Rudolf L. Reiter

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RUDOLF L. REITER Die Wunden meiner Seele - Bilder, Skulpturen und Aktionen - 1969 bis 2010




Dieses Buch ist gewidmet HILDE AMALIE REITER †

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RUDOLF L. REITER Die Wunden meiner Seele - Bilder, Skulpturen und Aktionen - 1969 bis 2010

Herausgegeben von Otto Christian Berger I Kurator Museum Sammlung Rudolf L. Reiter

Seite I 05



Š Otto Christian Berger


Seite I 08


Inhaltsverzeichnis

„Die Wunden meiner Seele“, Elisabeth Noske

Seite 010 bis 019

„Zeig mir die Wunden deiner Seele“, in Erinnerung an Joseph Beuys

Seite 020 bis 027

„Ich möchte Unsichtbares sichtbar machen“, Markus Zehentbauer

Seite 028 bis 036

Informelle Malerei, Öl auf Leinwand

Seite 037 bis 089

Informelle Malerei, Öl auf Papier

Seite 090 bis 119

Informelle Malerei, Öl auf Holz

Seite 120 bis 139

Informelle Malerei, Öl auf Aluminium

Seite 140 bis 159

Informelle Malerei, Öl auf Glas

Seite 160 bis 171

„Wiederentdecker der Romantik“, Hannes Reinhardt †

Seite 172 bis 180

Gegenständliche Malerei, Landschaften

Seite 181 bis 197

Gegenständliche Malerei, Nordland

Seite 198 bis 215

Gegenständliche Malerei, Stillleben

Seite 216 bis 221

Gegenständliche Malerei, Pierrot

Seite 222 bis 229

Gegenständliche Malerei, Portrait

Seite 230 bis 243

Gegenständliche Malerei, Epochal

Seite 244 bis 251

Gegenständliche Malerei, Knut Hamsun, Victoria

Seite 252 bis 273

Gegenständliche Malerei, Akt Erotik

Seite 274 bis 287

Die Plastik, „Den Bildern entsprungen“

Seite 288 bis 299

Aktion „Feuer“ Island

Seite 300 bis 311

Aktion „Luft“ Art Autobahn

Seite 312 bis 313

Aktion „Wasser“ Miami

Seite 314 bis 317

Aktion „Erde“ Olympiapark München

Seite 318 bis 323

Biographie Rudolf L. Reiter, Hans Moritz

Seite 324 bis 335

Aktion „Wannenkunst“, Erste Wanne, letzte Wanne

Seite 336 bis 337

Pax Vobiscum, „Das Buch der Bücher“ und „Flugobjekt“

Seite 338 bsi 341

Werkeverzeichnis informelle Malerei, 1969 bis 2009,

Seite 342 bis 371

Werkeverzeichnis gegenständliche Malerei, 1969 bis 2009,

Seite 372 bis 403

Informelle Malerei, Bilder 2010

Seite 404 bis 427

Dank I Impressum

Seite 428 bis 429

Seite I 09


Foto: AndrĂŠ Wahba

Seite I 10


Die Wunden meiner Seele „Zum Gaffen hat das Volk die Augen (…)“ lässt William Shakespeare (15641616) den Mercutio in seinem Trauerspiel „Romeo und Julia“ sprechen. Der englische Dramatiker und Dichter kritisiert auf diese Weise die von Gier angetriebene Sensationslust an der Not und dem Elend anderer Menschen. Im Gegensatz zu dieser Verhaltensweise kann man heute immer häufiger beobachten, dass Menschen auf Abstand zu in Not geratenen Mitbürgern gehen. Sie wollen nicht hinsehen, weil es sie deprimiert, und sie sich vorab vor eventuell unangenehmen Regungen schützen wollen. Manche lassen Mitgefühl sogar Familienmitgliedern und Freunden gegenüber missen, weil sie sich dabei hilflos und überfordert fühlen. Dabei kann Anteilnahme für die jeweilige Person lebensrettend sein.

William Shakespeare †, 1564-1616

Andere fürchten sich vor in Bedrängnis geratenen, weil sie an ihre eigene Begrenztheit und Sterblichkeit erinnert werden. So verschieden die Reaktionen erscheinen, so gründen sie auch auf Resten ursprünglicher biologischer Verhaltensmuster. Atavistische Angst- und Fluchtreaktionen und ebenso gefühlte Hilflosigkeit liegen diesen meidenden Verhaltensweisen zugrunde. Doch der Mensch ist mehr als nur ein Instinktwesen oder vernunftbegabtes Tier. „Der Mensch ist dazu fähig, die begegnenden Objekte nicht nur als komplexe Stimuli zu empfinden, sondern sie auf ihr eigenes Sein hin zu deuten und zu respektieren“ (…) (Haeffner, Anthropologie, 1982). In Situationen, in denen ein anderer durch schwere Krankheit oder einen Unfall in Not geraten ist, vermag der Mensch genauso den Impuls, zu helfen, verspüren. Dieser Impuls gründet nach Immanuel Kant (1724-1804) auf einer innerlich wahrgenommenen Art von Ausrufezeichen, dem Gewissen. Der deutsche Philosoph hat dieses im Innersten des Menschen verankerte und allen Urteilen vorausgehende Moment selbst „Gewissheit“ genannt. Der Mensch steht zwar als biologisches Sinnenwesen unter der Vorherrschaft des Naturgesetzes, doch sei sein Wille nach Kant frei durch die Bestimmung der Vernunft. Über die Vernunft hat der Mensch teil an der Verstandeswelt.

Immanuel Kant †, 1724-1804

Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010 I Seite I 11


Den guten Willen fasst Kant schließlich im kategorischen Imperativ noch einmal exemplarisch zusammen: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ Maximen sind subjektive Grundsätze. Demnach könnte man auch lügen. Sittlich gut sind sie erst dann, wenn sie dem formalen Kriterium des kategorischen Imperativs entsprechen. (Philosophie, dtv-Altas, 2007) „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als (reinen) Zweck, niemals bloß als Mittel gebrauchst.“ (vgl. u.a. Kant, Metaphysik der Sitten) Einfacher sagt es nur noch das biblische Gebot der Nächstenliebe: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Kants goldene Regel ordnet das gesellschaftliche Zusammenleben wie auch das biblische Gebot der Nächstenliebe dazu beiträgt. Anders gesagt: aus einer Unglückssituation heraus möchte jeder Mensch gerettet und dabei von seinen Mitmenschen getröstet werden. Den Menschen unterstützt hier zudem sein starker Lebenswille.

Die Selbstbestimmung des Menschen Als einziger Kreatur ist es dem Menschen aufgegeben, seine Stellung in der Welt bewusst zu klären und dabei zu einer sinnvollen Gestaltung einer menschenwürdigen Gesellschaft und Selbstverwirklichung beizutragen. Kant hat als Grundlage für die philosophische Reflexion darüber vier zentrale Fragen formuliert, die bis heute Gültigkeit haben: 1. Was kann ich wissen? (Metaphysik). 2. Was soll ich tun? (Moral) 3. Was darf ich hoffen? (Religion). Sie münden in der vierten Frage als Focus aller Fragen „Was ist der Mensch? (Anthropologie)“. Fragen kann nur der Mensch. Fragend kann der Mensch sich Klarheit über sich selbst und seine Welt, über die als rätselhaft empfundenen Ereignisse seiner menschlichen Innenwelt- und Außenwelt verschaffen. Philosophie versucht dabei das Ganze hinter allen Einzelwissenschaften zu ergründen –

Seite I 12 I Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010


als ursprüngliche Aufgabe zu jeder Zeit (Philosophie, dtv-Atlas, 2007). Was aber geschieht, wenn der Mensch im Prozess seiner Selbstbestimmung durch Krankheit und Unfall überrascht wird?

Die Wunden meiner Seele – zur Anthropologie „Warum, warum gerade ich und meine Familie?“ Ein „Warum“ andenken kann auch nur der Mensch. Eine müßige Frage werden viele sagen, weil sie die körperliche Unversehrtheit nicht wieder zurückzubringen vermag. In der Bibel bezeugt Hiob die Ausweglosigkeit der Situation und Jesus schreit am Kreuz selbst (Mt 27,46): „Eli eli lema sabachtani“ – „Warum Herr, hast du mich verlassen?“ Im Leben des international bekannten Künstlers Rudolf L. Reiter bestimmen die Kräfte der Natur und zahllose Schicksalsschläge das vielseitige Werk. Die Verfolgung von Angehörigen in der Nazizeit, ein verheerender Hausbrand und der frühe Tod seiner kunstbegeisterten Gattin und Galeristin Hilde Reiter. Das Credo Joseph Beuys „Zeige deine Wunde“, um durch die Kunst geheilt zu werden, dieser religiös-spirituell fundierte Leitgedanke hat auch Rudolf L. Reiters Werk über die Jahrzehnte hinweg motiviert. Wunden können eitern, stinken und dauerhaft schmerzen. Wie kann dann Kunst den Schmerz verwandeln? In der intensiven Auseinandersetzung mit Philosophie, Farbe und Form sagt der Künstler, hat er einen Weg gefunden, dem erlebten Seelenschmerz eine gestalterische Form zu geben und ihn dadurch zu verändern.

Die Frage nach dem Grund

Hilde Amalie Reiter †, 1950-2009

Doch gehen wir noch einmal auf die verzweifelte Frage erschütterter Menschen nach dem „Warum“ zurück. Denn hinter dem „Warum“ verbirgt sich eine der ältesten Fragen der Philosophiegeschichte, die schmerzliche und gleichzeitig Freiheit stiftende Frage nach dem „Grund“ des Daseins: „Warum leben wir? Warum ist etwas? Was wirkt hinter den Phänomenen?

Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010 I Seite I 13


So tut sich hinter der als logisch unsinnig begriffenen Warum-Frage von Menschen leise ein viel größerer Horizont auf. Im Klageton des „Warum“ wird mit einem Schlage die Erkenntnis deutlich, dass der Mensch im Bewusstsein seines Todes lebt. Manche Denker wie z.B. Aristoteles (384 v. Chr.- 322 v. Chr.) sehen darin die Urquelle allen philosophischen Denkens. Doch die Erkenntnis der eigenen und aller Menschen Sterblichkeit schmerzt. Sie trifft den Menschen in seiner Seele mit Wucht.

Verlassenheit, Wut und Trauer Der denkende Mensch und das erkennende Denken selbst unterliegen einem geschichtlichen Prozess. Gefühle aber entstammen frühen entwicklungsgeschichtlichen Zeiten. Tatsächliches Alleinsein und Verlassenheit gestalteten sich in der wilden Natur als lebensgefährliche Angelegenheit. Für das erschütterte Denken und das Gefühl der Verlassenheit taucht im Neuen Testament (ca. 40 n. Chr.) eines der später in der Kunstgeschichte am häufigsten dargestellten Motive auf. Es fixiert die erlebte Erfahrung von zahllos trauernden Menschen über die Zeiten hinweg. Es ist der geschundene blutende Jesus am Kreuz. Er schreit seinen Schmerz, sein Leid und sein tief empfundenes Verlassenheitsgefühl auf Golgotha hinaus in die beginnende Nacht. Schwere Krankheit und Unfälle schränken das Leben der Betroffenen häufig sehr ein. Erkrankte trauern dann über die verloren gegangene Freiheit und ein mögliches nahes Ende.

Der Christus, Öl auf Leinwand, Glasgow Art Gallaery Juan de la Cruz †, 1542-1591

Die Trauer der Erkrankten erscheint jedoch als eine andere, als die der Angehörigen, Kinder, Lebenspartner oder echter Freunde. Denn die Krankheit ist im Erkrankten, sie haftet ihm nicht nur an, sondern beeinflusst sein Erleben und Denken. Und er muss deshalb möglicherweise das Irdische früher verlassen, als ihm lieb ist. Die Angehörigen dürfen aber noch eine Weile bleiben und die Welt mitgestalten. Daher beinhaltet der Schrei nach dem „Warum“ keineswegs nur Angst und Trauer, sondern auch eine Portion Wut und Ärger. Aus dieser Wut heraus, in der ersten Phase des krankheitsbedingten inneren Aufruhrs, fand der von Lungenkrebs gezeichnete Regisseur Christoph Schlingensief einen tröstlichen Gedanken:

Seite I 14 I Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010


„Tja, da ist eben das Paradox mit Gott. Da ist einer weg, ist nicht da, aber trotzdem ganz nah bei uns. Wenn jemand nicht da ist, dann ist er vielleicht einfach das Ganze. (…) Wenn jemand da ist, sieht man halt die Bescherung. Deshalb ist Gott lieber nicht da. Dann kann er alles sein und selbst in seiner Abwesenheit anwesend sein.“ (Schlingensief, Tagebuch, 2009) In der Krankheit braucht der Mensch mehr Fürsorge, Geborgenheit und sehnt sich nach einem tragenden Grund. Rudolf L. Reiter fasste seine Erfahrungen mit Krankheit und Tod in einem Gedicht zusammen:

„Bis unsere Leben wieder eins sind“ „Wenn ich heute am Grab meines Körpers stehe, und gestern die Geburt meiner Mutter war, wenn ich heute die Leiden von morgen beweine und glücklich über die Stunden der Zukunft bin, wenn ich heute die Bilder von damals sehe, und gestern die Bilder von morgen sah. Wenn ich wieder am Anfang des Weges geh, und gestern der Weg zu Ende war. Wenn zwei Hälften zu einer werden, und das eine zu keinem wird, können die Hälften von gestern erst glücklich werden.“

„Bis unsere Leben wieder eins sind“ Landschaftsinstallation Rudolf L. Reiter

Rudolf L. Reiter, 1982

In der Sehnsucht nach Ganzheit und Einssein, wie es Rudolf L. Reiter in seinem Gedicht formuliert, drückt er als Künstler ein grundsätzliches Wissen des Menschen über seine Bestimmung in der Welt aus. Zugleich scheint in Reiters Gedicht ein Grundanliegen menschlicher Existenz auf: es ist der Wunsch nach einem sinnvollen Leben und gelingenden Beziehungen. Die Sehnsucht danach bestimmt wesentlich das Menschsein. Unfall und Krankheit lassen aber echte und gefühlte Lebenskonzepte, Ideale vom schönen Leben, wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Die aufgerissene Wunde kann lebenslang

Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010 I Seite I 15


schmerzen, weil Menschen unterschiedlich begabt sind, verschieden stark berührbar sind und sie ihre Beziehungen unterschiedlich intensiv wahrnehmen. Wenn ein Mensch überraschend aus dem Leben gerissen wird, eine gute Ehegemeinschaft schlagartig endet, muss deshalb ein bis dahin als sinnvoll empfundenes Leben als gescheitert gelten? Auch wenn sich zunächst anhaltende Trauer einstellt, kann der Angehörige sein Leben auf eine andere Stufe stellen, wenn er anfängt aus dem Schmerz heraus, nach Worten für das Gefühlte zu suchen, mit den Händen zu gestalten, sich bewegen gegen die Erstarrung und aus den schmerzlichen Erfahrungen heraus im übertragene Sinn ein neues Gewand zu weben. Der Schmerz sucht nach einem konkreten Ausdruck. Den Aufruhr, den er im Innern eines Menschen verursacht, können Bilder, Gedichte, Tanz oder Musikstücke fassen, ordnen und verwandeln helfen.

