Das Stadttheater Grein

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Die Theatergründung 1790 Die Geschichte des Stadttheaters im Rathaus beginnt mit einer Sitzung des Greiner Rates. Im Protokoll ist dies mit folgenden Worten vermerkt: „Herr Dörr referiert, daß der Getreidekasten auf dem hiesigen Rathhaus füglich und mit nicht großen Unkösten zu einem Theater umgeschafft werden könne, wodurch nicht allein dem hiesigen armen Institut als auch der ganzen Bürgerschaft aller Nutzen zugeführt werden kann, da bereits durch wenige Jahre derselben und dem Institute bey 1100 fl zugeflossen, auch eine schöne Gardarobe davon bereits angeschafft worden. Die wenigen Unkosten könnte die Stadt und dem Armen Institute nach und nach aus den eingehenden Komediengeldern zurück ersetzt werden. Schluß: Das Theater aus dem Getreidekasten herzustellen und den Boden auf die Mauern zu erhöhen, wird gegen deme Verwilliget, daß aus den eingehenden Komediengeldern nach und nach die Ausgaben der Stadt vergütet werden sollen.“ „Die antragende Schlüssen ist höchst nothwendig und wird als Ausgabe passiert, zugleich wird auch die dieserwegen angeschaffte weiße Farbe pr 65 Pfund a 4 kr mit ausgelegten 4 fl 20 kr bewilligt.“ Ein Gesuch der Wirte und Erörterungen über die Hand- und Zugrobot bei den Gemeindewegen beschäftigte noch die Sitzung. Dörr war damals 47 Jahre alt und Buchbinder in Grein. Sein Bruder, Mathias Dörr, war Buchbinder in

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Linz und wiederholt mit größeren handwerklichen Aufträgen für die Greiner Stadtkanzlei befasst, die Franz Xaver allein offenbar nicht bewältigen konnte. Durch eben diesen Bruder scheint unser Ratsmann aber auch in nähere Beziehung zu den schauspielerischen Ereignissen der Landeshauptstadt gekommen zu sein. Welcher Art nun auch die letzten und entscheidenden Erwägungen gewesen sein mochten ‒ fest steht, dass Franz Xaver Dörr es war, der in der Ratssitzung vom 30. November 1790 den Antrag stellte, der bisherige städtische Getreideboden auf dem Rathaus könne ohne große Kosten zu einem Theater umgebaut werden. Das Armen-Institut und das ganze Gemeinwesen werde dabei gewinnen. Seien doch binnen weniger Jahre 1100 fl aus Erträgen des Schauspielens eingegangen und daraus schon eine ansehnliche Garderobe geschaffen worden. Die Kosten des Umbaues könnten der Stadt und dem Armen-Institute nach und nach aus den Schauspiel-Einnahmen rückersetzt werden. Der Antrag Dörrs scheint auf volles Verständnis der übrigen Stadtväter gestoßen zu sein. Ohne irgendeine ersichtliche Widerrede, ja vielmehr mit allseitiger Zustimmung wird der denkwürdige Antrag zum Beschluß erhoben. Das war die Geburtsstunde des Greiner Theaters, der ältesten, im ursprünglichen Zustande erhaltenen Schaubühne Österreichs überhaupt, und noch heute lässt

sie uns die Namen der kunstsinnigen Väter dieser Kleinstadt dankbar nennen. Es waren dies außer dem Antragsteller Franz Xaver Dörr Bürgermeister Johann Baptist Grass, Magistratsrat und Syndikus Karl Aichmayr, Ratsmann Lorenz Pfaffinger, die Bürgerausschüsse Franz Höfler, Georg Zindl und Josef Böck. Stadtschreiber war Franz Josef Hambeckh. Der Eifer, mit dem Dörr die Sache angegangen war, und das Verständnis der Bürgerschaft dafür hielten an. Man scheint unverweilt an die Arbeit geschritten zu sein. Denn schon am 21.12.1790 bewilligt man an „eingelangten Farben“ ‒ sehr wahrscheinlich für das Theater ‒ und „dem Schlosser“, Clement Treuer dürfte es gewesen sein, „für geleistete Theaterarbeit“ insgesamt 16 fl 19 kr. Den ganzen Winter über scheint man gewerkt zu haben, denn am 8.2. 1791 legt bereits „Andreas Artner, bürgerlicher Maller allda“, folgenden Kostenvoranschlag für die Bühnenausstattung vor:

Abkürzungen für Währungen und Gewichte: fl bedeutet Gulden, die Abkürzung kommt von der lateinischen Form für Gulden: Florin kr bedeutet Kreuzer, 1 Gulden = 60 Kreuzer 1 Pfund = 0,561 kg

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Rechnung über bemalte Vorhänge und Kulissen, 8. Februar 1791.

