de unternehmens, die

Ausstellung zutreffender Zuwendungsbestätigungen einschließlich der korrekten Bewertung von Sachspenden, nicht zuletzt eine korrekte Rechnungslegung. Besondere Mühe bereitet es, dass einzelne Sachverhalte mitunter unterschiedlich zu beurteilen sind. Man denke etwa an die Rechnungslegung, wo das Landesstiftungsrecht, das Handelsgesetzbuch, das Steuerrecht, ggfs. auch das IDW und das DZI unterschiedliche Anforderungen stellen. Gründe, über Compliance ­nachzudenken Vor diesem Hintergrund stellt sich für Stiftungen die Frage, wie sie bei Risiken Vorsorge leisten können, d.h., wie sie sich vor Beanstandungen der Stiftungsaufsicht, vor der Aberkennung der Gemeinnützigkeit und vor Steuerschulden schützen können. In aller Munde ist der Begriff „Compliance“, neudeutsch für Regelkonformität. Für die verantwortlichen Stiftungsorgane stellt sich die Frage: Brauchen wir Compliance? Wann ist Compliance für uns sinnvoll? Wie gehen wir praktisch vor? Eine ausdrückliche gesetzliche Regelung zu Compliance für Stiftungen besteht nicht. Gleichwohl kann – je nach Risikopotenzi-

al bei der konkreten Stiftung – aus der allgemeinen Sorgfaltspflicht der Stiftungsorgane die Pflicht erwachsen, ein sogenanntes Compliance Management System (CMS) einzuführen. ­Daher ist es ratsam, unter Beachtung der Besonderheiten der konkreten Stiftung über die Einführung eines CMS nachzudenken. Denn es kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, stiftungs-, gemeinnützigkeits- und einzelsteuerrechtliche Risiken besser zu erkennen und Fehler in der täglichen Stiftungsarbeit erst gar nicht entstehen zu lassen. Die Risiken rechtlich relevanter Fehler zu erfassen und zu vermitteln, die verantwortlichen Organe und Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren und bei Zweifeln zum Nachfragen zu bewegen – gerade in diesem Punkt besteht ein erheblicher praktischer Vorteil eines CMS. Darüber hinaus kann die Einführung eines CMS das Risiko strafund ordnungswidrigkeitsrechtlicher Sanktionen gegen die handelnden Personen verringern, auch wenn es keinen „Vollkaskoschutz“ bietet. Speziell für das Steuerrecht hat die Finanzverwaltung im Frühjahr dieses Jahres per Erlass festgeschrieben, dass ein „innerbetriebliches Kontrollsystem“ ein „Indiz“ dafür

Foto: Neuhaus

Wie ein internes Kontrollsystem bei der Bewertung von stiftungs-, gemeinnützigkeits- und einzelsteuerrechtlichen Risiken helfen kann


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sein könne, dass ein Steuerpflichtiger einen Fehler nicht vorsätzlich oder leichtfertig begangen habe (BMF-Schreiben vom 25.04.2016, Az.: IV A 3 – S 0324/15/10001 u.a., Bundessteuerblatt Teil I 2016, S. 490). Diese Indizwirkung ist nicht zu unterschätzen, weil Finanzämter – wie übrigens auch Stiftungsbehörden – spürbar zunehmend ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen, ein strafrechtliches Verfahren gegen Organmitglieder einzuleiten, wenn sie den Anfangsverdacht einer Straftat oder einer Ordnungswidrigkeit erkennen. Compliance-Risiken Der Kern eines CMS beschreibt stiftungs-, gemeinnützigkeits- und einzelsteuerrechtliche Risiken (sogenannte Compliance-Risiken). Bei Förderstiftungen besteht z.B. das Risiko, Zuwendungen nicht an eine „richtige“ Empfängerkörperschaft oder nicht für den „richtigen“ Verwendungszweck zu leisten. Ein häufig zu beobachtendes Risiko sind unerkannte steuerpflichtige wirtschaftliche Geschäftsbetriebe, z.B. die Versteigerung gespendeter Sachgegenstände zugunsten einer anderen gemeinnützigen Einrichtung. Dies gilt auch für nicht erkannte umsatzsteuerpflichtige tauschähnliche Umsätze, bei denen kein Geld fließt, etwa beim Sponsoring (z.B. Sach- gegen Werbeleistung). Mitunter stellt sich die Frage nach der Abgrenzung zwischen einem echten, nicht umsatzsteuerbaren Zuschuss und einem Entgelt im Rahmen eines umsatzsteuerbaren Leistungsaustausches. Die Konzentration auf Teilbereiche Mitunter haben Stiftungsorgane die Sorge, dass ein CMS eine Fülle

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von Richtlinien mit sich bringt, die sie nicht benötigen, nicht überschauen können und sich selbst oder ihren Mitarbeitern nicht zumuten wollen. Ein gutes CMS zeichnet sich dagegen nicht durch Masse, sondern durch inhaltliche Qualität aus. In der praktischen Umsetzung ist es umso effektiver, je mehr es auf die einzelne Stiftung zugeschnitten ist. Jede Stiftung unterscheidet sich z.B. hinsichtlich Branche, Größe, Art der steuerbegünstigten Tätigkeit, geografischem Bezug, der konkreten Zusammensetzung des Vermögens und der konkreten Art der Mittelbeschaffung. Diesen Besonderheiten sollte ein CMS Rechnung tragen. Nur so kann es den Zweck erfüllen, Risiken besser zu erkennen und Fehler zu vermeiden. Denkbar ist, ein CMS auf bestimmte, für die konkrete Stiftung besonders risikobehaftete Teilbereiche zu konzentrieren. So könnte es z.B. fokussieren auf stiftungs- und gemeinnützigkeitsrechtliche Risiken (z.B. bei der Anlage des Stiftungsvermögens oder der zeitnahen Mittelverwendung einschließlich der Rücklagenund Vermögensbildung). Alternativ könnten schwerpunktmäßig bestimmte Steuerarten (z.B. die Umsatzsteuer), bestimmte wirtschaftliche Vorgänge (z.B. die Vergabe von Zuschüssen) oder sehr konkrete Detailfragen (z.B. die Vergabe von Zuschüssen an ausländische Organisationen) behandelt werden. Illustration mit Beispielen Zum besseren Verständnis und damit zur effektiveren Umsetzung bietet es sich an, die im CMS behandelten Risiken anhand abstrakter Praxisfälle zu illustrieren, wie sie in der konkreten Stiftung