Trauer und Schmerz verwandeln

Kloster-Friedhof im Schnee Öl auf Leinwand Caspar David Friedrich †, 1774-1840

In seinem Gedicht spricht Rudolf Reiter auch über seine Traurigkeit: „und gestern der Weg zu Ende war“. Trauer und Schmerz verwandeln sich nur langsam. „Bis dass der Tod euch scheidet“, heißt es im christlichen Eheversprechen. Eine lange Liebesgemeinschaft stirbt jedoch nicht mit dem Tod, sie bleibt vor Gott ewig bestehen. Der große anfängliche Schmerz vermag jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Partner und die Angehörigen ihr Leben weiter gestalten wollen und müssen. Tragische Ereignisse aufzuarbeiten ist die Folgeaufgabe für Angehörige und Nachkommen. Sie fordern den Menschen heraus, sich seiner zu besinnen, nachzudenken und sich nicht ins Tausenderlei oder „Anstatt“ zu flüchten. Liebe baut auf Vertrauen. Ehen beruhen auf diesem gegenseitigen Vertrauen. Vertrauen ist im zwischenmenschlichen Bereich das höchste Gut. Jeder, der Vertrauensbrüche erlebt hat, weiß wie schwierig es ist, Vertrauen neu aufzubauen. Fehlt ein vertrauter Partner plötzlich, schmerzt dies bei einer vertrauensvollen Beziehung umso mehr. Denn das Vertrauen ist ein heiliges Band zwischen Partnern.

Seite I 16 I Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010

10481-481_006_329 Öl auf Leinwand Rudolf L. Reiter


Die erschütterte Seele zur Ruhe kommen lassen Der Tod seiner Frau hat Rudolf Reiter bis in das Mark hinein erschüttert. Aus dieser Erschütterung heraus, begann der vielseitige Künstler nach einer Zeit der Innerlichkeit neu zum Pinsel zu greifen. Er begann die Anfänge seiner Ehe bis zum Tod seiner Frau malerisch Revue passieren zu lassen. Mit einem lebensgroßen Porträt gestaltete er eine lebendige Erinnerung an seine Frau. Denn, wenn ein vertrauter Partner stirbt, muss der Hinterlassene sich gründlich und geduldig verabschieden und es gilt, dem Verstorbenen nicht nur in der Seele, sondern auch ganz konkret an einem Ort im eigenen Haus einen angemessenen Platz einzuräumen (z.B. Fotografie). Diese Aufgabe wärmt gerne alte Ängste auf, zu denen sich Schuldgefühle einstellen. „Das hätte ich noch tun sollen …“ Hinter all dem inneren Aufbäumen vermag der Hinterbliebene freilich zu erkennen, dass auch ihm stets das Ende droht und diese Einsicht ihm ein fragloses Dahinleben verwehrt. Krankheit und Tod werfen den Menschen aus einer vordergründigen Geborgenheit und lassen die Frage nach der Sinnerfüllung neu entstehen. Es drängt ihn zum Nachdenken über sich selbst und zur Entscheidung, was im Leben als Wesentliches ergriffen werden soll. (Haeffner, Anthropologie 1984)

Hilde Amalie Reiter †, 1950-2009 Öl auf Leinwand Rudolf L. Reiter

Angst und Freiheit wahrnehmen „Der Mensch ist eine Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, von Freiheit und Notwendigkeit“, schreibt der dänische Existenzphilosoph Sören Kierkegaard in „Begriff der Angst“ (BA, 1844). Der Mensch erfährt sich einerseits begrenzt und endlich, andererseits versucht er dauernd Grenzen zu überschreiten. Er richtet sich dabei auf das Unendliche aus. Nach Kierkegaard muss er sich in dieser Spannung erkennen, annehmen und verwirklichen. Doch beeinträchtigt dieses Bemühen eine Art von Sog, der es ihm schwer macht, die rechte Balance zu finden (Philosophie des 19. Jh. Grundkurs Bd. 9, Kohlhammer, 1984).

Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010 I Seite I 17


„Angst“ taucht im Augenblick des sich Loslösens vom Endlichen auf und stellt sich mit der Freiheit zusammen ein. Das Ich fühlt sich plötzlich auf sich gestellt und findet keinen Halt mehr. „Fragen wir nun näher, welches der Gegenstand der Angst sei, so muss man hier wie allerwegen antworten, er ist Nichts. Angst und Nichts entsprechen einander“ (BA, 1844, 99)

Der Ausweg - im Schmerz und in der Kunst ganz bei sich „Wer seine Wunden zeigt, wird geheilt, wer seine Wunden verbirgt, wird nicht geheilt.“ (Schlingensief, Tagebuch, 2009) Die Arbeit am Schmerz wird zur Arbeit an sich selbst. Im Schmerz kommt der Mensch wie ein Künstler in der Kunst zu sich. Wenn der Schmerz am Ende vergeht und der Leib im Tod seine Ich-Grenzen auflöst, welche Rolle kommt dann noch der Seele zu? In den philosophischen Untersuchungen hat der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein (Philosophische Untersuchungen, 1977, S. 283) einen erstaunlich überzeugenden Gedanken dazu formuliert: „Die Religion lehrt, die Seele könne bestehen, wenn der Leib zerfallen ist. Verstehe ich denn, was sie lehrt? – Freilich verstehe ich’s – ich kann mir dabei manches vorstellen. Man hat ja auch Bilder von diesen Dingen gemalt. Und warum sollte so ein Bild nur die unvollkommene Wiedergabe des ausgesprochenen Gedankens sein? Warum soll es nicht den gleichen Dienst tun wie die gesprochene Lehre? Und auf den Dienst kommt es an.“

Der ganze Mensch als Seele

Kreuz an der Ostsee Öl auf Leinwand Caspar David Friedrich †, 1774-1840

Die „Seele“ im Haus, seine Frau, fehlt dem Künstler. Seine Frau Hilde war Reiters menschlicher Rückhalt und persönliche Förderin. Die „Wunden“ ihrer Zeit nehmen Kreative und Künstler intensiv wahr. Kunst und Leben sind eins. Im kreativen Prozess des Erkundens, Findens und Gestaltens finden ihre Wahrnehmungen zu neuer Aussagekraft und Form. Die neuesten Bilder von Rudolf Reiter sind abstrakter Natur und in kräftigen Glasfarben gemalt. Dunkle Schwaden, helle Einschlüsse, gelbe Sonnenpunkte, Schlieren wie Nebelhauch und feurige Flecken, die wie Lippenstiftabdrucke von Küssen wirken, erinnern an die zarte Anfangszeit seiner Liebe.

Seite I 18 I Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010

10481-481_007_180 Öl auf Leinwand Rudolf L. Reiter


„Bis unsere Leben wieder eins sind“ – Reiters neueste Bilder stimmen hoffnungsfroh. Seiner Frau würden sie gut gefallen. Sie leuchten in starken und lebendig tanzenden Farben. Mit den Arbeiten reiht sich Rudolf Reiter in die Genealogie des modernen Hinterglasbildes von den Künstlern des „Blauen Reiter“ bis hin zu Gerhard Richter. Panta Rhei – alles ist wieder im Fluss! Elisabeth Noske

„Das ist der ewige Ursprung der Kunst, dass einem Menschen Gestalt gegenübertritt und durch ihn Werk werden will. (…) Schaffen ist Schöpfen, Erfinden ist Finden. Gestaltung ist Entdeckung. Indem ich verwirkliche, decke ich auf. Ich führe die Gestalt hinüber – in die Welt des Es. Das geschaffene Werk ist ein Ding unter Dingen, als eine Summe von Eigenschaften erfahrbar und beschreibbar. Aber dem empfangend Schauenden kann es Mal um Mal leibhaft gegenübertreten.“ Aus: Martin Buber „Ich und Du“, 1983, 16/17

Text: © Elisabeth Noske - Ars Videndi, München 2010 I Seite I 19


Seite I 20


Wunden deiner Seele

Rudolf L. Reiters Performance: In Erinnerung an Joseph Beuys

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„Zeig mir die Wunden deiner Seele“ Rudolf L. Reiters Performance: In Erinnerung an Joseph Beuys Viel hat nicht gefehlt, und Erding wäre tatsächlich Schauplatz einer JosephBeuys-Ausstellung geworden – wäre Rudolf L. Reiter damals, Mitte der 70er Jahre, nicht so skeptisch gewesen. Er sagte das an ihn herangetragene Projekt nach einigem Zögern ab. Heute ist der Erdinger Künstler froh, dem großen deutschen Nachkriegskünstler später doch noch begegnet zu sein. In einer langen Diskussion mit Beuys stellte er fest, dass beide in der Kunst ähnliche Ziele verfolgten. Nun, 26 Jahre nach dem Zusammentreffen, wählte Reiter eine Hommage, um an seine Verbundenheit mit Beuys zu erinnern – die Performance mit dem Titel „Zeig mir die Wunden deiner Seele“.

© Otto Christian Berger

Einen Wiedergänger von Beuys, wie ihn etwa „Körperwelten“-Erfinder und Hutträger Gunther von Hagens gibt, erlebte man dabei nicht. Nein, Reiter hatte ein rotes Barett auf und trug einen alten Militärmantel und schwere Stiefel, als er in seinem Atelier am Rätschenbach in Aktion trat. In der Mitte des Raumes standen zwei schräg gelagerte Leichenbahren: links ein Brett, auf dem Reiters Figur eines Druiden aufgebahrt war, rechts die alte Bahre, die ursprünglich für Beuys`Installation „Zeige deine Wunde“ vorgesehen war; in der Zinkwanne lag, locker drapiert, ein weißes Leintuch. Der Künstler wusch sich zuerst die Hände und ließ sich von seinem Assistenten die Augen mit einem Filzband verbinden. Im Kerzenschein zweier großer jüdischer Leuchter wird er dann zu einem Wasserbottich geführt, wo es passiert. Reiter spritzt Wasser auf das Leintuch, das sich an den nassen Stellen langsam einfärbt – blutrot. Mehrere Besucher schließen sich nacheinander an, und die Flecken werden immer dunkler. Zurück bleibt ein nachdenkliches Publikum. Was hatte es gesehen?

Text: © Markus Zehentbauer, 2010 I Seite I 22 I 23



Die Aktion steckte voller direkter Verweise und versteckter Anspielungen, die man am besten in einem Vergleich mit Beuys` berühmter Installation „Zeige deine Wunde“ im Lehnbachhaus versteht. Beide Male geht es um die Erfahrung des Todes als existenzielle Grenze, was immer noch eine Art Tabuverletzung ist. Doch während Beuys seine Installation mit zahlreichen Beigaben verrätselte, macht es Reiter dem Betrachter leichter. Er hat „Zeige deine Wunde“ ins Aktionistische gewendet, in eine kultische Handlung, die auch eindeutige Bilder verwendete: Reiter ließ sich die Augen verbinden, stellvertretend für die, die „ihre Augen verschließen“. Er zeigte anders als Beuys tatsächlich einen Toten – den Druiden als mumifizierten, archaischen Leichnam. Und er zauberte Blut auf ein unbeflecktes Leintuch. Alles das blieb eine Hommage, eine Übersetzung von Beuys, nur das später an der Atelierwand aufgespannte Leintuch verwies auf Reiter als Maler informeller Gemälde: Wie zufällig waren Flecken und Spritzer darauf verteilt, in hellem Magenta bis zu dunklem Violett – die chemischen Reaktionen des medizinischen Pulvers Kaliumpermanganat, das Reiter vorher unter dem Leintuch verteilt hatte.

© Otto Christian Berger (3 Fotos)

Markus Zehentbauer

Reiter spritzt Wasser auf das Leintuch,

das sich an den nassen Stellen langsam einfärbt – blutrot. Text: © Markus Zehentbauer, 2010 I Seite I 24 I 25


Ein unbeflecktes Leintuch

Rudolf L. Reiter, in Erinnerung an Joseph Beuys

Hamit Ataseven und R. L. Reiter beim Aufspannen des Leintuchs

Generalprobe, die Augen werden mit einem Filzband verbunden

Die Wunden meiner Seele, Rudolf L. Reiter

Š Otto Christian Berger (12 Fotos)

Druide als mumifizierten, archaischen Leichnam

Seite I 26


Wunden einer Seele

Reaktionen des medizinischen Pulvers Kaliumpermanganat

Rudolf. L. Reiter

Auf der Suche nach den Wunden einer Seele

Leintuch verweist auf Reiter als Maler informeller Gem채lde

Hamit Ataseven und R. L. Reiter beim Aufh채ngen des Leintuchs Seite I 27


Seite I 28


Die informelle Malerei Ich mรถchte Unsichtbares sichtbar machen.

Seite I 29



“Ich möchte Unsichtbares sichtbar machen“ zusammenhang von informeller Malerei und Landschaftsbildern bei Rudolf L. Reiter

Gegenständliche Malerei 10481-481_006_664, Öl auf Papier Rudolf L. Reiter

10481-481_001_104 125x120 Öl auf Leinwand

Den Maler mit den zwei Seelen hat man Rudolf L. Reiter einmal genannt.1 Einen Künstler, der sein Publikum mit häufigen Stilwechseln irritiert: stimmungsvolle Landschaftsbilder hier, informelle Malerei da. Tatsächlich scheinen die Landschaften, in denen Reiter alle Malspuren tilgt und die Übergänge so unverkennbar fließen lässt, nicht viel zu tun zu haben mit den informellen Bildern, auf denen vielschichtige Farb-Form-Strukturen vor allem den Prozess ihrer Entstehung sichtbar machen. Genauso gut könnte man allerdings formulieren, die Landschaften seien abstrakt, weil sie auf inneren Bildern, auf Erinnerung beruhen, und die informelle Malerei gegenständlich, weil sie die bildnerischen Mittel unmittelbar zeigt. Was aber verbindet die beiden Werkgruppen, die seit zwei Jahrzehnten nebeneinander entstehen? Und ist es nicht dieselbe Idee, die hinter der Landschafts- und Informell-Malerei steht? Eine These, die sich am besten anhand einiger kunsttheoretischer und philosophischer Überlegungen der Moderne diskutieren lässt, welche sich im Denken und in der Kunst Rudolf L. Reiters wiederfinden.

Informelle Malerei, 10481-481_001_184, Öl auf Leinwand Rudolf L. Reiter

Text: © Markus Zehentbauer, 2010 I Seite I 30 I 31


Buttermere See, Öl auf Leinwand William Turner †, 1775-1851

Willi Baumeister †, 1889-1955

Metamorphosen sind das zentrale Thema in Reiters Arbeit: die ständige Verwandlung und Veränderung der Natur, der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen, wozu auch Reiters Glaube an die Wiedergeburt gehört. Grundlage dafür ist jedoch eine bestimmte Vorstellung von der Natur, nämlich die Unterscheidung der Scholastik zwischen der natura naturans, der schaffenden Natur, der Natur in ihrer schöpferischen Tätigkeit und der natura naturata, der geschaffenen Natur der Erscheinung der Natur, die erst aus der natura naturans hervorgeht. Natura naturans ist also das, was hinter der erscheinenden Natur liegt, und das ist es, was Rudolf L. Reiter sichtbar zu machen versucht. In den Landschaftsbildern genauso wie in der informellen Malerei, wenn auch in anderer Form. Reiter macht keine Skizzen von der Natur, er ist auch kein Pleinair-Maler, sondern gibt nur seine inneren Bilder wieder - einzelne Motive, die Symbole einer schöpferischen Tätigkeit sind. Zum Beispiel verweist der Regenbogen auf die Verbindung von Himmel und Erde, von Schöpfer und Geschöpf, die Rückenfigur auf einen Wanderer zwischen den Welten. In den informellen Bildstrukturen wiederum stellt Reiter dar, wie die schöpferischen Kräfte und Energien während des Malprozesses auf ihn einwirken. Jene Kräfte, die in den 40er Jahren schon Willi Baumeister in seiner Schrift „Das Unbekannte in der Kunst“ beschrieben hat. 2 Über die Kunstwerke seiner Zeit sagte er: „Sie sehen nicht aus, wie wenn sie von jemand gemacht, sondern als wenn sie von selbst entstanden wären. Natur hat sich geäußert.“3 Für Baumeister sind also die gleichen Kräfte, die in der erscheinenden Natur als Modulation und Metamorphose des Absoluten walten, auch in der Kunst wirksam. Während ein Kunstwerk entsteht, so Baumeister, passiert es, dass der Künstler seine Handlungen nicht mehr bewusst steuert, sondern unbewusst gesteuert wird. Eine Erfahrung, die der von Reiter sehr nahe kommt. “Ich bin das nicht selbst, der den Pinsel führt“, sagt dieser. An diesem Punkt wird deutlich, dass Baumeisters Schrift nicht nur ein Resümee der modernen Kunst darstellt, sondern in ihrer Betonung des Unbewussten auch als eine Grundlage der informellen Malerei gelten kann. Und wie die Moderne überhaupt, geht „Das Unbekannte in der Kunst“ unter anderem auch auf den deutschen Idealismus und also die Romantik zurück.