Obzwar aus den ersten Jahren des offiziellen Spielbeginnes im Jahre 1791 grosso modo weder auf Informationen bezüglich der Titel noch auf solche in puncto Anzahl der im Stadttheater Grein gegebenen Stücke zurückgegriffen werden kann, vermögen durchaus dahingehende Mutmaßungen angestellt werden. Neben tatsächlich überlieferten Aufführungen werden bekannte Autoren am Stadttheater Grein um 1800 ins Treffen geführt.

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Erste Courtin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 fl zweite Courtin (2 Zimmer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 fl 8 Scenen doppelt gemalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 fl (Randvermerk von anderer Hand „8 fl“) Galerie samt Portal.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 fl Durchzüge samt Thüren und Tischen doppelt . . . . . . . 1 fl 15 kr Courtin Sall doppelt mit Thürn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 fl 8 doppelte Scenen hiezu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 fl (Randvermerk von anderer Hand „8 fl“) 1 einfache Courtin Arrest samt Stiege . . . . . . . . . . . . . . 1 fl 30 kr 8 Scenen doppelt Garten und Arrest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 fl doppelt 4 Durchzüge hiezu. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 fl 23 fl Summa. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 fl 45 kr (...) Andreas Artner: bürgerl. Maller alda

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Theaterrechnung: „Conto von für das Stadttheater abgegebener Waren“ 1791, darunter Farben wie Indigo, Frankfurterschwarz, Grienspan und Bleyweiß sowie andere Waren wie Tischlerleim und ungebleichte Leinwand.

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Rechnung über gemalte Bühnendekorationen, 1791.

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Bemerkenswert ist eine (bestätigte) Rechnung des Malers Artner vom 21. 9. 1791. „Derjenigen Maller-Arbeith, welche ich endgenannter auf Anschaffung des Herrn Karl Aichmayr, würdigster Syndicus alhier, zum hiesigen Theater verfertigt habe, als: das ganze Gesims und Lambri um die Loschine herum ablilnieret und zwey Tage damit zugebracht 1 fl ein Fürhang und das Portal dazu gemacht 1 fl wieder einen Durchzug dazu gemacht doppelt gemalt 12 kr dann einen Wagen gemacht und einen Baum mit Stein blatten dazugemahlen zusammen 24 kr 3 Cortinen angestuckt und 4 Seiten gemahlen, aber die Stadt durchaus gemahlen 2 fl dann 6 Stuck Gebürge und 1 Thürmchen für den Eremiten 30 kr 1 Kirchhofthor Blanken herum ein Grab und Grabkreuz samt französ. Camin zusammen 30 kr Suma 6 fl 6 kr“

In dieser Rechnung finden sich Angaben zur Ausstattung des Theaterraumes und der Bühnendekorationen: Gesimse, Lambri [d. i. Wandverkleidung aus Holz], Loschine [d. i. Loge], Fürhang [d. i. Bühnenvorhang], Portal [Proszenium]; Motive von Bühnenbildern und Requisiten sind: ein Wagen mit einem von Steinplatten umgebenen Bau; Gebirgssmotive, ein Türmchen für einen Eremiten und ein Grab samt Grabkreuz. Letzteres diente wohl für traurige Stücke. Friedhofsspuk war in Theaterdarstellungen gängig. Man denke an das im 19. und 20. Jahrhundert häufig gespielte Stück „Der Müller und sein Kind“.