regelmäßig vorkommen. Damit lassen sich überdimensionierte und formalistische Strukturen vermeiden. Beispiel: Eine Förderstiftung möchte einer anderen gemeinnützigen Organisation mit Sitz im Ausland einen erheblichen Geldbetrag zuwenden. Davon ausgehend, könnte beschrieben werden, welche Punkte aus steuerrechtlicher Sicht beachtet werden müssen, z.B. ob die ausländische Organisation eine Körperschaft ist (Rechts­ typenvergleich), ob diese steuerbegünstigte Zwecke nach deutschem Rechtsverständnis verfolgt und ob die besonderen gesetzlichen Dokumentationserfordernisse bei grenzüberschreitenden Sachverhalten eingehalten werden. Praktische Umsetzung Die verantwortlichen Organe sollten sorgfältig überlegen, ob und in welchem Umfang die Einführung eines CMS für ihre Stiftung sinnvoll ist. Bei der Bestimmung des konkreten Zuschnitts ist wesentlich, dass die Organe und Mitarbeiter der Stiftung die Vorgaben im CMS in ihrer täglichen Arbeit auch beachten und einhalten und dies wiederum regelmäßig kontrolliert wird. Nur so kann ein CMS seinen Zweck erfüllen, Risiken besser zu erkennen und Fehler zu vermeiden. In einem CMS sollte zugleich geregelt werden, wer was wann wie kontrolliert und wer wen bei rechtlichen Zweifeln fragt (sogenanntes Compliance-Programm). Bei größeren Stiftungen bietet es sich an, ein CMS im Mitarbeiterstab mündlich zu erörtern und ggfs. regelmäßig Inhouse-Schulungen zu veranstalten. Entscheidend ist, was für die konkrete Stiftung zweckmäßig ist. « « «


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management

Personalentwicklung professionalisieren

» » » Viele Stiftungen verstehen sich als Innovatoren. Aber wer im Äußeren gestalten und Wirkung erzielen möchte, sollte sich als Organisation im Blick behalten. Stiftungen benötigen Know-how, wie sie ihre Mitarbeitenden beim Agieren in einem dynamischen Umfeld unterstützen, damit der Stiftungsauftrag erfüllt werden kann. Gesellschaftliche Anliegen müssen frühzeitig erkannt werden, Projekte können sich verändern. Demografische Entwicklungen nehmen darüber hinaus Einfluss auf die Struktur der Mitarbeitenden innerhalb einer Stiftung. Je nach Projekt fehlen möglicherweise Spezialisten – und müssen intern entwickelt oder extern ins Projekt geholt werden. Innovation setzt kompetente Mitarbeitende voraus. Für Roland Bender, Personalverantwortlicher bei der Robert Bosch Stiftung, ist darum die Lernbereitschaft der Mitarbeitenden eine wegweisende Fähigkeit: „Lernen ist für Dr. Cornelia Knoch  uns eine zentrale Vorist Inhaberin der Dr. Cornelia Knoch aussetzung für gesellBeratung mit den Arbeitsschwerpunkten Personalentwicklung und Führung. Sie coacht schaftliche InnovatioFührungskräfte, begleitet Kulturentwicknen.“ Er ergänzt: „Alle lungsprozesse und entwickelte den Lehrgang Personalentwicklung an der Pädagogischen müssen sozusagen Hochschule Zürich. ‚ihre Sensoren ausWeitere Informationen  fahren‘, um frühzeitig info@knoch-beratung.ch www.knoch-beratung.ch im Gespräch mit den Partnern zu erkennen,

welche Problemlagen und gesellschaftlichen Fragestellungen sich abzeichnen.“ Entwickeln: Was und wie? Damit Lernanlässe allerdings als solche erkannt und über den Zufall hinaus institutionalisiert genutzt werden, müssen Stiftungen intern klären, was sie überhaupt unter Entwicklung und Innovation verstehen – und wie sie damit ganz konkret umgehen. Aus der Konsequenz heraus, sich als lernende Organisation zu begreifen, setzt sich z.B. die Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen jedes Jahr einen besonderen Entwicklungsschwerpunkt. Dabei ist dieser kein Selbstzweck, sondern eine gezielte Strategie im Umgang mit Dynamiken und Veränderungen im Umfeld, die Pia Elisabeth Liehr, Mitglied der Geschäftsleitung, als interne Chancen wahrnimmt: Gespräche, die in allen Bereichen der Organisation geführt werden, dienen dazu, Anliegen frühzeitig zu identifizieren und in der Geschäftsleitung auszuwerten. 2015 wurde so der Entwicklungsschwerpunkt „Blick in Stiftungen“ definiert und Hospitationen in Mitgliedsstiftungen angeboten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten Stiftungen von innen heraus kennenlernen – und über den Perspektivwechsel neues Potenzial in der Dachorganisation erschließen.

Differenzieren: Standards und Tools intelligent und flexibel ­einsetzen Ein solches Commitment für Entwicklung ist Ausdruck einer spezifischen Organisationskultur. Beispiele solcher Art liefern wertvolle Impulse für die eigene Personalentwicklung. Deren Passgenauigkeit muss allerdings jede Stiftung für sich selbst herausfinden. Entwicklungsprozesse funktionieren maßgeschneidert – hin auf die Einzig- und Eigenartigkeit einer Stiftung. Differenzieren ist hierbei zugleich Richtschnur und Qualitätsmerkmal. Differenzieren beinhaltet den intelligenten und flexiblen Einsatz von Leitlinien, Standards und Tools. Diese müssen der Organisation dienen, nicht umgekehrt. Tragen sie zur Effizienz und Effektivität bei? So stellt sich z.B. die Robert Bosch Stiftung die Frage, welche Weiterbildungsformate in Zukunft verstärkt den sich wandelnden Leistungsanforderungen Rechnung tragen. Erleichtern die eingesetzten Mittel die tägliche Arbeit? Oder bürokratisieren sie und ersticken so Innovation im Keim? Für den Bundesverband ist der interne Austausch für Entwicklungsprozesse matchentscheidend. Darum werden verschiedene, flexible Angebote zur Vernetzung bereitgestellt. Diese Flexibilität beinhaltet z.B. im Rahmen des Entwicklungsschwerpunktes 2015 Mittagskollegs oder Spotlights, bei denen

Foto: Iconiq Fotostudio Zürich

Wie Stiftungen Personalentwicklung für Innovationen nutzen können. Mit Beispielen aus dem Bundesverband Deutscher Stiftungen und der Robert Bosch Stiftung


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Erfahrungen aus den Hospitationen „von Kollegen für Kollegen“ weitergegeben wurden. Die Formen der Vernetzung passen dabei zur Kultur der Dachorganisation – und heben sich bewusst von gängigen Standardisierungs- und Messbarkeitsgedanken ab. „Wir lieben das Informelle! Das ist unser Erfolgsfaktor und das müssen wir kommunizieren“, so Liehr. Differenzieren bedeutet aber auch, dass alle auf Entwicklung ausgerichteten organisationalen Ansatzpunkte vom gleichen Grundgedanken getragen und darüber hinaus verzahnt sind – von der Vision hin zu den Leitlinien wie Führungsgrundsätze bis zu den

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Instrumenten. Wird der Entwicklungsgedanke im Dienst der Innovationsabsicht einer Stiftung ernst genommen, müssen Überlegungen zur Personalentwicklung die Stiftungsstrategie unter dem Blickwinkel Mitarbeiterpotenzial inhaltlich bereits mitstrukturieren. Beim Bundesverband ist die Entwicklung der Mitarbeitenden immer auf dem Monitor der Geschäftsleitung – und im Dienst der lernenden Organisation. Liehr: „Personalentwicklung ist ein Wert für uns.“ Individualisieren: Vielfalt als ­Ressource nutzen Die Mitarbeitenden sind die Erfolgsfaktoren einer Organisation.