Seite I 32 I Text: © Markus Zehentbauer, 2010

Gesto Cósmico, 1950, Öl auf Leinwand Willi Baumeister †, 1889-1955


Auf jene geistige Haltung, die immer wieder als die wesentliche Quelle für die künstlerische Arbeit Rudolf L. Reiters genannt wurde. Mit einiger Berechtigung. Denn drei wesentliche Aspekte in seinem Denken lassen sich auf eine Romantik-Rezeption zurückführen: die Sehnsucht nach einer Einheit mit der Natur, die Sehnsucht nach Unendlichkeit, nach Transzendenz, sowie der sentimentalische Blick in die Vergangenheit, auf das Ursprüngliche. Reiter hat diese Deutung selbst noch befördert, als er sich nach der Wende nach Ostdeutschland aufmachte, um dort den Spuren von Caspar David Friedrich zu folgen. Auf Rügen kletterte er in den Kreidefelsen, filmte dort eineinhalb Stunden lang einen Sonnenuntergang, und in der Kirchenruine Eldena legte er sich auf einen Grabstein und meditierte. „Moderner Romantiker“ war deshalb auch die Bezeichnung, die sich für den Landschaftkreierer Reiter durchsetzte. Doch kann man die RomantikRezeption gleichermaßen auf die informelle Malerei beziehen - eine Malerei, bei deren Schaffensakt Künstler und Natur im Sinne Baumeisters zu einem Handelnden verschmelzen und in deren Werken die transzendente Natur, die natura naturans, sichtbar wird. Insbesondere die Materialbilder, die in den 90er Jahren entstanden, machen dabei Reiters romantische Suche nach dem Ursprünglichen und Archaischen anschaulich: Kultische Gegenstände, Runenzeichen und andere Archetypen treten hier aus der Bildstruktur hervor und verweisen auf Vergangenheit und die zeitliche Dimension der Malerei. Auf einer konkreteren Ebene scheint es leichter zu sein, eine Verbindung zur Romantik herzustellen, eine Nähe der Landschaftsbilder etwa zu jenen von Caspar David Friedrich. Nicht allerdings, was den Malstil betrifft. Reiters diffuser Farbauftrag, die weichen Übergänge und Verwischungen geben seinen Landschaften etwas Unbestimmtes, die Form Auflösendes, das den klaren Umrissen Friedrichs gegenübersteht. Gleichzeitig sind jedoch auch sie erfüllt und aufgeladen mit einer Symbolik, die schon der romantische Landschaftsmaler Carl Gustav Carus in seinen „Neun Briefen über Landschaftsmalerei“ beschrieben hat. Die Natur, also Blume, Wolken, Wald, so legte er dar, „sind doch zuhöchst nur unendlich wechselnde Erscheinungen ewiger Gedanken jenes einen höchsten Mysteriums, welches wir Gott

Rudolf L. Reiter, 1990, auf den Spurren von Caspar David Friedrich †, 1774-1840

Kreidefelsen auf Rügen, 1818, Öl auf Leinwand Caspar David Friedrich †, 1774-1840

Text: © Markus Zehentbauer, 2010 I Seite I 33


nennen“.4 Und deshalb forderte er eine Landschaftsmalerei, in welcher die Natur als Symbol, als Hieroglyphe nur geachtet wird und man genug getan zu haben glaubt, wenn die Objekte nur so weit kenntlich wurden, daß ihre symbolische Bedeutung empfunden werden kann 3. Solche beseelten Landschaften malt Rudolf L. Reiter, und im Laufe der Zeit hat er dafür ein Repertoire an Motiven entwickelt, das er in seinem Atelier immer wieder abrufen kann: die Rückenfigur, die ähnlich wie bei Friedrich stellvertretend für den Maler und für den Betrachter in der Landschaft steht und auf die Einheit von Mensch und Natur hindeutet; die Pforte und der Torbogen als Symbole für die Grenze zwischen Leben und Tod, zwischen Dies- und Jenseits; der schon erwähnte Regenbogen; der helle Schein am Horizont, wo Himmel und Erde ineinander übergehen, der Unendlichkeit, Transzendenz imaginiert; die Ruine, die auf das Werden und Vergehen, auf die Geschichte der Landschaft verweist. Reiters Landschaften sind keine topografischen Darstellungen, sie gehen auf innere Bilder zurück und bleiben fiktiv.

Gerhard Richter, Betty [663/5] 1988

Es gibt unter den bekannteren zeitgenössischen Künstlern nicht viele, die sich mit Landschaftsmalerei beschäftigen. Deshalb sei hier nur einer, der Maler Gerhard Richter, erwähnt, der ebenfalls mit scheinbaren Stilwechseln arbeitet: Parallel zu der Reihe „Abstrakte Bilder“ legt er nach wie vor vordergründig gegenständliche Bilder vor, die nach fotografischen Vorlagen entstehen und unter denen oft auch Landschaften sind. Nicht nur deshalb hat man Richter auch in einen Zusammenhang mit der Romantik gebracht,5 eine Annahme, die leicht zu widerlegen ist: bleiben in diesen unscharf erscheinenden Fotovermalungen und -verwischungen doch immer die medialen Bedingungen der Fotografie bestimmend. Ein Bezug zur Malerei Rudolf L. Reiters ist andererseits auch bei den „Abstrakten Bildern“ nicht festzustellen, in denen Richter mit großen Rakeln Farbschichten übereinander legt und verwischt. Richters Bilder legen die unendliche Vielfalt als Möglichkeit offen, sie sind Malerei über Malerei. Insofern kann Richter als Maler der Postmoderne gelten, wo Rudolf L. Reiter wie beschrieben noch ganz der Moderne verhaftet ist. Anfangs war es die informelle Malerei der 40er und 50er Jahre, an der

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Rudolf L. Reiter, 1980

10481-481_003_204, Öl auf Holz Rudolf L. Reiter

Reiter sich orientierte: Vom „action painter“ Jackson Pollock stammt das Aktionistische, Gestische, das sich an seinen informellen Bildern ablesen lässt. Lange Zeit legte Reiter die Leinwand auf den Boden, schüttete, tropfte, spritzte die Farbe darauf, ließ sie verlaufen, walzte und spachtelte und erzeugte so ein Geflecht aus Linien, Flecken, durchscheinenden und deckenden Schichten, Spritzern und Schlieren, das in erster Linie den Prozess seiner Entstehung zur Schau stellt. Bilder also, die den Akt des Malens selbst thematisieren und sichtbar machen: die Spontaneität, die Bewegung, den körperlichen Einsatz des Malers, aber auch sein Balancieren zwischen unbewussten und bewussten Entscheidungen, zwischen Zufall und Kontrolle. Eine Debatte darüber, ob dies der alleinige Inhalt einer solchen Malerei sei, hielt sich bis in die 90er Jahre.6 Doch war es damals, in den 40er und 50er Jahren, auch eine neue Freiheit, nicht nur gegenüber traditionellen Form- und Kompositionsgesetzen, und Offenheit, die die informellen Bilder demonstrierten. Offen bedeutet dabei, dass sie den Betrachter zu einem assoziativen Sehen auffordern, ohne festgelegte Interpretation. Die Spuren, die sich während des Malprozesses abgelagert haben, müssen in ihrer Mehrdeutigkeit erst entschlüsselt und entziffert werden. Das ist in der Malerei Rudolf L. Reiters nicht anders, doch hat er seinen Bildern von Beginn an Titel gegeben, die deutliche Hinweise auf mögliche Deutungen sind. „Bevölkerte Seelen“ hieß Reiters erster informeller Zyklus. Später gab es eine Serie mit dem Titel „Zeit der Wiederkehr“, die aktuelle heißt „Metamorphosen“. Wie bereits angedeutet, sind es die ständigen Verwandlungen und Veränderungen der Natur, das Werden und Vergehen, was Reiter hier darzustellen versucht. Natur versteht er dabei als Bewegung, als einen Prozess, der seine Entsprechung im Malprozess findet. Das Bild ist schließlich das Protokoll dieses Prozesses, während dem schöpferische Kräfte und Energien auf ihn einwirken, und damit auch eine Darstellung von Zeit. Im unbewussten Schaffen wird der Künstler zum Medium der Natur, der natura naturans, die sich im Bild spiegelt. „Ich möchte Unsichtbares sichtbar machen“, sagt Reiter. Wobei man den Begriff „Metamorphosen“ auf einer Ebene der reinen Malerei zugleich auch als Verweis auf die ständigen Verwandlungen und Veränderungen der Formen und Strukturen

Jackson Pollock †, 1912-1956

One Number 31 1950, Öl auf Leinwand Jackson Pollock †, 1912-1956

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im Laufe des Malprozesses verstehen kann. In den aktuellen Bildern sind es Farbverläufe, Ströme und Rinnsale, die das Bildgeschehen dominieren. Ein Hinweis darauf, dass Reiter mit Leinwänden arbeitet, die nicht mehr auf dem Boden liegen, sondern auf der Staffelei stehen oder an der Wand lehnen. Reiter benutzt jetzt auch vor allem den Pinsel beim Malen, so lange, bis das Lösungsmittel Trichloräthylen zum Einsatz kommt, das die Farbe in langen Bahnen fließen lässt - in verschiedene Richtungen, weil Reiter die Leinwand dabei dreht und wendet. Die fließende Farbe sucht sich ihren Weg über die vorhandenen Bildstrukturen, und diesmal ist der Künstler noch unbeteiligter, als er es sonst schon ist. Man könnte darin auch eine Metapher für den Fluss der Zeit sehen. Markus Zehentbauer

vgl. Peter, Carola, Rudolf L. Reiter - der Maler mit den zwei Seelen, in: NEW ART (Hrsg.), Rudolf L. Reiter, Bilder, Objekte, Aktionen 1974-1994, Erding 1994 (o. S.) 2 ich danke Tobias Hoffmann für die Einsicht in seine entstehende Dissertation über Baumeisters Spätwerk 3 Baumeister, Willi, Das Unbekannte in der Kunst (1947), Köln 1988, S. 155 4 zit. nach: Gehler, Jörg, Ein Blick in die Natur - Aussicht in die Ewigkeit, Kiel 1999, S. 42 5 vgl. Ausst.Kat. “Gerhard Richter und die Romantik“, Kunstverein Ruhr, Essen 1994 6 vgl. Schmidt-Wulffen, Stephan, Befreite Malerei, in: Winfried Gaul, Werkverzeichnis Bd. 1, 1949-61, Gemälde und Arbeiten auf Papier, Düsseldorf 1991, S. 14-16 1

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Ich bin, was ich war, ich werde sein, was ich bin. Rudolf L. Reiter, 1990

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Ort: Limes Weltkulturerbe I Kastell Eining I Neustadt a.d. Donau I © Otto Christian Berger

Meine Arbeiten beinhalten die persönliche Konfrontation mit seelischen und auch körperlichen Strukturen, wie endlose Suche nach dem Ich, das bildhaft zu machen, was in uns nur als diffuses Bild vorhanden ist.



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Rudolf L. Reiter, 1990

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Ort: Limes Weltkulturerbe I Kastell Eining I Neustadt a.d. Donau I © Otto Christian Berger

Der Mensch soll sich daran erinnern, dass unser Körper einer Metamorphose widerfährt und vielleicht das Leben erst beginnt, mit dem Tod.



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Rudolf L. Reiter, 1990

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Ort: Limes Weltkulturerbe I Kastell Eining I Neustadt a.d. Donau I © Otto Christian Berger

Die Grundphilosophie und Grundinhalte meiner sämtlichen Arbeiten sind der Glaube an die Reinkarnation, der Glaube an die Wiedergeburt.



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Die Spuren längst vergangener Kulturen, deren Zeichen bis in unsere Zeit hinein ihre Gültigkeit und Faszination behielten. Ich schaue in die Landschaft hinein, wie in ein Land der Wiederkehr und fühle mich, als sei ich in sie zurückgekehrt. Mit den Erinnerungen an gestern und Empfindungen von heute. Rudolf L. Reiter, 1996

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Ort: Limes Weltkulturerbe I Kastell Eining I Neustadt a.d. Donau I © Otto Christian Berger

In der Begegnung mit einer Landschaft spiegelt sich für mich die Begegnung mit ihrer Geschichte wieder. Die Veränderungen, die sie durchlebt hat, die Menschen, die in ihr gelebt haben, deren Leben, deren Schicksale und deren Geschichte.


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Š Otto Christian Berger


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Gegenst채ndliche Malerei Landschaften - Ewige Reinkarnation der Natur

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„Wiederendecker der Romantik“ der Erfinder der Romantisch Moderne

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Die geistes- und stilgeschichtliche Epoche der Romantik, die um die Wende des 19. Jahrhunderts Sturm und Drang und Klassizismus ablöste und die Vorstellung von der edlen Größe und reinen Schönheit der Antike, den breiten Strom einer europäischen Bewegung, aufnahm, ist nicht nur als Gegenbewegung zu verstehen, denn auch der Klassizismus war ja sentimental und viel zu sehr Wunschbild und Wunschdenken, eine Idealvorstellung des griechischen Altertums. Zunächst bringt die Romantik nur einen Wechsel der Stimmungen. Das Pathos des Willens hat die lyrische Deklamation ersetzt, die moralische Unduldsamkeit die ästhetische Ergriffenheit. Aus den leeren, kahlen Hallen wurden unwirkliche, sich in das Unendliche verlierende, weich konturierte Landschaftsgebilde. So gewann der Geniebegriff der Romantik, der die Literatur des 19. Jahrhunderts geprägt und im gefühlvollen Nacherleben die neue Idee des sich frei entwickelnden Schöpferischen Poesie gesehen hatte, vornehmlich in den Bildern der großen Malerpersönlichkeiten Phillip Otto Runge und Caspar David Friedrich in Deutschland und William Turner in England feste Gestalt. Nicht eigentlich Gestalten und Formen sind bei ihnen Bildinhalte; wir hören beim Betrachten ihrer Bilder, was der Dichter spricht und was die Musen und

Caspar David Friedrich †, 1774-1840

William Turner †, 1775-1851

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Faune singen. Die eigentliche romantische Stimmung besteht doch darin – (als sehnsuchtsvolle Erfassung von etwas, was man nicht wirklich mit den Händen greifen kann), dass die Formen zu unabhängig, selbständigen Produkten des Geistes werden. Es sind Formen an sich, sogar abstrakte Konstruktionen. Diesen Formen und Konstruktionen prägte man Inhalte auf, irrationale Inhalte – und diese verlangen äußerste Hingabe im Nachempfinden und Nacherleben. In dieser nun rein geistigen Form fühlte man die neue Freiheit des Individuums, die Freiheit der subjektiven Selbstverwirklichung und man fühlte sich losgelöst von allen Ansprüchen einer Wirklichkeit. Man spürte die innerliche Losgelöstheit sogar gegenüber der Natur, wie ein Entfernen von ihr als Idealität. So wurde bei den Romantikern die Natur zur Ferne – und das ergab als letzte Konsequenz das Eingeständnis der Sentimentalität der Natur als ein Wunschbild des freien Geistes. Und damit ist die Natur das Produkt des menschlichen Geistes. In diesem Sinn die Beziehung zur Natur als eigentlichen Bildinhalt gewonnen zu haben, das ist das außerordentliche Verdienst der großen Maler, die wir bereits genannt haben. Wanderer über dem Nebelmeer Öl auf Leinwand Caspar David Friedrich †, 1774-1840