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Der Eintrag „1 Türmchen für den Eremiten“ ist zuordenbar: Die Linzer Zeitung bewirbt im Jahr 1790 das Singspiel „Der Eremit auf Formenterra“. Da in derselben Werbeanzeige des Buchhändlers Franz Anton Hofmeister in Linz auch jenes Stück erscheint, dessen ältester Theaterzettel erhalten ist („Der Trauerschmaus“), so ist es überaus wahrscheinlich, dass zwischen den für das Greiner Theater gemalten Kulissen und den in Linz zeitgleich angebotenen Theaterstücken ein Zusammenhang besteht. Das Stück wurde möglicherweise zur Theatereröffnung aufgeführt und nimmt das spätbarocke Motiv der Türkenoper und Türken-Exotik auf: Neben Hassan, dem algerischen Seeräuber, erscheinen ein Chor der Türken, spanische Sklaven, Selima, eine Türkin, und Don Pedro Oliveiro, ein junger Spanier. „Schauplatz ist auf Formenterra, bekanntlich eine Insel, ohnfern der spanischen Küste, die wegen der Menge der Schlangen unbewohnbar ist.“ Der Beginn des Stückes stellt sich folgend dar: „Die Hütte des Eremiten mit Mooß gedekt auf einem Felsen an der See. Eine Rasenbank. Am Ufer des Meeres liegt Selima ohnmächtig, von den Wellen ausgeworfen. Der Eremit tritt aus der Hütte, doch ohne Selima zu bemerken …“ Der Bau des neuen Musentempels muss sich alsbald im Lande herumgesprochen haben. Denn schon am 5. 5. 1791 erscheint auf dem Rathaus der Linzer Schauspieler Thomas Sebald mit der Bitte, drei Komödien auf der neuen Bühne aufführen zu dürfen. Dass der Magistrat ihn Tage darauf schon abschlägig beschied, dürf-

te wohl wieder damit zu erklären sein, dass die Einheimischen geradezu schon darauf brannten, ihr Theater selbst zu bespielen. Dass am 13. 5. 1791 nebst einer Rechnung über „Leinwath zum StadtTheater“ auch eine solche über „6 Theille deutscher Komedien“ anerkannt wird, ist wohl als Anschaffung von – nicht erhaltenen Rollenheften zu deuten. Als am 1. 7. 1791 der schon erwähnte Glasschleifer und Inwohner im ehemaligen Klostergebäude Wenzl Langhammer um Nachsicht seines Mietzinsrückstandes von 1 fl 23 kr bittet, sagt ihm am 5. 7. 1791 der Magistrat diese Nachsicht unter der Bedingung zu, dass er sich zum Stadtdienst (Taglöhnerarbeit) „und besonders beym Theater werde thätig gebrauchen lassen“. Wie günstig sich die Einnahmen aus dem Theater anließen, zeigt ein Antrag des Syndicus Aichmayr vom 22. 11. 1791: Das „dermalige“ Vorhaus des Ratszimmers möge „aus dem Komedienfond in einen Rathsall mit leichten und geringen Auslagen“ umgebaut werden. Bei der Stiege soll mit 400 Ziegeln eine Vormauer, daneben ein Ofen ‒ der aus den Theater-Eingängen bereits gespart ist –, in der Vormauer aber eine doppelte Eingangstür gemacht und dann der Saal vom Maler Artner zur Abarbeit seiner Schuldigkeit ehestens ausgemalt werden. Der Antrag wurde bewilligt, der Bau sollte unverzüglich begonnen werden. (Brachmann) Vermutlich handelt es sich hier um den Bereich des Aufganges zur Künstlergarderobe, wo ein ursprünglich größerer Raum so abgeteilt wurde, sodass ein kleinerer stadtplatzseitiger Raum und ein Vorraum entstanden.

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Alles weis, nichts schwarz oder der Trauerschmaus (Titelblatt des Textbuches).