Um ihre Individualität als Potenzial zu erschließen, muss der stiftungsspezifische Rahmen mit Abläufen und Arbeitsformen als Katalysator wirken können. Studien verweisen darauf, dass heterogene Personalstrukturen großes Innovationspotenzial bergen und so maßgeblich zur Zukunftssicherung einer Organisation beitragen. Das gelingt allerdings nur, wenn die eben genannten Parameter erfüllt sind – und eine entsprechende Begleitung durch die Führungskräfte sichergestellt ist, z.B. im Dienste einer effizienten und konfliktfreien Zusammenarbeit. Dass dies nicht einfach geschieht, sondern über die Geschäftsleitungsebene geAnzeige

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steuert werden muss, spiegelt der Bundesverband. Hier ist die Personalentwicklung strukturell im Bereich Mitglieder und Verbandsentwicklung verankert. Liehr versteht sich in ihrer Funktion als Koordinatorin, die die Entwicklungsanliegen in der Organisation aufnimmt und in der Geschäftsleitung zum Thema macht. Führungskräfte müssen darüber hinaus beim Einzelnen genau hinsehen. „Ich spreche an, wenn ich sehe, dass jemand Potenzial hat“, so Liehr. Das bedingt, dass Vorgesetzte aktiv die Erwartungen des Mitarbeitenden klären. Das Erschliessen des individuellen Potenzials muss dabei nicht zwangsläufig in typischen hierarchischen Karrieren münden. Eine individualisierte Personalentwicklung schafft auf der Grundlage der Lebenszyklus­orientierung z.B. über Nischen Lösungen. Sie kann in diesem Zusammenhang u.a. den Weg des Experten anbieten. Individualität muss also als Wert verstanden und durch vielfältige Angebote für die Entwicklung abgeholt werden. Bender benennt in diesem Zusammenhang individualisierte Lernformen als ein Weiterbildungsformat der Zukunft. Eine individualisierte Personalentwicklung anerkennt auch, dass Entwicklungswege aus der Stiftung hinausführen können. Führungskräfte beim Bundesverband verstehen sich darum auch als Begleiter eines individuellen Karriereabschnitts. Das ist kein Laissez-faire, sondern explizites Selbstverständnis einer gelebten Führungskultur. Liehr: „Eigentlich wollen wir Kollegen auch befähigen, sich auf andere Stellen zu bewerben.“ Wenn eine Stiftung ein Karrierebedürfnis nicht mehr adäquat

befriedigen kann, ist eine solche Haltung sowohl für die Organisation als auch für den Mitarbeitenden hilfreich, denn derjenige, der sich solchermassen begleitet und unterstützt aus der Stiftung löst, trägt die gemachten Erfahrungen im positiven Sinn weiter – und kehrt vielleicht einmal mit einem umfassenden Organisationsblick in die Stiftung zurück. Führen: Führungskompetenzen entwickeln Führungskräfte müssen wissen, wie sie mit der beschriebenen Vielfalt umgehen, damit Innovationspotenziale entfaltet werden können. Ihre Begleitung der Mitarbeitenden stellt die Qualität der internen Kooperation und Kommunikation als Basis des Erfolgs einer Stiftung sicher. Heterogene Altersstrukturen alleine führen nicht zu Performanz. Sie müssen adressatenorientiert angesprochen und konstruktiv innerhalb der Struktur vernetzt werden, damit z.B. in Projekten und Teams effektiv und effizient zusammengearbeitet werden kann. Eine Führungskraft stellt die notwendigen Rahmenbedingungen her. Sie variiert ihr Führungsverhalten entsprechend. Sie weiß z.B., dass Generationen verschieden sozialisiert sind und aufgrund ihrer jeweiligen Lebensphasen unterschiedliche Bedürfnisse an ihre Aufgabenstellungen und ihr Umfeld haben. Die Reflexion des eigenen Führungshandelns ist darum ein zwingender Qualitätsanspruch an die eigene Arbeit. Jede Situation und jeder Mitarbeiter kann die Kraft haben, einen neuen Aspekt in die eigene Führungserfahrung hineinzutragen. Führen zu können entwickelt und differenziert sich

ein Berufsleben lang. Stiftungen müssen darum über alle Ebenen hinweg in die Entwicklung von Führungskompetenzen investieren. Vorgesetzte sind Vermittler der impliziten und expliziten Leitplanken einer Stiftung. Sie sind die Träger der spezifischen Stiftungskultur. Sie sorgen dafür, dass die Strategie und die Ziele einer Stiftung umgesetzt werden. Beim Bundesverband löst z.B. der unbürokratische Austausch untereinander und eine Kultur der offenen Tür den Anspruch ein, flexibel auf Anforderungen von außen und innen zu reagieren und Lösungen für kurzfristigen Entwicklungsbedarf bereitzustellen. Führungskräfte wirken auf diese Weise maßgeblich auf die Motivation, die Qualifikation und die Bindung der Mitarbeitenden ein. Sie haben eine hohe Verantwortung. Für den Personalverantwortlichen der Robert Bosch Stiftung ist die Rolle der Führung darum auch eine zentrale Frage der Zukunft, die sich im dynamischen Zusammenspiel aus Vision, Strategie und Kultur der Stiftung neu definieren muss. Attraktivität nutzen: Heraus­ forderungen der Zukunft managen Lern- und Entwicklungsprozesse lassen sich nicht im Voraus berechnen. Allerdings helfen bestimmte Parameter und Rahmenbedingungen, sie zu initiieren und konstruktiv zu unterstützen. Eine gelungene Durchmischung von Jung und Alt als Indikator für eine erfolgreiche Zukunftsbewältigung kann nur durch einen entsprechenden organisationalen Rahmen, der die Begleitung durch die Führungskräfte und die Gestaltung der Aufgaben und Arbeitsformen beinhaltet, Sy-


StiftungsWelt 03-2016 » » » Service

nergien entfalten. Leitlinien, Standards und Tools müssen Entwicklungsprozessen dienen, nicht umgekehrt. Sie dürfen nicht zu mehr struktureller Komplexität und damit Ineffizienz beitragen. Sie müssen weiterhin Neugier auf die Aufgaben und auf das Umfeld zulassen – und nicht langweiligen Routinen im Namen des organisationalen Lernens Vorschub leisten. Eine dosierte Anwendung standardisierter Prozesse und Instrumente, die Raum für flexible Ausgestaltung lässt, ist darum empfehlenswert. Eine in diesem Sinn differenziert umgesetzte Personalentwicklung wirkt auch auf der strategischen Ebene der Stiftung mit. Diese strukturiert sie un-