10481-481_007_102 Öl auf Leinwand Rudolf L. Reiter

Die im Ursprung „Deutsche Bewegung“ erfasste ganz Europa in allen geistigen und künstlerischen Bereichen und sie hat fortgewirkt bis auf den heutigen Tag. Plötzlich brechen die Grundideen unverhofft aus dem Dschungel modischer Entwicklungen und stifteten erhebliche Verwirrung. Mit der fortschreitenden Zeit und den großen Veränderungen, die in ihrem Gefolge stattfanden, waren die Beziehungen der Menschen zur Natur vielen Wandlungen unterworfen und nicht immer wirkte sich das für die Menschen und für die Natur gut aus. Im Verlauf unseres Jahrhunderts verdrängten wir die Natur immer mehr und nahmen sie als etwas hin, das man bei schönem Wetter genießt oder nur noch im Museum betrachtet oder eben in den Bildern der Romantiker – und das Ergebnis war die Zerstörung unserer Naturwelt. Zugleich sind aber in den letzen zwei Jahrzehnten in Deutschland Rückbesinnungen lebendig geworden, das „Zurück zur Natur“ bekam einen neuen Sinn. So finden wir jetzt bei uns vielfältige „romantische“ Arbeiten junger Künstler. Wir erkennen darin nicht die Abwendung von der Gegenwart, sondern vielmehr das Bewusstwerden eines geänderten

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Lebensgefühls. Damit sind wir bei Rudolf L. Reiter, einem der wichtigen deutschen Vertreter der „romantischen Moderne“ (Schlegel prägte diesen Begriff in seinen berühmten Berliner Vorlesungen 1802 – 1805). Reiter nennt Caspar David Friedrich und William Turner seine Vorbilder. Und sie sind es auch ohne Zweifel. Aber bei Reiter ist noch etwas anderes im Spiel und das ist nicht minder beachtenswert: er entstammt einer Landschaft im Norden der Landeshauptstadt München gelegen, dem Erdinger Moos. Einer Naturlandschaft, in der die Ursprünglichkeit einer gewachsenen, in sich geschlossenen und unberührten Flora und Fauna noch erhalten geblieben ist und in der die Menschen, wie die Vorfahren Reiters, in Jahrhunderten von dieser Landschaft geprägt worden sind. Es ist eine starke Naturwelt, die hier auf die Menschen einwirkte: schwer und dunkel der Boden, viel Wasser, Moore, Nebel, auch seltene Gräser und Blumen und seltenes Getier gibt es. Am Morgen, wenn die Nebel steigen, liegt leise Schwermut über dem Moos, der Abend zaubert Irrlichter hervor – es ist die Welt der Faune und Moorgeister und es ist die verzauberte Welt einer unwirklichen Schönheit.

Quillebeuf at the moth of Seine Öl auf Leinwand William Turner †, 1775-1851

Rudolf L. Reiter hat ein Gedicht geschrieben: „Nun hab ich sie gesehen – Die Äcker und Felder, in denen die Seelen ruhen. Endlos ohne Horizont – endlos wie das Leben. Hab´ sie blühen, reifen und sterben gesehen. Gesät in Äckern aus Weiß blühen sie auf den Wolkenfeldern. Zur Ernte bereit – Die Äcker und Felder, in denen die Seelen ruhen.“ 10481-481_006_692 Öl auf Papier Rudolf L. Reiter

Und auch diese Worte fanden wir bei Rudolf L. Reiter: „Grün leuchtet der Himmel hinter Großmutters Haus. Wie ein grüner, warmer Mantel umgibt er die sonst so herbe, ja fast abweisende Landschaft. Ich bin

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mit ihr durch das Land gewandert. Von Hof zu Hof. Ich habe schöne Häuser gesehen, reiche Häuser. Und arme Hütten. Ich habe Brotsuppe gegessen. Und auf Stroh geschlafen. Unter der Treppe stand ein Miniaturhaus, an dem man die Türen und Fenster öffnen konnte. Das kleine, aus Holz erbaute Haus, strahlte heile Welt aus. Das kühle Pflaster des Flurs erinnerte an die Würde und Ernsthaftigkeit einer Waldkapelle. Da stand ich eines Morgens vor dem Haus. Es war kalt, der Boden war gefroren. Eine schwarze Kutsche fuhr die nackte Allee entlang. Das läuten der Glocken verkündete, dass jemand gestorben war. Meine kleinen Hände hielten sich am Geländer der Treppe fest. Im Innern des Hauses stieg der Geruch von Brotsuppe auf. Menschen in schwarzer Kleidung. Geschäftiges Treiben. Und ich wusste, schade, dass Großmutter nicht mehr ist.“ Wir erkennen in diesen Zeilen das Bemühen des talentierten Malers, seine Gedanken auch in anderer Form zum Ausdruck zu bringen und auch bei diesem Tun ist er der Gedankenwelt der Spätromantik verhaftet mit ihrer Besinnung auf eine poetisch verklärte Vergangenheit und der Hinwendung zu den „Nachtseiten der Natur“.

10481-481_006_632 Öl auf Papier Rudolf L. Reiter

10481-481_006_633 Öl auf Papier Rudolf L. Reiter

In seiner Malerei beschreibt Rudolf L. Reiter eigene und neue Wege. Seine Arbeiten sind keine Kopien von Caspar David Friedrich und William Turner, doch verleugnet er die Anregung nicht; er nimmt diese auf, er benutzt sie. Dann aber geht er allein weiter und überwindet die Barriere direkter Bezogenheit zum Erschauten und formt in der subjektiven Deutung des gewonnenen Eindrucks den Bildinhalt neu. „So kann es mir passieren, dass in dem fertigen Bild nicht das Geschaute erkennbar ist, weil eben im Bild nur meine Eindrücke enthalten sind. Und dasselbe Betrachtungsobjekt kann zu einem späteren Zeitpunkt völlig andere Strukturen aufweisen, bedingt durch die stete Veränderung in der Natur und meine persönliche Einstellung“, sagte Reiter einmal in einem Interview. Reiter lässt Gestalten, Gegenstände, Formen schemenhaft werden, er rückt sie von dem Betrachter fort, er erfindet Landschaften in der Landschaft, zeigt sie und wie aufgefächert vor, wie zerlegt und detailliert. Und er setzt im

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gleichen Bild Schemenhaftes, Entfliehendes, sich in der Ferne verlierendes gegen konstruktive Elemente, ja gegen geometrische Formen, vor allem in seinen Stillleben und Innenräumen, Körper sind statuarisch hineingestellt in den Landschaftsraum, in die Innenräume. Die Gestalt der „Victoria“, der Hauptfigur der platonischen Liebengeschichte des Norwegers Knut Hamsun, beschäftigt Reiter seit vielen Jahren: überall finden wir ihre Gestalt, ihr Gesicht, in wirklichen und unwirklichen Räumen, sehnsüchtig wartend, allein, ein Ausdruck hoffnungsvoller und hoffnungsloser Liebe.

10481-481_015_167 Öl auf Papier Rudolf L. Reiter

Um sie ist Leere, Einsamkeit und – Angst. Ist es Zukunftsangst? Reiter sagte in einem anderen Interview: „Ich habe Angst, plötzlich nicht mehr alles schaffen zu können in dem mir zur Verfügung stehenden Zeitraum“. So sind Reiters Acrylbilder, seine Farbzeichnungen und Aquarelle auch Dichtungen, spätromantische und auch „moderne“ Bild-Dichtungen. Man sieht seinen Arbeiten nicht die Mühe an, die er dafür verwendet. James McNeill Whistler, der wichtige amerikanische Maler, der die Hauptzeit seines Lebens in England und Frankreich verbrachte und dessen Bedeutung in den zurückliegenden Jahren unterschiedlichste Wertungen erfuhr (er lebte von 1834 bis 1903 und verband dekorative Farbharmonien mit zunehmend impressionistischen Formauflösungen), sagte einmal in einer seiner berühmt gewordenen „10-Uhr-Vorlesungen“: „Ein Gemälde ist fertig, wenn alle Spuren der Mittel, die bei seiner Vollendung gebraucht wurden, verschwunden sind. Fleiß ist in der Kunst eine Notwendigkeit, keine Tugend, und jede Spur desselben auf dem Werk ist ein Tadel, kein Vorzug, ein Beweis nicht des gelungenen, sondern des absolut ungenügenden Werkes, denn zur Arbeit gehört auch, ihre Spuren zu beseitigen“.

Plakat, Hamsun Tage 1990 Rudolf L. Reiter

The White Symphony: Three Girls 1868, Öl auf Leinwand James McNeill Whistler †, 1834-1903

Rudolf L. Reiter ist ein fleißiger Maler. Nirgendwo entdecken wir in seinen Bildern Spuren seiner Arbeit, Spuren der angewandten Technik oder seiner Mittel. So soll das alles sein Geheimnis bleiben. Nur eines müssen wir festhalten: in einer Zeit, da die Spritzpistole nicht nur den Werbegraphikern, sondern auch vielen „Malern“ so leicht in der Hand liegt, stellt sich für Reiter

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dieses Problem nicht. In seiner Werkstatt ist für dieses Instrument kein Platz. Er malt seine Bilder in der von ihm erfundenen Technik, - ganz einfach mit dem Pinsel und Tüchern – der Rest bleibt sein Geheimnis, wie er sagt. James McNeill Whistler sagte in einer anderen „10-Uhr-Vorlesung“: „Der Künstler hat keine Beziehung zu dem Zeitpunkt, in dem er erscheint, er ist ein Denkmal der Einsamkeit – auf Trauer deutend - , das keinen Teil an dem sogenannten Fortschritt seiner Mitbürger nimmt.“

James McNeill Whistler †, 1834-1903

10481-481_006_458 Öl auf Leinwand Rudolf L. Reiter

So ist Reiter ein moderner Romantiker, den das Schicksal in unsere Zeit verschlagen hat, der hineingeworfen wurde in das Hier und Heute und er muss diese Gegenwart bestehen. Er ist ein Mensch, der fest daran glaubt, dass er in früherer Zeit hier oder anderswo, etwa in Norwegen oder in Irland schon einmal gelebt hat – und zugleich glaubt er an vorbestimmte Daseinsabschnitte. So ruht er in seiner Vergangenheit und in der ihm erkennbaren Zukunft und – er ruht in sich selber, zugleich zweifelnd und selbstsicher, in panischer Zukunftsangst und vollkommener Furchtlosigkeit, introvertiert und in offener Bereitschaft lebend, den beeindruckenden Sonnenaufgang über dem Erdinger Moos auf sich einwirken zu lassen. Noch einmal möchten wir einen Ausspruch Whistlers zitieren: „Mit den einzelnen Menschen also und nicht mit der Menge, treibt die Kunst vertrauten Umgang. Und in dem Buch ihres Lebens sind die Namen nur Weniger verzeichnet, die dazu beitrugen, die Geschichte von der Liebe und Schönheit der Kunst zu schreiben.“ Wir meinen, Rudolf L. Reiter gehört zu den Wenigen, zu den Auserwählten, die in dem Buch bereits jetzt ihren festen Platz erhalten haben, dank seiner Glaubwürdigkeit und dank der Wahrheit in seiner Kunst. Hannes Reinhardt † 10481-481_006_306 110x100 Öl auf Leinwand

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Nordland

Apokalypse - Anfang und Ende - Wiedergeburt einer Landschaft

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Stillleben F端r ein neues Leben gedeckt

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10481-481_008_100 80x100 テ僕 auf Leinwand

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Pierrot

Melancholie und Kรถrpersprache

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10481-481_009_113 I 100x110 I テ僕 auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Fotograf

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10481-481_009_111 I 135x150 I テ僕 auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Fotograf Seite I 226


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10481-481_009_100 I 120x120 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Leonardo da Vinci, † 1519 Nicht bekannter Fotograf

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10481-481_009_109 I 100x80 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Fotograf


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Portrait

Die Spiegelbilder der Seele

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10481-481_012_125 I 65x85 I テ僕 auf Leinwand

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Epochal

Was bleibt 端brig von der Geschichte und ihren Relikten?

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10481-481_013_108 100x50 Öl auf Leinwand Kara Mustapha † 1683

10481-481_013_101 100x50 Öl auf Leinwand Hans Prinzhorn † 1933

10481-481_013_104 100x50 Öl auf Leinwand Napoleon I. † 1821

10481-481_013_100 100x50 Öl auf Leinwand Karl V. † 1558

10481-481_013_110 100x100 Öl auf Leinwand Paraphrase I Diego Velazquez † Papst Innozenz X. † 1655

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10481-481_013_102 100x50 Öl auf Leinwand Papst Johannes Paul II. † 2005

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10481-481_013_103 100x50 Öl auf Leinwand Albert Einstein † 1955

10481-481_013_106 100x50 Öl auf Leinwand Friedrich Nietzsche † 1900

10481-481_013_107 100x50 Öl auf Leinwand Charles Robert Darwin † 1882


10481-481_013_109 I 110x100 I テ僕 auf Leinwand

10481-481_013_116 I 100x80 I テ僕 auf Leinwand

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10481-481_013_117 110x140 Öl auf Leinwand Paraphrase Richard Oelze † 1980 Seite I 250


10481-481_013_118 110x140 Öl auf Leinwand Paraphrase Richard Oelze † 1980 Seite I 251


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Victoria

Knut Hamsun, die Geschichte einer Liebe

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10481-481_015_206 I 120x110 I テ僕 auf Leinwand

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10481-481_015_107 I 80x80 I Öl auf Leinwand Paraphrase I James McNeill Whistler, † 1903

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10481-481_015_108A I 80x80 I Öl auf Leinwand Paraphrase I James McNeill Whistler, † 1903


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10481-481_014_105 80x80 Öl auf Leinwand Paraphrase I James McNeill Whistler, † 1903

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Akt Erotik Liebe ist wie Blumen und Blut

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10481-481_016_103 I 120x125 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Andrew Newell Wyeth, † 2009

10481-481_016_104 120x120 Öl auf Leinwand Paraphrase I Andrew Newell Wyeth, † 2009

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10481-481_016_105 I 120x125 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Jean-Auguste-Dominique Ingres, † 1867

10481-481_016_108 I 120x125 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Jean-Auguste-Dominique Ingres, † 1867

10481-481_016_103 120x125 Öl auf Leinwand Paraphrase I Jean-Auguste-Dominique Ingres, † 1867

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10481-481_016_117 I 120x120 I テ僕 auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Fotograf

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10481-481_016_116 I 100x120 I テ僕 auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Kテシnstler


10481-481_016_125 I 120x120 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Fotograf

10481-481_016_124 I 125x120 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Jean-Auguste-Dominique Ingres, † 1867

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10481-481_016_127 I 125x120 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Fotograf

10481-481_016_120 I 120x120 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Edvard Munch, † 1944 Nicht bekannter Künstler

10481-481_016_126 120x120 Öl auf Leinwand

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10481-481_016_152 I 70x100 I テ僕 auf Papier

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10481-481_016_153 I 70x100 I テ僕 auf Papier


10481-481_016_154 I 43x55 I テ僕 auf Papier

10481-481_016_155 I 43x55 I テ僕 auf Papier

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10481-481_016_123 I 110x100 I Öl auf Leinwand Paraphrase I Nicht bekannter Fotograf

10481-481_016_115 I 60x80 I Öl auf Leinwand

10481-481_016_148 90x90 Öl auf Leinwand Paraphrase I Edvard Munch, † 1944

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Die Plastik Den Bildern entsprungen

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10481-481_Plastik_101 I Don Quichotte Glasfaser, Gips, Kreide, Sand, Hanf, Gitter I Höhe 65 cm

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10481-481_Plastik_103 I Glückspendler Messing - Kupfer - Bronze I Höhe 142 cm


10481-481_Plastik_102 Stimme des Lebens Glasfaser, Gips, Kreide, Sand, Hanf Hรถhe 143 cm


10481-481_Plastik_105 I Katharina Fischer Bronze I Hรถhe 176 cm Standort: D-85435 Erding I Katharina-Fischer-Platz