Die ersten Spieljahre

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Erste Spieljahre Aus den ersten Jahren sind fast keine Nachrichten über die Namen der auf dem Stadt-Theater gespielten Stücke erhalten. Selbst die Zahl der Aufführungen steht meist nicht fest. In der Zeit vom 1. 1. (!) 1791 bis 31 10. 1791 ist als „Erträgnis vom Komedienhaus“ erwähnt: 11. Merz aus dem Komedienfond

3 fl 45 kr

1. May aus dem Komedienfond

7 fl 51 kr

1. July aus dem Komedienfond

16 fl 33 kr

30. August aus dem Komedienfond

4, bis Mai weitere 7 bis 8, im Mai und Juni etwa 16, im August 3 Aufführungen. Die·1792er Rechnung (Rechnungsjahr ‒ sogen. „Militärjahr“ ‒ vom 1. 11. 1791 bis 31. 10. 1792) besagt: 5 fl von dem Theater empfangen 2 fl 16 kr vom Theater empfangen 1 fl vom Theater empfangen 3 fl 36 kr vom Theater empfangen 3 fl vom Theater empfangen

3 f1

Das ergäbe, wollte man die vor dem Theaterbau übliche Abgabe von 20 kr je Aufführung noch gelten lassen, den Schluss, dass bis 11. März 1791 etwa 11, bis Mai weitere 22, im Mai und Juni weitere 51 und im August 9 Aufführungen stattgefunden hätten. Das erscheint aber denn doch wenig glaubhaft, zumal man ja dem Komödienfonds jetzt sicherlich einen höheren Anteil zur Abstattung der für das Theater gemachten Aufwände zugemutet haben dürfte. Es ist also anzunehmen, dass (wie später 1796) auch jetzt schon je Aufführung 1 fl an die Stadtkasse zu erstatten war; es ergäben sich demnach bis 11. März 1791 etwa 3 bis

Das ergäbe etwa 5, 2, 1, 3 und 3 Vorstellungen. Die 1793er Rechnung (1. 11. 1792 bis 31. 10. 1793) weist aus: 5 fl

17. Merz vom Theater erhalten

6 fl

3. April vom Theater erhalten

1 fl 48 kr

1. September vom Theater empfangen

2 fl 32 kr

7. Oktober vom Theater empfangen 10. et 29. Oktober vom Theater empfangen

6 fl 7 fl 30 kr

Auch hier ergäben sich nach dem Ein-Gulden-Satz 5, 6, 1 bis 2, 2, 6, 7 Aufführungen.

Abbildung des Theaterzettels „Der Trauerschmaus“, Grein, 1793.

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den 18. Jenner vom Theater erhalten

Aus dem Jahr 1791 ist uns ein höchst wichtiger und seltener Beleg für die Greiner Theater-Geschichte überkommen. Es ist der älteste erhaltene Greiner Theater-Zettel. Er ist auf einen Bogen Schöpfpapier mit dem Wasserzeichen I. M. (Jakob Merz in Harrachstal) mit Galltinte handgeschrieben und lautet: „Sonntag, den 13ten Jenner 793. wird auf den bürgl. Theater der Stadt Grein Zum Behuf der Armen aufgeführt werden. Der Trauerschmaus oder: Der Bäckermeister Kasperl. Ein Lustspiel in Drey Aufzügen. Anfang ist um „6“ (ausgebessert in „7“) „Uhr“. Höchstwahrscheinlich handelte es sich auch diesmal um eine Liebhaber-Vorstellung. (Brachmann)

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Mit Sicherheit meint der Titel „Der Trauerschmaus oder der Bäckermeister Kasperl“ das Stück „Alles Schwarz, nichts weiß oder der Trauerschmaus“ von Karl Friedrich Hensler, gedruckt in Wien 1790.

hätten. Die Gräfin schenkt ihm zum Trost für seine Leiden und Qualen einen Beutel mit Golddukaten. Die Kasperl-Handlung ist grausam und sadistisch, aber typisch für diese Art von Theaterstücken. Die Qualen anderer