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ter dem Blickwinkel Mensch = Ressource = Innovationspotenzial mit. Das bedingt, den Mitarbeitenden in seiner Individualität zu respektieren und zu verstehen – und mit Vielfalt umgehen zu können. Das Entwickeln von Führungskompetenzen innerhalb einer Stiftung ist darum erfolgsrelevant. Voraussetzung hierfür ist ein gemeinsames Führungsverständnis, z.B. auf Basis einer Wertediskussion. Studien belegen, dass Vorgesetzte wesentlich zur Bindung der Mitarbeitenden an eine Organisation beitragen. Angebote zur Entwicklung, differenziert, individualisiert und durch die Vorgesetzten kompetent begleitet, signalisieren die

Wertschätzung der Mitarbeitenden. Eine so verstandene und gelebte Personalentwicklung trägt maßgeblich zur Attraktivität einer Stiftung als Arbeitgeber bei, die nach innen und außen nachhaltige Wirkung entfaltet. Hierbei spielt die zuvor beschriebene Passgenauigkeit eine Rolle, damit keine Allgemeinplätze besetzt werden. Kongruentes Handeln innen und außen trägt Lesetipp dazu bei, dass eine Beispiele und Zitate aus: Knoch, Cornelia; Stiftung in ihrem UmProfessionalisierung von Personalentwicklung. Springer Gabler Verlag. Wiesbaden feld als Arbeitgeber 2016. 205 Seiten. 29,99 Euro. hervortritt – und so einen günstigen Rahmen für Innovationen herstellt. « « « Anzeige

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Stiftungskommunikation

Das Prinzip Selbstbedienung Wie Stiftungen Inhalte für digitale Medien aufbereiten

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Von sich selbst lernen Das hat Folgen für die professionelle Stiftungskommunikation. Grundsätzlich kommt es hier auf eine neue Kultur der Kommunikation an; die technischen Mittel sind relativ simpel zu bedienen. Der Schlüssel zum Erfolg ist die klare Kenntnis der Zielgruppen, die erreicht werden sollen, und vor allem ihrer Gewohnheiten. Denn Gewohnheiten steuern Tagesabläufe und damit Kommunikationsmuster. Eine wache Beobachtung des eigenen Umfeldes ist darum unerlässlich, auch ein Blick auf die eigenen Kommunikationsgewohnheiten der Mitar-

beitenden von Stiftungen. Oftmals kann man schon von sich selbst eine ganze Menge lernen. Aufwendige Untersuchungen oder Marktforschungen sind gar nicht notwendig. Hier sollten Stiftungen genauso vorgehen, wie es Medienunternehmen seit mehreren Jahren zunehmend besser und konsequenter umsetzen. Wer den Alltag seiner Adressaten kennt, der kann auch definieren, wann und wie diese für Informationen offen sind, weil sie sie als relevant wahrnehmen. Das hat noch gar nichts mit digitalen Plattformen, Technologien oder Kanälen zu tun. Die kommen erst relativ spät ins Spiel. Von der Zielgruppe her denken Auf der Basis von klaren Kenntnissen über die Interessengruppen, die eine Stiftung erreichen will, muss ein Abgleichprozess ansetzen. Erster Schritt: Welche Themenbereiche und Botschaften der Stiftung sind für welche Zielgruppen in

deren Alltagserleben relevant? Die Öffentlichkeit ist keine homogene Gruppe, sondern fragmentiert in diverse Untergruppen, die jeweils gemeinsame Alltagserfahrungen, Bedürfnisse und Informationsgewohnheiten teilen. Darauf muss als zweiter Schritt ein klarer „Channel-Customer-Fit“ folgen. Das bedeutet, dass zu den identifizierten Gruppen bestimmte Kanäle und Kommunikationswerkzeuge passen – und andere dagegen überhaupt nicht. Es kommt also nicht darauf an, welche Plattformen oder Dienste die Stiftung gerne nutzen möchte, weil diese aus ihrer Sicht am besten zur Stiftung passen. Sondern der richtige Weg ist konsequent andersherum. Detaillierte Studien und Untersuchungen zur Mediennutzung gibt es im Überfluss. Im dritten Schritt geht es darum, die Inhalte an die jeweiligen Kommunikationswege und Kanäle anzupassen. Botschaften werden

Erfolgsregeln für die digitale ­Kommunikation 1. Verschaffen Sie sich ein klares Bild der Alltagswelt Ihrer ­Zielgruppen! 2. Finden Sie die Themengebiete, die für die jeweiligen ­(Unter-)­Zielgruppen relevant sind! 3. Ordnen Sie den Gruppen die passenden Kommunikationskanäle und Plattformen zu! 4. Bereiten Sie die Inhalte passend zu den Kanälen auf! 5. Machen Sie die Gesamtheit Ihres Informationsangebotes für ­Interessenten und Nutzer kuratierbar!

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Prof. Dr. Andreas Moring  ist Leiter des Hamburger Campus der Business & IT School BiTS. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit sind digitale Geschäftsmodelle für Medien und Innovationsmanagement. Zuvor arbeitete er u.a. für die Axel Springer AG und die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft. Für seine journalistische Arbeit und von ihm entwickelte Produkte und Formate wurde er mehrfach ausgezeichnet. Moring konzeptioniert für Medienunternehmen und Stiftungen digitale Kommunikations- und Vertriebsstrategien.

» » » Mobil, auf Abruf und crossmedial. So lässt sich das Informations- und Kommunikationsverhalten von heute beschreiben. Informationen werden vornehmlich über mobile Geräte und soziale Netzwerke konsumiert, dazu in jeder Form von Text über Bild und Film bis zu dreidimensionalen Formaten. Das Ganze zunehmend immer weniger dem klassischen Modell entsprechend, bei dem ein Sender ein fertiges Angebot an alle potenziellen Interessenten ausstrahlt.


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auf Facebook anders verbreitet als über Twitter. Und Snapchat funktioniert nach anderen Regeln als Instagram. Die technische Umsetzung, also die sogenannte „Content Distribution“, ist heute auf allen möglichen Kanälen und Plattformen so einfach wie nie. Doch genau hierin liegt die Barriere: Gerade weil es so einfach ist, dass selbst Kinder und Jugendliche mit digitalen Diensten selbstverständlich umgehen, haben gestandene Kommunikationsprofis oftmals Hemmungen. Denn man könnte sich ja blamieren, wenn man etwas so Einfaches nicht gleich auf Anhieb versteht. Paradox, aber ein in der Praxis immer

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wieder auftretendes Muster, an dem die beste digitale Kommunikationsstrategie scheitern kann. Inhalte kuratierbar machen Ebenso wichtig ist ein weiterer Paradigmenwechsel: Digitale Kommunikation ist per se immer ein sehr dialogorientierter Prozess und ein sogenannter „Pull-Markt“, während man bei klassischen Kommunikationswegen von „Push-Märkten“ spricht. Stiftungen sollten das Ziel verfolgen, ihren Adressaten die verschiedenen Inhalte und Informationen quasi nach dem Prinzip Selbstbedienung voraufbereitet zur Verfügung zu stellen. Inhalte und Daten sollten zur Nutzung und