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10481-481_Plastik_105 I Friedrich Fischer Bronze I Hรถhe 178 cm Standort: D-85435 Erding I Katharina-Fischer-Platz


Die Plastik Seit der Figur des „Druiden Totenwache“ 1994 hat Rudolf Reiter ein umfangreiches, plastisches Werk geschaffen. Es umfasst Freiplastiken aus Bronze und Steinskulpturen und nahm seinen Anfang in den ersten Reliefs wie „Jäger und Sammler“. In dieser Monographie sollen nur einige Beispiele der Plastiken Reiters gezeigt werden. Dieser Komplex aus des Künstlers Schaffen darf nicht völlig fehlen, da er für Reiter zeitweilig große Bedeutung gewonnen hat und überdies aufs engste mit dem gemalten, gezeichneten und gedruckten Schaffen zusammenhängt. Denn die Plastik überführt Bildgedanken buchstäblich ins Leibhaftige und Räumliche – Bildfindungen die sich auf dem Papier auf der Leinwand schon in anderer Form sichtbar abzeichneten. „Im Bereich der Bildhauerei bleibt der Künstler zwar dem Gegenständlichen verhaftet, sucht den tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel aufgrund unserer geschichtlichen Abläufe zu erklären. Demzufolge entstehen hier bei der Findung einer anderen substantiellen menschlichen Identität, der Übereinstimmung von Körper und Geist, schemenhafte Skulpturen, die durch ihre ungewöhnliche Plastizität zu überzeugen verstehen und den Betrachter in ihnen Bann ziehen. Die Motive, die den Grenzgänger Rudolf L. Reiter als Maler und Philosoph bewegen, finden sich auch in seinen Skulpturen wieder. Themen wie Metamorphose oder Transformation spiegeln seine Empfindungen wider, die jetzt sichtbar in die Skulptur einfließen und dazu beitragen, dass neue Motive entstehen. Reiters Plastiken erinnern an vergessene oder verschüttete Lebenszusammenhänge – er holt gerade als Bildhauer dank seiner metapherreichen, symbolträchtigen und besonders plastischen Bildsprache das Wissen um jene Lebenszusammenhänge aus den Verliesen des Unterbewusstseins zurück ans Tageslicht des Geschehens. Natur und Mensch, Zivilisation und Technik, Kunst und Leben, ebenso wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind für Reiter keine unvereinbaren Größen. Er ist weder ein rückwärtsgewandter Romantiker, noch ein realitätsfremder Utopist, sondern – ganz im Gegenteil – ein philosophischer Erzähler, der in seinen Skulpturen die Rätsel unseres Daseins zu entschlüsseln sucht. Im plastischen Werk Reiters

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Text: © Rudolf L. Reiter, 2010 I © Prof. Franz Schilke, 2010 I Seite I 293


wird das gebrochene Verhältnis der Menschen zu ihrer Wirklichkeit offenbar. Jedes einzelne Werkbeispiel enthält seine universale Weitsicht in Nuancen – als Teil eines über die kulturellen Grenzen hinausgehenden Schaffens.“ Prof. Franz Schilke, 2005

Joseph Beuys †, 1921-1986

Objektkasten, 1976 Rudolf L. Reiter

Reiter 1977 - „Alles was war, zieht an mir vorüber“. Plastik ist Denken, schreibt Joseph Beuys 1977 an eine seiner berühmten Wandtafeln. Im Münchner Idion-Verlag treffen Reiter und Beuys zum ersten mal aufeinander ... jedes selbstbestimmte Gestalten, angefangen beim Denken über das Reden und Handeln bis hin zur Gestaltung von Objekten und Bildern, ist plastisches Gestalten ... predigt J. Beuys Reiter – die ersten Objektkästen entstehen – von Beuys beeinflusst schafft Reiter aus Radioröhren und Holzbuchstaben und gegossenem Blei Objektkunst im Stile von Marcel Duchamp ohne den Ausdruck „Readymade“ je gehört zu haben. „Je feindseliger die Kritik, desto mehr sollte der Künstler ermutigt sein“ schreibt Duchamp im Jahre 1913. Bei der großen Retrospektive im Musterhaus am Münchner Airport zum 50. Geburtstag von Reiter, liegt die erste Druidenfigur in einem Glasschrein – „Im Wandel der Zeit die Zeitzeichen Erkennen“ – in einem Grab begraben. Perlen – Glasteile – Muscheln – Steine – vermodertes Holz – schon jetzt zeigt sich Reiters Glaube an die Wiedergeburt in Form und Stofflichkeit“. Der Grundstein für die spätere Skulptur „Glückspendler“ war geboren – 1997 schafft Reiter in einer von ihm gemischten Legierung aus Messing, Kupferanteilen und Bronze diese Skulptur. Er fühlt sich in der Rolle des Alchimisten überaus wohl – gibt die Rezeptur des Materials nie preis. Die Gestalt des Pendlers wird zur wichtigsten Skulptur Reiters. Die erste Fassung war eine aus Gips und Kreide geformte Figur, die eine Steinschleuder in der Hand hält – David, zweiter König von Israel, siegt über Goliath. Reiter verändert die Grundfigur, geschlechtlich lässt sich der Pendler gegenüber dem Muschelsucher nicht identifizieren - rechts hält er ein Pendel aus Stein in der Hand, links einen Federkiel. Einem Omen gleich schwingt gutes zu bösem Licht in die Dunkelheit – jetzt geht Reiter ganz im Gedankengut Friedrich Hölderlins auf – wird Eins mit dessen Seelen- und Gemütsleben – findet sich

Seite I 294 I Text: © Rudolf L. Reiter, 2010 I © Prof. Franz Schilke, 2010

Readymade Marcel Duchamp †, 1887-1968


bestätigt - aus der Einsamkeit heraus erfindet er die Gestalt griechischer Schönheit – getragen von Zwiespalt – zwischen Wirklichkeit und Mythos. Hölderlins (1770-1843) verzweifeltes Diktum aus dem „Hyperion“, dem Schicksalslied um 1770: „...doch uns ist gegeben, auf keiner Stätte zu ruhen, es schwinden, es fallen die leibenden Menschen blindlings von einer Stunde zur anderen, wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen, Jahrlang ins ungewisse hinab.“ Rudolf Reiter begreift sich selbst als Spurensucher. Er wandert auf den geistigen Quellen der vergangenen Kulturen, sucht und findet diese. Der Federkiel in der linken Hand des „Glückspendlers“ ist Hinweis auf die Kabbala – das Pendel zeigt Spuren von Runen und Zahlensymbolen. Natürlich, Gott hat die Menschen verlassen. Das ist in der Kabbala überhaupt erst der Anfang der Welt. Gott ist in der jüdischen Mystik keine Person, sondern ALLES.

Friedrich Hölderlin †, 1770-1843

Auch bei Hölderlin finden wir die Frage nach dem Raum den Gott frei gibt – den Raum, wo sich alles entwickelt. Da erschließen sich Zeiträume bis ins Mystische und Legendäre – unendliche Himmelsräume öffnen sich ins Kosmische. Der Tod seiner geliebten Frau Hilde hat den Künstler früh erkennen lassen, dass Schmerz, Leiden und Tod unabdingbar zu jeder Existenz gehören. Der Mund des Pendlers geschlossen – kein Ton mehr, der Blick scheint ins Leere gerichtet – doch der Blick geht hinaus über alles Irdische – gibt die Sicht frei, für die Hoffnung in jedem Schmerz. Im Januar 2010 gießt Reiter den Pendler in Bronze, lässt noch einmal alle Energie und Liebe, Trauer und Schmerz in die Figur einfließen – wird ganz Eins – geht auf in Material und Form, das Ende des Pendels ist geboren – der Anfang symbolisiert. Im September 2010 stellt Reiter die Bronzeskulptur ‚“Glückspendler“ am Grab seiner Frau auf.

10481-481_Plastik_103 Glückspendler Bronze I Höhe 142 cm

Rudolf Reiter, 2010

Text: © Rudolf L. Reiter, 2010 I Seite I 295


10481-481_Plastik_113 Bronze

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10481-481_Plastik_114 Bronze

10481-481_Plastik_115 Stein I Blattgold

10481-481_Plastik_116 Bronze


10481-481_Plastik_117 Seelenwanderer Bronze Hรถhe 19 cm

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„Wenn ich heute am Grab meines Körpers stehe, und gestern die Geburt meiner Mutter war, wenn ich heute die Leiden von morgen beweine und glücklich über die Stunden der Zukunft bin, wenn ich heute die Bilder von damals sehe, und gestern die Bilder von morgen sah. Rudolf L. Reiter, 1982

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Ort: Nachbildung Stonehenge I Oed I Niederbayern I Skulptur - Druide Totenwache: Rudolf L. Reiter I Š Otto Christian Berger

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Aktionen

Die vier Stufen der Genesis „Feuer - Luft - Wasser - Erde“

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Feuer Kunstaktion im Polarkreis, Island - 2006 Von der verwandelnden Kraft des Feuers – die Metamorphose als künstlerisches Prinzip in Rudolfs Reiters bildnerischem Werk Als der Prophet Moses groß war, tötete er einen Ägypter, der einen Hebräer umgebracht hatte. Moses floh daraufhin aus Ägypten. Da erschien ihm Gott in einem brennenden Dornbusch und befahl ihm, nach Ägypten zurückzukehren und sein Volk aus der Knechtschaft zu befreien. Innere Umkehr und Freiheit für die Menschen fordert dieser zentrale Text aus dem Alten Testament. Gott erscheint darin im Feuer und erinnert den Mann daran, dass es noch etwas anderes im Leben gibt als

Überlebenskampf. Moses erschreckt

das unerwartete Feuer, ein metaphorisches Bild dafür, dass der Mensch Grundlegendes erkennt. Folglich wird Moses sein Volk durch das Wasser in Freiheit führen. Den Weg in das gelobte Land als innere Umkehr eines Menschen (griech. Metanoia) markieren in der Bibel die Elemente Wasser und Feuer. Feuer und Wasser, Erde und Luft, die vier Elemente des Lebens bewegen seit Jahrtausenden das Denken von Dichtern und Philosophen. Diese Kräfte der Natur bestimmen seit zehn Jahren auch die künstlerischen Arbeiten von Rudolf Reiter. Denn am 11. September 1995 hat ein Feuer apokalyptischen Ausmaßes Reiters Erdinger Atelier samt Haus in Schutt und Asche gelegt. Urplötzlich hatten sich Bilder, Farben, Malmaterialien und das Inventar Foto: Emil Pór Sigurdsson

entzündet. Nach dem Feuersturm war das Haus der Familie unbewohnbar. Damals begann der Künstler seine Arbeit im Atelier wie jeden Morgen. Mit einem meditativen Ritual, bei dem er erst seinen gusseisernen Ofen beheizt und dann klassische Musik auflegt. Gewöhnlich treffen zu dieser Zeit seine drei Assistenten ein. Sie helfen ihm beim Schütten seiner Informell-Malerei.

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Zwei Bilder waren an diesem Tag bereits fertig gestellt, als die Tochter einer der drei Männer eine Stärkung vorbeibrachte. Zu deren Glück. So standen alle drei vor dem Haus. Nur Reiter gestaltete unweit des Türrahmens. Er arbeitete an dem dritten erst halbfertigen Gemälde, als ein Funkenschlag sekundenschnell den Atelierraum in Flammen setzte. Mit einem Sprung rettete er sich aus der lodernden Gefahrenzone. Aber seine Latzhose hatte Feuer gefangen. Beherzt rissen ihm seine Assistenten das brennende Stück vom Leib. Für das Atelier dagegen kam jede Hilfe zu spät. Ein Schock für die Familie. Dann fand der Künstler unter der Asche auf einer Spannplatte einen heilen Schriftzug: „Victoria“, den Namen der weiblichen Hauptfigur aus dem gleichnamigen Roman von Knut Hamsun. Seine literarische Lieblingsgestalt, für er über viele Jahre hinweg ein reiches Bilderwerk schuf und bis hinauf nach Norwegen sehr bekannt wurde. Ein kleines Glück. Doch die urgewaltige Zerstörung des Familienhauses saß tief. Aus dieser Krise heraus besann sich Reiter auf die Kräfte der Natur. „Ein Ruckeffekt für mich“, so erzählt der 62-Jährige heute. Denn bis dahin oszillierten Reiters Arbeiten zwischen informellen Bildfindungen und sanften Stimmungen im Stil der romantischen Moderne. Aus dieser Erfahrung des naturhaften Überwältigtwerdens entwickelte der Künstler neue Ideen für Skulpturen und einen vierteiligen Zyklus zu den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer. Die erlebte Kraft des Feuers führte wie von selbst zum Thema „Metamorphosen in der Spannung von Kunst und Natur“. „Zeit der Wandlung und Wiederkehr“ In der Biologie beschreibt der Begriff Metamorphose den Wandlungsprozess in der Entwicklung der Insekten von der Larve bis zur erwachsenen Form. Die Bedeutung übertrug Reiter auf sein eigenes künstlerisches Tun. Welche Wandlungsprozesse in der Form, so überlegte Reiter, erwirkt die Natur bei Gemälden. Wie verändert sich die Form eines Bildes unter dem Einfluss der Wirkmächte von Erde, Wasser, Luft und Feuer? Oder anders gesagt, können „an das Licht der Welt gebrachte“ Bilder erwachsen werden? Welche Spuren

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hinterlassen die Kräfte der Natur? Rudolf Reiter startete mit Erdbildern im Münchner Olympiapark (1995). Mit einer Wasseraktion im Atlantik (1998) und Luft (1998). Der Zyklus „Zeit der Wandlung und Wiederkehr“ wird mit dem „Feuer“ vulkanischen Ursprungs auf Island im Sommer 2006 vollendet. Für die Elemente Erde und Luft wählte Reiter künstlich gestaltete Orte, den Olympiapark, in dem er Bilder fünf Jahre den natürlichen Wandlungsprozessen der Erde aussetzte, und bei Mainburg in der Holledau die Art-Autobahn, entlang der er drei seiner Gemälde über Wochen Luft, Wind und Wetter ausgesetzt hatte. Für das dritte Projekt Wasser reiste er bis nach Miami an den Atlantischen Ozean. Dort versenkte er über einen Zeitraum von fünf Jahren Bilder in dreißig Metern Tiefe. Auf Island hängen die Bilder in einem noch brodelnden Vulkanschlund. Verschiedene Geologen passen rund um die Uhr auf, dass die Bilder nicht verbrennen. Reiter fühlt sich als Mittler zwischen den Welten, als Seismograph, der die Veränderungen in der Kunst und Natur genau wahrnimmt und anderen bewusst macht. Warum entschied er sich für Island? Dort fühlt sich Reiter den Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer so nah wie nirgendwo auf der Welt. „Auf der Insel sind die Kräfte der Natur in relativ geringen Entfernungen unmittelbar zu erleben.“ Feuer für eine Kunstmetamorphose auf Island Auf Island mit seinem grandiosen Naturschauspiel befinden sich rund 200 Vulkane, von denen rund 30 zeitweise aktiv sind, heiße Quellen, Geysire und Solfataren. Häufig begleitet die vulkanische Tätigkeit Erdbeben. Zu den bekanntesten Vulkanen zählen der Hekla (1.491 m), der 1766, 1947, 1980 und 2000 ausbrach, und der nahe gelegene Laki, der ungefähr 100 verschiedene Krater aufweist. Die weiten nacheiszeitlichen Lavafelder nehmen etwa zehn Prozent der Landesfläche ein. Die Insel liegt dem untermeerischen Mittelatlantischen Rücken auf. Die Jahrestemperatur ist ausgeglichen kühl. Island gilt als das weltweit am dünnsten bewohnte Siedlungsgebiet. Wie an den Anbeginn der Zeit zurückgeworfen, habe er sich bei seinen ersten Erkundigungen auf Lavafeldern