Der Titel wurde wahrscheinlich der örtlichen Inszenierung angepasst und stellt den Kasperl als Bäcker in den Vordergrund. Die Formulierung „Alles weiß, nichts Schwarz“ äußert die Hauptfigur gegen Ende des Stückes und bezieht sich dabei auf die Farbe der Saaldekoration. Das Stück besteht aus zwei Handlungssträngen an zwei Orten: dem gräfliche Schloss, in dem der Graf von Leyden und die Gräfin von Leyden über zeitgenössische Gesellschaftsfragen diskutieren: „Muss man in der Besetzungsliste dieses Original-Lustspieles. Ehe einander treu sein, wenn man nicht aus Liebe geheiratet hat?“, und der Backsind den Zusehern oftmals eine stube des Bäckers Kasper Simmel, Unterhaltung, dazu braucht man dem vorgegaukelt wird, seine Frau nicht Ernst Fischer bemühen der sei gestorben. Zum Gaudium werdazu meine: „Der habsburgische den drei heiratslustige Witwen auf Untertan jubelte, dass es auf der ihn angesetzt, die sich dem weiBühne ein Geschöpf gab, das noch nenden Mann in klamaukhafter weitaus ärger getreten, erschreckt, Weise anbieten. gefoppt wurde als er selbst.“ In dieses sadistische Bild passt auch Bevor er eine von diesen heiratet, die Tatsache, dass 2015 in den tritt auf wundersame Weise die Beständen des Greiner Schützenverstorben geglaubte Bäckerin vereins von Karl Hohensinner wieder auf. Es wird zum Festmahl eine Schützenscheibe identifigeladen, Graf und Gräfin von Leyziert werden konnte, welche dieden treten in der Backstube auf se Theaterfigur des Kasperls darund erklären, dass sie mit dem stellt. Sie zeigt eine Figur, die sehr Bäcker nur einen Scherz getrieben starke Ähnlichkeit mit dem Lin-

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zer Kasperl besitzt und trägt die Aufschrift „Des ia a Nasn, 1793“. Mit der allergrößten Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um die Figur aus dem Theaterstück. Die Pupille des Kasperls stellt das Ziel für den Schützen dar. Mehr-

Erster Akt des Stückes – Graf und Schulmeister.

fach wurde die Ansicht geäußert, der Greiner Kasperl habe starke Ähnlichkeit mit antisemitischen Karikaturen späterer Zeit. Dies ist durchaus möglich, setzte doch nach dem Tod Kaiser Joseph II. in Österreich wieder stärkerer Antisemitismus ein. Was in Grein tatsächlich aus dem sehr umfangreichen Textbuch des Karl Friedrich Hensler für die Greiner Aufführung 1793 verwendet wurde und wie diese Inszenierung aussah, entzieht sich für immer unserer Kenntnis, was vielleicht auch besser so ist!

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Andrea Euler berichtet im Führer für das Linzer Schlossmuseum: Hanswurst galt vor 200 Jahren als nichtsnutziger Faulpelz und Trunkenbold. Sein Aussehen war geprägt durch die Figuren des Steyrers Joseph Anton Stranitzky (gest. in Wien 1726) und seines Nachfolgers Gottfried Prehauser: ein als »Salzburger Bauerntracht« bezeichnetes Kostüm, grüner spitzer Hut, „Narrenkröse“, lange braune Hose mit breiten Trägern, roter Brustfleck unter einer offenen grünen Jacke. Dazu kamen ein schwarzer Bart und eine Hakennase im groben Gesicht. Der 1853 ernannte Landeskonservator für Oberösterreich der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, Adalbert Stifter, erwarb die aus Holz geschnitzte und bekleidete Figur 1862 aus dem Nachlassfundus des Böck’schen Theaters. 1759 wird Gallus Pöckl (Böckl) als Marionettenspieler in den Steyrer Ratsprotokollen erwähnt. Er unterhielt das Publikum – auch in Linz – ab 1777 im sogenannten

Sommertheater. In der einfachen Bretterhütte vor dem Pfarrtor in der Höhe Zollamtstraße führten zu den beiden Jahrmarktzeiten reisende Truppen ihre Hanswurstiaden auf. In einem Anbau am Stadel gab es eine „Vorrichtung für ein Policinello- oder Marionettenspiel, um die immer vor dem Theater stehenden Leute anzulocken, in das Stück hineinzugehen“. Eine der dort auftretenden Figuren war der „Linzer Kasperl“, der in keiner Theatergeschichte fehlt, weil mit ihm die Volkskomödie eine Wendung ins Lokale genommen hat. Bis dem Hanswurst Mitte des 18. Jahrhunderts der Garaus gemacht werden sollte, vergnügten sich auch bessere Kreise an seinen derben Späßen. Im Linzer Schlossmuseum entwickelte sich die außergewöhnlich große, über 70 Zentimeter messende Puppe, zu einem so beliebten Leihobjekt und zum Maskottchen der Aktion „Vorschulkinder im Museum“, dass 1989 von Leopold Raffetseder, Bildhauer und Restaurator im Oberösterreichi-

Schützenscheibe mit Kasperl-Darstellung, Grein, 1793.