Verwertung von außen zugänglich und kuratierbar gemacht werden. Das bedeutet, dass Konsumenten sich aus der Vielzahl der gebotenen Informationen und Dienste, die aussuchen (oder über Algorithmen aussuchen lassen), die sie als interessant für sich erachten. Menschen sind es bei digitalen Medien­formaten gewohnt, sich aktiv in den Auswahl- und Konsum­ entscheidungsprozess einzubringen. Vernachlässigen Sie dabei nicht die klassischen Medien- und Informationswege, die für Massenreichweite und Breitenwirkung am besten geeignet sind. Sie können nicht durch digitale Kanäle und Plattformen ersetzt werden. « « « Anzeige

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Stiftungskommunikation

40 Jahre Gerda Henkel Stiftung Wie Stiftungen ihr Jubiläum begehen (Teil 9)

» » » Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren fördert die Gerda Henkel Stiftung wissenschaftliche Vorhaben aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften, v.a. der Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte. Die Kernbereiche ihrer Fördertätigkeit – Unterstützung von Forschungsprojekten, Vergabe von Promotions- und Forschungsstipendien – hat sie in den letzten Jahren durch neue operative Projekte, Sonderprogramme und Förderschwerpunkte ergänzt. Bilanz: Insgesamt rund 6.400 ForschungsproDr. Sybille Wüstemann  jekte vermitteln eileitet die Pressearbeit und das Ver­an­stal­ nen Eindruck von der tungs­­management bei der Gerda Henkel Stiftung. Vielfalt internationaler geisteswissenschaftlicher Forschung.

Björn Schmidt  ist Koordinator der Jubiläumsinitiative „40 Jahre – 40 Projekte“. Weitere Informationen  www.gerda-henkel-stiftung.de

40 Jahre – 40 Projekte Die Gerda Henkel Stiftung definiert sich in erster Linie über ihre geförderten wissenschaftlichen Vorhaben. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens wurde daher eine Initiative entwickelt, die sowohl die Projekte in den Vordergrund rückt als auch Partner zu Wort kommen lässt. Unter dem Ti-

tel „40 Jahre – 40 ­Projekte“ wird im Internet unter http://­40jahre. gerda-­henkel-stiftung.de stellvertretend für jedes Förderjahr je ein Forschungsvorhaben pro Woche präsentiert: unter Einbindung von Texten, Bildergalerien sowie eigenproduzierten Audio- und Video­ interviews mit den beteiligten Forscherinnen und Forschern. Entstanden sind Rückschauen auf ausgewählte Forschungsarbeiten, die nach der vollständigen Veröffentlichung aller Beiträge im März nächsten Jahres in einem digitalen Stiftungsmagazin erscheinen

werden. Die mitwirkenden Wissenschaftler blicken auf ihre Förderzeit und Forschungsergebnisse zurück, stellen aber auch die Langzeiteffekte ihrer Projekte dar. Der ausdrückliche Dank der Geschäftsstelle gilt den Projektpartnern, ohne deren spontane und vorbehaltlose Zusagen sie dieses Jubiläumsprojekt nicht hätte realisieren können. Für alle wissenschaftsinteressierten Nutzer bieten die Beiträge Einblicke in zentrale Aspekte geisteswissenschaftlicher Forschung. Zusatzfunktionen der Internetsei-

Gerda Henkel Stiftung Zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel errichtete Lisa Maskell, eine Enkelin des Fabrikanten Fritz Henkel, 1976 die Gerda Henkel Stiftung. Seitdem hat die Stiftung weltweit rund 6.400 Forschungsprojekte mit mehr als 140 Millionen Euro unterstützt. Ausschließlicher Zweck ist die Förderung der Wissenschaft, vornehmlich durch bestimmte fachlich und zeitlich begrenzte Arbeiten auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft an Universitäten und Forschungsinstituten. Ein besonderes Anliegen der Stiftung ist die Weiterbildung graduierter Studenten. Die Förderungen gelten den Historischen Geisteswissenschaften, vorrangig der Geschichtswissenschaft, der Archäologie, der Kunstgeschichte und historischen Teildisziplinen. Seit einigen Jahren wendet sich die Stiftung zudem im Rahmen der Sonderprogramme „Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen“ sowie „Sicherheit, Gesellschaft und Staat“ auch gegenwarts- und zukunftsbezogenen Themen zu. Im Rahmen des Lisa Maskell Stipendienprogramms werden seit 2014 junge Geisteswissenschaftler in Afrika und Südostasien gefördert. Mit ihrem Förderschwerpunkt „Patrimonies“ setzt sich die Stiftung seit 2015 verstärkt für den Erhalt kulturellen Erbes in Krisenregionen ein. Hierzu zählen auch das Engagement für Initiativen von gefährdeten und geflohenen Forschern sowie ein „Soforthilfeprogramm für Syrien“.


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ne Wissen um die Möglichkeiten, Forschung im Netz darzustellen, und die für die Umsetzung eines Vorhabens wie „40 Jahre – 40 Projekte“ wesentlichen technischen und zeitlichen Erfahrungen gingen in die Planung der Initiative ein.

te „40 Jahre – 40 Projekte“ stellen zudem Verbindungen zwischen den einzelnen Projekten her. Für die Mitarbeiter der Stiftung wiederum bietet das Jubiläumsprojekt eine Gelegenheit, sich mit der Geschichte ihres Hauses intensiver zu befassen. Bei der Vorbereitung und Umsetzung von „40 Jahre – 40 Projekte“ konnte die Geschäftsstelle an bereits vorhandene Multimedia-Erfahrungen anknüpfen. So betreibt sie seit 2010 mit „L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung“ eine Online-

plattform für den Austausch, die Zusammenarbeit und Netzwerkbildung in den Historischen Geisteswissenschaften, die bislang knapp 2 Millionen Aufrufe erzielt hat (Stand: September 2016). Zudem hat die Gerda Henkel Stiftung anlässlich des 100. Geburtstags ihrer Stifterin Lisa Maskell (1914–1998) vor zwei Jahren 100 ehemalige Promotionsstipendiaten gebeten, sich an ihre Dissertationszeit zu erinnern. Vom Frühjahr 2014 an wurde jeden Tag ein neues Kurzporträt auf der Stiftungswebsite veröffentlicht. Das in beiden Bereichen gewonne-

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Foto: Helgi Halldórsson

Fotos: Stephan Brendgen; Screenshot: Nikodem Nijaki (Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0), bearbeitet von der Gerda Henkel Stiftung

Screenshot der Jubiläumsseite

Verleihung des Gerda Henkel ­Preises Auch die Verleihung des internationalen Forschungspreises der Stiftung bietet einen Anlass für Jubiläumsfeierlichkeiten. 2006, zu ihrem 30-jährigen Bestehen, hat sie den mit 100.000 Euro dotierten ­Gerda Henkel Preis ins Leben gerufen. Seitdem wird die Auszeichnung in einem Turnus von zwei Jahren an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen. Preisträgerin im Jahr des 40. Stiftungsgeburtstages ist die in Oxford lehrende Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper. Sie wird die Auszeichnung am 7. November 2016 in Düsseldorf entgegennehmen. « « «