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gefühlt, erklärt Reiter. Seinen Traum, über mehrere Wochen auf der Insel drei großformatige Gemälde in einer offenen Lavaspalte der Hitze und den Dämpfen auszusetzen, verwirklicht er im Sommer 2006. Wärme und Gase arbeiten an den von Menschenhand gestalteten Bildnissen. „Der Mensch gibt ab, löst sich“ dabei von seinen Vorstellungen und übergibt, wie Reiter betont, dem natürlichen Geschehen, dem Zufall darin, die Handlungsmacht. Den Prozess versteht er als Sinnbild für den ewigen Lauf des Kommen und Gehens im Leben. Nichts kann man auf ewig festhalten, auch nicht die Kunst. „Alles fließt, panta rhei“. Feuer in Mythologie und Philosophie Seit Jahren beschäftigt sich Rudolf Reiter mit Vorstellungen der alten Kulturen zu den vier Elementen, mit Mythologien und Schöpfungserzählungen. So entdeckte er bei den Sumerern den Glauben, dass das Universum von einem Pantheon regiert würde, an dessen Spitze die vier Gottheiten standen: der Himmelsgott Anu, die Erdgöttin Ki, der Sturmgott Enlil und der Wassergott Enki. Himmel, Erde, Luft und Wasser, die vier Elemente, aus denen setzte sich die Welt zusammen. In der chinesischen Mythologie unter Fu-hsi, dem ersten der legendären Zehn Kaiser, wird der Erde das Hexagramm K’un zugeschrieben, als das Empfangende, die Mutter, das Weibliche symbolisierend. Rudolf Reiters Gedanken kreisen jedoch stärker um das griechische „Panta rhei“ („alles fließt“). Das berühmte Wort wird Heraklit (500 v. Chr.) zugeschrieben. Der Philosoph sah in der Natur den Wandel als grundlegendes Prinzip an, so wie es im Fließen des Wassers sichtbar wird. Aus der Sicht der heutigen Physik würde man sagen, dass nur das Fließen, die dauernde Veränderung, Foto: Emil Pór Sigurdsson

dem Menschen begreifbar ist. Das Element Feuer wird bei Heraklit zum Bild für das Leben als Einheit von Erfüllung und Unerfülltheit. Denn der Mensch läuft dauernd Gefahr, die größten Güter als etwas Selbstverständliches und nicht mehr als Geschenk zu erleben. „Das Feuer existiert nur dadurch, dass es, indem es etwas verbrennt, sich sättigt, es ist ständig unbefriedigt und will auf anderes übergreifen.“ (Ricken, Philosophie der Antike, 1988) Wenn man

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dem Feuer unterschiedliches Rauchwerk zugibt, verströmt es jeweils einen anderen Duft. Danach habe es seinen Namen. Das Feuer selbst, behauptet Parmenides, wird vom Geruchssinn nicht erfahren, aber das Räucherwerk seinen Duft nur durch das Feuer entfalten. In diesen Erscheinungen ist Gott als deren Lebenskraft innewohnend. Andere Überlegungen lieferte der Arzt Empedokles (um 470 v. Chr.). Er ging davon aus, dass sich die dingliche Welt aus den vier Elementen Erde, Luft, Feuer und Wasser zusammensetzt. Zwei Grundkräfte, die Liebe (Freundschaft/ Anziehung) und der Hass (Streit/Abstoßung), wirken auf die Elemente ein und schenken ihnen ihre unterschiedliche Gestalt. Sein Weltbild ist dabei zyklisch: Werden und Vergehen gibt es nur bedingt. Am Weltenanfang, wo allein die Liebe existierte, waren die vier Elemente untrennbar vermischt. Erst später entstanden durch ihre Entmischung die Dinge, und dann die Pflanzen, Tiere und Menschen. Der Mensch entkommt nach Empedokles dem Schicksal ewiger Wiedergeburt nur durch asketische Reinigung. Am Ende der Welt fließt bei dem Philosophen alles wieder untrennbar zusammen. Nach dessen Ansicht war Krankheit daher vor allem eine Störung des Gleichgewichts der vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft). Die stoische Lehre entwirft ein „künstlerisches Feuer“ als aktives Lebensprinzip. Dabei setzt die Kunst auf ihre eigenen Gesetze. Feuer kann aber, wie jedes andere Vermögen, nicht ohne Körper tätig werden. Schließlich geht einer der berühmtesten Philosophen der Antike, Aristoteles (um 350 v. Chr.), von einem endlichen, sphärischen Universum aus, in dessen Mitte sich die Erde befindet. Diese bestehe aus den vier Elementen: Erde, Luft, Feuer und Wasser. In Aristoteles’ Physik ist jedem dieser vier Elemente ein bestimmter Platz zugewiesen. Jedes bewegt sich dabei in einer natürlichen geradlinigen Bahn auf einen Ruhepunkt zu. So ergibt sich, dass irdische Bewegungen immer geradlinig sind und immer zum Stillstand kommen. Prometheus der aufmüpfige Kulturstifter Eine Reise in die Kulturgeschichte der vier Elemente, vorzugsweise des

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Lagebesprechung am FuĂ&#x; des Vulkans

Rudolf L. Reiter in Aktion

Präsentation der informellen Werke

Rudolf L. Reiter auf dem Weg zum Vulkan

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Krafla-Lavafeld im Nordosten von Island

Rudolf L. Reiter am FuĂ&#x; des Vulkans

Anfahrt zum Vulcan - Richtung Krafla

Vielfalt und Faszination der Insel


„Feuers“, muss an Prometheus als den mythologischen Wohltäter und aufmüpfigen Kulturstifter der Menschheit erinnern. Denn Prometheus, der Vordenker, überlistete die selbstgefällige Götterwelt und brachte das Feuer auf die Erde. Der Mythos zeigt, wie sehr die menschliche Kultur des Feuers bedarf und wie sehr sie von ihm abhängt. Denn erst der Umgang mit dem Feuer ermöglichte es dem Menschen seine gestalterischen Fähigkeiten richtig zu entwickeln. Die gewaltige Kraft des Feuers setzte den Menschen in Bewegung. Mit dem Feuer begann er Eisenwerkzeuge zu formen, Ziegel zu brennen und warme Speisen zu kochen. Bereits den Steinzeitmenschen war die Kunst Feuer zu entfachen, bekannt. Damals wie noch in späteren Zeiten wandten diese viel Zeit darauf, ein brennendes Feuer nicht verlöschen zu lassen, um es nicht neu entfachen zu müssen. Denn letzteres bedeutete viel Arbeit. Metanoia in der Kunst und im Leben So kam es vielleicht, dass das Feuer auch ein Symbol für Sünde, Begierde und Elend wurde. Feuerzungen kündeten im Neuen Testament vom neuen Geist der Menschen. Erkenntnis kommt bisweilen nur durch Erschrecken und so fand Rudolf Reiter nach der Feuerkatastrophe einen neuen künstlerischen Ansatz. Mit seiner Kunst füllt er die Leere, die nach dem Ausfall von Religion unter den Menschen entstanden ist. Seine Arbeit übernimmt Aufgaben der Religion, ohne sie in jedem Punkt ersetzen zu können. Wie von selbst aber drängt sich die alte philosophische Frage nach der Relation von Form und Inhalt, stiller Antrieb jeglicher künstlerischer Arbeit, wieder in die Diskussion ein. So kann aus der vulkanischen Metamorphose eine Metanoia des Betrachters erwachsen. Rudolf Reiter fasst den Wandlungsprozess zusammen: „Hinter den Farben öffnet sich das Reich des Göttlichen. Die Kunst ist ein Tor zum Himmel und zur Ewigkeit.“ Elisabeth Noske

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Luft Art Autobahn Mainburg - 1998

„Ich sehe Luft nicht nur als äußerlich beschreibbares Element, sondern als ein lebendiges, reichhaltiges Wesen, als Element mit einem reichen Innenleben. Im luftigen Strom der Zeit und Materie halten meine Arbeiten Augenblicke fest, materialisiert in Form und Farben. Das so entstandene Werk ist keine reine Natur – es ist untrennbar mit meiner kreativen Leistung als Künstler und meiner Idee verbunden. Es ist das natürliche Sichtbarwerden der Vergänglichkeit, das sich offen vor uns ausbreitet. Ist das Ergebnis als eine Art zweite Natur zu sehen, so soll es Sie für Foto: Peter Bauersachs

weiterreichende Zusammenhänge sensibilisieren und Sie anregen hinter die Dinge zu schauen: die Verschmelzung von Kunst und Natur als eine Form der meditativen Praxis, die Sie Ihrer Ursprünglichkeit, der Einheit von Körper, Geist und Seele, näherbringt.“ Rudolf L. Reiter, 2006

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Wasser Atlantischer Ozean - 1997 I Bass Museum Miami Der Tag bricht an. Wind trägt Feuchtigkeit vom Wasser herauf. Staub, Sand, Blätter, Federn fliegen an dem aufgeweichten Teer- und Farbfilm vorbei und setzen sich in der feuchten Oberfläche ab, bilden Strukturen, werden wieder abgespült. Farbtäler werden ausgespült und wieder getrocknet, Spuren entstehen, Trockengebiete breiten sich aus, Schlieren bahnen sich ihren Weg. In den ersten Tagen der Aktion lagen die Werke an der Küste von Miami, unter freiem Himmel, im Ozean. Von diesem Augenblick an begann der Veränderungsprozess. Die Kunstwerke werden sich verselbständigen. Mit Ihnen wird der Künstler zu einer neuen künstlerischen Aussage gelangen. Am 23. April 1998 übergab ich drei informelle Werke den Kräften des Atlantiks. Das fließende Wasser hinterlässt auf der Leinwand Spuren, gerinnt so zur Dauer einer neuen, veränderten Erscheinung, Schwebstoffe lagern sich ab, Kleinstlebewesen siedeln sich an. Diese Werke nehmen Natur auf, reduzieren den Eingriff des Menschen und spüren den Eigenheiten der Elemente und ihre Atmosphäre nach. Das Leben schaffende Element Wasser kreiert das Bild, schafft auf der Fläche der Holzplatte eine Momentaufnahme seiner turbulenten Existenz. Und so spiegelt sich in den Bildern eine profunde Begegnung zwischen Natur und Kultur bzw. Kunst wieder, in dem unaufhebbaren Widerspruch von Augenblick und Dauer. Zehn Tage lang wurden die Exponate im Skulpturenpark des Bass Museums Foto: Siggi Niedergesäß

von Miami gezeigt. Der Betrachter hatte somit die Möglichkeit, die Werke in ihrem Urzustand zu erleben – eine Teer- und Öltechnik auf Holz, umschlossen von Eisenkästen. Am 23. April 1998 übergab ich drei informelle Werke den Kräften des Atlantiks. Rudolf L. Reiter, 2007/Elisabeth Noske

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Foto: Siggi Niedergesäß Zehn Tage lang wurden die Werke im Skulpturenpark des Bass Museums von Miami gezeigt I

Letzte Betrachtung vor der Übergabe

Übergabe - Atlantischer Ozean

Miami - Atlantischer Ozean

Rudolf L. Reiter - Die Verabschiedung

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Erde Olympiapark München - 1995

Aus der Tradition mysthisch-primitiver Anschauungen verschiedener Naturvölker,

der

griechischen

Philosophenschulen

und

indischen

Hochreligionen kennen wir die Vorstellung der Seelenwanderung und der Präsentation der Werke nach der Ausgrabung I Foto: Huttig Foto, Starnberg

Wiedergeburt, der Palingenese. Mit dem Christentum gemeinsam ist die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele, der Wandel allerdings und die Belebung der Natur sind insoweit wesensfremd. Rudolf L. Reiters künstlerisches Empfinden hat eine gewisse Affinität zu diesen Ideen. Er sucht für seine Kunstaktionen historisch spannungsreiche Orte aus wie das Münchner Olympiagelände. Erst Schuttberg mit Überresten des 1945 zerbombten München, dann ein Vierteljahrhundert später Ort der Olympischen Spiele, des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft und heute Arena der Massenbegeisterung in Fußball und Kultur. Werden und Vergehen, Untergehen und Auferstehen, Vergessen und Erinnern – um diese Grundfragen menschlicher Existenz geht es Rudolf L. Reiter auch mit seiner Aktion „Erde“. Rudolf L. Reiter, 2006/Elisabeth Noske

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Hebung der Erdbilder I Olympiapark München I Foto: Siggi Niedergesäß

Hebung der Erdbilder - 2000

Zeit der Wiederkehr

Die Entstehung im Olympiastadion - 1995

Die Präsentation im Olympiapark - 2000

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Š Otto Christian Berger


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Biographie Rudolf L. Reiter - geb. 10.521-521 - gest. 10.481-481 „Wenn am Anfang das Ende steht ...“

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I Foto: André Wahba Ort: Flughafen München I Kunstaktion „Zeit der Wiederkehr - 1994“ I „Wenn am Anfang das Ende steht ...“

Rudolf L. Reiter Ein Künstler aus Erding. Ein Künstler in Erding. Wer nach den Gründen sucht, warum ein Mensch wurde, was er ist, beginnt meist bei den Eltern. Was haben sie mitgegeben, vererbt, an Genen in die Wiege gelegt? Wer nach den Wurzeln des Rudolf L. Reiter sucht, der entdeckt väterlicher- wie mütterlicherseits Spuren, die seinen Werdegang als einen der herausragenden Protagonisten und Wegbereiter der neuen deutschen informellen Malerei sowie als einen der wichtigsten deutschen Vertreter der modernen Romantik zumindest andeuten. Hier den Ausgangspunkt zu setzen, gebietet sich auch, wenn man den Versuch unternimmt, Reiter in einen Kontext zu seiner Heimatstadt zu setzen. Rudolf L. Reiter ist in Erding geboren und aufgewachsen, er hat die altbayerische Herzogstadt, die heute zu den dynamischsten Städten in der ganzen Republik zählt, nie für längere Zeit verlassen. Rudolf L. Reiter hat seinen archimedischen Punkt gefunden - wohin er auch immer reiste, er ist immer wieder zurückgekehrt. Dennoch war sein Verhältnis zu Erding zeitweise keineswegs ungetrübt. Heute ist er mit Abstand der berühmteste lebende Künstler der Stadt, ihm ist in der Altstadt ein eigenes Museum gewidmet. Und er setzt eine künstlerische Zeitläufte fort, die mit großen Namen wie Albert Schiestl, Franz-Xaver Stahl und Hiasl Maier verwoben ist. Sein Vater Ludwig, am 19. Mai 1907 geboren und am 24. Juni 1978 gestorben, erlernte den Beruf des Maschinensetzers. Seine Mutter Anna Aulehner, am 6. Juli 1910 geboren und am 25. März 1988 gestorben, war Näherin. Das Großelternhaus stand und steht Am Rätschenbach unweit der Stadtmauer, es markiert den Rand der historischen Altstadt. Über den Beruf

Rudolf L. Reiter, USA New York, 1984

Plakat zur Kunstausstellung 750 Jahre Stadt Erding, 1978

Albert Schiestl †, 1883-1937

Text: © Hans Moritz, 2010 I Seite I 326 I 327


des Vaters fand Rudolf bereits von früher Kindheit an Zugang zur Kunst. Ludwig Reiter druckte zahlreiche Kataloge und Kunstmagazine. Überdies war er ein begabter Zeichner. Selbst war der Vater allerdings nie künstlerisch tätig. Der Beruf des Vaters wird den Buben Rudolf bis in dessen Jugend begleiten.