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Der bekannte Linzer Kasperl, eine Marionettenfigur im OÖ. Landesmuseum.

schen Landesmuseum, eine Kopie des Originals angefertigt wurde. Seither können Museumsvermittler und Pädagogen versuchen, durch geschicktes Bewegen des Lenkkreuzes nicht nur alle Gliedmaßen des „Linzer Kasperls“ zu bewegen, sondern ebenso seine Augen rollen und den Unterkiefer auf- und zuklappen zu lassen. Andrea Euler „Die alten Greiner malten den Kasperl auf eine Schützenscheibe. Die Kreise der Scheibe gehen konzentrisch von der Pupille aus. Darauf wurde so richtig mit den Vorderladern draufgepfeffert. Die großkalibrigen Durchschüsse sind noch gut zu sehen.“ Karl Hohensinner

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Das nächste bekannte Theaterstück ist „Das neue Sonntagskind“ von Joachim Perinet nach dem Theaterstück „Der Furchtsame“ von Philipp Hafner, Musik von Wenzl Müller. Im Stadtarchiv Grein sind die Notenhandschriften für die Musikbegleitung erhalten. Sie tragen den Titel „Das neue Sonntagskind, eine komische Oper, nach dem ‚Furchtsamen‘ von Joachim Perinet“. Die Musik ist von Wenzl Müller, Kapellmeister im Leopoldstädter Theater in Wien, 1793. Die Oper erschien 1795 im Druck. Die Greiner Handschrift ist somit sehr alt. Gustav Brachmann führt dazu folgend aus: „31. 10. 1794 von Theater Fond ist bezahlt worden 18 fl“ ‒ also wohl 18 Aufführungen. „Joseph Steiner zahlt 31. 12. 1794 von dem Theater 1 fl“ ‒ also offenbar eine Aufführung.

Die ältesten Noten im Greiner Theaterarchiv, 1794.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass schon in diesem Jahre das offensichtlich sehr beliebte heitere Singspiel in zwei Aufzügen „Das neue Sonntagskind“ nach Joachim Perinet mit Musik von Wenzel Müller (1793, gedruckt in Leipzig 1794) auch in Grein aufgeführt wurde. Papier und Schrift der im Stadt-Archiv aufbewahrten Noten sprechen für so frühe Zeit, wogegen die vorhandenen Rollenhefte dieser Oper, wie unten erwähnt werden wird, jünger sind. Brachmann berichtet über die spätere Aufführungen dieses Stückes: Am 29. 6. 1826 wurde „Das neue Sonntagskind“ von J. Perinet und W. Müller

gespielt, wie oben bemerkt, kaum das erstemal seit dem Bestande des Theaters. Es brachte 64 fl 57 kr, wogegen die zweite Aufführung am 16. 8. 45 fl 54 kr abwarf. Theaterschminke mußte man von auswärts beziehen, was samt Botenlohn 1 ft 51 kr ausmachte, den Zimmerleuten (wohl für Bühnenarbeit) zahlte man 1 fl 45 kr, dem Schulmeister und Musiker Pernecker wieder 5 fl 24 kr. Neben mehreren ihrem Zweck nach nicht näher feststellbaren Auslagen sind „zur Purschenbetheilung 10 fl“ und „Hrn. Gründlinger für das Armeninstitut 10 fl“ erwähnt. Samt dem vorjährigen Übertrag schloß das Jahr mit 15 fl 6 kr Gewinn ab. Da eines der handschriftlichen Rollenhefte zum mehrfach erwähnten Singspiel „Das neue Sonntagskind“ den Vermerk „12. 1. 1829“ trägt, darf wohl in diesem Jahr, wie schon oben gesagt, auf nochmalige Aufführung dieses Stückes geschlossen werden. (Brachmann).

Notensammlung im Theaterarchiv.

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