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Stiftungsrecht

Aktuelle Verfügungen und Urteile Für Sie zusammengestellt am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen der Bucerius Law School, Hamburg

Öffentliche Förderung von Kletterhallen des Deutschen Alpenvereins rechtmäßig (EuG, Urteil vom 09.06.2016 – T-162/13 – Magic Mountain Kletterhallen) AUF EINEN BLICK Bei der öffentlichen Förderung von Kletterhallen des Deutschen Alpenvereins handelt es sich um staatliche Beihilfen, die mit dem europäischen Binnenmarkt vereinbar sind. Das Gericht der Europäischen Union (EuG) hat mit Urteil vom 09.06.2016 über die öffentliche Förderung von Kletterhallen des Deutschen Alpenvereins (DAV) entschieden. Die Kommission hatte mit Beschluss vom 05.12.2012 die öffentliche Förderung von Kletterhallen des DAV durch deutsche Länder und Kommunen gebilligt (vgl. Peter Fischer, npoR 2013, 58 f.; ders., Gemeinnützige Daseinsvorsorge und Wettbewerbsordnung, 2016). Sie beschränkte ihre Untersuchung zwar auf die Finanzierung des Kletterzentrums des DAV in Berlin Dr. Emily Plate-Godeffroy  und der Kletterhalist wissenschaftliche Mitarbeiterin am len und -anlagen in Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen in Hamburg. Baden-Württemberg, stellte aber klar, dass

ihre Argumentation auch auf ähnliche allgemeine Rechtsgrundlagen anderer Bundesländer anwendbar sei, in denen Zuschüsse für Sportstätten, die von gemeinnützigen Vereinen betrieben werden, vorgesehen sind. Es handele sich um staatliche Beihilfen i.S.v. Art. 107 Abs. 1 AEUV, die aber mit dem Binnenmarkt gemäß Art. 107 Abs. 3 Buchst. c AEUV vereinbar seien. Die Maßnahmen dienten der Förderung des Amateur- und Breitensports (vgl. Art. 165 AEUV). Die öffentliche Finanzierung behebe ein Marktversagen, habe einen Anreizeffekt und sei verhältnismäßig. Die Wettbewerbsverzerrungen und Handelsbeeinträchtigungen seien demgegenüber gering. Gegen diesen Beschluss erhoben eine deutsche Betreibergesellschaft eines privaten Kletterzentrums in Berlin sowie zwei niederländische Betreibergesellschaften von Kletterzentren in Deutschland bzw. den Niederlanden sowie ein Verband von Kletterzentrenbetreibern in Deutschland, Österreich und der Schweiz Klage beim EuG. Das EuG hat die Klage abgewiesen. Der Beschluss sei rechtmäßig; die Beihilfe verstoße nicht gegen Art. 107 Abs. 3 Buchst. c AEUV. Die Kläger hätten nicht darlegen können, dass die Erwägungen der Kommission zum Vorliegen eines Marktversagens fehlerhaft seien. Die Kommission habe ein Marktversagen insoweit bejaht, als Sportvereine in der Regel nicht in der La-

ge seien, mit ihren eigenen Mitteln die Kosten der Sportanlagen zu finanzieren. Die Kläger hätten keinen Beweis erbracht, um diese Sachverhaltswürdigung als nicht plausibel erscheinen zu lassen. Die Kommission habe die Beihilfe auch nicht zu Unrecht als erforderlich angesehen. Art. 107 Abs. 3 Buchst. c AEUV erfordere insbesondere nicht zu prüfen, ob es andere Interventionsformen zur Erreichung des verfolgten Zieles gebe. Der Kommission könne nicht vorgeworfen werden, die Ausdehnung der fraglichen Maßnahmen auf kommerzielle Kletterzentren nicht in Erwägung gezogen zu haben, da sie ausdrücklich die pädagogischen und sozialen Vorteile und positiven Nebeneffekte der Förderung des Breitensports über gemeinnützige Vereine festgestellt habe. Die Tatsache, dass die Errichtung eines Kletterzentrums in Berlin in seiner ursprünglichen Fassung aufgegeben worden war, nachdem die Behörden die Mitfinanzierung ablehnten, habe die Kommission zu Recht als Anhaltspunkt für einen Anreizeffekt gesehen. Schließlich sei die Kommission bei der Prüfung der Verhältnismäßigkeit einer sektoralen Beihilferegelung nicht gehalten gewesen, den genauen Betrag der Beihilfe zu berechnen, um sich zu versichern, dass dieser das erforderliche Minimum darstelle. Die Kommission habe auch die Auswirkungen der Maßnahmen auf Wettbewerb und Handel nicht fehlerhaft beurteilt. Die Feststellungen


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der Kommission zu den begrenzten Auswirkungen der fraglichen Beihilfe auf den Wettbewerb, nämlich die begrenzte geografische Verbreitung der Kletterzentren, die schwache Frequentierung durch ausländische Kletterer und die Überwachung der mitfinanzierten Projekte durch die nationalen Behörden seien von den Klägern nicht als fehlerhaft beanstandet worden. Die Kommission sei bei der Prüfung der sektoralen Beihilferegelung berechtigt gewesen, sich auf die Merkmale der Beihilferegelung oder des relevanten Marktes zu stützen, ohne eine ebenso genaue Analyse wie bei der Prüfung von Einzelbeihilfen vorzunehmen. Die Kommission habe nicht verkannt, dass eine Beihilfe an ein auf einem lokalen oder regionalen Markt tätiges Unternehmen Auswirkungen auf den Handel zwischen den Mitgliedstaaten haben könne, sondern diese Auswirkungen nur als begrenzt bewertet. Anspruch auf Herausgabe des Stiftungskapitals einer nicht selbstständigen Stiftung (OVG Münster, Urteil vom 31.05.2016 – 16 A 172/13) AUF EINEN BLICK Das Gericht verwehrt dem Stifter die Herausgabe des Stiftungskapitals der unselbstständigen Stiftung. Insbesondere habe er einen etwa bestehenden Treuhandauftrag nicht widerrufen können. Der Kläger begehrt von der Beklagten, der Universität zu K., die Herausgabe eines Geldvermögens, welches das Stiftungskapital einer nicht selbstständigen Stiftung in der Trägerschaft der Beklagten bildet. Der Kläger hatte