Ludwig Reiter †, 1907-1978

Rudolf L. Reiter wird am 24. Juni 1944 im Haus der Eltern geboren. Er ist das jüngste von drei Kindern. Bruder Ludwig ergreift den Beruf des Vaters, seine Schwester Annemarie wird Sekretärin. Als Kind verbringt Rudolf viele Tage und Stunden in der elterlichen Druckerei, schaut dem Vater zu und wird von der Mutter liebevoll umsorgt. Dort darf er, eingewiesen von Vater und Bruder, erste eigene Druckversuche unternehmen. Das Rüstzeug fürs spätere Leben wird ihm an der Grundschule am Grünen Markt mitten in Erding vermittelt, das stattliche Schulgebäude liegt nur einen Steinwurf vom Elternhaus entfernt. Nach der Volksschulzeit bleibt Reiter in den Spuren des Vaters, auch er erlernt den Beruf des Setzers und Druckers in München. Bis 1968 ist er zunächst als Lehrlings-Ausbilder tätig, danach arbeitet er im Schulbuchverlag HIG. Doch wie sein Bruder bleibt auch Rudolf dem Druckwesen nicht lange treu. Ludwig jun. hegt andere Interessen und wechselt in die Verwaltung des Erdinger Fliegerhorstes, damals noch eine militärische Einrichtung in den Händen der amerikanischen Besatzungsmacht.

Anna Reiter †, 1910-1988

Trotz dieser buchstäblichen Vorprägung durch Vater und Bruder ist Rudolf L. Reiter überzeugt, die künstlerische Ader eher von der Mutter zu haben. Sie beschreibt er als genauso introvertiert und zum philosophischen Grübeln veranlagt wie sich selbst. Von ihr will er auch diese gewisse Schwermut haben, die Reiter bis heute begleitet, die ihn trotz aller künstlerischen Erfolge und Reputation immer wieder befällt, er zitiert seinen Lieblingsdichter Jalaluddin Rumi, einen islamischen Mystiker des 13. Jahrhundert: "In jedem Moment entsteht und vergeht eine Welt, das bedenke für dich!". Am Tod seiner Frau Hilde Amalie 2009 zerbricht er fast. Die innere Distanziertheit ist es auch, die es Reiter als Kind so schwer macht, Anschluss an Gleichaltrige

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Jalaluddin Rumi †, 1207-1273


zu finden. Die gut-bürgerlichen Spießer auf der einen Seite, der Spinner aus der Arbeiterschicht, das Enfant terrible auf der anderen. Er sieht sich als fragilen Fremdkörper, als Außenseiter - eine Einstellung, die ihn bis in die Gegenwart begleiten soll. Reiter bewundert Caspar David Friedrich nicht nur aufgrund dessen Malerei. Einen Ausspruch Friedrichs im Januar 1840 kurz vor seinem Tod zitiert Reiter immer wieder, münzt ihn auf sich: “… so ist der Mensch dem Menschen nicht als unbedingtes Vorbild gesetzt, sondern das Göttliche, Unendliche ist sein Ziel. Die Kunst ist’s, nicht der Künstler, wonach er streben soll. Die Kunst ist unendlich, endlich aller Künstler Wissen und Können. So vernichtet am Ende die Kunst den Künstler - um seiner selbst willen.” Auch in der Sammlung Friedrichscher “Aphorismen über Kunst und Leben” findet sich Reiter in seiner Zurückgezogenheit wieder: “Ihr nennt mich Menschenfeind, weil ich die Gesellschaft meide. Ihr irret euch, ich liebe sie. Doch um den Menschen nicht zu hassen, muss ich den Umgang unterlassen.” Es wird noch zu zeigen sein, dass Reiter Friedrich auch künstlerisch gefolgt ist.

Caspar David Friedrich †, 1774-1840 „Selbstbildnis“ um 1810 Nationalgalerie Berlin

Mit 14 beginnt Reiter mit der Malerei, erstellt erste künstlerische Arbeiten. Eine künstlerische Ausbildung hat Reiter nie erfahren, er ist mit Ausnahme seiner zweijährigen Mitarbeit beim Münchner Maler und Grafiker Hans Spranger von 1960 bis 62 sowie einem intensiven Austausch mit dem 1937 geborenen und in München lebenden Alfred Darda Autodidakt. Zu seiner ersten Ausstellung verhilft ihm im Jahre 1965 Karl Maria Doll. Der 1921 in Erding geborene und 2005 dort gestorbene Doll war nicht nur Kirchenmusiker und Komponist sowie Wegbereiter der Kreismusikschule Erding. Er war über Jahrzehnte auch Inhaber eines Kunst- und Musikladens an der Münchener Straße gegenüber dem Amtsgericht. In dessen Schaufenstern, die eigentlich der Präsentation von Musikinstrumenten vorbehalten sind, darf Reiter seine ersten Exponate, vor allem in Öl auf Papier, Zeichnungen und Aquarelle, ausstellen. Hierfür druckt er Faltblätter, um auf seine Premiere aufmerksam zu machen. Dazu nutzt er sein Wissen, das er sich während der Ausbildung in München angeeignet hat. Mit Freunden hatte er zahlreiche

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Ort: Flughafen München I Airport Center I Kunstaktion „Epochal - 2000“ I Eisenkugel, gegossen in der Carolinenhütte Kallmünz I Foto: André Wahba

Ausstellungen in der Landeshauptstadt besucht und dabei stets ein Auge auf die meist hochwertig gestalteten Kataloge und Plakate gehabt. Das sein Aktionsradius in Erding auf eine relativ kleine Fläche reduziert bleibt, beweist der Ort, an dem er 1968 seine spätere Gattin Hilde Amalie kennen lernt. Das Fräulein Obermeier, geboren am 5. Juni 1950, trifft er erstmals im Café am Kleinen Platz. Darüber wohnen die Reiters mittlerweile, nachdem ein Onkel nach dem Tod Rudolfs Großmutter den Stammsitz am Rätschenbach geerbt hatte. Zwei Jahre später geben sich Rudolf und Hilde das Ja-Wort. Es erwächst eine Ehe zweier völlig unterschiedlicher Menschen, die sehr schnell merken, dass es ohne einander nicht geht. Hilde Reiter wird Managerin des Künstlers, regelt sein gesamtes Leben, hält ihm den Rücken für die Kunst frei. Dass Rudolf Reiter bald nur noch künstlerisch tätig sein wird, zeichnet sich 1966 ab, als er in Paris die Typografische Gesellschaft und in ihr zahlreiche Kunstschaffende kennenlernt. Reiter spricht davon, dass diese Begegnung eine “immense Inspiration für mich Provinzler” gewesen sei. 1968 steht für Reiter fest: Fortan will er ausschließlich Künstler sein. Eine rege kreative Tätigkeit beginnt. In seinem Atelier am Rätschenbach entstehen hunderte Werke. Er erinnert sich noch gut daran, dass es für ihn als Jungvermählten eine enormes Risiko gewesen sei, den Schutz eines Berufslebens mit geregeltem Einkommen von heute auf morgen aufzugeben. 1971 gründet er die Künstlervereinigung “Bunter Kreis”, 1974 wird er als Mitglied in den “Schutzverband bildender Künstler München” aufgenommen. 1976 eröffnet Reiter mit seiner Gattin und mit der Unterstützung durch den damaligen Kulturreferenten des Stadtrates, Gerhard Groschberger, eine Galerie an der Färbergasse. Amalie Reiter gibt in diesem Jahr ihren Beruf auf, um ausschließlich die Kunst ihres Mannes zu managen. 1999 erfolgte der Neubau des Wohn- und Galeriegebäudes sowie dem Atelierhaus am Rätschenbach in Erding. Zu den Räumen am Rätschenbach bemerkt Hilde Reiter im Jahre 2006: “Die Idee, eine Galerie in bester Lage Erdings, in unmittelbarer Nachbarschaft zu sämtlichen Banken, den wichtigsten Geschäften, In-Lokalen, aber auch nahe am kulturellen Geschehen

Das Fräulein Obermeier und das Efant terrible, 1968

Galerieeröffnung Färbergasse, 1976

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zu verwirklichen, hatte ich, weil die Galerie mit ihrem Atrium und dem angrenzenden Atelierhaus im Herzen der alten Herzogstadt schlicht ein attraktiver Ort für eine gute Kunstadresse ist. Das Konzept ist letztlich aufgegangen. Mittlerweile ist die Galerie zum Treffpunkt sowohl internationaler Kunstfreunde als auch Sammler geworden.”

Franz X. Stahl †, 1901-1977

1977 kommt Reiters einzige Tochter Victoria zur Welt. Der Name ist nicht zufällig gewählt. Er geht zurück auf Reiters bekanntesten BildZyklus Victoria. Reiter ist ein Bewunderer des norwegischen Dichters und Nobelpreisträgers Knut Hamsun sowie dessen Romane und Novellen. Vor allem die Liebesgeschichte der Victoria fesselt ihn. Reiter erzählt: “Oft genug ist mir beim Lesen der Geschichten Hamsuns passiert, dass ich mich mit diesen Romanfiguren identifizieren konnte. Ja, manchmal erschien es mir, als hätte ich einige Figuren selbst gelebt, sei an den Orten gewesen, die diesen Personen bedeutungsvoll waren. Gerade die Schauplätze der Handlungen, obwohl von Hamsun nicht detailliert beschrieben, haben in mir so starke Assoziationen geweckt, dass ich versucht habe, diese in Bilder umzusetzen.” Aber auch Portraits der eigenen Tochter, die er viele Male abbildet, finden in den Zyklus Eingang. “80 Prozent sind Hamsun, 20 Prozent meine Tochter”, schätzt Reiter. Der Zyklus Victoria steht für eine Hochzeit seines Schaffens: “In den letzten Jahren habe ich mir mehr Freiheit erarbeitet und bin nur meiner inneren Stimme gefolgt. Ich habe einfach das getan, was ich immer tun musste, was mich erfüllt und zufrieden stellt. Ich kann sagen, dass ich ein glücklicher Maler bin.”

Hiasl Maier †, 1894-1933

In den 70er Jahren lernt er Franz-Xaver Stahl kennen, Urheber vieler monumentaler Tier-Motive. Reiter gesteht, immer schon Bewunderung für Stahl gehegt zu haben. “Ich hätte mich nicht getraut, den auch nur anzusprechen. Der war für mich so weit weg wie der Mond”, erinnert er sich. Als Ritterschlag empfindet es der junge Reiter, mit seinem großen Vorbild sowie Werken von Hiasl Maier eine gemeinsame Ausstellung anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Erding machen zu dürfen. Reiter, der aus diesem Anlass seinen damals noch unfertigen Zyklus “Liebe zu einer Stadt” - die Motive zeigen nicht alltägliche Ansichten Erdings sowie den verwunschenen

Atelierhaus - Galerie Rätschenbach, Erding

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Portrait der Tochter aus dem Zyklus Victoria, 1987


Große Einzelausstellung, 1986 Stadthalle Erding

Erste deutsche Hamsun Tage, 1990 Stadthalle Erding

Stadtpark - vorstellt, fällt zudem die Aufgabe zu, die künstlerisch gestalteten Plakate sowie den Katalog zu entwerfen und zu drucken. Damit macht sich Reiter einen Namen. Zwei Jahre später ermuntert ihn Josef Egner zu einer Ausstellung. Egner war nicht nur bekannter Autohändler in Erding, er war auch ein deutschlandweit anerkannter Sammler, dem es gelungen war, wichtige Werke verschiedenster Stilepochen zu erwerben. In dessen Autohaus an der Landshuter Straße hat Reiter seine erste große eigene Schau. Sie bringt ihm viel Renommee ein, weil Egner in der Stadt ebenso anerkannt wie beliebt ist. In der Retrospektive sagt Reiter, Erding und seine Bürger hätten ihn zeitlebens geprägt, doch das bereits in der Kindheit ambivalente Verhältnis zu seiner Heimat ändert sich nicht. Er bleibt ein kritischer, ja manchmal sogar polternder Geist. So betrübt es ihn bis heute, dass sich in Erding trotz seiner rasanten Entwicklung für die Kunst kaum etwas zum Besseren verändert hat. Unter anderem beklagt er das Fehlen von Ausstellungs- und Atelierräumen für junge Künstler. Dennoch: Erding und Reiter, diese Verbindung ist untrennbar, was sich an einigen Punkten festmachen lässt: Das ist zum einen die Galerie am Rätschenbach, zum anderen die 2007 eröffnete Sammlung Rudolf L. Reiter in den Räumen der Fischer’s Wohltätigkeits-Stiftung im Bräuhausviertel am Katharina-Fischer-Platz. Dort, auf einer hohen, schlanken Säule steht auch seine Statue des St. Prosper, Schutzpatron der Herzogstadt. Nicht zuletzt schuf er im öffentlichen Raum zwei Statuen von Friedrich und Katharina Fischer, die als bedeutendste Gönner Erdings gelten. Ebenso ungewöhnlich wie mutig ist ein Projekt, das Reiter mit dem damaligen Stadtpfarrer von St. Johann anging. Josef Mundigl gibt Rudolf L. Reiter den ehrenvollen Auftrag, zwei Altarblätter zu dem Thema Apokalypse und Genesis zu schaffen. Hier ist der bereits angedeutete zweite Anknüpfungspunkt zu Caspar David Friedrich. Auch er schuff zwei Altarblätter für seine Heimatstadt Greifswald.

10481-481_Skulptur_130 St. Prosper, Bronze, 2000 Schutzpatron der Herzogstadt

Plakat Sammlung Rudolf L. Reiter

Reiter gibt zu, selbst nicht allzu viel in das zum Teil gespaltene Verhältnis zu seiner Heimat zu investieren. Im Gegensatz zu früheren Jahren “finde

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Apokalypse und Genesis I Foto: Peter Bauersachs Ort: Erding I St. Johann I „Altarblätter - 1997“ I 120x190 I

ich heute weder Raum noch Zeit, mich für die kulturelle Arbeit vor Ort einzusetzen“. Auf der einen Seite hat er zuletzt deutschlandweit an Ausstellungen verschiedener Künstler zu den Themen Rechtsradikalismus und Fremdenhass teilgenommen. Auf der anderen Seite engagiert er sich an der Seite des berühmten deutschen Herzchirurgen Bruno Reichart mit der bundesweit Station machenden Aktion “Große Kunst für kleine Herzen” für herzkranke Kinder. Des weiteren engagiert sich Reiter im Bereich von Workshops für psychisch kranke bzw. behinderte Menschen, und führt auf diese Weise die Arbeit eines Hans Prinzhorn †, dem „Begründer der Maltherapie“ fort. Im Leben und Wirken Rudolf L. Reiters spielt Prinzhorn insofern eine bedeutende Rolle, als Reiter selbst im Juni 1993 in der Prinzhorn-Klinik in Hemer mit Patienten ein Mal- und Kunstprojekt gestaltet hat. Zu erwähnen sind nicht zuletzt auch seine beiden Gastdozentenstellen an der Europäischen Akademie 1990 und auf Island 2006. Politische oder gesellschaftliche Ereignisse meidet er, öffentliche Auftritte überließ er stets seiner Gattin Hilde. Ihr Sterbetag, der 16. März 2009, markiert für Reiter ein einschneidendes Erlebnis, an dem er zu zerbrechen droht. Er denkt darüber nach, alles aufzugeben. Erst ihr Fehlen zeigt ihm, dass Hilde sein gesamtes berufliches wie privates Leben geregelt hat. Briefe und Rechnungen lässt der tief trauernde Witwer liegen, verheizt sie später im Ofen. Nur mit Hilfe guter Freunde gelingt es ihm, wieder Tritt zu fassen, sein Leben neu zu ordnen. Seiner geliebten Gattin hat Reiter im Museum ein eigenes Raumsegment gewidmet. Überall in seinem Atelier stößt man auf Bilder dieser zeitlebens so agilen und zupackenden Frau. Trotz allem muss es ein verbindendes Element zwischen ihm und der Stadt geben, in der Reiter nunmehr 66 Jahre lang lebt. “Erding für immer zu verlassen, das stand für uns nie zur Debatte. Für Hilde wäre das nie in Frage gekommen”, erzählt er. Sein Leben als Witwer beschränkt sich seither auf das Atelierhaus. Dort hat er sich neu eingerichtet. Rudolf L. Reiter wird ein Teil dieser Stadt bleiben - als Mensch und als Künstler, der Bleibendes geschaffen hat.

Rudolf L. Reiter zu Gast bei Prof. Dr. Bruno Reichart

Maltherapie mit Rudolf L. Reiter in der Prinzhorn-Klinik, 1993 Hans Prinzhorn †, 1886-1933

Adolf Wölfli †, 1864-1930 Hans Prinzhorn †, 1886-1933, verleiht seinen Patienten Adolf Wölfli 1926 den Status eines Künstlers der Beginn der Kunsttheraphie

Hans Moritz

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Erste Wanne, letzte Wanne

Ort: Bad Gögging I Kunstaktion „Wannenkunst - 2007“ I Werk: Rudolf L. Reiter I 58 m2 I Foto: Hamit Ataseven

Die Wanne als Endstation im Kreislauf von Werden und Vergehen. Reiters Aktionskunst lässt sich nur erschließen, wenn man sich eingehend mit dem Denken des Künstlers vertaut macht. Allen seinen Werken ist eine intensive gedankliche Durchdringung zu eigen. Dazu gehört die tiefe philosophisch-religiöse Beschäftigung mit den Fragen nach Erneuerungsund Veränderungsprozessen in der Natur. Reiter sucht nach der Einheit von Mensch und Natur, nach dem Wandel, der Metamorphose und der Wiedergeburt des menschlichen Seins. Nach den heiligen Textfassungen alter Religionen besitzt das Wasser die Macht, Leben, Kraft und Reinheit zu verleihen und zwar im geistigen wie im körperlichen Sinn. Die im christlichen verankerte reinigende Wirkung des Wassers ist Teil des sakramentalen Taufrituals. Wasser gilt als heiligendes Zeichen und begleitet den Umdenkenden in einen neuen Seinzustand. Wasser wird seit der Antike die Fähigkeit zugedacht, Körper und Seele zu reinigen und den Menschen dadurch in einen anderen geistigen Zustand zu versetzen. Es ist seit jahrhunderten ein Symbol des Übergangs und markiert die wichtigsten Etappen des Lebens: In den meisten Kulturen gibt es das Taufband, das rituelle Bad vor der Ehe, die Waschung der Toten, um die Seele vor der Reise ins Jenseits zu reinigen. Das Neugeborene wird gebadet, wenn es das Licht der Welt erblickt. In den abendländischen Kulturen ist es eher das Eintauchen des Körpers, das uns das Gefühl einer seelischen-geistigen Wiedergeburt vermittelt: Ins Wasser zu tauchen heißt, zu den Quellen des Lebens zurückzukehren, im Sinne der Psychoanalyse auch in das pränatale Leben im Uterus; es bedeutet, in einem Gefühl der Sicherheit zu schweben und dabei vorübergehend einen Zustand der Regression, ja der Verletzlichkeit in Kauf zu nehmen, auf den eine Phase der Erholung und Regenerierung folgt. Bei der Kunstaktion „Wannenkunst 2008“ zeigte Reiter wohl die umfassenste existenzielle Arbeit der letzten Jahre. Seine gigantische farbenprächtige Gemäldecollage, die vom Fruchtwasser umspülten Ungeborenen bis zum Tod in der Wanne reicht, wobei er mit Jacques-Louis Davids „ Der Tod des Marat“ eines der berühmtesten Bilder der Kunstgeschichte zitiert.

Jacques-Louis Davids †, 1748-1825

Der Tod des Marat Öl auf Leinwand Königliches Belgisches Kunstmuseum Jacques-Louis Davids †, 1748-1825

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Pax Vobiscum - Das Buch der Bücher

Ort: St. Laurentius Kirche I Neustadt an der Donau I Kunstaktion „Bayernkunst - 2008“ I © Otto Christian Berger

Der erste Teil des Gesamtkunstwerkes in Zeichen von Frieden Seit Ende 2004 beschäftigt Reiter sich intensiv mit dem interkulturellen Projekt „Pax Vobiscum“. Vor dem Hintergrund des Irakkrieges und des Attentats vom 11. September nutzt Reiter seine Kunst, um eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen zu bauen. Die nun entstandenen skulpturalen Multiplen sind Objekte in Buchform gebrachte Bildepen. Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel zeugen von den wichtigsten Weltreligionen. Das Buch der Bücher, die Bibel, der Koran, die Thora oder das in Buchform gebrachte Vermächtnis von Naturvölkern zeugen von den magischen Kräften des Fetischismus. Mit Materialien wie Teer, Hanf, Tierleim, Büttenpapier, Menschenhaar und Tierzähne erarbeitet der Alchimist Bücher ohne Auflage Unikate, bemalt, collagierte Einzelstücke als Symbol für verschiedene Religionen und Glaubensformen. Zeugnisse für Religionskriege der Geschichte, von den Kelten bis zur Gegenwart. Ziel Reiters ist es, Frieden nicht bloß als „Nichtkrieg“ zu verstehen, sondern als positiven Kulturdialog im Zusammenleben der verschiedenen Kulturen. Die künstlerisch offene und ideologiefreie Interpretation der Kunst dient als Katalysator für eine neue Kommunikation zwischen Muslimen, Juden und Christen. Der Mensch, so Reiters düstere Botschaft, hat aus der Geschichte nichts gelernt: Solange es Menschen gibt, wird es auch Kriege geben. Rudolf L. Reiter, 2005

Buddhismus Hinduismus

Schamanismus

Judentum

Islam

Christentum

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Pax Vobiscum - Flugobjekt Der zweite Teil des Gesamtkunstwerkes in Zeichen von Frieden

Ort: Weinberg I Neustadt an der Donau I Kunstaktion „Flugobjekte - 2010“ I © Otto Christian Berger

Internationale Kunstausstellung auf dem Weinberg, Eining, Neustadt an der Donau, 2010. Die Großplastik „Kampfflugzeug“ wird zum Symbol des Friedens. Den größten Fortschritt verdankt die Menschheit den Kriegen. Die Entwicklung der Chirurgie diente dazu, Menschen möglichst schnell zusammenflicken und wieder in die Kampfhandlungen schicken zu können. Und die zivile Luftfahrt hätte wohl kaum eine so rasante Entwicklung von Flugzeugen ermöglicht, wie dies in der Vorbereitung zum 2. Weltkrieg geschehen ist. Die Flugpioniere, die Udets und Richthofens galten als Idole, aber auch ein Poet wie SaintExupéry mit seiner Flugleidenschaft als Lebensform zwischen Himmel und Erde, Wind, Sand und Sternen. Die Kehrseite sind die Bombenkrater, die hier für immer der natürlichen Hügellandschaft eingegraben sind. Es war eine SS-Einheit, die noch in den letzten Kriegstagen jeden Zentimeter deutschen Bodens verteidigen zu müssen glaubte, alliierte Bomben waren die Antwort. Rudolf L. Reiter, hat mit seiner Flugzeugwrack-Installation – in einer Metallbox befinden sich persönliche Habseligkeiten des Piloten - auch den Absturz thematisiert und ein Mahnmal für den Frieden („Pax vobiscum“) in die Mulden der Kriegsspuren gelegt. Isabella Kreim, 2010

Material: Aluminium, Farbe, Blei, Hanf und Eisen.

Text: © Isabella Kreim, 2010 I Seite I 340 I 341


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Werkeverzeichnis Bilder und Skulpturen 1969 bis 2009

Das Werkeverzeichnis wurde nach Kategorien archiviert/nummeriert. Die Archivierung/Nummerierung hat keinen Zusammenhang mit dem Entstehungsjahr der Werke. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Die Nummerierung der Bilder erfolgte auf Grund des Geburtsdatum 10.521-521 sowie Sterbedatum 10.481-481, welche im Zusammenhang mit der Philosophie des Künstlers im Bereich der Wiedergeburt und Reinkarnation frei gewählt wurden. „Wenn am Anfang das Ende steht ...“

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Die informelle Malerei Ich mテカchte Unsichtbares sichtbar machen.

Ausschnitt 10481-481_001_108 120x160 テ僕 auf Leinwand ツゥ Otto Christian Berger

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Gegenstテ、ndliche Malerei Bilder und Skulpturen

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Ich bin, was ich war, ich werde sein, was ich bin. Rudolf L. Reiter, 10.521-521

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Dank

Folgenden Personen sei herzlich für hilfreiche Unterstützung der letzten 40 Jahre gedankt: Hamit Ataseven, Otto Christian Berger, Manfred Bernd, Artur Björgrin Bollason, Familie Braun, Ralf Burkei †, Luigi Costanzo, Alfred Dreier, Volker Fleig, Franz Groschberger, Familie Halamoda, Tore Hamsun, Roger Horne´, Bill Hetzler, Anton Hummer, Dr. Peter Leipert, Peter Marder, Familie Menzel, Lothar Merten, Josef Mundigel, Thomas Platzer, Prof. Dr. Brunno Reichhart, Hartmuth Reinbold, Victoria Reiter, Amalie Hilde Reiter †, Karl Rubenberger, Toni Schaller, Dr. Klaus Scheiner, Gerhard Schmid, Alexander Klaus Stecher, Peter Trautmann, Prof. Nicolaus Tschachasow †, Michael Wessling †, allen meinen Sammlern, Kunstfreunden, den Mitgliedern des Vereins „Sammlung Rudolf L. Reiter“ sowie allen Sponsoren, Danke. Rudolf L. Reiter, 16. März 2010

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Impressum Die Wunden meiner Seele, Rudolf L. Reiter Bilder, Skulpturen und Aktionen 1969 bis 2010 Herausgegeben von Otto Christian Berger, Kurator Museum Sammlung Rudolf L. Reiter

Ort: Neustadt a.d. Donau I

© Otto Christian Berger

Bildbearbeitung: Drtouch A. Majid, Otto Christian Berger Lektorat: Elisabeth Noske Gestaltung, Satz, und Herstellung: immcom gmbh, D-85435 Erding, Katharina-Fischer-Platz 12, www.immcom.com, Mail: otto.berger@immcom.com Art Direktion: Otto Christian Berger Schrift: Helvetica Neue (TT), Helvetica Neue (T1) Inhaltspapier: MultiArt Silk, holzfrei weiß halbmatt gestrichen Bilderdruck, 200g, alterungsbeständig, lebensmittelunbedenklich, von Papyrus Deutschland Druck: Offsetdruck Brummer GmbH, Markt Schwaben, www.brummer-druck.de Buchbinderei: Conzella Verlagsbuchbinderei, Urban Meister GmbH, Aschheim-Dornach Umschlagabbildung: Rudolf L. Reiter, Foto: André Wahba Fotos: 1Siggi Niedergesäß, 1Peter Bauersachs, 1Emil Pór Sigurdson, 1Huttig Foto, 1Stefan Heigl, 1 Malte Hagemann, 1Hamit Ataseven, 1André Wahba, Otto Christian Berger Bilder einzelner 1Fotografen wurden seitens Rudolf L. Reiter zur Verfügung gestellt Texte: Elisabeth Noske, Markus Zehentbauer, Hannes Reinhardt †, Hans Moritz, Prof. Franz Schilke, Rudolf L. Reiter Texte wurden seitens Rudolf L. Reiter zur Verfügung gestellt Archivierung/Nummerierung: Otto Christian Berger - Die Nummerierung der Bilder erfolgte auf Grund des Geburtsdatum 10.521-521 sowie Sterbedatum 10.481-481, welche in Zusammenhang mit der Philosophie des Künstlers im Bereich der Wiedergeburt und Reinkarnation frei gewählt wurden. „Wenn am Anfang das Ende steht ...“ Entstehungsjahr der Werke: Von der Angabe des Entstehungsjahres der Werke wurde auf Grund der Philosophie des Künstlers Abstand genommen. Paraphrasen: Richard Oelze †, Edvard Munch †, Andrew Newell Wyeth †, Leonardo da Vinci †, Jean-Auguste-Dominique Ingres †, Diego Velazquez †, Anders Zorn †, James Mc Neill Whistler †, Nicht bekannter Künstler - Fotograf © 2010 immcom gmbh, Otto Christian Berger und Autoren © 2010 der abgebildeten Werke von Rudolf L. Reiter bei dem Künstler oder ihren Rechtsnachfolgern ISBN 978-3-00-030739-3 - Printed in Germany

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Rudolf L. Reiter, geboren am 24. Juni 1944 in Erding bei München Typografische Fachschule, München, Ausbildung zum Schweizer Degen Meisterschüler des Malers und Grafikers Hans Spranger, München Layouter und Grafiker, München Beginn der romantischen Moderne - wichtigster deutscher Vertreter 1978 Kunstausstellung „750 Jahre Stadt Erding“ - Hiasl Maier, Prof. Franz X. Stahl, Rudolf L. Reiter Mitglied im „Schutzverband bildender Künstler“, München Eigenes Atelier als freischaffender Künstler, Erding Der Zyklus „Lichtfelder“ entsteht Der Zyklus „Bevölkerte Seelen“ ist der Anfang der informellen Malerei Steubenmedaille für Deutsch-Amerikanischen Kulturaustausch Ehrenmitglied der Hamsungesellschaft Hamaroy, Norwegen Kulturpreis des Landkreises Erding Dozent der Europäischen Akademie Institut Kunst, Monschau-Aachen Rudolf L. Reiter lebt und arbeitet abwechselnd in seinen Ateliers in: New York - USA, Hamaroy - Norwegen und in Erding bei München 1995 Beginn der Landschaftsinstallation - „Zeit der Wiederkehr“ Fertigstellung der Altarblätter, Genesis / Apokalypse Kunstaktion „Vier Stufen der Genesis - Wasser“, Miami, Florida, USA AUSSTELLUNGEN / AUSWAHL Art Expo New York, Art Expo Dallas, Hamsun-Tage Norwegen, Hamsun-Museum Oslo, Bayer. Landesbank München, Airport München, Galerie Art 54 New York, Art Expo Tokio, Workshop Psychiatrie-Gesamtkunstwerk Dortmund, German-Cultur-Centrum, Goetheinstitut Washington, „Art Autobahn“, „EPOCHAL 2000“ Ein Gesamtkunstwerk Reflexionen, Galerie der Bayer. Landesbank München, „DONAU ART 2000“, Burghausen, Burg Dürnitz „Metamorphosen“, Galerie Molitor Paris - „Zeit der Wiederkehr“, Galerie S48 New York - Bilder und Plastiken, Finanzgerichtshof Art Atrium München „Metamorphosen“, Galerie Sieve Berlin - „Mysterien“, Stadtresidenz Landshut - „Mysterien des Lebens“, Residenz München „Metamorphosen“, Schloss Dachau „Reflexionen“, Kulturzentrum Bad Homburg „R. L. Reiter - Retrospektive“, Erding - Alte Mälzerei „Panta rhei“, „Checkpoint Art“ Römer-Kastell Eining, Kunstaktion „Vier Stufen der Genesis - Feuer“ Polarkreis Krafla-Island, Art Forum „Islandsaga“ Flughafen München, „Wannenkunst“ Kurpark Bad Gögging, „Enfant terrible“ Galerie + Atelier R. L. Reiter, „Wandlung eines Künstlers“ Kreissparkasse München Starnberg, „Flugobjekte“ Neustadt an der Donau WERKE IN ÖFFENTLICHEN SAMMLUNGEN: Städtische Sammlung Lenbachhaus, München Bayerische Staatsgemäldesammlung, München Brunnen- und Denkmal, München, Stadt- und Landkreis, Erding Sammlung H. Cohn, Los Angeles, USA Hamsun-Museum, Hamaroy, Norwegen Sammlung Deutsche Aerospace, Airport München Academy of Fine Art, Zhejiang, China Bass-Museum, Miami German-Cultur-Centrum, Goetheinstitut Washington D.C. Sammlung Kreissparkasse, München-Starnberg Museum „Sammlung Rudolf L. Reiter e.v“, Erding Sammlung Bayerische Landesbank, München Sammlung Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen Sammlung Bayerisches Finanzministerium Sammlung Bayerisches Kultusministerium



ISBN 978-3-00-030739-3


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