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eine nicht selbstständige Stiftung errichtet und das im Stiftungsgeschäft zugesagte Vermögen übereignet. Stiftungszweck war, durch Wissenschaft und Bildung einen friedlichen Beitrag zur Verbreitung und Vertiefung demokratischer Ideen zu leisten. Organ der Stiftung ist ein Kuratorium, das gemäß § 9 Abs. 1 der Satzung die Auflösung der Stiftung beschließen kann, wenn die Umstände es nicht mehr zulassen, den Stiftungszweck dauerhaft und nachhaltig zu erfüllen. In den Folgejahren kam es zu wachsender Unzufriedenheit des Stifters mit der Arbeit der Stiftung, insbesondere über die Ausgestaltung des Stiftungskonzepts und der Internetseite. Dies führte dazu, dass der Kläger den „Auftrag zur treuhänderischen Führung“ der Stiftung kündigte und vor dem Verwaltungsgericht Köln (VG Köln) Klage auf Herausgabe des Stiftungsvermögens erhob. Weder vor dem VG Köln noch vor dem Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen (OVG Münster) hatte die Klage Erfolg. Das OVG Münster ließ offen, ob einer nicht selbstständigen Stiftung eine Schenkung unter Auflage, ein Auftrag oder ein Geschäftsbesorgungsvertrag zugrunde liege, da ein Herausgabeanspruch jedenfalls ausscheide. Insbesondere sei ein etwa bestehendes Treuhandverhältnis durch die Kündigung nicht wirksam beendet worden. Das von § 671 Abs. 1 BGB eingeräumte Widerrufsrecht werde durch die in § 9 Abs. 1 der Satzung enthaltene Regelung ausgeschlossen, die dafür spreche, dass die Stiftung auf Dauer angelegt werde und ihr Fortbestand nicht vom Willen des Stifters und des Stiftungsträgers abhän-

gig sein solle. Die Tatsache, dass die Stiftung eine finanzielle und organisatorische Anlaufphase benötigte, zeige, dass sie auf besondere Kontinuität angelegt sei. Die Kündigung aus wichtigem Grund nach § 626 BGB scheide ebenfalls aus, weil allein die Entwicklung der Stiftung bzw. der Streit der Partei­ en darüber die Fortführung des Stiftungsgeschäfts für den Kläger nicht unzumutbar erscheinen ­lasse. « « «

Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen Das von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius initiierte Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Weitemeyer ist eine in Deutschland einmalige Forschungseinrichtung. Das Institut übernimmt mit seiner Arbeit Verantwortung für die Weiterentwicklung des Rechts der gemeinnützigen Organisationen in Deutschland und Europa. Seit 2009 gibt es die „Zeitschrift für das Recht der Non Profit Organisationen – npoR“ heraus. Die Herausgeber und die Redaktion der Zeitschrift begreifen es als ihre Aufgabe, den gemeinnützigen Sektor durch die Bereitstellung von Informationen, durch rechtswissenschaftliche Analysen, die Förderung der Diskussion zwischen Rechtsprechung, Verwaltung, Beraterschaft und Wissenschaft sowie durch die Mitarbeit an sinnvollen rechtspolitischen Forderungen an den Gesetzgeber zu unterstützen und kritisch zu begleiten. Seine Datenbestände zu allen öffentlich zugänglichen Rechtsquellen und Materialien zum Recht des Dritten Sektors stellt das Institut seit 2015 in der juristischen Dankbank „tertius“ kostenfrei zur Verfügung. In Kooperation mit den Spitzenverbänden des Dritten Sektors veranstaltet das Institut zudem einmal jährlich die Hamburger Tage des Stiftungs- und Non-Profit-Rechts, die sich inzwischen zur juristischen Jahrestagung des Dritten Sektors entwickelt haben. Diese diesjährige Veranstaltung findet am 11. und 12. November statt. Weitere Informationen www.npoR.de | www.tertiusonline.de | www.hamburger-tage.net | www.law-school.de


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In eigener Sache stiftungswelt

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Mit vier Ausgaben im Jahr bietet die StiftungsWelt Informationen rund um das Stiftungswesen. Das Magazin richtet sich an die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, an Entscheider und Führungskräfte in Stiftungen, Stifter und Stiftungsberater sowie an Abonnenten und Multiplikatoren aus Politik und Gesellschaft.

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Die nächsten Schwerpunktthemen: » StiftungsWelt 04-2016: Gremienarbeit » StiftungsWelt 01-2017: Vermögensanlage » StiftungsWelt 02-2017: Stadtnatur » StiftungsWelt 03-2017: Internationales » StiftungsWelt 04-2017: Impulsgeber Sie haben Ideen und Themenvorschläge für Artikel oder Beiträge für einzelne Rubriken? Wir freuen uns über Anregungen und E ­ xposés an timon.kronenberg@stiftungen.org. Pressemitteilungen senden Sie bitte direkt an den Themenpool für alle Verbandsmedien unter ­redakteure@stiftungen.org. Bei mehr als 5.300 E-Mails im Jahr 2015 wählte die Redaktion pro Werktag aus 21 potenziellen Themen aus. Weitere Informationen und Termine www.stiftungen.org/stiftungswelt | www.stiftungen.org/newsletter www.facebook.com/bundesverband | @stiftungstweet

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Vorschau StiftungsWelt 04-2016:  Gremienarbeit Die Stiftungsgremien – sie sind die Wegweiser und neben der Satzung das Fundament für die Arbeit jeder Stiftung. Was aber macht eigentlich gute Gremienarbeit aus? Die StiftungsWelt 04-2016 versammelt Fakten, Tipps, Einsichten, Erfahrungen und Anstöße. Welche Gremien gibt es? Welche muss, kann, sollte man haben? Was muss ich als Gremienmitglied einer Stiftung mitbringen – und wie kann die Stiftung für qualifizierte Gremien sorgen? Was für Spielregeln haben sich für die

Zusammenarbeit im Team bewährt? Wie gestalte ich als Stiftungsvorstand die hauptamtliche Teamarbeit – und wie manage ich als Geschäftsführer oder Geschäftsführerin meine Gremien? Wie lässt sich gesellschaftliche Vielfalt in den Gremien abbilden? Was muss ein Kontrollgremium bedenken – und wer haftet eigentlich wofür? Wer übernimmt, wenn jemand geht, und wie organisiert man die Übergänge zukunftsweisend? Lesen Sie mehr dazu in der nächsten Ausgabe!

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Impressum StiftungsWelt. Das Magazin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen ISSN 1863-138X Erscheinungstermin: 29. September 2016 Herausgeber: © 2016 Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -11 post@stiftungen.org · www.stiftungen.org www.stiftungen.org/stiftungswelt V. i. S. d. P.: Timon Kronenberg Chefredaktion: Timon Kronenberg (Kro), timon.kronenberg@stiftungen.org Redaktion: Sebastian Bühner (Bü), Mat­ thias Deggeller (Dg), Veronika Renkes (KES), Sabine Süß (Süß), Simone Schütz (Sz), ­Berenike Wiener (Wr) Bildredaktion: Veronika Renkes, Simone Schütz, Timon ­Kronenberg Korrektorat: Nicole Woratz Anzeigen: Tim Lock Verlag: Bundesverband Deutscher Stiftungen Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Verbreitete Auflage: IVW-geprüfte Auflage 5.034 Exemplare (1. Quartal 2016) Druckauflage dieser Ausgabe: 5.500 Gestaltung, Satz: PACIFICO GRAFIK Etienne Girardet, Rotraud Biem, Moritz Lichtwarck-Aschoff Druck: Oktoberdruck, Berlin Umweltverträglichkeit: Die StiftungsWelt wird im Innenteil auf dem Papier Circlematt White gedruckt, einem 100-prozentigen Recyclingpapier mit dem Blauen E ­ ngel, zertifiziert als FSC-Recycling. Die Umschlag­ seiten werden auf dem Papier ­Invercote Creato gedruckt, das als FSC-Mix zertifiziert ist. Die Druckerei Oktoberdruck ist nach den strengen Vorgaben des Europäischen Umweltmanagement Audits (EMAS) validiert. Die bei der Herstellung freigesetzten CO2-Emissionen werden durch die Unterstützung zertifizierter Klimaschutzprojekte über ClimatePartner kompensiert. Der Versand erfolgt klimaneutral mit der Deutschen Post (GOGREEN).


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Nachgefragt: Eske Nannen Abschied von der Kunsthalle Emden

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Weitere Informationen  www.kunsthalle-emden.de

Wie schwer fällt Ihnen der ­Abschied? Mein Mann und ich haben die Kunsthalle Emden immer als „unser Kind“ bezeichnet. 30 Jahre engagierter Arbeit und Fürsorge für das Wohlergehen dieses „Familienmitglieds“ lassen sich nicht so einfach abschalten. Aber auch, wenn ich nicht mehr als Geschäftsführerin die alltäglichen Aufgaben habe, stehe ich dem Haus natürlich stets zur Seite und werde unterstützen, da wo es gebraucht wird und gewünscht ist. Was hat Ihnen am meisten Freude bei der Stiftungsarbeit gemacht? Da gäbe es so viel zu erzählen! Zusammengefasst kann ich mit Sicherheit sagen, dass die vielen schönen, menschlichen Begegnungen mein Leben sehr bereichert haben. Ich bin dankbar für all diese Kontakte, die wertvollen Gesprä-

che und natürlich für die in jeder Hinsicht großzügige Unterstützung, die ich erfahren durfte. „Ein lebendiger Ort der Begegnung zwischen Menschen und ­Bildern“ sollte die Kunsthalle ­Emden ­werden. Wie ist Ihre Bilanz zum 30-jährigen Jubiläum im ­Oktober 2016? Diese Haltung ist sozusagen der Wesenskern der Kunsthalle und ich denke, unsere Besucherinnen und Besucher werden das auch gespürt haben. Lebendigkeit bedeutet aber vor allem Offenheit für den Wandel, auch für die Bedürfnisse der Menschen. Die Ansprüche an Bildung und Auseinandersetzung mit der Kunst haben sich sehr verändert, darauf gehen wir ein – und ich bin freudig gespannt, wie sich das Haus so lebendig entwickeln wird. Würden Sie heute etwas anders machen? Es gibt immer Entscheidungen, die man rückblickend anders treffen würde, aber zum entscheidenden Zeitpunkt nicht anders treffen konnte. Diese Erfahrung macht wohl jeder von uns. Ratschläge erscheinen mir daher überflüssig, schließlich hat die nachfolgende Generation ihre eigenen Herausforderungen. Was liegt Ihnen bei der weiteren Entwicklung der Kunsthalle am Herzen? Es wäre mir wichtig, dass die wesentlichen Charakterzüge des Hauses erhalten bleiben, vor allem, offen und herzlich auf alle Menschen zuzugehen und ihnen zu zeigen, dass sie willkommen sind.

Sie haben 2008 den Deutschen Fundraising Preis erhalten, 2000 für Ihr Lebenswerk und als Vorbild in der deutschen Stiftungswelt den Deutschen Stifterpreis. In der Laudatio hieß es, Sie haben insbesondere die Mittelbeschaffung bis zur Perfektion ausgebaut. Was war Ihr Erfolgsrezept? Die vielen persönlichen Kontakte sind bis heute die wichtigste Voraussetzung für meine Fundraising­ arbeit. Ich bin einfach von Natur aus an meinem Gegenüber sehr interessiert, und so findet man oft den gemeinsamen Nenner, der den Ausschlag gibt. Woraus schöpfen Sie Motivation? Ich habe ein Lebensmotto, das mich seit vielen Jahren begleitet und sich schon oft bewahrheitet hat: „Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ Aber auch den Satz, der alle Emder vom Rathaus her begleitet, zitiere ich immer wieder gern: Concordia parvae res crescunt – durch Eintracht wachsen kleine Dinge. Ein kürzeres und prägnanteres Erfolgsrezept gibt es kaum! Im Januar 2017 feiern Sie Ihren 75. Geburtstag. Welche Pläne ­haben Sie für die Zukunft? Ich freue mich auf viele schöne Reisen – auch mit den reiselustigen Mitgliedern unseres Freundeskreises. Und natürlich möchte ich nun die Gelegenheit nutzen, meinen Sohn und seine kleine Familie in München häufig zu besuchen und das Zusammensein mit meinem Enkel zu genießen. Interview: Kro

Fotos: Michael Kerstgens (Nannen), Karlheinz Krämer (Kopfbild Kunsthalle Emden)

Eske Nannen  ist Geschäftsführerin der Kunsthalle Emden, die von der Stiftung Henri und Eske Nannen getragen wird. Die gebürtige Emderin genießt als einfallsreiche Fundraiserin und als Verfechterin von kultureller Bildung von Kindern und Jugendlichen große Anerkennung. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen zeichnete sie 2000 mit dem Deutschen Stifterpreis aus. Nannen ist außerdem Mitglied in den Kuratorien der Ibach-Denkmal-Stiftung (Bamberg), der Fritz-Winter-Stiftung (München), der Hypo-Kulturstiftung (München) und des Museums Schloss Derneburg gGmbH.

StiftungsWelt: Weshalb wollen Sie sich noch in diesem Jahr als Geschäftsführerin der Kunsthalle Emden zurückziehen, die sie seit dem Tod Ihres Mannes 1996 führen? Eske Nannen: Wenn der 75. Geburtstag naht, liegen die Beweggründe auf der Hand. Nun wird ein neuer, jüngerer Kopf mit viel Energie und neuen Ideen die Geschicke des Hauses übernehmen und die Kunsthalle in eine gute Zukunft führen. Ihm steht unser so engagiertes wie motiviertes Team zur Seite. Das ist eine gute Ausgangsbasis. Ein stabiles Fundament für die Arbeit der kommenden Jahre ist geschaffen, auch wenn leider finanzielle Sorgen ein ständiger Begleiter bleiben werden.


Gut gemeint muss gut gemacht sein. Die Anforderungen und Fragestellungen an ein nachhaltiges, risikobewusstes und ertragssicheres Stiftungsmanagement sind so vielfältig wie die Stiftungslandschaft selbst. Wir finden für Sie auch in Niedrigzinsphasen die passenden Antworten. Erfahren Sie mehr unter www.kpmg.de/stiftungen Anticipate tomorrow. Deliver today. Kontakt: Sascha Voigt de Oliveira T +49 30 2068-4466 svoigtdeoliveira@kpmg.com

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